08.12.2012 Aufrufe

WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung

WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung

WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unterwegs von Bornheim-Brenig nach Brühl: Hier verläuft der Weg über den Ville-Rücken und bietet herrliche Blicke in die Rheinebene. In Mechernich-Wussem (rechts)<br />

führt der Wanderweg an einem rekonstruierten Pfeiler der Aquäduktbrücke vorbei.<br />

>> und von dort in das Kanalsystem eingespeist.<br />

Bekanntester Quellpunkt ist der<br />

„Grüne Pütz“ bei Nettersheim, wo auch der<br />

Römerkanalwanderweg inmitten einer idyllischen<br />

Landschaft beginnt. Wer hier steht,<br />

sollte sich für einen Moment vorstellen, der<br />

Kanal hätte einst als große Murmelbahn gedient:<br />

Eine hineingeworfene Kugel wäre theoretisch<br />

bis nach Köln gerollt, denn auf der<br />

gesamten Strecke herrschte leichtes Gefälle.<br />

Mit unglaublicher Präzision haben die römischen<br />

Ingenieure das Gelände vermessen.<br />

Ihr wichtigstes Hilfsmittel war der<br />

„Chorobat“, eine Art überdimensionale Wasserwaage<br />

von sechs Metern Länge. Damit –<br />

so der Römerkanalexperte Professor Klaus<br />

Grewe – ließ sich auf langen Strecken sogar<br />

der Einfluss der Erdkrümmung aus den<br />

Messungen eliminieren.<br />

Eine reine Gefälleleitung sollte offenbar für<br />

einen möglichst gleichmäßigen Wasserfluss<br />

sorgen. Technisch wären die Römer aber<br />

durchaus in der Lage gewesen, das kostbare<br />

Nass zumindest in Teilstrecken auch „bergauf“<br />

zu führen. Denn sie kannten das Prinzip<br />

der Druckleitung und wendeten es vor<br />

allem innerhalb von Städten in Form von<br />

Bleirohren an. Manch römischem Hausbesitzer<br />

stand daher sogar in der ersten Etage<br />

seines Anwesens fließendes Wasser zur Verfügung.<br />

Die tägliche Nutzungsdauer unterlag<br />

allerdings Beschränkungen und es konnten<br />

sich auch nur betuchte Hausherren<br />

einen privaten Wasseranschluss leisten, für<br />

den es Abgaben zu zahlen galt. Ärmere Zeitgenossen<br />

mussten sich mit den öffentlichen<br />

Entnahmestellen begnügen, die weniger luxuriös,<br />

dafür aber kostenlos waren. Übrigens<br />

hatte die CCAA nicht nur einen Zufluss,<br />

sondern auch teilweise mannshohe Ab-<br />

wasserkanäle, von denen unter dem Kölner<br />

Rathaus noch Reste zu sehen sind.<br />

Zugunsten des Gefälles machte die Eifelwasserleitung<br />

große Umwege, sodass aus<br />

den etwa 50 Kilometern Luftlinie zwischen<br />

Nettersheim und Köln schließlich eine reale<br />

Strecke von 95 Kilometern wurde. Sogar<br />

die Wasserscheide zwischen Maas und<br />

Rhein musste überwunden werden. Trotzdem<br />

brauchten die römischen Bautrupps<br />

vermutlich weniger als fünf Jahre für das<br />

Riesenprojekt. Sie arbeiteten jeweils gleichzeitig<br />

an mehreren Teilabschnitten und<br />

mussten da, wo sie sich trafen, unwillkommene<br />

Aufwärtssprünge vermeiden. Abwärtsstufen<br />

waren unproblematisch, >><br />

Am Matronenheiligtum Görresburg bei Nettersheim dankten einst römische Straßenpolizisten ihren Göttinnen. Heute hinterlassen vor allem Besucherinnen<br />

hier kleine Gaben. Rechts ein Blick in den Römerkanal bei Kilometer 26.<br />

Ralf Günther<br />

Die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 2/2012 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!