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Sonderausgabe zu Weine aus Liebe

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Am nächsten Tag fährt Paco mit Mano,<br />

Rodriguez und Chico in die nächste Stadt <strong>zu</strong> einer<br />

der Filialen, die nun in ihren Aufgabenbereich<br />

fallen. Die Männer zeigen ihnen alles, aber es<br />

dauert nicht lange und sie bekommen Besuch von<br />

mehreren Mitgliedern der Familia, die sich bisher<br />

um diese Filialen erfolglos gekümmert hat. Zwar<br />

erkennen sie, wer sie sind, aber das ihnen durch<br />

die Hände geglittene Geschäft lässt sie übermütig<br />

werden. Vor allem einer, offenbar deren Anführer,<br />

fängt an sich auf<strong>zu</strong>spielen, was Paco erst ruhig<br />

beobachtet, als ihm das Ganze <strong>zu</strong> viel wird, aber<br />

eingreift.<br />

Schneller als er oder einer der anderen reagieren<br />

kann, knallt Paco seinen Kopf auf die Theke der<br />

Kasse. Sofort strömt Blut <strong>aus</strong> einer Platzwunde, und<br />

er drückt ihm seine Waffe an die Schläfe. »Ich sage<br />

dir das einmal, also hör gut <strong>zu</strong>. Ab sofort unterliegt<br />

das Ganze hier den Les Surenas, comprende?<br />

Verschwindet und sagt es schnell weiter, denn dem<br />

Nächsten, der hier auftaucht, wird es nicht so gut<br />

ergehen wie dir.« Damit hat wohl keiner gerechnet,


seine Männer sehen allesamt etwas eingeschüchtert<br />

<strong>zu</strong> ihnen und er braucht sich nicht um<strong>zu</strong>drehen<br />

um <strong>zu</strong> wissen, dass Mano, Rodriguez und Chico,<br />

sie alle hinter seinem Rücken mit ihren Waffen in<br />

Schach halten. Paco hört Chicos belustigtes Lachen<br />

und schubst den Mann <strong>aus</strong> dem Laden. »Und jetzt<br />

verschwinde!«<br />

Sie bleiben noch zwei Nächte in der Stadt, doch<br />

offensichtlich ist ihre Nachricht angekommen.<br />

Keiner lässt sich mehr blicken und Paco ist sich<br />

absolut sicher, dass es so bleiben wird. Trotzdem<br />

lässt er Rodriguez und Chico noch ein paar Tage<br />

länger dort bleiben und fährt mit Mano <strong>zu</strong>rück. Zu<br />

H<strong>aus</strong>e angekommen geht er duschen und macht<br />

sich fertig. Als er in den Spiegel sieht, schwört er<br />

sich selber, dass dies das letzte Mal ist, dass er Bella<br />

wiedersieht, egal wie besonders sie ist.<br />

Als Paco später auf den Parkplatz der Uni auf<br />

Bella wartet, erklärt er sich selbst noch einmal<br />

gedanklich die Regeln für diesen Abend. Etwas<br />

Zeit mit Bella verbringen, <strong>zu</strong>m letzten Mal, dann<br />

ein für alle Mal die Finger von ihr lassen. Als ihr<br />

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Wagen angefahren kommt und sie <strong>aus</strong>steigt, weiß<br />

er, dass sein Plan sehr schwer um<strong>zu</strong>setzen sein<br />

wird. Sie sieht unglaublich <strong>aus</strong>. Das rote Kleid,<br />

was ihre zarte Figur wahnsinnig betont, sie sieht<br />

<strong>zu</strong> umwerfend <strong>aus</strong>. Ihre Haare fallen ihr tief in<br />

den Rücken, sogar <strong>aus</strong> dieser Entfernung kann er<br />

schon ihre Augen strahlen sehen. Sehr gute Idee<br />

das alles, Paco, wirklich Klasse. »Hey.« Sie lächelt<br />

etwas unsicher <strong>zu</strong> ihm. »Hey«, Bella hält Paco eine<br />

Tüte hin, in der er seine Lederjacke entdeckt, da<br />

muss er lächeln. »Und bist du bereit?« Sie nickt<br />

und steigt ins Auto.<br />

Kaum sind sie losgefahren, platzt er mit der<br />

Frage her<strong>aus</strong>, die ihm schon seit dem Tag des<br />

Konzertes in den Gedanken herumschwirrt.<br />

Er hat diesen komischen Professor noch nicht<br />

vergessen. »Was hast du die Woche gemacht? Hat<br />

sich dein Professor etwas mehr <strong>zu</strong>rückgehalten?«<br />

Er wendet seinen Blick <strong>zu</strong> ihr. »Ja hat er, keine<br />

Ahnung. Wahrscheinlich war er <strong>zu</strong> betrunken, es<br />

war ja eigentlich gar nichts weiter.« Die Frau ist<br />

echt <strong>zu</strong> leichtsinnig. »Du solltest vorsichtiger sein


wegen der Männer«, murmelt Paco leise und sieht<br />

verwundert <strong>zu</strong> Bella, als sie anfängt <strong>zu</strong> lachen.<br />

