18.11.2016 Aufrufe

Jaguar Magazine DESIGN – German

Im Mittelpunkt der Jaguar Magazine Ausgabe 01-2016 steht DESIGN: Das Themenspektrum reicht von einem formvollendeten Jaguar über innovative Architektur bis hin zu kunstvollen Produkten, die von der Natur inspiriert wurden.

Im Mittelpunkt der Jaguar Magazine Ausgabe 01-2016 steht DESIGN: Das Themenspektrum reicht von einem formvollendeten Jaguar über innovative Architektur bis hin zu kunstvollen Produkten, die von der Natur inspiriert wurden.

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Analog & Digital:<br />

WIE MENSCH UND MASCHINE BEI<br />

JAGUAR HAND IN HAND<br />

GEHEN, UM MÖGLICHST PERFEKTE<br />

AUTOS ZU KREIEREN<br />

<strong>DESIGN</strong><br />

PLUS: Miamis boomende Kunstszene, überraschende Neuheiten im Portfolio von <strong>Jaguar</strong><br />

und ein Blick auf die nächsten Designstars in Mode, Architektur und mehr


AWARD-WINNING<br />

SOUND, WHEREVER<br />

YOU ARE


Image courtesy of Home Theater of Long Island<br />

Whether you enjoy your music collection in your home or in<br />

your car, Meridian systems provide you with the ultimate sound<br />

reproduction for a truly authentic listening experience.<br />

Recently awarded the accolade of ‘Best In-Car Audio System’<br />

by AUTOMOBILE magazine, we are proud to be the sole audio<br />

partner for both <strong>Jaguar</strong> and Land Rover.<br />

Performance and simplicity are at the heart of everything we do.<br />

If you’re looking for audio perfection <strong>–</strong> then look no further.<br />

meridian-audio.com


THE JAGUAR COLLECTION 2016<br />

READY WHEN<br />

YOU ARE<br />

Wherever you’re going and whatever you’re doing the <strong>Jaguar</strong> Collection offers a range<br />

of stylish, comfortable and adaptable clothing to fit.<br />

For this season we’ve injected a bold splash of colour and modern <strong>Jaguar</strong> branding to<br />

make up a selection of clothes that includes new jackets, scarves and hats as well as<br />

accessories and gifts that are both cool and practical.<br />

And, we’re all about family. We’ve introduced an even bigger selection of items<br />

designed especially for the children. As well as the ubiquitous t-shirt we’ve got drivers<br />

jackets, hoodies, backpacks, lunchboxes and more besides.<br />

The <strong>Jaguar</strong> Collection. Ready to go.<br />

For more information visit your local <strong>Jaguar</strong> Retailer.<br />

<strong>Jaguar</strong>.com<br />

THE ART OF PERFORMANCE


THE RUSH<br />

Neue Zugkraft<br />

Nun, da <strong>Jaguar</strong> für sein gesamtes Portfolio<br />

Versionen mit Allradantrieb anbietet <strong>–</strong> vom<br />

XE bis zum F-PACE <strong>–</strong>, hielten wir es für das<br />

perfekte Timing unsere Flotte einmal auf<br />

die schwierigsten Straßen zu schicken, die<br />

Großbritannien zu bieten hat. Sehen Sie<br />

sich unser exklusives Foto shooting auf Seite<br />

58 an, bei dem wir unsere neuen Serienwagen<br />

auf Herz und Nieren geprüft haben,<br />

darunter auch eine Testfahrt mit dem<br />

ersten SVR, den <strong>Jaguar</strong> jemals produziert<br />

hat <strong>–</strong> dem ultimativen F-TYPE<br />

AWD. Jetzt anmelden und mehr erfahren unter: jaguar.com<br />

FOTO: Greg Pajo<br />

<strong>DESIGN</strong> j 5


CONTENTS<br />

<strong>DESIGN</strong> <strong>–</strong> mit dieser Ausgabe wollen wir das besondere Design feiern,<br />

vom formschönen <strong>Jaguar</strong> über innovative, originelle Architektur bis zu einigen von<br />

der Natur inspirierten Produkten, die unser Leben besser machen. Außerdem haben<br />

wir eine Reise in die derzeit <strong>–</strong> zumindest was Design angeht <strong>–</strong> aufregendste Stadt der<br />

Welt unternommen. Für die Freunde der motorisierten Kunst sind natürlich auch<br />

wieder ein paar Neuigkeiten dabei: interessante Storys über Emissions reduzierung<br />

und <strong>Jaguar</strong>s bevorstehenden Wiedereinstieg in den Autorennzirkus, namentlich in<br />

die Formel E, die zukunftsorientierte Welt der Elektroautos. Und wir wären nicht das<br />

J-<strong>Magazine</strong>, gäbe es nicht auch ein paar hübsche Fotos vom stetig wachsenden<br />

Portfolio von <strong>Jaguar</strong> <strong>–</strong> diesmal zeigen wir Ihnen<br />

Autos, die wie kunstvolle Still leben im Atelier<br />

stehen oder auf der Straße dramatisch aufdrehen.<br />

Zu guter Letzt testen wir die<br />

neuen Allradversionen auf<br />

Höchstgeschwindigkeit und<br />

stellen wieder einmal fest:<br />

Pure Schönheit bliebe leere<br />

Hülle, käme nicht fantastische<br />

Funktionalität hinzu, in diesem<br />

Fall charaktervolle Leistung<br />

18<br />

und Antrieb. So, wie wir es von<br />

<strong>Jaguar</strong> gewohnt sind.<br />

66<br />

34<br />

CONTRIBUTORS<br />

Greg Pajo lebt abwechselnd in Austin, Texas<br />

und London, ist aber ein viel bodenständigerer<br />

Mensch, als man jetzt meinen könnte. Er ist<br />

Fotograf für eine Vielzahl von Kunden und hat<br />

die atemberaubende AWD-Testfahrt für diese<br />

Ausgabe des J-<strong>Magazine</strong> abgelichtet.<br />

Angesichts seines etwas<br />

unsteten Lebensstils hat er<br />

zwei dringende Wünsche an<br />

das Design der Zukunft: eine<br />

Teleportiermaschine und<br />

gern auch eine Vorrichtung,<br />

die Hemden im Koffer<br />

knitterfrei hält.<br />

Ben Barry kennt sich mit schnellen<br />

Autos aus. Er fährt und schreibt für<br />

Zeitschriften wie CAR oder AutoWeek<br />

und ist damit der ideale Autor für unsere<br />

anspruchsvolle Allrad-Story. Wenn<br />

er sich ein neues Designobjekt wünschen<br />

dürfte, wäre<br />

das eine Reisepass-<br />

App fürs Smartphone,<br />

„dann gäbe es<br />

eine Sache weniger,<br />

die mir auf meinen<br />

Reisen verloren oder<br />

kaputt gehen könnte“<br />

Trent McMinn ist ein Australier, den es<br />

nach London verschlagen hat. Er fertigt<br />

Portraits für Monocle, British Vogue<br />

und Wired Japan an. Für unsere<br />

Titelgeschichte hat er die Designer und<br />

Ingenieure portraitiert, die <strong>Jaguar</strong> so<br />

schöne Autos schenken.<br />

Sein Designwunsch:<br />

eine Möglichkeit,<br />

„meine gesamte<br />

Fotoausrüstung zu<br />

transportieren, ohne mir<br />

dabei die Wirbelsäule<br />

zu brechen!“<br />

6 j <strong>DESIGN</strong>


16<br />

50<br />

58<br />

08 Ignition<br />

Passend zum Thema unserer Design-Ausgabe zeigen wir<br />

Ihnen einige der bestdesignten neuen Produkte und Orte<br />

und erzählen Ihnen internationale Neuigkeiten über <strong>Jaguar</strong><br />

16 Motorsport: <strong>Jaguar</strong>s Einstieg in die Formel E<br />

Lesen Sie unser exklusives Interview mit Teamchef James<br />

Barclay zu <strong>Jaguar</strong>s aufregenden E-Rennplänen<br />

18 Wie Träume Wirklichkeit werden<br />

Einen schönen und funktionalen <strong>Jaguar</strong> zu entwickeln ist<br />

echte Knochenarbeit, bei der Designer und Ingenieure eng<br />

zusammenarbeiten. Das J-<strong>Magazine</strong> widmet ihnen seine<br />

16-seitige Titelgeschichte<br />

34 Travel: Miami Nice<br />

Wir haben die sonnenverwöhnte Stadt besucht, die sich<br />

derzeit in rasantem Tempo zu Amerikas wichtigstem<br />

Zentrum für Kunst und Design entwickelt<br />

42 Infografik: Die Macht von Design<br />

Bei Design geht es nicht allein um schöne Dinge, es kann<br />

auch positive Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesundheit und<br />

Sicherheit haben<br />

44 Internationale Designstars<br />

Wir stellen Ihnen einige der führenden Köpfe vor, die<br />

gerade unsere Welt verändern <strong>–</strong> von Produktdesign bis<br />

Architektur<br />

50 Werbeklassiker<br />

Wandeln Sie mit dem J-<strong>Magazine</strong> auf den alten Pfaden der<br />

Automobilwerbung und sehen Sie sich einige von <strong>Jaguar</strong>s<br />

schönsten Werbekampagnen an<br />

44<br />

56 Profil: Der Mann, der <strong>Jaguar</strong> gerettet hat<br />

Ein Gespräch mit Ratan Tata, jenem feinsinnigen,<br />

bescheidenen Herrn, der <strong>Jaguar</strong> kaufte (und rettete)<br />

58 Testfahrt: Allrandantrieb und der F-TYPE SVR<br />

In der weiten walisischen Landschaft haben wir <strong>Jaguar</strong>s<br />

neue Allradwagen auf die Probe gestellt. Mit dabei: das erste<br />

SVR-Modell von <strong>Jaguar</strong>, der F-TYPE SVR<br />

66 Inspiriert von der Natur<br />

Um zu überleben, muss die Natur sich stetig weiterentwickeln,<br />

und so hat die Evolution viele erstaunliche Dinge und<br />

Prozesse hervorgebracht. Wir zeigen Ihnen einige Designs,<br />

zu denen sich Menschen von der Natur inspirieren ließen<br />

72 Der Antrieb der Zukunft<br />

<strong>Jaguar</strong> reduziert die Emissionen an allen Fronten, vom<br />

Benziner und Dieselmotor bis hin zu den kommenden<br />

Hybrid- und Elektromotoren<br />

74 Mein <strong>Jaguar</strong> und ich<br />

Als Sahnehäubchen zum Thema dieser Ausgabe haben wir<br />

zwei <strong>Jaguar</strong>-Besitzer mit einer dezidierten künstlerischen<br />

Handschrift besucht<br />

77 Last Page: Hinter den Kulissen<br />

Warum ein Fotoshooting im tiefsten Wales knifflig und<br />

Designern beim Zeichnen zuzusehen ein Vergnügen ist ...<br />

<strong>DESIGN</strong> j 7


Ignition<br />

EUROPA<br />

Der Sommer lädt ein, neue Orte zu erkunden,<br />

AUFREGENDE ALTE UND NEUE AUTOS ZU FAHREN,<br />

mal wieder einen Brief zu schreiben <strong>–</strong> am besten<br />

mit einem Stift, der ein Leben lang hält <strong>–</strong> oder<br />

seinen Liebsten ein edles Geschenk zu machen<br />

DIE DEKO-<br />

ENTDECKUNG<br />

BELGISCHE WUNDERWÄNDE<br />

Wenn Sie sich bei Ihrer nächsten<br />

Renovierung so gar nicht für eine Farbe<br />

oder Tapete entscheiden können, haben<br />

wir hier etwas Neues für Sie, das Sie<br />

vielleicht auf ganz andere Ideen bringt:<br />

dreidimensionale Wandverkleidungen.<br />

Die sind nicht nur ein echter Hingucker,<br />

sondern erfüllen auch praktische<br />

Zwecke, etwa um unebene Oberflächen<br />

zu kaschieren oder als Schallschutz.<br />

In Design-Restaurants gehören sie<br />

bereits zum festen Inventar, jetzt halten<br />

sie allmählich Einzug in die privaten<br />

Wohnzimmer. 295 € pro m 2<br />

arte-international.com<br />

DAS ERLEBNIS<br />

DIE ÜBERRASCHUNG<br />

DIE „ART OF PERFORMANCE“-TOUR<br />

In diesem Jahr bietet <strong>Jaguar</strong> über<br />

100.000 Testfahrten an Hunderten aufregender<br />

Orte in 46 Ländern an. Testen<br />

Sie die <strong>Jaguar</strong> Limousinen XE und XF sowie<br />

den neuen Performance-SUV F-PACE<br />

in Ihrer Nähe. Und wenn Sie immer schon<br />

einmal von einem Experten erklärt<br />

bekommen wollten, wie Sie Ihrem <strong>Jaguar</strong><br />

auf vergnügliche Weise Höchstleistungen<br />

entlocken können, besuchen Sie doch<br />

unsere „Driving Academy“. Sie finden The<br />

Art of Performance Tour und die <strong>Jaguar</strong><br />

Driving Academy auf auf jaguar.com<br />

GENIAL VERSCHACHTELT<br />

LONDON<br />

Die englische Accessoire-Designerin<br />

Anya Hindmarch drückt Präsentschachteln<br />

ihren ganz eigenen Stempel<br />

auf: Ihre Wow Boxes sind eine Kombination<br />

aus luxuriösem Andenken und<br />

vorgefertigtem Geschenkset. Für elf<br />

verschiedene Anlässe und Themen<br />

vom „Junggesellinnenabschied“ bis zur<br />

„Midlife-Crisis“ sind sie mit dem entsprechenden,<br />

leicht ab gefahrenen<br />

Inhalt gefüllt. Ein Geschenk mit Seltenheitswert<br />

<strong>–</strong> luxuriös und humorvoll<br />

zugleich. Ab 193 €<br />

anyahindmarch.com<br />

8 j <strong>DESIGN</strong>


DIE UNTERKUNFT<br />

COTTON HOUSE HOTEL<br />

BARCELONA<br />

Mit den hohen Decken und seinem<br />

stilvollen Design ist dieses Hotel<br />

der ideale Rückzugsort nach dem<br />

Sightseeing in der Stadt. Speisen<br />

Sie auf der ruhigen, weitläufigen<br />

Terrasse zu Mittag, ziehen Sie sich<br />

zur Siesta in Ihr elegant ausge-<br />

stattetes Zimmer zurück und<br />

gönnen Sie sich am Pool auf der<br />

Dachterrasse einen abendlichen<br />

Cocktail. 295 €<br />

hotelcottonhouse.com<br />

DAS GEMEINSCHAFTSWERK<br />

MONTBLANC UND MARC NEWSON SCHWEIZ<br />

Noch nie in seiner 110-jährigen Geschichte ist Montblanc, bekannt für<br />

hochwertige Schreibwaren und Accessoires, eine Kooperation eingegangen.<br />

Und die Premiere ist fulminant geglückt: Zusammen mit dem<br />

Design-Superstar Marc Newson, der bereits Uhren, Möbel und<br />

sogar Flugzeuge entworfen hat, bringt das Traditionsunternehmen<br />

die Kollektion Montblanc M heraus, die Newsons<br />

fließenden Stil und seine Detailverliebtheit mit der hauseigenen<br />

Handwerkskunst vereint. Die hochwertigen<br />

Schreibgeräte aus Edelharz sind in fünf Ausführungen<br />

erhältlich: Füllfederhalter,<br />

Rollerball, Screenwriter, Kugelschreiber<br />

und Artfineliner.<br />

Ab 345 €<br />

montblanc.com<br />

DIE CHALLENGE<br />

OLDTIMER-RENNEN<br />

2016 kehrt <strong>Jaguar</strong> in den Oldtimerring<br />

zurück, mit Rennen in Le Mans (Juli)<br />

sowie auf dem Nürburgring und in Oulton<br />

Park im August. Bei der <strong>Jaguar</strong> Classic<br />

Challenge steht eine Reihe von<br />

<strong>Jaguar</strong>-Modellen mit Baujahren vor 1966<br />

Rad an Rad Spalier, um die berühmten<br />

Siege der Marke in Le Mans zu feiern. Wer<br />

sich als Fahrer registrieren möchte, findet<br />

weitere Informationen auf der Website<br />

des Historic Sports Car Club unter<br />

hscc.org.uk/jaguar-classic-challenge<br />

<strong>DESIGN</strong> j 9


EUROPA<br />

Entspannen<br />

Erfrischendes Italien,<br />

schwedische<br />

Mode und ungestörte<br />

Lektüre (über<br />

<strong>Jaguar</strong>) in London<br />

JW MARRIOTT VENEDIG, ITALIEN<br />

Venedig in der Hochsaison … da kommt uns ein Hotel gerade<br />

recht, das auf seiner eigenen kleinen Insel in der Lagune<br />

liegt. Im hauseigenen Boot geht es zum Sightseeing, und am<br />

Ende des Tages genießen Sie Ihre Auszeit am Pool mit<br />

atemberaubendem Blick über das Meer. Wirklich hübsch.<br />

360 € jwvenice.com<br />

RUSSISCHES FLAIR<br />

<strong>Jaguar</strong> hat zusammen mit<br />

seiner Schwestermarke Land<br />

Rover ein neues Experience<br />

Center in Moskau eröffnet.<br />

Die Besucher können Kurse<br />

buchen, um die eigenen<br />

Fahrkünste zu verbessern,<br />

und ihre Wagen auf einer zwei<br />

Kilometer langen Ringstrecke<br />

ausfahren. jaguar.ru<br />

LEICHTE HERREN-BOMBERJACKE<br />

SCHWEDEN Mit ihrem mattierten Olivton<br />

lässt sich diese Bomberjacke der Acne<br />

Studios mit so ziemlich jedem<br />

Kleidungsstück kombinieren. 500 €<br />

liberty.co.uk<br />

SEHEN UND FÜHLEN<br />

DIE BUCHHANDLUNG DER<br />

ZUKUNFT LONDON, ENGLAND<br />

Im digitalen Zeitalter des 24-h-<br />

Internetversands ist es interessant<br />

zu sehen, wie in einem echten Haus<br />

aus Stein und Holz das Konzept<br />

Buchhandlung neu gedacht wird.<br />

Das elegante Design von Libreria in<br />

der Londoner Hanbury Street ist<br />

eine direkte Reaktion auf die derzeitige<br />

Besessenheit von Algorithmen<br />

und digitaler Zerstreuung. Hier<br />

liegen nicht die aus allen Kanälen<br />

bekannten Bestseller, nein, hier<br />

stehen die unabhängigen Verlage<br />

im Fokus. Handybenutzung ist<br />

übrigens strikt untersagt. Absolute<br />

Ruhe, bitte schön … libreria.io<br />

A STORY<br />

OF STYLE<br />

Wenn Sie sich<br />

für die Designgeschichte<br />

von<br />

<strong>Jaguar</strong> interessieren,<br />

sollten Sie einen Blick<br />

in dieses 512-Seiten-<br />

Buch werfen. Ca. 110 €<br />

porterpress.co.uk<br />

10 j <strong>DESIGN</strong>


AMERIKA<br />

Spielerisches mit und ohne Strom<br />

Ein neues Mexiko, kostengünstiges<br />

Drucken in 3D, die heißeste Sonnenbrille<br />

des Sommers ... und stilvolles Meditieren<br />

DIE SONNENBRILLE<br />

Der ikonische Sonnenbrillenhersteller<br />

Ray-Ban hat<br />

zwei seiner Klassiker<br />

geremixt:<br />

Clubmaster und Round.<br />

Der neue Clubround<br />

besticht durch<br />

Retrostil mit modernem<br />

Touch und steht (fast) jedem<br />

gut zu Gesicht. 173 €<br />

ray-ban.com<br />

REALE SCIENCE-FICTION MEXIKO Dieses umwerfend schöne Hotel Mar<br />

Adentro Cabos an der Küste des mexikanischen Bundesstaats Baja California<br />

wurde von dem Architekten Miguel Angel Aragonés entworfen. Das weiße<br />

Design direkt am Meer schafft eine luftig-schwebende Atmosphäre, und per<br />

Tablet kann der Gast die Zimmereinrichtung bedienen (und den Zimmerservice<br />

bestellen). maradentrocabos.com<br />

3D-DRUCK FÜR DEN<br />

HAUSGEBRAUCH<br />

2016 wird als das Jahr gehandelt, in<br />

dem 3D-Drucken den Durchbruch<br />

schaffen wird, da seine vielfältigen<br />

Möglichkeiten nun endlich für den<br />

Hausgebrauch erschwinglich werden.<br />

Das US-amerikanische Unternehmen<br />

Polaroid, berühmt geworden für die<br />

brillante Einfachheit seiner Sofortbildkameras,<br />

bietet jetzt den ModelSmart<br />

250S an, mit dem man mit nur drei<br />

Klicks mit Holz oder Plastik drucken<br />

kann. Gegenüber anderen Druckern mit<br />

Hunderten von Einstellungen ist auch<br />

dieses Gerät wieder betörend einfach:<br />

zehn Einstellungen. Ca. 1.860 €<br />

polaroid.com<br />

NEUE ENERGIEN<br />

UNBESIEGT ORLANDO, USA Im Mai 2016 fanden in Orlando, Florida,<br />

die zweiten von <strong>Jaguar</strong> gesponserten Invictus Games statt <strong>–</strong> ein<br />

internationales Sportevent für verwundete, verletzte und kranke Soldaten<br />

und Soldatinnen. Im Bild einige britische Teilnehmer mit Prinz Harry.<br />

invictusgamesfoundation.org<br />

DIE PRIVATE MEDITATIONSSCHALE<br />

Die Headspace App, die Tag für Tag<br />

Meditation und Achtsamkeitsübungen für<br />

sechs Millionen Benutzer bereitstellt, hat<br />

nun gemeinsam mit den Architekten Oyler<br />

Wu eine Meditationsschale entwickelt, die<br />

vollständig aus Holz gefertigt ist und durch<br />

ihren ergonomisch gestalteten Innenraum<br />

überzeugt. Die Schalen werden an<br />

öffentlichen Orten aufgestellt, aber jede<br />

Wette, dass die Heimoder<br />

Büroversion für<br />

den modernen<br />

Meditierenden nicht<br />

lange auf sich warten<br />

lassen wird.<br />

headspace.com<br />

12 j <strong>DESIGN</strong>


JAGUAR ACCESSORIES<br />

PERFORMANCE<br />

PERSONALISED<br />

<strong>Jaguar</strong> Approved Accessories let you put your personal touch on the new <strong>Jaguar</strong> F-PACE <strong>–</strong><br />

the Performance Crossover without performance compromise.<br />

Brought to life by the same team that engineered your vehicle, all <strong>Jaguar</strong> Approved<br />

Accessories are conceived with your F- PACE in mind. Beautifully styled and infinitely<br />

practical, they are designed to perfectly complement your car and lifestyle.<br />

When it comes to long-term performance and durability the same high standards apply.<br />

That’s why we rigorously test all of our accessories in extreme conditions. This brutal testing<br />

inspires the confidence that allows us to offer a comprehensive warranty on all <strong>Jaguar</strong><br />

Approved Accessories, giving you the peace of mind to enjoy the road, your way.<br />

For more information visit accessories.jaguar.com or your local <strong>Jaguar</strong> Retailer.<br />

THE ART OF PERFORMANCE<br />

Vehicle Shown: <strong>Jaguar</strong> F-PACE in Italian Racing Red, fitted with the following optional accessories <strong>–</strong> Roof Cross Bars, Roof Sport Box.<br />

Roof rails and cross bars are required for F-PACE roof mounted accessories. Roof rails are factory-fit and must be ordered at time of vehicle order.


