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Seite 1 Anfang Die Wupper Geboren und ... - Thomas Reichert

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<strong>Thomas</strong> <strong>Reichert</strong> – www.regie-thomasreichert.de – kontakt@regie-thomasreichert.de<br />

Ab nach München<br />

Der Erfolg schwemmte uns ans Resi. Das Haus war voll in<br />

Hannover, die Zuschauer mochten uns, das Ensemble war homogen<br />

<strong>und</strong> Theaterleute, die uns besuchten, waren beeindruckt. Ich<br />

erinnere mich noch an Wilfried Minks: er hätte nicht geglaubt das so<br />

ein Zusammenhalt, so ein Klima an einem Staatstheater möglich sei.<br />

Aber das war es natürlich nicht, was uns nach München brachte. In<br />

einer frühen Saisonbilanz im „Theater Heute“ wurden wir sehr positiv<br />

gewertet. Und in einem Teil davon, welcher Henning Rischbieter<br />

verfasst hat, war anhand der Aufführung „Macbeth“, Regie: D.<br />

Gotscheff <strong>und</strong> „Auftrag“, Regie: <strong>Thomas</strong> <strong>Reichert</strong> vom<br />

„Theaterw<strong>und</strong>er Hannover“ die Rede. Da war es, ein W<strong>und</strong>er, denn<br />

viele Kritiker in Ermangelung von Eigeninitiative oder geplagt von<br />

ständigen Entzugserscheinungen nahmen es gierig auf. Wie ein Ball,<br />

den man sich zuwarf über die Köpfe der Betroffenen hinweg, die<br />

natürlich nicht anders konnten als zumindest ab <strong>und</strong> zu begierig die<br />

Hände danach zu strecken <strong>und</strong> ein wenig in die Höhe zu hopsen.<br />

Und da saß man dann plötzlich in den Armen der Ballwerfer oder ist<br />

ausgerutscht <strong>und</strong> sitzt anders im Dreck. Aber das Spiel war<br />

angepfiffen <strong>und</strong> viele wollten dabei sein <strong>und</strong> hatten keine Zeit zu<br />

schauen, ob der Ball nicht vielleicht ein Luftballon ist, den der Wind<br />

schnell verbläst oder er platzt. Ganz wichtig auch die Spielverderber<br />

deren Rolle gerade beim Aufrechterhalten - speziell von sinnlosen<br />

Spielen - nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Der Anlass<br />

dieses Spiels – wir – wir waren plötzlich eine Hoffnung. Das ging<br />

alles sehr schnell, eine Gesellschaft ohne Zukunft braucht immer<br />

Alles – <strong>und</strong> zwar sofort; aber so wurden wir wie man so sagt<br />

überregional bekannt. <strong>Die</strong>ser Erfolg brachte uns ans Bayrische<br />

Staatsschauspiel München. Intendant: Eberhard Witt, Künstlerische<br />

Leitung: Matthias Fontheim, Matthias Hartmann Amélie Niermeyer<br />

<strong>und</strong> ich.<br />

<strong>Die</strong> Wildente<br />

1993, eine grausame Geschichte um eine Wette zwischen Vater <strong>und</strong><br />

Sohn. Ob <strong>und</strong> wie weit sich eine von ihnen finanziell abhängige<br />

Familie korrumpieren lässt. Ob Geld zählt oder Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

Moral. Das 19te Jahrh<strong>und</strong>ert geht unter im alten Ekdal. Anrührend<br />

gespielt von Kurt Meisel, es sollte seine letzte Arbeit sein, er starb<br />

unmittelbar vor unserer Derniere.<br />

Am Dachboden spielt diese Komödie der Blindheit. <strong>Die</strong> Zukunft wird<br />

aus Versehen erschossen: die Wildente gespielt von Natali Selig.<br />

Mittendrin Gina, die Mutter, die alles weiß, aber um den Preis des<br />

Überlebens alles ausgleichen will. Durch das großartige Spiel von<br />

Eva Rieck bekam diese Rolle das Gewicht <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit,<br />

die ihr gebührt. Oliver Stokowski als ihr Mann, der naiv gefährlich<br />

durch das Leben dümpelt, lacht <strong>und</strong> nicht merkt dass ihm nur der<br />

Platz des Verlierers bleibt. Sein Kind ist nicht sein Kind, seine Arbeit<br />

nicht seine Arbeit. Alfred Kleinheinz als Doktor, der immer eine<br />

intelligente Begründung für den Sieg der Vergangenheit über die<br />

Zukunft parat hat. In der Situation des Fehlens jeglicher durch Utopie<br />

bestimmten Zukunft, sind alle gierig auf kluge Entschuldigungen.<br />

<strong>Die</strong> Mutter<br />

in der Urfassung von Maxim Gorki, geschrieben 1909, als Gorki<br />

noch nicht wissen konnte wohin sich das alte Jahrh<strong>und</strong>ert auflösen<br />

wird. <strong>Die</strong> Männer sind schwach geworden. Wassa, gespielt von<br />

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