WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung
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Unterwegs von Bornheim-Brenig nach Brühl: Hier verläuft der Weg über den Ville-Rücken und bietet herrliche Blicke in die Rheinebene. In Mechernich-Wussem (rechts)<br />
führt der Wanderweg an einem rekonstruierten Pfeiler der Aquäduktbrücke vorbei.<br />
>> und von dort in das Kanalsystem eingespeist.<br />
Bekanntester Quellpunkt ist der<br />
„Grüne Pütz“ bei Nettersheim, wo auch der<br />
Römerkanalwanderweg inmitten einer idyllischen<br />
Landschaft beginnt. Wer hier steht,<br />
sollte sich für einen Moment vorstellen, der<br />
Kanal hätte einst als große Murmelbahn gedient:<br />
Eine hineingeworfene Kugel wäre theoretisch<br />
bis nach Köln gerollt, denn auf der<br />
gesamten Strecke herrschte leichtes Gefälle.<br />
Mit unglaublicher Präzision haben die römischen<br />
Ingenieure das Gelände vermessen.<br />
Ihr wichtigstes Hilfsmittel war der<br />
„Chorobat“, eine Art überdimensionale Wasserwaage<br />
von sechs Metern Länge. Damit –<br />
so der Römerkanalexperte Professor Klaus<br />
Grewe – ließ sich auf langen Strecken sogar<br />
der Einfluss der Erdkrümmung aus den<br />
Messungen eliminieren.<br />
Eine reine Gefälleleitung sollte offenbar für<br />
einen möglichst gleichmäßigen Wasserfluss<br />
sorgen. Technisch wären die Römer aber<br />
durchaus in der Lage gewesen, das kostbare<br />
Nass zumindest in Teilstrecken auch „bergauf“<br />
zu führen. Denn sie kannten das Prinzip<br />
der Druckleitung und wendeten es vor<br />
allem innerhalb von Städten in Form von<br />
Bleirohren an. Manch römischem Hausbesitzer<br />
stand daher sogar in der ersten Etage<br />
seines Anwesens fließendes Wasser zur Verfügung.<br />
Die tägliche Nutzungsdauer unterlag<br />
allerdings Beschränkungen und es konnten<br />
sich auch nur betuchte Hausherren<br />
einen privaten Wasseranschluss leisten, für<br />
den es Abgaben zu zahlen galt. Ärmere Zeitgenossen<br />
mussten sich mit den öffentlichen<br />
Entnahmestellen begnügen, die weniger luxuriös,<br />
dafür aber kostenlos waren. Übrigens<br />
hatte die CCAA nicht nur einen Zufluss,<br />
sondern auch teilweise mannshohe Ab-<br />
wasserkanäle, von denen unter dem Kölner<br />
Rathaus noch Reste zu sehen sind.<br />
Zugunsten des Gefälles machte die Eifelwasserleitung<br />
große Umwege, sodass aus<br />
den etwa 50 Kilometern Luftlinie zwischen<br />
Nettersheim und Köln schließlich eine reale<br />
Strecke von 95 Kilometern wurde. Sogar<br />
die Wasserscheide zwischen Maas und<br />
Rhein musste überwunden werden. Trotzdem<br />
brauchten die römischen Bautrupps<br />
vermutlich weniger als fünf Jahre für das<br />
Riesenprojekt. Sie arbeiteten jeweils gleichzeitig<br />
an mehreren Teilabschnitten und<br />
mussten da, wo sie sich trafen, unwillkommene<br />
Aufwärtssprünge vermeiden. Abwärtsstufen<br />
waren unproblematisch, >><br />
Am Matronenheiligtum Görresburg bei Nettersheim dankten einst römische Straßenpolizisten ihren Göttinnen. Heute hinterlassen vor allem Besucherinnen<br />
hier kleine Gaben. Rechts ein Blick in den Römerkanal bei Kilometer 26.<br />
Ralf Günther<br />
Die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 2/2012 9