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db 2017-1 Internet

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durch<br />

blick<br />

Nr. 1/<strong>2017</strong><br />

Seit 1986<br />

kostenlos<br />

Autorenzeitschrift<br />

... nicht nur für Senioren<br />

MEINUNGEN<br />

INFORMATION<br />

PERSPEKTIVEN<br />

UNTERHALTUNG<br />

KULTUR<br />

Wippen<br />

Federn<br />

Hüpfen<br />

Seite 54


Inhaltsübersicht<br />

Kurz berichtet6<br />

Muttertag 16<br />

Ein Ofen wärmte den Busanhänger 18<br />

Verkehrsmittel der Zukunft 20<br />

Jedanke zom Fröhjoahr 21<br />

Mundart 22<br />

Der Kommentar 24<br />

Gedanken einer Blumenzwiebel 25<br />

Frühlingsgedichte 25<br />

Etwas über die verordnete Keuschheit von Geistlichen 26<br />

Die Glocken der Martini-Kirchen 28<br />

Willi Bürger 30<br />

Astrid E. Schneider 31<br />

Vom Stahl zum Holz 32<br />

Erfrischend unbrav 34<br />

Buchbesprechungen 35<br />

In einem grossen dunklen Wald 36<br />

Einmal Allgäu und zurück 39<br />

Die Schachspielerin 40<br />

Industrie trifft Photokunst 43<br />

Schöne moderne Medienwelt 44<br />

Zukunftsfähige Gemeinschaften 46<br />

Entlastungsdienste helfen 48<br />

Seit elf Jahren aktiv 50<br />

Bürokratische Hürden im Alter 52<br />

Kultur 53<br />

Wippen, federn, hüpfen 54<br />

Gedächtnistraining 56<br />

Als unser Haus niederbrannte 58<br />

Endlich leben 60<br />

Backestage 64<br />

durchblick verlost Freikarten 64<br />

Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 65<br />

Wiederkehrende Termine 66<br />

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 68<br />

Leserbriefe 73<br />

175 Jahre und kein bisschen müde 73<br />

Seniorenbeiratswahl im Juli <strong>2017</strong> 75<br />

Multikulti und der Brexit 76<br />

Es fiel uns auf / Lösungen 78<br />

Zu guter Letzt / Impressum 78<br />

Aus der Redaktion<br />

U<br />

nser Titelbild zeigt Klaus Hüner, der als Sportlehrer in unregelmäßigen Abständen<br />

Trendsportarten im durchblick vorstellt. Ziel soll es bei den ab Seite 54 beschriebenen<br />

Trampolinübungen natürlich nicht sein, halsbrecherische Sprünge zu vollziehen.<br />

Es reicht schon, durch einfaches Training den Gleichgewichtssinn zu schärfen.<br />

Auf Seite 16 finden Sie einen Beitrag passend zum Muttertag. Die Autorin Eva<br />

Schumacher versteht es auf nette Weise ihre Mutter zu würdigen, nicht schwülstig und<br />

kitschig, sondern mit Dankbarkeit, Liebe und einem humorvollen Augenzwinkern.<br />

Ihnen viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 3


Kurz berichtet<br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 5


Kurz berichtet<br />

Hessischer Staatspreis<br />

Autobahnkirche Siegerland gekürt<br />

Wilnsdorf. Erneut ist die Autobahnkirche<br />

Siegerland mit einem Preis gekürt<br />

worden. Das überkonfessionelle<br />

Gotteshaus wurde mit dem Hessischen<br />

Staatspreis für Universelles Design 2016<br />

ausgezeichnet. Das Hessische Ministerium<br />

der Finanzen und das Hessische<br />

Sozialministerium haben gemeinsam<br />

diesen Preis unter dem Motto „smart<br />

und mobil“ im Rahmen des Hessischen<br />

Angst nehmen<br />

Foto: Veranstalter<br />

Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonventionen<br />

ausgelobt.<br />

Besonderes Augenmerk wurde auf Barrierefreiheit<br />

sowie die Berücksichtigung<br />

einer alters- und herkunftsunabhängigen<br />

Gesellschaft gelegt. Die Idee der Inklusion<br />

ist dabei zentraler Leitgedanke. Die<br />

offizielle Preisverleihung fand am 1. November<br />

2016 in der International School<br />

of Management in Frankfurt statt. <br />

Siegen. Meist sind es keine bewussten<br />

Regelverstöße, die bei älteren Verkehrsteilnehmern<br />

zu einem Unfall<br />

führen. Oft liegt es an einer nachlassenden<br />

Leistungsfähigkeit. Experten<br />

setzen sich nun mit dem Thema auseinander.<br />

Wichtig ist, den Betroffenen<br />

zunächst die Angst vor der Immobilität<br />

zu nehmen und Alternativen zur bisherigen<br />

Mobilitätsweise für sie zu finden.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.deutsche-verkehrswacht.de <br />

Unabhängig<br />

mit neuen Medien<br />

Siegen.Viele ältere Menschen haben<br />

den Wunsch, mehr Kontakt zur Familien<br />

oder Mitmenschen zu haben. Wer bisher<br />

noch nie etwas mit Computer und <strong>Internet</strong><br />

zu tun hatte, findet in einem Tablet<br />

oder Smartphone einen guten Begleiter.<br />

Im <strong>Internet</strong> nach Infos suchen, mit der<br />

Familie über Skype oder einen Messenger<br />

kommunizieren, E-Mails schreiben,<br />

fotografieren, Bücher lesen und Filme<br />

in den Mediatheken der Fernsehsender<br />

anschauen, all dies ist möglich. Messenger<br />

wie WhatsApp, Telegram-Messenger<br />

usw. sind interessant, da sie einfach<br />

zu bedienen sind. Man kann Texte,<br />

Bilder und Sprachnachrichten übermitteln.<br />

Mit dem Austausch von Fotos und<br />

Sprachnachrichten kann man am Leben<br />

Anderer teilhaben.<br />

Mit speziellen Apps kann man<br />

auch Bücher lesen. Vorteil: Man kann<br />

die Schrift so einstellen, wie man sie<br />

braucht. Zeitung und Nachrichten lesen<br />

ist problemlos möglich, auch hier lässt<br />

sich die Schrift größer zoomen. Radio<br />

hören geht ebenso – sogar mit einem<br />

weltweiten Angebot an Sendern. Übers<br />

<strong>Internet</strong> kann man sich über Produkte<br />

und andere Angebote schlau machen,<br />

schauen was im Theater oder Kino gespielt<br />

wird. Wer sich nach einer Weile<br />

sicher fühlt, kann natürlich auch online<br />

einkaufen. Für ältere Menschen ist es<br />

eine unglaubliche Bereicherung, sich<br />

mit einem mobilen Gerät vertraut zu<br />

machen und damit wieder mehr von<br />

der Welt um sie herum mitzubekommen.<br />

Wer mag, kann sich auch z.B. bei<br />

Feierabend.de anmelden, um sich mit<br />

Anderen auszutauschen. Für viele Senioren<br />

ist es sehr wichtig, sich selbständig<br />

über die täglichen Dinge Informationen<br />

zu suchen und ihr Wissen zu erweitern.<br />

Nicht abgehängt zu sein und mitreden<br />

zu können, geben ein gutes Gefühl.<br />

Das Senec@fé im Haus Herbstzeitlos<br />

bietet Senioren die Einarbeitung in die<br />

Bedienung von Smartphone und Tablet<br />

an. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter helfen<br />

beim Einstieg.<br />

Informationen unter: Senec@fé Treffpunkt<br />

Neue Medien, Marienborner Str.<br />

151, Haus Herbstzeitlos, 57074 Siegen,<br />

www.senioren-siegen.de<br />

<br />

Siegen. Mit dem Vortrag „Kunst und<br />

Hirn“ startet die Veranstaltungsreihe „…<br />

abends in der Galerie“ in das Programm<br />

des ersten Halbjahres <strong>2017</strong>. Kulturabteilung<br />

und Kunstverein Siegen haben<br />

diese Reihe 2016 ins Leben gerufen, um<br />

durch Diskussionen, Vorträge und Konzerte<br />

ein Forum für den Austausch zwischen<br />

Kulturinteressierten zu schaffen.<br />

Nach dem Fotokreis Siegen werden<br />

in der Galerie Haus Seel bis einschließlich<br />

Juni fünf weitere Aussteller,<br />

Künstler und Künstlergruppen zu Gast<br />

sein. Dazu gehören die Gesellschaft für<br />

Kurz berichtet<br />

Kulturinteressierte<br />

abends in die Galerie<br />

Niele Toroni Rubenspreisträger <strong>2017</strong><br />

Christlich-Jüdische<br />

Zusammenarbeit<br />

(GCJZ), die Kunststudierenden<br />

der<br />

Universität Siegen<br />

mit zwei verschiedenen<br />

Präsentationen,<br />

der Maler<br />

René Schömakers<br />

auf Einladung des<br />

Kunstvereins und<br />

die Arbeitsgemeinschaft<br />

Siegerländer<br />

Künstler mit ihrer<br />

Präsentation „Voll-<br />

RETRO-déjá vu“.<br />

Das Begleitprogramm „…abends in<br />

der Galerie“ umfasst neun Termine, die<br />

sie in dem Veranstaltungsteil dieser Ausgabe<br />

finden.<br />

Im Vorgriff auf die Sommerausgabe<br />

des durchblick können wir schon verraten,<br />

dass nur wenige Tage vor der Verleihung<br />

des Rubenspreises an Niele Toroni<br />

Dr. Müller-Zimmermann am 22. Juni<br />

einen Blick zurück auf die Geschichte<br />

des Rubenspreises der Stadt Siegen<br />

wirft. Damit schließt das Programm „…<br />

abends in der Galerie“ für die erste Hälfte<br />

<strong>2017</strong> ab.<br />

<br />

Symposium<br />

Prostatakrebs erkennen und behandeln<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Siegen-Weidenau. Am Samstag, den 4.<br />

März findet in der Bismarckhalle in Siegen-Weidenau<br />

zum 13. Mal das „Siegener<br />

Prostata-Symposium“ statt. Geleitet<br />

wird die Veranstaltung von den beiden<br />

Chefärzten, Dr. Johannes Spelz (Kreisklinikum)<br />

und Dr. Peter Weib (Diakonie<br />

Klinikum Jung-Stilling).<br />

Nachmittags richtet sich die Veranstaltung<br />

an die Öffentlichkeit. Zunächst<br />

informiert ein Arzt über das<br />

Thema „Welche medizinischen Möglichkeiten<br />

haben Ärzte in unserer Region,<br />

Prostatakrebs zu erkennen und<br />

zu behandeln?“ Anschließend findet<br />

ein „Arzt-Patienten-Seminar“ statt.<br />

Unter dem Leitgedanken „Patienten<br />

fragen – Ärzte antworten“ können Besucher<br />

Ärzten Fragen stellen und sich<br />

kostenlos eine Zweitmeinung zu ihrer<br />

Erkrankung einholen.<br />

Fest steht, dass ein gut informierter<br />

Patient mit seiner Krankheit besser umgehen<br />

kann. Unter dem Motto „Wissen<br />

ist Macht“ lädt die Siegener BPS-Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe<br />

Betroffene,<br />

Angehörige und interessierte Laien<br />

zu der Veranstaltung ab 14 Uhr ein. Es<br />

gibt die Gelegenheit, von Fachärzten informiert<br />

zu werden und Antworten auf<br />

persönliche Fragen zu bekommen.<br />

Das Programm der Veranstaltung ist<br />

unter anderem in den Sekretariaten der<br />

genannten Kliniken erhältlich.<br />

Informationen unter: 02735-5260<br />

www.prostatakrebs-siegen.de <br />

6 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 7


Siegen. 20.000 Notfallausweise hat<br />

der Seniorenbeirat der Stadt Siegen in<br />

der Krönchenstadt verteilt. Der gesponsorte<br />

Ausweis liegt inzwischen bei den<br />

meisten Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäusern,<br />

Sparkassen-Filialen und in<br />

Kurz berichtet<br />

Notfallausweise verteilt<br />

Hinweise für Arzt und Krankenhaus<br />

Werben für den neuen Notfallausweis: Die Mitglieder des Siegener Seniorenbeirats<br />

den SZ-Geschäftsstellen am Obergraben<br />

und in Weidenau aus. Auf dem Notfall-<br />

Ausweis können alle wichtigen Informationen<br />

über Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte,<br />

aktuelle Medikamente<br />

und Hilfsmittel eingetragen werden.<br />

10 Jahre worldmusic-Konzerte<br />

Foto: Veranstalter<br />

Wichtige Angaben sind auch Kontaktinfos<br />

zum Hausarzt, zur Krankenkasse und<br />

zu den zu benachrichtigenden bzw. bevollmächtigten<br />

Personen. Das Dokument<br />

sollte immer an zwei Stellen Platz finden.<br />

Zum einen sollte jeder den Ausweis<br />

immer bei sich tragen, zum andern sollte<br />

er an einem gut sichtbaren Platz in der<br />

Wohnung angebracht werden. In der<br />

jüngsten Beiratssitzung in der Weidenauer<br />

Bismarckhalle dankte Beiratsvorsitzender<br />

Dr. Horst Bach vor allem dem<br />

vorbereitenden Arbeitskreis „Gesundheit<br />

und Pflege“ mit seinen Sprechern Dr.<br />

Wolfgang Bauch und Dr. Maria Czell sowie<br />

allen Beiratsmitgliedern, die sich mit<br />

großem Engagement und einem hohen<br />

Zeitaufwand für die Verteilung der Ausweise<br />

eingesetzt haben. <br />

<br />

Netphen. Im<br />

Notfall wissen<br />

Rettungskräfte<br />

nicht, wo sich<br />

Notfalldaten<br />

in der Wohnung<br />

befinden.<br />

Die Senioren-<br />

ServiceStelle<br />

hat ein neues<br />

Kurz berichtet<br />

Wichtige Informationen<br />

im Kühlschrank aufbewahren<br />

Angebot: die<br />

Notfalldose.<br />

„Diese Idee ist<br />

so einfach wie<br />

genial“, so Eva Vitt von der Senioren-<br />

Service-Stelle. Netphen ist jetzt die<br />

erste Kommune im Kreis Siegen-Wittgenstein,<br />

die die Notfalldose verteilt. In<br />

ihr befindet sich ein Infoblatt, auf dem<br />

die wichtigsten Informationen zu möglichen<br />

Vorerkrankungen, zu Medikamenten,<br />

Unverträglichkeiten und Allergien,<br />

Kontakte zum Hausarzt und zum ambulanten<br />

Pflegedienst,<br />

Hinweise auf<br />

Patientenverfügung,<br />

Organspende<br />

Ausweis und<br />

vor allem, wer<br />

im Notfall<br />

kontaktiert<br />

Der stellvertr. Wachleiter Johannes Merle, Eva Vitt<br />

von der Senioren-Service-Stelle und Bürgermeister<br />

Paul Wagener präsentierten die Notfalldose<br />

Foto: Stephanie Reinelt<br />

werden soll,<br />

eingetragen<br />

sind. Die Dose<br />

wird im<br />

Kühlschrank aufbewahrt und mit einem<br />

Aufkleber versehen. Die Rettungswache<br />

wurde über das Projekt informiert, damit<br />

gezielt nach der Notfalldose Ausschau<br />

gehalten werden kann. Die Stadt Netphen<br />

hat zunächst 1.250 Notfalldosen<br />

angeschafft, die kostenlos bei der Senioren-Service-Stelle<br />

abgeholt werden<br />

können.<br />

<br />

Siegen. Mit der Eröffnung des KrönchenCenters<br />

im Februar 2007 ging<br />

auch die neue Veranstaltungsreihe von<br />

KulturSiegen unter dem Titel – worldmusic<br />

– an den Start. Die Entscheidung<br />

von damals zur Beteiligung am NRWweiten<br />

Netzwerk Klangkosmos mit unterschiedlichen<br />

Akteuren aus rund 30<br />

Kommunen hat sich bis heute bewährt.<br />

Zu den sechs worldmusic-Konzerten<br />

in Siegen kommen regelmäßig 80 – 120<br />

Gäste, die wechselnd im KrönchenCenter,<br />

im Museum für Gegenwartskunst und<br />

open-air in der Alfred-Fißmer-Anlage<br />

Foto: Veranstalter<br />

stattfinden. In 2016 waren es rund 780.<br />

Personen Das Ziel dieser Reihe ist es<br />

Bildung und Kultur zu verbinden und<br />

Musik aus allen Ecken der Welt hautnah<br />

erlebbar zu machen.<br />

Die Ensembles zeichnen als musikalische<br />

Botschafter eindrucksvolle<br />

Klangbilder, spielen auf vertrauten oder<br />

auch exotischen Instrumenten, teilen<br />

Melodien und Rhythmen von Ritualen<br />

und Festen und dies in Musikstilen, die<br />

uns eine Ahnung von der Schönheit der<br />

Musiken der Welt geben.<br />

Dabei sollen die Konzerte nie auf Inseln<br />

der Glückseligkeit stattfinden. Die<br />

politischen, ökologischen und sozialen<br />

Katastrophen und aktuellen Themen der<br />

Welt spiegeln sich regelmäßig in den<br />

Konzerten. <br />

<br />

Tag der Begegnung<br />

Im Zeichen des Chorgesangs<br />

Foto: Rita Petri<br />

Siegen. Am 10. Juni ist es wieder soweit:<br />

Auf dem Bismarckplatz in Siegen-Weidenau<br />

geht der 21. Tag der Begegnung<br />

über die Bühne.<br />

Von 11 bis 16 Uhr präsentieren sich<br />

rund 40 Selbsthilfegruppen, Vereine und<br />

Verbände aus der regionalen Arbeit von<br />

und für Menschen mit Behinderung. Neben<br />

Gesprächen und Mitmachaktionen an<br />

den Infoständen wird es dort teils auch<br />

Speisen und Getränke geben und natürlich<br />

wird auf der zentralen Bühne wieder<br />

ein vielfältiges Musikprogramm geboten.<br />

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Tag<br />

stark im Zeichen des Chorgesanges stehen<br />

wird: „Sing Along Siegen erweisen<br />

uns die Ehre und der Seemanns-Chor MK<br />

v. 1907 wird uns 60 Minuten lang in die<br />

herzlich, rauhe Welt der Seefahrt entführen“,<br />

so die Veranstalter.<br />

Mehr kann bzw. will die „Arbeitsgemeinschaft<br />

Tag der Begegnung“ nicht<br />

verraten, möchte aber schon heute dazu<br />

aufrufen, sich den Termin im Kalender<br />

deutlich vorzumerken – Näheres<br />

berichten wir dann in der nächsten<br />

Ausgabe, die Ende Mai erscheint.<br />

Weitere Informationen erteilen die<br />

Beauftragten für Behindertenfragen,<br />

Rainer Damerius 0271/404-2142 und<br />

Regina Weinert 0271/404-2140. <br />

Rainer Damerius<br />

8 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 9


Kurz berichtet<br />

Erfolgreiche Fotoausstellung von Gudrun Neuser<br />

Tierporträts im Forsthaus Hohenroth<br />

Kurz berichtet<br />

Alte Zöpfe abschneiden<br />

Wilnsdorfer Männerchor wagt Neubeginn<br />

Netphen. Ihre Tier- und Naturfotografien<br />

präsentiert Gudrun Neuser aus Siegen<br />

derzeit in einer Einzelausstellung im<br />

Forsthaus Hohenroth. Vielen Zeitungslesern<br />

sind ihre Blumen- und Tierportraits<br />

schon seit längerem bekannt.<br />

Im <strong>Internet</strong> ist Gudrun Neuser schon<br />

lange in speziellen Fotoforen unterwegs<br />

und gewann letztes Jahr sogar den<br />

Hauptpreis bei einem Fotowettbewerb<br />

des Kameraherstellers Panasonic. Erstaunlich<br />

ist, dass es ihr gelingt, trotz<br />

Handicap und nur mit einer Hand, so<br />

einfühlsame Naturfotos zu erschaffen.<br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

Viel Geduld muss sie manchmal aufbringen,<br />

um den richtigen Moment abzupassen,<br />

um Tiere in ihrer Umgebung – vom<br />

winzigen Insekt, über den heißgeliebten<br />

Familienhund bis zum röhrenden Hirschen<br />

– festzuhalten.<br />

Neben dem eigenen Garten, ist Hohenroth<br />

einer ihrer Lieblingsplätze.<br />

Sie kennt fast jeden Hirsch und jede<br />

Hirschkuh mit eigenem Namen. Hier<br />

an der Eisenstraße kann man mit etwas<br />

Glück Gudrun und ihren Mann Wolfgang,<br />

der auch ein exzellenter Fotograf<br />

ist, bei jeder Jahreszeit mit ihrer Kamera<br />

antreffen. Im Sommer sind die zwei<br />

gern auch mit dem Fahrrad, Gudrun mit<br />

ihrem Hase Bike, einem Liegendfahrrad,<br />

auf der Salchendorfer Höhe unterwegs<br />

und auf Motivsuche. Bei der Ausstellungseröffnung,<br />

die viele Interessierte<br />

und neugierige Wanderer lockte, betonte<br />

Gudrun Neuser: „Ich möchte mit dieser<br />

Ausstellung behinderten Menschen Mut<br />

machen, auch kreativ zu sein“.<br />

Die Ausstellung ist bis zum 26. März zu<br />

sehen. Nähere Information unter www.<br />

waldland-hohenroth.de<br />

<br />

Tessie Reeh<br />

In ungewöhlichem Rahmen ließ sich der Männerchor Wilsndorf ablichten<br />

Wilnsdorf. In diesem Jahr wird der<br />

„Männerchor 1888 Wilnsdorf“ 129 Jahre.<br />

Keine Selbstverständlichkeit, haben es<br />

traditionelle Männerchöre nicht gerade<br />

leicht zu überleben. Dies hat vielfältige<br />

Gründe, angefangen von der sogenannten<br />

Überalterung, fehlendem Nachwuchs<br />

bis hin zu mangelnder Weiterentwicklung.<br />

Diesem negativen Trend will<br />

der „MC 1888“ entgegentreten. So unterzogen<br />

sich alle Sänger einem Stimmcheck.<br />

Ein für Viele überraschendes<br />

Foto: Veranstalter<br />

Ergebnis zeigte, dass diese<br />

Maßnahme erforderlich<br />

war. Das bedeutet wiederum<br />

ein Umdenken und eine<br />

Umorientierung. Das neue<br />

Jahr begann dann auch mit<br />

neuem Liedgut moderner<br />

Stilrichtungen, um den<br />

Chor in die richtigen Bahnen<br />

zu lenken.<br />

Dieser Neubeginn ist eine<br />

gute Gelegenheit für neue<br />

Sänger, beim „Männerchor<br />

1888“ einzusteigen,<br />

ist doch der Chor von der<br />

Altersstruktur her gut aufgestellt<br />

und einer der zahlenmäßig<br />

stärksten Chöre im Kreis. Der<br />

Chor probt montags um 20.15 Uhr im<br />

Martiniheim Wilnsdorf unter der Leitung<br />

von Thomas Bröcher.<br />

Informationen über den Chor gibt es unter:<br />

www.mc.sb-wi.de. <br />

<br />

Neuer Chorleiter<br />

Singen stärkt Wohlbefinden<br />

Tagesfahrten<br />

ab Hilchenbach<br />

Siegen. Der interkulturelle Chor Siegerland<br />

begeht das neue Jahr mit neuem<br />

Chorleiter. Die Chorproben gehen<br />

dienstags unter Leitung von Chordirigent<br />

Gottfried Herrmann (Deutschland)<br />

weiter. Die bisherige Chorleiterin Frau<br />

Thuc-Hier Ho (Vietnam) bleibt als Stellvertreterin<br />

erhalten.<br />

Die Mitglieder kommen aus verschiedenen<br />

Herkunftsländern. Naturgemäß<br />

singt der Chor bekannte internationale<br />

Lieder auch in Fremdsprachen. Wer<br />

Spaß am Singen hat, kann einfach vorbeischauen.<br />

Zielgruppen sind Menschen<br />

ohne Altersbeschränkung, Deutsche<br />

und Nichtdeutsche (Zugewanderte und<br />

Flüchtlinge), Nichtbehinderte und Behinderte.<br />

Alle sollen sich in einem ungezwungenen<br />

Kontext begegnen.<br />

Mit der Musik hat man ein verbindendes<br />

Element gefunden. Gesungen<br />

wird in jeder Kultur und zu jeder Zeit.<br />

Singen stärkt das Wohlbefinden und<br />

fördert die Gemeinschaft. Außerdem<br />

sollen Akzeptanz und menschliche Nähe<br />

vermittelt werden. Dadurch wird das<br />

Wissen gestärkt, Fertigkeiten verbessert<br />

und das Selbstwertgefühl aufgebaut. <br />

Hilchenbach. Der DRK Ortsverein<br />

Hilchenbach bietet für Senioren drei<br />

Tagesfahrten für die Saison <strong>2017</strong> an.<br />

Kauf- und Besichtigungsmöglichkeiten<br />

werden miteinander verquickt.<br />

Interessenten, die sich im Februar,<br />

August oder Oktober für eine Reise<br />

interessien und teilnehmen möchten,<br />

können sich in der Begegnungsstätte,<br />

Ruinener Weg 2 in Hilchenbach informieren,<br />

oder unter den Telefonnummern<br />

02733/286016, 02733/128217,<br />

02733/7212 anrufen und detallierte<br />

Informationen erhalten.<br />

<br />

10 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 11


Kurz berichtet<br />

Kurz berichtet<br />

Bewegungsangebote<br />

Siegener Senioren sportlich<br />

Ernst Göckus, Klaus Leukel und Michael Horak (v.lks.)<br />

präsentieren die vom Siegener Seniorenbeirat erstellte Informationsbroschüre.<br />

Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat informiert<br />

in einer Broschüre über Bewegungsangebote<br />

für Senioren. Diese liegt<br />

in sämtlichen Rathäusern, Stadtteilbüros,<br />

Sparkassen, Banken sowie weiteren öffentlichen<br />

Einrichtungen aus. Das Verzeichnis<br />

kann kostenlos angefordert werden unter:<br />

Regiestelle Leben im Alter,<br />

0271/ 4042202 oder<br />

per E-Mail: G.Sturm@Siegen.de.<br />

Gerade in fortgeschrittenem Alter sind<br />

körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />

verbunden mit Freude am<br />

Leben zentrale Bestandteile erhöhter<br />

Lebensqualität. Dem jeweiligen Alter<br />

angemessene Bewegungs- und Trai-<br />

ningsaktivitäten dienen damit nicht nur<br />

dem Körper, sondern zugleich auch dem<br />

Geist und der Seele, und dies unabhängig<br />

von Alter und jeweiliger körperlicher<br />

Verfassung. Für den Beirat gilt die alte<br />

und bewährte Spruchweisheit:<br />

Es wird von Ohr zu Ohr geraunt,<br />

bleib fit, gesund und gut gelaunt.<br />

Foto: Veranstalter<br />

Dieser Sportführer des Seniorenbeirates<br />

enthält Angebote zu Prävention,<br />

Rehabilitationssport, Sport für Ältere<br />

sowie zu einzelnen Wandergruppen. Interessenten<br />

setzen sich direkt mit den<br />

jeweiligen Anbietern in Verbindung,<br />

um Möglichkeiten der Teilnahme zu<br />

erfahren. <br />

<br />

Barrierefrei<br />

Bauen<br />

Siegen. Um das<br />

barrierefreies<br />

Bauen im Straßenbereich<br />

der<br />

Stadt Siegen<br />

ging es in der<br />

letzten Sitzung<br />

des Jahres 2016<br />

des Beirates der<br />

Menschen mit<br />

Behinderung<br />

Benjamin Hinkel<br />

Siegen. Benjamin Hinkel, vom Fachbereich<br />

7, Abteilung Straße und Verkehr,<br />

stellte die aktuellen Änderungen und Ergänzungen<br />

für den gleichnamigen Leitfaden<br />

vor. Gemeinsam mit der Behindertenbeauftragten<br />

Regina Weinert und<br />

dem „Arbeitskreis Bauen“ des Beirates<br />

der Menschen mit Behinderung Siegen<br />

werde diese verbindliche Baurichtlinie<br />

jährlich an neue DIN-Vorschriften angepasst.<br />

Außerdem, so erklärte Hinkel,<br />

ergäben sich immer wieder neue Erkenntnisse<br />

darüber, wie für Menschen<br />

mit Behinderung am besten barrierefrei<br />

gebaut werden müsse.<br />

Besondere Bedeutung haben in diesem<br />

Jahr geänderte Regeln zur Gestaltung<br />

von Blindenleitsystemen an Bushaltestellen.<br />

Der Leitfaden, der verbindlich<br />

für alle städtischen Baumaßnahmen ist,<br />

wird auch in Zukunft fortgeführt und<br />

Benjamin Hinkel bedankte sich für die<br />

konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Der Beirat dankte seinerseits dem engagierten<br />

Einsatz des städtischen Mitarbeiters<br />

und stimmte der aktuellen Version<br />

des Leitfadens einstimmig zu. <br />

Altersgerecht umbauen<br />

Investitionszuschuss der KfW-Bank<br />

Für altersgerechtes Umbauen stehen Mittel zur Vergügung<br />

Siegen-Wittgenstein. Nachdem im letzten<br />

Jahr die Mittel für den Investitionszuschuss<br />

455 „Altersgerecht Umbauen“, in<br />

Höhe von 49 Millionen Euro, schon im<br />

dritten Quartal aufgebraucht waren, stehen<br />

für <strong>2017</strong> wieder neue Mittel in Höhe<br />

von 75 Millionen zur Verfügung.<br />

Antragsberechtigt sind natürliche Personen<br />

oder Ersterwerber von Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern (maximal zwei<br />