ASIEN<br />

KFC AUF KOREANISCH<br />

Sie kennen vermutlich KFC, Kentucky Fried Chicken,<br />

aber das K könnte auch für Koreanisch stehen. Koreanisches<br />

Brathuhn ist eine knusprige und äußerst saftige<br />

Köstlichkeit, die derzeit ihren Siegeszug um den Globus<br />

macht. Wenn Sie demnächst in New York sind, sollten Sie<br />

unbedingt das Fuku im East Village ausprobieren.<br />

fuku.momofuku.com<br />

AMANEMU, JAPAN<br />

Die neuste Location<br />

des Aman Resorts<br />

liegt im spektakulären<br />

Ise-Shima-Nationalpark.<br />

Gutes Essen und<br />

kulturelle Traditionen,<br />

erreichbar mit der<br />

japanischen Hochgeschwindigkeitsbahn.<br />

Ab 850 € aman.com<br />

Grüner Luxus<br />

PUMPHOUSE POINT<br />

TASMANIEN<br />

Dieses einzigartige Hotel<br />

befindet sich in einem alten<br />

Pumpenhaus, das mitten im<br />

Lake St. Clair liegt, 250 Meter<br />

vom Ufer entfernt. Wildes<br />

Tasmanien und Entspannung<br />

im Preis inbegriffen. 245 €<br />

pumphousepoint.com.au<br />

Abenteuer in der tasmanischen Wildnis,<br />

Wanderungen auf japanischen Pilgerwegen,<br />

die aufregendste Landstraße Chinas,<br />

köstliches koreanisches Hühnchen und<br />

edler australischer Espresso<br />

KAFFEEGERÄT FÜR<br />

SPEZIALISTEN<br />

Eine High-End-Kaffeemaschine<br />

hat der australische Kaffee-<br />

Enthusiast Mark Folker entwickelt:<br />

Seine Trinity ONE vereint<br />

drei hochkomplexe und variable<br />

Techniken <strong>–</strong> Brühkammer,<br />

Druckzylinder und Filterkopf <strong>–</strong><br />

in einem formvollendeten<br />

Design. 203 € trinitycoffee.co<br />

DRAMATISCHE FAHRT<br />

XJ VERBESSERT KOMFORT IN CHINA<br />

Yaxi, die spektakuläre 240 km lange „Himmelsstraße“, hat den ersten Tunnel<br />

mit Doppelspirale und die längste Steigung der Welt <strong>–</strong> ideale Bedingungen für<br />

<strong>Jaguar</strong>s Ingenieure, um Fahr- und Sitzkomfort ihres Wagens zu optimieren.<br />

14 j <strong>DESIGN</strong>


MOTORSPORT<br />

VIER FAKTEN ZUR FORMEL E<br />

Einige der spannendsten Städte<br />

der Welt sind mit der Formel E<br />

auf das Autorennkarussell<br />

aufgesprungen: Peking, Mexiko-<br />

Stadt, London, Paris und Moskau<br />

waren in den letzten beiden<br />

Saisons spektakuläre Kulisse<br />

dieses weltweiten Sportereignisses<br />

ZWEI AUTOS PRO RENNEN<br />

Die Rennwagen in der Formel 1<br />

haben nicht genügend Treibstoff<br />

für ein ganzes Rennen, die Wagen<br />

in der Formel E nicht genug<br />

Batterie, weshalb die Teams auf<br />

halber Strecke einfach das Auto<br />

austauschen. Aber …<br />

BATTERIE-ANSCHUB<br />

…die immer längere Lebensdauer<br />

wird voraussichtlich im Jahr<br />

2018 ermöglichen, die Formel E<br />

mit nur einem Wagen zu fahren.<br />

Ein gutes Omen für die Serienproduktion<br />

von Elektroautos<br />

FAN-ANSCHUB<br />

Ein ganz besonderer Aspekt<br />

der Formel E: Die Fans<br />

können dafür sorgen, dass ihre<br />

Lieblingsfahrer schneller fahren.<br />

Vor jeder Veranstaltung gibt es<br />

eine Abstimmung in den sozialen<br />

Medien, und die drei Sieger<br />

erhalten eine Art „Joker“<br />

für das Rennen, der sie mit<br />

zusätzlicher Elektropower<br />

ausstattet. Schenken auch Sie<br />

Ihre Stimme <strong>Jaguar</strong>! Infos<br />

unter fiaformulae.com<br />

DER E-HELD<br />

JAGUARS BEVORSTEHENDE RÜCKKEHR IN DEN<br />

MOTORSPORT <strong>–</strong> IN DIE FÜR REINE<br />

ELEKTROAUTOS KONZIPIERTE FORMEL E <strong>–</strong> WAR<br />

GRUND GENUG FÜR DAS J-MAGAZINE, EXKLUSIV MIT<br />

TEAMCHEF JAMES BARCLAY ÜBER DIE<br />

GRÜNDE UND DIE NAHE ZUKUNFT ZU SPRECHEN<br />

TEXT: Guy Bird<br />

16 j <strong>DESIGN</strong>


V<br />

or uns liegt eine aufregende Zukunft, und unser<br />

Einstieg in die Formel E unterstreicht, dass<br />

Elektromobilität in unserer Unternehmensstrategie<br />

eine wachsende Rolle spielt“, freut sich<br />

James Barclay, Teamchef bei <strong>Jaguar</strong>. „Das Know-how und<br />

die Expertise unseres Teams Forschung und Entwicklung<br />

werden dabei ganz entscheidend für den Erfolg unseres<br />

Programms sein. Zudem haben wir das legendäre Motorsportteam<br />

Williams als technischen Partner gewinnen<br />

können, mit dem wir schon für das Konzept des C-X75 von<br />

2010 zusammengearbeitet haben. Es liefert die Batterien für<br />

alle Formel E-Wagen und gehört zu den Wegbereitern der<br />

Elektrotechnologie. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass<br />

<strong>Jaguar</strong> das Rennprogramm selbst bestimmen soll. Das ist ein<br />

ganz entscheidender Punkt: Wir sind für unser Schicksal<br />

selbst verantwortlich.“<br />

Barclay meint damit <strong>Jaguar</strong>s bevorstehende Rückkehr in<br />

den Rennbetrieb. Im Herbst beginnt die dritte Saison der<br />

Formel E-Weltmeisterschaft, veranstaltet von der Fédération<br />

Internationale de l’Automobile (FIA), die auch die Formel 1<br />

betreut. Aber aus welchen Gründen macht <strong>Jaguar</strong> nun dort<br />

mit, und warum steigt man genau zu diesem Zeitpunkt ein?<br />

Dazu erläutert Barclay: „Die Formel E schafft Aufmerksamkeit<br />

für Elektroautos und ihre Möglichkeiten. Sie ist für uns<br />

eine ideale Plattform, um Technologien im Bereich der<br />

Elektromobilität zu entwickeln. Die nächste Generation von<br />

Elektroautos wird eine Reichweite erzielen, mit der die<br />

meisten Menschen zufrieden sind, und die Wagen werden<br />

sich auch zügig fahren lassen. Damit überschreiten wir eine<br />

wichtige psychologische Schwelle. Viele Länder der EU,<br />

darunter auch Großbritannien, und viele Staaten der USA<br />

haben eine Übereinkunft geschlossen, die Produktion von<br />

Verbrennungsmotoren bis 2050 einzustellen. Da geht eine<br />

Ära zu Ende. Und dann ist die Frage, was als Nächstes<br />

kommt. Wenn Sie sich mit Renningenieuren unterhalten,<br />

werden Sie feststellen, dass dort großer Enthusiasmus über<br />

das Potenzial und eine strategische Neuausrichtung mit<br />

Elektro motoren herrscht. Wir werden richtig schnelle<br />

Wagen bauen können. Und das Coole an diesem Wettbewerb<br />

ist, dass die Rennen in den größten Städten der Welt stattfinden<br />

und dort Zuschauer anziehen, die sonst kaum direkt mit<br />

Motorsport in Berührung kommen. Wir glauben, dass die<br />

Rennen nicht nur traditionelle Motorsportfans anlocken,<br />

sondern auch neue Fans, die sich für Technologien und<br />

Nachhaltigkeit interessieren.<br />

Das Tolle ist, dass die Rennen immer besser werden. Durch<br />

die veränderten Strategien bei Elektromotoren und -getrieben<br />

haben die Autos andere Stärken und Schwächen, das<br />

macht die Rennen und die Überholmanöver besonders<br />

spannend. Die lineare Beschleunigung ist bei Elektrowagen<br />

inzwischen schon sehr hoch, und da sich die Technologie<br />

beständig weiterentwickelt, werden wir auch bald große<br />

Fortschritte in der Leistung sehen.<br />

<strong>Jaguar</strong> hat sich seit jeher in Autorennen engagiert, um seine<br />

Produktpalette zu verbessern. Im C-Type gab es erstmals<br />

Scheibenbremsen, und die Aluminiumstruktur und Aerodynamik<br />

der in Rennen eingesetzten D-Types ist ebenfalls in<br />

die Straßenwagen eingeflossen. Wir hätten uns auch für<br />

einen anderen Motorsportwettbewerb entscheiden können,<br />

aber die Formel E schien uns mit Abstand am attraktivsten.“<br />

<strong>DESIGN</strong> j 17


PEOPLE<br />

Wie Träume<br />

Wirklichkeit werden<br />

JAGUAR STEHT FÜR SCHÖNES <strong>DESIGN</strong>, ABER <strong>DESIGN</strong>ER BRAUCHEN<br />

INGENIEURE, DIE IHRE ENTWÜRFE IN AUTOS VERWANDELN,<br />

DEREN FUNKTIONSWEISE DER FORM EBENBÜRTIG IST. DAS J-MAGAZINE<br />

STELLT IHNEN EINIGE DIESER TECHNIKZAUBERER VOR<br />

INTERVIEWS: Guy Bird / PORTRAITFOTOS: Trent McMinn / FAHRZEUGFOTOS: Amos Fricke<br />

18 j <strong>DESIGN</strong>


FEDERLEICHT<br />

So sieht die Geburtsstunde<br />

eines jeden <strong>Jaguar</strong>s aus:<br />

Diesen F-TYPE hat Wayne<br />

Burgess, der Leiter des<br />

Produktionsdesignstudios,<br />

für das J-<strong>Magazine</strong><br />

in ein paar Minuten aufs<br />

Papier skizziert<br />

<strong>DESIGN</strong> j 19


DAS GROSSE GANZE<br />

PEOPLE<br />

IAN CALLUM, 61<br />

Position: Leiter Design<br />

Freizeitbeschäftigung: Ich kritzle ständig<br />

Dinge auf Papier, Boote, große Yachten,<br />

Uhren. Und wenn ich einmal nicht zeichne,<br />

hole ich gern den Schraubenschlüssel heraus<br />

und werkele an alten Autos. So habe ich<br />

bereits einen <strong>Jaguar</strong> MkII wieder auf<br />

Hoch glanz gebracht, als Nächstes will ich<br />

einen möglichst puristischen E-Type kreieren<br />

W<br />

enn ich mit Designern anderer<br />

Autohersteller spreche, höre ich<br />

immer eine gewisse Resignation<br />

darüber, dass bestimmte tragende Komponenten<br />

bei ihren Wagen nicht verschoben werden<br />

können. Mir scheint, hier bei <strong>Jaguar</strong> besteht eine<br />

offenere Beziehung zwischen Verpackung, Design<br />

und Ingenieurskunst. Beim F-PACE haben wir mit<br />

einem weißen Blatt Papier angefangen, und zwar<br />

nicht nur auf dem Tisch, sondern auch im Kopf.<br />

Wir hatten die Möglichkeit, etwas von Grund auf<br />

Neues <strong>–</strong> genau das, was wir wollten <strong>–</strong> zu schaffen.<br />

So konnten wir etwa die Länge des F-PACE frei<br />

wählen und entschieden uns für eine längere<br />

Dachlinie, um einen Eindruck von Dynamik zu<br />

vermitteln. Das haben wir dann noch auf die<br />

Heckspoilerkante ausgeweitet. Zudem wollten<br />

wir gern eine möglichst steile Heckscheibe.<br />

Durch die verlängerte Karosserie und die<br />

veränderte Sitzposition wurde das möglich. Bei<br />

einem kürzeren Kofferraum hätte man sich<br />

diesen Luxus nicht gönnen können. Die Größe<br />

des Wagens hat sich also letztlich allein aus<br />

Funktionsweise und Stil ergeben.<br />

20 j <strong>DESIGN</strong>


Ian Callum und Kevin Stride<br />

unterhalten sich über die Hilfsmittel,<br />

mit denen bei <strong>Jaguar</strong><br />

nach den perfekten Proportionen<br />

gesucht wird <strong>–</strong> hier ein<br />

maßstabsgetreues Modell der<br />

leichten Aluminiumarchitektur<br />

PHOTOGRAPHY: LKJDÄLKJDF KJLÄKJ ÖÄÖK ; DFÄÖLKJÄLKDJ ÖÄDFÖÄ (2)<br />

KEVIN STRIDE, 46<br />

Tagesgeschäft: Baureihenleiter<br />

Freizeitbeschäftigung: Ich<br />

fahre gern Mountainbike, am<br />

liebsten bergab und über<br />

möglichst felsige Abhänge.<br />

Mit meinen beiden Jungs will<br />

ich, wenn sie 16 sind, noch mal<br />

bei der Megavalanche<br />

mitmachen, das ist ein Rennen,<br />

bei dem man über einen<br />

Gletscher fährt. Allerdings<br />

habe ich ihrer Mutter noch<br />

nichts davon gesagt …<br />

S<br />

chon mit sieben wollte ich <strong>Jaguar</strong>-Designer<br />

werden. Als ich älter wurde, musste ich<br />

allerdings feststellen, dass Ingenieur mir<br />

vermutlich mehr liegen würde. Ian ist fantastisch,<br />

er hat uns mit seinen Grundsätzen und Leitlinien<br />

alles beigebracht, was einen <strong>Jaguar</strong> ausmacht.<br />

Das Entscheidende sind die Proportionen, vor<br />

allem zwischen Sitzposition und Vorderrad.<br />

Deshalb sieht sich Ian immer zuerst dieses<br />

Verhältnis an, bevor er die erste Skizze macht.<br />

Wenn man alles andere einmal außen vor lässt,<br />

kann man sagen, dass der gesamte Bereich von<br />

der Front bis zur Spritzwand (die den Motorraum<br />

von der Fahrgastzelle trennt, siehe das Modell mit<br />

der Architektur des F-PACE links) von Stil und<br />

Proportion bestimmt wird.<br />

Als Erstes sind wir beim F-PACE an die Aufhängung<br />

gegangen: Wir haben bis zum letzten<br />

Zehntelmillimeter versucht, sie zu verkleinern,<br />

um die Motorhaube so weit wie möglich abzusenken<br />

und dem Wagen eine charakteristische Linie<br />

zu verleihen, die sich über die gesamte Seite nach<br />

hinten zieht.<br />

Auch sehr wichtig war der Designentwurf für das<br />

Hecklicht. Wir wollten einen möglichst schmalen<br />

Streifen, um eine grafische Parallele zum F-TYPE<br />

herzustellen und zugleich eine größere Tiefe zu<br />

erreichen. Der Gesetzgeber verlangt, dass das<br />

Licht aus vielen verschiedenen Richtungen zu<br />

sehen ist, weshalb wir sehr früh im Entwicklungsprozess<br />

ein Modell mit echter Beleuchtung<br />

gebaut haben. Unsere Lichtsimulationssoftware<br />

ermöglicht eine gute Annäherung von 80 %, aber<br />

an diesem Modell sieht man bis ins kleinste Detail,<br />

ob ein Teil im Schatten liegt oder was es sonst für<br />

Probleme gibt. Wo ich drei Sachen sehe, sehen die<br />

Designer fünfzig! Das Ganze hat am Ende dazu<br />

geführt, dass wir die Technologie im weißen<br />

rechteckigen Rücklicht geändert haben. Wir<br />

haben den LED-Typ durch einen anderen ersetzt,<br />

da wir dadurch die Elektronik insgesamt kompakter<br />

machen konnten. Ein Beispiel für die kleinen<br />

technischen Feinheiten, die uns ermöglichen,<br />

unsere Designvision umzusetzen.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 21


