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<strong>OKTOBER</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>HABER</strong><br />
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INTEGRATION / SPRACHE - 10<br />
Warum Schreiben und Lesen<br />
in zwei Sprachen wichtig ist<br />
Welche Ereignisse und Gegebenheiten<br />
sind dafür ausschlaggebend, dass sich<br />
eine Sprache bei bilingualen Kindern<br />
gut entwickelt oder eben nicht? Über<br />
die Chancen und Zugänge, die Kindern<br />
Lese- und Schreibkompetenzen eröffnen<br />
In einem meiner Workshops frage ich die Teilnehmer,<br />
wie sich die Sprachen, die in ihrem<br />
Leben wichtig waren, entwickelt hatten.<br />
Mitraa, deren Eltern aus dem Iran nach Österreich<br />
ausgewandert sind, erzählt, dass mit ihr<br />
zu Hause Persisch gesprochen wurde. Das<br />
Erlernen der deutschen Sprache stand aber<br />
immer im Vordergrund. So entwickelte sie sich<br />
entsprechend gut. Mitraa kam in die Schule<br />
und hatte dort keine Probleme voranzukommen.<br />
Für das Persische aber blieb immer<br />
weniger Zeit und Raum.<br />
"Für meine Eltern war es ausreichend, dass ich<br />
mich verständigen konnte und dass ich sie<br />
verstand", sagt Mitraa. "Im Nachhinein finde<br />
ich es sehr schade, dass sie mich in unserer<br />
Familiensprache nicht mehr gefördert haben.<br />
Ich habe zum Beispiel nie ordentlich Lesen und<br />
Schreiben gelernt." Mitraa spricht hier einen<br />
wichtigen Punkt an: Die Chance auf das<br />
sprachliche Erbe geht über die Schrift.<br />
In unserer mitteleuropäischen Gesellschaft<br />
wird eine Sprachkompetenz ohne Schreiben<br />
und Lesen nicht als vollwertig erachtet. Einen<br />
vollgültigen Nutzen aus ihrer Mehrsprachigkeitskompetenz<br />
können Kinder erst dann<br />
erzielen, wenn sie auch diese beiden Grundfertigkeiten<br />
erwerben. Dann stehen ihnen<br />
die Türen weit offen, dann lohnt es sich, in den<br />
Lebenslauf zu schreiben: "Muttersprachenniveau<br />
in...".<br />
Wichtiger Zugang zur Schriftkultur<br />
Außerdem ist es um ein Vielfaches bereichernder,<br />
durch die Lese- und Schreibkompetenz<br />
Zugang zur Schriftkultur zu haben. Es<br />
bedeutet einen Zugang zum eigenen kulturellen<br />
und sprachlichen Erbe auf einer neuen<br />
Ebene. Man kann Neues über sich, die eigene<br />
Familie und Herkunftskultur entdecken, ohne<br />
auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Man<br />
kann sich ein selbstbestimmtes Bild von der<br />
kulturellen Tradition und den sozialen Normen<br />
und Gewohnheiten bilden. Und es ist letztendlich<br />
eine weitere Chance, die kulturellen<br />
Elemente, die bewusst oder unbewusst die<br />
eigene Identität ausmachen, besser zu verstehen<br />
und zu verinnerlichen.<br />
Ein vielseitiges Angebot<br />
Etwas später im Laufe des Workshops frage<br />
ich die Teilnehmer, was sie sich sprachlich für<br />
ihre mehrsprachig aufwachsenden Kinder<br />
wünschen. Hier überrascht Mitraa mit ihrer<br />
Aussage: "Ich will meine Tochter nicht überfordern.<br />
Es reicht, wenn sie sich mit meiner<br />
Familie auf Persisch verständigen kann."<br />
Als ich sie daran erinnere, was sie mir zuvor<br />
anvertraut hatte – also wie sehr sie sich von<br />
ihren Eltern gewünscht hätte, gefördert<br />
worden zu sein, um Persisch besser zu beherrschen<br />
–, lächelt sie. "Sehen Sie, ich tappe<br />
in die gleichen Muster. Meiner Tochter würde<br />
ich gerne mehr aus meinem sprachlichen Erbe<br />
