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physio-Journal I 3/2016

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3 / <strong>2016</strong><br />

Bestell-Nr: dF31229 · € 5<br />

<strong>physio</strong>Ausgabe<br />

<strong>Journal</strong><br />

Hard Facts –<br />

Das Parkinson<br />

Syndrom<br />

Freezing of Gait –<br />

Hintergründe und<br />

Wissenswertes<br />

Workshop Parkinson Syndrom<br />

Aktuelle Therapieempfehlungen<br />

Zum Sammeln<br />

Muskelanatomie<br />

Kongressbericht<br />

CYBATHLON <strong>2016</strong><br />

Tests und Assessments<br />

Kurzinventar<br />

Intrinsische Motivation<br />

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EDITORIAL<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBER LESER,<br />

sowohl der verstorbene Papst Johannes Paul II. als auch Muhammad<br />

Ali waren davon betroffen – Morbus Parkinson. Das<br />

Parkinson-Syndrom gilt als eine der am häufigsten vorkommenden<br />

neurologischen Erkrankungen und wird mengenmäßig<br />

in der Zukunft eine immer größer werdende Bedeutung<br />

einnehmen. Grund genug also, diesem Syndrom eine eigene<br />

Ausgabe des <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>s zu widmen. In den Hard-Facts<br />

bekommt Ihr einen Einblick in die Verbreitung, die Einteilung<br />

und die zugrundeliegende Pathologie dieser Erkrankung. Welche<br />

Therapiemaßnahmen aktuell empfohlen werden und wie<br />

die Wirksamkeit bestimmter Therapieverfahren einzuordnen<br />

ist, könnt Ihr im Workshop von Sarah Klamroth erfahren. Ein<br />

wichtiges Symptom, unter dem die Betroffenen häufig leiden<br />

und welches auch für uns Physiotherapeuten relevant ist, ist<br />

das Freezing of Gait. Claudia Barthel wird in ihrem Artikel beschreiben,<br />

was das Freezing genau ist, welche Bedeutung es<br />

für den Patienten hat und wie eine geeignete Therapie aussehen<br />

kann.<br />

Das letzte Drittel des Jahres bedeutet für viele Schüler auch<br />

die Beendigung ihrer Ausbildung und den Start ins Berufsleben.<br />

Endlich ist das scheinbar nicht enden wollende Lernen<br />

für das Examen vorbei und das Konto freut sich auch. Damit<br />

der Einstieg in den Job so richtig rund verläuft, könnt Ihr in<br />

dieser Ausgabe lesen, auf was man bei einem Arbeitsvertrag<br />

achten sollte und was einem als Arbeitnehmer so alles zusteht.<br />

Außerdem gibt es auch wieder etwas zu gewinnen. Genaugenommen<br />

geht es um ein Online-Tutorial, in dem man wichtige<br />

Tipps und Therapieempfehlungen zu unterschiedlichen<br />

Krankheitsbildern bekommt. Was man machen muss, um es<br />

zu ergattern, erfahrt Ihr auf Seite 42.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Mitmachen!!<br />

Eure<br />

Anna und Stephan<br />

PS<br />

So sind wir zu erreichen: heller@dieFachwelt.de kruft@dieFachwelt.de<br />

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2 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


INHALT<br />

Impressum<br />

<strong>physio</strong>-JOURNAL<br />

Verlag<br />

Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

Geschäftsführer<br />

Benjamin Bareiss<br />

Herausgeber/Redaktion<br />

Anna Heller, Marburg<br />

Stephan Kruft, Marburg<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Verena Gesing M.Sc., Dortmund<br />

Dr. Bernard C. Kolster, Marburg<br />

Prof. Dr. Udo Wolf, Fulda<br />

Franz van den Berg, Straßwalchen<br />

Erscheinungsweise<br />

3 Ausgaben/Jahr<br />

Bestellung<br />

Online unter: www.dieFachwelt.de<br />

1–10 Ex.: € 5,– je Exemplar<br />

11–20 Ex.: € 3,20 je Exemplar<br />

ab 21 Ex.: € 1,60 je Exemplar<br />

Layout/Producing<br />

Lydia Kühn, Aix-en-Provence/Frankreich<br />

Druck<br />

PRINTERA, Zagreb/Kroatien<br />

Redaktionshinweise<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin/Physiotherapie<br />

ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und<br />

klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />

was Behandlung und medikamentöse Therapie<br />

anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung<br />

oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser darauf<br />

vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große<br />

Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem<br />

Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für<br />

Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen<br />

kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen<br />

werden. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf<br />

eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren<br />

an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauig-keiten<br />

dem Verlag mitzuteilen.<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Mit Annahme des Manuskripts gehen das Recht zur<br />

Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur<br />

Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung<br />

in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken,<br />

Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über.<br />

Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz<br />

festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des<br />

Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung<br />

von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten<br />

Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen,<br />

die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden<br />

Dritten geführt werden. Die Rechte für die Nutzung von<br />

Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über<br />

die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. (0 30) 2 84 93-0 oder<br />

www.presse-monitor.de.<br />

Gebrauchsnamen<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />

Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berechtigt<br />

nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres<br />

von Jedermann benutzt werden dürfen; oft handelt<br />

es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzeichen,<br />

auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />

© Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

TITELTHEMA<br />

HARD FACTS<br />

PARKINSON-SYNDROME 5<br />

FREEZING OF GAIT<br />

WER ODER WAS IST DIESER MORBUS PARKINSON? 6<br />

PARKINSON<br />

DIFFERENTIALDIAGNOSTIK 9<br />

WORKSHOP PARKINSON-SYNDROM 13<br />

VORGESTELLT<br />

Leute: Claudia Barthel 16<br />

Kongressbericht: Cybathlon <strong>2016</strong> 18<br />

Return to Sports 21<br />

BRAINTUNING<br />

Eselsbrücken 26<br />

Wissenscheck 27<br />

Wissenscheck – Antworten 28<br />

Anatomie zum Herausnehmen 29<br />

Physiologiekarte: Lebenszyklus Erythrozyten 30<br />

Shorties Physiologie: Alterungsprozesse – Teil 1 31<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Tests und Assessments: Kurzinventar Intrinsische Motivation 33<br />

Diagnostik: Weißes Blutbild 35<br />

Studienzusammenfassungen 37<br />

Gesetze: Arbeitsverträge 39<br />

»FRISCH EINGETROFFEN«<br />

Bildatlas Manuelle Therapie 44<br />

MITMACHEN UND GEWINNEN<br />

Mach mit! Unsere Autoren 45<br />

Gewinnspiel Übersetzung 46<br />

VERANSTALTUNGEN UND TERMINE<br />

Veranstaltungskalender 47<br />

Ausblick: Das erwartet Euch in der nächsten Ausgabe<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 3


Für Ihre<br />

Patienten.<br />

Für Ihre Praxis.<br />

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Zufriedene Patienten und eine erfolgreiche Therapie – viele Aspekte sind<br />

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TITELTHEMA<br />

HARD FACTS<br />

Text: Verena Gesing<br />

PARKINSON-SYNDROME<br />

Beim primären Parkinson-Syndrom handelt<br />

es sich um eine idiopathische, akinetischrigide<br />

Bewegungsstörung mit Ruhetremor<br />

und reduzierten Stellreflexen.<br />

Stellreflexe<br />

Stellreflexe bringen den Körper unabhängig<br />

von der ASTE wieder zurück in seine Normalstellung.<br />

Zuerst wird der Kopf gegen<br />

die Schwerkraft aufgerichtet, anschließend<br />

folgen der Rumpf und als letzter Schritt das<br />

Einstellen der Kopfstellung im Raum.<br />

Epidemiologie<br />

• Zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung<br />

(nach Alzheimer),<br />

• Manifestation v. a. zwischen dem 55.–65.<br />

Lebensjahr,<br />

• Prävalenz in Deutschland: 100–200 von<br />

100 000 Einwohnern.<br />

Ätiologie<br />

• Idiopathische, frühzeitige Apoptose der<br />

Zellen der Substantia nigra,<br />

• Intoxikation durch freie Radikale und/oder<br />

Umweltgifte (Pestizide) oder<br />

• genetischer Defekt (eher selten bzw. nur<br />

in Kombination mit beispielsweise o. g.<br />

Faktoren).<br />

Pathogenese<br />

• Durch Untergang der Neuronen in der<br />

Substantia nigra kommt es zu einem Dopaminmangel.<br />

• Der patho<strong>physio</strong>logische Prozess der<br />

Apoptose beginnt schon früh, aber erst<br />

wenn 70 % der dopaminergen Neuronen<br />

untergegangen sind, führt dies zu einem<br />

Parkinson-Syndrom.<br />

1. Idiopathisches<br />

Parkinson-Syndrom:<br />

• Rigor/Akinese: asymmetrisch, Extremitäten<br />

> Rumpf,<br />

• Tremor: Ruhe-, Bewegungs- (Aktions-),<br />

Haltetremor,<br />

• sehr gutes Ansprechen auf Levodopa<br />

(L-Dopa),<br />

• Zusatzsymptome: Ogilvie-Syndrom (Ileusparalyse),<br />

Depression,<br />

• Prognose: Lebenserwartung nach der<br />

Diagnosestellung 30–35 Jahre,<br />

• Demenz: 15–30 %.<br />

2. Symptomatische<br />

Parkinson-Syndrome:<br />

• durch Raumforderung entstanden:<br />

– Bsp. Meningeom (operative Entfernung),<br />

• vaskuläres Parkinson-Syndrom (VPS):<br />

– Mikroangiopathie (engl. small vasal<br />

disease),<br />

– Langsames, breitbeiniges Gehen,<br />

– keine Therapie mit Levodopa möglich.<br />

• medikamentös-toxisch entstanden:<br />

– Neuroleptika,<br />

– atypische Neuroleptika,<br />

– Therapie: Medikamente umstellen,<br />

Dosis reduzieren.<br />

• Normaldruck-Hydrozephalus:<br />

– Symptome: Demenz, Inkontinenz,<br />

Gangstörungen, Parkinson-Symptome,<br />

– Therapie: Shunt-Anlage.<br />

• durch Traumata entstanden (z. B. bei<br />

Boxern),<br />

• entzündlich entstanden: Enzephalitis.<br />

Weitere wichtige Infos zum Parkinson<br />

Syndrom und zu anderen Erkrankungen<br />

findest Du im Handbuch Physiotherapie.<br />

Einteilung<br />

3. Atypische<br />

Parkinson-Syndrome:<br />

• progressive supranukleäre Blickparese<br />

(PSP):<br />

– Rigor/Akinese: symmetrischer Rigor,<br />

Rumpf > Extremitäten,<br />

– Tremor: Haltetremor (Rabbit-Phänomen),<br />

– keine Besserung durch Therapie mit<br />

Levodopa,<br />

– Zusatzsymptome: eingemauerter Blick,<br />

vertikale Blickparese<br />

– Prognose: weitere Lebenserwartung<br />

7–9 Jahre,<br />

– Demenz: 100 %.<br />

• Multisystematrophie (MSA),<br />

• Lewy-Körperchen-Demenz (engl. Lewy<br />

body disease, LBD).<br />

Symptomatische Parkinson-Syndrome<br />

Einige andere Erkrankungen rufen<br />

typische Parkinsonsymptome hervor (z. B.<br />

Normaldruck-Hydrozephalus). Da bei ihnen<br />

aber eine vom primären Parkinson-Syndrom<br />

abweichende Kausalität dahinter steckt,<br />

lässt sich bei diesen sog. symptomatischen<br />

Parkinson-Syndromen mit Levodopa selten<br />

eine Besserung erzielen.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 5


TITELTHEMA<br />

Fotolia © Naeblys<br />

FREEZING OF GAIT<br />

Text: Claudia Barthel<br />

WER ODER WAS IST DIESER MORBUS PARKINSON?<br />

Morbus Parkinson oder das idiopathische Parkinson Syndrom (IPS) ist das häufigste<br />

Syndrom (ca. 75 %) aus dem Formenkreis des Parkinsonismus. Die Ursache ist bislang<br />

noch unbekannt. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch das allmähliche Degenerieren<br />

der Dopamin produzierenden Zellen in der Substantia nigra und einer<br />

Ansammlung von sogenannten Lewy Körperchen (α-Synuklein Proteine) im zentralen,<br />

autonomen und peripheren Nervensystem (Capriotti u. Terzakis <strong>2016</strong>).<br />

Das idiopathische Parkinson Syndrom gungslosigkeit), Ruhetremor (Muskelzittern)<br />

und posturale Instabilität (Gang- und<br />

ist eine der am häufigsten vorkommenden<br />

neurologischen Erkrankung in Deutschland Gleichgewichtsstörungen). In der Literatur<br />

und betrifft Schätzungen zufolge etwa erscheinen immer mehr Studien zu den viel<br />

200 000 Menschen in Deutschland und verbreiteten nicht motorischen Symptomen<br />

ca. 1,2 Millionen in Europa (Gustavsson et wie: gastrointestinale Störungen, Blasenfunktionsstörungen,<br />

erektile Dysfunktionen,<br />

al. 2011). Aufgrund des demographischen<br />

Wandels wird sich die Zahl der Personen mit orthostatische Hypotonie, Schlafstörungen,<br />

Parkinson (PmP) bis zum Jahr 2030 weltweit<br />

verdoppeln (Dorsey et al. 2007), wo-<br />

wird immer deutlicher, welchen negativen<br />

Depressionen, Demenz und viele mehr. Es<br />

bei Männer ca. 1,46 Mal häufiger betroffen Einfluss auch die nicht motorischen Symptome<br />

auf die Lebensqualität haben können<br />

sind als Frauen (Taylor et al. 2007).<br />

Das IPS ist eine chronisch fortschreitende<br />

neurologische Erkrankung und<br />

(Martinez-Fernandez et al. <strong>2016</strong>).<br />

ist<br />

gekennzeichnet durch motorische und nicht<br />

motorische Symptome. Die motorischen<br />

Leit- oder Kardinalsymptome sind: Rigor<br />

(Muskelstarre), Bradykinesie (verlangsamte<br />

Bewegungen) bis hin zur Akinesie (Bewe-<br />

Freezing of Gait (FOG)<br />

Neben den weiter oben genannten Symptomen<br />

treten bei vielen Personen mit Parkinson<br />

(PmP) auch episodische Gehbeeinträchtigungen<br />

auf, wie zum Beispiel das<br />

»Freezing«. PmP bleiben plötzlich stehen<br />

oder sind erst gar nicht in der Lage einen<br />

Schritt zu machen und beschreiben die Situation<br />

mit dem »Festkleben der Füße am Boden«<br />

(Nutt et al. 2011). Diese Gehblockade<br />

kann zum Verlust des Gleichgewichts und<br />

somit zum Fall führen (Bloem et al. 2004).<br />

Die Prävalenz von Freezing nimmt mit der<br />

Dauer der Erkrankung und dem Schweregrad<br />

zu und kann in bis zu 80 % der PmP<br />

in den letzten Stadien vorkommen (Macht<br />

et al. 2007).<br />

Klassifikation von FOG<br />

Freezing kann unter bestimmten Umständen<br />

(Typen) auftreten und sich unterschiedlich<br />

manifestieren. In der Literatur werden<br />

5 Typen unterschieden: Drehen, Starten einer<br />

Bewegung, enge Durchgänge (z. B. eine<br />

Tür), Ziel erreichen und der offene Raum.<br />

Zudem sind 3 Manifestationen bekannt:<br />

Freezing mit kleinen Schritten, Freezing auf<br />

6 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

der Stelle und die vollständige Akinesie, also<br />

das vollständige Einfrieren der Bewegung<br />

auf der Stelle (Schaafsma et al. 2003). Am<br />

häufigsten wird Freezing während des Drehens<br />

(63 %) oder des Startens einer Bewegung<br />

(23 %) beschrieben (Schaafsma et al.<br />

2003). Die meisten FOG Episoden dauern<br />

nur kurz an (< 10 Sek.), können aber auch in<br />

schweren Fällen mehrere Minuten andauern<br />

(Schaafsma et al. 2003).<br />

Freezing tritt am Häufigsten auf, wenn<br />

dopaminerge Medikamente nicht mehr wirken<br />

(End of Dose), z. B. kurz vor der erneuten<br />

Einnahme des nächsten Medikaments<br />

oder wenn eine Medikamenteneinnahme<br />

vergessen wurde (Off-Zustand) (Schaafsma<br />

et al. 2003). In wenigen Fällen oder im fortgeschrittenen<br />

Stadium kann Freezing auch<br />

im optimalen ON-Zustand (bestmögliche<br />

Medikamenteneinstellung) vorkommen<br />

(Espay et al. 2012).<br />

Freezing of Gait messen<br />

Für den Untersuchenden stellt es vor allem<br />

eine Herausforderung dar, objektiv zu beurteilen,<br />

wie stark das Freezing-Phänomen bei<br />

PmP vorhanden ist. Dies hängt damit zusammen,<br />

dass Freezing episodisch auftritt und<br />

oft in der Klinik/Praxis während der Untersuchung<br />

vom Patienten unterdrückt werden<br />

kann. Die Unterdrückung geschieht meist<br />

unbewusst durch Aufregung oder der zusätzlichen<br />

Anstrengung während einer Untersuchung<br />

(Nonnekes et al. 2015). Da Freezing<br />

auch von der Medikamenteneinstellung<br />

abhängt, ist es dadurch auch stark mit der<br />

Compliance des Patienten verbunden. Oft<br />

wird Freezing fälschlicherweise durch subjektive<br />

Aussagen der PmP diagnostiziert, die<br />

allerdings meist nicht ausreichend informiert<br />

sind, wie sich Freezing tatsächlich äußert.<br />

Aus diesem Grund bietet es sich an, während<br />

der Anamnese ein Video über Freezing<br />

zu zeigen (Nonnekes et al. 2015; Stummer<br />

u. Bloem 2015).<br />

Bei der Befundung eines potentiellen<br />

»Freezers« wird folgende Einteilung in der<br />

Literatur beschrieben (Snijders et al. 2012):<br />

1) »Subjektiver Freezer«: PmP gibt an FOG<br />

zu haben<br />

2) »Wahrscheinlicher Freezer«: FOG wurde<br />

durch dritte Person (z. B. Angehörige/<br />

Partner/-in) bestätigt<br />

3) »Eindeutiger Freezer«: FOG wurde objektiv<br />

gemessen<br />

Subjektive FOG Messung<br />

Während der Anamnese ist es wichtig, nicht<br />

nach dem Phänomen (FOG) zu fragen, sondern<br />

viel mehr, wie sich Freezing äußert<br />

(Klebenbleiben am Boden) (Nonnekes et<br />

al., 2015). Hierbei kann es helfen, ein Video<br />

über FOG zu zeigen, um zu erläutern, was<br />

FOG ist und unter welchen Umständen FOG<br />

häufig vorkommt (Drehen, Starten, etc.).<br />

Um herauszufinden, wie störend bzw. problematisch<br />

FOG für die PmP im Alltag ist,<br />

kann es hilfreich sein, einen Fragebogen mit<br />

der PmP auszufüllen. Derzeit gibt es zwei<br />

Fragebögen: den Freezing of Gait Questionnaire<br />

(FOGQ) (Giladi et al. 2000) und dessen<br />

Neuversion, den New Freezing of Gait<br />

Questionnaire (NFOGQ) (Nieuwboer et al.<br />

2009). Der NFOGQ ist in drei Abschnitte unterteilt.<br />

Der erste Teil besteht aus einer Frage<br />

nach dem Vorkommen von Freezing. Im<br />

zweiten Teil geht es um die Dauer und die<br />

Frequenz von FOG beim Drehen und Starten<br />

einer Bewegung und im dritten Teil wird<br />

der Einfluss von FOG auf das tägliche Leben<br />

abgefragt. Diese Tests eignen sich auch als<br />

Therapieerfolgsmessung vor und nach einer<br />

Therapieperiode. Um ein besseres Bild von<br />

FOG im Alltag zu bekommen, ist es hilfreich,<br />

die PmP zu bitten, für 1–2 Wochen ein Tagebuch<br />

zu führen, das die Häufigkeit einer<br />

FOG Episode, den Tageszeitpunkt, den Ort,<br />

die Beziehung zu eventuellen Stürzen und<br />

den Medikamentenstatus dokumentiert.<br />

Objektive FOG Messung<br />

Die ersten schnellen klinischen Tests sind die<br />

Provokationstests für Freezing:<br />

1) schnelle 360 ° Drehungen in beide Richtungen<br />

mit mindestens 3 Wiederholungen<br />

pro Seite<br />

2) schnelle, kleine Schritte (ca. halbe Fußlänge)<br />

über eine Distanz von ca. 10 Metern<br />

3) Dual Task: Dabei laufen die Patienten eine<br />

vorgegebene Strecke (z. B. 10 Meter) und<br />

bekommen zusätzich noch eine kognitive<br />

(z. B. rückwärts zählen von 100) oder eine<br />

motorische (z. B. Tragen eines Tabletts mit<br />

einem Wasserglas) Aufgabe.<br />

Im besten Fall läuft dieser Test standardisiert<br />

ab, das heißt, es wird immer die gleiche Strecke<br />

gemessen, dasselbe Equipment verwendet<br />

und zur gleichen Tageszeit getestet, etc.<br />

Somit lassen sich diese schnellen Tests auch<br />

als Therapieerfolgsmessung verwenden.<br />

Die beste Methode, um Freezing objektiv<br />

zu messen (sog. »Goldener Standard«), ist<br />

die Video Analyse. Dabei filmt man die PmP<br />

auf einer standardisierten Strecke und analysiert<br />

im Nachhinein die Freezing Episoden:<br />

Anzahl, Dauer, Typ und Manifestation der<br />

Episoden. Aus der Dauer der Gesamtstrecke<br />

und der Dauer aller Freezing Episoden lässt<br />

sich dann ein Wert in Prozent über die Zeit<br />

mit Freezing ermitteln. Dieser Wert kann<br />

dann zwischen den einzelnen Messungen<br />

verglichen werden. Oft reicht es nicht aus,<br />

nur die Anzahl und die Dauer der Episoden<br />

zu vergleichen, da sie nicht direkt den<br />

Schweregrad des Betroffenen wiederspiegeln.<br />

In Zukunft lässt sich Freezing vielleicht<br />

auch mit tragbaren Sensoren messen, welche<br />

sich in zahlreichen Produkten wie in<br />

Smartphones, Smartwatches und Smartglasses<br />

befinden (Espay et al. <strong>2016</strong>; Maetzler<br />

et al. <strong>2016</strong>).<br />

Um FOG feststellen zu können, muss dem<br />

Betroffenen in erster Linie deutlich sein, was<br />

Freezing ist. Zudem sollten sowohl subjektive<br />

als auch objektive Messmethoden zum<br />

Einsatz kommen. Objektiv zu messen ist für<br />

den Behandelnden wichtig, um einschätzen<br />

zu können, wie groß das Problem ist. Die<br />

subjektiven Methoden sollten angewandt<br />

werden, um herauszufinden, wie problematisch<br />

das Freezing für den Patienten ist.<br />

Dies kann je nach PmP unterschiedlich eingeschätzt<br />

werden (Barthel et al. <strong>2016</strong>).<br />

Freezing of Gait behandeln<br />

Eine Methode, um FOG zu behandeln, ist<br />

das sogenannte Cueing. Cues werden definiert<br />

als »zeitliche oder räumliche externe<br />

Reize, die mit der Initiierung und fortgesetzten<br />

Ausführung motorischer Aktivitäten<br />

(Gehen) in Zusammenhang stehen« (Nieuwboer<br />

et al. 2007). Man unterscheidet visuelles<br />

(z. B. Streifen auf dem Boden oder<br />

projizierte Laserlinien), auditives (z. B. das<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 7


