Maximilian Bayerlein
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Teilchen der Dunklen Materie<br />
<strong>Maximilian</strong> <strong>Bayerlein</strong><br />
January 20, 2009<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einführung<br />
2. Teilchen der dunklen Materie<br />
3. Das Neutrino als Lösung<br />
4. Das Axion<br />
5. Supersymmetrische Teilchen<br />
5.1. Einführung in die Supersymmetrie<br />
5.2. Supersymmetrische Kandidaten<br />
6. Theorien mit extra Dimensionen<br />
6.1. Universelle Extradimensionen<br />
6.2. Kaluza-Klein Teilchen<br />
7. Superschwere Kandidaten<br />
8. Zusammenfassung und Ausblick<br />
9. Quellenverzeichnis<br />
2
1 Einführung<br />
Im Jahr 1933 entdeckte Fritz Zwicky die ersten Anzeichen für Dunkle Materie.<br />
Seit dieser Zeit hat die Astronomie viel dazu gelernt. Wir wissen heute, dass<br />
von der gesamten Materie im Universum nur ein kleiner Teil sichtbar ist. Eine<br />
naheliegende Vermutung wäre hier natürlich, dass die fehlende Materie einfach<br />
nicht leuchtet, wie etwa braune Zwerge. Solche massiven nicht leuchtenden Objekte<br />
werden MACHO’s (Massive Astrophsical Compact Halo Object) gennant<br />
und bisherige Suchen lassen darauf schließen, dass sie nur einen verschwindenden<br />
Anteil an der gesamten Massendichte ausmachen können. Allerdings ist<br />
dies nicht wirklich überraschend. Aus der Big Bang Theorie lässt sich nämlich<br />
die Massendichte der Baryonischen Materie zu 0.018 < ΩBh 2 < 0.023<br />
berechenen, dies ist zwar deutlich mehr, als die bekannte leuchtende Materie<br />
Ωleuchtendh 2 ≈ 0.005, aber immer noch viel weniger als die beobachtete gesamte<br />
Massendichte ΩM h 2 ≈ 0.3.<br />
Grafik 1: Darstellung der Energieausteilung unseres Universums. Der größte Anteil liegt in<br />
Dunkler Energie vor. Baryonische Materie hingegen macht nur einen sehr kleinen Teil aus. [15]<br />
Unser Universum ist also zu etwa 85% aus uns unbekannten, nicht-baryonischen<br />
Teilchen aufgebaut, die als Dunkle Materie bezeichnet werden. In dieser Arbeit<br />
soll es nun um die möglichen Teilchen gehen, aus denen die Dunkle Materie<br />
aufgebaut sein könnte. Da bei diesen Kandidaten außer der Gravitation<br />
die Wechselwirkungen mit baryonischer Materie stark unterdrückt sind, werden<br />
solche Teilchen treffender weise auch als WIMP’s, Weakly Interacting Massive<br />
Particles, bezeichnet.<br />
2 Teilchen der Dunklen Materie<br />
Ein großer Teil der Materie unseres Universums besteht also aus noch nicht<br />
nachgewiesenen Teilchen. Doch müssen wir bei der Suche nach diesen Teilchen<br />
uns nicht allein auf unser Glück verlassen. Es gibt eine Vielzahl von Theorien<br />
über die Teilchen der Dunklen Materie. Aus diesen Theorien lassen sich<br />
mögliche Nachweismethoden ableiten. Und neue Erkenntnise setzten immer<br />
wieder Grenzen für die Eigenschaften der noch unentdeckten Teilchen, wodurch<br />
auch schon einige Kandidaten, wie zum Beispiel relativistische Neutrinos, ausgeschlossen<br />
werden konnten. Das einzige Problem dabei ist die riesige Vielfalt<br />
möglicher Teilchen. Im verlauf dieser Arbeit werden die meistbeachtesten Kandidaten<br />
noch einmal näher beleuchtet, aber zunächst ein kurzer Überblick über<br />
den “Teilchenzoo” der Dunklen Materie:<br />
3
• Neutrino: Das Standard-Modell Neutrino scheint ein guter Kandidat zu<br />
sein. Wir wissen, dass es exsistiert, Masse hat und nur sehr schwach mit<br />
anderen Teilchen wechselwirkt. Das Neutrino ist also soetwas wie das<br />
