EX1 Magazin ueber Energie, Mobility und Umwelt
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<strong>Magazin</strong> über <strong>Energie</strong>, Mobilität <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
Ausgabe 2+3/2013, Verlagspostamt A-1130 Wien, Einzelpreis EUR 3,00<br />
9 190001 016542<br />
Frontrunner<br />
in Position!
Aus dem Inhalt<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Wenn es um die Treibhausgas-<br />
Emissionen geht, ist der Transportsektor<br />
das größte Sorgenkind.<br />
Was ist nun der „Kraftstoff<br />
der Zukunft“? Werden es weiterhin<br />
Benzin <strong>und</strong> Diesel sein, oder<br />
Erdgas, oder Flüssiggas? Dazu<br />
kommt noch die Elektromobilität,<br />
auf der Basis von Batterien <strong>und</strong><br />
Brennstoffzellen. Zwar wurden<br />
große Fortschritte bei batteriebetriebenen<br />
elektrischen Fahrzeugen<br />
erzielt, mit den geringen<br />
Reichweiten stoßen sie jedoch<br />
an die natürlichen Grenzen der<br />
Käuferakzeptanz. Für viele Experten<br />
sind diese Fahrzeuge nur<br />
für bevorzugte Einsatzgebiete,<br />
nämlich im städtischen Bereich<br />
marktfähig. Anders ist das bei<br />
den Brennstoffzellenfahrzeugen,<br />
deren Reichweite r<strong>und</strong> 700 Kilometer<br />
beträgt <strong>und</strong> damit dem<br />
Benzin- oder Dieselfahrzeug<br />
ebenbürtig sind, auch was die<br />
kurze Dauer des Auftankens mit<br />
Wasserstoff betrifft.<br />
Die Zukunft fährt elektrisch 32<br />
Energy of the future 30<br />
Brennpunkt Raumwärme 4<br />
Ges<strong>und</strong>heitsrisiko Feinstaub 8<br />
Investmentoffensive OMV 28<br />
Strategie für Smart Cities 24<br />
Highlights in Pischelsdorf 34<br />
Doppler gibt Gas 10<br />
Landzeit baut Gourmet-Tempel 21<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Das Titelbild zeigt die österreichische Infrastrukturministerin Doris Bures<br />
<strong>und</strong> OMV Generaldirektor Dr. Gerhard Roiss (Foto: © BM VIT).<br />
Verlegt wird das unabhängige <strong>Magazin</strong> im <strong>Energie</strong> Vision Verlag, 1133 Wien, Postfach 57, Telefon<br />
43(01) 877 14 35 (Fax-DW 15) <strong>und</strong> (43) 676 4 28 08 84, email: energievision@chello.at,<br />
Homepage: www.energievision.com<br />
Herausgeber <strong>und</strong> für den Inhalt verantwortlich: Kurt Belyus, Lektorat: Marie-Christin Belyus,<br />
Grafik <strong>und</strong> Layout: Marion Bräuer, Anzeigen: ElisabethTice. Versand: MORAWA<br />
Die Richtung des unabhängigen <strong>Magazin</strong>s ist die Information über Fakten <strong>und</strong> Trends<br />
betreffend die Themenbereiche <strong>Energie</strong>, Mobilität <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>.<br />
2 ENERGIE VISION 2+3/2013
<strong>Energie</strong>systeme im Wandel<br />
Design: Auer Grafik | © Fotolia/kw-on, Inga Nielsen, Marcel Schauer
© Fotolia/Giorgio Clementi
Brennpunkt<br />
Raumwärme<br />
Seitdem die Menschen gelernt hatten,<br />
selbst Feuer zu machen, diente ihnen das<br />
offene Lagerfeuer über Jahrtausende als<br />
einzige Form der künstlichen Heizung.<br />
Später lernten sie, offene Feuerstellen auch<br />
in Wohnräumen zu nutzen, ohne am Rauch<br />
zu ersticken. Viel später wurde Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
lang mit offenen Kaminen, danach mit Steinöfen<br />
<strong>und</strong> schließlich mit Eisenöfen geheizt.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschädliche Verbrennungsrückstände<br />
– wir sprechen heute von<br />
Feinstaub-Emissionen – blieben damals,<br />
in Unkenntnis ihrer fatalen<br />
Folgen, unbeachtet.