Wohneinheiten) oder von Eigentumswohnungen<br />

in Wohnungseigentümergemeinschaften.<br />

Ebenso Personen als Mieter von<br />

Wohnungen und Einfamilienhäusern.<br />

Gefördert werden Maßnahmen zum<br />

Einbruchschutz (ausschließlich Einzelmaßnahmen),<br />

wie Einbruchhemmende<br />

Haus- und Wohnungseingangstüren /<br />

Nachrüstsysteme für Haus- und Wohnungseingangstüren<br />

sowie Türspione /<br />

Nachrüstsysteme für Fenster sowie einbruchhemmende<br />

Gitter und Rollläden /<br />

Einbruch- und Überfallmeldeanlagen /<br />

Baugebundene Assistenzsysteme sowie<br />

zur Barrierereduzierung (Einzelmaßnahmen<br />

und Umbau zum „Standard Altersgerechtes<br />

Haus“) aus folgenden Bereichen:<br />

Wege zu Gebäuden und Wohnumfeldmaßnahmen<br />

/ Eingangsbereich und Wohnungszugang<br />

/ Vertikale Erschließung/<br />

Überwindung von Niveauunterschieden /<br />

Anpassung der Raumgeometrie / Maßnahmen<br />

an Sanitärräumen / Sicherheit, Orientierung<br />

und Kommunikation / Gemeinschaftsräume,<br />

Mehrgenerationenwohnen.<br />

Für Einzelmaßnahmen im Bereich<br />

Barriereduzierung beträgt die Förderung<br />

10% der förderfähigen Baukosten (bis<br />

maximal 5000 Euro). Wenn Sie zum Beispiel<br />

bei einem Badezimmerumbau förderfähige<br />

Kosten von 15.000 Euro nachweisen,<br />

beträgt der Zuschuss 1.500 Euro.<br />

Foto: Rita Petri<br />

Für Einzelmaßnahmen zum Einbruchschutz<br />

beträgt die Förderung ebenfalls<br />

10% (bis maximale 1.500 Euro).<br />

Wichtig: Um den Zuschuss der KfW-<br />

Bank in Anspruch nehmen zu können, ist<br />

es zwingend notwendig, den Zuschussantrag<br />

vor Baubeginn zu stellen.<br />

Die Antragstellung erfolgt direkt bei<br />

der KfW-Bank über ein dafür zur Verfügung<br />

stehendes Zuschussportal. Die<br />

Merkblätter zum „Investitionszuschuss<br />

455“ und eine Übersicht der förderfähigen<br />

Maßnahmen stehen ebenfalls auf den<br />

<strong>Internet</strong>seiten der KfW-Bank zur Einsicht<br />

und zum Download zur Verfügung.<br />

Auskunft erteilt die Wohnberatung<br />

Siegen-Wittgenstein e.V., 57074 Siegen,<br />

St. Johann-Straße 7 0271 31392751<br />

www.wohnberatung-siwi.de <br />

In Form<br />

66 Tipps<br />

Siegen. Mit ausgewogenen Mahlzeiten<br />

und regelmäßiger Bewegung bleiben<br />

Sie fit, selbstständig und leistungsfähig.<br />

Anregungen dazu bieten die saisonal<br />

zusammengestellten Rezepte und verschiedenen<br />

Bewegungsübungen.<br />

Weitere Beispiele finden Sie in der „IN<br />

FORM MitMachBox“ und unter „IN<br />

FORM“ Deutschlands Initiative für gesunde<br />

Ernährung und mehr Bewegung.<br />

IN FORM stellt den Ratgeber „66 Tipps<br />

für ein genussvolles und aktives Leben mit<br />

66+ für Seniorinnen und Senioren“ vor.<br />

Die Broschüre kann kostenlos unter<br />

http://www.dtb-online.de/portal/gymwelt/aeltere/auf-leben.html<br />

heruntergeladen<br />

werden. <br />

<br />

12 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 13


14 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 15


Unterhaltung<br />

Unterhaltung<br />

Mut tertag<br />

oder warum meine Mama die Beste ist...<br />

Nur mal angenommen, Sie könnten ihre Mutter gegen<br />

eine andere eintauschen, würden Sie das tun?<br />

Also, ich auch nicht! Und dafür gibt es mehr als<br />

einen Grund...<br />

Neulich fiel mir durch Zufall nochmal mein altes Fotoalbum<br />

in die Hände.<br />

Eva, gerade neugeboren, Eva im Kinderwagen, Eva auf<br />

dem Wickeltisch, Eva beim Baden, Eva beim Eiersuchen,<br />

Eva beim Dies und Eva beim Das, kurz - Eva, Eva, Eva ...<br />

Fast auf jedem Foto mit dabei, manchmal auch nur durch<br />

die Hand erkennbar, die mich festhielt - meine Mutter.<br />

Mir wurde während dem Durchblättern der vielen<br />

Seiten richtig warm ums Herz, wie es einem halt so wird,<br />

wenn man spürt und sieht, was für ein geliebtes Kind man<br />

doch war.<br />

Auch als ich dann älter wurde, bewies es sich immer wieder,<br />

dass ich Mama anscheinend wirklich alles andere als<br />

egal sein musste ...<br />

Einmal, so ist es in meiner Erinnerung, wurde ich im<br />

1.Schuljahr auf dem Schulhof aus Versehen von einer Lehrerin<br />

angefahren. Außer, dass das Hinterrad ihres Autos<br />

auf meinem Oberschenkel stand, war nichts passiert. Ich<br />

nahm es auch recht locker, sagte meine Mutter doch stets<br />

aus tiefster Überzeugung, dass ihre Eva ganz und gar nicht<br />

empfindlich sei und außerdem die „starken Knochen“ ihrer<br />

Schwiegermutter geerbt habe.<br />

Also war ich nicht empfindlich, wusste<br />

ich doch siegessicher,<br />

dass das Auto meinen starken Knochen nichts anhaben<br />

konnte! Ich rief meiner Lehrerin nur laut zu, sie möchte<br />

doch bitte schnell von meinem Bein runter fahren. Diese<br />

schaute irritiert aus ihrem Seitenfenster, sah das Missgeschick<br />

und fuhr vor lauter Schreck auch noch über das<br />

andere.<br />

In der Zwischenzeit (wie mir später erzählt wurde) bekam<br />

meine Mutter zu Hause Besuch von einigen meiner<br />

Mitschüler, die ihr laut heulend mitteilten, dass ihre Tochter<br />

tot am Schulhof liege.<br />

Als ich nach erfolgreicher Befreiung in das Klassenzimmer<br />

getragen wurde, sah ich von weitem eine Frau im Bademantel,<br />

mit Schlappen an den Füßen und Lockenwickler<br />

auf dem Kopf, die schreiend und kreischend Richtung<br />

Schule rannte … Mama.<br />

Jetzt hatte ich zwar den Unfall überlebt, die dann<br />

folgenden Liebesbezeugungen meiner Mutter fast aber<br />

nicht ...<br />

Ich bekam am Abend ein Rieseneis von ihr, was in dieser<br />

Größeneinheit nun wirklich eine Seltenheit war, war ihr<br />

Leitsatz doch in Bezug auf mich, immer auf das richtige<br />

„Maß und Ziel“ zu achten!<br />

(Den Beinen war übrigens, außer, dass die Reifenabdrücke<br />

noch lange Zeit sichtbar waren, nichts passiert)<br />

Ein anderes Mal,<br />

ich war vielleicht fünf,<br />

hatte ich während<br />

eines unserer vielen<br />

Freiba<strong>db</strong>esuche<br />

mit immer prall gefüllter<br />

Kühltasche<br />

beschlossen, doch<br />

mal vom Sprungbrett<br />

der Großen<br />

zu springen. Dass<br />

ich noch nicht<br />

richtig schwimmen<br />

konnte,<br />

sah ich nicht<br />

als Hindernis<br />

an und so erklomm<br />

ich<br />

mutig die<br />

schwindelte<br />

Höhe des<br />

Zehn-Meter-<br />

Bretts.<br />

Meiner<br />

Mutter, die sich sonnte<br />

und mich im Nichtschwimmerbecken vermutete, rief und<br />

winkte ich fröhlich zu. Ich rief solange, bis sie ihren Kopf<br />

in meine Richtung hielt und ich konnte beobachten, wie<br />

sich ihr gebräuntes Gesicht von hier oben aus in einen<br />

schneeweißen Stecknadelkopf verwandelte. Allerdings<br />

brachte ich es in in keinster Weise mit mir in Verbindung,<br />

sondern wunderte mich<br />

nur. Mit Anlauf sprang<br />

ich vom Brett und wurde<br />

mit „klasse“ und weiteren<br />

Beifallsrufen der<br />

großen Jungen empfangen.<br />

Danach mussten<br />

wir leider direkt<br />

nach Hause, weil (wie<br />

es mir schien) meine<br />

Mutter nach einem<br />

Ohnmachtsanfall unter<br />

starker Übelkeit litt.<br />

Zwischen solchen<br />

Begebenheiten verlief<br />

das Leben auch recht<br />

abwechslungsreich. Dafür<br />

sorgte Mama immer. Sei es, dass wir nach den Hausaufgaben<br />

im roten VW Käfer saßen, um ein kleines „Tourchen“<br />

zu machen, wobei wir die Heino-Kassette bis zum Anschlag<br />

aufdrehten, sangen, was das Zeug hielt und uns vorstellten,<br />

fliegen zu können. Es wurden kurzfristig Partys mit der<br />

Nachbarschaft veranstaltet, bei denen ich immer mit eingeplant<br />

war, oder sie machte mit mir, wenn ich in einer heißen<br />

Sommernacht nicht einschlafen konnte, Nachtspaziergänge<br />

im Schlafanzug.<br />

Auch meine ausgeprägte Geselligkeit ließ sie nicht verzweifeln<br />

und sie nahm meine vielen Besucher, einschließlich<br />

Unmengen von Schlafgästen, stets willig hin.<br />

Es mag sich zwar im Nachhinein alles ein wenig sehr rosarot<br />

anhören, doch so sehe ich im<br />

Rückblick mein Kinderleben eben!<br />

Rosarot und zuckersüß - dank Mama!<br />

Meine Jugendzeit hätte meine<br />

Mutter sicher sehr gerne übersprungen.<br />

Auch ich sah damals<br />

meine Mutter in einem völlig neuen<br />

Licht und konnte mir zuweilen<br />

nicht erklären, dass irgendjemand<br />

gerne mit ihr zusammen sein wollte.<br />

Fast täglich gerieten wir aneinander,<br />

es flogen schon mal die Fetzen und<br />

wenn ich dieser Zeit eine Farbe<br />

geben müsste, dann mit Sicherheit<br />

„Gewittergrau“.<br />

Klar, ich entwickelte so langsam<br />

aber sicher meine eigene Meinung<br />

und unser Geschmack in Bezug<br />

auf fast alles klaffte meist weit auseinander.<br />

Auch das äußere Erscheinungsbild wich ziemlich<br />

von dem meiner Mutter ab, denn im Gegensatz zu ihren<br />

zierlichen, sah ich meine „starken Knochen“ jetzt wahrlich<br />

in einem neuen Licht! Dazu kam noch, dass ich jetzt zu ihr<br />

runter gucken musste und ich mich oft mehr als das Kind<br />

eines Trampeltiers fühlte, als das Kind dieser anmutigen<br />

Menschenfrau.<br />

Doch sonderlich<br />

geprägt hat<br />

mich diese Zeit<br />

nicht, fand ich doch<br />

letztendlich meinen<br />

Weg. Zwar in meinen<br />

Turnschuhen statt in<br />

ihren Pumps, aber<br />

ich kam, mit Mamas<br />

Netz und doppelten<br />

Boden, gut an meinen<br />

Zielen an.<br />

Dieser „Weg“,<br />

den ich locker, beschwingt<br />

und mit<br />

vielen Umwegen ging,<br />

raubte meiner Mutter<br />

allerdings oft den Schlaf. Sie litt ab und zu schon mal unter<br />

Albträumen, welche bestimmt mit dazu beitrugen, dass sie<br />

schon recht früh Premium-Kundin beim Frisör wurde.<br />

Seit 51 Jahren und drei Monaten als Kind meiner Mutter<br />

weiß ich, dass sie mir immer zur Seite stehen wird. Egal<br />

wann, egal wobei. Ich weiß, dass sie immer ihr Bestes geben<br />

wird. Sie wird da sein und wenn die ganze Hölle folgt!<br />

Also Mama, auch wenn ich mich eine Weile mal nicht<br />

melde oder es meine Fassade nicht immer erkennen lässt,<br />

du kannst dir sicher sein:<br />

Für mich bist du die Allerbeste und das nicht nur am<br />

Muttertag!!! <br />

Eva Schumacher<br />

16 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 17


Aus dem Siegerland<br />

Ein Ofen wärmte den Busanhänger<br />

In einer Zeit, wo noch wenige Autos auf den Straßen waren,<br />

gründete Albert Schmidt bereits 1923 einen PKW-<br />

Betrieb in Langenau, Kreis Siegen. Das erste Automobil,<br />

ein Dürkopp, hatte Schmidt bereits 1912. Wünsche der<br />

Bevölkerung, wegen der damals schlechten Verbindung<br />

nach Hilchenbach, gaben Veranlassung, eine Omnibuslinie<br />

Kreuztal - Hilchenbach einzurichten. Es war nicht einfach<br />

eine Genehmigung zu bekommen, denn einflussreiche<br />

Personen wollten eine Straßenbahn von Kreuztal nach Hilchenbach<br />

bauen. Der Linienverkehr begann dann aber mit<br />

einem Omnibus, der 20 Sitze hatte.<br />

Unter Müsen gab es im Jahre 1929 folgende Pressenotiz:<br />

„Unser Ort hat jetzt das lang ersehnte Verkehrsmittel<br />

erhalten. Der Regierungspräsident in Arnsberg hat dem Unternehmer<br />

Albert Schmidt in Langenau die Genehmigung<br />

zum Betrieb einer Autobuslinie Dahlbruch - Müsen erteilt.<br />

Es ist zu hoffen, dass die Linie so eifrig genutzt wird, dass<br />

sich der Betrieb lohnt. Durch die Linie wird der Anschluss<br />

an die in Dahlbruch haltenden Züge und die Autobusse der<br />

Linie Kreuztal - Hilchenbach hergestellt. Die Eröffnung des<br />

Betriebes erfolgt sofort nach Herstellung der Straße, die eine<br />

neue Decke erhalten soll.‘‘ 1930 verlegte Schmidt den Busbetrieb<br />

von Langenau nach Dahlbruch. Es war ein sehr klu-<br />

Mit einem<br />

,,Dürkopp‘‘<br />

fing alles an<br />

ger Schachzug, denn das große Areal lag unmittelbar an der<br />

Strecke und noch dazu genau in der Mitte der Linie Kreuztal<br />

- Hilchenbach. Noch im selben Jahre wurde eine Busgarage,<br />

in der vier Busse Platz hatten, und eine Tanksäule errichtet.<br />

Die Wirtschaftskrise ging auch an dem Verkehrsunternehmen<br />

Schmidt nicht vorbei. Danach erholte sich der Betrieb<br />

aber schnell wieder. Der zunehmende Berufsverkehr<br />

forderte das Unternehmen stark. Somit hat der Busbetrieb<br />

entscheidend für die Verkehrsentwicklung des nördlichen<br />

Siegerlandes beigetragen. So hatte das Unternehmen ein<br />

Jahr vor Kriegsbeginn fünf Busse für Linien- und Ausflugsverkehr.<br />

Der Krieg brachte abermals einen tiefen Einschnitt<br />

in die Aufwärtsentwicklung dieses Betriebes. Zwei Busse<br />

wurden für Kriegsdienste eingezogen. Die anderen blieben<br />

im Linienverkehr. Treibstoffmangel zur damaligen Zeit<br />

zwang zur Umstellung der Kraftfahrzeuge, zunächst auf<br />

Holzgas und später auf Leuchtgas. Die Versorgung erfolgte<br />

durch einen einachsigen Anhänger, der immer mitgeführt<br />

wurde. Im kalten Winter wurde der Anhänger des Busses<br />

durch einen kleinen Ofen, der in der im mittleren Teil stand,<br />

erwärmt. So sah man bei eisiger Kälte die Busse mit Anhänger,<br />

aus dem der Kamin qualmte, und Leuchtgasanhänger<br />

fahren. Unter großer Beanspruchung wurde der Verkehr<br />

der Linie Kreuztal–<br />

Hilchenbach bis April<br />

1945 aufrechterhalten.<br />

Als nach dem Zusammenbruch<br />

der Verkehr<br />

fast zum Erliegen<br />

kam und nur mit<br />

ungeheuren Schwierigkeiten<br />

auf lebensnotwendige<br />

Einsätze<br />

beschränkt bleiben<br />

musste, war auf der<br />

Strecke Kreuztal -<br />

Hilchenbach schon 14<br />

Tage nach Kriegsende<br />

wieder ein Bus des Verkehrsbetriebes<br />

Albert<br />

Foto: Archiv Bensberg<br />

Schmidt unterwegs.<br />

In der Zwischenzeit<br />

hatte es außer Kohlenzügen,<br />

mit denen man<br />

verbotenerweise fuhr,<br />

keine Beförderungsmöglichkeit<br />

gegeben.<br />

Auch zum Hamstern<br />

wurden diese Kohlenzüge<br />

genutzt. Die<br />

Fahrpreise waren die<br />

Rast in<br />

Brauersdorf<br />

gleichen wie 1928. Den Wünschen der Bevölkerung kam<br />

man immer mehr entgegen, denn die Fahrpläne der Buslinien<br />

Kreuztal-Hilchenbach und Dahlbruch-Müsen wurden<br />

immer mehr verdichtet.<br />

Eine weitere Halle, in der bequem drei Busse Platz hatten,<br />

und eine neue Tankstelle wurden bis 1950 errichtet.<br />

Man lackierte die Busse selbst, denn man hatte in der Zwischenzeit<br />

auch eine eigene Lackiererei gebaut. In diesen<br />

Gebäuden befinden sich heute u. a. der TÜV Nord und ein<br />

Getränkemarkt. Im Erdgeschoss wurde das Büro der Firma<br />

Schmidt und weitere Geschäfte eingerichtet.<br />

Im August 1953 wurde das 25-jährige Jubiläum gefeiert.<br />

Zu dieser Zeit waren 17 Personen beschäftigt, die sieben Omnibusse<br />

mit drei Anhängern bedienten. 17 bis 18 Millionen<br />

Fahrgäste konnten bei rund drei Millionen Fahrtkilometern<br />

Foto: Archiv Bensberg<br />

in 25 Jahren unfallfrei befördert werden. Es war eine stolze<br />

Leistung, denn das Busunternehmen Schmidt hatte somit<br />

mit seinen Bussen 436mal den Er<strong>db</strong>all umfahren. Eine Fülle<br />

von Blumen, Glückwunschschreiben usw. aus nah und fern<br />

wurden dem alten Pionier des heimischen Kraftfahrgewerbes<br />

Albert Schmidt ins Haus gebracht. Es war ein Beweis dafür,<br />

welcher Wertschätzung sich dieser Fahrdienst im oberen<br />

Ferndorftal erfreute.Am 1. Januar 1975 schloss sich das Busunternehmen<br />

Schmidt der neu gegründeten Verkehrsgemeinschaft<br />

Westfalen Süd (VWS) an. Wegen der Firmenaufgabe<br />

schied es in den 1990er Jahre wieder aus diesem Verband aus.<br />

Die Streckenlizenz wurde später von VWS übernommen und<br />

die Bus-Ära Albert Schmidt ging 1995 zu Ende. <br />

Heinz Bensberg<br />

Quelle:Zeitungsberichte und Bilder aus dem Privatarchiv von Werner Hansmann Dahlbruch.<br />

18 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 19


Graphik: Gaby Bosch<br />

Auf'n Kaffee mit Henner – Satire von Uli Hoffmann<br />

Verkehrsmit tel der Zukunft<br />

Ich fand meinen Freund Henner in einer hinteren Ecke<br />

unseres Cafés und sah ihn in einem Stapel von Papieren<br />

blättern. „Schur“, grüßte er und bot mir einen Stuhl an,<br />

„Bin schwer beschäftigt.“<br />

„Das kommt mir auch so vor“, erwiderte ich. „Du hast<br />

doch nicht wieder einen neuen Job, oder?“<br />

„Nicht in dem Sinne. Ich bin ehrenamtlich tätig.“<br />

„Chapeau!“ sagte ich anerkennend. „Und in welchem Bereich?“<br />

„Im Siegerländer ÖPNV. Ich ermittle Daten und Meinungen<br />

und versorge damit den Kreis, den Zweckverband<br />

Personennahverkehr und die VWS.“<br />

„Mal was Neues. Henner als Experte für das Verkehrswesen!<br />

Wie bist du denn dazu gekommen?“<br />

„Durch Olli“, war die Antwort.<br />

„Wer ist denn das?“, war meine Frage.<br />

Henner antwortete ironisch: „Verfolgst du nicht die<br />

Nachrichten? Vor ein paar Wochen ging das Bild eines<br />

Busses ohne Fahrer durch die Presse. Ein solcher wurde in<br />

Berlin bei der Vorstellung durch Ex-Bahnchef Grube bekannt,<br />

der die Pläne der Bahn für autonome Verkehrsmittel<br />

vorstellte, mit denen in Zukunft Fahrgäste in Bussen ohne<br />

Fahrer unterwegs sein werden.<br />

Auch andere Verkehrsunternehmen wie die Hamburger<br />

Hochbahn AG zeigten Interesse am vollautomatischen<br />

Kleinbus. Bleibt also die Frage, ob wir „Olli“, so der Name<br />

des in Berlin gebauten Prototyps, demnächst auch auf Siegerländer<br />

Straßen sehen können. Und jetzt komme ich ins<br />

Spiel. Zusammen mit ein paar Kumpels bin ich in einer Art<br />

Beraterstab, der die Einführung von Olli in unserer Region<br />

vorbereiten soll. Zuerst würden wir das Modell in „magolves“<br />

umbenennen, schließlich sollen sich die Siegerländer<br />

mit ihm identifizieren.<br />

„Und die Pläne liegen schon konkret vor dir auf dem<br />

Tisch?“, fragte ich.<br />

„Nein“, entgegnete Henner, „das sind Fragebögen, die<br />

wir entwickeln, um bei der Siegerländer Bevölkerung deren<br />

Meinung, auch kritische Stimmen und Ängste zu ermitteln.“<br />

„Und, gibt es schon Ergebnisse?“, wollte ich wissen.<br />

„Klar, in erster Linie geht es um folgendes Problem:<br />

Fahrten in der Ebene sind unproblematisch, aber was<br />

ist mit den Steilstrecken? Es leuchtet ein, dass sich unter<br />

den Fahrgästen bei der abschüssigen Fahrt zum Beispiel<br />

auf der maroden Otto-Brenner-Straße in Geisweid<br />

Panik breitmacht, wenn man keinen beruhigend wirkenden<br />

Menschen am Steuer sieht. Aber hier<br />

könnten freiwerdende Fahrer nach kurzer<br />

Umschulung als psychologische Berater<br />

tätig werden, auf dem Berg zusteigen<br />

und sich bei der Talfahrt quasi seelsorgerisch<br />

einbringen. In den ersten Wochen<br />

könnte man ein lebensgroßes Playmobilmännchen<br />

zur Beruhigung vorne hinsetzen.<br />

Für die erste Zeit und bis diese<br />

Figuren fertiggestellt sind, haben meine<br />

Kumpels und ich uns als Freiwillige gemeldet.<br />

Wir steigen dann an den Bergstrecken<br />

wie Otto-Brenner-Straße, Stockweg<br />

oder Rosterstraße einfach zu, halten eine<br />

Lenkradattrappe in den Händen und signalisieren:<br />

Alles im Griff.“<br />

Im Übrigen gewöhnt man sich an vieles<br />

und schon jetzt wird es manchmal auf der<br />

besagten Straße merklich still im Bus, wenn<br />

der Fahrer im Bestreben, wenigstens einen Teil der obligatorischen<br />

Verspätung aufzuholen, eine Schussfahrt einleitet.<br />

„Eine mutige Zukunftsvision!“, sagte ich anerkennend.<br />

„Allerdings“, antwortete Henner. „Wir kriegen auch<br />

viel Zuspruch. Apropos Vision: Seitens der VWS liegen<br />

zwar noch keine konkreten Pläne vor, aber an dieser Stelle<br />

schon einmal vorab ein Blick in die Zukunft. Der „magolves“<br />

wird das Straßenbild dominieren, denn da das in<br />

Berlin vorgestellte Modell nur 12 Passagieren Platz bietet,<br />

muss eine Vielzahl von Fahrzeugen unterwegs sein. Man<br />

stelle sich das pittoreske Schauspiel vor, wenn man am<br />

Aussichtspunkt am Oberen Schloss die Karawane der Linie<br />

R 10 von Siegen nach Kreuztal und zurück betrachtet,<br />

die sich über Hagener und Weidenauer Straße bewegt. Ein<br />

Fahrplan wird sich erübrigen, denn wahrscheinlich ist jedes<br />

dritte Fahrzeug ein „magolves“ und man steigt einfach zu.“<br />

Jetzt musste ich aber einen skeptischen Ansatz einbringen:<br />

„Und was geschieht mit den bedauernswerten Busfahrern,<br />

die durch diese Innovation überflüssig werden?<br />

„Tja, das Problem ist noch nicht in trockenen Tüchern.<br />

Mit den Gewerkschaften sind wir in regen Gesprächen.<br />

Schließlich entstehen bei einem völlig neuen Verkehrsmittel<br />

ja auch neue Arbeitsplätze für Seiteneinsteiger. Aber neben<br />

dem erwähnten Einsatz als „Bergfahrtberuhiger“ könnten<br />

ehemalige Fahrer und andere zudem auf das Liniennetz<br />

verteilt für den Fall der Fälle bereitstehen und als „Däuer“<br />

fungieren und dem Bus bei schwächelnder Batterie bergauf<br />

mit zusätzlichem Schub hochhelfen.<br />

<br />

Jedanke zom Fröhjoahr<br />

De Dahw wern etz länger, de Sonn schint alt wärmer,<br />

de Schneeglöckcher si alt verblöht,<br />

mr fröjjt sech ob’t Fröhjoahr on rechdet dr Gaarde,<br />

öfwourl – et es noch verfröht.<br />

Och em März görret mänchmoal noch nächtliche Frösde,<br />

die bränge de Blömcher öm,<br />

awer wenn endlech de Schwalwe zerögge si,<br />

ka mr sä: dr Wender es röm.<br />

Eh de Bäum si etzend de Säfde am stije,<br />

ech schnetze mir nochmoal en Piffe,<br />

bet Flötentöne begrößt mr dt Fröhjoahr,<br />

doabi sin ech fröhlech ergreffe.<br />

De erschde Kerschebäum’ öffne de Blöte,<br />

Noachbersch Benn schläbbe Pollen herbi,<br />

em ahle Wierebaum brödde de Sproaln etz,<br />

doch wie schnell es dä Zauber verbi.<br />

Bal blöht alt dr Gejsder, mr trefft sech bim Maibaum,<br />

on lällt bi nem köhle Glas Bier,<br />

noch es Läwe em Dorf, mr schwätzt Platt berenanger,<br />

on noaheim giert mr öm Uhrer vier.<br />

Bruno Steuber<br />

20 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 21


Mundart<br />

Mundart<br />

Fuurweeijr e Kloawend<br />

Do wo heut zo Daach dat Warmwasserfreeibad va<br />

Geisweid lejt, wor fröher e oser Jugendzit on noch<br />

dovor,dr Fuurweeier. Dä Name kom wahrscheinlich<br />

doher, weil hä fröher als Wasserreservoir vor de Feuerwehr<br />

gedeent hadde on weil et jo e dä Johrn vor on no<br />

dm Erschde Weltkrech noch net allerweje e Kloawend on<br />

ob der Geiswei Wasserleidunge gob. at Wasser va der Sollwich<br />

floß er dr Weeier on wurde do kontrolliert obgfaange.<br />

Wenn enem nasse Johr zoveel Wasser do wor orer wenn die<br />

Sollwich e Richtung Kloewend net genoch Wasser hatte,<br />

wurde die groaße Schötze obgemacht, damet dat Wasser<br />

abfleeße konn.<br />

Dä Fuurweeijr wor e ganz natürliches Gewässer, deshalb<br />

goawet do och veel Frösche. Em Fröhjohr wor dat ganze Ufer<br />

öwersät va Froschlaich (mir Jonge säde „Fröschegekötz“ dozo)<br />

on hennerhär wimmelde et natürlich va Kaulquappe.<br />

Deshalb wor dat da och en gedeckter Dösch vor die Gänse,<br />

die ständig em on öm dem Weeir zu seh worne. E der Zitt konn<br />

och keiner a det Bare em Weeir denke. Ech ha als Jong geseh,<br />

wie zwo Gänse sich öm en Frosch gezänkt ha, jede hatte ei Bei<br />

D´r Zejjerett<br />

Ohs Zejj sporte so en Sehnsocht nom „Martin“ , däm<br />

Zejjebock va Guggels. Et woar Sonndachmorje on ohs Vadder<br />

wur userkohrn, de Zejj ob däm Wech ze führn. Weil de<br />

Zierwenähl zemlich lang worne, ginget nur langsam vörda.<br />

Zo allem Öwerfluss worne och noch eh paar Borsche bet<br />

ehre Modorrarer ungerwäjes, on machde grade doa Rast,<br />

wo d´r Vadder bet d´r Zejj her mosste. Jelächder, Spott on<br />

gore Rotschläj van den Borsche leß ohs Vadder standhaft<br />

öwer sech ergoah. Hä woar scho froh, dat de Borsche söst<br />

kinn Ohsenn machte bet ehre Modorrärer. Hä konn jo net<br />

wesse, dat de Borsche sech dat för de Röckwech objehurwe<br />

hadde. Dat wererspänstije Hibbedier, dat noch dän schürne<br />

va dem arme Dier em Schnabel on sie zoje so lang<br />

bes hä meddedurch geresse wor. Et sall och Fösche<br />

em Weeier gegäwe ha, aber wat vor Arde weis ech<br />

net, awer et worne soveel dat jemand us Kloawend<br />

die Föschereeirechte gepachtet hadde.<br />

On do es mo folgende Geschechte passiert:<br />

Obgleich dä Weeier zemlich schlammig wor, wurde<br />

doch dodren gebad. Ech selber han et och eimo<br />

versocht, awer mir wor dat net sauber genoch on<br />

wä net schwemme konn, stonn deef em Schlamm.<br />

Et wurde och va dem Pächter net so gern geseh.<br />

Do worne e paar größere Jonge us Kloawend, die<br />

wolle dä Pächter ärjern. Die hatte sich Härselstöcke<br />

em Hauberg geschneere, dä jo fast direkt a dr<br />

Weeier grentze on hadde ä Seil dra gebonne. A dem Seil<br />

heng en Bierfläsche. Da hadde se sich a det Weeierufer<br />

gesadd on die Fläsche a dem Seil e det Wasser gehange. Dat<br />

sou so us, als wenn einer am Angeln wör.<br />

Da scheckte se 2 kleinere Jonge no dem Pächter. Die<br />

solle säh, do wörne größere Jonge em Weeier am Angeln.<br />

Dä Mah wor deheim on rannde sofort los. He hatte ei stiffes<br />

Bei va ner Verwundung us dem Erschde Weltkrech on moßde<br />

deshalb med dem Kröckestock laufe. Hä wohnde net<br />

witt vam Fuurweeir on die Angler soae en schor va wierem<br />

komme on met dem Stock e der Loft fuchdeln. Awer sie<br />

blewe ruig setze bes dat de Ma bi en wor on bröllde:“ Ihr<br />

Föschdiebe, au well ech noch Ordnung biebrenge, ech zeie<br />

au a bi der Polizei“. Do säde die Jonge:“Wat wett Du da,<br />

guck doch erscht mo wat mir he mache, eher Du Dich so<br />

obrägjst“, on zoge die Bierfläsche us dem Wasser on zeite<br />

se em. Do guckte dä Ma ganz erstaunt on die Lü, die am<br />

bare worne on dat alles metkreje hatte, fenge a laud zo lache.<br />

Ja wat bleb dem Pächter annersch öwwerich, hä moßte<br />

gor miene zum böese Speel mache on metlache.<br />

Die Geschechte machte nadürlich de Ronde durch ganz<br />

Kloawend on Geiwei on jeder dä dat horte hät metgelacht.<br />

Otto Schneider<br />

Foto: Archiv Schneider<br />

Jeröch vam „Martin“ eh d´r Nas hadde, hinger sech herzehend,<br />

jewahrte d´r Vadder de Meute Modorradfahrer on<br />

dochte bet Schrägge ah dat Oheil, wat noh ohweigerlich<br />

ehtrere mosste. Grade ah ner Ställ, wo et zemlich steil noah<br />

d´r Lettfe abfällt, passierte dat Oheil. Weld knatternd fuhre<br />

de Modorrarer ah däm Zwiejespann vörbie on lese noch eh<br />

paar Fählzündunge knalln. De Zejj, jäh us ehre söße Träume<br />

jeresse, sprung däm Vadder va hinge döscher de Bäng,<br />

hirwelde en us, on beire heggelde de Böschung runger eh<br />

dän Abflussgrawe, dä eh de flüsst. De beire worne va urwe<br />

bes unge klatschnass on stonke we de Pest. Se rappelde<br />

sech werer ob on zoge noh Heim. Dä Kommentar vam Vadder<br />

woar kort on kräfdich: “Minna, dat well ech d´r säh, ech<br />

goah net nochemoal bet d´r Hibbe nom Bock!“ <br />

Helmut Stähler<br />

Wender eh oser Kingerzitt<br />

Bruno, sädde Möllersch Jettche,<br />

schriff doch moal em Plattschwätz - Blättche,<br />

dat och e zwanzichsewwenzeh<br />

dt Fröhjohr kömmt noam Wenderschnee.<br />

So`n Kingerwonsch erföllt mr gern,<br />

de Oawe löchde wie zwo Schdern’.<br />

Eh oser Kendheit, ech denke zerögge,<br />

doa wor för os dt gröerßde Glögge,<br />

wenn degget Is de Rudde bedeggde,<br />

dt mir bet dr Zung Gugglocher re leggde,<br />

mir ha Isblome bewungert, schüerner wie Nelke,<br />

die konne zwor schmelze, awer net welke.<br />

Jeheizt wur de Wournung bem Köcheherd,<br />

de Wournschdurw nur Sonndaachs, sösd - Zutritt verwehrt,<br />

dat Bädd wur jewärmt bet nem Schdääng us dr Baach,<br />

ehjeweggelt eh Zeidungsbabier vam letzde Dach.<br />

Des Oawends schodde mr Wasser ob Wäj on ob Schdroaße<br />

öm morn ob der Riehbah ze rötsche on roase,<br />

Os Vadder goaw Order, nemet durfde doa schdörze,<br />

bet Äsche vam Herd dat Vergnöje verkörze.<br />

Dr Heerde döbbde dt Söjjche em Schdaal,<br />

Wörschde koche em Wäschkessel - völlich normal.<br />

Des Oawends wur da dt Wellfleisch verdröggt,<br />

on dr Heerde bet Öchelhüser beglöggt.<br />

Dachsdrob kreje Schlachdebröh lewe Bekannde,<br />

die mir allesamt Onkel on Dande nur nannde.<br />

Ech darf net dra denke, sösd könn ech hard lörrn,<br />

wenn Früesköddeln hö öwer 0 Grad sech beschwern.<br />

Doch dat Jettche häd recht , dat werd’t är alt seh,<br />

dt Fröhjohr wüerd komme, trotz Schdorm, Is on Schnee.<br />

Mr ahnt schur, dat Benn bal noa Schneeglöggcher fleje,<br />

de Burn äre Fäller aggern on eje,<br />

eh de Dachrenne Schbatze ser Nesder boue,<br />

on de Hogge trotz Is sech ze wandern troue.<br />

So, Lewetche, sän ech, dat reicht etz fört Blättche,<br />

on dt Jettche macht etz sech hellob et Bettche.<br />

Bruno Steuber<br />

Frühling<br />

Dat Leed well mer net us dm Kopp goa, on ech denke<br />

doabi ömmer a min aktive Zitt em Krommijer Posaunechor,<br />

wie dr Walter Münker noch Örjeler woar. Doa<br />

wure näwer fromme Choräle och Märsche on äwe solche<br />

Volksleerer jebloase.<br />

Etzend häd mer de sewwenzich on me om Boggel,<br />

on ka nemmeh wie eh dr Kingerzitt bet Gärtchesrieser<br />

dm Bur dörch d’t Gras flatsche on Maikäfer fängke. Et<br />

göt ner awer hoffentlech och hiddat Joahr werrer, on et<br />

macht Spaß, wenn mr dä kleine Kinger dn Ungerchied<br />

döscher nem Bäcker, nem Möller, nem Schornstdefäjer<br />

on nem Könich vergleggern ka. Ech verzahln och, dat<br />

die Brömmeler bet dä lange Horner Männcher, on die<br />

bet dä korde Föhler Wifjer si. Öf dat stömmt ? Ka si, ka<br />

och si net. Hauptsache, de Kinger ha ären Spaß doabi.<br />

Hö de morje es mir wrhafdich einer gä de Scherwel<br />

jebrommt, on ech schwörn, et woar ken Perdsbrömmeler!<br />

Ech woar meh erschrogge wie dat brune Brommdier,<br />

on woll mech alt fall’n loaße. Volle Deckung, wie<br />

bi dr Bundeswehr vör öwer foffzich Johrn jeöwt. De<br />

Kingergaardekinger hadde wahne Spaß, on hanen da<br />

werrer fleje loaße.<br />

Dat die Frühlingsbote morjes ömme Uhrer zeh alt<br />

fleje es jo och net normal; denn normalerwies komme<br />

die ömmer pünktlech oawends ömme halwer zeh Uhr,<br />

wenn dä Zoch va Ahlehungem noa Sejje e Lettfe hält. Dä<br />

brängt die bet. So woar dat fröhjer, on so es dat och noch<br />

hö, verzahln ech jedenfalls oawezwinkernd dä kleine<br />

Kinger, so wie min Vadder os dat och alt verzahlt häd.<br />

De Bah mößde hö eijendlech moal pünktlech si, on<br />

de Maikäfer on dt Fröhjoar betbränge ...<br />

Bruno Steuber<br />

Et riemt sech –<br />

meisdens<br />

Et woll en Mah moal wat berechde,<br />

on meint, drbest wör e Jedechde.<br />

E Riemche dat kömmt ömmer ah,<br />

sofern mr Plattdütsch schriewe ka.<br />

Hä weiß, ob Liebe riemt sech Triebe,<br />

zor Nourt evenduell och Diebe,<br />

och dat de Farw vam Gras es grün,<br />

on dat e Holland Tulpen blühn.<br />

On während hä so braggeziert<br />

merkt hä wat ah däm Kunstwerk schdört:<br />

Bet Knubbeln schwätze, dat es Mest,<br />

wördst de doch lewer schdell jewäst.<br />

Bruno Steuber<br />

22 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 23


Mundart<br />

Fröhjahrswönsche<br />

Lewer Gott, Du häst jesäd, mr söll ärwe on bäre.<br />

No gugge moal ah, wat ech mech jebloawt ha. Dr<br />

Gaarde es römjeschdoche, on alles es jesäjt. Mälde,<br />

Kohlrawe, Beeslauf, Sobbekrutt, Ärwetse, Mohrn, on<br />

Grömoos. Etz lejjdet a Dir, dat alles obgiert on wierst.<br />

Derwäje komme ech etzend noa Dir.<br />

Si doch so god, on schberr moal vam 10. bes 20. Mai<br />

die drejj Ishelije od dat kaale Sophie em Hemmel eh nem<br />

schüer warme Äggelche eh. Die Ägeln mache os em Sejerland<br />

oft de Birn,- Äbbel,- on Gwätscheblöde kabutt.<br />

Mir esse jenau so gerne Obst wie die Uswärdije us dm<br />

Rhiland, örrer us Hesse. Awer bet der Sorde Mäggeser<br />

goht Ihr ömmer veel gnädijer öm.<br />

On da mach et och so, darret jede Nacht va Uhrer zwölle<br />

bes drejj räänt, awer net so arich, on ömmer schüer<br />

lauwarm, doabet och alles rechdich bi de Är giert. Doch<br />

doabi loaßet bidde net ob de Geranien on de Sonnrüersjer<br />

dribbeln. Du weißt jo och, dat die’t gerne e besselche<br />

drüjj ha. Wenn die ze naß wern, da seh’ die jo so rechdich<br />

zammelich us.<br />

Da sall de Sonn dr ganze Daach schinn, awer net so<br />

wahne, dat werrer alles verdrüjjt. On och net öwerall he,<br />

zom Beischbeel net ob de Glöggelcher, dn Schbierschdruch<br />

örrer dn Rhododendron.<br />

On da mößde am nächsde Morje alles schüer vam Doau<br />

naß sie. On loaß och net so wahne veel Wend goa.On<br />

da hädde ech och noch gerne en ganze Höbbel Räjewörm,<br />

awer kä Rubbe, kä Blattlüs on ken Mähldoau.<br />

On bi Junglecht, awer nur da, doa moßt de besüngersch<br />

drob achde, da loaß et moal dönn ob de Sorrel on dn Höhnermest<br />

rään, öm dat alles god wierst. So, lewer Gott, etz<br />

weißt de jenau Bescheid. Dö mir dän Jefall’n, on rechde<br />

Dech, on bescher mir en gore Ernde.<br />

Bruno Steuber<br />

Da ich kleine Blumenzwiebel<br />

noch nicht geboren bin und<br />

noch tief in Mutters Schoß im<br />

Vaterland lebe, stelle ich mir in meinen<br />

Gedanken oft mein kommendes<br />

Leben vor.<br />

Frühling<br />

Gedanken einer Blumenzwiebel<br />

Wie wird es wohl sein, das Licht<br />

zu sehen, die Wärme der Sonne zu<br />

fühlen oder den Wind, wenn er sanft<br />

über meine Blütenblätter streift? Wie<br />

werden sie aussehen, der Himmel, die<br />

Wolken, die Bäume, das Land?<br />

Obwohl ich es manchmal kaum erwarten<br />

kann, habe ich aber auch Angst<br />

vor der anderen Welt. Wird man mich<br />

lieben, so wie die gute alte Mutter Erde<br />

es tut? Werden die Menschen, von denen<br />

die Ältesten hier oft berichten, gut zu mir<br />

sein und auch meine Seele erkennen?<br />

Ich weiß nicht, was mich erwartet,<br />

aber ich spüre Tag für Tag die Kraft in<br />

mir, die meine Wurzeln wachsen lässt,<br />

mir Hoffnung gibt und mich stark für<br />

das „neue“ Leben unter euch macht. <br />

Eva Schumacher<br />

Vor über 50 Jahren äußerte der spätere Bundesverfassungsrichter<br />

Ernst-Wolfgang Böckenförde: „Der<br />

freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen,<br />

die er selbst nicht garantieren kann.“ Ergänzend<br />

und als wichtige Grundlage für ein freiheitliches<br />

Gemeinwesen forderte Böckenförde eine gemeinsame<br />

Vorstellung davon wie man zusammenleben will. Diese<br />

Vorstellung („...dass jeder nach seiner Fasson ein sinnvolles<br />

Leben soll führen können“) wird von vielen –verstärkt<br />

unter dem Eindruck der aktuellen Flüchtlingskrise<br />

– infrage gestellt oder sogar abgelehnt.<br />

Gemessen an der Feststellung von Ernst-Wolfgang Böckenförde<br />

wird das Gemeinwesen<br />

geschwächt,<br />

wenn Teile der Bevölkerung<br />

ihm gleichgültig gegenüberstehen.<br />

Eine gegenläufige<br />

Entwicklung<br />

zeigt sich in der wachsenden<br />

Gruppe älterer<br />

Menschen, die mit der<br />

steigenden Lebenserwartung<br />

Chancen zu einem<br />

bürgerschaftlichen Engagement<br />

verbinden. Von<br />

besonderer Bedeutung ist<br />

daher die vom Deutschen<br />

Heute von Erich Kerkhoff Bundestag geforderte<br />

Foto: Rita Petri<br />

Kommentar<br />

Erfahrbare Wertschätzung<br />

„Politik mit älteren Menschen und für ältere Menschen“,<br />

die auf „erfahrbare Wertschätzung“ abzielt (Drucksache<br />

18/10210). Dementsprechend sollen die Kommunen einen<br />

Auf- und Ausbau von Kooperations- und Vernetzungsstrukturen<br />

zwischen Verwaltung, Gesundheits- und Pflegewesen<br />

und Zivilgesellschaft vornehmen.<br />

Der Forderung, dass jeder nach seiner Fasson alt werden<br />

kann, sollen Angebote an sozialen Dienstleistungen gerecht<br />

werden durch „mehr Bildungsangebote, Nachbarschaftshilfen<br />

und Angebote gemeinschaftlicher Wohnformen sowie<br />

die Stärkung des Quartiers und des sozialen Nahraums“.<br />

Vergleichbare Ziele führten vor 20 Jahren zur Wahl eines<br />

Seniorenbeirats und zur Einrichtung des landesweit beachteten<br />

Begegnungszentrum HausHerbstzeitlos in Siegen. Auch<br />

der Erfolg des durchblick wäre ohne diese „neue Sichtweise“<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Aber es geht nicht ohne kompetente und engagierte hauptberufliche<br />

