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Dafür, dass ich dem Kleinen geholfen hatte, musste ich letztendlich doch im Regen nach<br />
Hause fahren und kam völlig durchnässt dort an. Sobald ich im Haus war, streifte ich mir<br />
meine Klamotten ab und trug den Berg nassen Stoff in die Waschküche und hängte<br />
meine Sachen dort auf. Das Einzige, was den Regen trocken überstanden hatte, waren<br />
meine Boxershorts und ich lief nur mit diesen bekleidet in mein Zimmer, um mir ein paar<br />
bequeme Sachen anzuziehen.<br />
Ich hörte meine Mutter nicht im Haus hantieren, also ging ich davon aus, dass sie<br />
arbeitete. Seit der Trennung meiner Eltern stürzte sie sich gerade zu und die Arbeit und<br />
verbrachte viel Zeit in dem Krankenhaus, in dem sie tätig war. Der Job tat ihr gut und<br />
lenkte sie ab, besonders gerade jetzt, nach dem erneuten Streit mit meinem Vater.<br />
Ich verstand nicht, wie sich zwei Menschen, die sich so sehr geliebt hatten, wie meine<br />
Eltern, so schrecklich gemein zu einander sein konnten. In einer verstaubten Kiste unter<br />
dem Bett meiner Mutter hatte ich beim Aufräumen Fotos gefunden. Meine Eltern waren<br />
viel gereist, hatten Konzerte besucht, ein schönes Leben geführt. Jetzt war alles kaputt<br />
und da wunderte Zack sich tatsächlich, dass ich mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun<br />
haben wollte?<br />
Ich stellte mich unter die Dusche, um mich von dem warmen Wasser aufwärmen zu<br />
lassen. Dabei dachte ich wieder an den kleinen Streber aus der Schule und ich war mir<br />
ziemlich sicher, dass er genau wusste, wer für das Kaugummi an seinem Schloss<br />
verantwortlich war, ich verstand allerdings nicht, warum er mir nichts sagte. Hatte er<br />
Angst, dass man ihm wehtat oder weiter schikanierte, wenn er redete?<br />
Die Sache ließ mich einfach nicht mehr los und ich nahm mir vor, nochmal mit ihm zu<br />
reden, spätestens, wenn ich mir die AG ansah. Ich würde den Kleinen schon dazu bringen<br />
mir zu sagen wer das war.<br />
„Wie war deine Besichtigung?“, fragte Zack, als er am Abend bei mir anrief. „Laut. Warum<br />
bin ich nochmal Schulsprecher geworden? Ach ja, richtig, mein bester Freund hat mich<br />
dazu überredet.“, grummelte ich und Zack lachte auf. „Stell dich nicht so an, insgeheim<br />
hast du es doch auch gewollt. Hast du denn schon wen kennen gelernt?“ Typisch Zack,<br />
gleich mit der Tür ins Haus fallen, er hatte keinen Sinn für Taktgefühl.<br />
„Nein, du wirst schon erfahren, wenn es so sein sollte.“ Da viel mir die Sache mit diesem<br />
Henry wieder ein und ich beschloss, Zack zu fragen, ob er darüber eventuell etwas<br />
wusste. Ich schilderte ihm, was passiert war. „Hast du eine Ahnung, welcher Arsch das<br />
gewesen sein konnte?“ „Du kennst doch David, oder? Also er ist nicht ein typischer Schul-<br />
Rowdy oder so was in der Art, aber ich hab schon gehört, dass er durchaus die Schüler<br />
aus den unteren Jahrgängen schikaniert oder sie von Bänken vertreibt, wenn er da sitzen<br />
will und so was. Ob er was mit dem Kaugummi zu tun hat, kann ich dir nicht sagen, aber<br />
zu ihm passen würde es schon. Immer auf den Kleinen rumhacken.“, erzählte Zack mir.<br />
Ich kannte David, er ging in unseren Jahrgang, ich hatte mit ihm zusammen Philosophie<br />
und er war ein absoluter Dummkopf. Wirklich, besonders klug war er nicht und große