klar behauptete, dass ein entspannter Nachmittag mit Rick auf einem schwulen Weihnachtsmarkt Schwachsinn war. Aber Alec hatte Recht: Dieses Mal war er selbst schuld. Hauptsache, es gab leckeren Glühwein und gebrannte Mandeln. Ohne rosa Zuckerguss. Er zuckte zurück, als direkt vor seinen Augen die unsägliche Schneekugel auftauchte und Rick ihn erwartungsvoll ansah. „Was hältst du davon? Das ist doch ein tolles Geschenk für Phily.“ „Ganz nett“, kommentierte Mike und startete den Motor. „Vielleicht ein bisschen zu … rosa.“ Rick verzog schmollend den Mund. „Mensch Mike, du bist für einen schwulen Mann wirklich erstaunlich wenig schwul.“ „Du bist ja mitunter auch schwul genug für Hundert andere“, seufzte Tom, zog Rick an sich und küsste ihn liebevoll. „Ich mag das. Aber der Bulle eben nicht.“ Mike brummte. „Liegt wohl daran, dass ich nur bi bin.“ „Und ich mag ihn so“, ergänzte Alec lächelnd. So klischeeschwul wie Rick ist vermutlich nur ein ganz geringer Prozentsatz aller lebenden Schwulen und er toppt sie alle, dachte Mike bei sich. Aber Rick war eben Rick. Er hatte durchaus auch seine liebenswerten Seiten. Wenn er die Klappe hielt. „Ach was.“ Dieser machte eine wegwerfende Bewegung. „Du hast den schnuckeligsten Mann an deiner Seite, den es außer meinem Tom geben kann. Du bist in ihn verliebt wie sonst was, rettest ihn aus den Händen irrer Psychopathen und würdest jeden anderen verknacken, der ihm etwas antun will. Du bist eindeutig schwul, da kannst du dich nicht mehr rausreden.“ „Deswegen muss er aber trotzdem nicht auf solchen Kitsch stehen“, warf Alec zur Verteidigung ein. Rick schwieg, packte seine Schneekugel ein und starrte beleidigt aus dem Fenster. Alec zuckte die Achseln. Der beruhigt sich auch wieder, wusste Mike. Bei Rick hielt so ein Zustand nie lange an. Und tatsächlich, als sie am Autobahnkreuz Richtung Schwerin abbogen, plapperte er schon wieder fröhlich und hörte auch nicht auf, bis sie in der Stadt endlich einen Parkplatz gefunden hatten. „Ab hier trennen sich unsere Wege.“ Mike setzte sein unnachgiebiges Parkplatzsündergesicht auf. „Was? Wieso denn?“ Rick zog die gezupften Augenbrauen hoch. „Wenn ihr heute nicht zu Fuß heimlaufen wollt, ist es wohl besser, Mike und ich ziehen alleine los“, meinte Alec schmunzelnd und winkte Tom und Rick zu, während er Mike mit sich zog. „Seid brav, wir sehen uns nachher wieder.“ „Danke“, flüsterte Mike und gab ihm einen flüchtigen Kuss. „Ich wäre irgendwann schreiend Amok gelaufen, wenn ich zu jeder von seinen „Süß“, „Oh wie toll“, „entzückend“ Entdeckungen den Mund hätte halten müssen.“ „Ich weiß.“ Alec nickte, er kannte ihn gut genug. Seine Finger fuhren durch die dunkelblonden Haare und er sah sich um. „Nervös?“ Mike drückte seine Hand fest. Noch immer war es für Alec schwer, sich in größeren Menschenmengen zu bewegen. Seufzend nickte dieser. „Wie immer. Wird bald besser. Spätestens, wenn ich zwei, drei Glühwein intus habe.“ Er lächelte Mike an. „Los komm, lass uns Hand in Hand ganz offen über einen Weihnachtsmarkt wandern. Darauf freue ich mich richtig.“
„Der beginnt aber erst da, wo die Regenbogenflagge weht“, brummte Mike, warf alte Heterogewohnheiten über Bord und ergriff Alecs Hand. Völlig egal. Jeder konnte und durfte sehen, dass sie ein Paar waren. Warum auch nicht? Bald geht es weiter ...