WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung
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struktion, die mit immerhin fast 300 Bögen<br />
das Tal des Swistbaches überwand, dabei<br />
allerdings nur etwa zehn Meter hoch war,<br />
gehörte einst auch zum Römerkanal. Leider<br />
ist von dem Bauwerk, das im Mittelalter als<br />
Steinbruch genutzt wurde, nichts mehr zu<br />
sehen. Dafür wurden aber in Mechernich-<br />
Vussem zwei Bögen einer ebenfalls etwa<br />
zehn Meter hohen Aquäduktbrücke<br />
rekonstruiert, die eindrucksvoll daran erinnern,<br />
dass auch die Eifelwasserleitung ihre<br />
Hochbauten hatte. Ihr weitaus größter Teil<br />
verlief indes etwa einen Meter unterhalb<br />
der Erdoberfl äche – schon allein aus Frostschutzgründen.<br />
Der unterirdische Verlauf<br />
inspirierte wohl auch den Spitznamen „Teufelsader“.<br />
Er stammt aus einer Zeit, als sich<br />
die Menschen den geheimnisvollen Tunnel,<br />
dessen Zweck ihnen nicht mehr einleuchtete,<br />
offenbar nur durch teufl ische Mächte<br />
erklären konnten. Der letzte Zufl usspunkt<br />
zum Römerkanal lag in Mechernich-Eiserfey,<br />
wo die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> einen Schutzbau<br />
über der Ausgrabung fi nanziert hat. Von<br />
hier aus führte die Leitung dann mit einem<br />
Durchmesser von 0,7 m x 1,35 m weiter bis<br />
nach Köln. Neben dem Eiserfeyer Sammelbecken<br />
steht ein mächtiger Block aus Kalksinter.<br />
Ähnliche Kalkablagerungen vereng-<br />
bLiCKPUnKT<br />
ten den Kanal im Laufe der Zeit immer<br />
mehr, haben ihn aber während seiner fast<br />
200-jährigen Betriebszeit nie völlig verstopft,<br />
sodass erst die Germaneneinfälle für<br />
das Ende der „langen Leitung“ sorgten. Dem<br />
Kalksinter stand seine Glanzzeit damals<br />
aber noch bevor, ließ er sich doch zu einem<br />
marmorartigen Werkstoff polieren. In der<br />
Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen,<br />
in einigen Kölner Gotteshäusern und in der<br />
Kirche von Bad Münstereifel kann man Säulen<br />
und andere Objekte aus „Aquäduktmarmor“<br />
sehen, der im Mittelalter aus dem<br />
Kanal herausgebrochen wurde. Auch das<br />
„Naturzentrum Eifel“ in Nettersheim, das<br />
man unter anderem wegen seiner informativen<br />
Ausstellung über die Römerzeit nicht<br />
verpassen sollte, zeigt eine Grabplatte aus<br />
Sinterkalk.<br />
Der eiserne MAnn iM KOTTenFOrsT<br />
Der im Juni 2012 neu eingeweihte Römerkanal-Wanderweg<br />
führt auf insgesamt 116 Kilometern<br />
in sieben Tagesetappen (die sich natürlich<br />
auch abschnittsweise gehen lassen)<br />
durch Natur und Kultur. Viele Punkte wie<br />
etwa die Ruine Stolzenburg in der Gemeinde<br />
Kall bieten grandiose Ausblicke ins Land.<br />
Der 116 Kilometer lange Römerkanal-Wanderweg führt von Nettersheim nach Köln und ist in<br />
sieben Tagesetappen unterteilt. Auf Anregung des Naturparks Nordeifel e. V. und des Naturparks<br />
Rheinland konnten jetzt mithilfe der <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> über 50 neue Informationstafeln erstellt<br />
werden; sie erläutern die antiken Spuren entlang des Weges. Ein Kurzführer ist gratis erhältlich, ausführliche<br />
Informationen bietet der Band „Die lange Leitung der Römer“ von Klaus Grewe und Manfred Knauff<br />
(Eifelverein 2012, 225 Seiten, 14,95 Euro, ISBN: 978-3-921805-81-7). Informationen zur Wanderstrecke,<br />
über geführte Wanderungen, Gepäckservice und Pauschalarrangements gibt es unter:<br />
L www.roemerkanal-wanderweg.de<br />
Aber es sind auch Abstecher zu wahrhaft unterirdischen<br />
Zielen möglich: In Dreimühlen<br />
bei Mechernich liegt die schon von den Neandertalern<br />
aufgesuchte Kakushöhle. Ein zeitgeschichtliches<br />
Denkmal ist hingegen der<br />
von 1964 bis 1993 betriebene, atombombensichere<br />
Bunker für die <strong>NRW</strong>-Landesregierung<br />
in Urft, der anders als die bekanntere<br />
Bunkeranlage der Bundesregierung an der<br />
Ahr noch im Originalzustand ist. Kloster<br />
Steinfeld, Schloss Wachendorf, die futuristische<br />
Bruder-Klaus-Kapelle oder die Barockschlösser<br />
in Brühl – es lässt sich nicht alles<br />
aufzählen, was es unterwegs zu entdecken<br />
gibt. Ein echtes Geheimnis darf natürlich<br />
nicht fehlen: Der „Eiserne Mann“ ist ein eigenartiger<br />
Eisenpfahl, der mitten im Kottenforst<br />
einen Meter aus dem Boden ragt. Dass<br />
er aus dem späten Mittelalter stammt, weiß<br />
man, unklar bleibt jedoch, wozu er eigentlich<br />
diente. Aber vielleicht sind wir ja heutzutage<br />
auch nur genauso begriffsstutzig wie<br />
diejenigen, die den Römerkanal früher einmal<br />
für eine Teufelsader oder – noch schöner<br />
– für eine Weinleitung von Trier nach<br />
Köln hielten. L<br />
Text: Ralf J. Günther<br />
Fotos: Natalie Glatter<br />
Die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 2/2012 11