Diplomarbeit_Silvana_Ge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FORSCHUNG<br />
LESBARKEIT<br />
Die Lesbarkeitsforschung erstreckt sich über mehrere Bereiche: über die Linguistik,<br />
in der die Lesbarkeit hinsichtlich Orthographie untersucht wird, die wiederum<br />
Lesbarkeit über den Versuch einer Normierung von der Schreibung von<br />
Wörtern zu erlangen versucht – nicht normalisierte Texte gelten als „unlesbar“.<br />
Die Textlinguistik und die kognitive Psychologie beschäftigen sich mit<br />
Textverständnis und Textverständlichkeit (sprachliche Einfachheit, semantische<br />
Kürze / Redundanz, kognitive Gliederung / Ordnung und motivationale Stimulanz).<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die linguistische und die<br />
kognitiv-psychologische Forschung mit den sprachlichen Faktoren der Lesbarkeit<br />
beschäftigen. Typografische Faktoren werden zwar zur Kenntnis genommen,<br />
aber meist unter dem Begriff der Leserlichkeit peripher untersucht. 27<br />
Die Lesbarkeitsforschung der Wahrnehmungspsychologie ist im Allgemeinen<br />
das, was <strong>Ge</strong>stalter unter Lesbarkeitsforschung verstehen. Die Unterscheidung<br />
der Begriffe „Lesbarkeit“ und „Leserlichkeit“ wurden eingangs in der Einleitung<br />
dieser Arbeit erwähnt – in der Lesbarkeitsforschung der Wahrnehmungspsychologie<br />
1926 wurde erstmalig von R. L. Pyke erkannt, dass es notwendig ist, die<br />
beiden Begriffe eindeutig voneinander abzugrenzen und zu definieren. 28 Später<br />
erkannte man jedoch, dass zwischen der Lesbarkeit einer Schrift im laufenden<br />
Text und der Erkennbarkeit einzelner Buchstaben eine Abhängigkeit besteht.<br />
Leserlichkeit beschreibt die intrinsischen Merkmale und vor allem die<br />
Deutlichkeit einer Schrift, während Lesbarkeit das Layout umschreibt, in dem<br />
ein Text gestaltet wird. Der Typograf <strong>Ge</strong>offrey Dowding stellte fest, dass eine<br />
unleserliche Schrift nicht lesbar gemacht werden kann, jedoch kann eine<br />
sehr leserliche Schrift durch ungünstige Spationierung, Größe, ... etc, unlesbar<br />
gemacht werden kann. 29<br />
In frühen Studien bis Pyke war die Leserlichkeit von Schriften das Hauptkriterium,<br />
seit Gagel und bis heute beherrscht der Leitparameter der Lesegeschwindigkeit<br />
die Lesbarkeitsstudien.<br />
In den Lesbarkeitsstudien setzte sich seit den 1930ern das Kriterium „Schnelligkeit“<br />
als Leitparameter durch, da es in Experimenten leichter zu messen ist. 30<br />
Das Schnelligkeitskriterium ist objektiv, nicht zu unterschätzen sind auch die<br />
subjektiven Lesbarkeitskriterien. Martin Liebig konstatierte in einem Experiment,<br />
36<br />
27 Vgl. Anne Rose König, Alles Buch, 2004, S. 22<br />
28 Vgl. a. .a. O., S. 29<br />
29 Vgl. Ole Lund, Knowledge construction in typography: the case of legibility research, 1999,<br />
5. Auflage, 2014, S. 19<br />
30 Vgl. a. .a. O., S. 30