TITELTHEMA<br />

Ticken eines Metronoms) und taktiles Cueing<br />

(z. B. vibrierendes Armband). Die besten<br />

Therapieerfolge wurden bisher mit visuellem<br />

und auditivem Cueing beschrieben<br />

(Nieuwboer et al. 2007). Es wird empfohlen,<br />

zusammen mit der PmP verschiedene<br />

Cueing Strategien auszuprobieren, da die<br />

Wirksamkeit dieser Methode sehr individuell<br />

und kontextbezogen ist. Eine weitere<br />

Möglichkeit, um FOG zu verhindern oder<br />

zu verringern, ist das Anlernen sogenannter<br />

Aufmerksamkeitsstrategien. Dabei wird<br />

der PmP beispielsweise beigebracht, einen<br />

großen Schritt zu machen, vor dem nächsten<br />

Schritt das Gewicht zunächst von rechts<br />

nach links zu verlagern, die Knie anzuheben<br />

oder mit den Armen zu schwingen. Diese<br />

Strategien müssen in einem guten Moment<br />

(ON-Zustand) eingeübt werden, um dann<br />

im Falle von FOG angewandt werden zu<br />

können.<br />

Mittlerweile gibt es auch einige Hilfsmittel,<br />

die versprechen, FOG zu reduzieren,<br />

wie z. B. ein Stock (Egerton et al. 2015), ein<br />

Rollator (Bunting-Perry et al. 2013), Schuhe<br />

(Ferraye et al. <strong>2016</strong>) oder Smartglasses (Zhao<br />

et al. <strong>2016</strong>) mit einem Laser. Eine kürzlich<br />

erschienene Studie beschäftigte sich mit<br />

einem Laufrad für Erwachsene, welches in<br />

den meisten PmP zu einer signifikanten Reduzierung<br />

von FOG geführt hat (Stummer<br />

et al. 2015).<br />

• Die Rolle der Faszien in der Arbeit mit Narben,<br />

Adhäsionen und kollagenen Versteifungen<br />

• Integrative Triggerpunktbehandlung<br />

• Ausbildung zum Beckenbodentrainer<br />

• Basiskurs/Aufbaukurs Myofasziales Taping<br />

• Übungen für ein dreidimensionales und funktionelles<br />

Training<br />

• KISS/KIDD - Schädelasymmetrien und kindliche<br />

Entwicklungsverzögerungen<br />

• Ganzheitliche Skoliosebehandlung<br />

• KursleiterIn Autogenes Training<br />

• KursleiterIn Progressive Muskelentspannung<br />

• Nordic Walking Basic Instructor<br />

Landsberg/Lech, Oberstenfeld, Stuttgart,<br />

Stützerbach, Nordhausen, Weimar, Bad Klosterlausnitz,<br />

Leipzig, Großröhrsdorf, Görlitz<br />

Nützliche Literatur<br />

$ Europäische Leitlinie Physiotherapie:<br />

http://www.parkinsonnet.de/leitlinien/europaeische-leitlinie<br />

$ Leitlinie DGN:<br />

http://www.dgn.org/leitlinien/3219-030-010-idiopathisches-parkinson-syndrom<br />

Literatur<br />

Barthel C., Mallia E., Debu B., Bloem B.R., Ferraye<br />

M.U. (<strong>2016</strong>): The Practicalities of Assessing Freezing<br />

of Gait. J Parkinsons Dis.<br />

Bloem B.R., Hausdorff J.M., Visser J. E., Giladi N.<br />

(2004): Falls and freezing of gait in Parkinson‘s<br />

disease: a review of two interconnected, episodic<br />

phenomena. Mov Disord. 19(8): 871–884.<br />

Bunting-Perry L., Spindler M., Robinson K.M.,<br />

Noorigian J., Cianci H.J., Duda, J.E. (2013): Laser light<br />

visual cueing for freezing of gait in Parkinson disease:<br />

A pilot study with male participants. J Rehabil Res<br />

Dev. 50(2): 223–229.<br />

Anmerkung:<br />

Da die Literaturliste sehr lang ist, haben wir<br />

hier nur eine kleine Auswahl der verwendeten<br />

Quellen.<br />

Die vollständige Liste findet Ihr mit dem<br />

QR-Code.<br />

Capriotti T., Terzakis K. (<strong>2016</strong>): Parkinson Disease.<br />

Home Healthc Now. 34(6): 300–307.<br />

Dorsey E.R., Constantinescu R., Thompson J.P., Biglan<br />

K.M., Holloway R.G., Kieburtz K., Marshall F.J.,<br />

Ravina B.M., Schifitto G., Siderowf A., Tanner, C.M.<br />

(2007): Projected number of people with Parkinson<br />

disease in the most populous nations, 2005 through<br />

2030. Neurology. 68(5): 384–386.<br />

8 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Fotolia © fotoliaxrender<br />

TITELTHEMA<br />

DIFFERENTIALDIAGNOSTIK<br />

Text: Verena Gesing<br />

Ein guter Freund Deiner Familie, Herr P.,<br />

kommt auf Dich zu und bittet Dich um ein<br />

Gespräch. Man habe bei ihm eine Parkinson<br />

Erkrankung diagnostiziert und ihn medikamentös<br />

eingestellt, dennoch haben sich die<br />

Symptome kaum verändert. Herr P. findet<br />

das komisch, da man ihm versichert habe,<br />

dass es durch die Medikamente zu einer<br />

Besserung der Symptomatik kommen solle.<br />

Zunächst versuchst Du in einem Gespräch<br />

mehr zu der Problematik zu erfahren.<br />

Während des Gesprächs mit Herrn P. fällt<br />

Dir schon einiges auf. Herr P.’s Bewegungen<br />

sind langsam und der Gang ist breitbasig<br />

und unsicher. Das Setzen auf einen Stuhl<br />

fällt ihm deutlich schwer.<br />

Herr P. berichtet davon, dass die Symptomatik<br />

schleichend begann, die zunehmende<br />

Unsicherheit beim Gehen aber am<br />

schlimmsten sei und dass er auch schon<br />

mehrere Stürze erlebt habe. Dazu komme<br />

auch eine Schwindelsymptomatik. Durch die<br />

oben genannten Symptome empfindet sich<br />

Herr P. in seinem Alltag stark eingeschränkt.<br />

Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck,<br />

dass er sich unwohl fühlt und soziale Kontakte<br />

meidet. Aber das sei zurzeit sowieso<br />

schwierig, da er in letzter Zeit auch sehr<br />

müde und nicht mehr so leistungsstark wie<br />

vorher sei. Herr P. ist 75 Jahre alt und hat<br />

Zeit seines Lebens eine Bürotätigkeit ausgeübt.<br />

Zunächst sollten wir uns Gedanken über<br />

die weitere Befundung machen. Dir fällt auf,<br />

dass der Patient untypischerweise keinen<br />

Tremor zeigt, was Dich sehr nachdenklich<br />

macht. Zunächst befassen wir uns deshalb<br />

mit den typischen klinischen Symptomen<br />

des Parkinson Syndroms.<br />

Klinik Parkinson Syndrom<br />

Zu den Kardinalsymptomen gehören:<br />

• Rigor<br />

• Tremor<br />

• Akinese/Bradykinese<br />

• posturale Instabilität<br />

Bradykinese<br />

Herabgesetzte Bewegungsgeschwindigkeit.<br />

Hypo-/Akinese<br />

Verminderte bzw. aufgehobene<br />

Bewegungsinitiierung und -amplitude,<br />

d. h. der Patient wirkt bewegungsarm,<br />

<strong>physio</strong>logische Ausgleichbewegungen, z. B.<br />

das Mitschwingen der Arme beim Gang, sind<br />

vermindert ausgeprägt oder fehlen ganz.<br />

Weitere Symptome sind:<br />

• Sensorische Störungen: Beeinträchtigung<br />

der Riech- und Geschmacksempfindung,<br />

Sehstörungen.<br />

• Neuropsychologische Störungen: Depression,<br />

Angststörungen, Bradyphrenie<br />

(verlangsamtes Denken), Pseudodemenz,<br />

Schlafstörungen.<br />

• Vegetative Störungen: Orthostatische Dysregulation,<br />

Salbengesicht, Temperaturdysregulation,<br />

Hypersalivation (vermehrtes<br />

Schwitzen), Obstipation, Inkontinenz, Impotenz,<br />

Verlust der Libido.<br />

• Muskel- und Gelenkschmerzen: Muskelverspannungen/Muskelhartspann<br />

(z. B.<br />

Schulterschmerzen, Rückenschmerzen)<br />

In der Regel wird die Diagnose des Parkinsons<br />

über die klinische Untersuchung gestellt,<br />

bei der oben genannte Symptome<br />

auffallen.<br />

Zwei der Kardinalsymptome sind bei Herrn<br />

P. augenscheinlich vorhanden. So klagt der<br />

Patient über eine posturale Instabilität und<br />

zeigt auch eine deutliche Bradykinese. Jedoch<br />

ist kein Tremor ersichtlich. Auf entsprechendes<br />

Nachfragen gibt Herr P. an,<br />

dass er bisher auch noch kein Zittern bemerkt<br />

habe. In der Befragung sind Dir keine<br />

Auffälligkeiten hinsichtlich des Muskeltonus<br />

des Patienten aufgefallen. Da ein erhöhter<br />

Muskeltonus allerdings auch nur einen dezenten<br />

Hinweis darstellt, der auch oft ohne<br />

Parkinsonerkrankung in der Bevölkerung<br />

vorkommt, testest Du den Tonus noch klinisch<br />

(s. u.). Du findest keinen erhöhten Tonus<br />

im Form eines Rigors, der sich oft als<br />

typisches Zahnradphänomen darstellt.<br />

Rigor<br />

Generalisierter Hypertonus (nicht nur<br />

bei Antischwerkraftmuskeln, wie bei<br />

einer Spastik). Ein Rigor entsteht durch<br />

eine verminderte Dekontraktionsfähigkeit<br />

der Antagonisten bei einer<br />

durchgeführten Bewegung. Dabei kann<br />

ein ruckartiges Nachlassen der Antagonisten<br />

(»Zahnradphänomen«) oder ein gleichbleibender<br />

Widerstand während der<br />

gesamten Bewegung (gleichbleibend<br />

erhöhter Tonus, »Bleirohrphänomen«)<br />

auftreten. Bei Tests ist der Rigor in allen<br />

Bewegungsrichtungen vorhanden.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 9


TITELTHEMA<br />

Klinische Tests<br />

gungen aus dem spastischen Muster heraus.<br />

Der Widerstand wird gegen Ende<br />

der Bewegung häufig stärker. In Richtung<br />

des spastischen Musters lässt sich ohne<br />

Widerstand bewegen, aber der Patient ist<br />

nicht in der Lage, die vom Therapeuten<br />

durchgeführte Bewegung zu stoppen.<br />

2. Palpation<br />

Palpation allein reicht als Test nicht aus, da<br />

eine sichere Unterscheidung zwischen Spastik,<br />

Rigor und Verspannungen dadurch nicht<br />

möglich ist.<br />

3. Testung der Reflexe<br />

4. Testung auf Kloni<br />

Um sich auch noch ein Bild der oberen Extremität<br />

machen zu können, testest Du als<br />

nächstes mit der typischen Pro- und Supinationsbewegung,<br />

ob eine Dysdiadochokinese<br />

1. Bewegen des Patienten durch<br />

den Therapeuten<br />

• Wichtig: Der Therapeut darf nicht ansagen,<br />

dass der Patient »lockerlassen« soll.<br />

• Normal: Der Patient nimmt die Eigenschwere<br />

der bewegten Körperregion ab,<br />

spannt aber gegen keine der möglichen<br />

Bewegungsrichtung an.<br />

• Hypoton/schlaff: Die Schwerkraft wird<br />

vom Patienten nicht oder nur wenig abgefangen.<br />

Die Gelenke sind nicht oder nur<br />

wenig gesichert. Der Patient hat nur eine<br />

mangelnde Kontrolle über die Bewegung.<br />

• Hyperton: Der Patient spannt gegen die<br />

passive Bewegung an. Bei einem Rigor<br />

(Parkinson) erfolgt die Anspannung gegen<br />

alle Bewegungsrichtungen, bei einer<br />

Spastik (Hemiparese, Multiple Sklerose,<br />

Querschnittlähmung) nur gegen Bewevorliegt.<br />

Aber auch dieser Test ist bei Herrn<br />

P. nicht auffällig.<br />

Dysdiadochokinese<br />

Fehlerhafte Zusammenarbeit von Agonisten<br />

und Antagonisten (z. B. beim Eindrehen<br />

einer Glühbirne).<br />

Nun kommt auch Frau P. hinzu. Sie fragt<br />

direkt nach, ob Herr P. Dir auch von seiner<br />

leichten Inkontinenz berichtet hat, die in der<br />

letzten Zeit aufgetreten ist. Als Herr P., dem<br />

diese Thematik sichtlich unangenehm ist,<br />

zur Toilette geht, berichtet Frau P. noch über<br />

einige Situationen, in denen ihr aufgefallen<br />

ist, dass Herr P. manchmal sehr vergesslich<br />

sei, aber darauf auch sehr empfindlich<br />

reagiere. Da Dir diese Informationen nicht<br />

eindeutig erscheinen, rätst Du Herrn und<br />

Frau P. dringend eine zweite Meinung einzuholen.<br />

DIFFERENTIALDIAGNOSTIKTIK<br />

Leitlinie Parkinson Syndroms<br />

Als Du wieder zu Hause bist, fängst Du an<br />

zu recherchieren. In der S3 Leitlinie des idiopathischen<br />

Parkinson Syndroms der Deutschen<br />

Gesellschaft für Neurologie findest<br />

du eine aufschlussreiche Tabelle, in der die<br />

Diagnosekriterien für die Parkinson Krankheit<br />

dargestellt werden:<br />

Diagnosekriterien für die Parkinson-Krankheit<br />

(modifiziert nach DGN et al. <strong>2016</strong>):<br />

1. Diagnose eines Parkinson Syndroms<br />

durch Feststellung von<br />

Akinese/Bradykinese:<br />

Verlangsamung bei der Durchführung willkürlicher<br />

Bewegungen, Abnahme der<br />

Amplitude bei repititiven Bewegungen in<br />

Kombination mit mindestens einem der<br />

folgenden Symptome:<br />

• Rigor<br />

• Ruhetremor<br />

• Posturale Instabilität, die nicht durch visuelle,<br />

vestibuläre, zerebelläre oder propriozeptive<br />

Störungen verursacht wird<br />

2. Vorhandensein unterstützender<br />

Kriterien<br />

• Einseitiger Beginn und Asymmetrien im<br />

Krankheitsverlauf<br />

• Ruhetremor<br />

• Positives Ansprechen auf L-Dopa<br />

• Auftreten von L-Dopa induzierten choreatischen<br />

Dyskinesien<br />

3. Fehlen von Ausschlusskriterien<br />

für die klinische Diagnose einer<br />

Parkinson-Krankheit<br />

• Behandlung mit Neuroleptika oder Exposition<br />

gegenüber anderen Medis bzw. Toxinen,<br />

die unter Verdacht stehen, Parkinson<br />

auszulösen (zum oder um den Zeitpunkt<br />

des Beginns der Symptomatik)<br />

• Strukturelle Veränderungen der Basalganglien<br />

nachgewiesen<br />

• Rezidivierende ischämische Insulte assoziiert<br />

mit Verschlechterung der Symptome<br />

• Wiederkehrende SHT in der Vorgeschichte<br />

• Enephalitis in der Vorgeschichte<br />

• Remissionen über längere Zeiträume<br />

4. Warn-Symptome, die auf ein<br />

atypisches Parkinson Syndrom<br />

hinweisen könnten sein:<br />

• Nichtansprechen auf hohe Dosen L-Dopa<br />

(1000 mg/Tag)<br />

• Frühzeitig auftretende Störungen des<br />

vegetativen NS: Synkopen, Impotenz, Urininkontinenz<br />

• Zerebelläre Zeichen<br />

• Positives Babinski Zeichen<br />

• Antecollis<br />

• Supranukleäre vertikale Blickparese<br />

• Frühe Stürze und posturale Instabilität<br />

• Apraxie<br />

• Im ersten Jahr auftretende Demenz<br />

• Im ersten Jahr auftretende fluktuierende<br />

visuelle Halluzinationen<br />

Tatsächlich spricht einiges eher für ein atypisches<br />

Parkinson Syndrom, wie z.B. das<br />

Nichtansprechen auf L-Dopa, oder die frühe<br />

Inkontinenz und Demenz. Auch die relativ<br />

früh auftretenden Stürze bzw. die posturale<br />

Instabilität sind Faktoren, die noch zusätzlich<br />

zu den schon oben genannten fehlenden<br />

Symptomen auffällig erscheinen.<br />

10 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Hydrocephalus<br />

Nach einigen Wochen möchten Herr und<br />

Frau P. sich erneut mit Dir treffen, inzwischen<br />

haben sie eine zweite Meinung eingeholt<br />

und wollen das Ergebnis mit Dir besprechen.<br />

Als Du zu Herrn und Frau P. kommst,<br />

fällt Dir sofort der stark verbesserte Gang<br />

von Herrn P auf, er ist nicht mehr so breitbasig,<br />

kleinschrittig, langsam und unsicher.<br />

Herr P. bedankt sich überschwänglich bei Dir<br />

für die Empfehlung, eine zweite Meinung<br />

einzuholen. So wurde nun ein Normaldruck<br />

Hydrocephalus diagnostiziert. Hierzu recherchierst<br />

du später die wesentlichen Fakten.<br />

Definition Normaldruck<br />

Hydrocephalus<br />

Ein Normaldruck Hydrocephalus tritt im<br />

Erwachsenenalter auf. Kennzeichnend ist,<br />

dass der intrakranielle Druck normal oder<br />

gering erhöht ist. Die Ventrikel sind allerdings<br />

erweitert und es liegt keine erhebliche<br />

kortikale Atrophie vor. Innerhalb des Ventrikelsystems<br />

sind keine Liquorzirkulations-<br />

störungen vorhanden. Kardinalsymptome<br />

sind Gangstörung, Demenz und Inkontinenz<br />

(Kiefer et al. 2012).<br />

Einteilung<br />

Es werden dabei zwei Formen des Normaldruck<br />

Hydrocephalus unterschieden:<br />

Zum einen der primäre (idiopathische)<br />

Normaldruck Hydrozephalus (dieser kommt<br />

v. a. bei älteren Menschen vor) oder der sekundäre<br />

Normaldruck Hydrocephalus, welcher<br />

keinen Altersgipfel aufweist. Die Ursache<br />

für einen Normaldruck Hydrocephalus<br />

können eine Subachachnoidalblutung,<br />

Meningitiden oder ein Schädelhirntrauma<br />

sein. Interessant ist, dass bei 80 % der an<br />

einem Normaldruck Hydrocephalus erkrankten<br />

Patienten das Krankheitsbild nicht diagnostiziert<br />

und somit auch nicht erkannt wird.<br />

Dies ist insofern fatal, dass eine frühzeitig<br />

einsetzende Behandlung die Symptome zu<br />

einem großen Prozentteil reduzieren kann<br />

(Kiefer et al. 2012).<br />

TITELTHEMA<br />

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Symptome<br />

In der folgenden Tabelle werden ausgewählte Symptome beider Krankheitsbilder (Parkinson<br />

vs. Normaldruck Hydocephalus) gegenüber gestellt, damit deutlich wird, inwieweit sie sich<br />

ähneln bzw. wo es Unterschiede gibt.<br />

Idiopathisches Parkinson Syndrom<br />

Kardinalsymptome: Rigor, Tremor,<br />

Bradykines/Akinese, Posturale Instabilität<br />

Demenz eher im fortgeschrittenem Stadium<br />

Gang: Schmalbasig, kleinschrittig, langsam,<br />

am Boden haftend und trippelnd, Start- und<br />

Stoppschwierigkeiten, Körperschwerpunkt<br />

liegt ventral, fehlendes Armpendel<br />

Gangunsicherheiten, Gleichgewichtsstörungen<br />

Normaldruck Hydrocephalus<br />

Kardinalsymptome (Hakim Trias):<br />

Gangstörung, (Drang)Inkontinenz, Demenz<br />

Demenz im frühen Stadium<br />

Gang: Breitbasig, langsam, kleinschrittig,<br />

am Boden haftend und trippelnd, verkürzte<br />

Schrittlänge und erhöhte Schrittzahl (Wolfsegger<br />

et al. 2011), Start und Stoppschwierigkeiten,<br />

Körperschwerpunkt liegt ventral<br />

Gangunsicherheiten, Gleichgewichtsstörungen<br />

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Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinsetzen<br />

und Drehen um die eigene Achse<br />

Freezing<br />

Freezing<br />

Arme beim Gehen in leichter Abduktion<br />

(Wolfsegger et al. 2011)<br />

Bradykinese i.d.R. komplett, d.h. obere,<br />

untere Extremität und Rumpf<br />

Ruhetremor<br />

Arme beim Gang in vermehrter Abduktion<br />

(Wolfsegger et al. 2011)<br />

Bradykinese v.a. der unteren Extremität (da die<br />

Ventrikelnahen Bereiche der Pyramidenaxone<br />

für die untere Extremität zuständig sind)<br />

Kein Ruhetremor<br />

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SGN 2.A31.1<br />

Weiter geht es auf der nächsten Seite<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 11


TITELTHEMA<br />

Diagnose und Therapie<br />

Auf die Frage nach den durchgeführten Untersuchungen<br />

antwortet Herr P., dass bei einem<br />

bildgebenden Verfahren des Schädels<br />

nur dezent erweiterte Ventrikel dargestellt<br />

wurden. Zusätzlich wurde ein sogenannter<br />

Spinal Tap Test durchgeführt. Dabei wird im<br />

Rahmen einer Lumbalpunktion Liquor abgelassen<br />

und sowohl vor als auch nach der<br />

Lumbalpunktion ein 10 m Gehtest durchgeführt.<br />

Bei diesem Test zeigten sich nach der<br />

Liquorentlastung deutliche Verbesserungen.<br />

Daher kann die Diagnose eines Normaldruck<br />

Hydrocephalus als gesichert angenommen<br />

werden. Nach Kiefer et al. (2012) sollten<br />

sich die Symptome, wie z. B. die Anzahl der<br />

Schritte und die gebrauchte Zeit, dabei um<br />

mindestens 20–30 % verbessert haben.<br />

Ähnlich verläuft dann auch die Therapie.<br />

War der Spinal Tap Test erfolgreich, kann als<br />

Therapie die Implantation eines Ventrikuloperitonealen<br />

Shunts erfolgen. Hierdurch<br />

wird der überschüssige Liquor über ein Ventil<br />

in den Bauchraum abgeleitet.<br />

Sind die Symptome noch nicht zu weit fortgeschritten,<br />

kann es bei 70–90 % der operierten<br />

Patienten zu anhaltenden klinischen<br />

Verbesserungen kommen (Kiefer et al. 2012)<br />

Dies wurde in Nachbeobachtungszeiträumen<br />

zwischen einem und sieben Jahren<br />

evaluiert.<br />

In der S1 Leitlinie Normaldruck Hydrocephalus<br />

der deutschen Gesellschaft für<br />

Neurologie werden folgende Prädiktoren für<br />

ein positives Ergebnis nach Shunt Operation<br />

beschrieben (DGN 2012):<br />

• »Die Gangstörung steht im Vordergrund<br />

der Symptome.«<br />

• »Die Gangstörung hat sich vor den kognitiven<br />

Defiziten entwickelt.«<br />

• »Die kognitiven Defizite bestehen noch<br />

nicht lange.«<br />

• »Im cCt hat sich noch keine kortikale Atrophie<br />

gezeigt.«<br />

• »Nur eine leichtgradige Erweiterung der<br />

Ventrikel ist vorhanden.«<br />

• »Es liegen keine Anzeichen einer subkortikalen<br />

vaskulären Enzephalopathie vor.«<br />

Herr und Frau P. sind sehr erfreut über den<br />

positiven Verlauf, den die Symptome nun<br />

genommen haben. Herr P. kann wieder in<br />

seinem sozialen Umfeld aktiv sein und ist<br />

sehr erleichtert. Er betont nochmal, dass er<br />

den Anstoß zum Einholen einer Zweitmeinung<br />

als sehr hilfreich empfunden hat und<br />

froh darüber ist, dass er sich mit der richtigen<br />

Diagnose und der damit hilfreichen<br />

Therapie wieder wohl in seiner Haut fühlt.<br />

Literatur<br />

DGN (2012): Normaldruckhydrozephalus. Entwicklungsstufe:<br />

S1. Zugriff am 22.10.<strong>2016</strong>: http://www.<br />

awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-063l_S1_Normaldruckhydrozephalus_2012_1.pdf<br />

