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außen Unmut

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Manuskript Julia Weigelt<br />

„Sie werden wie Offiziere aussehen, aber nicht zu ihnen gehören", wird ein Kapitänleutnant<br />

1969 im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL zitiert. Seit fast einem<br />

halben Jahrhundert können sich begabte Unteroffiziere der Bundeswehr<br />

zum Fachoffizier hocharbeiten. 1969 machte dies die geänderte Soldatenlaufbahnverordnung<br />

möglich und erzeugte damit einen Aufschrei unter statusbewussten<br />

Truppenoffizieren. Im SPIEGEL bezweifelten sie damals die „Kasinofähigkeit"<br />

der Aufsteiger. Die Angst ging um vor einer „Proletarisierung des<br />

Offizierskorps“. Ein Oberleutnant sagt den Journalisten 1969 – Zitat -: „Ich<br />

kann mir nicht vorstellen, der Frau eines emporgekommenen Unteroffiziers<br />

oder Feldwebels die Hand zu küssen. Die hat doch gar nicht das Format."<br />

Doch solche Einstellungen konnten die Einführung von Fachoffizieren in der<br />

Bundeswehr nicht verhindern. Offiziell heißen sie „Offiziere für den militärfachlichen<br />

Dienst“. In der Bundeswehr werden sie als Spezialisten eingesetzt: etwa<br />

bei der Rüstungs-, Logistik- und Personalplanung, der Materialerprobung oder<br />

bei der Flugsicherung. Ob als Informatiker, Fahrschulleiter oder im Flugplatzkontrolldienst<br />

– auf die erfahrenen Experten kann die Bundeswehr schon lange<br />

nicht mehr verzichten.<br />

Doch wer glaubt, der Standesdünkel von damals sei inzwischen lange passé,<br />

der irrt sich leider. Denn solche Ansichten sind auch in der Bundeswehr des 21.<br />

Jahrhunderts noch verbreitet, berichtet Hauptmann Ralf Fischer. Seinen richtigen<br />

Namen will er nicht im Radio hören, weil er Nachteile und den Zorn seiner<br />

Vorgesetzten fürchtet. Der heutige Fachdienstoffizier fing 1988 als Mannschaftssoldat<br />

bei der Bundeswehr an, schlug später die Feldwebellaufbahn ein<br />

und wurde im Jahr 2000 Fachoffizier im Sanitätsdienst. Doch für manche Truppenoffiziere<br />

bleibt Fischer ein Offizier zweiter Klasse, wie er berichtet. Seine<br />

Aussagen haben wir nachgesprochen:<br />

O-Ton Ralf Fischer (nachgesprochen)<br />

„Auf einem Lehrgang haben sie mal zu mir gesagt, ich sei ein<br />

,Treppenstufenoffizier´. Das bedeutet, sie haben mich aus dem Unteroffizierheim<br />

praktisch rausgeschmissen und lassen mich ins Offizierkasino nicht<br />

rein. Ich muss also auf der Treppe stehenbleiben.“<br />

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