db 2017-1 Internet
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durch<br />
blick<br />
Nr. 1/<strong>2017</strong><br />
Seit 1986<br />
kostenlos<br />
Autorenzeitschrift<br />
... nicht nur für Senioren<br />
MEINUNGEN<br />
INFORMATION<br />
PERSPEKTIVEN<br />
UNTERHALTUNG<br />
KULTUR<br />
Wippen<br />
Federn<br />
Hüpfen<br />
Seite 54
Inhaltsübersicht<br />
Kurz berichtet6<br />
Muttertag 16<br />
Ein Ofen wärmte den Busanhänger 18<br />
Verkehrsmittel der Zukunft 20<br />
Jedanke zom Fröhjoahr 21<br />
Mundart 22<br />
Der Kommentar 24<br />
Gedanken einer Blumenzwiebel 25<br />
Frühlingsgedichte 25<br />
Etwas über die verordnete Keuschheit von Geistlichen 26<br />
Die Glocken der Martini-Kirchen 28<br />
Willi Bürger 30<br />
Astrid E. Schneider 31<br />
Vom Stahl zum Holz 32<br />
Erfrischend unbrav 34<br />
Buchbesprechungen 35<br />
In einem grossen dunklen Wald 36<br />
Einmal Allgäu und zurück 39<br />
Die Schachspielerin 40<br />
Industrie trifft Photokunst 43<br />
Schöne moderne Medienwelt 44<br />
Zukunftsfähige Gemeinschaften 46<br />
Entlastungsdienste helfen 48<br />
Seit elf Jahren aktiv 50<br />
Bürokratische Hürden im Alter 52<br />
Kultur 53<br />
Wippen, federn, hüpfen 54<br />
Gedächtnistraining 56<br />
Als unser Haus niederbrannte 58<br />
Endlich leben 60<br />
Backestage 64<br />
durchblick verlost Freikarten 64<br />
Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 65<br />
Wiederkehrende Termine 66<br />
Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 68<br />
Leserbriefe 73<br />
175 Jahre und kein bisschen müde 73<br />
Seniorenbeiratswahl im Juli <strong>2017</strong> 75<br />
Multikulti und der Brexit 76<br />
Es fiel uns auf / Lösungen 78<br />
Zu guter Letzt / Impressum 78<br />
Aus der Redaktion<br />
U<br />
nser Titelbild zeigt Klaus Hüner, der als Sportlehrer in unregelmäßigen Abständen<br />
Trendsportarten im durchblick vorstellt. Ziel soll es bei den ab Seite 54 beschriebenen<br />
Trampolinübungen natürlich nicht sein, halsbrecherische Sprünge zu vollziehen.<br />
Es reicht schon, durch einfaches Training den Gleichgewichtssinn zu schärfen.<br />
Auf Seite 16 finden Sie einen Beitrag passend zum Muttertag. Die Autorin Eva<br />
Schumacher versteht es auf nette Weise ihre Mutter zu würdigen, nicht schwülstig und<br />
kitschig, sondern mit Dankbarkeit, Liebe und einem humorvollen Augenzwinkern.<br />
Ihnen viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 3
Kurz berichtet<br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 5
Kurz berichtet<br />
Hessischer Staatspreis<br />
Autobahnkirche Siegerland gekürt<br />
Wilnsdorf. Erneut ist die Autobahnkirche<br />
Siegerland mit einem Preis gekürt<br />
worden. Das überkonfessionelle<br />
Gotteshaus wurde mit dem Hessischen<br />
Staatspreis für Universelles Design 2016<br />
ausgezeichnet. Das Hessische Ministerium<br />
der Finanzen und das Hessische<br />
Sozialministerium haben gemeinsam<br />
diesen Preis unter dem Motto „smart<br />
und mobil“ im Rahmen des Hessischen<br />
Angst nehmen<br />
Foto: Veranstalter<br />
Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonventionen<br />
ausgelobt.<br />
Besonderes Augenmerk wurde auf Barrierefreiheit<br />
sowie die Berücksichtigung<br />
einer alters- und herkunftsunabhängigen<br />
Gesellschaft gelegt. Die Idee der Inklusion<br />
ist dabei zentraler Leitgedanke. Die<br />
offizielle Preisverleihung fand am 1. November<br />
2016 in der International School<br />
of Management in Frankfurt statt. <br />
Siegen. Meist sind es keine bewussten<br />
Regelverstöße, die bei älteren Verkehrsteilnehmern<br />
zu einem Unfall<br />
führen. Oft liegt es an einer nachlassenden<br />
Leistungsfähigkeit. Experten<br />
setzen sich nun mit dem Thema auseinander.<br />
Wichtig ist, den Betroffenen<br />
zunächst die Angst vor der Immobilität<br />
zu nehmen und Alternativen zur bisherigen<br />
Mobilitätsweise für sie zu finden.<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.deutsche-verkehrswacht.de <br />
Unabhängig<br />
mit neuen Medien<br />
Siegen.Viele ältere Menschen haben<br />
den Wunsch, mehr Kontakt zur Familien<br />
oder Mitmenschen zu haben. Wer bisher<br />
noch nie etwas mit Computer und <strong>Internet</strong><br />
zu tun hatte, findet in einem Tablet<br />
oder Smartphone einen guten Begleiter.<br />
Im <strong>Internet</strong> nach Infos suchen, mit der<br />
Familie über Skype oder einen Messenger<br />
kommunizieren, E-Mails schreiben,<br />
fotografieren, Bücher lesen und Filme<br />
in den Mediatheken der Fernsehsender<br />
anschauen, all dies ist möglich. Messenger<br />
wie WhatsApp, Telegram-Messenger<br />
usw. sind interessant, da sie einfach<br />
zu bedienen sind. Man kann Texte,<br />
Bilder und Sprachnachrichten übermitteln.<br />
Mit dem Austausch von Fotos und<br />
Sprachnachrichten kann man am Leben<br />
Anderer teilhaben.<br />
Mit speziellen Apps kann man<br />
auch Bücher lesen. Vorteil: Man kann<br />
die Schrift so einstellen, wie man sie<br />
braucht. Zeitung und Nachrichten lesen<br />
ist problemlos möglich, auch hier lässt<br />
sich die Schrift größer zoomen. Radio<br />
hören geht ebenso – sogar mit einem<br />
weltweiten Angebot an Sendern. Übers<br />
<strong>Internet</strong> kann man sich über Produkte<br />
und andere Angebote schlau machen,<br />
schauen was im Theater oder Kino gespielt<br />
wird. Wer sich nach einer Weile<br />
sicher fühlt, kann natürlich auch online<br />
einkaufen. Für ältere Menschen ist es<br />
eine unglaubliche Bereicherung, sich<br />
mit einem mobilen Gerät vertraut zu<br />
machen und damit wieder mehr von<br />
der Welt um sie herum mitzubekommen.<br />
Wer mag, kann sich auch z.B. bei<br />
Feierabend.de anmelden, um sich mit<br />
Anderen auszutauschen. Für viele Senioren<br />
ist es sehr wichtig, sich selbständig<br />
über die täglichen Dinge Informationen<br />
zu suchen und ihr Wissen zu erweitern.<br />
Nicht abgehängt zu sein und mitreden<br />
zu können, geben ein gutes Gefühl.<br />
Das Senec@fé im Haus Herbstzeitlos<br />
bietet Senioren die Einarbeitung in die<br />
Bedienung von Smartphone und Tablet<br />
an. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter helfen<br />
beim Einstieg.<br />
Informationen unter: Senec@fé Treffpunkt<br />
Neue Medien, Marienborner Str.<br />
151, Haus Herbstzeitlos, 57074 Siegen,<br />
www.senioren-siegen.de<br />
<br />
Siegen. Mit dem Vortrag „Kunst und<br />
Hirn“ startet die Veranstaltungsreihe „…<br />
abends in der Galerie“ in das Programm<br />
des ersten Halbjahres <strong>2017</strong>. Kulturabteilung<br />
und Kunstverein Siegen haben<br />
diese Reihe 2016 ins Leben gerufen, um<br />
durch Diskussionen, Vorträge und Konzerte<br />
ein Forum für den Austausch zwischen<br />
Kulturinteressierten zu schaffen.<br />
Nach dem Fotokreis Siegen werden<br />
in der Galerie Haus Seel bis einschließlich<br />
Juni fünf weitere Aussteller,<br />
Künstler und Künstlergruppen zu Gast<br />
sein. Dazu gehören die Gesellschaft für<br />
Kurz berichtet<br />
Kulturinteressierte<br />
abends in die Galerie<br />
Niele Toroni Rubenspreisträger <strong>2017</strong><br />
Christlich-Jüdische<br />
Zusammenarbeit<br />
(GCJZ), die Kunststudierenden<br />
der<br />
Universität Siegen<br />
mit zwei verschiedenen<br />
Präsentationen,<br />
der Maler<br />
René Schömakers<br />
auf Einladung des<br />
Kunstvereins und<br />
die Arbeitsgemeinschaft<br />
Siegerländer<br />
Künstler mit ihrer<br />
Präsentation „Voll-<br />
RETRO-déjá vu“.<br />
Das Begleitprogramm „…abends in<br />
der Galerie“ umfasst neun Termine, die<br />
sie in dem Veranstaltungsteil dieser Ausgabe<br />
finden.<br />
Im Vorgriff auf die Sommerausgabe<br />
des durchblick können wir schon verraten,<br />
dass nur wenige Tage vor der Verleihung<br />
des Rubenspreises an Niele Toroni<br />
Dr. Müller-Zimmermann am 22. Juni<br />
einen Blick zurück auf die Geschichte<br />
des Rubenspreises der Stadt Siegen<br />
wirft. Damit schließt das Programm „…<br />
abends in der Galerie“ für die erste Hälfte<br />
<strong>2017</strong> ab.<br />
<br />
Symposium<br />
Prostatakrebs erkennen und behandeln<br />
Foto: wikimedia commons<br />
Siegen-Weidenau. Am Samstag, den 4.<br />
März findet in der Bismarckhalle in Siegen-Weidenau<br />
zum 13. Mal das „Siegener<br />
Prostata-Symposium“ statt. Geleitet<br />
wird die Veranstaltung von den beiden<br />
Chefärzten, Dr. Johannes Spelz (Kreisklinikum)<br />
und Dr. Peter Weib (Diakonie<br />
Klinikum Jung-Stilling).<br />
Nachmittags richtet sich die Veranstaltung<br />
an die Öffentlichkeit. Zunächst<br />
informiert ein Arzt über das<br />
Thema „Welche medizinischen Möglichkeiten<br />
haben Ärzte in unserer Region,<br />
Prostatakrebs zu erkennen und<br />
zu behandeln?“ Anschließend findet<br />
ein „Arzt-Patienten-Seminar“ statt.<br />
Unter dem Leitgedanken „Patienten<br />
fragen – Ärzte antworten“ können Besucher<br />
Ärzten Fragen stellen und sich<br />
kostenlos eine Zweitmeinung zu ihrer<br />
Erkrankung einholen.<br />
Fest steht, dass ein gut informierter<br />
Patient mit seiner Krankheit besser umgehen<br />
kann. Unter dem Motto „Wissen<br />
ist Macht“ lädt die Siegener BPS-Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe<br />
Betroffene,<br />
Angehörige und interessierte Laien<br />
zu der Veranstaltung ab 14 Uhr ein. Es<br />
gibt die Gelegenheit, von Fachärzten informiert<br />
zu werden und Antworten auf<br />
persönliche Fragen zu bekommen.<br />
Das Programm der Veranstaltung ist<br />
unter anderem in den Sekretariaten der<br />
genannten Kliniken erhältlich.<br />
Informationen unter: 02735-5260<br />
www.prostatakrebs-siegen.de <br />
6 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 7
Siegen. 20.000 Notfallausweise hat<br />
der Seniorenbeirat der Stadt Siegen in<br />
der Krönchenstadt verteilt. Der gesponsorte<br />
Ausweis liegt inzwischen bei den<br />
meisten Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäusern,<br />
Sparkassen-Filialen und in<br />
Kurz berichtet<br />
Notfallausweise verteilt<br />
Hinweise für Arzt und Krankenhaus<br />
Werben für den neuen Notfallausweis: Die Mitglieder des Siegener Seniorenbeirats<br />
den SZ-Geschäftsstellen am Obergraben<br />
und in Weidenau aus. Auf dem Notfall-<br />
Ausweis können alle wichtigen Informationen<br />
über Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte,<br />
aktuelle Medikamente<br />
und Hilfsmittel eingetragen werden.<br />
10 Jahre worldmusic-Konzerte<br />
Foto: Veranstalter<br />
Wichtige Angaben sind auch Kontaktinfos<br />
zum Hausarzt, zur Krankenkasse und<br />
zu den zu benachrichtigenden bzw. bevollmächtigten<br />
Personen. Das Dokument<br />
sollte immer an zwei Stellen Platz finden.<br />
Zum einen sollte jeder den Ausweis<br />
immer bei sich tragen, zum andern sollte<br />
er an einem gut sichtbaren Platz in der<br />
Wohnung angebracht werden. In der<br />
jüngsten Beiratssitzung in der Weidenauer<br />
Bismarckhalle dankte Beiratsvorsitzender<br />
Dr. Horst Bach vor allem dem<br />
vorbereitenden Arbeitskreis „Gesundheit<br />
und Pflege“ mit seinen Sprechern Dr.<br />
Wolfgang Bauch und Dr. Maria Czell sowie<br />
allen Beiratsmitgliedern, die sich mit<br />
großem Engagement und einem hohen<br />
Zeitaufwand für die Verteilung der Ausweise<br />
eingesetzt haben. <br />
<br />
Netphen. Im<br />
Notfall wissen<br />
Rettungskräfte<br />
nicht, wo sich<br />
Notfalldaten<br />
in der Wohnung<br />
befinden.<br />
Die Senioren-<br />
ServiceStelle<br />
hat ein neues<br />
Kurz berichtet<br />
Wichtige Informationen<br />
im Kühlschrank aufbewahren<br />
Angebot: die<br />
Notfalldose.<br />
„Diese Idee ist<br />
so einfach wie<br />
genial“, so Eva Vitt von der Senioren-<br />
Service-Stelle. Netphen ist jetzt die<br />
erste Kommune im Kreis Siegen-Wittgenstein,<br />
die die Notfalldose verteilt. In<br />
ihr befindet sich ein Infoblatt, auf dem<br />
die wichtigsten Informationen zu möglichen<br />
Vorerkrankungen, zu Medikamenten,<br />
Unverträglichkeiten und Allergien,<br />
Kontakte zum Hausarzt und zum ambulanten<br />
Pflegedienst,<br />
Hinweise auf<br />
Patientenverfügung,<br />
Organspende<br />
Ausweis und<br />
vor allem, wer<br />
im Notfall<br />
kontaktiert<br />
Der stellvertr. Wachleiter Johannes Merle, Eva Vitt<br />
von der Senioren-Service-Stelle und Bürgermeister<br />
Paul Wagener präsentierten die Notfalldose<br />
Foto: Stephanie Reinelt<br />
werden soll,<br />
eingetragen<br />
sind. Die Dose<br />
wird im<br />
Kühlschrank aufbewahrt und mit einem<br />
Aufkleber versehen. Die Rettungswache<br />
wurde über das Projekt informiert, damit<br />
gezielt nach der Notfalldose Ausschau<br />
gehalten werden kann. Die Stadt Netphen<br />
hat zunächst 1.250 Notfalldosen<br />
angeschafft, die kostenlos bei der Senioren-Service-Stelle<br />
abgeholt werden<br />
können.<br />
<br />
Siegen. Mit der Eröffnung des KrönchenCenters<br />
im Februar 2007 ging<br />
auch die neue Veranstaltungsreihe von<br />
KulturSiegen unter dem Titel – worldmusic<br />
– an den Start. Die Entscheidung<br />
von damals zur Beteiligung am NRWweiten<br />
Netzwerk Klangkosmos mit unterschiedlichen<br />
Akteuren aus rund 30<br />
Kommunen hat sich bis heute bewährt.<br />
Zu den sechs worldmusic-Konzerten<br />
in Siegen kommen regelmäßig 80 – 120<br />
Gäste, die wechselnd im KrönchenCenter,<br />
im Museum für Gegenwartskunst und<br />
open-air in der Alfred-Fißmer-Anlage<br />
Foto: Veranstalter<br />
stattfinden. In 2016 waren es rund 780.<br />
Personen Das Ziel dieser Reihe ist es<br />
Bildung und Kultur zu verbinden und<br />
Musik aus allen Ecken der Welt hautnah<br />
erlebbar zu machen.<br />
Die Ensembles zeichnen als musikalische<br />
Botschafter eindrucksvolle<br />
Klangbilder, spielen auf vertrauten oder<br />
auch exotischen Instrumenten, teilen<br />
Melodien und Rhythmen von Ritualen<br />
und Festen und dies in Musikstilen, die<br />
uns eine Ahnung von der Schönheit der<br />
Musiken der Welt geben.<br />
Dabei sollen die Konzerte nie auf Inseln<br />
der Glückseligkeit stattfinden. Die<br />
politischen, ökologischen und sozialen<br />
Katastrophen und aktuellen Themen der<br />
Welt spiegeln sich regelmäßig in den<br />
Konzerten. <br />
<br />
Tag der Begegnung<br />
Im Zeichen des Chorgesangs<br />
Foto: Rita Petri<br />
Siegen. Am 10. Juni ist es wieder soweit:<br />
Auf dem Bismarckplatz in Siegen-Weidenau<br />
geht der 21. Tag der Begegnung<br />
über die Bühne.<br />
Von 11 bis 16 Uhr präsentieren sich<br />
rund 40 Selbsthilfegruppen, Vereine und<br />
Verbände aus der regionalen Arbeit von<br />
und für Menschen mit Behinderung. Neben<br />
Gesprächen und Mitmachaktionen an<br />
den Infoständen wird es dort teils auch<br />
Speisen und Getränke geben und natürlich<br />
wird auf der zentralen Bühne wieder<br />
ein vielfältiges Musikprogramm geboten.<br />
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Tag<br />
stark im Zeichen des Chorgesanges stehen<br />
wird: „Sing Along Siegen erweisen<br />
uns die Ehre und der Seemanns-Chor MK<br />
v. 1907 wird uns 60 Minuten lang in die<br />
herzlich, rauhe Welt der Seefahrt entführen“,<br />
so die Veranstalter.<br />
Mehr kann bzw. will die „Arbeitsgemeinschaft<br />
Tag der Begegnung“ nicht<br />
verraten, möchte aber schon heute dazu<br />
aufrufen, sich den Termin im Kalender<br />
deutlich vorzumerken – Näheres<br />
berichten wir dann in der nächsten<br />
Ausgabe, die Ende Mai erscheint.<br />
Weitere Informationen erteilen die<br />
Beauftragten für Behindertenfragen,<br />
Rainer Damerius 0271/404-2142 und<br />
Regina Weinert 0271/404-2140. <br />
Rainer Damerius<br />
8 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 9
Kurz berichtet<br />
Erfolgreiche Fotoausstellung von Gudrun Neuser<br />
Tierporträts im Forsthaus Hohenroth<br />
Kurz berichtet<br />
Alte Zöpfe abschneiden<br />
Wilnsdorfer Männerchor wagt Neubeginn<br />
Netphen. Ihre Tier- und Naturfotografien<br />
präsentiert Gudrun Neuser aus Siegen<br />
derzeit in einer Einzelausstellung im<br />
Forsthaus Hohenroth. Vielen Zeitungslesern<br />
sind ihre Blumen- und Tierportraits<br />
schon seit längerem bekannt.<br />
Im <strong>Internet</strong> ist Gudrun Neuser schon<br />
lange in speziellen Fotoforen unterwegs<br />
und gewann letztes Jahr sogar den<br />
Hauptpreis bei einem Fotowettbewerb<br />
des Kameraherstellers Panasonic. Erstaunlich<br />
ist, dass es ihr gelingt, trotz<br />
Handicap und nur mit einer Hand, so<br />
einfühlsame Naturfotos zu erschaffen.<br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
Viel Geduld muss sie manchmal aufbringen,<br />
um den richtigen Moment abzupassen,<br />
um Tiere in ihrer Umgebung – vom<br />
winzigen Insekt, über den heißgeliebten<br />
Familienhund bis zum röhrenden Hirschen<br />
– festzuhalten.<br />
Neben dem eigenen Garten, ist Hohenroth<br />
einer ihrer Lieblingsplätze.<br />
Sie kennt fast jeden Hirsch und jede<br />
Hirschkuh mit eigenem Namen. Hier<br />
an der Eisenstraße kann man mit etwas<br />
Glück Gudrun und ihren Mann Wolfgang,<br />
der auch ein exzellenter Fotograf<br />
ist, bei jeder Jahreszeit mit ihrer Kamera<br />
antreffen. Im Sommer sind die zwei<br />
gern auch mit dem Fahrrad, Gudrun mit<br />
ihrem Hase Bike, einem Liegendfahrrad,<br />
auf der Salchendorfer Höhe unterwegs<br />
und auf Motivsuche. Bei der Ausstellungseröffnung,<br />
die viele Interessierte<br />
und neugierige Wanderer lockte, betonte<br />
Gudrun Neuser: „Ich möchte mit dieser<br />
Ausstellung behinderten Menschen Mut<br />
machen, auch kreativ zu sein“.<br />
Die Ausstellung ist bis zum 26. März zu<br />
sehen. Nähere Information unter www.<br />
waldland-hohenroth.de<br />
<br />
Tessie Reeh<br />
In ungewöhlichem Rahmen ließ sich der Männerchor Wilsndorf ablichten<br />
Wilnsdorf. In diesem Jahr wird der<br />
„Männerchor 1888 Wilnsdorf“ 129 Jahre.<br />
Keine Selbstverständlichkeit, haben es<br />
traditionelle Männerchöre nicht gerade<br />
leicht zu überleben. Dies hat vielfältige<br />
Gründe, angefangen von der sogenannten<br />
Überalterung, fehlendem Nachwuchs<br />
bis hin zu mangelnder Weiterentwicklung.<br />
Diesem negativen Trend will<br />
der „MC 1888“ entgegentreten. So unterzogen<br />
sich alle Sänger einem Stimmcheck.<br />
Ein für Viele überraschendes<br />
Foto: Veranstalter<br />
Ergebnis zeigte, dass diese<br />
Maßnahme erforderlich<br />
war. Das bedeutet wiederum<br />
ein Umdenken und eine<br />
Umorientierung. Das neue<br />
Jahr begann dann auch mit<br />
neuem Liedgut moderner<br />
Stilrichtungen, um den<br />
Chor in die richtigen Bahnen<br />
zu lenken.<br />
Dieser Neubeginn ist eine<br />
gute Gelegenheit für neue<br />
Sänger, beim „Männerchor<br />
1888“ einzusteigen,<br />
ist doch der Chor von der<br />
Altersstruktur her gut aufgestellt<br />
und einer der zahlenmäßig<br />
stärksten Chöre im Kreis. Der<br />
Chor probt montags um 20.15 Uhr im<br />
Martiniheim Wilnsdorf unter der Leitung<br />
von Thomas Bröcher.<br />
Informationen über den Chor gibt es unter:<br />
www.mc.sb-wi.de. <br />
<br />
Neuer Chorleiter<br />
Singen stärkt Wohlbefinden<br />
Tagesfahrten<br />
ab Hilchenbach<br />
Siegen. Der interkulturelle Chor Siegerland<br />
begeht das neue Jahr mit neuem<br />
Chorleiter. Die Chorproben gehen<br />
dienstags unter Leitung von Chordirigent<br />
Gottfried Herrmann (Deutschland)<br />
weiter. Die bisherige Chorleiterin Frau<br />
Thuc-Hier Ho (Vietnam) bleibt als Stellvertreterin<br />
erhalten.<br />
Die Mitglieder kommen aus verschiedenen<br />
Herkunftsländern. Naturgemäß<br />
singt der Chor bekannte internationale<br />
Lieder auch in Fremdsprachen. Wer<br />
Spaß am Singen hat, kann einfach vorbeischauen.<br />
Zielgruppen sind Menschen<br />
ohne Altersbeschränkung, Deutsche<br />
und Nichtdeutsche (Zugewanderte und<br />
Flüchtlinge), Nichtbehinderte und Behinderte.<br />
Alle sollen sich in einem ungezwungenen<br />
Kontext begegnen.<br />
Mit der Musik hat man ein verbindendes<br />
Element gefunden. Gesungen<br />
wird in jeder Kultur und zu jeder Zeit.<br />
Singen stärkt das Wohlbefinden und<br />
fördert die Gemeinschaft. Außerdem<br />
sollen Akzeptanz und menschliche Nähe<br />
vermittelt werden. Dadurch wird das<br />
Wissen gestärkt, Fertigkeiten verbessert<br />
und das Selbstwertgefühl aufgebaut. <br />
Hilchenbach. Der DRK Ortsverein<br />
Hilchenbach bietet für Senioren drei<br />
Tagesfahrten für die Saison <strong>2017</strong> an.<br />
Kauf- und Besichtigungsmöglichkeiten<br />
werden miteinander verquickt.<br />
Interessenten, die sich im Februar,<br />
August oder Oktober für eine Reise<br />
interessien und teilnehmen möchten,<br />
können sich in der Begegnungsstätte,<br />
Ruinener Weg 2 in Hilchenbach informieren,<br />
oder unter den Telefonnummern<br />
02733/286016, 02733/128217,<br />
02733/7212 anrufen und detallierte<br />
Informationen erhalten.<br />
<br />
10 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 11
Kurz berichtet<br />
Kurz berichtet<br />
Bewegungsangebote<br />
Siegener Senioren sportlich<br />
Ernst Göckus, Klaus Leukel und Michael Horak (v.lks.)<br />
präsentieren die vom Siegener Seniorenbeirat erstellte Informationsbroschüre.<br />
Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat informiert<br />
in einer Broschüre über Bewegungsangebote<br />
für Senioren. Diese liegt<br />
in sämtlichen Rathäusern, Stadtteilbüros,<br />
Sparkassen, Banken sowie weiteren öffentlichen<br />
Einrichtungen aus. Das Verzeichnis<br />
kann kostenlos angefordert werden unter:<br />
Regiestelle Leben im Alter,<br />
0271/ 4042202 oder<br />
per E-Mail: G.Sturm@Siegen.de.<br />
Gerade in fortgeschrittenem Alter sind<br />
körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />
verbunden mit Freude am<br />
Leben zentrale Bestandteile erhöhter<br />
Lebensqualität. Dem jeweiligen Alter<br />
angemessene Bewegungs- und Trai-<br />
ningsaktivitäten dienen damit nicht nur<br />
dem Körper, sondern zugleich auch dem<br />
Geist und der Seele, und dies unabhängig<br />
von Alter und jeweiliger körperlicher<br />
Verfassung. Für den Beirat gilt die alte<br />
und bewährte Spruchweisheit:<br />
Es wird von Ohr zu Ohr geraunt,<br />
bleib fit, gesund und gut gelaunt.<br />
Foto: Veranstalter<br />
Dieser Sportführer des Seniorenbeirates<br />
enthält Angebote zu Prävention,<br />
Rehabilitationssport, Sport für Ältere<br />
sowie zu einzelnen Wandergruppen. Interessenten<br />
setzen sich direkt mit den<br />
jeweiligen Anbietern in Verbindung,<br />
um Möglichkeiten der Teilnahme zu<br />
erfahren. <br />
<br />
Barrierefrei<br />
Bauen<br />
Siegen. Um das<br />
barrierefreies<br />
Bauen im Straßenbereich<br />
der<br />
Stadt Siegen<br />
ging es in der<br />
letzten Sitzung<br />
des Jahres 2016<br />
des Beirates der<br />
Menschen mit<br />
Behinderung<br />
Benjamin Hinkel<br />
Siegen. Benjamin Hinkel, vom Fachbereich<br />
7, Abteilung Straße und Verkehr,<br />
stellte die aktuellen Änderungen und Ergänzungen<br />
für den gleichnamigen Leitfaden<br />
vor. Gemeinsam mit der Behindertenbeauftragten<br />
Regina Weinert und<br />
dem „Arbeitskreis Bauen“ des Beirates<br />
der Menschen mit Behinderung Siegen<br />
werde diese verbindliche Baurichtlinie<br />
jährlich an neue DIN-Vorschriften angepasst.<br />
Außerdem, so erklärte Hinkel,<br />
ergäben sich immer wieder neue Erkenntnisse<br />
darüber, wie für Menschen<br />
mit Behinderung am besten barrierefrei<br />
gebaut werden müsse.<br />
Besondere Bedeutung haben in diesem<br />
Jahr geänderte Regeln zur Gestaltung<br />
von Blindenleitsystemen an Bushaltestellen.<br />
Der Leitfaden, der verbindlich<br />
für alle städtischen Baumaßnahmen ist,<br />
wird auch in Zukunft fortgeführt und<br />
Benjamin Hinkel bedankte sich für die<br />
konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Der Beirat dankte seinerseits dem engagierten<br />
Einsatz des städtischen Mitarbeiters<br />
und stimmte der aktuellen Version<br />
des Leitfadens einstimmig zu. <br />
Altersgerecht umbauen<br />
Investitionszuschuss der KfW-Bank<br />
Für altersgerechtes Umbauen stehen Mittel zur Vergügung<br />
Siegen-Wittgenstein. Nachdem im letzten<br />
Jahr die Mittel für den Investitionszuschuss<br />
455 „Altersgerecht Umbauen“, in<br />
Höhe von 49 Millionen Euro, schon im<br />
dritten Quartal aufgebraucht waren, stehen<br />
für <strong>2017</strong> wieder neue Mittel in Höhe<br />
von 75 Millionen zur Verfügung.<br />
Antragsberechtigt sind natürliche Personen<br />
oder Ersterwerber von Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern (maximal zwei<br />
Wohneinheiten) oder von Eigentumswohnungen<br />
in Wohnungseigentümergemeinschaften.<br />
Ebenso Personen als Mieter von<br />
Wohnungen und Einfamilienhäusern.<br />
Gefördert werden Maßnahmen zum<br />
Einbruchschutz (ausschließlich Einzelmaßnahmen),<br />
wie Einbruchhemmende<br />
Haus- und Wohnungseingangstüren /<br />
Nachrüstsysteme für Haus- und Wohnungseingangstüren<br />
sowie Türspione /<br />
Nachrüstsysteme für Fenster sowie einbruchhemmende<br />
Gitter und Rollläden /<br />
Einbruch- und Überfallmeldeanlagen /<br />
Baugebundene Assistenzsysteme sowie<br />
zur Barrierereduzierung (Einzelmaßnahmen<br />
und Umbau zum „Standard Altersgerechtes<br />
Haus“) aus folgenden Bereichen:<br />
Wege zu Gebäuden und Wohnumfeldmaßnahmen<br />
/ Eingangsbereich und Wohnungszugang<br />
/ Vertikale Erschließung/<br />
Überwindung von Niveauunterschieden /<br />
Anpassung der Raumgeometrie / Maßnahmen<br />
an Sanitärräumen / Sicherheit, Orientierung<br />
und Kommunikation / Gemeinschaftsräume,<br />
Mehrgenerationenwohnen.<br />
Für Einzelmaßnahmen im Bereich<br />
Barriereduzierung beträgt die Förderung<br />
10% der förderfähigen Baukosten (bis<br />
maximal 5000 Euro). Wenn Sie zum Beispiel<br />
bei einem Badezimmerumbau förderfähige<br />
Kosten von 15.000 Euro nachweisen,<br />
beträgt der Zuschuss 1.500 Euro.<br />
Foto: Rita Petri<br />
Für Einzelmaßnahmen zum Einbruchschutz<br />
beträgt die Förderung ebenfalls<br />
10% (bis maximale 1.500 Euro).<br />
Wichtig: Um den Zuschuss der KfW-<br />
Bank in Anspruch nehmen zu können, ist<br />
es zwingend notwendig, den Zuschussantrag<br />
vor Baubeginn zu stellen.<br />
Die Antragstellung erfolgt direkt bei<br />
der KfW-Bank über ein dafür zur Verfügung<br />
stehendes Zuschussportal. Die<br />
Merkblätter zum „Investitionszuschuss<br />
455“ und eine Übersicht der förderfähigen<br />
Maßnahmen stehen ebenfalls auf den<br />
<strong>Internet</strong>seiten der KfW-Bank zur Einsicht<br />
und zum Download zur Verfügung.<br />
Auskunft erteilt die Wohnberatung<br />
Siegen-Wittgenstein e.V., 57074 Siegen,<br />
St. Johann-Straße 7 0271 31392751<br />
www.wohnberatung-siwi.de <br />
In Form<br />
66 Tipps<br />
Siegen. Mit ausgewogenen Mahlzeiten<br />
und regelmäßiger Bewegung bleiben<br />
Sie fit, selbstständig und leistungsfähig.<br />
Anregungen dazu bieten die saisonal<br />
zusammengestellten Rezepte und verschiedenen<br />
Bewegungsübungen.<br />
Weitere Beispiele finden Sie in der „IN<br />
FORM MitMachBox“ und unter „IN<br />
FORM“ Deutschlands Initiative für gesunde<br />
Ernährung und mehr Bewegung.<br />
IN FORM stellt den Ratgeber „66 Tipps<br />
für ein genussvolles und aktives Leben mit<br />
66+ für Seniorinnen und Senioren“ vor.<br />
Die Broschüre kann kostenlos unter<br />
http://www.dtb-online.de/portal/gymwelt/aeltere/auf-leben.html<br />
heruntergeladen<br />
werden. <br />
<br />
12 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 13
14 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 15
Unterhaltung<br />
Unterhaltung<br />
Mut tertag<br />
oder warum meine Mama die Beste ist...<br />
Nur mal angenommen, Sie könnten ihre Mutter gegen<br />
eine andere eintauschen, würden Sie das tun?<br />
Also, ich auch nicht! Und dafür gibt es mehr als<br />
einen Grund...<br />
Neulich fiel mir durch Zufall nochmal mein altes Fotoalbum<br />
in die Hände.<br />
Eva, gerade neugeboren, Eva im Kinderwagen, Eva auf<br />
dem Wickeltisch, Eva beim Baden, Eva beim Eiersuchen,<br />
Eva beim Dies und Eva beim Das, kurz - Eva, Eva, Eva ...<br />
Fast auf jedem Foto mit dabei, manchmal auch nur durch<br />
die Hand erkennbar, die mich festhielt - meine Mutter.<br />
Mir wurde während dem Durchblättern der vielen<br />
Seiten richtig warm ums Herz, wie es einem halt so wird,<br />
wenn man spürt und sieht, was für ein geliebtes Kind man<br />
doch war.<br />
Auch als ich dann älter wurde, bewies es sich immer wieder,<br />
dass ich Mama anscheinend wirklich alles andere als<br />
egal sein musste ...<br />
Einmal, so ist es in meiner Erinnerung, wurde ich im<br />
1.Schuljahr auf dem Schulhof aus Versehen von einer Lehrerin<br />
angefahren. Außer, dass das Hinterrad ihres Autos<br />
auf meinem Oberschenkel stand, war nichts passiert. Ich<br />
nahm es auch recht locker, sagte meine Mutter doch stets<br />
aus tiefster Überzeugung, dass ihre Eva ganz und gar nicht<br />
empfindlich sei und außerdem die „starken Knochen“ ihrer<br />
Schwiegermutter geerbt habe.<br />
Also war ich nicht empfindlich, wusste<br />
ich doch siegessicher,<br />
dass das Auto meinen starken Knochen nichts anhaben<br />
konnte! Ich rief meiner Lehrerin nur laut zu, sie möchte<br />
doch bitte schnell von meinem Bein runter fahren. Diese<br />
schaute irritiert aus ihrem Seitenfenster, sah das Missgeschick<br />
und fuhr vor lauter Schreck auch noch über das<br />
andere.<br />
In der Zwischenzeit (wie mir später erzählt wurde) bekam<br />
meine Mutter zu Hause Besuch von einigen meiner<br />
Mitschüler, die ihr laut heulend mitteilten, dass ihre Tochter<br />
tot am Schulhof liege.<br />
Als ich nach erfolgreicher Befreiung in das Klassenzimmer<br />
getragen wurde, sah ich von weitem eine Frau im Bademantel,<br />
mit Schlappen an den Füßen und Lockenwickler<br />
auf dem Kopf, die schreiend und kreischend Richtung<br />
Schule rannte … Mama.<br />
Jetzt hatte ich zwar den Unfall überlebt, die dann<br />
folgenden Liebesbezeugungen meiner Mutter fast aber<br />
nicht ...<br />
Ich bekam am Abend ein Rieseneis von ihr, was in dieser<br />
Größeneinheit nun wirklich eine Seltenheit war, war ihr<br />
Leitsatz doch in Bezug auf mich, immer auf das richtige<br />
„Maß und Ziel“ zu achten!<br />
(Den Beinen war übrigens, außer, dass die Reifenabdrücke<br />
noch lange Zeit sichtbar waren, nichts passiert)<br />
Ein anderes Mal,<br />
ich war vielleicht fünf,<br />
hatte ich während<br />
eines unserer vielen<br />
Freiba<strong>db</strong>esuche<br />
mit immer prall gefüllter<br />
Kühltasche<br />
beschlossen, doch<br />
mal vom Sprungbrett<br />
der Großen<br />
zu springen. Dass<br />
ich noch nicht<br />
richtig schwimmen<br />
konnte,<br />
sah ich nicht<br />
als Hindernis<br />
an und so erklomm<br />
ich<br />
mutig die<br />
schwindelte<br />
Höhe des<br />
Zehn-Meter-<br />
Bretts.<br />
Meiner<br />
Mutter, die sich sonnte<br />
und mich im Nichtschwimmerbecken vermutete, rief und<br />
winkte ich fröhlich zu. Ich rief solange, bis sie ihren Kopf<br />
in meine Richtung hielt und ich konnte beobachten, wie<br />
sich ihr gebräuntes Gesicht von hier oben aus in einen<br />
schneeweißen Stecknadelkopf verwandelte. Allerdings<br />
brachte ich es in in keinster Weise mit mir in Verbindung,<br />
sondern wunderte mich<br />
nur. Mit Anlauf sprang<br />
ich vom Brett und wurde<br />
mit „klasse“ und weiteren<br />
Beifallsrufen der<br />
großen Jungen empfangen.<br />
Danach mussten<br />
wir leider direkt<br />
nach Hause, weil (wie<br />
es mir schien) meine<br />
Mutter nach einem<br />
Ohnmachtsanfall unter<br />
starker Übelkeit litt.<br />
Zwischen solchen<br />
Begebenheiten verlief<br />
das Leben auch recht<br />
abwechslungsreich. Dafür<br />
sorgte Mama immer. Sei es, dass wir nach den Hausaufgaben<br />
im roten VW Käfer saßen, um ein kleines „Tourchen“<br />
zu machen, wobei wir die Heino-Kassette bis zum Anschlag<br />
aufdrehten, sangen, was das Zeug hielt und uns vorstellten,<br />
fliegen zu können. Es wurden kurzfristig Partys mit der<br />
Nachbarschaft veranstaltet, bei denen ich immer mit eingeplant<br />
war, oder sie machte mit mir, wenn ich in einer heißen<br />
Sommernacht nicht einschlafen konnte, Nachtspaziergänge<br />
im Schlafanzug.<br />
Auch meine ausgeprägte Geselligkeit ließ sie nicht verzweifeln<br />
und sie nahm meine vielen Besucher, einschließlich<br />
Unmengen von Schlafgästen, stets willig hin.<br />
Es mag sich zwar im Nachhinein alles ein wenig sehr rosarot<br />
anhören, doch so sehe ich im<br />
Rückblick mein Kinderleben eben!<br />
Rosarot und zuckersüß - dank Mama!<br />
Meine Jugendzeit hätte meine<br />