DGN et al. (<strong>2016</strong>): Leitlinie Parkinson: Idiopathisches<br />

Parkinson Syndrom Entwicklungsstufe: S3. Zugriff am<br />

22.10.<strong>2016</strong>: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-010k_S3_Parkinson_Syndrome_Idiopathisch_<strong>2016</strong>-06.pdf<br />

Kiefer M., Unterberg A. (2012): The differential<br />

diagnosis and treatment of normal-pressure hydrocephalus.<br />

Dtsch Arztebl Int 109(1–2): 15–26.<br />

Wolfsegger T., Rotaru I., Topakian R., Aichner F. T.,<br />

Schwameder H. (2011): A Comparative Biomechanical<br />

Gait Analysis of Idiopathic Parkinson’s Disease and<br />

Normal Pressure Hydrocephalus. Akt Neurol 38(06):<br />

292–297.<br />

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12 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Fotolia © adrian_ilie825<br />

TITELTHEMA<br />

WORKSHOP<br />

PARKINSON<br />

SYNDROM<br />

Physiotherapeutische Behandlung bei Morbus Parkinson:<br />

Aktuelle Therapieempfehlungen<br />

Text: Sarah Klamroth<br />

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende<br />

neurologische Erkrankung, bei der<br />

bestimmte Zellbereiche im Gehirn nach und<br />

nach absterben. Dies betrifft vor allem die<br />

Nervenzellen, welche für die Steuerung von<br />

Bewegungsabläufen zuständig sind. Daraus<br />

ergeben sich auch die vier Hauptsymptome<br />

der Parkinsonerkrankung: Bewegungsarmut<br />

(Bradikinese), Muskelzittern (Tremor), Muskelstarre<br />

(Rigor) und Gang- und Gleichgewichtsstörungen<br />

(Posturale Instabilität). Die<br />

Beschwerden der Patienten sind zwar sehr<br />

vielfältig (u. a. Sprach-/Schluckstörungen,<br />

Kreislaufstörungen, Magen-Darm-Störungen,<br />

psychische Störungen), jedoch stehen<br />

die motorischen Störungen im Vordergrund<br />

und sind damit auch im Fokus der <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlung.<br />

Wirksamkeit und<br />

Empfehlung<br />

Die Physiotherapie verfügt bekanntermaßen<br />

über eine sehr breite Palette an Maßnahmen<br />

und Techniken. Da Parkinsonpatienten<br />

eine große Symptomvielfalt mit sich<br />

bringen, werden bei diesem Krankheitsbild<br />

auch viele verschiedene <strong>physio</strong>therapeutische<br />

Maßnahmen angewendet. Leider<br />

gibt es keine umfassende Untersuchung,<br />

die aufzeigt, welche Maßnahmen Physiotherapeuten<br />

in Deutschland tatsächlich in<br />

der täglichen Praxis zur Behandlung von<br />

Parkinsonpatienten anwenden. Allerdings<br />

gibt es zahlreiche Studien, die sich mit der<br />

Wirksamkeit der einzelnen Behandlungstechniken<br />

bei Morbus Parkinson beschäftigen.<br />

Tomlinson und seine Kollegen (2012)<br />

haben zu diesem Thema eine sehr gute<br />

Übersichtsarbeit angefertigt, bei der die Ergebnisse<br />

von 39 Studien zusammengefasst<br />

wurden. Das Fazit für die Physiotherapie fällt<br />

insgesamt positiv aus, denn die Übersichtsarbeit<br />

zeigt, dass sich Gehfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit,<br />

Mobilität, der Grad der<br />

Behinderung und Aktivitäten des täglichen<br />

Lebens nach <strong>physio</strong>therapeutischer Behandlung<br />

bei Parkinsonpatienten verbesserten.<br />

Die angewandten Maßnahmen reichten dabei<br />

von klassischen <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Techniken (u. a. Krankengymnastik mit und<br />

ohne Gerät, Manualtherapie, PNF) bis hin<br />

zu körperlichem Training, Laufbandtraining,<br />

»Cueing« (Training mit Hilfe akustischer/<br />

visueller/taktiler Trigger) und Tanz. Interessanterweise<br />

war aber keine der Techniken<br />

hinsichtlich des Therapieeffektes überlegen,<br />

so dass die Autoren keine Empfehlung abgeben<br />

konnten, welche Maßnahmen am<br />

besten wirken. Alles in allem haben alle untersuchten<br />

Behandlungstechniken ähnlich<br />

positive Effekte, und keine Behandlungstechnik<br />

war deutlich wirksamer als die anderen.<br />

Auch die aktuelle S3-Leitlinie (Deutsche<br />

Gesellschaft für Neurologie <strong>2016</strong>) zur Diagnostik<br />

und Therapie von Morbus Parkinson<br />

spricht sich, basierend auf den aktuellen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen, klar für<br />

<strong>physio</strong>therapeutische Maßnahmen aus. Inhalte<br />

der Behandlung sollten demnach vor<br />

allem Gang- und Gleichgewichtstraining,<br />

Kraft- und Dehnübungen, aerobes Training,<br />

Mobilitätstraining und Sturzprävention sein.<br />

Auch hier können keine klaren Empfehlungen<br />

abgegeben werden, welche Technik die<br />

effektivste ist. Vielmehr weisen die Autoren<br />

darauf hin, dass der Therapeut aus dem<br />

breiten Spektrum an Methoden diejenigen<br />

auswählt, die den Bedürfnissen des Patienten<br />

gerecht werden. Zur Veranschaulichung<br />

zwei Beispiele aus der Praxis: Hat ein Patient<br />

primär Probleme mit der Bewegungsinitiierung<br />

(»Freezing«) so kann beispielsweise<br />

»Cueing« mit Hilfe akustischer Signale sehr<br />

hilfreich sein. Berichtet ein Patient aber beispielsweise,<br />

dass er im Alltag auch starke<br />

konditionelle Probleme hat, so sollte auch<br />

ein aerobes Training durchgeführt werden,<br />

welches idealerweise auch noch funktionsorientiert<br />

ist (z. B. Laufbandtraining, Nordic<br />

Walking).<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 13


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Tai Chi kann die Gleichgewichtsfähigkeit stärken.<br />

Posturale Instabilität<br />

Da die posturale Instabilität der Parkinsonpatienten<br />

das Sturzrisiko erhöht, sollte bei<br />

der <strong>physio</strong>therapeutischen Behandlung ein<br />

besonderes Augenmerk auf der Verbesserung<br />

der Geh- und Gleichgewichtsfähigkeit<br />

liegen. Hinzu kommt, dass die gängigen<br />

Parkinsonmedikamente (L-Dopa) und ein<br />

operativer Eingriff (tiefe Hirnstimulation) die<br />

Gleichgewichtsfähigkeit kaum verbessern<br />

können. Im Gegenteil, die Langzeitbehandlung<br />

mit Dopamin verschlechtert sogar oftmals<br />

die posturale Stabilität der Patienten<br />

(Poewe 2009). Auch hier gibt es einige aktuelle<br />

Literaturübersichtsarbeiten, die zeigen,<br />

dass spezifisches Gleichgewichts- und<br />

Sturztraining (Allen et al. 2011, Klamroth et<br />

al. <strong>2016</strong>a, Canning et al. 2014), aber auch<br />

Tai Chi (Yang et al. 2014) und Tanz (Sharp<br />

und Hewitt 2014) die posturale Stabilität von<br />

Parkinsonpatienten verbessern. Es scheint<br />

demnach nicht die »eine« Technik zu geben,<br />

die die Gleichgewichts- und Gehfähigkeit<br />

bei Parkinson verbessert. Vielmehr sollte<br />

das Training einen hohen Schwierigkeitsgrad<br />

aufweisen und gezielt einzelne Komponenten<br />

des Gleichgewichts (statisches/dynamisches/reaktives<br />

Gleichgewicht) ansprechen.<br />

Am effektivsten gelingt das mit Methoden<br />

wie Tai Chi, Tanz und klassischen Gleichgewichtsübungen<br />

(Klamroth et al. <strong>2016</strong>a). Behandlungsmaßnahmen<br />

wie Aerobic Training,<br />

Kraftübungen oder Radfahren sind eher unterstützend<br />

anzuwenden und haben keinen<br />

direkten Effekt auf die posturale Stabilität.<br />

Heimübungsprogramme mit gemischten<br />

Übungen sind aufgrund ihrer geringen Spezifität<br />

zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit<br />

nicht empfehlenswert. Es wird<br />

vielmehr empfohlen, Gleichgewichtstraining<br />

mit einem hohen Schwierigkeitsgrad mit<br />

Hilfe therapeutischer Anleitung durchzuführen<br />

(Canning et al. 2014).<br />

Neue Therapieverfahren<br />

Basierend auf diesen aktuellen Erkenntnissen<br />

werden immer neue Therapieverfahren<br />

entwickelt, welche ein optimales Training<br />

der Geh- und Gleichgewichtsfähigkeit ermöglichen<br />

sollen. Diese neuen Interventionen<br />

kombinieren häufig ein Gangtraining<br />

mit zusätzlichen Anforderungen an das<br />

Gleichgewichtssystem. Da die Wirksamkeit<br />

und Umsetzbarkeit des Laufbandtrainings<br />

bei Parkinsonpatienten bereits sehr gut<br />

untersucht ist (Mehrholz et al. 2010), findet<br />

das Gangtraining meist auf dem Laufband<br />

statt. Zusätzlich müssen die Patienten<br />

Hindernisse in einer virtuellen Realität<br />

überwinden (Leinwand vor Laufband oder<br />

Hindernisse mittels Lichtstrahlen direkt auf<br />

die Laufbahn projiziert) (Hak et al. 2013),<br />

plötzliche Geschwindigkeitsänderungen des<br />

Laufbandes ausgleichen (provozieren von<br />

stolpern/stürzen) (Lurie et al. 2013) oder sich<br />

an kleine 3-dimensionale Auslenkungen der<br />

Lauffläche anpassen (simulieren des Gehens<br />

auf unebenem Untergrund) (Klamroth et al.<br />

<strong>2016</strong>b). Diese Therapieverfahren sind in der<br />

Fotolia © ASK-Fotografie<br />

14 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

Umsetzung häufig sehr aufwendig und daher<br />

weniger für einzelne Physiotherpieeinrichtungen<br />

geeignet. Sie haben primär einen<br />

experimentellen Charakter und dienen<br />

dem besseren Verständnis von motorischem<br />

Lernen und damit der Optimierung <strong>physio</strong>therapeutischer<br />

Behandlungstechniken.<br />

Trotz der gut belegten Wirksamkeit <strong>physio</strong>therapeutischer<br />

Behandlungstechniken<br />

bleiben noch einige offene Fragen, die zukünftig<br />

mit Hilfe qualitativ hochwertiger<br />

Studien beantwortet werden müssen. So<br />

wurden beispielsweise die positiven Effekte<br />

nach <strong>physio</strong>therapeutischer Behandlung nur<br />

über einen kurzen Zeitraum von wenigen<br />

Wochen (manchmal Monaten) beobachtet.<br />

Demnach bleibt offen, welche langfristigen<br />

Auswirkungen ein Training auf den Verlauf<br />

der Parkinsonerkrankung nimmt. Die<br />

S3-Leitlinie (Deutsche Gesellschaft für Neurologie<br />

<strong>2016</strong>) empfiehlt die Durchführung<br />

<strong>physio</strong>therapeutischer Behandlungen über<br />

den gesamten Krankheitsverlauf und diese<br />

bereits im frühen Stadium der Erkrankung zu<br />

beginnen. Jedoch ist bislang unklar, für welches<br />

Krankheitsstadium welche Maßnahme<br />

und vor allem mit welcher Dosis (Intensität,<br />

Häufigkeit, Dauer) zu empfehlen ist. Darüber<br />

hinaus sind viele Techniken für die Einzeltherapie<br />

von Patienten ausgelegt. Jedoch<br />

gibt es viele Trainingsformen, die auch in der<br />

Gruppentherapie umgesetzt werden können,<br />

welche viele andere positive Begleiteffekte<br />

(soziale Kontakte, Austausch mit<br />

anderen Patienten, gegenseitiges Lernen)<br />

mit sich bringt. Interessant ist daher auch<br />

die Frage ob eine Eins-zu-Eins Therapie oder<br />

eine Gruppentherapie zu bevorzugen ist.<br />

Fazit für die Praxis<br />

• Physiotherapeuten steht ein breites Spektrum<br />

an wirksamen Maßnahmen zur<br />

Behandlung von Morbus Parkinson zur<br />

Verfügung (z. B. Krankengymnastik, körperliches<br />

Training, gerätegestütztes Training,<br />

Tanz, Tai Chi)<br />

• Bislang gibt es keinen Beleg dafür, dass eine<br />

bestimmte Behandlungstechnik wirksamer<br />

ist als andere. Vielmehr sollte der Therapeut<br />

entsprechend den Bedürfnissen/<br />

Beschwerden des Patienten eine individuelle<br />

Kombination verschiedener Maßnahmen<br />

zusammenstellen<br />

• Aufgrund des erhöhten Sturzrisikos von<br />

Parkinsonpatienten sollte ein besonderer<br />

Fokus auf der Verbesserung der Gleichgewichts-<br />

und Gehfähigkeit (posturale Stabilität)<br />

liegen<br />

• Übungen, die gezielt einzelne Komponenten<br />

des Gleichgewichtssystems ansprechen<br />

(statisch, dynamisch, reaktiv)<br />

und einen hohen Schwierigkeitsgrad besitzen,<br />

wirken sich besonders positiv auf<br />

die posturale Stabilität aus (z. B. klassische<br />

Gleichgewichtsübungen, Tanz, Tai Chi)<br />

• Gleichgewichtstraining und Sturzprävention<br />

sollte nur unter therapeutischer Anleitung<br />

und Aufsicht stattfinden<br />

• Neuere Therapieverfahren fokussieren sich<br />

vor allem auf eine Kombination von Gangund<br />

Gleichgewichtstraining (verschiedene<br />

Formen von Laufbandtraining)<br />

• Viele Techniken lassen sich auch gut in<br />

Form einer Kleingruppe von Patienten umsetzen,<br />

was viele positive Nebeneffekte<br />

hat und vor allem für Abwechslung in der<br />

(Langzeit-)Therapie sorgt<br />

Literatur<br />

Allen N.E., Sherrington C., Paul S.S., Canning C.G. (2011): Balance and falls in Parkinson’s disease: a meta-analysis of<br />

the effect of exercise and motor training. Mov Disord. 26: 1605–1615.<br />

Canning C.G., Paul S.S., Nieuwboer A. (2014): Prevention of falls in Parkinson’s disease: a review of fall risk factors and<br />

the role of physical interventions.Neurodegener Dis Manag. 4: 203–221.<br />

Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.) (<strong>2016</strong>): S3-Leitlinie Idiopathisches Parkinson-Syndrom.<br />

Hak L., Houdijk H., Steenbrink F., Mert A., van der Wurff P.J., Beek P., et al. (2013): Stepping strategies for regulating<br />

gait adaptability and stability. J. Biomech. 46 (5): 905–911.<br />

Klamroth S., Steib S., Devan S., Pfeifer K.(<strong>2016</strong>a): Effects of Exercise Therapy on Postural Instability in Parkinson Disease:<br />

A Meta-analysis. J Neurol Phys Ther. 40(1): 3–14.<br />

Klamroth S., Steib S., Gaßner H., Goßler J., Winkler J., Eskofier B., Klucken J., Pfeifer K. (<strong>2016</strong>b): Immediate effects of<br />

perturbation treadmill training on gait and postural control in patients with Parkinson's disease. GaiPos. 50: 102–108.<br />

Lurie J.D., Zagaria A.B., Pidgeon D.M., Forman J.L., Spratt K.F. (2013): Pilot comparative effectiveness study of surface<br />

perturbation treadmill training to prevent falls in older adults. BMC Geriatr. 13: 49.<br />

Mehrholz J., Friis R., Kugler J., Twork S., Storch A., Pohl M. (2010): Treadmill training for patients with Parkinson’s<br />

disease. Cochrane Database Syst. Rev. 1.<br />

Poewe W. (2009): Clinical measures of progression in Parkinson’s disease. MovDisord. 24(Suppl 2): 671–676.<br />

Sharp K., Hewitt J. Dance as an intervention for people with Parkinson’s disease: a systematic review and meta-analysis.<br />

Neurosci Biobehav Rev. 2014;47:445–456.<br />

Tomlinson CL, Patel S, Meek C, et al. Physiotherapy versus placebo or no intervention in Parkinson’s disease. Cochrane<br />

Database Syst Rev.2012;7:CD002817.<br />

Yang Y, Li X., Gong L., Zhu Y., Hao Y. (2014): Tai Chi for improvement of motor function, balance and gait in Parkinson’s<br />

disease: a systematic review and meta-analysis. PLoS One. 9(7): e102942.<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 15


VORGESTELLT<br />

In dieser Rubrik stellen wir Euch interessante Menschen vor, die vor einigen Jahren,<br />

genauso wie Ihr jetzt, ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht haben<br />

oder die in ihrer Arbeit viel mit Physiotherapeuten zu tun haben. Außerdem berichten<br />

für Euch Physioschüler und -studenten von ihrer Schule oder Hochschule.<br />

Auch Ihr könnt Eure Ausbildungsstelle ins Rampenlicht rücken, wenn Ihr glaubt,<br />

dass von Eurer Schule oder Hochschule jeder mal gehört haben sollte! Da wir<br />

immer mit vielen Disziplinen zusammenarbeiten, darf natürlich bei »Vorgestellt«<br />

auch der Einblick in andere Berufsgruppen nicht fehlen! Freut Euch also auf interessante<br />

Menschen der Physiotherapie, interdisziplinäre Einblicke und die bunte<br />

Welt der Physioschulen und Hochschulen.<br />

Steckbrief<br />

Claudia<br />

Barthel M.Sc.<br />

INTERVIEWS | LEUTE<br />

CLAUDIA BARTHEL<br />

Text: Noëmi Hagemann<br />

Physiotherapeutin<br />

Bachelorstudium<br />

Physiotherapie an der<br />

HAWK Hildesheim<br />

Masterstudium Rehabilitationswissenschaften<br />

und Physiotherapie an<br />

der KU Leuven (Belgien)<br />

Aktuell Promotion an<br />

der Radboud Universität<br />

Nijmegen (Niederlande)<br />

l Nachdem Sie einige Zeit an der Uniklinik in Marburg gearbeitet haben, haben Sie<br />

sich noch einmal für ein Masterstudium an der KU Leuven, Belgien, entschieden.<br />

Wie kam das?<br />

l An der Uniklinik war ich immer ganz nah an Forschungsprojekten von Ärzten, allerdings<br />

gab es keine Forschung in unserer Physiotherapieabteilung. Das fand ich schade.<br />

Ich wusste, dass es in anderen Ländern üblich ist, neben der klinischen Arbeit auch zu<br />

forschen, so zum Beispiel in Belgien oder den Niederlanden. Ich wollte vom Beispiel<br />

der anderen Länder lernen, um dieses Wissen dann nach Deutschland zu bringen. Am<br />

Master in Leuven hat mich auch gereizt, dass es möglich ist, eine Spezialisierung zu<br />

wählen, in meinem Fall Neurologie.<br />

l Ihr Spezialthema ist die Neurologie und dort insbesondere die Erkrankung<br />

Morbus Parkinson. Was treibt Sie in der Arbeit mit Menschen mit Morbus Parkinson<br />

besonders an?<br />

l Morbus Parkinson ist eine chronische Erkrankung, deren Ursache nicht bekannt ist und<br />

für die es bisher auch noch keine Heilung gibt. Bisher werden nur die Symptome der<br />

Krankheit behandelt. Gerade im Bereich Rehabilitation sind die Personen mit Parkinson<br />

unheimlich dankbar, wenn es neue Behandlungsmöglichkeiten gibt, um den Alltag zu<br />

erleichtern und wieder besser am Leben teilzuhaben. Durch unsere Forschung ermöglichen<br />

wir es den Erkrankten, wieder mehr Lebensqualität zurück zu gewinnen und ihr<br />

Leben selber in die Hände zu nehmen.<br />

l Nach Ihrem Masterabschluss an der KU Leuven haben Sie eine Promotion<br />

begonnen. Worum geht es in Ihrer Doktorarbeit?<br />

l<br />

l Der Schwerpunkt meiner Doktorarbeit liegt in der Erforschung des Symptoms »Freezing<br />

of Gait« (FOG) bei Morbus Parkinson, insbesondere die Ursache, die Behandlung und<br />

die Provokation von FOG. FOG ist ein Symptom, welches als eine der Hauptursachen<br />

für Gangprobleme gilt. FOG wird beschrieben als ein Gefühl, dass die Füße am Boden<br />

festkleben. Dies kann einige Sekunden, aber auch Minuten andauern. Während meiner<br />

Promotion war ich an vielen Studien beteiligt: zum Beispiel an einer Studie mit einem<br />

16 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

Laufrad für Erwachsene, bei der wir gezeigt haben, dass Patienten mit FOG, welche<br />

das Laufrad benutzen, weniger oder sogar kein FOG mehr haben als Patienten ohne<br />

Laufrad. So ein Laufrad könnte in Zukunft Menschen helfen, wieder am Alltag teilzuhaben<br />

und selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Eine andere Studie beschäftigt<br />

sich mit dem visuellen »Cueing« mit einem Laserschuh, um FOG zu verhindern oder zu<br />

vermeiden. Im Ganglabor unter kontrollierten Bedingungen konnten wir die Wirksamkeit<br />

des Schuhs schon beweisen, nun ist abzuwarten, ob wir dies auch im Alltag zeigen<br />

können.<br />

Heller-Skripte<br />

zur Prüfungsvorbereitung<br />

l Welchen Nutzen stellen Ihre Ergebnisse für die Praxis und Forschung dar?<br />

l Ein Teil meiner Forschungsergebnisse kann direkt in die Praxis umgesetzt werden, was<br />

auch mit dem Laufrad bei uns in der Uniklinik in Nijmegen (Niederlande) schon passiert<br />

ist. Wir sind sehr daran interessiert, dass die Forschungsergebnisse auch in der Praxis<br />

Anwendung finden und veröffentlichen unsere Ergebnisse in Fachzeitschriften und auf<br />

Konferenzen, wie zum Beispiel dem Weltkongress für Physiotherapie. Unsere Ergebnisse<br />

sind auch sehr relevant für die Forschung, da sich aus unseren Erkenntnissen oft neue<br />

