Programmheft als PDF - Staatskapelle Dresden

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Auch Franz schuberts Oktett in F-Dur verdankt einem adligen Auftraggeber seine Entstehung. Ferdinand Graf Troyer, Obersthofmeister des Erzherzogs Rudolph, begeisterte sich für die Klarinette und spielte 1824 in seiner Wiener Wohnung bei der ersten privaten Aufführung des Schubertschen Werkes selbst den Klarinettenpart. Als erster Violinist war der berühmte Ignaz Schuppanzigh gewonnen worden, wohlbekannt als Interpret Beethovenscher Streichquartette. Er betreute drei Jahre später auch die erste öffentliche Aufführung des Oktetts von Schubert, diesmal aber ausschließlich im Verein mit professionellen Musikern. Sie führte bei einem Wiener Kritiker zu dem Urteil: »Herrn Schuberts Composition ist dem anerkannten Talente des Autors angemessen, lichtvoll, angenehm und interessant; nur dürfte die Aufmerksamkeit der Hörer durch die lange Zeitdauer vielleicht über die Billigkeit in Anspruch genommen seyn …«. Dem ist heute zu widersprechen: Weder ist das Werk »lichtvoll« noch – trotz einer Aufführungsdauer von einer Stunde – zu »lang«. Schuberts Zeitgenossen jedoch fühlten sich überfordert, und so erschien noch 1853 die erste (!) Druckausgabe ohne die Sätze 4 und 5. Damals hatte Robert Schumann längst das Wort von »Schuberts himmlischen Längen« geprägt, das er für die »große« C-Dur- Symphonie D 944 fand. Das Oktett, wohl als ein Pendant zu Beethovens Septett op. 20 aus dem Jahre 1799 gedacht und diesem gegenüber in der Besetzung nur durch eine zweite Violine vermehrt, erinnert mit seiner Vielsätzigkeit noch an die Serenaden und Cassationen des 18. Jahrhunderts, entfernt sich aber weit von deren unterhaltsamem Charakter. Selbst Beethovens Septett, dessen sechssätzigem Aufbau Schubert (mit Vertauschung der Plätze für Scherzo und Menuett) genau folgte, ist dem Serenadencharakter noch verhaftet. Der 27-jährige Schubert indessen befand sich in einer Lebenskrise, als er sein Oktett schuf, denn um diese Zeit hatten einige seiner engsten Freunde Wien verlassen, und Schubert litt unter Vereinsamung. Seiner inneren Verfassung verlieh er Ausdruck mit seiner Musik. Beginnt das Oktett noch, nach langsamer Einleitung, mit einem energischen Sonatensatz, der zwei auseinander hervorgehende Themen ausgiebig durchführt, so breitet sich im folgenden Adagio bereits, zu weitschwingenden Melodiebögen, eine elegische Stimmung aus (interessanterweise mit Anklängen an das zweite Thema des ersten Satzes). – Das Scherzo findet zur Energie des ersten Satzes zurück, nur das weitgehend im Pianissimo gehaltene Trio gibt sich besinnlicher. – Unter den Variationen des vierten Satzes, der allen Mitwirkenden spieltechnisch viel abverlangt, ist die fünfte in Moll gehalten, und gegen Ende der sechsten Variation gibt es einen regelrechten Aufschrei, wie aus tiefstem Herzen kommend. – Entsprechend gewichtig wirkt das Menuett, das nur in seinem Trio zum freundlichen Menuett-Charakter findet. – Gesteigerte schmerzliche Ausbrüche eröffnen das Finale, welches dann mutig-energisch einen Sonatensatz mit zwei Themen und einer fast kecken Schlussgruppe vor uns ausbreitet. Wie um eine Art inneren Sieg zu zeigen, lässt Schubert den Satzbeginn nochmals anklingen, um dann, mit sich steigerndem Tempo, den zuversichtlichen Schluss herbeizuführen. ortrun Landmann
Mitwirkende reinhold Quartett Das Reinhold Quartett, bestehend aus Musikern des Gewandhausorchesters Leipzig, gründete sich 1996 mit dem Wunsch, gemeinsam zu musizieren und nach eigenen musikalischen Wegen zu suchen. Wichtige Anregungen bekamen die vier Musiker durch Karl Suske und Thomas Brandis. Seither gab das Ensemble mehr als 140 Quartettabende im In- und Ausland, die bei Publikum und Kritik gleichermaßen Anklang fanden. Besondere Höhepunkte waren Konzerte im Leipziger Gewandhaus, in der Semperoper Dresden, ein Janáček-Zyklus in Prag sowie ein Quartettabend im Edvard- Grieg-Haus in Bergen. Regelmäßig arbeitet das Quartett mit dem Mitteldeutschen Rundfunk zusammen, der in Live- und Studioproduktionen u.a. Werke von Brahms, Dvořák, Haydn, Bruckner sowie Felix und Arnold Mendelssohn aufgezeichnet hat. Bislang liegen zwei CDs mit dem Reinhold Quartett vor, die 2002 und 2006 bei den Labels Querstand und Genuin erschienen. rainer hucke Kontrabass Rainer Hucke studierte an der Musikhochschule Weimar und gewann 1977 den 1. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb Markneukirchen. Noch im gleichen Jahr wurde er Solo-Bassist des Gewandhausorchesters (seit 1978 1. Solo-Kontrabassist). Viele Jahre unterrichtete er an der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Er ist Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters sowie 1. Solo-Bassist des Super World Orchestra Japan. thomas Ziesch KLarinette Nach erstem Klarinettenunterricht an der Musikschule Bautzen setzte Thomas Ziesch seine Ausbildung an der Spezialschule für Musik Dresden sowie später an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber fort. Beim Internationalen Musikwettbewerb Markneukirchen wurde er mit einem Diplom ausgezeichnet. Seit 1985 ist er Mitglied des Gewandhausorchesters Leipzig, seit 1989 auch des Gewandhaus-Bläserquintetts. ralf götz horn Ralf Götz begann seine musikalische Ausbildung an der Musikschule Gera und an der Spezialschule für Musik Halle/Saale. Anschließend studierte er an der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy bei Hermann Märker. 1982 und 1984 war er Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs Markneukirchen. 1983 wurde er Mitglied des Gewandhausorchesters. albert Kegel Fagott Albert Kegel erhielt ersten Fagottunterricht bei Fritz Goffing in Bremen. Ab 1989 studierte er an der Hochschule für Musik Hannover bei Klaus Thunemann. In dieser Zeit war er auch Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie. Seit 1992 ist Albert Kegel Fagottist im Gewandhausorchester.
Seite 1 und 2: 8. Kammerabend Saison 2011 | 2012
Seite 3: Zum Programm Im diesjährigen Kamme

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