Mutter sicher sehr gerne übersprungen.<br />
Auch ich sah damals<br />
meine Mutter in einem völlig neuen<br />
Licht und konnte mir zuweilen<br />
nicht erklären, dass irgendjemand<br />
gerne mit ihr zusammen sein wollte.<br />
Fast täglich gerieten wir aneinander,<br />
es flogen schon mal die Fetzen und<br />
wenn ich dieser Zeit eine Farbe<br />
geben müsste, dann mit Sicherheit<br />
„Gewittergrau“.<br />
Klar, ich entwickelte so langsam<br />
aber sicher meine eigene Meinung<br />
und unser Geschmack in Bezug<br />
auf fast alles klaffte meist weit auseinander.<br />
Auch das äußere Erscheinungsbild wich ziemlich<br />
von dem meiner Mutter ab, denn im Gegensatz zu ihren<br />
zierlichen, sah ich meine „starken Knochen“ jetzt wahrlich<br />
in einem neuen Licht! Dazu kam noch, dass ich jetzt zu ihr<br />
runter gucken musste und ich mich oft mehr als das Kind<br />
eines Trampeltiers fühlte, als das Kind dieser anmutigen<br />
Menschenfrau.<br />
Doch sonderlich<br />
geprägt hat<br />
mich diese Zeit<br />
nicht, fand ich doch<br />
letztendlich meinen<br />
Weg. Zwar in meinen<br />
Turnschuhen statt in<br />
ihren Pumps, aber<br />
ich kam, mit Mamas<br />
Netz und doppelten<br />
Boden, gut an meinen<br />
Zielen an.<br />
Dieser „Weg“,<br />
den ich locker, beschwingt<br />
und mit<br />
vielen Umwegen ging,<br />
raubte meiner Mutter<br />
allerdings oft den Schlaf. Sie litt ab und zu schon mal unter<br />
Albträumen, welche bestimmt mit dazu beitrugen, dass sie<br />
schon recht früh Premium-Kundin beim Frisör wurde.<br />
Seit 51 Jahren und drei Monaten als Kind meiner Mutter<br />
weiß ich, dass sie mir immer zur Seite stehen wird. Egal<br />
wann, egal wobei. Ich weiß, dass sie immer ihr Bestes geben<br />
wird. Sie wird da sein und wenn die ganze Hölle folgt!<br />
Also Mama, auch wenn ich mich eine Weile mal nicht<br />
melde oder es meine Fassade nicht immer erkennen lässt,<br />
du kannst dir sicher sein:<br />
Für mich bist du die Allerbeste und das nicht nur am<br />
Muttertag!!! <br />
Eva Schumacher<br />
16 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 17
Aus dem Siegerland<br />
Ein Ofen wärmte den Busanhänger<br />
In einer Zeit, wo noch wenige Autos auf den Straßen waren,<br />
gründete Albert Schmidt bereits 1923 einen PKW-<br />
Betrieb in Langenau, Kreis Siegen. Das erste Automobil,<br />
ein Dürkopp, hatte Schmidt bereits 1912. Wünsche der<br />
Bevölkerung, wegen der damals schlechten Verbindung<br />
nach Hilchenbach, gaben Veranlassung, eine Omnibuslinie<br />
Kreuztal - Hilchenbach einzurichten. Es war nicht einfach<br />
eine Genehmigung zu bekommen, denn einflussreiche<br />
Personen wollten eine Straßenbahn von Kreuztal nach Hilchenbach<br />
bauen. Der Linienverkehr begann dann aber mit<br />
einem Omnibus, der 20 Sitze hatte.<br />
Unter Müsen gab es im Jahre 1929 folgende Pressenotiz:<br />
„Unser Ort hat jetzt das lang ersehnte Verkehrsmittel<br />
erhalten. Der Regierungspräsident in Arnsberg hat dem Unternehmer<br />
Albert Schmidt in Langenau die Genehmigung<br />
zum Betrieb einer Autobuslinie Dahlbruch - Müsen erteilt.<br />
Es ist zu hoffen, dass die Linie so eifrig genutzt wird, dass<br />
sich der Betrieb lohnt. Durch die Linie wird der Anschluss<br />
an die in Dahlbruch haltenden Züge und die Autobusse der<br />
Linie Kreuztal - Hilchenbach hergestellt. Die Eröffnung des<br />
Betriebes erfolgt sofort nach Herstellung der Straße, die eine<br />
neue Decke erhalten soll.‘‘ 1930 verlegte Schmidt den Busbetrieb<br />
von Langenau nach Dahlbruch. Es war ein sehr klu-<br />
Mit einem<br />
,,Dürkopp‘‘<br />
fing alles an<br />
ger Schachzug, denn das große Areal lag unmittelbar an der<br />
Strecke und noch dazu genau in der Mitte der Linie Kreuztal<br />
- Hilchenbach. Noch im selben Jahre wurde eine Busgarage,<br />
in der vier Busse Platz hatten, und eine Tanksäule errichtet.<br />
Die Wirtschaftskrise ging auch an dem Verkehrsunternehmen<br />
Schmidt nicht vorbei. Danach erholte sich der Betrieb<br />
aber schnell wieder. Der zunehmende Berufsverkehr<br />
forderte das Unternehmen stark. Somit hat der Busbetrieb<br />
entscheidend für die Verkehrsentwicklung des nördlichen<br />
Siegerlandes beigetragen. So hatte das Unternehmen ein<br />
Jahr vor Kriegsbeginn fünf Busse für Linien- und Ausflugsverkehr.<br />
Der Krieg brachte abermals einen tiefen Einschnitt<br />
in die Aufwärtsentwicklung dieses Betriebes. Zwei Busse<br />
wurden für Kriegsdienste eingezogen. Die anderen blieben<br />
im Linienverkehr. Treibstoffmangel zur damaligen Zeit<br />
zwang zur Umstellung der Kraftfahrzeuge, zunächst auf<br />
Holzgas und später auf Leuchtgas. Die Versorgung erfolgte<br />
durch einen einachsigen Anhänger, der immer mitgeführt<br />
wurde. Im kalten Winter wurde der Anhänger des Busses<br />
durch einen kleinen Ofen, der in der im mittleren Teil stand,<br />
erwärmt. So sah man bei eisiger Kälte die Busse mit Anhänger,<br />
aus dem der Kamin qualmte, und Leuchtgasanhänger<br />
fahren. Unter großer Beanspruchung wurde der Verkehr<br />
der Linie Kreuztal–<br />
Hilchenbach bis April<br />
1945 aufrechterhalten.<br />
Als nach dem Zusammenbruch<br />
der Verkehr<br />
fast zum Erliegen<br />
kam und nur mit<br />
ungeheuren Schwierigkeiten<br />
auf lebensnotwendige<br />
Einsätze<br />
beschränkt bleiben<br />
musste, war auf der<br />
Strecke Kreuztal -<br />
Hilchenbach schon 14<br />
Tage nach Kriegsende<br />
wieder ein Bus des Verkehrsbetriebes<br />
Albert<br />
Foto: Archiv Bensberg<br />
Schmidt unterwegs.<br />
In der Zwischenzeit<br />
hatte es außer Kohlenzügen,<br />
mit denen man<br />
verbotenerweise fuhr,<br />
keine Beförderungsmöglichkeit<br />
gegeben.<br />
Auch zum Hamstern<br />
wurden diese Kohlenzüge<br />
genutzt. Die<br />
Fahrpreise waren die<br />
Rast in<br />
Brauersdorf<br />
gleichen wie 1928. Den Wünschen der Bevölkerung kam<br />
man immer mehr entgegen, denn die Fahrpläne der Buslinien<br />
Kreuztal-Hilchenbach und Dahlbruch-Müsen wurden<br />
immer mehr verdichtet.<br />
Eine weitere Halle, in der bequem drei Busse Platz hatten,<br />
und eine neue Tankstelle wurden bis 1950 errichtet.<br />
Man lackierte die Busse selbst, denn man hatte in der Zwischenzeit<br />
auch eine eigene Lackiererei gebaut. In diesen<br />
Gebäuden befinden sich heute u. a. der TÜV Nord und ein<br />
Getränkemarkt. Im Erdgeschoss wurde das Büro der Firma<br />
Schmidt und weitere Geschäfte eingerichtet.<br />
Im August 1953 wurde das 25-jährige Jubiläum gefeiert.<br />
Zu dieser Zeit waren 17 Personen beschäftigt, die sieben Omnibusse<br />
mit drei Anhängern bedienten. 17 bis 18 Millionen<br />
Fahrgäste konnten bei rund drei Millionen Fahrtkilometern<br />
Foto: Archiv Bensberg<br />
in 25 Jahren unfallfrei befördert werden. Es war eine stolze<br />
Leistung, denn das Busunternehmen Schmidt hatte somit<br />
mit seinen Bussen 436mal den Er<strong>db</strong>all umfahren. Eine Fülle<br />
von Blumen, Glückwunschschreiben usw. aus nah und fern<br />
wurden dem alten Pionier des heimischen Kraftfahrgewerbes<br />
Albert Schmidt ins Haus gebracht. Es war ein Beweis dafür,<br />
welcher Wertschätzung sich dieser Fahrdienst im oberen<br />
Ferndorftal erfreute.Am 1. Januar 1975 schloss sich das Busunternehmen<br />
Schmidt der neu gegründeten Verkehrsgemeinschaft<br />
Westfalen Süd (VWS) an. Wegen der Firmenaufgabe<br />
schied es in den 1990er Jahre wieder aus diesem Verband aus.<br />
Die Streckenlizenz wurde später von VWS übernommen und<br />
die Bus-Ära Albert Schmidt ging 1995 zu Ende. <br />
Heinz Bensberg<br />
Quelle:Zeitungsberichte und Bilder aus dem Privatarchiv von Werner Hansmann Dahlbruch.<br />
18 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 19
Graphik: Gaby Bosch<br />
Auf'n Kaffee mit Henner – Satire von Uli Hoffmann<br />
Verkehrsmit tel der Zukunft<br />
Ich fand meinen Freund Henner in einer hinteren Ecke<br />
unseres Cafés und sah ihn in einem Stapel von Papieren<br />
blättern. „Schur“, grüßte er und bot mir einen Stuhl an,<br />
„Bin schwer beschäftigt.“<br />
„Das kommt mir auch so vor“, erwiderte ich. „Du hast<br />
doch nicht wieder einen neuen Job, oder?“<br />
„Nicht in dem Sinne. Ich bin ehrenamtlich tätig.“<br />
„Chapeau!“ sagte ich anerkennend. „Und in welchem Bereich?“<br />
„Im Siegerländer ÖPNV. Ich ermittle Daten und Meinungen<br />
und versorge damit den Kreis, den Zweckverband<br />
Personennahverkehr und die VWS.“<br />
„Mal was Neues. Henner als Experte für das Verkehrswesen!<br />
Wie bist du denn dazu gekommen?“<br />
„Durch Olli“, war die Antwort.<br />
„Wer ist denn das?“, war meine Frage.<br />
Henner antwortete ironisch: „Verfolgst du nicht die<br />
Nachrichten? Vor ein paar Wochen ging das Bild eines<br />
Busses ohne Fahrer durch die Presse. Ein solcher wurde in<br />
Berlin bei der Vorstellung durch Ex-Bahnchef Grube bekannt,<br />
der die Pläne der Bahn für autonome Verkehrsmittel<br />
vorstellte, mit denen in Zukunft Fahrgäste in Bussen ohne<br />
Fahrer unterwegs sein werden.<br />
Auch andere Verkehrsunternehmen wie die Hamburger<br />
Hochbahn AG zeigten Interesse am vollautomatischen<br />
Kleinbus. Bleibt also die Frage, ob wir „Olli“, so der Name<br />
des in Berlin gebauten Prototyps, demnächst auch auf Siegerländer<br />
Straßen sehen können. Und jetzt komme ich ins<br />
Spiel. Zusammen mit ein paar Kumpels bin ich in einer Art<br />
Beraterstab, der die Einführung von Olli in unserer Region<br />
vorbereiten soll. Zuerst würden wir das Modell in „magolves“<br />
umbenennen, schließlich sollen sich die Siegerländer<br />
mit ihm identifizieren.<br />
„Und die Pläne liegen schon konkret vor dir auf dem<br />
Tisch?“, fragte ich.<br />
„Nein“, entgegnete Henner, „das sind Fragebögen, die<br />
wir entwickeln, um bei der Siegerländer Bevölkerung deren<br />
Meinung, auch kritische Stimmen und Ängste zu ermitteln.“<br />
„Und, gibt es schon Ergebnisse?“, wollte ich wissen.<br />
„Klar, in erster Linie geht es um folgendes Problem:<br />
Fahrten in der Ebene sind unproblematisch, aber was<br />
ist mit den Steilstrecken? Es leuchtet ein, dass sich unter<br />
den Fahrgästen bei der abschüssigen Fahrt zum Beispiel<br />
auf der maroden Otto-Brenner-Straße in Geisweid<br />
Panik breitmacht, wenn man keinen beruhigend wirkenden<br />
Menschen am Steuer sieht. Aber hier<br />
könnten freiwerdende Fahrer nach kurzer<br />
Umschulung als psychologische Berater<br />
tätig werden, auf dem Berg zusteigen<br />
und sich bei der Talfahrt quasi seelsorgerisch<br />
einbringen. In den ersten Wochen<br />
könnte man ein lebensgroßes Playmobilmännchen<br />
zur Beruhigung vorne hinsetzen.<br />
Für die erste Zeit und bis diese<br />
Figuren fertiggestellt sind, haben meine<br />
Kumpels und ich uns als Freiwillige gemeldet.<br />
Wir steigen dann an den Bergstrecken<br />
wie Otto-Brenner-Straße, Stockweg<br />
oder Rosterstraße einfach zu, halten eine<br />
Lenkradattrappe in den Händen und signalisieren:<br />
Alles im Griff.“<br />
Im Übrigen gewöhnt man sich an vieles<br />
und schon jetzt wird es manchmal auf der<br />
besagten Straße merklich still im Bus, wenn<br />
der Fahrer im Bestreben, wenigstens einen Teil der obligatorischen<br />
Verspätung aufzuholen, eine Schussfahrt einleitet.<br />
„Eine mutige Zukunftsvision!“, sagte ich anerkennend.<br />
„Allerdings“, antwortete Henner. „Wir kriegen auch<br />
viel Zuspruch. Apropos Vision: Seitens der VWS liegen<br />
zwar noch keine konkreten Pläne vor, aber an dieser Stelle<br />
schon einmal vorab ein Blick in die Zukunft. Der „magolves“<br />
wird das Straßenbild dominieren, denn da das in<br />
Berlin vorgestellte Modell nur 12 Passagieren Platz bietet,<br />
muss eine Vielzahl von Fahrzeugen unterwegs sein. Man<br />
stelle sich das pittoreske Schauspiel vor, wenn man am<br />
Aussichtspunkt am Oberen Schloss die Karawane der Linie<br />
R 10 von Siegen nach Kreuztal und zurück betrachtet,<br />
die sich über Hagener und Weidenauer Straße bewegt. Ein<br />
Fahrplan wird sich erübrigen, denn wahrscheinlich ist jedes<br />
dritte Fahrzeug ein „magolves“ und man steigt einfach zu.“<br />
Jetzt musste ich aber einen skeptischen Ansatz einbringen:<br />
„Und was geschieht mit den bedauernswerten Busfahrern,<br />
die durch diese Innovation überflüssig werden?<br />
„Tja, das Problem ist noch nicht in trockenen Tüchern.<br />
Mit den Gewerkschaften sind wir in regen Gesprächen.<br />
Schließlich entstehen bei einem völlig neuen Verkehrsmittel<br />
ja auch neue Arbeitsplätze für Seiteneinsteiger. Aber neben<br />
dem erwähnten Einsatz als „Bergfahrtberuhiger“ könnten<br />
ehemalige Fahrer und andere zudem auf das Liniennetz<br />
verteilt für den Fall der Fälle bereitstehen und als „Däuer“<br />
fungieren und dem Bus bei schwächelnder Batterie bergauf<br />
mit zusätzlichem Schub hochhelfen.<br />
<br />
Jedanke zom Fröhjoahr<br />
De Dahw wern etz länger, de Sonn schint alt wärmer,<br />
de Schneeglöckcher si alt verblöht,<br />
mr fröjjt sech ob’t Fröhjoahr on rechdet dr Gaarde,<br />
öfwourl – et es noch verfröht.<br />
Och em März görret mänchmoal noch nächtliche Frösde,<br />
die bränge de Blömcher öm,<br />
awer wenn endlech de Schwalwe zerögge si,<br />
ka mr sä: dr Wender es röm.<br />
Eh de Bäum si etzend de Säfde am stije,<br />
ech schnetze mir nochmoal en Piffe,<br />
bet Flötentöne begrößt mr dt Fröhjoahr,<br />
doabi sin ech fröhlech ergreffe.<br />
De erschde Kerschebäum’ öffne de Blöte,<br />
Noachbersch Benn schläbbe Pollen herbi,<br />
em ahle Wierebaum brödde de Sproaln etz,<br />
doch wie schnell es dä Zauber verbi.<br />
Bal blöht alt dr Gejsder, mr trefft sech bim Maibaum,<br />
on lällt bi nem köhle Glas Bier,<br />
noch es Läwe em Dorf, mr schwätzt Platt berenanger,<br />
on noaheim giert mr öm Uhrer vier.<br />
Bruno Steuber<br />
20 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 21
Mundart<br />
Mundart<br />
Fuurweeijr e Kloawend<br />
Do wo heut zo Daach dat Warmwasserfreeibad va<br />
Geisweid lejt, wor fröher e oser Jugendzit on noch<br />
dovor,dr Fuurweeier. Dä Name kom wahrscheinlich<br />
doher, weil hä fröher als Wasserreservoir vor de Feuerwehr<br />
gedeent hadde on weil et jo e dä Johrn vor on no<br />
dm Erschde Weltkrech noch net allerweje e Kloawend on<br />
ob der Geiswei Wasserleidunge gob. at Wasser va der Sollwich<br />
floß er dr Weeier on wurde do kontrolliert obgfaange.<br />
Wenn enem nasse Johr zoveel Wasser do wor orer wenn die<br />
Sollwich e Richtung Kloewend net genoch Wasser hatte,<br />
wurde die groaße Schötze obgemacht, damet dat Wasser<br />
abfleeße konn.<br />
Dä Fuurweeijr wor e ganz natürliches Gewässer, deshalb<br />
goawet do och veel Frösche. Em Fröhjohr wor dat ganze Ufer<br />
öwersät va Froschlaich (mir Jonge säde „Fröschegekötz“ dozo)<br />
on hennerhär wimmelde et natürlich va Kaulquappe.<br />
Deshalb wor dat da och en gedeckter Dösch vor die Gänse,<br />
die ständig em on öm dem Weeir zu seh worne. E der Zitt konn<br />
och keiner a det Bare em Weeir denke. Ech ha als Jong geseh,<br />
wie zwo Gänse sich öm en Frosch gezänkt ha, jede hatte ei Bei<br />
D´r Zejjerett<br />
Ohs Zejj sporte so en Sehnsocht nom „Martin“ , däm<br />
Zejjebock va Guggels. Et woar Sonndachmorje on ohs Vadder<br />
wur userkohrn, de Zejj ob däm Wech ze führn. Weil de<br />
Zierwenähl zemlich lang worne, ginget nur langsam vörda.<br />
Zo allem Öwerfluss worne och noch eh paar Borsche bet<br />
ehre Modorrarer ungerwäjes, on machde grade doa Rast,<br />
wo d´r Vadder bet d´r Zejj her mosste. Jelächder, Spott on<br />
gore Rotschläj van den Borsche leß ohs Vadder standhaft<br />
öwer sech ergoah. Hä woar scho froh, dat de Borsche söst<br />
kinn Ohsenn machte bet ehre Modorrärer. Hä konn jo net<br />
wesse, dat de Borsche sech dat för de Röckwech objehurwe<br />
hadde. Dat wererspänstije Hibbedier, dat noch dän schürne<br />
va dem arme Dier em Schnabel on sie zoje so lang<br />
bes hä meddedurch geresse wor. Et sall och Fösche<br />
em Weeier gegäwe ha, aber wat vor Arde weis ech<br />
net, awer et worne soveel dat jemand us Kloawend<br />
die Föschereeirechte gepachtet hadde.<br />
On do es mo folgende Geschechte passiert:<br />
Obgleich dä Weeier zemlich schlammig wor, wurde<br />
doch dodren gebad. Ech selber han et och eimo<br />
versocht, awer mir wor dat net sauber genoch on<br />
wä net schwemme konn, stonn deef em Schlamm.<br />
Et wurde och va dem Pächter net so gern geseh.<br />
Do worne e paar größere Jonge us Kloawend, die<br />
wolle dä Pächter ärjern. Die hatte sich Härselstöcke<br />
em Hauberg geschneere, dä jo fast direkt a dr<br />
Weeier grentze on hadde ä Seil dra gebonne. A dem Seil<br />
heng en Bierfläsche. Da hadde se sich a det Weeierufer<br />
gesadd on die Fläsche a dem Seil e det Wasser gehange. Dat<br />
sou so us, als wenn einer am Angeln wör.<br />
Da scheckte se 2 kleinere Jonge no dem Pächter. Die<br />
solle säh, do wörne größere Jonge em Weeier am Angeln.<br />
Dä Mah wor deheim on rannde sofort los. He hatte ei stiffes<br />
Bei va ner Verwundung us dem Erschde Weltkrech on moßde<br />
deshalb med dem Kröckestock laufe. Hä wohnde net<br />
witt vam Fuurweeir on die Angler soae en schor va wierem<br />
komme on met dem Stock e der Loft fuchdeln. Awer sie<br />
blewe ruig setze bes dat de Ma bi en wor on bröllde:“ Ihr<br />
Föschdiebe, au well ech noch Ordnung biebrenge, ech zeie<br />
au a bi der Polizei“. Do säde die Jonge:“Wat wett Du da,<br />
guck doch erscht mo wat mir he mache, eher Du Dich so<br />
obrägjst“, on zoge die Bierfläsche us dem Wasser on zeite<br />
se em. Do guckte dä Ma ganz erstaunt on die Lü, die am<br />
bare worne on dat alles metkreje hatte, fenge a laud zo lache.<br />
Ja wat bleb dem Pächter annersch öwwerich, hä moßte<br />
gor miene zum böese Speel mache on metlache.<br />
Die Geschechte machte nadürlich de Ronde durch ganz<br />
Kloawend on Geiwei on jeder dä dat horte hät metgelacht.<br />
Otto Schneider<br />
Foto: Archiv Schneider<br />
Jeröch vam „Martin“ eh d´r Nas hadde, hinger sech herzehend,<br />
jewahrte d´r Vadder de Meute Modorradfahrer on<br />
dochte bet Schrägge ah dat Oheil, wat noh ohweigerlich<br />
ehtrere mosste. Grade ah ner Ställ, wo et zemlich steil noah<br />
d´r Lettfe abfällt, passierte dat Oheil. Weld knatternd fuhre<br />
de Modorrarer ah däm Zwiejespann vörbie on lese noch eh<br />
paar Fählzündunge knalln. De Zejj, jäh us ehre söße Träume<br />
jeresse, sprung däm Vadder va hinge döscher de Bäng,<br />
hirwelde en us, on beire heggelde de Böschung runger eh<br />
dän Abflussgrawe, dä eh de flüsst. De beire worne va urwe<br />
bes unge klatschnass on stonke we de Pest. Se rappelde<br />
sech werer ob on zoge noh Heim. Dä Kommentar vam Vadder<br />
woar kort on kräfdich: “Minna, dat well ech d´r säh, ech<br />
goah net nochemoal bet d´r Hibbe nom Bock!“ <br />
Helmut Stähler<br />
Wender eh oser Kingerzitt<br />
Bruno, sädde Möllersch Jettche,<br />
schriff doch moal em Plattschwätz - Blättche,<br />
dat och e zwanzichsewwenzeh<br />
dt Fröhjohr kömmt noam Wenderschnee.<br />
So`n Kingerwonsch erföllt mr gern,<br />
de Oawe löchde wie zwo Schdern’.<br />
Eh oser Kendheit, ech denke zerögge,<br />
doa wor för os dt gröerßde Glögge,<br />
wenn degget Is de Rudde bedeggde,<br />
dt mir bet dr Zung Gugglocher re leggde,<br />
mir ha Isblome bewungert, schüerner wie Nelke,<br />
die konne zwor schmelze, awer net welke.<br />
Jeheizt wur de Wournung bem Köcheherd,<br />
de Wournschdurw nur Sonndaachs, sösd - Zutritt verwehrt,<br />
dat Bädd wur jewärmt bet nem Schdääng us dr Baach,<br />
ehjeweggelt eh Zeidungsbabier vam letzde Dach.<br />
Des Oawends schodde mr Wasser ob Wäj on ob Schdroaße<br />
öm morn ob der Riehbah ze rötsche on roase,<br />
Os Vadder goaw Order, nemet durfde doa schdörze,<br />
bet Äsche vam Herd dat Vergnöje verkörze.<br />
Dr Heerde döbbde dt Söjjche em Schdaal,<br />
Wörschde koche em Wäschkessel - völlich normal.<br />
Des Oawends wur da dt Wellfleisch verdröggt,<br />
on dr Heerde bet Öchelhüser beglöggt.<br />
Dachsdrob kreje Schlachdebröh lewe Bekannde,<br />
die mir allesamt Onkel on Dande nur nannde.<br />
Ech darf net dra denke, sösd könn ech hard lörrn,<br />
wenn Früesköddeln hö öwer 0 Grad sech beschwern.<br />
Doch dat Jettche häd recht , dat werd’t är alt seh,<br />
dt Fröhjohr wüerd komme, trotz Schdorm, Is on Schnee.<br />
Mr ahnt schur, dat Benn bal noa Schneeglöggcher fleje,<br />
de Burn äre Fäller aggern on eje,<br />
eh de Dachrenne Schbatze ser Nesder boue,<br />
on de Hogge trotz Is sech ze wandern troue.<br />
So, Lewetche, sän ech, dat reicht etz fört Blättche,<br />
on dt Jettche macht etz sech hellob et Bettche.<br />
Bruno Steuber<br />
Frühling<br />
Dat Leed well mer net us dm Kopp goa, on ech denke<br />
doabi ömmer a min aktive Zitt em Krommijer Posaunechor,<br />
wie dr Walter Münker noch Örjeler woar. Doa<br />
wure näwer fromme Choräle och Märsche on äwe solche<br />
Volksleerer jebloase.<br />
Etzend häd mer de sewwenzich on me om Boggel,<br />
on ka nemmeh wie eh dr Kingerzitt bet Gärtchesrieser<br />
dm Bur dörch d’t Gras flatsche on Maikäfer fängke. Et<br />
göt ner awer hoffentlech och hiddat Joahr werrer, on et<br />
macht Spaß, wenn mr dä kleine Kinger dn Ungerchied<br />
döscher nem Bäcker, nem Möller, nem Schornstdefäjer<br />
on nem Könich vergleggern ka. Ech verzahln och, dat<br />
die Brömmeler bet dä lange Horner Männcher, on die<br />
bet dä korde Föhler Wifjer si. Öf dat stömmt ? Ka si, ka<br />
och si net. Hauptsache, de Kinger ha ären Spaß doabi.<br />
Hö de morje es mir wrhafdich einer gä de Scherwel<br />
jebrommt, on ech schwörn, et woar ken Perdsbrömmeler!<br />
Ech woar meh erschrogge wie dat brune Brommdier,<br />
on woll mech alt fall’n loaße. Volle Deckung, wie<br />
bi dr Bundeswehr vör öwer foffzich Johrn jeöwt. De<br />
Kingergaardekinger hadde wahne Spaß, on hanen da<br />
werrer fleje loaße.<br />
Dat die Frühlingsbote morjes ömme Uhrer zeh alt<br />
fleje es jo och net normal; denn normalerwies komme<br />
die ömmer pünktlech oawends ömme halwer zeh Uhr,<br />
wenn dä Zoch va Ahlehungem noa Sejje e Lettfe hält. Dä<br />
brängt die bet. So woar dat fröhjer, on so es dat och noch<br />
hö, verzahln ech jedenfalls oawezwinkernd dä kleine<br />
Kinger, so wie min Vadder os dat och alt verzahlt häd.<br />
De Bah mößde hö eijendlech moal pünktlech si, on<br />
de Maikäfer on dt Fröhjoar betbränge ...<br />
Bruno Steuber<br />
Et riemt sech –<br />
meisdens<br />
Et woll en Mah moal wat berechde,<br />
on meint, drbest wör e Jedechde.<br />
E Riemche dat kömmt ömmer ah,<br />
sofern mr Plattdütsch schriewe ka.<br />
Hä weiß, ob Liebe riemt sech Triebe,<br />
zor Nourt evenduell och Diebe,<br />
och dat de Farw vam Gras es grün,<br />
on dat e Holland Tulpen blühn.<br />
On während hä so braggeziert<br />
merkt hä wat ah däm Kunstwerk schdört:<br />
Bet Knubbeln schwätze, dat es Mest,<br />
wördst de doch lewer schdell jewäst.<br />
Bruno Steuber<br />
22 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 23
Mundart<br />
Fröhjahrswönsche<br />
Lewer Gott, Du häst jesäd, mr söll ärwe on bäre.<br />
No gugge moal ah, wat ech mech jebloawt ha. Dr<br />
Gaarde es römjeschdoche, on alles es jesäjt. Mälde,<br />
Kohlrawe, Beeslauf, Sobbekrutt, Ärwetse, Mohrn, on<br />
Grömoos. Etz lejjdet a Dir, dat alles obgiert on wierst.<br />
Derwäje komme ech etzend noa Dir.<br />
Si doch so god, on schberr moal vam 10. bes 20. Mai<br />
die drejj Ishelije od dat kaale Sophie em Hemmel eh nem<br />
schüer warme Äggelche eh. Die Ägeln mache os em Sejerland<br />
oft de Birn,- Äbbel,- on Gwätscheblöde kabutt.<br />
Mir esse jenau so gerne Obst wie die Uswärdije us dm<br />
Rhiland, örrer us Hesse. Awer bet der Sorde Mäggeser<br />
goht Ihr ömmer veel gnädijer öm.<br />
On da mach et och so, darret jede Nacht va Uhrer zwölle<br />
bes drejj räänt, awer net so arich, on ömmer schüer<br />
lauwarm, doabet och alles rechdich bi de Är giert. Doch<br />
doabi loaßet bidde net ob de Geranien on de Sonnrüersjer<br />
dribbeln. Du weißt jo och, dat die’t gerne e besselche<br />
drüjj ha. Wenn die ze naß wern, da seh’ die jo so rechdich<br />
zammelich us.<br />
Da sall de Sonn dr ganze Daach schinn, awer net so<br />
wahne, dat werrer alles verdrüjjt. On och net öwerall he,<br />
zom Beischbeel net ob de Glöggelcher, dn Schbierschdruch<br />
örrer dn Rhododendron.<br />
On da mößde am nächsde Morje alles schüer vam Doau<br />
naß sie. On loaß och net so wahne veel Wend goa.On<br />
da hädde ech och noch gerne en ganze Höbbel Räjewörm,<br />
awer kä Rubbe, kä Blattlüs on ken Mähldoau.<br />
On bi Junglecht, awer nur da, doa moßt de besüngersch<br />
drob achde, da loaß et moal dönn ob de Sorrel on dn Höhnermest<br />
rään, öm dat alles god wierst. So, lewer Gott, etz<br />
weißt de jenau Bescheid. Dö mir dän Jefall’n, on rechde<br />
Dech, on bescher mir en gore Ernde.<br />
Bruno Steuber<br />
Da ich kleine Blumenzwiebel<br />
noch nicht geboren bin und<br />
noch tief in Mutters Schoß im<br />
Vaterland lebe, stelle ich mir in meinen<br />
Gedanken oft mein kommendes<br />
Leben vor.<br />
Frühling<br />
Gedanken einer Blumenzwiebel<br />
Wie wird es wohl sein, das Licht<br />
zu sehen, die Wärme der Sonne zu<br />
fühlen oder den Wind, wenn er sanft<br />
über meine Blütenblätter streift? Wie<br />
werden sie aussehen, der Himmel, die<br />
Wolken, die Bäume, das Land?<br />
Obwohl ich es manchmal kaum erwarten<br />
kann, habe ich aber auch Angst<br />
vor der anderen Welt. Wird man mich<br />
lieben, so wie die gute alte Mutter Erde<br />
es tut? Werden die Menschen, von denen<br />
die Ältesten hier oft berichten, gut zu mir<br />
sein und auch meine Seele erkennen?<br />
Ich weiß nicht, was mich erwartet,<br />
aber ich spüre Tag für Tag die Kraft in<br />
mir, die meine Wurzeln wachsen lässt,<br />
mir Hoffnung gibt und mich stark für<br />
das „neue“ Leben unter euch macht. <br />
Eva Schumacher<br />
Vor über 50 Jahren äußerte der spätere Bundesverfassungsrichter<br />
Ernst-Wolfgang Böckenförde: „Der<br />
freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen,<br />
die er selbst nicht garantieren kann.“ Ergänzend<br />
und als wichtige Grundlage für ein freiheitliches<br />
Gemeinwesen forderte Böckenförde eine gemeinsame<br />
Vorstellung davon wie man zusammenleben will. Diese<br />
Vorstellung („...dass jeder nach seiner Fasson ein sinnvolles<br />
Leben soll führen können“) wird von vielen –verstärkt<br />
unter dem Eindruck der aktuellen Flüchtlingskrise<br />
– infrage gestellt oder sogar abgelehnt.<br />
Gemessen an der Feststellung von Ernst-Wolfgang Böckenförde<br />
wird das Gemeinwesen<br />
geschwächt,<br />
wenn Teile der Bevölkerung<br />
ihm gleichgültig gegenüberstehen.<br />
Eine gegenläufige<br />
Entwicklung<br />
zeigt sich in der wachsenden<br />
Gruppe älterer<br />
Menschen, die mit der<br />
steigenden Lebenserwartung<br />
Chancen zu einem<br />
bürgerschaftlichen Engagement<br />
verbinden. Von<br />
besonderer Bedeutung ist<br />
daher die vom Deutschen<br />
Heute von Erich Kerkhoff Bundestag geforderte<br />
Foto: Rita Petri<br />
Kommentar<br />
Erfahrbare Wertschätzung<br />
„Politik mit älteren Menschen und für ältere Menschen“,<br />
die auf „erfahrbare Wertschätzung“ abzielt (Drucksache<br />
18/10210). Dementsprechend sollen die Kommunen einen<br />
Auf- und Ausbau von Kooperations- und Vernetzungsstrukturen<br />
zwischen Verwaltung, Gesundheits- und Pflegewesen<br />
und Zivilgesellschaft vornehmen.<br />
Der Forderung, dass jeder nach seiner Fasson alt werden<br />
kann, sollen Angebote an sozialen Dienstleistungen gerecht<br />
werden durch „mehr Bildungsangebote, Nachbarschaftshilfen<br />
und Angebote gemeinschaftlicher Wohnformen sowie<br />
die Stärkung des Quartiers und des sozialen Nahraums“.<br />
Vergleichbare Ziele führten vor 20 Jahren zur Wahl eines<br />
Seniorenbeirats und zur Einrichtung des landesweit beachteten<br />
Begegnungszentrum HausHerbstzeitlos in Siegen. Auch<br />
der Erfolg des durchblick wäre ohne diese „neue Sichtweise“<br />
nicht möglich gewesen.<br />
Aber es geht nicht ohne kompetente und engagierte hauptberufliche<br />
Unterstützung! Diese Einschätzung führte bereits<br />
in den 90er Jahren zu Berufung einer Seniorenbeauftragten<br />
im Siegener Rathaus. In der Folgezeit hat die Zahl der hier<br />
lebenden älteren Menschen um mehrere Tausend zugenommen,<br />
gleichzeitig wurde die weitreichende Engagementbereitschaft<br />
und gesellschaftliche Bedeutung ihrer Generation<br />
als „unverzichtbar“ anerkannt. Vor diesem Hintergrund ist<br />
irritierend, dass nach dem altersbedingten Ausscheiden der<br />
langjährigen Stelleninhaberin (Ende 2016) Politik und Verwaltung<br />
sich offenbar noch nicht auf eine Wiederbesetzung<br />
ihrer Stelle verständigen konnten. <br />
Foto: Rita Petri<br />
Aufbruchstimmung<br />
Bei mildem Fön, heute von Süden<br />
entfalten prachtvoll sich die Blüten,<br />
die Vögel singen ihre Lieder<br />
und Sonne scheint auf steife Glieder.<br />
Ein Schneemann, der im Garten stand<br />
längst seine letzte Ruhe fand.<br />
Der Gartenzwerg guckt ganz verschmitzt,<br />
weil er an seiner Stelle sitzt!<br />
Im Park beginnt ein frohes Treiben,<br />
denn jeder möchte draußen bleiben,<br />
munter spielen dort die Kinder,<br />
vergessen ist der harte Winter.<br />
Frisches Grün bedeckt den Rasen,<br />
auf den Feldern hoppeln Hasen.<br />
Aufbruchstimmung macht sich breit<br />
für die schöne Osterzeit!<br />
Helga Düringer<br />
Frühlingserwachen<br />
Der Frühling scheint zu kommen,<br />
doch wird er noch begleitet,<br />
von einem pulvrich weißen Hauch<br />
des Winter`s , der jetzt scheidet.<br />
Wie ein feines Spitzenkleid<br />
bedeckt noch Schnee die Erde,<br />
jedoch spürt man schon weit und breit<br />
dass es bald Frühling werde.<br />
Ganz zaghaft klopft der Lenz nun an<br />
läßt`s Knistern im Geäst,<br />
die Sonne wärmt so gut sie kann,<br />
vertreibt des Winter`s Rest.<br />
Entfesselt und vom Frost befreit<br />
explodiert jetzt die Natur,<br />
so zieht die schöne Frühlingszeit<br />
nun ihre grüne Spur.<br />
Es zaubern uns die ersten Blüten<br />
ein fröhlich Lächeln ins Gesicht,<br />
der Frühling uns trotz vieler Mythen<br />
ein buntes Blumenmeer verspricht.<br />
Laue Luft bläst heut` von Norden<br />
ein Farbrauch liegt auf Feld und Flur,<br />
wie ein Kunstwerk allerorten<br />
erlebt man jetzt den Lenz ganz pur.<br />
Pulsierend voller Energie<br />
zwingt er den Winter in die Knie<br />
und die ganze Vogelschar<br />
begrüßt den Frühling Jahr für Jahr.<br />
Helga Düringer<br />
24 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 25
Historisches<br />
Historisches<br />
Et was über die verordnete Keuschheit von Geistlichen<br />
„Fleischliche Sünden“ wurden nicht nur im Mittelalter begangen<br />
Trauen darf er, getraut werden darf der Priester nicht<br />
Es gab einmal eine Zeit, da war viel Aufregung in den<br />
Pfarrhäusern. Vor allem die Ehefrauen der Priester<br />
waren völlig außer sich. Der Grund für die Erregung<br />
war aber auch demnach. Der Dechant, Vorsteher der<br />
Gemeindeseelsorger, hatte die Nachricht gebracht, dass es<br />
vorbei sei mit dem Eheleben im Pfarrhaus. Das Konzil habe<br />
beschlossen, dass christliche Priester ehelos sein müssten.<br />
Auch eine Konkubine – so nannte man die mit einem Priester<br />
in häuslicher Gemeinschaft lebende Geliebte - würde<br />
nicht mehr geduldet. Eine Messe der nicht Folgsamen dürfe<br />
von keinem Gläubigen gehört werden. Das Ganze war im<br />
Jahr 1139.<br />
Leicht lässt sich ausmalen, wie die Gespräche in den<br />
Pfarrhäusern in den Tagen danach verliefen. Klar, jeder<br />
Geistliche wusste, dass der eigentliche Idealzustand für<br />
ihn die Ehelosigkeit war. Jesus, der Gottessohn, hatte ja<br />
auch keine Frau gehabt. In der Bibel war entsprechendes zu<br />
lesen. Andererseits stand fest, dass Petrus, der Erste unter<br />
seinen Jüngern, verheiratet gewesen war, andere Apostel<br />
wahrscheinlich ebenfalls. Und bis jetzt hatte eine Partnerin<br />
ja auch nie ein Hindernis für die Weihe zum Priester<br />
bedeutet. Nun aber diese Nachricht! Irgendwann musste<br />
eine Entscheidung getroffen werden. Was also tun? Salopp<br />
formuliert lautete die Frage: Schicke ich die Frau mit den<br />
Kindern in die Wüste<br />
oder hänge ich den<br />
Job an den Nagel?<br />
Für die Gebildeten<br />
der damaligen Zeit<br />
stand rasch fest, dass<br />
die mehr als 500 Konzilteilnehmer<br />
in Rom<br />
nicht ohne Grund zu<br />
ihrem Beschluss gekommen<br />
waren. Der<br />
Besitz eines ehelosen<br />
Seelsorgers fiel<br />
nämlich nach dessen<br />
Tod an die Kirche.<br />
War er hingegen<br />
verheiratet, dann traten<br />
Frau und Kinder<br />
das Erbe an. Diese<br />
