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afrika süd 2016-5

Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMEN DER AUSGABE: Bayer-Monsanto: Eine unheilvolle Ehe, Kommunalwahlen in Südafrika:Denkzettel für den ANC, Lungu bleibt Präsident Sambias, Malawi: Tabakproduktion in der Kontroverse, Das Innere nach außen kehren - Roger Ballens Bilderwelten. Weitere Schwerpunkte und Themen im neuen Heft sind Südafrikas Mittelklasse als Zünglein an der Waage, der mühsame Friedensprozess in Mosambik, Emmerson Mnangagwa als möglicher Nachfoger Robert Mugabes in Simbabwe, Geschichte des Tabakanbaus in Simbabwe, Korridore des Agrobusiness am Beispiel Tansanias und Beiträge zu den südafrikanischen Künstlern Vincent Bezuidenhout und William Kentridge. // www.afrika-sued.org

Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMEN DER AUSGABE: Bayer-Monsanto: Eine unheilvolle Ehe, Kommunalwahlen in Südafrika:Denkzettel für den ANC, Lungu bleibt Präsident Sambias, Malawi: Tabakproduktion in der Kontroverse, Das Innere nach außen kehren - Roger Ballens Bilderwelten. Weitere Schwerpunkte und Themen im neuen Heft sind Südafrikas Mittelklasse als Zünglein an der Waage, der mühsame Friedensprozess in Mosambik, Emmerson Mnangagwa als möglicher Nachfoger Robert Mugabes in Simbabwe, Geschichte des Tabakanbaus in Simbabwe, Korridore des Agrobusiness am Beispiel Tansanias und Beiträge zu den südafrikanischen Künstlern Vincent Bezuidenhout und William Kentridge. // www.afrika-sued.org

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SÜDAFRIKA: KOMMUNALWAHLEN<br />

Denkzettel für den ANC<br />

DER ANC HAT BEI DEN KOMMUNALWAHLEN IN SÜDAFRIKA Stimmenverluste einstecken müssen. Er bleibt zwar<br />

mit 53,91 Prozent stärkste Kraft, er hat aber gegenüber 2011 (61,95%) acht Prozent eingebüßt.<br />