PEOPLE<br />

INNEN-<br />

ANSICHT<br />

DAVE WALKER, 51<br />

Position: Leitender<br />

Ingenieur, Fahrzeugkonzept<br />

und Exterior-Design<br />

Freizeitbeschäftigung:<br />

Ich gehe gern mit meinen<br />

beiden Söhnen wandern<br />

und zelten. Außerdem<br />

mag ich Videospiele,<br />

mein Lieblingsspiel ist<br />

Team Fortress 2<br />

Manche meinen, bei Auto-<br />

Ingenieuren dreht sich alles<br />

nur um Zahlen und die physikalische<br />

Umsetzbarkeit, aber die Grundlage<br />

dafür ist, dass man genau versteht,<br />

was ein Auto sein und ausdrücken soll.<br />

Sonst baut man einfach nur ein rein<br />

logisches, emotionsloses Gefährt. Dann<br />

ist es kein <strong>Jaguar</strong> mehr. Der Kofferraum<br />

im F-PACE ist vielleicht ein gutes<br />

Beispiel. Jemand, der durch und durch<br />

Ingenieur ist, würde wahrscheinlich<br />

versuchen, an allen Ecken und Enden<br />

Volumen herauszuquetschen, wodurch<br />

der Kofferraum am Ende völlig seine<br />

Form verlieren würde. Wir versuchen im<br />

Gegenteil, ihm klare Linien zu verpassen<br />

und ihn möglichst praktikabel zu<br />

gestalten. Dadurch gewinnt man den<br />

Eindruck, dass sich auch große Gegenstände<br />

sehr leicht verstauen lassen. Gut,<br />

vielleicht verliert man hier und da einen<br />

halben Liter an Volumen, aber das<br />

Ergebnis ist trotzdem um Längen besser.<br />

Auch an der Fahrposition haben wir<br />

lange gearbeitet. Zum Beispiel haben<br />

wir die Nase des Vordersitzes leicht<br />

angehoben und den hinteren Teil um<br />

etwa zwei Grad weiter abgesenkt, als<br />

wir es normalerweise tun. Das klingt<br />

erst mal nicht viel, aber es verändert das<br />

Fahrgefühl. Wir haben Dynamikexperten<br />

in Fahrzeuge mit zwei Alternativen<br />

gesetzt, und sie waren von der<br />

Änderung absolut begeistert. Es gab<br />

noch ein paar andere Anpassungen, das<br />

Entscheidende ist aber, dass die Knieposition<br />

jetzt ein bisschen höher ist,<br />

ähnlich wie in einem Sportwagen. Und<br />

dann denkt man als Fahrer auch in<br />

dieser Kategorie. Wir haben sogar den<br />

Hund eines Ingenieurs digital abgemessen<br />

<strong>–</strong> Roly, ein Golden Retriever <strong>–</strong>, um<br />

herauszufinden, wie gut Hunde ein- und<br />

aussteigen können. Dazu haben wir Roly<br />

im Stehen und im Sitzen gemessen,<br />

denn man glaubt es kaum, Hunde sind<br />

im Sitzen tatsächlich größer.<br />

MANCHE MEINEN, BEI INGENIEUREN DREHT SICH ALLES<br />

NUR UM ZAHLEN, ABER UM EIN AUTO ZU BAUEN<br />

MUSS MAN GENAU VERSTEHEN, WAS DAS AUTO SEIN SOLL<br />

DAVE WALKER, LEITENDER INGENIEUR, FAHRZEUGKONZEPT UND AUSSEN<strong>DESIGN</strong><br />

22 j <strong>DESIGN</strong>


DER INFOTAINMENT-GURU<br />

Alister Whelan und Dave Walker<br />

sprechen im Designzentrum über<br />

die Innenausstattung<br />

ALISTER WHELAN, 40<br />

Position: Leiter<br />

Interior-Design<br />

Freizeitbeschäftigung: Ich habe<br />

eine kleine Fuji X-T1 mit Magnesiumgehäuse.<br />

Es ist zwar nur eine<br />

Kompaktkamera, aber mit vielen<br />

verschiedenen Linsen, und sie<br />

hat meine Leidenschaft fürs<br />

Fotografieren wiedererweckt.<br />

Ich mache vor allem viele Bilder<br />

von meiner kleinen Tochter<br />

Der Raum, den wir im Inneren<br />

eines Autos kreieren, ist für die<br />

Designer genauso wichtig wie<br />

für die Karosserieentwickler. Es geht<br />

darum, ein Gleichgewicht zwischen der<br />

metrischen Analyse und der<br />

wahrgenommenen Qualität, Geräumigkeit<br />

und Praktikabilität zu finden.<br />

Besonders schön am F-PACE fand ich,<br />

dass es uns gelungen ist, dieses sportliche<br />

Fahrgefühl zu bewahren. Wir hatten<br />

bis dahin noch nie ein derart praktisches<br />

Auto gebaut und wussten, dass unsere<br />

Kunden die hohe, kommandomäßige<br />

Sitzposition in SUVs besonders<br />

schätzen, wollten aber, dass sich der<br />

Wagen nach wie vor wie ein <strong>Jaguar</strong><br />

anfühlt. Deshalb haben wir diese Streben<br />

an der Mittelkonsole angebracht und die<br />

„Riva Hoop“-Linie am unteren Rand der<br />

Windschutzscheibe und der Schulterlinie<br />

der Tür nach unten versetzt, so dass man<br />

das Gefühl hat, tatsächlich im und nicht<br />

auf dem Auto zu sitzen.<br />

PETER VIRK, 37<br />

Position: Leiter Connected<br />

Technologies & Apps<br />

Freizeitbeschäftigung: Mein<br />

Beruf ist gleichzeitig mein<br />

Hobby. Am liebsten mache ich<br />

Experimente mit meinem<br />

vernetzten Haus. Um den Kopf<br />

freizukriegen, fahre ich Rad, da<br />

habe ich dann auch Zeit zum<br />

Nachdenken. Und natürlich<br />

verbringe ich viel Zeit<br />

mit meinen beiden Jungs<br />

Vor drei Jahren gab es die<br />

Abteilung, die ich leite,<br />

noch gar nicht. Da sich die<br />

Konsumwelt aber permanent<br />

verändert, mussten wir auch<br />

entsprechende neue Technologien in<br />

unsere Autos integrieren. Inzwischen<br />

haben wir allein 28 Mitar-<br />

beiter für Apps und insgesamt 400-500<br />

Leute für den Bereich Infotainment. Mein<br />

Team ist für die Benutzererfahrung<br />

zuständig, die sogenannten InControl-<br />

Apps, die auf dem Handy des Fahrers<br />

laufen und auf die Windschutzscheibe<br />

projiziert werden (HTML5-basierte Apps).<br />

Der zentrale Infotainment-Bildschirm ist<br />

von sieben auf 10,2 Zoll gewachsen und<br />

muss dementsprechend so gestaltet<br />

werden, dass er sich gut ins Fahrzeug<br />

integriert. Das ist die Hardware.<br />

Anschließend sehen wir uns zusammen<br />

mit dem Designteam an, wie wir die<br />

Grafik in einen guten Fluss mit der<br />

Innenausstattung bringen können. Der<br />

Bildschirm ist inzwischen viel mehr als<br />

nur ein Navi, Sie können damit Radio<br />

hören und fernsehen, er informiert Sie<br />

über das Wetter und liest Ihnen während<br />

der Fahrt die neusten Nachrichten vor <strong>–</strong><br />

und das alles, ohne Sie vom Fahren<br />

abzulenken.<br />

Besonders wichtig war uns, ein Hybridsystem<br />

zu entwickeln, da es während der<br />

Fahrt manchmal passieren kann, dass die<br />

Verbindung abbricht. Deswegen wollten<br />

wir ein System, das man on- und offline<br />

benutzen kann. Zum Beispiel kann das<br />

System den Fahrer aktiv fragen, ob er<br />

einen bestimmten Song von seinem<br />

Smartphone oder Spotify hören will,<br />

und ihn dann vorsorglich einspeisen.<br />

Beim Navi können die gesamten Daten<br />

des Fahrers in den Cachespeicher<br />

über tragen werden, um sie jederzeit<br />

verfügbar zu haben.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 23


PEOPLE<br />

SIOBHAN HUGHES, 47<br />

Position: Leiterin Design, Farbe und Materialien<br />

Freizeitbeschäftigung: Ich lerne gerade für die<br />

Prüfung zur Diplomkauffrau. Meine freie Zeit verbringe<br />

ich mit Lesen, Radfahren und Badminton<br />

ICH WOLLTE IMMER<br />

AUTO<strong>DESIGN</strong>ER<br />

WERDEN, ABER<br />

WIE AUTOS<br />

FUNKTIONIEREN<br />

HAT MICH AUCH<br />

SEHR INTERESSIERT<br />

MARK WHITE,<br />

CHEFINGENIEUR<br />

KAROSSERIEBAU<br />

FARB- UND MATERIALWAHL<br />

I<br />

ch bin ausnahmsweise nicht über<br />

den üblichen Weg der Kunsthochschule<br />

an diese Stelle gekommen,<br />

sondern habe eine Ausbildung zur<br />

Tonplastikerin gemacht, bevor ich in der<br />

Abteilung Farbe und Materialien eingestellt<br />

wurde. Dadurch hatte ich ein gutes<br />

Gespür für dreidimensionale Formen<br />

und kenne die Eigenschaften der<br />

verschiedenen Materialien sehr gut <strong>–</strong> ich<br />

weiß, was sie können und was nicht. Mir<br />

ist vor allem wichtig, die Frage nach<br />

Farbe und Verkleidung früh in den<br />

Entwicklungsprozess einzubringen,<br />

möglichst noch bevor die Designer ihre<br />

ersten Entwürfe anfertigen. Dadurch<br />

können sie all diese Überlegungen in<br />

ihre Designs integrieren, was wiederum<br />

Auswirkungen auf die Geometrie hat.<br />

Anders gesagt: Die Auswahl der Farben<br />

und Materialien steht für mich am<br />

Anfang des Designprozesses.<br />

Ledermuster aus Siobhans<br />

umfassender Kollektion<br />

24 j <strong>DESIGN</strong>


DIE AUSSENPERSPEKTIVE<br />

WAYNE BURGESS, 47<br />

Position: Leiter des<br />

Produktionsdesignstudios<br />

Freizeitbeschäftigung: Ich bin<br />

Leadgitarrist der Rockband<br />

Scattering Ashes, mit der ich dieses<br />

Jahr auf dem Download Festival<br />

auftrete. Wir machen ziemlich<br />

düstere Musik, aber nicht zu hart.<br />

Außerdem faszinieren mich Flugzeuge<br />

und ich gehe gern mit meinen<br />

Zwillingssöhnen auf Flugschauen<br />

E<br />

s ist wichtig, Leute zu finden, mit<br />

denen man eine Leidenschaft teilt.<br />

Bei mir ist das mein Kollege und<br />

Freund Mark White, der sich leider bald<br />

verabschieden wird. Er wird mir fehlen.<br />

Wenn ich mich gerade in die fisseligen<br />

Details verbissen habe, wie man eine<br />

Seitenwand in einem Stück stanzen<br />

kann, rufe ich ihn an und frage ihn:<br />

„Mark, was können wir machen?“ Die<br />

Entwicklung kann bis zu drei Monate<br />

dauern. Mit Marks Team handle ich aus,<br />

wie wir möglichst knackige Linien,<br />

scharfe Kanten und klare Außenwände<br />

hinbekommen.<br />

Bei den heutigen <strong>Jaguar</strong>-Modellen<br />

besteht die größte Herausforderung in<br />

den aus Aluminium gefertigten Seitenwänden,<br />

und zwar weil sie so breite<br />

Schultern haben. Je tiefer die Seitenwände<br />

sind, umso schwieriger sind sie<br />

herzustellen. Aluminium lässt sich eben<br />

nur in einem bestimmten Maß dehnen.<br />

Dem Stanzer in mir gefällt am besten der<br />

hintere Kotflügel des F-TYPE, wegen<br />

dieser ganz schlichten Überkrönung. Ein<br />

Die Abschlusskante des F-TYPE<br />

musste sehr sorgfältig gestaltet<br />

werden, damit sie überhaupt<br />

produziert werden konnte (und<br />

dabei immer noch gut aussah)<br />

anderer interessanter Aspekt beim<br />

F-TYPE war die muschelförmige Motorhaube.<br />

Dass es uns gelungen ist, die Linie<br />

von Motorhaube und Kotflügel tiefer zu<br />

legen und dabei die Anforderungen für<br />

den Schutz von Fußgängern zu erfüllen,<br />

hat uns einige großartige Möglichkeiten<br />

eröffnet. Einfach gesagt: Wenn man den<br />

gesamten Motorhaubenbereich<br />

einschließlich Radlauf und Kotflügel<br />

nutzen kann, um Fußgänger bei einem<br />

Frontaufprall abzufedern und von den<br />

harten Karosserieteilen abzulenken,<br />

kann man die Kotflügel beliebig weit<br />

absenken. Bei einem Aufprall werden sie<br />

dann mithilfe von Pyrotechnik ausgefahren.<br />

Sprich: Man kann an Höhe fast<br />

70 mm einsparen, was ungefähr dem<br />

Unterschied zwischen einem Sportwagen<br />

und einer Limousine entspricht.<br />

Einfach fantastisch!<br />

MARK WHITE, 56<br />

Position: Chefingenieur<br />

Karosseriebau<br />

Freizeitbeschäftigung: Jede Art<br />

von Rockmusik von Led Zeppelin<br />

über Deep Purple bis Foo Fighters<br />

und Skunk Anansie<br />

M<br />

ein erster Job bei <strong>Jaguar</strong><br />

bestand darin, dem XJ-S aus<br />

den späten 1980er Jahren das<br />

Dach abzusägen. Die Verkäufe gingen<br />

von 20 auf 130 Stück die Woche hoch.<br />

Seitdem habe ich alle Cabrios vom XK<br />

bis zum F-TYPE gemacht. Schon als<br />

Kind wollte ich unbedingt Autodesigner<br />

werden, aber wie Autos funktionieren<br />

hat mich auch schon immer interessiert,<br />

von der Aerodynamik bis zum<br />

Außendesign. Ich will herausfinden,<br />

was im Design alles möglich ist. Wenn<br />

man die Eigenschaften von Aluminium<br />

genau versteht, kann man so ziemlich<br />

alles machen, man muss nur wissen,<br />

wie weit es sich um eine bestimmte<br />

Form herumbiegen lässt. Malcolm<br />

Sayer (der legendäre ehemalige<br />

Aerodynamiker von <strong>Jaguar</strong>) kam aus<br />

der Flugzeugindustrie, wo er lange mit<br />

Aluminium gearbeitet hat. Von daher<br />

hatte er eine gewisse Vorliebe für dieses<br />

Material, die jemand aus der Stahloder<br />

Automobilindustrie vielleicht<br />

nicht gehabt hätte. Er war einer der<br />

Helden meiner Jugend <strong>–</strong> ich habe die<br />

Konturen des C- und T-Type und des<br />

XJ13 bis ins kleinste Detail studiert.<br />

Es geht darum, das Design in seinem<br />

Kern zu erfassen und den Fluss, den der<br />

Designer erzeugen will, in eine stanzbare<br />

Form zu bringen. Dafür haben wir<br />

extra neue Legierungen entwickelt, die<br />

leichter formbar sind, um komplexere<br />

Konturen zu ermöglichen. Wir haben<br />

nicht einfach gesagt, wir arbeiten<br />

innerhalb der abgesteckten Grenzen.<br />

Wir wollten die A-Oberfläche schützen:<br />

die Unterteilung der Seitenwände, den<br />

Look, und dann muss man schauen, ob<br />

man die komplette Seite in einem Stück<br />

herstellen kann oder separate Kotflügel<br />

braucht. Diese Entscheidung entsteht<br />

aus der Oberflächengeometrie, die wir<br />

bekommen.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 25


26 j <strong>DESIGN</strong>


BEIM F-PACE HABEN WIR MIT EINEM<br />

WEISSEN BLATT ANGEFANGEN, NICHT NUR AUF<br />

DEM TISCH, SONDERN AUCH IM KOPF<br />

IAN CALLUM, LEITER <strong>DESIGN</strong><br />

<strong>DESIGN</strong> j 27


JAGUAR HAT JETZT<br />

FÜNF AUSSERGEWÖHNLICHE<br />

MODELLE <strong>–</strong> UND DAMIT<br />

DAS BREITESTE PORTFOLIO<br />

SEINER GESCHICHTE


BEI JAGUAR BESTEHT EINE OFFENE<br />

BEZIEHUNG ZWISCHEN<br />

<strong>DESIGN</strong> UND INGENIEURSKUNST<br />

IAN CALLUM, LEITER <strong>DESIGN</strong><br />

F-TYPE SVR<br />

„Beim ersten Entwurf ging die Schulter fast komplett senkrecht bis zur<br />

Kante durch. Das ließ sich aber leider nicht bauen, es widersprach allen<br />

physikalischen Gesetzen. Die einzige Möglichkeit, diese kraftvolle Kante<br />

elegant zu umhüllen, bestand darin, die Fläche über einen weitschweifigen<br />

Winkel von 15 Grad darüber hinweglaufen zu lassen. Dadurch wird der<br />

Radius zwar größer und der Winkel offener, aber optisch sieht es immer<br />

noch fantastisch aus und die Kernidee bleibt erhalten“<br />

MARK WHITE, CHEFINGENIEUR KAROSSERIEBAU


XF<br />

„Wir sind alle so sehr an Google gewöhnt, dass wir von allen anderen<br />

Systemen erwarten, dass sie genauso funktionieren. Genau<br />

das haben wir in unserem neuen Infotainment-System umgesetzt.<br />

Jetzt können Sie Geschäfte nach Namen oder Postleitzahlen<br />

suchen und dürfen sogar Tippfehler machen. Um all diese Technik<br />

in einem Auto unterzubringen, braucht man Terabytes an Daten,<br />

aber wenn man mit einer Cloud arbeitet, geht das. Man braucht ein<br />

Hybridsystem, bei dem die wichtigsten Navigations infos direkt<br />

im Auto abrufbar sind und aktuelle Verkehrsdaten und anderes in<br />

der Cloud. Sollte dann einmal die Verbindung unterbrochen sein,<br />

kommen Sie trotzdem noch von A nach B“<br />

PETER VIRK, LEITER VERNETZTE TECHNOLOGIEN & APPS<br />

XE<br />

„Der vertikale Kühlergrill, das ‚pure‘ Motorhaubenprofil und die Scheinwerfer unter<br />

der gebietenden Braue sind allesamt grundlegend für das attraktive Erscheinungsbild<br />

des Wagens und hätten durch Sicherheitsanforderungen leicht verwässert<br />

werden können. Aber wir sind das Design Millimeter für Millimeter durchgegangen<br />

und haben die Anforderungen für den Aufprallschutz von Fußgängern so genau<br />

analysiert, dass wir am Ende unsere Designvision umsetzen konnten und zugleich<br />

mit einer 5-Sterne-NCAP-Bewertung Klassenbester geworden sind“<br />

WAYNE BURGESS, LEITER DES PRODUKTIONS<strong>DESIGN</strong>STUDIOS


„Beim F-PACE sind die Räder weit nach vorn versetzt,<br />

was man bei anderen alltagstauglichen SUVs so nicht<br />

sieht. Einfach gesagt gibt es mehr Motorhaube und<br />

weniger Überhang. Der Unterschied mag gering sein,<br />

vielleicht 25 Millimeter, aber der Effekt ist enorm“<br />

IAN CALLUM, LEITER <strong>DESIGN</strong><br />

F-PACE


XJ<br />

„Beim XJ haben wir zuerst eine möglichst einfache Innenarchitektur<br />

entworfen, um dann ein großes Feld an<br />

Möglichkeiten zu haben, ihn elegant zu verschönern. Das<br />

ist das Geheimnis: Die Architektur, die grundlegenden<br />

Linien und Strukturen, sollten so einfach wie möglich sein“<br />

IAN CALLUM, LEITER <strong>DESIGN</strong>


TRAVEL<br />

Miami Nice<br />

ALS DIE NEUE AMERIKANISCHE HAUPTSTADT<br />

FÜR KUNST, ARCHITEKTUR UND <strong>DESIGN</strong> IST<br />

MIAMI NATÜRLICH DER ORT SCHLECHTHIN<br />

FÜR DAS SPECIAL UNSERER <strong>DESIGN</strong>-AUSGABE.<br />

DAS J-MAGAZINE GING FÜR SIE AUF ENTDE-<br />

CKUNGSREISE ...<br />

TEXT UND FOTOS: Shiraz Randeria<br />

34 j <strong>DESIGN</strong>


HIMMELHOCH<br />

Blick auf den Himmel von<br />

Miami durch die ungewöhnliche<br />

Brille des Fly’s Eye Dome von<br />

Buckminster Fuller im Design<br />

District. Die geodätische Kuppel,<br />

die als Eingang zur darunterliegenden<br />

Tiefgarage fungiert,<br />

wurde 2014 nach dem ursprünglichen<br />

Entwurf von Fuller erbaut,<br />

allerdings mit Technologien, die<br />

ihm in den 1970er Jahren noch<br />

nicht zur Verfügung standen<br />

<strong>DESIGN</strong> j 35


TRAVEL<br />

MIAMI HAT SEINE VON EXTREMEN WIDERSPRÜCHEN GEPRÄGTE<br />

VERGANGENHEIT HINTER SICH GELASSEN UND IST ZUR GLOBALEN<br />

BOOMTOWN FÜR KUNST UND <strong>DESIGN</strong> AUFGESTIEGEN<br />

APRYL THORNTON, HOSTESS,<br />

BASEMENT, EDITION HOTEL<br />

„Miami ist die heiße Schwester von New<br />

York <strong>–</strong> und zwar in beiden Wortbedeutungen.<br />

Früher ist man hier vor allem Touristen<br />

aus dem kalten Norden des Landes<br />

begegnet, die es im Winter in die Sonne<br />

zog, aber inzwischen ist das ganze Jahr<br />

über Saison, selbst in der größten<br />

Sommerhitze“<br />

36 j <strong>DESIGN</strong>


<strong>DESIGN</strong><br />

DISTRICT<br />

Diese Seite: Der<br />

Fly’s Eye Dome von<br />

Buckminster Fuller.<br />

Links: Die Skulptur<br />

von Le Corbusier<br />

des französischen<br />

Künstlers Xavier<br />

Veilhan im Palm<br />

Court. Unten links:<br />

Eislaufbahn mit<br />

Neonbeleuchtung<br />

im Edition Hotel<br />

Miami war lange Zeit geprägt von extremen Widersprüchen. Während<br />

der Kokainkriege Anfang der 1980er Jahre <strong>–</strong> man erinnere sich an die<br />