Fragen ergeben, welche es zu beantworten gilt.<br />

l Was sind aktuell beim ›Freezing of Gait‹ die ›heißen‹ Forschungsfragen?<br />

l Freezing of Gait ist ein viel diskutiertes Thema unter Forschern. Wichtige Fragen sind<br />

unter anderem: Wer bekommt Freezing und wann? Gibt es Faktoren, die Freezing begünstigen?<br />

Welcher Mechanismus im Gehirn ist für das Freezing verantwortlich?<br />

Ein anderes wichtiges Thema ist die Einteilung von Freezing: Welche Formen und Arten<br />

von Freezing gibt es und welche Behandlungsmethoden sind für welche Art von Freezing<br />

anzuwenden?<br />

l Einen Großteil Ihrer Arbeit haben Sie nun in Belgien und den Niederlanden<br />

verbracht – welche Unterschiede in der Ausbildung und der Arbeit haben Sie<br />

im Vergleich zu Deutschland wahrgenommen?<br />

l Ein ganz wesentlicher Unterschied für mich ist die Wertschätzung der Physiotherapie in<br />

der Gesellschaft und auch vom medizinischen Personal. In Belgien und den Niederlanden<br />

gibt es weniger Hierarchien im Klinikalltag und es ist ganz normal, dass ein Physiotherapeut<br />

neben der klinischen Tätigkeit forscht und sich auch während der Arbeitszeit über<br />

neue Studienerkenntnisse fortbildet. Behandlungen werden oft anhand von aktuellen<br />

Leitlinien durchgeführt. Somit fließen immer aktuelle Forschungserkenntnisse in die tägliche<br />

Arbeit mit ein. Mein Eindruck ist auch, dass weniger passiv behandelt und mehr auf<br />

Eigeninitiative der Patienten gesetzt wird. Der Therapeut bestimmt zusammen mit dem<br />

Patienten die Behandlungsziele, Maßnahmen, Dauer und Frequenz der Behandlung. Es<br />

kann also vorkommen, dass ein Patient mit Übungen nach Hause geschickt wird und erst<br />

in 3 Wochen zur Kontrolle wieder einbestellt wird; alles abhängig von den jeweiligen<br />

Behandlungszielen.<br />

l Nachdem Sie Ihre Promotion abgeschlossen haben – wo soll es hingehen?<br />

Haben Sie bestimmte Zukunftspläne oder Projekte, in denen Sie arbeiten und<br />

sich engagieren wollen?<br />

l Nach meiner Promotion will ich nach Deutschland zurückkehren. Sehr gut kann ich mir<br />

vorstellen, weiterhin zu forschen. Gerade in Deutschland ist es wichtig, Präsenz zu zeigen<br />

und als Physiotherapeut im Bereich der Physiotherapie zu forschen.<br />

• Effektiv und<br />

zielgerichtet lernen<br />

• Mit Hinweisen und<br />

wertvollen Tipps zur<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 17


VORGESTELLT<br />

CYBATHLON <strong>2016</strong><br />

MENSCH UND MASCHINE IM WETTKAMPF<br />

VON HEUTE FÜR DEN ALLTAG VON MORGEN<br />

Beide Fotos © AlessandroDellaBella<br />

Text: Tim Bumb<br />

Die Idee<br />

Als ich Anfang des Jahres von einer Kollegin von einer Veranstaltung<br />

erfahren habe, ähnlich den internationalen Paralympics,<br />

welche Menschen mit Prothesen in einem sportlichen Wettkampf<br />

die Möglichkeit bieten soll, die eigenen körperlichen<br />

und aktuell technischen Grenzen unter Beweis zu stellen, klang<br />

dies für mich nach einem Event, das ich nicht verpassen wollte.<br />

Bevor man in der Swiss Arena, dem Veranstaltungsort und<br />

sonstigen Heimatstadion der Eishockeyprofis des EHC Kloten,<br />

eintraf, führte der Weg durch eine kleine Ausstellung zur Geschichte<br />

der Prothesen und Rollstühle. Ausgestellt waren einfache<br />

Modelle des neunzehnten Jahrhunderts aus Holz und<br />

Eisen, bis hin zum modernen batteriebetriebenen Exoskelett.<br />

Letztere ermöglichen als technische Meisterwerke schon jetzt<br />

Menschen mit inkompletter bzw. kompletter Lähmung der<br />

Beine nach Rückenmarksverletzungen, sich wieder in aufrechter<br />

Körperhaltung fortzubewegen. Vor Ort konnte das Modell<br />

ReWalk bestaunt werden, welches Gehbewegungen von bis<br />

zu 2,6 km/h ermöglichen soll. Initiiert werden diese durch eine<br />

elektronisch erfasste Verlagerung des Körperschwerpunktes.<br />

Das deutsche Team, welches den ReWalk nutze, sollte auch<br />

später den Sieg in seiner Kategorie davontragen.<br />

In dem gut besuchten Stadion wurde man als erstes durch<br />

eine traditionelle Albhorngruppe in Empfang genommen, spätestens<br />

jetzt war ich auch gedanklich in der Schweiz angekommen.<br />

Pünktlich um fünf vor zehn wurde der Cybathlon unter<br />

anderem durch Prof. Robert Riener, den Initiator der Veranstaltung,<br />

feierlich eröffnet. Dieser leitet an der ETH Zürich das<br />

Labor für Sensomotorische Systeme und hatte vor vier Jahren<br />

erstmals die Idee, einen Wettkampf zu gestalten, der zeigen<br />

sollte was mit technischen Assistenzsystemen heute bereits<br />

möglich ist. Dies ist auch der grundlegende Unterschied zu<br />

den Paralympics, wie er in einem Interview erläutert: Es gehe<br />

nicht um körperliche Höchstleistungen, sondern das Meistern<br />

von alltagsgerechten Herausforderungen mit Hilfe von neuster<br />

Technologie, was sogar Menschen mit hoher Querschnittslähmung<br />

eine neue Möglichkeit bietet, sich sportlich zu messen.<br />

Vorstellung<br />

Mit einem dröhnenden »three, two, one« ging es mit dem<br />

»Powered Arm Prosthesis Race« in die erste Runde. Wie bei allen<br />

Kategorien, in denen sich die Athleten und ihre Hilfsmittel<br />

beweisen mussten, bestand der Parcours aus sechs verschiedenen<br />

Stationen. Bei dem Wettkampf für Piloten (die offizielle<br />

Bezeichnung der Teilnehmer) mit Armprothesen fühlte ich<br />

mich fast in eine abendliche TV-Gamingshow versetzt: Unter<br />

anderem mussten Puzzleteile mit verschiedenen Griffstücken<br />

positioniert werden, es gab einen »heißen Draht« (einen Metallring<br />

berührungsfrei um einen verschlungenen Draht führen),<br />

ein Tisch musste gedeckt werden und sogar Wäsche inkl.<br />

schwer zu meisternder Reißverschlüsse lag zum Aufhängen<br />

bereit. Um den Piloten eine ausreichende Herausforderung zu<br />

geben, durften bestimmte blau markierte Objekte nur mit der<br />

Prothese berührt werden. Bei diesem ersten Wettkampf wurde<br />

deutlich, wie viel Herausforderung das Wechseln einer Glühbirne<br />

oder das Schneiden einer Scheibe Brot für Menschen<br />

mit Armprothesen sein kann. Interessant war es ebenso, die<br />

unterschiedlichen Arten von Prothesen zu erleben. Beispielsweise<br />

trat das kanadische Team »M.A.S.S. Impact« mit der<br />

handelsüblichen Handprothese »bebionic« der Firma Steeper<br />

an, für die sie allerdings ein eigenes Steuersystem entwickelt<br />

haben. So ermöglicht dieses auch Rotationen der Hand um die<br />

eigene Achse am Unterarm.<br />

18 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

© AlessandroDellaBella<br />

© Nicola Pitaro<br />

© AlessandroDellaBella<br />

© Nicola Pitaro<br />

Als weitere Kategorien konnte man motorisierte Rollstühle<br />

bestaunen, welche sich über unebenes Terrain wälzten und<br />

teilweise sogar noch an wenigen Treppenstufen ihren Meister<br />

fanden. Jedes schier noch so unüberwindbare Hindernis<br />

wurde von tosendem Beifall und Anfeuerungsrufen<br />

des Publikums begleitet. Selbst als die<br />

offizielle Zeit zu Ende war und die Piloten<br />

mit der Technik und ihren letzten Kräften<br />

rangen, riss das Jubeln der Zuschauer zu<br />

keinem Zeitpunkt ab. Hierzu trugen auch<br />

die professionelle Moderation von Janine<br />

Geigele, einer bekannten Schweizer Moderatorin,<br />

und die Kommentation von Alex<br />

Oberholzer und Jonas Buchli, Professor für<br />

Robotik, an der ETH bei.<br />

Ohne Pause ging es weiter. Während die Hindernisse<br />

für die nächste Kategorie umgebaut wurden, konnte man Piloten<br />

mit gedankengesteuerten Avataren in einem Computerspiel<br />

gegeneinander antreten sehen. Das sogenannte BCI<br />

(Brain-Computer-Interface) übermittelt mittels EEG-Ableitung<br />

Gehirnströme an eine Software im Computer, welche diese<br />

in Befehle übersetzt. Beim Wettkampf mussten die Teilnehmer<br />

daran denken, dass der virtuelle Spielcharakter sich dreht,<br />

hüpft, rutscht oder durften an bestimmten Stellen des Spiels<br />

an überhaupt nichts denken, um voran zu kommen. Bei den<br />

Piloten des BCI handelte es sich ausschließlich um Tetraplegiker<br />

wie Supawat Samurpark vom thailändischen Team. Seit er<br />

2006 von einem Unbekannten angeschossen wurde, ist er auf<br />

einen Rollstuhl angewiesen. Zukünftig soll diese Technik das<br />

Steuern von Rollstuhl und anderen Hilfsmitteln ermöglichen.<br />

Spannend fand ich besonders die Exoskelette im Einsatz<br />

zu sehen. Speziell das Modell »VariLeg« von Studierenden der<br />

ETH hätte schon rein optisch einen Sonderpreis verdient gehabt:<br />

Gehhilfen mit blinkenden Lichtern an den Griffen zur<br />

Steuerung verschiedener Gangmodi, große weiße ovale Elemente<br />

seitlich der Beine um die Motoren zu verbergen<br />

und eine Art kleiner weißer Rucksack mit leuchtendem<br />

Schriftzug als Batteriefach. Hier schienen<br />

die Studierenden ein optisches Zeichen setzen<br />

zu wollen. Leider schaffte es das Team nur<br />

auf den fünften Platz, zu groß schienen die<br />

technischen Schwierigkeiten zu sein, mit<br />

denen der Pilot zu kämpfen hatte.<br />

Andere Teilnehmer absolvierten ihre<br />

speziellen Aufgaben mit Beinprothesen oder<br />

steuerten rein über externe elektrische Muskelstimulation<br />

an ihren plegischen Beinen Fahrräder<br />

auf einem Rundkurs. Aufgelockert wurden die Wettkämpfe<br />

durch Auftritte des Künstlers »Stix«. Der Artist und<br />

Tänzer erkrankte mit acht Monaten an Kinderlähmung und<br />

legte eine unglaubliche Show, eine Art Breakdance auf Stützen,<br />

hin.<br />

© AlessandroDellaBella<br />

Fazit und Ausblick<br />

Mit insgesamt 4600 Besuchern und 66 internationalen Teams<br />

war der erste Cybathlon ein voller Erfolg. Die Medienpräsenz<br />

war riesig und europaweit übertrugen Sendeanstalten die<br />

Wettkämpfe. Wenn alles klappt, möchten die Veranstalter in<br />

zwei bis vier Jahren einen weiteren Cybathlon ausrichten. Ich<br />

würde es ihnen wünschen und würde jederzeit wieder hinfahren.<br />

Wer mehr über die Teams, die Kategorien und die Technik<br />

erfahren möchte, findet unter www.cybathlon.ethz.ch alle<br />

weiteren Hintergrundinformationen.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 19


20 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Fotolia © Monika Wisniewska<br />

VORGESTELLT<br />

RETURN TO SPORTS<br />

Inwiefern kann einem Sportler<br />

nach seiner Knieverletzung »grünes Licht«<br />

für die Rückkehr gegeben werden?<br />

Text: Sven Friese<br />

Eine Verletzung im Sport ist nicht nur schmerzhaft, sondern<br />

kann auch in viele Lebensbereiche einschneiden. Sei es beim<br />

Profisportler, bei dem es um die Fortsetzung seiner Karriere<br />

geht, dem Hobbysportler, welcher wieder mit seiner Mannschaft<br />

trainieren und evtl. Siege feiern oder Niederlagen verhindern<br />

möchte, dem Studenten beim Sportstudium, dessen<br />

Sporttauglichkeit kursentscheidend sein kann oder aber auch<br />

dem Hobbyläufer, der Laufen als Ausgleich zum Alltag sieht.<br />

Mit bis zu 18 % aller Sportunfälle ist das Knie mit am meisten<br />

betroffen (Gläser u. Henke 2002). Die Dauer bis zur Wiedereinsatzfähigkeit<br />

danach wird mit unterschiedlichen Zeiten<br />

von 6 bis 9 Monaten angegeben (Thomeé et al. 2011).<br />

Wenn nun ein verletzter Sportler in die <strong>physio</strong>therapeutische<br />

Praxis kommt, wird sich ein routinemäßiges Bild vom<br />

Ausmaß der Verletzung gemacht: Ist die Verletzung akut? Gab<br />

es bereits eine OP oder steht sie bevor?<br />

Neben der Anamnese und dem Befund steht gegebenenfalls<br />

eine Aufklärung und Beratung über die Verletzung an.<br />

Dabei wird die Frage »Wann ist es denn wieder soweit?« innerhalb<br />

der Rehabilitation früher oder später auch dem Physiotherapeuten<br />

gestellt. Doch wie sieht es dann mit einer zuverlässigen<br />

Prognose aus? Bei der Antwort ist natürlich die<br />

Art der Verletzung entscheidend. Doch eine genaue Prognose<br />

kann häufig nur schwer getroffen werden.<br />

Funktionelle Tests – Sprungleistung<br />

Hop Tests<br />

Bei diesem Test erfolgen der Absprung und die Landung mit<br />

dem gleichen Bein.<br />

Reihenfolge:<br />

• Single Hop (Einzelner einbeiniger Sprung auf Distanz)<br />

• Cross-over Hop for Distance (Drei überkreuzte einbeinige<br />

Sprünge auf Distanz)<br />

• Tripple Hop (Drei einbeinige Sprünge hintereinander auf<br />

Distanz)<br />

• 6-meter timed Hop (Einbeinige Sprünge auf Zeit über eine<br />

Distanz von 6 Metern)<br />

Bei den Distanzsprüngen werden vor jedem Test, angefangen<br />

mit der nicht betroffenen Seite, zuerst 3 Probesprünge<br />

gemacht. Anschließend werden 3 gültige Sprünge gemessen<br />

und der Durchschnittswert daraus ermittelt. Die Sprünge werden<br />

als gültig bewertet, wenn die Landung stabil gewesen<br />

ist (mindestens 2 Sekunden stehen bleiben). Bei einem Fehlversuch<br />

wird der Sprung wiederholt. Die Testpersonen sollen<br />

beim Start das Schwungbein hinter die Startmarkierung bewegen.<br />

Nach erfolgreicher Landung wird die Sprungdistanz von<br />

der Startposition bis zur Ferse gemessen (Xergia et al. 2014).<br />

Für die Sprünge auf Zeit wird, so schnell es geht, einbeinig<br />

über eine markierte Strecke von 6 Metern gesprungen.<br />

Gemessen wird die Zeit zwischen dem Zeitpunkt, in dem die<br />

Ferse in der Luft ist und dem Erreichen der Zielmarkierung. <br />

Unabhängig davon, wer letztendlich über das »Go« zum<br />

Comeback das letzte Wort hat (und haben sollte), ist es natürlich<br />

sinnvoll, wenn der Physiotherapeut über messbare Verfahren<br />

verfügt, um dem Patienten und ggf. dessen Eltern, Arzt,<br />

evtl. Manager und Trainer eine <strong>physio</strong>therapeutische Prognose<br />

geben zu können.<br />

In der Literatur wird zur Einschätzung der Sporttauglichkeit<br />

nie nur ein einzelner Test als alleiniges Kriterium verwendet.<br />

Vielmehr wird mit einer Testbatterie gearbeitet, um einen besseren<br />

Eindruck zu erlangen. Relativ häufig werden 4 einbeinige<br />

Sprung-Tests (im engl. »Hop Tests«) verwendet (Adams<br />

et al. 2012, Grindem et al. <strong>2016</strong>, Meyer et al. 2011). Im Folgenden<br />

werden diese Tests beschrieben und kritisch diskutiert.<br />

Single-Leg-Hop-Tests<br />

© Markus Zeller<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 21


VORGESTELLT<br />

Auswertung: Um die Symmetrie des verletzen Beins mit der<br />

unverletzten zu beurteilen, wird nach erfolgreicher Landung<br />

der Sprünge ein Limb Symmetry Index (LSI) berechnet. Dabei<br />

dient die nichtbetroffene Seite als Vergleichsseite. Ein Ergebnis<br />

von mindestens 90 % sollte erreicht werden (Munro u. Herrington<br />

2011).<br />

Limb Symmetry Index (LSI)<br />

Distanzsprünge:<br />

(Durchschnittsweite betroffene Seite /<br />

Durchschnittsweite gesunde Seite)<br />

x 100 % = LSI<br />

Sprünge auf Zeit:<br />

(Durchschnittszeit gesunde Seite /<br />

Durchschnittszeit betroffene Seite)<br />

x 100 % = LSI<br />

Krafttest des M. Quadriceps<br />

Zusätzlich kann auch die isometrische Maximalkraft des<br />

M. quadriceps getestet werden. Dafür ist sicherlich für die<br />

meisten Praxen ein Dynamometer zweckmäßig. Hierbei wird<br />

beim sitzenden Patienten aus 90 Grad Knieflexion der Kraftwert<br />

ermittelt. Im Vergleich zur nichtbetroffenen Seite sollte<br />

im betroffenen M. quadriceps ein Wert von 80 % erreicht werden<br />

(Palmieri-Smith u. Lepley 2015). Werte ab diesem Bereich<br />

können einen Hinweis auf einen angenäherten LSI geben, was<br />

eine höhere Symmetrie im Seitenvergleich bedeutet (Palmieri-<br />

Smith u. Lepley 2015).<br />

Kinematik<br />

Kinematik ist die quantitative Beschreibung<br />

von Gelenkswinkeln oder<br />

von Bewegungen von Körpersegmenten.<br />

Kinematische Systeme werden<br />

in der Ganganalyse benutzt, um die<br />

Position und die Ausrichtung von<br />

Körpersegmenten, die Gelenkswinkel<br />

und die dazugehörenden linearen<br />

und angulären Geschwindigkeiten<br />

und Beschleunigungen aufzunehmen<br />

(Fialka-Moser 2013).<br />

Kinetik<br />

Kinetik ist die quantitative Beschreibung<br />

der Kräfte, die auf ein Gelenk<br />

oder einen Körperteil wirken, d. h.<br />

jener Faktoren, die eine Bewegung<br />

verursachen oder kontrollieren.<br />

Die gebräuchlichste Methode dabei<br />

ist die Messung von Bodenreaktionskräften<br />

mit Hilfe von Kraftmessplatten<br />

(Fialka-Moser 2013).<br />

Güte der Tests<br />

Ein Nachteil der beschriebenen Testverfahren ist jedoch, dass<br />

nicht gemessen werden kann, wie die Kinematik innerhalb<br />

der Funktion abläuft. Selbst wenn ein Sportler nach üblichen<br />

Kriterien ein »grünes Licht« bekäme, würde ein Eindruck zur<br />

Qualität innerhalb einer Bewegung fehlen.<br />

Annäherungen beim LSI korrelieren nach Xergia et al.<br />

(2014) zudem nicht mit der Kinematik und Kinetik der unteren<br />

Extremität. Die Forscher untersuchten 22 Männer 6 bis 9<br />

Monate nach einer Kreuzbandoperation, konnten aber keinen<br />

Zusammenhang zwischen einer Verbesserung des LSI und biomechanischen<br />

Analysen, wie z. B. dem Grad der Knie- oder<br />

Hüftflexion, feststellen (Xergia et al. 2014).<br />

Bezüglich der Reliabilität von Hop Tests haben Hegedus et<br />

al. (2015) eine Übersichtsarbeit publiziert. Das Ergebnis: Kein<br />

Test hat eine zufriedenstellende Validität und Reliabilität, weswegen<br />

die Ergebnisse mit Bedacht interpretiert werden sollten<br />

(Hegedus et al. 2015).<br />

Die Aussagekraft des LSI kann zudem durch die relativ hohe<br />

Rate von Kreuzbandverletzungen des kontralateralen Beines in<br />

Frage gestellt werden (Mueller et al. 2014). In einer Studie von<br />

Paterno et al. (2012) wurden Sportler untersucht, welche nach<br />

einer Pause von 12 Monaten ihre sportliche Tätigkeit wieder<br />

aufnahmen. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Studienteilnehmer<br />

eine 3-mal höhere Wahrscheinlichkeit verzeichneten,<br />

eine Verletzung am kontralateralen Bein zu erlangen.<br />

Fragebogen – IKDC 2000<br />

Womit kann der Zeitpunkt für die Testbatterie in etwa erkannt<br />

werden?<br />

Um überhaupt sicherstellen zu können, ob der Patient für<br />

funktionelle Tests bereit ist, kann ein Fragebogen herangezogen<br />

werden, der International Knee Documentation Committee<br />

2000 Subjective Knee Form (IKDC 2000), ein reliabler<br />

und valider kniespezifischer Fragebogen (Irrgang et al. 2001).<br />

Er dient zur Erfassung von Verbesserungen oder Verschlechterungen<br />

von Symptomen (Schwellungen, Steifigkeit, »giving<br />

way«) sowie Aktivitäten im Alltag (z. B. Treppensteigen) und<br />

zur Durchführungsmöglichkeit von sportlichen Aktivitäten.<br />

Das Testergebnis wird mit dem Ergebnis von nicht-operierten<br />

Menschen im ähnlichen Alter und gleichem Geschlecht<br />

verglichen.<br />

Ein Score unterhalb des Normwertes ist ein Indikator für ein<br />

schlechtes Abschneiden oder nicht Bestehen der funktionellen<br />

Tests. Ein Ergebnis im normalen Bereich lässt jedoch keine<br />

Aussage über ein erfolgreiches Abschneiden der Tests zu. Patienten,<br />

die vor 6 Monaten operiert wurden und im Score ein<br />

Ergebnis im unteren Bereich erreichten, zeigten eine 4-fach<br />

höhere Wahrscheinlichkeit bei der Testbatterie zu versagen.<br />

Gibt es auch nach 12 Monaten ein Ergebnis im unteren Bereich,<br />

ist die Wahrscheinlichkeit um das 4,5-fache höher (Logerstedt<br />

et al. 2014).<br />

22 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

Eine Testbatterie mit mehreren Herausforderungen an die<br />

funktionelle Leistungsfähigkeit sowie an die Kraft der unteren<br />

Extremität, kann bei der Einschätzung für den Zeitpunkt zur<br />

Rückkehr zum Sport in der Reha unterstützend sein. Es macht<br />

Sinn, vorher mit dem Fragebogen IKDC 2000 überhaupt erst<br />

mal abzuklären, inwiefern der Patient sich fähig fühlt.<br />

Fazit<br />

Innerhalb der Rehabilitation eines noch verletzten Sportlers<br />

kann dieser mit gezielten Interventionen wieder zu einer besseren<br />

Leistungsfähigkeit herangeführt werden. Der IKDC 2000<br />

ist geeignet, um dabei die subjektive Einschätzung zum Gesundheitszustand<br />

zu erfragen. Für ein genaueres Bild des Zustandes<br />

sollte das Messen der Kraft des M. quadriceps sowie<br />

die Leistung von einbeinigen Sprüngen jedoch besser in Verbindung<br />

mit biomechanischen Analysen betrachtet werden.<br />

Literatur<br />

Adams D., Logerstedt D.S., Hunter-Giordano A., Axe M.J., Snyder-Mackler L.<br />

(2012): Current concepts for anterior cruciate ligament reconstruction: a criterion-based<br />

rehabilitation progression. J Orthop Sports Phys Ther 42(7): 601–614.<br />

Fialka-Moser V. (2013): Kompendium Physikalische Medizin und Rehabilitation<br />