erste nachgewiesene WIMP. Der Frage ob das Neutrino auch die Dunkle<br />
Materie erklären könnte gehen wir in Part III auf den Grund.<br />
• Axion: Das Axion kommt ursprünglich aus der Teilchenphysik, wo es zur<br />
beschreibung der sch/st CP-Verletzung eingeführt wurden. Auch diesem<br />
Teilchen wird später noch ein eigenes Kapitel, gewidmet.<br />
• Supersymmetrische Teilchen: Wie wir in Part V sehen werden, ist die Supersymmetrie<br />
oder auch SUSY selbst ein überaus großer Bereich mit vielen<br />
verschiedenen Ausprägungen und einer ganzen Sammlung von Teilchen<br />
aus denen die Dunkle Materie bestenhen könnte. Wegen dieser Vielfältigkeit,<br />
werden SUSY Modelle auch häufig als Referenzmodelle herangenommen,<br />
wenn es darum geht neue Dedektoren zu bauen. Die interessantesten Kandidaten,<br />
welche aus der SUSY hergeleitet werden können sind:<br />
- Sneutralino: Sneutralinos sind die SUSY Partner der Neutrinos,<br />
die jedoch auf Grund ihres relativ großen Streuquerschnitts<br />
zu den ehr unwahrscheinlichen Kandidaten gehören.<br />
Ein mögliches Sneutralino hätte sich bereits in den Detektoren<br />
zeigen müssen.<br />
- Neutralino: Neutralinos sind die wahrscheinlichsten SUSY Kandidaten<br />
für dunkle Materie und werden in Part V deswegen<br />
auch ausführlich behandelt.<br />
- Gavitino: Gravitinos sind die SUSY Partner der Gravitonen.<br />
Sie wirken nur gravitative und sind deswegen besonders schwierig<br />
zu dedektieren. Außerdem bereiten Gravitinos in einigen Modellen<br />
der SUSY schwerwiegende Probleme in der frühen Phase<br />
des Universums. Sie können die primordiale Zusammensetztung<br />
der leichten Elemente stören, oder in großem Übermaß<br />
produziert werden.<br />
- Axino: Wenn es im Standardmodell ein Axion geben sollte,<br />
dann muss es auch einen SUSY Partner dazu geben. Dieser<br />
Partner ist das Axino.<br />
• Teilchen aus Theorien mit extra Dimensionen: Die Theorien mit zusätzlichen<br />
Dimensionen sind ein zweiter großer Bereich, die für eine Physik<br />
nach dem Standardmodell sehr vielversprechend sind. Allerdings sind<br />
diese Theorien, zu denen vorallem String und M-Theorie zählen, nicht<br />
in direkter Konkurenz zur SUSY. In der Regel werden diese Theorien<br />
zusammen mit der SUSY als Erweiterung des Standardmodells gesehen.<br />
Der wichtigste Kandidat für Dunkle Materie, der aus extra Dimensionen<br />
abgeleitet werden kann, ist das Kaluza-Klein-Teilchen. Part VI wird sich<br />
näher damit beschäftigen.<br />
4
• Superschwere Teilchen: Superschwere Teilchen, auch Wimpzillas gennant,<br />
sind das Thema in Part VII. Diese Kandidaten zeichnen sich wie der Name<br />
schon sagt durch eine deutlich höhere Masse als andere Kandidaten der<br />
Dunklen Materie aus.<br />
• Dunkle Materie aus dem “Kleinen Higgs” Modell: Das Kleine Higgs Modell<br />
ist eine Alternative zur SUSY um die schwache Skala bis zu ~10 TeV hin<br />
zu stabilisiern. Das Higgs Teilchen ist in dieser Theorie ein so genanntes<br />
Pseudo Goldstone Boson. Ein Goldstone Boson ist ein masseloses Spin 0<br />
Teilchen das auftritt wenn eine Symmetrie spontan gebrochen wird.<br />
• Leichte Skalare Dunkle Materie: Diese Teilchen können ad hoc eingeführt<br />
werden speziell um das Problem der Dunklen Materie zu erklären. Es<br />
sind leichte Teilchen in der Größenordnung 1- 100 MeV, was für Teilchen<br />
mit fermionischen Charakter nicht möglich wäre. Auch könnten diese<br />
