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Careless<br />

Another <strong>gay</strong> Lovestory


1<br />

Ich hasste diese ewigen Pflichten! Auch ohne diese regelmäßigen Treffen hatte ich schon<br />

genug mit der Schule zu tun und nun musste ich mich auch noch mindestens einmal die<br />

Woche mit dem Schulleiter treffen, zum Kotzen war das! Warum hatte ich mich nochmal<br />

zum Schulsprecher wählen lassen? Ach ja, weil mein ach so bester Freund ja der Meinung<br />

war, dass ich dazu mehr als geeignet war. Der konnte in Zukunft auf mich warten,<br />

während ich im Büro des alten Kauzes saß und mir seine Vorschläge und Probleme<br />

anhörte, an denen ich als Schulsprecher zwangsläufig mit beteiligt war.<br />

Eigentlich hatte ich in meinem Abschlussjahr auch so schon genug zu tun und mein<br />

Privatleben kam viel zu kurz, meine letzte Beziehung war schon viel zu lang her und mein<br />

letztes Date der totale Reinfall gewesen. Die Mädchen schwirrten um mich herum wie<br />

Fliegen um einen Misthaufen. Obwohl ich mich jetzt nicht gerade als Misthaufen<br />

betrachten würde, ganz im Gegenteil. Ich war ziemlich eitel und ging auch dem<br />

entsprechend nur top gestylt aus dem Haus, dank meiner spendablen Eltern besaß ich<br />

ausschließlich teure Markenklamotten und regelmäßige Friseurbesuche sicherten mir eine<br />

beinahe immer gleich aussehende und moderne Frisur für meine rostbraunen Haare.<br />

Ich fühlte mich geschmeichelt bei so viel Aufmerksamkeit, aber trotzdem reizten mich die<br />

Mädchen in kurzen Hosen und tief ausgeschnittenen Tops schon seit einer Weile nicht<br />

mehr. Ein Skiurlaub in Italien hatte mir deutlich gemacht, dass auch ein Junge als<br />

Bettpartner nicht zu verachten war und seitdem war es mir egal, welches Geschlecht<br />

meine Opfer, wie Zack, mein bester Freund, sie nannte, hatten, solange sie gut aussahen<br />

und nicht völlig unerfahren waren.<br />

Seitdem ich nach einem meiner Basketballspiele vor lauter Freude über unseren Sieg<br />

stürmisch über meinen damaligen Freund hergefallen war, war es kein Geheimnis mehr,<br />

dass auch ein Junge die Chance hatte in meinem Bett zu landen, oder ich in seinem und<br />

zufrieden stellte ich danach ein paar schüchterne Blicke von den verschiedensten Kerlen<br />

fest, auch von solchen, von denen ich es niemals erwartet hätte.<br />

Als ich endlich aus dem muffigen Büro raus war und den leeren Korridor zum Ausgang<br />

der Schule entlang schritt, hörte ich, wie eine der Flurtüren zufiel und jemand die Treppe<br />

herunterkam, als ich gerade daran vorbei lief. Ich sah nach oben und ein blonder, kleiner<br />

Junge sah mich überrascht an. Hinter seiner schon fast riesigen Brille huschten<br />

dunkelblaue Augen hin und her und senken den Blick dann auf die Stufen.<br />

Der Unterricht war schon lange zu ende, was machte er noch hier? Ich blieb stehen und<br />

wartete, bis der Blonde die letzten Stufen hinter sich gebracht hatte. „Was machst du<br />

denn noch hier?“, erkundigte ich mich also und der wesentlich Kleinere sah mich nervös<br />

an, seine Haare verdeckten fast den restlichen Teil seines Gesichtes, der nicht schon von<br />

der Brille eingenommen wurde.<br />

„Ich…ich…gehörte zu der C-Computer-AG.“, stammelte er und krallte eine Hand in den<br />

Tragegurt seine Umhängetasche. Er war also einer von diesen Strebern, die für die<br />

Schulhomepage verantwortlich waren und die Tage oft in der Schule verbrachten, um<br />

irgendwelche Rechner zu reparieren oder über all den Technik- und Softwarekram zu


quatschen. Ich würde diese Leute nie verstehen, aber gut, wenn sie Spaß daran hatten.<br />

„D-Darf ich jetzt g-gehen?“, fragte er leise und ich sah ihn verwundert an. „Ich hab doch<br />

gar nicht gesagt, dass du nicht gehen darfst.“, antwortete ich und er huschte an mir<br />

vorbei zum Ausgang, ich sah ihm kurz nach. Wer war das? Ich kannte fast alle Schüler,<br />

abgesehen von den ganz Kleinen auch die aus den unteren Jahrgängen, aber diesen hatte<br />

ich noch nie gesehen. War wohl auch kein Wunder, so unscheinbar, wie er gewesen war,<br />

vermutlich hing er in den Pausen bei den ganzen anderen Strebern rum, die eh alle gleich<br />

aussahen und bei denen niemand auffiel, wenn man sie überhaupt mal sah. Auch in den<br />

meisten Pausen verkrochen sie sich oft in den Computerräumen.<br />

Draußen schloss ich mein Fahrrad ab und radelte nach Hause. Bald würde es Zeit werden<br />

auf den Bus umzusteigen, der Herbst wich schon fast dem Winter und langsam aber<br />

sicher wurde es mir zu kalt.<br />

Ich hatte gerade die Haustür aufgeschlossen und das Haus betreten, als das Telefon<br />

klingelte. Ich warf die Tür ins Schloss und meine Tasche unter die Garderobenhaken und<br />

lief ins Wohnzimmer. „Nicolas Jansen.“, meldete ich mich und klemmte mir den Hörer<br />

zwischen Kopf und Schulter, um aus meiner Jacke zu schlüpfen. „Endlich bist du Zuhause,<br />

ich hab schon mehrmals versucht dich anzurufen. Hast du heute schon mal deinen<br />

Laptop angehabt? Elisa hat an die halbe Schule eine Nachricht geschickt, sie schmeißt ne<br />

riesige Hausparty, ihre Eltern sind übers Wochenende nicht da und du weißt genau, wie<br />

groß deren Haus ist. Das wird Wahnsinn!“, plapperte Zack am Ende der Leitung und ich<br />

atmete laut aus. „Jetzt mach doch nicht so einen Stress hier. Aber eine Party klingt gar<br />

nicht so schlecht, vielleicht findet sich da ja was zum mit nach Hause nehmen.“ Zack<br />

lachte über meine Aussage. „Super, dann sehen wir uns da?“ Ich stimmte zu und wir<br />

legten auf.<br />

Elisas Haus war tatsächlich ziemlich groß und wenn so viele Leute kommen würden,<br />

dann würde die Party auch ziemlich gut werden, außerdem brauchte ich zu Fuß nur fünf<br />