Diagnostische und therapeutische Konzepte. 3. Aufl., Springer: Vienna.<br />

Gläser H., Henke T. (2002). Sportunfälle – Häufigkeit, Kosten, Prävention. Zugriff<br />

am 29.05.<strong>2016</strong>: http://www.budoten.org/wp-content/uploads/2010/09/<br />

arag-sportunfaelle.pdf.<br />

Hegedus E.J., McDonough S., Bleakley C., Cook C.E., Baxter G.D. (2015): Clinician-friendly<br />

lower extremity physical performance measures in athletes: a systematic<br />

review of measurement properties and correlation with injury, part 1. The<br />

tests for knee function including the hop tests. J Sports Med 49(10): 642–648.<br />

Grindem H., Snyder-Mackler L., Moksnes H., Engebretsen L., Risberg M.A.<br />

(<strong>2016</strong>). Simple decision rules can reduce reinjury risk by 84 % after ACL reconstruction:<br />

the Delaware-Oslo ACL cohort study. Br J Sports Med 50(13): 804–808.<br />

Irrgang J.J., Anderson A.F., Boland A.L., Harner C.D., Kurosaka M., Neyret P.,<br />

Richmond J.C., Shelborne K.D. (2011): Development and validation of the international<br />

knee documentation committee subjective knee form. Am J Sports<br />

Med 5(29): 600–613.<br />

Logerstedt D., Di Stasi S., Grindem H., Lynch A., Eitzen I., Engebretsen L., Risberg<br />

M.A., Axe M.J., Snyder-Mackler L. (2014): Self-reported Knee Function Can<br />

Identify Athletes Who Fail Return to Activity Criteria up to 1 Year after Anterior<br />

Cruciate Ligament Reconstruction. A Delaware-Oslo ACL Cohort Study. J Orthop<br />

Sports Phys Ther 44(12): 914–923.<br />

Mueller L.M., Bloomer B.A., Durall C.J. (2014): Which outcome measures should<br />

be utilized to determine readiness to play after ACL reconstruction? J Sport<br />

Rehabil 23(2): 158–164.<br />

Munro A.G., Herrington L.C. (2011): Between-session reliability of four hop tests<br />

and the agility T-test. J Strength Cond Res 25(5): 1470–1477.<br />

Myer G.D., Schmitt L.C., Brent J.L., Ford K.R., Barber Foss K.D., Scherer B.J.,<br />

Heidt R.S. Jr, Divine J.G., Hewett T.E. (2011): Utilization of modified NFL combine<br />

testing to identify functional deficits in athletes following ACL reconstruction. J<br />

Orthop Sports Phys Ther 41(6): 377–387.<br />

Palmieri-Smith R.M., Lepley L.K. (2015): Quadriceps Strength Asymmetry Following<br />

ACL Reconstruction Alters Knee Joint Biomechanics and Functional Performance<br />

at Time of Return to Activity. Am J Sports Med 43(7): 1662–1669.<br />

Paterno M.V., Rauh M.J., Schmitt L.C., Ford K.R., Hewett T.E. (2012): Incidence of<br />

contralateral and ipsilateral anterior cruciate ligament (ACL) injury after primary<br />

ACL reconstruction and return to sport. Clin J Sport Med 22(2): 116–121.<br />

Thomeé R., Kaplan Y., Kvist J., Myklebust G., Risberg M.A., Theisen D., Tsepis<br />

E., Werner S., Wondrasch B., Witvrouw E. (2011): Muscle strength and hop performance<br />

criteria prior to return to sports after ACL reconstruction. Knee Surg<br />

Sports Traumatol Arthrosc 19: 1798–1805.<br />

Xergia S.A., Pappas E., Georgoulis A.D. (2014): Association of the single-limb<br />

hop test with isokinetic, kinematic, and kinetic asymmetries in patients after<br />

anterior cruciate ligament reconstruction. Sports Health 6 (3): 217–223.<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 23


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Was ist ihre Funktion und wie sehen Faszien überhaupt aus?<br />

Genau an dieser Frage setzt dieses Buch an. Die Autoren führen den Leser bildlich tief in die Welt<br />

der Faszien ein und liefern damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis ihrer Struktur und<br />

Funktion. Für die Visualisierung verwenden sie innovative Techniken der Videoendoskopie. Das<br />

umfängliche Bildmaterial dieses Werkes offenbart den unglaublichen Farb- und Gestaltenreichtum<br />

der Gewebestrukturen „unter der Haut“ des lebenden Organismus sowie ihre permanenten<br />

Bewegungen und Veränderungen, wobei aber immer die grundlegende Stabilität des faszialen<br />

Körpergerüsts gewährleistet wird.<br />

Aus dieser Forschung leitet sich ein bahnbrechendes, wegweisendes und neues Konzept über<br />

lebendiges Gewebe und die Architektur des menschlichen Körpers ab.<br />

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Das Muskelbuch ist ein umfangreicher, ausführlicher<br />

und in dieser Form konkurrenzloser Atlas des menschlichen<br />

Muskelsystems. Alle Muskeln des Bewegungsapparates<br />

sind übersichtlich nach Regionen geordnet und<br />

einzeln dargestellt. Mehr als 800 farbige Abbildungen<br />

illustrieren Lage, Funktion und Untersuchung der einzelnen<br />

Muskeln.<br />

Das didaktische Konzept hat einen hohen Praxisbezug,<br />

ist visuell ansprechend dargestellt und übersichtlich<br />

gestaltet. Kurze, prägnante Beschreibungen und<br />

zahlreiche klinische Verweise bringen die Inhalte auf<br />

den Punkt. Ein besonderes Merkmal sind die Funktionstabellen:<br />

Sie beschreiben die Funktionen der einzelnen<br />

Muskeln im Zusammenspiel mit ihren Synergisten und<br />

Antagonisten. Das Muskelbuch wurde zudem in der<br />

aktuellen Auflage um die wichtigsten Muskeldehntests<br />

und wichtigsten motorischen Nerven erweitert. Die<br />

Muskeldehntests erleichtern es dem Anwender typische<br />

Muskelverkürzungen zu erkennen und zu behandeln.<br />

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Anatomie praktisch begreifen<br />

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und verständlicher Weise nimmt es den Leser mit auf die Reise durch den<br />

Körper und seine unzähligen Strukturen. Zahlreiche Abbildungen bewirken, dass<br />

jeder Schritt zum Erspüren der Strukturen nachvollzogen und sicher durchgeführt<br />

werden kann. Alle Muskeln und Knochen sind zudem übersichtlich in Zeichnungen<br />

dargestellt. Dabei werden Verlauf und Funktion der Strukturen alltagsnah erläutert.<br />

Verweise auf klinische Symptome runden das Gesamtbild ab.<br />

444 Seiten, 1.400 Abbildungen, spiralgebunden, 210 x 273 mm<br />

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Trailguide Bewegung & Biomechanik –<br />

Schritt-für-Schritt Bewegung verstehen<br />

Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine Reise in die Welt der Bewegung:<br />

Die Reise führt Sie unter anderem auf eine Baustelle und ins<br />

Labor, wo Sie selbst Hand anlegen, um die essenziellen Bestandteile<br />

menschlicher Bewegung herzustellen. Am Ende werden Sie einen<br />

beweglichen menschlichen Körper zusammengebaut, seine Funktionsweise<br />

nachhaltig verstanden und ihn weit über die Grenzen der Physiologie<br />

und Biomechanik hinaus analysiert haben. Erstaunlich, vergnüglich und im<br />

Ergebnis überzeugend!<br />

276 Seiten, 980 Abbildungen, Softcover, 210 x 273 mm<br />

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Fachwelt<br />

Physiologie Facts<br />

Kompendium und Repititorium<br />

208 Seiten, 152 Abbildungen<br />

Softcover inkl. Lernposter<br />

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BRAINTUNING<br />

Fotolia © pierluigipalazzi<br />

ESELSBRÜCKEN<br />

Chopart vs. Lisfranc<br />

Plexus brachialis<br />

Merksatz: Axel radelt zur Post<br />

Chopart – proximale Gelenklinie<br />

Lisfranc – distale Gelenklinie der Fußwurzel<br />

N. axillaris und N. radialis<br />

aus Fasciculus posterior.<br />

Lisfranc-Gelenklinie<br />

Chopart-Gelenklinie<br />

Geschwindigkeit<br />

Merksatz: Eines Dings Geschwindigkeit:<br />

Weg durch die verbrauchte Zeit.<br />

Die Geschwindigkeit berechnet sich<br />

aus dem Verhältnis von Weg zu Zeit (v = s/t)<br />

Mitose<br />

Merksatz: Ich pauke Mitose alle Tage.<br />

Bei der Mitose laufen nacheinander<br />

Interphase, Prophase, Metaphase,<br />

Anaphase und Telophase ab.<br />

Chemische Namen der<br />

Vitamine B 1 , B 2 , B 3 , B 6 und B 12<br />

Merksatz: The right night for parties and clubs<br />

B 1 = Thiamin, B 2 = Rib o fl a v i n ,<br />

B 3 = Niacin, B 6 = PALP und B 12 = Cobalamin<br />

Weitere Merksätze findet Ihr unter<br />

www.merkregeln.de<br />

26 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


REFRESHER- UND<br />

PRÜFUNGSFRAGEN<br />

Egal ob man gerade in der Ausbildung steckt, oder diese<br />

schon absolviert hat – man muss als Physiotherapeut<br />

eine ganze Menge wissen. Dabei weiß man häufig gar<br />

nicht mehr, mit was man sich schon alles beschäftigt hat.<br />

?<br />

?<br />

BRAINTUNING<br />

Hier findet Ihr einige Fragen, die in Prüfungen häufig<br />

abgefragt werden und mit denen Ihr testen könnt, was<br />

Ihr noch alles wisst. Die passenden Antworten findet Ihr<br />

in der nächsten Ausgabe des <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>s. Viel Spaß<br />

beim Lösen.<br />

1. Welche Personen sind besonders gefährdet, eine<br />

Patellaluxation zu entwickeln?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

2. Was ist eine Querlage?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

3. Bei welchen Symptomen besteht der Verdacht auf<br />

eine Schädelbasisfraktur?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

4. Nennen Sie vier Symptome der chronisch<br />

venösen Insuffizienz.<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

5. Was kann man von einem zwölf Monate alten Kleinkind<br />

erwarten? Nennen Sie fünf Kriterien.<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

6. Was ist eine Eklampsie?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

7. Definieren Sie den Begriff »Biomechanik«.<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

8. Beschreiben Sie drei Formen der<br />

neuropsychologischen Sprachstörung.<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

9. Was sollen propriozeptiven Einlagen bewirken?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

10. Nennen Sie die 8 Knochen der Handwurzel!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

11. Was versteht man unter »Primärprävention«?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

12. Wann tritt typischerweise ein<br />

Angina Pectoris Anfall auf?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

Übrigens: Viele dieser Fragen stammen<br />

aus dem Heller-Skript, einer Skript-Reihe,<br />

die kurz und bündig die wesentlichen<br />

Themen der einzelnen Fächer<br />

zusammenfasst.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.hellerskripte.de<br />

Damit der Pool an Fragen und Aufgaben immer weiter wachsen kann, brauchen wir Dich!<br />

Schicke uns Fragen, die Dir in Klausuren gestellt wurden, die Du Deinen Vorgängern aus der Nase ziehen konntest<br />

oder die im Dunstkreis geheimer Ordner in deiner Schule kursieren. Schreibe an: anna@hellerskripte.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 27


BRAINTUNING<br />

!<br />

ANTWORTEN<br />

ZUM WISSENSCHECK<br />

DER AUSGABE 2/<strong>2016</strong><br />

In Heft 2/<strong>2016</strong> haben wir Euch einige examensrelevante Fragen<br />

aus den Hellerskripten vorgestellt. Die dazugehörigen Antworten<br />

wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten! Falls Ihr noch<br />

weitere Fragen und Antworten als Lernhilfe benötigt, dann<br />

schaut einfach mal in die Hellerskripte rein!<br />

Mehr Infos unter www.hellerskripte.de<br />

Frage 1:<br />

Nach einem Mamma-Karzinom setzen sich die Metastasen<br />

am häufigsten in der Lunge, dem Skelett und dem ZNS ab.<br />

Frage 2:<br />

Physiologische Bildungsreize der Muskultur sind der Wechsel<br />

von konzentrischer und exzentrischer Kontraktion.<br />

Frage 3:<br />

Die »U9« findet zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr statt.<br />

Frage 4:<br />

Zu einer Ataxie können folgende pathologische Faktoren<br />

führen:<br />

• Kleinhirnläsionen<br />

• Läsionen der extrapyramidalen Bahnen<br />

• Läsionen des Vestibularorgans<br />

• Läsionen der Hinterstrangbahn<br />

Frage 5:<br />

Folgende Symptome können bei einer Marschfraktur<br />

vorhanden sein:<br />

• schleichend beginnender Schmerz nach Belastung<br />

• Schwellung und Erwärmung<br />

• Schmerzen klingen nach der Belastung wieder ab<br />

Frage 7:<br />

Bei der pAVK können folgende Lokalisationstypen mit<br />

entsprechend betroffener Arterie vorkommen:<br />

• Beckentyp: Bauchaorta, Aa. iliacae<br />

• Oberschenkeltyp: A. femoralis<br />

• Unterschenkeltyp: Aa. tibiales, A. fibularis<br />

• Schultergürteltyp: A. subclavia<br />

• Armtyp: A. bracialis, A. axillaris<br />

Frage 8:<br />

Unter einem Empyem versteht man die Eiteransammlung<br />

in einer anatomisch vorgeformten Körperhöhle.<br />

Frage 9:<br />

Ein Pleuraempyem ist eine Eiteransammlung zwischen<br />

der Pleura parietalis und der Pleura viszeralis.<br />

Frage 10:<br />

Folgende unspezifischen Krankheitszeichen können bei<br />

Tumoren beobachtet werden:<br />

• Gewichtsverlust<br />

• Appetitlosigkeit<br />

• Schwäche<br />

• Nachtschweiß<br />

• Leistungsabfall<br />

Frage 6:<br />

Zu Untersuchung der Menisken am Knie können folgende<br />

Tests durchgeführt werden:<br />

• Steinman I: Rotation bei Knieflexion. Schmerzen im<br />

medialen Gelenkspalt durch Außenrotation (Innenmeniskusläsion).<br />

Schmerzen im lateralen Gelenkspalt<br />

durch Innenrotation (Außenmeniskusläsion).<br />

• Steinmann II: Bei Beugung des Kniegelenks wandert der<br />

Druckschmerz von vorne nach hinten.<br />

• Payr-Zeichen: Schmerzen im Schneidersitz (FLEX/AR)<br />

auf der Innenseite des Kniegelenks weisen auf eine Innenmeniskusläsion<br />

hin.<br />

Frage 11:<br />

Unter der »Giggle-Inkontinenz« versteht man den Urinabgang<br />

in Folge von Lachen. Der Blasensphinkter kann<br />

nicht mehr vollständig kontrolliert werden.<br />

Frage 12:<br />

Der Thalamus empfängt alle sensiblen Informationen aus<br />

dem Rückenmark und filtert das Wesentliche aus, was zum<br />

sensiblen Kortex weitergeleitet wird.<br />

www.hellerskripte.de<br />

28 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


BRAINTUNING<br />

ANATOMIE ZUM SAMMELN<br />

M. iliopsoas<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

M. tensor fasciae latae<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 29


BRAINTUNING<br />

Physiologiekarten_Kap.2_v4<br />

19.08.2008 10:35 Uhr Seite 12<br />

2<br />

Blut und Immunsystem Nr. 21<br />

Beschreiben Sie den Lebenszyklus von Erythrozyten.<br />

PHYSIOLOGIEKARTE<br />

Lebenszyklus Erythrozyten<br />

Physiologiekarten_Kap.2_v4 19.08.2008 10:35 Uhr Seite 13<br />

Nr. 21<br />

PHYSIOLOGIEKARTE<br />

Lebenszyklus Erythrozyten<br />

Blut<br />

Knochenmark<br />

Stammzelle<br />

erythroide Vorstufen<br />

Erythropoetin (EPO)<br />

Normoblast<br />

Retikulozyt (kernhaltig)<br />

Erythrozyt (kernlos)<br />

Milz<br />

120 d<br />

Niere<br />

Im Knochenmark reifen die Erythrozyten<br />

aus hämatopoetischen<br />

Stammzellen unter dem Einfluss<br />

zahlreicher Wachstumsfaktoren.<br />

Nachdem ihre kernhaltige Vorstufe,<br />

die Retikulozyten, den Kern ausgestoßen<br />

haben, werden die Erythrozyten<br />

ins Blut ausgeschwemmt.<br />

Nach etwa vier Monaten (120<br />

Tagen) werden sie vor allem in der<br />

Milz, aber auch in Leber und im<br />

Knochenmark, wieder abgebaut.<br />

2<br />

<br />

Fotolia © alphaspirit<br />

30 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Viel Spaß und Erfolg beim<br />

Lesen und Verstehen!<br />

Fotolia © Eric Isselée<br />

SHORTIES PHYSIOLOGIE<br />

BRAINTUNING<br />

Jeder kennt das: Die Ausbildung und das Studium zum Physiotherapeuten<br />

beinhalten vor allem in den Fächern Physiologie, Anatomie<br />

und in den klinischen Fächern zahlreiche sehr komplexe Themengebiete,<br />

die man sich immer wieder durchlesen muss, um sie endlich<br />

zu verstehen. Leider sind in der Fachliteratur die spannenden<br />

und kniffligen Themen auch sehr komplex und langatmig beschrieben.<br />

Deshalb wollen wir Euch gerne ein bisschen unterstützen und<br />

kleine Shorties verzehrfertig servieren. Hier findet Ihr knifflige Themengebiete<br />

häppchenweise kurz und prägnant zusammengefasst.<br />

Alterungsprozesse – Teil 1<br />

Text: Lina Wirtz<br />

Jeder spürt es irgendwann mal und viele wollen dem Prozess<br />

entgegenwirken: das Altern. Vom ersten Tag unseren Lebens<br />

werden wir älter und reifen. Natürlich sind die ersten<br />

Jahre hierbei die spannendsten, denn hier entwickelt das Kind<br />

unter anderem die motorischen Grundlagen, welche das gesamte<br />

Leben beeinflussen. In diesem Artikel soll es jedoch um<br />

den Alterungsprozess in späteren Jahren gehen. Dieser wird<br />

– vor allem beim Anblick von Tabellen rund um den demografischen<br />

Wandel – ein immer größer werdender Schwerpunkt<br />

im Bereich der <strong>physio</strong>therapeutischen Behandlung. In diesem<br />

Artikel wird auf die grundlegenden Theorien und Vorgänge<br />

rund um das Altern eingegangen. In der nächsten Ausgabe<br />

wird dann das Altern organbezogen erläutert.<br />

Um sich an die Physiologie des Alterungsprozesses heranzuarbeiten<br />

und diesen zu verstehen, ist grundlegend erst einmal<br />

festzustellen: »Was ist Altern?«.<br />

Wenn man im Internet nach einer Definition zum Altern<br />

sucht, erhält man beispielsweise Folgendes: »Das Alter ist<br />

eine biometrische Meßgröße, welche die seit dem Zeitpunkt<br />

der Geburt abgelaufene Zeitspanne der Existenz eines Lebewesens<br />

angibt. Das Alter markiert damit gleichzeitig die ungefähre<br />

Position im Lebenszyklus, die durch den <strong>physio</strong>logischen<br />

Prozess der Alterung determiniert ist« (Antwerpes u.<br />

Ostendorf o. D.). Der Alterungsprozess wird auch häufig als<br />

»Biomorphose« bezeichnet und lässt sich in 3 Ebenen und<br />

4 Kriterien kennzeichnen und definieren (Nowakowski 2013).<br />

Hinzukommend wird das Altern noch in das chronologische<br />

Alter (reine Zeitangabe in Bezug auf das Alter eines Individuums)<br />

und das biologische Alter (Angabe in Bezug auf den<br />

körperlichen und Entwicklungs- bzw. Verfallszustand) eingeteilt<br />

(Antwerpes u. Ostendorf o. D.).<br />

Das biologische Alter beschreibt beispielsweise einen körperlichen<br />

Leistungsabfall ab dem 25. Lebensjahr oder das<br />

Nachlassen der kognitiven, intellektuellen Leistung ab dem<br />

40. Lebensjahr.<br />

Der biologische Prozess des Alterns ist durch veränderte<br />

Stoffwechselvorgänge gekennzeichnet. Eine herabgesetzte<br />

Aktivität der Enzyme, Abnahme des Hyaluronsäuregehaltes<br />

(intrazelluläre Matrix enthält weniger Wasser) und Verkalkung<br />

der Gefäße führen unweigerlich zum Einsetzen des Alterungsprozesses.<br />

Die Enzyme beispielsweise katalysieren in unserem<br />

Körper Veränderungsvorgänge von Substraten. Im Falle dessen,<br />

dass die Aktivität der Enzyme geringer wird, müssen die<br />

Zellen hierfür mehr Energie verwenden (Zalpour <strong>2016</strong>, Antwerpes<br />

o. D.).<br />

Weiter kommt es auf zellulärer Ebene zu punktuellen Schäden<br />

im mikrobiologischen Bereich. Diese werden meist verursacht<br />

durch Gifte, die in den Zellstoffwechsel gelangen. Dies<br />

Biomorphose<br />

Drei Ebenen<br />

Vier Kriterien<br />

Der Alterungsprozess ist …<br />

biologisch<br />

sozial<br />

psychisch<br />

irreversibel<br />

schädlich<br />

Quelle: Zalpour <strong>2016</strong><br />

universal<br />

Biologisch und genetisch<br />

vorbestimmt<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 31


BRAINTUNING<br />

SHORTIES PHYSIOLOGIE<br />

Alterungsprozesse – Teil 1<br />

bewirkt einen Funktionsrückgang der betroffenen Zelle, deren<br />

Funktion von anderen Zellen kompensiert werden muss, was<br />

wiederum auf Dauer zu einer Überlastung und zur Apoptose<br />

(Zelltod) führen kann. Zusätzlich spricht man von »Gerontogenen«,<br />

dies sind Langlebigkeitsgene, welche einen Einfluss<br />

auf das Altern haben sollen. Deren Einfluss ist aber noch nicht<br />

weitreichend erforscht.<br />

Theorien<br />

Auf sozialer und psychischer Ebene wurden in den letzten Jahren<br />

etliche Theorien aufgestellt. Die gängigen werden im Folgenden<br />

in Kürze aufgeführt. Diese orientieren sich an Lehr (2007).<br />

Defizit- bzw. Defektmodell<br />

Das Altern ist durch auftretende, funktionelle Defizite und Defekte<br />

gekennzeichnet. In diesem Modell werden die Kriterien<br />

und Rahmenbedingungen des Alterns durch das Aufstellen<br />

von negativen Faktoren beeinflusst.<br />

Disuse-Modell<br />

»Wer rastet, der rostet!«, mit dieser Aussage lässt sich das Modell<br />

sehr gut zusammenfassen. Ein Mensch, der das Gefühlt<br />

hat gebraucht zu werden, bleibt aktiv. Er fühlt sich verpflichtet<br />

und das Erfolgsgefühl, welches durch gelungene Arbeiten einsetzt,<br />

führt u. a. zur Freisetzung von Endorphinen. Hierdurch<br />

fühlt sich der Mensch besser und somit auch aktiver.<br />

Disengagementtheorie<br />

Diese Theorie ist das Gegenteil des Disuse-Modells und hat<br />

das Defizit- bzw. Defektmodell als Grundlage. Durch das Eintreten<br />

in die Lebensphase der Rente oder Pension verlieren<br />

viele ihren Tagesrhythmus und ziehen sich immer mehr zurück.<br />

Sie können sich schlechter bewegen und nicht mehr so<br />

viel leisten wie andere Menschen und sehen sich nicht mehr<br />

als beispielsweise »helfende Hand« in Freizeitvereinen.<br />

Kompetenz- bzw. Kontinuitätsmodell<br />

Der Mensch reflektiert seine vorhandenen Ressourcen und<br />

teilt sich diese ökonomisch ein. Hierdurch nimmt er angemessen<br />

und kontinuierlich am alltäglichen Leben teil.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, das ganze Leben ist ein<br />

