schwerpunkt - Midrange Magazin
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2<br />
SCHWERPUNKT<br />
MES – zwischen Highlight und Bagatellisierung<br />
Ein wichtiges Instrument<br />
Hohe Flexibilität, kurze Lieferzeiten, hohe Termintreue sind die Stichworte, die die<br />
Fertigungsbetriebe heute umtreiben. Unter dem Wettbewerbsdruck globalisierter Märkte<br />
bekommen diese Stichworte eine besondere Bedeutung.<br />
MES (Manufacturing Execution<br />
System) wird als wichtiges Instrument<br />
gesehen, um die Wirtschaftlichkeit<br />
von Fertigungsunternehmen zu<br />
verbessern. Wirtschaftlichkeit ist dabei<br />
eine Folge von Transparenz und Reaktionsfähigkeit.<br />
In einem klassischen<br />
Produktionsbetrieb wird ein über ERP<br />
erstellter, mehr oder minder detaillierter<br />
Produktionsplan in der Fertigung<br />
abgearbeitet. Die Rückmeldung aus<br />
der Fertigung – sei es durch manuelles<br />
Aufschreiben oder durch automatisier-<br />
Im Forschungszentrum in Jülich (www.<br />
fz-juelich.de) ist jetzt Europas schnellster<br />
Super-Rechner in Betrieb genommen<br />
worden: Mit mehr als 16.000 parallel<br />
arbeitenden Prozessoren ist er ebenso<br />
kompakt gebaut wie ein menschliches<br />
gehirn – und so arbeitet er auch. Von<br />
dieser Art der künstlichen Intelligenz<br />
sind unternehmens-Server mit ERP-Lösungen<br />
zwar noch weit entfernt, aber<br />
der Super-Computer steht für einen<br />
eindeutigen, übergreifenden Trend: Die<br />
Systeme werden intelligenter – und damit<br />
wird es möglich, aus Daten Informationen<br />
und aus Informationen Wissen zu<br />
erschließen, was unternehmen international<br />
wettbewerbsfähiger macht.<br />
Als die unternehmens-Software<br />
von der reinen Produktionsplanung<br />
und -steuerung auf ‚ERP II’ mit Control-<br />
MIDRANGE MAgAZIN · 06/2006<br />
te Datenerfassung – wird frühestens<br />
im nächsten Planungslauf verarbeitet.<br />
Ein geänderter Produktionsplan steht<br />
damit meistens am nächsten Tag oder<br />
später erst zur Verfügung. Der Zeitversatz<br />
zwischen dem Eintreten einer ungeplanten<br />
Situation und der Reaktion<br />
auf die Situation ist nach heutigen Maßstäben<br />
deutlich zu lang. An dieser Stelle<br />
setzt der MES-Gedanke ein; er bietet<br />
mit neuen Funktionalitäten die Möglichkeit<br />
einer sofortigen Reaktion auf<br />
ungeplante und unerwünschte Verän-<br />
derungen in der Fertigung. Dazu erstellt<br />
MES über manuelle und automatisierte<br />
Datenerfassung ein aktuelles Abbild<br />
der Fertigung, indem in sinnvollen und<br />
der Anwendung angepassten Zyklen<br />
Auftragsfortschritte zurückgemeldet<br />
werden. Diese Ist-Situationen können<br />
direkt mit den Sollzahlen verglichen<br />
werden. Erkennbare Abweichungen<br />
können dann sofort zu Reaktionen im<br />
Produktionsverlauf führen.<br />
MES ist damit der Mittler zwischen<br />
den lang- und mittelfristigen<br />
Von Daten zum Wissen<br />
Kommentar von Christian Hestermann, Director of Product Management Open Systems bei Infor<br />
ling-, Finanz- und Personalwesen sowie<br />
SCM-, CRM- und e-Business-Funktionen<br />
anwuchs, hinkte die Benutzerfreundlichkeit<br />
hinterher: Wie kann man sich<br />
in einem solchen Wust an Funktionalität<br />
zurechtfinden? Inzwischen bringen<br />
Workflow-Management und grafische<br />
Oberflächen die nötige Intelligenz in<br />
die Benutzerführung. Versetzt dazu ist<br />
eine neue Form der Integration gestartet:<br />
Von der Enterprise Application Integration<br />
verlagert sich die Verknüpfung<br />
von Funktionsblöcken und Services auf<br />
Web-Services innerhalb von Service-<br />
orientierten Architekturen. Diese Art der<br />
Standardisierung bedeutet hohe Interoperabilität<br />
und durchgängige Verfügbarkeit<br />
von konsistenten Daten. Zuvor<br />
getrennte „Datenfriedhöfe“ sind jetzt<br />
verknüpft und stehen als Analysegrund-<br />
lage zur Verfügung. Steigende Technologie-Performance<br />
treibt dabei die Digitalisierung<br />
des Wissens weiter voran,<br />
indem alle Informationen für geschäftsprozesse<br />
elektronisch verfügbar und als<br />
Wissen nutzbar gemacht werden.<br />
Damit nähern wir uns dem Ziel,<br />
ERP-Systeme nicht länger als Prozess-<br />
Maschinen zu bauen und zu betrachten.<br />
Vielmehr geht es jetzt darum, die Denk-<br />
und Arbeitsweise von Menschen zu<br />
kopieren und neben den strukturierten<br />
zusätzlich unscharfe Daten – etwa über<br />
die Kundenentwicklung oder Produkthistorie<br />
– einzubinden, um so ein wirklich<br />
umfassendes Bild des gesamtbetriebs<br />
und seiner geschäftsbeziehungen zu<br />
schaffen. Dann können Dateien zu wertvollem<br />
geschäfts- und Branchenwissen<br />
werden.