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Sachwert Magazin Ausgabe 4/2016

Lohnt sich Geldanlage noch? Jürgen Drews: Das Management verdient immer Gregor Gysi: Ruhestand? Christian Lindner: Erbschaft reformieren + Gold + Immobilien + Aktien + Rohstoffe + Agrar

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Interview<br />

Comeback mit 20 Prozent?<br />

Christian Lindner setzt mit seiner FDP auf Gründergeist und Freiheit.<br />

Bild:FDP<br />

Herr Lindner, Sie sind auffällig oft mit<br />

jungen Leuten zu sehen. Kommt die<br />

FDP bei dieser Zielgruppe gut an?<br />

Ja, die FDP ist eine Partei, die Lust auf<br />

Zukunft hat und machen will. Jeder, der<br />

noch etwas vor hat und sein Leben aktiv<br />

anpackt, kann in der FDP eine politische<br />

Heimat finden. Wir geben uns jedenfalls<br />

nicht mit dem Status Quo zufrieden. Wir<br />

wollen nicht nur den bisherigen Wohlstand<br />

umverteilen. Wir müssen wieder daran<br />

denken, dass man durch Fortschrittsgeist<br />

und Investitionen zukünftigen Wohlstand<br />

auch erarbeiten muss.<br />

Die FDP war fast immer eine Nischenpartei,<br />

bei der letzten Bundestagswahl<br />

sind sie dann sogar untergegangen. Sie<br />

brauchen doch jetzt diesen Gründergeist<br />

par excellence. Ein Comeback mit<br />

20 Prozent, das wäre doch mal was.<br />

Gründergeist ist das richtige Stichwort.<br />

Die FDP ist natürlich eine besondere Partei.<br />

Für uns ist Freiheit wichtiger als Gleichheit<br />

und das sieht nicht jeder so. So what? Es<br />

ist in der Demokratie ja auch notwendig,<br />

dass es Unterschiede gibt. Gründergeist<br />

ist im doppelten Sinne für uns bedeutsam.<br />

Zum einen, weil wir selbst ja eine<br />

Art Start-Up sind. Die FDP hat sich neu<br />

erfunden, mit klassischen Werten, aber<br />

eben doch neuen Methoden. Wir haben<br />

auch die Dosis an Liberalität im Programm<br />

erhöht, Bildung ganz vorne als wichtigste<br />

Voraussetzung für ein selbstbestimmtes<br />

Leben. Zudem Erneuerung der Marktwirtschaft<br />

mit weniger Bürokratie für den<br />

Mittelstand, jedoch mit klaren Regeln für<br />

Banken und Silicon-Valley-Unternehmen.<br />

Unser Gründergeist steht auch dafür, dass<br />

wir denen, die etwas eigenes gründen<br />

möchten, die Hürden aus dem Weg räumen<br />

wollen.<br />

Würden wir jetzt rausgehen und die<br />

Leute nach dem Programm oder den<br />

Standpunkten der FDP fragen, dann<br />

kämen wir wahrscheinlich nicht so<br />

weit. Warum sind die etablierten Parteien<br />

so zögerlich und leise, ihre Programme<br />

zu verkaufen?<br />

Ich bin überhaupt nicht zögerlich und<br />

leise. Ich halte es für falsch, dass wir in<br />

Deutschland eine Erbschaftssteuer bekommen,<br />

wie die große Koalition sie vorschlägt.<br />

Diese führt dazu, dass ein Milliardär<br />

mit Betriebsvermögen überhaupt<br />

keine Steuern zahlt, aber enorm bürokratisch<br />

belastet wird. Hier ist mein Deal: Du<br />

zahlst 10 Prozent auf die Erbschaft, hast<br />

aber dafür keinerlei Bürokratie. Sie können<br />

handeln und sich auf andere Zeiten<br />

einstellen. Gleichzeitig gibt es keine Privilegien<br />

mehr für den, der privat ein Haus<br />

vererbt oder ein Unternehmen eine Generation<br />

weitergibt. Wo ist das Problem mit<br />

klaren Positionen? Ich habe keins.<br />

Die FDP will den Bildungsföderalismus in<br />

Deutschland reformieren. In 16 Ländern<br />

muss jedes Mal das Rad der Bildungspolitik<br />

neu erfunden werden. Die Wahl ist doch,<br />

dass Deutschland im Wettbewerb zu Nordamerika<br />

und China steht. Also können wir<br />

uns doch diesen Bildungsföderalismus so<br />

nicht mehr erlauben. Wir brauchen mehr<br />

Mobilität, mehr Vergleichbarkeit und wir<br />

brauchen auch den Bund mit seinen finanziellen<br />

Möglichkeiten, um Bildung zu<br />

modernisieren, für gute Gebäude zu sorgen<br />

und einen Beitrag zu leisten, dass digitale<br />

Lernmethoden endlich in den Schulen<br />

ankommen. Nicht nur in den privaten,<br />

auch in den öffentlichen Schulen.<br />

Haben Sie denn noch irgendwas für<br />

die Gründer, für die Unternehmer?<br />

Ein bürokratiefreies erstes Jahr für die<br />

Gründer und generell eine Reduktion.<br />

Fragen Sie doch mal Gründer, ob sie damit<br />

zufrieden sind, dass sie Umsatzsteuervoranmeldungen<br />

machen müssen, obwohl<br />

sie noch gar nicht am Markt sind.<br />

Nein, generell ist das Problem Bürokratie<br />

in Deutschland eine Gefahr für unseren<br />

Wohlstand. Ludwig Erhard glaubte noch,<br />

der Sozialismus sei die größte Gefahr für<br />

unseren Wohlstand, heute müssen wir<br />

sagen, die größte Gefahr ist ein Bürokratismus,<br />

der seine Tentakel in jeden Winkel<br />

des Alltags schlägt. Warum nicht mal<br />

anders herum denken? Mein konkreter<br />

Vorschlag: Wir schaffen das deutsche Arbeitszeitgesetz<br />

ab und übernehmen die<br />

europäische Regelung. Unser deutsches<br />

Arbeitszeitgesetz sagt ja, dass ein Arbeitnehmer<br />

nur acht Stunden am Stück<br />

arbeiten darf und dann muss er 11 Stunden<br />

warten, bis der nächste Arbeitstag<br />

beginnt. Warum gehen wir nicht auf eine<br />

Wochenarbeitszeit, wie die europäische<br />

Richtlinie sie vorsieht? Dann können die<br />

Beschäftigten selber entscheiden, ob sie<br />

vielleicht einmal 14 Stunden ranklotzen<br />

und dafür am nächsten Tag ganz frei machen<br />

oder nur am Nachmittag arbeiten.<br />

Also mehr Freiheit, insbesondere Freiheit<br />

von lästiger Bürokratie.<br />

Sie sind nun schon seit sehr vielen<br />

Jahren Berufspolitiker. Nur etwa 15<br />

Prozent der Deutschen würden einem<br />

Politiker und seinen Worten vertrauen.<br />

Was müsste passieren, damit Politiker<br />

Personen sind, zu denen man ein<br />

Vertrauensverhältnis aufbauen kann?<br />

SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2016</strong> 11

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