Unterstützung! Diese Einschätzung führte bereits<br />

in den 90er Jahren zu Berufung einer Seniorenbeauftragten<br />

im Siegener Rathaus. In der Folgezeit hat die Zahl der hier<br />

lebenden älteren Menschen um mehrere Tausend zugenommen,<br />

gleichzeitig wurde die weitreichende Engagementbereitschaft<br />

und gesellschaftliche Bedeutung ihrer Generation<br />

als „unverzichtbar“ anerkannt. Vor diesem Hintergrund ist<br />

irritierend, dass nach dem altersbedingten Ausscheiden der<br />

langjährigen Stelleninhaberin (Ende 2016) Politik und Verwaltung<br />

sich offenbar noch nicht auf eine Wiederbesetzung<br />

ihrer Stelle verständigen konnten. <br />

Foto: Rita Petri<br />

Aufbruchstimmung<br />

Bei mildem Fön, heute von Süden<br />

entfalten prachtvoll sich die Blüten,<br />

die Vögel singen ihre Lieder<br />

und Sonne scheint auf steife Glieder.<br />

Ein Schneemann, der im Garten stand<br />

längst seine letzte Ruhe fand.<br />

Der Gartenzwerg guckt ganz verschmitzt,<br />

weil er an seiner Stelle sitzt!<br />

Im Park beginnt ein frohes Treiben,<br />

denn jeder möchte draußen bleiben,<br />

munter spielen dort die Kinder,<br />

vergessen ist der harte Winter.<br />

Frisches Grün bedeckt den Rasen,<br />

auf den Feldern hoppeln Hasen.<br />

Aufbruchstimmung macht sich breit<br />

für die schöne Osterzeit!<br />

Helga Düringer<br />

Frühlingserwachen<br />

Der Frühling scheint zu kommen,<br />

doch wird er noch begleitet,<br />

von einem pulvrich weißen Hauch<br />

des Winter`s , der jetzt scheidet.<br />

Wie ein feines Spitzenkleid<br />

bedeckt noch Schnee die Erde,<br />

jedoch spürt man schon weit und breit<br />

dass es bald Frühling werde.<br />

Ganz zaghaft klopft der Lenz nun an<br />

läßt`s Knistern im Geäst,<br />

die Sonne wärmt so gut sie kann,<br />

vertreibt des Winter`s Rest.<br />

Entfesselt und vom Frost befreit<br />

explodiert jetzt die Natur,<br />

so zieht die schöne Frühlingszeit<br />

nun ihre grüne Spur.<br />

Es zaubern uns die ersten Blüten<br />

ein fröhlich Lächeln ins Gesicht,<br />

der Frühling uns trotz vieler Mythen<br />

ein buntes Blumenmeer verspricht.<br />

Laue Luft bläst heut` von Norden<br />

ein Farbrauch liegt auf Feld und Flur,<br />

wie ein Kunstwerk allerorten<br />

erlebt man jetzt den Lenz ganz pur.<br />

Pulsierend voller Energie<br />

zwingt er den Winter in die Knie<br />

und die ganze Vogelschar<br />

begrüßt den Frühling Jahr für Jahr.<br />

Helga Düringer<br />

24 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 25


Historisches<br />

Historisches<br />

Et was über die verordnete Keuschheit von Geistlichen<br />

„Fleischliche Sünden“ wurden nicht nur im Mittelalter begangen<br />

Trauen darf er, getraut werden darf der Priester nicht<br />

Es gab einmal eine Zeit, da war viel Aufregung in den<br />

Pfarrhäusern. Vor allem die Ehefrauen der Priester<br />

waren völlig außer sich. Der Grund für die Erregung<br />

war aber auch demnach. Der Dechant, Vorsteher der<br />

Gemeindeseelsorger, hatte die Nachricht gebracht, dass es<br />

vorbei sei mit dem Eheleben im Pfarrhaus. Das Konzil habe<br />

beschlossen, dass christliche Priester ehelos sein müssten.<br />

Auch eine Konkubine – so nannte man die mit einem Priester<br />

in häuslicher Gemeinschaft lebende Geliebte - würde<br />

nicht mehr geduldet. Eine Messe der nicht Folgsamen dürfe<br />

von keinem Gläubigen gehört werden. Das Ganze war im<br />

Jahr 1139.<br />

Leicht lässt sich ausmalen, wie die Gespräche in den<br />

Pfarrhäusern in den Tagen danach verliefen. Klar, jeder<br />

Geistliche wusste, dass der eigentliche Idealzustand für<br />

ihn die Ehelosigkeit war. Jesus, der Gottessohn, hatte ja<br />

auch keine Frau gehabt. In der Bibel war entsprechendes zu<br />

lesen. Andererseits stand fest, dass Petrus, der Erste unter<br />

seinen Jüngern, verheiratet gewesen war, andere Apostel<br />

wahrscheinlich ebenfalls. Und bis jetzt hatte eine Partnerin<br />

ja auch nie ein Hindernis für die Weihe zum Priester<br />

bedeutet. Nun aber diese Nachricht! Irgendwann musste<br />

eine Entscheidung getroffen werden. Was also tun? Salopp<br />

formuliert lautete die Frage: Schicke ich die Frau mit den<br />

Kindern in die Wüste<br />

oder hänge ich den<br />

Job an den Nagel?<br />

Für die Gebildeten<br />

der damaligen Zeit<br />

stand rasch fest, dass<br />

die mehr als 500 Konzilteilnehmer<br />

in Rom<br />

nicht ohne Grund zu<br />

ihrem Beschluss gekommen<br />

waren. Der<br />

Besitz eines ehelosen<br />

Seelsorgers fiel<br />

nämlich nach dessen<br />

Tod an die Kirche.<br />

War er hingegen<br />

verheiratet, dann traten<br />

Frau und Kinder<br />

das Erbe an. Diese<br />

Annahme stellte natürlich<br />

die weltliche<br />

Version dar. Die kirchliche<br />

– und damit die<br />

offizielle - Lesart sah<br />

anders aus. Danach<br />

diente eine Stelle aus<br />

dem Matthäus-Evangelium als Begründung. Hier stehen<br />

gemäß der Luther-Übersetzung die Jesus-Worte: „… und<br />

sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben<br />

um des Himmelreiches willen.“ Ein Nicht-Schriftgelehrter<br />

wird sich schwer tun, damit die Ehelosigkeit – auch „das<br />

Zölibat“ genannt - der Priester zu rechtfertigen.<br />

Ob es „gesund“ ist, den „bösen“ Trieb zu unterdrücken,<br />

das soll hier nicht behandelt werden. Medizinische Themen<br />

sind für uns tabu. Damit soll sich die Apotheken-Umschau<br />

befassen. Für uns ist interessant, wie die Kleriker in den<br />

folgenden Jahrhunderten mit dem verordneten Zwang zur<br />

Keuschheit umgingen. Verbreitet waren allerlei Möglichkeiten<br />

die natürliche Triebhaftigkeit einzudämmen. Man<br />

versuchte es mit Fasten, kalten Wassergüssen, Schlafentzug,<br />

auch mit einem „Cilicium“. So nannte man ein mit<br />

Schweineborsten oder Rosshaaren gefertigtes Büßerhemd,<br />

das die Haut pikste. Sehr unangenehm, vor allem bei längerem<br />

Tragen. Wem das noch nicht reichte, für den gab<br />

es auch noch grausamere Praktiken, zum Beispiel sich<br />

durch Peitschenhiebe, gewöhnlich auf den Rücken, selbst<br />

zu misshandeln. Wir dürfen sicher sein, dass dies alles bei<br />

den Betroffenen nicht nur mit Schmerzen, sondern auch<br />

mit schweren Seelenqualen einherging. Eigentlich hatte die<br />

Kirche gewünscht und erwartet, dass sich die Geistlichen<br />

Foto: wikimedia commons<br />

durch die Ehelosigkeit in vollkommener Weise Gott widmen<br />

würden. Stattdessen mussten sie - der Natur folgend<br />

– vielfach in vollkommener Weise gegen ihre sexuellen Regungen<br />

ankämpfen.<br />

Leider, leider müssen wir aber auch eingestehen, dass es<br />

trotz der genannten Möglichkeiten zur Triebeindämmung<br />

durch das ganze Mittelalter hindurch mit der Keuschheit der<br />

Seelsorger insgesamt nicht weit her war, dass die Verstöße<br />

gelegentlich offenbar über das Maß hinausgingen, welches<br />

wir uns vorstellen können. Beispiele zitiert Umberto Eco<br />

im Bestseller „Der Name der Rose“. Hiernach ordnete der<br />

offenbar habgierige Papst Johannes XXII. im 14. Jahrhundert<br />

folgendes an: „Wenn ein Priester oder Mönch eine<br />

fleischliche Sünde begeht, sei`s mit einer Nonne, einer<br />

Verwandten oder einer beliebigen Frau … erhält er nur<br />

Absolution, wenn er siebenundsechzig Goldpfund und zwölf<br />

Heller bezahlt. Und wenn er Bestialitäten begeht, kostet es<br />

über zweihundert Pfund, aber wenn er sie nur mit Kindern<br />

und Tieren begangen hat und nicht mit Frauen, wird das<br />

Bußgeld um hundert Pfund verringert. Und eine Nonne, die<br />

es mit vielen Männern getrieben hat, sei`s gleichzeitig oder<br />

nacheinander, sei`s drinnen im Kloster oder auch draußen,<br />

und die nun Äbtissin werden will, muss einhunderteinunddreißig<br />

Goldpfund und fünfzehn Heller zahlen.“<br />

Auch hatte die Priesterehe nicht wirklich aufgehört. Es<br />

ist kein Geheimnis, dass höchste Kleriker gegen die verordnete<br />

Enthaltsamkeit verstießen. Papst Alexander VI.<br />

soll fünf Kinder gehabt haben, Papst Innozenz VIII. sogar<br />

sechzehn. Den Vogel ab schoss freilich Bischof Heinrich<br />

von Lüttich, der mehr als sechzig (!) Kinder zeugte. Der<br />

kleine Landgeistliche indes sah mitunter seinen Dechant<br />

mit der Kutsche vorbeifahren, als Begleitung saß neben<br />

ihm ein aufgedonnertes weibliches Wesen, die Haushälterin.<br />

Und so war es kein Wunder, dass irgendwann auch der<br />

Seelsorger des Dorfes eine solche beschäftigte. Die höhere<br />

Geistlichkeit schritt keineswegs ein, zeigte sich sogar sehr<br />

entgegenkommend, erwartete lediglich eine regelmäßige<br />

Abgabe und die Sache mit der Duldung war geritzt.<br />

Einerseits blickte die Bevölkerung mit Abscheu auf diese<br />

wilden Ehen, andererseits hatte die dauernde geschlechtliche<br />

Verbindung der Seelsorger auch Vorteile, war oft sogar<br />

ein Glück für die Gemeinde. In vielen mittelalterlichen<br />

Flugschriften ist zu lesen, wie Priester ohne eine Partnerin<br />

in Dorf und Stadt ihre Sinnlichkeit nicht zu zügeln vermochten.<br />

Sie missbrauchten ihre Stellung als geistliche Leitfigur<br />

gründlich, verführten mit salbungsvollen Beteuerungen die<br />

Frauen und Töchter der Gemeindeglieder, verdarben deren<br />

Familienleben. Da wurde der Beichtstuhl zum Kontakthof,<br />

das Pfarrhaus zum Etablissement, eine Intensiv-Segnung<br />

zum Zahlungsmittel.<br />

Kommen wir<br />

nun zum traurigsten<br />

Kapitel dieser<br />

sittlichen Missstände.<br />

Es konnte –<br />

wie man sich denken<br />

kann - nicht<br />

ausbleiben, dass<br />

die Haushälterinnen<br />

auch Kinder<br />

zur Welt brachten.<br />

Diese waren zu<br />

bedauern, auf ihnen<br />

lastete ein lebenslanger<br />

Fluch.<br />

Schon als Knirpse<br />

wurden sie zu<br />

Ausgestoßenen,<br />

bekamen später<br />

– obwohl vielfach<br />

Umberto Eco<br />

hochbegabt – keinerlei<br />

Zugang zum bürgerlichen Leben, sogar in die Zünfte<br />

der Handwerker wurden sie nicht aufgenommen. Als rechtlose<br />

Außenseiter und Angehörige der gesellschaftlichen<br />

Unterschicht durften sie nur niedrigste Arbeiten verrichten,<br />

wahlweise blieb ihnen eine Zukunft beim „fahrenden Volk“.<br />

Welch eine Vergeudung geistigen Potentials!<br />

Dieser Zustand änderte sich nach der Reformation zumindest<br />

bei den Kindern der protestantischen Pfarrer, die<br />

ja heiraten durften. Ehelich geboren stand dem Nachwuchs<br />

der Weg in höhere Tätigkeiten nach allen Seiten hin offen.<br />

Wenn man sich die Lebensläufe der großen deutschen Gelehrten,<br />

der Dichter, der Künstler, der Intelligenz insgesamt<br />

in den letzten Jahrhunderten anschaut, kann man feststellen,<br />

dass doch sehr, sehr viele mindestens einen, oft mehrere<br />

Vorfahren in einem protestantischen Pfarrhaus hatten. Dies<br />

gilt, wenn auch in abgeschwächter Form, bis in die gegenwärtigen<br />

Tage.<br />

Bei den Katholiken bleibt derzeit alles noch beim Alten,<br />

der Streit um die Ehelosigkeit der Geistlichen ist nach wie<br />

vor ein Dauerthema, vor allem auch weil die personellen<br />

Schwierigkeiten bei der Besetzung von Pfarrstellen immer<br />

mehr zunehmen. Aber ist eine Wende überhaupt vorstellbar?<br />

Hierzu erzählte der heutige Papst Franziskus – noch<br />

als Kardinal - während eines Interviews folgenden Witz:<br />

„Zwei Priester unterhalten sich; fragt der eine: ‚Wird ein<br />

neues Konzil den Pflichtzölibat aufheben?‘ Entgegnet der<br />

andere: ‚Ich glaube ja.‘ Stellt der erste fest: ‚Jedenfalls werden<br />

wir das nicht mehr erleben, sondern höchstens unsere<br />

Kinder.‘“ Ulli Weber<br />

Foto: wikimedia commons<br />

26 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 27


Historisches<br />

Historisches<br />

Die Glocken der Martini-Kirchen<br />

von Raumland und Feudingen<br />

1260 errichtete Martini-Kirche 2) . Bis<br />

zum Jahr 1955 war sie mit einem kleinen,<br />

seitlichen Glockenturm versehen.<br />

Er musste wegen eingetretener Baumängel<br />

abgerissen werden. Auf dem Dach<br />

des Kirchenschiffes wurde im Jahr 1956<br />

ein Dachreiter angebracht, der seitdem<br />

die drei historischen Bronze-Glocken<br />

beheimatet.<br />

Alle drei Klangkörper sind mit keiner<br />

Jahreszahl versehen. Sachverständige<br />

ordnen diese der Zeit zwischen 1350<br />

und 1400 zu 3) . Sie bilden das älteste,<br />

aufeinander abgestimmte Glocken-<br />

Ensemble in Westfalen. Ihre Gewichte<br />

betragen ca. 350, 180 und 50 kg. Durch<br />

den geringen Materialwert und wegen<br />

des hohen Alters ist das Geläut den Beschlagnahmungen<br />

im ersten und zweiten<br />

Weltkrieg entgangen.<br />

Die größere der drei Glocken ist bruchstückhaft mit<br />

einer Aufschrift versehen, die möglicherweise wie folgt<br />

lautet: Ave Maria Gracia Plena (Gegrüßest seist du Maria<br />

voll der Gnade).<br />

Die Glocken wurden von Januar bis März 2009 einer<br />

umfassenden Sanierung unterzogen und in einem Festgottesdienst<br />

am 18. April erneut ihrer alten Bestimmung<br />

zugeführt. Auch bei diesen Untersuchungen ergaben sich<br />

keine Hinweise auf den oder die Glockengießer.<br />

Umfangreiche Grabungen, die im Sommer 2010 auf<br />

dem Kirchengelände durchgeführt wurden, haben bestätigt,<br />

dass es eine, vielleicht auch mehrere Vorgängerkirchen<br />

gegeben hat. Die vermutlich zwischen 1450 und<br />

1500 entstandenen Wandmalereien, in 1985 freigelegt,<br />

sind in einer ev. Kirche reformierten Bekenntnisses äußerst<br />

selten und verdienen Beachtung.<br />

Sie jubilieren, umarmen, begrüßen, konzertieren,<br />

jauchzen und frohlocken. Den Trauernden stehen<br />

sie zur Seite und begleiten Menschen auf ihrem<br />

letzten irdischen Weg. Sie klagen, warnen, mahnen und<br />

verbinden: Glocken!<br />

Ihre vielfältigen Aufgaben lösen sie alleine, zuweilen<br />

im Verbund, in rasanter Klangfolge oder verhaltenem<br />

Schall. Keiner sieht sie, aber jeder hört sie. Seit Jahrhunderten<br />

sind sie nahezu ausnahmslos an exponierter Stelle<br />

postiert, oftmals mit der Sicht über den gesamten Ort, eine<br />

Bergkette oder die Weite des Meeres.<br />

Die heutige Betrachtung wendet sich den zwei alten<br />

Martini-Kirchen des früher selbständigen Kreises Wittgenstein<br />

und deren Glocken zu.<br />

Die Christianisierung der Oberläufe<br />

von Eder und Lahn erfolgte flußaufwärts<br />

von Amöneburg im Marburger Becken.<br />

Auf dem dortigen Hochplateau wurde<br />

um 721 durch den Benediktinermönch<br />

Bonifatius ein Kloster gegründet 1) .<br />

Die Ruinen desselben und des später erbauten<br />

Schlosses lohnen einen Besuch.<br />

Ein Rundweg entlang der alten Stadtmauer<br />

ist in mancherlei Weise aussichtsreich.<br />

Raumland<br />

Kirche in Raumland<br />

Unweit des alten Dekanatssitzes Arfeld<br />

liegt Ederaufwärts die heute zu Bad<br />

Berleburg gehörige Ortschaft Raumland<br />

und die vermutlich zwischen 1240 und<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Kirche in Feudingen<br />

Feudingen<br />

Die früher selbständige Gemeinde Feudingen bildet<br />

heute einen Teil von Bad Laasphe. Auf einem Felssporn,<br />

mitten im Ort und von allen Seiten gut sichtbar, wurde<br />

vermutlich um das Jahr 1250 die Kirche errichtet, die,<br />

gleichfalls wie die Gotteshäuser in Raumland, Netphen<br />

und am Unteren Schloß zu Siegen, unter dem Patronat des<br />

Bischofs Martin von Tours steht.<br />

Vermutlich hatte auch diese Verkündigungsstätte eine<br />

Vorgängerin, da Feudingen Urpfarrei des oberen Lahntals<br />

war. Die ersten, nach der Christianisierung errichteten<br />

Kirchen, waren kleine Bauwerke aus Holz.<br />

Das Feudinger Kirchenarchiv vermerkt die Anschaffung<br />

von zwei Glocken im Jahr 1523. Als Gießer wird<br />

Joachim Tross genannt 4) . Am 1.7.1816 zerstörte ein Blitzschlag<br />

die schlanke, hoch in den Himmel ragende Turmspitze,<br />

die beiden historischen Glocken verbrannten und<br />

wurden wegen fehlender Finanzmittel erst 1840 ersetzt.<br />

Zuvor war in den Jahren 1838/39 der Kirchturm ausgebessert<br />

und mit einer „Stummelspitze“ versehen worden.<br />

Durch den Turm führt eine Treppe mit 82 Stufen hinauf<br />

zur Glockenstube.<br />

Die beiden Bronze-Ersatzglocken mussten im ersten<br />

Weltkrieg zur Einschmelzung abgegeben werden.<br />

In der Zeit von 1913 bis 1949 versah Heinrich Huchzermeyer<br />

seinen Dienst als Pfarrer in Feudingen. Aus<br />

eigenen Mitteln schenkte dieser im Jahr 1923 der Kirchengemeinde<br />

drei neue Stahlglocken, die beim „Bochumer<br />

Verein“ hergestellt worden waren. Sie tragen die<br />

Aufschriften:<br />

„Seid fröhlich in Hoffnung“<br />

„Geduldig in Trübsal“<br />

„Haltet an am Gebet“<br />

ca. 420 kg<br />

ca. 735 kg<br />

ca. 1.058 kg<br />

Der fortlaufende Text ist dem Brief des Apostels Paulus<br />

an die Gemeinde in Rom, Kapitel 12, Vers 12, entnommen.<br />

Alle drei Glocken bilden auch jetzt noch das Turmgeläut.<br />

Auch in der Feudinger Kirche konnten Wandmalereien<br />

aus vorreformatorischer Zeit freigelegt werden. Der historische<br />

Fußboden, verlegt im „Fischgrätmuster“, stellt eine<br />

erfreuliche Besonderheit dar 5) .<br />

Ein Bericht über die Martini-Kirchen zu Netphen und<br />

Siegen ist für die nächste Ausgabe geplant<br />

Heinz Stötzel<br />

Literaturverzeichnis: 1.) Jürgensmeier, Dr. Friedhelm: Das Bistum Mainz, Verlag<br />

Josef Knecht, 1988, Seite 29/von Pa<strong>db</strong>erg, Dr. Lutz Bonifatius: Brockhaus-Verlag,<br />

1989, S.68. 2.) Burkhard, Dr. Johannes: Die Kirchen des Kreises Wittgenstein, 2001,<br />

S.133. 3.) Peter, Claus: Raumland, Beiträge z. Geschichte unseres Dorfes, 1975, Seite<br />

168. 4.) Aufzeichnungen im Archiv der Ev. Ref. Kirchengemeinde Feudingen.<br />

5.) Bauer, Eberhard: „Die Kirchen des Kreises Wittgenstein“, S. 105<br />

28 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 29


Willi Bürger<br />

Astrid E. Schneider<br />

Willi Bürger<br />

Jahrgang 1949, in Anröchte geboren,<br />

Beruf Realschullehrer<br />

Heute ist mein Wetter: kalt, knackig, Schnee und Sonne,<br />

erklärt gut gelaunt Willi Bürger, als wir ihn an<br />

seiner Wetterstation am Oberen Schoss in Siegen<br />

treffen. Es wird ernster: Auf den Tag genau hatte der Orkan<br />

Kyrill vor 10 Jahren in Deutschland gewütet. Auch in den<br />

Wäldern des Sieger- und Sauerlandes knickten zig Tausende<br />

Bäume um. Tote mussten beklagt werden. Wal<strong>db</strong>auern waren<br />

verzweifelt. Seit dem Starkregen 2002 in Siegen, der den<br />

Boden aufweichte und zu Erdrutschen führte, ließ es dem<br />

Realschullehrer keine Ruhe, bis seine Schule eine eigene<br />

Wetterstation bekam. Jörg Kachelmann sagte damals in der<br />

Tagesschau, dass er keine Daten aus Siegen habe. Willi Bürger<br />

nahm Kontakt mit Kachelmanns Firma Meteomedia auf,<br />

die dem Projekt zustimmte. Weiter gelang es ihm die hohen<br />

Kosten von 16.000 Euro mit Sponsorengeldern aus Siegen<br />

zu finanzieren. So ließ sich die genormte Wetterstation – bestehend<br />

aus einem 10 Meter hohen Mast auf dem Dach der<br />

Turnhalle und weiteren Messgeräten auf der Wiese nebenan<br />

-schnell realisieren. Auch die Stadt unter Bürgermeister Ulf<br />

Stötzel unterstützte das Projekt. 2003 zur Eröffnung der Station<br />

kam Jörg Kachelmann persönlich. Er trug sich ins Goldene<br />

Buch der Stadt Siegen ein und ließ es sich nicht nehmen,<br />

selbst eine Schulstunde zum Thema Wetter zu halten – die<br />

Schüler und Schülerinnen waren natürlich begeistert. Das<br />

Projekt war cool. Ebenso die neu gegründete Wetter-AG mit<br />

ihrem Erdkundelehrer.<br />

Täglich werden seitdem automatisch Messwerte wie Niederschlag,<br />

Temperatur, Windstärke, Sonnenstrahlung und<br />

Luftdruck zur Zentrale der Meteo-Group, so heißt die Firma<br />

nach Verkauf durch Kachelmann) nach Berlin weitergeleitet.<br />

Seit seinem Ruhestand ist Willi Bürger allein verantwortlich<br />

für die Station. Wöchentlich kommt er vorbei<br />

und kontrolliert die Messgeräte der Wetterstation, die inzwischen<br />

im Besitz der Entsorgungsbetriebe ESI der Stadt<br />

Siegen ist. Für die Zukunft wäre es schön, wenn wieder ein<br />

Lehrer der Realschule Am Oberen Schloss mit Schülern die<br />

Station betreuen würde.<br />

Leser der „Rundschau“ in Siegen kennen seit Jahren<br />

seine regelmäßigen Wetterberichte. Auch Radio Siegen<br />

bringt monatlich meteorologische Fakten von Willi Bürger.<br />

Auf meine Frage, ob es denn stimme, dass Siegen eine der<br />

regenreichsten Städte Deutschlands sei, erklärt er „Ja, das<br />

stimmt. Hier fallen 1.000 Liter pro qm im Jahr. Im Durchschnitt<br />

Deutschlands bis 800 Liter pro qm im Jahr. Das<br />

liegt an dem Staueffekt durch das Rothaargebirge. Da wir<br />

meist Westwind haben, können die Wolken nicht so schnell<br />

abziehen“. Mein Vorurteil wurde also bestätigt.<br />

Seit seiner Pensionierung vor vier Jahren vermisst er die<br />

Schule kaum. Der sportliche Senior ist noch im Volleyballverein<br />

als Schiri aktiv, wandert, fährt Ski und Rad (ca. 2.000 Kilometer<br />

im Jahr). Er genießt es, seit einigen Jahren mit seiner<br />

Frau im Wohnmobil unterwegs zu sein, um dann mit dem E-<br />

Bike neue Landschaften zu erkunden. In der Dreisbachschule<br />

singt er jeden Mittwoch in einem Shantychor, genau im „Seemannschor<br />

der Marinekameradschaft Siegen“.<br />

Ich wachte auf und fühlte mich als Superweib – nämlich<br />

ausgestattet mit dem Luxus Zeit, erzählt Astrid Schneider.<br />

Sie lächelt, ihre Augen strahlen. Seit ihrer Verabschiedung<br />

in den Ruhestand im Dezember stehen nun ganz<br />

andere Termine auf ihrer Agenda.<br />

Sie genießt Besuche von ihrer Tochter und Treffen mit<br />

ehemaligen Schulfreunden und Bekannten. Viele davon leben<br />

in ganz Deutschland verstreut. In den letzten Jahren waren<br />

diese Kontakte meist nur per Smartphone möglich. Mit<br />

ihrem Mann ist sie gerne outdoor unterwegs: Teilstücke des<br />

Europawanderwegs E 1 von Siegen zum Bodensee haben<br />

sie schon erwandert, der Rest soll demnächst folgen. Ein<br />

dickes, weißes Wollknäuel mit Nadeln liegt auf dem Sofa.<br />

Endlich hat sie Zeit stricken zu lernen. Sie besucht einen<br />

Englisch Kurs. Auch als Fotografin übt sie sich. Wir stehen<br />

vor einer großen Leinwand: ein Fotodruck in schwarz-weiß.<br />

Er zeigt bizarre Eisfiguren, die Astrid Schneider im Januar<br />

an der Alche aufgenommen hat. Das Bild passt perfekt in<br />

ihre jung und modern in schwarz-weiß gestaltete Wohnung.<br />

Schwarz ist übrigens ihre Lieblingsfarbe neben Türkis.<br />

Die Arbeit vermisst sie nicht mehr. „Ich hatte ein glückliches<br />

Arbeitsleben“, sagt sie und berichtet gern über ihren<br />

größten Erfolg als Seniorenbeauftragte der Stadt: den<br />

Umbau der alten Hainer Schule zum Haus Herbstzeitlos<br />

in Kaan-Marienborn zum Begegnungszentrum für Senioren.<br />

Es war ihre Idee. Durch ihr geschicktes Management<br />

konnte das Projekt 1998 realisiert werden. 100.000 DM<br />

mussten für den Umbau des ehemaligen Schulgebäudes<br />

organisiert werden. Mit einem Paradigmenwechsel habe<br />

sie dafür gesorgt, dass die Generation 60plus auch im Alter<br />

als selbstbestimmte Bürger wahrgenommen werden.<br />

Mit Kaffeetrinken, gemeinsamen basteln und singen sei es<br />

eben nicht getan. Eigene Fähigkeiten und Ideen der Senioren<br />

könnten das Gemeinwohl bereichern, erläutert Astrid<br />

Schneider. Sie schaffte Strukturen und organisierte die ersten<br />

Kurse und Treffs. Bei Problemen moderierte sie und<br />

coachte die Gruppen. Der Erfolg gab ihr Recht. Das Haus<br />

Herbstzeitlos boomt. Großen Zulauf haben beispielsweise<br />

der Neue-Medien-Treff „Senecafé“, der Literaturkreis,<br />

der Verein Alteraktiv Siegen-Wittgenstein, die Gruppe der<br />

„Heinzelwerker“ oder der Treff „anders altern“, wo es um<br />

Belange von älteren Schwulen und Lesben geht. Heute<br />

finden hier monatlich 80-90 Kurse und Treffs statt. Und<br />

unser durchblick fand von Anfang an hier seinen festen Redaktionsraum.<br />

Das Haus Herbstzeitlos ist noch heute ein<br />

Modellprojekt für das Land NRW.<br />

Ganz will sich Astrid Schneider nun doch nicht von ihrem<br />

sozialen Engagement zurückziehen. Weiterhin wird<br />

sie im Landesverband NRW bei „Rubicon e.V.“ - aktiv<br />

mitarbeiten. Rubicon bietet Lesben, Schwulen und Transgender<br />

ein Netzwerk, Beratung und Unterstützung. Politik<br />

hat sie schon immer interessiert.<br />

Aber die Zeit drängt. Wir verabschieden uns. Denn die<br />

sportliche Frau eilt schon zum nächsten Termin: ein Yoga<br />

Kurs der VHS. Texte: Tessie Reeh Fotos: Rita Petri<br />

Astrid E. Schneider<br />

Jahrgang: 1953, in Siegen geboren<br />

Ausbildung: Industriekauffrau, sie studierte soziale Arbeit<br />

und Erziehungswissenschaft<br />

Beruf: Verwaltungsangestellte<br />

30 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 31


Aus dem Siegerland<br />

Vom Stahl zum Holz<br />

Manfred Neef fertigt Kunstwerke aus Hölzern<br />

Mit Holz hatte ich eigentlich nie was am Hut, erklärt<br />

uns Manfred Neef bei unserem Besuch in seinem<br />

schmucken Haus in Flammersbach (zu Wilnsdorf<br />

gehörend). Der 75-Jährige ist gelernter Werkzeugmacher,<br />

hat sich zum Techniker weiter gebildet und sich dann einige<br />

Jahre später mit einer Stahl verarbeitenden Firma selbstständig<br />

gemacht. Eisen und Stahl haben so einen Großteil<br />

seines Lebens begleitet. Die Wende kam mit einem Krankenhausaufenthalt,<br />

als ihm seine Kinder einen Malblock<br />

und Stifte mitbrachten. Damit begann die „Malphase“ seines<br />

Lebens. Die hat<br />

einige Jahre gedauert<br />

und einige in<br />

dieser Zeit entstandene,<br />

durchaus sehr<br />

sehenswerte Bilder,<br />

hängen noch in<br />

den verschiedenen<br />

Räumen der Wohnung<br />

der Neefs.<br />

Viele wurden auch<br />

an Verwandte<br />

und Freunde verschenkt<br />

.Diese<br />

künstlerische Zeit<br />

dauerte bei ihm<br />

bis 2007/08, bis er<br />

mehr zufällig im<br />

<strong>Internet</strong> auf dort<br />

angebotene Holzwurzeln<br />

mit häufig<br />

sehr interessanten<br />

Formen stieß.<br />

Das animierte<br />

ihn sich mit Holz<br />

zu beschäftigen.<br />

Er begann, diese<br />

„Holzklumpen“ zu<br />

bearbeiten. Das<br />

geschah mit einer<br />

elektrischen Säge,<br />

mit Bohrer und mit<br />

Handwerkzeugen<br />

wie Beitel und ähnliches.<br />

Das Ausgangsmaterial<br />

ist<br />

häufig Schwemmoder<br />

Treibholz.<br />

Als Treibholz bezeichnet<br />

man Holz,<br />

das auf Wasser treibt oder durch die Naturkräfte aus<br />

dem Untergrund gerissen und ins Wasser gespült worden<br />

ist. Das können aber auch Gebäudeteile oder Hausrat<br />

sein, die durch Flut, Orkane oder Wind ins Wasser<br />

geraten sind. Holz, das absichtlich im Wasser angebracht<br />

war, sich aber von seiner Befestigung gelöst hat, sowie<br />

Überreste hölzerner Schiffe oder Boote gehört ebenfalls<br />

zum Schwemmholz. Manfred Neef hat zum Beispiel bei<br />

einem Urlaub in Süddeutschland eine Frau kennengelernt,<br />

die ihm erzählte, dass sie und andere dortige Anwohner<br />

3 Fotos: Rita Petri<br />

im Frühjahr bei der Schneeschmelze auf dem Lech treibendes<br />

Holz einsammelt und an Interessierte verkauft.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bereits in der<br />