Annahme stellte natürlich<br />
die weltliche<br />
Version dar. Die kirchliche<br />
– und damit die<br />
offizielle - Lesart sah<br />
anders aus. Danach<br />
diente eine Stelle aus<br />
dem Matthäus-Evangelium als Begründung. Hier stehen<br />
gemäß der Luther-Übersetzung die Jesus-Worte: „… und<br />
sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben<br />
um des Himmelreiches willen.“ Ein Nicht-Schriftgelehrter<br />
wird sich schwer tun, damit die Ehelosigkeit – auch „das<br />
Zölibat“ genannt - der Priester zu rechtfertigen.<br />
Ob es „gesund“ ist, den „bösen“ Trieb zu unterdrücken,<br />
das soll hier nicht behandelt werden. Medizinische Themen<br />
sind für uns tabu. Damit soll sich die Apotheken-Umschau<br />
befassen. Für uns ist interessant, wie die Kleriker in den<br />
folgenden Jahrhunderten mit dem verordneten Zwang zur<br />
Keuschheit umgingen. Verbreitet waren allerlei Möglichkeiten<br />
die natürliche Triebhaftigkeit einzudämmen. Man<br />
versuchte es mit Fasten, kalten Wassergüssen, Schlafentzug,<br />
auch mit einem „Cilicium“. So nannte man ein mit<br />
Schweineborsten oder Rosshaaren gefertigtes Büßerhemd,<br />
das die Haut pikste. Sehr unangenehm, vor allem bei längerem<br />
Tragen. Wem das noch nicht reichte, für den gab<br />
es auch noch grausamere Praktiken, zum Beispiel sich<br />
durch Peitschenhiebe, gewöhnlich auf den Rücken, selbst<br />
zu misshandeln. Wir dürfen sicher sein, dass dies alles bei<br />
den Betroffenen nicht nur mit Schmerzen, sondern auch<br />
mit schweren Seelenqualen einherging. Eigentlich hatte die<br />
Kirche gewünscht und erwartet, dass sich die Geistlichen<br />
Foto: wikimedia commons<br />
durch die Ehelosigkeit in vollkommener Weise Gott widmen<br />
würden. Stattdessen mussten sie - der Natur folgend<br />
– vielfach in vollkommener Weise gegen ihre sexuellen Regungen<br />
ankämpfen.<br />
Leider, leider müssen wir aber auch eingestehen, dass es<br />
trotz der genannten Möglichkeiten zur Triebeindämmung<br />
durch das ganze Mittelalter hindurch mit der Keuschheit der<br />
Seelsorger insgesamt nicht weit her war, dass die Verstöße<br />
gelegentlich offenbar über das Maß hinausgingen, welches<br />
wir uns vorstellen können. Beispiele zitiert Umberto Eco<br />
im Bestseller „Der Name der Rose“. Hiernach ordnete der<br />
offenbar habgierige Papst Johannes XXII. im 14. Jahrhundert<br />
folgendes an: „Wenn ein Priester oder Mönch eine<br />
fleischliche Sünde begeht, sei`s mit einer Nonne, einer<br />
Verwandten oder einer beliebigen Frau … erhält er nur<br />
Absolution, wenn er siebenundsechzig Goldpfund und zwölf<br />
Heller bezahlt. Und wenn er Bestialitäten begeht, kostet es<br />
über zweihundert Pfund, aber wenn er sie nur mit Kindern<br />
und Tieren begangen hat und nicht mit Frauen, wird das<br />
Bußgeld um hundert Pfund verringert. Und eine Nonne, die<br />
es mit vielen Männern getrieben hat, sei`s gleichzeitig oder<br />
nacheinander, sei`s drinnen im Kloster oder auch draußen,<br />
und die nun Äbtissin werden will, muss einhunderteinunddreißig<br />
Goldpfund und fünfzehn Heller zahlen.“<br />
Auch hatte die Priesterehe nicht wirklich aufgehört. Es<br />
ist kein Geheimnis, dass höchste Kleriker gegen die verordnete<br />
Enthaltsamkeit verstießen. Papst Alexander VI.<br />
soll fünf Kinder gehabt haben, Papst Innozenz VIII. sogar<br />
sechzehn. Den Vogel ab schoss freilich Bischof Heinrich<br />
von Lüttich, der mehr als sechzig (!) Kinder zeugte. Der<br />
kleine Landgeistliche indes sah mitunter seinen Dechant<br />
mit der Kutsche vorbeifahren, als Begleitung saß neben<br />
ihm ein aufgedonnertes weibliches Wesen, die Haushälterin.<br />
Und so war es kein Wunder, dass irgendwann auch der<br />
Seelsorger des Dorfes eine solche beschäftigte. Die höhere<br />
Geistlichkeit schritt keineswegs ein, zeigte sich sogar sehr<br />
entgegenkommend, erwartete lediglich eine regelmäßige<br />
Abgabe und die Sache mit der Duldung war geritzt.<br />
Einerseits blickte die Bevölkerung mit Abscheu auf diese<br />
wilden Ehen, andererseits hatte die dauernde geschlechtliche<br />
Verbindung der Seelsorger auch Vorteile, war oft sogar<br />
ein Glück für die Gemeinde. In vielen mittelalterlichen<br />
Flugschriften ist zu lesen, wie Priester ohne eine Partnerin<br />
in Dorf und Stadt ihre Sinnlichkeit nicht zu zügeln vermochten.<br />
Sie missbrauchten ihre Stellung als geistliche Leitfigur<br />
gründlich, verführten mit salbungsvollen Beteuerungen die<br />
Frauen und Töchter der Gemeindeglieder, verdarben deren<br />
Familienleben. Da wurde der Beichtstuhl zum Kontakthof,<br />
das Pfarrhaus zum Etablissement, eine Intensiv-Segnung<br />
zum Zahlungsmittel.<br />
Kommen wir<br />
nun zum traurigsten<br />
Kapitel dieser<br />
sittlichen Missstände.<br />
Es konnte –<br />
wie man sich denken<br />
kann - nicht<br />
ausbleiben, dass<br />
die Haushälterinnen<br />
auch Kinder<br />
zur Welt brachten.<br />
Diese waren zu<br />
bedauern, auf ihnen<br />
lastete ein lebenslanger<br />
Fluch.<br />
Schon als Knirpse<br />
wurden sie zu<br />
Ausgestoßenen,<br />
bekamen später<br />
– obwohl vielfach<br />
Umberto Eco<br />
hochbegabt – keinerlei<br />
Zugang zum bürgerlichen Leben, sogar in die Zünfte<br />
der Handwerker wurden sie nicht aufgenommen. Als rechtlose<br />
Außenseiter und Angehörige der gesellschaftlichen<br />
Unterschicht durften sie nur niedrigste Arbeiten verrichten,<br />
wahlweise blieb ihnen eine Zukunft beim „fahrenden Volk“.<br />
Welch eine Vergeudung geistigen Potentials!<br />
Dieser Zustand änderte sich nach der Reformation zumindest<br />
bei den Kindern der protestantischen Pfarrer, die<br />
ja heiraten durften. Ehelich geboren stand dem Nachwuchs<br />
der Weg in höhere Tätigkeiten nach allen Seiten hin offen.<br />
Wenn man sich die Lebensläufe der großen deutschen Gelehrten,<br />
der Dichter, der Künstler, der Intelligenz insgesamt<br />
in den letzten Jahrhunderten anschaut, kann man feststellen,<br />
dass doch sehr, sehr viele mindestens einen, oft mehrere<br />
Vorfahren in einem protestantischen Pfarrhaus hatten. Dies<br />
gilt, wenn auch in abgeschwächter Form, bis in die gegenwärtigen<br />
Tage.<br />
Bei den Katholiken bleibt derzeit alles noch beim Alten,<br />
der Streit um die Ehelosigkeit der Geistlichen ist nach wie<br />
vor ein Dauerthema, vor allem auch weil die personellen<br />
Schwierigkeiten bei der Besetzung von Pfarrstellen immer<br />
mehr zunehmen. Aber ist eine Wende überhaupt vorstellbar?<br />
Hierzu erzählte der heutige Papst Franziskus – noch<br />
als Kardinal - während eines Interviews folgenden Witz:<br />
„Zwei Priester unterhalten sich; fragt der eine: ‚Wird ein<br />
neues Konzil den Pflichtzölibat aufheben?‘ Entgegnet der<br />
andere: ‚Ich glaube ja.‘ Stellt der erste fest: ‚Jedenfalls werden<br />
wir das nicht mehr erleben, sondern höchstens unsere<br />
Kinder.‘“ Ulli Weber<br />
Foto: wikimedia commons<br />
26 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 27
Historisches<br />
Historisches<br />
Die Glocken der Martini-Kirchen<br />
von Raumland und Feudingen<br />
1260 errichtete Martini-Kirche 2) . Bis<br />
zum Jahr 1955 war sie mit einem kleinen,<br />
seitlichen Glockenturm versehen.<br />
Er musste wegen eingetretener Baumängel<br />
abgerissen werden. Auf dem Dach<br />
des Kirchenschiffes wurde im Jahr 1956<br />
ein Dachreiter angebracht, der seitdem<br />
die drei historischen Bronze-Glocken<br />
beheimatet.<br />
Alle drei Klangkörper sind mit keiner<br />
Jahreszahl versehen. Sachverständige<br />
ordnen diese der Zeit zwischen 1350<br />
und 1400 zu 3) . Sie bilden das älteste,<br />
aufeinander abgestimmte Glocken-<br />
Ensemble in Westfalen. Ihre Gewichte<br />
betragen ca. 350, 180 und 50 kg. Durch<br />
den geringen Materialwert und wegen<br />
des hohen Alters ist das Geläut den Beschlagnahmungen<br />
im ersten und zweiten<br />
Weltkrieg entgangen.<br />
Die größere der drei Glocken ist bruchstückhaft mit<br />
einer Aufschrift versehen, die möglicherweise wie folgt<br />
lautet: Ave Maria Gracia Plena (Gegrüßest seist du Maria<br />
voll der Gnade).<br />
Die Glocken wurden von Januar bis März 2009 einer<br />
umfassenden Sanierung unterzogen und in einem Festgottesdienst<br />
am 18. April erneut ihrer alten Bestimmung<br />
zugeführt. Auch bei diesen Untersuchungen ergaben sich<br />
keine Hinweise auf den oder die Glockengießer.<br />
Umfangreiche Grabungen, die im Sommer 2010 auf<br />
dem Kirchengelände durchgeführt wurden, haben bestätigt,<br />
dass es eine, vielleicht auch mehrere Vorgängerkirchen<br />
gegeben hat. Die vermutlich zwischen 1450 und<br />
1500 entstandenen Wandmalereien, in 1985 freigelegt,<br />
sind in einer ev. Kirche reformierten Bekenntnisses äußerst<br />
selten und verdienen Beachtung.<br />
Sie jubilieren, umarmen, begrüßen, konzertieren,<br />
jauchzen und frohlocken. Den Trauernden stehen<br />
sie zur Seite und begleiten Menschen auf ihrem<br />
letzten irdischen Weg. Sie klagen, warnen, mahnen und<br />
verbinden: Glocken!<br />
Ihre vielfältigen Aufgaben lösen sie alleine, zuweilen<br />
im Verbund, in rasanter Klangfolge oder verhaltenem<br />
Schall. Keiner sieht sie, aber jeder hört sie. Seit Jahrhunderten<br />
sind sie nahezu ausnahmslos an exponierter Stelle<br />
postiert, oftmals mit der Sicht über den gesamten Ort, eine<br />
Bergkette oder die Weite des Meeres.<br />
Die heutige Betrachtung wendet sich den zwei alten<br />
Martini-Kirchen des früher selbständigen Kreises Wittgenstein<br />
und deren Glocken zu.<br />
Die Christianisierung der Oberläufe<br />
von Eder und Lahn erfolgte flußaufwärts<br />
von Amöneburg im Marburger Becken.<br />
Auf dem dortigen Hochplateau wurde<br />
um 721 durch den Benediktinermönch<br />
Bonifatius ein Kloster gegründet 1) .<br />
Die Ruinen desselben und des später erbauten<br />
Schlosses lohnen einen Besuch.<br />
Ein Rundweg entlang der alten Stadtmauer<br />
ist in mancherlei Weise aussichtsreich.<br />
Raumland<br />
Kirche in Raumland<br />
Unweit des alten Dekanatssitzes Arfeld<br />
liegt Ederaufwärts die heute zu Bad<br />
Berleburg gehörige Ortschaft Raumland<br />
und die vermutlich zwischen 1240 und<br />
Foto: wikimedia commons<br />
Foto: wikimedia commons<br />
Kirche in Feudingen<br />
Feudingen<br />
Die früher selbständige Gemeinde Feudingen bildet<br />
heute einen Teil von Bad Laasphe. Auf einem Felssporn,<br />
mitten im Ort und von allen Seiten gut sichtbar, wurde<br />
vermutlich um das Jahr 1250 die Kirche errichtet, die,<br />
gleichfalls wie die Gotteshäuser in Raumland, Netphen<br />
und am Unteren Schloß zu Siegen, unter dem Patronat des<br />
Bischofs Martin von Tours steht.<br />
Vermutlich hatte auch diese Verkündigungsstätte eine<br />
Vorgängerin, da Feudingen Urpfarrei des oberen Lahntals<br />
war. Die ersten, nach der Christianisierung errichteten<br />
Kirchen, waren kleine Bauwerke aus Holz.<br />
Das Feudinger Kirchenarchiv vermerkt die Anschaffung<br />
von zwei Glocken im Jahr 1523. Als Gießer wird<br />
Joachim Tross genannt 4) . Am 1.7.1816 zerstörte ein Blitzschlag<br />
die schlanke, hoch in den Himmel ragende Turmspitze,<br />
die beiden historischen Glocken verbrannten und<br />
wurden wegen fehlender Finanzmittel erst 1840 ersetzt.<br />
Zuvor war in den Jahren 1838/39 der Kirchturm ausgebessert<br />
und mit einer „Stummelspitze“ versehen worden.<br />
Durch den Turm führt eine Treppe mit 82 Stufen hinauf<br />
zur Glockenstube.<br />
Die beiden Bronze-Ersatzglocken mussten im ersten<br />
Weltkrieg zur Einschmelzung abgegeben werden.<br />
In der Zeit von 1913 bis 1949 versah Heinrich Huchzermeyer<br />
seinen Dienst als Pfarrer in Feudingen. Aus<br />
eigenen Mitteln schenkte dieser im Jahr 1923 der Kirchengemeinde<br />
drei neue Stahlglocken, die beim „Bochumer<br />
Verein“ hergestellt worden waren. Sie tragen die<br />
Aufschriften:<br />
„Seid fröhlich in Hoffnung“<br />
„Geduldig in Trübsal“<br />
„Haltet an am Gebet“<br />
ca. 420 kg<br />
ca. 735 kg<br />
ca. 1.058 kg<br />
Der fortlaufende Text ist dem Brief des Apostels Paulus<br />
an die Gemeinde in Rom, Kapitel 12, Vers 12, entnommen.<br />
Alle drei Glocken bilden auch jetzt noch das Turmgeläut.<br />
Auch in der Feudinger Kirche konnten Wandmalereien<br />
aus vorreformatorischer Zeit freigelegt werden. Der historische<br />
Fußboden, verlegt im „Fischgrätmuster“, stellt eine<br />
erfreuliche Besonderheit dar 5) .<br />
Ein Bericht über die Martini-Kirchen zu Netphen und<br />
Siegen ist für die nächste Ausgabe geplant<br />
Heinz Stötzel<br />
Literaturverzeichnis: 1.) Jürgensmeier, Dr. Friedhelm: Das Bistum Mainz, Verlag<br />
Josef Knecht, 1988, Seite 29/von Pa<strong>db</strong>erg, Dr. Lutz Bonifatius: Brockhaus-Verlag,<br />
1989, S.68. 2.) Burkhard, Dr. Johannes: Die Kirchen des Kreises Wittgenstein, 2001,<br />
S.133. 3.) Peter, Claus: Raumland, Beiträge z. Geschichte unseres Dorfes, 1975, Seite<br />
168. 4.) Aufzeichnungen im Archiv der Ev. Ref. Kirchengemeinde Feudingen.<br />
5.) Bauer, Eberhard: „Die Kirchen des Kreises Wittgenstein“, S. 105<br />
28 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 29
Willi Bürger<br />
Astrid E. Schneider<br />
Willi Bürger<br />
Jahrgang 1949, in Anröchte geboren,<br />
Beruf Realschullehrer<br />
Heute ist mein Wetter: kalt, knackig, Schnee und Sonne,<br />
erklärt gut gelaunt Willi Bürger, als wir ihn an<br />
seiner Wetterstation am Oberen Schoss in Siegen<br />
treffen. Es wird ernster: Auf den Tag genau hatte der Orkan<br />
Kyrill vor 10 Jahren in Deutschland gewütet. Auch in den<br />
Wäldern des Sieger- und Sauerlandes knickten zig Tausende<br />
Bäume um. Tote mussten beklagt werden. Wal<strong>db</strong>auern waren<br />
verzweifelt. Seit dem Starkregen 2002 in Siegen, der den<br />
Boden aufweichte und zu Erdrutschen führte, ließ es dem<br />
Realschullehrer keine Ruhe, bis seine Schule eine eigene<br />
Wetterstation bekam. Jörg Kachelmann sagte damals in der<br />
Tagesschau, dass er keine Daten aus Siegen habe. Willi Bürger<br />
nahm Kontakt mit Kachelmanns Firma Meteomedia auf,<br />
die dem Projekt zustimmte. Weiter gelang es ihm die hohen<br />
Kosten von 16.000 Euro mit Sponsorengeldern aus Siegen<br />
zu finanzieren. So ließ sich die genormte Wetterstation – bestehend<br />
aus einem 10 Meter hohen Mast auf dem Dach der<br />
Turnhalle und weiteren Messgeräten auf der Wiese nebenan<br />
-schnell realisieren. Auch die Stadt unter Bürgermeister Ulf<br />
Stötzel unterstützte das Projekt. 2003 zur Eröffnung der Station<br />
kam Jörg Kachelmann persönlich. Er trug sich ins Goldene<br />
Buch der Stadt Siegen ein und ließ es sich nicht nehmen,<br />
selbst eine Schulstunde zum Thema Wetter zu halten – die<br />
Schüler und Schülerinnen waren natürlich begeistert. Das<br />
Projekt war cool. Ebenso die neu gegründete Wetter-AG mit<br />
ihrem Erdkundelehrer.<br />
Täglich werden seitdem automatisch Messwerte wie Niederschlag,<br />
Temperatur, Windstärke, Sonnenstrahlung und<br />
Luftdruck zur Zentrale der Meteo-Group, so heißt die Firma<br />
nach Verkauf durch Kachelmann) nach Berlin weitergeleitet.<br />
Seit seinem Ruhestand ist Willi Bürger allein verantwortlich<br />
für die Station. Wöchentlich kommt er vorbei<br />
und kontrolliert die Messgeräte der Wetterstation, die inzwischen<br />
im Besitz der Entsorgungsbetriebe ESI der Stadt<br />
Siegen ist. Für die Zukunft wäre es schön, wenn wieder ein<br />
Lehrer der Realschule Am Oberen Schloss mit Schülern die<br />
Station betreuen würde.<br />
Leser der „Rundschau“ in Siegen kennen seit Jahren<br />
seine regelmäßigen Wetterberichte. Auch Radio Siegen<br />
bringt monatlich meteorologische Fakten von Willi Bürger.<br />
Auf meine Frage, ob es denn stimme, dass Siegen eine der<br />
regenreichsten Städte Deutschlands sei, erklärt er „Ja, das<br />
stimmt. Hier fallen 1.000 Liter pro qm im Jahr. Im Durchschnitt<br />
Deutschlands bis 800 Liter pro qm im Jahr. Das<br />
liegt an dem Staueffekt durch das Rothaargebirge. Da wir<br />
meist Westwind haben, können die Wolken nicht so schnell<br />
abziehen“. Mein Vorurteil wurde also bestätigt.<br />
Seit seiner Pensionierung vor vier Jahren vermisst er die<br />
Schule kaum. Der sportliche Senior ist noch im Volleyballverein<br />
als Schiri aktiv, wandert, fährt Ski und Rad (ca. 2.000 Kilometer<br />
im Jahr). Er genießt es, seit einigen Jahren mit seiner<br />
Frau im Wohnmobil unterwegs zu sein, um dann mit dem E-<br />
Bike neue Landschaften zu erkunden. In der Dreisbachschule<br />
singt er jeden Mittwoch in einem Shantychor, genau im „Seemannschor<br />
der Marinekameradschaft Siegen“.<br />
Ich wachte auf und fühlte mich als Superweib – nämlich<br />
ausgestattet mit dem Luxus Zeit, erzählt Astrid Schneider.<br />
Sie lächelt, ihre Augen strahlen. Seit ihrer Verabschiedung<br />
in den Ruhestand im Dezember stehen nun ganz<br />
andere Termine auf ihrer Agenda.<br />
Sie genießt Besuche von ihrer Tochter und Treffen mit<br />
ehemaligen Schulfreunden und Bekannten. Viele davon leben<br />
in ganz Deutschland verstreut. In den letzten Jahren waren<br />
diese Kontakte meist nur per Smartphone möglich. Mit<br />
ihrem Mann ist sie gerne outdoor unterwegs: Teilstücke des<br />
Europawanderwegs E 1 von Siegen zum Bodensee haben<br />
sie schon erwandert, der Rest soll demnächst folgen. Ein<br />
dickes, weißes Wollknäuel mit Nadeln liegt auf dem Sofa.<br />
Endlich hat sie Zeit stricken zu lernen. Sie besucht einen<br />
Englisch Kurs. Auch als Fotografin übt sie sich. Wir stehen<br />
vor einer großen Leinwand: ein Fotodruck in schwarz-weiß.<br />
Er zeigt bizarre Eisfiguren, die Astrid Schneider im Januar<br />
an der Alche aufgenommen hat. Das Bild passt perfekt in<br />
ihre jung und modern in schwarz-weiß gestaltete Wohnung.<br />
Schwarz ist übrigens ihre Lieblingsfarbe neben Türkis.<br />
Die Arbeit vermisst sie nicht mehr. „Ich hatte ein glückliches<br />
Arbeitsleben“, sagt sie und berichtet gern über ihren<br />
größten Erfolg als Seniorenbeauftragte der Stadt: den<br />
Umbau der alten Hainer Schule zum Haus Herbstzeitlos<br />
in Kaan-Marienborn zum Begegnungszentrum für Senioren.<br />
Es war ihre Idee. Durch ihr geschicktes Management<br />
konnte das Projekt 1998 realisiert werden. 100.000 DM<br />
mussten für den Umbau des ehemaligen Schulgebäudes<br />
organisiert werden. Mit einem Paradigmenwechsel habe<br />
sie dafür gesorgt, dass die Generation 60plus auch im Alter<br />
als selbstbestimmte Bürger wahrgenommen werden.<br />
Mit Kaffeetrinken, gemeinsamen basteln und singen sei es<br />
eben nicht getan. Eigene Fähigkeiten und Ideen der Senioren<br />
könnten das Gemeinwohl bereichern, erläutert Astrid<br />
Schneider. Sie schaffte Strukturen und organisierte die ersten<br />
Kurse und Treffs. Bei Problemen moderierte sie und<br />
coachte die Gruppen. Der Erfolg gab ihr Recht. Das Haus<br />
Herbstzeitlos boomt. Großen Zulauf haben beispielsweise<br />
der Neue-Medien-Treff „Senecafé“, der Literaturkreis,<br />
der Verein Alteraktiv Siegen-Wittgenstein, die Gruppe der<br />
„Heinzelwerker“ oder der Treff „anders altern“, wo es um<br />
Belange von älteren Schwulen und Lesben geht. Heute<br />
finden hier monatlich 80-90 Kurse und Treffs statt. Und<br />
unser durchblick fand von Anfang an hier seinen festen Redaktionsraum.<br />
Das Haus Herbstzeitlos ist noch heute ein<br />
Modellprojekt für das Land NRW.<br />
Ganz will sich Astrid Schneider nun doch nicht von ihrem<br />
sozialen Engagement zurückziehen. Weiterhin wird<br />
sie im Landesverband NRW bei „Rubicon e.V.“ - aktiv<br />
mitarbeiten. Rubicon bietet Lesben, Schwulen und Transgender<br />
ein Netzwerk, Beratung und Unterstützung. Politik<br />
hat sie schon immer interessiert.<br />
Aber die Zeit drängt. Wir verabschieden uns. Denn die<br />
sportliche Frau eilt schon zum nächsten Termin: ein Yoga<br />
Kurs der VHS. Texte: Tessie Reeh Fotos: Rita Petri<br />
Astrid E. Schneider<br />
Jahrgang: 1953, in Siegen geboren<br />
Ausbildung: Industriekauffrau, sie studierte soziale Arbeit<br />
und Erziehungswissenschaft<br />
Beruf: Verwaltungsangestellte<br />
30 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 31
Aus dem Siegerland<br />
Vom Stahl zum Holz<br />
Manfred Neef fertigt Kunstwerke aus Hölzern<br />
Mit Holz hatte ich eigentlich nie was am Hut, erklärt<br />
uns Manfred Neef bei unserem Besuch in seinem<br />
schmucken Haus in Flammersbach (zu Wilnsdorf<br />
gehörend). Der 75-Jährige ist gelernter Werkzeugmacher,<br />
hat sich zum Techniker weiter gebildet und sich dann einige<br />
Jahre später mit einer Stahl verarbeitenden Firma selbstständig<br />
gemacht. Eisen und Stahl haben so einen Großteil<br />
seines Lebens begleitet. Die Wende kam mit einem Krankenhausaufenthalt,<br />
als ihm seine Kinder einen Malblock<br />
und Stifte mitbrachten. Damit begann die „Malphase“ seines<br />
Lebens. Die hat<br />
einige Jahre gedauert<br />
und einige in<br />
dieser Zeit entstandene,<br />
durchaus sehr<br />
sehenswerte Bilder,<br />
hängen noch in<br />
den verschiedenen<br />
Räumen der Wohnung<br />
der Neefs.<br />
Viele wurden auch<br />
an Verwandte<br />
und Freunde verschenkt<br />
.Diese<br />
künstlerische Zeit<br />
dauerte bei ihm<br />
bis 2007/08, bis er<br />
mehr zufällig im<br />
<strong>Internet</strong> auf dort<br />
angebotene Holzwurzeln<br />
mit häufig<br />
sehr interessanten<br />
Formen stieß.<br />
Das animierte<br />
ihn sich mit Holz<br />
zu beschäftigen.<br />
Er begann, diese<br />
„Holzklumpen“ zu<br />
bearbeiten. Das<br />
geschah mit einer<br />
elektrischen Säge,<br />
mit Bohrer und mit<br />
Handwerkzeugen<br />
wie Beitel und ähnliches.<br />
Das Ausgangsmaterial<br />
ist<br />
häufig Schwemmoder<br />
Treibholz.<br />
Als Treibholz bezeichnet<br />
man Holz,<br />
das auf Wasser treibt oder durch die Naturkräfte aus<br />
dem Untergrund gerissen und ins Wasser gespült worden<br />
ist. Das können aber auch Gebäudeteile oder Hausrat<br />
sein, die durch Flut, Orkane oder Wind ins Wasser<br />
geraten sind. Holz, das absichtlich im Wasser angebracht<br />
war, sich aber von seiner Befestigung gelöst hat, sowie<br />
Überreste hölzerner Schiffe oder Boote gehört ebenfalls<br />
zum Schwemmholz. Manfred Neef hat zum Beispiel bei<br />
einem Urlaub in Süddeutschland eine Frau kennengelernt,<br />
die ihm erzählte, dass sie und andere dortige Anwohner<br />
3 Fotos: Rita Petri<br />
im Frühjahr bei der Schneeschmelze auf dem Lech treibendes<br />
Holz einsammelt und an Interessierte verkauft.<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bereits in der<br />
germanischen Schöpfungsgeschichte berichtet wird, dass<br />
die ersten Menschen von Odin, Hönir und Lodur aus Treibholz<br />
geschnitzt wurden, Aus einer Esche schnitzten sie den<br />
Mann Ask und aus einer Ulme die Frau Embla. Diese beiden<br />
wurden als die Stammeltern des Menschengeschlechts<br />
(Quelle: Wikipedia)<br />
angesehen<br />
Zurück ins beschauliche Flammersbach: Manfred<br />
Neef beschäftigt sich mit Schwemmholz und Rebenholz.<br />
Aber auch das harte Olivenholz, welches eine schöne, eigenwillige<br />
Maserung hat oder die deutsche Eiche dienen<br />
schon mal als Ausgangsmaterial für die künstlerische<br />
Bearbeitung. Das Rebenholz bekommt er von einem<br />
Weingärtner, der Rebhölzer aussortiert. Dies ist wohl ein<br />
Prozess, der in allen Weinbergen notwendig ist. Dieses<br />
Rebholz ist ein sehr hartes Holz und deshalb auch schwer<br />
zu bearbeiten. Aber da der Künstler mit elektrischen Maschinen<br />
wie Bandsäge, Dekupiersäge, Schleifmaschine<br />
und Drechselbank arbeitet, ist die Gestaltung möglich.<br />
Bei der „Herstellung der Ware“ ist Fantasie notwendig.<br />
Man muss einen Blick dafür haben, was man aus den oft<br />
bizarren Formen des Schwemmholzes oder der Rebhölzer<br />
machen kann, Dabei entstehen die unterschiedlichsten<br />
Kunstobjekte. Viele Kerzenständer, Vasen, Beleuchtungskörper,<br />
aber auch Weihnachtskrippen sind aus solchen Hölzern<br />
entstanden. Wenn man durch das Haus der Neefs geht,<br />
wähnt man sich in einem Museum. Viele Lampen, Blumenständer,<br />
Kerzenständer und Uhren sind zu bewundern.<br />
Zur Weihnachtszeit findet man auch manche religiösen<br />
Motive wie Engel, Kreuze, Krippen. Darin zeigt sich auch<br />
die christliche Überzeugung von Manfred Neef. Für ihn ist<br />
es folgerichtig, dass er den Erlös von verkauften Objekten<br />
wieder für soziale Aufgaben spendet.<br />
.Horst Mahle<br />
32 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 33
Buchbesprechung<br />
Buchbesprechung<br />
Erfrischend unbrav<br />
Dass ihr das noch erleben<br />
neben besagter Eeefje auch<br />
dürft!, sagt Eefje ironisch<br />
Evert, der einem Gläschen<br />
zu den zwei neu aufgenommenen<br />
Genever nie abgeneigt ist,<br />
Mitgliedern in den Club Ala-<br />
nito. „Alt, aber nicht tot“ bedeutet<br />
die Abkürzung für den „Rebellenclub“<br />
(so die Heimleitung) von nunmehr<br />
acht Mitgliedern. Sie haben<br />
sich zusammengeschlossen, um ihre<br />
noch ungebrochene Unternehmungslust<br />
durch gemeinsame Aktivitäten<br />
am Leben zu halten. Alle Mitglieder<br />
sind Bewohner eines Altenheimes im<br />
Amsterdamer Norden. Wortführer ist<br />
Hendrik Groen, der in Form eines<br />
Tagebuches den Leser am Leben der<br />
Heimbewohner teilhaben lässt.<br />
Und das ist mitunter durchaus turbulent.<br />
Da gibt es schon einmal eine<br />
Attacke auf das Aquarium des Hauses,<br />
in dem die Fische durch einen zu<br />
großen Kuchenkonsum zu Tode kommen.<br />
Überhaupt beschreibt Groen<br />
Vorkommnisse im Heimalltag in einer<br />
überaus humorvollen und selbstironischen<br />
Weise, dass man selbst Lust hätte,<br />
einem solchen Club beizutreten. Im<br />
ersten Punkt der Satzung steht: „Das<br />
Ziel des Vereins besteht darin, unsere<br />
Eierlikörtage ist im Piper Verlag erschienen und<br />
kostet 22,00 Euro. ISBN 978-3492058087<br />
sowie Grietje, die eines<br />
Tages erfährt, dass sie an<br />
Alzheimer leidet. Auch das<br />
ist eine Facette des Buches:<br />
Die Akteure sind über achtzig<br />
und befinden sich somit<br />
in ihrer letzten Lebensphase.<br />
Groen schildert auch<br />
diese Realität der altersbedingten<br />
Erschwernisse und<br />
Gebrechen, aber unsentimental<br />
(„... ich werde immer<br />
unbraver“) und herzerwärmend.<br />
Eefje, seine<br />
beste Freundin, erleidet einen<br />
Schlaganfall, von dem<br />
sie sich nicht wieder erholt.<br />
Und all die unterschiedlichen<br />
Charaktere mit ihren<br />
Marotten beschreibt Groen<br />
zum Beispiel in den Szenen<br />
beim gemeinsamen Essen<br />
mit viel Wortwitz und mitunter<br />
so brüllend komisch,<br />
dass man das Buch gar nicht<br />
mehr weglegen möchte.<br />
alten Tage durch Ausflüge angenehmer zu gestalten“. Diese<br />
werden reihum von den Mitgliedern organisiert und dementsprechend<br />
von der Heimleitung argwöhnisch und von<br />
den Mitbewohnern neidisch beäugt. Hendrik Groens Motto:<br />
„Leben, als wäre es der letzte Tag.“ Es beflügelt ihn, er<br />
kauft sich zum Beispiel einen Scooter, lässt ihn frisieren und<br />
unternimmt mit ihm Rundfahrten. Weitere Mitglieder sind<br />
Am Schluss des Buches schreibt Groen: „Das neue Jahr<br />
wird mir nicht entkommen. Auf in den Frühling! Und dann:<br />
Auf zu unserer Weinreise! Und nach der Reise muss ich wieder<br />
neue Pläne schmieden. Solange man Pläne macht, lebt man.“<br />
Fazit: Ein empfehlenswertes Buch, eine Entdeckung.<br />
Für Würde im Alter, Freundschaft und Lebenslust.<br />
Uli Hoffmann<br />
Nach den Büchern Historisches<br />
wird lebendig, Vergangenes<br />
kehrt zurück und So war es<br />
seinerzeit holt der Hilchenbacher Autor<br />
Heinz Bensberg auch in seinem<br />
neuen Buch Aus längst vergangener<br />
Zeit wieder Siegerländer Kulturgut aus<br />
der Vergangenheit hervor. Es soll Einblicke<br />
geben über die Gewohnheiten<br />
und Berufe der Siegerländer aus längst<br />
vergangenen Tagen.<br />
Wer weiß schon, dass der verlorene<br />
Sohn aus dem Siegerland kam, die Hüttenleute<br />
Funkenfänger auf dem Kopf<br />
hatten und am Schurzfell eine kleine<br />
Zange befestig war, die als Feuerzeug<br />
diente oder dass die Wasserkraft den<br />
Fortschritt brachte und Siegerländer<br />
Walzen Weltruf hatten. Wem ist bekannt,<br />
dass im Siegerland 150 Millionen<br />
Tonnen Erz gefördert wurden und<br />
Um das Siegerland geht es auch<br />
im neuen Buch “Riewekooche,<br />
Glonk un Alldaachsläwe” des<br />
Autors Georg Hainer. Er geht unter<br />
anderem alten Schulzeiten nach und<br />
erzählt von Freizeit und Sport, so wie<br />
es früher war.<br />
Er stellt Riewekooche und Glonk<br />
sowie andere Gefäße vor und hat auch<br />
manche Anekdote parat.<br />
Eine literarische Mischung aus Erinnerungen,<br />
die einen mal nachdenklich<br />
machen und mal schmunzeln lassen, „Da<br />
kaa mr wat erläwe“. Die Themen reichen<br />
von Freudenberg bis in den Hickengrund<br />
und vom Giller bis nach Schelden.<br />
bei der Grube „Pfannenberger<br />
Einigkeit‘“ in Salchendorf<br />
1962 die letzten<br />
Lichter erloschen. Diese<br />
Grube war zeitweilig, mit<br />
1338 m Teufe, die tiefste in<br />
Europa?<br />
Dass durch die Lederherstellung<br />
auch Leimund<br />
Filzfabriken bei uns<br />
beheimatet waren. Oder<br />
wer weiß, dass Hollekuse<br />
Willäm auf Postkarten<br />
die Flüsse, Ferndorf und<br />
Sieg schiffbar machte und<br />
die Elektrische angeblich mit Ungel<br />
(Talg) fuhr.<br />
Auch wird die Nachkriegszeit beschrieben<br />
und seltene Tiererlebnisse<br />
aus dem Garten des Autors werden<br />
vorgestellt. Dieses alles und noch<br />
Auch beim neuen Büchlein<br />
ist wieder ein Bibeltext<br />
berücksichtigt: der 23.<br />
Psalm “Der gute Hirte”, bekannt<br />
als „Der Herr ist mein<br />
Hirte“. In der übertragenen<br />
Form in Siegerländer Mundart<br />
heißt er im Büchlein „Dr<br />
goore Hirde“.<br />
Verschiedene Texte sind<br />
in Hochdeutsch übersetzt.<br />
Der Band ist im Buch-Juwel<br />
Verlag erschienen, hat 52<br />
Seiten und kostet 8,95 Euro.<br />
ISBN 978-3-9818449-0-0<br />
vieles mehr erfährt der Leser, wieder<br />
in kurzen verständlich geschriebenen<br />
Berichten. Erschienen ist das Buch im<br />
Bloggingbooks-Verlag Saarbrücken,<br />
hat 124 Seiten und kostet 19,80 Euro.<br />
ISBN : 978-3-8417-7965-6<br />
Im Buch „Meine Bestattung“wurden<br />
sachliche Informationen, wissenswerte<br />
Denkanstöße und einfühlsame<br />
Erläuterungen zusammengetragen,<br />
die einem das Thema Tod und<br />
Bestattung behutsam näherbringen.<br />
Sensibel und zugleich offen, werden<br />
alle grundsätzlichen Fragen rund um<br />
die Bestattung taktvoll aufgegriffen.<br />
Inhaltlich werden Themen wie die<br />
Wahl des Bestatters, Organspende,<br />
Körperspende usw. aufgegriffen. Aber<br />
auch ganz praktische Kapitel zur Sterbegeldversicherung,<br />
Ausgestaltung<br />
der Trauerfeier bis hin zur Grabgestaltung<br />
sind enthalten. Die verschiedenen<br />
Bestattungsarten werden vorgestellt und<br />
auch der Wandel unserer Bestattungskultur<br />
wird angesprochen.<br />
In etlichen Freitextfeldern zum Ausfüllen<br />
oder kurzen Ankreuzkästchen werden<br />
dann alle Wünsche und Gedanken zur eigenen<br />
Bestattung dokumentiert. Fertig ausgefüllt<br />
entsteht somit ein hilfreicher Wegweiser<br />
für Hinterbliebene im Trauerfall.<br />
Der 87seitige, durch Fotos aufgelockerte<br />
Wegweiser der Wittgensteiner Autorin,<br />
ist im Selbstverlag erschienen, kostet<br />
14 € und kann bestellt werden unter:<br />
info-grimm-verlag@t-online.de<br />
34 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 35
Lebendige Vergangenheit<br />
Lebendige Vergangenheit<br />
In einem grossen dunklen Wald<br />
Einiges aus dem Leben der Katharina Diez<br />
Katharina Diez aus Netphen<br />
Gemälde von Peter von Cornelius<br />
Wer heute an Märchen denkt, dem fallen spontan<br />
die Namen Jakob und Wilhelm Grimm, vielleicht<br />
noch Hans Christian Andersen ein. Und die Jugend<br />
findet ihre Fantasiewelt bei Harry Potter. Obwohl<br />
unsere Welt so hektisch, kommerziell und hochtechnisiert<br />
geworden ist, tauchen wir doch zuweilen gerne einmal in<br />
geheimnisvoll mystische Welten ein.<br />
Es ist schon einige Wochen her, seit ich eine Lesung der<br />
besonderen Art erleben durfte. Schon nach den ersten Augenblicken<br />
befand ich mich „In einem großen dunklen Wald“<br />
– so jedenfalls lautete der Titel des vorgelesenen Buchs. Aus<br />
einer Fülle von lebendig gesetzten Worten tat sich der Zauber<br />
der kleinen Bewohner auf, die sich zwischen knorrigen,<br />
von Moos überwachsenen Wurzeln, zwischen Farnen und<br />