Minuten.<br />

In der Küche lag ein Zettel von meiner Mutter. Sie schrieb mir, dass mein Mittagessen im<br />

Kühlschrank stand und sie erst später nach Hause kommen würde. Ich schob mir also<br />

mein Essen in die Mikrowelle und nahm mir den dampfenden Teller dann mit nach oben<br />

in mein Zimmer.<br />

Tatsächlich erwartete auch mich eine Nachricht, die mich über die Party informierte,<br />

sobald ich meinen Laptop hochgefahren hatte und ich schrieb Elisa, dass ich kommen<br />

würde und bekam auch prompt eine Antwort. „Auf dich freu ich mich besonders.“ Ich<br />

lachte auf. Elisa war nun wirklich nicht mein Typ und selbst angetrunken würde ich<br />

nichts mit ihr anfangen, aber das musste sie ja nicht wissen, also sparte ich mir eine<br />

Antwort und checkte ein paar andere Nachrichten, während ich meinen Auflauf aß.<br />

Nach einer ausgiebigen Dusche stand ich am Abend schließlich vor meinem mehr als<br />

großen Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich zog eine Jeans aus dem<br />

Schrank, befand sie als untauglich und warf sie auf mein Bett, genauso verfuhr ich mit<br />

den nächsten drei Hosen, bis mir eine sehr dunkelblaue Jeans in die Hände kam. An einem


Knie war ein Riss drin und die Ränder der Hosenbeine waren ausgefranst. Die Hose<br />

landete also nicht auf dem Bett bei den anderen, sondern auf meinem Schreibtischstuhl.<br />

Fehlte nur noch ein Oberteil. Nachdem ich etwas gewühlt hatte, entschied ich mich für ein<br />

graues Shirt mit V-Ausschnitt, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen gingen.<br />

Ich ließ das Handtuch, das ich mir um die Hüften gewickelt hatte, auf den Boden fallen<br />

und zog ein paar Shorts aus der Schublade und zog mich an. Tatsächlich gefiel mir meine<br />

Auswahl ziemlich gut und ich fand, dass mein großer, sportlicher Körper darin gut zur<br />

Geltung kam.<br />

Zufrieden ging ich ins Bad und föhnte meine Haare, ehe ich sie mit viel Mühe und Haargel<br />

in Form brachte. Ich trug noch etwas von meinem Parfum auf und entschied, dass ich so<br />

definitiv jemanden finde würde, der mich nach Hause begleiten würde.


2<br />

„Hier ist ja schon ziemlich was los!“, schrie ich gegen die laute Musik an, als Zack und ich<br />

das Haus betraten, das man schon fast als Villa bezeichnen konnte. „Nico, schön, dass du<br />

da bist. Hallo Zack.“ Elisa kam mit zwei Flaschen Bier auf und zugeeilt und drückte uns<br />

diese in die Hand. Zack hob fragend eine Augenbraue und ich schüttelte leicht den Kopf,<br />

um seine stumme Frage zu beantworten. Nein, mir war heute nicht nach weiblicher<br />

Gesellschaft.<br />

Trotzdem ließ ich es zu, dass Elisa sich bei mir unterhakte und ins Wohnzimmer zog, wo<br />

bereits einige Leute tanzten. Die Küche beinhaltete eine Bar, auf der allerhand Getränke<br />

und dahinter zwei Typen aus meinem Jahrgang standen, die diese an die Gäste verteilten.<br />

„Ich muss erstmal noch ein paar Leuten hallo sagen, wir sehen uns später.“ Elisa<br />

verschwand wieder und ich konnte mich voll und ganz auf mein abendliches Ziel<br />

konzentrieren. Interessiert ließ ich meine Blicke über die tanzende Masse gleiten und<br />

entdeckte am Rand auf einer Couch einen Jungen aus der Elften. Er war auch einer derer,<br />

die mir heimliche Blicke zuwarfen und sich nicht wirklich trauten weiter zu gehen. Somit<br />

hatte ich schon gefunden, was ich suchte.<br />

Zielstrebig steuerte ich das Sofa an und setzte mich neben den Braunhaarigen, dieser<br />

drehte überrascht den Kopf zu mir und ich lächelte ihn offen an. „Du heißt Siro, richtig?“,<br />

fragte ich, der Jüngere nickte leicht und festigte den Griff um sein Glas. „Ich bin Nico.“,<br />

stellte ich mich vor, auch wenn mir bewusst war, dass er das bereits wusste.<br />

„Ich weiß, wer du bist. Jeder weiß das.“, antwortete er und lächelte schüchtern. Irgendwie<br />

musste ich es schaffen, dass er sich etwas entspannte und lockerer wurde, sonst würde<br />

das heute wohl nichts werden. „Willst du tanzen?“ Ich stand auf und hielt ihm<br />

auffordernd eine Hand hin, zögernd griff er danach und stellte sein leeres Glas auf den<br />

Couchtisch. Mit Schwung zog ich ihn hoch, sodass er strauchelte und in meinen Armen<br />

landete. „Nicht so stürmisch.“, raunte ich in sein Ohr und Siro entfernte sich mit rotem<br />

Gesicht ein Stückchen von mir. Es war ja schon fast zu einfach ihn verlegen zu machen.<br />

Ohne weiteres Gerede zog ich den Kleineren in die Menschenmenge, die schon etwas<br />

größer geworden war und bewegte mich rhythmisch zur Musik. Siros Tanzstil war nicht<br />

der beste, den ich je gesehen hatte, aber er tanzte auch nicht wirklich schlecht und taute<br />

dabei zumindest etwas auf.<br />

„Wollen wir uns noch was zu trinken holen?“ Um mit dem Braunhaarigen reden zu<br />

können, musste ich mich vorbeugen und ihm direkt ins Ohr sprechen, damit er mich<br />

verstand. „Gerne.“ Wir schlängelten uns aus der Menge heraus und steuerten die Theke<br />

an. „Zwei Bacardi-Cola.“, gab ich eine Bestellung auf und drehte mich zu Siro. „Das ist<br />

doch okay, oder?“ „Naja…ich hab noch nie Bacardi getrunken. Ich trink auch sonst kaum<br />

Alkohol.“, gestand er. „Du wirst das mögen, glaub mir.“<br />

Zwei Gläser wurden mir zugeschoben und ich reichte eins an den Jüngeren weiter. Er<br />

nippte an dem Getränk und lächelte mich anschließend erneut an. „Das ist wirklich nicht<br />

schlecht.“, stellte er fest und leckte sich über die Lippen. „Kommst du mit nach draußen?“<br />

Ich machte eine Kopfbewegung in Richtung der Terrassen Tür und als ich losging, folgte


