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DMG-informiert 6/2016

Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen. Thema dieser Ausgabe: Andere lehren – Mission ist Bildung

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Haiti-Nothilfe<br />

sechs Jahren saß Pastor Johny Espérence<br />

bei mir im Kurs „Animation biblique“<br />

und lernte, dass ein Bibelabend kein<br />

Expertenmonolog sein muss. Dass der<br />

Pastor Fragen stellen und die Gemeindeglieder<br />

trainieren kann, selbst in der Bibel<br />

Antworten zu entdecken. Johny war<br />

begeistert. Seitdem setzt er das Gelernte<br />

konsequent um, in der Gemeinde, im<br />

Klassenraum und bei Lehrerkonferenzen.<br />

„Wo immer er solche Bibelarbeiten hält,<br />

erfahren Menschen Segen und entdecken<br />

Wahrheiten, die ihnen weiterhelfen –<br />

ob sie lesen können oder nicht“, sagt<br />

seine Frau über Pastor Johnys Dienst.<br />

Ab nächstes Jahr wird er „meinen“ Kurs<br />

unterrichten – wahrscheinlich besser als<br />

ich es als Ausländer je könnte.<br />

Wo immer Missionare die Bibel<br />

übersetzen und Gemeinden entstehen,<br />

lehren sie auch das Lesen und Schreiben,<br />

gründen Schulen, entsteht auch eine<br />

Bildungsbewegung. Wie bei <strong>DMG</strong>-Missionarin<br />

Ulrike Heyder im Benin. Sie hat die<br />

Bibel in die Sprache der Sola übersetzt.<br />

Gemeinsam mit Kollegen war sie von<br />

Anfang an auch unermüdlich mit Lesefibeln<br />

und Alphabetisierungskursen in<br />

Dörfern unterwegs. Denn was würde die<br />

neue Bibel nützen, wenn keiner sie lesen<br />

kann. Wo die Botschaft der Bibel gelehrt<br />

wird, bekommen Menschen Schulen in ihr<br />

Dorf, und der Auftakt zu Bildung eröffnet<br />

ihnen völlig neue Zukunftsperspektiven.<br />

Robert D. Woodberry, Professor für<br />

Soziologie und Politik, kam in seinen<br />

Forschungen zum Ergebnis, dass sich<br />

biblische Verkündigung positiv auf<br />

Gesellschaften auswirkt. Woodberry<br />

wurde mehrfach ausgezeichnet für seinen<br />

wissenschaftlichen Artikel „The Missionary<br />

Roots of Liberal Democracy“ (2012),<br />

in dem er nachweist, dass evangelikale<br />

Missionare „die Entstehung und Verbreitung<br />

stabiler Demokratien in der ganzen<br />

Welt stark gefördert haben“.<br />

Unser Gemeindeverband, die Baptisten<br />

im südlichen Haiti (MEBSH), feiert<br />

dieses Jahr sein 80-jähriges Bestehen.<br />

Von Anfang an waren es Haitianer, die<br />

evangelisiert und Gemeinden gegründet<br />

haben. Das erste, was ausländische<br />

Missionare zur Entwicklung beigetragen<br />

haben, war die Gründung einer theologischen<br />

Ausbildungsstätte. Bis heute<br />

wird mit fast jeder neuen Gemeinde auch<br />

eine Schule gegründet. Inzwischen sind<br />

durch diese Kirche mehr als 400 Schulen,<br />

zehn Berufsschulen und eine Universität<br />

entstanden. Mission trägt erheblich zu<br />

Bildung bei und muss den Vergleich mit<br />

anderen weltanschaulichen Ansätzen<br />

wahrlich nicht scheuen.<br />

Der Missionsauftrag ist<br />

mehr als ein Bildungsauftrag<br />

Doch Mission geht über den Bildungsauftrag<br />

hinaus. Die Hauptanweisung von<br />

Jesus lautet: „Macht zu Jüngern alle Völker“<br />

– also zu Menschen, die Jesus folgen.<br />

Christliche Mission ist keine politische<br />

Mission. Ihr Hauptziel ist nicht zuerst die<br />

Veränderung äußerer Umstände, sondern<br />

die geistliche Veränderung von Menschen:<br />

ihr Vertrauen zu Jesus, die Umkehr und<br />

Wiedergeburt aus Gottes Geist. Soziale<br />

und politische Veränderungen sind die<br />

Folge.<br />

Unter dem Titel „Als Atheist glaube<br />