Gräsern, am Ufer eines Baches oder in luftigen Baumwipfeln<br />
aufhielten. In seinem kleinen Reich regierte ein ruhiger,<br />
besonnener Waldkönig, der mit seiner Tochter, dem „Moo-<br />
sprinzesschen“, zusammen lebte. Es wuselten fröhlich die<br />
kleinen Elfen und Mäuslein, quakten die Frösche im Miteinander<br />
mit den Kröten. Nebenan trieb eine hinterlistige<br />
Schlange ihr böses Spiel, mahnte eine Eule das sittliche Bewusstsein<br />
an, während der Uhu zu philosophieren begann.<br />
Eigentlich stellte alles eine Wiedergabe dessen dar, was wir<br />
jeden Tag auch im menschlichen Bereich erleben. Neben der<br />
Liebe gibt es den Hass, neben der Freundschaft den Verrat<br />
Die Vorlesende war Frau Dr. Ingeborg Längsfeld aus<br />
Netphen, die sich mit den Verfasserinnen der gelesenen<br />
Texte, den Diez-Töchtern Katharina und Elisabeth, in besonderer<br />
Weise beschäftigt hat und diese sowie deren Werk<br />
sogar zum Thema ihrer Doktorarbeit machte. Gemeinsam<br />
mit Joachim Fischer veröffentlichte die Pädagogin im Jahr<br />
1992 das Buch „Elisabeth Grube und Katharina Diez –<br />
Zwei Dichterinnen und ihre Zeit“. Aus diesem Werk sind<br />
viele der nachstehenden Details entnommen. Mit der Herausgabe<br />
der Neuauflage von Märchen und Erzählungen<br />
aus dem 38 Büchern umfassenden Gesamtwerk der Schwestern<br />
schenkte Frau Längsfeld den Literaturinteressierten<br />
nun ein Kleinod, das seinesgleichen sucht.<br />
Fast vergessen scheint es um das Leben und Wirken jener<br />
beiden Frauen bestellt, die aus unserer näheren Umgebung<br />
stammten. Mit ihren Tagebüchern, biographischen Beschreibungen<br />
und epischen Dichtungen galten sie schon in ihrer<br />
Zeit als anerkannte Schriftstellerinnen. Sie gewähren uns einen<br />
Einblick wie weltoffen sich der Werdegang dieser beiden<br />
einfachen Frauen aus dem Siegerland gestaltete.<br />
Ich möchte von Katharina berichten, nach der in Netphen<br />
eine Straße benannt und vor zwei Jahren sogar ein Platz an der<br />
evangelischen Kirche ihrem Andenken gewidmet wurde. Am<br />
alten Marktplatz steht noch das Wohnhaus der Familie Diez.<br />
Vater Johann Gregorius war im Stift Keppel als Domänenrentmeister<br />
angestellt. Katharina wurde am 2. Dezember<br />
1809 in Netphen als fünftes Kind der Eheleute Diez<br />
geboren. Ihre älteste Schwester, Elisabeth, war zu diesem<br />
Zeitpunkt sechs Jahre alt. Schon damals gehörte die Familie<br />
zu den besser Gestellten innerhalb des ländlichen Lebens.<br />
In der Dorfschule lehrte Johann Hermann Flender, der auf<br />
die Diez-Kinder einen großen Einfluss ausübte. Über ihn<br />
vermerkte Katharina in ihrem Tagebuch: „… doch hing ich<br />
mit größter Verehrung und Bewunderung an meinem Lehrer.“<br />
Er scheint ein ernster Mann gewesen zu sein, der es<br />
vermochte, in seiner Schülerin poetisch-lyrische Gedanken<br />
und die Liebe zur Natur zu wecken.<br />
Schon sehr früh begannen die Diez-Töchter ein Tagebuch<br />
zu führen. Darin beschrieb Katharina ihren Vater<br />
als einen kräftigen und energischen Mann, der sich durch<br />
Fleiß und Verstandsgaben von einem armen Bauernsohn zu<br />
einem wohlhabenden Beamten emporgearbeitet hatte, der<br />
Foto: Autor<br />
Philosophielehrerin Dr. Ingeborg Längsfeld,<br />
1. Vorsitzende des Kulturforums Netphen<br />
aber auch sehr bestrebt war, seinen Kindern eine freie Entfaltung<br />
zu ermöglichen. Über ihre Mutter Margarethe, die<br />
ebenfalls aus einer einfachen Umgebung kam, vermerkte<br />
Katharina: „Sie kannte nur Lieder aus dem Gesangbuch<br />
und Geschichten der Bibel, doch sie war eine poetische<br />
Erscheinung mit einem schwebend-wandelndem Gang.“<br />
Die Familie führte ein aufgeschlossenes, geistig reges<br />
Leben, in dem die Kinder schon sehr früh an Bücher und<br />
Literatur herangeführt wurden. Aus einer Versteigerung<br />
erwarb Vater Diez, wohl für den studierenden Sohn Jost<br />
Henrich, circa zweihundertfünfzig Bücher. Es waren Werke<br />
von Shakespeare, Wieland, Poppe und auch von Goethe.<br />
Bedeutsam war für Katharina eine in ihrem Tagebuch beschriebene<br />
Episode: „In einer entlegenen Rumpelkammer<br />
des Hauses fand ich eines Tages, als ich nach Äpfeln und<br />
Nüssen umher suchte, eine alte Übersetzung Shakespeares,<br />
die mich in goldgelbem Einband zwischen geräucherten<br />
Würsten und Schinken so verführerisch anblickte, dass ich<br />
Äpfel und Nüsse vergaß und liegen ließ, um mich in seliger<br />
Einsamkeit ungesehen und ungehindert an diesen viel süßeren<br />
poetischen Früchten zu ergötzen.“<br />
Überliefert ist, dass die Familie von mehreren<br />
Unglücksfällen heimgesucht wurde, bei denen sie das<br />
Vermögen verlor. Um für den Unterhalt der Familie zu<br />
sorgen, half Katharina ihrer Schwester Gertrud nicht nur<br />
im Haushalt. Sie strickten bis in die späten Nachtstunden<br />
Strümpfe. Das Tagebuch gibt auch über diese Zeit Auskunft:<br />
„Ich höre so oft in meinen Kreisen sagen, dass Lesen und<br />
Schreiben nicht tauge für die Frauen und nur häusliche<br />
Tugenden ihres Strebens Ziel sein dürften, dass ich es auch<br />
glaubte, dass ich jede derartige Beschäftigung fast wie eine<br />
heimliche Sünde betrieb und wenn ich zum heiligen Abendmahl<br />
ging, so war unter meinen Vorsätzen gewiss immer<br />
einer der ersten, nicht dichten und nur eine gute Köchin, eine<br />
geschickte Näherin werden zu wollen. Jedoch der Geist<br />
ist willig und das Fleisch ist schwach und vielmehr war`s<br />
umgekehrt bei mir der Fall, während meine Füße und Hände<br />
sich willig regten für die materiellen Bedürfnisse, ließ<br />
mein schwacher Geist sich nur zu oft von lockenden Sirenenstimmen<br />
in fern liegenden Regionen führen und meine<br />
Schwester Elisabeth, mein Bruder Friedrich, ein sehr<br />
begabter geistvoller Jüngling, waren stets die Versucher,<br />
welche durch ihre Briefe und schönen Bücher, die sie mir<br />
schickten und zum Lesen vorschlugen, mich immer wieder<br />
zu kleinen dichterischen Beschäftigungen anreizten».<br />
Katharina war zwanzig Jahre alt als ihre Mutter starb.<br />
Negativ auf ihre Gesundheit wirkte sich eine neue Ehe des<br />
Vaters mit einer verständnislosen Stiefmutter aus. Katharina<br />
verließ Netphen, zog nach Düsseldorf und lebte im Haushalt<br />
ihrer Schwester Elisabeth, die den Lehrer Friedrich<br />
Wilhelm Grube geheiratet hatte. Sie erholte sich langsam<br />
und half bei der Betreuung der Kinder. Die Düsseldorfer<br />
Familie pflegte den Umgang mit vielen Kunstschaffenden<br />
und Literaten, so dass sich Katharina frei von dörflichen<br />
Zwängen entwickeln konnte. Ihre Schwester Elisabeth ermutigte<br />
sie, ihre poetischen Versuche zu sammeln und in<br />
Druck zu geben. Katharina freundete sich mit der Malerin<br />
Elisabeth Baumann an. Beide wurden Schülerinnen in der<br />
Düsseldorfer Akademie für Künste.<br />
Für die unverheiratete Katharina blieb das Schreiben<br />
eine Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Im<br />
Jahre 1845 entstand das bekannte Werk „Die heilige Elisabeth<br />
von Ungarn, Landgräfin von Thüringen“. Diese<br />
Publikation wurde von Baedecker in Essen mit fünfzig<br />
Talern honoriert. Ihre ersten Veröffentlichungen verhalfen<br />
ihr zu einem gewissen Bekanntheitsgrad - nicht nur in literarischen<br />
Kreisen. In jenen Tagen war es einer glücklichen<br />
Fügung zu danken, dass sie in der preußischen Königin<br />
Elisabeth eine Gönnerin und Mäzenin fand.<br />
Katharina reiste 1846 nach Berlin, lebte dort im Hause<br />
ihrer Schwester Gertrud, traf einige Künstler der Düsseldorfer<br />
Zeit wieder und lernte die Gräfin Ahlefeld <br />
36 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 37
Lebendige Vergangenheit<br />
Einmal Allgäu und zurück<br />
kennen. Ebenso den Architekten F. W. L. Stier, der ihre Literatur<br />
in der Öffentlichkeit förderte, sowie den berühmten<br />
Historienmaler Peter von Cornelius. Die aufständischen<br />
Unruhen in Berlin ließen die zur Schwermut neigende Katharina<br />
zwei Jahre später erneut in eine depressive Stimmung<br />
verfallen. Sie beschrieb es mit den Worten: „Kindermärchen<br />
schreiben, wenn Kriegswolken sich schauerlich<br />
um Stadt und Land legen, das hätte, glaub ich, selbst der<br />
große unpolitische Goethe nicht vermocht.“<br />
Sie verließ Berlin, lebte wieder in Düsseldorf im Haushalt<br />
ihrer - inzwischen verwitweten - Schwester Elisabeth.<br />
Es folgten zwei Jahrzehnte in denen sie sich „zum ersten<br />
Mal ungeteilt und ungehindert der Beschäftigung meiner<br />
Muse hingab.“ Gemeinsam mit Elisabeth schrieb sie weitere<br />
Bücher, dazu Dichtungen, die sich mit biblischen Vorgaben<br />
und Themen befassten. „Ruth“, „Abrahams Opfer“<br />
sowie „Joseph. Gedicht nach dem Alten Testament“ stammen<br />
aus jener Zeit. Die Schwestern veröffentlichten die<br />
Gedichtsammlungen „Liederkranz“ und „Wiesenblumen<br />
von der Sieg und Fel<strong>db</strong>lumen vom Rheine“; ferner noch<br />
„Bilder aus dem Krieg“ sowie „Frühlingsmärchen“ und die<br />
„Märchen aus Wald, Feld und Wiese“.<br />
Katharina war eine gute Beobachterin, die es vermochte<br />
- wohl auch aus ihren einsamen, kränkelnden Momenten -<br />
das ursprüngliche Leben gedankenreich und zartfühlend zu<br />
beschreiben. Sehr viel lässt sich aus dem naturverbundenen<br />
Leben der Kindheit und Jugendzeit in ihren Werken erkennen.<br />
Man spürt die Liebe zur heimischen Umgebung, verbunden<br />
mit der christlichen Herkunft. In „Editha“ befasste<br />
sie sich mit der Liebe eines jungen Musikers, der sich zu<br />
zwei Schwestern hingezogen fühlte. Es vermittelt den Eindruck<br />
dabei handele es sich um die beiden Diez-Schwestern.<br />
Kein geringer als Theodor Fontane, schrieb kurze Zeit nach<br />
der Veröffentlichung an Katharina und bescheinigt ihr ein<br />
„Erzähltalent“. Genannt werden muss auch „Myrthe und<br />
Lorbeer“. Hier berichtet sie über das „Dilemma der schreibenden<br />
Frau im 19. Jahrhundert“ - wahrscheinlich ihren<br />
eigenen Erfahrungen nachempfunden!<br />
Auch geschichtlichen Personen, wie der Heiligen Elisabeth<br />
oder Agnes Bernauer räumte Katharina Diez einen<br />
Spielraum ein, der eigene biografische Züge erkennen<br />
lässt. Die Spannbreite ihres Schaffens bis 1870 umfasste<br />
Sonetten, Erzählungen, Romane und sogar Dramen. Einen<br />
besonderen Bekanntheitsgrad erlangten „Die Zeiten sind<br />
nicht mehr, wo Berta spann“, „Wengl, der Bürgermeister<br />
von Solothurn“, „Zwei Diakonissen ohne Ordenskleid“,<br />
„Heinrich Heines erste Liebe“ sowie „Jung Stilling. Ein<br />
Lebensbild“. Das Schauspiel „Frithjof“ entstand 1879 und<br />
wurde u. a. erfolgreich auf der Hofbrücke in Sigmaringen<br />
und in Düsseldorf aufgeführt.<br />
Im Alter von 55 Jahren wurde sie von der Königin Elisabeth<br />
zur Ehrenstiftsdame des dem Adel vorbehaltenen<br />
Stiftes Keppel bei Hilchenbach ernannt.<br />
Für sie als Bürgerliche bestand keine Residenzpflicht,<br />
sie erhielt jedoch eine kleine<br />
„Präbende“ – eine Pension.<br />
Es beeindruckt auch heute noch wie frei<br />
und weltoffen die aus einfachen Verhältnissen<br />
stammenden Frauen aus Netphen<br />
ihr Leben im 19. Jahrhundert gemeistert<br />
haben. Es ist wohltuend zu lesen, wie sie<br />
eigene Wege beschritten und sich immer<br />
gegenseitig verbunden blieben. Und dabei<br />
hinterließ jede für sich eine eigene weltbürgerliche<br />
Biografie. In jungen Jahren<br />
verließen sie ihre ländlichen Strukturen,<br />
fügten sich in ihre jeweils neue Heimat<br />
mit den sich wirtschaftlich wandelnden<br />
Lebensformen ein.<br />
Katharina Diez blieb schriftstellerisch<br />
die erfolgreichste der Schwestern. Sie<br />
hinterließ der Nachwelt vor allem eine<br />
geschichtlich wertvolle Aussage über ihre<br />
Zeit, über Land und Leute. Ihr Werk ist ein<br />
lebendiger Rückblick in die Vergangenheit.<br />
Nach dem Tod ihrer Schwester Elisabeth<br />
zog sich Katharina nach Netphen zurück.<br />
Sie starb am 22. Januar 1882 und liegt auf<br />
dem alten Friedhof an der evangelischen<br />
Martini-Kirche in Netphen begraben.<br />
Eva-Maria Herrmann.<br />
3 Fotos: Autor<br />
Kurz nach acht Uhr in Kreuztal. Ein Paar nähert<br />
sich dem Bahnhofsgebäude. Jeder der beiden trägt<br />
einen Koffer. Ihr Ziel ist Gleis 2, denn ihr Zug<br />
fährt dort um 8:59 Uhr ab. Sie sind aufgeregt, denn sie<br />
befinden sich am Beginn ihrer Urlaubsreise. Ihr Ziel ist<br />
das Allgäu. Sie fahren mit dem D-Zug D 813 von Kreuztal<br />
über Frankfurt (Main) bis Oberstdorf, das sie fahrplanmäßig<br />
um 16:43 Uhr erreichen. Wie gesagt: Von Kreuztal<br />
bis ins Allgäu, ohne Umstieg, im bequemen Abteil des<br />
Fernzuges. Darüber hinaus konnte man vom Siegerland<br />
die Nordseeküste bei Norddeich erreichen, ebenfalls umstiegsfrei<br />
mit D-Zügen. Schier unglaublich für den, der<br />
heute auf den Fahrplanaushang am Kreuztaler Bahnhof<br />
blickt. Und doch liegen diese attraktiven Reisemöglichkeiten<br />
noch gar nicht so lange zurück.<br />
Bis weit in die Achtziger Jahre hinein gab es in Kreuztal<br />
sage und schreibe 14 D-Zug-Halte am Tag. Nach der anschließenden<br />
Ära der Interregio-Züge wurde Kreuztal zum<br />
Regionalbahnhof herabgestuft. Heute wird die Strecke Siegen<br />
– Hagen – Essen von der Abellio-Rail betrieben.<br />
Haltepunkt ist Kreuztal darüber hinaus für die Strecke<br />
Betzdorf – Bad Berleburg, die von der Hessischen Landesbahn<br />
(HLB) betrieben wird. Vielleicht gibt es ja eine Neuauflage<br />
der Nordseeverbindung, wenn ab dem Jahre 2019<br />
der Intercity 2 die Ruhr-Sieg-Strecke mit Fernzügen bedient.<br />
Kreuztal als Fernbahnhof<br />
2 Fotos:Uli Hoffmann.<br />
Auf dem Bahnhofsvorplatz in Kreuztal steht der „Kofferturm“,<br />
ein Kunstobjekt, das anlässlich der Neugestaltung<br />
zum „Kulturbahnhof“ von Annette Besgen und Ulrich Langenbach<br />
geschaffen wurde. Vielleicht befindet sich darin<br />
auch ein Gepäckstück unserer beiden Reisenden, die sich<br />
damals glücklich schätzen konnten, auf direktem Wege<br />
vom Siegerland bis zu den Alpen reisen zu können. Da fällt<br />
einem doch das berühmte Lied von Marlene Dietrich ein:<br />
„Ich hab noch einen Koffer ...“ Uli Hoffmann<br />
Original-Zuglaufschild des Gegenzuges aus Oberstdorf<br />
So könnte der D 813 damals ausgesehen haben: Hier im Modell mit einer Lok E 40<br />
38 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 39
Krimi<br />
Krimi<br />
Sie konnte ihn nur von hinten sehen, kannte seine Gesichtszüge<br />
aber schon so genau, dass ihr dies ausreichte.<br />
Er schritt langsam das Kirchenschiff hinab und<br />
wählte nach kurzem Gedenken an die Tote einen Platz in<br />
der dritten Reihe. Sie hatte noch ein wenig Zeit ihn anzusehen,<br />
bis sie ihre Arbeit begann und die Kirche mit Orgelklängen<br />
füllte.<br />
Es war die Beerdigung einer jungen Frau. Die Landwirtin<br />
war beim Dreschen in die Förderschnecke des Korntanks<br />
geraten und so tödlich verunglückt. Niemand verstand, was<br />
sie in dem Kornsilo gesucht hatte, denn ein Defekt wurde<br />
nicht festgestellt.<br />
Als sie das Abschlussstück spielte, bedauerte sie, ihn<br />
nicht noch einmal von vorne betrachten zu können. Sein<br />
ausdruckstarkes Gesicht, jetzt sicher verweint und blass.<br />
Und seine perfekte Kleidung: Schwarz-weiß! Er war immer<br />
noch vor ihrem inneren Auge, als sie ihr Haus betrat.<br />
Gedankenverloren glitt ihr Blick über die schwarz-weißen<br />
Fliesen im Schachbrettmuster verlegt und makellos<br />
glänzend. Sie ließ sich im Wohnzimmer nieder und entspannte<br />
bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Schach gegen<br />
sich selbst zu spielen. Aber heute war sie wieder einmal<br />
nicht so ganz bei der Sache. Sie dachte an den Tag zurück,<br />
als sie ihn das erste Mal gesehen hatte.<br />
Er war einfach die perfekte Komposition all ihrer Träume.<br />
Ihr König! Meistens trug er einen schwarzen Anzug mit<br />
weißem Hemd und eine schwarze Krawatte, dazu manchmal<br />
eine Weste mit Schachbrettmuster.<br />
Heute saß sie in einem Cafe und bestellte ein Stück dunkle<br />
Herrentorte mit einem Klecks Sahne dazu. Plötzlich<br />
betrat er mit einem Freund das Lokal, sie setzten sich an<br />
den Nebentisch und unterhielten sich sehr angeregt. Wie<br />
sie heraushören konnte, ging es um Frauen und die bevorstehende<br />
Hochzeit seines Freundes. Sie lauschte dem Gespräch<br />
und genoss in vollen Zügen seinen Anblick.<br />
Auf dem Heimweg konnte sie nur noch an ihn denken.<br />
In ihr brannte es lichterloh. Er war es, auf den sie so lange<br />
gewartet hatte, den sie gesucht hatte…wissend, ihm irgendwann<br />
zu begegnen. Doch wie sollte sie es nun anstellen, ihn<br />
kennen zu lernen? Ihn auf sie aufmerksam zu machen? Sie<br />
DieDie Schach spielerin<br />
würde alle Register ziehen<br />
müssen, alle Töne<br />
in ihr zum Klingen bringen,<br />
um ein Liebeslied<br />
daraus zu zaubern.<br />
Aus dem Gespräch<br />
hatte sie entnommen,<br />
welcher Familie er entstammte.<br />
Anhand des<br />
Kirchenarchivs konnte<br />
sie weitere Einzelheiten<br />
wie Vorname und Geburtsdatum<br />
in Erfahrung<br />
bringen. Bald hatte<br />
sie auch seine Adresse<br />
herausgefunden und im<br />
Gespräch mit der Haushälterin<br />
des Pfarrers (die<br />
wusste immer alles!)<br />
erfuhr sie, dass er nach<br />
langem Auslandsaufenthalt<br />
wieder eine Stelle<br />
hier in der Stadt angenommen<br />
hatte. Da sie<br />
selber erst kurze Zeit hier lebte und arbeitete, hatte sie ihn<br />
vorher noch nie gesehen. So, der erste Schritt war getan, der<br />
zweite erschien ihr schon wesentlich schwieriger.<br />
Die Haushälterin hatte ihr auch berichtet, dass sie ihn<br />
des Öfteren frühmorgens beim Joggen im Park gesehen<br />
habe. Also kaufte sie sich Laufschuhe und trainierte eine<br />
ganze Weile, bevor sie sich ihm stellte. Immer mal wieder<br />
passte sie ihn auf dem Rundweg, unregelmäßig, ab.<br />
Aus dem Ignorieren wurde ein flüchtiger Gruß, daraus ein<br />
heiterer Zuruf und schließlich, nachdem sie ganz zufällig<br />
gleichzeitig beim Parkausgang eintrafen, ein kleines Gespräch.<br />
Als sie die Zeit für gekommen hielt, lud sie ihn auf<br />
einen Kaffee zu sich ein. Mit einem gewissen Erstaunen in<br />
der Stimme, sagte er zu.<br />
Dann geschah ein weiteres Unglück, was den kleinen<br />
Ort erschütterte. Die Juniorchefin einer ortsansässigen Firma<br />
hielt sich wohl spätabends noch in der Produktionshalle<br />
auf. Aus unbekannter Ursache ist sie von einer Leiter in die<br />
Tiefe gestürzt. Hinter vorgehaltener Hand sprach man von<br />
einer wilden Party mit reichlich Alkoholgenuss.<br />
Sie kam am folgenden Tag nur kurz zum vereinbarten<br />
Treffen, um ihm zu erklären, dass die Verunglückte eine gute<br />
Bekannte gewesen sei und ihr momentan der Sinn nicht nach<br />
weiteren Treffen stehe. Er bedauerte dies, zeigte aber vollstes<br />
Verständnis. Zur Beerdigung spielte sie besonders leidenschaftlich<br />
im gebotenen Rahmen die Orgel und hoffte, ihre<br />
Töne würden bei ihm unten im Kirchenschiff Gehör finden.<br />
Einige Zeit später<br />
traf sie ihn wieder beim<br />
Laufen. Auf ihre Frage,<br />
warum er zur Trauerfeier<br />
für ihre Bekannte<br />
gegangen sei, erwiderte<br />
er nur, dass er dieses als<br />
seine Pflicht ihr gegenüber<br />
angesehen hätte. In<br />
Gedanken freute es ihn,<br />
dass sie ihn bemerkt<br />
hatte. Er schien erstaunt<br />
über ihren Beruf zu sein<br />
und sie fragte, ob sie<br />
ihn zu einem kleinen<br />
Privatkonzert einladen<br />
dürfe. Vielleicht mit<br />
einem anschließenden<br />
Frühstück. Er sagte<br />
nach kurzem Zögern<br />
zu, und sie vereinbarten<br />
den kommenden Samstagmorgen.<br />
Pünktlich zur verabredeten<br />
Zeit konnte sie ihn am Kirchenportal begrüßen,<br />
zeigte ihm den Platz, der ihrer Meinung nach von der Akustik<br />
her am besten war, und sie begab sich zu ihren schwarzweißen<br />
Tasten. Sie wählte ein imposantes Musikstück. Und<br />
es gefiel ihm ... sehr sogar, er schien total begeistert zu<br />
sein und sah sie bewundernd an…und so fühlte sie sich<br />
leicht beschwingt, als sie gemeinsam den kurzen Weg von<br />
der Kirche zu ihrem Haus gingen. Stolz zeigte sie ihm das<br />
Innere des Hauses, immer wieder auch selbst erfreut an der<br />
perfekten Harmonie in schwarz-weiß. Letztlich bat sie ihn<br />
ins Esszimmer an den schwarzen Tisch, der mit weißem<br />
Geschirr eingedeckt war. Ein leises inneres Aufseufzen<br />
begleitete sie beim Auftragen der vielen vorbereiteten Leckereien,<br />
die eigentlich diese Harmonie störten. Sie unterhielten<br />
sich sehr angeregt, und als er sich schließlich verabschiedete,<br />
war sie sehr zufrieden. Außerdem hatten sie<br />
sich nun fest für zweimal wöchentlich zum morgendlichen<br />
Laufen verabredet, was ihre Freude noch erhöhte.<br />
Bei einer der nächsten Laufrunden kam eine Joggerin<br />
auf sie zu und erzählte ihnen, dass in Kürze hier der jährliche<br />
Park-Lauf stattfände, und sie ermuntere alle Läufer<br />
hier im Park, daran teilzunehmen. Beide fanden dies interessant<br />
und planten dabei zu sein. So erhöhte sie, wenn<br />
sie alleine lief, Tempo und Streckenlänge, um nicht allzu<br />
schlecht abzuschneiden. Hierbei traf sie auch die Joggerin,<br />
die ihnen die Information wegen des Parklaufs gegeben<br />
hatte, wieder. Die erzählte ihr, dass sie momentan im<br />
Foto: Autor<br />
Schichtdienst arbeite und nur morgens laufen könnte. So<br />
ergab sich dann, dass sie öfters zu dritt unterwegs waren.<br />
Alle hatten immer sehr interessante Themen über die sie<br />
sich unterhalten konnten. Eines Morgens erzählte sie, dass<br />
sie für eine Woche zu einem Organisten-Lehrgang ins<br />
Ausland fliegen müsse. Sie ermahnte die beiden anderen,<br />
nicht zu hart zu trainieren, damit sie nicht in Rückstand<br />
gerate.<br />
Der erste Arbeitsauftrag am Tag nach ihrer Rückkehr<br />
war wieder eine Beerdigung. Und wieder gehörte sie zu den<br />
Trauergästen, denn die Verstorbene, eine Springreiterin, die<br />
beim Training tödlich verunglückt war, gehörte zu ihrem<br />
Bekanntenkreis.<br />
Auch hier blieben wieder viele Fragen offen, denn dabei<br />
war keiner. Diesmal erschien er einige Zeit nicht zum Joggen,<br />
so dass die andere Läuferin und sie schnell feststellten,<br />
dass er doch fehle. Als er dann wieder dazu kam, war er<br />
sehr bedrückt und sagte: „Er und seine Freunde seien doch<br />
sehr geschockt über die Häufung der Unglücksfälle…sie<br />
befürchteten einen bösen Fluch.“ Doch da begab sie sich<br />
ganz in ihre Rolle als Kirchendienerin, tröstete ihn und<br />
meinte, es seien wohl eher tragische Zufälle.<br />
Aber schon beim Park-Lauf, bei dem sie alle gut abschnitten,<br />
schienen sie die Ereignisse hinter sich zu lassen<br />
und feierten ganz ausgelassen. Sie brachte ihn, nachdem er<br />
leicht schwankend den Heimweg antrat, nach Hause und<br />
bekam einen zarten Kuss auf die Wange gehaucht, was sie<br />
wiederum nach Hause schweben ließ.<br />
Die nächste Beerdigung, auf der sie die Orgel spielte<br />
und er wieder in schwarz-weiß das Kirchenschiff hinunterging,<br />
war die der Joggerin. Er ging nach der Trauerfeier<br />
zu ihr auf die Empore und war sehr erstaunt, dort die Polizei<br />
vorzufinden, die sie wegen Mordes an der Landwirtin, der<br />
Juniorchefin und der Springreiterin verhaftete. Auch am<br />
Tod der Läuferin war sie vermutlich schuld.<br />
Sie selbst konnte es nicht verstehen. Sie hatte nur, wie<br />
eine gute Schachspielerin, taktisch und strategisch klug<br />
agiert und um ihren König zu schützen, den Bauer, Turm,<br />
Springer und Läufer aus dem Spiel gebracht. <br />
Ulla D’Amico<br />
40 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 41
Industrie trifft Photokunst<br />
Peter Keetman in den<br />
Hamburger Deichtorhallen<br />
Als Siegerländer hat man eine besondere Beziehung<br />
zu Eisen und Stahl. Diese Industrie hat unsere Region<br />
geprägt wie keine andere. Mein Großvater war<br />
Schlosser (heute wäre wahrscheinlich Metallbauer die korrekte<br />
Berufsbezeichnung) im Siegwerk in Kaan-Marienborn<br />
und ich selbst habe in den Ferien in metallverarbeitenden<br />
Betrieben gearbeitet. Auch heute noch üben hochwertige<br />
Stahlprodukte wie Werkzeuge und Maschinen eine große<br />
Anziehungskraft auf mich aus. Dementsprechend gespannt<br />
war ich auf eine Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen<br />
im Haus der Photographie, welches die Werke des<br />
Industriephotographen und bedeutenden Photokünstlers<br />
Peter Keetman (1916-2005) zeigte.<br />
Ausgehend von Auftragsarbeiten in Gestalt von Werksreportagen<br />
und Firmenpräsentationen war Keetman bestrebt,<br />
Material und Form durch Herauslösen einzelner<br />
Motive photoästhetisch zu inszenieren wie in den Bildern<br />
„Rohre“ und „Schraubenpumpe“. Als die “aufregendsten<br />
Tage in seinem Berufsleben“ bezeichnete der Photokünstler<br />
den Aufenthalt im Volkswagenwerk im Jahre 1953, wo er<br />
unabhängig von jeglichem Werksauftrag seinen photographischen<br />
Blick auf Phänomene der Serienproduktion richten<br />
konnte: Aufgereihte Karosserieteile wie die Kotflügel<br />
des VW-Käfers wirken fast ornamentenhaft. Dabei boten<br />
die rundlichen Formen des Käfers eine ideale bildkompositorische<br />
Struktur.<br />
Faszinierende Aufnahmen, nicht nur für den metallaffinen<br />
Siegerländer, sondern auch für den Freund von<br />
Schwarz-Weiß, meiner Ansicht nach noch immer die Paradedisziplin<br />
der Photokunst. <br />
Uli Hoffmann<br />
Foto oben: Die Deichtorhallen, Blick vom Oberhafen. Foto: Conny Hilker. / Fotos unten: Peter<br />
Keetmann Rohre 1958 (lks.), Schraubenpumpen 1960. Beide aus der Stiftung F.C. Gundlach<br />
42 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 43
Gesellschaft<br />
Schöne moderne Medienwelt –<br />
Aber was stimmt da nicht?<br />
Hat man<br />
das eigene<br />
Zögern<br />
vor dem Neuen,<br />
Unbekannten einmal<br />
überwunden,<br />
schätzt man als<br />
Seniorin durchaus<br />
die Möglichkeiten<br />
von Smartphone,<br />
Laptop und Co.<br />
Ja, ich kann mir<br />
gar nicht mehr<br />
vorstellen, wie es<br />
ohne sie gehen<br />
soll. Ich kann jetzt<br />
mein Gedächtnis<br />
im Handy abspeichern<br />
und es jederzeit<br />
abrufen,<br />
Kinder, Enkel und Freunde – immer erreichbar<br />
sogar mit akustischer Erinnerungsfunktion: Meine Termine,<br />
den Einkaufzettel, den Medikamentenplan, mein Adressbuch<br />
mit den Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Auch<br />
die Geburtstage der mir wichtigen Menschen samt einem<br />
Erinnerungsmodus erscheinen im Kalender. Verabredungen<br />
sind schnell getroffen, der Kontakt zu den Kindern, Enkeln<br />
und Freunden gestaltet sich spontan, locker und leicht,<br />
und über WhatsApp sind alle immer erreichbar, kostenlos,<br />
sogar im Ausland, wenn eine <strong>Internet</strong>verbindung zur Verfügung<br />
steht. Ich kann sogar mit einer ganzen Gruppe von<br />
Menschen gleichzeitig kommunizieren, wenn ich das will.<br />
Aber da haben wir auch schon die Kehrseite der schönen<br />
Medaille: Muss man immer für alle erreichbar sein? Muss ich<br />
auf jeden Klingelton sofort reagieren, jede Botschaft sofort lesen<br />
und gleich wieder darauf antworten? Egal, mit wem ich<br />
gerade im Gespräch bin, was ich gerade tue? Das läppert sich,<br />
kostet Zeit und stört. Es stört vor allem die Menschen, die gerade<br />
mit mir im Gespräch sind, mit denen ich gerade etwas<br />
gemeinsam unternehme. Wir kennen die Bilder: Da sitzen<br />
Menschen gemeinsam in einem Lokal, sind dort zum Essen<br />
verabredet und was tun sie? Jeder streicht für sich alleine über<br />
sein Smartphone. Oder Eltern sind mit ihren Kindern unterwegs.<br />
Die sind sich selbst überlassen, weil die Eltern gerade mit<br />
ihren Smartphones beschäftigt sind. Als Nächstes bekommen<br />
die Kinder dann auch eines, damit auch sie beschäftigt sind.<br />
Irgendwie scheinen unsere alten Benimmregeln außer Kraft<br />
gesetzt, oder passen sie einfach nicht mehr zu den neuen Kommunikationsmöglichkeiten?<br />
Brauchen wir neue Richtlinien für<br />
unsere digitale Kommunikation oder einfach nur mehr Selbstverantwortung<br />
und Achtsamkeit im Umgang miteinander?<br />
Man kann<br />
wunderbare<br />
Bilder mit dem<br />
Smartphone<br />
schießen, und<br />
„Selfies“, immer<br />
und überall.<br />
Aber muss<br />
man die dann<br />
auch jedem<br />
zeigen, egal,<br />
ob er oder sie<br />
die nun sehen<br />
will oder<br />
nicht? Die sind<br />
doch so schön!<br />
Die Urlaubsbilder,<br />
die Bilder<br />
von den<br />
Enkelkindern,<br />
so süß! Und all die Schnappschüsse, die dokumentieren, wo<br />
ich mich überall rumgetrieben habe, mit wem, und was ich<br />
dabei beobachten konnte! Es ist wie ein Zwang. Das könnte ja<br />
mal wichtig werden, vor allem für die Verbrechensaufklärung<br />
in unserem Lande (Vorsicht, Satire!) – Ganz zu schweigen<br />
von den endlos vielen Kurzvideos, mit denen wir beglückt<br />
werden und die wir dann auch nochweiter verschicken. .<br />
Will ich das, brauche ich das? Nein, nicht wirklich, auch<br />
wenn es durchaus unterhaltsam sein kann. Es nervt auch. Allerdings,<br />
es besteht keine Verpflichtung, weder im Handyvertrag,<br />
noch bei der Prepaidversion, und es ist auch keine Voraussetzung<br />
zur Nutzung der Geräte, sie ständig in Betrieb zu<br />
haben und sofort auf jedes Piepsen oder Klingeln zu reagieren.<br />
Es ist kein Wunder, dass viele kritische und vor allem auch<br />
ältere Menschen die Nutzung von Smartphone, Laptop und<br />
Co. strikt verweigern, obwohl gerade für Senioren die positiven<br />
Aspekte auf der Hand liegen. Kritisch ist zum Beispiel<br />
die Nutzung im Bereich der großen sozialen Netzwerke wie<br />
Facebook, Twitter und ähnliche. Was da mal so scheinbar<br />
harmlos und positiv als eine wunderbare Möglichkeit begonnen<br />
hat, mit vielen Freunden und mit Menschen weltweit<br />
vernetzt zu sein, hat sich inzwischen als eine gefährliche<br />
Mischung aus Informations-, Kommunikations- , aber auch<br />
als Manipulations- und Mobbinginstrument entwickelt. Das<br />
wird deutlich, wenn zum Beispiel bekannt wird, dass man<br />
einer prominenten Person (Beispiel Renate Künast von den<br />
Grünen) etwas in den Mund gelegt hat, was diese nicht gesagt<br />
hat. Warum? Um eine bestimmte Stimmung zu bedienen und<br />
anzuheizen oder einfach, um jemanden politisch oder persönlich<br />
zu schaden. Und wir fallen in der Regel darauf rein. Wie<br />
Foto: Rita Petri<br />
das? Es ist ja nicht überprüfbar, es sei denn, die betroffene<br />
Person geht an die Öffentlichkeit und wehrt sich. Und was<br />
auf diese Weise im Bereich des Mobbings besonders unter<br />
Jugendlichen geschieht, ist inzwischen mitsamt den Folgen<br />
sattsam bekannt. Die Möglichkeit zur Anonymität fördert leider<br />
eine negative Nutzung, zunehmend auch mit sogenannten<br />
Hasskampanien, die eine gefährlich wachsende Stimmung im<br />
Lande wiederspiegeln und fördern. Aber das ist ein eigener<br />
großer Themenkomplex, mit dem sich die Gesellschaft und<br />
die Politik unbedingt auseinandersetzen und Lösungen finden<br />
müssen zum Schutz des Einzelnen und ganzer Gruppen.<br />
Ich erinnere mich an lange zurückliegende Diskussionen<br />
mit meiner verstorbenen Mutter (Jahrgang 1911), wo<br />
sie auf kritische Äußerungen meinerseits empört antwortete:<br />
„Aber das steht doch in der Zeitung!“ Ja, dann muss<br />
es doch stimmen, oder? … Heute klingt das nicht viel anders,<br />
im Gegenteil, im Fernsehen und in der Presse wird die<br />
Richtigkeit einer Nachricht auch noch mit entsprechendem<br />
Bildmaterial scheinbar bestätigt, und wir vertrauen fast<br />
blind den Bildern und Wortbeiträgen, die uns in den Medien<br />
vermittelt werden. Nachrichten werden ja nur in anderen<br />
Staaten manipuliert, für uns offensichtlich, weil uns eine<br />
andere Seite als „Wahrheit“ präsentiert wird. Ich fürchte,<br />
wir müssen es endlich begreifen, dass auch unsere Berichterstattung<br />
zwar politisch frei aber trotzdem auch tendenziell<br />
gefiltert ist und bewusst eine Sichtweise der Ereignisse<br />
bedient. Das sind z.B. bestimmte Interessen, meistens die<br />
der „freien Marktwirtschaft“, und politisch gerade opportune<br />
Fein<strong>db</strong>ilder. Ein weites Feld. Gott sei Dank, wir haben<br />
noch alternative Medienberichte, die wir nutzen können.<br />