Teilchen vortrefflich die 511 keV Linie aus der Zentralregion der Galaxis<br />
erklären. Man muss aber beachten das es auch andere Möglichkeiten gibt<br />
diese Linie zu erklären, sie könnte etwa auch einfach durch eine spährische<br />
Zwerggalaxie entstehen.<br />
• Q-Ball<br />
• Crypron<br />
• Spiegelpartikel<br />
• CHArged Massive Partikel (CHAMP)<br />
• Selbstwechselwirkende Dunkle Materie<br />
• D-matter<br />
• Superschwach Wechselwirkende Dunkle Materie<br />
• “brane-world” Dunkle Materie<br />
• Schwerer vierter Neutrinoflavour<br />
• ...<br />
Diese Liste ließe sich noch eine Weile so weiterführen. Auch wenn viele der<br />
Teilchen interessante Eigenschaften haben, die Teilchen der SUSY und Theorien<br />
mit extra Dimensionen sind die meist betrachtesten und gesuchten. Deswegen<br />
sollen hier außer diesen beiden Theorien nur noch Neutrinos, Axionen und<br />
Wimpzillas betrachtet werden.<br />
Ein Problem der Dunklen Materie ist natürlich, dass es nicht ausgeschlossen<br />
ist das mehrer der möglichen Teilchen existieren. Bei einem Teilchen, dessen<br />
Dichte nicht ausreicht um die gesammte Dunkle Materie auszumachen, spricht<br />
man manchmal auch von unterkritischer Dichte. Dies sollte man bei der Betrachtung<br />
von Daten zu Modellen bestimmeter Teilchen immer mit bedenken, den<br />
meist wird hier davon ausgegangen, dass der fragliche Kandidat die gesammte<br />
Dunkle Materie ausmacht.<br />
5
3 Das Neutrino als mögliche Lösung<br />
Einer der ersten Gedanken die einem bei der Suche nach Dunkler Materie kommen<br />
könnte ist ob vielleicht die Neutrinos die Effekte erklären könnten. Neutrinos<br />
haben den “undisputed virtue of being known to exist” [1], also das wir sicher<br />
wissen, dass sie existieren. Auch die Masse der Neutrinos ist noch nicht genau<br />
bestimmt. Aber können Neutrinos die Effekte der Dunklen Materie vollständig<br />
erklären? Die Antwort darauf ist nein, sie können es nicht. Zwar wissen wir<br />
wie gesagt, dass Neutrinos existieren und zu mindest einen Teil der Dunklen<br />
Materie ausmachen, doch wissen wir ebenfalls wie groß ihre Masse höchstens<br />
sein kann, nämlich<br />
mν < 2.05MeV<br />
Die Energiedichte der Neutrinos lässt sich relativ leicht abschätzen<br />
Ωνh 2 = � 3<br />
i=1<br />
mi<br />
93eV<br />
Damit ergibt sich für Neutrinos, dass Ωνh 2 ≤ 0.07 ist, was deutlich zu klein<br />
ist für die Dichte der Dunklen Materie die auf ΩDM h 2 ≈ 0.3 gesetzt wird.<br />
Die Dunkle Materie kann also unmöglich nur aus Neutrinos aufgebaut sein.<br />
Man kann hier natürlich einwenden, dass man das Problem vielleicht mit einem<br />
vierten Neutrinoflavour umgehen könnte, aber ein vierter Neutrinoflavour ist<br />
weder einfacher noch physikalisch interessanter als andere Möglichkeiten. Und<br />
da es einige Hinweise darauf gibt, dass es nur drei Neutrinoflavour gibt soll auf<br />
diese Möglichkeit hier nicht näher eingegangen werden.<br />
4 Das Axion<br />
Das Axion wurde ursprünglich eingeführt um zu erklären warum in Prozessen<br />
der starken Wechselwirkung keine CP-Verletzung auftritt. Es ist ein pseudo<br />
skalares Partikel das nur mit Nucleonen, Elektronen und Photonen koppelt.<br />
Seine Kopplung ist indirekt proportional zur Energieskala des Phasenübergangs<br />
fa und seine Masse ist über<br />
ma = 0.62eV 107 GeV<br />
fa<br />
mit der Energieskala des Phasenübergangs verknüpft. Nun um genau zu<br />
sein müsste man zwei Axionen unterscheiden, das DFSZ und das KSZV. Von<br />