Siro mir. Auf der Terrasse standen zwei Heizstrahler, es war also nicht besonders kalt<br />

draußen, dafür waren dort weniger Menschen und man konnte sich in Ruhe unterhalten,<br />

weil es nicht so laut war.<br />

„Du hast doch bestimmt eine Freundin, oder?“, erkundigte ich mich und grinste. „Nein, ich<br />

hab’s nicht so mit Mädchen. Wie kommst du überhaupt darauf?“ „Na, bei deinem<br />

Aussehen wundert es mich schon, dass du nicht vergeben bist.“, gab ich zu und mein<br />

Gegenüber errötete schonwieder. Ich beugte mich etwas vor und streifte mit den Lippen<br />

fast sein Ohr, bevor ich zu sprechen anfing. „Du bist ziemlich niedlich.“, hauchte ich mit<br />

verführerischer Stimme und Siro erschauderte kurz, dann stellte ich mich wieder aufrecht<br />

hin und grinste leicht. Verlegen nahm der Jüngere noch einen Schluck aus seinem Glas<br />

und leerte es damit. „Ich geh mir mal noch was holen.“, informierte er mich und<br />

verschwand im Haus.<br />

Himmel, es war ja wahnsinnig einfach ihn rumzukriegen! Aber ich hatte sowieso nicht so<br />

große Lust mich anzustrengen und vielleicht konnte ich ja schon in einer Stunde mit ihm<br />

verschwinden, dann war ich zwar nur gut zwei Stunden da, aber ich hatte ja auch<br />

gefunden, was ich gesucht hatte. Siro erschien mir zwar etwas unerfahren aber er war zu<br />

niedlich um ihn wieder aufzugeben und es interessierte mich, wie er mich, vor Lust<br />

gefangen, mit seinen grünen Hundeaugen ansehen würde.<br />

In Gedanken hing ich bereits bei mir zu Hause im Bett, als der süße Elftklässler zurück<br />

kam, in der Hand hielt er ein blaues Gemisch. Er nahm einen Schluck und sah erstaunt<br />

das Glas an. „Das schmeckt richtig gut, hätte ich irgendwie nicht gedacht.“ Ich fragte<br />

mich, was zum Teufel das sein sollte. „Darf ich probieren?“, fragte ich und ignorierte, dass<br />

der Jüngere mir das Glas hinhielt, sondern neigte mich vor und küsste ihn einfach. Seine<br />

weichen Lippen schmeckten nach Orangensaft und irgendwas anderem, aber er hatte<br />

Recht, es schmeckte tatsächlich gut.<br />

„Das war überraschend.“, nuschelte der Kleine fuhr sich unsicher durch die Haare,<br />

nachdem ich meine Lippen von seinen genommen hatte. „Magst du keine<br />

Überraschungen?“, erkundigte ich mich. „Doch, doch. Das war ja auch eine schöne<br />

Überraschung.“, gab er zu und ich war mir ziemlich sicher, dass ich heute Nacht nicht<br />

allein einschlafen würde.<br />

Dummerweise störte uns aber die blonde Gastgeberin, indem sie übertrieben lächelnd auf<br />

mich zukam. „Nico, ich hab dich schon überall gesucht!“ Sie hakte sich wieder bei mir<br />

unter und sah seitlich zu mir hoch, Siro schien sie gar nicht wahr zu nehmen. „Jetzt hast<br />

du mich ja gefunden. Was gibt’s denn?“ „Ich wollte deine Gesellschaft genießen.“, säuselte<br />

sie und klimperte mit den Wimpern. „Leider bist du da etwas zu spät dran.“ Nicht grob<br />

aber deutlich entzog ich ihr meinen Arm und legte ihn um Siros Schultern. „Wenn da so<br />

ist, dann will ich mal nicht weiter stören.“ Elisa klang zwar etwas enttäuscht aber<br />

zumindest hatte sie eingesehen, dass sie keine Chance hatte und verschwand wieder.<br />

Siro und ich gingen auch wieder rein und gesellten uns zu den Tanzenden im<br />

Wohnzimmer. Beim Tanzen legte ich meine Hände an die Hüften des Kleineren und zog<br />

ihn nah an mich heran. Nebenbei erkundigte ich mich, ob er schon mit einem Kerl im Bett<br />

gewesen war und stellte erfreut fest, dass er zumindest nicht vollkommen unerfahren<br />

war, auch wenn zwischen ihm und anderen Jungs noch nicht allzu viel gelaufen war.<br />

Immerhin wusste er, was er zu tun hatte, wenn ein nackter Kerl neben ihm lag.


Nach einer Weile war Siro etwas angetrunken und ich entschied, dass das der richtige<br />

Zeitpunkt war, um ihn zu fragen, ob er Lust hatte die Nacht bei mir zu verbringen. „Sag<br />

mal, wie kommst du eigentlich nach Hause?“ Wir standen auf der Terrasse und der<br />

Kleinere hatte sich etwas an mich gelehnt. „Mit ‘nem Taxi.“, antwortete er und sah mich<br />

an. „Du kannst auch noch mit zu mir kommen, wenn du Lust hast.“, schlug ich vor und<br />

nach kurzer Überlegung nickte der Braunhaarige. „Jetzt sofort?“, fragte er und ich zuckte<br />

mit den Schultern. „Wie du willst.“ Er legte seine Arme um meinen Hals und sah mich an,<br />

kicherte leise, ehe er sich auf die Zehenspitzen stellte und mich küsste. Angetrunken war<br />

er auf jeden Fall mutiger.<br />

„Lass und jetzt gehen.“, beschloss Siro und wir gingen rein. Auf dem Weg zur Haustür traf<br />

ich Zack, an seinem Arm hing ein Mädchen, das ich vom Sehen kannte und wir nickten<br />

uns zu. Wir waren beide erfolgreich gewesen.<br />

_______________________________________________________________<br />

Die Story ist noch nicht mal 24 Stunden online und hat schon 39 Herzen ?! WOW *_*<br />

Dankeschön :)<br />

Benachrichtigungen gibt es wie immer über Nachrichten, also wenn ihr benachrichtigt<br />

werden wollt, dann einfach eine Freundschaftsanfrage stellen :)


3<br />

„Du wohnst auch in so einem schönen Haus!“, staunte der Kleine, als wir Arm in Arm mein<br />

Haus betraten. „Weißt du was auch schön ist? Mein Bett.“, gab ich zurück und grinste, Siro<br />

fing an zu kichern. „Dann zeig es mir doch.“, schlug er vor und ich steuerte die Treppe<br />

nach oben an. Während wir die Treppen nach oben stiegen, küsste ich Siros Hals<br />

unterhalb seines Ohres und knabberte leicht an der empfindlichen Haut, was den<br />