Eine andere Gefahrenzone für den unbedarften Nutzer des<br />
<strong>Internet</strong> ist der Bereich der Werbung, die nicht immer auf Anhieb<br />
als solche zu erkennen ist. Man setzt auf einer <strong>Internet</strong>seite<br />
ein Häkchen, um weitere Informationen zu bekommen und<br />
hat prompt unbeabsichtigt eine Bestellung aufgegeben oder<br />
einen Vertrag abgeschlossen. Das verunsichert und schreckt ab.<br />
Noch viel gemeiner sind persönliche Mails mit der<br />
Aufforderung, zur weiteren Information einen Anhang zu<br />
öffnen,<br />
das heißt,<br />
wieder<br />
ein verhängnisvolles<br />
Häkchen<br />
zu setzten,<br />
denn mit<br />
dem Öffnen<br />
des<br />
Anhangs<br />
holt man<br />
sich unter<br />
Umständen<br />
einen<br />
Virus auf<br />
den Computer<br />
oder<br />
sieht sich<br />
völlig aus der Luft gegriffenen Forderungen gegenüber.<br />
Das sind nur einige Beispiele für die dunkle Seite der schönen<br />
modernen Medienwelt.<br />
Es scheint so, als seien wir dem hilflos ausgeliefert, also<br />
lassen wir es besser sein? Nein, das ist so nicht richtig! Ich<br />
kann sehr wohl selbst bestimmen, wie ich mein Smartphone,<br />
mein Laptop oder überhaupt das <strong>Internet</strong> nutze. Natürlich<br />
muss ich mich schlau machen über die Risiken die ich eingehe,<br />
bevor ich mich entscheide, was ich wie nutzen will. Ich muss<br />
keinen Account bei Facebook haben und ich werde auch keine<br />
Fotos von jemandem machen lassen, der sie dann ins Netz<br />
stellen kann oder selbst Fotos von meinen Kindern und Enkeln<br />
ins Netzt stellen. Ich bestimme, ob ich zum Beispiel bei<br />
WhatsApp eine Gruppe bilde, bei der die Mitglieder immer die<br />
Mitteilungen aller anderen einsehen und auch beliebig weitergeben<br />
können. Und an mich gerichtete Nachrichten, deren<br />
Absender ich nicht kenne, öffne ich nicht! Wenn die Mitteilung<br />
wichtig war, wird der Sender einen anderen Weg finden.<br />
Ich nutze gerne das Navigationssystem in meinem Smartphone,<br />
wenn ich mal wieder längere, mir unbekannte Strecken<br />
mit dem Auto fahre. Das erspart mir ein teures Update für<br />
mein TomTom-Gerät, das brauche ich jetzt nicht mehr. Sicher,<br />
wenn ich diesen Service nutze, ist nachvollziehbar, wann ich<br />
mich wo bewegt habe, ob mit dem Auto, zu Fuß oder auch<br />
mit der Bahn. Will ich das nicht, schalte ich mein GPS aus.<br />
Dann kann ich diese Funktion natürlich nicht nutzen. Das gilt<br />
genauso für das <strong>Internet</strong>. Ich kann meine <strong>Internet</strong>verbindung<br />
abschalten und bin offline. Ich kann alle Geräte und Funktionen<br />
ausschalten, es gibt Knöpfe dafür. Oder ich lösche die<br />
Apps auf meinem Smartphone und PC, deren Funktionen ich<br />
misstraue. Es liegt bei mir, was ich installiere und für meine<br />
Zwecke nutze. Viele Offlinefunktionen sind eine wunderbare<br />
Hilfe im Alltag, und online steht mir die Welt offen, soweit,<br />
wie ich es will. Ich habe sie dann allerdings in dem Maße<br />
auch „bei mir zu Hause“: Ich bin sichtbar. Risiken und Nebenwirkungen?<br />
Dazu fragen Sie diesmal nicht Ihren „Arzt oder<br />
Apotheker“ sondern die Experten bei Ihrem Fachhändler oder<br />
ganz einfach, Ihre Enkel. <br />
Anne Alhäuser<br />
44 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 45
Zukunftsfähige Gemeinschaften<br />
Sorge und Mitverantwortung in der Kommune<br />
Gesellschaft<br />
Die meisten Menschen verstehen die eigene Gesundheit<br />
als wichtigste Voraussetzung für ein<br />
gutes, gelingendes Leben; schließlich ermöglicht<br />
sie Lebensfreude, Mobilität und Teilhabe. Aber welche Bedingungen<br />
sind zu erfüllen, welche Voraussetzungen sind<br />
wichtig und welche Maßnahmen sind erforderlich, damit<br />
ein gutes Leben im Alter möglich ist? Vor diesen Fragen<br />
stehen hauptsächlich die Kommunen. Es gilt, – auch bei<br />
eingeschränkter Gesundheit – eine möglichst lange selbständige<br />
Lebensführung älter werdender Menschen sowie<br />
eine aktives Altern in Selbst- und Mitverantwortung sicherzustellen.<br />
Ausführliche Antworten finden sich im 7. Altenbericht<br />
1) Bereits der Titel: („Sorge und Mitverantwortung<br />
in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger<br />
Gemeinschaften“) stellt klar, dass der Aktionsradius<br />
vieler Menschen mit zunehmendem Alter kleiner<br />
wird; sie verbringen immer mehr Zeit im nahen Wohnumfeld<br />
und in der Wohnung. Daher hängt die Lebensqualität<br />
im Alter in besonderem Maße von den lokalen<br />
Umständen ab.<br />
Kernaussage: Wesentlich für ein gutes Leben im Alter<br />
sind Gesundheit, Sorge und Pflege, Wohnen, Mobilität<br />
und deren Ausgestaltung auf der örtlichen Ebene. Die<br />
mit dem 7. Altenbericht vorliegenden Handlungsempfehlungen<br />
sind daher vor allem an die kommunale Politik<br />
gerichtet. Es wird aufgezeigt, unter welchen Bedingungen<br />
und mit welchen Maßnahmen die Kommunen und die lokale<br />
Politik Strukturen der Sorge und der Mitverantwortung<br />
aufbauen und gestalten können.<br />
Zentrale Handlungsfelder<br />
In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Sorge und<br />
Mitverantwortung in der Kommune“ sind Entwicklungen<br />
zu berücksichtigen, die sich gegenseitig beeinflussen und<br />
schon auf kommunaler Ebene sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />
sein können. Zum Beispiel leben heute noch 85<br />
Prozent der Menschen ab 85 Jahren im eigenen Haushalt<br />
und über 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu<br />
Hause betreut, aber:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit dem demografischen Wandel nimmt die Zahl der<br />
erwachsenen Kinder ab, die ihre Eltern pflegen<br />
könnten;<br />
die Mobilität in der Gesellschaft nimmt zu,<br />
weshalb die Angehörigen seltener am selben Ort<br />
wie die auf Pflege angewiesenen Familienmitglieder<br />
leben;<br />
immer mehr Menschen leben in Einpersonenhaushalten,<br />
dabei entfällt die Option der<br />
Partnerpflege im gemeinsamen Haushalt;<br />
die Erwerbsbeteiligung pflegender Angehöriger<br />
nimmt zu, wodurch die Frage der Vereinbarkeit<br />
von Pflege und Erwerbstätigkeit drängender wird.<br />
Sozialräume gestalten und<br />
nachbarschaftliche Beziehungen fördern<br />
Neben der Unterstützung und Pflege innerhalb von<br />
Familien werden seit einiger Zeit vor allem die gegenseitige<br />
Hilfe und Unterstützung in Nachbarschaften als ein<br />
Baustein eines neu und ganzheitlich gestalteten Pflegewe-sens<br />
gesehen. Dazu die Bundesregierung): Die Planung<br />
von Maßnahmen der Daseinsvorsorge sollte grundsätzlich<br />
als ein integrierter und zentraler Bestandteil<br />
der Stadt-, Gemeinde- und Ortsentwicklung verstanden<br />
werden. (…) sollte der Fokus stärker auf die Umsetzung<br />
von Gesamtkonzepten gerichtet werden, die gewährleisten,<br />
dass die Teilhabe und damit die Lebensqualität der<br />
älteren Menschen insgesamt gesichert werden. Dabei<br />
hat die Kommune als Träger der Gesamtverantwortung<br />
für die Altenhilfe eine besondere Verpflichtung bezüglich<br />
der Steuerung, d.h. der Einbindung der Beteiligten, der<br />
Strukturierung der Prozesse und der Koordinierung der<br />
Maßnahmen. 2)<br />
Politik und Verwaltung im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
- im Kreishaus wie in allen 11 Kommunen - beschäftigen<br />
sich seit Jahren in vielen Ansätzen mit den Chancen und<br />
Herausforderungen, soweit diese durch den demografischen<br />
Wandel entstehen. Beispielhaft ist das Programm<br />
„Leben und Wohnen im Alter“ 3) , es existieren Anlauf- und<br />
Bera-tungsstellen für ältere Menschen und zunehmend<br />
wird auf eine Politik mit älteren Menschen und für ältere<br />
Men-schen hingewirkt. Hervorzuheben ist die Siegener<br />
„Regiestelle Leben im Alter“ 4) , die sich u.a. seit Jahren<br />
erfolgreich dafür einsetzt, persönliche Fähigkeiten und<br />
Kenntnisse, soziale Kompetenz, organisatorische Fähigkeiten,<br />
Kreativi-tät und Ideenreichtum älterer Menschen<br />
für das Gemeinwohl sichtbar zu machen.<br />
Wohnformen im Alter<br />
Der Verbleib älterer Menschen im gewohnten Haushalt<br />
erklärt sich oft dadurch, dass sie ihre Wohnsituation nicht<br />
angemessen bewerten, sondern sich von einer über Jahre<br />
gewachsenen emotionalen Verbundenheit mit der Wohnung<br />
leiten lassen. Dies führt häufig zu einem Verbleib im<br />
gewohnten Haushalt– auch wenn damit erhebliche Einschränkungen<br />
für die betroffenen Menschen verbunden<br />
sind. Hier ist es wichtig, z.B. Maßnahmen der Wohnberatung<br />
in Anspruch zu nehmen, um die „gewohnte“ Umgebung<br />
altengerecht anzupassen.<br />
Individuelle Wohnmobilität im Alter kann ein weiterer<br />
Baustein sein, um auch bei veränderten Lebensbedingungen<br />
eine möglichst lange selbstständige Lebensführung<br />
zu unterstützen. Aber: Um dem „Wohnen zuhause“<br />
möglichst nahe zu kommen, ist es notwendig, dass die<br />
Arbeitsabläufe in der Pflege stärker an den Wohnbedürfnissen<br />
der Menschen ausgerichtet und stationäre Pflege<br />
in kleinen Wohngemeinschaften ermöglicht werden.<br />
Entscheidende Voraussetzung für eine Förderung der<br />
Wohnmobilität ist naturgemäß ein ausreichendes und<br />
erreichbares Angebot an altersgerechten, bezahlbaren<br />
Wohnungen. Diese sollten zugleich mit verschiedenen<br />
Dienstleistungen verknüpft werden können. Zu einem<br />
ganzheitlichen kommunalen Konzept für selbstständiges<br />
Wohnen im Alter gehören aber auch die Pflegeheime. Dazu<br />
stellt die Bundesregierung fest, dass stationäre Einrichtungen<br />
nach wie vor zu wenig unter dem Aspekt des<br />
Wohnens betrachtet werden.<br />
Mitverantwortung und Beteiligung<br />
Als weitere Aspekte für ein gutes Leben im Alter nennt<br />
der 7. Altenbericht den Schutz vor Gewalt, die Gesundheitliche<br />
Versorgung, Technik unterstütztes Wohnen und<br />
viele mehr. Um den aus dem demografischen Wandel<br />
erwachsenden Herausforderungen zu begegnen und Ungleichheiten<br />
in der alternden Gesellschaft zu überwinden,<br />
wird der Bildung und dem lebenslangen Lernen eine zentrale<br />
Rolle zugewiesen.<br />
Von buchstäblich „weitreichender Bedeutung“ ist ein<br />
Forschungsbereich am Lehrstuhl „Wirtschaftsinformatik<br />
und Neue Medien“ der Universität Siegen. Unter dem Titel<br />
„IT für die alternde Gesellschaft“ geht es hier um technische<br />
Assistenzsysteme für den Alltag. Schwerpunkt ist<br />
der Lebensbereich Wohnen, aber darüber hinaus um die<br />
Unterstützung eines möglichst langen selbstbestimmten<br />
„Leben im Alter“. Bei entsprechenden Projekten bieten die<br />
beteiligten Forscher*innen älteren Menschen u.a. Möglichkeiten,<br />
die Bedarfe ihrer Lebenswelt zu benennen und die<br />
Entwicklung von Technikunterstützung zu begleiten.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Nachweise: 1) Die Altenberichterstattung geht zurück auf einen Beschluss des Deutschen<br />
Bundestages aus dem Jahr 1994. Er gibt der Bundesregierung auf, in jeder Legislaturperiode<br />
einen Bericht zur Lebenssituation von älteren Menschen in Deutschland zu erstellen. Die<br />
Berichte werden von unabhängigen Sachverständigenkommissionen, mit Expertinnen und<br />
Experten unterschiedlicher Fachrichtungen erarbeitet. Sie sind eine der wichtigsten Grundlagen<br />
für die öffentliche Diskussion zu Fragen der Politik für ältere Menschen. Im Nov. 2016<br />
wurde der siebte Altenbericht veröffentlicht; der Titel: „Sorge und Mitver-antwortung in der<br />
Kommune. Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften“. 2) Deutscher Bundestag,<br />
Drucksache 18/10210. 3) Die SeniorenSerivceStellen sind ein erster Anlaufpunkt zu allen<br />
Fragen des Alters in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Ihre wichtigste Aufgabe<br />
liegt in der Beratung hinsichtlich einer Hilfeplanung -sowohl in einem vorbeugenden Sinn<br />
wie auch im konkreten Pflegefall. 4) Die „Regiestelle Leben im Alter" der Universitätsstadt<br />
Siegen ist Anlaufstelle für vielfältige, vor allem altersbedingte Fragen und Probleme<br />
(Grundsicherung, Versicherungsamt/ Rentenangelegenheiten, Fachstelle für Wohnungsnotfälle,<br />
Aufgaben nach dem Betreuungsgesetz, Allgemeiner Sozialdienst). (Rathaus Weidenau,<br />
Weidenauer Straße 211-213, 57076 Siegen, Telefon (0271) 404-2200<br />
46 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 47
Entlastungsdienste<br />
helfen<br />
Die Teilnehmerinnen der Qualifizierungsmaßnahme November 2016<br />
„Geht es dem Pflegenden gut,<br />
so geht es dem Kranken besser“<br />
Unter diesem Leitsatz gründeten sich im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
bereits 2001 die ersten Entlastungsdienste<br />
für pflegende Angehörige. Ziel war<br />
und ist, den Pflegenden ganz unbürokratisch tatkräftige<br />
Hilfe im Alltag zu gewähren.<br />
Heute gehören zehn eigenständige Organisationen zum<br />
„Gemeindenaher Verbund ATEMPAUSE“. Gemeindenah<br />
deshalb, weil die einzelnen Verbundpartner in der Regel<br />
direkt vor Ort in ihren Städten und Gemeinden des Kreises<br />
Siegen-Wittgenstein tätig sind. Der durchblick gibt dem<br />
Verbund die Möglichkeit, sich hier selbst vorzustellen:<br />
Was steckt hinter dem Begriff<br />
Gemeindenaher Verbund „ATEMPAUSE?<br />
Der Gemeindenahe Verbund „ATEMPAUSE“ ist ein<br />
Zusammenschluss von derzeit zehn Vereinen in der Region<br />
Siegerland-Wittgenstein, die den Entlastungsdienst<br />
anbieten, und weiteren drei Partnern, die die Rahmenbedingungen<br />
mit gestalten.<br />
Ziel des Zusammenschlusses ist die überörtliche Kooperation<br />
und Vernetzung der Partner, ein einheitliches Qualitätsmanagement<br />
und gemeinsame Fallbesprechungen und<br />
Fortbildungen für die Helferinnen und Helfer und die Einsatzleitungen.<br />
Die gemeindenahe Organisation der Vereine<br />
ermöglicht die Betreuung und Versorgung von Menschen<br />
mit Demenz an ihrem Wohnort.<br />
Was leisten die im Verbund<br />
zusammengeschlossenen Partner?<br />
Die Entlastungsdienste der im Verbund zusammengeschlossenen<br />
Partner, die alle als gemeinnützig anerkannt,<br />
wirtschaftlich selbstständig, rechtlich unabhängig und<br />
vom Regierungspräsidenten anerkannt sind, entlasten die<br />
pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz, unabhängig<br />
von Konfession und politischer Weltanschauung.<br />
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind<br />
häufig in einem sehr hohen Maße belastet. Ein Mensch<br />
mit Demenz braucht viel Geduld und Aufmerksamkeit. Er<br />
muss betreut, versorgt, beschäftigt und auch beaufsichtigt<br />
werden. Das ist eine Aufgabe, die pflegende Angehörige<br />
oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt. Sie brauchen<br />
daher Unterstützung und Möglichkeiten zum Verschnaufen<br />
und Durchatmen – eben eine Atempause.<br />
Wie sieht die Unterstützung<br />
in der Praxis aus?<br />
Nach einem eingehenden Gespräch zwischen der Einsatzleitung<br />
des jeweiligen Vereins, der die Betreuung<br />
Foto: atempause<br />
übernehmen soll, mit den Angehörigen, besuchen die Helferinnen<br />
und Helfer des Vereins die Klienten und unterstützen<br />
die Angehörigen individuell nach ihren Bedürfnissen.<br />
Sie übernehmen stundenweise die Betreuung der kranken<br />
Person. In dieser Zeit können die Angehörigen Einkäufe,<br />
Arztbesuche und sonstige Erledigungen abwickeln oder<br />
nur einfach mal verschnaufen und auf andere Gedanken<br />
kommen.<br />
Die Betreuung findet entweder zu Hause oder in einer<br />
Betreuungsgruppe statt.<br />
Wie sind die Helferinnen<br />
für ihre Arbeit qualifiziert?<br />
Die qualifizierten Helferinnen und Helfer sind das<br />
Herzstück der Atempause. Sie haben an einer 40-stündigen<br />
Qualifizierung mit Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen<br />
Fachbereichen teilgenommen und dabei<br />
gelernt, auf die individuellen Bedürfnisse von Menschen<br />
mit Demenz einzugehen. Sie haben eine angeleitete Hospitation<br />
in einer Tagesbetreuung absolviert und nehmen<br />
regelmäßig an Fallbesprechungen und Fortbildungen teil.<br />
Für seine Helferinnen und Helfer bietet der Gemeindenahe<br />
Verbund ein eigenes Fortbildungsprogramm an.<br />
Können die Kosten für die Einsätze<br />
der Helferinnen über die<br />
Pflegeversicherung abgerechnet werden?<br />
In der Regel werden die Kosten für die Einsätze der<br />
Helferinnen und Helfer und die Teilnahme in einer Betreuungsgruppe<br />
von den Pflegekassen übernommen. Die<br />
Einsatzleitungen der einzelnen Vereine beraten gerne und<br />
geben natürlich auch Auskunft über die Höhe der Kosten,<br />
die durch die Betreuung entstehen. Dabei ist es für die Klienten<br />
vorteilhaft, dass die Verbundpartner gemeinnützig<br />
und nicht gewinnorientiert arbeiten.<br />
Werden nur Menschen mit<br />
Demenz betreut?<br />
Der Schwerpunkt der Betreuungsarbeit liegt bei Menschen<br />
mit einer demenziellen Erkrankung. Die einzelnen<br />
Vereine haben darüber hinaus weitere Angebote, die gerne<br />
bei den Einsatzleitungen erfragt werden können.<br />
Was wünschen sich die Verbundpartner<br />
im Gemeindenahen Verbund<br />
„ATEMPAUSE“?<br />
Die Nachfrage nach Betreuung von Menschen mit<br />
Demenz wird weiter anwachsen. Unsere Arbeit ist nur zu<br />
schaffen, wenn wir weiter Frauen und Männer finden, die<br />
sich für die Betreuungsarbeit qualifizieren lassen und engagiert<br />
Menschen mit Demenz zu Hause oder in unseren Betreuungsgruppen<br />
begleiten. Und wir brauchen Menschen,<br />
die ehrenamtlich in den Vorständen der Vereine mitarbeiten<br />
und sich dort in die Arbeit einbringen.<br />
Welche Verbundpartner bieten<br />
Entlastungsdienste an?<br />
Die nachstehende Auflistung ist alphabetisch geordnet und<br />
enthält nur die Telefonnummern der Einsatzleitungen. Weitere<br />
Informationen über den Verbund und die Verbundpartner können<br />
Sie der <strong>Internet</strong>seite des Verbundes entnehmen.<br />
www.atempause-entlastungsdienst.info<br />
Atempause Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.,<br />
0271 23375003<br />
Atempause Freudenberg e.V., 02734 8454<br />
ATEMPAUSE Hüttental e.V. ökumenischer<br />
Entlastungsdienst, 0271 2358242<br />
Atempause Wittgenstein – Helferkreis für pflegende<br />
Angehörige e.V., 02751 9208797<br />
auszeit – Entlastungsdienst e.V. Kreuztal,<br />
02732 9741600<br />
Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd e.V.<br />
0271 2509747<br />
Helferkreis der Diakoniegruppe der<br />
Ev. Kirchengemeinde Kaan-Marienborn, 0271 6819506<br />
Ökumenischer Helferkreis Hilchenbach e.V.,<br />
02733 124401<br />
Pflegekreis Wilnsdorf e.V., 02739 802186<br />
VergissMeinNicht Netphen e.V. –<br />
Entlastung pflegender Angehöriger, 02738 6888229<br />
48 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 49
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Seit elf Jahren ak tiv<br />
Beirat der Menschen mit Behinderung in Siegen<br />
Seit 1996 gibt es die „Arbeitsgemeinschaft Begegnung<br />
- Zusammenschluss der Menschen mit Behinderung<br />
und chronischer Krankheit Siegen-Wittgenstein“<br />
(kurz: AG Begegnung). Dieser Zusammenschluss von<br />
haupt- und ehrenamtlich Tätigen in der regionalen Behindertenarbeit<br />
setzte sich zunächst vor allem für die Planung<br />
und Durchführung des jährlich stattfindenden „Tag der Begegnung“<br />
ein. Jeden zweiten Monat trifft sich diese Runde<br />
von ca. 40 Personen. Im Jahr 2005 war klar, dass Siegen<br />
eine Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung<br />
braucht, denn immerhin leben hier ca. 19.000 Personen mit<br />
einer anerkannten Behinderung. Im Kreisgebiet liegt diese<br />
Zahl ebenfalls bei ca. 19 %.<br />
Schon länger haben sich in NRW, ähnlich den Beiräten<br />
für Senioren oder Personen mit Migrationshintergrund, in<br />
Kreisen und Städten „Beiräte für Menschen mit Behinderung“<br />
gegründet. Die obersten Ziele dieser Gremien sind,<br />
sich in der Kommunalpolitik für mehr Beachtung von Personen<br />
mit Handicap und ihren Bedürfnissen einzusetzen, sowie<br />
mehr Barrierefreiheit und weniger Ausgrenzung zu fordern.<br />
So wurde aus der AG Begegnung heraus gemeinsam<br />
mit einem der Behindertenbeauftragten und dem damaligen<br />
Fachbereichsleiter Horst Fischer eine Satzung für den<br />
Beirat erstellt. Diese wurde dann 2010 vom Rat der Stadt<br />
Siegen als Bestandteil der städtischen Hauptsatzung anerkannt.<br />
Und im Sommer des Jahres setzte der Siegener<br />
Bürgermeister den ersten „Beirat der Menschen mit Behinderung<br />
Siegen“ in Amt und Würden. Dabei wurden alle von<br />
der AG Begegnung vorgeschlagenen Mitglieder bestätigt<br />
und konnten mit ihrer Arbeit beginnen.<br />
Der Name des Beirates ist zwar ein wenig sperrig, aber<br />
er sagt schon viel aus. Wir sind ein Bei – Rat. Beiräte sind<br />
wie kleine Satelliten des Rates der Stadt Siegen. Wir beraten<br />
die Politikerinnen und Politiker des Rates bei Bedarf<br />
und äußern uns zu Belangen von Menschen mit Behinderung.<br />
Oder anders gesagt: Wir kennen uns aus mit Behinderungen,<br />
Einschränkungen und Barrieren. Wir weisen auf<br />
Umstände hin, die in der allgemeinen Politik sonst nicht<br />
genügend Beachtung finden.<br />
Wir setzen uns für alle Menschen mit Behinderung und/<br />
oder chronischer Erkrankung ein. Dabei spielt es keine Rolle,<br />
welcher Art die Erkrankung oder das Handicap ist.<br />
Was macht denn jetzt der Beirat der<br />
Menschen mit Behinderung alles?<br />
Zum einen werden wir, teils gemeinsam mit den Behindertenbeauftragten,<br />
direkt um Anregungen oder Stellungnahme<br />
zu Bauvorhaben gebeten („Siegen zu neuen Ufern“,<br />
„Rund um den Siegberg“, Umbau Bahnhof Siegen).<br />
Zum anderen sind wir aber auch in den verschiedenen Ausschüssen<br />
der Stadt Siegen vertreten, z.B. Verkehrsausschuss,<br />
Bauausschuss, Kulturausschuss, Bezirksausschüsse usw.<br />
Unter dem Motto „wir mischen uns ein“ sagt Heike Katz,<br />
seit etwa zwei Jahren Mitglied des Beirats: Ich wurde z.B.<br />
vom Beirat in den Bauausschuss entsandt. In einer Sitzung<br />
stellte ein Planer das Projekt „neue Krankenpflegeschule<br />
am Wellersberg“ vor. Er wies besonders auf die beabsichtigte<br />
Barrierefreiheit hin, meinte damit jedoch vor allem die<br />
rollstuhlgerechte Erreichbarkeit. Technische Vorkehrungen<br />
für Hörgeschädigte beispielsweise werden leider oft vergessen.<br />
Dies merkte ich an und machte für alle die Notwendigkeit<br />
derartiger Rücksichtnahme nochmal deutlich. - Ein<br />
anderes Mal wurde uns von Umbauarbeiten in einer Schule<br />
berichtet. Ich fragte nach, ob auch optische Rauchwarnmelder,<br />
wichtig für gehörlose Menschen, vorgesehen seien. Leider<br />
wurde dies verneint, da zur Zeit kein Bedarf dafür da sei.<br />
Man könne so etwas ja schnell nachrüsten. Ich frage mich<br />
Foto: Rita Petri<br />
Ehrenamtlich im Einsatz<br />
für die Interessen<br />
älterer und behinderter<br />
Menschen in der<br />
Universitätsstadt:<br />
Mitglieder des Beirats<br />
hier bei einem Fototermin<br />
im Frühjahr<br />
dieses Jahres vor einer<br />
Sitzung im Rathaus<br />
Siegen-Geisweid<br />
aber, ob dann das benötigte Geld da ist. Außerdem sollten<br />
solche Maßnahmen von Anfang an in der Gesamtplanung<br />
berücksichtigt werden. Das ist immer besser (und billiger),<br />
als hinterher „nachbessern“ zu müssen.<br />
Solche Beispiele zeigen, wie oft die Belange von Menschen<br />
mit Behinderung einfach vergessen werden, dem<br />
Rotstift zum Opfer fallen oder für unwichtig gehalten werden.<br />
Je mehr wir als Fachleute frühzeitig aktiv in Planungen<br />
eingreifen, desto weniger kann nachher gesagt werden, es<br />
habe niemand gewusst, wie etwa behindertengerecht gebaut<br />
werden muss.<br />
Die Satzung (offiziell heißt sie „Richtlinie“) des Beirates<br />
der Menschen mit Behinderung können Interessierte<br />
auf der Homepage der Stadt Siegen (www.siegen.de) nachlesen.<br />
Weil uns eine gut verständliche Sprache wichtig ist,<br />
gibt es dort die Richtlinien für den Beirat und die AG Begegnung<br />
auch in Leichter Sprache. Hier Einiges über Aufbau<br />
und „Verfassung“ des Beirates in Kürze:<br />
► Der Beirat besteht aus 11 Mitgliedern, von denen mindestens<br />
8 einen Grad der Behinderung von 30 oder mehr<br />
haben müssen. Alle dürfen eine persönliche Stellvertreterin<br />
oder einen Stellvertreter haben.<br />
► Nur die AG Begegnung kann Mitglieder vorschlagen.<br />
Bestätigt wird die Beiratsmitgliedschaft durch den Rat<br />
der Stadt Siegen. Beiratsmitglieder und StellvertreterInnen<br />
müssen im Stadtgebiet Siegen wohnen.<br />
► Gewählt werden dürfen Menschen mit Behinderung<br />
oder solche, die in der Behindertenarbeit tätig sind - also<br />
auch vertreterInnen von Wohlfahrtsverbänden und anderen<br />
Organisationen. Beiratsmitglieder müssen mindestens<br />
18 Jahre alt sein.<br />
► Der Beirat wird für dieselbe Zeitdauer gewählt, wie der<br />
Bürgermeister - zur Zeit sind das 5 Jahre.<br />
► Die Sitzungen des Beirates der Menschen mit Behinderung<br />
Siegen sind öffentlich!<br />
Personen, die auf Hilfe angewiesen sind und im Beirat aktiv<br />
werden wollen, müssen nicht befürchten, allein dazustehen:<br />
Benötigt ein Beiratsmitglied Assistenz, so darf diese bei der<br />
Sitzung immer anwesend sein, selbst beim nicht-öffentlichen<br />
Teil - die Kosten hierfür trägt die Stadt.<br />
Unterstützt wird der Beirat durch die Geschäftsstelle bei der<br />
Stadt Siegen, vertreten durch die Behindertenbeauftragten.<br />
Auch ein Spezieller Sitzungsdienst erleichtert die Arbeit<br />
(Einladungen und Protokolle).<br />
Es ist nicht leicht, sich in den komplizierten Strukturen von<br />
Rat und Verwaltung einer Großstadt wie Siegen zurechtzufinden.<br />
Aber es lohnt sich bestimmt, im Beirat für Menschen<br />
mit Behinderung tätig zu werden. Man bekommt viel<br />
mit, wird aufmerksamer füreinander und tritt gemeinsam<br />
für eine gute Sache ein. Wer im Beirat aktiv ist, lernt, über<br />
den eigenen Tellerrand hinauszudenken!<br />
Heike Katz<br />
vom Beirat der Menschen mit Behinderung Siegen<br />
50 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 51
Gesellschaft<br />
Bürokratische Hürden im Alter<br />
Am 10.8.2012 starb meine Mutter als älteste Bürgerin<br />
unserer Stadt mit 105 Jahren. 2006, also mit 99 Jahren,<br />
ereilte sie durch ein Erbenermittlungs-Institut<br />
die freudige Botschaft, dass sie als Miterbin einer uns unbekannten<br />
Verwandten ermittelt worden sei. Der Anteil war<br />
nicht riesig, aber immerhin. Nach Erledigung einiger Formalitäten<br />
sollte die Auszahlung in die Wege geleitet werden.<br />
Die Auszahlung verzögerte sich jedoch wegen inzwischen<br />
weiterer Miterben von Jahr zu Jahr. Schließlich<br />
rückte sie anno 2010 in die Nähe des Möglichen. Das Institut<br />
benötigte jedoch nunmehr zunächst eine beglaubigte<br />
Vollmacht meiner Mutter und den gültigen Personalausweis.<br />
Meine Mutter, inzwischen 103 Jahre alt, konnte selbst mit<br />
Brille und Lupe kaum noch sehen und viel weniger eine<br />
leserliche Unterschrift leisten. Der Ausweis war seit Jahren<br />
abgelaufen und nicht erneuert. Wie und durch wen sollte die<br />
Unterschrift (eigentlich nicht möglich) beglaubigt werden<br />
und auf welche Weise ein gültiger Ausweis mit Foto nach<br />
biometrischen Richtlinien zustande kommen? Die Verwaltung<br />
im Altenheim in war bereit, die Unterschrift (keine<br />
Beglaubigung) mit Stempel zu bestätigen und meinte, bei<br />
immerhin der Hälfte der Bewohner sei der Personalausweis<br />
auch abgelaufen. Das Einwohnermeldeamt wollte lediglich<br />
schriftlich bestätigen, dass ein neuer Ausweis nicht ausgestellt<br />
wurde. Dem Institut teilte ich die erschwerten Umstände<br />
mit und bot als „Ausweis“ ersatzweise den gültigen<br />
Schwerbehinderten- und Rentenausweis sowie eine Bestätigung<br />
über die Zuzahlungsbefreiung der Krankenkasse an.<br />
Antwort (inzwischen 2011): „Anbei übersenden wir noch<br />
einmal ein Vollmachtformular mit der Bitte, dieses zusammen<br />
mit dem Personalausweis oder Pass Ihrer Mutter bei<br />
Foto: wikimedia commons<br />
Ihrer Hausbank beglaubigen zu lassen<br />
und den Personalausweis oder Pass auf<br />
die Rückseite der von Ihrer Mutter unterzeichneten<br />
Vollmacht zu kopieren.<br />
Auf die weiteren Maßnahmen und<br />
Aktivitäten in der Folge einzugehen<br />
erübrigt sich, weil meine Mutter am<br />
10.8.2012 verstarb und nunmehr die<br />
Formalitäten von mir und meinem Neffen<br />
über längere Zeit mit Erfolg zu erledigen<br />
waren.<br />
Zwei weitere Begebenheiten<br />
Der Schwerbehindertenausweis mit<br />
100% war im 0ktober 2008 abgelaufen.<br />
Mutter war 101 Jahre alt. Eine Verlängerung<br />
war aus verschiedenen Gründen<br />
durchaus angebracht. Bei Vorsprache im<br />
Amt bat ich um „unbefristetete“ Verlängerung<br />
wegen des hohen Alters.<br />
Der Sachbearbeiter zögerte. Seine Mitarbeiterin meinte,<br />
man könne nie wissen, ob sich doch noch Veränderungen<br />
(gemeint waren sicherlich Verbesserungen) einstellen<br />
könnten. Ich gab meiner Verwunderung Ausdruck. Schließlich<br />
wurde der Ausweis tatsächlich nicht befristet.<br />
2009 teilte die Krankenkasse mit, es könne für die Eigenbeteiligung<br />
Krankheitskosten usw. (2% des Einkommens)<br />
Vorauszahlung geleistet werden und in diesem Falle<br />
erspare man sich das lästige Sammeln der Belege. Für chronisch<br />
Kranke gebe es nochmals Ermäßigung. Mutter war<br />
inzwischen 102 Jahre alt und hatte die Ermäßigung schon<br />
in den Vorjahren in Anspruch genommen. Bei Abgabe des<br />
Antrages wies der Bearbeiter darauf hin, dass die Bescheinigung<br />
des Hausarztes wegen der weiterhin bestehenden<br />
chronischen Krankheit fehle.<br />
Mein Einwand, die Bescheinigung sei doch vor zwei<br />
Jahren bereits vorgelegt worden und bei 102 Jahren könne<br />
eine Verbesserung wohl kaum zu erwarten sein. Der Sachbearbeiter:<br />
Ohne diese Bescheinigung gebe es die Ermäßigung<br />
nicht, das sei Vorschrift. Ich eilte am Freitag noch<br />
zum Hausarzt. Die Praxis war aber schon geschlossen. Am<br />
Montag erhielt ich vom Arzt die Bescheinigung und anschließend<br />
von der Krankenkasse die Zusage, dass der Antrag<br />
nunmehr bearbeitet werde.<br />
Es ist völlig klar, dass Behörden und Institutionen nach<br />
gesetzlichen Vorschriften handeln müssen, auch wenn diese<br />
bei Menschen im hohen Alter zu merkwürdig anmutenden<br />
Situationen führen können.<br />
Zitat W. Churchill: „Perfektionismus bedeutet Lähmung.“<br />
Willi Zöller<br />
Das internationale Musik- und Theaterfestival KulturPur<br />
(1. – 5. Juni <strong>2017</strong>), direkt am „Wanderweg<br />
der Sinne“, dem Rothaarsteig, gelegen, zieht bereits<br />
seit 1991 jährlich mehr als 50.000 Besucher aus ganz<br />
Deutschland in seinen Bann. Eine Beliebtheit, die es sicherlich<br />
seinem familiären Charme verdankt, der idyllischen<br />
Lage an einem der schönsten Plätze Westfalens und der<br />
imposanten Kulisse der Zelttheaterstadt. Vor allem aber,<br />
weil es die Veranstalter jedes Jahr über Pfingsten verstehen,<br />
hochkarätige Showstars mitten in die südwestfälische<br />
Natur zu holen. Wo sich sonst Fuchs und Hase "Gute Nacht"<br />
sagen, begeisterten in den vergangenen Jahren u.a. Gilbert<br />
Bécaud, Miriam Makeba, die Simple Minds oder Anastacia<br />
das Publikum des größten naturnahen Festivals in Deutschland<br />
und schufen eine Tradition, die KulturPur immer wieder<br />
ins Licht internationaler Produktionen rückt.<br />
So startet das fünftägige Festival in diesem Jahr auch<br />
gleich mit einem Paukenschlag: Pop-Queen Sarah Connor,<br />
die normalerweise in den ganz großen Stadien auftritt, steht<br />
an zwei seit langem ausverkauften Abenden (der Vorverkauf<br />
hierfür startete bereits im Dezember) auf der großen<br />
Aus der Region<br />
KulturPur27:<br />
Festival-Kleinod im Rothaargebirge<br />
Bühne der Zeltarena! Nun darf man zwar gespannt sein,<br />
wer sich sonst noch die Ehre auf der Ginsberger Heide gibt,<br />
doch an einem der schönsten Plätze der Region ist es mit<br />
der besonderen Mischung aus Nachmittags- und OpenAir-<br />
Programmen genauso mitreißend für Familien und Tagesausflügler<br />
wie für Jugendliche und Erwachsene, die ihre<br />
Stars einmal hautnah erleben möchten. Denn ob Newcomer<br />
oder etablierte Größe, WalkAct oder Puppentheater: Garantiert<br />
wird in diesem Jahr wieder gerockt, getanzt und<br />
gestaunt - kostenlos oder für den kleinen Gel<strong>db</strong>eutel im<br />