Kultfernsehserie Miami Vice mit Sonny Crockett und Rico Tubbs <strong>–</strong> war<br />

es die Stadt mit den weltweit meisten Morden. Zugleich genoss es einen<br />

herausragenden Ruf als Nordamerikas beliebtester Urlaubsort.<br />

Inzwischen hat die Stadt ihre Drogengangs kaltgestellt und zu einem neuen<br />

Aufschwung angesetzt. Ja, man kann sagen, Miami hat sich zur globalen<br />

Boomtown für Kunst und Design gemausert. Aushängeschild dieses rasanten<br />

Aufstiegs ist die Art Basel Miami Beach, jene glamouröse Kunstmesse, die<br />

hier seit 2002 gastiert und sich als wahrer Katalysator für den Wandel der<br />

Stadt entpuppt hat.<br />

„Die Art Basel hatte unbestreitbar großen Einfluss auf die Entwicklung der<br />

Kunst- und Kulturszene von Miami. Jedes Jahr schaut jetzt die gesamte<br />

Kunstwelt eine Woche lang auf unsere Künstler und kulturellen Institutionen“,<br />

erklärt Brandi Reddick. Sie ist Kuratorin für das Programm Miami-<br />

Dade County Art in Public Places und nimmt damit eine tragende Rolle in der<br />

städtischen Verwaltung ein. Sie hat das Sagen bei der Vergabe von Aufträgen<br />

und der Kuratierung öffentlicher Kunstprojekte. Die aktuellen Trends der<br />

Kunstszene, sagt Reddick, wurzeln indes tief in der Vergangenheit: „Man darf<br />

nicht vergessen, dass es in Miami schon eine blühende Kunstszene gab, bevor<br />

die Messe in die Stadt kam. Unser öffentliches Kunstförderprogramm, das es<br />

seit 1973 gibt, ist eines der ältesten und größten im ganzen Land. Unsere<br />

Sammlung umfasst über 700 Werke international anerkannter und in Miami<br />

ansässiger Künstler, die sich an Standorten im gesamten County befinden.“<br />

<strong>DESIGN</strong> j 37


TRAVEL<br />

„HIER IN MIAMI SPIELT EIN<br />

GEWISSES EUROPÄISCHES<br />

UND SÜDAMERIKANISCHES<br />

FEINGEFÜHL MIT HINEIN,<br />

DAS ALLES AUFDRINGLICH<br />

DEKORATIVE AUF DAS<br />

RECHTE MASS ABMILDERT“<br />

Aber Miami wird nicht nur für seine bildende Kunst<br />

bejubelt: Seit 2005 gibt es die Designmesse Design Miami<br />

und die Stadt hat einen das ganze Jahr über gut gefüllten<br />

Kulturkalender, mit internationaler Buchmesse und Film -<br />

festival und der renommierten Winter Music Conference für<br />

Dance-Musik und DJs.<br />

Durch die Nähe zu Kuba und Südamerika hört man auf allen<br />

Straßen der Stadt Spanisch sprechende Menschen, und das<br />

aus den lateinamerikanischen Ländern einströmende Geld<br />

hat einen deutlich sichtbaren Immobilienboom ausgelöst:<br />

Wohntürme, Hotels, Kunststätten.<br />

Was die öffentlich geförderte Kunstszene angeht, betont<br />

Reddick den weitsichtigen Ansatz der Stadt: „Über zehn<br />

Jahre hinweg wurden im Rahmen des Investitionsprogramms<br />

des Countys kulturelle Einrichtungen geplant,<br />

darunter das Adrienne Arsht Center for the Performing Arts,<br />

das Pérez Art Museum Miami, das Frost Museum of Science<br />

und das South Miami-Dade Cultural Arts Center.“<br />

Dank dieser neuen Kunststätten und öffentlichen Gebäude,<br />

der Wahrzeichen des heutigen Miami, hat die Stadt zugleich<br />

das Potenzial, sich zum wichtigsten architektonischen<br />

Hotspot des Kontinents zu entwickeln.<br />

Als weltweiter Spitzenreiter mit den meisten Art-Déco-<br />

Gebäuden wartet Miami zudem mit zahlreichen Projekten<br />

von Stararchitekten wie dem Pérez Art Museum Miami von<br />

Herzog & de Meuron, Frank Gehrys Zentrum für die New<br />

World Symphony sowie Werken von Buckminster Fuller,<br />

Zaha Hadid, Isay Weinfeld, Bjarke Ingels und dem in der<br />

Stadt ansässigen Büro Arquitectonica auf. Inzwischen haben<br />

selbst die neuerrichteten Parkhäuser einen kunstvollen<br />

Touch. Bestes Beispiel: die Hochgarage von Herzog & de<br />

Meuron <strong>–</strong> 1111 Lincoln Road <strong>–</strong> mit einer Modeboutique im<br />

zentralen fünften Stock und mehreren Penthäusern. Auf der<br />

anderen Seite der Stadt kann man eine riesige Kunstinstallation<br />

von John Baldessari bestaunen, auf einem glänzend<br />

neuen metallummantelten Parkhaus, das eine 18 Block<br />

breite Schneise in das Design District schneidet, ein<br />

Langzeit projekt des Bauunternehmers Craig Robins, der seit<br />

2007 daran arbeitet.<br />

Hier regiert urbanes Freizeit- und Shoppingvergnügen.<br />

Schlichte Lagerhallen wurden in Flagship Stores für<br />

Hermès, Tom Ford oder Bulgari umgewandelt und<br />

mit einer großen Prise herausragender Kunst verfeinert.<br />

Wenn im nächsten Jahr die dritte und letzte Bauphase<br />

abgeschlossen ist, werden in dem Komplex 160 Läden und<br />

Kunstgalerien ihre Besucher erwarten. Zudem hat Craig<br />

Robins besonderen Wert darauf gelegt, dass die gezeigten<br />

38 j <strong>DESIGN</strong>


VERSCHMELZUNG VON KUNST UND ARCHITEKTUR<br />

Das Viertel Wynwood (dieses Bild und unten rechts) ist<br />

bekannt für seine Street Art, Cafés und Galerien. Links: Das<br />

Parkhaus in der 1111 Lincoln Road von Herzog & de Meuron<br />

AMANDA FRAGA, LEITERIN GETRÄNKE,<br />

MICHAEL’S GENUINE FOOD & DRINK<br />

„Wir waren 2007 hier im Design District Vorreiter<br />

einer neuen Esskultur mit frischen Produkten<br />

aus der Umgebung, die es inzwischen in ganz<br />

Miami gibt. In Florida ist fast das ganze Jahr<br />

über Erntezeit und unsere Küche kennt viele<br />

internationale Einflüsse. Gut zum Ausgehen sind<br />

auch die Viertel Brickell mit vielen neuen<br />

Restaurants und Wynwood, wo man gut auf ein<br />

Bier oder einen Kaffee hingehen kann.“<br />

Kunstwerke mit den Geschäftsangeboten harmonieren, um<br />

dem Zentrum ein klares Profil als Ort der Kunst und Kultur<br />

zu verleihen. Genau darin liegt Robins zufolge Miamis<br />

Stärke: „Schon vor langem haben sich hier große Sammler<br />

angesiedelt <strong>–</strong> Ella Cisneros, Carlos und Rosa de la Cruz oder<br />

auch Norman und Irma Braman, um nur die Wichtigsten zu<br />

nennen. Sie schätzen Miami, weil es eine hohe Lebensqualität<br />

bietet und weil hier zudem verschiedene Geschäftsinteressen<br />

zusammenlaufen.<br />

Diese über Jahrzehnte angewachsenen Privatsammlungen<br />

wurden schließlich sehr freigebig in den Museen der Stadt<br />

ausgestellt oder fanden ihren Platz in größeren Sammlungen<br />

wie der Cruz Collection im Design District“, fährt Robins<br />

fort. „Nicht zuletzt diese privaten Initiativen haben Sam<br />

Keller von der Art Basel dazu bewegt, Miami als zweiten<br />

Standort dieser ehrwürdigen Schau auszuwählen. Und wie<br />

wir wissen, hat die Art Basel die Stadt im öffentlichen<br />

Bewusstsein zu einem echten Knotenpunkt für Kunst und<br />

Design gemacht.“<br />

Betrachtet man Miami als Scharnier zwischen Nord- und<br />

Südamerika, so liegt sein zentraler Hebel in einem brandneuen<br />

Viertel im bis dato ziemlich altmodisch wirkenden<br />

Mid-Beach: dem Faena District, sechs Blocks mit Blick auf<br />

den Atlantik. Ein ambitioniertes Unterfangen, ersonnen von<br />

dem argentinischen Hotelier Alan Faena. Es besteht aus acht<br />

Gebäuden: einem vollautomatischen Parkhaus, das wie ein<br />

riesiger Münzautomat funktioniert; einem exklusiven<br />

Warenhaus; dem Faena Forum, einem Zentrum für Kunst<br />

und Kultur, das von Rem Koolhaas und seinem OMA<br />

entworfen wurde; drei Wohntürmen; dem feudalen Gästehaus<br />

Casa Claridge’s, dem letzten noch verbliebenen<br />

Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit, und dem Faena<br />

Hotel, dem Wahrzeichen des Viertels, das die Räum lichkeiten<br />

des ehemaligen Saxony Hotel übernommen hat. Das<br />

Viertel ist größtenteils noch im Bau, nur die Hotels und der<br />

erste Wohnturm von Foster + Partners sind bis dato fertiggestellt.<br />

„Wir wollten eine einzigartige Umgebung schaffen,<br />

etwas Frisches auf der Höhe der Zeit, um den Menschen ein<br />

<strong>DESIGN</strong> j 39


TRAVEL<br />

EINE FLUT VON KUNST<br />

Oben: Hauptfokus des 2013 eröffneten Pérez Art Museum<br />

Miami <strong>–</strong> ebenfalls von Herzog & de Meuron erbaut <strong>–</strong> ist<br />

zeitgenössische Kunst aus Amerika, Europa und Afrika. Unten:<br />

Brandi Reddick, Kuratorin von Miami-Dade County Art in<br />

Public Places, hat die Kunst in der Stadt weit vorangebracht<br />

dynamisches Erlebnis aus Kunst, Design, Natur,<br />

Technologie und Dienstleistungen zu ermöglichen“, sagt<br />

Faena. Worte wie „Luxus“ oder „Bauunternehmer“ wollen<br />

ihm nicht über die Lippen kommen, er begreift sich eher als<br />

eine Art urbaner Theaterintendant, wobei die Öffentlichkeit<br />

zugleich Zuschauer und Darsteller ist. „Faena ist als ein<br />

Universum, eine Bühne konzipiert, auf der jeder Raum<br />

seinen genau austarierten Platz in einer Choreografie aus<br />

ineinanderfließenden Träumen und Handlungen<br />

einnimmt“, erläutert er weiter. Ein gutes Beispiel für diese<br />

raffinierte Theatralität sind die Hotelgärten, in denen<br />

Damien Hirsts riesiges Werk Gone but not forgotten thront,<br />

ein Glaskasten mit dem rekonstruierten und mit Blattgold<br />

überzogenen Skelett eines echten Mammuts. Es mag<br />

übertrieben klingen, nach palmengesättigter Hybris, aber<br />

wenn man dieses tote Mammut „leibhaftig“ erlebt, scheint es<br />

Miami auf bizarr-perfekte Weise zu symbolisieren, ohne<br />

dabei herablassend zu wirken. Es ist schön, es ist moderne<br />

Kunst und es ehrt den Glanz vergangener Tage.<br />

Die Gästezimmer und Suiten des Hotels hat der australische<br />

Regisseur Baz Luhrmann zusammen mit seiner Frau, der<br />

Szenen- und Kostümbildnerin Catherine Martin, ausgestattet.<br />

Allerdings herrscht eine maßvolle Balance. Stellte<br />

40 j <strong>DESIGN</strong>


„ES GIBT VIEL KUNST IM ÖFFENT-<br />

LICHEN RAUM, ABER AUCH<br />

DAS GROSSE GELD UND DAS<br />

GESCHÄFTSMÄSSIGE. UND MAN<br />

FÖRDERT NEUE TALENTE,<br />

VIERTEL UND COMMUNITYS“<br />

man sich das Hotel an der Westküste vor, würde man es<br />

womöglich für pompös halten, doch hier in Miami spielt ein<br />

gewisses europäisches und südamerikanisches Feingefühl mit<br />

hinein, das alles aufdringlich Dekorative auf das rechte Maß<br />

abmildert.<br />

Das gilt auch für die Hotellobby, die „die Kathedrale“<br />

getauft wurde und auf breiten Wandgemälden von<br />

Juan Gatti acht Tugenden darstellt, Gnosis, Pax, Amor,<br />

Energos. Wie eine Lobby sieht diese Empfangshalle nun ganz<br />

und gar nicht aus <strong>–</strong> es gibt keinen Empfangstresen, nur einige<br />

gepolsterte Sitzbänke in der Mitte <strong>–</strong>, so dass der Gast hier nicht<br />

im üblichen geschäftsmäßigen Tumult empfangen wird, mit<br />

Rezeption und Concierge, Computern, Papierkram und<br />

Gepäckbergen. Auf den ersten Blick denkt man tatsächlich an<br />

ein Kunstwerk. Zur Art Basel 2016, die Ende des Jahres<br />

stattfinden wird, soll der gesamte Bezirk fertiggestellt sein,<br />

und es wird spannend sein zu beobachten, ob sich all die<br />

Arbeit und Mühe gelohnt haben werden, wenn die Öffentlichkeit<br />

in das neue Viertel strömt und Faena mit Leben füllt.<br />

Gleiches lässt sich über viele andere Stadtteile von Miami<br />

sagen, etwa den Art Deco District von South Beach, dessen<br />

teils denkmalgeschützte Gebäude mit ihren berühmten<br />

Pastellfarben und Augenbrauen auf den Dächern den Blick<br />

betören. Nur ein paar Häuserblocks südlich des Design District<br />

liegt Wynwood, ein lebhaftes Viertel mit niedrigen Häusern,<br />

Galerien, Künstlerateliers, Tattooläden und Cafés, das am<br />

Wochenende vor Touristen brummt, die der Street Art und<br />

Graffiti wegen kommen.<br />

Brandi Reddick wartet bereits mit Kribbeln im Bauch auf das<br />

nächste große Ding: „Little Haiti/Little River sprudelt gerade<br />

über vor Energie. Mehrere Galerien haben neue Räume<br />

aufgemacht, wie etwa die Spinello Projects, Gallery Diet,<br />

Emerson Dorsch oder das ArtCenter South Florida. Einige der<br />

bemerkenswertesten Künstler von Miami haben hier ihre<br />

Ateliers: Edouard Duval-Carrié, Carlos Betancourt, Agustina<br />

Woodgate, Bhakti Baxter. Und, was noch wichtiger ist, viele<br />

Galerien und Künstler haben ihre Immobilien gekauft, was<br />

eine wichtige und weitsichtige Investition in die Zukunft ist.“<br />

Vermutlich ist genau dies der Schlüssel zum heutigen Erfolg<br />

der Stadt: dass es in Miami gelungen ist, Kunst und Kommerz<br />

zusammenzubringen und gleichberechtigt nebeneinanderzustellen.<br />

Es gibt sehr viel Kunst im öffentlichen Raum, aber<br />

eben auch das große Geld und das Geschäftsmäßige, und man<br />

weiß, dass man die in der Stadt heranwachsenden Talente<br />

ebenso wie neue Viertel und neue Communitys fördern muss.<br />

In dieser Hinsicht ist Miami heute, das kann man nicht anders<br />

sagen, State of the Art.<br />

UNTERKUNFT<br />

FAENA HOTEL MIAMI BEACH <strong>–</strong> Das Faena Hotel,<br />

das in einem größeren Gebäudekomplex liegt, ist<br />

weit über die Stadtgrenzen von Miami hinaus<br />

Gesprächsthema. Mit Kunstwerken von Damien<br />

Hirst (unten), einem Cabaret und herausragender<br />

Speisekarte will es sich mit den besten Etablissements<br />

der Welt messen<br />

ALOFT MIAMI BRICKELL <strong>–</strong> Ein schlichtes, aber sehr<br />

interessant gestaltetes Hotel nahe der belebten<br />

Downtown<br />

THE MIAMI BEACH EDITION <strong>–</strong> Ian Schragers Hotel<br />

will vor allem junge Leute anziehen, mit einer<br />

atemberaubenden Lounge ganz in Weiß, Bowling-<br />

und Eislaufbahn, Nachtclub und direktem Zugang<br />

zum Strand<br />

SEHENSWERTES<br />

PÉREZ ART MUSEUM <strong>–</strong> Ein sehr schönes Kunstmuseum,<br />

erreichbar mit dem kostenlosen Metromover<br />

WYNWOOD <strong>–</strong> Ein Paradies der Street Art mit<br />

vielen kleinen Galerien, Künstlerateliers und Cafés<br />

LITTLE HAITI / LITTLE RIVER <strong>–</strong> Das vermutlich<br />

nächste „In“-Viertel mit interessanten Künstlern,<br />

großen neuen Galerien und Ateliers<br />

ESSEN UND TRINKEN<br />

MICHAEL’S GENUINE FOOD & DRINK <strong>–</strong><br />

Erstklassige Speisen mit frischen Produkten aus<br />

der Umgebung<br />

<strong>DESIGN</strong> j 41


Die Macht von Design<br />

damals und heute<br />

Gutes Design hat die Welt verändert <strong>–</strong> von Wirtschaft bis Sport,<br />

von Gesundheit bis Sicherheit. Wir sehen es uns an.<br />

INFOGRAFIC: Peter Stadden<br />

RESEARCH: Carmen Safdari & Guy Bird<br />

1 KULTUR:<br />

MIAMI <strong>DESIGN</strong><br />

DISTRICT<br />

(ca. 2007)<br />

2<br />

Der heutige Design District<br />

war früher eine verwahrloste<br />

Gegend von Miami, in dem es<br />

lediglich ein paar Möbelläden<br />

gab. 2016 ist es zu einem<br />

Mekka der Kunst geworden<br />

DAMALS<br />

0<br />

Kunstgalerien,<br />

Cafés und<br />

Modegeschäfte<br />

HEUTE<br />

160<br />

Kunstgalerien,<br />

Cafés und<br />

Modegeschäfte<br />

WIRTSCHAFT:<br />

APPLE<br />

(Entscheidendes Jahr 1997)<br />

1997 war das Jahr, in dem Steve Jobs als CEO zu Apple zurückkehrte<br />

und Jonathan Ive zum Senior Vice President von Industrial<br />

Design befördert wurde. Seit die Welt die iMacs, iPods, iPhones und<br />

iPads kauft, steigt die Marktkapitalisierung des Unternehmens<br />

STEVE JOBS<br />

JONATHAN IVE<br />

586Mrd. $<br />

2016<br />

1Mrd. $<br />

1998 2016<br />

1987<br />

1997<br />

42 j <strong>DESIGN</strong>


3 SPORT:<br />

GRÖSSERE<br />

TENNISSCHLÄGER<br />

(Ende der 70er)<br />

4<br />

Nach dem Ersatz von<br />

Holz durch synthetische<br />

Materialien wurden<br />

Tennisschläger leichter<br />

und konnten größer<br />

werden. Dadurch erzielte<br />

man mehr Topspin, und<br />

das Spiel wurde schneller<br />

und anspruchsvoller<br />

GESUNDHEIT:<br />

AUTOMATISIERTER EXTERNER DEFIBRILLATOR<br />

(AED) (1990*)<br />

Überlebenschancen<br />

bei Herzstillstand<br />

außerhalb des<br />

Krankenhauses<br />

mit AED<br />

50%<br />

*Tragbare Defibrillatoren<br />

wurden bereits in den<br />

1960ern entworfen,<br />

wurden aber erst<br />

viel später verbreitet.<br />

1990 wurden alle<br />

Rettungsfahrzeuge<br />

in Großbritannien<br />

damit ausgestattet<br />

ohne AED<br />

14 %<br />

bis Ende der 70er<br />

9 x 27”<br />

200 rpm<br />

topspin<br />

5 TOURISMUS:<br />

6<br />

GUGGENHEIM MUSEUM BILBAO<br />

(1997 eröffnet)<br />

Die nordspanische Stadt war für den Fremdenverkehr unbedeutend, bis der<br />

Stadtrat und lokale Sponsoren in ein spektakuläres Kunstmuseum investierten,<br />

das der weltbekannte Architekt Frank Gehry entworfen hatte. Das hatte so starke<br />

wirtschaftliche Auswirkungen, dass der Begriff „Bilbao-Effekt“ geprägt wurde<br />

