Menschenrechte in der Pflegepraxis
Analyse_Menschenrechte_in_der_Pflegepraxis_26Sep2016
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DIE uMsETZung DER MEnsCHEnRECHTE In DER PFLEgEPRaXIs 41<br />
cher<strong>in</strong> auf Ehrenamtliche e<strong>in</strong>e Praxis, die von<br />
<strong>der</strong> aktuellen gesetzgebung und von e<strong>in</strong>zelnen<br />
politischen Entscheidungsträger_<strong>in</strong>nen unterstützt<br />
und geför<strong>der</strong>t wird. Da ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Heimleitung,<br />
dem Träger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en externen<br />
kontrollmechanismus besteht, ist die arbeit von<br />
Heimfürsprecher_<strong>in</strong>nen unabhängig. E<strong>in</strong>e Fürsprecher<strong>in</strong><br />
berichtete, dass ihr auch „kle<strong>in</strong>e“ Probleme<br />
mitgeteilt werden, die von den Betroffenen als zu<br />
trivial angesehen wurden, um sie <strong>der</strong> Heimverwaltung<br />
o<strong>der</strong> gar öffentlichen Mechanismen zu<br />
melden, die aber trotzdem die Lebensqualität <strong>in</strong><br />
Heimen stark bee<strong>in</strong>trächtigen können. Dazu zählen<br />
etwa vermisste Wäschestücke und persönliche<br />
gegenstände o<strong>der</strong> dass Bewohner_<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>fach<br />
geduzt o<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> gelassen wurden, warten mussten,<br />
bis sie abgeholt wurden o<strong>der</strong> altes Brot zum<br />
Frühstück aufgetischt bekamen.<br />
um e<strong>in</strong> erfolgreiches Beschwerdemanagement mit<br />
e<strong>in</strong>em externen Heimfürsprecher beziehungsweise<br />
e<strong>in</strong>er externen Heimfürsprecher<strong>in</strong> gewährleisten<br />
zu können, müssen zwei wichtige Voraussetzungen<br />
erfüllt se<strong>in</strong>: Heimfürsprecher_<strong>in</strong>nen müssen<br />
zum e<strong>in</strong>en zu grundlegenden <strong>Menschenrechte</strong>n<br />
und ihren Pr<strong>in</strong>zipien geschult werden und objektiv,<br />
empathisch und vertraulich mit Beschwerden<br />
und <strong>der</strong>en Vortragenden umgehen. Zum an<strong>der</strong>en<br />
muss die Position <strong>der</strong> Freiwilligen im system <strong>der</strong><br />
Langzeitpflege gestärkt werden: Bislang haben ehrenamtliche<br />
Heimfürsprecher_<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong> gesetzliches<br />
Mandat, um <strong>in</strong> extremen konfliktsituationen<br />
handeln zu können.<br />
„Manchmal würde ich schon an<strong>der</strong>s entscheiden.<br />
aber das ist natürlich auch das<br />
Los <strong>der</strong> Ehrenamtlichen. also wenn man so<br />
auftritt, dann wird gesagt, naja, du kommst<br />
ja nur e<strong>in</strong>mal die Woche o<strong>der</strong> zweimal die<br />
Woche. also man ist nicht dr<strong>in</strong> so wie die an<strong>der</strong>en.<br />
Das wäre natürlich e<strong>in</strong> argument, was<br />
auch zählt, aber manchmal denke ich auch,<br />
man hat von außen nicht immer, aber manchmal<br />
auch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Blick und es wird<br />
sich schon lohnen, nicht nur bei mir, auch bei<br />
den an<strong>der</strong>en Ehrenamtlichen vielleicht das<br />
e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e sich zum<strong>in</strong>dest mal <strong>in</strong> Ruhe<br />
durch den kopf gehen zu lassen. ne<strong>in</strong>, Entscheidungen<br />
treffen wir eigentlich gar nicht.“<br />
Heimfürsprecher<strong>in</strong><br />
5.5.3 Fazit<br />
Das unabhängige Beschwerdemanagement <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Langzeitpflege ist <strong>in</strong> Deutschland <strong>der</strong>zeit nur<br />
unzureichend organisiert, es ist nicht flächendeckend<br />
und transparent strukturiert. Die meisten<br />
Beschwerden werden ad hoc <strong>in</strong> den Heimen<br />
bearbeitet, was nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen mit effektivem<br />
Beschwerdemanagement gut funktioniert.<br />
aber auch <strong>in</strong> den besten Heimen h<strong>in</strong><strong>der</strong>t die angst<br />
vor möglichen sanktionen Bewohner_<strong>in</strong>nen und<br />
ihre angehörige daran, sich zu beklagen. Viele<br />
Beschwerden, auch die <strong>der</strong> Pflegekräfte, vor allem<br />
diejenigen, die kle<strong>in</strong>igkeiten des täglichen Lebens<br />
betreffen, aber viel zum Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Bewohner_<strong>in</strong>nen<br />
beitragen könnten, werden nie vorgebracht,<br />
weil es für sie bisher noch ke<strong>in</strong>en Raum<br />
gibt.<br />
5.6 Das Recht auf palliative<br />
Pflege und die Rechte im<br />
Sterbeprozess<br />
Pflege und auch Palliativpflege s<strong>in</strong>d Bereiche, die<br />
sich im Recht auf gesundheit wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den und<br />
dort bezogen auf Ältere e<strong>in</strong>e deutliche ausdifferenzierung<br />
erfahren haben, durch den un-sozialpakt-ausschuss<br />
und den un-son<strong>der</strong>berichterstatter<br />
zum Recht auf gesundheit. 67 Dennoch s<strong>in</strong>d<br />
die Diskussionen zu Palliativpflege im Bereich <strong>der</strong><br />
<strong>Menschenrechte</strong> erst <strong>in</strong> jüngster Zeit vermehrt<br />
aufgekommen. sehr eng verknüpft ist dieser<br />
Bereich mit dem Recht auf selbstbestimmung, da<br />
es zwar e<strong>in</strong> Recht auf Leben gibt, aber nicht auf<br />
den Tod. Je<strong>der</strong> Mensch kann selbstbestimmt auf<br />
se<strong>in</strong>e Rechte verzichten, beispielsweise soll jede_r<br />
selbstbestimmt entscheiden, ob und wie lange<br />
lebensverlängernde Maßnahmen durchgeführt<br />
werden.<br />
Die Qualität <strong>der</strong> palliativen Pflege ist bislang kaum<br />
reguliert: Der MDs prüft zwar die formale Existenz<br />
des palliativen Pflegekonzepts (97 Prozent <strong>der</strong><br />
67 un- ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (2000), allgeme<strong>in</strong>e Bemerkung zum Recht auf gesundheit; un-son<strong>der</strong>berichterstatter<br />
über das Recht auf gesundheit grover anand (2011).