ich wirklich, dass Afrika Gott braucht“<br />

schildert der britische Journalist Matthew<br />

Parris, was seine „Überzeugung, dass<br />

es keinen Gott gibt, in peinliche Verlegenheit<br />

gebracht“ hat. Aufgewachsen in<br />

Afrika, stellt er fest: Säkulare Projekte<br />

„alleine werden nichts nützen. In Afrika<br />

verändert das Christentum die Herzen<br />

der Menschen. Es bringt eine geistige<br />

Umwandlung. Die Wiedergeburt ist real,<br />

die Veränderung gut […] schwarze und<br />

weiße Christen, die in Afrika arbeiten,<br />

heilen die Kranken, lehren die Leute lesen<br />

und schreiben“ (The Times, London,<br />

27.12.2008).<br />

Hier in Haiti herrscht großes Misstrauen,<br />

wenn es um Geldangelegenheiten<br />

geht. In Geschäften sitzt der Chef entweder<br />

selbst an der Kasse oder erhöht im<br />

Rücken der Kassierer, um diese zu kontrollieren.<br />

Andernfalls greift man gerne<br />

auf bewusste Christen zurück, weil man<br />

ihnen vertraut. Seit wir das Logo unseres<br />

Baptistenverbandes auf beiden Seiten<br />

unseres Autos angebracht haben, werden<br />

wir in Polizeikontrollen oft einfach durchgewunken.<br />

„Ah, MEBSH! Met alle“, sagen<br />

die Polizisten. Sie gehen davon aus,<br />

dass wir Christen keine Verbrecher,<br />

Waffen- und Drogenschmuggler<br />

sind. Christen fallen in Haiti<br />

durch ihren Charakter<br />

positiv auf – nicht alle,<br />

nicht immer und auch<br />

nicht jedem, aber in<br />

der Summe doch –<br />

Herzlichen Dank für Ihre große Spendenbereitschaft nach<br />

Hurrikan Matthew, der den Süden des Karibikstaates<br />

verwüstet hat. Die <strong>DMG</strong> hat Partnerwerke (bspw. Worldteam<br />

und den haitianischen Baptistenverband) und eigene<br />

Missionare wie Ehepaar Schnüll, Clemm und Susanne<br />

Fassl im Notstandsgebiet, die helfen. Gerne leiten wir<br />

Ihre Gaben weiter.<br />

Stichwort P50406,<br />

Nothilfe Haiti Hurrikan<br />

als Hoffnungsschimmer in einer Gesellschaft,<br />

die sich durch viel Unehrlichkeit,<br />

Korruption und Machtmissbrauch noch<br />

immer selbst zerstört.<br />

Ist alles, was in der Mission geschieht<br />

gut? Machen Missionare alles richtig?<br />

Schon meine eigenen großen und kleinen<br />

Dummheiten aus zwölf Jahren in vier<br />

Ländern reichen für ein klares: Nein.<br />

Auch Christen machen Fehler. Doch<br />

das macht sie nicht gleich zu bornierten<br />

„Fundamentalisten“, wie sie von Kritikern<br />

dargestellt werden. Die umfassende<br />

Studie „Religionsmonitor“ der säkularen<br />

Bertelsmann-Stiftung wies vielmehr nach,<br />

dass sich engagierte Christen stärker<br />

sozial einsetzen und toleranter gegenüber<br />

anderen Weltanschauungen sind als<br />

nichtreligiöse Menschen.<br />

Wir als Missionsteam – Beter, Unterstützer<br />

und Missionare – dürfen<br />

Gott dankbar sein für unseren Glauben.<br />

Warum sollten wir uns schämen, dass<br />

dieser Glaube in Gottes Wort ein festes<br />

Fundament hat? Dieses Wort wurde<br />

„Hand und Fuß“ in Jesus. Das ist es, was<br />

wir in diesen Tagen feiern: „Gott war das<br />

Wort … und das Wort wurde Mensch“<br />

(Joh 1,1+14). Dieses Wort bekommt<br />

mit uns erneut Hand und Fuß und zieht<br />

Segensspuren durch jede Gesellschaft,<br />

wo immer es verkündigt wird. In diesem<br />

Sinne wünschen wir als weltweites<br />

<strong>DMG</strong>-Team Ihnen, liebe Leser, frohe und<br />

segensreiche Festtage.<br />

Volker Schnüll<br />

Theologischer Dozent<br />

in Haiti<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 6 | <strong>2016</strong><br />

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