»Den Tipp hättest du mir vielleicht geben sollen,<br />

bevor ich mit dem Anführer der Les Surenas auf<br />

deren Gebiet gefahren bin.« Wo sie recht hat, hat<br />

sie recht.<br />

Als sie vor dem Restaurant <strong>aus</strong>steigen, bemerkt<br />

er, dass Bella an einem Armband rumspielt, was<br />

ihre Plaka verdeckt und flucht innerlich. Was <strong>zu</strong>r<br />

Hölle tun sie beide hier? Sobald sie das Restaurant<br />

betreten, kommt der Besitzer auf beide <strong>zu</strong> und<br />

begrüßt sie. Als er Bella als Engel bezeichnet,<br />

muss Paco lächeln, kein Wunder, dass jeder ihre<br />

Schönheit bemerkt. Doch als sie das Restaurant<br />

durchqueren und er die Blicke der anderen Männer<br />

auf ihr bemerkt, findet er das gar nicht mehr so<br />

reizvoll, auch wenn die Männer versuchen, es nicht<br />

so offensichtlich <strong>zu</strong> tun, da jeder hier weiß, wer er<br />

ist. Er bemerkt Bellas unsicheren Blick und legt<br />

seine Hand auf ihren Rücken. Zum einen, um ihr <strong>zu</strong><br />

zeigen, dass sie sich keinen Kopf machen soll, <strong>zu</strong>m<br />

anderen, um allen noch einmal <strong>zu</strong> verdeutlichen,<br />

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dass sie <strong>zu</strong> ihm gehört … <strong>zu</strong>mindest heute.<br />

Sofort entspannt sich Bella und er flucht <strong>zu</strong>m<br />

t<strong>aus</strong>endsten Mal heute, wieso ist sie so verrückt<br />

und vertraut ihm so offensichtlich? Nachdem der<br />

Besitzer sie vor der Tür <strong>zu</strong>m Dach alleine gelassen<br />

hat, dreht Paco sich <strong>zu</strong> Bella um. »Okay, bist du<br />

bereit?« Sie zieht die Augenbrauen <strong>zu</strong>sammen.<br />

»Was hast du vor?« Er legt seine Hand über ihre<br />

Augen. »Gleiche Vor<strong>aus</strong>set<strong>zu</strong>ngen für alle.« Er<br />

spürt an ihrem vorsichtigen Gang, dass sie etwas<br />

unsicher ist. »Paco, ich war doch immer nett <strong>zu</strong><br />

dir? Du wirst mich doch nicht in einen Abgrund<br />

werfen?« Paco muss lachen, so ist das doch schon<br />

viel besser, sie soll ihm nicht so viel vertrauen. Als<br />

sie stehen bleiben, beugt er sich <strong>zu</strong> ihr hinunter. Er<br />

nimmt ihren süßen Duft noch stärker wahr und<br />

muss sich beherrschen, nicht einen Kuss auf ihre<br />

zarten Schultern <strong>zu</strong> geben. »Sieh und staune, mein<br />

Punto-Mädchen.«<br />

Eine ganze Weile betrachtet Bella diesen<br />

Ausblick ruhig, sieht auf sein Gebiet, seine Seite<br />

der Stadt, für die er töten würde und es tut. »Es ist


wirklich wunderschön«, sagt sie schließlich leise,<br />

»gehört das alles <strong>zu</strong> eurem Gebiet?« Paco zeigt<br />

ihr die Grenzen und ihr Grundstück. »Und gibst<br />

du mir Recht? Hab ich deine Theorie widerlegt?«<br />

Bella dreht sich <strong>zu</strong> ihm um. Wieder muss er sich<br />

<strong>zu</strong>sammennehmen und nicht einfach seinem<br />

Wunsch nachkommen, ihre so weich <strong>aus</strong>sehende<br />

Haut <strong>zu</strong> berühren. »Es ist wirklich ein unglaublicher<br />

Ausblick und … ach ich kann das nicht.« Paco<br />

muss lachen. »Das heißt doch nicht, dass du dein<br />

Gebiet nicht liebst.« Man merkt, dass es ihr nicht<br />

leicht fällt, aber schließlich gibt sie es <strong>zu</strong>. »Ja ... Ich<br />

gebe es <strong>zu</strong>, von hier sieht der Mond viel schöner<br />

<strong>aus</strong>.« Paco muss über ihre Sturheit weiter lachen,<br />

in dem Moment kommt ihr Essen.<br />

Während des Essens versucht Paco<br />

her<strong>aus</strong><strong>zu</strong>bekommen, wie sie genau <strong>zu</strong> den Trez<br />