einem DFSZ spricht man wenn das Axion direkt mit dem Elektron koppelt.<br />
Interagiert das Axion aber indirekt oder in höherer Ordnung mit dem Elektron<br />
ist das ein KSZV Axion. Diese beiden Axionen haben leicht unterschiedliche<br />
Eigenschaften, so dass KSZV Axionen mit hoher Sicherheit als im Halo unserer<br />
Milchstraße befindliche Teilchen ausgeschlossen werden konnten. Die Ergebnisse<br />
hierfür liefert das Axion Dark Matter Experiment (ADMX).<br />
6
5 Supersymmetrie<br />
5.1 Einführung in die Supersymmetrie<br />
Um weitere Kandidaten für dunkle Materie zu untersuchen, ist das Modell<br />
der Supersymmetrie das interessanteste. Da die Dedektionsmethoden für viele<br />
der infrage kommenden Teilchen die gleichen sind, wird das verhältnismäßig<br />
gut verstandene Model der Supersymmetrie beim Design vieler Dedektoren als<br />
Ausgangspunkt verwendet. Als Erweiterung des Standardmodells der Teilchenphysik<br />
wurde die Supersymmetrie erstmals 1971 sowohl von Juri Golfand, dessen<br />
Studenten Evgeni Likhtman als auch von D. Vulkov und V. Akulov vorgeschlagen.<br />
Größere Beachtung erlangte die Supersymmetrie, oder abgekürzt auch<br />
SUSY gennant, aber erst 1974 durch das stark vereinfachte Wess-Zumino-Modell.<br />
Seine heutige Bekanntheit verdankt die Supersymmetrie der Tatsache, dass sie<br />
in den meisten Theorien die sich mit der Großen Vereinheitlichungs Theorie<br />
(GUT, grand unification theorie) und der Stringtheorie beschäftigen die Supersymmetrie<br />
beinhalten. Außerdem kann die Supersymmetrie Probleme des<br />
Higgs-mechanismus und der Hirachie zwischen elektroschwacher und Planck<br />
Skala lösen.<br />
Was aber ist nun Supersymmetrie? Grundsätzlich ist es eine Symmetrie zwischen<br />
Bosonen ein Fermionen, also Teilchen mit ganzzahligem und Teilchen mit<br />
halbzahligen Spin. Die Supersymmetrie weist jedem Boson ein Teilchen mit halbzahligem<br />
Spin, also ein Fermion, zu und umgekehrt. Bei der Bennenung dieser<br />
neuen Teilchen orientiert man sich an den Teilchen des Standardmodells. Masseteilchen<br />
erhalten das Präfix S-, also zum Beispiel Squarks, Wechselwirkungsteilchen<br />
das Suffix -ino, wie etwa Photino. Grafik 2 enthält eine genauere<br />
Gegenüberstellung der Standardmodell Teilchen und ihrer SUSY-Partner.<br />
Grafik 2: Schematische Darstellung der Standardmodellteilchen und ihrer Supersymmetrischen<br />
Partner [14]<br />
Mathematisch lässt sich die Supersymmetrie in einer “graded Lie-Algebra”<br />
7
darstellen, nach der interne und Raum-Zeit Symmetrien gemischt vorliegen.<br />
Doch auch wenn das noch nicht sehr aufregend klingt sollte man sich nicht<br />
täuschen lassen die korrekte Darstellung dieser Symmetrie ist äußerst Kompliziert.<br />
Eine einfache Herrangehensweise ist das sogenannte Minimale Supersymmetriesche<br />
Modells (MSSM). Es erweitert das Standardmodell nur mit<br />
Squarks, Sleptonen, Gauginos, zwei Higgs-Dupletts, zwei Higgsino-Dupletts, der<br />
Erhaltung der sogennanten R-Parität und der Brechung der Supersymmetrie.<br />
An dieser Stelle sei angemerkt, das jedes Supersymmetriesche Modell gebrochen<br />
sein muss. Denn wäre das nicht der Fall würden die Supersymmetrischen<br />
Teilchen sich nur im Spin von ihren Standartmodell Teilchen unterscheiden,<br />
alles andere auch die Masse wäre erhalten. Da wir aber bisher noch keine Supersymmetrischen<br />
Teilchen in Beschleunigerexperimenten sehen konnten muss<br />
deren Masse größer sein als die bisher erreichten Energien und damit größer<br />