germanischen Schöpfungsgeschichte berichtet wird, dass<br />

die ersten Menschen von Odin, Hönir und Lodur aus Treibholz<br />

geschnitzt wurden, Aus einer Esche schnitzten sie den<br />

Mann Ask und aus einer Ulme die Frau Embla. Diese beiden<br />

wurden als die Stammeltern des Menschengeschlechts<br />

(Quelle: Wikipedia)<br />

angesehen<br />

Zurück ins beschauliche Flammersbach: Manfred<br />

Neef beschäftigt sich mit Schwemmholz und Rebenholz.<br />

Aber auch das harte Olivenholz, welches eine schöne, eigenwillige<br />

Maserung hat oder die deutsche Eiche dienen<br />

schon mal als Ausgangsmaterial für die künstlerische<br />

Bearbeitung. Das Rebenholz bekommt er von einem<br />

Weingärtner, der Rebhölzer aussortiert. Dies ist wohl ein<br />

Prozess, der in allen Weinbergen notwendig ist. Dieses<br />

Rebholz ist ein sehr hartes Holz und deshalb auch schwer<br />

zu bearbeiten. Aber da der Künstler mit elektrischen Maschinen<br />

wie Bandsäge, Dekupiersäge, Schleifmaschine<br />

und Drechselbank arbeitet, ist die Gestaltung möglich.<br />

Bei der „Herstellung der Ware“ ist Fantasie notwendig.<br />

Man muss einen Blick dafür haben, was man aus den oft<br />

bizarren Formen des Schwemmholzes oder der Rebhölzer<br />

machen kann, Dabei entstehen die unterschiedlichsten<br />

Kunstobjekte. Viele Kerzenständer, Vasen, Beleuchtungskörper,<br />

aber auch Weihnachtskrippen sind aus solchen Hölzern<br />

entstanden. Wenn man durch das Haus der Neefs geht,<br />

wähnt man sich in einem Museum. Viele Lampen, Blumenständer,<br />

Kerzenständer und Uhren sind zu bewundern.<br />

Zur Weihnachtszeit findet man auch manche religiösen<br />

Motive wie Engel, Kreuze, Krippen. Darin zeigt sich auch<br />

die christliche Überzeugung von Manfred Neef. Für ihn ist<br />

es folgerichtig, dass er den Erlös von verkauften Objekten<br />

wieder für soziale Aufgaben spendet.<br />

.Horst Mahle<br />

32 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 33


Buchbesprechung<br />

Buchbesprechung<br />

Erfrischend unbrav<br />

Dass ihr das noch erleben<br />

neben besagter Eeefje auch<br />

dürft!, sagt Eefje ironisch<br />

Evert, der einem Gläschen<br />

zu den zwei neu aufgenommenen<br />

Genever nie abgeneigt ist,<br />

Mitgliedern in den Club Ala-<br />

nito. „Alt, aber nicht tot“ bedeutet<br />

die Abkürzung für den „Rebellenclub“<br />

(so die Heimleitung) von nunmehr<br />

acht Mitgliedern. Sie haben<br />

sich zusammengeschlossen, um ihre<br />

noch ungebrochene Unternehmungslust<br />

durch gemeinsame Aktivitäten<br />

am Leben zu halten. Alle Mitglieder<br />

sind Bewohner eines Altenheimes im<br />

Amsterdamer Norden. Wortführer ist<br />

Hendrik Groen, der in Form eines<br />

Tagebuches den Leser am Leben der<br />

Heimbewohner teilhaben lässt.<br />

Und das ist mitunter durchaus turbulent.<br />

Da gibt es schon einmal eine<br />

Attacke auf das Aquarium des Hauses,<br />

in dem die Fische durch einen zu<br />

großen Kuchenkonsum zu Tode kommen.<br />

Überhaupt beschreibt Groen<br />

Vorkommnisse im Heimalltag in einer<br />

überaus humorvollen und selbstironischen<br />

Weise, dass man selbst Lust hätte,<br />

einem solchen Club beizutreten. Im<br />

ersten Punkt der Satzung steht: „Das<br />

Ziel des Vereins besteht darin, unsere<br />

Eierlikörtage ist im Piper Verlag erschienen und<br />

kostet 22,00 Euro. ISBN 978-3492058087<br />

sowie Grietje, die eines<br />

Tages erfährt, dass sie an<br />

Alzheimer leidet. Auch das<br />

ist eine Facette des Buches:<br />

Die Akteure sind über achtzig<br />

und befinden sich somit<br />

in ihrer letzten Lebensphase.<br />

Groen schildert auch<br />

diese Realität der altersbedingten<br />

Erschwernisse und<br />

Gebrechen, aber unsentimental<br />

(„... ich werde immer<br />

unbraver“) und herzerwärmend.<br />

Eefje, seine<br />

beste Freundin, erleidet einen<br />

Schlaganfall, von dem<br />

sie sich nicht wieder erholt.<br />

Und all die unterschiedlichen<br />

Charaktere mit ihren<br />

Marotten beschreibt Groen<br />

zum Beispiel in den Szenen<br />

beim gemeinsamen Essen<br />

mit viel Wortwitz und mitunter<br />

so brüllend komisch,<br />

dass man das Buch gar nicht<br />

mehr weglegen möchte.<br />

alten Tage durch Ausflüge angenehmer zu gestalten“. Diese<br />

werden reihum von den Mitgliedern organisiert und dementsprechend<br />

von der Heimleitung argwöhnisch und von<br />

den Mitbewohnern neidisch beäugt. Hendrik Groens Motto:<br />

„Leben, als wäre es der letzte Tag.“ Es beflügelt ihn, er<br />

kauft sich zum Beispiel einen Scooter, lässt ihn frisieren und<br />

unternimmt mit ihm Rundfahrten. Weitere Mitglieder sind<br />

Am Schluss des Buches schreibt Groen: „Das neue Jahr<br />

wird mir nicht entkommen. Auf in den Frühling! Und dann:<br />

Auf zu unserer Weinreise! Und nach der Reise muss ich wieder<br />

neue Pläne schmieden. Solange man Pläne macht, lebt man.“<br />

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch, eine Entdeckung.<br />

Für Würde im Alter, Freundschaft und Lebenslust.<br />

Uli Hoffmann<br />

Nach den Büchern Historisches<br />

wird lebendig, Vergangenes<br />

kehrt zurück und So war es<br />

seinerzeit holt der Hilchenbacher Autor<br />

Heinz Bensberg auch in seinem<br />

neuen Buch Aus längst vergangener<br />

Zeit wieder Siegerländer Kulturgut aus<br />

der Vergangenheit hervor. Es soll Einblicke<br />

geben über die Gewohnheiten<br />

und Berufe der Siegerländer aus längst<br />

vergangenen Tagen.<br />

Wer weiß schon, dass der verlorene<br />

Sohn aus dem Siegerland kam, die Hüttenleute<br />

Funkenfänger auf dem Kopf<br />

hatten und am Schurzfell eine kleine<br />

Zange befestig war, die als Feuerzeug<br />

diente oder dass die Wasserkraft den<br />

Fortschritt brachte und Siegerländer<br />

Walzen Weltruf hatten. Wem ist bekannt,<br />

dass im Siegerland 150 Millionen<br />

Tonnen Erz gefördert wurden und<br />

Um das Siegerland geht es auch<br />

im neuen Buch “Riewekooche,<br />

Glonk un Alldaachsläwe” des<br />

Autors Georg Hainer. Er geht unter<br />

anderem alten Schulzeiten nach und<br />

erzählt von Freizeit und Sport, so wie<br />

es früher war.<br />

Er stellt Riewekooche und Glonk<br />

sowie andere Gefäße vor und hat auch<br />

manche Anekdote parat.<br />

Eine literarische Mischung aus Erinnerungen,<br />

die einen mal nachdenklich<br />

machen und mal schmunzeln lassen, „Da<br />

kaa mr wat erläwe“. Die Themen reichen<br />

von Freudenberg bis in den Hickengrund<br />

und vom Giller bis nach Schelden.<br />

bei der Grube „Pfannenberger<br />

Einigkeit‘“ in Salchendorf<br />

1962 die letzten<br />

Lichter erloschen. Diese<br />

Grube war zeitweilig, mit<br />

1338 m Teufe, die tiefste in<br />

Europa?<br />

Dass durch die Lederherstellung<br />

auch Leimund<br />

Filzfabriken bei uns<br />

beheimatet waren. Oder<br />

wer weiß, dass Hollekuse<br />

Willäm auf Postkarten<br />

die Flüsse, Ferndorf und<br />

Sieg schiffbar machte und<br />

die Elektrische angeblich mit Ungel<br />

(Talg) fuhr.<br />

Auch wird die Nachkriegszeit beschrieben<br />

und seltene Tiererlebnisse<br />

aus dem Garten des Autors werden<br />

vorgestellt. Dieses alles und noch<br />

Auch beim neuen Büchlein<br />

ist wieder ein Bibeltext<br />

berücksichtigt: der 23.<br />

Psalm “Der gute Hirte”, bekannt<br />

als „Der Herr ist mein<br />

Hirte“. In der übertragenen<br />

Form in Siegerländer Mundart<br />

heißt er im Büchlein „Dr<br />

goore Hirde“.<br />

Verschiedene Texte sind<br />

in Hochdeutsch übersetzt.<br />

Der Band ist im Buch-Juwel<br />

Verlag erschienen, hat 52<br />

Seiten und kostet 8,95 Euro.<br />

ISBN 978-3-9818449-0-0<br />

vieles mehr erfährt der Leser, wieder<br />

in kurzen verständlich geschriebenen<br />

Berichten. Erschienen ist das Buch im<br />

Bloggingbooks-Verlag Saarbrücken,<br />

hat 124 Seiten und kostet 19,80 Euro.<br />

ISBN : 978-3-8417-7965-6<br />

Im Buch „Meine Bestattung“wurden<br />

sachliche Informationen, wissenswerte<br />

Denkanstöße und einfühlsame<br />

Erläuterungen zusammengetragen,<br />

die einem das Thema Tod und<br />

Bestattung behutsam näherbringen.<br />

Sensibel und zugleich offen, werden<br />

alle grundsätzlichen Fragen rund um<br />

die Bestattung taktvoll aufgegriffen.<br />

Inhaltlich werden Themen wie die<br />

Wahl des Bestatters, Organspende,<br />

Körperspende usw. aufgegriffen. Aber<br />

auch ganz praktische Kapitel zur Sterbegeldversicherung,<br />

Ausgestaltung<br />

der Trauerfeier bis hin zur Grabgestaltung<br />

sind enthalten. Die verschiedenen<br />

Bestattungsarten werden vorgestellt und<br />

auch der Wandel unserer Bestattungskultur<br />

wird angesprochen.<br />

In etlichen Freitextfeldern zum Ausfüllen<br />

oder kurzen Ankreuzkästchen werden<br />

dann alle Wünsche und Gedanken zur eigenen<br />

Bestattung dokumentiert. Fertig ausgefüllt<br />

entsteht somit ein hilfreicher Wegweiser<br />

für Hinterbliebene im Trauerfall.<br />

Der 87seitige, durch Fotos aufgelockerte<br />

Wegweiser der Wittgensteiner Autorin,<br />

ist im Selbstverlag erschienen, kostet<br />

14 € und kann bestellt werden unter:<br />

info-grimm-verlag@t-online.de<br />

34 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 35


Lebendige Vergangenheit<br />

Lebendige Vergangenheit<br />

In einem grossen dunklen Wald<br />

Einiges aus dem Leben der Katharina Diez<br />

Katharina Diez aus Netphen<br />

Gemälde von Peter von Cornelius<br />

Wer heute an Märchen denkt, dem fallen spontan<br />

die Namen Jakob und Wilhelm Grimm, vielleicht<br />

noch Hans Christian Andersen ein. Und die Jugend<br />

findet ihre Fantasiewelt bei Harry Potter. Obwohl<br />

unsere Welt so hektisch, kommerziell und hochtechnisiert<br />

geworden ist, tauchen wir doch zuweilen gerne einmal in<br />

geheimnisvoll mystische Welten ein.<br />

Es ist schon einige Wochen her, seit ich eine Lesung der<br />

besonderen Art erleben durfte. Schon nach den ersten Augenblicken<br />

befand ich mich „In einem großen dunklen Wald“<br />

– so jedenfalls lautete der Titel des vorgelesenen Buchs. Aus<br />

einer Fülle von lebendig gesetzten Worten tat sich der Zauber<br />

der kleinen Bewohner auf, die sich zwischen knorrigen,<br />

von Moos überwachsenen Wurzeln, zwischen Farnen und<br />

Gräsern, am Ufer eines Baches oder in luftigen Baumwipfeln<br />

aufhielten. In seinem kleinen Reich regierte ein ruhiger,<br />

besonnener Waldkönig, der mit seiner Tochter, dem „Moo-<br />

sprinzesschen“, zusammen lebte. Es wuselten fröhlich die<br />

kleinen Elfen und Mäuslein, quakten die Frösche im Miteinander<br />

mit den Kröten. Nebenan trieb eine hinterlistige<br />

Schlange ihr böses Spiel, mahnte eine Eule das sittliche Bewusstsein<br />

an, während der Uhu zu philosophieren begann.<br />

Eigentlich stellte alles eine Wiedergabe dessen dar, was wir<br />

jeden Tag auch im menschlichen Bereich erleben. Neben der<br />

Liebe gibt es den Hass, neben der Freundschaft den Verrat<br />

Die Vorlesende war Frau Dr. Ingeborg Längsfeld aus<br />

Netphen, die sich mit den Verfasserinnen der gelesenen<br />

Texte, den Diez-Töchtern Katharina und Elisabeth, in besonderer<br />

Weise beschäftigt hat und diese sowie deren Werk<br />

sogar zum Thema ihrer Doktorarbeit machte. Gemeinsam<br />

mit Joachim Fischer veröffentlichte die Pädagogin im Jahr<br />

1992 das Buch „Elisabeth Grube und Katharina Diez –<br />

Zwei Dichterinnen und ihre Zeit“. Aus diesem Werk sind<br />

viele der nachstehenden Details entnommen. Mit der Herausgabe<br />

der Neuauflage von Märchen und Erzählungen<br />

aus dem 38 Büchern umfassenden Gesamtwerk der Schwestern<br />

schenkte Frau Längsfeld den Literaturinteressierten<br />

nun ein Kleinod, das seinesgleichen sucht.<br />

Fast vergessen scheint es um das Leben und Wirken jener<br />

beiden Frauen bestellt, die aus unserer näheren Umgebung<br />

stammten. Mit ihren Tagebüchern, biographischen Beschreibungen<br />

und epischen Dichtungen galten sie schon in ihrer<br />

Zeit als anerkannte Schriftstellerinnen. Sie gewähren uns einen<br />

Einblick wie weltoffen sich der Werdegang dieser beiden<br />

einfachen Frauen aus dem Siegerland gestaltete.<br />

Ich möchte von Katharina berichten, nach der in Netphen<br />

eine Straße benannt und vor zwei Jahren sogar ein Platz an der<br />

evangelischen Kirche ihrem Andenken gewidmet wurde. Am<br />

alten Marktplatz steht noch das Wohnhaus der Familie Diez.<br />

Vater Johann Gregorius war im Stift Keppel als Domänenrentmeister<br />

angestellt. Katharina wurde am 2. Dezember<br />

1809 in Netphen als fünftes Kind der Eheleute Diez<br />

geboren. Ihre älteste Schwester, Elisabeth, war zu diesem<br />

Zeitpunkt sechs Jahre alt. Schon damals gehörte die Familie<br />

zu den besser Gestellten innerhalb des ländlichen Lebens.<br />

In der Dorfschule lehrte Johann Hermann Flender, der auf<br />

die Diez-Kinder einen großen Einfluss ausübte. Über ihn<br />

vermerkte Katharina in ihrem Tagebuch: „… doch hing ich<br />

mit größter Verehrung und Bewunderung an meinem Lehrer.“<br />

Er scheint ein ernster Mann gewesen zu sein, der es<br />

vermochte, in seiner Schülerin poetisch-lyrische Gedanken<br />

und die Liebe zur Natur zu wecken.<br />

Schon sehr früh begannen die Diez-Töchter ein Tagebuch<br />

zu führen. Darin beschrieb Katharina ihren Vater<br />

als einen kräftigen und energischen Mann, der sich durch<br />

Fleiß und Verstandsgaben von einem armen Bauernsohn zu<br />

einem wohlhabenden Beamten emporgearbeitet hatte, der<br />

Foto: Autor<br />

Philosophielehrerin Dr. Ingeborg Längsfeld,<br />

1. Vorsitzende des Kulturforums Netphen<br />

aber auch sehr bestrebt war, seinen Kindern eine freie Entfaltung<br />

zu ermöglichen. Über ihre Mutter Margarethe, die<br />

ebenfalls aus einer einfachen Umgebung kam, vermerkte<br />

Katharina: „Sie kannte nur Lieder aus dem Gesangbuch<br />

und Geschichten der Bibel, doch sie war eine poetische<br />

Erscheinung mit einem schwebend-wandelndem Gang.“<br />

Die Familie führte ein aufgeschlossenes, geistig reges<br />

Leben, in dem die Kinder schon sehr früh an Bücher und<br />

Literatur herangeführt wurden. Aus einer Versteigerung<br />

erwarb Vater Diez, wohl für den studierenden Sohn Jost<br />

Henrich, circa zweihundertfünfzig Bücher. Es waren Werke<br />

von Shakespeare, Wieland, Poppe und auch von Goethe.<br />

Bedeutsam war für Katharina eine in ihrem Tagebuch beschriebene<br />

Episode: „In einer entlegenen Rumpelkammer<br />

des Hauses fand ich eines Tages, als ich nach Äpfeln und<br />

Nüssen umher suchte, eine alte Übersetzung Shakespeares,<br />

die mich in goldgelbem Einband zwischen geräucherten<br />

Würsten und Schinken so verführerisch anblickte, dass ich<br />

Äpfel und Nüsse vergaß und liegen ließ, um mich in seliger<br />

Einsamkeit ungesehen und ungehindert an diesen viel süßeren<br />

poetischen Früchten zu ergötzen.“<br />

Überliefert ist, dass die Familie von mehreren<br />

Unglücksfällen heimgesucht wurde, bei denen sie das<br />

Vermögen verlor. Um für den Unterhalt der Familie zu<br />

sorgen, half Katharina ihrer Schwester Gertrud nicht nur<br />

im Haushalt. Sie strickten bis in die späten Nachtstunden<br />

Strümpfe. Das Tagebuch gibt auch über diese Zeit Auskunft:<br />

„Ich höre so oft in meinen Kreisen sagen, dass Lesen und<br />

Schreiben nicht tauge für die Frauen und nur häusliche<br />

Tugenden ihres Strebens Ziel sein dürften, dass ich es auch<br />

glaubte, dass ich jede derartige Beschäftigung fast wie eine<br />

heimliche Sünde betrieb und wenn ich zum heiligen Abendmahl<br />

ging, so war unter meinen Vorsätzen gewiss immer<br />

einer der ersten, nicht dichten und nur eine gute Köchin, eine<br />

geschickte Näherin werden zu wollen. Jedoch der Geist<br />

ist willig und das Fleisch ist schwach und vielmehr war`s<br />

umgekehrt bei mir der Fall, während meine Füße und Hände<br />

sich willig regten für die materiellen Bedürfnisse, ließ<br />

mein schwacher Geist sich nur zu oft von lockenden Sirenenstimmen<br />

in fern liegenden Regionen führen und meine<br />

Schwester Elisabeth, mein Bruder Friedrich, ein sehr<br />

begabter geistvoller Jüngling, waren stets die Versucher,<br />

welche durch ihre Briefe und schönen Bücher, die sie mir<br />

schickten und zum Lesen vorschlugen, mich immer wieder<br />

zu kleinen dichterischen Beschäftigungen anreizten».<br />

Katharina war zwanzig Jahre alt als ihre Mutter starb.<br />

Negativ auf ihre Gesundheit wirkte sich eine neue Ehe des<br />

Vaters mit einer verständnislosen Stiefmutter aus. Katharina<br />

verließ Netphen, zog nach Düsseldorf und lebte im Haushalt<br />

ihrer Schwester Elisabeth, die den Lehrer Friedrich<br />

Wilhelm Grube geheiratet hatte. Sie erholte sich langsam<br />

und half bei der Betreuung der Kinder. Die Düsseldorfer<br />

Familie pflegte den Umgang mit vielen Kunstschaffenden<br />

und Literaten, so dass sich Katharina frei von dörflichen<br />

Zwängen entwickeln konnte. Ihre Schwester Elisabeth ermutigte<br />

sie, ihre poetischen Versuche zu sammeln und in<br />

Druck zu geben. Katharina freundete sich mit der Malerin<br />

Elisabeth Baumann an. Beide wurden Schülerinnen in der<br />

Düsseldorfer Akademie für Künste.<br />

Für die unverheiratete Katharina blieb das Schreiben<br />

eine Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Im<br />

Jahre 1845 entstand das bekannte Werk „Die heilige Elisabeth<br />

von Ungarn, Landgräfin von Thüringen“. Diese<br />

Publikation wurde von Baedecker in Essen mit fünfzig<br />

Talern honoriert. Ihre ersten Veröffentlichungen verhalfen<br />

ihr zu einem gewissen Bekanntheitsgrad - nicht nur in literarischen<br />

Kreisen. In jenen Tagen war es einer glücklichen<br />

Fügung zu danken, dass sie in der preußischen Königin<br />

Elisabeth eine Gönnerin und Mäzenin fand.<br />

Katharina reiste 1846 nach Berlin, lebte dort im Hause<br />

ihrer Schwester Gertrud, traf einige Künstler der Düsseldorfer<br />

Zeit wieder und lernte die Gräfin Ahlefeld <br />

36 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 37


Lebendige Vergangenheit<br />

Einmal Allgäu und zurück<br />

kennen. Ebenso den Architekten F. W. L. Stier, der ihre Literatur<br />

in der Öffentlichkeit förderte, sowie den berühmten<br />

Historienmaler Peter von Cornelius. Die aufständischen<br />

Unruhen in Berlin ließen die zur Schwermut neigende Katharina<br />

zwei Jahre später erneut in eine depressive Stimmung<br />

verfallen. Sie beschrieb es mit den Worten: „Kindermärchen<br />

schreiben, wenn Kriegswolken sich schauerlich<br />

um Stadt und Land legen, das hätte, glaub ich, selbst der<br />

große unpolitische Goethe nicht vermocht.“<br />

Sie verließ Berlin, lebte wieder in Düsseldorf im Haushalt<br />

ihrer - inzwischen verwitweten - Schwester Elisabeth.<br />

Es folgten zwei Jahrzehnte in denen sie sich „zum ersten<br />

Mal ungeteilt und ungehindert der Beschäftigung meiner<br />

Muse hingab.“ Gemeinsam mit Elisabeth schrieb sie weitere<br />

Bücher, dazu Dichtungen, die sich mit biblischen Vorgaben<br />

und Themen befassten. „Ruth“, „Abrahams Opfer“<br />

sowie „Joseph. Gedicht nach dem Alten Testament“ stammen<br />

aus jener Zeit. Die Schwestern veröffentlichten die<br />

Gedichtsammlungen „Liederkranz“ und „Wiesenblumen<br />

von der Sieg und Fel<strong>db</strong>lumen vom Rheine“; ferner noch<br />

„Bilder aus dem Krieg“ sowie „Frühlingsmärchen“ und die<br />

„Märchen aus Wald, Feld und Wiese“.<br />

Katharina war eine gute Beobachterin, die es vermochte<br />

- wohl auch aus ihren einsamen, kränkelnden Momenten -<br />

das ursprüngliche Leben gedankenreich und zartfühlend zu<br />

beschreiben. Sehr viel lässt sich aus dem naturverbundenen<br />

Leben der Kindheit und Jugendzeit in ihren Werken erkennen.<br />

Man spürt die Liebe zur heimischen Umgebung, verbunden<br />

mit der christlichen Herkunft. In „Editha“ befasste<br />

sie sich mit der Liebe eines jungen Musikers, der sich zu<br />

zwei Schwestern hingezogen fühlte. Es vermittelt den Eindruck<br />

dabei handele es sich um die beiden Diez-Schwestern.<br />

Kein geringer als Theodor Fontane, schrieb kurze Zeit nach<br />

der Veröffentlichung an Katharina und bescheinigt ihr ein<br />

„Erzähltalent“. Genannt werden muss auch „Myrthe und<br />

Lorbeer“. Hier berichtet sie über das „Dilemma der schreibenden<br />

Frau im 19. Jahrhundert“ - wahrscheinlich ihren<br />

eigenen Erfahrungen nachempfunden!<br />

Auch geschichtlichen Personen, wie der Heiligen Elisabeth<br />

oder Agnes Bernauer räumte Katharina Diez einen<br />

Spielraum ein, der eigene biografische Züge erkennen<br />

lässt. Die Spannbreite ihres Schaffens bis 1870 umfasste<br />

Sonetten, Erzählungen, Romane und sogar Dramen. Einen<br />

besonderen Bekanntheitsgrad erlangten „Die Zeiten sind<br />

nicht mehr, wo Berta spann“, „Wengl, der Bürgermeister<br />

von Solothurn“, „Zwei Diakonissen ohne Ordenskleid“,<br />

„Heinrich Heines erste Liebe“ sowie „Jung Stilling. Ein<br />

Lebensbild“. Das Schauspiel „Frithjof“ entstand 1879 und<br />

wurde u. a. erfolgreich auf der Hofbrücke in Sigmaringen<br />

und in Düsseldorf aufgeführt.<br />

Im Alter von 55 Jahren wurde sie von der Königin Elisabeth<br />

zur Ehrenstiftsdame des dem Adel vorbehaltenen<br />

Stiftes Keppel bei Hilchenbach ernannt.<br />

Für sie als Bürgerliche bestand keine Residenzpflicht,<br />

sie erhielt jedoch eine kleine<br />

„Präbende“ – eine Pension.<br />

Es beeindruckt auch heute noch wie frei<br />

und weltoffen die aus einfachen Verhältnissen<br />

stammenden Frauen aus Netphen<br />

ihr Leben im 19. Jahrhundert gemeistert<br />

haben. Es ist wohltuend zu lesen, wie sie<br />

eigene Wege beschritten und sich immer<br />

gegenseitig verbunden blieben. Und dabei<br />

hinterließ jede für sich eine eigene weltbürgerliche<br />

Biografie. In jungen Jahren<br />

verließen sie ihre ländlichen Strukturen,<br />

fügten sich in ihre jeweils neue Heimat<br />

mit den sich wirtschaftlich wandelnden<br />

Lebensformen ein.<br />

Katharina Diez blieb schriftstellerisch<br />

die erfolgreichste der Schwestern. Sie<br />

hinterließ der Nachwelt vor allem eine<br />

geschichtlich wertvolle Aussage über ihre<br />

Zeit, über Land und Leute. Ihr Werk ist ein<br />

lebendiger Rückblick in die Vergangenheit.<br />

Nach dem Tod ihrer Schwester Elisabeth<br />

zog sich Katharina nach Netphen zurück.<br />

Sie starb am 22. Januar 1882 und liegt auf<br />

dem alten Friedhof an der evangelischen<br />

Martini-Kirche in Netphen begraben.<br />

Eva-Maria Herrmann.<br />

3 Fotos: Autor<br />

Kurz nach acht Uhr in Kreuztal. Ein Paar nähert<br />

sich dem Bahnhofsgebäude. Jeder der beiden trägt<br />

einen Koffer. Ihr Ziel ist Gleis 2, denn ihr Zug<br />

fährt dort um 8:59 Uhr ab. Sie sind aufgeregt, denn sie<br />

befinden sich am Beginn ihrer Urlaubsreise. Ihr Ziel ist<br />

das Allgäu. Sie fahren mit dem D-Zug D 813 von Kreuztal<br />

über Frankfurt (Main) bis Oberstdorf, das sie fahrplanmäßig<br />

um 16:43 Uhr erreichen. Wie gesagt: Von Kreuztal<br />

bis ins Allgäu, ohne Umstieg, im bequemen Abteil des<br />

Fernzuges. Darüber hinaus konnte man vom Siegerland<br />

die Nordseeküste bei Norddeich erreichen, ebenfalls umstiegsfrei<br />

mit D-Zügen. Schier unglaublich für den, der<br />

heute auf den Fahrplanaushang am Kreuztaler Bahnhof<br />

blickt. Und doch liegen diese attraktiven Reisemöglichkeiten<br />

noch gar nicht so lange zurück.<br />

Bis weit in die Achtziger Jahre hinein gab es in Kreuztal<br />

sage und schreibe 14 D-Zug-Halte am Tag. Nach der anschließenden<br />

Ära der Interregio-Züge wurde Kreuztal zum<br />

Regionalbahnhof herabgestuft. Heute wird die Strecke Siegen<br />

– Hagen – Essen von der Abellio-Rail betrieben.<br />

Haltepunkt ist Kreuztal darüber hinaus für die Strecke<br />

Betzdorf – Bad Berleburg, die von der Hessischen Landesbahn<br />

(HLB) betrieben wird. Vielleicht gibt es ja eine Neuauflage<br />

der Nordseeverbindung, wenn ab dem Jahre 2019<br />

der Intercity 2 die Ruhr-Sieg-Strecke mit Fernzügen bedient.<br />

Kreuztal als Fernbahnhof<br />

2 Fotos:Uli Hoffmann.<br />

Auf dem Bahnhofsvorplatz in Kreuztal steht der „Kofferturm“,<br />

ein Kunstobjekt, das anlässlich der Neugestaltung<br />

zum „Kulturbahnhof“ von Annette Besgen und Ulrich Langenbach<br />

geschaffen wurde. Vielleicht befindet sich darin<br />

auch ein Gepäckstück unserer beiden Reisenden, die sich<br />

damals glücklich schätzen konnten, auf direktem Wege<br />

vom Siegerland bis zu den Alpen reisen zu können. Da fällt<br />

einem doch das berühmte Lied von Marlene Dietrich ein:<br />

„Ich hab noch einen Koffer ...“ Uli Hoffmann<br />

Original-Zuglaufschild des Gegenzuges aus Oberstdorf<br />

So könnte der D 813 damals ausgesehen haben: Hier im Modell mit einer Lok E 40<br />

38 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 39


Krimi<br />

Krimi<br />

Sie konnte ihn nur von hinten sehen, kannte seine Gesichtszüge<br />

aber schon so genau, dass ihr dies ausreichte.<br />

Er schritt langsam das Kirchenschiff hinab und<br />

wählte nach kurzem Gedenken an die Tote einen Platz in<br />

der dritten Reihe. Sie hatte noch ein wenig Zeit ihn anzusehen,<br />

bis sie ihre Arbeit begann und die Kirche mit Orgelklängen<br />

füllte.<br />

Es war die Beerdigung einer jungen Frau. Die Landwirtin<br />

war beim Dreschen in die Förderschnecke des Korntanks<br />

geraten und so tödlich verunglückt. Niemand verstand, was<br />

sie in dem Kornsilo gesucht hatte, denn ein Defekt wurde<br />

nicht festgestellt.<br />

Als sie das Abschlussstück spielte, bedauerte sie, ihn<br />

nicht noch einmal von vorne betrachten zu können. Sein<br />

ausdruckstarkes Gesicht, jetzt sicher verweint und blass.<br />

Und seine perfekte Kleidung: Schwarz-weiß! Er war immer<br />

noch vor ihrem inneren Auge, als sie ihr Haus betrat.<br />

Gedankenverloren glitt ihr Blick über die schwarz-weißen<br />

Fliesen im Schachbrettmuster verlegt und makellos<br />

glänzend. Sie ließ sich im Wohnzimmer nieder und entspannte<br />

bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Schach gegen<br />

sich selbst zu spielen. Aber heute war sie wieder einmal<br />

nicht so ganz bei der Sache. Sie dachte an den Tag zurück,<br />

als sie ihn das erste Mal gesehen hatte.<br />

Er war einfach die perfekte Komposition all ihrer Träume.<br />

Ihr König! Meistens trug er einen schwarzen Anzug mit<br />

weißem Hemd und eine schwarze Krawatte, dazu manchmal<br />

eine Weste mit Schachbrettmuster.<br />

Heute saß sie in einem Cafe und bestellte ein Stück dunkle<br />

Herrentorte mit einem Klecks Sahne dazu. Plötzlich<br />

betrat er mit einem Freund das Lokal, sie setzten sich an<br />

den Nebentisch und unterhielten sich sehr angeregt. Wie<br />

sie heraushören konnte, ging es um Frauen und die bevorstehende<br />

Hochzeit seines Freundes. Sie lauschte dem Gespräch<br />

und genoss in vollen Zügen seinen Anblick.<br />

Auf dem Heimweg konnte sie nur noch an ihn denken.<br />

In ihr brannte es lichterloh. Er war es, auf den sie so lange<br />

gewartet hatte, den sie gesucht hatte…wissend, ihm irgendwann<br />

zu begegnen. Doch wie sollte sie es nun anstellen, ihn<br />

kennen zu lernen? Ihn auf sie aufmerksam zu machen? Sie<br />

DieDie Schach spielerin<br />

würde alle Register ziehen<br />

müssen, alle Töne<br />

in ihr zum Klingen bringen,<br />

um ein Liebeslied<br />

daraus zu zaubern.<br />

Aus dem Gespräch<br />

hatte sie entnommen,<br />

welcher Familie er entstammte.<br />

Anhand des<br />

Kirchenarchivs konnte<br />

sie weitere Einzelheiten<br />

wie Vorname und Geburtsdatum<br />

in Erfahrung<br />

bringen. Bald hatte<br />

sie auch seine Adresse<br />

herausgefunden und im<br />

Gespräch mit der Haushälterin<br />

des Pfarrers (die<br />

wusste immer alles!)<br />

erfuhr sie, dass er nach<br />

langem Auslandsaufenthalt<br />

wieder eine Stelle<br />

hier in der Stadt angenommen<br />

hatte. Da sie<br />

selber erst kurze Zeit hier lebte und arbeitete, hatte sie ihn<br />

vorher noch nie gesehen. So, der erste Schritt war getan, der<br />

zweite erschien ihr schon wesentlich schwieriger.<br />

Die Haushälterin hatte ihr auch berichtet, dass sie ihn<br />

des Öfteren frühmorgens beim Joggen im Park gesehen<br />

habe. Also kaufte sie sich Laufschuhe und trainierte eine<br />

ganze Weile, bevor sie sich ihm stellte. Immer mal wieder<br />

passte sie ihn auf dem Rundweg, unregelmäßig, ab.<br />

Aus dem Ignorieren wurde ein flüchtiger Gruß, daraus ein<br />

heiterer Zuruf und schließlich, nachdem sie ganz zufällig<br />

gleichzeitig beim Parkausgang eintrafen, ein kleines Gespräch.<br />

Als sie die Zeit für gekommen hielt, lud sie ihn auf<br />

einen Kaffee zu sich ein. Mit einem gewissen Erstaunen in<br />

der Stimme, sagte er zu.<br />

Dann geschah ein weiteres Unglück, was den kleinen<br />

Ort erschütterte. Die Juniorchefin einer ortsansässigen Firma<br />

hielt sich wohl spätabends noch in der Produktionshalle<br />

auf. Aus unbekannter Ursache ist sie von einer Leiter in die<br />

Tiefe gestürzt. Hinter vorgehaltener Hand sprach man von<br />

einer wilden Party mit reichlich Alkoholgenuss.<br />

Sie kam am folgenden Tag nur kurz zum vereinbarten<br />

Treffen, um ihm zu erklären, dass die Verunglückte eine gute<br />

Bekannte gewesen sei und ihr momentan der Sinn nicht nach<br />

weiteren Treffen stehe. Er bedauerte dies, zeigte aber vollstes<br />

Verständnis. Zur Beerdigung spielte sie besonders leidenschaftlich<br />

im gebotenen Rahmen die Orgel und hoffte, ihre<br />

Töne würden bei ihm unten im Kirchenschiff Gehör finden.<br />

Einige Zeit später<br />

traf sie ihn wieder beim<br />

Laufen. Auf ihre Frage,<br />

warum er zur Trauerfeier<br />

für ihre Bekannte<br />

gegangen sei, erwiderte<br />

er nur, dass er dieses als<br />

seine Pflicht ihr gegenüber<br />

angesehen hätte. In<br />

Gedanken freute es ihn,<br />

dass sie ihn bemerkt<br />

hatte. Er schien erstaunt<br />

über ihren Beruf zu sein<br />

und sie fragte, ob sie<br />

ihn zu einem kleinen<br />

Privatkonzert einladen<br />

dürfe. Vielleicht mit<br />

einem anschließenden<br />

Frühstück. Er sagte<br />

nach kurzem Zögern<br />

zu, und sie vereinbarten<br />

den kommenden Samstagmorgen.<br />

Pünktlich zur verabredeten<br />

Zeit konnte sie ihn am Kirchenportal begrüßen,<br />

zeigte ihm den Platz, der ihrer Meinung nach von der Akustik<br />

her am besten war, und sie begab sich zu ihren schwarzweißen<br />

Tasten. Sie wählte ein imposantes Musikstück. Und<br />

es gefiel ihm ... sehr sogar, er schien total begeistert zu<br />

sein und sah sie bewundernd an…und so fühlte sie sich<br />

leicht beschwingt, als sie gemeinsam den kurzen Weg von<br />

der Kirche zu ihrem Haus gingen. Stolz zeigte sie ihm das<br />

Innere des Hauses, immer wieder auch selbst erfreut an der<br />

perfekten Harmonie in schwarz-weiß. Letztlich bat sie ihn<br />

ins Esszimmer an den schwarzen Tisch, der mit weißem<br />

Geschirr eingedeckt war. Ein leises inneres Aufseufzen<br />

begleitete sie beim Auftragen der vielen vorbereiteten Leckereien,<br />

die eigentlich diese Harmonie störten. Sie unterhielten<br />

sich sehr angeregt, und als er sich schließlich verabschiedete,<br />

war sie sehr zufrieden. Außerdem hatten sie<br />

sich nun fest für zweimal wöchentlich zum morgendlichen<br />

Laufen verabredet, was ihre Freude noch erhöhte.<br />

Bei einer der nächsten Laufrunden kam eine Joggerin<br />

auf sie zu und erzählte ihnen, dass in Kürze hier der jährliche<br />

Park-Lauf stattfände, und sie ermuntere alle Läufer<br />

hier im Park, daran teilzunehmen. Beide fanden dies interessant<br />

und planten dabei zu sein. So erhöhte sie, wenn<br />

sie alleine lief, Tempo und Streckenlänge, um nicht allzu<br />

schlecht abzuschneiden. Hierbei traf sie auch die Joggerin,<br />

die ihnen die Information wegen des Parklaufs gegeben<br />

hatte, wieder. Die erzählte ihr, dass sie momentan im<br />

Foto: Autor<br />

Schichtdienst arbeite und nur morgens laufen könnte. So<br />

ergab sich dann, dass sie öfters zu dritt unterwegs waren.<br />

Alle hatten immer sehr interessante Themen über die sie<br />

sich unterhalten konnten. Eines Morgens erzählte sie, dass<br />

sie für eine Woche zu einem Organisten-Lehrgang ins<br />

Ausland fliegen müsse. Sie ermahnte die beiden anderen,<br />

nicht zu hart zu trainieren, damit sie nicht in Rückstand<br />

gerate.<br />

Der erste Arbeitsauftrag am Tag nach ihrer Rückkehr<br />

war wieder eine Beerdigung. Und wieder gehörte sie zu den<br />

Trauergästen, denn die Verstorbene, eine Springreiterin, die<br />

beim Training tödlich verunglückt war, gehörte zu ihrem<br />

Bekanntenkreis.<br />

Auch hier blieben wieder viele Fragen offen, denn dabei<br />

war keiner. Diesmal erschien er einige Zeit nicht zum Joggen,<br />

so dass die andere Läuferin und sie schnell feststellten,<br />

dass er doch fehle. Als er dann wieder dazu kam, war er<br />

sehr bedrückt und sagte: „Er und seine Freunde seien doch<br />

sehr geschockt über die Häufung der Unglücksfälle…sie<br />

befürchteten einen bösen Fluch.“ Doch da begab sie sich<br />

ganz in ihre Rolle als Kirchendienerin, tröstete ihn und<br />

meinte, es seien wohl eher tragische Zufälle.<br />

Aber schon beim Park-Lauf, bei dem sie alle gut abschnitten,<br />

schienen sie die Ereignisse hinter sich zu lassen<br />

und feierten ganz ausgelassen. Sie brachte ihn, nachdem er<br />

leicht schwankend den Heimweg antrat, nach Hause und<br />

bekam einen zarten Kuss auf die Wange gehaucht, was sie<br />

wiederum nach Hause schweben ließ.<br />

Die nächste Beerdigung, auf der sie die Orgel spielte<br />

und er wieder in schwarz-weiß das Kirchenschiff hinunterging,<br />

war die der Joggerin. Er ging nach der Trauerfeier<br />

zu ihr auf die Empore und war sehr erstaunt, dort die Polizei<br />

vorzufinden, die sie wegen Mordes an der Landwirtin, der<br />

Juniorchefin und der Springreiterin verhaftete. Auch am<br />

Tod der Läuferin war sie vermutlich schuld.<br />

Sie selbst konnte es nicht verstehen. Sie hatte nur, wie<br />

eine gute Schachspielerin, taktisch und strategisch klug<br />

agiert und um ihren König zu schützen, den Bauer, Turm,<br />

Springer und Läufer aus dem Spiel gebracht. <br />

Ulla D’Amico<br />

40 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 41


Industrie trifft Photokunst<br />

Peter Keetman in den<br />

Hamburger Deichtorhallen<br />

Als Siegerländer hat man eine besondere Beziehung<br />

zu Eisen und Stahl. Diese Industrie hat unsere Region<br />

geprägt wie keine andere. Mein Großvater war<br />

Schlosser (heute wäre wahrscheinlich Metallbauer die korrekte<br />

Berufsbezeichnung) im Siegwerk in Kaan-Marienborn<br />

und ich selbst habe in den Ferien in metallverarbeitenden<br />

Betrieben gearbeitet. Auch heute noch üben hochwertige<br />

Stahlprodukte wie Werkzeuge und Maschinen eine große<br />

Anziehungskraft auf mich aus. Dementsprechend gespannt<br />

war ich auf eine Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen<br />

im Haus der Photographie, welches die Werke des<br />

Industriephotographen und bedeutenden Photokünstlers<br />

Peter Keetman (1916-2005) zeigte.<br />

Ausgehend von Auftragsarbeiten in Gestalt von Werksreportagen<br />

und Firmenpräsentationen war Keetman bestrebt,<br />

Material und Form durch Herauslösen einzelner<br />

Motive photoästhetisch zu inszenieren wie in den Bildern<br />

„Rohre“ und „Schraubenpumpe“. Als die “aufregendsten<br />

Tage in seinem Berufsleben“ bezeichnete der Photokünstler<br />

den Aufenthalt im Volkswagenwerk im Jahre 1953, wo er<br />

unabhängig von jeglichem Werksauftrag seinen photographischen<br />

Blick auf Phänomene der Serienproduktion richten<br />

konnte: Aufgereihte Karosserieteile wie die Kotflügel<br />

des VW-Käfers wirken fast ornamentenhaft. Dabei boten<br />

die rundlichen Formen des Käfers eine ideale bildkompositorische<br />

Struktur.<br />

Faszinierende Aufnahmen, nicht nur für den metallaffinen<br />

Siegerländer, sondern auch für den Freund von<br />

Schwarz-Weiß, meiner Ansicht nach noch immer die Paradedisziplin<br />

der Photokunst. <br />

Uli Hoffmann<br />

Foto oben: Die Deichtorhallen, Blick vom Oberhafen. Foto: Conny Hilker. / Fotos unten: Peter<br />

Keetmann Rohre 1958 (lks.), Schraubenpumpen 1960. Beide aus der Stiftung F.C. Gundlach<br />

42 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 43


Gesellschaft<br />

Schöne moderne Medienwelt –<br />

Aber was stimmt da nicht?<br />

Hat man<br />

das eigene<br />

Zögern<br />

vor dem Neuen,<br />

Unbekannten einmal<br />

überwunden,<br />

schätzt man als<br />

Seniorin durchaus<br />

die Möglichkeiten<br />

von Smartphone,<br />

Laptop und Co.<br />

Ja, ich kann mir<br />

gar nicht mehr<br />

vorstellen, wie es<br />

ohne sie gehen<br />

soll. Ich kann jetzt<br />

mein Gedächtnis<br />

im Handy abspeichern<br />

und es jederzeit<br />

abrufen,<br />

Kinder, Enkel und Freunde – immer erreichbar<br />

sogar mit akustischer Erinnerungsfunktion: Meine Termine,<br />

den Einkaufzettel, den Medikamentenplan, mein Adressbuch<br />

mit den Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Auch<br />

die Geburtstage der mir wichtigen Menschen samt einem<br />

Erinnerungsmodus erscheinen im Kalender. Verabredungen<br />

sind schnell getroffen, der Kontakt zu den Kindern, Enkeln<br />

und Freunden gestaltet sich spontan, locker und leicht,<br />

und über WhatsApp sind alle immer erreichbar, kostenlos,<br />

sogar im Ausland, wenn eine <strong>Internet</strong>verbindung zur Verfügung<br />

steht. Ich kann sogar mit einer ganzen Gruppe von<br />

Menschen gleichzeitig kommunizieren, wenn ich das will.<br />

Aber da haben wir auch schon die Kehrseite der schönen<br />

Medaille: Muss man immer für alle erreichbar sein? Muss ich<br />

auf jeden Klingelton sofort reagieren, jede Botschaft sofort lesen<br />

und gleich wieder darauf antworten? Egal, mit wem ich<br />

gerade im Gespräch bin, was ich gerade tue? Das läppert sich,<br />

kostet Zeit und stört. Es stört vor allem die Menschen, die gerade<br />

mit mir im Gespräch sind, mit denen ich gerade etwas<br />

gemeinsam unternehme. Wir kennen die Bilder: Da sitzen<br />

Menschen gemeinsam in einem Lokal, sind dort zum Essen<br />

verabredet und was tun sie? Jeder streicht für sich alleine über<br />

sein Smartphone. Oder Eltern sind mit ihren Kindern unterwegs.<br />

Die sind sich selbst überlassen, weil die Eltern gerade mit<br />

ihren Smartphones beschäftigt sind. Als Nächstes bekommen<br />

die Kinder dann auch eines, damit auch sie beschäftigt sind.<br />

Irgendwie scheinen unsere alten Benimmregeln außer Kraft<br />

gesetzt, oder passen sie einfach nicht mehr zu den neuen Kommunikationsmöglichkeiten?<br />