Puntos steht. Jedes Mal weicht Bella geschickt<br />

<strong>aus</strong>, also gibt er irgendwann auf. Er bemerkt, je<br />

länger sie <strong>zu</strong>sammensitzen, desto mehr fasziniert<br />

ihn Bella. Sie bringt ihn <strong>zu</strong>m Lachen, er mag es<br />

ihr <strong>zu</strong><strong>zu</strong>hören und versucht, ihre Gedankengänge<br />

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nach<strong>zu</strong>vollziehen. Bei keiner anderen Frau hat er<br />

es so genossen Zeit mit ihr <strong>zu</strong> verbringen. Als Bella<br />

ihn auch noch beim Kartenspielen auflaufen lässt,<br />

wundert er sich nicht mal mehr über sein Punto-<br />

Mädchen.<br />

Als sie wieder auf dem Parkplatz der Uni<br />

ankommen, kann er selber nicht glauben, wie<br />

schnell die Zeit vergangen ist und würde Bella<br />

am liebsten nicht gehen lassen, wenn er an seinen<br />

eigenen Schwur denkt, dass dies wirklich das<br />

letzte Mal war. »Paco, der Abend war wirklich<br />

wunderschön.« Verdammt, er will sie nicht gehen<br />

lassen. »Ja, das war er wirklich.« Einen Augenblick<br />

wartet sie und sieht ihn an, doch als sie sich dann<br />

abwenden will, verabschiedet sich sein Verstand<br />

endgültig.<br />

Paco hält sie am Arm fest, so dass sie nicht von<br />

ihm weggehen kann. Als er so nah an ihr steht und<br />

ihr in ihre schönen Augen sieht, fühlt es sich so<br />

verdammt richtig an, obwohl es so falsch ist. Beim<br />

ersten Berühren ihrer Lippen weiß Paco tief in sich,<br />

dass er nichts anderes mehr schmecken möchte. Er


küsst sie und es ist fast wie Atmen, sie dabei fest an<br />

sich <strong>zu</strong> halten. Als er den Kuss vertieft und sie sich<br />

an ihn schmiegt, fühlt es sich so gut, … so richtig<br />

an.<br />

Er kann nicht aufhören sie <strong>zu</strong> küssen, ihren<br />

süßen Geschmack <strong>zu</strong> schmecken und sie fest an<br />

sich <strong>zu</strong> drücken. Als Bella an seinem Mund ein<br />

leises Keuchen entfährt, geht es ihm durch den<br />

ganzen Körper. Sein festes Vorhaben, Abstand<br />

zwischen ihnen <strong>zu</strong> wahren, auch wenn er nicht<br />

darauf verzichten konnte, sie noch einmal <strong>zu</strong><br />

treffen, löst sich in Luft auf. Paco hat in seinem<br />

Leben schon einige Macht gespürt, seine, die seiner<br />

Familia, die der anderen Familias, noch nie hat<br />

ihn etwas in die Knie gezwungen. Und diese zarte<br />

Punto-Frau in seinen Armen bezwingt ihn. Er<br />

kann sich mit dieser Tatsache weder anfreunden,<br />

noch sie verhindern.<br />

Langsam löst Paco seine Lippen von ihren aber<br />

kann es nicht lassen, noch ein paar Küsse auf ihre<br />

weichen Lippen <strong>zu</strong> verteilen. Er legt seine Stirn an<br />

ihre, will ihr etwas sagen und gibt ihr nur einen<br />

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Kuss auf die Stirn. Sie weiß, dass dies bei ihnen viel<br />

bedeutet, dass man das nur bei Personen macht,<br />

die einem sehr wichtig sind. Noch nie hat er eine<br />

Frau auf die Stirn geküsst.<br />

Bella scheint auch nicht daran interessiert<br />

<strong>zu</strong> sein, <strong>aus</strong> seinen Armen <strong>zu</strong> kommen, eher<br />

schmiegt sie sich noch näher an ihn, als plötzlich<br />

ihr Telefon klingelt. »Ich muss langsam los«, sagt<br />

sie leise und schaut Paco an. Am liebsten würde<br />

er sie nicht gehen lassen, aber was bringt das? Die<br />

Kluft zwischen den Welten, in denen sie beide<br />

leben, könnte nicht größer und gefährlicher sein.<br />

Er nickt und lässt seine Arme sinken. »Bye Paco.«<br />

Noch einmal stellt sie sich auf Zehenspitzen und<br />

drückt ihm einen Kuss auf den Mund, dann fährt<br />

sie davon. Paco bleibt noch auf dem Parkplatz<br />

stehen, schaut in die Richtung, in die sie gefahren<br />

ist ... ins Gebiet der Trez Puntos und stößt einen<br />

lauten Fluch <strong>aus</strong>.

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