als die ihrer Standardmodell Partner. Die R-Parität R ≡ (−1) 3B+L+2s mit<br />
R= +1 für Standardmodell Teilchen und R= -1 für SUSY Teilchen ist hier<br />
eine per Hand eingefügte Erhaltungsgröße. Ohne willkürlich getroffene Annahmen<br />
besitzt es aber immer noch über 100 freie Parameter. Aus einem derart<br />
großen Parameterraum lassen sich freilich keine Vorhersagen ableiten, weswegen<br />
man mit Hilfe vernünftiger Annahmen einfachere Modelle erstellt. Eines<br />
dieser Modelle ist das mSURGA oder auch abhäniges MSSM, ein anderes das<br />
phänomänologisches MSSM.<br />
Bevor wir uns nun der Frage zuwenden wie ein Kandidat für dunkle Materie<br />
innerhalb der Theorie der Supersymmetrie aussehen könnte, noch ein Formeln<br />
zur Supersymmetrie. Der Symmetrieoperator Q der Fermionen und Bosonen in<br />
einander � umwandelt muss die folgenden Relationen erfüllen:<br />
Qa, ¯ �<br />
Qb + = 2γµ abPµ [Qa, Pµ] + = 0<br />
[Qa, M µν ] = σ µν<br />
ab Qb<br />
mit den Strukturkonstanten<br />
¯Qa ≡ � Q † �<br />
γ0 a<br />
und<br />
σ µν = i<br />
4 [γµ , γ ν ]<br />
Weiterhin kann man ein sogenanntes Superpotential W finden. Dieses ergibts<br />
sich der supersymmetrisierung der Yukawa Kopplungen zusammen mit einem<br />
Bilinearen Higgsterm: �<br />
W = ɛij yeH j<br />
1LiE c + yeH j<br />
1QiD c + yuH i 2QjU c<br />
�<br />
+ ɛijµHi 1H j<br />
2<br />
Mit diesem Superpotential läßt sich nun eine Lagrangegleichung aufstellen:<br />
LSUSY = − 1<br />
�<br />
ij<br />
2 W ψiψj + W ∗ ijψi† ψj†� − W iW ∗ i<br />
wobei W i ≡ ∂W<br />
∂φi , W ∗ ∂W<br />
i ≡ ∂φi∗ und W ij ≡ ∂2W ∂φi∂φj<br />
Die große Menge der freien Parameter ist in diesen Gleichungen nicht ersichtlich,<br />
da die meisten dieser Parameter Massen und Mischungswinkel sind.<br />
8
5.2 Supersymmetrische Kandidaten<br />
Doch jetzt wieder zurück zur Dunklen Materie. Ganz offensichtlich hält die<br />
Theorie der Supersymmetrie also eine vielzahl neuer Teilchen bereit, welche<br />
davon könnten zur dunklen Materie beitragen? Um in Frage zu kommen muss<br />
das Teilchen stabil genug gegenüber Zerfall sein. Da aber die mittlere Zerfallszeit<br />
indirekt proportional zur Masse ist und wir schon fest gestellt haben,<br />
dass die supersymmetrischen Teilchen eine im Vergleich zu den Standardmodell<br />
Teilchen sehr große Masse haben müssen ist klar, dass nicht alle supersymmetrischen<br />
Teilchen in Frage kommen. Am besten erfüllt das Leichteste<br />
Supersymmetrische Partikel (LSP) die Voraussetzung der Stabilität. Wie wir<br />
schon gesehen haben enthält die Supersymmetrie eine sogennante R-Parität.<br />
Diese ist R= -1 für supersymmetrische Teilchen und R= +1 für Standardmodell<br />
Teilchen. Diese Parität ist multiplikative, dass heißt wenn etwa ein Teilchen<br />
A in die zwei Teilchen B und C zerfällt giltRA = RB · RC. Es ist also leicht<br />
ersichtlich, dass ein supersymmetrisches Teilchen zwar in eine beliebige Anzahl<br />
von Standardmodell Teilchen, aber immer in eine ungerade Anzahl supersymmetrischer<br />
Teilchen zerfallen muss. In unserem Beispiel wäre für ein supersymmetrisches<br />
Teilchen A also eines der Teilchen B und C supersymmetrisch, das<br />
andere nicht. Das leichteste supersymmetrische Teilchen kann also nicht weiter<br />
zerfallen. Je nach Modell gibt es aber verschiedene Möglichkeiten welches supersymmetrische<br />
Teilchen das Leichteste ist. In Frage kommen würden zum Beispiel<br />
Sneutralino, Gavitino, Axino oder Neutralino. Das Neutralino χ ist der interessanteste<br />