mitgeben, aber wie?"<br />
Viele Eltern bilingualer Kinder sind nicht<br />
gut über die wunderbaren Möglichkeiten informiert,<br />
die das österreichische Schulsystem<br />
von Mag. Zwetelina Ortega<br />
Zur Autorin:<br />
Zwetelina Ortega ist Sprachwissenschaftlerin, Autorin und<br />
Expertin für Mehrsprachigkeit. Sie ist Gründerin des Beratungszentrums<br />
Linguamulti - mehrsprachige Erziehung und kreative<br />
Sprachförderung (www.linguamulti.at). Dort bietet sie Beratung<br />
und Workshops für mehrsprachige Erziehung an und arbeitet mit<br />
Eltern und PädagogInnen.<br />
Ortega ist mit Bulgarisch, Spanisch und Deutsch aufgewachsen.<br />
In diesen drei Sprachen verfasst sie auch ihre literarischen Texte.<br />
2012 erschien der Gedichtband "Aз und tú" (Edition Yara).<br />
Sie war Dozentin an der Universität Wien und leitet derzeit<br />
Fortbildungen an der Pädagogischen Hochschule Wien.<br />
Kontakt: z.ortega@linguamulti.at oder +436769669775.<br />
zu bieten hat. In Wien wird in 25 Sprachen<br />
kostenfreier Muttersprachenunterricht angeboten.<br />
Die Kinder lernen Lesen und Schreiben<br />
und bekommen zum Teil Einblick in Kultur,<br />
Literatur und Geschichte.<br />
Auch die unterschiedlichen kulturellen Communities<br />
haben einiges zu bieten. Vereine,<br />
Kulturinstitutionen oder Botschaften bieten<br />
außerschulisch viele Möglichkeiten, um die<br />
Kinder neben der Schulsprache Deutsch in<br />
anderen Sprachen zu unterrichten. Wer motiviert<br />
ist und ein wenig sucht, wird überrascht<br />
sein, wie vielseitig das Angebot auch hier ist:<br />
Nachmittagsschulen, Kurse für bilinguale<br />
Kinder, Sprach- und Kulturunterricht und<br />
vieles mehr.<br />
Ein lohnenswerter Aufwand<br />
Ich möchte Eltern dazu motivieren, ihre<br />
Kinder zweisprachig großzuziehen und ihnen<br />
in zwei oder mehr Sprachen nicht nur das<br />
Sprechen und Hörverstehen beizubringen,<br />
sondern auch sicherzustellen, dass ihre Kinder<br />
Lesen und Schreiben lernen. Denn je höher die<br />
Kompetenzen, desto besser für die zukünftige<br />
Entwicklung des Kindes, und zwar auf vielen<br />
Ebenen, kognitiv, im Selbstbewusstsein, im<br />
Heranreifen der Persönlichkeit und im Eröffnen<br />
weiterer Chancen. Ja, es ist ein großer<br />
Mehraufwand, neben der Schulsprache<br />
Deutsch ein Kind in einer weiteren Sprache<br />
zu alphabetisieren, aber der Aufwand lohnt<br />
sich allemal.<br />
Und an die Pädagogen möchte ich appellieren:<br />
Informieren Sie die Eltern über alle Angebote,<br />
die diesen offenstehen! Viel zu oft berate ich<br />
Eltern, die keine Information über die Möglichkeiten<br />
haben, die ihren mehrsprachigen<br />
Kindern im österreichischen Bildungssystem<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Ursprünglich erschienen auf www.dastandard.at am 16.9.<strong>2016</strong><br />
Kommende Termine für Eltern:<br />
Wie mein Kind zur Sprache kommt (Sprachentwicklung bei Babys und Kleinkindern und die<br />
Rolle der Eltern): Montag, 14. 11. <strong>2016</strong>, 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Mehrsprachige Erziehung von Geburt an: Freitag, 25. 11. <strong>2016</strong>, 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Ich erziehe mein Kind mehrsprachig - wie es mir gelingt: Samstag, 25. 2. 2017, 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Beratungszentrum Linguamulti - mehrsprachige Erziehung und kreative Sprachförderung,<br />
Beratung und Workshops für mehrsprachige Erziehung<br />