Zur Wahl am 3. August <strong>2016</strong> standen die<br />

Stadt und Gemeinderäte in acht Metropolen,<br />

44 Kreisgemeinden (district municipalities)<br />

und 207 Gemeinden (local municipalities).<br />

126 Gemeinden konnte der ANC direkt gewinnen,<br />

24 gingen an die Democratic Alliance.<br />

Die DA kann sich für den eigentlichen<br />

Wahlgewinner halten. Ihr Stimmenanteil<br />

stieg von 23,8 Prozent 2011 auf 26,89 Prozent<br />

<strong>2016</strong>. Das ist landesweit gesehen nicht<br />

viel, doch sie hat in Kapstadt ihre bisherige<br />

Mehrheit auf zwei Drittel der Sitze ausbauen<br />

und dem ANC auch die Mehrheit in Nelson<br />

Mandela Bay (Port Elizabeth) und vor allem<br />

in Tshwane (Pretoria) abnehmen können.<br />

Auch in Johannesburg verlor der ANC seine<br />

Regierungsmehrheit. Hier und in anderen<br />

Gemeinden konnten die Economic Freedom<br />

Fighters (EFF) zum entscheidenden Mehrheitsbeschaffer<br />

beim Machtwechsel werden,<br />

ohne eine Koalition mit der DA einzugehen.<br />

Die Minderheitsregierungen der DA in Gauteng<br />

und in Nelson Mandela Bay sind daher<br />

krisenanfällig und instabil. Über den Nacken<br />

der neuen DA-Bürgermeister hängt ein Damoklesschwert,<br />

das von den EFF kontrolliert<br />

wird. Die Partei, die sich unter Julius Malema<br />

von der ANC-Jugendliga abgespalten hatte,<br />

wurde mit 8,2 Prozent drittstärkste Kraft der<br />

Kommunalwahlen, konnte aber keine Gemeinde<br />

direkt gewinnen. Das gelang sonst<br />

nur noch der Inkatha Freedom Party, die mit<br />

landesweit 4,25 Prozent acht Gemeinden in<br />

KwaZulu-Natal direkt eroberte.<br />

Der ANC hat nur noch in drei der acht Metropolen<br />

eine absolute Mehrheit, 2011 waren<br />

es noch sieben. In Johannesburg gewann der<br />

ANC 121 Sitze, die DA 104, die EFF 30 und die<br />

anderen Kleinparteien 15. Für eine siegreiche<br />

Bürgermeisterwahl brauchte eine Partei 136<br />

Stimmen. Eigentlich hatte Johannesburg<br />

mit Parks Tau einen erfahrenen Bürgermeister,<br />

der für eine nicht korrupte Stadtregierung<br />

stand. Seine Kompetenz wird allgemein<br />

anerkannt. Obwohl Tau als persönlich<br />

sympathischer und aufrechter Politiker gilt,<br />

wollten die EFF dem ANC nicht zur Macht<br />

verhelfen. Also stimmte die Partei für den<br />

DA-Kandidaten Herman Mashaba, obwohl<br />

sie diesen eigentlich als „Kapitalisten, der<br />

Schwarze nicht respektiert“, kritisiert hatte.<br />

Doch die EEF sehen ihr Hauptziel darin, den<br />

ANC von der Macht zu drängen. Die DA-Minderheitsregierung<br />

kann von den EFF-Ratsfraktionen<br />

erpresst werden.<br />

In Gauteng hat der ANC nur noch 46 Prozent<br />

der Stimmen eingefahren, ein herber<br />

Verlust gegenüber den 60 Prozent von 2011<br />

in einer Provinz, in der 35 Prozent des Bruttoinlandprodukts<br />

Süd<strong>afrika</strong>s erwirtschaftet<br />

werden. Ein Zweig des Gauteng-ANC hatte<br />

schon im April <strong>2016</strong> dafür votiert, Zuma als<br />

Parteivorsitzenden und Präsidenten abzusetzen<br />

(news24.com vom 31.8.16). Dieser<br />

rächt sich, indem er die Führung des ANC<br />

in Gauteng auswechseln und mit „seinen“<br />

Leuten bestücken will. Kürzlich sagte der<br />

ANC-Vorsitzende in Gauteng, Paul Mashatile,<br />

der ANC leide unter Fraktionskämpfen,<br />

lähmenden Spaltungen und mangelnder<br />

Disziplin. „Wir sind vom Kurs abgewichen,<br />

und das Schiff des ANC befindet sich in stürmischen<br />

Gewässern. Kurz: wir sind in schwerer<br />

Not.“ (Daily Maverick, 4.9.<strong>2016</strong>)<br />

Zerstört sich der ANC selbst?<br />

Was hat zum schlechten Abschneiden des<br />

ANC geführt? Der Direktor der School of Governance<br />

der Wits-Universität in Johannesburg,<br />

David Everatt, behauptet , ohne das<br />

wirklich zu belegen, der ANC sei in zwei Fraktionen<br />

gespalten. (fin24.com, 31.8.<strong>2016</strong>) Die<br />

eine Fraktion sähe den ANC in einer ländlich<br />

geprägten, konservativen Zukunft, die andere<br />

Fraktion bestehe aus städtischen Modernisierern.<br />

Erstere sehe sich als „sons of the<br />

soil“ und bestehe aus loyalen Mitgliedern einer<br />

autoritären Partei, die andere setzte sich<br />

aus den „clever blacks“ zusammen, die sich<br />

vom modernen Leben verführen ließen und<br />

keine kulturellen Wurzeln mehr hätten. Allerdings<br />

macht die These wenig Sinn, denn<br />

auch den konservativsten ANC-Politikern<br />

dürfte klar sein, dass nur noch 35 Prozent<br />

der Bevölkerung auf dem Land leben. Zudem<br />

zeigen Wahlanalysen, dass der ANC auch in<br />

eher ländlichen Räumen erheblich an Wählergunst<br />

eingebüßt hat. Im Oranje-Freistaat<br />

verlor der ANC 13,34 Prozent der Stimmen,<br />

in Nord-West ganze 19 Prozent und im Nordkap<br />

immer noch acht Prozent. Die Verluste<br />

des ANC sind also flächendeckend. Von den<br />

42,3 Prozent der registrierten Wähler, die<br />

nicht zur Wahl gegangen sind, gehört die<br />

Mehrheit zu den städtischen Armen. Umso<br />

schwerer wogen daher die Stimmen der aspiranten<br />

schwarzen Kleinbourgeoisie (die<br />

„clever blacks“).<br />

Das Hauptproblem heißt also, wie ist die<br />

Zukunft zu gestalten? Eine Strategie des<br />

untergehenden Apartheidregimes war die<br />

Spaltung der schwarzen Arbeiterschaft in<br />

8 <strong>afrika</strong> <strong>süd</strong> 5|<strong>2016</strong>

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