Kandidat für das leichteste supersymmetrische Teilchen. Genaugenommen<br />
müsste man vom leichtesten Neutralino sprechen, denn es gibt vier davon<br />
und zwar ˜χ 0 1 ≡ χ, ˜χ 0 2, ˜χ 0 3, ˜χ 0 4, sortiert nach ihrer Masse. Diese vier Neutralinos<br />
sind fermionische Majorana Masseneigenzustände, die aus der Mischung der<br />
vier supersymmetrischen Teilchen Bino ˜ B, Wino ˜ W , und den zwei Higgsinos<br />
˜H 0 1 , ˜ H0 2 , welche die SUSY Partner der neutralen Higgs Bosonen sind, entstehen.<br />
Die Massenmatrix hat die Gestallt:<br />
MN =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
M1 0 −Mz cos β sin ΘW Mz sin β sin ΘW<br />
0 M2 Mz cos β cos ΘW −Mz sin β cos ΘW<br />
−Mz cos β sin ΘW Mz cos β cos ΘW 0 −µ<br />
Mz sin β sin ΘW −Mz sin β cos ΘW −µ 0<br />
�<br />
Diese Matrix ist in der Basis ˜B, W ˜ , H˜ 0<br />
1 , ˜ H0 �<br />
2 und M1, M2sind die Massen-<br />
parameter von Bino und Wino, µder Higgsino Massenparameter, ΘW der Weinbergwinkel<br />
und tan β die Rate des Vakuumerwartungswertes der Higgs Bosonen.<br />
Wenn das leichteste Neutralino, wie ja alle vier Neutralinos, eine Mischung der<br />
vier Teilchen ˜ B, ˜ W , ˜ H 0 1 , ˜ H 0 2 ist, dann ist es allgemein darstellbar als<br />
χ = N11 ˜ B + N12 ˜ W + N13 ˜ H 0 1 + N14 ˜ H 0 2<br />
Weiterhin beschreiben fG = N 2 11 + N 2 12 und fH = N 2 13 + N 2 14 den Gaugino<br />
beziehungsweise Higgsino Charakter des Neutralinos. Welcher Teil das Neutralino<br />
dominiert hängt natürlich wieder von dem konkreten Modell ab.<br />
9<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠
6 Theorien mit extra Dimensionen<br />
6.1 Universelle Extradimensionen<br />
Theorien mit extra Dimensionen sind ein weiterer Bereich, dem aktuell viel<br />
Aufmerksamkeit gewidmet wird. Diese Theorien drehen sich primär darum,<br />
dass unsere 3 + 1 dimensionale Raum-Zeit genannt “brane” in einer 3 + δ + 1<br />
dimensionalen Raum-Zeit, dem “bulk”, eingebettet ist. Die zwei bekanntesten<br />
Vertretter von Theorien mit zusätzlichen Dimensionen, die Stringtheorie und<br />
die M-Theorie lassen auf 6-7 Extradimensionen schließen. Ganz offensichtlich<br />
entziehen sich diese zusätlichen Dimensionen unserer Alltagserfahrung. Sie sind<br />
also vermutlich nicht von derselben Art wie die Dimensionen des brane. Die Theorie<br />
beschreibt diese Extradimensionen oft als in Kreisen oder anderen Topologien<br />
der Größe R kompaktifiziert. Aber auch stark gekrümmte oder sehr kleine<br />
flache Extradimensionen werden diskutiert. Einen kompletten 3 + δ + 1 bulk<br />
kann sich zwar wahrscheinlich niemand vorstellen, die funktionsweise von Extradimension<br />
auf unserem 3 + 1 brane jedoch ist vernünftig darstellbar.<br />
Grafik 3: Entnommen aus [12]<br />
Grafik 4: Entnommen aus [12]<br />
10
Grafik 5: Entnommen aus [12]<br />
Wie schon zuvor bei der Supersymmetrie gibt es auch für die Theorien mit<br />
extra Dimensionen eine Vielzahl denkbarer Modelle. Für die Frage nach Dunkler<br />
Materie gibt es eine ausgezeichnte Klasse von Theorien, die sogenannten Universellen<br />
Extra Dimensionen. Bei diesen Theorien ist es allen Feldern erlaubt<br />
sich im gesamten bulk zu bewegen, eine nicht selbstverständliche Vorraussetzung.<br />
Das ist wichtig, weil Felder, die sich im gesamten bulk bewegen können<br />
einen quantisierten Impuls p2 ∼ 1<br />
R2 besitzen. R ist die Größe der extra Dimensionen.<br />
Bei einer vorstellung der zusätzlichen Dimensionen wie in Abb. 4<br />