Jüngeren zum Seufzen brachte.<br />

Oben im Flur verschloss ich schließlich seine Lippen und erforschte seine Mundhöhle,<br />

schob ihn in mein Zimmer und schloss die Tür mit dem Fuß. Uns weiter küssend arbeiteten<br />

wir uns zum Bett vor und ich schubste den Kleineren darauf und musterte ihn verlangend,<br />

ehe ich mich über ihn kniete und wieder seinen Hals verwöhnte. Nebenbei wanderte ich<br />

mit meinen Händen unter das Shirt des Braunhaarigen und strich an seinen Seiten<br />

entlang und eine Gänsehaut überzog die helle Haut des Jüngeren.<br />

Ich zog ihm das Shirt über den Kopf senkte meinen Mund auf eine seiner Brustwarzen,<br />

scharf zog Siro die Luft ein und griff nach meinem Oberteil. Flinke Finger fanden ihren<br />

Weg darunter und wanderten über meinen Rücken. Ich richtete mich auf und schlüpfte<br />

aus meinem Oberteil, Siro legte seine Hände auf meinen Bauch und fuhr mit den Händen<br />

meinen Oberkörper entlang, bevor er sich selbst etwas aufrichtete und sich meinen Hals<br />

entlang zu meinen Brustwarzen über meine erhitzte Haut küsste.<br />

Der Kleinere drückte mich nach hinten und kaum lag ich mit dem Rücken auf der<br />

Matratze, saß er schon auf meinen Hüften und bewegte sein Becken aufreizend über<br />

meine Körpermitte. Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter,<br />

um ihn gierig zu küssen. Seinen Rücken entlang streichelnd, wanderte ich mit meinen<br />

Händen zu seinem Hintern und drückte Siro näher an mich, gleichzeitig keuchten wir in<br />

den Kuss. Er fasste zwischen uns und machte sich an meinem Hosenknopf zu schaffen,<br />

als er ihn geöffnet hatte, rutschte er tiefer und zog mir den Stoff von den Beinen, meine<br />

Shorts folgten.<br />

Warme Lippen berührten die Erhebung meines Hüftknochens und eine freche Zunge zog<br />

eine feuchte Spur in Richtung meiner Erregung. Der Jüngere umfasste diese mit einer<br />

Hand und senkte schließlich seinen Mund über die empfindliche Spitze. Mit geschlossenen<br />

Augen lag ich da und genoss die Behandlung, mit einer Hand fuhr ich durch die weichen<br />

Haare meines Bettpartners und stöhnte leise.<br />

„Komm hoch.“, raunte ich nach einiger Zeit und kaum war der Kopf des Braunhaarigem<br />

nah genug an meinem, da küsste ich ihn um den Verstand, dabei wechselten wir die<br />

Positionen und ich kam auf ihm zum Liegen. Mit einer Hand fuhr ich seinen Oberkörper<br />

nach unten und öffnete seine Hose, Siro strampelte sie sich von den Beinen und ich glitt<br />

mit meiner Hand in seine Shorts, er keuchte auf.<br />

Langsam massierte ich seine Erregung und Siro schob mir sein Becken entgegen, bat nach<br />

mehr. Tatsächlich waren seine grünen Augen lustverhangen und über die halb geöffneten<br />

Lippen drang ein ebenso lustvolles Stöhnen, das etwas lauter wurde, als ich Siros<br />

Forderungen nachgab und den Druck um seine Erregung erhöhte.<br />

Seine Hand fand den Weg zurück zu meiner Körpermitte und wir lagen keuchend und


stöhnend nebeneinander und raubten uns küssend den letzten Sauerstoff. Genau in dem<br />

Moment, als bei mir das erlösende Ziehen einsetzte, biss Siro mir leicht in die Unterlippe<br />

und gab mir damit den Rest. Ich verspannte mich kurz und fiel dann schwer atmend in<br />

die Kissen, genau wie der Kleinere neben mir.<br />

Ich wurde wach, weil jemand in meinem Zimmer herumtapste und als ich die Augen<br />

öffnete, sah ich, dass Siro gerade dabei war sich anzuziehen. „Morgen.“, brummte ich und<br />

richtete mich auf, meine Bettdecke verdeckte gerade mal das Nötigste und als der<br />

Jüngere mich ansah, starrte er krampfhaft in mein Gesicht. „Hallo.“, antwortete er leise<br />

und kniete sich hin, um seine Schuhe zu binden. Mir war es nur recht, dass er ging, dann<br />

musste ich nicht versuchen ihn irgendwie los zu werden, ohne dabei allzu unfreundlich zu<br />

sein.<br />

„Ich…ähm, ich geh dann mal. Bis irgendwann?“, verabschiedete er sich und sah mich<br />

fragend an. „Ciao.“ Ich nickte ihm zu und Siro verließ mein Zimmer, ging leise die Treppe<br />

nach unten und kurz darauf fiel die Haustür ins Schloss.<br />

Entspannt legte ich mich wieder hin und schloss die Augen, nachdem ich festgestellt<br />

hatte, dass es eindeutig zu früh zum Aufstehen war. Mit Siro war es eigentlich recht nett<br />

gewesen, aber ich wollte es nicht auf eine Wiederholung anlegen, ich schlief nur in den<br />

seltensten Fällen mehr als einmal mit der gleichen Person, einfach um zu vermeiden, dass<br />

jemand dachte ich würde ihn besonders mögen oder sogar noch eine Beziehung anfangen<br />

wollen.<br />

„Verdammt was willst du?“ Ich war gerade wieder eingeschlafen, als mein Handy mich<br />

wieder aus dem Schlaf riss. Das Telefon befand sich dummerweise in meiner Hosentasche<br />

und die Hose lag irgendwo in meinem Zimmer und mein bester Freund rief natürlich nicht<br />

nur einmal an, sondern betrieb schon beinahe Telefonterror. Damit begrub er meine<br />

Hoffnungen das Klingeln ignorieren zu können und einfach weiter zu schlafen.<br />

„Hab ich dich geweckt?“, fragte der Vollidiot tatsächlich überrascht und ich stand kurz<br />

davor einfach aufzulegen und mein Handy auszuschalten. „Was glaubst du wohl, warum<br />

ich erst nach dem fünften Mal rangegangen und schlecht gelaunt bin?“, maulte ich und<br />

schlug mir gedanklich an die Stirn. Wie dämlich konnte ein Mensch eigentlich sein?<br />

„Na gut, wie auch immer. Jedenfalls, wie war deine Nacht?“ „Deswegen rufst du an?<br />

Wirklich, ist das dein Ernst? Wenn ich dich in die Finger bekomme Zack, dann mach dich<br />

auf was gefasst!“, zeterte ich los und konnte es nicht fassen, dass dieser Arsch mich<br />

deswegen aus den Federn gerissen hatte. „Kein Grund gleich so auszuflippen! Ich hab<br />

gedacht du wärst wach.“, versuchte Zack sich zu verteidigen. „Dann hätte es doch genügt<br />

einmal anzurufen! Mein Schlaf ist mir heilig, dass weißt du doch. Aber wenn es dich so<br />

brennend interessiert, meine Nacht war ziemlich gut und ich vermute, dass deine es auch<br />

war, sonst hättest du nicht angerufen und damit ich mich zumindest noch etwas<br />

entspannen kann, bevor ich aufstehen muss, um etwas zu essen, werde ich jetzt auflegen.<br />

Wir sehen uns Montag.“<br />

Ich drückte den roten Hörer und warf mein Handy neben mich auf die Matratze. Die<br />

Herbstsonne schien hell in mein Zimmer und Schlafen hatte sich für den Morgen auch<br />

erledigt. Im Haus hörte ich niemanden, meine Mutter schlief wohl noch, da sie lange


gearbeitet hatte, also stand ich auf und ging leise ins Bad. Eine warme Dusche würde mir<br />

jetzt sicher ziemlich gut tun.


