EX1 Magazin ueber Energie, Mobility und Umwelt

Markt & Branche
„Der ruinöse
Wettbewerb
im Tankstellen
geschäft
wird auch
durch die
Einmischung
der Politik in
das Marktgeschehen
angeheizt.“
Kurt Belyus: Zum Handel mit Mineralölprodukten
ist jetzt auch das Flüssiggasgeschäft
dazugekommen. Zum umfassenden
Energiedienstleister fehlen nur noch feste
Brennstoffe wie Pellets und – wie auch
schon Branchenkollegen in Bayern – der
Handel mit Ökostrom. Ist das auch in Ihrer
Unternehmensstrategie angedacht?
Dr. Bernd Zierhut: Pellets haben zwar bereits
einen großen Anteil am Wärmemarkt eingenommen,
sind jedoch nicht in unserem Portfolio.
Ebenso skeptisch sehen wir den Handel mit
Ökostrom. Wir werden also in nächster Zukunft
nicht in diese Geschäftsbereiche einsteigen.
„Wir glauben
nicht an
einen österreichweiten
Tankstellenboom
für
Flüssiggas.“
„Mittelfristig
werden wir
nur noch
Turmöl-Tankstellen
haben,
denn die
internationalen
Marken
haben zum
Teil schon
ihren Glanz
und ihre Kundenaffinität
verloren.“
Kurt Belyus: Von den rund 200 Tankstellen
laufen 125 unter der Marke Turmöl. Der Rest
trägt das BP-Logo. Planen Sie das gesamte
Tankstellennetz auf Turmöl umzustellen?
Dr. Bernd Zierhut: Wir fahren derzeit eine
Zweimarken-Politik. Einmal Turmöl und einmal
BP. Mittelfristig wird es jedoch nur noch
eine Marke, nämlich Turmöl, geben, denn internationale
Marken haben ja zum Teil schon
ihren Glanz und ihre Kundenaffinität verloren.
Kurt Belyus: In welche Richung geht die
Reise im Tankstellengeschäft: Liegt der
Trend im umfassenden Dienstleistungsangebot
also an dem „Mehrwert“ für den
Kunden oder werden die Preise den Wettbewerb
bestimmen?
Franz Josef Doppler (re) und Dr. Bernd Zierhut
mit ihrer neuen Flüssiggasmarke „dopgas“.
Dr. Bernd Zierhut: Wir unterscheiden grundsätzlich
zwischen zwei Tankstellenkategorien.
Die einen, die 7 Tage 24 Stunden lang offen
halten und den Kunden weit über den Verkauf
von Kraftstoffen hinausgehende Dienstleistungen
anbieten und diese schnell und zu
moderaten Konditionen. Das sind, um nur einige
Beispiele zu nennen, die Spar Express-
Märkte mit rund 1600 Artikeln zu Sparmarkt-
Preisen. Dann die Zusammenarbeit mit der
österreichischen Post und Bawag-PSK an 9
Tankstellenstandorten und die Kooperation
mit dem Hermes-Paketdienstleister. Getestet
werden derzeit auch Bankautomaten mit Einund
Auszahlungsfunktionen und die Vermittlung
von Kleiderreinigungen. Das Gegenstück
zu diesen Dienstleisungszentren sind die unbemannten
Turmöl quick-Tankautomaten.
Dort werden Super 95 und Diesel zum unschlagbar
günstigen Preisen angeboten. Dies
geht deshalb, da kein Personaleinsatz erforderlich
ist und damit ein wesentlicher Kostenfaktor
wegfällt. Was uns von den Mitbewerbern
noch unterscheidet ist, dass unsere
Kunden – wie schon zuvor einmal erwähnt –
bei Turmöl quick-Tankstellen entweder bar
oder mit Karte zahlen können.
Kurt Belyus: Welchen Stellenwert hat denn
das Shopgeschäft in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit
der Tankstelle ganz allgemein
und welche Impulse bringen die Spar
Express-Märkte?
Dr. Bernd Zierhut: Es besteht kein Zweifel,
dass ein gut gehender Shop das wirtschaftliche
Ergebnis an der Tankstelle positiv beeinflusst.
Das bestätigen uns auch die Ergebnisse
in den derzeit 41 Spar Express-Märkten in
unserem Tankstellennetz. So liegt die so genannte
Shop-Ratio, das ist das Verhältnis
zwischen Shopumsatz und Kraftstoffabsatz in
den Spar Express-Märkten sechsmal höher
als bei Standardshops.
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Die Doppler-Gruppe mit der Zentrale in Wels ist als eigentümergeführtes
Unternehmen der größte unabhängige und private Tankstellenbetreiber
Österreichs. Die Geschäftsfelder umfassen Mineralöle
(Tankstellen und Großhandel), Gas und Immobilien.
12 ENERGIE VISION 2+3/2013