Raumwärme<br />
Das Problem der Luftverschmutzung<br />
ist nicht neu. Es begann<br />
schon mit der gezielten Anwendung<br />
des Feuers durch den Menschen.<br />
Dokumentierte Beschwerden über<br />
Luftverschmutzungen gab es zum<br />
Beispiel schon im alten Rom <strong>und</strong><br />
später auch in anderen europäischen<br />
Städten.<br />
So wird aus England von Beschwerden<br />
bei der Verbrennung von<br />
schwefelhaltiger Kohle berichtet,<br />
was sogar dazu führte, dass 1271<br />
König Edward I unter Androhung<br />
der Todesstrafe den Gebrauch dieser<br />
Kohle verbot.<br />
Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts führten<br />
neue Erfindungen auch zu einer<br />
verstärkten Nutzung nicht-menschlicher<br />
<strong>Energie</strong>, <strong>und</strong> zwar insbesondere<br />
bei der Textilerzeugung, die auch<br />
als Schlüsselindustrie der Industriellen<br />
Revolution in England bezeichnet<br />
werden kann <strong>und</strong> mit der Erfindung<br />
der Dampfmaschine ihren Anfang<br />
nahm. Sehr bald erkannten<br />
nämlich die Textilunternehmer, dass<br />
sie mit dem Einsatz der neuen Technologie<br />
ihre Produktion enorm ausweiten<br />
konnten.<br />
Mit der maschinell betriebenen<br />
Erzeugung stieg jedoch auch die<br />
Nachfrage nach Brennstoffen, fast<br />
ausschließlich Kohle, deren Abbau<br />
durch neue Methoden immer billiger<br />
wurde. Denn auch die Kohlezechen<br />
profitierten von der Dampfmaschine,<br />
wo sie als Wasserpumpenantrieb<br />
im Untertagbau <strong>und</strong> auch zur<br />
Beförderung von Menschen <strong>und</strong><br />
Material in den Schächten eingesetzt<br />
werden konnten.<br />
Mit dieser Entwicklung untrennbar<br />
verb<strong>und</strong>en war natürlich auch<br />
der Transportsektor, wo mit Lokomotiven<br />
<strong>und</strong> Dampfern Waren über<br />
Land <strong>und</strong> Meer sehr schnell <strong>und</strong><br />
Problem mit<br />
Luftverschmutzung<br />
innerhalb einer berechenbaren Zeit<br />
befördert werden konnten, da die mit<br />
Kohle befeuerten Dampfaggregate<br />
gleich bleibende <strong>Energie</strong> lieferten. q<br />
Der Wechsel von Biomasse zu Erdöl als Primärenergieträger erfolgte von den USA<br />
ausgehend mit Beginn des Automobilzeitalters ab dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Feinstaub – kleine Partikel<br />
mit großer Wirkung<br />
Die Erdatmosphäre <strong>und</strong> damit der<br />
unmittelbare Lebensraum des<br />
Menschen ist ein Aerosol. Es ist ein<br />
Zweiphasensystem, bestehend aus<br />
Gas <strong>und</strong> in der Luft verteilten Feststoffen,<br />
die unabhängig von ihrer<br />
chemischen Zusammensetzung unter<br />
dem Begriff „Staub“ oder „Partikel“<br />
zusammengefasst <strong>und</strong> nach ihrem<br />
aerodynamischen Durchmesser<br />
eingeteilt werden. So setzt sich der<br />
Gesamtschwebestaub (Total Suspended<br />
Particulates TSP) aus Partikel<br />
mit einem Durchmesser, der kleiner<br />
als 15 Mikrometer (0,001 mm)<br />
zusammen. Inhalierbarer Schwebestaub<br />
umfasst Partikel, die kleiner<br />
als 10 Mikrometer, lungengäniger<br />
Feinstaub umfasst Partikel, die kleiner<br />
als 2,5 Mikrometer sind <strong>und</strong> ultrafeine<br />
Partikel mit weniger als 0,1 Mikrometer<br />
können nicht nur tief in die<br />
Atemwege eindringen sondern auch<br />
in die Blutbahn übertreten.<br />
USA setzen <strong>Umwelt</strong>standards<br />
Die Kenntnis über Feinstaub <strong>und</strong><br />
den die Ges<strong>und</strong>heit gefährdeten<br />
6 ENERGIE VISION 2+3/2013
Raumwärme<br />