ganz großen Stil. Und selbst wer einfach nur dem bunten<br />
Treiben auf der grünen Wiese zuschauen will, findet hier<br />
garantiert ein lauschiges Stückchen Wiese.<br />
Alle Infos zu KulturPur27 gibt es auf www.kulturpur27.de<br />
oder ab April in dem ausführlichen Programmheft (kostenlos<br />
anfordern unter Telefon 0271/333-2440). Karten sind bundesweit<br />
ab 26. März über www.kulturpur27.de, an der Sparkassen-Hotline<br />
von ProTicket (01803/742654) und bei allen<br />
Vorverkaufsstellen mit dem ProTicket-System erhältlich.<br />
Andreas Schmidt, Kulturbüro<br />
52 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 53
Gesundheit<br />
Gesundheit<br />
Wippen, federn, hüpfen<br />
mit dem Minitrampolin die Fitness im Alter steigern<br />
Jumping Fitness,<br />
Dynamic<br />
Rebounding<br />
und<br />
Balance Swing<br />
- Fitnesstraining<br />
auf den neuen<br />
superelastischen<br />
Minitrampolins<br />
gehört zu den<br />
aktuellen Trendsportarten;<br />
in<br />
Sportvereinen,<br />
Sportstudios und<br />
auch in Volkshochschulen<br />
wird diese neue<br />
Gerät immer<br />
häufiger eingesetzt,<br />
die Nachfrage ist groß, überall wird auf dem hochelastischen<br />
und gelenkschonenden Tuch gewippt und gesprungen,<br />
gelaufen und gewalkt.<br />
Das Minitrampolin ist ein sehr<br />
interessantes und effektives<br />
Sportgerät für Jung und Alt,<br />
Mann und Frau; es motiviert<br />
und animiert, ermöglicht gelenkschonend<br />
hohe und lange<br />
Belastungen im Bereich der<br />
unteren Extremitäten und<br />
Hüft- Beckenbereich und<br />
fördert in hohem Maße Koordination,<br />
Beweglichkeit und<br />
Gleichgewicht – und das mit<br />
großem Spaßfaktor<br />
Wir wissen aus Erfahrung,<br />
dass nicht jede Sportart und<br />
auch nicht jedes Sportgerät für<br />
Senioren geeignet ist; die Gelenke<br />
sind nicht mehr so belastbar,<br />
wir sind nicht mehr so<br />
beweglich wie in jungen Jahren<br />
und auch das Herz-Kreislaufsystem<br />
ist auch nicht mehr<br />
so flexibel und leistungsfähig.<br />
Aber wir wissen auch aus Erfahrung,<br />
dass gerade im Alter<br />
regelmäßiger Sport eine hohe<br />
Bedeutung für Gesundheit,<br />
Mobilität und Wohlbefinden<br />
hat. Auch und<br />
gerade im Alter<br />
ist regelmäßige<br />
Bewegung und<br />
damit Belastung<br />
der Muskulatur,<br />
des gesamten Bewegungsapparates<br />
und des Herz-<br />
Kreislaufsystems<br />
wichtig, und das<br />
wenn möglich<br />
mit Spaß!<br />
Das Minitrampolin<br />
ist ein<br />
Sportgerät, welches<br />
vielfältige<br />
Bewegungen<br />
gelenkschonend<br />
gestaltet und dabei wertvolle Trainingsimpulse für Herz,<br />
Kreislauf und Muskulatur setzt. Darüber hinaus lassen sich<br />
auf diesem Gerät Balance<br />
und Bewegungssicherheit<br />
in hohem Maße trainieren.<br />
Nicht ohne Grund haben<br />
Minitrampolins in der Physiotherapie<br />
und in der Rehabilitation<br />
nach Gelenk<br />
- OPs einen festen Stellenwert:<br />
Minitrampolins sind<br />
Fitness- und Trendsportgeräte,<br />
sie sind aber auch sehr<br />
effektive Trainingsgeräte<br />
für Gesundheitssport und<br />
für Senioren, und das bewegen<br />
darauf macht Spaß.<br />
Diese neuen Minitramps<br />
darf man aber nicht<br />
mit den bisherigen Kleintrampolinen<br />
verwechseln,<br />
bei denen das Tuch mit<br />
Hilfe von Stahlfedern an<br />
den Rahmen gespannt<br />
wird. Die neuen Geräte<br />
sind mit hochelastischen<br />
Gummiringen ausgestattet,<br />
sie sind deutlich weicher/elastischer<br />
als Stahlfedern<br />
und haben eine viel<br />
höhere Dehnbarkeit; das<br />
Ein- wie Ausfedern ist deshalb sehr sanft und harmonisch.<br />
Viele dieser neuen Geräte können auch mit sehr stabil befestigten<br />
Haltestangen ausgestattet werden, die bei Bedarf<br />
relativ schnell an- und abgebaut werden können.<br />
Das Bewegen/Trainieren auf dem Minitrampolin ist<br />
dadurch in besonderer Weise gelenkschonend, da das sehr<br />
elastische Tuch in Kombination mit den Gummi-Spannbändern<br />
bei jedem Druck weich einfedert und so ein Teil<br />
der auf z. B. Bandscheiben, Hüfte, Knie- und Fußgelenk<br />
wirkenden Belastung absorbiert wird. Das Gehen, Laufen<br />
oder auch nur Federn auf dem Tuch ist durch einen ständigen<br />
Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung<br />
gekennzeichnet; die Muskulatur in den Füßen und Beinen,<br />
im Becken-, Bauch- und Hüftbereich wird aktiviert, Sehnen,<br />
Bänder und Knorpel werden durch diesen ständigen<br />
Wechsel von Ent- und Belastung ebenso mobilisiert und<br />
trainiert. Ein ganz besonderer Aspekt der Bewegung auf<br />
dem Minitrampolin ist darüber hinaus das Training der Balance.<br />
Der „Untergrund“ ist ständig in Bewegung und das<br />
Gleichgewicht muss permanent hergestellt werden – und<br />
das ganz individuell dosiert. Das Gleichgewicht ist ein Ergebnis<br />
des Zusammenspiels zwischen Nervenimpulsen<br />
und Muskulatur, und genau<br />
das wird auf dem Minitrampolin ständig<br />
gefordert und damit trainiert. Durch die<br />
hohen Gleichgewichtsanforderungen wird<br />
auch die tiefer liegende Muskulatur stimuliert<br />
und gefordert. Das wirkt sich insgesamt<br />
positiv auf die Körperspannung und<br />
die Koordinationsfähigkeit aus; Koordinationsfähigkeit<br />
ist wichtig, damit auch Bewegungen<br />
im Alltag reibungslos ablaufen.<br />
Bei den ersten „Versuchen“ auf dem Minitrampolin<br />
ist eine Haltestange durchaus<br />
hilfreich, ein leichter Kontakt damit gibt<br />
Sicherheit beim ersten Federn und Gehen.<br />
Ganz leichtes Federn auch mit Anheben der<br />
Fersen, flache und auch hohe Schritte mit<br />
Seitschritt oder in Schrittstellung und auch<br />
ganz flaches Hüpfen mit leicht geöffneter<br />
Fußstellung – die Gewöhnung an das bewegliche<br />
Tuch geht relativ schnell und die<br />
Bewegungen auf dem Minitrampolin werden<br />
schnell sicherer.<br />
Diese Geräte werden unter der Bezeichnung<br />
Fitnesstrampolin oder Fitness Jumping<br />
Trampolin mittlerweile von vielen Anbietern<br />
auf den Markt gebracht, die Preisspanne bewegt<br />
sich so zwischen 100,- und 600,- Euro;<br />
Stahlrahmen mit 6 Beinen, auswechselbare<br />
Gummiseil Federung, mindestens 90 cm<br />
Durchmesser der Sprungfläche, mindestens<br />
mit 120 kg belastbar und ein demontierbarer<br />
Haltegriff sind Mindestanforderungen,<br />
die aber auch schon Geräte für 100 Euro<br />
erfüllen. Schrauboder<br />
auch Klappfüße,<br />
in der Höhe<br />
verstellbare Haltegriffe<br />
und unterschiedlich<br />
starke<br />
Gummiseile<br />
in Abhängigkeit<br />
vom Körpergewicht<br />
sind dann z.<br />
B. Ausstattungsmerkmale<br />
hochpreisiger<br />
Modelle<br />
Also dann barfuß,<br />
in Strümpfen<br />
oder in Turnschuhen<br />
mit möglichst<br />
dünner Sohle zweimal fünf Minuten täglich auf einem Minitrampolin<br />
mit einfachen federnden Geh- und Hüpfübungen<br />
bewegen – der Körper muss bewegt werden, um seine Gesundheit<br />
zu erhalten. Klaus Hüner, Sportlehrer<br />
54 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 55
Gedächtnistrai ning<br />
Gespiegelte Wörter<br />
Das Wort auf der linken Seite ist dreimal in der Buchstabenzeile rechts daneben versteckt. Unterstreichen<br />
Sie es, aber Achtung das linke Wort steht in der Buchstabenzeile spiegelverkehrt<br />
Bsp.: GRAS! AÜEOPJGHOWEPOWEOWISARGAOAEIROJSARGLDKAJEKJREJSARGK<br />
HERBST! NKSJJHGNTSBREHNKFJSHFUNFKDJTSBREHBCJDHFPOFTSBREHKFJ<br />
LAUB!! LSKJFKDFJOEIBUALPWOEETINFCSKDLBUALÜWWFKDHFKABUALOSK<br />
RECHEN! KJFKSDISOIRPKBJDDINEHCERÖLDNEHCERPWINJVBRURECNEHCER<br />
VOGEL! PSDKSKVOLEGOVJHAÖAÜANJRVOEBJYSJLEGOVLLOOVVLEGOVÜLKJ<br />
SONNE! ENNOSHFDSPWEURIETNKPENNOSFKDSFLAÜWPRIOENNOSKOEIREO<br />
FUTTER! PEZRTGDFJKRETTUFRETTUFRETTUFKJIWEUOWÜPQKFNKVJFHFSKJ<br />
SCHATTEN! AÖPIROOEHJEWNETTAHCSDKPORWIEUIJNETTAHCSSOIEONETTAHCS<br />
STEIN!! AOPIROWETSNIETSALSIEOTTSTENIETSPWOQUIQQEINÖLKDKNIETSL<br />
Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />
Um die Ecke gedacht<br />
Lösungen Seite 74<br />
Wie lautet es richtig?<br />
In den folgenden Worten sind jeweils zwei<br />
Buchstaben vertauscht. Lesen Sie die<br />
Worte und schreiben Sie dann das richtige<br />
Wort auf. (SCH = 1 Buchstabe)<br />
Beispiel: HARTBAAR = BARTHAAR<br />
1. STEIBLIFT = <br />
2. ÖSENDOFFNER = <br />
3. BALENDERKLATT = <br />
4. BOPFTLUME=.<br />
5. NINGERFAGEL= <br />
6. PONBONBAPIER=.<br />
7. LUNDEHEINE= <br />
8. HONNENSUT= <br />
9. WINNSPEB= <br />
10.ROFFERKAUM= <br />
Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />
Was wird hier auf rätselhafte Weise gesucht?<br />
Es ist was es ist und es ist doch etwas anderes.<br />
1. himmelsfarbiges nicht weibliches Wesen <br />
2. Flussüberquerungsmöglichkeit für Pferde ähnliche Tiere <br />
3. Kinderspielgerät in der Stadt der Filmstars <br />
4. belesenes Kriechtier <br />
5. Essbefehl zu einem weichen Material <br />
6. beschmutztes Organ <br />
7. Aufbewahrungsort für einen Körperteil <br />
8. Vereinigung von Schließhilfen <br />
9. Körperteil eines Abfüllbehälters <br />
10. lautes Gerumpel zu später Stunde <br />
Trainingsziel. Denkflexibilität, Wortfindung, assoziatives Denken<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt<br />
von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Anja Freundt<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V.<br />
Im Stummefeld 7<br />
57072 Siegen<br />
0271-317082<br />
Kurse<br />
Gedächtnistraining:<br />
Katholisches<br />
Bildungswerk Siegen,<br />
SeniorenServiceStellen<br />
Hilchenbach,<br />
Netphen,<br />
oder auf Anfrage<br />
Foto: Rita Petri<br />
Wortfindung<br />
Suchen Sie mindestens 10 passende<br />
Antworten, die Ihnen zu den<br />
folgenden Fragen einfallen.<br />
1. Was kann man alles essen?<br />
2. Wofür kann man alles danken?<br />
3. Was kann alles rot sein?<br />
4. Was kann man alles unterschreiben?<br />
5. Was kann alles schwimmen?<br />
6. Was kann man alles schneiden?<br />
Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />
56 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 57
Als unser Haus niederbrannte<br />
Siegen am 1. Februar 1945<br />
Erinnerungen<br />
B-17 Flying Fortress am Nachthimmel über Deutschland<br />
Erster Februar 1945, ich bin acht. Wir vier Kinder<br />
werden abends in unserer Wohnung in Siegen ins<br />
Bett gebracht. Wir schlafen halb angezogen, um bei<br />
Fliegeralarm in Minutenschnelle im Keller oder auf dem<br />
Weg zum nächtlichen Bunker zu sein. Die Eltern sitzen in<br />
der Küche am Tisch und kleben Lebensmittelmarken ein.<br />
Das war eine tägliche abendfüllende Plage. Wir hatten damals<br />
ein kleines Lebensmittelgeschäft.<br />
Tante Maria ist oben in der großelterlichen Wohnung, in<br />
der auch wir drei Mädchen im Opa-Oma-Zimmer im Doppelbett<br />
schlafen. Ich kann nicht einschlafen, zittere dem<br />
nächsten Fliegeralarm entgegen. Dann schlafe ich doch ein,<br />
bin aber sofort wieder hellwach, als die Sirene aufheult.<br />
Drei langgezogene Töne, die „Voralarm“ bedeuten.<br />
Angespannt und angstvoll liege ich da und warte, dass entweder<br />
„Entwarnung“, ein langgezogener Ton, oder Vollalarm,<br />
viele Male auf- und niederheulen, ertönt. Wir haben Verbot,<br />
bei Voralarm aufzustehen. Bei Vollalarm müssen wir uns blitzschnell<br />
fertig anziehen und runter zu den Eltern laufen.<br />
Schon heult er los. Wie der Blitz bin ich aus dem Bett,<br />
ziehe Kleid und Hausschuhe an und renne in den Keller.<br />
Die anderen Kinder laufen zuerst in die Küche. Dann geschieht<br />
alles gleichzeitig. Akute Luftgefahr<br />
tönt die Sirene, Mama öffnet die Haustüre,<br />
damit jemand. der vielleicht auf der Straße<br />
ist während des Alarms, in einem Haus<br />
Unterschlupf finden kann. Sie schreit<br />
auf: „Da sind lauter Christbäumchen, der<br />
ganze Himmel ist hell.“ Christbäumchen<br />
deshalb, weil die Lichterflämmchen und<br />
die Silberfäden diesen Eindruck erwecken.<br />
Mama rafft die wichtigsten Dinge in das<br />
bereitliegende Betttuch zusammen, fasst<br />
das jüngste Kind an der Hand und rennt<br />
in den Keller, wo alle anderen bereits versammelt<br />
sind. Außer der Familie und Tante<br />
Maria sind dort noch drei alte Frauen, die<br />
oben bei Tante Maria wohnen, nachdem<br />
ihre Wohnungen schon am 16. Dezember<br />
zerstört wurden. Zwei von denen quengeln<br />
ununterbrochen herum, die eine schreit pausenlos nach ihrer<br />
Tasche , die sie aber eh neben sich hat, die andre schreit<br />
vor Angst. Wir Kinder sind ruhig.<br />
Ich liege auf dem Bauch mit den Fingern in den Ohren<br />
auf einem alten Kartoffelsack und rede mir ein, dass nur<br />
die Türen mit Gekrache zuschlagen. In Wirklichkeit regnet<br />
es Bomben. Sie fallen gleichzeitig, eine Salve nach der anderen<br />
und es hört nicht mehr auf. Ich bin steif und halbtot<br />
vor Angst. Die anderen Kinder sitzen auf dem Schoß von<br />
Mama, Papa und Tante Maria. Ich liege da ganz allein und<br />
denke, dass ich jetzt sterben muss. Nebenan im Stall blökt<br />
aufgebracht die Ziege.<br />
Plötzlich die Stimme des Nachbarjungen, der von draußen<br />
laut schreit. „Herr Kreuz, Sie müssen rauskommen, ihr<br />
Haus brennt ja ab.“ Ein neuer Schock, werden wir jetzt alle<br />
verbrennen? Papa läuft aus dem Keller nach oben, obwohl<br />
noch immer die Bomben fallen. Dann kommt er zurück und<br />
ruft: „Raus, raus, wir müssen alle schnell raus, das ganze<br />
Haus brennt und wird über uns zusammenstürzen.“ Tumult<br />
entsteht, als alle gleichzeitig zur Tür rennen. Die Kellertreppe<br />
ist noch intakt und Papa sagt: „Kommt jetzt hintereinander<br />
herauf.“ Eine alter Frau jammert: „Müssen wir jetzt<br />
Foto: wikimedia commons<br />
alle sterben, Herr Kreuz?“ und Papa schreit: „Wie soll ich<br />
das wissen, ich bin doch nicht der liebe Gott.“ Er hat es im<br />
Dialekt gerufen und ich kann ihn heute noch hören. Es ist<br />
schrecklich, Papa kann uns nicht beschützen und der liebe<br />
Gott tut es nicht. Alles kann passieren. Wir gehen und krabbeln<br />
jetzt die steile Kellerstiege hinauf, dann rechts zum<br />
Hintereingang in den Garten. Wir stolpern in die eiskalt Februarnacht<br />
und stehen mit nur Hausschuhen an den Füßen<br />
im Schnee. Mama gibt uns Anweisungen: „Lauft schnell<br />
in den oberen Garten und dann so schnell ihr könnt in den<br />
Bunker. Hanni, du fasst die Kleinen an den Händen und lauft<br />
jetzt los.“ Wir laufen in den oberen Garten. Von dort sehen<br />
wir, wie das ganze Haus in Flammen steht. Die zwei alten<br />
Frauen kommen uns Kindern jammernd und wehklagend<br />
nach, die dritte versucht uns zu trösten, während eine noch<br />
immer nach ihrer Tasche schreit, und ich hasse sie, ich hasse<br />
sie. Ein paar Augenblicke stehen wir noch dort und blicken<br />
auf das brennende Haus, in das die Eltern zurückgegangen<br />
sind, um zu retten, was sie noch können.<br />
Die Bomben fallen jetzt nicht mehr. Dafür brummen<br />
die Tiefflieger in der Luft und schießen auf die Leute, die<br />
in den von Flammen hellerleuchteten Häusern etwas von<br />
ihrer Habe zu retten versuchen.<br />
Wir machen uns auf den Weg zum Bunker, alles ringsum<br />
brennt und dazwischen fallen Schüsse. Schon kommen<br />
uns die ersten Hindernisse in den Weg. Ein Gartentor, dass<br />
nicht aufgehen will und erst mit Gewalt geöffnet werden<br />
muss, ein brennendes Haus, an dem wir uns nicht vorbeitrauen,<br />
weil brennende Stücke herunter fallen. Die Mama<br />
muss uns gesehen haben. Sie kommt uns nach und führt<br />
uns alle einzeln an dem Absturzhaus vorbei. Dann läuft sie<br />
zurück und wir laufen den restlichen Weg zum Bunker in<br />
dem Wahnsinn und Terror weiter. In heller Panik, eiskalt<br />
und erschöpft, kommen wir endlich an und sitzen zitternd<br />
auf den Bänken. Warten auf die Mama. Als sie kommt, ist<br />
es fast schon Morgen. Sie bringt uns trockene Sachen zum<br />
Anziehen. Wir bekommen auch noch ein Wurstbrot von den<br />
Bunker-Helferinnen und dann gehen wir wieder hinaus.<br />
Ringsum ist alles, was wir sehen können, zerstört, die<br />
meisten Häuser bis auf den Keller abgebrannt und eingestürzt,<br />
bei anderen ragen schwarze Ziegelmauern in den<br />
Himmel. Wo sind bloß die ganzen Leute, die dort wohnten?<br />
Als wir zu unserem Haus kommen, finden wir dort nur<br />
noch eine Ruine. Davor steht, was die Eltern und Tante<br />
Maria retten konnten, einige Möbel, Betten, Bettzeug, Matratzen,<br />
Kleidung und noch einige Haushaltsgegenstände,<br />
den Herd auch, und darauf steht noch die Pfanne mit den<br />
Bratkartoffeln vom Vorabend. Der Papa bewacht das alles,<br />
um es vor Plünderern zu schützen. Leider wurde geklaut,<br />
was nicht niet- und nagelfest war. Ach ja, und die Ziege war<br />
auch noch da. Wie wir da so stehen, wird auch uns Kindern<br />
klar. Wir haben kein Zuhause mehr, wir sind obdachlos. Was<br />
soll nun werden mit uns? Die Eltern haben sich inzwischen<br />
beraten. Die Mama soll mit uns in ein Dorf gehen, wo entfernte<br />
Verwandte wohnen und dort um Unterschlupf für uns<br />
bitten, die Ziege soll auch mit. So gehen wir denn los. Ein<br />
frierendes kleines Trüppchen, bahnen uns mühsam einen<br />
Weg durch den Schnee. Die Ziege macht als erste schlapp.<br />
Sie blökt und meckert ganz jämmerlich und hängt schwer an<br />
der Leine. Es geht nur meterweise vorwärts mit ihr. Wir finden<br />
einen Kleinbauern, der, auf Mamas inständiges Bitten,<br />
sie bis zum nächsten Tag bei sich unterstellen will.<br />
Jetzt geht es etwas schneller voran, aber nach kurzer Zeit<br />
können die beiden Kleinen nicht mehr. Sie stolpern und<br />
taumeln herum, was kein Wunder ist, wir haben ja kaum<br />
auf den harten Bänken und frierend vor Kälte noch dazu, etwas<br />
schlafen können. Mama teilt Bonbons aus, dann nimmt<br />
sie die beiden Kleinen noch fester an der Hand. Gertrud<br />
und ich müssen die anderen Hände festhalten und langsam,<br />
langsam geht es weiter. Wo mehr Schnee ist, geht die Mama<br />
vor, um für uns einen Weg zu treten und wir müssen<br />
im Gänsemarsch hinter ihr gehen. Für diesen Fußmarsch<br />
von sonst gut zwei Stunden brauchen wir den ganzen Tag.<br />
Endlich, als es schon dunkel zu werden beginnt, kommen<br />
wir schlotternd vor Kälte und sterbensmüde bei dem Haus<br />
der Cousine meiner Mutter an. Und da passiert erst das<br />
Schrecklichste von diesem ganzen Tag. Die Mama bricht in<br />
Tränen aus, als sie sagt: „Anna, Anna, wir haben alles verloren.“<br />
Meine Mama weinte nie, zeigte sich nie schwach. Ich<br />
war zutiefst erschrocken, gleichzeitig fühlte ich ein tiefes<br />
Mitleid und verstand, auch die Mama konnte uns nicht beschützen.<br />
Der liebe Gott rührte auch diesmal keinen Finger.<br />
Vielleicht strafte er uns ja für unsere Sünden.<br />
Nun half die Tante Anna, indem sie sagte: „Wir machen<br />
für Euch ein Notquartier im ersten Stock. Da wohnt niemand,<br />
da könnt ihr erst bleiben.“<br />
Gott sei Dank, wir hatten wieder ein Dach über dem Kopf.<br />
Ungewaschen und halb angezogen fallen wir in die dort liegenden<br />
Matratzen und Decken und schlafen uns erst mal aus.<br />
Morgen würden wir weitersehen. Johanna Kreuz<br />
58 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 59
Alles hat man herausgefunden, nur nicht, wie man lebt.<br />
Jean-Paul Sartre<br />
Nur Mut zum Nachdenken<br />
Seltsam, da muss ich bereits ein alter Mann sein und<br />
sozusagen zum alten Eisen gehören, um mir eine für<br />
mein Leben so wichtige Frage zu stellen: Leben, wie<br />
geht das? Unmittelbar eng verbunden mit dieser Frage<br />
tauchen weitere auf wie: Was ist eigentlich mein Leben?<br />
Wozu lebe ich? Wo komme ich her und wo gehe ich hin?<br />
Und überhaupt: Niemand hat mich je gefragt, ob ich leben<br />
will. Ein bisschen spät, solche Grundfragen an das<br />
Leben zu stellen, finden Sie nicht auch? Schließlich habe<br />
ich den Zenit meines Lebens – so ab 50 – schon lange<br />
überschritten und die Zeit, die mir für mein Dasein<br />
auf dieser Erde noch bleibt, wird immer überschaubarer.<br />
Oder sollte genau dieses immer näher kommende Spüren<br />
und Erkennen meiner eigenen Endlichkeit ein Grund<br />
dafür sein, dass in mir solche Gedanken auftauchen und<br />
Fragen hochkommen, die so etwas wie Beklommenheit<br />
und eine diffuse Unsicherheit in mir auslösen? Es sind<br />
Essay<br />
Der Jungbrunnen, Ölgemälde von Lucas Cranach, 1546<br />
Endlich leben<br />
Gedanken – Fragen – Erkenntnisse<br />
Fragen, die sich auch Menschen stellen, die mit einem<br />
schweren Schicksalsschlag, wie zum Beispiel der Diagnose<br />
einer tödlichen Krankheit oder dem Verlust eines<br />
lieben Menschen, fertig werden müssen und „plötzlich<br />
und unerwartet“ erkennen, wie brüchig und vergänglich<br />
das Leben doch ist.<br />
Aber wie es auch sei, bei aller Unbequemlichkeit solcher<br />
Gedanken sage ich mir, lieber spät als nie. Keine Scheu und<br />
keine Angst vor dem Nachdenken. Schließlich tut es dem<br />
Leben gut, sich immer wieder über bestimmte Dinge klarer<br />
zu werden. Vielleicht führen mich meine Gedanken und Fragen<br />
ja zu unerwartet neuen Erkenntnissen. Wie heißt es doch:<br />
Die Kräfte der Seele wachsen mit der Erkenntnis, und mit der<br />
Klarheit der Erkenntnis die Intensität des Lebens. Ich denke,<br />
es ist für ein sinnvoll gestaltetes Leben von Vorteil, diesem<br />
Bedürfnis nach neuen Erkenntnissen nachzuspüren und dabei<br />
auch aufkommende unbequeme Fragen auszuhalten, um<br />
dem großen Geheimnis des Lebens ein klein wenig näher<br />
zu kommen. Wie sagt Anselm Grün, der bekannte Benediktinermönch:<br />
Es ist unsere Aufgabe, das Leben so zu leben,<br />
dass wir ein Gespür für unsere Endlichkeit haben. Deshalb<br />
sage ich mir: Nur Mut zum Nachdenken.<br />
Der Umgang mit der eigenen Endlichkeit<br />
Allzu gerne weichen wir Menschen unangenehmen<br />
Fragen aus und verdrängen aufkommende unbequeme Gedanken.<br />
Wir gehen ihnen lieber aus dem Weg und scheuen<br />
eine Auseinandersetzung mit ihnen. Zu ihnen zählt für<br />
mich auch der Umgang mit der eigenen Endlichkeit. Wir<br />
wissen zwar alle, dass unser Erdendasein nicht ewig währt,<br />
weichen aber weiterführenden Gedanken schnell aus. Kein<br />
Wunder, denn schließlich ist der Tod die wohl größte narzisstische<br />
Kränkung für uns autonom-verliebte Individuen.<br />
Er ist so etwas wie ein blinder Fleck in unserem Leben.<br />
Verstärkt wird diese Einstellung noch durch die tägliche<br />
Beobachtung: Sterben, das tun doch immer nur die anderen.<br />
Warum sich dann darüber Gedanken machen? Da wende ich<br />
mich lieber dem Leben zu als dem Tod. Dabei verdrängen<br />
wir, obwohl wir es selbst zunehmend körperlich und geistig<br />
spüren, um es einmal etwas salopp und umgangssprachlich<br />
auszudrücken, dass auch wir nur eine begrenzte Haltbarkeit<br />
haben, ein limitiertes Dasein mit einem festen, unumstößlichen<br />
Verfallsdatum. Wir denken und handeln nach dem<br />
Motto des griechischen Philosophen Epikur (341–270<br />
v.Chr.), der meinte: So ist also der Tod, das schrecklichste<br />
der Übel, für uns ein Nichts. Solange wir da sind, ist er<br />
nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr.<br />
Schön und gut. Bleibt zu fragen, ob diese Einstellung<br />
zum Tod auch die richtige zum Leben ist? Ich hätte da so<br />
meine Bedenken, denn der Mensch ist zwar das einzige<br />
Lebewesen auf dieser Erde, das sein ganzes Leben lang<br />
weiß, dass es sterblich ist, aber es ist auch das einzige Lebewesen,<br />
das lachen und hoffen sowie freiheitlich denken<br />
und handeln kann. Von daher gesehen gilt es, dem Tod menschenwürdig<br />
zu begegnen. Damit meine ich, dass wir, als<br />
ein mit Vernunft und Verstand ausgestattetes Lebewesen,<br />
uns mit unserer Endlichkeit auseinandersetzen sollten und<br />
dabei Gevatter Tod einen ihm zustehenden festen Stellenwert<br />
in unserem Leben zuweisen, denn dass er eines Tages<br />
auch zu uns kommt, ist nicht nur sicher, sondern „todsicher“.<br />
Sterben und Tod ist unabweislich die letzte Lebensphase<br />
unseres Daseins, auf die wir unaufhaltsam zusteuern.<br />
In diesem Bewusstsein unserer Endlichkeit gilt es, den<br />
inneren Kompass unseres Lebensweges auszurichten und<br />
unser Leben zu gestalten. Von daher gesehen erscheint es<br />
mir klug zu sein, das Leben auch vom Tod her zu denken,<br />
denn man sagt ja: Wer mit dem Tod nicht umgehen kann,<br />
kann auch andere existenzielle Lebenskrisen kaum bewältigen.<br />
Wir sollten auch das Ende, das Abschließen und<br />
Schlussmachen unserer irdischen Existenz, als einen Teil<br />
unseres Lebens im rhythmischen Wechsel von Werden und<br />
Vergehen begreifen und – so weit es uns möglich ist – noch<br />
gestalten: Wohl denen, die mit ihrem Sterben leben können<br />
und höhere Ziele in ihrem Leben haben, als gesund zu sterben.<br />
2) Oder wie es Hugo von Hofmannsthal ausdrückte: Die<br />
Kunst zu enden – wer das kann, kann alles. Um an dieser<br />
Stelle eventuell aufkommenden falschen Rückschlüssen<br />
vorzubeugen: Wer glaubt, die Auseinandersetzung mit der<br />
eigenen Endlichkeit würde bedeuten, täglich wie ein Trauerkloß<br />
herumzulaufen, liegt völlig falsch. Das Gegenteil<br />
ist der Fall. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht<br />
paradox erscheinen mag, erst durch den Tod wird die Kostbarkeit<br />
des Lebens sichtbar und das Ja zum Leben intensiver.<br />
Es ist die Grenze des Todes, das Wissen um unsere<br />
Vergänglichkeit, der wir die Freude am Leben verdanken.<br />
Der wahre Wert des Lebens, seine tiefe Sinnhaftigkeit, liegt<br />
in seiner Endlichkeit.<br />
Jungbrunnen, der Traum ewiger Jugend<br />
Aber wir Menschen ticken wohl anders. Jeder von<br />
uns möchte gerne lange leben, aber keiner von uns will<br />
alt werden. Wir sind „Endlichkeitsignoranten“ 2) , denn es<br />
ist einer der größten und sicherlich auch einer der ältesten<br />
Wünsche von uns Menschen, ein möglichst langes (zeitlich<br />
unbegrenztes?) und gesundes Leben zu führen, ohne dabei<br />
zu altern, ist doch der Alterungsprozess die Ursache vieler<br />
Krankheiten und der Grund für unsere Endlichkeit. Schon<br />
alte Märchen und Mythen aus längst vergangenen Zeiten<br />
erzählen von Wunderheilmitteln, Lebenselixieren, Zaubertränken<br />
und Jungbrunnen, die ein ewiges, unsterbliches Leben<br />
versprechen. Ja, sogar die Bibel berichtet bereits von<br />
Methusalem, Großvater von Noach, der im Alter von 182<br />
Jahren noch seinen Sohn Lamech zeugte und danach noch<br />
782 Jahre lebte. 3 An dem Wunsch nach ewiger Jugend hat<br />
sich bis heute nichts geändert, wohl aber an den Methoden,<br />
ihn (vielleicht) Wirklichkeit werden zu lassen. Dank der<br />
heute umfassenden Möglichkeiten moderner wissenschaftlicher<br />
Forschung ist man dem Altern – einem der größten<br />
Geheimnisse des Lebens – auf der Spur und hofft, die komplizierten<br />
und komplexen biologisch-genetischen Prozesse<br />
des Älterwerdens immer besser zu verstehen. Das Ziel der<br />
weltweiten Altersforschung ist, den Alterungsprozess eines<br />
Tages zu beeinflussen, ja sogar anhalten zu können, denn<br />
der beginnt – man höre und staune – bereits ab Mitte 20,<br />
weil schon ab da die maximale Funktionsfähigkeit der Organe<br />
nachzulassen beginnt. 4)<br />
<br />
60 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 61
Wie groß das internationale Interesse an der Altersforschung<br />
ist, wird unter anderem dadurch sichtbar, dass der<br />
amerikanische Suchmaschinen-Gigant Google – immer auf<br />
der Suche nach neuen und lukrativen Investitionsfeldern –<br />
vor drei Jahren die Biotech-Firma Calico gegründet hat. Also<br />
nicht irgendwer ist in die Altersforschung eingestiegen,<br />
sondern einer der reichsten und mächtigsten Konzerne der<br />
Welt. Das lässt erahnen, welch ein Potenzial in dieser Forschung<br />
steckt. Bei Calico haben namhafte Wissenschaftler<br />
aus den Bereichen Medizin, Molekularbiologie und Genetik<br />
dem Alterungsprozess den Kampf angesagt. Ihr Motto:<br />
„Wir greifen das Altern an.“ Dabei liegt das Hauptforschungsziel<br />
in der Verjüngung menschlicher Zellen. Ein<br />
anspruchsvolles und völlig offenes Forschungsziel. Aber<br />
unabhängig von dieser zukunftsweisenden Zellforschung,<br />
gelingt es dank den heutigen Erkenntnissen in der Medizin,<br />
Biotechnologie und Genetik bei der Bekämpfung von<br />
Alterskrankheiten mehr und mehr, das Sterben hinauszuzögern<br />
und damit den Tod immer weiter nach hinten zu<br />
verschieben. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung in<br />
den westlichen Industrieländern um 1840 noch bei etwa 40<br />
Jahren, so liegt sie heute bei ca. 80 Jahren und ein Ende ist<br />
nicht in Sicht. Jedes Jahr wächst die Lebenserwartung um<br />
drei bis vier Monate. 5)<br />
Wir greifen das Alter an, eines der größten Geheimnisse des Lebens.<br />
Eine verwitterte Baumscheibe als Alters-Symbol auf der Website der Firma Calico<br />
Menschheitstraum oder Horrorvision?<br />
Den Prozess des Alterns mit einer Wunderpille ewiger<br />
Jugend einfach anhalten, ein Traum von ewiger Jugend<br />
und zeitloser Fitness? Im Alter besser leben, ohne gesundheitliche<br />
Einschränkungen, den Tod weit nach hinten<br />
schieben, vielleicht sogar besiegen? Wunderbar. Es<br />
gäbe kein stetig fortschreitendes Altern mehr und dadurch<br />
auch keine altersbedingten Krankheiten, die oft genug mit<br />
viel Leid und Schmerz verbunden sind. Ach, wäre das<br />
schön, so ein altes, langes und dabei gesundes Leben führen<br />
zu können. Wir hätten endlich mehr Zeit für unsere<br />
Selbstverwirklichung, könnten mehrere Berufe erlernen,<br />
uns liefe die Zeit nicht mehr davon. Statt Stress, Hektik<br />
und vollem Terminkalender hieße das Lebensmotto: Eile<br />
mit Weile, was du heute nicht mehr kannst besorgen, verschieb<br />
getrost auf morgen. Wir könnten noch viele schöne<br />
und sinnvolle Aktivitäten in Angriff nehmen, unser<br />
soziales Engagement erweitern, fremde Länder bereisen<br />
und andere Kulturen kennenlernen und hätten die Chance<br />
mitzuerleben, wie die Welt in 100 oder gar 200 Jahren<br />
aussieht. Ihnen als Leserin und Leser fallen bestimmt weitere<br />
Vorteile ein, bei dem Gedanken an eine Wunderpille,<br />
die den natürlichen Tod besiegt. Käme das nicht einem<br />
Paradies auf Erden gleich? Oder kommen Ihnen Zweifel<br />
und Sie fragen sich, welche Folgen so ein paradiesisches<br />
Erdendasein wohl mit sich brächte und wie unsere Welt,<br />
unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben aussähe,<br />
ginge dieser alte Menschheitstraum in Erfüllung? Zu<br />
Recht, denn so charmant solch ein Gedankenspiel auch<br />
sein mag, bei einer etwas eingehenderen Betrachtung<br />
wird schnell deutlich, dass ein immer länger währendes<br />
Leben auf dieser Erde keineswegs zwangsläufig ins Paradies<br />
führen würde, sondern vermutlich schwerwiegende,<br />
sowohl individuelle als auch kollektive Konflikte mit sich<br />
brächte, die aus dem Menschheitstraum schnell eine Horrorvision<br />
werden ließen. Eine Fülle offener Fragen nach<br />
gravierenden Veränderungen ergeben sich. Um nur eine<br />
davon hier anzusprechen: Horrorvision deshalb, weil der<br />
Aufbau unserer Gesellschaftsordnung in eine erhebliche<br />
Schieflage geriete. Das natürliche Generationsmodell als<br />
strukturelles Regenerations-Prinzip fiele weg. Nachfolgende<br />
Generationen könnten nicht mehr erwarten, dass<br />
ihnen die Älteren irgendwann den Platz frei machen würden.<br />
Das könnte dazu führen, dass der heute ganz persönliche<br />
und private Kinderwunsch unter staatliche Kontrolle<br />
gestellt werden würde (China lässt grüßen). Denn auch<br />
wenn die weltweite Geburtenrate parallel zur Steigerung<br />
der Lebenserwartung drastisch sinken würde, müssten wir<br />
früher oder später unserer guten alten Mutter Erde ein<br />
Hinweisschild umhängen: WEGEN ÜBERALTERUNG<br />
UND ÜBERVÖLKERUNG GESCHLOSSEN.* Sterben<br />
ist eben nicht nur ein individuelles Schicksal, sondern hat<br />
auch eine erhebliche gesamtgesellschaftliche Tragweite,<br />
denn die Menschen werden nicht nur in den Industrieländern<br />
immer älter, sondern weltweit.<br />
Fazit: Ein zeitloses, immerwährendes Leben ohne Ende,<br />
ohne Abschluss, ohne Tod, würde es denn dank einer<br />
Wunderpille allumfassende Wirklichkeit, wäre wohl die<br />
Hölle auf Erden. Alles bliebe immer in der Schwebe, alles<br />
wäre immer korrigierbar, alles wäre gleich gültig und<br />
wichtig, nichts würde abgeschlossen. Erst im Bewusstsein<br />