Brauchen wir neue Richtlinien für<br />

unsere digitale Kommunikation oder einfach nur mehr Selbstverantwortung<br />

und Achtsamkeit im Umgang miteinander?<br />

Man kann<br />

wunderbare<br />

Bilder mit dem<br />

Smartphone<br />

schießen, und<br />

„Selfies“, immer<br />

und überall.<br />

Aber muss<br />

man die dann<br />

auch jedem<br />

zeigen, egal,<br />

ob er oder sie<br />

die nun sehen<br />

will oder<br />

nicht? Die sind<br />

doch so schön!<br />

Die Urlaubsbilder,<br />

die Bilder<br />

von den<br />

Enkelkindern,<br />

so süß! Und all die Schnappschüsse, die dokumentieren, wo<br />

ich mich überall rumgetrieben habe, mit wem, und was ich<br />

dabei beobachten konnte! Es ist wie ein Zwang. Das könnte ja<br />

mal wichtig werden, vor allem für die Verbrechensaufklärung<br />

in unserem Lande (Vorsicht, Satire!) – Ganz zu schweigen<br />

von den endlos vielen Kurzvideos, mit denen wir beglückt<br />

werden und die wir dann auch nochweiter verschicken. .<br />

Will ich das, brauche ich das? Nein, nicht wirklich, auch<br />

wenn es durchaus unterhaltsam sein kann. Es nervt auch. Allerdings,<br />

es besteht keine Verpflichtung, weder im Handyvertrag,<br />

noch bei der Prepaidversion, und es ist auch keine Voraussetzung<br />

zur Nutzung der Geräte, sie ständig in Betrieb zu<br />

haben und sofort auf jedes Piepsen oder Klingeln zu reagieren.<br />

Es ist kein Wunder, dass viele kritische und vor allem auch<br />

ältere Menschen die Nutzung von Smartphone, Laptop und<br />

Co. strikt verweigern, obwohl gerade für Senioren die positiven<br />

Aspekte auf der Hand liegen. Kritisch ist zum Beispiel<br />

die Nutzung im Bereich der großen sozialen Netzwerke wie<br />

Facebook, Twitter und ähnliche. Was da mal so scheinbar<br />

harmlos und positiv als eine wunderbare Möglichkeit begonnen<br />

hat, mit vielen Freunden und mit Menschen weltweit<br />

vernetzt zu sein, hat sich inzwischen als eine gefährliche<br />

Mischung aus Informations-, Kommunikations- , aber auch<br />

als Manipulations- und Mobbinginstrument entwickelt. Das<br />

wird deutlich, wenn zum Beispiel bekannt wird, dass man<br />

einer prominenten Person (Beispiel Renate Künast von den<br />

Grünen) etwas in den Mund gelegt hat, was diese nicht gesagt<br />

hat. Warum? Um eine bestimmte Stimmung zu bedienen und<br />

anzuheizen oder einfach, um jemanden politisch oder persönlich<br />

zu schaden. Und wir fallen in der Regel darauf rein. Wie<br />

Foto: Rita Petri<br />

das? Es ist ja nicht überprüfbar, es sei denn, die betroffene<br />

Person geht an die Öffentlichkeit und wehrt sich. Und was<br />

auf diese Weise im Bereich des Mobbings besonders unter<br />

Jugendlichen geschieht, ist inzwischen mitsamt den Folgen<br />

sattsam bekannt. Die Möglichkeit zur Anonymität fördert leider<br />

eine negative Nutzung, zunehmend auch mit sogenannten<br />

Hasskampanien, die eine gefährlich wachsende Stimmung im<br />

Lande wiederspiegeln und fördern. Aber das ist ein eigener<br />

großer Themenkomplex, mit dem sich die Gesellschaft und<br />

die Politik unbedingt auseinandersetzen und Lösungen finden<br />

müssen zum Schutz des Einzelnen und ganzer Gruppen.<br />

Ich erinnere mich an lange zurückliegende Diskussionen<br />

mit meiner verstorbenen Mutter (Jahrgang 1911), wo<br />

sie auf kritische Äußerungen meinerseits empört antwortete:<br />

„Aber das steht doch in der Zeitung!“ Ja, dann muss<br />

es doch stimmen, oder? … Heute klingt das nicht viel anders,<br />

im Gegenteil, im Fernsehen und in der Presse wird die<br />

Richtigkeit einer Nachricht auch noch mit entsprechendem<br />

Bildmaterial scheinbar bestätigt, und wir vertrauen fast<br />

blind den Bildern und Wortbeiträgen, die uns in den Medien<br />

vermittelt werden. Nachrichten werden ja nur in anderen<br />

Staaten manipuliert, für uns offensichtlich, weil uns eine<br />

andere Seite als „Wahrheit“ präsentiert wird. Ich fürchte,<br />

wir müssen es endlich begreifen, dass auch unsere Berichterstattung<br />

zwar politisch frei aber trotzdem auch tendenziell<br />

gefiltert ist und bewusst eine Sichtweise der Ereignisse<br />

bedient. Das sind z.B. bestimmte Interessen, meistens die<br />

der „freien Marktwirtschaft“, und politisch gerade opportune<br />

Fein<strong>db</strong>ilder. Ein weites Feld. Gott sei Dank, wir haben<br />

noch alternative Medienberichte, die wir nutzen können.<br />

Eine andere Gefahrenzone für den unbedarften Nutzer des<br />

<strong>Internet</strong> ist der Bereich der Werbung, die nicht immer auf Anhieb<br />

als solche zu erkennen ist. Man setzt auf einer <strong>Internet</strong>seite<br />

ein Häkchen, um weitere Informationen zu bekommen und<br />

hat prompt unbeabsichtigt eine Bestellung aufgegeben oder<br />

einen Vertrag abgeschlossen. Das verunsichert und schreckt ab.<br />

Noch viel gemeiner sind persönliche Mails mit der<br />

Aufforderung, zur weiteren Information einen Anhang zu<br />

öffnen,<br />

das heißt,<br />

wieder<br />

ein verhängnisvolles<br />

Häkchen<br />

zu setzten,<br />

denn mit<br />

dem Öffnen<br />

des<br />

Anhangs<br />

holt man<br />

sich unter<br />

Umständen<br />

einen<br />

Virus auf<br />

den Computer<br />

oder<br />

sieht sich<br />

völlig aus der Luft gegriffenen Forderungen gegenüber.<br />

Das sind nur einige Beispiele für die dunkle Seite der schönen<br />

modernen Medienwelt.<br />

Es scheint so, als seien wir dem hilflos ausgeliefert, also<br />

lassen wir es besser sein? Nein, das ist so nicht richtig! Ich<br />

kann sehr wohl selbst bestimmen, wie ich mein Smartphone,<br />

mein Laptop oder überhaupt das <strong>Internet</strong> nutze. Natürlich<br />

muss ich mich schlau machen über die Risiken die ich eingehe,<br />

bevor ich mich entscheide, was ich wie nutzen will. Ich muss<br />

keinen Account bei Facebook haben und ich werde auch keine<br />

Fotos von jemandem machen lassen, der sie dann ins Netz<br />

stellen kann oder selbst Fotos von meinen Kindern und Enkeln<br />

ins Netzt stellen. Ich bestimme, ob ich zum Beispiel bei<br />

WhatsApp eine Gruppe bilde, bei der die Mitglieder immer die<br />

Mitteilungen aller anderen einsehen und auch beliebig weitergeben<br />

können. Und an mich gerichtete Nachrichten, deren<br />

Absender ich nicht kenne, öffne ich nicht! Wenn die Mitteilung<br />

wichtig war, wird der Sender einen anderen Weg finden.<br />

Ich nutze gerne das Navigationssystem in meinem Smartphone,<br />

wenn ich mal wieder längere, mir unbekannte Strecken<br />

mit dem Auto fahre. Das erspart mir ein teures Update für<br />

mein TomTom-Gerät, das brauche ich jetzt nicht mehr. Sicher,<br />

wenn ich diesen Service nutze, ist nachvollziehbar, wann ich<br />

mich wo bewegt habe, ob mit dem Auto, zu Fuß oder auch<br />

mit der Bahn. Will ich das nicht, schalte ich mein GPS aus.<br />

Dann kann ich diese Funktion natürlich nicht nutzen. Das gilt<br />

genauso für das <strong>Internet</strong>. Ich kann meine <strong>Internet</strong>verbindung<br />

abschalten und bin offline. Ich kann alle Geräte und Funktionen<br />

ausschalten, es gibt Knöpfe dafür. Oder ich lösche die<br />

Apps auf meinem Smartphone und PC, deren Funktionen ich<br />

misstraue. Es liegt bei mir, was ich installiere und für meine<br />

Zwecke nutze. Viele Offlinefunktionen sind eine wunderbare<br />

Hilfe im Alltag, und online steht mir die Welt offen, soweit,<br />

wie ich es will. Ich habe sie dann allerdings in dem Maße<br />

auch „bei mir zu Hause“: Ich bin sichtbar. Risiken und Nebenwirkungen?<br />

Dazu fragen Sie diesmal nicht Ihren „Arzt oder<br />

Apotheker“ sondern die Experten bei Ihrem Fachhändler oder<br />

ganz einfach, Ihre Enkel. <br />

Anne Alhäuser<br />

44 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 45


Zukunftsfähige Gemeinschaften<br />

Sorge und Mitverantwortung in der Kommune<br />

Gesellschaft<br />

Die meisten Menschen verstehen die eigene Gesundheit<br />

als wichtigste Voraussetzung für ein<br />

gutes, gelingendes Leben; schließlich ermöglicht<br />

sie Lebensfreude, Mobilität und Teilhabe. Aber welche Bedingungen<br />

sind zu erfüllen, welche Voraussetzungen sind<br />

wichtig und welche Maßnahmen sind erforderlich, damit<br />

ein gutes Leben im Alter möglich ist? Vor diesen Fragen<br />

stehen hauptsächlich die Kommunen. Es gilt, – auch bei<br />

eingeschränkter Gesundheit – eine möglichst lange selbständige<br />

Lebensführung älter werdender Menschen sowie<br />

eine aktives Altern in Selbst- und Mitverantwortung sicherzustellen.<br />

Ausführliche Antworten finden sich im 7. Altenbericht<br />

1) Bereits der Titel: („Sorge und Mitverantwortung<br />

in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger<br />

Gemeinschaften“) stellt klar, dass der Aktionsradius<br />

vieler Menschen mit zunehmendem Alter kleiner<br />

wird; sie verbringen immer mehr Zeit im nahen Wohnumfeld<br />

und in der Wohnung. Daher hängt die Lebensqualität<br />

im Alter in besonderem Maße von den lokalen<br />

Umständen ab.<br />

Kernaussage: Wesentlich für ein gutes Leben im Alter<br />

sind Gesundheit, Sorge und Pflege, Wohnen, Mobilität<br />

und deren Ausgestaltung auf der örtlichen Ebene. Die<br />

mit dem 7. Altenbericht vorliegenden Handlungsempfehlungen<br />

sind daher vor allem an die kommunale Politik<br />

gerichtet. Es wird aufgezeigt, unter welchen Bedingungen<br />

und mit welchen Maßnahmen die Kommunen und die lokale<br />

Politik Strukturen der Sorge und der Mitverantwortung<br />

aufbauen und gestalten können.<br />

Zentrale Handlungsfelder<br />

In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Sorge und<br />

Mitverantwortung in der Kommune“ sind Entwicklungen<br />

zu berücksichtigen, die sich gegenseitig beeinflussen und<br />

schon auf kommunaler Ebene sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />

sein können. Zum Beispiel leben heute noch 85<br />

Prozent der Menschen ab 85 Jahren im eigenen Haushalt<br />

und über 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu<br />

Hause betreut, aber:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mit dem demografischen Wandel nimmt die Zahl der<br />

erwachsenen Kinder ab, die ihre Eltern pflegen<br />

könnten;<br />

die Mobilität in der Gesellschaft nimmt zu,<br />

weshalb die Angehörigen seltener am selben Ort<br />

wie die auf Pflege angewiesenen Familienmitglieder<br />

leben;<br />

immer mehr Menschen leben in Einpersonenhaushalten,<br />

dabei entfällt die Option der<br />

Partnerpflege im gemeinsamen Haushalt;<br />

die Erwerbsbeteiligung pflegender Angehöriger<br />

nimmt zu, wodurch die Frage der Vereinbarkeit<br />

von Pflege und Erwerbstätigkeit drängender wird.<br />

Sozialräume gestalten und<br />

nachbarschaftliche Beziehungen fördern<br />

Neben der Unterstützung und Pflege innerhalb von<br />

Familien werden seit einiger Zeit vor allem die gegenseitige<br />

Hilfe und Unterstützung in Nachbarschaften als ein<br />

Baustein eines neu und ganzheitlich gestalteten Pflegewe-sens<br />

gesehen. Dazu die Bundesregierung): Die Planung<br />

von Maßnahmen der Daseinsvorsorge sollte grundsätzlich<br />

als ein integrierter und zentraler Bestandteil<br />

der Stadt-, Gemeinde- und Ortsentwicklung verstanden<br />

werden. (…) sollte der Fokus stärker auf die Umsetzung<br />

von Gesamtkonzepten gerichtet werden, die gewährleisten,<br />

dass die Teilhabe und damit die Lebensqualität der<br />

älteren Menschen insgesamt gesichert werden. Dabei<br />

hat die Kommune als Träger der Gesamtverantwortung<br />

für die Altenhilfe eine besondere Verpflichtung bezüglich<br />

der Steuerung, d.h. der Einbindung der Beteiligten, der<br />

Strukturierung der Prozesse und der Koordinierung der<br />

Maßnahmen. 2)<br />

Politik und Verwaltung im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

- im Kreishaus wie in allen 11 Kommunen - beschäftigen<br />

sich seit Jahren in vielen Ansätzen mit den Chancen und<br />

Herausforderungen, soweit diese durch den demografischen<br />

Wandel entstehen. Beispielhaft ist das Programm<br />

„Leben und Wohnen im Alter“ 3) , es existieren Anlauf- und<br />

Bera-tungsstellen für ältere Menschen und zunehmend<br />

wird auf eine Politik mit älteren Menschen und für ältere<br />

Men-schen hingewirkt. Hervorzuheben ist die Siegener<br />

„Regiestelle Leben im Alter“ 4) , die sich u.a. seit Jahren<br />

erfolgreich dafür einsetzt, persönliche Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse, soziale Kompetenz, organisatorische Fähigkeiten,<br />

Kreativi-tät und Ideenreichtum älterer Menschen<br />

für das Gemeinwohl sichtbar zu machen.<br />

Wohnformen im Alter<br />

Der Verbleib älterer Menschen im gewohnten Haushalt<br />

erklärt sich oft dadurch, dass sie ihre Wohnsituation nicht<br />

angemessen bewerten, sondern sich von einer über Jahre<br />

gewachsenen emotionalen Verbundenheit mit der Wohnung<br />

leiten lassen. Dies führt häufig zu einem Verbleib im<br />

gewohnten Haushalt– auch wenn damit erhebliche Einschränkungen<br />

für die betroffenen Menschen verbunden<br />

sind. Hier ist es wichtig, z.B. Maßnahmen der Wohnberatung<br />

in Anspruch zu nehmen, um die „gewohnte“ Umgebung<br />

altengerecht anzupassen.<br />

Individuelle Wohnmobilität im Alter kann ein weiterer<br />

Baustein sein, um auch bei veränderten Lebensbedingungen<br />

eine möglichst lange selbstständige Lebensführung<br />

zu unterstützen. Aber: Um dem „Wohnen zuhause“<br />

möglichst nahe zu kommen, ist es notwendig, dass die<br />

Arbeitsabläufe in der Pflege stärker an den Wohnbedürfnissen<br />

der Menschen ausgerichtet und stationäre Pflege<br />

in kleinen Wohngemeinschaften ermöglicht werden.<br />

Entscheidende Voraussetzung für eine Förderung der<br />

Wohnmobilität ist naturgemäß ein ausreichendes und<br />

erreichbares Angebot an altersgerechten, bezahlbaren<br />

Wohnungen. Diese sollten zugleich mit verschiedenen<br />

Dienstleistungen verknüpft werden können. Zu einem<br />

ganzheitlichen kommunalen Konzept für selbstständiges<br />

Wohnen im Alter gehören aber auch die Pflegeheime. Dazu<br />

stellt die Bundesregierung fest, dass stationäre Einrichtungen<br />

nach wie vor zu wenig unter dem Aspekt des<br />

Wohnens betrachtet werden.<br />

Mitverantwortung und Beteiligung<br />

Als weitere Aspekte für ein gutes Leben im Alter nennt<br />

der 7. Altenbericht den Schutz vor Gewalt, die Gesundheitliche<br />

Versorgung, Technik unterstütztes Wohnen und<br />

viele mehr. Um den aus dem demografischen Wandel<br />

erwachsenden Herausforderungen zu begegnen und Ungleichheiten<br />

in der alternden Gesellschaft zu überwinden,<br />

wird der Bildung und dem lebenslangen Lernen eine zentrale<br />

Rolle zugewiesen.<br />

Von buchstäblich „weitreichender Bedeutung“ ist ein<br />

Forschungsbereich am Lehrstuhl „Wirtschaftsinformatik<br />

und Neue Medien“ der Universität Siegen. Unter dem Titel<br />

„IT für die alternde Gesellschaft“ geht es hier um technische<br />

Assistenzsysteme für den Alltag. Schwerpunkt ist<br />

der Lebensbereich Wohnen, aber darüber hinaus um die<br />

Unterstützung eines möglichst langen selbstbestimmten<br />

„Leben im Alter“. Bei entsprechenden Projekten bieten die<br />

beteiligten Forscher*innen älteren Menschen u.a. Möglichkeiten,<br />

die Bedarfe ihrer Lebenswelt zu benennen und die<br />

Entwicklung von Technikunterstützung zu begleiten.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Nachweise: 1) Die Altenberichterstattung geht zurück auf einen Beschluss des Deutschen<br />

Bundestages aus dem Jahr 1994. Er gibt der Bundesregierung auf, in jeder Legislaturperiode<br />

einen Bericht zur Lebenssituation von älteren Menschen in Deutschland zu erstellen. Die<br />

Berichte werden von unabhängigen Sachverständigenkommissionen, mit Expertinnen und<br />

Experten unterschiedlicher Fachrichtungen erarbeitet. Sie sind eine der wichtigsten Grundlagen<br />

für die öffentliche Diskussion zu Fragen der Politik für ältere Menschen. Im Nov. 2016<br />

wurde der siebte Altenbericht veröffentlicht; der Titel: „Sorge und Mitver-antwortung in der<br />

Kommune. Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften“. 2) Deutscher Bundestag,<br />

Drucksache 18/10210. 3) Die SeniorenSerivceStellen sind ein erster Anlaufpunkt zu allen<br />

Fragen des Alters in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Ihre wichtigste Aufgabe<br />

liegt in der Beratung hinsichtlich einer Hilfeplanung -sowohl in einem vorbeugenden Sinn<br />

wie auch im konkreten Pflegefall. 4) Die „Regiestelle Leben im Alter" der Universitätsstadt<br />

Siegen ist Anlaufstelle für vielfältige, vor allem altersbedingte Fragen und Probleme<br />

(Grundsicherung, Versicherungsamt/ Rentenangelegenheiten, Fachstelle für Wohnungsnotfälle,<br />

Aufgaben nach dem Betreuungsgesetz, Allgemeiner Sozialdienst). (Rathaus Weidenau,<br />

Weidenauer Straße 211-213, 57076 Siegen, Telefon (0271) 404-2200<br />

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Entlastungsdienste<br />

helfen<br />

Die Teilnehmerinnen der Qualifizierungsmaßnahme November 2016<br />

„Geht es dem Pflegenden gut,<br />

so geht es dem Kranken besser“<br />

Unter diesem Leitsatz gründeten sich im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

bereits 2001 die ersten Entlastungsdienste<br />

für pflegende Angehörige. Ziel war<br />

und ist, den Pflegenden ganz unbürokratisch tatkräftige<br />

Hilfe im Alltag zu gewähren.<br />

Heute gehören zehn eigenständige Organisationen zum<br />

„Gemeindenaher Verbund ATEMPAUSE“. Gemeindenah<br />

deshalb, weil die einzelnen Verbundpartner in der Regel<br />

direkt vor Ort in ihren Städten und Gemeinden des Kreises<br />

Siegen-Wittgenstein tätig sind. Der durchblick gibt dem<br />

Verbund die Möglichkeit, sich hier selbst vorzustellen:<br />

Was steckt hinter dem Begriff<br />

Gemeindenaher Verbund „ATEMPAUSE?<br />

Der Gemeindenahe Verbund „ATEMPAUSE“ ist ein<br />

Zusammenschluss von derzeit zehn Vereinen in der Region<br />

Siegerland-Wittgenstein, die den Entlastungsdienst<br />

anbieten, und weiteren drei Partnern, die die Rahmenbedingungen<br />

mit gestalten.<br />

Ziel des Zusammenschlusses ist die überörtliche Kooperation<br />

und Vernetzung der Partner, ein einheitliches Qualitätsmanagement<br />

und gemeinsame Fallbesprechungen und<br />

Fortbildungen für die Helferinnen und Helfer und die Einsatzleitungen.<br />

Die gemeindenahe Organisation der Vereine<br />

ermöglicht die Betreuung und Versorgung von Menschen<br />

mit Demenz an ihrem Wohnort.<br />

Was leisten die im Verbund<br />

zusammengeschlossenen Partner?<br />

Die Entlastungsdienste der im Verbund zusammengeschlossenen<br />

Partner, die alle als gemeinnützig anerkannt,<br />

wirtschaftlich selbstständig, rechtlich unabhängig und<br />

vom Regierungspräsidenten anerkannt sind, entlasten die<br />

pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz, unabhängig<br />

von Konfession und politischer Weltanschauung.<br />

Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind<br />

häufig in einem sehr hohen Maße belastet. Ein Mensch<br />

mit Demenz braucht viel Geduld und Aufmerksamkeit. Er<br />

muss betreut, versorgt, beschäftigt und auch beaufsichtigt<br />

werden. Das ist eine Aufgabe, die pflegende Angehörige<br />

oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt. Sie brauchen<br />

daher Unterstützung und Möglichkeiten zum Verschnaufen<br />

und Durchatmen – eben eine Atempause.<br />

Wie sieht die Unterstützung<br />

in der Praxis aus?<br />

Nach einem eingehenden Gespräch zwischen der Einsatzleitung<br />

des jeweiligen Vereins, der die Betreuung<br />

Foto: atempause<br />

übernehmen soll, mit den Angehörigen, besuchen die Helferinnen<br />

und Helfer des Vereins die Klienten und unterstützen<br />

die Angehörigen individuell nach ihren Bedürfnissen.<br />

Sie übernehmen stundenweise die Betreuung der kranken<br />

Person. In dieser Zeit können die Angehörigen Einkäufe,<br />

Arztbesuche und sonstige Erledigungen abwickeln oder<br />

nur einfach mal verschnaufen und auf andere Gedanken<br />

kommen.<br />

Die Betreuung findet entweder zu Hause oder in einer<br />

Betreuungsgruppe statt.<br />

Wie sind die Helferinnen<br />

für ihre Arbeit qualifiziert?<br />

Die qualifizierten Helferinnen und Helfer sind das<br />

Herzstück der Atempause. Sie haben an einer 40-stündigen<br />

Qualifizierung mit Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen<br />

Fachbereichen teilgenommen und dabei<br />

gelernt, auf die individuellen Bedürfnisse von Menschen<br />

mit Demenz einzugehen. Sie haben eine angeleitete Hospitation<br />

in einer Tagesbetreuung absolviert und nehmen<br />

regelmäßig an Fallbesprechungen und Fortbildungen teil.<br />

Für seine Helferinnen und Helfer bietet der Gemeindenahe<br />

Verbund ein eigenes Fortbildungsprogramm an.<br />

Können die Kosten für die Einsätze<br />

der Helferinnen über die<br />

Pflegeversicherung abgerechnet werden?<br />

In der Regel werden die Kosten für die Einsätze der<br />

Helferinnen und Helfer und die Teilnahme in einer Betreuungsgruppe<br />

von den Pflegekassen übernommen. Die<br />

Einsatzleitungen der einzelnen Vereine beraten gerne und<br />

geben natürlich auch Auskunft über die Höhe der Kosten,<br />

die durch die Betreuung entstehen. Dabei ist es für die Klienten<br />

vorteilhaft, dass die Verbundpartner gemeinnützig<br />

und nicht gewinnorientiert arbeiten.<br />

Werden nur Menschen mit<br />

Demenz betreut?<br />

Der Schwerpunkt der Betreuungsarbeit liegt bei Menschen<br />

mit einer demenziellen Erkrankung. Die einzelnen<br />

Vereine haben darüber hinaus weitere Angebote, die gerne<br />

bei den Einsatzleitungen erfragt werden können.<br />

Was wünschen sich die Verbundpartner<br />

im Gemeindenahen Verbund<br />

„ATEMPAUSE“?<br />

Die Nachfrage nach Betreuung von Menschen mit<br />

Demenz wird weiter anwachsen. Unsere Arbeit ist nur zu<br />

schaffen, wenn wir weiter Frauen und Männer finden, die<br />

sich für die Betreuungsarbeit qualifizieren lassen und engagiert<br />

Menschen mit Demenz zu Hause oder in unseren Betreuungsgruppen<br />

begleiten. Und wir brauchen Menschen,<br />

die ehrenamtlich in den Vorständen der Vereine mitarbeiten<br />

und sich dort in die Arbeit einbringen.<br />

Welche Verbundpartner bieten<br />

Entlastungsdienste an?<br />

Die nachstehende Auflistung ist alphabetisch geordnet und<br />

enthält nur die Telefonnummern der Einsatzleitungen. Weitere<br />

Informationen über den Verbund und die Verbundpartner können<br />

Sie der <strong>Internet</strong>seite des Verbundes entnehmen.<br />

www.atempause-entlastungsdienst.info<br />

Atempause Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.,<br />

0271 23375003<br />

Atempause Freudenberg e.V., 02734 8454<br />

ATEMPAUSE Hüttental e.V. ökumenischer<br />

Entlastungsdienst, 0271 2358242<br />

Atempause Wittgenstein – Helferkreis für pflegende<br />

Angehörige e.V., 02751 9208797<br />

auszeit – Entlastungsdienst e.V. Kreuztal,<br />

02732 9741600<br />

Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd e.V.<br />

0271 2509747<br />

Helferkreis der Diakoniegruppe der<br />

Ev. Kirchengemeinde Kaan-Marienborn, 0271 6819506<br />

Ökumenischer Helferkreis Hilchenbach e.V.,<br />

02733 124401<br />

Pflegekreis Wilnsdorf e.V., 02739 802186<br />

VergissMeinNicht Netphen e.V. –<br />

Entlastung pflegender Angehöriger, 02738 6888229<br />

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Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Seit elf Jahren ak tiv<br />

Beirat der Menschen mit Behinderung in Siegen<br />

Seit 1996 gibt es die „Arbeitsgemeinschaft Begegnung<br />

- Zusammenschluss der Menschen mit Behinderung<br />

und chronischer Krankheit Siegen-Wittgenstein“<br />

(kurz: AG Begegnung). Dieser Zusammenschluss von<br />

haupt- und ehrenamtlich Tätigen in der regionalen Behindertenarbeit<br />

setzte sich zunächst vor allem für die Planung<br />

und Durchführung des jährlich stattfindenden „Tag der Begegnung“<br />

ein. Jeden zweiten Monat trifft sich diese Runde<br />

von ca. 40 Personen. Im Jahr 2005 war klar, dass Siegen<br />

eine Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung<br />

braucht, denn immerhin leben hier ca. 19.000 Personen mit<br />

einer anerkannten Behinderung. Im Kreisgebiet liegt diese<br />

Zahl ebenfalls bei ca. 19 %.<br />

Schon länger haben sich in NRW, ähnlich den Beiräten<br />

für Senioren oder Personen mit Migrationshintergrund, in<br />

Kreisen und Städten „Beiräte für Menschen mit Behinderung“<br />

gegründet. Die obersten Ziele dieser Gremien sind,<br />

sich in der Kommunalpolitik für mehr Beachtung von Personen<br />

mit Handicap und ihren Bedürfnissen einzusetzen, sowie<br />

mehr Barrierefreiheit und weniger Ausgrenzung zu fordern.<br />

So wurde aus der AG Begegnung heraus gemeinsam<br />

mit einem der Behindertenbeauftragten und dem damaligen<br />

Fachbereichsleiter Horst Fischer eine Satzung für den<br />

Beirat erstellt. Diese wurde dann 2010 vom Rat der Stadt<br />

Siegen als Bestandteil der städtischen Hauptsatzung anerkannt.<br />

Und im Sommer des Jahres setzte der Siegener<br />

Bürgermeister den ersten „Beirat der Menschen mit Behinderung<br />

Siegen“ in Amt und Würden. Dabei wurden alle von<br />

der AG Begegnung vorgeschlagenen Mitglieder bestätigt<br />

und konnten mit ihrer Arbeit beginnen.<br />

Der Name des Beirates ist zwar ein wenig sperrig, aber<br />

er sagt schon viel aus. Wir sind ein Bei – Rat. Beiräte sind<br />

wie kleine Satelliten des Rates der Stadt Siegen. Wir beraten<br />

die Politikerinnen und Politiker des Rates bei Bedarf<br />

und äußern uns zu Belangen von Menschen mit Behinderung.<br />

Oder anders gesagt: Wir kennen uns aus mit Behinderungen,<br />

Einschränkungen und Barrieren. Wir weisen auf<br />

Umstände hin, die in der allgemeinen Politik sonst nicht<br />

genügend Beachtung finden.<br />

Wir setzen uns für alle Menschen mit Behinderung und/<br />

oder chronischer Erkrankung ein. Dabei spielt es keine Rolle,<br />

welcher Art die Erkrankung oder das Handicap ist.<br />

Was macht denn jetzt der Beirat der<br />

Menschen mit Behinderung alles?<br />

Zum einen werden wir, teils gemeinsam mit den Behindertenbeauftragten,<br />

direkt um Anregungen oder Stellungnahme<br />

zu Bauvorhaben gebeten („Siegen zu neuen Ufern“,<br />

„Rund um den Siegberg“, Umbau Bahnhof Siegen).<br />

Zum anderen sind wir aber auch in den verschiedenen Ausschüssen<br />

der Stadt Siegen vertreten, z.B. Verkehrsausschuss,<br />

Bauausschuss, Kulturausschuss, Bezirksausschüsse usw.<br />

Unter dem Motto „wir mischen uns ein“ sagt Heike Katz,<br />

seit etwa zwei Jahren Mitglied des Beirats: Ich wurde z.B.<br />

vom Beirat in den Bauausschuss entsandt. In einer Sitzung<br />

stellte ein Planer das Projekt „neue Krankenpflegeschule<br />

am Wellersberg“ vor. Er wies besonders auf die beabsichtigte<br />

Barrierefreiheit hin, meinte damit jedoch vor allem die<br />

rollstuhlgerechte Erreichbarkeit. Technische Vorkehrungen<br />

für Hörgeschädigte beispielsweise werden leider oft vergessen.<br />

Dies merkte ich an und machte für alle die Notwendigkeit<br />

derartiger Rücksichtnahme nochmal deutlich. - Ein<br />

anderes Mal wurde uns von Umbauarbeiten in einer Schule<br />

berichtet. Ich fragte nach, ob auch optische Rauchwarnmelder,<br />

wichtig für gehörlose Menschen, vorgesehen seien. Leider<br />

wurde dies verneint, da zur Zeit kein Bedarf dafür da sei.<br />

Man könne so etwas ja schnell nachrüsten. Ich frage mich<br />

Foto: Rita Petri<br />

Ehrenamtlich im Einsatz<br />

für die Interessen<br />

älterer und behinderter<br />

Menschen in der<br />

Universitätsstadt:<br />

Mitglieder des Beirats<br />

hier bei einem Fototermin<br />

im Frühjahr<br />

dieses Jahres vor einer<br />

Sitzung im Rathaus<br />

Siegen-Geisweid<br />

aber, ob dann das benötigte Geld da ist. Außerdem sollten<br />

solche Maßnahmen von Anfang an in der Gesamtplanung<br />

berücksichtigt werden. Das ist immer besser (und billiger),<br />

als hinterher „nachbessern“ zu müssen.<br />

Solche Beispiele zeigen, wie oft die Belange von Menschen<br />

mit Behinderung einfach vergessen werden, dem<br />

Rotstift zum Opfer fallen oder für unwichtig gehalten werden.<br />

Je mehr wir als Fachleute frühzeitig aktiv in Planungen<br />

eingreifen, desto weniger kann nachher gesagt werden, es<br />

habe niemand gewusst, wie etwa behindertengerecht gebaut<br />

werden muss.<br />

Die Satzung (offiziell heißt sie „Richtlinie“) des Beirates<br />

der Menschen mit Behinderung können Interessierte<br />

auf der Homepage der Stadt Siegen (www.siegen.de) nachlesen.<br />

Weil uns eine gut verständliche Sprache wichtig ist,<br />

gibt es dort die Richtlinien für den Beirat und die AG Begegnung<br />

auch in Leichter Sprache. Hier Einiges über Aufbau<br />

und „Verfassung“ des Beirates in Kürze:<br />

► Der Beirat besteht aus 11 Mitgliedern, von denen mindestens<br />

8 einen Grad der Behinderung von 30 oder mehr<br />

haben müssen. Alle dürfen eine persönliche Stellvertreterin<br />

oder einen Stellvertreter haben.<br />

► Nur die AG Begegnung kann Mitglieder vorschlagen.<br />

Bestätigt wird die Beiratsmitgliedschaft durch den Rat<br />

der Stadt Siegen. Beiratsmitglieder und StellvertreterInnen<br />

müssen im Stadtgebiet Siegen wohnen.<br />

► Gewählt werden dürfen Menschen mit Behinderung<br />

oder solche, die in der Behindertenarbeit tätig sind - also<br />

auch vertreterInnen von Wohlfahrtsverbänden und anderen<br />

Organisationen. Beiratsmitglieder müssen mindestens<br />

18 Jahre alt sein.<br />

► Der Beirat wird für dieselbe Zeitdauer gewählt, wie der<br />

Bürgermeister - zur Zeit sind das 5 Jahre.<br />

► Die Sitzungen des Beirates der Menschen mit Behinderung<br />

Siegen sind öffentlich!<br />

Personen, die auf Hilfe angewiesen sind und im Beirat aktiv<br />

werden wollen, müssen nicht befürchten, allein dazustehen:<br />

Benötigt ein Beiratsmitglied Assistenz, so darf diese bei der<br />

Sitzung immer anwesend sein, selbst beim nicht-öffentlichen<br />

Teil - die Kosten hierfür trägt die Stadt.<br />

Unterstützt wird der Beirat durch die Geschäftsstelle bei der<br />

Stadt Siegen, vertreten durch die Behindertenbeauftragten.<br />

Auch ein Spezieller Sitzungsdienst erleichtert die Arbeit<br />

(Einladungen und Protokolle).<br />

Es ist nicht leicht, sich in den komplizierten Strukturen von<br />

Rat und Verwaltung einer Großstadt wie Siegen zurechtzufinden.<br />

Aber es lohnt sich bestimmt, im Beirat für Menschen<br />

mit Behinderung tätig zu werden. Man bekommt viel<br />

mit, wird aufmerksamer füreinander und tritt gemeinsam<br />

für eine gute Sache ein. Wer im Beirat aktiv ist, lernt, über<br />

den eigenen Tellerrand hinauszudenken!<br />

Heike Katz<br />

vom Beirat der Menschen mit Behinderung Siegen<br />

50 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 51


Gesellschaft<br />

Bürokratische Hürden im Alter<br />

Am 10.8.2012 starb meine Mutter als älteste Bürgerin<br />

unserer Stadt mit 105 Jahren. 2006, also mit 99 Jahren,<br />

ereilte sie durch ein Erbenermittlungs-Institut<br />

die freudige Botschaft, dass sie als Miterbin einer uns unbekannten<br />

Verwandten ermittelt worden sei. Der Anteil war<br />

nicht riesig, aber immerhin. Nach Erledigung einiger Formalitäten<br />

sollte die Auszahlung in die Wege geleitet werden.<br />

Die Auszahlung verzögerte sich jedoch wegen inzwischen<br />

weiterer Miterben von Jahr zu Jahr. Schließlich<br />

rückte sie anno 2010 in die Nähe des Möglichen. Das Institut<br />

benötigte jedoch nunmehr zunächst eine beglaubigte<br />

Vollmacht meiner Mutter und den gültigen Personalausweis.<br />

Meine Mutter, inzwischen 103 Jahre alt, konnte selbst mit<br />

Brille und Lupe kaum noch sehen und viel weniger eine<br />

leserliche Unterschrift leisten. Der Ausweis war seit Jahren<br />

abgelaufen und nicht erneuert. Wie und durch wen sollte die<br />

Unterschrift (eigentlich nicht möglich) beglaubigt werden<br />

und auf welche Weise ein gültiger Ausweis mit Foto nach<br />

biometrischen Richtlinien zustande kommen? Die Verwaltung<br />

im Altenheim in war bereit, die Unterschrift (keine<br />

Beglaubigung) mit Stempel zu bestätigen und meinte, bei<br />

immerhin der Hälfte der Bewohner sei der Personalausweis<br />

auch abgelaufen. Das Einwohnermeldeamt wollte lediglich<br />

schriftlich bestätigen, dass ein neuer Ausweis nicht ausgestellt<br />

wurde. Dem Institut teilte ich die erschwerten Umstände<br />

mit und bot als „Ausweis“ ersatzweise den gültigen<br />

Schwerbehinderten- und Rentenausweis sowie eine Bestätigung<br />

über die Zuzahlungsbefreiung der Krankenkasse an.<br />

Antwort (inzwischen 2011): „Anbei übersenden wir noch<br />

einmal ein Vollmachtformular mit der Bitte, dieses zusammen<br />

mit dem Personalausweis oder Pass Ihrer Mutter bei<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Ihrer Hausbank beglaubigen zu lassen<br />