4<br />

Meine nächste Station war die Küche, um zu frühstücken. Ich machte mir eine Schale<br />

Müsli und nahm sie mit in mein Zimmer, wo ich mich zurück in mein Bett legte und den<br />

Fernseher einschaltete. Ich zappte mich durch die Programme und blieb bei einem<br />

Musiksender stehen, dann stand ich auf und holte mir meinen Laptop vom Schreibtisch.<br />

Während dieser hochfuhr, begann ich bereits zu essen und grinste schließlich, als ich<br />

Bilder von der Party im Internet sah. Ich hatte definitiv nichts verpasst, es war eine gute<br />

Idee gewesen den Kleinen mit nach Hause zu nehmen.<br />

Gegen Abend rief Zack mich noch einmal an und entschuldigte sich für seine Weck-<br />

Aktion, aber ich war schon gar nicht mehr so sauer wie am Morgen. Er schwärmte fast<br />

ununterbrochen über das Mädchen, mit dem er fast die gesamte Zeit auf der Party<br />

verbracht hatte und ich war irgendwann so genervt, dass ich einfach auf Durchzug<br />

schaltete und nicht weiter zuhörte.<br />

Ich mochte Zack wirklich gern, aber manchmal, da war er einfach so euphorisch und ging<br />

mir dermaßen auf den Keks, dass ich ihn einfach ignorierte und wartete, bis er fertig war.<br />

„Jedenfalls treffe ich sie wahrscheinlich morgen nochmal.“, beendete mein bester Freund<br />

seinen Monolog und ich atmete erleichtert auf. „Schön für dich.“, war alles, was ich dazu<br />

zu sagen hatte. „Ich weiß, dass du kein Freund von Beziehungen bist, aber meinst du<br />

nicht, dass dir eine mal ziemlich gut tun würde? Es gibt doch echt tolle Mädchen und<br />

auch ein paar nette Kerle an der Schule.“ „Zack, das Gespräch hatten wir doch schon<br />

mindestens eine Million Mal und du weißt, wie ich dazu stehe. Beziehungen bringen nur<br />

Probleme und am Ende trennt man sich und alle sind unglücklich. Darauf kann ich<br />

verzichten, da spring ich lieber von Bett zu Bett oder lasse Leute in meines. Ich brauch<br />

diesen Gefühlskram auch gar nicht.“<br />

Ich hörte, wie Zack am anderen Ende der Leitung seufzte. „Nur weil es bei deinen Eltern<br />

schief gelaufen ist, bedeutet das nicht, dass es auch bei dir nicht klappt. Versuch es doch<br />

einfach, vielleicht wird es für dich doch eine richtig glückliche Zeit und selbst wenn ihr<br />

dann am Ende getrennte Wege geht, dann hast du zumindest eine neue Erfahrung<br />

gemacht und dann kannst du immer noch beschließen für immer allein zu bleiben.“ „Kann<br />

ja sein, dass du Recht hast, aber ich habe gar keine Gefühle für niemanden, außer<br />

vielleicht für mich selbst.“, wiedersprach ich. „Weil du sie gar nicht zulassen willst. Pass<br />

auf, wir machen einen Deal. Du gehst einfach mal ohne Vorbehalte in die Schule und<br />

sucht nicht ständig nach neuen Opfern, sondern nach jemandem, den du magst und<br />

diesen jemand lernst du einfach mal besser kennen. Wenn das in die Hose geht, dann<br />

mach mich dafür verantwortlich, aber versuch es wenigstens mal.“, redete Zack weiter auf<br />

mich ein.<br />

„Mein Gott, wenn du dann aufhörst mir auf den Keks zu gehen, bitte. Vier Wochen, wenn<br />

ich ab Montag in den nächsten vier Wochen jemanden finde, den ich kennen lernen will,<br />

dann hast du gewonnen und wenn nicht, dann lässt du mich mit dem Thema ein für alle<br />

Mal in Ruhe. Deal?“ „Einverstanden. Aber ich will immer bestens informiert sein, wenn<br />

etwas passiert.“, forderte er und ich stimmte zu.


Ob das wirklich so eine gute Idee war? Naja, aber weil ich mich sowieso nicht verlieben<br />

würde, hätte ich das Thema damit in vier Wochen abgeschlossen und ich brauchte mir<br />

keine Sorgen mehr zu machen, dass Zack es irgendwann wieder ansprach. Ich glaubte<br />

nicht an Liebe und den ganzen Gefühlsquatsch und brauchen tat ich beides erst recht<br />

nicht.<br />

„Denk an unsere Abmachung.“, erinnerte Zack mich natürlich am Montag in der Schule an<br />

unser Gespräch und ich nickte abwesend. Wir standen in der Eingangshalle, in ein paar<br />

Minuten würde der Unterricht beginnen und ich war einfach nur müde. Mein Vater war<br />

uns am Sonntag besuchen gekommen und er und meine Mutter hatten sich schließlich<br />

wieder ziemlich gestritten, ich hörte Tassen zerbrechen und schließlich die Haustür<br />

knallen. Meine Mutter hatte geweint und ich wusste nicht, was ich tun sollte, also war<br />

ich einfach in meinem Zimmer geblieben und hatte mit angehört, wie sie später in ihrem<br />

Bett lag und immer noch weinte.<br />

„Der Direktor möchte gerne mit ihnen sprechen, kommen sie bitte mit.“ Es hatte gerade<br />

geklingelt, als die Sekretärin auf mich zukam und mich bat mitzukommen. „Sagst du<br />

Bescheid, dass ich später komme?“, wandte ich mich an Zack, dieser nickte und ich folgte<br />

der Frau, die ungeduldig mit dem Fuß gewippt hatte. Ich mochte sie nicht, sie war<br />

meistens unfreundlich zu jedem, der ihr über den Weg lief.<br />

Sie hielt mir die Tür zum Direktorenbüro auf und ich trat in den Raum. „Ah, schön, dass<br />

sie da sind. Setzen sie sich doch.“ Ich ließ mich auf den Stuhl vor dem großen Schreibtisch<br />

fallen und wartete gespannt darauf, was der alte Kauz nun wieder von mir wollte. „Wie<br />

sie ja wissen gibt es eine Menge Arbeitsgemeinschaften an unserer Schule, die alle von<br />

einem Lehrer betreut werden müssen und diese Stunden werden natürlich auch bezahlt.<br />