= 25T Besucher<br />

SICHERHEIT:<br />

SICHERHEITSGURTE<br />

(ab 1959 wurde der<br />

Dreipunktgurt serienmäßig<br />

eingebaut)<br />

bis zu<br />

75%<br />

Reduzierung<br />

des Tötungsrisikos<br />

auf dem<br />

RÜCK-<br />

SITZ<br />

1000 rpm<br />

+500%<br />

to p spi n<br />

1992 - 100T<br />

nach 1970<br />

10 x 27”<br />

Offen!<br />

Seit 1959<br />

1 Mio. Leben gerettet<br />

1997 - 300T<br />

2006 - 1Mio.<br />

bis zu<br />

50%<br />

Reduzierung<br />

des Tötungsrisikos<br />

auf dem<br />

VORDER-<br />

SITZ<br />

<strong>DESIGN</strong> j 43


CULTURE<br />

Designstars<br />

ARCHITEKTONISCHE<br />

VISIONÄRE,<br />

PRODUKT<strong>DESIGN</strong>ER,<br />

DIGITALE UND<br />

GRAFISCHE GENIES <strong>–</strong><br />

DAS J-MAGAZINE<br />

STELLT IHNEN SIEBEN<br />

MENSCHEN VOR, DIE<br />

AUF ORIGINELLE WEISE<br />

DIE WELT VERÄNDERN<br />

TEXT: Johnny Tucker<br />

DER INDOOR-EXPERTE: LEE BROOM<br />

Lee Broom ist ein wahrer Wirbelwind, wenn er in<br />

seinem Atelier im Londoner Ortsteil Shoreditch neue<br />

Kreationen ersinnt und produziert. Ein gutes Beispiel,<br />

wozu der Mann fähig ist: Als sich alle Welt mit ein paar<br />

neuen Produkten in die größte jährlich stattfindende<br />

Designschau in Mailand schickte, kaufte Broom stattdessen<br />

mehrere Läden auf, legte sie zusammen und präsentierte im<br />

„The Department Store“ <strong>–</strong> mit hauseigenem Taxiparkplatz<br />

und Portier in Uniform <strong>–</strong> gleich 20 neue Designs.<br />

Sein Durchhaltevermögen, wenn er ein neues Produkt<br />

entwickelt, ist höchst erstaunlich. Für eine Ummantelung<br />

aus Carrara-Marmor für eine Neonröhre (die er passenderweise<br />

„Tube“ getauft hat, also „Röhre“) benötigte der<br />

Hersteller Monate an Arbeit und mehrere Ladungen<br />

Marmorfragmente, bis genau das herausgekommen war,<br />

was Broom vor seinem inneren Auge gesehen hatte. Die<br />

meisten hätten vermutlich längst aufgegeben. Aus ästhetischer<br />

Sicht erkennt man in seinen Arbeiten immer wieder<br />

Reminiszenzen an die 80er Jahre, etwa in Form oder Farbe,<br />

aber auch in den Materialien und ihrer stillen, eleganten<br />

Schlichtheit: neben der eben genannten Marmorröhre vor<br />

allem seine berühmten Designs aus Kristallglas, Lampenschirme<br />

aus alten Dekantiergefäßen und Glühbirnen, die<br />

faszinierende Schatten in kristallinen Formen werfen.<br />

Oben: Ein Broom par excellence:<br />

eine Glühbirne<br />

aus Kristall mit spektakulärem<br />

Schattenwurf. Rechts:<br />

Lee Broom mit seinen<br />

Halbmondleuchten.<br />

Unten: Innenausstattung<br />

des Restaurants<br />

Old Tom & English in Soho<br />

44 j <strong>DESIGN</strong>


DAS STAR-DUO: NERI & HU<br />

Oben links und rechts: Das Waterhouse At<br />

South Bund, Shanghai. Oben: Der Stuhl Together<br />

für Fritz Hansen<br />

SIn Shanghai frönen Lyndon Neri und Rossana Hu<br />

der Grenzenlosigkeit, sie kreieren alles von kleineren<br />

Möbelstücken <strong>–</strong> die sie in ihren eigenen Design<br />

Republic-Läden zeigen <strong>–</strong> bis zu Architektur. Ihre Reise<br />

begann im kalifornischen Berkeley, von wo aus es sie immer<br />

weiter nach Osten führte, zunächst nach Harvard und<br />

Princeton und dann über die großen Architekturbüros an<br />

der Ostküste nach Shanghai, wo sie 2004 neri&hu gründeten.<br />

Von diesem „Zentrum des zeitgenössischen Chaos“,<br />

wie sie es selbst nennen, schauen sie auf die Welt und realisieren<br />

Projekte auf den Philippinen ebenso wie in London,<br />

wo sie gerade ein zweites Büro eröffnet haben.<br />

Ihr Architekturkatalog könnte breiter kaum sein: Sie haben<br />

nicht nur das Oxford International College in Changzhou<br />

(China) entworfen, sondern auch ganze Retail Parks<br />

und sogar einen Friedhof. Den größten Beifall indes erhielten<br />

sie für ihre Hoteldesigns, allen voran für das Waterhouse<br />

in Shanghai, für das sie ein altes Lagerhaus bis aufs Skelett<br />

entkernt haben. Das Hauptfoyer, das man durch hohe<br />

rostige Stahltüren betritt, ist ein riesiger, nahezu leerer<br />

Raum, drei Stockwerke hoch, dessen massiv-betonener<br />

Empfangstresen kühle Eleganz verströmt.<br />

Die Projekte von Neri & Hu<br />

zeichnen sich allesamt<br />

durch eine bestechende<br />

Balance aus Detailreichtum,<br />

Form und sorgfältige<br />

Materialwahl aus<br />

<strong>DESIGN</strong> j 45


CULTURE<br />

DER HOTELSPEZIALIST: ANDRÉ FU<br />

Wenn ein Architekt denkt, sein eigener Name<br />

sei bekannt genug, um eine Marke danach<br />

zu benennen, geht es meist um hübsche<br />

Accessoires, Schreibtischutensilien oder vielleicht Möbel,<br />

für die er einfach ein paar Ideen eines gerade umgesetzten<br />

Projekts weiterentwickelt. Fu dagegen ist auf ganz<br />

anderen Wegen unterwegs: Er hat ein Eau de Toilette<br />

herausgebracht, Fargesia, das sich als Parfüm und<br />

Raumduft verwenden lässt und in eine schicke Schachtel<br />

aus Bambusholz gehüllt ist.<br />

Der jung wirkende Fu hat sich vor allem in der Welt des<br />

Hoteldesigns einen Namen gemacht. Wenn Sie gern<br />

durch die Welt Reisen und Sinn für Luxus besitzen,<br />

haben sie vielleicht schon einmal in einem von ihm<br />

entworfenen Hotel übernachtet, dem Upper House in<br />

Hong Kong oder dem Fullerton Bay Hotel in Singapur.<br />

Die Liste seiner Kunden enthält namhafte Hoteliers wie<br />

Maybourne, Vier Jahreszeiten, Shangri-La, Swire,<br />

Capella oder Park Hyatt. Zudem hat er auch Restaurants<br />

wie das Kioku im Vier Jahreszeiten Seoul und das Motif<br />

in Tokio entworfen und arbeitet für große Marken wie<br />

Louis Vuitton, agnès b oder Lane Crawford.<br />

Großes Bild: Der<br />

Raum für den<br />

Tee-Empfang im<br />

L’appartement,<br />

Hong Kong, für<br />

Louis Vuitton Oben:<br />

Außenterrasse am<br />

Clifford Pier,<br />

Fullerton Bay<br />

Hotel, Singapur<br />

46 j <strong>DESIGN</strong>


Die Initiative „One Laptop Per Child“ wurde so sehr gelobt, dass<br />

ihr auf einer ruandischen Banknote ein Denkmal gesetzt wurde<br />

DER SURFER MIT SOZIALER VERANTWORTUNG: YVES BÉHAR<br />

Das Stereotyp des kalifornischen Surfers ist ein lässiger Typ, der<br />

gerne Phrasen wie „krass“ oder „alles cool“ benutzt. Ganz anders<br />

Yves Béhar. Er ist ein passabler Surfer, vor allem aber überträgt<br />

er die Intensität, die er beim Wellenreiten verspürt, auf alle anderen<br />

Lebensbereiche, nicht zuletzt auf seine Designs. Ja, er ist weit mehr als<br />

nur ein Designer. Sein Credo: Designer sind die neuen Unternehmer.<br />

Béhar wurde in der Schweiz geboren und lebt mittlerweile in San<br />

Francisco, wo er ein treibender Motor der Start-up-Kultur ist. Neben<br />

seinen Produkten für Prada, Samsung, Swarovski, Kodak und<br />

Soda Stream ist er Chief Creative Officer bei Jawbone, das tragbare<br />

Fitnessgeräte produziert (er selbst trägt einen solchen Fitnesstracker am<br />

Arm). Zudem leitet Béhar das Designstudio fuseproject <strong>–</strong> ein Name, der<br />

viel über seinen Ansatz aussagt <strong>–</strong> mit einer angeschlossenen kuratierten<br />

Galerie. Neben alledem findet er noch Zeit, sich für Projekte mit sozialer<br />

Verantwortung zu engagieren, etwa die Initiative „One Laptop Per<br />

Child“, die Kinder in Entwicklungsländern mit technischen Geräten<br />

ausstattet. Ein wegweisendes Projekt, das so sehr gelobt wurde, dass es<br />

inzwischen auf einer ruandischen Banknote verewigt worden ist. Am<br />

anderen Ende seines Schaffensspektrums steht sein neustes Projekt,<br />

eine Luxusuhren-Kollektion für Movado.<br />

Großes Bild:<br />

Schülerinnen in<br />

Afghanistan lernen<br />

mit Béhars Laptops.<br />

Oben: Ein Fitnesstracker<br />

von Jawbone,<br />

wo Béhar (links)<br />

als Kreativchef<br />

engagiert ist<br />

<strong>DESIGN</strong> j 47


CULTURE<br />

Sohs Arbeiten<br />

sind faszinierend und<br />

verstörend: wie ein<br />

Kurzfilm von David<br />

Lynch mit Alexander<br />

McQueen als<br />

Creative Director<br />

DER DIGITAL NATIVE: SHAWN SOH<br />

Shawn Soh gehört wohl in die Kategorie Mensch,<br />

die man ein „Versprechen“ nennt. Obwohl er<br />

noch kein großes Œuvre aufzuweisen hat und<br />

keine armlange Kundenliste mit beeindruckenden<br />

Namen, verheißt sein noch ungeschliffenes und schier<br />

grenzenloses Talent, dass er es noch weit bringen wird.<br />

Eine solche Voraussage lässt sich quasi an einer einzigen<br />

Schau festmachen, die er 2015 als Abschlussarbeit<br />

an der Londoner Kunsthochschule Central Saint<br />

Martins in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher<br />

Nathanael Brooks präsentiert hat. Für das Video<br />

Digital Afterlife hat Soh eine Reihe von Portraits in<br />

tiefem Schwarz-Weiß von Personen angefertigt, die<br />

durch Morphing-Effekte verfremdet wurden und wie<br />

mutierte Wesen anmuten. Sie wirken faszinierend und<br />

auch ein wenig verstörend <strong>–</strong> wie ein Kurzfilm aus der<br />

Eraserhead-Ära von David Lynch mit Alexander<br />

McQueen als Creative Director.<br />

Oben: Shawn Soh. Großes Bild und rechts: Bilder<br />

aus Sohs Video Digital Afterlife<br />

48 j <strong>DESIGN</strong>


Kristjana<br />

Williams in ihrem<br />

Studio und<br />

einige Beispiele<br />

ihrer komplexen<br />

mosaikartigen<br />

Arbeiten<br />

ZWISCHEN GRAFIK<strong>DESIGN</strong> UND KUNST: KRISTJANA S WILLIAMS<br />

Die Objekte von Kristjana S<br />

Williams sind von großer Schönheit<br />

und ebensolcher Komplexheit.<br />

Nach dem Vorbild viktorianischer<br />

Antiquitäten mit ihren strahlenden<br />

Farben hat Williams ein Werk geschaffen,<br />

das Landkarten und Kunstdrucke<br />

ebenso wie Gegenstände zur Innendekoration<br />

umfasst.<br />

Sie arbeitet mit einer „Cut and Paste“-<br />

Methode, mit der sie detailreiche Collagen<br />

erschafft, deren Tierwelten nach<br />

der Ära eines Phileas Fogg duften.<br />

Schon im zarten Alter von zwei Jahren<br />

verschlug es die in England geborene<br />

Williams nach Island. Später kehrte sie<br />

in ihr Geburtsland zurück und arbeitete<br />

als Landvermesserin, ehe sie ihre<br />

grafische Berufung erkannte und an<br />

der verheißungsvollen Londoner<br />

Kunsthochschule Central Saint Martins<br />

studierte. 2012 gründete sie ihr eigenes<br />

Unternehmen, das ihr von Anfang an<br />

große Aufmerksamkeit und Auszeichnungen<br />

einbrachte. Wie beliebt ihre<br />

Arbeiten sind, lässt sich auch daran<br />

ermessen, dass ihr Stil bereits<br />

vom Big Business aufgenommen und<br />

nachgeahmt wird.<br />

Ihr farblicher Überschwang, sagt<br />

Williams, sei eine Reaktion auf die allzu<br />

breite Graupalette Islands. So wurden<br />

ihre Arbeiten auch schon als „optische<br />

Entsprechung einer kalorien- und<br />

erfindungsreichen und vor allem<br />

handgefertigten Tafel Schokolade<br />

bezeichnet“. Kürzlich kreierte sie eine<br />

5 x 2,80 Meter große Collage für das<br />

32. Stockwerk des Shard, des berühm ten<br />

Londoner Wolkenkratzers, sowie eine<br />

Vorlage für das Connaught Hotel in<br />

Mayfair, aus der 160 Artikel für diese<br />

Marke entwickelt wurden, vom „Nicht<br />

stören“-Schild über Speisekarten bis<br />

hin zum Regenschirm.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 49


<strong>DESIGN</strong><br />

Performance<br />

KUNST<br />

1959<br />

DIE VOM ART DÉCO INSPIRIERTEN 1930ER JAHRE, DIE VOM SIEG IN LE MANS<br />

GEPRÄGTEN 1980ER JAHRE UND ANDERE KURIOSITÄTEN: JAGUAR HAT SEINE<br />

AUTOMOBILE IMMER WIEDER MIT AUFSEHENERREGENDEN WERBEKAMPAGNEN<br />

BEWORBEN. DAS J-MAGAZINE STELLT IHNEN DIE SCHÖNSTEN VOR<br />

TEXT: Guy Bird / FOTOS: <strong>Jaguar</strong> Land Rover Classic Archive<br />

50 j <strong>DESIGN</strong>


TIEFROTE POLSTERUNG Links: Eine stylishe US-Werbung von 1959<br />

für den XK150 Roadster mit einem Foto von Dan Rubin. Unten: Die betörende<br />

XJ-Werbung von 1973 beschwört die Träume so mancher Jungen<br />

1973<br />

<strong>DESIGN</strong> j 51


Schon als das Unternehmen noch<br />

in den Kinderschuhen steckte,<br />

ja, die Marke <strong>Jaguar</strong> noch gar<br />

nicht existierte, war Mitbegründer<br />

William Lyons sehr auf gutes<br />

Design, Marketing und Verkaufsstrategien<br />

bedacht. Wie Nigel Thorley in<br />

seinem Buch Marketing the Marque<br />

darlegt, war Lyons ein großer Fan der<br />

Art-Déco-Bewegung der 1920er und<br />

frühen 1930er Jahre, was man sehr gut<br />

an den ersten Anzeigen für die SS Cars<br />

sehen kann, wie die Marke damals hieß <strong>–</strong><br />

SS wie „Standard Swallow“, „Swallow<br />

Special“ oder auch „Swallow Sports“.<br />

Dass später <strong>Jaguar</strong> Name eines Modells<br />

und schließlich der Marke wurde, ist<br />

ebenfalls auf eine Marketingstrategie<br />

zurückzuführen. In dem Buch <strong>Jaguar</strong><br />

Design: A Story of Style von Nick Hull, das<br />

wir auf Seite 10 vorstellen, lässt sich die<br />

Geschichte genauer nachlesen: Bill und<br />

Bob Bett von der Agentur Nelson Advertising,<br />

mit denen Lyons befreundet war,<br />

machten sich wegen der negativen<br />

Konnotation der Initialen SS schon vor<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs Sorgen<br />

und schlugen vor, den Namen in <strong>Jaguar</strong><br />

zu ändern. Lyons reagierte zunächst<br />

zögerlich und nannte die Version von<br />

1935 in einer Art Kompromiss SS <strong>Jaguar</strong>,<br />

entschloss sich aber 1945, das<br />

Unternehmen endgültig umzubenennen.<br />

Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte ...<br />

<strong>DESIGN</strong><br />

1936<br />

1961<br />

IN DEN ERSTEN WERBEANZEIGEN<br />

VON WILLIAM LYONS IST DEUTLICH<br />

ZU ERKENNEN, DASS ER VOM<br />

ART DÉCO BEEINFLUSST WAR<br />

COVER ART Mitbegründer William Lyons pflegte gute Beziehungen zu den<br />

Medien und konnte seine Werbung regelmäßig auf dem Titelblatt der<br />

Zeitschrift The Autocar platzieren, links eine Ausgabe von 1936 mit dem SS <strong>Jaguar</strong>.<br />

Oben: Das berühmte Motto „Schön, schnell und geräumig“ hielt sich über<br />

mehrere Jahrzehnte, hier eine Werbung von 1961 mit Mark 2, Mark 10 und E-Type<br />