und den Personalausweis oder Pass auf<br />

die Rückseite der von Ihrer Mutter unterzeichneten<br />

Vollmacht zu kopieren.<br />

Auf die weiteren Maßnahmen und<br />

Aktivitäten in der Folge einzugehen<br />

erübrigt sich, weil meine Mutter am<br />

10.8.2012 verstarb und nunmehr die<br />

Formalitäten von mir und meinem Neffen<br />

über längere Zeit mit Erfolg zu erledigen<br />

waren.<br />

Zwei weitere Begebenheiten<br />

Der Schwerbehindertenausweis mit<br />

100% war im 0ktober 2008 abgelaufen.<br />

Mutter war 101 Jahre alt. Eine Verlängerung<br />

war aus verschiedenen Gründen<br />

durchaus angebracht. Bei Vorsprache im<br />

Amt bat ich um „unbefristetete“ Verlängerung<br />

wegen des hohen Alters.<br />

Der Sachbearbeiter zögerte. Seine Mitarbeiterin meinte,<br />

man könne nie wissen, ob sich doch noch Veränderungen<br />

(gemeint waren sicherlich Verbesserungen) einstellen<br />

könnten. Ich gab meiner Verwunderung Ausdruck. Schließlich<br />

wurde der Ausweis tatsächlich nicht befristet.<br />

2009 teilte die Krankenkasse mit, es könne für die Eigenbeteiligung<br />

Krankheitskosten usw. (2% des Einkommens)<br />

Vorauszahlung geleistet werden und in diesem Falle<br />

erspare man sich das lästige Sammeln der Belege. Für chronisch<br />

Kranke gebe es nochmals Ermäßigung. Mutter war<br />

inzwischen 102 Jahre alt und hatte die Ermäßigung schon<br />

in den Vorjahren in Anspruch genommen. Bei Abgabe des<br />

Antrages wies der Bearbeiter darauf hin, dass die Bescheinigung<br />

des Hausarztes wegen der weiterhin bestehenden<br />

chronischen Krankheit fehle.<br />

Mein Einwand, die Bescheinigung sei doch vor zwei<br />

Jahren bereits vorgelegt worden und bei 102 Jahren könne<br />

eine Verbesserung wohl kaum zu erwarten sein. Der Sachbearbeiter:<br />

Ohne diese Bescheinigung gebe es die Ermäßigung<br />

nicht, das sei Vorschrift. Ich eilte am Freitag noch<br />

zum Hausarzt. Die Praxis war aber schon geschlossen. Am<br />

Montag erhielt ich vom Arzt die Bescheinigung und anschließend<br />

von der Krankenkasse die Zusage, dass der Antrag<br />

nunmehr bearbeitet werde.<br />

Es ist völlig klar, dass Behörden und Institutionen nach<br />

gesetzlichen Vorschriften handeln müssen, auch wenn diese<br />

bei Menschen im hohen Alter zu merkwürdig anmutenden<br />

Situationen führen können.<br />

Zitat W. Churchill: „Perfektionismus bedeutet Lähmung.“<br />

Willi Zöller<br />

Das internationale Musik- und Theaterfestival KulturPur<br />

(1. – 5. Juni <strong>2017</strong>), direkt am „Wanderweg<br />

der Sinne“, dem Rothaarsteig, gelegen, zieht bereits<br />

seit 1991 jährlich mehr als 50.000 Besucher aus ganz<br />

Deutschland in seinen Bann. Eine Beliebtheit, die es sicherlich<br />

seinem familiären Charme verdankt, der idyllischen<br />

Lage an einem der schönsten Plätze Westfalens und der<br />

imposanten Kulisse der Zelttheaterstadt. Vor allem aber,<br />

weil es die Veranstalter jedes Jahr über Pfingsten verstehen,<br />

hochkarätige Showstars mitten in die südwestfälische<br />

Natur zu holen. Wo sich sonst Fuchs und Hase "Gute Nacht"<br />

sagen, begeisterten in den vergangenen Jahren u.a. Gilbert<br />

Bécaud, Miriam Makeba, die Simple Minds oder Anastacia<br />

das Publikum des größten naturnahen Festivals in Deutschland<br />

und schufen eine Tradition, die KulturPur immer wieder<br />

ins Licht internationaler Produktionen rückt.<br />

So startet das fünftägige Festival in diesem Jahr auch<br />

gleich mit einem Paukenschlag: Pop-Queen Sarah Connor,<br />

die normalerweise in den ganz großen Stadien auftritt, steht<br />

an zwei seit langem ausverkauften Abenden (der Vorverkauf<br />

hierfür startete bereits im Dezember) auf der großen<br />

Aus der Region<br />

KulturPur27:<br />

Festival-Kleinod im Rothaargebirge<br />

Bühne der Zeltarena! Nun darf man zwar gespannt sein,<br />

wer sich sonst noch die Ehre auf der Ginsberger Heide gibt,<br />

doch an einem der schönsten Plätze der Region ist es mit<br />

der besonderen Mischung aus Nachmittags- und OpenAir-<br />

Programmen genauso mitreißend für Familien und Tagesausflügler<br />

wie für Jugendliche und Erwachsene, die ihre<br />

Stars einmal hautnah erleben möchten. Denn ob Newcomer<br />

oder etablierte Größe, WalkAct oder Puppentheater: Garantiert<br />

wird in diesem Jahr wieder gerockt, getanzt und<br />

gestaunt - kostenlos oder für den kleinen Gel<strong>db</strong>eutel im<br />

ganz großen Stil. Und selbst wer einfach nur dem bunten<br />

Treiben auf der grünen Wiese zuschauen will, findet hier<br />

garantiert ein lauschiges Stückchen Wiese.<br />

Alle Infos zu KulturPur27 gibt es auf www.kulturpur27.de<br />

oder ab April in dem ausführlichen Programmheft (kostenlos<br />

anfordern unter Telefon 0271/333-2440). Karten sind bundesweit<br />

ab 26. März über www.kulturpur27.de, an der Sparkassen-Hotline<br />

von ProTicket (01803/742654) und bei allen<br />

Vorverkaufsstellen mit dem ProTicket-System erhältlich.<br />

Andreas Schmidt, Kulturbüro<br />

52 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 53


Gesundheit<br />

Gesundheit<br />

Wippen, federn, hüpfen<br />

mit dem Minitrampolin die Fitness im Alter steigern<br />

Jumping Fitness,<br />

Dynamic<br />

Rebounding<br />

und<br />

Balance Swing<br />

- Fitnesstraining<br />

auf den neuen<br />

superelastischen<br />

Minitrampolins<br />

gehört zu den<br />

aktuellen Trendsportarten;<br />

in<br />

Sportvereinen,<br />

Sportstudios und<br />

auch in Volkshochschulen<br />

wird diese neue<br />

Gerät immer<br />

häufiger eingesetzt,<br />

die Nachfrage ist groß, überall wird auf dem hochelastischen<br />

und gelenkschonenden Tuch gewippt und gesprungen,<br />

gelaufen und gewalkt.<br />

Das Minitrampolin ist ein sehr<br />

interessantes und effektives<br />

Sportgerät für Jung und Alt,<br />

Mann und Frau; es motiviert<br />

und animiert, ermöglicht gelenkschonend<br />

hohe und lange<br />

Belastungen im Bereich der<br />

unteren Extremitäten und<br />

Hüft- Beckenbereich und<br />

fördert in hohem Maße Koordination,<br />

Beweglichkeit und<br />

Gleichgewicht – und das mit<br />

großem Spaßfaktor<br />

Wir wissen aus Erfahrung,<br />

dass nicht jede Sportart und<br />

auch nicht jedes Sportgerät für<br />

Senioren geeignet ist; die Gelenke<br />

sind nicht mehr so belastbar,<br />

wir sind nicht mehr so<br />

beweglich wie in jungen Jahren<br />

und auch das Herz-Kreislaufsystem<br />

ist auch nicht mehr<br />

so flexibel und leistungsfähig.<br />

Aber wir wissen auch aus Erfahrung,<br />

dass gerade im Alter<br />

regelmäßiger Sport eine hohe<br />

Bedeutung für Gesundheit,<br />

Mobilität und Wohlbefinden<br />

hat. Auch und<br />

gerade im Alter<br />

ist regelmäßige<br />

Bewegung und<br />

damit Belastung<br />

der Muskulatur,<br />

des gesamten Bewegungsapparates<br />

und des Herz-<br />

Kreislaufsystems<br />

wichtig, und das<br />

wenn möglich<br />

mit Spaß!<br />

Das Minitrampolin<br />

ist ein<br />

Sportgerät, welches<br />

vielfältige<br />

Bewegungen<br />

gelenkschonend<br />

gestaltet und dabei wertvolle Trainingsimpulse für Herz,<br />

Kreislauf und Muskulatur setzt. Darüber hinaus lassen sich<br />

auf diesem Gerät Balance<br />

und Bewegungssicherheit<br />

in hohem Maße trainieren.<br />

Nicht ohne Grund haben<br />

Minitrampolins in der Physiotherapie<br />

und in der Rehabilitation<br />

nach Gelenk<br />

- OPs einen festen Stellenwert:<br />

Minitrampolins sind<br />

Fitness- und Trendsportgeräte,<br />

sie sind aber auch sehr<br />

effektive Trainingsgeräte<br />

für Gesundheitssport und<br />

für Senioren, und das bewegen<br />

darauf macht Spaß.<br />

Diese neuen Minitramps<br />

darf man aber nicht<br />

mit den bisherigen Kleintrampolinen<br />

verwechseln,<br />

bei denen das Tuch mit<br />

Hilfe von Stahlfedern an<br />

den Rahmen gespannt<br />

wird. Die neuen Geräte<br />

sind mit hochelastischen<br />

Gummiringen ausgestattet,<br />

sie sind deutlich weicher/elastischer<br />

als Stahlfedern<br />

und haben eine viel<br />

höhere Dehnbarkeit; das<br />

Ein- wie Ausfedern ist deshalb sehr sanft und harmonisch.<br />

Viele dieser neuen Geräte können auch mit sehr stabil befestigten<br />

Haltestangen ausgestattet werden, die bei Bedarf<br />

relativ schnell an- und abgebaut werden können.<br />

Das Bewegen/Trainieren auf dem Minitrampolin ist<br />

dadurch in besonderer Weise gelenkschonend, da das sehr<br />

elastische Tuch in Kombination mit den Gummi-Spannbändern<br />

bei jedem Druck weich einfedert und so ein Teil<br />

der auf z. B. Bandscheiben, Hüfte, Knie- und Fußgelenk<br />

wirkenden Belastung absorbiert wird. Das Gehen, Laufen<br />

oder auch nur Federn auf dem Tuch ist durch einen ständigen<br />

Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung<br />

gekennzeichnet; die Muskulatur in den Füßen und Beinen,<br />

im Becken-, Bauch- und Hüftbereich wird aktiviert, Sehnen,<br />

Bänder und Knorpel werden durch diesen ständigen<br />

Wechsel von Ent- und Belastung ebenso mobilisiert und<br />

trainiert. Ein ganz besonderer Aspekt der Bewegung auf<br />

dem Minitrampolin ist darüber hinaus das Training der Balance.<br />

Der „Untergrund“ ist ständig in Bewegung und das<br />

Gleichgewicht muss permanent hergestellt werden – und<br />

das ganz individuell dosiert. Das Gleichgewicht ist ein Ergebnis<br />

des Zusammenspiels zwischen Nervenimpulsen<br />

und Muskulatur, und genau<br />

das wird auf dem Minitrampolin ständig<br />

gefordert und damit trainiert. Durch die<br />

hohen Gleichgewichtsanforderungen wird<br />

auch die tiefer liegende Muskulatur stimuliert<br />

und gefordert. Das wirkt sich insgesamt<br />

positiv auf die Körperspannung und<br />

die Koordinationsfähigkeit aus; Koordinationsfähigkeit<br />

ist wichtig, damit auch Bewegungen<br />

im Alltag reibungslos ablaufen.<br />

Bei den ersten „Versuchen“ auf dem Minitrampolin<br />

ist eine Haltestange durchaus<br />

hilfreich, ein leichter Kontakt damit gibt<br />

Sicherheit beim ersten Federn und Gehen.<br />

Ganz leichtes Federn auch mit Anheben der<br />

Fersen, flache und auch hohe Schritte mit<br />

Seitschritt oder in Schrittstellung und auch<br />

ganz flaches Hüpfen mit leicht geöffneter<br />

Fußstellung – die Gewöhnung an das bewegliche<br />

Tuch geht relativ schnell und die<br />

Bewegungen auf dem Minitrampolin werden<br />

schnell sicherer.<br />

Diese Geräte werden unter der Bezeichnung<br />

Fitnesstrampolin oder Fitness Jumping<br />

Trampolin mittlerweile von vielen Anbietern<br />

auf den Markt gebracht, die Preisspanne bewegt<br />

sich so zwischen 100,- und 600,- Euro;<br />

Stahlrahmen mit 6 Beinen, auswechselbare<br />

Gummiseil Federung, mindestens 90 cm<br />

Durchmesser der Sprungfläche, mindestens<br />

mit 120 kg belastbar und ein demontierbarer<br />

Haltegriff sind Mindestanforderungen,<br />

die aber auch schon Geräte für 100 Euro<br />

erfüllen. Schrauboder<br />

auch Klappfüße,<br />

in der Höhe<br />

verstellbare Haltegriffe<br />

und unterschiedlich<br />

starke<br />

Gummiseile<br />

in Abhängigkeit<br />

vom Körpergewicht<br />

sind dann z.<br />

B. Ausstattungsmerkmale<br />

hochpreisiger<br />

Modelle<br />

Also dann barfuß,<br />

in Strümpfen<br />

oder in Turnschuhen<br />

mit möglichst<br />

dünner Sohle zweimal fünf Minuten täglich auf einem Minitrampolin<br />

mit einfachen federnden Geh- und Hüpfübungen<br />

bewegen – der Körper muss bewegt werden, um seine Gesundheit<br />

zu erhalten. Klaus Hüner, Sportlehrer<br />

54 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 55


Gedächtnistrai ning<br />

Gespiegelte Wörter<br />

Das Wort auf der linken Seite ist dreimal in der Buchstabenzeile rechts daneben versteckt. Unterstreichen<br />

Sie es, aber Achtung das linke Wort steht in der Buchstabenzeile spiegelverkehrt<br />

Bsp.: GRAS! AÜEOPJGHOWEPOWEOWISARGAOAEIROJSARGLDKAJEKJREJSARGK<br />

HERBST! NKSJJHGNTSBREHNKFJSHFUNFKDJTSBREHBCJDHFPOFTSBREHKFJ<br />

LAUB!! LSKJFKDFJOEIBUALPWOEETINFCSKDLBUALÜWWFKDHFKABUALOSK<br />

RECHEN! KJFKSDISOIRPKBJDDINEHCERÖLDNEHCERPWINJVBRURECNEHCER<br />

VOGEL! PSDKSKVOLEGOVJHAÖAÜANJRVOEBJYSJLEGOVLLOOVVLEGOVÜLKJ<br />

SONNE! ENNOSHFDSPWEURIETNKPENNOSFKDSFLAÜWPRIOENNOSKOEIREO<br />

FUTTER! PEZRTGDFJKRETTUFRETTUFRETTUFKJIWEUOWÜPQKFNKVJFHFSKJ<br />

SCHATTEN! AÖPIROOEHJEWNETTAHCSDKPORWIEUIJNETTAHCSSOIEONETTAHCS<br />

STEIN!! AOPIROWETSNIETSALSIEOTTSTENIETSPWOQUIQQEINÖLKDKNIETSL<br />

Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />

Um die Ecke gedacht<br />

Lösungen Seite 74<br />

Wie lautet es richtig?<br />

In den folgenden Worten sind jeweils zwei<br />

Buchstaben vertauscht. Lesen Sie die<br />

Worte und schreiben Sie dann das richtige<br />

Wort auf. (SCH = 1 Buchstabe)<br />

Beispiel: HARTBAAR = BARTHAAR<br />

1. STEIBLIFT = <br />

2. ÖSENDOFFNER = <br />

3. BALENDERKLATT = <br />

4. BOPFTLUME=.<br />

5. NINGERFAGEL= <br />

6. PONBONBAPIER=.<br />

7. LUNDEHEINE= <br />

8. HONNENSUT= <br />

9. WINNSPEB= <br />

10.ROFFERKAUM= <br />

Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />

Was wird hier auf rätselhafte Weise gesucht?<br />

Es ist was es ist und es ist doch etwas anderes.<br />

1. himmelsfarbiges nicht weibliches Wesen <br />

2. Flussüberquerungsmöglichkeit für Pferde ähnliche Tiere <br />

3. Kinderspielgerät in der Stadt der Filmstars <br />

4. belesenes Kriechtier <br />

5. Essbefehl zu einem weichen Material <br />

6. beschmutztes Organ <br />

7. Aufbewahrungsort für einen Körperteil <br />

8. Vereinigung von Schließhilfen <br />

9. Körperteil eines Abfüllbehälters <br />

10. lautes Gerumpel zu später Stunde <br />

Trainingsziel. Denkflexibilität, Wortfindung, assoziatives Denken<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt<br />

von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Anja Freundt<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

Im Stummefeld 7<br />

57072 Siegen<br />

0271-317082<br />

Kurse<br />

Gedächtnistraining:<br />

Katholisches<br />

Bildungswerk Siegen,<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Hilchenbach,<br />

Netphen,<br />

oder auf Anfrage<br />

Foto: Rita Petri<br />

Wortfindung<br />

Suchen Sie mindestens 10 passende<br />

Antworten, die Ihnen zu den<br />

folgenden Fragen einfallen.<br />

1. Was kann man alles essen?<br />

2. Wofür kann man alles danken?<br />

3. Was kann alles rot sein?<br />

4. Was kann man alles unterschreiben?<br />

5. Was kann alles schwimmen?<br />

6. Was kann man alles schneiden?<br />

Trainingsziel: Konzentration, Wortfindung<br />

56 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 57


Als unser Haus niederbrannte<br />

Siegen am 1. Februar 1945<br />

Erinnerungen<br />

B-17 Flying Fortress am Nachthimmel über Deutschland<br />

Erster Februar 1945, ich bin acht. Wir vier Kinder<br />

werden abends in unserer Wohnung in Siegen ins<br />

Bett gebracht. Wir schlafen halb angezogen, um bei<br />

Fliegeralarm in Minutenschnelle im Keller oder auf dem<br />

Weg zum nächtlichen Bunker zu sein. Die Eltern sitzen in<br />

der Küche am Tisch und kleben Lebensmittelmarken ein.<br />

Das war eine tägliche abendfüllende Plage. Wir hatten damals<br />

ein kleines Lebensmittelgeschäft.<br />

Tante Maria ist oben in der großelterlichen Wohnung, in<br />

der auch wir drei Mädchen im Opa-Oma-Zimmer im Doppelbett<br />

schlafen. Ich kann nicht einschlafen, zittere dem<br />

nächsten Fliegeralarm entgegen. Dann schlafe ich doch ein,<br />

bin aber sofort wieder hellwach, als die Sirene aufheult.<br />

Drei langgezogene Töne, die „Voralarm“ bedeuten.<br />

Angespannt und angstvoll liege ich da und warte, dass entweder<br />

„Entwarnung“, ein langgezogener Ton, oder Vollalarm,<br />

viele Male auf- und niederheulen, ertönt. Wir haben Verbot,<br />

bei Voralarm aufzustehen. Bei Vollalarm müssen wir uns blitzschnell<br />

fertig anziehen und runter zu den Eltern laufen.<br />

Schon heult er los. Wie der Blitz bin ich aus dem Bett,<br />

ziehe Kleid und Hausschuhe an und renne in den Keller.<br />

Die anderen Kinder laufen zuerst in die Küche. Dann geschieht<br />

alles gleichzeitig. Akute Luftgefahr<br />

tönt die Sirene, Mama öffnet die Haustüre,<br />

damit jemand. der vielleicht auf der Straße<br />

ist während des Alarms, in einem Haus<br />

Unterschlupf finden kann. Sie schreit<br />

auf: „Da sind lauter Christbäumchen, der<br />

ganze Himmel ist hell.“ Christbäumchen<br />

deshalb, weil die Lichterflämmchen und<br />

die Silberfäden diesen Eindruck erwecken.<br />

Mama rafft die wichtigsten Dinge in das<br />

bereitliegende Betttuch zusammen, fasst<br />

das jüngste Kind an der Hand und rennt<br />

in den Keller, wo alle anderen bereits versammelt<br />

sind. Außer der Familie und Tante<br />

Maria sind dort noch drei alte Frauen, die<br />

oben bei Tante Maria wohnen, nachdem<br />

ihre Wohnungen schon am 16. Dezember<br />

zerstört wurden. Zwei von denen quengeln<br />

ununterbrochen herum, die eine schreit pausenlos nach ihrer<br />

Tasche , die sie aber eh neben sich hat, die andre schreit<br />

vor Angst. Wir Kinder sind ruhig.<br />

Ich liege auf dem Bauch mit den Fingern in den Ohren<br />

auf einem alten Kartoffelsack und rede mir ein, dass nur<br />

die Türen mit Gekrache zuschlagen. In Wirklichkeit regnet<br />

es Bomben. Sie fallen gleichzeitig, eine Salve nach der anderen<br />

und es hört nicht mehr auf. Ich bin steif und halbtot<br />

vor Angst. Die anderen Kinder sitzen auf dem Schoß von<br />

Mama, Papa und Tante Maria. Ich liege da ganz allein und<br />

denke, dass ich jetzt sterben muss. Nebenan im Stall blökt<br />

aufgebracht die Ziege.<br />

Plötzlich die Stimme des Nachbarjungen, der von draußen<br />

laut schreit. „Herr Kreuz, Sie müssen rauskommen, ihr<br />

Haus brennt ja ab.“ Ein neuer Schock, werden wir jetzt alle<br />

verbrennen? Papa läuft aus dem Keller nach oben, obwohl<br />

noch immer die Bomben fallen. Dann kommt er zurück und<br />

ruft: „Raus, raus, wir müssen alle schnell raus, das ganze<br />

Haus brennt und wird über uns zusammenstürzen.“ Tumult<br />

entsteht, als alle gleichzeitig zur Tür rennen. Die Kellertreppe<br />

ist noch intakt und Papa sagt: „Kommt jetzt hintereinander<br />

herauf.“ Eine alter Frau jammert: „Müssen wir jetzt<br />

Foto: wikimedia commons<br />

alle sterben, Herr Kreuz?“ und Papa schreit: „Wie soll ich<br />

das wissen, ich bin doch nicht der liebe Gott.“ Er hat es im<br />

Dialekt gerufen und ich kann ihn heute noch hören. Es ist<br />

schrecklich, Papa kann uns nicht beschützen und der liebe<br />

Gott tut es nicht. Alles kann passieren. Wir gehen und krabbeln<br />

jetzt die steile Kellerstiege hinauf, dann rechts zum<br />

Hintereingang in den Garten. Wir stolpern in die eiskalt Februarnacht<br />

und stehen mit nur Hausschuhen an den Füßen<br />

im Schnee. Mama gibt uns Anweisungen: „Lauft schnell<br />

in den oberen Garten und dann so schnell ihr könnt in den<br />

Bunker. Hanni, du fasst die Kleinen an den Händen und lauft<br />

jetzt los.“ Wir laufen in den oberen Garten. Von dort sehen<br />

wir, wie das ganze Haus in Flammen steht. Die zwei alten<br />

Frauen kommen uns Kindern jammernd und wehklagend<br />

nach, die dritte versucht uns zu trösten, während eine noch<br />

immer nach ihrer Tasche schreit, und ich hasse sie, ich hasse<br />

sie. Ein paar Augenblicke stehen wir noch dort und blicken<br />

auf das brennende Haus, in das die Eltern zurückgegangen<br />

sind, um zu retten, was sie noch können.<br />

Die Bomben fallen jetzt nicht mehr. Dafür brummen<br />

die Tiefflieger in der Luft und schießen auf die Leute, die<br />

in den von Flammen hellerleuchteten Häusern etwas von<br />

ihrer Habe zu retten versuchen.<br />

Wir machen uns auf den Weg zum Bunker, alles ringsum<br />

brennt und dazwischen fallen Schüsse. Schon kommen<br />

uns die ersten Hindernisse in den Weg. Ein Gartentor, dass<br />

nicht aufgehen will und erst mit Gewalt geöffnet werden<br />

muss, ein brennendes Haus, an dem wir uns nicht vorbeitrauen,<br />

weil brennende Stücke herunter fallen. Die Mama<br />

muss uns gesehen haben. Sie kommt uns nach und führt<br />

uns alle einzeln an dem Absturzhaus vorbei. Dann läuft sie<br />

zurück und wir laufen den restlichen Weg zum Bunker in<br />

dem Wahnsinn und Terror weiter. In heller Panik, eiskalt<br />

und erschöpft, kommen wir endlich an und sitzen zitternd<br />

auf den Bänken. Warten auf die Mama. Als sie kommt, ist<br />

es fast schon Morgen. Sie bringt uns trockene Sachen zum<br />

Anziehen. Wir bekommen auch noch ein Wurstbrot von den<br />

Bunker-Helferinnen und dann gehen wir wieder hinaus.<br />

Ringsum ist alles, was wir sehen können, zerstört, die<br />

meisten Häuser bis auf den Keller abgebrannt und eingestürzt,<br />

bei anderen ragen schwarze Ziegelmauern in den<br />

Himmel. Wo sind bloß die ganzen Leute, die dort wohnten?<br />

Als wir zu unserem Haus kommen, finden wir dort nur<br />

noch eine Ruine. Davor steht, was die Eltern und Tante<br />

Maria retten konnten, einige Möbel, Betten, Bettzeug, Matratzen,<br />

Kleidung und noch einige Haushaltsgegenstände,<br />

den Herd auch, und darauf steht noch die Pfanne mit den<br />

Bratkartoffeln vom Vorabend. Der Papa bewacht das alles,<br />

um es vor Plünderern zu schützen. Leider wurde geklaut,<br />

was nicht niet- und nagelfest war. Ach ja, und die Ziege war<br />

auch noch da. Wie wir da so stehen, wird auch uns Kindern<br />

klar. Wir haben kein Zuhause mehr, wir sind obdachlos. Was<br />

soll nun werden mit uns? Die Eltern haben sich inzwischen<br />

beraten. Die Mama soll mit uns in ein Dorf gehen, wo entfernte<br />

Verwandte wohnen und dort um Unterschlupf für uns<br />

bitten, die Ziege soll auch mit. So gehen wir denn los. Ein<br />

frierendes kleines Trüppchen, bahnen uns mühsam einen<br />

Weg durch den Schnee. Die Ziege macht als erste schlapp.<br />

Sie blökt und meckert ganz jämmerlich und hängt schwer an<br />

der Leine. Es geht nur meterweise vorwärts mit ihr. Wir finden<br />

einen Kleinbauern, der, auf Mamas inständiges Bitten,<br />

sie bis zum nächsten Tag bei sich unterstellen will.<br />

Jetzt geht es etwas schneller voran, aber nach kurzer Zeit<br />

können die beiden Kleinen nicht mehr. Sie stolpern und<br />

taumeln herum, was kein Wunder ist, wir haben ja kaum<br />

auf den harten Bänken und frierend vor Kälte noch dazu, etwas<br />

schlafen können. Mama teilt Bonbons aus, dann nimmt<br />

sie die beiden Kleinen noch fester an der Hand. Gertrud<br />

und ich müssen die anderen Hände festhalten und langsam,<br />

langsam geht es weiter. Wo mehr Schnee ist, geht die Mama<br />

vor, um für uns einen Weg zu treten und wir müssen<br />

im Gänsemarsch hinter ihr gehen. Für diesen Fußmarsch<br />

von sonst gut zwei Stunden brauchen wir den ganzen Tag.<br />

Endlich, als es schon dunkel zu werden beginnt, kommen<br />

wir schlotternd vor Kälte und sterbensmüde bei dem Haus<br />

der Cousine meiner Mutter an. Und da passiert erst das<br />

Schrecklichste von diesem ganzen Tag. Die Mama bricht in<br />

Tränen aus, als sie sagt: „Anna, Anna, wir haben alles verloren.“<br />

Meine Mama weinte nie, zeigte sich nie schwach. Ich<br />

war zutiefst erschrocken, gleichzeitig fühlte ich ein tiefes<br />

Mitleid und verstand, auch die Mama konnte uns nicht beschützen.<br />

Der liebe Gott rührte auch diesmal keinen Finger.<br />

Vielleicht strafte er uns ja für unsere Sünden.<br />

Nun half die Tante Anna, indem sie sagte: „Wir machen<br />

für Euch ein Notquartier im ersten Stock. Da wohnt niemand,<br />

da könnt ihr erst bleiben.“<br />

Gott sei Dank, wir hatten wieder ein Dach über dem Kopf.<br />

Ungewaschen und halb angezogen fallen wir in die dort liegenden<br />

Matratzen und Decken und schlafen uns erst mal aus.<br />

Morgen würden wir weitersehen. Johanna Kreuz<br />

58 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 59


Alles hat man herausgefunden, nur nicht, wie man lebt.<br />

Jean-Paul Sartre<br />

Nur Mut zum Nachdenken<br />

Seltsam, da muss ich bereits ein alter Mann sein und<br />

sozusagen zum alten Eisen gehören, um mir eine für<br />

mein Leben so wichtige Frage zu stellen: Leben, wie<br />

geht das? Unmittelbar eng verbunden mit dieser Frage<br />

tauchen weitere auf wie: Was ist eigentlich mein Leben?<br />

Wozu lebe ich? Wo komme ich her und wo gehe ich hin?<br />

Und überhaupt: Niemand hat mich je gefragt, ob ich leben<br />

will. Ein bisschen spät, solche Grundfragen an das<br />

Leben zu stellen, finden Sie nicht auch? Schließlich habe<br />

ich den Zenit meines Lebens – so ab 50 – schon lange<br />

überschritten und die Zeit, die mir für mein Dasein<br />

auf dieser Erde noch bleibt, wird immer überschaubarer.<br />

Oder sollte genau dieses immer näher kommende Spüren<br />

und Erkennen meiner eigenen Endlichkeit ein Grund<br />

dafür sein, dass in mir solche Gedanken auftauchen und<br />

Fragen hochkommen, die so etwas wie Beklommenheit<br />

und eine diffuse Unsicherheit in mir auslösen? Es sind<br />

Essay<br />

Der Jungbrunnen, Ölgemälde von Lucas Cranach, 1546<br />

Endlich leben<br />

Gedanken – Fragen – Erkenntnisse<br />

Fragen, die sich auch Menschen stellen, die mit einem<br />

schweren Schicksalsschlag, wie zum Beispiel der Diagnose<br />

einer tödlichen Krankheit oder dem Verlust eines<br />

lieben Menschen, fertig werden müssen und „plötzlich<br />

und unerwartet“ erkennen, wie brüchig und vergänglich<br />

das Leben doch ist.<br />

Aber wie es auch sei, bei aller Unbequemlichkeit solcher<br />

Gedanken sage ich mir, lieber spät als nie. Keine Scheu und<br />

keine Angst vor dem Nachdenken. Schließlich tut es dem<br />

Leben gut, sich immer wieder über bestimmte Dinge klarer<br />

zu werden. Vielleicht führen mich meine Gedanken und Fragen<br />

ja zu unerwartet neuen Erkenntnissen. Wie heißt es doch:<br />

Die Kräfte der Seele wachsen mit der Erkenntnis, und mit der<br />

Klarheit der Erkenntnis die Intensität des Lebens. Ich denke,<br />

es ist für ein sinnvoll gestaltetes Leben von Vorteil, diesem<br />

Bedürfnis nach neuen Erkenntnissen nachzuspüren und dabei<br />

auch aufkommende unbequeme Fragen auszuhalten, um<br />

dem großen Geheimnis des Lebens ein klein wenig näher<br />

zu kommen. Wie sagt Anselm Grün, der bekannte Benediktinermönch:<br />

Es ist unsere Aufgabe, das Leben so zu leben,<br />

dass wir ein Gespür für unsere Endlichkeit haben. Deshalb<br />

sage ich mir: Nur Mut zum Nachdenken.<br />

Der Umgang mit der eigenen Endlichkeit<br />

Allzu gerne weichen wir Menschen unangenehmen<br />

Fragen aus und verdrängen aufkommende unbequeme Gedanken.<br />

Wir gehen ihnen lieber aus dem Weg und scheuen<br />

eine Auseinandersetzung mit ihnen. Zu ihnen zählt für<br />

mich auch der Umgang mit der eigenen Endlichkeit. Wir<br />

wissen zwar alle, dass unser Erdendasein nicht ewig währt,<br />

weichen aber weiterführenden Gedanken schnell aus. Kein<br />

Wunder, denn schließlich ist der Tod die wohl größte narzisstische<br />

Kränkung für uns autonom-verliebte Individuen.<br />

Er ist so etwas wie ein blinder Fleck in unserem Leben.<br />

Verstärkt wird diese Einstellung noch durch die tägliche<br />

Beobachtung: Sterben, das tun doch immer nur die anderen.<br />

Warum sich dann darüber Gedanken machen? Da wende ich<br />

mich lieber dem Leben zu als dem Tod. Dabei verdrängen<br />

wir, obwohl wir es selbst zunehmend körperlich und geistig<br />

spüren, um es einmal etwas salopp und umgangssprachlich<br />

auszudrücken, dass auch wir nur eine begrenzte Haltbarkeit<br />

haben, ein limitiertes Dasein mit einem festen, unumstößlichen<br />

Verfallsdatum. Wir denken und handeln nach dem<br />

Motto des griechischen Philosophen Epikur (341–270<br />

v.Chr.), der meinte: So ist also der Tod, das schrecklichste<br />

der Übel, für uns ein Nichts. Solange wir da sind, ist er<br />

nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr.<br />

Schön und gut. Bleibt zu fragen, ob diese Einstellung<br />

zum Tod auch die richtige zum Leben ist? Ich hätte da so<br />

meine Bedenken, denn der Mensch ist zwar das einzige<br />

Lebewesen auf dieser Erde, das sein ganzes Leben lang<br />

weiß, dass es sterblich ist, aber es ist auch das einzige Lebewesen,<br />

das lachen und hoffen sowie freiheitlich denken<br />

und handeln kann. Von daher gesehen gilt es, dem Tod menschenwürdig<br />

zu begegnen. Damit meine ich, dass wir, als<br />

ein mit Vernunft und Verstand ausgestattetes Lebewesen,<br />

uns mit unserer Endlichkeit auseinandersetzen sollten und<br />

dabei Gevatter Tod einen ihm zustehenden festen Stellenwert<br />

in unserem Leben zuweisen, denn dass er eines Tages<br />

auch zu uns kommt, ist nicht nur sicher, sondern „todsicher“.<br />

Sterben und Tod ist unabweislich die letzte Lebensphase<br />

unseres Daseins, auf die wir unaufhaltsam zusteuern.<br />

In diesem Bewusstsein unserer Endlichkeit gilt es, den<br />

inneren Kompass unseres Lebensweges auszurichten und<br />

unser Leben zu gestalten. Von daher gesehen erscheint es<br />

mir klug zu sein, das Leben auch vom Tod her zu denken,<br />

denn man sagt ja: Wer mit dem Tod nicht umgehen kann,<br />

kann auch andere existenzielle Lebenskrisen kaum bewältigen.<br />

Wir sollten auch das Ende, das Abschließen und<br />

Schlussmachen unserer irdischen Existenz, als einen Teil<br />

unseres Lebens im rhythmischen Wechsel von Werden und<br />

Vergehen begreifen und – so weit es uns möglich ist – noch<br />

gestalten: Wohl denen, die mit ihrem Sterben leben können<br />

und höhere Ziele in ihrem Leben haben, als gesund zu sterben.<br />

2) Oder wie es Hugo von Hofmannsthal ausdrückte: Die<br />

Kunst zu enden – wer das kann, kann alles. Um an dieser<br />

Stelle eventuell aufkommenden falschen Rückschlüssen<br />

vorzubeugen: Wer glaubt, die Auseinandersetzung mit der<br />

eigenen Endlichkeit würde bedeuten, täglich wie ein Trauerkloß<br />

herumzulaufen, liegt völlig falsch. Das Gegenteil<br />

ist der Fall. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht<br />

paradox erscheinen mag, erst durch den Tod wird die Kostbarkeit<br />

des Lebens sichtbar und das Ja zum Leben intensiver.<br />

Es ist die Grenze des Todes, das Wissen um unsere<br />

Vergänglichkeit, der wir die Freude am Leben verdanken.<br />

Der wahre Wert des Lebens, seine tiefe Sinnhaftigkeit, liegt<br />

in seiner Endlichkeit.<br />

Jungbrunnen, der Traum ewiger Jugend<br />

Aber wir Menschen ticken wohl anders. Jeder von<br />

uns möchte gerne lange leben, aber keiner von uns will<br />

alt werden. Wir sind „Endlichkeitsignoranten“ 2) , denn es<br />

ist einer der größten und sicherlich auch einer der ältesten<br />

Wünsche von uns Menschen, ein möglichst langes (zeitlich<br />

unbegrenztes?) und gesundes Leben zu führen, ohne dabei<br />

zu altern, ist doch der Alterungsprozess die Ursache vieler<br />

Krankheiten und der Grund für unsere Endlichkeit. Schon<br />

alte Märchen und Mythen aus längst vergangenen Zeiten<br />

erzählen von Wunderheilmitteln, Lebenselixieren, Zaubertränken<br />

und Jungbrunnen, die ein ewiges, unsterbliches Leben<br />

versprechen. Ja, sogar die Bibel berichtet bereits von<br />

Methusalem, Großvater von Noach, der im Alter von 182<br />

Jahren noch seinen Sohn Lamech zeugte und danach noch<br />

782 Jahre lebte. 3 An dem Wunsch nach ewiger Jugend hat<br />

sich bis heute nichts geändert, wohl aber an den Methoden,<br />

ihn (vielleicht) Wirklichkeit werden zu lassen. Dank der<br />

heute umfassenden Möglichkeiten moderner wissenschaftlicher<br />

Forschung ist man dem Altern – einem der größten<br />

Geheimnisse des Lebens – auf der Spur und hofft, die komplizierten<br />

und komplexen biologisch-genetischen Prozesse<br />

des Älterwerdens immer besser zu verstehen. Das Ziel der<br />

weltweiten Altersforschung ist, den Alterungsprozess eines<br />

Tages zu beeinflussen, ja sogar anhalten zu können, denn<br />

der beginnt – man höre und staune – bereits ab Mitte 20,<br />

weil schon ab da die maximale Funktionsfähigkeit der Organe<br />

nachzulassen beginnt. 4)<br />

<br />

60 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 61


Wie groß das internationale Interesse an der Altersforschung<br />

ist, wird unter anderem dadurch sichtbar, dass der<br />

amerikanische Suchmaschinen-Gigant Google – immer auf<br />

der Suche nach neuen und lukrativen Investitionsfeldern –<br />

vor drei Jahren die Biotech-Firma Calico gegründet hat. Also<br />

nicht irgendwer ist in die Altersforschung eingestiegen,<br />

sondern einer der reichsten und mächtigsten Konzerne der<br />

Welt. Das lässt erahnen, welch ein Potenzial in dieser Forschung<br />

steckt. Bei Calico haben namhafte Wissenschaftler<br />

aus den Bereichen Medizin, Molekularbiologie und Genetik<br />

dem Alterungsprozess den Kampf angesagt. Ihr Motto:<br />

„Wir greifen das Altern an.“ Dabei liegt das Hauptforschungsziel<br />

in der Verjüngung menschlicher Zellen. Ein<br />

anspruchsvolles und völlig offenes Forschungsziel. Aber<br />

unabhängig von dieser zukunftsweisenden Zellforschung,<br />

gelingt es dank den heutigen Erkenntnissen in der Medizin,<br />

Biotechnologie und Genetik bei der Bekämpfung von<br />

Alterskrankheiten mehr und mehr, das Sterben hinauszuzögern<br />

und damit den Tod immer weiter nach hinten zu<br />

verschieben. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung in<br />

den westlichen Industrieländern um 1840 noch bei etwa 40<br />

Jahren, so liegt sie heute bei ca. 80 Jahren und ein Ende ist<br />

nicht in Sicht. Jedes Jahr wächst die Lebenserwartung um<br />

drei bis vier Monate. 5)<br />

Wir greifen das Alter an, eines der größten Geheimnisse des Lebens.<br />

Eine verwitterte Baumscheibe als Alters-Symbol auf der Website der Firma Calico<br />