Dafür fehlt uns nun das Geld oder wir müssen vor der Schulbehörde mehr Stunden<br />

beantragen. Dafür benötigt die Schule für jede Arbeitsgemeinschaft eine Begründung,<br />

warum diese weiter bestehen soll und welche Kosten damit verbunden sind. Ich möchte<br />

sie bitten diese Aufgabe zu übernehmen und sich in den kommenden zwei Wochen die<br />

verschiedenen Arbeitsgemeinschaften anzusehen und zu bewerten.“<br />

Ich konnte es mir gerade noch verkneifen die Augen zu verdrehen. Ich sollte mir jede<br />

verdammte AG ansehen und sie zusätzlich auch noch bewerten? „Ich weiß, dass damit<br />

eine Menge Arbeit verbunden ist, aber da es sich um Belange der Schüler handelt, da<br />

diese Teil der Arbeitsgemeinschaften sind, sind sie als Schulsprecher dafür<br />

verantwortlich.“ Ach so lief das, nur weil er keine Lust hatte die Arbeit zu übernehmen<br />

musste ich dafür herhalten. Große Klasse, wirklich.<br />

Der Direktor schob mir eine Liste über den Tisch. „Dort sind alle Termine der Treffen<br />

verzeichnet, damit sie einen Überblick behalten. Sie können wieder in den Unterricht<br />

gehen.“ Ich nickte dem Direktor zu und verließ das Büro durch das Sekretariat, nickte<br />

auch der Schreckschraube zu und machte mich auf den Weg zu meinem Klassenzimmer.<br />

Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als mir jeden Nachmittag in den nächsten zwei<br />

Wochen in der Schule um die Ohren zu schlagen. Ich warf einen Blick auf den Zettel,<br />

montags trafen sich die verschiedenen Musikgruppen, dann würde ich mir diese wohl


heute ansehen.


5<br />

„Was wollte er von dir?“, raunte Zack mir, als ich mich neben ihn gesetzt hatte, nachdem<br />

ich mit etwas Verspätung beim Matheunterricht erschienen war. „Ich soll die AGs<br />

bewerten, erklär ich dir später.“ Ich packte meinen Kram aus und folgte erst einmal dem<br />

Unterricht, im Gegensatz zu meinem besten Freund war mir mein Abi nämlich wichtig und<br />

manchmal war ich wohl auch etwas zu ehrgeizig, aber das war immer noch besser als zu<br />

faul zu sein.<br />

„Ich darf mir jetzt in den nächsten zwei Wochen jeden Tag irgendwelche AGs angucken,<br />

um sie dann zu bewerten und zu entscheiden, ob sie notwendig sind und ob die Ausgaben<br />

dafür gerechtfertigt sind und so weiter.“, jammerte ich in der Pause und Zack sah mich<br />

mitfühlend an. „Das ist ja scheiße. Aber es ist auch eine super Gelegenheit, um ein paar<br />

Leute kennen zu lernen, du musst es mal positiv sehen.“ „Ich will überhaupt nichts positiv<br />

sehen, wenn ich jeden Tag bis fünf in der Schule hocke!“, motzte ich und kramte den Plan<br />

aus meiner Umhängetasche.<br />

„Percussion-AG und der Chor, das wird heute bestimmt richtig gut für meine Ohren.“,<br />

seufzte ich und sah mir die Kriterien an, zu denen ich etwas zu schreiben hatte. „Man, das<br />

ist ja sau viel zu tun.“, stellte Zack fest, der mir über die Schulter sah und er hatte Recht,<br />

da kam eine Menge Arbeit auf mich zu.<br />

Ich verabschiedete mich also nach der letzten Stunde von Zack und ein paar anderen<br />

Freunden und machte mich langsam auf den Weg zu den Musikräumen. Die Leiterin des<br />

Chors schien mich dort schon zu erwarten. „Der Schulleiter sagte mir schon, dass sie<br />

demnächst kommen würden.“, begrüßte sie mich freundlich. Ich fragte mich, ob sie damit<br />

versuchte mich davon zu überzeugen, dass ihre AG wichtig war.<br />

Wir betraten den Raum und ich setzte mich auf einen Stuhl in der Ecke. „Wie viele<br />

Mitglieder hat der Chor den im Moment?“, erkundigte ich mich und holte die Liste und<br />

einen Stift aus meiner Tasche. „Fünf, leider. Wir hoffen noch immer, dass es mehr werden.“<br />

„Sind fünf Leute für einen Chor auch nicht etwas wenig?“, hakte ich skeptisch nach und<br />

notierte die Zahl auf meiner Liste. „Nun ja, es ist möglich.“ Offensichtlich fürchtete Frau<br />

Loring um ihre AG.<br />

Unser Gespräch wurde unterbrochen, als zwei Schülerinnen den Raum betraten. Eine<br />

davon kannte ich sogar.<br />

An unserer Schule gab es zu Weihnachten eine Aktion, bei der man einen Euro zahlte und<br />

dafür einen Zettel bekam, auf diesem konnte man einen Weihnachtsgruß schreiben und<br />

den eigenen Namen, sowie den Namen der Person, an den der Gruß gehen sollte. Am<br />

letzten Schultag vor den Weihnachtsferien verteilte die Schülervertretung die<br />

Weihnachtsgrüße zusammen mit einem Schokoweihnachtsmann. Im letzten Jahr hatte<br />

ich geschlagene 38 Weihnachtsmänner gehabt, darunter war auch der Weihnachtsgruß<br />

von einer blonden Zehntklässlerin gewesen, die mich nun schüchtern ansah.<br />

Ich machte mir immer den Spaß und bedankte mich persönlich bei jedem für den<br />

Weihnachtsgruß, es war amüsant mit anzusehen, wie manche, vor allem jüngere


Mädchen, dabei fast durch einen zu hohen Puls und Herzrasten ohnmächtig zu werden<br />

schienen.<br />

Es klingelte und offiziell begann nun die Stunde, es waren aber nur vier der fünf<br />

Mitglieder anwesend, trotzdem begann die Leiterin mit ihrem Programm. Ich lehnte mich<br />

nach hinten und sah entspannt zu. Die vier Mädchen machten ein paar Stimmübungen<br />

und schließlich begannen sie ein Lied zu singen, dass die Gruppe beim Weihnachtskonzert<br />

und vier Wochen singen sollte. Es klang nicht wirklich schrecklich, gut war allerdings<br />

auch was anderes.<br />

Ich sah auf meine Uhr, wartete bis die Gruppe fertig gesungen hatte und stand dann auf.<br />