Therapiezentrum Gersthof, Klostergasse 31-33, 1180 Wien<br />
Kontakt: z.ortega@linguamulti.at oder +436769669775, www.linguamulti.at<br />
© Magdalena Possert<br />
Statement von<br />
Sebastian Kurz,<br />
Außen- und Integrationsminister<br />
Menschen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
in Polizei und<br />
Justizwache<br />
Rund 1,8 Millionen Menschen in Österreich<br />
haben Wurzeln im Ausland – etwa 730.000<br />
davon besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft<br />
und können damit eine berufliche<br />
Laufbahn im Staatsdienst einschlagen.<br />
Als Integrationsministerium engagieren wir<br />
uns gemeinsam mit dem Österreichischen<br />
Integrationsfonds für die Aufnahme von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
denn Polizei und Justizwache möchten in<br />
ihren Reihen die gesamte Bevölkerung abbilden.<br />
Das Integrationszentrum Wien des<br />
Österreichischen Integrationsfonds bietet<br />
aus diesem Grund gezielte Vorbereitungskurse<br />
für die Aufnahme in den Polizeidienst<br />
und die Justizwache an. Die Kurse eröffnen<br />
Österreicherinnen und Österreichern mit<br />
Migrationshintergrund eine interessante<br />
berufliche Perspektive.<br />
oder<br />
Mit Übungen zu Rechtschreibung und<br />
Grammatik werden Bewerberinnen und<br />
Bewerber gezielt auf die schriftlichen<br />
Anforderungen des Aufnahmetests vorbereitet.<br />
Zudem bietet der Kurs den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern mathematische<br />
und logische Aufgaben sowie Bewerbungstrainings.<br />
Für einen Einblick in die Praxis<br />
werden auch Polizei- und Justizwachebeamte<br />
in die Kurse eingeladen. Sie bringen<br />
den Teilnehmern den Berufsalltag<br />
näher. Wer sich speziell für die Justizwache<br />
interessiert, kann zusätzlich zum Vorbereitungskurs<br />
ein Aufbaumodul zum Thema<br />
politische Bildung besuchen. Damit sind<br />
die Bewerberinnen und Bewerber auch<br />
gerüstet für den Multiple-Choice-Test, der<br />
bei der Aufnahme in die Justizwache Wissen<br />
zum politischen System in Österreich<br />
abfragt.<br />
Der nächste Vorbereitungskurs des Österreichischen<br />
Integrationsfonds startet im<br />
Herbst <strong>2016</strong>. Bei Infotagen im Vorfeld<br />
können sich Interessenten über die Berufsbilder,<br />
Karrierechancen und Zugangsvoraussetzungen<br />
informieren.<br />
Geld zurück! 1<br />
Immer für Sie & Ihr Kind da - für alle Schulklassen und<br />
alle Fächer von der Volksschule bis zur Matura!<br />
Herzaman sizin ve çocuğunuz için burada - bütün<br />
sınıflar ve dersler için, İlkokul‘dan Matura‘ya kadar.<br />
Frühzeitig aktiv werden:<br />
Gezieltes & intensives Training<br />
für die Zentralmatura!<br />
Şimdi aktif bir şekilde, hedefe<br />
odaklı ve yoğun bir eğitim<br />
ile Yeni Sınav Sistemi‘ne<br />
(Zentralmatura) hazırlanın.<br />
Nur für Neukunden: Testen Sie 2 kostenlose Schnupperstunden!<br />
Sadece yeni öğrenciler için: 2 ücretsiz deneme saatine katılabilirsiniz.<br />
1 Sondertarif: Aktionsbedingungen unter www.schuelerhilfe.at/fuenfwegodergeldzurueck.<br />
INNSBRUCK, Salurner Str. 18, 0512 / 570557<br />
HALL, Stadtgraben 1, 05223 / 52737<br />
SCHWAZ, Münchner Str. 48, 05242 / 61077<br />
WÖRGL, Speckbacherstr. 8, 05332 / 77951<br />
TELFS, Obermarktstr. 2, 05262 / 63376<br />
WWW.SCHUELERHILFE.AT<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.integrationsfonds.at<br />
© Felicitas Matern / feelimage.at<br />
Entgeltliche Einschaltung