(von oben nach unten). Rechts: Diese US-Werbung von 1970 für den E-Type<br />

spielt auf das raubtierhafte Element der Marke an.<br />

52 j <strong>DESIGN</strong>


1970<br />

<strong>DESIGN</strong> j 53


<strong>DESIGN</strong><br />

1972<br />

DIE ABSTAMMUNG VOM RENNWAGEN<br />

war ein wichtiges Thema, um die<br />

Straßenfahrzeuge zu bewerben. Unten:<br />

Diese Anzeige von 1985 setzt den XJ-S<br />

effektvoll zum Rennwagen XJR-6 in<br />

Beziehung (mit fantastischen Werbetexten).<br />

2007 (rechts) nahmen die Werbesprüche,<br />

nicht minder spritzig, eine etwas<br />

andere Richtung, so zum Beispiel der<br />

Slogan „Gorgeous demands your<br />

attention“ (zu Deutsch etwa:<br />

„Eine Schönheit, die bewundert<br />

werden will“) für den XK<br />

1985<br />

WITZ UND SELBSTBEWUSSTSEIN<br />

spielten seit Anfang der 1970er Jahre eine immer größere<br />

Rolle in <strong>Jaguar</strong>s Werbeanzeigen. Diese Werbung von 1972<br />

beginnt mit den Worten: „Sollten Sie nicht ernsthaft erwägen,<br />

einen XJ6 zu kaufen, raten wir Ihnen dringend von einer<br />

Testfahrt ab. Sie würde Ihnen die Freude an einem anderen<br />

Wagen auf alle Zeit verderben.“<br />

NACH EHER SCHLICHTEN WERBEANZEIGEN IN<br />

DEN 1960ER JAHREN WURDE ANFANG DER 1970ER<br />

JAHRE EFFEKTVOLL WITZ EINGESETZT<br />

54 j <strong>DESIGN</strong>


2007<br />

2014<br />

JAGUAR<br />

BLEIBT seiner<br />

Tradition der<br />

glamourösen<br />

Werbeanzeigen<br />

auch für die neue<br />

Serie treu: hier<br />

eine Londoner<br />

Jetset-Szene mit<br />

dem F-TYPE R<br />

Coupé aus der<br />

Werbekampagne<br />

„Alive”<br />

<strong>DESIGN</strong> j 55


PEOPLE<br />

Ein außergewöhnlicher Held<br />

MAN BRAUCHT ZUVERSICHT, UM IN DER KRISE ZU INVESTIEREN. SO WIE<br />

RATAN TATA, DER JAGUAR LAND ROVER WÄHREND DER SCHLIMMSTEN REZESSION<br />

EINER GANZEN GENERATION KAUFTE (UND WOHL AUCH RETTETE)<br />

TEXT: Gavin Green / FOTOS: Peter Hapak<br />

In Indien prangt der Name Tata auf<br />

mehr Produkten als jede andere<br />

Marke, von großen Lastern bis zu<br />

Kleinwagen, von Mineralwasser bis<br />

zu Mobiltelefonen. Tata hat Anteile in<br />

den Sparten Chemie und Hotellerie,<br />

Medizin und Medien, Kältetechnik<br />

und Verteidigung, Bergbau und Arzneimittel,<br />

Erneuerbare Energien und<br />

Bauen, Telefongesellschaften und IT.<br />

Auch in Großbritannien leistet Tata<br />

einen wichtigen Beitrag zum Wohlergehen<br />

der Industrie, aber diskreter.<br />

Den Namen Tata findet man auf keinem<br />

<strong>Jaguar</strong> oder Land Rover. Und<br />

doch zeichnet Ratan Tata <strong>–</strong> heute<br />

Ehrenvorsitzender der Tata Group <strong>–</strong><br />

mehr als jeder andere verantwortlich<br />

für die beachtlichen jüngsten Erfolge<br />

von <strong>Jaguar</strong> Land Rover (JLR), dem<br />

größten Arbeitgeber und Investor der<br />

britischen Automobilindustrie und<br />

dem bedeutendsten Autoproduzenten<br />

des Landes.<br />

CEO Ralf Speth sagte vor ein paar<br />

Jahren gegenüber der Zeitschrift Auto<br />

Express, es würde „<strong>Jaguar</strong> Land Rover<br />

ohne Ratan Tata nicht mehr geben“.<br />

Der Mann, dessen Name überall in<br />

Indien präsent ist, hält sich vom<br />

Rampenlicht fern und lebt bescheiden<br />

in Colaba im Süden von Mumbai.<br />

Ein Autonarr war er schon von klein<br />

auf. „Zum ersten Mal kam ich als<br />

Schuljunge mit einem <strong>Jaguar</strong> in Berührung.<br />

Mein Vater besaß einen<br />

XK120. Damals wussten wir ihn gar<br />

nicht richtig zu schätzen. Es war einfach<br />

ein zweitüriger Sportwagen, in<br />

dem Vater sich jung fühlte. Ich durfte<br />

öfter mitfahren. Als ich aufs College<br />

ging, wollte ich einem Kommilitonen<br />

ein ähnliches Modell abkaufen. Ich<br />

machte eine Probefahrt, aber ich<br />

konnte es mir nicht leisten.“ Diese Leidenschaft<br />

für Autos und ein Händchen<br />

für gute Geschäfte veranlassten ihn,<br />

im Jahr 2008 <strong>Jaguar</strong> Land Rover von<br />

Ford zu kaufen. Er gibt zu, dass es ein<br />

Wagnis war, und heute gesteht er<br />

recht offen ein, dass es Zeiten gab, zu<br />

denen er „nicht sehr zuversichtlich“<br />

war, das Schicksal dieser beiden berühmten<br />

Marken wenden zu können.<br />

Bald nachdem Tata JLR für 2,3 Milliarden<br />

Dollar übernommen hatte, ging<br />

Lehman Brothers pleite, und es kam<br />

zur schlimmsten Wirtschaftskrise der<br />

modernen Zeit. Für Tata hätte das<br />

Timing nicht schlimmer sein können.<br />

„Natürlich haben wir uns oft gefragt,<br />

was wir da eigentlich gemacht haben.<br />

Ich war überzeugt, dass ich meinem<br />

Instinkt folgen musste. Ich hatte das<br />

Gefühl, die Rezession würde nicht<br />

lange dauern, und war mir sicher, dass<br />

der Umsatz wieder steigen würde. Wir<br />

brauchten mehr Produkte.<br />

Mit guten neuen<br />

Produkten würde das<br />

Unternehmen eine<br />

Chance haben. Also haben<br />

wir investiert.“<br />

Während viele Konkurrenten<br />

weniger Geld in<br />

die Entwicklung neuer<br />

Modelle steckten, investierte<br />

Tata stark. Hauptsächlich<br />

mit Mitteln indischer Banken entwickelte<br />

JLR eine Reihe neuer Fahrzeuge,<br />

die zu einem weltweiten Erfolg<br />

werden sollten. Dazu gehören zum<br />

Beispiel der neueste Range Rover und<br />

der Range Rover Sport mit Aluminiumkarosserie,<br />

der <strong>Jaguar</strong> F-TYPE und<br />

der XE sowie der Range Rover Evoque,<br />

das Modell, das sich in der Geschichte<br />

von <strong>Jaguar</strong> Land Rover am besten<br />

verkaufte. „Während der Rezession<br />

habe ich mehrmals die Belegschaft<br />

besucht. Ich sagte zu ihnen: ‚Lasst uns<br />

zusammen daran arbeiten, den beiden<br />

Marken wieder zu ihrem früheren<br />

Glanz zu verhelfen.‘ Alles, was anschließend<br />

passierte, ist nur auf die<br />

Einstellung der Mitarbeiter und des<br />

Managements von <strong>Jaguar</strong> Land Rover<br />

zurückzuführen.“<br />

Tatas Kühnheit erwies sich als Geniestreich.<br />

Als die Welt aus der Rezession<br />

erwachte, hatte JLR neue Autos parat.<br />

In den letzten sechs Jahren verdreifachte<br />

sich der Umsatz, während<br />

sich der Absatz und die Anzahl der Beschäftigten<br />

verdoppelten. Seit Kurzem<br />

gehört JLR zu den weltweit am<br />

schnellsten wachsenden Herstellern<br />

von Premiumfahrzeugen. Letztes Jahr<br />

eröffnete ein neues Werk in China,<br />

und um die weltweite Nachfrage zu<br />

decken, entstehen demnächst<br />

„ALLES, WAS ANSCHLIESSEND<br />

PASSIERTE, IST NUR AUF DIE<br />

EINSTELLUNG DER MITARBEITER<br />

ZURÜCKZUFÜHREN“<br />

Produktionsstätten in Brasilien und<br />

in der Slowakei <strong>–</strong> als Ergänzung zu<br />

vier Werken in Großbritannien,<br />

zu denen auch eine Motorenfabrik in<br />

Wolverhampton gehört.<br />

„Es war wirklich eine bereichernde<br />

Erfahrung. Ich bin sehr stolz auf alles<br />

und habe eine enorme Hochachtung<br />

vor dem, was Ralf [Speth] und sein<br />

Team erreicht haben. Ich war<br />

zuversichtlich und habe immer mit<br />

56 j <strong>DESIGN</strong>


„ICH HABE GROSSES<br />

GLÜCK, DENN ICH KANN<br />

ETWAS BEWEGEN“<br />

Geldspritzen geholfen, wenn es nötig<br />

war. Aber ich war doch ziemlich nervös,<br />

denn die Beträge waren [für Indien]<br />

sehr hoch.“<br />

Ratan Tata engagiert sich heute für<br />

eine Reihe wohltätiger Zwecke, hauptsächlich<br />

für Tata Trusts. „Im Moment<br />

kämpfe ich vor allem gegen die Mangelernährung<br />

von Frauen und Kindern.<br />

In 10 bis 15 Jahren soll die<br />

nächste Generation von Indern geistig<br />

und körperlich stärker sein.“ Tata ist<br />

ein ungewöhnlicher Mischkonzern,<br />

denn die Holdinggesellschaft befindet<br />

sich zu 66% im Eigentum von wohltätigen<br />

Stiftungen. Der Großteil des Gewinns<br />

wird an Hilfsorganisationen<br />

verteilt, die sich u.a. in den Bereichen<br />

Medizin, Bildung, Armutsbekämpfung<br />

sowie Kunst und Kultur engagieren.<br />

„Meine Vorfahren haben es genau<br />

richtig gemacht. Die Gründer vererbten<br />

ihr Unternehmen wohltätigen Stiftungen.<br />

Sie haben ihre Gewinne dem<br />

Volk zurückgegeben.“<br />

Ratan Tata ist außerdem ein prominenter<br />

Verfechter der Bekämpfung der<br />

globalen Erwärmung. Gleichzeitig mit<br />

der Pariser Klimakonferenz im letzten<br />

Dezember brachte er Schwergewichte<br />

aus Industrie und Technik zusammen,<br />

darunter Bill Gates, Mark Zuckerberg,<br />

Richard Branson und Jack Ma. Sie<br />

gründeten die Breakthrough Energy<br />

Coalition. Die Gruppe hat es sich zum<br />

Ziel gesetzt, die Entwicklung Erneuerbarer<br />

Energien voranzutreiben. „Es<br />

freut mich sehr, dass ich die Gruppe in<br />

einem [Wirtschafts]umfeld gründen<br />

konnte, in dem ideelle Werte und<br />

Ethik manchmal nicht hoch angeschrieben<br />

sind“, sagt er über sein Vermächtnis.<br />

„Wir haben diese Werte aufrechterhalten.<br />

Mit dem Alter wurde<br />

ich immer sensibler gegenüber der<br />

Kluft zwischen Arm und Reich, und<br />

tief im Inneren verspürte ich den<br />

Drang, etwas zu bewegen. Ich habe<br />

großes Glück, denn ich kann etwas bewegen.<br />

Davon bin ich überzeugt.“<br />

<strong>DESIGN</strong> j 57


GRUPPENTEST<br />

DAS FÜNFERPACK<br />

Der F-TYPE SVR, der<br />

schnellste Sportwagen,<br />

den <strong>Jaguar</strong> je in Serie<br />

produziert hat, in der<br />

Poleposition, dicht<br />

gefolgt von den anderen<br />

Allradfahrzeugen unser es<br />

Gruppentests, dem<br />

XE, XF, F-PACE und XJ<br />

Das Fotoshooting für AWD und SVR wurde in einer abgesicherten Umgebung mit erfahrenen Fahrern durchgeführt.<br />

Von einer Nachahmung wird dringend abgeraten. Geltende Geschwindigkeitsbeschränkungen einhalten.<br />

58 j <strong>DESIGN</strong>


Packende<br />

Performance<br />

EIN HÜBSCHES PANORAMA HAT SICH DAS J-MAGAZINE<br />

AUSGESUCHT, UM DIE ERSTAUNLICHEN FÄHIGKEITEN<br />

DER ERSTEN JAGUAR-SERIE MIT ALLRADANTRIEB <strong>–</strong> VOM F-PACE<br />

BIS ZUM F-TYPE SVR <strong>–</strong> AM EIGENEN LEIB ZU ERFAHREN …<br />

TEXT: Ben Barry / FOTOS: Greg Pajo<br />

<strong>DESIGN</strong> j 59


GRUPPENTEST<br />

ALLRADANTRIEB IST NICHT NUR SICHERER,<br />

SONDERN SORGT ALLGEMEIN<br />

FÜR EINE BESSERE STRASSENLAGE<br />

AUF GROSSER MISSION<br />

Die fünf Allradwagen<br />

von <strong>Jaguar</strong> auf einigen<br />

der kurvenreichsten<br />

und schönsten Straßen<br />

von Wales: XJ und XF<br />

(rechts), F-TYPE R, XE<br />

und F-PACE (oben)<br />

60 j <strong>DESIGN</strong>


Wales ist ein Paradies für Autofahrer.<br />

Hier oben im Snowdonia-Nationalpark<br />

gibt es kaum Verkehr, atemberaubende<br />

Landschaften und erstaunlich gute<br />

Straßen. Die scharfen Kurven und das<br />

unvorhersehbare Wetter sorgen gleichsam für „ideale“ Bedingungen<br />

für eine Allradtestfahrt. Mittlerweile gibt es das<br />

gesamte <strong>Jaguar</strong>-Portfolio auch in einer Allradversion<br />

(AWD) <strong>–</strong> XE, XF, XJ, F-PACE und F-TYPE.<br />

Wir haben uns ein Exemplar von jeder Sorte geschnappt<br />

und sind damit auf die Piste gegangen, um die jeweiligen<br />

Vorzüge kennen zu lernen.<br />

Die Limousine XJ war der erste Wagen aus dieser Reihe,<br />

den <strong>Jaguar</strong> auch als Allradversion angeboten hat. Sie erweist<br />

sich als wohltuender Begleiter auf der weiten Reise<br />

von London nach Nordwales. Der wunderwirkende Allradantrieb<br />

läuft so reibungslos, dass man ihn überhaupt nicht<br />

bemerkt, und genau das war die Idee der <strong>Jaguar</strong>-Ingenieure:<br />

den kraftvollen Hinterradantrieb (RWD) eines Sportwagens<br />

mit der Fahrsicherheit eines AWD zu verbinden.<br />

Daher wird der XJ bei normaler Straßenlage hauptsächlich<br />

von der Hinterachse betrieben. Nur wenn es kurviger und<br />

verwinkelter wird oder man auf Strecken mit schlechter<br />

Bodenhaftung beschleunigen will, wird ein Teil der Kraft<br />

geräuschlos auf die Vorderachse gelenkt. Statt Radschlupf<br />

erleben wir selbst auf schwierigsten Oberflächen ein<br />

genussvolles Anziehen, wodurch ein großer Luxuswagen<br />

wie der XJ noch zusätzlich an Raffinesse gewinnt.<br />

Als wir am Llyn Tegid zu den anderen Teams stoßen, die zu<br />

Testfahrt und Fotoshooting angereist sind, sehen wir in der<br />

Ferne die von fein gepudertem Schnee bedeckten Gipfel<br />

zerklüfteter Berge. Nachdem die Wagen poliert und die<br />

Fotos gemacht sind, steige ich in den XE und gehe auf Erkundungstour.<br />

Der XE ist die kompakte Premium-Limousine,<br />

in der <strong>Jaguar</strong> erstmals seine neue leichte Aluminium-<br />

Architektur eingesetzt hat, und Diesel wie Benziner gibt es<br />

jetzt auch als Version mit Allradantrieb (je nach Region).<br />

Wie beim XJ-System ist der AWD vollständig variabel,<br />

unter normalen Bedingungen läuft der XE indes zu 90 %<br />

mit RWD, wobei die Intelligent Driveline Dynamics (IDD)<br />

für eine permanente Verteilung des Drehmoments auf beide<br />

Achsen sorgt. Ursprünglich wurde IDD entwickelt, damit<br />

sich die Allrad-Variante des F-TYPE genauso sportlich<br />

fährt wie das Original. Das System sorgt für eine reibungslose<br />

Koordination zwischen Motor, Getriebe, Traktionsund<br />

Stabilitätskontrolle. Aus dem Stand kann der Wagen in<br />

nur 165 Millisekunden von RWD auf AWD umschalten,<br />

während der Fahrt in sogar nur 100 Millisekunden. Zudem<br />

reagiert das System nicht einfach nur, wenn der Wagen ins<br />

Rutschen gerät, sondern agiert vorausschauend mithilfe<br />

von Sensoren, die Änderungen an Gaspedal und Lenkrad<br />

erkennen. Wenn es feststellt, dass sich ein Schlingern nicht<br />

mehr vermeiden lässt, überträgt das System präventiv<br />

90 % des Drehmoments von den Hinter- auf die Vorderräder,<br />

um für optimalen Grip zu sorgen.<br />

Eine wirkungsvolle Kombination, die dem für seine<br />

Agilität geliebten XE eine große Selbstbeherrschtheit<br />

schenkt, ohne das Fahrvergnügen im Geringsten zu beeinträchtigen.<br />

Das Modell entwickelt mühelos seine ganze<br />

kraftstrotzende Pracht und ermöglicht einen leichtfüßigen,<br />

genuss vollen Ausflug.<br />

Der XF ist eine Weiterentwicklung des XE mit demselben<br />

AWD-System. Das Fahrgefühl reicht vom adrenalinstarken<br />

Thrill bis zum sanften Cruisen, zudem bietet der Wagen<br />

noch mehr Platz und eine luxuriöse Ausstattung. Wir<br />

ent scheiden uns für den effizienten 2.0 Liter Diesel, dessen<br />

180-PS-Motor selbst aus niedrigen Umdrehungen mit<br />

erstaunlicher Kraft anzieht.<br />

Auch hier merkt man kaum, dass es sich um ein AWD-<br />

System handelt. Sehr deutlich aber zeigt sich, dass man das<br />

Gas in den Kurven früher und kräftiger betätigen kann.<br />

Der Wagen ist nicht nur sicherer unter schwierigen Bedingungen,<br />

sondern sorgt allgemein für eine bessere Straßenlage.<br />

Wie der XE fährt auch der XF unter normalen<br />

Bedingungen zu 90 % mit RWD. Doch das IDD-System von<br />

<strong>Jaguar</strong> hat eine einzigartige Eigenschaft, die es aus der<br />

Konkurrenz herausstechen lässt: Es erkennt, wenn der<br />

Wagen während der Fahrt an Bodenhaftung verliert,<br />

und leitet bei Bedarf präventiv mehr Zugkraft auf<br />

<strong>DESIGN</strong> j 61


DEN UNTERSCHIED SEHEN (UND ERLEBEN)<br />

Links: Der AWD ist beim XE vollständig<br />

variabel, aber unter normalen Bedingungen<br />

läuft der Wagen zu 90 % mit RWD. Unten:<br />

Der XF bietet in zahlreichen Varianten<br />

AWD. Rechts: Der sportliche Blick aus dem<br />

fantastischen Fahrersitz des XE<br />

die Vorderachse, was zum Beispiel auf schnellen Serpentinenstraßen<br />

von Vorteil ist. Zudem sticht es bei der Zeit<br />

von 0<strong>–</strong>100 km/h die meisten anderen Modelle aus und<br />

ermöglicht ein siche reres Einfädeln auf belebte Straßen,<br />

da beim Beschleunigen die Kraft auf alle vier Räder<br />

übertragen wird.<br />

Mit seinem neusten Wagen im Portfolio, dem F-PACE, betritt<br />

<strong>Jaguar</strong> Neuland. Wobei einige grundlegende Dinge<br />

doch bewahrt bleiben, etwa die Aluminiumbausteine und<br />

das AWD-System des XE und XF, und natürlich findet sich<br />

alles, was die Marke <strong>Jaguar</strong> ausmacht, im betörenden<br />

Design und Antrieb. Trotz des majestätischen Überblicks<br />

über die Straße sitzt man im Cockpit relativ niedrig, das<br />

Lenkrad ist klein und handlich. Die Vorderreifen schnellen<br />

mit sportwagenartiger Präzision in die Kurven, und die<br />

sehr gut ansprechende Lenkung ist perfekt gewichtet, während<br />

die Fede rung Finesse im Handling mit geschmeidigem<br />

Komfort kombiniert. Der hintere Bereich ist großzügig<br />

gestaltet, der Kofferraum in diesem Segment unübertroffen<br />

groß, flexibel und dank der breiten Heckklappe gut zugänglich.<br />

Der Allradantrieb ist sowohl in der Vier- als auch<br />

in der Sechszylindervariante des F-PACE verfügbar und in<br />

unserem Modell standardmäßig integriert. Wieder hat man<br />

das Gefühl, mit Hinterradantrieb zu fahren, aber wenn<br />

man in einer langen ausladenden Kurve beschleunigt, wird<br />

die Kraft fast unmerklich nach vorn verlagert, sodass der<br />

F-PACE mit vollendeter Leichtigkeit die Biege macht. Die<br />

Fahrt auf den schwierigen walisischen Straßen ist flott,<br />

sicher und vor allem rundum wohltuend. Der F-PACE lässt<br />

sich auch im Gelände fahren, wobei zu betonen ist, dass<br />

AWD nicht gleichbedeutend ist mit Vierradantrieb (4WD).<br />

Bei 4WD verteilt sich die Kraft gleichmäßig auf alle vier<br />

Räder, und zwar bei einem sehr niedrigen Übersetzungsverhältnis,<br />

das vom Fahrer ausgewählt werden kann. AWD<br />

ist da ungleich ausgeklügelter und raffinierter, da die Kraft<br />

aktiv in Millisekunden zwischen Vorder- und Hinterachse<br />

verteilt wird, weshalb sich diese Art des Antriebs für die<br />

höheren Geschwindigkeiten auf der Straße viel besser<br />

eignet. Zugleich soll die Kombination von höherem Bodenabstand,<br />

AWD und Adaptive Surface Response <strong>–</strong> die die<br />

Traktion automatisch an den Bodenbelag anpasst <strong>–</strong> für<br />

kraftvolle Leistung in jeder erdenklichen Situation sorgen.<br />

Um die Theorie in der Praxis zu überprüfen, biegen wir<br />

auf einen unasphaltierten Feldweg ab, in dessen matschig<br />

weichem Untergrund die Reifen schon nach kurzer<br />

Schlitter partie wieder Halt finden. Die tiefen Rillen und<br />

die vom Berg gebrochenen Felsbrocken nimmt der F-PACE<br />

problemlos, mit stoischer Ruhe pflügt er sich durch dieses<br />

Gelände, bei dem die meisten Autos mit ziemlicher<br />

Sicherheit hätten passen müssen. Als wir am oberen Ende<br />

des Weges ange langt sind, fühlen wir uns wie kühne<br />

Abenteurer und blicken auf die sich durch das Land fädelnde<br />

Straße, die aussieht wie ein Schnürsenkel in der Landschaft.<br />

Eine Fahrbahn, die wie gemacht scheint für <strong>Jaguar</strong>s<br />

sportlichsten Wagen, den F-TYPE.<br />

Der F-TYPE R Coupé V8 ist ein Zweisitzer mit Kompressor-<br />

Motor und 550 PS. Selbst bei RWD beschleunigt er beeindruckend<br />

schnell, aber mit AWD ist er in 3,9 Sek unden<br />

von 0<strong>–</strong>100 km/h. Trotz dieser atemberaubenden Leistung<br />

findet man als Fahrer schnell seinen Rhythmus dank<br />

der tiefliegenden, festen Sitze und der sofortigen An sprechbarkeit<br />

aller Komponenten <strong>–</strong> Motor, Getriebe, Lenkrad<br />

und die in unserem Wagen eingebauten Carbon-Keramik-<br />

Bremsen. Der Sound der vier Auspuffrohre ist einfach<br />

himmlisch, ein seidiges Schnurren bei niedrigen<br />

Umdrehungen und ein donnernd knallendes Röhren,<br />

sobald man beschleunigt.<br />

Dadurch fühlt man sich stark mit dem Wagen verbunden,<br />

ein Gefühl, das sich noch intensiviert, wenn sich der AWD<br />

mit maximalem Grip in den Boden beißt, etwa beim<br />

Beschleunigen aus dem Stand oder wenn man mit hohem<br />

Tempo durch die verlassenen Landschaften fährt. Man<br />

könnte meinen, der F-TYPE R AWD ist der ideale Wagen für<br />

diese dramatischen Straßen <strong>–</strong> hätte <strong>Jaguar</strong> nicht noch<br />