des begonnenen und des abgeschlossenen Einmaligen, der<br />
Unwiederholbarkeit, kann es gelingen, dem Leben einen<br />
besonderen, einen einmaligen Charakter und Geschmack<br />
zu verleihen und ihm einen Sinn von mehr als begrenzter<br />
Haltbarkeit zu geben. So gesehen ist unsere Endlichkeit –<br />
bei all dem Schmerz und der Trauer, die sie mit sich bringt<br />
– etwas notwendig Befreiendes.<br />
Quelle des Trostes<br />
Im Zuge des fortschreitenden Säkularisierungsprozesses<br />
in unserer Gesellschaft und mit ihm des Verlusts<br />
der Anziehungskraft christlicher Glaubenswerte ist der<br />
moderne Mensch von heute in seiner letzten Lebensphase<br />
von Sterben und Tod einzig auf seine begrenzte Lebensspanne<br />
zurückgeworfen. Die Aussöhnung mit seinem<br />
Leben, die Bejahung und das Sich-Abfinden mit seiner<br />
eigenen Endlichkeit wird zunehmend schwerer, denn mit<br />
dem Verlust des Glaubens verlieren viele Menschen eine<br />
Quelle des Trostes und der Hoffnung, sie sterben trostlos.<br />
Es gibt empirische Studien, die eindeutig belegen, dass<br />
gläubige Menschen leichter sterben. Unsere Endlichkeit<br />
hat, bei allem Schmerz und aller Trauer, auch etwas Befreiendes,<br />
denn der Tod ist auch das Ende von allen Übeln<br />
und das Leiden geht nicht über ihn hinaus, er versetzt<br />
uns zurück in jene himmlische Ruhe, aus der wir kamen,<br />
als wir geboren wurden. Über alle Traurigkeit hinweg,<br />
in dem Gedanken, mit der Endlichkeit versöhnt zu sein<br />
und sich in einer Unendlichkeit geborgen zu wissen, liegt<br />
Trost und Hoffnung zugleich, unabhängig davon, welcher<br />
Name ihr gegeben wird. 1) Der große Religionsphilosoph<br />
Martin Buber beschrieb sein erwartetes Sterben als: Ich<br />
falle in Gott hinein. 5) Schlussendlich noch ein Zitat des<br />
Trostes von Seneca.<br />
Der, den du verloren zu haben glaubst, ist nur vorausgegangen.<br />
Ist es nicht unsinnig, den zu beweinen, der schon<br />
am Ziel angekommen ist, wenn man denselben Weg noch<br />
vor sich hat?<br />
Eberhard Freundt<br />
Quellen: 1)UNIVERSITAS (Wilhelm Schmid, Essay: Endlichkeit). 2)UNIVERSITAS<br />
(Karlheinz Geißler, Essay: Na, endlich). 3)Wikipedia. 4)Welt N24 (Karl Lenhard Rudolph:<br />
Altersforschung). 5)Wie Google & Co. das Leben verlängern wollen (Beitrag Deutschlandfunk<br />
von Burkhard Schäfers). Bild auf Seite 50: Eine verwitterte Baumscheibe als Alters-<br />
Symbol auf der Website der Firma Calico.<br />
Foto: wikimedia commons<br />
* Hinweis: Laut Weltbevölkerungsuhr wird in diesem Jahr<br />
<strong>2017</strong> die Weltbevölkerung um 90.440.574 Menschen steigen<br />
und am Jahresende 7.577.030 490 Menschen betragen.<br />
62 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 63
B a c k e s ta g e im Siegerland<br />
Weitere Termine lagen bei Redaktionschluss nicht vor.<br />
Weihnachtsmärkte<br />
März<br />
Mi. 08./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />
Do. 23./ ab 09 Uhr, Burbach/Holzhausen<br />
Fr. 24./ ab 09 Uhr, Burbach/Holzhausen<br />
April<br />
Mi. 12./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />
Sa. 22./ ab 10 Uhr, Burb.-Oberdresselndorf<br />
Mai<br />
Fr. 05./ ab 14 Uhr, Burb.-Lützeln-Dorfplatz<br />
Sa. 06./ ab 09 Uhr, Burb.-Lützeln-Dorfplatz<br />
Fr. 12./ ab 09 Uhr, Backes Holzhausen<br />
Sa. 13./ ab 09 Uhr, in den Backhäusern:<br />
Holzhausen / Alte Vogtei /<br />
Niederdresselndorf / Wahlbach<br />
„Wandern und Schauen, Hobby mit Tempo 3“<br />
Flender/Kroke 0271/82733<br />
13.45 Uhr City-Galerie Siegen<br />
14.00 Uhr Abfahrt Weidenau, Bhf.<br />
14.15 Uhr Abf. Marktpl. Geisweid<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
01.03. Dillenburg-Eibach<br />
15.03. Daaden<br />
29.03. Elkhausen<br />
12.04. Attendorn<br />
26.04. Bad Marienberg<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
10.05. Olpe Biggesee<br />
24.05. Aue Wingeshausen<br />
07.06. Schmallenberg<br />
21.06. Kohlhagen<br />
Fritz/Harzer 0271/42616<br />
13.45 Uhr ab Wdn., Humboldt-Platz<br />
14.00 Uhr ab Weidenau, A.d. Hütten<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
14.03. Elkhausen<br />
11.04. Weidenausen<br />
25.04. Attendorn<br />
09.05. Saalhausen<br />
23.05. Zinse<br />
06.06. Altenhundem<br />
20.06. Schmallenberg<br />
durchblick verlost Freikarten<br />
„Vollendete Tonkunst der Klassik und Romantik“<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon 02 71/ 6 61 03 35<br />
durchblick e.V.<br />
02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Senec@fé 02 71/ 2 50 32 39<br />
SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 616-2<br />
Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse 02737 / 592176<br />
montags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
dienstags<br />
Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />
Computertreff<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />
der Universitätsstadt Siegen<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />
Seniorenbeirat02 71 / 404-2202<br />
SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />
Gedächtnistraining 0271 / 8 49 99<br />
Lesepaten 02739 / 2290<br />
Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />
Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />
SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />
mittwochs<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />
02737 / 592176<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />
15:00 -17:00 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />
Trauercafé0271/ 5 34 46<br />
Wahlverwandte0271 / 2 38 01 08<br />
Werkstatt02 71 / 6 27 76<br />
donnerstags<br />
09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
freitags<br />
Foto: Ingrid Drabe<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />
Anfrage 02737 / 592176<br />
samstags<br />
09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />
Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />
Konzert der<br />
Philharmonie Südwestfalen<br />
am 30.3.<strong>2017</strong><br />
im Gebrüder-Busch-Theater<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Dirigent: Karsten Januschke<br />
Solistin: Christel Lee, Violine<br />
(Brüder-Busch-Preis 2013)<br />
Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu<br />
dem Trauerspiel „Coriolan“ c-Moll /<br />
Johannes Brahms Konzert für Violine<br />
und Orchester D-Dur / Robert Schumann<br />
Sinfonie Nr. 4 d-Moll.<br />
Christel Lee wurde 1990 in Indiana<br />
(USA) geboren und wuchs in Kanada<br />
auf. Sie studierte an der Juilliard<br />
School in New York; seit 2012 setzt<br />
sie ihre Studien an der Kronberg Academy<br />
fort. Mit Konzertauftritten bei<br />
großen und berühmten Festivals wie<br />
dem in Aspen, in Verbier und beim<br />
Schleswig-Holstein Musik Festival<br />
konnte Christel Lee die Qualität ihres<br />
Musizierens vor einem anspruchsvollen<br />
Publikum unter Beweis stellen.<br />
Ihr Antrittskonzert in Hilchenbach im<br />
Herbst 2014 war ein riesiger Erfolg.<br />
Foto: Veranstalter<br />
Gewinnen können Sie<br />
3 x 2 Eintrittskarten,<br />
wenn Sie bis 25. März eine Nachrichtmit<br />
Namen, Telefonnummer und dem<br />
Vermerk Freikarten schicken an:<br />
Redaktion durchblick<br />
Marienborner Str. 151<br />
57074 Siegen<br />
oder:<br />
gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />
Die Gewinner werden telefonisch<br />
benachrichtigt. Die Tickets werden<br />
auf Ihren Namen an der Abendkasse<br />
hinterlegt.<br />
Normale Eintrittskarten sind bei allen<br />
bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.<br />
Buchungsmöglichkeit auch unter:<br />
www.gebrueder-busch-kreis.de<br />
oder: www.proticket.de.<br />
Die Gewinnerinnen unserer letzten Verlosung<br />
waren: Anne Schneider aus Siegen, Elke Schweisfurth<br />
aus Siegen und Brigitte Haas aus Kreuztal.<br />
Sie erhielten je 2 Karten für die Veranstaltung<br />
Back to the Sixties in der Siegerlandhalle<br />
64 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
4/2016 1/<strong>2017</strong> durchblick 65
Wiederkehrende<br />
Termine<br />
montags:<br />
10.00 Seniorengymnastik mit Anne<br />
Freudenberger, im Gemeinschaftsraum<br />
Dr. Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />
Heidenberg, 0271-23418872<br />
14.00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />
Siegen Nord e.V., Schneppenkauten<br />
1, 57076 Siegen-Weidenau <br />
0271-76585<br />
14.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle<br />
Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer<br />
Straße 215, 0271/404-2200<br />
20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />
Argentiono - Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
14.30 Singen AWO-OV Siegen, Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186,<br />
0271/53383<br />
19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />
Hozpizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />
20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />
Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10.00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, 0271/339857<br />
10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe Siegen e.V.;<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 0271/23602-67<br />
15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />
der Vertriebenen“ – Diskurs zum aktuellen<br />
gesellschaftspolitschen Zeitgeschehen<br />
Geschäftsstelle Siegen, Seilereiweg<br />
6 0271/82838<br />
18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />
gleichgeschlechtliche Lebende und<br />
Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151<br />
Jeden 3. Montag im Monat<br />
10.00 ALTERAktiv, Lesepaten, städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151 02739-2290<br />
16.30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />
in den Beinen Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151 <br />
0271-310781<br />
18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />
Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
14.30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />
Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, Siegen,<br />
0271/3386-160<br />
Letzter Montag im Monat<br />
19.00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Straße 151<br />
02737/3308<br />
dienstags:<br />
17.00 Interkultureller Chor Siegerland<br />
Span. Zentrum Siegen, St.-<br />
Michael-Straße 3<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
9.00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Ste.151 02737-3455<br />
15.00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“<br />
Siegen, 02739/2290<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
19.00 Vorwärts-Chor, städtisches<br />
Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Straße<br />
151<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
15-17 Treffen der Heinzelwerker, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Jeden 4. Dienstag im Monat<br />
20.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
mittwochs:<br />
10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />
„Regiestelle Leben im Alter“,<br />
RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />
211, 404-2200<br />
10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />
Tempo und Strecke sind angepasst,<br />
ab Rathaus Weidenauer Str. 215, <br />
404-2200<br />
10.00-12.00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />
SeniorenServiceStelle<br />
Siegen-Geisweid , Am Klafelder<br />
Markt 20 0271/372199-05<br />
14.00-16.00 Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />
Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.30-17.30 Taschengel<strong>db</strong>örse Siegen,<br />
St.-Johannstr. 7<br />
0271/2346066<br />
17.00 Internationaler Seniorentanz,<br />
Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-Michaelstr 3<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
10.00 Trauercafé Regenbogen Ambul.Hozpizhilfe,<br />
Diakonistation Kreuztal,<br />
Ernsdorfstraße 3 02732-1028<br />
15.00 Frauenzimmer, Frauencafé<br />
des DRK-Niederschelden, Burgschule<br />
Siegen-Niederschelden.<br />
0271-33716-0<br />
19.30 Heimatfreundtreffen, Kapellenschule<br />
Siegen-Trupbach, Trupbacher<br />
Str. 40.<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus<br />
Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
14.30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne<br />
Demenz, Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />
Dreisbachstr. 24. Anm. erbeten 0271/234178-17<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />
im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10.00 Seniorenwerkstatt, „Spanischsprachige Gemeinde<br />
Siegerland e.V.“, kath. Gemeindehs. Sgn-, St.-Michaelstr.<br />
10.00-12.00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />
Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.00-16.00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />
im Sozialraum des Rathauses Netphen, Amtsstraße 2+6<br />
Jeden 1. Donnerstag im Monat<br />
19.00 Treffen der Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte<br />
Siegen, in der Diakonie Sandstr. 26<br />
Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />
15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />
Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Senioren-<br />
Wohnanlage Weidenau Weidenauer Str. 202<br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />
15.00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V.; Haus Herbstzeitlos Siegen, 0271/23602-67<br />
freitags:<br />
14.00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />
Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, 0271/339857<br />
17.00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />
TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />
Birlenbacher Hütte 16 0271-84999<br />
18.00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof<br />
Wilnsdorf, Autobahnabfahrt 23<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 0271/6610335<br />
samstags:<br />
Jeden 3. Samstag im Monat<br />
13.00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />
der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />
Jeden 4. Samstag im Monat<br />
13.00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />
Kirchweg 17 02733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />
sonntags:<br />
Jeden 2. Sonntag im Monat<br />
14.30<br />
Sonntagscafé in der<br />
Alten Linde<br />
Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />
Weißtalstraße 2<br />
15.00 Sonntagscafe im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />
Auf der Burg 15 0271/3370122<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
15.00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V., Tillmann-Siebel-Haus Freudenberg<br />
Krottorfer Str. 37, 0271/23602-67<br />
66 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 67
1. Mittwoch<br />
14.30 Führung, für Menschen mit<br />
Demenz, Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen<br />
20.00 Tangokonzert, Germán<br />
Prentki & César Angeleri, Café Basico<br />
Kreuztal, Hüttenstr. 30<br />
20.00 Theater, HERBST Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18 (a. 2.3.)<br />
2. Donnerstag<br />
12.30 Führung, durch Ausstellung<br />
Morales, Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen (5.3., 16 Uhr)<br />
20.00 Theater, Rubbeldiekatz<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-<br />
Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz 7<br />
3. Freitag<br />
19.30 Lesung, Thomas Rosteck über<br />
Reisen und Urlaubsgeschichten,<br />
Alte Linde, Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />
Weißtalstraße 2<br />
20.00 Kabarett, Philip Simon, Die<br />
Angst vor Spinnern, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
4. Samstag<br />
19.00 100 Jahre Edith Piaf, Evi<br />
Niessner, Apollo-Theater Siegen<br />
20.00 JazzClub Oase, Late Night Jazz<br />
Foundation, A Tribute To Wes Montgomery,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
März<br />
Rubbel die Katz, Komödie nach dem gleichnamigen Film von Detlev Buck<br />
Donnerstag, 2. März um 20 Uhr im Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
20.00 Multivisionshow Allgäu, Klaus-<br />
Peter Kappest, Kopernikusschule<br />
Neunkirchen, Am Porzhain 25<br />
20.00 Europa-Tournee <strong>2017</strong> - Stahlzeit,<br />
Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />
Str. 151<br />
20.00 Komödie, Vater, von Florian<br />
Zeller, Lennestadt - Theater der Stadt<br />
Lennestadt<br />
5. Sonntag<br />
16.00 Ausstellung: Die Botschaft<br />
der Bücher (Karl Dedecius), ein<br />
Projekt von Dr. Marlies Obier, Galerie<br />
Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen<br />
17.00 kulturforum Netphen, Audiovisionsschau<br />
Irland, Aula Gymnasium<br />
15.00 Themenführung Kunst als Experiment,<br />
Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen<br />
15.00 Oper, Die kleine Zauberflöte,<br />
Mozarts Oper für Kleine und Große,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
17.00 Audiovisionsschau, kulturforum<br />
Netphen, Gerhard Braunöhler<br />
Irland, Aula Gymnasium Netphen<br />
19.00 Kabarett, Heinz Erhardt<br />
Abend, von und mit Hans-Joachim<br />
Heist, Bismarckhalle, Siegen-Weidenau<br />
6. Montag<br />
19.00 Kurbelkiste, Paulo Coellho -<br />
Der Weg des Magier, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. (auch 7.)<br />
7. Dienstag<br />
20.00 Comedy und Clownerie,<br />
Chapertons - BOOM, Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
8. Mittwoch<br />
19.30 VHS-Vortrag: Ohne Gewalt<br />
- selbstverständlich?<br />
vom Gelingen des kulturellen<br />
Wandels, KrönchenCenter<br />
Markt 25, Siegen<br />
19.30 Weltfrauentag, Alice<br />
Hoffmann, Zeichen der Zeit,<br />
Bad Berleburg - Bürgerhaus am<br />
Markt<br />
20.00 Kabarett, Barbara Ruscher,<br />
Ekstase ist nur eine<br />
Phase, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20.00 Kabarett, Barbara Kuster,<br />
Viva Walküre, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
9. Donnerstag<br />
14.30 Führung, für Menschen<br />
mit Demenz, Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen<br />
19.30 Kleinkunst, Kunst gegen Bares,<br />
„frei:Raum“ Siegen, Löhrstraße 30<br />
10. Freitag<br />
19.30 VHS-Vortrag aus Anlass des<br />
10-jährigen Bestehens des KrönchenCenters<br />
in Siegen Siegen,<br />
wie es früher einmal war, KrönchenCenter,<br />
Markt 25, Siegen<br />
20.00 Metal-Konzert Siegener Band<br />
Accu§er, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Straße 18<br />
11. Samstag<br />
18.00 Klassik, Passionskonzert,<br />
Ev. Kirche, Markt Hilchenbach<br />
19.00 Weltmusik, Tcha & Vivi Limberger<br />
und Vilmos Csikos, KrönchenCenter<br />
Siegen<br />
19.00 Kabarett-Night, Freche Zungen<br />
küsst man nicht, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
19.30 Tangokonzert, Germän Prentki<br />
& Cesar Angeleri, Alte Linde,<br />
Wilnsdf.-Niederdielfen, Weißtalstraße<br />
12. Sonntag<br />
15.00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert,<br />
Peter und der Wolf, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
18.00 Filmpalast, Pater Brown - er<br />
kann´s nicht lassen, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
13. Montag<br />
19.00 VHS-Vortrag, Patientenverfügung,<br />
Vorsorgevollmacht,<br />
Betreuungsverfügung,<br />
Hilchenbach,<br />
Wilhelmsburg<br />
19.00 VHS-Vortrag, Warum<br />
wir beim Geld nicht immer<br />
rational sind, Rathaus Freudenberg,<br />
Mórer Platz 1<br />
20.00 Shownight, Die<br />
Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
14. Dienstag<br />
18.00 VHS-Vortrag: Altersrenten<br />
- Wer? Wann? Wie(viel)? In<br />
Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Rentenversicherung Westfalen, KrönchenCenter<br />
Siegen, Markt 25<br />
15.Mittwoch<br />
19.00 Hure oder Heilige? Manierismus,<br />
Barock, Rokoko, die abenteuerliche<br />
Geschichte der Künstlerinnen - Teil<br />
2, KrönchenCenter Siegen, Markt 25<br />
16. Donnerstag<br />
14.30 Führung, Ausstellung Morales<br />
Museum für Gegenwartskunst, Siegen<br />
19.00 Kammermusik, Ensemble Bento,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
19.00 VHS-Vortrag, Einbruch? Nicht<br />
bei mir!, Kreuztal, Stadtbibliothek<br />
19.00 Ausstellung von Prof. Mustafa<br />
Kizilcay, Fotografie, Rathaus Netphen<br />
20.00 Entertainer Sven Ratzke,<br />
STARMAN, Stadthalle Kreuztal<br />
17. Freitag<br />
19.30 VHS-Vortrag: Siegen, wie es<br />
früher einmal war – Spaziergang<br />
durch Alt-Siegen vor der Zerstörung im<br />
Winter 1944, KrönchenCenter Siegen<br />
20.00 Philharmonie Südwestfalen,<br />
Gershwin, Rota, Prokofjew Apollo-<br />
Theater Siegen (auch 20.3.)<br />
20.00 JazzClub Oase, WDR Big Band<br />
Very Personal, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
18. Samstag<br />
19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen:<br />
Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />
Siegen-Gosenbach (19.3./18 Uhr)<br />
Vortäge zu Gesundheitsfragen<br />
täglich um 15 und 17 Uhr.<br />
Auskunft und Anmeldung unter<br />
02735/2247 und 02735/767-206<br />
20.00 Kabarett, Frank Sauer, Mit<br />
Vollgas in die Sackgasse, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
19. Sonntag<br />
15.30 Dia-Vortrag: Südtirol und Wallis<br />
- Vom Rebenland zum Gletschereis<br />
KrönchenCenter Siegen<br />
16.00 Musiktheater: Sweethearts<br />
und die Wirtschaftswunder, Revue<br />
der 50er, Heimhof-Theater Burbach<br />
16.00 Führung, Ausstellung Morales<br />
Museum für Gegenwartskunst, Siegen<br />
17.00 Kammermusik, Musiker der<br />
Philharmonie, Der Frühling erwacht,<br />
Stift Keppel, Hilchenbach-Allenbach<br />
18.00 Klassikkonzert, Farbenreichtum<br />
Norddeutscher Orgelmusik,<br />
Ltg: Ulrich Stötzel, Martinikirche Siegen<br />
21. Dienstag<br />
20.00 Konzert, Jazz & Friends, Alle<br />
Jahre wieder, Jazz/Rock/Pop,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
19.30 Kammermusik, Sonaten von<br />
Bach und Brahms, Schloß Berleburg<br />
20.00 Komödie, Molières Tartuffe,<br />
beißende Satire auf religiösen Wahn,<br />
Apollo-Theater Siegen, (auch 22.03.)<br />
23. Donnerstag<br />
12.30 Führung, Ausstellung Morales,<br />
Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen (26.3., 16 Uhr)<br />
19.00 Vortrag, Demenz in der Familie,<br />
Kreuztal, Stadtbibliothek<br />
19.30 Vortrag, Hospiz, Leiter ev.<br />
Hospiz in Siegen, Martiniheim, Wilnsdorf,<br />
St. Martinstraße<br />
20.00 Improvisationstheater Springmaus,<br />
bombastisch–romantisch,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-<br />
Dahlbruch, (auch 28.04.)<br />
24. Freitag<br />
19.00 VHS-Vortrag, Märchen von<br />
Wandel und Erlösung, Haus des<br />
Gastes, Bad Laasphe<br />
19 Uhr VHS-Vortrag, Was ist Moral?,<br />
Gelbe Villa, Dresslers Park, Kreuztal<br />
19.30 VHS-Vortrag: Siegen, wie es<br />
früher einmal war, Spaziergang<br />
durch Alt-Siegen vor der Zerstörung im<br />
Winter 1944, KrönchenCenter Siegen<br />
20.00 Lesung, Heinz Strunk, Der<br />
goldene Handschuh, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
20.00 Comedy, Wenn du mich verlässt<br />
komm ich mit..., Tina Teubner,<br />
Ben Süverkrüp, Stadthalle Kreuztal<br />
Sweethearts und die Wirtschaftswunder<br />
Revue der 50er Jahre, 19. März ab 16 Uhr<br />
im Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf<br />
68 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 69
25. Samstag<br />
10.00 Theater-Workshop, Frosch im<br />
Hals!? Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
19.00 Barockmusik, A Tribute to<br />
Luther, Bach & Co., Apollo-Theater<br />
19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen,<br />
Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />
Gosenbach (auch 26.3., 18 Uhr)<br />
20.00 Konzert, JazzClub Oase, Steve<br />
Fister Blues Band, The Tri-fecta / A<br />
Triple Threat, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
20.00 Comedy, Clownsband The<br />
Bombastics, Hotel Edermühle, Erndtebrück,<br />
Mühlenweg 6<br />
26. Sonntag<br />
15.00 Theater, für die ganze Familie,<br />
Pippi Langstrumpf, Theater Stadt<br />
Lennestadt (auch 27.3., 9.30 Uhr)<br />
15.00 Figurentheater, Eigentlich<br />
Sieben Geißlein (... und der Wolf)<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen (27.3., 10 Uhr)<br />
18.00 kreuztalkultur, Pippo Pollina<br />
& Band, Stadthalle Kreuztal<br />
28. Dienstag<br />
18.30 VHS-Vortrag, Vorsorgevollmacht,<br />
Rathaus Netphen<br />
1. Samstag<br />
10.00 Workshop, Jonglage- & Diabolo<br />
mit Mo de Bleu, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
März<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste, Offener<br />
Termin, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
29. Mittwoch<br />
9.00 Info-Veranstaltung: Migrationsberatung<br />
für Erwachsene,<br />
KrönchenCenter Siegen, Markt 25<br />
19.00 Film, Zeitzeugen auf Zelluloid,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
19.00 VHSVortrag, Das Einmaleins<br />
der Geldanlage, Burbach,<br />
Bürgerhaus, Markplatz<br />
19.00 VHSVortrag, Homöopathie<br />
für die Seele, Bad Laasphe, Haus<br />
des Gastes,<br />
19.30 VHSVortrag, Sicher einkaufen<br />
im <strong>Internet</strong>, Kreuztal, Weißen<br />
Villa, Dresslers Park<br />
30. Donnerstag<br />
15.00 AlternativAktiv Geschichten<br />
mit Musik zur Passionszeit, Ev. Gemeindezentrum<br />
Burbach<br />
15.30 Café-Zeit Barock: Peter Paul<br />
Rubens (geb. 1577 – 1640), KrönchenCenter,<br />
Siegen, Markt 25<br />
19.00 VHS-Vortrag, Die Türkei im<br />
April<br />
14.30 Historische Stadtführung<br />
„Rund ums Krönchen“, 2-stündiger<br />
Spaziergang, Treff: Siegen, Hof<br />
Oberes Schloss<br />
19.00 Ballett RIOULT Dance Company,<br />
Apollo-Theater<br />
19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen:<br />
Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />
Gosenbach<br />
20.00 JazzClub Oase, Pink Pulse,<br />
Pink Floyd Coverband, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Klassik-Konzert, Hamburg<br />
Chamber Players, Festliche Variationen,<br />
Ev. Christuskirche Zeppenfeld<br />
20.00 Rock-Konzert, Hörgerät, ...rocken<br />
ohne Strom, Heimhof-Theater<br />
Burbach,Heimhofstr. 7a<br />
20.00 Tango-Konzert, Germán<br />
Prentki & César Angeler, Tango de<br />
Concierto, Café Basico Kreuztal,<br />
Hüttenstraße 30<br />
Kabarett: Django Asül, am 31.3. ab<br />
20 Uhr im Siegener Kulturhaus Lÿz<br />
Ausnahmezustand, Freudenberg<br />
Rathaus, Mórer Platz<br />
20.00 Konzert, Philharmonie Südwestfalen<br />
und Christel Lee, Gebr.-<br />
Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch,<br />
Bernhard-Weiß-Platz<br />
31. Freitag<br />
20.00 Kabarett, Django Asül, Letzte<br />
Patrone, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Straße 18<br />
3. Montag<br />
20.00 Komödie, Das Haus am See,<br />
Apollo-Theater Siegen, (auch 04.04.)<br />
5. Mittwoch<br />
18.30 VHS-Vortrag, Wie gehe ich<br />
mit dem digitalen Nachlass um?<br />
Bad Berleburg, Gymnasium<br />
19.00 VHS-Vortrag, Das kleine<br />
Dämmstoff-ABC, Burbach, Bürgerhs<br />
6. Donnerstag<br />
18.30 VHS-Vortrag, Rentenversicherung<br />
und -besteuerung, Hilchenbach,<br />
Wilhelmsburg<br />
19.00 VHS-Vortrag, 200 Jahre Geschichte<br />
des Altkreises Siegen,<br />
Rathaus Siegen Am Markt 13<br />
19.00 VHS-Vortrag, Erbrecht verständlich,<br />
Wilnsdorf, Gymnasium<br />
20.00 Comedy: Laktosefrei lachen<br />
mit Zeus und Wirbitzky, Siegerlandhalle<br />
7. Freitag<br />
20.00 Comedy, Ralf Schmitz,<br />
Schmitzenklasse, Siegerlandhalle<br />
20.00 Saitire, Schwester Cordula<br />
liebt Arztromane, Weiße Villa Dreslers<br />
Park, Kreuztal, Hagener Str. 22<br />
20.00 Comedy, Frau Scholten &<br />
Micha Marx, Grottenehrlich, vom Leben<br />
gezeichnet, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />
Johann-Str. 18, Siegen<br />
20.00 Konzert, Philharmonie Südwestfalen,<br />
Max Reger und Franz<br />
Schubert, Apollo-Theater, Siegen<br />
8. Samstag<br />
19.00 WDR-3-Kammermusik, Sergey<br />
Dogadin & Gleb Koroleff, Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystr. 1<br />
19.00 Klassik-Konzert, C.P.E. Bach,<br />
Matthäus-Passion 1769, Leitung:<br />
Ulrich Stötzel, Martinikirche Siegen<br />
19.30 Konzert, Philharmonie Südwestfalen,<br />
Bad Berleburg, Bürgerhaus<br />
20.00 Musical ELVIS, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
20.00 Klavier-Konzert, 13. Holzhäuser-Klavierkonzert<br />
mit Mark Möllenbruck,<br />
Ev. Gemeindehaus Burbach-<br />
Holzhausen, Am Kirchtor 5<br />
9. Sonntag<br />
14.30 eineinhalbstündiger Rundgang<br />
„Die Stadtmauer in alter Zeit“ Treff,<br />
Unteres Schloss, Martinikirche<br />
18.00 Filmpalast, Das weiße Band,<br />
Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />
11. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste, Janis:<br />
Little Girl Blue, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />
Johann-Str. 18, Siegen<br />
13. Donnerst.<br />
14.30 historische Stadtführung, Wo<br />
das Herz von Alt-Siegen schlug, Treff,<br />
Seiteneingang Nikolaikirche Siegen<br />
15. Samstag<br />
23.00 Bach-Chor Siegen,<br />
Choral Evensong<br />
zur Osternacht,<br />
Martinikirche Siegen<br />
20. Donnerst.<br />
20.00 Comedy, Luke<br />
Mockridge LUCKY<br />
MAN, Siegerlandhalle<br />
Siegen, (auch 23.04.)<br />
22. Samstag<br />
19.30 Kabarett, Claudia<br />
Zimmer, Ich bin nicht<br />
Heinz Erhardt, Alte<br />
Linde, Wilnsdf.-Ndielfen,<br />
Weißtalstraße 2<br />
20.00 Theater, Die<br />
Possenhofer, Liebe -<br />
Laster - Lottoglück,<br />
Heimhof-Theater Burbach<br />
(a. 23.04. 18 Uhr)<br />
23. Sonntag<br />
10.00 Ausstellung, 14. Modellbauausstellung,<br />
Modellbaufreunde Siegen,<br />
Festhalle Wilnsdorf<br />
14.00 VHS-Wanderung, Der Hohenstift<br />
bei Richstein, Bad Berleburg,<br />
Treff: Richstein-Bushaltestelle, Ortsmitte<br />
14.30 historische Stadtführung, Von<br />
Liebesleid und Mordgelüsten, Treff,<br />
Innenhof Obere Schloss Siegen<br />
16.00 Klavierkonzert mit Annahelena<br />
Schlüter, Autobahnkirche Rasthof<br />
Wilnsdorf, Abfahrt 23<br />
25. Dienstag<br />
20.00 1. Siegener Migranten Slam,<br />
Mein Gott Allah, Apollo-Theater<br />
26. Mittwoch<br />
15.00 VHS-Vortrag, vorsorgen,<br />
erben und vererben, Ev. Gemeindezentrum<br />
Burbach<br />
27. Donnerstag<br />
19.30 Folk-Konzert, Trio Peelsound,<br />
Schloß-Schänke Bad Berleburg<br />
20.00 Musikalische Komödie, Bauch,<br />
Beine, Po, Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Satire mit „Schwester Cordula“, am 7.4. ab 20 Uhr<br />
im Weiße Villa Dresslers Park Kreuztal<br />
20.00 Lesung, Kult-Kolumnen von<br />
und mit Harald Martenstein, Best of,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
28. Freitag<br />
14.00 VHS-Wanderung, Auf dem<br />
Netphener Keltenweg unterwegs,<br />
Treff, Wanderparkplatz, Leimbachtal<br />
zwischen Netphen und Eschenbach<br />
20.00 Kabarett, Lachmuskeltraining<br />
mit Andy Strauss, ...liest superkrass<br />
vor! Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20.00 Komödie, Kalle Pohl, Halbgott<br />
in Nöten, Wilnsdorf, Aula<br />
Gymnasium<br />
29. Samstag<br />
20.00 Musik, Rock‘n‘Roll & Schabernack,<br />
Tonträger: Leiser Lärm,<br />
Heimhof-Theater Burb.-Würgendorf<br />
30. Sonntag<br />
18.00 Konzert, Internationales Akkordeon<br />
Festival, Akkordeonale<br />
<strong>2017</strong>, Weiße Villa in Dreslers Park,<br />
Kreuztal, Hagener Str. 22<br />
19.00 Theater, Kein schönes Land<br />
in dieser Zeit (?) ein Märchen von<br />
der gescheiterten Integration, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
2. Sonntag<br />
14.00 digital und analoge Bilderbeiträge,<br />
das grenzenlos-festival,<br />
Weiße Villa in Dreslers Park, Kreuztal<br />
14.30 Historische Stadtführung<br />
„Rund ums Krönchen“, 2-stündiger<br />
Spaziergang, Treff, Hof Oberes<br />
Schloss<br />
15.30 Kabarett, Daubs Melanie, Hickengrundhalle,<br />
B.-Nd.dresselndorf<br />
17.00 Konzert, Blasorchester der<br />
Stadt Kreuztal, Stadthalle Kreuztal<br />
Musikal. Komödie am 27.4. ab 20 Uhr<br />
im Gebr.-Busch-Theater Hi.-Dahlbruch<br />
Kabarett mit Andy Strauss, 28.4. ab 20 Uhr<br />
im Siegener Kulturhaus Lÿz<br />
70 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 71
1. Montag<br />
20.00 Diskussion, The Situation,<br />
zur politischen Lage im Nahen Osten,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
2. Dienstag<br />
20.00 Schauspiel, Lampedusa,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
3. Mittwoch<br />
20.00 Comedy, Olaf Schubert, Sexy<br />
Forever!, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151<br />
20.00 Kabarett, Herbert Knebel, Im<br />
Liegen geht's!, Stadthalle Kreuztal,<br />