ist diese quantisierung sogar nachvollziehbar, denn nach jedem vollständigen<br />
Umlauf durch die Extradimension berührt man die brane ja wieder am selben<br />
Punkt. Man hat also eine Reihe diskreter Moden welche Kaluza-Klein Zustände<br />
genannt werden.<br />
6.2 Kaluza-Klein-Teilchen<br />
Wir haben nun schon eine neue Sorte Teilchen die für die Frage nach Dunkler<br />
Materie interessant sind, doch wir müssen noch die gültigen Kandidaten<br />
herrausarbeiten, die uns diese Theorie liefert. Die KK-Zustände werden in sogennanten<br />
KK-Türmen, wie in Abb. 6, dargestellt.<br />
Grafik 6: Darstellung der Kaluza-Klein-Türme für kleine und große Größe R der Extradimension<br />
[13]<br />
In unserer 3 + 1 brane zeigen sich diese KK-Türme als Zustände gleicher<br />
Quantenzahlen aber unterschiedlicher Massen mn ∼ n<br />
R . n ist die KK-Zahl des<br />
Zustandes, die aufgrund der Impulserhaltung selbst erhalten sein sollte. Dies<br />
ist jedoch nicht der Fall. Man muss die KK-Zustände als chirale Fermionen<br />
vorliegen habe und um dies zu erreichen ist es nötig die Kompaktifizierung<br />
11
durch eine verallgemeinerte Mannigfaltigkeit auszudrücken. Durch diese neue<br />
Darstellung wird aber die Erhaltung der KK-Zahlen gebrochen. Für die Frage<br />
nach Dunkler Materie ist das allerdings nicht tragisch, denn es bleibt eine KK-<br />
Parität übrig. Diese Parität stabilisiert das Leichteste Kaluza-Klein Partikel<br />
oder kurz LKP analog zum Leichtesten Supersymmetrischen Partikel. Also<br />
ein KK-Teilchen mit ungerader KK-Parität erzeugt bei seinem Zerfall immer<br />
eine ungerade Anzahl von KK-Teilchen. Das leichteste kann dann nicht weiter<br />
zerfallen und ist ein Kandidat für Dunkle Materie.<br />
7 Superschwere Kandidaten<br />
Die meisten Teilchen die für die Dunkle Materie in Betracht gezogen werden<br />
sind verhältnismäßig leicht, haben also eine Masse von mDM ≤ 34T eV . Das<br />
ist bei den Superscheren Kandidaten anders. Superschwere Teilchen könnten<br />
deutlich schwerer sein als mDM > 10 10 GeV . Weil dies eine geradezu “monstös”<br />
große Masse ist hat sich für die Superscheren Teilchen der Name Wimpzillas<br />
eingebürgert, der natürlich an “Godzilla” angelehnt ist. Wie der Name schon<br />
andeutet bleibt aber eine typische Eigenschaft von Kandidaten Dunkler Materie<br />
in der Regel erhalten, auch die Wimpzillas wechselwirken nur schwach mit<br />
anderen Teilchen. Es gibt aber auch spezielle Theorien die stark wechselwirkende<br />
superschwere Teilchen behandeln, diese werden dann manchmal simpzillas<br />
genannt.<br />
Die interessanteste Eigenschaft von Wimpzillas neben ihrer möglichkeit Dunkle<br />
Materie Teilchen zu sein ist die Möglichkeit beobachtete Strahlung oberhalb<br />
der GZK-Kante bei ∼ 5 × 10 19 eV zu erklären. Die GZK-Kante, benannt nach<br />
den Herren Greisen, Zatsepin und Kuzmin, ist die Energie, bei der Protonen mit<br />
Photonen der Cosmischen Hintergrundstrahlung wechselwirken. Diese Wechselwirkung<br />
ist sehr effizient und macht das Universum verhältnismäßig undurchlässig<br />
für Protonen hoher Energie. Da einerseits Ereignise Oberhalb der GZK-<br />
Kante dedektiert wurden, aber keine Quellen innerhalb der Entfernung von ~50<br />
Megaparsec, in der alle Protonen ausgefiltert sein sollten, bekannt ist macht das<br />
Wimpzillas recht interessant.<br />
Anders als die meisten Teilchen waren Wimpzillas auch nie im thermischen<br />
Gleichgewicht, nur so sind sie überhaupt möglich. Das bedeuted aber das ihre<br />