Menschheitstraum oder Horrorvision?<br />

Den Prozess des Alterns mit einer Wunderpille ewiger<br />

Jugend einfach anhalten, ein Traum von ewiger Jugend<br />

und zeitloser Fitness? Im Alter besser leben, ohne gesundheitliche<br />

Einschränkungen, den Tod weit nach hinten<br />

schieben, vielleicht sogar besiegen? Wunderbar. Es<br />

gäbe kein stetig fortschreitendes Altern mehr und dadurch<br />

auch keine altersbedingten Krankheiten, die oft genug mit<br />

viel Leid und Schmerz verbunden sind. Ach, wäre das<br />

schön, so ein altes, langes und dabei gesundes Leben führen<br />

zu können. Wir hätten endlich mehr Zeit für unsere<br />

Selbstverwirklichung, könnten mehrere Berufe erlernen,<br />

uns liefe die Zeit nicht mehr davon. Statt Stress, Hektik<br />

und vollem Terminkalender hieße das Lebensmotto: Eile<br />

mit Weile, was du heute nicht mehr kannst besorgen, verschieb<br />

getrost auf morgen. Wir könnten noch viele schöne<br />

und sinnvolle Aktivitäten in Angriff nehmen, unser<br />

soziales Engagement erweitern, fremde Länder bereisen<br />

und andere Kulturen kennenlernen und hätten die Chance<br />

mitzuerleben, wie die Welt in 100 oder gar 200 Jahren<br />

aussieht. Ihnen als Leserin und Leser fallen bestimmt weitere<br />

Vorteile ein, bei dem Gedanken an eine Wunderpille,<br />

die den natürlichen Tod besiegt. Käme das nicht einem<br />

Paradies auf Erden gleich? Oder kommen Ihnen Zweifel<br />

und Sie fragen sich, welche Folgen so ein paradiesisches<br />

Erdendasein wohl mit sich brächte und wie unsere Welt,<br />

unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben aussähe,<br />

ginge dieser alte Menschheitstraum in Erfüllung? Zu<br />

Recht, denn so charmant solch ein Gedankenspiel auch<br />

sein mag, bei einer etwas eingehenderen Betrachtung<br />

wird schnell deutlich, dass ein immer länger währendes<br />

Leben auf dieser Erde keineswegs zwangsläufig ins Paradies<br />

führen würde, sondern vermutlich schwerwiegende,<br />

sowohl individuelle als auch kollektive Konflikte mit sich<br />

brächte, die aus dem Menschheitstraum schnell eine Horrorvision<br />

werden ließen. Eine Fülle offener Fragen nach<br />

gravierenden Veränderungen ergeben sich. Um nur eine<br />

davon hier anzusprechen: Horrorvision deshalb, weil der<br />

Aufbau unserer Gesellschaftsordnung in eine erhebliche<br />

Schieflage geriete. Das natürliche Generationsmodell als<br />

strukturelles Regenerations-Prinzip fiele weg. Nachfolgende<br />

Generationen könnten nicht mehr erwarten, dass<br />

ihnen die Älteren irgendwann den Platz frei machen würden.<br />

Das könnte dazu führen, dass der heute ganz persönliche<br />

und private Kinderwunsch unter staatliche Kontrolle<br />

gestellt werden würde (China lässt grüßen). Denn auch<br />

wenn die weltweite Geburtenrate parallel zur Steigerung<br />

der Lebenserwartung drastisch sinken würde, müssten wir<br />

früher oder später unserer guten alten Mutter Erde ein<br />

Hinweisschild umhängen: WEGEN ÜBERALTERUNG<br />

UND ÜBERVÖLKERUNG GESCHLOSSEN.* Sterben<br />

ist eben nicht nur ein individuelles Schicksal, sondern hat<br />

auch eine erhebliche gesamtgesellschaftliche Tragweite,<br />

denn die Menschen werden nicht nur in den Industrieländern<br />

immer älter, sondern weltweit.<br />

Fazit: Ein zeitloses, immerwährendes Leben ohne Ende,<br />

ohne Abschluss, ohne Tod, würde es denn dank einer<br />

Wunderpille allumfassende Wirklichkeit, wäre wohl die<br />

Hölle auf Erden. Alles bliebe immer in der Schwebe, alles<br />

wäre immer korrigierbar, alles wäre gleich gültig und<br />

wichtig, nichts würde abgeschlossen. Erst im Bewusstsein<br />

des begonnenen und des abgeschlossenen Einmaligen, der<br />

Unwiederholbarkeit, kann es gelingen, dem Leben einen<br />

besonderen, einen einmaligen Charakter und Geschmack<br />

zu verleihen und ihm einen Sinn von mehr als begrenzter<br />

Haltbarkeit zu geben. So gesehen ist unsere Endlichkeit –<br />

bei all dem Schmerz und der Trauer, die sie mit sich bringt<br />

– etwas notwendig Befreiendes.<br />

Quelle des Trostes<br />

Im Zuge des fortschreitenden Säkularisierungsprozesses<br />

in unserer Gesellschaft und mit ihm des Verlusts<br />

der Anziehungskraft christlicher Glaubenswerte ist der<br />

moderne Mensch von heute in seiner letzten Lebensphase<br />

von Sterben und Tod einzig auf seine begrenzte Lebensspanne<br />

zurückgeworfen. Die Aussöhnung mit seinem<br />

Leben, die Bejahung und das Sich-Abfinden mit seiner<br />

eigenen Endlichkeit wird zunehmend schwerer, denn mit<br />

dem Verlust des Glaubens verlieren viele Menschen eine<br />

Quelle des Trostes und der Hoffnung, sie sterben trostlos.<br />

Es gibt empirische Studien, die eindeutig belegen, dass<br />

gläubige Menschen leichter sterben. Unsere Endlichkeit<br />

hat, bei allem Schmerz und aller Trauer, auch etwas Befreiendes,<br />

denn der Tod ist auch das Ende von allen Übeln<br />

und das Leiden geht nicht über ihn hinaus, er versetzt<br />

uns zurück in jene himmlische Ruhe, aus der wir kamen,<br />

als wir geboren wurden. Über alle Traurigkeit hinweg,<br />

in dem Gedanken, mit der Endlichkeit versöhnt zu sein<br />

und sich in einer Unendlichkeit geborgen zu wissen, liegt<br />

Trost und Hoffnung zugleich, unabhängig davon, welcher<br />

Name ihr gegeben wird. 1) Der große Religionsphilosoph<br />

Martin Buber beschrieb sein erwartetes Sterben als: Ich<br />

falle in Gott hinein. 5) Schlussendlich noch ein Zitat des<br />

Trostes von Seneca.<br />

Der, den du verloren zu haben glaubst, ist nur vorausgegangen.<br />

Ist es nicht unsinnig, den zu beweinen, der schon<br />

am Ziel angekommen ist, wenn man denselben Weg noch<br />

vor sich hat?<br />

Eberhard Freundt<br />

Quellen: 1)UNIVERSITAS (Wilhelm Schmid, Essay: Endlichkeit). 2)UNIVERSITAS<br />

(Karlheinz Geißler, Essay: Na, endlich). 3)Wikipedia. 4)Welt N24 (Karl Lenhard Rudolph:<br />

Altersforschung). 5)Wie Google & Co. das Leben verlängern wollen (Beitrag Deutschlandfunk<br />

von Burkhard Schäfers). Bild auf Seite 50: Eine verwitterte Baumscheibe als Alters-<br />

Symbol auf der Website der Firma Calico.<br />

Foto: wikimedia commons<br />

* Hinweis: Laut Weltbevölkerungsuhr wird in diesem Jahr<br />

<strong>2017</strong> die Weltbevölkerung um 90.440.574 Menschen steigen<br />

und am Jahresende 7.577.030 490 Menschen betragen.<br />

62 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 63


B a c k e s ta g e im Siegerland<br />

Weitere Termine lagen bei Redaktionschluss nicht vor.<br />

Weihnachtsmärkte<br />

März<br />

Mi. 08./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />

Do. 23./ ab 09 Uhr, Burbach/Holzhausen<br />

Fr. 24./ ab 09 Uhr, Burbach/Holzhausen<br />

April<br />

Mi. 12./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />

Sa. 22./ ab 10 Uhr, Burb.-Oberdresselndorf<br />

Mai<br />

Fr. 05./ ab 14 Uhr, Burb.-Lützeln-Dorfplatz<br />

Sa. 06./ ab 09 Uhr, Burb.-Lützeln-Dorfplatz<br />

Fr. 12./ ab 09 Uhr, Backes Holzhausen<br />

Sa. 13./ ab 09 Uhr, in den Backhäusern:<br />

Holzhausen / Alte Vogtei /<br />

Niederdresselndorf / Wahlbach<br />

„Wandern und Schauen, Hobby mit Tempo 3“<br />

Flender/Kroke 0271/82733<br />

13.45 Uhr City-Galerie Siegen<br />

14.00 Uhr Abfahrt Weidenau, Bhf.<br />

14.15 Uhr Abf. Marktpl. Geisweid<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

01.03. Dillenburg-Eibach<br />

15.03. Daaden<br />

29.03. Elkhausen<br />

12.04. Attendorn<br />

26.04. Bad Marienberg<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

10.05. Olpe Biggesee<br />

24.05. Aue Wingeshausen<br />

07.06. Schmallenberg<br />

21.06. Kohlhagen<br />

Fritz/Harzer 0271/42616<br />

13.45 Uhr ab Wdn., Humboldt-Platz<br />

14.00 Uhr ab Weidenau, A.d. Hütten<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

14.03. Elkhausen<br />

11.04. Weidenausen<br />

25.04. Attendorn<br />

09.05. Saalhausen<br />

23.05. Zinse<br />

06.06. Altenhundem<br />

20.06. Schmallenberg<br />

durchblick verlost Freikarten<br />

„Vollendete Tonkunst der Klassik und Romantik“<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon 02 71/ 6 61 03 35<br />

durchblick e.V.<br />

02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Senec@fé 02 71/ 2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 616-2<br />

Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse 02737 / 592176<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

dienstags<br />

Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />

Computertreff<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat02 71 / 404-2202<br />

SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />

Gedächtnistraining 0271 / 8 49 99<br />

Lesepaten 02739 / 2290<br />

Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />

mittwochs<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />

02737 / 592176<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />

Trauercafé0271/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte0271 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt02 71 / 6 27 76<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

freitags<br />

Foto: Ingrid Drabe<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />

Anfrage 02737 / 592176<br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />

Konzert der<br />

Philharmonie Südwestfalen<br />

am 30.3.<strong>2017</strong><br />

im Gebrüder-Busch-Theater<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Dirigent: Karsten Januschke<br />

Solistin: Christel Lee, Violine<br />

(Brüder-Busch-Preis 2013)<br />

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu<br />

dem Trauerspiel „Coriolan“ c-Moll /<br />

Johannes Brahms Konzert für Violine<br />

und Orchester D-Dur / Robert Schumann<br />

Sinfonie Nr. 4 d-Moll.<br />

Christel Lee wurde 1990 in Indiana<br />

(USA) geboren und wuchs in Kanada<br />

auf. Sie studierte an der Juilliard<br />

School in New York; seit 2012 setzt<br />

sie ihre Studien an der Kronberg Academy<br />

fort. Mit Konzertauftritten bei<br />

großen und berühmten Festivals wie<br />

dem in Aspen, in Verbier und beim<br />

Schleswig-Holstein Musik Festival<br />

konnte Christel Lee die Qualität ihres<br />

Musizierens vor einem anspruchsvollen<br />

Publikum unter Beweis stellen.<br />

Ihr Antrittskonzert in Hilchenbach im<br />

Herbst 2014 war ein riesiger Erfolg.<br />

Foto: Veranstalter<br />

Gewinnen können Sie<br />

3 x 2 Eintrittskarten,<br />

wenn Sie bis 25. März eine Nachrichtmit<br />

Namen, Telefonnummer und dem<br />

Vermerk Freikarten schicken an:<br />

Redaktion durchblick<br />

Marienborner Str. 151<br />

57074 Siegen<br />

oder:<br />

gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />

Die Gewinner werden telefonisch<br />

benachrichtigt. Die Tickets werden<br />

auf Ihren Namen an der Abendkasse<br />

hinterlegt.<br />

Normale Eintrittskarten sind bei allen<br />

bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.<br />

Buchungsmöglichkeit auch unter:<br />

www.gebrueder-busch-kreis.de<br />

oder: www.proticket.de.<br />

Die Gewinnerinnen unserer letzten Verlosung<br />

waren: Anne Schneider aus Siegen, Elke Schweisfurth<br />

aus Siegen und Brigitte Haas aus Kreuztal.<br />

Sie erhielten je 2 Karten für die Veranstaltung<br />

Back to the Sixties in der Siegerlandhalle<br />

64 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

4/2016 1/<strong>2017</strong> durchblick 65


Wiederkehrende<br />

Termine<br />

montags:<br />

10.00 Seniorengymnastik mit Anne<br />

Freudenberger, im Gemeinschaftsraum<br />

Dr. Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />

Heidenberg, 0271-23418872<br />

14.00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />

Siegen Nord e.V., Schneppenkauten<br />

1, 57076 Siegen-Weidenau <br />

0271-76585<br />

14.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle<br />

Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer<br />

Straße 215, 0271/404-2200<br />

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />

Argentiono - Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

14.30 Singen AWO-OV Siegen, Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186,<br />

0271/53383<br />

19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hozpizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10.00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, 0271/339857<br />

10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe Siegen e.V.;<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 0271/23602-67<br />

15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />

der Vertriebenen“ – Diskurs zum aktuellen<br />

gesellschaftspolitschen Zeitgeschehen<br />

Geschäftsstelle Siegen, Seilereiweg<br />

6 0271/82838<br />

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtliche Lebende und<br />

Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

10.00 ALTERAktiv, Lesepaten, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 02739-2290<br />

16.30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />

in den Beinen Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151 <br />

0271-310781<br />

18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />

Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14.30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />

Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen,<br />

0271/3386-160<br />

Letzter Montag im Monat<br />

19.00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Straße 151<br />

02737/3308<br />

dienstags:<br />

17.00 Interkultureller Chor Siegerland<br />

Span. Zentrum Siegen, St.-<br />

Michael-Straße 3<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

9.00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Ste.151 02737-3455<br />

15.00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, 02739/2290<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

19.00 Vorwärts-Chor, städtisches<br />

Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Straße<br />

151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

15-17 Treffen der Heinzelwerker, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

20.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

mittwochs:<br />

10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />

„Regiestelle Leben im Alter“,<br />

RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />

211, 404-2200<br />

10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />

Tempo und Strecke sind angepasst,<br />

ab Rathaus Weidenauer Str. 215, <br />

404-2200<br />

10.00-12.00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />

SeniorenServiceStelle<br />

Siegen-Geisweid , Am Klafelder<br />

Markt 20 0271/372199-05<br />

14.00-16.00 Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.30-17.30 Taschengel<strong>db</strong>örse Siegen,<br />

St.-Johannstr. 7<br />

0271/2346066<br />

17.00 Internationaler Seniorentanz,<br />

Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-Michaelstr 3<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10.00 Trauercafé Regenbogen Ambul.Hozpizhilfe,<br />

Diakonistation Kreuztal,<br />

Ernsdorfstraße 3 02732-1028<br />

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé<br />

des DRK-Niederschelden, Burgschule<br />

Siegen-Niederschelden.<br />

0271-33716-0<br />

19.30 Heimatfreundtreffen, Kapellenschule<br />

Siegen-Trupbach, Trupbacher<br />

Str. 40.<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus<br />

Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

14.30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne<br />

Demenz, Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />

Dreisbachstr. 24. Anm. erbeten 0271/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />

im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10.00 Seniorenwerkstatt, „Spanischsprachige Gemeinde<br />

Siegerland e.V.“, kath. Gemeindehs. Sgn-, St.-Michaelstr.<br />

10.00-12.00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />

Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.00-16.00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />

im Sozialraum des Rathauses Netphen, Amtsstraße 2+6<br />

Jeden 1. Donnerstag im Monat<br />

19.00 Treffen der Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte<br />

Siegen, in der Diakonie Sandstr. 26<br />

Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />

Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Senioren-<br />

Wohnanlage Weidenau Weidenauer Str. 202<br />

Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />

15.00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V.; Haus Herbstzeitlos Siegen, 0271/23602-67<br />

freitags:<br />

14.00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />

Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, 0271/339857<br />

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />

TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />

Birlenbacher Hütte 16 0271-84999<br />

18.00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof<br />

Wilnsdorf, Autobahnabfahrt 23<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 0271/6610335<br />

samstags:<br />

Jeden 3. Samstag im Monat<br />

13.00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />

der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />

Jeden 4. Samstag im Monat<br />

13.00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />

Kirchweg 17 02733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />

sonntags:<br />

Jeden 2. Sonntag im Monat<br />

14.30<br />

Sonntagscafé in der<br />

Alten Linde<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstraße 2<br />

15.00 Sonntagscafe im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15 0271/3370122<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

15.00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V., Tillmann-Siebel-Haus Freudenberg<br />

Krottorfer Str. 37, 0271/23602-67<br />

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1. Mittwoch<br />

14.30 Führung, für Menschen mit<br />

Demenz, Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen<br />

20.00 Tangokonzert, Germán<br />

Prentki & César Angeleri, Café Basico<br />

Kreuztal, Hüttenstr. 30<br />

20.00 Theater, HERBST Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18 (a. 2.3.)<br />

2. Donnerstag<br />

12.30 Führung, durch Ausstellung<br />

Morales, Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen (5.3., 16 Uhr)<br />

20.00 Theater, Rubbeldiekatz<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-<br />

Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz 7<br />

3. Freitag<br />

19.30 Lesung, Thomas Rosteck über<br />

Reisen und Urlaubsgeschichten,<br />

Alte Linde, Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstraße 2<br />

20.00 Kabarett, Philip Simon, Die<br />

Angst vor Spinnern, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

4. Samstag<br />

19.00 100 Jahre Edith Piaf, Evi<br />

Niessner, Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 JazzClub Oase, Late Night Jazz<br />

Foundation, A Tribute To Wes Montgomery,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

März<br />

Rubbel die Katz, Komödie nach dem gleichnamigen Film von Detlev Buck<br />

Donnerstag, 2. März um 20 Uhr im Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

20.00 Multivisionshow Allgäu, Klaus-<br />

Peter Kappest, Kopernikusschule<br />

Neunkirchen, Am Porzhain 25<br />

20.00 Europa-Tournee <strong>2017</strong> - Stahlzeit,<br />

Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />

Str. 151<br />

20.00 Komödie, Vater, von Florian<br />

Zeller, Lennestadt - Theater der Stadt<br />

Lennestadt<br />

5. Sonntag<br />

16.00 Ausstellung: Die Botschaft<br />

der Bücher (Karl Dedecius), ein<br />

Projekt von Dr. Marlies Obier, Galerie<br />

Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen<br />

17.00 kulturforum Netphen, Audiovisionsschau<br />

Irland, Aula Gymnasium<br />

15.00 Themenführung Kunst als Experiment,<br />

Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen<br />

15.00 Oper, Die kleine Zauberflöte,<br />

Mozarts Oper für Kleine und Große,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

17.00 Audiovisionsschau, kulturforum<br />

Netphen, Gerhard Braunöhler<br />

Irland, Aula Gymnasium Netphen<br />

19.00 Kabarett, Heinz Erhardt<br />

Abend, von und mit Hans-Joachim<br />

Heist, Bismarckhalle, Siegen-Weidenau<br />

6. Montag<br />

19.00 Kurbelkiste, Paulo Coellho -<br />

Der Weg des Magier, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. (auch 7.)<br />

7. Dienstag<br />

20.00 Comedy und Clownerie,<br />

Chapertons - BOOM, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

8. Mittwoch<br />

19.30 VHS-Vortrag: Ohne Gewalt<br />

- selbstverständlich?<br />

vom Gelingen des kulturellen<br />

Wandels, KrönchenCenter<br />

Markt 25, Siegen<br />

19.30 Weltfrauentag, Alice<br />

Hoffmann, Zeichen der Zeit,<br />

Bad Berleburg - Bürgerhaus am<br />

Markt<br />

20.00 Kabarett, Barbara Ruscher,<br />

Ekstase ist nur eine<br />

Phase, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20.00 Kabarett, Barbara Kuster,<br />

Viva Walküre, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

9. Donnerstag<br />

14.30 Führung, für Menschen<br />

mit Demenz, Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen<br />

19.30 Kleinkunst, Kunst gegen Bares,<br />

„frei:Raum“ Siegen, Löhrstraße 30<br />

10. Freitag<br />

19.30 VHS-Vortrag aus Anlass des<br />

10-jährigen Bestehens des KrönchenCenters<br />

in Siegen Siegen,<br />

wie es früher einmal war, KrönchenCenter,<br />

Markt 25, Siegen<br />

20.00 Metal-Konzert Siegener Band<br />

Accu§er, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Straße 18<br />

11. Samstag<br />

18.00 Klassik, Passionskonzert,<br />

Ev. Kirche, Markt Hilchenbach<br />

19.00 Weltmusik, Tcha & Vivi Limberger<br />

und Vilmos Csikos, KrönchenCenter<br />

Siegen<br />

19.00 Kabarett-Night, Freche Zungen<br />

küsst man nicht, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

19.30 Tangokonzert, Germän Prentki<br />

& Cesar Angeleri, Alte Linde,<br />

Wilnsdf.-Niederdielfen, Weißtalstraße<br />

12. Sonntag<br />

15.00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert,<br />

Peter und der Wolf, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

18.00 Filmpalast, Pater Brown - er<br />

kann´s nicht lassen, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

13. Montag<br />

19.00 VHS-Vortrag, Patientenverfügung,<br />

Vorsorgevollmacht,<br />

Betreuungsverfügung,<br />

Hilchenbach,<br />

Wilhelmsburg<br />

19.00 VHS-Vortrag, Warum<br />

wir beim Geld nicht immer<br />

rational sind, Rathaus Freudenberg,<br />

Mórer Platz 1<br />

20.00 Shownight, Die<br />

Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

14. Dienstag<br />

18.00 VHS-Vortrag: Altersrenten<br />

- Wer? Wann? Wie(viel)? In<br />

Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Rentenversicherung Westfalen, KrönchenCenter<br />

Siegen, Markt 25<br />

15.Mittwoch<br />

19.00 Hure oder Heilige? Manierismus,<br />

Barock, Rokoko, die abenteuerliche<br />

Geschichte der Künstlerinnen - Teil<br />

2, KrönchenCenter Siegen, Markt 25<br />

16. Donnerstag<br />

14.30 Führung, Ausstellung Morales<br />

Museum für Gegenwartskunst, Siegen<br />

19.00 Kammermusik, Ensemble Bento,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

19.00 VHS-Vortrag, Einbruch? Nicht<br />

bei mir!, Kreuztal, Stadtbibliothek<br />

19.00 Ausstellung von Prof. Mustafa<br />

Kizilcay, Fotografie, Rathaus Netphen<br />

20.00 Entertainer Sven Ratzke,<br />

STARMAN, Stadthalle Kreuztal<br />

17. Freitag<br />

19.30 VHS-Vortrag: Siegen, wie es<br />

früher einmal war – Spaziergang<br />

durch Alt-Siegen vor der Zerstörung im<br />

Winter 1944, KrönchenCenter Siegen<br />

20.00 Philharmonie Südwestfalen,<br />

Gershwin, Rota, Prokofjew Apollo-<br />

Theater Siegen (auch 20.3.)<br />

20.00 JazzClub Oase, WDR Big Band<br />

Very Personal, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

18. Samstag<br />

19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen:<br />

Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />

Siegen-Gosenbach (19.3./18 Uhr)<br />

Vortäge zu Gesundheitsfragen<br />

täglich um 15 und 17 Uhr.<br />

Auskunft und Anmeldung unter<br />

02735/2247 und 02735/767-206<br />

20.00 Kabarett, Frank Sauer, Mit<br />

Vollgas in die Sackgasse, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

19. Sonntag<br />

15.30 Dia-Vortrag: Südtirol und Wallis<br />

- Vom Rebenland zum Gletschereis<br />

KrönchenCenter Siegen<br />

16.00 Musiktheater: Sweethearts<br />

und die Wirtschaftswunder, Revue<br />

der 50er, Heimhof-Theater Burbach<br />

16.00 Führung, Ausstellung Morales<br />

Museum für Gegenwartskunst, Siegen<br />

17.00 Kammermusik, Musiker der<br />

Philharmonie, Der Frühling erwacht,<br />

Stift Keppel, Hilchenbach-Allenbach<br />

18.00 Klassikkonzert, Farbenreichtum<br />

Norddeutscher Orgelmusik,<br />

Ltg: Ulrich Stötzel, Martinikirche Siegen<br />

21. Dienstag<br />

20.00 Konzert, Jazz & Friends, Alle<br />

Jahre wieder, Jazz/Rock/Pop,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

19.30 Kammermusik, Sonaten von<br />

Bach und Brahms, Schloß Berleburg<br />

20.00 Komödie, Molières Tartuffe,<br />

beißende Satire auf religiösen Wahn,<br />

Apollo-Theater Siegen, (auch 22.03.)<br />

23. Donnerstag<br />

12.30 Führung, Ausstellung Morales,<br />

Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen (26.3., 16 Uhr)<br />

19.00 Vortrag, Demenz in der Familie,<br />

Kreuztal, Stadtbibliothek<br />

19.30 Vortrag, Hospiz, Leiter ev.<br />

Hospiz in Siegen, Martiniheim, Wilnsdorf,<br />

St. Martinstraße<br />

20.00 Improvisationstheater Springmaus,<br />

bombastisch–romantisch,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hilchenbach-<br />

Dahlbruch, (auch 28.04.)<br />

24. Freitag<br />

19.00 VHS-Vortrag, Märchen von<br />

Wandel und Erlösung, Haus des<br />

Gastes, Bad Laasphe<br />

19 Uhr VHS-Vortrag, Was ist Moral?,<br />

Gelbe Villa, Dresslers Park, Kreuztal<br />

19.30 VHS-Vortrag: Siegen, wie es<br />

früher einmal war, Spaziergang<br />

durch Alt-Siegen vor der Zerstörung im<br />

Winter 1944, KrönchenCenter Siegen<br />

20.00 Lesung, Heinz Strunk, Der<br />

goldene Handschuh, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

20.00 Comedy, Wenn du mich verlässt<br />

komm ich mit..., Tina Teubner,<br />

Ben Süverkrüp, Stadthalle Kreuztal<br />

Sweethearts und die Wirtschaftswunder<br />

Revue der 50er Jahre, 19. März ab 16 Uhr<br />

im Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf<br />

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25. Samstag<br />

10.00 Theater-Workshop, Frosch im<br />

Hals!? Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

19.00 Barockmusik, A Tribute to<br />

Luther, Bach & Co., Apollo-Theater<br />

19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen,<br />

Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />

Gosenbach (auch 26.3., 18 Uhr)<br />

20.00 Konzert, JazzClub Oase, Steve<br />

Fister Blues Band, The Tri-fecta / A<br />

Triple Threat, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

20.00 Comedy, Clownsband The<br />

Bombastics, Hotel Edermühle, Erndtebrück,<br />

Mühlenweg 6<br />

26. Sonntag<br />

15.00 Theater, für die ganze Familie,<br />

Pippi Langstrumpf, Theater Stadt<br />

Lennestadt (auch 27.3., 9.30 Uhr)<br />

15.00 Figurentheater, Eigentlich<br />

Sieben Geißlein (... und der Wolf)<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen (27.3., 10 Uhr)<br />

18.00 kreuztalkultur, Pippo Pollina<br />

& Band, Stadthalle Kreuztal<br />

28. Dienstag<br />

18.30 VHS-Vortrag, Vorsorgevollmacht,<br />

Rathaus Netphen<br />

1. Samstag<br />

10.00 Workshop, Jonglage- & Diabolo<br />

mit Mo de Bleu, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

März<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste, Offener<br />

Termin, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

29. Mittwoch<br />

9.00 Info-Veranstaltung: Migrationsberatung<br />

für Erwachsene,<br />

KrönchenCenter Siegen, Markt 25<br />

19.00 Film, Zeitzeugen auf Zelluloid,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

19.00 VHSVortrag, Das Einmaleins<br />

der Geldanlage, Burbach,<br />

Bürgerhaus, Markplatz<br />

19.00 VHSVortrag, Homöopathie<br />

für die Seele, Bad Laasphe, Haus<br />

des Gastes,<br />

19.30 VHSVortrag, Sicher einkaufen<br />

im <strong>Internet</strong>, Kreuztal, Weißen<br />

Villa, Dresslers Park<br />

30. Donnerstag<br />

15.00 AlternativAktiv Geschichten<br />

mit Musik zur Passionszeit, Ev. Gemeindezentrum<br />

Burbach<br />

15.30 Café-Zeit Barock: Peter Paul<br />

Rubens (geb. 1577 – 1640), KrönchenCenter,<br />

Siegen, Markt 25<br />

19.00 VHS-Vortrag, Die Türkei im<br />

April<br />

14.30 Historische Stadtführung<br />

„Rund ums Krönchen“, 2-stündiger<br />

Spaziergang, Treff: Siegen, Hof<br />

Oberes Schloss<br />

19.00 Ballett RIOULT Dance Company,<br />

Apollo-Theater<br />

19.00 Gosenbacher Kom(m)ödchen:<br />

Jeder rennt zum Trend, Bürgerhaus<br />

Gosenbach<br />

20.00 JazzClub Oase, Pink Pulse,<br />

Pink Floyd Coverband, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Klassik-Konzert, Hamburg<br />

Chamber Players, Festliche Variationen,<br />

Ev. Christuskirche Zeppenfeld<br />

20.00 Rock-Konzert, Hörgerät, ...rocken<br />

ohne Strom, Heimhof-Theater<br />

Burbach,Heimhofstr. 7a<br />

20.00 Tango-Konzert, Germán<br />

Prentki & César Angeler, Tango de<br />

Concierto, Café Basico Kreuztal,<br />

Hüttenstraße 30<br />

Kabarett: Django Asül, am 31.3. ab<br />

20 Uhr im Siegener Kulturhaus Lÿz<br />

Ausnahmezustand, Freudenberg<br />

Rathaus, Mórer Platz<br />

20.00 Konzert, Philharmonie Südwestfalen<br />

und Christel Lee, Gebr.-<br />

Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Bernhard-Weiß-Platz<br />

31. Freitag<br />

20.00 Kabarett, Django Asül, Letzte<br />

Patrone, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Straße 18<br />

3. Montag<br />

20.00 Komödie, Das Haus am See,<br />

Apollo-Theater Siegen, (auch 04.04.)<br />

5. Mittwoch<br />

18.30 VHS-Vortrag, Wie gehe ich<br />

mit dem digitalen Nachlass um?<br />

Bad Berleburg, Gymnasium<br />

19.00 VHS-Vortrag, Das kleine<br />

Dämmstoff-ABC, Burbach, Bürgerhs<br />

6. Donnerstag<br />

18.30 VHS-Vortrag, Rentenversicherung<br />

und -besteuerung, Hilchenbach,<br />

Wilhelmsburg<br />

19.00 VHS-Vortrag, 200 Jahre Geschichte<br />

des Altkreises Siegen,<br />

Rathaus Siegen Am Markt 13<br />

19.00 VHS-Vortrag, Erbrecht verständlich,<br />

Wilnsdorf, Gymnasium<br />

20.00 Comedy: Laktosefrei lachen<br />

mit Zeus und Wirbitzky, Siegerlandhalle<br />

7. Freitag<br />

20.00 Comedy, Ralf Schmitz,<br />

Schmitzenklasse, Siegerlandhalle<br />

20.00 Saitire, Schwester Cordula<br />

liebt Arztromane, Weiße Villa Dreslers<br />

Park, Kreuztal, Hagener Str. 22<br />

20.00 Comedy, Frau Scholten &<br />

Micha Marx, Grottenehrlich, vom Leben<br />

gezeichnet, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />

Johann-Str. 18, Siegen<br />

20.00 Konzert, Philharmonie Südwestfalen,<br />

Max Reger und Franz<br />

Schubert, Apollo-Theater, Siegen<br />

8. Samstag<br />

19.00 WDR-3-Kammermusik, Sergey<br />

Dogadin & Gleb Koroleff, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

19.00 Klassik-Konzert, C.P.E. Bach,<br />

Matthäus-Passion 1769, Leitung:<br />

Ulrich Stötzel, Martinikirche Siegen<br />

19.30 Konzert, Philharmonie Südwestfalen,<br />

Bad Berleburg, Bürgerhaus<br />

20.00 Musical ELVIS, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

20.00 Klavier-Konzert, 13. Holzhäuser-Klavierkonzert<br />

mit Mark Möllenbruck,<br />

Ev. Gemeindehaus Burbach-<br />

Holzhausen, Am Kirchtor 5<br />

9. Sonntag<br />

14.30 eineinhalbstündiger Rundgang<br />

„Die Stadtmauer in alter Zeit“ Treff,<br />

Unteres Schloss, Martinikirche<br />

18.00 Filmpalast, Das weiße Band,<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />

11. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste, Janis:<br />

Little Girl Blue, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />

Johann-Str. 18, Siegen<br />

13. Donnerst.<br />

14.30 historische Stadtführung, Wo<br />

das Herz von Alt-Siegen schlug, Treff,<br />

Seiteneingang Nikolaikirche Siegen<br />

15. Samstag<br />

23.00 Bach-Chor Siegen,<br />

Choral Evensong<br />

zur Osternacht,<br />

Martinikirche Siegen<br />

20. Donnerst.<br />

20.00 Comedy, Luke<br />

Mockridge LUCKY<br />

MAN, Siegerlandhalle<br />

Siegen, (auch 23.04.)<br />

22. Samstag<br />

19.30 Kabarett, Claudia<br />

Zimmer, Ich bin nicht<br />

Heinz Erhardt, Alte<br />

Linde, Wilnsdf.-Ndielfen,<br />

Weißtalstraße 2<br />

20.00 Theater, Die<br />

Possenhofer, Liebe -<br />

Laster - Lottoglück,<br />

Heimhof-Theater Burbach<br />

(a. 23.04. 18 Uhr)<br />

23. Sonntag<br />

10.00 Ausstellung, 14. Modellbauausstellung,<br />

Modellbaufreunde Siegen,<br />

Festhalle Wilnsdorf<br />

14.00 VHS-Wanderung, Der Hohenstift<br />

bei Richstein, Bad Berleburg,<br />

Treff: Richstein-Bushaltestelle, Ortsmitte<br />

14.30 historische Stadtführung, Von<br />

Liebesleid und Mordgelüsten, Treff,<br />

Innenhof Obere Schloss Siegen<br />

16.00 Klavierkonzert mit Annahelena<br />

Schlüter, Autobahnkirche Rasthof<br />

Wilnsdorf, Abfahrt 23<br />

25. Dienstag<br />

20.00 1. Siegener Migranten Slam,<br />

Mein Gott Allah, Apollo-Theater<br />

26. Mittwoch<br />

15.00 VHS-Vortrag, vorsorgen,<br />

erben und vererben, Ev. Gemeindezentrum<br />

Burbach<br />

27. Donnerstag<br />

19.30 Folk-Konzert, Trio Peelsound,<br />

Schloß-Schänke Bad Berleburg<br />

20.00 Musikalische Komödie, Bauch,<br />

Beine, Po, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Satire mit „Schwester Cordula“, am 7.4. ab 20 Uhr<br />

im Weiße Villa Dresslers Park Kreuztal<br />

20.00 Lesung, Kult-Kolumnen von<br />

und mit Harald Martenstein, Best of,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

28. Freitag<br />

14.00 VHS-Wanderung, Auf dem<br />

Netphener Keltenweg unterwegs,<br />

Treff, Wanderparkplatz, Leimbachtal<br />

zwischen Netphen und Eschenbach<br />

20.00 Kabarett, Lachmuskeltraining<br />

mit Andy Strauss, ...liest superkrass<br />

vor! Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20.00 Komödie, Kalle Pohl, Halbgott<br />

in Nöten, Wilnsdorf, Aula<br />

Gymnasium<br />

29. Samstag<br />

20.00 Musik, Rock‘n‘Roll & Schabernack,<br />

Tonträger: Leiser Lärm,<br />

Heimhof-Theater Burb.-Würgendorf<br />

30. Sonntag<br />

18.00 Konzert, Internationales Akkordeon<br />

Festival, Akkordeonale<br />

<strong>2017</strong>, Weiße Villa in Dreslers Park,<br />

Kreuztal, Hagener Str. 22<br />

19.00 Theater, Kein schönes Land<br />

in dieser Zeit (?) ein Märchen von<br />

der gescheiterten Integration, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

2. Sonntag<br />

14.00 digital und analoge Bilderbeiträge,<br />

das grenzenlos-festival,<br />

Weiße Villa in Dreslers Park, Kreuztal<br />

14.30 Historische Stadtführung<br />

„Rund ums Krönchen“, 2-stündiger<br />

Spaziergang, Treff, Hof Oberes<br />

Schloss<br />

15.30 Kabarett, Daubs Melanie, Hickengrundhalle,<br />

B.-Nd.dresselndorf<br />

17.00 Konzert, Blasorchester der<br />

Stadt Kreuztal, Stadthalle Kreuztal<br />

Musikal. Komödie am 27.4. ab 20 Uhr<br />

im Gebr.-Busch-Theater Hi.-Dahlbruch<br />

Kabarett mit Andy Strauss, 28.4. ab 20 Uhr<br />

im Siegener Kulturhaus Lÿz<br />

70 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 71


1. Montag<br />

20.00 Diskussion, The Situation,<br />

zur politischen Lage im Nahen Osten,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

