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unschuldigen Blick zu Rick hinauf.<br />

Der legt seine starken Arme um mich und sagt mir, <strong>das</strong>s wir darüber später noch<br />

einmal reden würden, nach dem Essen.<br />

Eindeutig zweideutig lässt er dabei seine Zunge über die vollen Lippen gleiten, bevor er<br />

mir einen Kuss auf die Nasenspitze gibt und mich den Tisch decken lässt.<br />

Mein Engel, mit den Ausmaßen eines Bären, füllt die Teller und schon sitzen wir uns<br />

am Esstisch gegenüber. Es schmeckt wunderbar, und wenn ich beim Essen in seine<br />

wunderbaren Augen sehe, verfeinert sich der Geschmack gleich ein weiteres mal.<br />

Plötzlich hält Rick mitten in der Essensaufnahme ein und macht ein Gesicht, als habe<br />

er ein Gespenst gesehen.<br />

„Weißt du, woran ich gerade denken muss?“, fragt er mich.<br />

Ich hoffe natürlich, <strong>das</strong>s er meine schmutzigen Gedanken an die vergangen Minuten<br />

teilt und sehe ihn lediglich anzüglich an.<br />

Er versteht mich natürlich sofort und beginnt zu lachen.<br />

„Auch!“, sagte er, „Auch! Aber mir schoss gerade die Frage durch den Kopf, was wohl<br />

passiert wäre, wenn BlackHeartlet mich nicht zu dir sondern zu jemand anderen<br />

geschickt hätte. Vielleicht sogar zu einer ...“<br />

Einem klassischen Dirigenten gleich, der die zickige Oberdiva auf der Bühne von einem<br />

zu frühen Einsatz bewahren möchte, hebe ich die flache Hand und lasse sie in der Luft<br />

stehen.<br />

Er verstummt sofort, wagt es nicht die Frage zu beenden.<br />

Erst als ich die Fermate, die über der Pause steht, abwinke, schütteln wir uns parallel,<br />

als seien wir der untalentierte Teil der Kessler-Familie. Während unsere wesentlich,<br />

wesentlich älteren Tanten Alice und Ellen Weltkarriere gemacht hatten, bleibt uns diese<br />

Erfahrung verwehrt.<br />

Schweigend senken wir wieder unsere Köpfe und essen weiter.<br />

„Schmeckt wirklich klasse“, stelle ich lobend fest, „Wie nennt man <strong>das</strong> eigentlich, was<br />

du uns da gezaubert hast?“<br />

„Das Rezept habe ich aus dem Internet: kanadische Holzfäller-Suppe.“<br />

Ich verbeiße mir ein Lachen, komme aber aus dem Grinsen nicht mehr heraus.<br />

Verliebt sehe ich mein Gegenüber an und denke: Das <strong>ist</strong> <strong>meiner</strong>, mein Holzfäller.

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