Gültigkeit als Kandidaten von ihrer Stabilität gegenüber Zerfall und Annihilation<br />
abhängt. Außerdem sind sie stark von ihrem Produktionsmechanismus<br />
abhängig. In Frage kommen zum Beispiel gravitative Produktion am Ende der<br />
Inflation, Produktion vor oder während der Wiedererwärmung und so genannte<br />
“Blasenkollisionen”. Für genauere Erklärung sei hier aber auf die Quelle [3]<br />
verwiesen.<br />
12
8 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Diese Arbeit zeigt bereits einige Kandidaten für Dunkle Materie, doch wie in<br />
Abschnitt 2 gesehn wurde gibt es noch viele viele mehr. Die dahinterstehenden<br />
Theorien sind meist durch andere physikalische Probleme und Messungen<br />
motiviert und liefern ihre Dunkle Materie Teilchen sozusagen “nebenbei”. Die<br />
Dunkle Materie Kandidaten schlüssig aus diesen Theorien abzuleiten ist jedoch<br />
eine aufwendige und komplexe Aufgabe. Früher oder später wird der<br />
Begriff “Dunkle Materie” aber wohl verloren gehen, nämlich dann wenn wir die<br />
Teilchen die zu dieser Kategorie gehören detektiert und indentifiziert haben.<br />
Experimentalphysiker auf der ganzen Welt arbeiten genau darauf hin. Erst im<br />
Herbst des Jahres 2008 wurden neue Daten des PAMELA Experiments veröffentlicht,<br />
die weithin als Zeichen von Dunkler Materie gesehen werden. Auch<br />
der LHP am Cern wird nach seiner Inbetriebnahme ausgezeichnete Chancen<br />
haben Teilchen der Dunklen Materie nachzuweisen. Mit diesen und weiteren<br />
Experimente beschäftigt sich Fabian Eigenmann in seinem Beitrag zu diesem<br />
Ausbildungsseminar.<br />
13
9 Quellenverzeichnis<br />
• [1] Als Gesamtüberblick sei an dieser Stelle besonders die Puplikation<br />
“Particle Dark Matter: Evidence, Candidates and Constraints” von Gianfranco<br />
Bertone, Dan Hooper, Joseph Silk zu Empfehlen. arXiv:hepph/0404175v2<br />
• [2] V. Zacek: “Dark Matter” arXiv:0707.0472v1 [astro-ph]<br />
• [3] Edward W. Kolb, Daniel J. H. Chung, Antonio Riotto: “Wimpzillas!”<br />
arXiv:hep-ph/9810361v1<br />
• [4] Michael E. Peskin: “Dark Matter and Particle Physics” arXiv:0707.1536v2<br />
[hep-ph]<br />
• [5] Dan Hooper und Branda L. Dingus: “Limits on Supersymmetric Dark<br />
Matter From EGRET Observations of the Galactic Center Region” arXiv:astroph/0210617v1<br />
• [6] John Ellis: “Particle Candidates for Dark Matter” arXiv:astro-ph/9812211v1<br />
• [7] Jodi A. Cooley: “Status and Perspectives of Dark Matter Searches”<br />
arXiv:astro-ph/0607621v1<br />
• [8] Lars Bergström: “Non-Baryonic Dark Matter: Observational Evidence<br />
and Detection Methodes” arXiv:hep-ph/0002126v1<br />
• [9] Thomas Appelquist, Hsin-Chia Cheng und Bogden A. Dobres: “Bounds<br />
on Universal Extra Dimensions” arXiv:hep-ph/0012100v2<br />
• [10] Matthias Bartelmann: “Observing the Big Bang”<br />
• [11] Marco Cirelli und Alessandro Strumia: “Minimal Dark Matter predictions<br />
and the PAMELA positron excess” arXiv:0808.3867v2 [astro-ph]<br />
• [12] Onlinearchive der Frankfurter allgemeinen Zeitung: Ulf von Rauchhaupt:<br />
“In anderen Dimensionen” http://th.physik.uni-frankfurt.de/~scherer/sabine/FASZ/index.html<br />
• [13] John M. Pierre: Superstrings http://www.sukidog.com/jpierre/strings/extradim.htm<br />
• [14] HEPY Theorie Group, Helmut Eberl und Brigitte De Monte: “Supersymmetrie”<br />
http://wwwhephy.oeaw.ac.at/susy/<br />
• [15] ADMX Website http://www.phys.washington.edu/groups/admx/home.html<br />
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