2. Dienstag<br />

20.00 Schauspiel, Lampedusa,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

3. Mittwoch<br />

20.00 Comedy, Olaf Schubert, Sexy<br />

Forever!, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151<br />

20.00 Kabarett, Herbert Knebel, Im<br />

Liegen geht's!, Stadthalle Kreuztal,<br />

Am Erbstollen 7<br />

20.00 Konzert, Ron Williams, Hautnah,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Konzert, Ton Steine Scherben,<br />

Akustik, Kulturscheune Sonnenhof,<br />

Siegen Breitenbacherstr. 381<br />

4. Donnerstag<br />

19.00 VHS-Vortrag, Zweihundert Jahre<br />

Geschichte des Altkreises Siegen,<br />

Weiße Villa, Dressler Park, Kreuztal<br />

Mai<br />

18. Mai ab 20 Uhr: Kunst gegen bares, ein vielfältiges Programm in der<br />

Kulturscheune Sonnenhof, Siegen– Breitenbach<br />

20.00 Stand-up-Comedy, NightWash<br />

live, Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch,<br />

Bernhard-Weiss-Platz<br />

5. Freitag<br />

20.00 Konzert, kulturforum Netphen,<br />

Adjiri Odametey, afrikanische Weltmusik,<br />

Altes Feuerwehrhaus, Netphen<br />

20.00 Schwank, Die (s)panische<br />

Fliege, Apollo-Theater Siegen, Morleystr.<br />

1 (auch 06.05.)<br />

20.00 Konzert, Irish Folk, Gudrun<br />

Walther & Jürgen Treyz, Kulturscheune<br />

Sonnenhof, Siegen, Breitenbacherstr.<br />

381<br />

6. Samstag<br />

10.00 Workshop, Jonglage- & Diabolo,<br />

Mo de Bleu, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße<br />

19.00 worlmusic Konzert, Badakhshan<br />

Ensemle, Krönchen-Center, Siegen,<br />

Markt<br />

20.00 Konzert, Mon Mari Et Moi, Chansons,<br />

Gemeindehaus Burbach-Holzhausen<br />

20.00 Kabarett, Daubs Melanie<br />

Zwei-Punkt-Null-Et hilft nix! Otto-<br />

Reiffenrath-Haus, Neunkirchen<br />

7. Sonntag<br />

15.00 VHS-Wanderung, Die Puderburg<br />

bei Puderbach, Bad Laasphe,<br />

Treff, Wehrkirche Puderbach<br />

15.30 Kaffee-Konzert mit Klavier-<br />

Begleitung „Lieder und Musik aus<br />

den 30er Jahren“, Gemeindehaus<br />

Burbach Holzhausen<br />

17.00 Konzert, Kammermusik, Kücükaya-Ouartett,<br />

Ginsburg, Hilchenbach-Lützel<br />

19.00 Theater, Improvisite, Mal gucken,<br />

was da kommt, Heimhof-Theater<br />

Burbach-Würgendorf, Heimhofstr.<br />

9. Dienstag<br />

20.00 Theater, Was ihr wollt, William<br />

Shakespeare, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystraße 1<br />

10. Mittwoch<br />

16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />

Original Siegerländer Stadtmusikanten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

19.00 VHS-Vortrag, Börse kann jeder,<br />

Laasphe, Haus des Gastes<br />

11. Donnerstag<br />

19.00 Ishaykonzert: Crossing Borders<br />

Jazz, Klezmer, Klassik & arabische<br />

Musik Gebr.-Busch-Theater,<br />

Hi.-Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz<br />

12. Freitag<br />

20.00 Theater, Große Liebe, Eine<br />

Schulhofliebe in den achtziger Jahren,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

13. Samstag<br />

14.00 VHS-Wanderung, Von Wallfahrten,<br />

Wällen und wilden Äpfeln,<br />

Treff, Am Gillerturm, Lützel<br />

20.00 Frühlingsball, Siegen tanzt,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

20.00 Konzert, Albert Hammond, Songbook<br />

Tour <strong>2017</strong>, Stadthalle Kreuztal<br />

Chansons am<br />

6. Mai ab 20 Uhr,<br />

mit Mon Mari Et<br />

Moi, im Gemeindehaus<br />

Burbach-<br />

Holzhausen<br />

14. Sonntag<br />

14.30 Eineinhalbstündige Führung,<br />

„Der Gruftenweg – Erinnerungskultur<br />

zur Kaiserzeit“, Treff, Lindenbergfriedhof,<br />

Alte Friedhofskapelle,<br />

Frankfurter Str. 120<br />

16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />

Femmes Vocales, Popmusik,<br />

Gospel, Oberes Schloss Siegen<br />

17. Mittwoch<br />

19.30 VHS-Vortrag, Sicher einkaufen<br />

im <strong>Internet</strong>, Bad Laasphe,<br />

Haus des Gastes, Wilhelmplatz 3<br />

20.00 Rap-Revue, Fahr' deinen Film,<br />

B.E. und Fläshmob, Apollo-Theater<br />

18. Donnerstag<br />

18.00 Vortrag, Homöopathie für<br />

die Frau, Kreuztal, Stadtbibliothek,<br />

Marburger Straße 10<br />

20.00 Kabarett-Duos, Heimat nur<br />

für Hiesige, Apollo-Theater Siegen,<br />

20.00 Theater, Margie Kinsky & Bill<br />

Mockridge, Hurra, wir lieben noch!<br />

Heimhof-Theater Burbach<br />

20.00 kulturelles Potpourri, Kunst<br />

gegen Bares, Kulturscheune Sonnenhof,<br />

Siegen-Breitenbach<br />

19. Freitag<br />

20.00 Lesung, Hanns-Josef Ortheil,<br />

Was ich liebe und was nicht, Apollo-Theater<br />

Siegen<br />

20. Samstag<br />

19.30 Konzert, Home Boddys, Musik<br />

aus vergangenen Jahren, Alte Linde,<br />

Wilnsdf.-Ndielfen,Weißtalstraße 2<br />

20.00 Konzert, Blechbläserensemble,<br />

pro musica sacra, Evangelische<br />

Kirche am Markt Hilchenbach<br />

21. Sonntag<br />

14.00 VHS-Wanderung, Der Homberg<br />

bei Wemlighausen, Bad Blb,<br />

Treff, Parkplatz Goldeiche/Winterbach<br />

16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />

Oldies, Die Paten, Oberes<br />

Schloss, Siegen<br />

17.00 Konzert, Bürgerorchester<br />

Südwestfalen, Profis und Laien an<br />

einem Pult, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Straße 151<br />

22. Montag<br />

20.00 Live-Show, Steffen Henssler<br />

tischt auf...! Siegerlandhalle Siegen,<br />

26. Freitag<br />

20.00 Open Air Lesung, kulturforum<br />

Netphen, Crauss & Jan Wagner Hineingeworfen<br />

in diese Landschaft,<br />

Katharina-Diez-Platz, Netphen<br />

27. Samstag<br />

20.00 Tanztheater, Wet Temptation<br />

aus St. Petersburg, Siegerlandhalle<br />

Leserbriefe<br />

<strong>db</strong> 3-2016 Alte(n) Geschichten.<br />

Als ich in den 50er Jahren im besten<br />

und größten Hotel der Stadt Siegen<br />

arbeitete, begegnete ich auch vielen<br />

Sängern und Schauspielern, die später<br />

im Apollo-Theater auftraten. Wir<br />

hatten auch wochenlang den Grafen<br />

Luckner mit seiner schwedischen<br />

Frau Ingrid zu Gast. Sie besaßen<br />

einen Wohnwagen und fuhren damit<br />

von Ort zu Ort, um von seinem Schiff<br />

Niobe und dem Durchbrechen der<br />

Blockade zu erzählen und um aus<br />

seinen Büchern vorzulesen, die er<br />

geschrieben hatte. Zum Schluss einer<br />

jeden Veranstaltung führte er immer<br />

eine Attraktion vor, über die die Menschen<br />

staunten. Er verstand es, dicke<br />

Telefonbücher zu zerreißen. Später<br />

im Hotel suchten wir sämtliche verfügbaren<br />

Telefonbücher zusammen<br />

und beschäftigten uns ebenfalls mit<br />

dem Zerreißen derselben. Es sah aus,<br />

als hätte man ungeheuer viel Kraft.<br />

Aber es gab natürlich einen Trick dabei.<br />

Früher wurden die Telefonbücher<br />

nicht mit Metallklammern zusammengehalten,<br />

sondern die Rückseite<br />

war dick verleimt. Solche Bücher<br />

brauchte man nur in der Mitte zu<br />

brechen, danach ging das „Zerreißen“<br />

auch ohne viel Kraftaufwand vonstatten.<br />

Außerdem muss Graf Luckner<br />

auch noch gute Kontakte nach Siegen<br />

gehabt haben, denn es wurde eine<br />

Straße nach ihm benannt.<br />

Linde Becker, Kirchen<br />

<strong>db</strong> 3-2016 Archäologische Funde<br />

Vielen Dank für das schöne Bild<br />

von meinem Elternhaus, das jetzt<br />

das Heimathaus ist. Ich, die ich<br />

jetzt 84-jährig bin, wohne als einzige<br />

der Geschwister auch noch<br />

ganz in der Nähe.<br />

Ich erinnere mich, dass es vor dem<br />

Haus auch noch einen Brunnen gab,<br />

denn es gab ja auch mal Zeiten vor<br />

der Wasserleitung. Den hat mein<br />

Vater allerdings zugeschüttet, denn<br />

er befürchtete immer, dass eines der<br />

Kinder da mal hineinfallen könnte.<br />

Hilde Reuter, Siegen-Bürbach<br />

20.00 Musical Amazing Grace Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße<br />

28. Sonntag<br />

14.30 historische Stadtführung, Von<br />

Liebensleid und Mordgelüsten,<br />

Treff, Innenhof Oberes Schloss, Siegen<br />

16.00 Sonntags um 4 im Schlossgarten,<br />

Stadtorchester Hilchenbach,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

30. Dienstag<br />

20.00 Comedy, Olaf Schubert, Sexy<br />

Forever, Siegerlandhalle Siegen<br />

Simone Rubino und das Exegesi<br />

Percussion Quartetam 11.5. ab 19 Uhr<br />

im Gebr.-Busch-Theater,Dahlbruch<br />

<strong>db</strong> 4-2016 Ich habe gerade sehr interessiert<br />

einige Artikel im durchblick<br />

gelesen. Da ich in der Seniorenarbeit<br />

noch etwas tätig bin, finde ich darin<br />

immer wieder brauchbare Anregungen.<br />

Ja, was heute doch alles im<br />

Siegerland geboten wird! Die Zeit ist<br />

auch dort weiter gegangen!<br />

Da denke ich manchmal zurück an<br />

die Zeit, in der es so viele Entbehrungen<br />

gab. Ohne Auto hat man das<br />

Siegerland gar nicht recht kennenlernen<br />

können. Ich bin 1963 weggezogen,<br />

um zumindest etwas mehr von<br />

Deutschland zu sehen. So bin ich in<br />

Frankfurt/Main geblieben. In meiner<br />

nächsten Nachbarschaft wohnt eine<br />

junge Familie, die aus der Nähe von<br />

Siegen kommt und über sie, bzw. ihrer<br />

Mutter erhalte ich den durchblick.<br />

So erfahre ich etwas mehr von der<br />

Heimat und wie sie über die Jahre<br />

geworden ist.<br />

Vielen Dank also für die gute<br />

Zeitschrift. Ich weiß, es steckt viel<br />

Arbeit darin.<br />

Magdalene Langer, Frankfurt/M<br />

72 durchblick 1/<strong>2017</strong><br />

1/<strong>2017</strong> durchblick 73


Nach Redaktionsschluss<br />

Sparkasse Siegen<br />

175 Jahre und kein bisschen müde!<br />

Nach einem erfolgreichen 2016 start ins Jubiläumsjahr<br />

Wilnsdorf bereitgestellt. Die Vereine können sich mit einem<br />

„Herzenswunsch“-Projekt um Förderanteile bis zu 1.000 Euro<br />

bewerben auf der Onlineplattform sparkassen-herzenswunsch.<br />

de. Die Sparkasse spendet – aber welches Projekt wie viel<br />

erhält, bestimmen die Bürgerinnen und Bürger der Region.<br />

Bis zum 31. März läuft die Bewerbungsphase für Vereine und<br />

soziale sowie kulturelle Einrichtungen; im April beginnt nach<br />

Ostern die Spendenvergabe mittels Spendencodes, die die<br />

Sparkasse u.a. bei ihren Filialaktionen ausgibt.<br />

Als zusätzliches besonderes Geschenk für die Menschen<br />

der Region aber auch für die Trägerkommunen hat die<br />

Sparkasse Siegen einen exklusiven, professionellen Marc<br />

O’Polo Freizeitguide produzieren lassen. Der renommierte<br />

Verlag hat einen Reiseführer erstellt, der sicherlich nicht<br />

nur für Neubürger interessante Informationen über Siegen,<br />

Freudenberg, Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf enthält.<br />

Der Guide ist kostenlos erhältlich bei der Sparkasse sowie<br />

in den Bürgerbüros. In dem Reiseführer findet sich auch<br />

die Ankündigung für den historischer Plakatpfad, den die<br />

Sparkasse im März aufbaut. Dabei werden an „Originalschauplätzen“<br />

in der Region plakative Aufsteller mit alten<br />

Stadtansichten präsentiert. Alle Informationen zum Jubiläumsjahr<br />

und Termine finden sich auch im <strong>Internet</strong> auf<br />

wirlebendieregion.de.<br />

Ausblick<br />

Zum Schluss gab die Sparkasse Siegen wieder einen<br />

kurzen Ausblick zu ihrer Einschätzung der ökonomischen<br />

Entwicklung. Wilfried Groos: „Die ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen sind im Umbruch. Europa<br />

muss sich neu definieren – nach der großen Verunsicherung<br />

durch den Brexit, durch die Terroranschläge und<br />

die Folgen der Flüchtlingskrise. Die USA steht mit dem<br />

Präsidentenwechsel nun auch vor einem Richtungswechsel<br />

in der Politik – mit noch offenem Ausgang. Auch bei<br />

uns stehen Wahlen an. Die aktuellen gesellschaftlichen<br />

Strömungen, innereuropäisch wie weltweit, sind geprägt<br />

von Ängsten und Besorgnis. Daher gilt es für die europäische<br />

Politik, den Menschen wieder Orientierung zu<br />

geben und dem Schulterschluss der rechten Flügel etwas<br />

entgegen zu setzen. Wir hoffen, dass die EZB ein Ende<br />

ihrer Niedrigzinspolitik ins Auge fasst, glauben aber,<br />

dass uns die sehr niedrigen Zinsen noch eine ganze Weile<br />

begleiten werden.“<br />

Stefanie Schierling<br />

Pressereferentin der Sparkasse Siegen<br />

Vorstand der Sparkasse Siegen: Günter Zimmermann, Wilfried Groos, Harald Peter (von links)<br />

„Das gerade gestartete Jahr wird für uns sicher ein ganz<br />

besonderes, denn wir feiern in <strong>2017</strong> das 175jährige Bestehen<br />

der Sparkasse Siegen – gemeinsam mit unseren<br />

Kunden und unseren Mitarbeitern“, eröffnete der Vorstandsvorsitzende<br />

Wilfried Groos die Pressekonferenz zum<br />

Abschluss des Geschäftsjahres 2016 sowie zum Auftakt ins<br />

Jubiläumsjahr. Ganz bewusst hat sich die Sparkasse bei den<br />

Planungen für das Jubiläum gegen eine einzelne Großveranstaltung<br />

an zentraler Stelle entschieden, sondern für eine<br />

Vielzahl an Aktionen in der Region. „Wir möchten in unseren<br />

Filialen feiern – mit Jubiläumsaktionen von, mit und<br />

für die Menschen, die im Geschäftsgebiet der Sparkasse<br />

Siegen leben und arbeiten. Sie alle sollen teilhaben am Jubiläum<br />

ihrer Sparkasse“, so Groos weiter.<br />

Von Ende April bis Mitte September finden in den Filialen<br />

überall in Siegen, Freudenberg, Kreuztal, Netphen<br />

und Wilnsdorf bunte Aktionstage statt; mitgestaltet von den<br />

Sparkassen-Mitarbeitern der Filiale, von Vereinen aus dem<br />

jeweiligen Ort und Musikgruppen aus der Region.<br />

Auch dazu passt der gewählte Claim „Wir leben die Region“,<br />

der sowohl alle Aktivitäten im Jubiläumsjahr bündelt,<br />

als auch den gesellschaftlichen Auftrag der Sparkasse<br />

unterstreicht. „In Kombination des Claims mit unserem<br />

Jubiläums-Icon in Herzform ergibt sich auch schon mal der<br />

Versprecher `Wir lieben die Region.` Das ist durchaus beabsichtigt,<br />

denn auch diese Aussage trifft vollkommen zu,“<br />

so Wilfried Groos. Und Harald Peter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse Siegen, ergänzt: „Aktuell<br />

haben wir über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon<br />

rund 50 Auszubildende in den drei Ausbildungsjahren. Sie<br />

alle leben und arbeiten in der Region, kennen ihre Nachbarn,<br />

sind ehrenamtlich in Vereinen tätig und bringen ihre Kinder<br />

hier in die KiTas. Sie genießen großes Vertrauen bei ihren<br />

Kunden, weil sie kompetent und authentisch sind.<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Die Sparkasse Siegen macht sich vielfach stark für die<br />

heimische Universität. Denn das Kreditinstitut sieht in der<br />

Hochschule einen entscheidenden Erfolgsfaktor im Kampf<br />

gegen die Folgen des demographischen Wandels.<br />

Im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements hat<br />

die Sparkasse Siegen in 2016 insgesamt rund 4 Mio. Euro<br />

Spenden für soziale Einrichtungen, Sport, Kunst und Kultur,<br />

Bildungsprojekte sowie die vielen Vereine der Region<br />

bereitgestellt. Inklusive der Stiftungs- und Sponsoring-Engagements<br />

hat die Sparkasse im vergangenen Jahr rund 6<br />

Mio. Euro in die Region zurückgegeben – davon allein 1,2<br />

Mio. Euro aus der Sparkassenstiftung Zukunft.<br />

„Wir leben die Region“:<br />

Vorstellung der Jubiläumsaktivitäten<br />

In punkto Spendenvergabe hat sich die Sparkasse für<br />

das Jubiläumsjahr etwas Besonderes einfallen lassen: Die<br />

Spendenaktion „Herzenswunsch“, die der Öffentlichkeit<br />

erstmals bei der Pressekonferenz zum Start des Jubiläumsjahres<br />

präsentiert wurde. 175.000 Euro werden als besondere<br />

Jubiläumsspende explizit für Vereine und gemeinnützige<br />

Einrichtungen in Siegen, Freudenberg, Kreuztal, Netphen und<br />

Seniorenbeiratswahl im Juli <strong>2017</strong><br />

Bis zum 6. Mai können über 60-Jährige ihre Kandidatur<br />

anmelden - 20 Unterstützungsunterschriften nötig<br />

Anlässlich der Januar-Sitzung des Seniorenbeirates<br />

der Stadt Siegen gab Beiratsvorsitzender Dr. Horst Bach<br />

jetzt in Absprache mit dem zuständigen Dezernenten André<br />

Schmidt den Fahrplan für die Seniorenbeiratswahl<br />

<strong>2017</strong> bekannt.<br />

Die Legislaturperiode des seit August 2012 amtierenden<br />

Seniorenbeirates endet bekanntlich im Sommer<br />

diesen Jahres. Wie in den beiden vergangenen Wahlperioden<br />

wird die Wahl zum Seniorenbeirat der Krönchenstadt<br />

auch diesmal wieder in Form der Briefwahl durchgeführt.<br />

Ca. 28.000 Mitbürgerinnen und Mitbürgern der<br />

Stadt Siegen im Alter von 60 und mehr Jahren sind dann<br />

aufgerufen, ihre Stimme per Brief abzugeben. Offizieller<br />

Wahltag ist der 5. Juli <strong>2017</strong>.<br />

In jedem der sechs Siegener Wahlbezirke werden jeweils<br />

drei Mitglieder und drei stellvertretende Mitglieder<br />

für den Seniorenbeirat gewählt. Spätestens am 22.4. wird<br />

die Stadt Siegen öffentlich den Wahltermin mit Bekanntgabe<br />

der Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge in<br />

den Medien mitteilen, zur Kandidatur auffordern sowie<br />

Organisationen und Verbände zur Kandidatenfindung<br />

animieren. Die Kandidatinnen und Kandidaten können<br />

dann bis zum 6. Mai ihre Bewerbungen einreichen, müssen<br />

aber wie in den vergangenen Wahlperioden jeweils<br />

20 Unterstützungsunterschriften beibringen. Die entsprechenden<br />

Listen werden rechtzeitig in der Regiestelle<br />

Leben im Alter bereitgestellt.<br />

Beiratsvorsitzender Dr. Horst Bach ermunterte bereits<br />

jetzt die Siegener Seniorinnen und Senioren, im<br />

Frühjahr für die Wahl in den Seniorenbeirat zu kandidieren.<br />

Nicht alle Wahlbezirke seien im aktuellen Seniorenbeirat<br />

vollständig besetzt, Tod und Rücktritte hätten<br />

Lücken gerissen. So gebe es in Siegen-West, Siegen-Ost<br />

und Siegen-Süd zur Zeit keine Stellvertreter für die ordentlichen<br />

Beiratsmitglieder.<br />

Seitdem der Seniorenbeirat Eingang in die Gemeindeordnung<br />

(GO) des Landes Nordrhein-Westfalen gehalten<br />

habe, komme dem Gremium eine zusätzliche Bedeutung<br />

zu. In diesem Zusammenhang wies Horst Bach<br />

darauf hin, dass der Seniorenbeirat beratendes Gremium<br />

für den Rat und seine Ausschüsse sei. Als „Sprachrohr<br />

der älteren Generation“ sei er somit in alle politischen<br />

Entscheidungen der Stadt Siegen eingebunden. Ganz<br />

wichtig sei aber auch die „Vor-Ort-Präsenz“ der Beiratsmitglieder,<br />

die stets für die Anliegen und Sorgen der<br />

älteren Menschen in ihrem Wahlbezirk ein offenes Ohr<br />

haben müssten.<br />

Ernst Göckus,<br />

Pressesprecher des Siegener Seniorenbeirats<br />

74 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 75


Im Jahre 2016 ist es passiert. Der Brexit, der Austritt<br />

Großbritanniens aus der Europäischen Union. Aus der<br />

Sicht der Brexit-Befürworter ging es wohl auch um das<br />

Problem der Zuwanderung. Seit Ende des 2. Weltkrieges<br />

hat Großbritannien mehr fremde Menschen aufgenommen<br />

als jedes andere europäische Land, zunächst bedingt durch<br />

das Commonwealth. Viele Menschen aus diesen Ländern<br />

hatten bereits britische Pässe, andere aus den unterschiedlichsten<br />

Ländern kamen dazu. Die Briten sind Individualisten<br />

und ein Inselvolk. Sie fürchten die zu enge Umklammerung<br />

von Seiten des Kontinentes. Nun will ich aber<br />

zunächst aus meiner Jugendzeit berichten.<br />

Volljährig sollte man sein, also 21 Jahre, wenn man sich<br />

im Jahre 1958 nach England bewerben wollte. England war<br />

damals noch nicht in der Europäischen Gemeinschaft. Ich<br />

hatte mich auf eine Anzeige aus England in einer Hotelfachzeitung<br />

schriftlich aus der Schweiz heraus beworben. So<br />

entstand bei meinem neuen Arbeitgeber die Vorstellung, ich<br />

sei Schweizerin. Zu meinen Englisch-Kenntnissen schriftlich<br />

befragt, erklärte ich, sie seien ausreichend, was maßlos<br />

übertrieben war. Hätte ich mich damals über Deutschland beworben,<br />

wäre ich nur als „au pair“ akzeptiert worden. Meine<br />

Devise aber war: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“.<br />

Mein künftiger Arbeitgeber schickte mir eine Arbeitsgenehmigung<br />

und zugleich eine Aufenthaltsgenehmigung zu.<br />

Zunächst zu einem Besuch nach Siegen zurückgekehrt,<br />

löste ich hier meine Fahrkarte nach London. Die Fahrt ging<br />

nach Ostende und dort mit dem Schiff über den Ärmelkanal.<br />

Schon auf dem Schiff lernte ich andere deutsche Reisende<br />

Erinnerung<br />

Multikulti und der Brexit<br />

Malerisch auf einem<br />

Bergsattel in Nord–<br />

Devon liegt das<br />

Nobelhotel<br />

„The Tors“<br />

am Bristol Kanal<br />

kennen. Ein Geschäftsreisender der Firma Shell Oil hatte<br />

auf dem Koffer meinen Absender gesehen, mich angesprochen<br />

und erzählt, er sei gerade geschäftlich in Rudersdorf<br />

gewesen. Wir unterhielten uns angeregt, so dass die Überfahrt<br />

viel zu schnell zu Ende ging. Danach erfolgte noch<br />

eine Fahrt mit der Bahn bis zur Victoria-Station in London.<br />

Hier kommen alle Fahrgäste an, die vom „Kontinent“ kommen<br />

(so nennt man in England den Rest Europas). Ich hatte<br />

meinem Begleiter erzählt, dass ich mir in London erst ein<br />

Hotel suchen müsse. Er empfahl mir, doch mal mit ihm<br />

zum Piccadilly-Hotel zu kommen, wo seine Firma für ihn<br />

ein Zimmer gebucht hätte. Außerdem wolle er noch eine<br />

deutsche Krankenschwester treffen und mich mit ihr bekannt<br />

machen. Ich buchte also auch im Piccadilly-Hotel ein<br />

Hotelzimmer, das für mich ein paar Klassen zu hoch war.<br />

Es befand sich mitten in London, war riesig und viel zu<br />

luxuriös für ein Mädchen aus Siegen. Aber ich genoss den<br />

einen Tag Aufenthalt dort. Außerdem traf ich auch gleich<br />

einen jungen Mann aus Deutschland an der Rezeption. Er<br />

erzählte mir, dass er sich in ein großes Hotel in Kairo beworben<br />

habe und auf eine Anstellung dort hoffe. So ist das<br />

mit dem Hotel-Völkchen. Es ist ständig unterwegs.<br />

Am anderen Morgen machte ich zum ersten Mal mit<br />

dem wunderbaren englischen Frühstück Bekanntschaft. Ich<br />

genoss es sehr, zahlte meine Rechnung und verließ glücklich<br />

und zufrieden das Hotel, um ein Taxi zu rufen, das mich<br />

zur Kings-Cross-Station bringen sollte. Auf zu neuen Ufern,<br />

dachte ich und fuhr an der Südküste Englands entlang bis<br />

nach Barnstaple in Nord-Devon. Unterwegs stiegen noch<br />

andere Reisende zu. Da war zunächst ein alter Herr und ich<br />

dachte: „Hoffentlich spricht er mich nicht an“. Ich verkroch<br />

mich hinter einer mitgebrachten Zeitschrift. Dann kam ein<br />

junger Mann ins Abteil. Er unterhielt sich sofort angeregt<br />

mit dem älteren Herrn. Ich bemerkte, dass er fließend Englisch<br />

sprach, wenn auch mit amerikanischem Akzent. So<br />

verkroch ich mich weiter hinter meiner Zeitschrift.<br />

Wenn er mich angesprochen hätte, wäre ich aufgeflogen<br />

mit meinen „3 Wörtern“ Englisch. Plötzlich zog er ein<br />

Schreiben aus seinen Unterlagen und ich sah im Gegenlicht<br />

ganz groß den Namen „Tors Hotel“. Auch ich zog mein<br />

Zusageschreiben heraus. Ein Glücksgefühl durchströmte<br />

mich und ich dachte: „gerettet“. Ich sprach ihn nun in<br />

Deutsch an und sagte, dass wir offensichtlich zukünftige<br />

Kollegen sein würden. Wir freuten uns beide über solche<br />

Aussichten. Er erzählte mir, dass er aus einem bekannten<br />

Spezialitäten-Restaurant in Württemberg stamme und dort<br />

der „Junior“ sei. Natürlich sprach ich auch von mir und<br />

meinem Werdegang. Als wir dann das Kleinstädtchen<br />

Barnstaple erreichten, mussten wir den Zug verlassen<br />

und in einen Bus umsteigen, der uns ins Tors Hotel nach<br />

Lynmouth bringen sollte. Und hier an der Haltestelle trafen<br />

wir dann einen einzelnen Herrn, den „Dritten im Bunde“.<br />

Da stand Freddy aus der Schweiz, der als Saalchef tätig<br />

sein würde. Wieder war die Unterhaltung sehr angeregt.<br />

Wir hatten kaum Zeit, die schöne Landschaft zur Kenntnis<br />

zu nehmen, die aus Hochmoor bestand, einer steilen Küste<br />

und Einschnitten, die bis zum Wasser reichten und in denen<br />

Fischerdörfer nisteten, so z. B. Clovelly. Am entfernten,<br />

jenseitigen Ufer konnten wir die Küste von Wales sehen.<br />

Am Ziel angekommen mussten wir auf einen Berg steigen<br />

auf dem das schöne, weithin sichtbare Hotel stand. Wir<br />

betraten dort das Hotelbüro und sahen eine distinguierte<br />

ca. 30jährige Dame sitzen. Sie war aus der Schweiz und<br />

die Vierte im Bunde. Sie sollte im Saal als Assistentin<br />

des Saalchefs fungieren. Alle im Hotel tätigen Personen<br />

nannten sie später „das Chefchen“. Sie war streng, aber<br />

menschlich und eine richtige Schweizer Hotelfachfrau.<br />

Dann lernten wir noch Brian aus Cornwall kennen und<br />

seine Mutter, die als Hausdame im Hotel arbeitete, zwei<br />

Hoteliers-Söhne aus Italien, die Antonio und Mauro<br />

hießen. Klaus aus Deutschland kam noch dazu, dann ein<br />

Zimmermädchen und der Portier aus Österreich. Die drei<br />

Köche waren Deutsche aus Hamburg, Württemberg, der<br />

Chefkoch aus Norddeutschland. Der Barmann war ein<br />

Holländer mit dem Namen Paul de Boer. Es stellte sich<br />

später heraus, dass er eine Art Alleinunterhalter war, wie<br />

Rudi Carell. Die Besitzer des Hotels und unsere Chefs<br />

waren u.a. ein polnischer Major mit deutschem Namen<br />

(vermutlich war er mal aus Oberschlesien gekommen,<br />

denn dort wechselten die Grenzen ständig hin und her).<br />

Er war während des Krieges ein Major der polnischen<br />

Exilregierung in England gewesen und hatte jetzt zusammen<br />

mit seiner englischen Frau das schöne Tors Hotel in<br />

Lynmouth am Bristol-Kanal gekauft. Sein „Kriegshandwerk“<br />

konnte er im Frieden nicht mehr ausüben. Später<br />

in London lernte ich, dass auch viele seiner Offiziere und<br />

Mannschaften nicht mehr in das darniederliegende Polen<br />

zurückkehrten und ebenfalls ins Hotelfach übergewechselt<br />

waren, weil sie sich eine neue Zukunft im Vereinigten Königreich<br />

aufbauen wollten. Wir jedenfalls, die Clique aus<br />

dem Tors-Hotel, hatten die besten Chefs, die man sich nur<br />

denken konnte. Das Personal wurde bei der einheimischen<br />

Bevölkerung des Dörfchens untergebracht, das auf einer<br />

Klippe lag und Lynton hieß. Ein steiler Weg führte dort<br />

hinauf und wieder hinunter durch feuerrot blühende Rhododendronwälder.<br />

Eine andere Alternative war die steile<br />

Cliff-Railway (Zahnra<strong>db</strong>ahn). Wir waren jung und aktiv.<br />

Und es gab nicht viel Abwechslung nach 21 Uhr, wenn<br />

wir mit der Arbeit fertig waren. So kamen wir auf die Idee,<br />

jede Woche mal an einem landschaftlich schönen Ort ein<br />

Barbecue zu veranstalten, entweder direkt am steinigen<br />

Stand oder einer hohen Klippe und anderen schönen Orten.<br />

Vorher besorgten wir die nötigen Zutaten im Dorf, dann<br />

sammelten wir Holz in den umliegenden Wäldern. Auch<br />

ein paar anregende Getränke durften nicht fehlen. Der ganze<br />

Ort nahm immer Anteil an unseren Aktivitäten.<br />

Ende September endete die Saison, das Hotel wurde<br />

geschlossen und wir bekamen ein wohlwollendes Empfehlungsschreiben<br />

mit auf den Weg, damit wir uns in London<br />

eine neue Stelle suchen konnten. Brian und seine Mutter<br />

gingen nach Cornwall zurück, die beiden Österreicher nach<br />

Österreich, die beiden Italiener hatten mit ihrem Charme die<br />

Herzen der Mädchen vor Ort gebrochen und mussten nun<br />

Abschied nehmen. Freddy und „Chefchen“ taten sich zu einer<br />

Rundreise durch Irland zusammen und kehrten danach<br />

nach Zürich zurück. Klaus bat mich, seinen Koffer mit zur<br />

Bushaltestelle zu nehmen. Er wollte sich nur noch von Jennifer<br />

verabschieden. Als der Bus ankam, musste ich einsteigen,<br />

von Klaus war weit und breit keine Spur zu sehen. Ich fuhr<br />

ab, der Koffer blieb stehen. Alle waren in ihre Heimatländer<br />

zurückgekehrt. Wir hatten uns trotz einiger Sprachschwierigkeiten<br />

und unterschiedlicher Nationalitäten alle gur verstanden.<br />

Nur ich fand dank des Empfehlungsschreibens eine<br />

neue Stelle im Cumberland-Hotel in London.<br />

Das war mein Erlebnis mit Multikulti in England lange<br />

vor dem Brexit. Wie ich die Briten kennengelernt habe,<br />

werden sie jetzt unzählige Tassen Tee trinken, denn „a cup<br />

of tea“ hat noch jedes Problem gelöst und ihre Devise wird<br />

sein: Let us just carry on! (Lasst uns einfach weitermachen!)<br />

<br />

Else von Schmidtsdorf<br />

Fischerdörfer „nisten“ an den steilen Küsten des<br />

Bristol Kanals, so z. B. Clovelly.<br />

76 durchblick 1/<strong>2017</strong> 1/<strong>2017</strong> durchblick 77


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass Filterkaffee in Haushalten von über 65-Jährigen<br />

lieber getrunken wird. Das ist in einer Studie des Statistischen<br />

Bundesamtes über das Leben von älteren Menschen<br />

in Europa zu lesen. Statt Kapselmaschinen oder Vollautomaten<br />

stand die gute alte Filterkaffeemaschine in 71<br />

Prozent der Haushalte.<br />

…dass Senioren im sozialen Bereich häufig ehrenamtlich<br />

aktiv sind. Personen ab 65 Jahren sind besonders häufig<br />

bei Wohlfahrtsverbänden, Hilfsorganisationen oder in der<br />

Nachbarschaftshilfe ehrenamtlich aktiv (so die Angaben<br />

in der selben Studie s.o.).<br />

…dass kreatives Arbeiten glücklicher macht. Malen,<br />

Zeichnen, Gedichte schreiben, Handwerken, Stricken<br />

oder ähnliche kreative Beschäftigungen machen glücklicher.<br />

Das haben neuseeländische Wissenschaftler nachweisen<br />

können.<br />

…dass Optimisten deutlich länger leben. Wer eine positive<br />

Grundeinstellung zum Leben hat, lebt nicht nur besser<br />

sondern auch gesünder. Optimisten haben ein geringeres<br />

Risiko, an Krebs und Atemwegsleiden zu erkranken<br />

oder einen Schlaganfall zu bekommen. In der US-Studie<br />

wird darauf hin gewiesen, dass es möglich ist, sich eine<br />

positive Grundeinstellung anzueignen.<br />

<br />

homa<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

<strong>Internet</strong>: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />

Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />

Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />

Redaktionsleiterin); Ulrich Hoffmann (stellv. Redaktionsleiter); Erna<br />

Homolla; Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Horst Mahle; Werner Müller-<br />

Späth; Rita Petri (Nachrichten); Helga Siebel-Achenbach; Tessie<br />

Reeh; Eberhard Wagner; Ulli Weber<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh; Nicole Scherzberg<br />

<strong>Internet</strong>:<br />

Thomas Benauer; Thomas Greiner<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Hartmut Reeh; Heinz Stötzel; Stefanie Schierling;<br />

Ernst Göckus; Eva Schumacher; Bruno Steuber; Gudrun Neuser;<br />

Otto Schneider; Heinz Bensberg; Gaby Bosch; Helmut Stähler;<br />

Willi Zöller; Klaus Hüner; Johanna Kreuz; Andreas Schmidt;<br />

Heike Katz;<br />

Gestaltung:<br />

Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff; Eva-Maria Herrmann;<br />

Uli Hoffmann; Rita Petri<br />

Herstellung: medienbüro-siegen<br />

Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />

oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />

Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Gedächtnistraining – Lösungen:<br />

Richtig<br />

schreiben: Bleistift, Kalenderblatt, Topfblume, Fingernagel,<br />

Bonbonpapier, Hundeleine, Sonnenhut, Spinnweb, Kofferraum.<br />

Relationen: Tinte, Pfote, Schuppen, Radio, Sommer, Honig,<br />

Milch, Schuh, Reißverschluss, Mond, Hunger, Zahnbürste.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Matti muss wegen einer ansteckenden Erkältung dem<br />

Kindergarten fern bleiben. Als nun seine Mama an einem<br />

Vormittag etwas zu erledigen hat, kommt er runter zur Oma<br />

und fragt: „Oma kann ich bei dir bleiben? Zur anderen Oma<br />

kann ich nämlich nicht, die hab ich schon angestochen“.<br />

Verteilung:<br />

Nicole Scherzberg (Ltg.); Wolfgang von Keutz; Gaby Schumacher<br />

Hannelore Münch; Dr. Horst Bach; Gerd Bombien; Bettina Lutz;<br />

Hans Amely; Monika Müller; Christel Mahle; Wolfgang von Keutz;<br />

Maju Becker; Helmut Drabe; Dieter Vetter; Christel Schmidt-Hufer;<br />

Hans-Rüdiger Schmidt; Nadine Dören und alle Redakteure<br />

Auflage: 24.000 Der durchblick liegt an mehr als 650 Verteilstellen im<br />

gesamten Kreisgebiet kostenlos aus, u.a. in allen Sparkassen, Apotheken,<br />

Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-Galerie, in den<br />

Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />

in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen der<br />

Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und Senioren-<br />

Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />

berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />

werden nicht zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

Gefördert durch<br />

die Universitätsstadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

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