Alterungsprozess. Bemerkbar wird dieser jedoch erst, wenn<br />

Symptome auftreten und der Mensch deutlich in seinen Funktionen<br />

eingeschränkt wird.<br />

Literatur<br />

Antwerpes F., Ostendorf, N. (o.D.): Alter. Zugriff am 10.08.<strong>2016</strong>: http://flexikon.doccheck.com/de/Alter.<br />

Antwerpes F. et al. (o.D.): Enzym. Zugriff am 12.08.<strong>2016</strong>: http://flexikon.doccheck.com/de/Enzym.<br />

Lehr U. (2007): Psychosoziale Theorien des Alterns. In: Lehr U. (Hrsg.): Psychologie des Alterns. Quelle & Meyer, Wiebelsheim: 46–72.<br />

Nowakovski H. (2013): Hormone und die Psyche – die Endokrinologie des Alternden Menschen: Fünftes Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Springer-Verlag, Freiburg (Breisgau).<br />

Zalpour C. (<strong>2016</strong>): Alterung des Menschen. In: Zalpour C. (Hrsg.): Für die Physiotherapie – Anatomie und Physiologie. Lehrbuch für Physiotherapeuten, Masseure/medizinische Bademeister<br />

und Sportwissenschaftler. 4. Aufl., Elsevier, München: 111–118.<br />

Bibliografische Angaben<br />

976 Seiten, 2.800 Abbildungen<br />

Hardcover, Format: 220 x 250 mm<br />

3., erweiterte Auflage 2012<br />

€ 39,80<br />

32 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Fotolia © M.Dörr & M.Frommherz<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

TESTS UND ASSESSMENTS<br />

KURZINVENTAR INTRINSISCHE<br />

MOTIVATION (KIM)<br />

Text: Silke Wolf<br />

Das Gelingen einer aktiven und patientenzentrierten<br />

Therapie ist von diversen Faktoren abhängig. Die<br />

medizinische Vorgeschichte der Patienten, die Auswahl<br />

der geeigneten Interventionen und die entsprechende<br />

Anpassung an die Gegebenheiten spielen dabei eine<br />

wichtige Rolle. Grundsätzliche Voraussetzung für eine<br />

effektive Therapie ist aber die Motivation des Betreffenden.<br />

Einige Instrumente stehen zur Verfügung, um<br />

die Motivation einer Person zu »messen«. Das Kurzinventar<br />

Intrinsische Motivation – kurz KIM – stellt dabei<br />

eine Möglichkeit dar, um schnell und interventionsübergreifend<br />

wichtige Komponenten des inneren Antriebs<br />

abzufragen.<br />

Was ist das?<br />

Die theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik Motivation<br />

als psychologisches Kernkonzept ist umfangreich und<br />

durch diverse komplexe Modelle beschrieben. Verschiedene<br />

Bereiche der Motivation können abgebildet werden und unterliegen<br />

in ihrer Definition und Natur permanentem Wandel.<br />

Einige Modelle unterscheiden dabei zwischen intrinsischer<br />

und extrinsischer Motivation, wobei unter Erstem die Beweggründe<br />

für ein bestimmtes Verhalten in der Handlung an sich<br />

verstanden werden. Die extrinsische Motivation dagegen ist<br />

durch den Wunsch nach Belohnung bzw. Vermeidung einer<br />

Bestrafung getragen.<br />

Ausgehend von der Selbstbestimmungstheorie (self-determination-theory)<br />

nach Deci und Ryan wurden verschiedene<br />

Bereiche der intrinsischen Motivation definiert, welche im KIM<br />

abgefragt werden. Die vier Subkategorien des KIM umfassen<br />

dementsprechend die Bereiche Interesse/Vergnügen, wahrgenommene<br />

Kompetenz, wahrgenommene Wahlfreiheit sowie<br />

Druck/Anspannung. Jedem Bereich sind im Instrument vier<br />

Fragen zugeordnet.<br />

Wie geht das?<br />

Das Kurzinventar Intrinsische Motivation ist ein multidimensionales<br />

Instrument zur Abfrage verschiedener Komponenten<br />

der intrinsischen Motivation. Die individuelle Beurteilung der<br />

einzelnen Komponenten hinsichtlich ihres Zutreffens hat dementsprechend<br />

maßgeblichen Einfluss auf die Motivation des<br />

Einzelnen. Das KIM bildet die vier Bereiche mit zwölf Items ab<br />

und ist die Kurzversion des Originalinstruments IMI (»Intrinsic<br />

Motivation Inventory«), welches 22 Items beinhaltet.<br />

Das Besondere am KIM ist die Möglichkeit, es interventionsübergreifend<br />

einzusetzen. In der standardisierten Fragestellung<br />

kann eine beliebige Tätigkeit für die jeweiligen Platzhalter<br />

eingesetzt werden. Die Bewertung erfolgt über eine<br />

fünf-stufige Likert-Skala mit den Ausprägungen 0 – stimmt<br />

gar nicht, 1 – stimmt wenig, 2 – stimmt teils-teils, 3 – stimmt<br />

ziemlich, 4 – stimmt völlig.<br />

Warum?<br />

Epidemiologische Studien zeigen, dass es in Zukunft zu einer<br />

Zunahme Lifestyle-bedingter Erkrankungen, wie Adipositas<br />

und Diabetes kommen wird. Außerdem wird die Zahl derer,<br />

die einer Langzeittherapie oder -rehabilitation bedürfen, zukünftig,<br />

bedingt durch die demographische Entwicklung, ansteigen.<br />

Daher ist es wichtig, effektive Präventionsmaßnahmen<br />

einerseits sowie gute Therapieangebote auf der anderen<br />

Seite unterbreiten zu können. Der Schlüssel zum Funktionieren<br />

solcher Programme, also ob sie tatsächlich wahrgenommen<br />

werden, liegt aber meist beim Individuum der Zielgruppe.<br />

Die Bereitschaft zur Teilnahme muss bestehen und eine hohe<br />

Motivation bedingt eine gute Therapietreue. Außerdem kann<br />

die Verwendung des KIM zur Adaption bereits bestehender<br />

Interventionen genutzt werden, um diese an die Bedürfnisse<br />

des Patienten anzupassen und somit die Motivation ggf. zu<br />

steigern.<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 33


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Zusammenfassung<br />

Es gibt zurzeit viele verschiedene Instrumente, die die Motivation<br />

zur Therapie oder die Motivation zur körperlichen Tätigkeit/zum<br />

Training abfragen. Eine Übersicht gibt Plonczynski<br />

(2000) in seinem Review »Measurement of motivation for<br />

exercise«.<br />

Das KIM kann zeitsparend und praktikabel in den Therapiealltag<br />

integriert werden, und helfen, die Interventionen<br />

effektiver und patientenzentrierter auszurichten. Somit kann<br />

die Zufriedenheit und die Therapietreue gesteigert werden,<br />

denn Motivation gilt als einer der wichtigsten Prädiktoren für<br />

Adhärenz.<br />

Weitere Informationen und das Instrument zum Download<br />

findet Ihr hier:<br />

http://www.archiv.ipn.uni-kiel.de/zfdn/pdf/15_Wilde.pdf<br />

Literatur<br />

Hafen K., Bengel J., Jastrebow J., Nübling R. (2000): Konzept und Dimensionen<br />

der Reha-Motivation. Prävention und Rehabilitation 12(1): 1–10.<br />

Markland D., Hardy L. (1997): On the factorial and construct validity of the<br />

Intrinsic Motivation Inventory: conceptual and operational concerns. Research<br />

Quarterly for Exercise and Sport 68(1): 20–32.<br />

McAuley E., Duncan T., Tammen W. (1989): Psychometric properties of the<br />

Intrinsic Motivation Inventory in a competitive sport setting: a confirmatory<br />

factor analysis. Research Quarterly for Exercise and Sport 60(1): 48–58.<br />

McGrane N., Galvin R., Cusack T., Stokes E. (2015): Addition of motivational<br />

interventions to exercise and traditional Physiotherapy: a review and meta-analysis.<br />

Physiotherapy 101(1): 1–12.<br />

Plonczynski D. (2000): Measurement of motivation for exercise. Health Education<br />

Research 15(6): 695–705.<br />

Ryan R. (1982): Control and information in the intrapersonal sphere: an<br />

extension of Cognitive Evaluation Theory. <strong>Journal</strong> of Personality and Social<br />

Psychology 43(3): 450–461.<br />

Wilde M., Bätz K., Kovaleva A., Urhahne D. (2009): Überprüfung einer Kurzskala<br />

intrinsischer Motivation (KIM). Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften<br />

15, 31–45.<br />

Info-Box: Weitere Beispiele für Instrumente zur Messung von Motivation<br />

FREM 17 – Fragebogen zur Erfassung rehabilitationsbezogener Erwartungen und Motivationen<br />

(http://www.assessment-info.de/assessment/seiten/datenbank/vollanzeige/vollanzeige-de.asp?vid=402)<br />

PALMS – Physical Activity and Leisure Motivation Scale<br />

(http://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-14-909)<br />

PAREMO 20 – Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation<br />

(http://www.gfqg.de/assessment/paremo.html)<br />

PRPS – Pittsburgh Rehabilitation Participation Scale<br />

(http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S000399930300892X und http://www.rehabmeasures.org/Lists/Rehab-<br />

Measures/Attachments/996/PITTSBURGH%20REHABILITATION%20PARTICIPATION%20SCALE.pdf)<br />

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34 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Fotolia © jarun011<br />

DIAGNOSTIK<br />

WEISSES BLUTBILD<br />

Text: Susanne Klotz<br />

Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge der Diagnostik-Reihe. Nachdem Ihr in der letzten Ausgabe bereits<br />

das rote Blutbild kennengelernt habt, möchte ich Euch das weiße Blutbild nicht vorenthalten. Außerdem werden wir in<br />

dieser Ausgabe auch näher auf die Bestimmung der Leukozyten- und der Thrombozytenanzahl eingehen.<br />

Zuerst eine kurze Wiederholung zum<br />

Blutbild oder auch Hämogramm im Allgemeinen:<br />

Wie Ihr in der letzten Ausgabe<br />

gesehen habt, gibt es verschiedene Möglichkeiten,<br />

diese Art der Labordiagnostik zu<br />

unterteilen.<br />

Abbildung 1 gibt euch einen Überblick<br />

der gebräuchlichsten Einteilungen. Als Unter-<br />

suchungsmaterial wird venöses Blut verwendet,<br />

welches mit der kalziumbindenden<br />

Substanz EDTA ungerinnbar gemacht<br />

wurde. Die Anzahl der Blutzellen (Erythrozyten,<br />

Leukozyten und Thrombozyten) kann<br />

entweder mit Hilfe einer Zählkammer (Abbildung<br />

2) oder mechanisiert mit der Impedanzmessung<br />

(Abbildung 3) und der Durch-<br />

flusszytometrie bestimmt werden. Vorher<br />

müssen die anderen Zellen lysiert werden,<br />

um eine Zellart bestimmen zu können, so<br />

werden bei der Bestimmung der Leukozyten<br />

zuerst die Erythrozyten lysiert. Alle Verfahren<br />

habt ihr bereits in der letzten Ausgabe<br />

beim roten Blutbild kennengelernt.<br />

Blutbild<br />

Zählfelder<br />

Messöffnung<br />

rotes<br />

Blutbild<br />

weißes<br />

Blutbild<br />

kleines<br />

Blutbild<br />

großes<br />

Blutbild<br />

verdünnte Erythrozytenlösung<br />

Untersuchung der<br />

Differenzierung der<br />

rotes Blutbild +<br />

kleines Blutbild +<br />

Erythrozyten<br />

Leukozyten<br />

Anzahl der Leukozyten Differenzialblutbild<br />

+ Thrombozyten<br />

(weißes Blutbild + ggf.<br />

Morphologie von Erythrozyten<br />

Erythrozyten<br />

+ Thrombozyten)<br />

Abb. 1: Einteilung Blutbild Abb. 2: Zählkammer Abb. 3: Impedanzmessung<br />

elektrisches Feld<br />

Kleines Blutbild<br />

Um nun ein vollständiges kleines Blutbild zu<br />

erhalten, wird neben der Untersuchung der<br />

Erythrozyten und der dazugehörigen Parameter<br />

(rotes Blutbild) die Anzahl an Leukozyten<br />

und Thrombozyten bestimmt.<br />

Thrombozyten (PLT = platelets)<br />

Der Referenzbereich der für die Blutgerinnung<br />

wichtigen Thrombozyten oder<br />

Blutplättchen liegt altersunabhängig bei<br />

170 000–400 000 Thrombozyten/Mikroliter<br />

(μl) Blut. Eine Erhöhung der Thrombozyten<br />

(Thrombozytose) kann primär oder sekundär<br />

bedingt sein. Die häufigsten sekundären<br />

Ursachen sind chronisch-entzündliche Erkrankungen,<br />

Infektionen, Tumorerkrankungen<br />

und Blutungs- oder Operationsfolgen.<br />

Auch eine Verringerung der Anzahl an<br />

Thrombozyten (Thrombozytopenie) kann<br />

angeboren oder erworben sein. Die erworbenen<br />

Thrombozytopenien können unterteilt<br />

werden je nach zu Grunde liegender<br />

Störung bei der Bildung (Schädigung des<br />

Knochenmarks durch z. B. ionisierende<br />

Strahlung, lymphoproliferative Erkrankungen),<br />

der Verteilung (Splenomegalie, da bis<br />

zu 90 % der Blutplättchen in der Milz gespeichert<br />

werden) oder des Umsatzes von<br />

Thrombozyten. Umsatzstörungen können<br />

postinfektiös oder auch immunologisch<br />

durch Antikörper bedingt sein, wobei eine<br />

große Anzahl an Medikamenten, darunter<br />

auch Heparin, zu solch einer immunologisch<br />

bedingten Thrombozytopenie führen kann.<br />

Von einer echten Thrombozytopenie ist die<br />

Pseudo-Thrombozytopenie abzugrenzen.<br />

Hierbei kommt es aufgrund von Aggregation<br />

der Thrombozyten im EDTA-Blut fälschlicherweise<br />

zu niedrigeren Thromobzytenzahlen.<br />

Zum diagnostischen Ausschluss<br />

einer echten Thrombozytopenie sollte die<br />

Anzahl der Blutplättchen zusätzlich in einer<br />

mit Natriumcitrat-Lösung ungerinnbar<br />

gemachten Blutprobe (Citratblut) bestimmt<br />

werden.<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 35


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Leukozyten<br />

(WBC = white blood cells)<br />

Leukozyten oder weiße Blutkörperchen haben<br />

eine wichtige Funktion bei der Abwehr<br />

und Bekämpfung von Infektionen. Ihr Normalwert<br />

ist altersabhängig und beträgt für<br />

einen Erwachsenen 5000–10 000 Leukozyten<br />

pro μl Blut. Liegt eine Erhöhung bzw.<br />

eine Erniedrigung der Anzahl der weißen<br />

Blutzellen vor, spricht man von Leukozytose<br />

bzw. von Leukopenie, wobei unbedingt<br />

abgeklärt werden muss, welche Unterart<br />

der Leukozyten erhöht bzw. erniedrigt ist.<br />

Hierbei hilft das weiße Blutbild, was wir nun<br />

kennenlernen werden.<br />

Weißes Blutbild<br />

Die weißen Blutzellen können entsprechend<br />

ihrer Funktion in Unterarten differenziert<br />

werden. Die Bestimmung der verschiedenen<br />

Leukozytenunterarten wird als weißes oder<br />

auch Differentialblutbild bezeichnet, wobei<br />

in der Literatur der Begriff Differentialblutbild<br />

zum Teil auch weitere Parameter wie<br />

Erythrozyten- oder Thrombozytenmorphologie<br />

mit einschließt. Neben den absoluten<br />

Zellzahlen wird auch der prozentuale Anteil<br />

an der Gesamt-Leukozytenanzahl gemessen.<br />

Es können Granulozyten, Monozyten<br />

und Lymphozyten unterschieden werden.<br />

Die Bestimmung der Leukozytenarten<br />

erfolgt entweder mechanisiert mittels Widerstandsmessung<br />

und Laser-Streulichtmessung<br />

oder per Blutausstrich unter dem<br />

Mikroskop. Beim Blutausstrich wird ein Blutstropfen<br />

auf einem Objektträger zu einem<br />

dünnen Film ausgestrichen, getrocknet und<br />

fixiert. Anschließend kann der Blutausstrich<br />

angefärbt werden z. B. mit Methylenblau<br />

(basischer blauer Farbstoff) oder Eosin (saurer<br />

roter Farbstoff) und unter dem Mikroskop<br />

begutachtet werden. Es gibt auch computergesteuerte<br />

Videomikroskope, die mit<br />

Hilfe sogenannter Pattern-Recognition-Programme<br />

Blutausstriche auswerten können.<br />

hüllte Bläschen) ist nur schwach anfärbbar<br />

und erscheint daher im Blutausstrich farblos<br />

bis lachsfarben. Eine Erhöhung der Neutrophilen<br />

wird als Neutrophilie bezeichnet<br />

und findet sich bei akuten entzündlichen<br />

Geschehen, aber auch nach starken körperlichen<br />

Leistungen, Rauchern und Schwangeren.<br />

Entzündliche Erkrankungen gehen oft<br />

auch mit einer Linksverschiebung einher, einem<br />

erhöhten Anteil (über 5 %) an unreifen<br />

neutrophilen Granulozyten und dessen Vorstufen<br />

im Blutbild. Eine Neutropenie, eine<br />

Verringerung der Neutrophilen-Anzahl, tritt<br />

unter anderem bei bestimmten bakteriellen<br />

Infektionen auf.<br />

Eosinophile Granulozyten (EOS) haben<br />

einen Anteil von E % = 1–3 % (50–300 μl/<br />

Blut) an der Gesamtzahl der Leukozyten<br />

und sind an der Bekämpfung von Infektionen<br />

mit Würmern beteiligt. Im Blutausstrich<br />

lässt sich ihre Granula gelblich-rot anfärben.<br />

Parasitäre Erkrankungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen<br />

und andere Ursachen<br />

können zu einem Anstieg der Eosinophilen,<br />

einer sogenannten Eosinophilie, führen. Die<br />

Verringerung, die Eosinopenie, kann bei<br />

Cortison-Therapie und Erkrankungen mit<br />

vermehrter Nebennierensteroid-Produktion<br />

beobachtet werden.<br />

Basophile Granulozyten (BASO) machen<br />

mit % B = 0–1 % (0–50 μl/Blut) den<br />

geringsten Anteil der gesamten Leukozyten<br />

aus und setzen bei der immunvermittelten<br />

Sofortreaktion Heparin und Histamin frei.<br />

Sie erscheinen im eingefärbten Blutausstrich<br />

bläulich. Die Vermehrungen der Basophilen<br />

im Sinne einer Basophilie kann bei myeloproliferativen<br />

Erkrankungen auftreten. Aufgrund<br />

des geringen Anteils an Basophilen<br />

an der Gesamt-Leukozytenzahl ist eine Verringerung<br />

(Basopenie) schwer zu diagnostizieren.<br />

Ursächlich können ein erhöhter Glukokortikoid-Spiegel,<br />

Hyperthyreose, Stress<br />

oder bei Frauen auch die Ovulation sein.<br />

Der Anteil an Monozyten (MONO) an der<br />

Zahl der weißen Blutzellen beträgt % M =<br />

4–8 % (200–800 μl/Blut). Sie sind Vorläuferzellen<br />

einer Reihe von Zellarten, die unter<br />

dem Namen mononukleäres Phagozytensystem<br />

zusammengefasst werden. Auf chemo-<br />

Neutrophile Granulozyten (NEU) machen<br />

mit % N = 40–60 % (2000–6000 μl/<br />

Blut) den größten Anteil an den weißen<br />

Blutkörperchen aus und spielen eine wichtige<br />

Rolle bei der Zerstörung und Abwehr<br />

von Bakterien. Ihre Granula (membranumtaktische<br />

Reize hin wandern die Zellen vom<br />

Blut ins Gewebe, transformieren dort in ihre<br />

Zellart und üben ihre jeweilige Funktion aus<br />

(u. a. Phagozytose, Freisetzung von Zytokinen,<br />

Antigenpräsentation). Im Blutausstrich<br />

sind sie typischerweise die größten Zellen<br />

und haben blaugraues Zytoplasma. Nach<br />

Infekten oder verschiedenen nicht-infektiösen<br />

Krankheiten wie Leberzirrhose kann<br />

eine Monozytose, eine Erhöhung der Anzahl<br />

an Monozyten auftreten, wohingegen<br />

einer Monozytopenie, einer Verringerung,<br />

nur geringe klinische Bedeutung zukommt.<br />

Die Lymphozyten (LYM) haben einen<br />

Anteil von %L = 22–47 % (1000–4000 μl/<br />

Blut) an den Leukozyten und erfüllen im<br />

Rahmen der spezifischen zellulären und humoralen<br />

Abwehr verschiedene Aufgaben,<br />

u. a. Bildung von Antikörpern. Die azurophile<br />

Granula von Lymphozyten lässt sich<br />

im Blutausstrich rötlich anfärben. Bei der<br />

Lymphozytose, der Vermehrung der Anzahl<br />

an Lymphozyten, kann eine reaktive<br />

Lymphozytose im Kindes- und Jugendalter<br />

bei verschiedenen Infektionskrankheiten<br />

z. B. infektiöse Mononukleose von einer<br />

Lymphozytose durch neoplastische Zellausschwemmungen<br />

bei älteren Menschen unterschieden<br />

werden. Die Verringerung der<br />

Lymphozyten (Lymphopenie) ist am häufigsten<br />

auf eine HIV-Infektion zurückzuführen,<br />

aber auch andere Infektionskrankheiten<br />

können für eine Lymphopenie verantwortlich<br />

sein.<br />

Literatur<br />

Adewoyin A.S., Nwogoh B. (2014): Peripheral blood<br />

film – A review. Ann Ibd Pg Med 12 (2): 71–79.<br />

Baumhoer D., Steinbrück I., Götz W. (2003): Histologie.<br />

Kurzlehrbuch zum Gegenstandskatalog. 2. Aufl., Urban<br />

& Fischer Verlag, München, Jena: 100–104.<br />

Dörner K. (2006): Klinische Chemie und Hämatologie.<br />

6. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart: 232–261.<br />

Hallbach J. (2006): Klinische Chemie und Hämatologie<br />

für den Einstieg. 2. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart:<br />