„So, ich werde mir noch eine weitere AG ansehen müssen. Ich denke, dass der Schulleiter<br />

sie dann demnächst informieren wird.“ Ich reichte Frau Loring die Hand, nickte den<br />

Mädchen zu und verließ den Raum. Ich zweifelte ja schon etwas an der Sinnhaftigkeit des<br />

Chors, eigentlich zu wenig Mitglieder und dann erschienen noch nicht mal alle. Ob es das<br />

wirklich wert war?<br />

Zwei Räume weiter fand ich die Percussion-AG vor, das Trommeln war bis vor die Tür zu<br />

hören. Nachdem mein mehrfaches Klopfen immer noch nicht erhört worden war, betrat<br />

ich einfach den Raum und ein paar Schüler hörten auf zu spielen, sodass sich der Leiter<br />

zumindest umdrehte. „Ah, Nicolas! Willkommen! Setzen sie sich doch und hören sie sich<br />

die Probe an.“, begrüßte er mich überschwänglich und deutete auf einen Stuhl. Ich nahm<br />

Platz und wollte gerade fragen, wie viele Schüler zu der Gruppe gehörten, als diese<br />

schonwieder anfing zu trommeln, also wartete ich, bis sie das Stück beendet hatten.<br />

„Die Anzahl der Schüler, die dazu gehören, ist welche?“, fragte ich also und Herr<br />

Thiemann drehte sich zu mir. „27 Schüler, 13 Jungen und 14 Mädchen.“ Er schien wirklich<br />

gut vorbereitet zu sein. Ich hörte mir noch ein weiteres Stück an und verabschiedete mich.<br />

Theoretisch blieb mir noch Zeit das Orchester zu besuchen, aber meine Ohren klingelten<br />

schon und ich verschob den Besuch auf den folgenden Montag und fuhr lieber nach<br />

Hause.<br />

Das sollte ich jetzt jeden Tag durchmachen? Na ganz toll, das würden ja unglaublich<br />

langweilige zwei Wochen werden. Ich verfluchte wieder Zack, weil dieser mich überredet<br />

hatte, mich zum Schulsprecher wählen zu lassen und meine eigene Dummheit dem<br />

Vorschlag zugestimmt zu haben.<br />

Missmutig stapfte ich nach draußen und sah kritisch den Himmel an, an dem graue<br />

Regenwolken hingen, wenn ich trocken nach Hause kommen wollte, musste ich mich<br />

wohl beeilen. Mit großen Schritten ging ich zu den Fahrradständern und blieb überrascht<br />

stehen, als ich den kleinen, blonden Streber vom Freitag an einem Fahrrad stehen sah.<br />

Trafen die Freaks sich etwa jeden Tag?<br />

„Hey.“, rief ich und der Kleine drehte den Kopf ruckartig in meine Richtung. „Wie oft trefft<br />

ihr euch mit eurer AG?“, fragte ich und kam näher. „Das…das kommt da-darauf an. S-so<br />

drei o-oder vier Mal die…Woche.“, stammelte er und versuchte sein Fahrradschloss zu<br />

öffnen. Er schien ziemlich nervös zu sein. „Das ist ganz schön oft.“, brummte ich und ging<br />

zu meinem Rad, das zwei Meter weiter stand, um es abzuschließen.<br />

„Ich komme wahrscheinlich diese Woche mal vorbei und guck mir das an.“, informierte ich<br />

den Jüngeren, der noch immer wie angewurzelt neben seinem Rad stand und mit dem<br />

Schloss kämpfte. „Klemmt dein Schloss?“ Ich lehnte mein Rad gegen die Eisenhalterung


und stellte mich neben den Blonden. Sein Schloss klemmte nicht, aber jemand hatte<br />

Kaugummi über das Schlüsselloch geklebt. Offensichtlich war ihm das ziemlich peinlich.<br />

„Wie heißt du?“ „Henry.“, antwortete der Jüngere leise.<br />

„Ich helfe dir.“ Aus meiner Tasche kramte ich ein Paket mit Taschentüchern und versuchte<br />

dann mit einem der Tücher das Kaugummi vom Schloss zu lösen. Ich war sicherlich nicht<br />

begeistert davon, aber es war verdammt gemein so was zu tun und auch wenn ich Henry<br />

nicht kannte und auch normalerweise mit Strebern wie ihm nicht redete, so tat er mir<br />

doch leid und Ungerechtigkeit konnte ich nicht leiden, zumindest nicht, wenn sie gegen<br />

jemanden gerichtet war, der sich überhaupt nicht wehren konnte. So wie der Blonde<br />

aussah und sich verhielt, war er dazu sicher nicht in der Lage.<br />

„Jetzt müsste es gehen.“ Henry steckte den Schlüssel ins Schloss und dieses öffnete sich<br />

einwandfrei. „D-danke.“ „Weißt du, wer das gewesen sein könnte?“, erkundigte ich mich<br />

und warf das Tuch in Richtung Mülleimer und traf sogar, mein Gegenüber schwieg. „Hör<br />

mal, das muss dir nicht peinlich sein oder so und ich will dir helfen, weil das wirklich<br />

ziemlich mies ist.“, erklärte ich. „Ich weiß nicht…wer das…war.“ Er sah zu Boden und<br />

steckte seine Schlüssel in die Jackentasche. „Ich muss los.“ „Wenn du darüber reden willst,<br />

kannst du ja zu mir kommen.“, rief ich ihm hinterher, als Henry sich auf sein Rad schwang<br />

und davon fuhr.<br />

Er schien vor irgendjemandem Angst zu haben und ich beschloss heraus zu finden vor<br />

wem und dem Kleinen zu helfen. Unschuldige, wehrlose Menschen zu triezen fand ich<br />

überhaupt nicht lustig.


6<br />

Dafür, dass ich dem Kleinen geholfen hatte, musste ich letztendlich doch im Regen nach<br />

Hause fahren und kam völlig durchnässt dort an. Sobald ich im Haus war, streifte ich mir<br />

meine Klamotten ab und trug den Berg nassen Stoff in die Waschküche und hängte<br />

meine Sachen dort auf. Das Einzige, was den Regen trocken überstanden hatte, waren<br />

meine Boxershorts und ich lief nur mit diesen bekleidet in mein Zimmer, um mir ein paar<br />

bequeme Sachen anzuziehen.<br />

Ich hörte meine Mutter nicht im Haus hantieren, also ging ich davon aus, dass sie<br />

arbeitete. Seit der Trennung meiner Eltern stürzte sie sich gerade zu und die Arbeit und<br />

verbrachte viel Zeit in dem Krankenhaus, in dem sie tätig war. Der Job tat ihr gut und<br />

lenkte sie ab, besonders gerade jetzt, nach dem erneuten Streit mit meinem Vater.<br />

Ich verstand nicht, wie sich zwei Menschen, die sich so sehr geliebt hatten, wie meine<br />

