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Charity statt Boyfriend

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Maggi ist auf ihren Bildern ganz in ihrem Element – einmal als Lehrerin, dann wieder<br />

als Businessfrau, Community-Engel oder bei ihrem Fußballteam. Levy, Zebi und<br />

Bella bestaunen das Buch nicht nur mit den Augen, sondern mit dem ganzen Körper,<br />

und beinahe erdrücken sie Maggi, als sie sich über ihre Schulter lehnen. Es wird wild<br />

kommentiert, und schon holt Bella das Fotobuch, das ich Sista Kerry gestern Abend<br />

mitgebracht habe, aus dem Haus. Stolz zeigt sie Maggi die Bilder von sich am Strand.<br />

Ihre Brüder versuchen ihr das Fotobuch aus der Hand zu reißen, um auf ihre Bilder<br />

zu lenken. Sämtliche Finger verbiegen sich auf den jeweiligen Fotos. Ich habe Angst<br />

um das schöne Buch. Aber gleichzeitig ist es schön zu sehen, wie sich eine besondere<br />

Freude bemerkbar macht. Diese Menschen, die in ihrer großen Township oftmals nicht<br />

wahrgenommen werden, sind überwältigt von dem Erlebnis, in einem Buch abgebildet<br />

zu sein.<br />

Nun stehe ich auf dem Rasta-Festival inmitten von Dreadlocks,<br />

die bis auf den Boden reichen, und komme mir vor wie<br />

eine Schauspielerin im falschen Film. Ein komisches Gefühl<br />

überkommt mich, denn ich fühle mich hier nicht zugehörig. Ich<br />

schaue mich verwundert um und bin erst mal überwältigt von<br />

den vielen langen Haarprachten, die hier herumlaufen. Haarspülung<br />

hätte hier nicht mehr viel geholfen, denn manche Dreadlocks vereinigen sich zu<br />

einem verfilzten Strang, der bis zum Boden reicht. Hier ist vom Kleidungsstil her alles<br />

vertreten – der eine mit ganz normalem Pulli und ein anderer mit Pappe um sich herum<br />

bekleidet, um dem Erfrieren entgegenzuwirken. Ich sehe mich weiter um. Eine Reggae-<br />

Band sorgt für das nötige Ohrenvergnügen mit Bob Marley-Songs. Hihi, kurios. Ich<br />

entdecke auch Touristen und wundere mich. Alle suchen nach dem besten Marihuana,<br />

das sie in ihre geliebten Welten begleiten soll. Und welch eine riesige Auswahl es davon<br />

hier gibt! Die komplette Grundversorgung findet sich in Tütchen. Es ist schon ein<br />

lustiger Anblick: Der leicht süße Geruch von Joints liegt wie ein Schleier in der Luft.<br />

Eine entspannte Hülle bietet das Ganze hier. Meiner Meinung nach braucht man nur<br />

einmal tief Luft zu holen und schon packt einen das Gefühl der Schwerelosigkeit. Ich<br />

bin erleichtert, als wir endlich gehen, denn ich lehne jeglichen Konsum von Drogen ab.<br />

Man kann mich hier eine Spielverderberin nennen, aber natürlich akzeptiere ich ihren<br />

Brauch. Dass dieser Brauch hier außerhalb der Community ebenso eine große Tradition<br />

hat, werde ich noch in einigen Haushalten von Downtown Knysna feststellen müssen.<br />

Wir fahren zurück zu Kerry und setzen uns sofort ans Feuer: Aufwärmen, brrrrr, es ist<br />

soooo kalt. Ich wundere mich, wo die Kids bleiben. Just in diesem Moment kommen sie<br />

zu dritt um die Ecke. Sie tragen ein angeknabbertes Servierbrett und stellen es vor mir<br />

auf den Tisch. Und was sehen meine erstaunten Augen? Einen Willkommenskuchen!<br />

Ich glaube nicht, was ich sehe – kreisch, wie geil ist das denn?! –, und umarme sie

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