einen draufgesetzt: den neuen F-TYPE SVR, sein schnellstes<br />

und kraftstrotzendstes Modell. Blättern wir um und<br />

ent decken wir eine ganz neue Seite …<br />

62 j <strong>DESIGN</strong>


GRUPPENTEST<br />

WIEDER HAT MAN DAS GEFÜHL, MIT HINTERRADANTRIEB ZU FAHREN,<br />

ABER BEIM BESCHLEUNIGEN IN EINER AUSLADENDEN KURVE<br />

VERLAGERT SICH DIE KRAFT FAST UNMEKRLICH NACH VORN, SODASS<br />

DER F-PACE MIT VOLLENDETER LEICHTIGKEIT DIE BIEGE MACHT<br />

<strong>DESIGN</strong> j 63


ERSTE FAHRT<br />

Der ultimative F-TYPE<br />

WIR TESTEN DEN ALLERERSTEN JAGUAR MIT DEM SVR-EMBLEM<br />

Der F-TYPE SVR ist das schnellste und PSstärkste<br />

Serienfahrzeug, das <strong>Jaguar</strong> jemals<br />

gebaut hat, und der ultimative Ausdruck von<br />

<strong>Jaguar</strong>s Allradtechnologie (AWD). Wenn man<br />

in den tiefen, passgenauen Sportsitzen Platz<br />

genommen hat, sieht man sofort, dass im SVR Einiges anders<br />

ist, vom Jet Black Leder mit dem einzigartigen Lozenge<br />

Quilt Muster mit kontrastierenden Nähten bis hin zum<br />

Velours, das sich über Instrumentenkompass und Mittelkonsole<br />

zieht. Drückt man den Startknopf, röhrt aus dem Titan-<br />

Inconel-Auspuff ein 575 PS-starker V8-Motor; mit unglaublichen<br />

16 kg weniger als beim Standardsystem klingt er<br />

wie in Flaschen abgefülltes Donnergrollen. Man ist noch<br />

nicht angefahren und hat schon deutlich erhöhten Puls.<br />

Zu verdanken haben wir das alles der Special Vehicle<br />

Operations, jener Abteilung, die bei <strong>Jaguar</strong> Land Rover<br />

damit beauftragt ist, das Beste noch einen Tick besser zu<br />

machen. Für den F-TYPE SVR nahm sie den F-TYPE R als<br />

Grundlage und machte ihn schneller und leichter, um den<br />

Fahrspaß weiter zu erhöhen, und peppte ihn auch optisch<br />

auf. Herausgekommen ist ein überragendes Allwetter gefährt,<br />

das garantiert alle Blicke auf sich zieht, von 0<strong>–</strong>100<br />

km/h in nur 3,5 Sekunden beschleunigt und bis 322 km/h<br />

beim Coupé bzw. 314 km/h beim Cabriolet anzieht. Zu den<br />

besonderen Designelementen zählen die neue Frontstoßstange<br />

mit eingesetzten Lufteinlässen, die schicken Lüftungsschlitze<br />

an der Motorhaube, ein runderneuerter Heckspoiler<br />

aus Carbon und die einzigartigen 20 Zoll-Alu felgen. Dabei<br />

ist nichts reine Dekoration: die vergrößerten Lufteinlässe<br />

sorgen für eine bessere Kühlung; der ausfahr bare Spoiler in<br />

Kombination mit der rennwagen artigen Unterflur- und<br />

Rücklüftung für Aerodynamik, und die 13,8 kg leichteren<br />

neuen Felgen sitzen in maßgefertigten Reifen, die 10 mm<br />

breiter sind als beim F-TYPE R und damit herausragenden<br />

Grip und Ansprechbarkeit bieten. Unter der Haube steckt ein<br />

V8-Kompressor-Motor mit zusätzlichen 25 PS, die variable<br />

Aufhängung wurde verstärkt, um die Kontrolle zu erhöhen,<br />

und das 8-Gang-Automatikgetriebe reagiert noch spontaner.<br />

Ein weiterer entscheidender Faktor: Die Intelligent<br />

Driveline Dynamics-Software (IDD) des AWD-Systems wurde<br />

grundlegend überarbeitet, um ein noch dynamischeres<br />

Fahr erlebnis zu ermöglichen.<br />

Wir stellen das Quickshift-Automatikgetriebe auf Drive,<br />

fädeln auf die Straße ein und erleben, wie geschmeidig die<br />

Aufhängung des SVR die Dynamik des F-TYPE mit größerer<br />

Kontrolle zu verbindet; auch das Lenkrad des SVR vermittelt<br />

ein direkteres Gefühl für die Straße und sorgt für eine<br />

bessere Verbindung zwischen Fahrer und Untergrund. Jetzt<br />

geben wir langsam Gas und steuern den SVR durch ein paar<br />

Kurven. Sogleich ist zu spüren, für wie viel Präzision breite<br />

Reifen sorgen: Der Sportwagen weicht keinen Millimeter<br />

von seiner Linie ab, sodass man ihm gleich sein volles Vertrauen<br />

schenken mag. Drückt man richtig aufs Gas, geht der<br />

SVR förmlich in die Hocke und bringt den Schub ohne<br />

Verluste über die Reifen auf die Straße, wobei sich der Sog,<br />

der einen nach hinten zieht, wie ein nach Hinterradantrieb<br />

anfühlt, die atemberaubende Beschleunigung indes den<br />

Allradantrieb verrät. Im Kurvenausgang macht der V8 seine<br />

druckvolle Kraft geltend; wir schalten die schicke Aluminiumschaltung<br />

hoch, und der Wagen feuert ohne Umschweife<br />

los, wobei der knisternd-sprotzende Sound des V8 dem Fahrer<br />

ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Kein Zweifel, der<br />

64 j <strong>DESIGN</strong>


DER TEUFEL IM DETAIL<br />

Den F-TYPE SVR erkennt man<br />

sofort an seinen charakteristischen<br />

Merkmalen wie dem runderneuerten<br />

Heckspoiler aus Carbon, den<br />

speziellen 20 Zoll-Alu felgen und <strong>–</strong><br />

ganz wichtig <strong>–</strong> dem SVR-Emblem<br />

SVR ist der bislang fokussierteste F-TYPE, wobei die Alltagstauglichkeit<br />

glücklicherweise nicht zu kurz kommt: Die<br />

Auslassventile reduzieren die Lautstärke bei gemächlicheren<br />

Fahrten, die elektrischen 14-Wege-Sitze sorgen für ein wohlig-komfortables<br />

Sitzgefühl, und das InControl Infotainmentsystem<br />

mit Touchscreen ist mit tragbaren Technologien wie<br />

der Apple Watch kompatibel. Und ganz gleich unter welchen<br />

Bedingungen Sie fahren oder in welcher Fahrweise, der<br />

AWD gibt Ihnen immer einen sicheren Halt. <strong>Jaguar</strong> nennt<br />

das „The Art of Performance“. Wir meinen: Treffender kann<br />

man es nicht formulieren.<br />

HERAUSGEKOMMEN IST EIN ÜBERRAGENDES ALLWETTER-FAHRZEUG,<br />

DAS ALLE BLICKE AUF SICH ZIEHT, VON 0<strong>–</strong>100 KM/H IN<br />

NUR 3,5 SEKUNDEN BESCHLEUNIGT UND BIS 314 KM/H ANZIEHT<br />

<strong>DESIGN</strong> j 65


GALLERY<br />

Inspiriert von der<br />

Natur<br />

DIE EVOLUTION HAT IN MILLIONEN VON JAHREN SCHON<br />

VIELE <strong>DESIGN</strong>AUFGABEN GELÖST. BIOMIMETISCHES<br />

<strong>DESIGN</strong> <strong>–</strong> ODER BIONIK <strong>–</strong> IST VON DER NATUR INSPIRIERT.<br />

J-MAGAZINE STELLT FÜNF DER BESTEN ENTWÜRFE VOR<br />

TEXT: Herbert Wright<br />

FORSCHUNGSPAVILLONS<br />

DER UNIVERSITÄT STUTTGART<br />

Jedes Jahr konstruieren Studenten des<br />

Stuttgarter Instituts für Computerbasiertes<br />

Entwerfen einen Pavillon, der von biologischen<br />

Strukturen abgeleitet ist. In der<br />

Vergangenheit standen die Exoskelette von<br />

Hummern und Käfern Modell, der Pavillon von<br />

2014/15 orientiert sich an den blasenförmigen<br />

Nestern von Wasser spinnen, der nächste wird<br />

Seeigel zum Vorbild haben. Sehr kunstvoll.<br />

66 j <strong>DESIGN</strong>


<strong>DESIGN</strong> j 67


SHINKANSEN-ZÜGE<br />

VON EIJI NAKATSU<br />

Der japanische Shinkansen war der erste<br />

Hochgeschwindigkeitszug. Allerdings gab es<br />

immer einen lauten Knall, wenn er mit 320km/h<br />

aus einem Tunnel herausfuhr. Die verbesserte<br />

Version von 1997 ist eine Legende der<br />

bio mimetischen Ingenieurskunst. Eiji Nakatsu,<br />

Leiter der Entwicklungsabteilung, modellierte die<br />

15 Meter lange Nase des Shinkansen nach dem<br />

Schnabel des Eisvogels, der so gut wie keine<br />

Welle verursacht, wenn er sich ins Wasser stürzt.<br />

68 j <strong>DESIGN</strong>


GALLERY<br />

SOLAR TREE<br />

VON ROSS LOVEGROVE<br />

Ross Lovegrove ist für sein<br />

„fettfreies“, von der Natur inspiriertes<br />

Design bekannt. Als er für Artemide<br />

Straßenlaternen entwarf, imitierte er<br />

Pflanzenstängel, die aus einem<br />

Blumentopf wachsen, und nutzte<br />

über Solarzellen<br />

das natürliche<br />

Licht als<br />

Stromquelle. Der<br />

5,5m hohe „Solar<br />

Tree“ leuchtet<br />

sogar noch, wenn<br />

der Himmel eine<br />

ganze Woche<br />

lang bewölkt ist.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 69


GALLERY<br />

SYNAPSE CHIP VON IBM<br />

Künstliche neuronale Netzwerke ahmen die<br />

Funktionsweise unseres Gehirns besser nach als<br />

die traditionelle Zahlenverarbeitung eines<br />

Computers. Wir nähern uns an, stellen uns auf<br />

etwas ein und lernen. Der von IBM, Hewlett-<br />

Packard und HRL Laboratories entwickelte<br />

SyNAPSE Mikrochip, der einen sehr geringen<br />

Energiebedarf hat, kann neuronale Netzwerke<br />

beherbergen wie ein Gehirn<br />

Gedanken. Mithilfe der<br />

TrueNorth Architektur wird<br />

IBM neuronale Netzwerke in<br />

Ihr Telefon einbauen. Und<br />

das ist erst der Anfang.<br />

70 j <strong>DESIGN</strong>


WASSERABWEISENDE OBERFLÄCHEN<br />

VON NBD NANOTECHNOLOGIES<br />

Die Initialen von NBD Nanotechnologies,<br />

einem Werkstoffhersteller aus Massachusetts,<br />

stehen für „Namib Beetle Design“. Das bezieht<br />

sich auf die namibischen Stenocarakäfer,<br />

die auf ihrer Körperoberfläche Wasser zum<br />

Trinken kondensieren lassen können. NBD<br />

produzieren hydrophobe Beschichtungen<br />

für Industrie und Verbraucher sowie Nebelnetze<br />

zur Trinkwassergewinnung.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 71


2002<br />

JAGUAR XJ<br />

Zum Auftakt des 21.<br />

Jahrhunderts wurde<br />

der XJ durch<br />

Erhöhung des Aluminiumanteils<br />

um 200 kg<br />

leichter<br />

1948<br />

JAGUAR XK120<br />

Schon in den 1940er Jahren<br />

hat <strong>Jaguar</strong> aus der leichten<br />

Karosserie eine Tugend<br />

gemacht: unser Roadster<br />

aus Aluminium<br />

2010<br />

C-X75<br />

Dieses futuristische Elektroauto<br />

lieferte zahlreiche<br />

Neuerungen im Antrieb und<br />

raste durch James Bonds<br />

Spectre<br />

MIT NEUEM<br />

ANTRIEB<br />

IN DIE ZUKUNFT<br />

JAGUARS MISSION ZUR<br />

EMISSIONSREDUZIERUNG NIMMT<br />

FAHRT AUF. WIR HALTEN<br />

SIE AUF DEM LAUFENDEN<br />

TEXT: Stuart Birch<br />

2016<br />

FORMEL E<br />

Um elektrische Antriebe<br />

zu testen, steigt <strong>Jaguar</strong> im<br />

Herbst in die Formel E ein<br />

2014<br />

INGENIUM-<br />

MOTOREN<br />

Die neuen Diesel- und Benzinmotoren<br />

von <strong>Jaguar</strong>, die im XE<br />

eingesetzt werden, bieten hohe<br />

Leistung bei niedrigem Treibstoffverbrauch<br />

und CO 2-Ausstoß<br />

Sseit die Produktion von Verbrennungsmotoren laut einer<br />

Richtlinie der Europäischen Union bis zum Jahr 2050<br />

einzustellen ist, hat die Automobilindustrie einen klar<br />

abgesteckten Horizont. Und Sie können sicher sein, dass<br />

<strong>Jaguar</strong> bereits einen genauen Plan zur Umstellung der Antriebsmethoden<br />

besitzt, um seine Emissionen drastisch und wenn möglich bis<br />

auf null zu senken, und dieser Plan wird ebenso reibungslos funktionieren,<br />

wie unsere aktuellen Motoren beschleunigen. Die Herausforderung<br />

ist zugleich eine Gelegenheit: Jedes neue Modell soll den<br />

individuellen Charakter eines <strong>Jaguar</strong> bewahren und sich dabei in<br />

einer immer umweltbewussteren Welt behaupten. Die Entwicklung<br />

des Antriebsstrangs (Motor und Getriebe) ist dabei nach wie vor der<br />

springende, wenngleich natürlich nicht der einzige Punkt, um<br />

Energie zu sparen, wie der Direktor Forschung und Technologie von<br />

<strong>Jaguar</strong>, Dr. Wolfgang Epple, erläutert: „Innovationen im Bereich<br />

Umweltschutz sind der Kernpunkt unserer Geschäftsstrategie. Uns ist<br />

bewusst, dass wir uns nicht ausschließlich auf Hybrid- und Elektroautos<br />

konzentrieren können, wenn wir Fahrzeuge bauen wollen, die<br />

72 j <strong>DESIGN</strong>


weniger Treibstoff verbrauchen als heute, weniger CO 2<br />

ausstoßen und nachhaltiger sind.“<br />

Innovative zusätzliche Technologien seien vonnöten, um die<br />

notwendigen integrierten Lösungen zu ermöglichen. Dazu<br />

gehören die Reduzierung energieverbrauchender Reibungsverluste<br />

in Motoren, die Senkung der im Innenraum<br />

benötigten Energie für Heizungs- und Belüftungssysteme,<br />

die Verbesserung der Aerodynamik und die Verwendung<br />

leichter Materialien wie Aluminium.<br />

Diesen Ansatz verfolgt <strong>Jaguar</strong> seit fast siebzig Jahren,<br />

angefangen mit dem XK120s, der bereits 1948 auf den<br />

Markt kam, bis hin zum XJ aus dem Jahr 2002, dessen<br />

Karosserie ausschließlich aus Aluminium<br />

bestand und der damit 200 kg leichter war<br />

als das Vorgängermodell. Leichtere Fahrzeuge<br />

benötigen weniger Treibstoff und<br />

stoßen weniger Emissionen aus. Daher hat<br />

<strong>Jaguar</strong> diesen Ansatz immer weiter<br />

verfeinert und ist zweifelsohne heute<br />

weltweit führend in der Produktion von<br />

Fahrzeugen mit hohem Aluminiumanteil.<br />

Noch vor wenigen Jahren hat <strong>Jaguar</strong> sein<br />

Engagement in diese Richtung weiter<br />

intensiviert. „2008 haben wir ein milliardenschweres<br />

Forschungsprogramm<br />

aufgelegt“, so Dr. Epple, „um auf genau<br />

diese Herausforderung Antworten zu finden: wie wir den<br />

CO 2-Fußabdruck unserer Premiumfahrzeuge signifikant<br />

reduzieren können, ohne Abstriche in Luxus, Leistung,<br />

Eleganz und Komfort machen zu müssen, die unsere<br />

Kunden von uns erwarten.“ Die Forschungsprogramme zu<br />

Hybrid- und reinen Elektroantrieben laufen bereits, und<br />

die Weiterentwicklung der Verbrennungsmotoren ist in<br />

vollem Gange. So werden der XE und der XF mit den<br />

neusten Ingenium-Motoren mit vier Zylindern betrieben,<br />

die im hochmodernen <strong>Jaguar</strong>-Werk in Wolverhampton<br />

hergestellt worden sind, als Benziner und Diesel. Ein<br />

exzellentes Beispiel, wie man kleinere Triebwerke bauen<br />

kann, die starke Leistung mit niedrigen CO 2-Emissionen<br />

und geringem Treibstoffverbrauch kombinieren <strong>–</strong> so war<br />

der 163-PS-Dieselmotor des XE bei seiner Markteinführung<br />

mit nur 99 g/km Spitzenreiter in seinem Segment.<br />

Die Verbesserung des Getriebes ist dabei von besonderer<br />

Bedeutung, um die Ausgangsleistung behutsam auf höhere<br />

Effizienz zu trimmen und dabei den Fahrspaß nicht aus<br />

den Augen zu verlieren. Auch auf der Suche nach energiesparenden<br />

Lösungen ist <strong>Jaguar</strong> sehr aktiv. „Wir prüfen<br />

gerade eine Reihe von Technologien, unter anderem<br />

schauen wir, ob wir Kohlefasern mit Flachs kombinieren<br />

können“, erklärt Dr. Epple. Flachs, der zur Produktion von<br />

Nahrungsmitteln und Kleidungsstoffen verwendet wird,<br />

steht derzeit neben anderen Materialalternativen auf dem<br />

Prüfstand im CARBIO-Projekt, in dem <strong>Jaguar</strong> mit anderen<br />

Herstellern zusammenarbeitet. Hier werden alle mögli-<br />

TECHNOLOGY<br />

„DIE HERAUSFOR-<br />

DERUNG IST AUCH<br />

EINE GELEGENHEIT:<br />

JEDES MODELL SOLL<br />

DIE INDIVIDUALITÄT<br />

EINES JAGUAR<br />

BEWAHREN, IN EINER<br />

IMMER UMWELT-<br />

BEWUSSTEREN<br />

WELT“<br />

chen Strukturen untersucht, die zur Reduzierung von<br />

Gewicht, Kosten und Umweltschädlichkeit, aber auch von<br />

Geräuschen, Vibration und Rauheit (auch bekannt als<br />

NVH, Noise, Vibration, Harshness) in Autos eingesetzt<br />

werden könnten. Dadurch kann geräuschdämmendes<br />

Außenmaterial eingespart werden, was wiederum weitere<br />

Gewichtsreduzierungen ermöglicht. Eine andere Möglichkeit,<br />

Emissionen und Treibstoffverbrauch zu reduzieren,<br />

sind Hybridfahrzeuge, die mit einer Kombination aus<br />

Verbrennungs- und Elektromotor betrieben werden.<br />

<strong>Jaguar</strong> wirft bereits jetzt einen weiten Blick in die<br />

Zukunft: In den 2020er Jahren sollen neue Antriebsstränge<br />

für einen weiteren Entwicklungssprung<br />

in Treibstoffverbrauch und<br />

Emissionsreduzierung sorgen, während<br />

zugleich die hohen Erwartungen an die<br />

Werte der Marke <strong>Jaguar</strong> erfüllt werden:<br />

Leistung, Luxus, Verpackung und<br />

Handling. Dazu gehört eine Radialflussmaschine,<br />

die in einem anderen<br />

gemeinsamen Forschungsprojekt<br />

entwickelt wird, das Gelder aus dem<br />

„Innovate UK“-Programm der<br />

britischen Regierung erhält. Dazu sagt<br />

Mike Richardson, Technikexperte bei<br />

<strong>Jaguar</strong> Land Rover: „Diese schlanke,<br />

leichte und extrem leistungsstarke<br />

Maschine erzielt eine bis zu doppelt so hohe Leistung wie<br />

heutige Technologien. Damit können wir nahezu jede<br />

denkbare Hybrid- oder Elektrokonfiguration herstellen.“<br />

Der Konzeptwagen C-X75 <strong>–</strong> der fahrbare Untersatz des<br />

Bösewichts im neuen James Bond von 2015, Spectre <strong>–</strong><br />

verfügt an jedem Rad über einen eigenen Elektromotor<br />

mit einer winzigen Gasturbine von Bladon und erzielt<br />

damit eine bemerkenswerte Reichweite von 900 Kilometern.<br />

Schon an diesem Konzept zeigt sich, dass es <strong>Jaguar</strong><br />

gelingt, nachhaltige Technologien mit antriebs starkem<br />

Fahrvergnügen zu kombinieren: Bei nur 28 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer schafft es der Wagen in nur 3,4 Sekunden<br />

von 0 <strong>–</strong> 100 km/h. Zurück im Jahr 2016, erfahren wir von<br />

<strong>Jaguar</strong>s Wiedereinstieg in den Rennsport, der im Herbst<br />

ansteht, und zwar in die vollelektrische Formel E-Serie<br />

(siehe dazu unser Special auf Seite 16). Damit wird einmal<br />

mehr deutlich, dass die Marke es mit dieser Technologie<br />

ernst meint. Elektrisch betriebene Serienwagen werden<br />

folgen. Nick Rogers, Leiter globales Engineering bei<br />

<strong>Jaguar</strong> Land Rover: „Die Formel E bietet uns die einzigartige<br />