Eltern, so schrecklich gemein zu einander sein konnten. In einer verstaubten Kiste unter<br />

dem Bett meiner Mutter hatte ich beim Aufräumen Fotos gefunden. Meine Eltern waren<br />

viel gereist, hatten Konzerte besucht, ein schönes Leben geführt. Jetzt war alles kaputt<br />

und da wunderte Zack sich tatsächlich, dass ich mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun<br />

haben wollte?<br />

Ich stellte mich unter die Dusche, um mich von dem warmen Wasser aufwärmen zu<br />

lassen. Dabei dachte ich wieder an den kleinen Streber aus der Schule und ich war mir<br />

ziemlich sicher, dass er genau wusste, wer für das Kaugummi an seinem Schloss<br />

verantwortlich war, ich verstand allerdings nicht, warum er mir nichts sagte. Hatte er<br />

Angst, dass man ihm wehtat oder weiter schikanierte, wenn er redete?<br />

Die Sache ließ mich einfach nicht mehr los und ich nahm mir vor, nochmal mit ihm zu<br />

reden, spätestens, wenn ich mir die AG ansah. Ich würde den Kleinen schon dazu bringen<br />

mir zu sagen wer das war.<br />

„Wie war deine Besichtigung?“, fragte Zack, als er am Abend bei mir anrief. „Laut. Warum<br />

bin ich nochmal Schulsprecher geworden? Ach ja, richtig, mein bester Freund hat mich<br />

dazu überredet.“, grummelte ich und Zack lachte auf. „Stell dich nicht so an, insgeheim<br />

hast du es doch auch gewollt. Hast du denn schon wen kennen gelernt?“ Typisch Zack,<br />

gleich mit der Tür ins Haus fallen, er hatte keinen Sinn für Taktgefühl.<br />

„Nein, du wirst schon erfahren, wenn es so sein sollte.“ Da viel mir die Sache mit diesem<br />

Henry wieder ein und ich beschloss, Zack zu fragen, ob er darüber eventuell etwas<br />

wusste. Ich schilderte ihm, was passiert war. „Hast du eine Ahnung, welcher Arsch das<br />

gewesen sein konnte?“ „Du kennst doch David, oder? Also er ist nicht ein typischer Schul-<br />

Rowdy oder so was in der Art, aber ich hab schon gehört, dass er durchaus die Schüler<br />

aus den unteren Jahrgängen schikaniert oder sie von Bänken vertreibt, wenn er da sitzen<br />

will und so was. Ob er was mit dem Kaugummi zu tun hat, kann ich dir nicht sagen, aber<br />

zu ihm passen würde es schon. Immer auf den Kleinen rumhacken.“, erzählte Zack mir.<br />

Ich kannte David, er ging in unseren Jahrgang, ich hatte mit ihm zusammen Philosophie<br />

und er war ein absoluter Dummkopf. Wirklich, besonders klug war er nicht und große


Mühe das zu verstecken gab er sich auch nicht und so wurde ich regelmäßig Zeuge seiner<br />

seltsamen Gedanken, die auch oft genug unseren Lehrer zu verwirren schienen. Dass<br />

David ein Grobian sein sollte, konnte ich mir ziemlich gut vorstellen und so jemand<br />

brauchte auch keinen Grund, um das Fahrradschloss eines Schwächeren zu verkleben.<br />

„Dann werde ich mal mit ihm reden. Oder ich frage erstmal den Kleinen, ob David es war,<br />

ich bin mir sehr sicher, dass er genau weiß, wer sich an seinem Schloss zu schaffen<br />

gemacht hat.“ „Warum interessiert dich das eigentlich so?“, hakte Zack nach, seine<br />

Stimme hatte eine eigenartige Betonung. „Was meinst du?“ „Ich frage mich nur, warum<br />

dich dieser kleine Streber so interessiert. Sonst kümmern die Technik-Freaks doch auch<br />

nicht.“, präzisierte mein bester Freund seine Aussage. „Sonst sind sie auch nicht Opfer von<br />

irgendwelchen Vollidioten. Du weißt genau, dass ich Ungerechtigkeit überhaupt nicht ab<br />

kann und deswegen interessiert mich das Ganze auch. Was hast du denn gedacht?“ „Ach<br />

nichts.“, wiegelte mein Gesprächspartner ab und wir wechselten das Thema und redeten<br />

über belangloses Zeug.<br />

Es war gar nicht so einfach, Henry irgendwo zu erwischen, erst einmal war er verdammt<br />

unscheinbar und obwohl ich gezielt nach ihm suchte, fand ich ihn nicht. Vermutlich hing<br />

er in einem der PC-Räume und stellte sonst was dort an.<br />

Bei meiner Suche traf ich aber auf einen Jungen meines Jahrgangs, von dem ich wusste,<br />

dass er zur Computer-AG gehörte, also fragte ich ihn nach Henry, erntete allerdings erst<br />

einmal einen seltsamen Blick. „Was willst du von ihm?“, erkundigte Lars sich bei mir. „Ich<br />

muss ihn was fragen, was nur uns was angeht.“ „Hör mal, er hat es schon schwer genug,<br />

da musst nicht auch noch du kommen und auf ihm herum haken.“ Wütend sah Lars mich<br />

an und ich schüttelte irritiert den Kopf. „Was denkst du denn bitte von mir, was ich tue?<br />

Ich hab ihm gestern bei etwas geholfen und will ihn dazu etwas fragen.“, rechtfertigte ich<br />

mich, auch wenn es eigentlich keinen Grund dazu gab.<br />

„Du warst das? Entschuldige. Er hat mir gestern Abend geschrieben, was mit seinem<br />

Schloss war und dass jemand ihm geholfen hat, er hat nur nicht von dir gesprochen.<br />

Weißt du denn, wer das war?“ Lars‘ angespannte Körperhaltung erschlaffte und er<br />

lächelte entschuldigend. „Ich hab eine Vermutung, deswegen will ich auch mit ihm reden.<br />

Die Pause ist nur gleich vorbei, wenn du ihn siehst, sag ihm bitte, dass ich mit ihm reden<br />

will und ihn in der nächsten Pause hier treffe.“, bat ich den Schwarzhaarigen und dieser<br />

nickte.<br />

Offenbar war das mit dem Kaugummi nicht der erste Vorfall gewesen, was nur noch<br />

mehr bestätigte, dass Henry wusste, wer das war und ich würde ihn schon dazu bringen<br />

mir das zu verraten. Ich spürte etwas, das sich wie Erleichterung anfühle, Angesicht der<br />

Tatsache, dass er in Lars offenbar so etwas wie einen Freund hatte. Der kleine Blonde<br />

kam mir so verloren vor.


Texte: Alle Rechte liegen bei mir.<br />

Bildmaterialien: Bearbeitung bei mir, am Bild besitze ich keine Rechte.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2013<br />

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