Mittelstand
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Der <strong>Mittelstand</strong>. | 6 | 2016<br />
IBWF<br />
33<br />
Unternehmenskauf<br />
mit Köpfchen<br />
Jeder zweite Unternehmer, der neu in eine Firma<br />
einsteigen möchte, begegnet Finanzierungsschwierigkeiten.<br />
Über Jahre hinweg haben sich immer mehr<br />
Finanzierungsarten und Kreditprogramme etabliert.<br />
Diese Vielfalt führt regelmäßig zu erhöhtem<br />
Beratungsbedarf.<br />
Finanzierungsformen<br />
Klassischerweise geben die finanzierenden Banken<br />
Darlehen für den Unternehmenskauf mit<br />
einer fest vereinbarten Zins- und Kreditlaufzeit,<br />
die in der Regel mit Sicherheiten aus dem Unternehmen<br />
und auch auf Ebene der Gesellschafter<br />
unterlegt werden. Oft stundet der Verkäufer<br />
dem Käufer per Darlehen zudem einen Teil des<br />
günstigte Darlehen bis hin zu Bürgschaften. Bei<br />
einer solchen Finanzierungsform ist die Einbindung<br />
eines Spezialisten nötig.<br />
Sorgfältiges Vorgehen im Prozess<br />
Zentrale Handlungsempfehlung ist die Entwicklung<br />
eines validen Businessplans, um die zukünftige<br />
Kapitaldienstfähigkeit des Zielunternehmens<br />
darzustellen. Kern davon ist eine ausgewogene<br />
Finanzierungsmix einer Transaktion (Beispiel)<br />
Investition Finanzierung Anteil Haftung Besicherung<br />
Kaufpreis Unternehmen 800.000 € Eigenmittel 75.000 € 15%<br />
davon Stammkapital 25.000 €<br />
davon Gesellschafterdarlehen 50.000 €<br />
KfW ERP-Kapital für Gründung 240.000 € 30% persönliche Garantie<br />
BayBG 250.000 € persönliche Garantie<br />
LfA Startkredit 235.000 € 70% Haftung Plus<br />
Zukünftige Betriebsmittel 200.000 € Hausbankdarlehen mit Ausfallbürgschaften 200.000 € 80% Haftungsentbindung<br />
Summe 1.000.000 € Summe 1.000.000 €<br />
Foto: © rcfotostock - fotolia.com<br />
Kaufpreises. Diese Zusage durch den Altgesellschafter<br />
erzeugt sowohl beim Käufer als auch der<br />
Hausbank eine zusätzliche Sicherheit.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist die Mezzanine-Finanzierung,<br />
eine Mischform zwischen Eigenund<br />
Fremdkapital. Sie ist gegenüber Fremdfinanzierungsmitteln<br />
nachrangig besichert und<br />
stellt somit eine dem Eigenkapital ähnliche Finanzierungsform<br />
dar. Als dritter Baustein fungiert<br />
das Eigenkapital sowohl in seiner Reinform<br />
durch Einbringung über die Gesellschafter als<br />
auch durch Beteiligungsgesellschaften. Darüber<br />
hinaus existieren Fördermittel mit dem<br />
Zweck der Sicherung von Unternehmen und<br />
zur Begründung unternehmerischer Existenzen.<br />
Hierzu gibt es eine Vielzahl von europäischen<br />
und regional-kommunalen Möglichkeiten.<br />
Diese reichen von echten Zuschüssen über ver-<br />
Eigenkapitalquote, die nach Branchen variieren<br />
kann. Die Aufnahme von externen Kapitalgebern<br />
kann auch eine sinnvolle Möglichkeit sein. Es sollten<br />
die Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene<br />
geprüft werden. Hierbei geht es nicht<br />
nur um die günstigere Kondition, sondern vor<br />
allem auch um die Haftungsentlastung und zum<br />
Beispiel tilgungsfreie Anlaufjahre. Das derzeitig<br />
niedrige Zinsniveau lässt den notwendigen strategischen<br />
Spielraum zu. Auch ein Gespräch mit<br />
der Hausbank des Zielunternehmens kann hilfreich<br />
sein. Unabdingbar jedoch ist die Prüfung des<br />
Zielunternehmens mit Hilfe einer Due Diligence.<br />
Auch die Zeit nach dem Anteilskauf sollte akribisch<br />
geplant sein. Denn die Praxis zeigt:<br />
Das meiste Geld geht in der Regel nicht in<br />
den Verhandlungen um den Kauf der Anteile<br />
verloren, sondern in der Integration oder<br />
Weiterführung. <br />
•<br />
Holger Fries<br />
Partner Walter Fries<br />
Corporate Finance<br />
Mitglied im IBWF Institut für<br />
Betriebsberatung,<br />
Wirtschaftsförderung und<br />
-forschung e.V.<br />
Zertifizierter IBWF-<br />
<strong>Mittelstand</strong>sberater<br />
www.walterfries.de