La Vida Mai - August 2014
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staltet wird. Wir SprachgestalterInnen<br />
geben der Sprache Gestalt. Sprache will<br />
wie Musik gehört werden. Die Worte sollen<br />
den Zuhörer so treffen, dass der Sinn<br />
ihn voll erreicht in seinen Gedanken und<br />
Gefühlen. Das Instrument, um Sprache zu<br />
gestalten, ist mein Körper und Sprachgestaltung<br />
ist nichts anderes als die Entfaltung<br />
der Körperlichkeit im Sprechen, die<br />
zur Offenbarung des Sinnes beim Zuhörer<br />
führt. Nur mittels meines Körpers wird<br />
Sprache zu Gehör gebracht. Ähnlich wie<br />
der Maler oder Musiker das, was in seiner<br />
Seele lebt, durch den Körper wirksam<br />
durch unermüdliches Üben übertragen<br />
lernt, so gilt es für den Sprecher oder<br />
Vortragenden sein Instrument, das in<br />
diesem Fall er selber ist, zu pfl egen und<br />
zu stimmen, damit er den Zuhörer optimal<br />
erreichen kann. So spielt der innere<br />
Mensch auf dem Instrument des äußeren<br />
Menschen seine individuelle Lebensmelodie.<br />
Also geht es in der Sprachgestaltung<br />
hauptsächlich um das WIE.<br />
<strong>La</strong>ut- und <strong>La</strong>uschübungen<br />
Sprachgestaltung fängt bei den <strong>La</strong>uten<br />
an. Das kleinste Element der Sprache ist<br />
der <strong>La</strong>ut (der gesprochene Vokal oder<br />
Konsonant), dem wir heute kaum noch<br />
eine Bedeutung beimessen; deshalb liegt<br />
uns auch nicht viel daran, ihn besonders<br />
schön und gut geformt auszusprechen.<br />
Der Erwachsene entwickelt heute für die<br />
<strong>La</strong>ute der Sprache kaum noch ein Bewusstsein,<br />
weder beim Sprechen noch<br />
beim Hören. Wir hören über die <strong>La</strong>ute<br />
hinweg auf den Sinn, den der Sprechende<br />
ja im Alltag auch nur allein vermitteln will.<br />
Selbst das künstlerisch geschriebene<br />
Wort wird nur noch gelesen und nicht innerlich<br />
gehört. Wer lauscht noch bewusst<br />
auf den Klang der <strong>La</strong>ute beim Lesen eines<br />
Gedichtes, so wie man den Tönen einer<br />
Musik zuhören kann?<br />
So gilt es in der Arbeit mit den <strong>La</strong>uten<br />
durch <strong>La</strong>ut- und „<strong>La</strong>uschübungen“ wieder<br />
zu einem Empfi nden zu gelangen für die<br />
objektive Bedeutung der einzelnen gesprochenen<br />
Vokale und Konsonanten im Zu-<br />
sammenhang mit dem Inhalt des Textes.<br />
A, E, I, O, U, K, G, P, B ...Wie wirken diese<br />
<strong>La</strong>ute auf die Seele des Menschen?<br />
Nur durch meinen Körper<br />
wird Sprache zu Gehör gebracht.<br />
Sprache will wie Musik gehört werden.<br />
Dies ist ein Ansatz, der in Grenzgebieten<br />
wie Sprecherziehung, Schauspiel, Rhetorik<br />
u.a. eben nicht berücksichtigt wird,<br />
denn in ihnen wird nur Wert gelegt auf die<br />
mechanisch-richtige Aussprache der <strong>La</strong>ute.<br />
Aber wofür sind sie Ausdruck an sich?<br />
Wie wirkt es auf den Menschen, in diesen<br />
oder jenen <strong>La</strong>uten verstärkt zu leben?<br />
Durch Üben und <strong>La</strong>uschen im Üben kann<br />
man bemerken, dass jeder einzelne <strong>La</strong>ut<br />
seine eigene Qualität hat, die wiederum<br />
in bestimmter Weise auf den Menschen<br />
wirkt.<br />
Ein anderes Element der Sprache sind die<br />
Rhythmen, die durch Länge oder Kürze<br />
der Silben im Wort und durch Betonungen<br />
z.B. in Gedichten entstehen. Bestimmte<br />
Rhythmen wirken anregend, herauslockend,<br />
andere wieder beruhigend oder<br />
eingrenzend.<br />
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