Gelegenheit, unsere Elektrotechnologien weiterzuentwickeln<br />

und unsere hochmodernen Technologien unter<br />

extremen Leistungsanforderungen zu testen.“<br />

Mit anderen Worten: <strong>Jaguar</strong> ist bereits tief in die<br />

Zukunft neuer Antriebsmöglichkeiten vorgestoßen, die<br />

genauso aufregend zu werden verspricht wie die<br />

Geschichte der Marke.<br />

<strong>DESIGN</strong> j 73


Mein<br />

<strong>Jaguar</strong> und ich<br />

FÜR UNSERE <strong>DESIGN</strong>-AUSGABE HABEN WIR ZWEI JAGUAR-BESITZER<br />

MIT EINER DEZIDIERTEN KÜNSTLERISCHEN HANDSCHRIFT<br />

BESUCHT, UM UNS VON IHNEN IHRE GESCHICHTE ERZÄHLEN ZU LASSEN<br />

Der E-Type besitzt dieselbe unfassbare Schönheit<br />

wie die Standorte meiner Kunstinstallationen.<br />

Ich fahre ihn sooft ich kann <strong>–</strong> momentan ist er<br />

leider für ein paar Streicheleinheiten in der<br />

Werkstatt, aber sobald ich ihn wiederhabe, geht es wieder<br />

auf Tour. Der Wagen ist ein mobiles Kunstwerk, das immer<br />

für Reaktionen sorgt. Mit einem E-Type ist dir die Aufmerksamkeit<br />

sicher. Obwohl es keine Kunstinstallation ist. Aber<br />

mit so viel Trubel hatte ich dann auch<br />

wieder nicht gerechnet. Und 99,9 % der<br />

Reaktionen sind positiv. Nur in der<br />

Planungsphase des Projekts gab es ein paar<br />

Leute, die nicht verstanden haben, wie ich<br />

ein so tolles Auto „ruinieren“ kann. Aber<br />

am Ende konnte ich sogar die größten<br />

Skeptiker überzeugen.<br />

Eine Sekunde habe ich dann aber doch gezögert, nämlich<br />

als ich den ersten Pinselstrich machen wollte. Das finde ich<br />

aber normal. Wenn mir etwas am Herzen liegt, dann gehe<br />

„MIT EINEM E-TYPE IST DIR DIE<br />

AUFMERKSAMKEIT SICHER. OBWOHL<br />

ES KEINE KUNSTINSTALLATION<br />

IST. ABER MIT SO VIEL TRUBEL<br />

HATTE ICH DANN AUCH<br />

WIEDER NICHT GERECHNET“<br />

ich eben nicht voreilig ans Werk. Mein Wagen hat auch<br />

einen Namen: ET. Ich kann mir ein Leben ohne ihn gar<br />

nicht mehr vorstellen: Ich liebe dieses Gefühl, wenn ich<br />

das Lenkrad in den Händen halte, die wunderschönen<br />

Armaturen, ja sogar die Kratzer. Er gehört einfach zu mir.<br />

Manchmal rede ich sogar mit ihm ... Ob ET für E-Type<br />

steht? Letzten Endes: ja. Komischerweise ist mir das aber<br />

erst später aufgefallen. Eigentlich wollte ich als<br />

Nummernschild F <strong>–</strong> SL 2506, wobei SL für „Signatur des<br />

Lichtes“ steht und „2506“ für die Zahl der Spiegel in<br />

meinen Installationen. Aber das war leider nicht verfügbar,<br />

weshalb ich mich dann für ET 2506 entschieden<br />

habe. Meine bessere Hälfte meinte, in ein bepinseltes<br />

Auto würden sie keine zehn Pferde kriegen. Aber als ich<br />

das Projekt dann abgeschlossen hatte und ihre leuchtenden<br />

Augen sah, war das schon ein tolles Gefühl. Ob ich<br />

das Auto verkaufen würde? Daran habe ich noch nie<br />

gedacht. Aber da ich für meine Installationen immer sehr<br />

viele Mittel brauche, würde ich<br />

NAME Alexander Luzius Ziermann<br />

Beruf: Künstler<br />

Wohnort: Frankfurt, Deutschland<br />

Modell: E-Type von 1973 (Serie 3)<br />

Farbe: Verschiedene (handbemalt)<br />

vielleicht noch mal drüber<br />

nachdenken, wenn mir jemand<br />

ein, zwei Millionen für ET bieten<br />

würde. Aber die Entscheidung<br />

müssten wir dann schon beide<br />

gemeinsam fällen.<br />

74 j <strong>DESIGN</strong>


PEOPLE<br />

Durch den Beruf meiner Frau ziehen wir häufig um <strong>–</strong><br />

von Boston in die Schweiz und jetzt nach London.<br />

Ich habe neben meiner Arbeit als Architekt immer<br />

schon Kunst gemacht, aber als wir hierherkamen,<br />

wollte ich unbedingt meine eigene Galerie in unserem Viertel<br />

haben. Es gibt sie jetzt seit anderthalb Jahren hier in<br />

Clapham. Ich habe sie The Last Supper („Das<br />

letzte Abendmahl“) genannt, nach dem<br />

Gemälde von Leonardo da Vinci, der mich als<br />

Architekt und Künstler immer schon sehr<br />

beeindruckt hat. Anfangs war ich der einzige<br />

Künstler in der Galerie, inzwischen sind es 20.<br />

Kurz nachdem wir nach London gekommen<br />

sind, habe ich wieder Kontakt zu einem alten<br />

Schulfreund aufgenommen, der sich schwer für<br />

Oldtimer interessiert. Er beschwerte sich immer, dass<br />

ich so viel arbeite, und musste mich förmlich aus dem<br />

Haus zerren, damit ich ihn wenigstens einmal nach<br />

Greenwich begleite, wo es einmal im Monat ein<br />

Oldtimertreffen gibt, „Park-it-in-the-Market“. Als ich<br />

mich von meiner Tochter verabschiedete, die jetzt<br />

acht ist, sagte sie halb im Scherz, ich solle doch einen<br />

Wagen für uns kaufen. Und genau das habe ich am<br />

Ende gemacht. Der <strong>Jaguar</strong>, den ich dort sah, war das<br />

einzige Auto auf der Schau, das zu verkaufen war,<br />

und je länger ich um diesen Wagen herumtigerte,<br />

umso mehr verfiel ich ihm.<br />

Ich hätte mir selbst in meinen kühnsten Träumen<br />

nicht ausmalen können, dass ich einmal einen <strong>Jaguar</strong><br />

kaufen würde. Aber nachdem ich mich einige<br />

Wochen lang immer wieder mit dem Besitzer getroffen<br />

und den XJ6 genauer kennen gelernt hatte, habe<br />

ich es tatsächlich gemacht. In London fahren wir<br />

nicht besonders oft, aber es ist schön, am Wochenende<br />

mit ihm rauszufahren. Einmal sind wir im<br />

Sommer in die Schweiz und einmal nach Frankreich,<br />

durch das obere Loire-Tal. Es ist ein schönes<br />

Fahrzeug für Ausflüge, sehr bequem, und auf der<br />

Autobahn kann man überraschend gut Tempo<br />

machen. Als Fahrer bin ich dadurch viel ruhiger<br />

geworden. Die Leute sagen, es passt zu mir.<br />

NAME Andrew Wenrick<br />

Beruf: Galerist, Künstler und Architekt<br />

Wohnort: London, England<br />

Modell: XJ6 Sovereign 4.2 von<br />

1984 (Serie 3)<br />

Farbe: Cranberry<br />

„ICH HÄTTE MIR IN MEINEN<br />

KÜHNSTEN TRÄUMEN<br />

NICHT AUSMALEN KÖNNEN,<br />

EINMAL EINEN JAGUAR<br />

ZU KAUFEN. DIE LEUTE<br />

SAGEN, ES PASST ZU MIR“<br />

Andrew mit seiner sechs Monate alten Ungarischen<br />

Vorstehhündin Amélie. Sie ist zwar sehr süß, aber auch sehr<br />

stürmisch und muss daher leider draußen bleiben …<br />

<strong>DESIGN</strong> j 75


JAGUAR MAGAZINE<br />

<strong>DESIGN</strong><br />

Editorial<br />

Chefredakteur Guy Bird<br />

Creative Director Michael Darling<br />

Managing Editor Antonya Kloetgen<br />

Art Director Andreas Meiler<br />

Picture Editor Martina Hemm<br />

Production Director Marie Bressem<br />

Production Editor Thomas Saible<br />

Translation Management Elke Link<br />

Übersetzung Frank Sievers, Elke Link<br />

Text:<br />

Ben Barry, Stuart Birch, Guy Bird,<br />

Gavin Green, Will Hersey, Shiraz Randeria,<br />

Johnny Tucker, Herbert Wright<br />

Recherche:<br />

Carmen Safdari, Karam Ram<br />

Cover:<br />

Zeichnung von Wayne Burgess<br />

Bilder:<br />

Guy Bird, Amos Fricke, Peter Guenzel,<br />

Ramon Haindl, Trent McMinn, Shiraz Randeria,<br />

Peter Stadden, Greg Pajo<br />

Besonderer Dank gilt<br />

Rebecca Allbright, Louise Allinson, James Barclay, David Barnwell,<br />

Mark Beamont, Mick Gidley, Barbara Brona, Wayne Burgess,<br />

Ian Callum, Chris Clarke, Marcelle Duncan, Juliet Fairbairn,<br />

Aimée Hancock, Adam Hatton, Siobhan Hughes, Guy Jones,<br />

Stuart Pittendrigh, Mahin Redlin, Judy Seale, Yulia Svidlo,<br />

Kevin Stride, Alex Tapley, Peter Virk, Ray Vitty, Dave Walker, Andrew<br />

Wenrick, Alister Whelan, Mark White, Alexander Luzius Ziermann<br />

RIP Jon Morgan (<strong>Jaguar</strong> UK Senior Press Officer)<br />

Anzeigen<br />

Ad Sales Directors<br />

Vishal Raghuvanshi<br />

+44 (0)7810 353362 / vishal@metropolist.co.uk<br />

Katherine Galligan<br />

+44 (0)7956 404345 / katherine@metropolist.co.uk<br />

Metropolist Media, Berkeley Square House<br />

London W1J 6BD, metropolist.co.uk<br />

J-<strong>Magazine</strong><br />

Produced for <strong>Jaguar</strong> by Spark44<br />

Tel +44 (0)20 3150 0044<br />

Email j-magazine@spark44.com<br />

Website jaguar.com<br />

Credits<br />

Seite 05: Greg Pajo Seite 06: Getty Images/<br />

Nopasorn Kowathanakul (1), Amos Fricke (1),<br />

Trent McMinn (1), Shiraz Randeria (1), Personal<br />

(3) Seite 07: PR (2), <strong>Jaguar</strong> Heritage Archive (1),<br />

Greg Pajo (1) Seite 08: PR (4)<br />

Seite 09: PR (4), Getty Images/Visions Of Our<br />

Land (1) Seite 10: PR (5) Seite 12: PR (6)<br />

Seite 14: PR (4), Aman (2) Seite 16-17: PR<br />

Seite 18-25: Trent McMinn Seite 26-27: PR<br />

Seite 28-33: Amos Fricke<br />

Seite 34-40: Shiraz Randeria Seite 41: Todd<br />

Eberle (1), PR (1) Seite 42-43: Peter Stadden<br />

Seite 44: PR (2), Luke Hayes (1) Seite 45: Derryck<br />

Menere (1), Pedro Pegenaute (1), PR (2) Seite 46:<br />

PR Seite 47: PR Seite 48: PR (3), Andy Tito<br />

Donohoe Seite 49: PR (3), Leigh Keily Seite<br />

50-54: <strong>Jaguar</strong> Heritage Archive Seite 55: <strong>Jaguar</strong><br />

Heritage Archive (1), PR (1) Seite 56-57: Peter<br />

Hapak/Trunk Archive Seite 58-65: Greg Pajo<br />

Seite 66-67: ICD/ITKE Universität Stuttgart<br />

Seite 68: Getty Images/ Werner Van Steen (1),<br />

Getty Images/Nopasorn Kowathanakul (1)<br />

Seite 69: PR (1), Bart Kiggen (1) Seite 70: Getty<br />

Images/Nick Veasey (1), Screenshot (1) Seite 71:<br />

Getty Images/ Medioimages/Photodisc (1),<br />

Getty Images/Michael & Patricia Fogden (1)<br />

Seite 72: <strong>Jaguar</strong> Heritage Archive (1), PR (4)<br />

Seite 74: Ramon Haindl Seite 75: Peter Guenzel<br />

Seite 77: Marc Holstein (1), Greg Pajo (1), Guy<br />

Bird (2), Trent McMinn (2)<br />

Rechtlicher Hinweis: Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach schriftlicher Genehmigung des Verlages. Obwohl mit angemessener Sorgfalt auf die umfassende<br />

Genauigkeit der Inhalte des J-<strong>Magazine</strong> geachtet wurde, haften weder der Verlag noch die Druckerei für etwaige Fehler oder Auslassungen. Spezifikationen, Funktionen<br />

und Ausstattung unterliegen Veränderungen und können von Land zu Land variieren.<br />

Während der Einführung von InControl ist die Verfügbarkeit einiger der beschriebenen Features optional und abhängig vom Markt oder der Antriebsart. Bitte<br />

informieren Sie sich auf Ihrer länderspezifischen Webseite oder bei Ihrem örtlichen <strong>Jaguar</strong> Vertragshändler über die Verfügbarkeit und die Nutzungsbedingungen in<br />

Ihrem Land. Bestimmte Features erfordern eine geeignete SIM-Karte mit entsprechendem Datenvertrag, der über den von Ihrem Händler empfohlenen Anfangs zeitraum<br />

hinaus verlängert werden muss. Eine Mobilfunkverbindung kann nicht überall garantiert werden.<br />

76 j <strong>DESIGN</strong>


LAST PAGE<br />

...hinter den Kulissen<br />

Die Höhenflüge der Kunst,<br />

walisische Logistik und fabelhafte Skizzen<br />

DEN TRAUM VOM E-TYPE<br />

träumt der Künstler Alexander<br />

Luzius Ziermann, einer der in<br />

dieser Ausgabe portraitierten<br />

<strong>Jaguar</strong>-Besitzer (S. 74), Tag<br />

für Tag. Hier führt er uns<br />

dieses Gefühl auf der Bühne<br />

der Frankfurter Oper vor<br />

DIE WINDGEPEITSCHTE<br />

LANDSCHAFT von Nordwales<br />

verdankt ihre Schönheit den widrigen<br />

Wetter bedingungen. Was das<br />

Fahren bisweilen erschweren mag,<br />

uns aber eine atemberaubende<br />

Kulisse für unser AWD-Fotoshooting<br />

beschert hat. Ganz links: Fotoassistent<br />

Alex Tapley (mit Bart) und Chris<br />

Clarke (<strong>Jaguar</strong> Direktmarketing)<br />

in Abenteurerpose. Links: Unser<br />

Fotograf Greg Pajo in Aktion<br />

AM REISSBRETT Natürlich<br />

wissen wir, dass die Designer von<br />

<strong>Jaguar</strong> zeichnen können, aber<br />

Ian Callum (rechts) und Wayne<br />

Burgess (ganz rechts) dabei<br />

zuzusehen, wie sie in Minutenschnelle<br />

mit ein paar Stiften<br />

kleine Meisterwerke aufs Papier<br />

zaubern, war trotzdem ein tolles<br />

Erlebnis. Erfahren Sie mehr in<br />

unserer 16-seitigen Titelstory Wie<br />

Träume Wirklichkeit werden<br />

<strong>DESIGN</strong> j 77


PROMOTION<br />

BECOME AN<br />

ICE-DRIVING MASTER<br />

IF YOU ’RE MISSING THE SNOW, NOW ’S<br />

THE PERFECT TIME TO BOOK A WINTER<br />

TRIP OF A LIFETIME, LEARNING TO<br />

DRIVE JAGUAR LAND ROVER’S<br />

STUNNINGLY CAPABLE RANGE<br />

IN DEEPEST SWEDEN<br />

Frozen for half the year, Arjeplog in Sweden is<br />

the perfect spot for <strong>Jaguar</strong> Land Rover’s<br />

engineers to test their vehicles to the limits.<br />

To make sure they can cope with the harshest<br />

environments on Earth. And now you can<br />

experience it too.<br />

Featured in issue three of J-<strong>Magazine</strong> (Ice Test),<br />

Arjeplog is the beautifully remote new location<br />

for <strong>Jaguar</strong> Land Rover’s 2017 customer ice drive<br />

experience. It’s where you can learn to drive<br />

some of the world’s most famous motor racing<br />

circuits recreated by carving their twists and<br />

turns into the metre-thick ice that covers the<br />

vast lakes that surround the town. The highly<br />

trained driving instructors you’ll meet will be<br />

with you every step of the way and in no time<br />

at all you’ll be dancing on ice, gliding around<br />

some of the most awe-inspiring corners<br />

imaginable and realising the true liberation<br />

of the cars’ potential.<br />

Numerous models will be at your disposal over<br />

the course of 2017’s ice drive, meaning you’ll<br />

have the chance to find one that really speaks<br />

your language.<br />

Guests will enjoy much more than just a great<br />

driving experience too. Staying in Arjeplog, a<br />

warm welcome and professional service goes<br />

without saying, while you’ll also have time to<br />

breathe in your epic Nordic surroundings with<br />

guidance from our local <strong>Jaguar</strong> Land Rover<br />

Experience team. More information will be<br />

available soon at jaguar.com/icedrivesweden


IN NO TIME AT ALL YOU’LL BE DANCING<br />

ON ICE, GLIDING AROUND SOME OF THE MOST<br />

AWE-INSPIRING CORNERS IMAGINABLE<br />

THE <strong>DESIGN</strong> ISSUE j 95

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