401–411.<br />

Stolba R. (2011): Labordiagnostik und Differentialdiagnose<br />

von Veränderungen der Leukozyten und ausgewählten<br />

hämatoonkologischen Erkrankungen.<br />

In: Halwachs-Baumann G (Hrsg.): Labormedizin.<br />

Klinik – Praxis – Fallbeispiele. 2. Aufl., Springer-Verlag,<br />

Wien: 233–270.<br />

Tiran B. (2011): Grundlagen, Erythrozyten, Thrombozyten.<br />

In: Halwachs-Baumann G (Hrsg.): Labormedizin.<br />

Klinik – Praxis – Fallbeispiele. 2. Aufl., Springer-Verlag,<br />

Wien: 207–232.<br />

Walzog B., Fandrey J. (2010): Blut: Ein flüssiges Organsystem.<br />

In: Klinke R, Pape H-C, Kurtz A, Silbernagl S<br />

(Hrsg.): Physiologie. 6. Aufl., Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart, New York: 224–256.<br />

36 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


STUDIENZUSAMMENFASSUNGEN<br />

fotolia: © Amero<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Studien liefern uns interessante und wichtige Informationen<br />

zur Behandlung unserer Patienten. Doch<br />

leider hat man nicht immer die Zeit, sich intensiv<br />

mit wissenschaftlichen Arbeiten<br />

zu beschäftigen. Damit Ihr<br />

trotzdem einen Einblick in neue<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse bekommt, findet Ihr<br />

hier verschiedene Zusammenfassungen von Studien,<br />

die für die Therapie interessant sein könnten.<br />

Techniken zur Unterstützung der Regeneration von Hand- und Armfunktion nach Schlaganfall – ein systematisches Review<br />

Die WHO geht von einem Anstieg der<br />

Schlaganfallinzidenz um 30 % innerhalb der<br />

nächsten 10 Jahre aus. Die meisten Patienten,<br />

die einen Schlaganfall erleiden oder erlitten<br />

haben, zeigen das Bild einer Hemiparese<br />

mit einer Beeinträchtigung der Hand- und<br />

Armfunktion unterschiedlichen Ausmaßes.<br />

Daher ist es wichtig, geeignete Therapiestrategien<br />

für die Rehabilitation dieser Patienten<br />

zu entwickeln bzw. die vorhandenen<br />

Konzepte auf ihre Effektivität hin zu überprüfen.<br />

Die Arbeitsgruppe um Hatem (<strong>2016</strong>) hat<br />

insgesamt 5712 Publikationen zur Rehabilitation<br />

nach Schlaganfall gesichtet und 270<br />

Arbeiten entsprechend vorab beschriebener<br />

Kriterien in eine systematische Literaturarbeit<br />

eingeschlossen. Die methodologische<br />

Silke Wolf<br />

Qualität der Studien wurde mittels PEDro<br />

Score erhoben. Alle Arbeiten mit einem<br />

Wert von unter 4 von 10 möglichen Punkten<br />

wurden aufgrund geringer Qualität ausgeschlossen.<br />

Insgesamt wurden 27 Therapiemodalitäten<br />

untersucht und in sechs Kategorien unterteilt:<br />

(1) neurofazilitatorische oder übungsbasierte<br />

Ansätze, (2) isolierte Konzepte, (3)<br />

Konzepte basierend auf motorischem Lernen,<br />

(4) Interventionen basierend auf Theorien<br />

der Spiegelneurone oder Bewegungsvorstellung,<br />

(5) adjuvante Therapien und (6)<br />

Technologie-unterstützte Therapien.<br />

Als Ergebnis der Literaturarbeit wurde ein<br />

Decision tree erstellt, der die Therapiemodalitäten,<br />

entsprechend der aktuellen Evidenz,<br />

den unterschiedlichen Stadien nach<br />

Schlaganfall (akut, sub-akut, chronisch) zuordnete.<br />

Außerdem flossen Faktoren wie die<br />

Möglichkeit, die Hand zu bewegen oder der<br />

Grad der Spastizität in das vorgeschlagene<br />

Rehabilitationsschema ein. Den primären Rehabilitationsstrategien<br />

(wie z. B. Kräftigungsübungen)<br />

wurden zudem ergänzende Therapien<br />

(wie z. B. Bewegungsvorstellung oder<br />

nicht-invasive Hirnstimulation) zugeordnet.<br />

Somit gibt der Artikel einen guten Überblick<br />

über die aktuelle wissenschaftliche Situation<br />

der Neurorehabilitation und ist als Open Access<br />

für jeden zugänglich.<br />

Literatur<br />

Hatem S., Saussez G., Faille M., Prist V., Zhang<br />

X., Dispa D., Bleyenheuft Y. (<strong>2016</strong>): Rehabilitation<br />

after stroke: a multiple systematic review focused<br />

on techniques to stimulate upper extremity recovery.<br />

Frontiers in Human Neuroscience 10: 442.<br />

Heimtrainingsprogramm für Menschen mit cystischer Fibrose<br />

Menschen, die an cystischer Fibrose leiden,<br />

profitieren häufig von körperlichem<br />

Training. So kommt es zu einer Verbesserung<br />

der kardiorespiratorischen und immunologischen<br />

Funktion sowie zu einer Steigerung<br />

der Ausdauer der Atemwegsmuskulatur. Als<br />

Alternative zu betreuten Übungsprogrammen<br />

werden häufig Heimübungsprogramme<br />

angeboten, deren Wirkung wissenschaftlich<br />

allerdings nur ungenügend untersucht sind.<br />

Rovedder et al. (2014) untersuchten daher in<br />

einer randomisierten klinischen Studie (RCT)<br />

die Effektivität eines Ausdauer- und Krafttrainings,<br />

welches von den Probanden zu<br />

Hause durchgeführt wurde.<br />

Das Forscherteam schloss in seine Studie 41<br />

Probanden ein, von denen 21 auf die Kon-<br />

Stephan Kruft<br />

troll- und 19 auf die Übungsgruppe fielen.<br />

Während die Probanden der Übungsgruppe<br />

über einen Zeitraum von 3 Monaten zu<br />

Hause ein tägliches Kraft- und Ausdauertraining<br />

absolvierten, führte die Kontrollgruppe<br />

ihre gewöhnlichen Aktivitäten aus. Als Outcome<br />

bestimmten die Forscher sowohl die<br />

Lebensqualität (Messinstrument: SF-36, Cystic<br />

Fibrosis Questionaire) als auch die Gehstrecke<br />

(Messinstrument: 6 MWT) sowie die<br />

Maximalkraft der Ellenbogenflexoren und<br />

Knieextensoren (Messinstrument: 1 RM).<br />

Ergebnis: Die Probanden der Übungsgruppe<br />

zeigten 3 Monate nach Aufnahme des<br />

Übungsprogramms gegenüber den Teilnehmern<br />

der Kontrollgruppe eine signifikant<br />

höhere Kraft der Beinmuskulatur. Hinsichtlich<br />

der Gehstrecke, der Lebensqualität oder<br />

der Kraft der Ellenbogenflexoren konnten<br />

allerdings keine signifikanten Unterschiede<br />

zwischen den Gruppen gefunden werden.<br />

Als ein Grund für die nicht vorhandenen<br />

Unterschiede dieser Parameter führt das<br />

Forschungsteam an, dass die Interventionszeit<br />

von 3 Monaten möglicherweise für eine<br />

Veränderung zu kurz war. Da eine cystische<br />

Fibrose häufig mit einem Kraftdefzit des<br />

M. quadriceps einhergeht, ist ein solches<br />

Heimprogramm demnach von Bedeutung.<br />

Literatur<br />

Rovedder P.M.E., Flores J., Ziegler B., Casarotto F.,<br />

Jaques P., Barreto S.S.M., Dalcin P.T.R. (2014):<br />

Exercise programme in patients with cystic<br />

fibrosis: A randomized controlled trial. Respiratory<br />

Medicine 108, 1134–1140.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 37


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Ältere Menschen trainieren auch bei hoher Trainingsintensität motiviert und regelmäßig<br />

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass<br />

sowohl eine niedrige als auch eine hohe Intensität<br />

beim Krafttraining gleichermaßen<br />

effektiv ist, um Muskelkraft und -funktion<br />

bei älteren Menschen zu verbessern. Ob jedoch<br />

die verschiedenen Intensitäten einen<br />

unterschiedlichen Einfluss auf die Trainingsadhärenz<br />

und die Motivation von älteren<br />

Menschen haben, wurde in folgender Studie<br />

untersucht. Ziel der Studie war es, die langfristige<br />

Trainingsadhärenz von Krafttraining<br />

bei verschiedenen Intensitäten zu vergleichen<br />

sowie die damit verbundene Motivation<br />

und das Selbstvertrauen, die Übungen<br />

regelmäßig durchzuführen.<br />

In die Studie wurden 56 ältere Menschen<br />

(Durchschnitt: 68 Jahre) randomisiert einem<br />

folgenden Trainingsprogrammen<br />

zugewiesen: Gruppe »HIGH« (2 × 10–15<br />

Wiederholungen bei 80 % der maximalen<br />

Wiederholungszahl [1RM]), Gruppe »LOW«<br />

(1 × 80–100 Wiederholungen bei 20 % der<br />

maximalen Wiederholung), oder Gruppe<br />

»LOW+« (1 × 60 Wiederholungen bei 20 %<br />

bei 1 RM + 1 × 10–20 Wiederholungen bei<br />

Noëmi Hagemann<br />

40 % 1 RM). Die Trainingsadhärenz, Selbstwirksamkeit<br />

und autonome Motivation<br />

wurde zur Baseline, während und nach der<br />

Intervention gemessen sowie nach einem<br />

24-Wochen-Follow-Up. Nach dem Krafttraining<br />

stand es den Teilnehmern frei, ob sie<br />

das Training fortsetzen.<br />

Die Studie ergab, dass sowohl während<br />

als auch nach der Intervention bezüglich<br />

der Motivation, der Selbstwirksamkeit und<br />

des langfristigen Einhaltens des Trainings<br />

Fotolia © Sven Vietense<br />

keine signifikanten Unterschiede gemessen<br />

werden konnten. Alle Werte waren überdurchschnittlich<br />

hoch. Nach dem 24-Wochen-Follow-Up<br />

führten allerdings nur wenige<br />

das Training weiterhin durch: 17 % in<br />

der Gruppe »HIGH«, 21 % in »LOW+«, und<br />

11 % in »LOW«. Als Barrieren wurde von<br />

den Teilnehmern der Zeitfaktor (46 %), saisonale<br />

Gründe (40 %) und finanzielle Kosten<br />

(26 %) sowie ein größeres Interesse an anderen<br />

Sportarten (40 %) beschrieben.<br />

Aus den Ergebnissen lässt sich schließen,<br />

dass ältere Menschen keine motivationalen<br />

Unterschiede zwischen den Trainingsintensitäten<br />

wahrnehmen. Als Konsequenz auf<br />

die geringe Adhärenz nach dem 24-Wochen-Follow<br />

Up kann gezogen werden, dass<br />

ältere Menschen bei der Implementierung<br />

von Krafttraining in ihrer Freizeit sowie von<br />

Strategien zur Überwindung von Barrieren<br />

mehr Unterstützung benötigen.<br />

Literatur<br />

Van Roie E., Bautmans I., Coudyzer W., Boen F.,<br />

Delecluse C. (2015): Low- and High-Resistance<br />

Exercise: Long-Term Adherence and Motivation<br />

among Older Adults. Gerontology 61(6): 551–560.<br />

Wirkung von Therapeutischem Klettern bei Personen mit Multipler Sklerose – Hinweise oder Nachweise?<br />

Nicht zuletzt aufgrund der bestehenden<br />

Angst einer Krankheitsprogression, galt<br />

Sport oder übermäßige körperliche Anstrengung<br />

bei Patienten mit Multipler Sklerose<br />

lange Zeit als kontraindiziert. Doch auf Basis<br />

neuer Erkenntnisse kam es in den letzten<br />

Jahrzehnten bei diesem Krankheitsbild<br />

immer mehr zu einem Paradigmenwechsel<br />

hin zu der Empfehlung zum Sport. Ziel dieser<br />

Studie ist es, den Einfluss eines speziell<br />

entwickelten Übungsprogramms auf motorische<br />

und psychosoziale Faktoren der Erkrankung<br />

MS zu untersuchen.<br />

Das Studiendesign entsprach einer kontrollierten<br />

randomisierten Interventionsstudie<br />

(RCT) im Prä-Post-Design. Hierzu wurden<br />

insgesamt 27 Personen mit MS untersucht.<br />

Die Interventionsgruppe (I) bestand aus 12<br />

und die Kontrollgruppe (K) aus 15 Personen.<br />

Die Einschlusskriterien lauteten: gesicherte<br />

Diagnose der MS (Arztbrief), Alter 25–65<br />

Jahre, EDSS 0–7 Punkte, keine schwerwie-<br />

Michael Meyer<br />

genden Zusatzerkrankungen, keine Klettererfahrung<br />

sowie das selbstständige Erreichen<br />

des Trainingsortes. Trat ein Schub innerhalb<br />

des Interventionszeitraums (6 Monate)<br />

auf oder konnten die Teilnehmer nicht<br />

mindestens 18 der geforderten 20 Einheiten<br />

(je 2 Stunden) absolvieren, galt dies als Ausschlusskriterium.<br />

Der Inhalt des Interventionsprogramms bestand<br />

u. A. aus Top-rope-Klettern an einer<br />

13 Meter hohen Kletterwand sowie aus<br />

selektiven Übungen an der Sprossenwand<br />

mit Kletterwandelementen. Neben dem<br />

Neurostatus mittels EDSS (Multiple Sclerosis<br />

Functional Composite) wurden motorische<br />

Testverfahren (Gleichgewichtstests mit und<br />

ohne externe Störvariablen, Ganganalyse)<br />

sowie Fragebögen zu psychosozialen Parametern<br />

verwendet. Zusätzlich schrieb jeder<br />

Studienteilnehmer seine persönliche Einschätzung<br />

nach jeder Einheit auf.<br />

Die Auswertung der Daten zeigte sowohl<br />

innerhalb der Interventionsgruppe eine signifikante<br />

Reduktion des Fatigue-Werts<br />

(p = 0,011) als auch im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

(p = 0,031). Ebenso konnten in<br />

der Interventionsgruppe hinsichtlich des körperlichen<br />

Fatigue-Werts (KÖRP) (p = 0,021)<br />

und des kognitiven Fatigue-Werts (KOG)<br />

(p = 0,012) signifikante Verbesserungen erreicht<br />

werden.<br />

Das Klettern scheint für Personen mit MS<br />

eine geeignete Therapieform darzustellen<br />

und den Einzelnen zu mehr körperlicher Aktivität<br />

und Selbstständigkeit zu motivieren.<br />

Es sind jedoch weitere Studien notwendig,<br />

die zur Klärung von Wirkung und Hintergründen<br />

des Therapeutischen Kletterns für<br />

den direkten Anwendungsbezug in der Therapie<br />

beitragen.<br />

Literatur<br />

Kern C., Elmenhorst J., Oberhoffer R. (2013):<br />

Wirkung von Therapeutischem Klettern bei<br />

Personen mit Multipler Sklerose – Hinweise oder<br />

Nachweise? Neurol Rehabil 19 (4): 247-256.<br />

38 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Für viele Schüler und Studierende zählt<br />

das Fach »Berufskunde« nicht gerade zu<br />

den spannendsten Fächern in der Physiotherapieausbildung.<br />

Allerdings kann<br />

das Wissen über Regelungen und Gesetze<br />

für die spätere Arbeit sehr wichtig<br />

sein. In dieser Rubrik bekommt Ihr<br />

einen Einblick, welche Gesetze und Regelungen<br />

besonders relevant sind und<br />

was sie genau bedeuten.<br />

Fotolia © Thomas Reimer<br />

GESETZE<br />

ARBEITSVERTRÄGE<br />

Nach unzähligen Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen<br />

hast Du nun endlich Deine Traumanstellung bekommen.<br />

Aber nicht der Wohnortswechsel oder das neue Arbeitsumfeld<br />

bereitet Dir Sorgen, sondern der in Rechtsdeutsch verfasste<br />

Arbeitsvertrag. Wenn es um das Sammelwerk von Vorschriften<br />

und Belehrungen geht, staunen viele nicht schlecht, wenn<br />

sie die Vielzahl verfasster Klauseln lesen, die künftig bestimmen<br />

sollen, wie ihre Tätigkeit gestaltet, bezahlt und gekündigt<br />

werden soll. Wird der Vertrag jedoch genauer betrachtet,<br />

findet sich der Arbeitgeber in einer Reihe von rechtlichen Geheimhaltungsauflagen,<br />

Verhaltenspflichten und Kündigungsvorgaben<br />

wieder. Wenn Du Dir nach genauerem Studieren<br />

der vielen Textzeilen einen groben Überblick verschafft hast,<br />

stellst Du Dir die Frage nach dem Inhalt: Sind die Formulierungen<br />

eigentlich rechtens oder gesetzeswidrig? Welche Inhalte<br />

sollen in meinem Arbeitsvertrag festgehalten werden? Hat der<br />

Arbeitgeber bei der Gestaltung des Vertrags Mitspracherecht?<br />

Vertragsabschluss<br />

Zuerst einmal ist es von Vorteil zu wissen, was genau ein Arbeitsvertrag<br />

ist. Dieser kann schriftlich, mündlich und sogar<br />

stillschweigend vereinbart werden. Stillschweigend bedeutet<br />

in dem Fall, dass der Arbeitnehmer die Tätigkeit aufnimmt,<br />

ohne dem Arbeitgeber zu widersprechen. Jedoch wird der<br />

Vertrag dem Arbeitnehmer meist in Papierform vorgelegt. Allgemeingesprochen<br />

ist ein Arbeitsvertrag ein Vertrag, der zwischen<br />

dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer geschlossen<br />

wird und die wechselseitige Rechtsbeziehung beider Parteien<br />

regelt (Berufsverband der Rechtsjournalisten e. V. <strong>2016</strong>). So<br />

heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB):<br />

§<br />

»(1) Durch den Dienstvertrag wird derjenige, welcher<br />

Dienste zusagt, zur Leistung der versprochenen<br />

Dienste, der andere Teil zur Gewährung der vereinbarten<br />

Vergütung verpflichtet.<br />

Text: Patricia Frahm<br />

(2) Gegenstand des Dienstvertrags können Dienste<br />

jeder Art sein.«<br />

BGB, § 611 Vertragstypische Pflichten beim Dienstvertrag <strong>2016</strong><br />

Durch den Vertrag verpflichtet sich der Arbeitnehmer, und<br />

zwar nur er, die festgelegte Arbeitsleistung zu erbringen:<br />

§<br />

»Der zur Dienstleistung Verpflichtete hat die Dienste<br />

im Zweifel in Person zu leisten. Der Anspruch auf die<br />

Dienste ist im Zweifel nicht übertragbar.«<br />

BGB, § 613 Unübertragbarkeit <strong>2016</strong><br />

Hier wird der Grundsatz der »Höchstpersönlichkeit« beschrieben.<br />

In einem standardisierten Arbeitsvertrag stimmt der Arbeitnehmer<br />

zu, dass er seinen Dienst selbst ausübt und nicht<br />

auf Dritte übertragen kann. Wird ein Vertrag dahingehend<br />

individuell angepasst, sind Abweichungen im Falle einer unvorhergesehenen<br />

Verhinderung des Arbeitnehmers in engen<br />

Grenzen möglich. Ist ein Arbeitnehmer z. B. als ärztliches Hilfspersonal<br />

tätig, so ist es zulässig, dass bei routinemäßigen<br />

Nachsorgeuntersuchungen der Arzt durch eine Hilfskraft vertreten<br />

wird. Dies gilt als unterstützende Dienstleistung und ist von<br />

der Unübertragbarkeit der Tätigkeit ausgenommen (BAG 1992).<br />

Lohn<br />

Im Gegenzug hat der Arbeitgeber die Pflicht, entsprechende<br />

vereinbarte Arbeitsaufwandsentschädigung (Arbeitslohn) zu<br />

einem festgelegten Zeitpunkt an seinen Mitarbeiter zu entrichten<br />

(Einbock GmbH 2013). Das BGB formuliert es wie folgt:<br />

§<br />

»Die Vergütung ist nach der Leistung der Dienste zu<br />

entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten<br />

bemessen, so ist sie nach dem Ablauf der einzelnen<br />

Zeitabschnitte zu entrichten.«<br />

BGB, § 614 Fälligkeit der Vergütung <strong>2016</strong><br />

Die Höhe des Lohns entspricht immer dem Aufwand der Tätigkeit<br />

und wird durch Tarifgruppen des jeweiligen Bundeslandes<br />

eingestuft (BGB, § 612 Vergütung <strong>2016</strong>).<br />

<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 39


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Nicht tariflich gebundene Arbeitnehmer werden vom Arbeitgeber<br />

nach bestimmten Kriterien von einem Angestellten unterschieden.<br />

Diese und die dazugehörigen Lohnbestimmungen<br />

werden über das nationale Arbeitsrecht und Sozialrecht<br />

festgelegt. Meist bekleiden solche Angestellten einen Posten,<br />

dessen Beschreibung keiner Tarifgruppe entspricht oder zusätzlich<br />

weitaus verantwortungsvollere Aufgaben<br />

beinhaltet als die der beschriebenen Tätigkeit.<br />

Diese Arbeitnehmer werden dementsprechend<br />

mit mehr als dem üblichen Gehalt<br />

ihrer Tarifgruppe vergütet (WKO <strong>2016</strong>).<br />

Es wird davon ausgegangen, dass<br />

der Dienstleistende natürlich auch nur<br />

vergütet wird, wenn er die entsprechende<br />

Leistung erbringt. Was passiert<br />

jedoch wenn der Arbeitnehmer plötzlich<br />

arbeitsunfähig wird?<br />

Arbeitsausfälle<br />

Arbeitsausfälle kommen bundesweit meist durch<br />

Krankheit, Urlaubsanspruch oder Feiertage zustande. Hier<br />

sind festgelegte Regelungen zur Versorgung des Erkrankten<br />

in einem Arbeitsvertrag unabdingbar. Im Jahr 2014 kamen<br />

laut statista.com auf eine versicherte Person der Betriebskrankenkassen<br />

durchschnittlich rund 17,4 Arbeitsunfähigkeitstage<br />

pro Jahr (statista <strong>2016</strong>). Darunter zählen Ausfälle durch psychische<br />

Erkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems<br />

oder des Atmungssystems (unter anderem auch ein grippaler<br />

Infekt) (Kordt 2013). Damit der Arbeitnehmer unter solchen<br />

Umständen ärztlich versorgt wird, stellt das BGB in Arbeitsverträgen<br />

folgende Klausel auf:<br />

§<br />

»(1) Ist bei einem dauernden Dienstverhältnis, welches<br />

die Erwerbstätigkeit des Verpflichteten vollständig<br />

oder hauptsächlich in Anspruch nimmt, der<br />

Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft aufgenommen,<br />

so hat der Dienstberechtigte ihm im Falle<br />

der Erkrankung die erforderliche Verpflegung und<br />

ärztliche Behandlung bis zur Dauer von sechs Wochen,<br />

jedoch nicht über die Beendigung des Dienstverhältnisses<br />

hinaus, zu gewähren, sofern nicht die<br />

Erkrankung von dem Verpflichteten vorsätzlich oder<br />

durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt worden ist.<br />

(…)«<br />

BGB, § 617 Pflicht zur Krankenfürsorge <strong>2016</strong>)<br />

Auch die Lohnfortzahlung ist durch dieses Gesetz gewährleistet.<br />

Angenommen der Arbeitnehmer ist nicht erkrankt, sondern<br />

durch den Ausfall der Straßenbahn, eine Ladung als Zeuge<br />

oder einen Todesfall in der Familie verhindert? Wird dem Arbeitnehmer<br />

dann trotzdem sein volles Gehalt am Monatsende<br />

ausgezahlt? Vertraglich festgehalten wird diese Regelung<br />

im BGB durch den Artikel der »Vorübergehenden Verhinderung«:<br />

§<br />

»Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird des Anspruchs<br />

auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, dass<br />

er für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch<br />

einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden<br />

an der Dienstleistung verhindert wird (…)«<br />

BGB, § 616 <strong>2016</strong><br />

Wichtig ist hierbei, dass der Verhinderungsgrund<br />

nur auf den Arbeitnehmer zutrifft und nicht<br />

auf mehrere Personen in der Belegschaft.<br />

Subjektive Gründe ohne in der Person des<br />

Arbeitnehmers liegende Gründe sind<br />

z. B. Eisglätte, bundesweite Trauer oder<br />

Verkehrsstörungen. Der Arbeitnehmer<br />

kann ebenfalls persönliche Gründe geltend<br />

machen, wie schwere Ereignisse im<br />

Familienkreis, staatsbürgerliche Pflichten<br />

und Erkrankung oder Pflege Angehöriger<br />

(Rößler <strong>2016</strong>). In diesen Fällen ist eine Kündigung<br />

seitens des Arbeitgebers unzulässig.<br />

Kündigungsschutz und Kündigung<br />

Im weiteren Verlauf der Rechtsgrundlagen in Bezug auf die Inhalte<br />

des Arbeitsvertrags folgt das Maßregelungsgesetz, welches<br />

dem Arbeitnehmer bei rechtem Verhalten Kündigungsschutz<br />

gewährt.<br />

§<br />

»Der Arbeitgeber darf einen Arbeitnehmer bei einer<br />

Vereinbarung oder einer Maßnahme nicht benachteiligen,<br />

weil der Arbeitnehmer in zulässiger Weise<br />

seine Rechte ausübt.«<br />

BGB, § 612a Maßregelungsverbot<br />

Die Kündigung seitens des Arbeitgebers ist somit unwirksam,<br />

wenn der Arbeitnehmer beispielsweise eine Freistellung im<br />

Krankheitsfall des Kindes oder eine tarifgerechte Bezahlung<br />

fordert. Auch die Forderung nach einem schriftlichen Arbeitsvertrag<br />

oder die korrekte Abmeldung bei bescheinigter<br />

Arbeitsunfähigkeit, kann nicht zu einer Kündigung führen.<br />

Beschrieben wird außerdem, dass der Arbeitnehmer auch geschützt<br />

ist, wenn er vermeintliche Ansprüche geltend macht,<br />

die ihm eigentlich gar nicht zustehen. Denn Sinn des Maßregelungsgesetztes<br />

ist es, die Betriebsangehörigen in ihrer<br />

Selbstbestimmung zu bekräftigen (Rumke <strong>2016</strong>).<br />

Kommt es dann tatsächlich zur Einstellung des Dienstverhältnisses,<br />

ist dies in mehr als zehn Paragrafen geregelt. Nachfolgend<br />

werden nicht alle Klauseln hierzu angefügt, sondern<br />

nur ein grober Überblick gegeben.<br />

Nachvollziehbar ist, dass das Vertragsverhältnis dann endet,<br />

wenn es der Arbeitsvertrag vorsieht, z. B. bei einem befristeten<br />

Arbeitsvertrag (BGB, § 620 (1) & (3) Beendigung des<br />

Dienstverhältnisses <strong>2016</strong>). Eine Kündigung eines Vertragsverhältnisses<br />

im öffentlichen Dienst erfolgt nach bestimmten<br />

Zeitabschnitten. Ist die Vergütung beispielsweise nach Tagen<br />

bemessen, so ist eine Kündigung an jedem Tag für den Ablauf<br />

des Folgetages zulässig. Wenn …<br />

40 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


§<br />

»… die Vergütung (jedoch) nach Monaten bemessen<br />

(…) (wird), (so ist die Kündigung) spätestens am 15.<br />

eines Monats für den Schluss des Kalendermonats<br />

(fällig).«<br />

BGB, § 621 Kündigungsfristen bei Dienstverhältnissen <strong>2016</strong><br />

Bei einem Vertragsverhältnis zwischen einem Arbeitgeber und<br />

einem Arbeitnehmer in einem Unternehmen oder einem Betrieb<br />

schreibt das BGB eine andere Regelung vor:<br />

»(1) Das Arbeitsverhältnis eines Arbeiters oder eines<br />

§<br />

Angestellten (Arbeitnehmers) kann mit einer Frist<br />

von vier Wochen zum Fünfzehnten oder zum Ende<br />

eines Kalendermonats gekündigt werden.<br />

(2) Für eine Kündigung durch den Arbeitgeber beträgt<br />

die Kündigungsfrist (…) (im Falle des Arbeitsverhältnisses<br />

von):<br />

1. zwei Jahre(n) (…), einen Monat zum Ende eines Kalendermonats,<br />

2. fünf Jahre(n) (…), zwei Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />

(usw.)«<br />

BGB, § 622 Kündigungsfristen bei Arbeitsverhältnissen <strong>2016</strong><br />

In Zeiten von modernen Apps und offline Postfächern darf<br />

bei einer Kündigung jedoch niemals auf<br />

eine elektronische Form zurückgegriffen<br />

werden. Damit die Vertragsauflösung<br />

bzw. Kündigung wirksam<br />

wird, bedarf es ausdrücklich der<br />

Schriftform (BGB, § 623 Schriftform<br />

der Kündigung <strong>2016</strong>).<br />

Attraktiv ist für einen nicht<br />

rechtskundigen Arbeitnehmer,<br />

beispielsweise im Falle einer<br />

fristlosen Kündigung (BGB, § 626<br />

Fristlose Kündigung aus wichtigem<br />

Grund <strong>2016</strong>), die Information zur<br />

Literatur<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Freistellung für die Suche nach einer Neuanstellung. Rechtlich<br />

sieht das Gesetz folgendes im Vertrag vor:<br />

»Nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhältnisses<br />

hat der Dienstberechtigte dem Verpflichte-<br />

§<br />

ten auf Verlangen angemessene Zeit zum Aufsuchen<br />

eines anderen Dienstverhältnisses zu gewähren.«<br />

BGB, § 629 Freizeit zur Stellungssuche <strong>2016</strong><br />

Auch die Pflicht des Arbeitgebers, dem Dienstleister ein Arbeitszeugnis<br />

in schriftlicher Form auszustellen, gehört zu<br />

den rechtlich geregelten Komponenten eines Arbeitsvertrags<br />

(BGB, § 630 Pflicht zur Zeugniserteilung <strong>2016</strong>).<br />

Verpflichtungen<br />

Neben diversen grundsätzlichen Regelungen zum Vertragsverhältnis<br />

zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, reihen sich<br />

noch weitere Nebenverpflichtungen, die in jedem Arbeitsvertrag<br />

formuliert sind. Die Verschwiegenheitspflicht zählt mitunter<br />

zu den Standardauflagen eines Vertrags. Der Arbeitnehmer<br />

verpflichtet sich, Stillschweigen hinsichtlich der Interessen<br />

des Arbeitgebers und interne Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse<br />

zu bewahren (Berufsverband der Rechtsjournalisten e. V.,<br />

<strong>2016</strong>). Weitere Regelungen, die dringend im Arbeitsvertrag<br />

vermerkt werden sollten, sind der Anspruch auf Urlaub<br />

von mindestens 24 Werktagen im Jahr. Dieser ist vom<br />

Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) festgesetzt (Deutsche<br />

Wirtschafts-AG 2015).<br />

Hat sich der Arbeitgeber durch den Salat an<br />

Klauseln und Rechtsfloskeln gekämpft, besteht<br />

vor der Zustimmung die Möglichkeit zu entscheiden,<br />

ob, mit wem, mit welchem Inhalt und<br />

in welcher Form der Vertrag geschlossen werden<br />

soll. Denn beim Abschluss eines Arbeitsvertrags<br />

gilt von Grund auf das Prinzip der Vertragsfreiheit<br />

(Bundeszentrale für politische Bildung 2015).<br />

Becker C. (<strong>2016</strong>): Arbeitsrecht – Arbeitsvertrag. Zugriff am 28.09.<strong>2016</strong>:<br />

http://www.rechtswoerter buch.de/recht/a/arbeitsvertrag/.<br />

Berufsverband der Rechtsjournalisten e. V. (<strong>2016</strong>): Der Arbeitsvertrag – das Arbeitsrecht definiert die Schranken. Zugriff am 27.09.<strong>2016</strong>:<br />

http://www.arbeitsvertrag.org.<br />

BGB (<strong>2016</strong>): Vertragstypische Pflichten beim Dienstvertrag. Zugriff am 28.09.<strong>2016</strong>: Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz unter<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__611.html.<br />

Bundesarbeitsgericht (1992): Urteil vom 11.03.1992. Zugriff am 08.10.<strong>2016</strong>:<br />

https://www.jurion.de/de/document/show/0:448947,0/.<br />

Bundeszentrale für politische Bildung (2015): Vertragsfreiheit. In: Duden Recht A–Z. Fachlexikon für Studium, Ausbildung und Beruf. (3).<br />

Berlin: Bibliographisches Institut. Zugriff am 15.10.<strong>2016</strong>:<br />

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/recht-a-z/23161/vertragsfreiheit.<br />

§<br />

GESETZE<br />

ARBEITSVERTRÄGE<br />

Anmerk.: Da die Literaturliste sehr lang ist, haben wir hier nur eine kleine Auswahl<br />

der verwendeten Quellen. Die vollständige Liste findet Ihr mit dem QR-Code.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 41


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42 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 43


FRISCH EINGETROFFEN<br />

Bücher, Lehr-Videos, CD-Roms, Lernkarten – heutzutage<br />

gibt es eine große Fülle an Informationsquellen.<br />

Aber woher weiß man eigentlich, welche sich zu fen lohnen?<br />

Auf genau diese Frage findet Ihr hier eine Antwort.<br />

In dieser Kolumne werden wir in jeder Ausgabe Bücher<br />

und Medien vorstellen, auf die das Wort »emp-<br />

kaufehlenswert«<br />

zutrifft.<br />

BILDATLAS<br />

MANUELLE THERAPIE<br />

Text: Nils Ahlandt<br />

Die Manuelle Therapie ist ein Therapiekonzept, das wesentliche<br />

Elemente der Untersuchung und Behandlung von Gelenken,<br />

Muskeln und neuronalen Strukturen beinhaltet. Die<br />

Grundlagen des manualtherapeutischen Konzeptes werden<br />

bereits in der Ausbildung an Physiotherapieschulen vermittelt.<br />

Schon während der Ausbildung oder dem Studium lernt man<br />

im Fach Manuelle Therapie zahlreiche Untersuchungs- und Behandlungstechniken<br />

zu sämtlichen Extremitätengelenken und<br />

gelegentlich auch zum Rumpf.<br />

Der Bildatlas der Manuellen Therapie von Udo Wolf umfasst<br />

alle Techniken, Handgriffe, Untersuchungs- und Behandlungsalgorythmen,<br />

die man während der schulischen Ausbildung<br />

und später im Berufsleben braucht. Das Buch ist somit<br />

ein sehr nachhaltiges Standardwerk, das sowohl zum theoretischen<br />

und praktischen Erlernen der Manuellen Therapie dient,<br />

aber auch ein Nachschlagewerk für erfahrene Physiotherapeuten<br />

ist. Das Besondere an diesem Bildatlas ist die Kombination<br />

aus herausragenden übersichtlichen Abbildungen und einer<br />

verständlichen Textbeschreibung. Eine exakte Ausführung der<br />

Technik ist in der Manuellen Therapie sehr wichtig. Um diese<br />

Präzision zu erlernen, sind alle Handgriffe genau beschrieben.<br />

In der aktuell lieferbaren 3. Auflage wurde der Inhalt ergänzt<br />

um ein 60seitiges Kapitel »Theorie und Grundlagen der<br />

Manuellen Therapie«.<br />

Fazit<br />

Der Bildatlas ist ein überaus hilfreiches Buch für Physiotherapieschüler<br />

zum Erlernen der Technik und zur Prüfungsvorbereitung<br />

sowie für berufstätige Physiotherapeuten. Besonders<br />

das Preis-Leistungsverhältnis ist hier zu erwähnen: 1000 Seiten,<br />

ca. 3000 Abbildungen für 39,80 €. Das Angebot ist preislich<br />

unschlagbar. Bestellt werden kann das Buch (Bestell-Nr.<br />

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44 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


MITMACHEN & AUTOREN<br />

Dein Artikel im <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>!<br />

Sei es eine Hausarbeit, eine Bachelor-Thesis oder auch ein Artikel über Deine Schule,<br />

Du kannst ihn uns zuschicken und Teil dieser Zeitschrift werden.<br />

Haben wir Dein Interesse geweckt oder hast Du noch Fragen?<br />

Dann sende eine Mail an: kruft@dieFachwelt.de<br />

Wir freuen uns auf Deine Ideen!<br />

MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT MIT!<br />

Hier könnte auch Dein<br />

Bild zu sehen sein!<br />

Die Autoren dieser Ausgabe:<br />

Verena Gesing<br />

Claudia Barthel Sarah Klamroth Noëmi Hagemann<br />

Tim Bumb<br />

Sven Friese<br />

Lina Wirtz Silke Wolf Susanne Klotz<br />

Michael Meyer<br />

Patricia Frahm<br />

Anna Heller<br />

Stephan Kruft<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 45


MITMACHEN & GEWINNEN<br />

Fotolia © nito<br />

GEWINNSPIEL<br />

ÜBERSETZUNG<br />

Eure Antwort<br />

sendet bitte an:<br />

kruft@dieFachwelt.de<br />

Einsendeschluss ist der<br />

01.02.2017<br />

Studien sind interessant und können bei therapeutischen<br />

Entscheidungen eine wichtige Hilfe sein. Allerdings sind sie<br />

meistens auf Englisch geschrieben, was manchmal etwas abschreckend<br />

wirken kann. Das Schöne ist aber: Je öfter man<br />

englische Studientexte liest, desto schneller kann man sie<br />

lesen und verstehen. In dieser Rubrik könnt Ihr nun Euer Englisch<br />

trainieren und gleich auch noch ordentlich abstauben.<br />

Dazu müsst Ihr nur den Text übersetzen und die Übersetzung<br />

formlos an uns schicken.<br />

Die Übersetzungen werden nach einheitlichen Kriterien bewertet.<br />

Aus allen treffenden Übersetzungen verlosen wir einen Gutschein<br />

für eine deutschsprachige Video-Guideline von Maximilian Herbst.<br />

Comparison Of High And Low Volume Eccentric Resistance Training<br />

In Patients With Jumper’S Knee<br />

Purpose<br />

The purpose of this study was to find a therapie<br />

concept wich save time and enable a<br />

more efficent therapy. The economic factor<br />

out of this purpose is obvious through the<br />

time reduction fact for this treatment. The<br />

these to find out the contents of a referring<br />

methode produced the following consideration:<br />

Identify the effects of comparisson<br />

between a higher volume eccentric training<br />

therapy, to a low volume eccentric therapy<br />

for reducing pain and improve function in<br />

athletic, male patients with insertiotendinopathia<br />

patellae (ITP) or jumper’s knee.<br />

Backround<br />

The present study reported two clinical<br />

methodes in connection with the eccentric<br />

strength training on a decline board to treat<br />

patients with IPT.<br />

Methods<br />

In this randomised controlled trial (mean age<br />

24 years), 16 patients with jumper’s knee<br />

were treated in two homogeneous groups.<br />

Every of both groups consists eight participatients<br />

at the beginning. The allocation<br />

happened in a randomised way. The first<br />

group (low volume) was treated with a one<br />

set eccentric force training with 15 repetitions,<br />

three times a week. The second group<br />

(higher volume) passed a three set eccentric<br />

force training with 15 repititions per set,<br />

also three times a week. Both groups used<br />

a 25 ° inclined decline board. All patients reserved<br />

their sporting activities at the beginning<br />

of the intervention for the following six<br />

weeks. After six weeks they get reintegrate<br />

in their individual sport activities. The patients<br />

were functional assessed with the VISA<br />

(Victorian Institute of Sport Assessment)<br />

score and for pain evaluation by the NRS<br />

(numeric rating scale).<br />

Results<br />

The results of this study shows no significant<br />

measurement differences between the<br />

two groups. Both groups improved their<br />

pain intensity (nrs) and their functional limitations<br />

(visa – scale) during the eight week<br />

treatment programm. Visa: group one – low<br />

volume: 30. 86 points and group two – higher<br />

volume: 33 points. NRS: group one and<br />

group two: four points each.<br />

Conclusion<br />

The results of this randomized clinical trial<br />

advice, that there are no significant differences<br />

between a higher volume or a low volume<br />

eccentric training, when patients with<br />

patella insertiotend.<br />

Geisler S., Alt A.H., Kreutz T. (<strong>2016</strong>): Comparison Of High And Low Volume Eccentric Resistance Training In Patients With Jumper’S Knee. Med Sci Sports 48(5 Suppl 1): 451.<br />

GUIDELINES<br />

Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen geben Leitlinien<br />

(Guidelines) Empfehlungen hinsichtlich des optimalen diagnostischen<br />

und therapeutischen Prozesses für verschiedene Krankheitsbilder.<br />

Die ersten deutschsprachigen Video-Guidelines geben solche wissenschaftsbasierten<br />

Empfehlungen für spezifische Problematiken. Unter<br />

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Ihr entscheidet, welche Guideline Ihr gewinnen wollt!<br />

46 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VERANSTALTUNGEN & TERMINE<br />

Datum Veranstaltung Ort Internet<br />

JANUAR<br />

27.01.–29.01.2017 TheraPro Stuttgart www.messe-stuttgart.de/therapro/<br />

27.01.–29.01.2017 11. <strong>physio</strong>kongress Stuttgart<br />

28.01.2017 6. Bochumer Lymphtag Bochum<br />

FEBRUAR<br />

03.02.–05.02.2017 3. ARTZT Symposium Ernährung, Bewegung, Regeneration Montabaur<br />

www.artzt.eu/ueber-artzt/<br />

artzt-symposium<br />

10.02.–18.02.2017 31. Deutsch-Österreichisch-Schweizer Kongress für Sporttraumatologie & Sportmedizin Seefeld (A) www.seefeld-kongress.de<br />

11.02.2017 SRZH 4. Therapeutentag Augsburg www.therapeutentag.de<br />

18.02.2017 4. Physiotag im Rahmen des Endoprothetikkongress Berlin www.endokongress.de<br />

MÄRZ<br />

03.03.–04.03.2017 ZipT – Zukunftsinitiative interprofessionelle Therapie Ulm www.zipt.de<br />

04.03.2017 SRZH 4. Therapeutentag Schwerin www.therapeutentag.de<br />

09.03.–10.03.2017 3. Interprofessioneller Ausbildungskongress für Lehrende in Gesundheitsfachberufen Bielefeld<br />

09.03.–11.03.2017 Jahrestagung des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin Hamburg www.ebm-kongress.de<br />

09.03.–11.03.2017 19. Symposium Frühförderung Frankfurt/M www.fruehfoerderung-viff.de<br />

16.03.2017 Managementforum Leitende Physiotherapeuten in stationären Einrichtungen Leipzig<br />

16.03.–18.03.2017 Therapie Leipzig Leipzig www.therapie-leipzig.de<br />

16.03.–18.03.2017<br />

5. Jahreskongress Zirkel für Manuelle Medizin und Entwicklungstherapie (ZiMMT) und<br />

Ärzteseminar Berlin (ÄMM)<br />

Berlin<br />

www.zimmt.eu<br />

16.03.–18.03.2017 SRZH 4. Therapeutentag auf der „Therapie Leipzig“ Leipzig www.therapeutentag.de<br />

22.03.–25.03.2017 Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2017 Frankfurt/M www.schmerz-und-palliativtag.de<br />

APRIL<br />

07.04.–10.04.2017 FIBO Köln www.fibo.de<br />

21.04.–22.04.2017 5. Salzburger Sport-Physiotherapie Symposium Salzburg (A) www.ssps-org.com<br />

27.04.–29.04.2017 6. Interdisziplinärer Palliativkongress Bregenz (A) www.palliativ.at<br />

29.04.–02.05.2017 Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. Mannheim www.dgim2017.de<br />

MAI<br />

04.05.–06.05.2017 10. Deutscher Kongress für Parkinson und andere Bewegungsstörungen Baden-Baden<br />

11.05.–13.05.2017 Internationale Fachmesse Rehab Karlsruhe www.rehab-karlsruhe.com<br />

12.05.–13.05.2017 41. Fortbildungstagung der Vereinigung der Bobath-Therapeuten Deutschlands e. V. Hamburg www.bobath-vereinigung.de<br />

16.05.–19.05.2017 CONNECT – Connective Tissues in Sports Medicine Ulm www.connect-ulm2017.com<br />

17.05.–20.05.2017 30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V. Ulm www.dmgp-kongress.de<br />

24.05.–26.05.2017 European Stroke Conference Berlin http://eurostroke.eu/<br />

03.05.–06.05.<strong>2016</strong> OTWorld Leipzig ot-world.com<br />

JUNI<br />

20.06.–22.06.2017 Hauptstadtkongress Berlin www.hauptstadtkongress.de<br />

22.06.–24.06.2017 Jahrestagung der Norddeutschen Orthopäden- und Unfallchirurgenvereinigung e. V. Dortmund www.nouv-kongress.de<br />

22.06.–24.06.2017 32. Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) Berlin www.gots-kongress.org<br />

JULI<br />

02.07.–04.07.2017 World Confederation for Physical Therapy Congress 2017 Kapstadt (ZAF) www.wcpt.org/congress<br />

Quellen Veranstaltungskalender<br />

• AWMF – Kongresskalender, AWMF online Das Portal der wissenschaftlichen Medizin, http://www.awmf.org/service/kongresskalender.html<br />

• Kongresskalender Via medici online, Thieme Verlag, https://www.thieme.de/viamedici/kongresse-kongresskalender-1665.htm<br />

• Physio Deutschland Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V., http://www.<strong>physio</strong>-deutschland.de/bundesverband/fachkreise/veranstaltungen.html<br />

• Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, http://www.conventus.de/kongresskalender/ausblick-2017/<br />

• PT – Portal für Physiotherapeuten, https://www.<strong>physio</strong>therapeuten.de/termines/<br />

• Thieme.de Themenwelten Physiotherapie, Thieme Verlag, https://www.thieme.de/de/<strong>physio</strong>therapie/<strong>physio</strong>termine-30453.htm<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 47


AUSBLICK<br />

<strong>physio</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

DAS ERWARTET EUCH<br />

IN DER 12. AUSGABE<br />

TITELTHEMA: BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Hintergründe zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement und Einsatzmöglichkeiten<br />

für Physiotherapeuten<br />

Wissenschaftlicher Hintergrund<br />

Wissenschaftliche Fakten zu den Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

Workshop Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Vorstellen eines therapeutischen Ansatzes<br />

Vorgestellt<br />

Schülerprojekt zur Sturzprophylaxe<br />

Weiteres:<br />

Studienzusammenfassungen<br />

Muskelplakat<br />

Assessments<br />

Prüfungsfragen<br />

Veranstaltungskalender<br />

… und vieles mehr<br />

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