Am Erbstollen 7<br />
20.00 Konzert, Ron Williams, Hautnah,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
20.00 Konzert, Ton Steine Scherben,<br />
Akustik, Kulturscheune Sonnenhof,<br />
Siegen Breitenbacherstr. 381<br />
4. Donnerstag<br />
19.00 VHS-Vortrag, Zweihundert Jahre<br />
Geschichte des Altkreises Siegen,<br />
Weiße Villa, Dressler Park, Kreuztal<br />
Mai<br />
18. Mai ab 20 Uhr: Kunst gegen bares, ein vielfältiges Programm in der<br />
Kulturscheune Sonnenhof, Siegen– Breitenbach<br />
20.00 Stand-up-Comedy, NightWash<br />
live, Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch,<br />
Bernhard-Weiss-Platz<br />
5. Freitag<br />
20.00 Konzert, kulturforum Netphen,<br />
Adjiri Odametey, afrikanische Weltmusik,<br />
Altes Feuerwehrhaus, Netphen<br />
20.00 Schwank, Die (s)panische<br />
Fliege, Apollo-Theater Siegen, Morleystr.<br />
1 (auch 06.05.)<br />
20.00 Konzert, Irish Folk, Gudrun<br />
Walther & Jürgen Treyz, Kulturscheune<br />
Sonnenhof, Siegen, Breitenbacherstr.<br />
381<br />
6. Samstag<br />
10.00 Workshop, Jonglage- & Diabolo,<br />
Mo de Bleu, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Straße<br />
19.00 worlmusic Konzert, Badakhshan<br />
Ensemle, Krönchen-Center, Siegen,<br />
Markt<br />
20.00 Konzert, Mon Mari Et Moi, Chansons,<br />
Gemeindehaus Burbach-Holzhausen<br />
20.00 Kabarett, Daubs Melanie<br />
Zwei-Punkt-Null-Et hilft nix! Otto-<br />
Reiffenrath-Haus, Neunkirchen<br />
7. Sonntag<br />
15.00 VHS-Wanderung, Die Puderburg<br />
bei Puderbach, Bad Laasphe,<br />
Treff, Wehrkirche Puderbach<br />
15.30 Kaffee-Konzert mit Klavier-<br />
Begleitung „Lieder und Musik aus<br />
den 30er Jahren“, Gemeindehaus<br />
Burbach Holzhausen<br />
17.00 Konzert, Kammermusik, Kücükaya-Ouartett,<br />
Ginsburg, Hilchenbach-Lützel<br />
19.00 Theater, Improvisite, Mal gucken,<br />
was da kommt, Heimhof-Theater<br />
Burbach-Würgendorf, Heimhofstr.<br />
9. Dienstag<br />
20.00 Theater, Was ihr wollt, William<br />
Shakespeare, Apollo-Theater Siegen,<br />
Morleystraße 1<br />
10. Mittwoch<br />
16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />
Original Siegerländer Stadtmusikanten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
19.00 VHS-Vortrag, Börse kann jeder,<br />
Laasphe, Haus des Gastes<br />
11. Donnerstag<br />
19.00 Ishaykonzert: Crossing Borders<br />
Jazz, Klezmer, Klassik & arabische<br />
Musik Gebr.-Busch-Theater,<br />
Hi.-Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz<br />
12. Freitag<br />
20.00 Theater, Große Liebe, Eine<br />
Schulhofliebe in den achtziger Jahren,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
13. Samstag<br />
14.00 VHS-Wanderung, Von Wallfahrten,<br />
Wällen und wilden Äpfeln,<br />
Treff, Am Gillerturm, Lützel<br />
20.00 Frühlingsball, Siegen tanzt,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
20.00 Konzert, Albert Hammond, Songbook<br />
Tour <strong>2017</strong>, Stadthalle Kreuztal<br />
Chansons am<br />
6. Mai ab 20 Uhr,<br />
mit Mon Mari Et<br />
Moi, im Gemeindehaus<br />
Burbach-<br />
Holzhausen<br />
14. Sonntag<br />
14.30 Eineinhalbstündige Führung,<br />
„Der Gruftenweg – Erinnerungskultur<br />
zur Kaiserzeit“, Treff, Lindenbergfriedhof,<br />
Alte Friedhofskapelle,<br />
Frankfurter Str. 120<br />
16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />
Femmes Vocales, Popmusik,<br />
Gospel, Oberes Schloss Siegen<br />
17. Mittwoch<br />
19.30 VHS-Vortrag, Sicher einkaufen<br />
im <strong>Internet</strong>, Bad Laasphe,<br />
Haus des Gastes, Wilhelmplatz 3<br />
20.00 Rap-Revue, Fahr' deinen Film,<br />
B.E. und Fläshmob, Apollo-Theater<br />
18. Donnerstag<br />
18.00 Vortrag, Homöopathie für<br />
die Frau, Kreuztal, Stadtbibliothek,<br />
Marburger Straße 10<br />
20.00 Kabarett-Duos, Heimat nur<br />
für Hiesige, Apollo-Theater Siegen,<br />
20.00 Theater, Margie Kinsky & Bill<br />
Mockridge, Hurra, wir lieben noch!<br />
Heimhof-Theater Burbach<br />
20.00 kulturelles Potpourri, Kunst<br />
gegen Bares, Kulturscheune Sonnenhof,<br />
Siegen-Breitenbach<br />
19. Freitag<br />
20.00 Lesung, Hanns-Josef Ortheil,<br />
Was ich liebe und was nicht, Apollo-Theater<br />
Siegen<br />
20. Samstag<br />
19.30 Konzert, Home Boddys, Musik<br />
aus vergangenen Jahren, Alte Linde,<br />
Wilnsdf.-Ndielfen,Weißtalstraße 2<br />
20.00 Konzert, Blechbläserensemble,<br />
pro musica sacra, Evangelische<br />
Kirche am Markt Hilchenbach<br />
21. Sonntag<br />
14.00 VHS-Wanderung, Der Homberg<br />
bei Wemlighausen, Bad Blb,<br />
Treff, Parkplatz Goldeiche/Winterbach<br />
16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />
Oldies, Die Paten, Oberes<br />
Schloss, Siegen<br />
17.00 Konzert, Bürgerorchester<br />
Südwestfalen, Profis und Laien an<br />
einem Pult, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Straße 151<br />
22. Montag<br />
20.00 Live-Show, Steffen Henssler<br />
tischt auf...! Siegerlandhalle Siegen,<br />
26. Freitag<br />
20.00 Open Air Lesung, kulturforum<br />
Netphen, Crauss & Jan Wagner Hineingeworfen<br />
in diese Landschaft,<br />
Katharina-Diez-Platz, Netphen<br />
27. Samstag<br />
20.00 Tanztheater, Wet Temptation<br />
aus St. Petersburg, Siegerlandhalle<br />
Leserbriefe<br />
<strong>db</strong> 3-2016 Alte(n) Geschichten.<br />
Als ich in den 50er Jahren im besten<br />
und größten Hotel der Stadt Siegen<br />
arbeitete, begegnete ich auch vielen<br />
Sängern und Schauspielern, die später<br />
im Apollo-Theater auftraten. Wir<br />
hatten auch wochenlang den Grafen<br />
Luckner mit seiner schwedischen<br />
Frau Ingrid zu Gast. Sie besaßen<br />
einen Wohnwagen und fuhren damit<br />
von Ort zu Ort, um von seinem Schiff<br />
Niobe und dem Durchbrechen der<br />
Blockade zu erzählen und um aus<br />
seinen Büchern vorzulesen, die er<br />
geschrieben hatte. Zum Schluss einer<br />
jeden Veranstaltung führte er immer<br />
eine Attraktion vor, über die die Menschen<br />
staunten. Er verstand es, dicke<br />
Telefonbücher zu zerreißen. Später<br />
im Hotel suchten wir sämtliche verfügbaren<br />
Telefonbücher zusammen<br />
und beschäftigten uns ebenfalls mit<br />
dem Zerreißen derselben. Es sah aus,<br />
als hätte man ungeheuer viel Kraft.<br />
Aber es gab natürlich einen Trick dabei.<br />
Früher wurden die Telefonbücher<br />
nicht mit Metallklammern zusammengehalten,<br />
sondern die Rückseite<br />
war dick verleimt. Solche Bücher<br />
brauchte man nur in der Mitte zu<br />
brechen, danach ging das „Zerreißen“<br />
auch ohne viel Kraftaufwand vonstatten.<br />
Außerdem muss Graf Luckner<br />
auch noch gute Kontakte nach Siegen<br />
gehabt haben, denn es wurde eine<br />
Straße nach ihm benannt.<br />
Linde Becker, Kirchen<br />
<strong>db</strong> 3-2016 Archäologische Funde<br />
Vielen Dank für das schöne Bild<br />
von meinem Elternhaus, das jetzt<br />
das Heimathaus ist. Ich, die ich<br />
jetzt 84-jährig bin, wohne als einzige<br />
der Geschwister auch noch<br />
ganz in der Nähe.<br />
Ich erinnere mich, dass es vor dem<br />
Haus auch noch einen Brunnen gab,<br />
denn es gab ja auch mal Zeiten vor<br />
der Wasserleitung. Den hat mein<br />
Vater allerdings zugeschüttet, denn<br />
er befürchtete immer, dass eines der<br />
Kinder da mal hineinfallen könnte.<br />
Hilde Reuter, Siegen-Bürbach<br />
20.00 Musical Amazing Grace Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße<br />
28. Sonntag<br />
14.30 historische Stadtführung, Von<br />
Liebensleid und Mordgelüsten,<br />
Treff, Innenhof Oberes Schloss, Siegen<br />
16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />
Stadtorchester Hilchenbach,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
30. Dienstag<br />
20.00 Comedy, Olaf Schubert, Sexy<br />
Forever, Siegerlandhalle Siegen<br />
Simone Rubino und das Exegesi<br />
Percussion Quartetam 11.5. ab 19 Uhr<br />
im Gebr.-Busch-Theater,Dahlbruch<br />
<strong>db</strong> 4-2016 Ich habe gerade sehr interessiert<br />
einige Artikel im durchblick<br />
gelesen. Da ich in der Seniorenarbeit<br />
noch etwas tätig bin, finde ich darin<br />
immer wieder brauchbare Anregungen.<br />
Ja, was heute doch alles im<br />
Siegerland geboten wird! Die Zeit ist<br />
auch dort weiter gegangen!<br />
Da denke ich manchmal zurück an<br />
die Zeit, in der es so viele Entbehrungen<br />
gab. Ohne Auto hat man das<br />
Siegerland gar nicht recht kennenlernen<br />
können. Ich bin 1963 weggezogen,<br />
um zumindest etwas mehr von<br />
Deutschland zu sehen. So bin ich in<br />
Frankfurt/Main geblieben. In meiner<br />
nächsten Nachbarschaft wohnt eine<br />
junge Familie, die aus der Nähe von<br />
Siegen kommt und über sie, bzw. ihrer<br />
Mutter erhalte ich den durchblick.<br />
So erfahre ich etwas mehr von der<br />
Heimat und wie sie über die Jahre<br />
geworden ist.<br />
Vielen Dank also für die gute<br />
Zeitschrift. Ich weiß, es steckt viel<br />
Arbeit darin.<br />
Magdalene Langer, Frankfurt/M<br />
72 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />
1/<strong>2017</strong> durchblick 73
Nach Redaktionsschluss<br />
Sparkasse Siegen<br />
175 Jahre und kein bisschen müde!<br />
Nach einem erfolgreichen 2016 start ins Jubiläumsjahr<br />
Wilnsdorf bereitgestellt. Die Vereine können sich mit einem<br />
„Herzenswunsch“-Projekt um Förderanteile bis zu 1.000 Euro<br />
bewerben auf der Onlineplattform sparkassen-herzenswunsch.<br />
de. Die Sparkasse spendet – aber welches Projekt wie viel<br />
erhält, bestimmen die Bürgerinnen und Bürger der Region.<br />
Bis zum 31. März läuft die Bewerbungsphase für Vereine und<br />
soziale sowie kulturelle Einrichtungen; im April beginnt nach<br />
Ostern die Spendenvergabe mittels Spendencodes, die die<br />
Sparkasse u.a. bei ihren Filialaktionen ausgibt.<br />
Als zusätzliches besonderes Geschenk für die Menschen<br />
der Region aber auch für die Trägerkommunen hat die<br />
Sparkasse Siegen einen exklusiven, professionellen Marc<br />
O’Polo Freizeitguide produzieren lassen. Der renommierte<br />
Verlag hat einen Reiseführer erstellt, der sicherlich nicht<br />
nur für Neubürger interessante Informationen über Siegen,<br />
Freudenberg, Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf enthält.<br />
Der Guide ist kostenlos erhältlich bei der Sparkasse sowie<br />
in den Bürgerbüros. In dem Reiseführer findet sich auch<br />
die Ankündigung für den historischer Plakatpfad, den die<br />
Sparkasse im März aufbaut. Dabei werden an „Originalschauplätzen“<br />
in der Region plakative Aufsteller mit alten<br />
Stadtansichten präsentiert. Alle Informationen zum Jubiläumsjahr<br />
und Termine finden sich auch im <strong>Internet</strong> auf<br />
wirlebendieregion.de.<br />
Ausblick<br />
Zum Schluss gab die Sparkasse Siegen wieder einen<br />
kurzen Ausblick zu ihrer Einschätzung der ökonomischen<br />
Entwicklung. Wilfried Groos: „Die ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen sind im Umbruch. Europa<br />
muss sich neu definieren – nach der großen Verunsicherung<br />
durch den Brexit, durch die Terroranschläge und<br />
die Folgen der Flüchtlingskrise. Die USA steht mit dem<br />
Präsidentenwechsel nun auch vor einem Richtungswechsel<br />
in der Politik – mit noch offenem Ausgang. Auch bei<br />
uns stehen Wahlen an. Die aktuellen gesellschaftlichen<br />
Strömungen, innereuropäisch wie weltweit, sind geprägt<br />
von Ängsten und Besorgnis. Daher gilt es für die europäische<br />
Politik, den Menschen wieder Orientierung zu<br />
geben und dem Schulterschluss der rechten Flügel etwas<br />
entgegen zu setzen. Wir hoffen, dass die EZB ein Ende<br />
ihrer Niedrigzinspolitik ins Auge fasst, glauben aber,<br />
dass uns die sehr niedrigen Zinsen noch eine ganze Weile<br />
begleiten werden.“<br />
Stefanie Schierling<br />
Pressereferentin der Sparkasse Siegen<br />
Vorstand der Sparkasse Siegen: Günter Zimmermann, Wilfried Groos, Harald Peter (von links)<br />
„Das gerade gestartete Jahr wird für uns sicher ein ganz<br />
besonderes, denn wir feiern in <strong>2017</strong> das 175jährige Bestehen<br />
der Sparkasse Siegen – gemeinsam mit unseren<br />
Kunden und unseren Mitarbeitern“, eröffnete der Vorstandsvorsitzende<br />
Wilfried Groos die Pressekonferenz zum<br />
Abschluss des Geschäftsjahres 2016 sowie zum Auftakt ins<br />
Jubiläumsjahr. Ganz bewusst hat sich die Sparkasse bei den<br />
Planungen für das Jubiläum gegen eine einzelne Großveranstaltung<br />
an zentraler Stelle entschieden, sondern für eine<br />
Vielzahl an Aktionen in der Region. „Wir möchten in unseren<br />
Filialen feiern – mit Jubiläumsaktionen von, mit und<br />
für die Menschen, die im Geschäftsgebiet der Sparkasse<br />
Siegen leben und arbeiten. Sie alle sollen teilhaben am Jubiläum<br />
ihrer Sparkasse“, so Groos weiter.<br />
Von Ende April bis Mitte September finden in den Filialen<br />
überall in Siegen, Freudenberg, Kreuztal, Netphen<br />
und Wilnsdorf bunte Aktionstage statt; mitgestaltet von den<br />
Sparkassen-Mitarbeitern der Filiale, von Vereinen aus dem<br />
jeweiligen Ort und Musikgruppen aus der Region.<br />
Auch dazu passt der gewählte Claim „Wir leben die Region“,<br />
der sowohl alle Aktivitäten im Jubiläumsjahr bündelt,<br />
als auch den gesellschaftlichen Auftrag der Sparkasse<br />
unterstreicht. „In Kombination des Claims mit unserem<br />
Jubiläums-Icon in Herzform ergibt sich auch schon mal der<br />
Versprecher `Wir lieben die Region.` Das ist durchaus beabsichtigt,<br />
denn auch diese Aussage trifft vollkommen zu,“<br />
so Wilfried Groos. Und Harald Peter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Siegen, ergänzt: „Aktuell<br />
haben wir über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon<br />
rund 50 Auszubildende in den drei Ausbildungsjahren. Sie<br />
alle leben und arbeiten in der Region, kennen ihre Nachbarn,<br />
sind ehrenamtlich in Vereinen tätig und bringen ihre Kinder<br />
hier in die KiTas. Sie genießen großes Vertrauen bei ihren<br />
Kunden, weil sie kompetent und authentisch sind.<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Die Sparkasse Siegen macht sich vielfach stark für die<br />
heimische Universität. Denn das Kreditinstitut sieht in der<br />
Hochschule einen entscheidenden Erfolgsfaktor im Kampf<br />
gegen die Folgen des demographischen Wandels.<br />
Im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements hat<br />
die Sparkasse Siegen in 2016 insgesamt rund 4 Mio. Euro<br />
Spenden für soziale Einrichtungen, Sport, Kunst und Kultur,<br />
Bildungsprojekte sowie die vielen Vereine der Region<br />
bereitgestellt. Inklusive der Stiftungs- und Sponsoring-Engagements<br />
hat die Sparkasse im vergangenen Jahr rund 6<br />
Mio. Euro in die Region zurückgegeben – davon allein 1,2<br />
Mio. Euro aus der Sparkassenstiftung Zukunft.<br />
„Wir leben die Region“:<br />
Vorstellung der Jubiläumsaktivitäten<br />
In punkto Spendenvergabe hat sich die Sparkasse für<br />
das Jubiläumsjahr etwas Besonderes einfallen lassen: Die<br />
Spendenaktion „Herzenswunsch“, die der Öffentlichkeit<br />
erstmals bei der Pressekonferenz zum Start des Jubiläumsjahres<br />
präsentiert wurde. 175.000 Euro werden als besondere<br />
Jubiläumsspende explizit für Vereine und gemeinnützige<br />
Einrichtungen in Siegen, Freudenberg, Kreuztal, Netphen und<br />
Seniorenbeiratswahl im Juli <strong>2017</strong><br />
Bis zum 6. Mai können über 60-Jährige ihre Kandidatur<br />
anmelden - 20 Unterstützungsunterschriften nötig<br />
Anlässlich der Januar-Sitzung des Seniorenbeirates<br />
der Stadt Siegen gab Beiratsvorsitzender Dr. Horst Bach<br />
jetzt in Absprache mit dem zuständigen Dezernenten André<br />
Schmidt den Fahrplan für die Seniorenbeiratswahl<br />
<strong>2017</strong> bekannt.<br />
Die Legislaturperiode des seit August 2012 amtierenden<br />
Seniorenbeirates endet bekanntlich im Sommer<br />
diesen Jahres. Wie in den beiden vergangenen Wahlperioden<br />
wird die Wahl zum Seniorenbeirat der Krönchenstadt<br />
auch diesmal wieder in Form der Briefwahl durchgeführt.<br />
Ca. 28.000 Mitbürgerinnen und Mitbürgern der<br />
Stadt Siegen im Alter von 60 und mehr Jahren sind dann<br />
aufgerufen, ihre Stimme per Brief abzugeben. Offizieller<br />
Wahltag ist der 5. Juli <strong>2017</strong>.<br />
In jedem der sechs Siegener Wahlbezirke werden jeweils<br />
drei Mitglieder und drei stellvertretende Mitglieder<br />
für den Seniorenbeirat gewählt. Spätestens am 22.4. wird<br />
die Stadt Siegen öffentlich den Wahltermin mit Bekanntgabe<br />
der Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge in<br />
den Medien mitteilen, zur Kandidatur auffordern sowie<br />
Organisationen und Verbände zur Kandidatenfindung<br />
animieren. Die Kandidatinnen und Kandidaten können<br />
dann bis zum 6. Mai ihre Bewerbungen einreichen, müssen<br />
aber wie in den vergangenen Wahlperioden jeweils<br />
20 Unterstützungsunterschriften beibringen. Die entsprechenden<br />
Listen werden rechtzeitig in der Regiestelle<br />
Leben im Alter bereitgestellt.<br />
Beiratsvorsitzender Dr. Horst Bach ermunterte bereits<br />
jetzt die Siegener Seniorinnen und Senioren, im<br />
Frühjahr für die Wahl in den Seniorenbeirat zu kandidieren.<br />
Nicht alle Wahlbezirke seien im aktuellen Seniorenbeirat<br />
vollständig besetzt, Tod und Rücktritte hätten<br />
Lücken gerissen. So gebe es in Siegen-West, Siegen-Ost<br />
und Siegen-Süd zur Zeit keine Stellvertreter für die ordentlichen<br />
Beiratsmitglieder.<br />
Seitdem der Seniorenbeirat Eingang in die Gemeindeordnung<br />
(GO) des Landes Nordrhein-Westfalen gehalten<br />
habe, komme dem Gremium eine zusätzliche Bedeutung<br />
zu. In diesem Zusammenhang wies Horst Bach<br />
darauf hin, dass der Seniorenbeirat beratendes Gremium<br />
für den Rat und seine Ausschüsse sei. Als „Sprachrohr<br />
der älteren Generation“ sei er somit in alle politischen<br />
Entscheidungen der Stadt Siegen eingebunden. Ganz<br />
wichtig sei aber auch die „Vor-Ort-Präsenz“ der Beiratsmitglieder,<br />
die stets für die Anliegen und Sorgen der<br />
älteren Menschen in ihrem Wahlbezirk ein offenes Ohr<br />
haben müssten.<br />
Ernst Göckus,<br />
Pressesprecher des Siegener Seniorenbeirats<br />
74 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 75
Im Jahre 2016 ist es passiert. Der Brexit, der Austritt<br />
Großbritanniens aus der Europäischen Union. Aus der<br />
Sicht der Brexit-Befürworter ging es wohl auch um das<br />
Problem der Zuwanderung. Seit Ende des 2. Weltkrieges<br />
hat Großbritannien mehr fremde Menschen aufgenommen<br />
als jedes andere europäische Land, zunächst bedingt durch<br />
das Commonwealth. Viele Menschen aus diesen Ländern<br />
hatten bereits britische Pässe, andere aus den unterschiedlichsten<br />
Ländern kamen dazu. Die Briten sind Individualisten<br />
und ein Inselvolk. Sie fürchten die zu enge Umklammerung<br />
von Seiten des Kontinentes. Nun will ich aber<br />
zunächst aus meiner Jugendzeit berichten.<br />
Volljährig sollte man sein, also 21 Jahre, wenn man sich<br />
im Jahre 1958 nach England bewerben wollte. England war<br />
damals noch nicht in der Europäischen Gemeinschaft. Ich<br />
hatte mich auf eine Anzeige aus England in einer Hotelfachzeitung<br />
schriftlich aus der Schweiz heraus beworben. So<br />
entstand bei meinem neuen Arbeitgeber die Vorstellung, ich<br />
sei Schweizerin. Zu meinen Englisch-Kenntnissen schriftlich<br />
befragt, erklärte ich, sie seien ausreichend, was maßlos<br />
übertrieben war. Hätte ich mich damals über Deutschland beworben,<br />
wäre ich nur als „au pair“ akzeptiert worden. Meine<br />
Devise aber war: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“.<br />
Mein künftiger Arbeitgeber schickte mir eine Arbeitsgenehmigung<br />
und zugleich eine Aufenthaltsgenehmigung zu.<br />
Zunächst zu einem Besuch nach Siegen zurückgekehrt,<br />
löste ich hier meine Fahrkarte nach London. Die Fahrt ging<br />
nach Ostende und dort mit dem Schiff über den Ärmelkanal.<br />
Schon auf dem Schiff lernte ich andere deutsche Reisende<br />
Erinnerung<br />
Multikulti und der Brexit<br />
Malerisch auf einem<br />
Bergsattel in Nord–<br />
Devon liegt das<br />
Nobelhotel<br />
„The Tors“<br />
am Bristol Kanal<br />
kennen. Ein Geschäftsreisender der Firma Shell Oil hatte<br />
auf dem Koffer meinen Absender gesehen, mich angesprochen<br />
und erzählt, er sei gerade geschäftlich in Rudersdorf<br />
gewesen. Wir unterhielten uns angeregt, so dass die Überfahrt<br />
viel zu schnell zu Ende ging. Danach erfolgte noch<br />
eine Fahrt mit der Bahn bis zur Victoria-Station in London.<br />
Hier kommen alle Fahrgäste an, die vom „Kontinent“ kommen<br />
(so nennt man in England den Rest Europas). Ich hatte<br />
meinem Begleiter erzählt, dass ich mir in London erst ein<br />
Hotel suchen müsse. Er empfahl mir, doch mal mit ihm<br />
zum Piccadilly-Hotel zu kommen, wo seine Firma für ihn<br />
ein Zimmer gebucht hätte. Außerdem wolle er noch eine<br />
deutsche Krankenschwester treffen und mich mit ihr bekannt<br />
machen. Ich buchte also auch im Piccadilly-Hotel ein<br />
Hotelzimmer, das für mich ein paar Klassen zu hoch war.<br />
Es befand sich mitten in London, war riesig und viel zu<br />
luxuriös für ein Mädchen aus Siegen. Aber ich genoss den<br />
einen Tag Aufenthalt dort. Außerdem traf ich auch gleich<br />
einen jungen Mann aus Deutschland an der Rezeption. Er<br />
erzählte mir, dass er sich in ein großes Hotel in Kairo beworben<br />
habe und auf eine Anstellung dort hoffe. So ist das<br />
mit dem Hotel-Völkchen. Es ist ständig unterwegs.<br />
Am anderen Morgen machte ich zum ersten Mal mit<br />
dem wunderbaren englischen Frühstück Bekanntschaft. Ich<br />
genoss es sehr, zahlte meine Rechnung und verließ glücklich<br />
und zufrieden das Hotel, um ein Taxi zu rufen, das mich<br />
zur Kings-Cross-Station bringen sollte. Auf zu neuen Ufern,<br />
dachte ich und fuhr an der Südküste Englands entlang bis<br />
nach Barnstaple in Nord-Devon. Unterwegs stiegen noch<br />
andere Reisende zu. Da war zunächst ein alter Herr und ich<br />
dachte: „Hoffentlich spricht er mich nicht an“. Ich verkroch<br />
mich hinter einer mitgebrachten Zeitschrift. Dann kam ein<br />
junger Mann ins Abteil. Er unterhielt sich sofort angeregt<br />
mit dem älteren Herrn. Ich bemerkte, dass er fließend Englisch<br />
sprach, wenn auch mit amerikanischem Akzent. So<br />
verkroch ich mich weiter hinter meiner Zeitschrift.<br />
Wenn er mich angesprochen hätte, wäre ich aufgeflogen<br />
mit meinen „3 Wörtern“ Englisch. Plötzlich zog er ein<br />
Schreiben aus seinen Unterlagen und ich sah im Gegenlicht<br />
ganz groß den Namen „Tors Hotel“. Auch ich zog mein<br />
Zusageschreiben heraus. Ein Glücksgefühl durchströmte<br />
mich und ich dachte: „gerettet“. Ich sprach ihn nun in<br />
Deutsch an und sagte, dass wir offensichtlich zukünftige<br />
Kollegen sein würden. Wir freuten uns beide über solche<br />
Aussichten. Er erzählte mir, dass er aus einem bekannten<br />
Spezialitäten-Restaurant in Württemberg stamme und dort<br />
der „Junior“ sei. Natürlich sprach ich auch von mir und<br />
meinem Werdegang. Als wir dann das Kleinstädtchen<br />
Barnstaple erreichten, mussten wir den Zug verlassen<br />
und in einen Bus umsteigen, der uns ins Tors Hotel nach<br />
Lynmouth bringen sollte. Und hier an der Haltestelle trafen<br />
wir dann einen einzelnen Herrn, den „Dritten im Bunde“.<br />
Da stand Freddy aus der Schweiz, der als Saalchef tätig<br />
sein würde. Wieder war die Unterhaltung sehr angeregt.<br />
Wir hatten kaum Zeit, die schöne Landschaft zur Kenntnis<br />
zu nehmen, die aus Hochmoor bestand, einer steilen Küste<br />
und Einschnitten, die bis zum Wasser reichten und in denen<br />
Fischerdörfer nisteten, so z. B. Clovelly. Am entfernten,<br />
jenseitigen Ufer konnten wir die Küste von Wales sehen.<br />
Am Ziel angekommen mussten wir auf einen Berg steigen<br />
auf dem das schöne, weithin sichtbare Hotel stand. Wir<br />
betraten dort das Hotelbüro und sahen eine distinguierte<br />
ca. 30jährige Dame sitzen. Sie war aus der Schweiz und<br />
die Vierte im Bunde. Sie sollte im Saal als Assistentin<br />
des Saalchefs fungieren. Alle im Hotel tätigen Personen<br />
nannten sie später „das Chefchen“. Sie war streng, aber<br />
menschlich und eine richtige Schweizer Hotelfachfrau.<br />
Dann lernten wir noch Brian aus Cornwall kennen und<br />
seine Mutter, die als Hausdame im Hotel arbeitete, zwei<br />
Hoteliers-Söhne aus Italien, die Antonio und Mauro<br />
hießen. Klaus aus Deutschland kam noch dazu, dann ein<br />
Zimmermädchen und der Portier aus Österreich. Die drei<br />
Köche waren Deutsche aus Hamburg, Württemberg, der<br />
Chefkoch aus Norddeutschland. Der Barmann war ein<br />
Holländer mit dem Namen Paul de Boer. Es stellte sich<br />
später heraus, dass er eine Art Alleinunterhalter war, wie<br />
Rudi Carell. Die Besitzer des Hotels und unsere Chefs<br />
waren u.a. ein polnischer Major mit deutschem Namen<br />
(vermutlich war er mal aus Oberschlesien gekommen,<br />
denn dort wechselten die Grenzen ständig hin und her).<br />
Er war während des Krieges ein Major der polnischen<br />
Exilregierung in England gewesen und hatte jetzt zusammen<br />
mit seiner englischen Frau das schöne Tors Hotel in<br />
Lynmouth am Bristol-Kanal gekauft. Sein „Kriegshandwerk“<br />
konnte er im Frieden nicht mehr ausüben. Später<br />
in London lernte ich, dass auch viele seiner Offiziere und<br />
Mannschaften nicht mehr in das darniederliegende Polen<br />
zurückkehrten und ebenfalls ins Hotelfach übergewechselt<br />
waren, weil sie sich eine neue Zukunft im Vereinigten Königreich<br />
aufbauen wollten. Wir jedenfalls, die Clique aus<br />
dem Tors-Hotel, hatten die besten Chefs, die man sich nur<br />
denken konnte. Das Personal wurde bei der einheimischen<br />
Bevölkerung des Dörfchens untergebracht, das auf einer<br />
Klippe lag und Lynton hieß. Ein steiler Weg führte dort<br />
hinauf und wieder hinunter durch feuerrot blühende Rhododendronwälder.<br />
Eine andere Alternative war die steile<br />
Cliff-Railway (Zahnra<strong>db</strong>ahn). Wir waren jung und aktiv.<br />
Und es gab nicht viel Abwechslung nach 21 Uhr, wenn<br />
wir mit der Arbeit fertig waren. So kamen wir auf die Idee,<br />
jede Woche mal an einem landschaftlich schönen Ort ein<br />
Barbecue zu veranstalten, entweder direkt am steinigen<br />
Stand oder einer hohen Klippe und anderen schönen Orten.<br />
Vorher besorgten wir die nötigen Zutaten im Dorf, dann<br />
sammelten wir Holz in den umliegenden Wäldern. Auch<br />
ein paar anregende Getränke durften nicht fehlen. Der ganze<br />
Ort nahm immer Anteil an unseren Aktivitäten.<br />
Ende September endete die Saison, das Hotel wurde<br />
geschlossen und wir bekamen ein wohlwollendes Empfehlungsschreiben<br />
mit auf den Weg, damit wir uns in London<br />
eine neue Stelle suchen konnten. Brian und seine Mutter<br />
gingen nach Cornwall zurück, die beiden Österreicher nach<br />
Österreich, die beiden Italiener hatten mit ihrem Charme die<br />
Herzen der Mädchen vor Ort gebrochen und mussten nun<br />
Abschied nehmen. Freddy und „Chefchen“ taten sich zu einer<br />
Rundreise durch Irland zusammen und kehrten danach<br />
nach Zürich zurück. Klaus bat mich, seinen Koffer mit zur<br />
Bushaltestelle zu nehmen. Er wollte sich nur noch von Jennifer<br />
verabschieden. Als der Bus ankam, musste ich einsteigen,<br />
von Klaus war weit und breit keine Spur zu sehen. Ich fuhr<br />
ab, der Koffer blieb stehen. Alle waren in ihre Heimatländer<br />
zurückgekehrt. Wir hatten uns trotz einiger Sprachschwierigkeiten<br />
und unterschiedlicher Nationalitäten alle gur verstanden.<br />
Nur ich fand dank des Empfehlungsschreibens eine<br />
neue Stelle im Cumberland-Hotel in London.<br />
Das war mein Erlebnis mit Multikulti in England lange<br />
vor dem Brexit. Wie ich die Briten kennengelernt habe,<br />
werden sie jetzt unzählige Tassen Tee trinken, denn „a cup<br />
of tea“ hat noch jedes Problem gelöst und ihre Devise wird<br />
sein: Let us just carry on! (Lasst uns einfach weitermachen!)<br />
<br />
Else von Schmidtsdorf<br />
Fischerdörfer „nisten“ an den steilen Küsten des<br />
Bristol Kanals, so z. B. Clovelly.<br />
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Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass Filterkaffee in Haushalten von über 65-Jährigen<br />
lieber getrunken wird. Das ist in einer Studie des Statistischen<br />
Bundesamtes über das Leben von älteren Menschen<br />
in Europa zu lesen. Statt Kapselmaschinen oder Vollautomaten<br />
stand die gute alte Filterkaffeemaschine in 71<br />
Prozent der Haushalte.<br />
…dass Senioren im sozialen Bereich häufig ehrenamtlich<br />
aktiv sind. Personen ab 65 Jahren sind besonders häufig<br />
bei Wohlfahrtsverbänden, Hilfsorganisationen oder in der<br />
Nachbarschaftshilfe ehrenamtlich aktiv (so die Angaben<br />
in der selben Studie s.o.).<br />
…dass kreatives Arbeiten glücklicher macht. Malen,<br />
Zeichnen, Gedichte schreiben, Handwerken, Stricken<br />
oder ähnliche kreative Beschäftigungen machen glücklicher.<br />
Das haben neuseeländische Wissenschaftler nachweisen<br />
können.<br />
…dass Optimisten deutlich länger leben. Wer eine positive<br />
Grundeinstellung zum Leben hat, lebt nicht nur besser<br />
sondern auch gesünder. Optimisten haben ein geringeres<br />
Risiko, an Krebs und Atemwegsleiden zu erkranken<br />
oder einen Schlaganfall zu bekommen. In der US-Studie<br />
wird darauf hin gewiesen, dass es möglich ist, sich eine<br />
positive Grundeinstellung anzueignen.<br />
<br />
homa<br />
durch<br />
blick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
<strong>Internet</strong>: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />
Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />
Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />
Redaktionsleiterin); Ulrich Hoffmann (stellv. Redaktionsleiter); Erna<br />
Homolla; Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Horst Mahle; Werner Müller-<br />
Späth; Rita Petri (Nachrichten); Helga Siebel-Achenbach; Tessie<br />
Reeh; Eberhard Wagner; Ulli Weber<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh; Nicole Scherzberg<br />
<strong>Internet</strong>:<br />
Thomas Benauer; Thomas Greiner<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Anja Freundt; Hartmut Reeh; Heinz Stötzel; Stefanie Schierling;<br />
Ernst Göckus; Eva Schumacher; Bruno Steuber; Gudrun Neuser;<br />
Otto Schneider; Heinz Bensberg; Gaby Bosch; Helmut Stähler;<br />
Willi Zöller; Klaus Hüner; Johanna Kreuz; Andreas Schmidt;<br />
Heike Katz;<br />
Gestaltung:<br />
Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff; Eva-Maria Herrmann;<br />
Uli Hoffmann; Rita Petri<br />
Herstellung: medienbüro-siegen<br />
Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />
oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />
Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Gedächtnistraining – Lösungen:<br />
Richtig<br />
schreiben: Bleistift, Kalenderblatt, Topfblume, Fingernagel,<br />
Bonbonpapier, Hundeleine, Sonnenhut, Spinnweb, Kofferraum.<br />
Relationen: Tinte, Pfote, Schuppen, Radio, Sommer, Honig,<br />
Milch, Schuh, Reißverschluss, Mond, Hunger, Zahnbürste.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Matti muss wegen einer ansteckenden Erkältung dem<br />
Kindergarten fern bleiben. Als nun seine Mama an einem<br />
Vormittag etwas zu erledigen hat, kommt er runter zur Oma<br />
und fragt: „Oma kann ich bei dir bleiben? Zur anderen Oma<br />
kann ich nämlich nicht, die hab ich schon angestochen“.<br />
Verteilung:<br />
Nicole Scherzberg (Ltg.); Wolfgang von Keutz; Gaby Schumacher<br />
Hannelore Münch; Dr. Horst Bach; Gerd Bombien; Bettina Lutz;<br />
Hans Amely; Monika Müller; Christel Mahle; Wolfgang von Keutz;<br />
Maju Becker; Helmut Drabe; Dieter Vetter; Christel Schmidt-Hufer;<br />
Hans-Rüdiger Schmidt; Nadine Dören und alle Redakteure<br />
Auflage: 24.000 Der durchblick liegt an mehr als 650 Verteilstellen im<br />
gesamten Kreisgebiet kostenlos aus, u.a. in allen Sparkassen, Apotheken,<br />
Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-Galerie, in den<br />
Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />
in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen der<br />
Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und Senioren-<br />
Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />
berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />
werden nicht zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />
Gefördert durch<br />
die Universitätsstadt Siegen<br />
und den Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
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