Fraktionen ist relativ neu. Eingeführt<br />
wurde die Definition des Feinstaubs<br />
im Jahr 1987 im National Air Quality<br />
Standard for Particulate Matter, kurz<br />
PM-Standard, der US-<strong>Umwelt</strong>schutzbehörde<br />
EPA (Environmental<br />
Protection Agency).<br />
Während früher die Gesamtemissionen<br />
betrachtet wurde, liegt<br />
deren Schwerpunkt jetzt auf dem<br />
einatmenbaren Anteil der Immisionen,<br />
denn feine Partikel werden von<br />
den Schleimhäuten im Nasen/Rachenraum<br />
bzw. den Härchen im<br />
Nasenbeeich nur bedingt zurückgehalten.<br />
Gröbere stellen für die Atemweg<br />
keine Belastung dar. In der<br />
ersten Fassung der US-Richtlinie<br />
wurde der Standard PM definiert, für<br />
den seit Anfang 2005 auch in der<br />
EU ein Grenzwert einzuhalten ist.<br />
Im Jahr 1997 wurde die US-<br />
Richtlinie um PM 2,5 ergänzt, die<br />
den aveolengängigen, also lungengängigen<br />
Feinstaub beschreibt. Zu<br />
dieser Definition existiert noch das<br />
ultrafeine Partikel (UFP) mit einem<br />
Durchmesser von wenige als 0,1 Mikrometer.<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Quelle: Mikrozensus 2010<br />
0<br />
Feste Biobrennstoffe Kohle Heizöl Erdgas Strom Wärmepumpe Solarenergie Fernwärme<br />
Brennholz Pellets u. Hackschnitzel<br />
Holzbricketts<br />
591<br />
( 16,6%)<br />
So heizt Österreich<br />
49<br />
( 1,4%)<br />
80<br />
( 2,2 %)<br />
24<br />
( 0,7 %)<br />
inkl. Flüssiggas<br />
739<br />
( 20,0 %)<br />
Ein Blick auf die Heizgewohnheiten<br />
in Österreich zeigt, dass Erdgas<br />
<strong>und</strong> Heizöl die am meisten eingesetzten<br />
<strong>Energie</strong>träger sind, gefolgt<br />
von festen Biobrennstoffen,<br />
das sind Brennholz, Pellets <strong>und</strong><br />
Hackschnitzel. Die Fernwärme liegt<br />
zwar mit einem Anteil von r<strong>und</strong><br />
826.000 Haushalte noch vor den<br />
Biobrennstoffen, was auf den verstärkten<br />
Ausbau in den Ballungsgebiet<br />
zurückzuführen ist.<br />
Carbon footprints<br />
Welche Auswirkungen haben nun<br />
die eingesetzten Brennstoffe auf die<br />
<strong>Umwelt</strong>? Welche <strong>Energie</strong>träger sind<br />
die umweltfre<strong>und</strong>lichsten? Tatsache<br />
ist, dass sowohl Heizöl, Erdgas <strong>und</strong><br />
Deutschland kämpft gegen<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Folgen bei<br />
Feinstaubemissionen<br />
Die Auswirkungen der Luftverschmutzung<br />
auf die menschliche<br />
Ges<strong>und</strong>heit sind viel dramatischer<br />
als bisher angenommen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt ein Anfang Juli<br />
2013 vorgestellter Bericht der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
WHO. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> fordern vier deutschen<br />
<strong>Umwelt</strong>verbände (B<strong>und</strong> für<br />
<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Naturschutz Deutschland,<br />
Deutsche <strong>Umwelt</strong>hilfe, Naturschutzb<strong>und</strong><br />
Deutschland, Ökologischer<br />
Verkehrsclub Deutschland)<br />
die EU, die deutsche B<strong>und</strong>esregierung<br />
sowie alle B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong><br />
Städte auf, den Empfehlungen der<br />
WHO zu folgen <strong>und</strong> die Luftschadstoffbelastungen<br />
nachhaltig <strong>und</strong> mit<br />
aller Entschiedenheit zu reduzieren.<br />
Dazu gehöre auch – so die deutschen<br />
<strong>Umwelt</strong>verbände – die Studienergebnisse<br />
bei der anstehenden<br />
Überarbeitung der Luftqualitätspolitik<br />
im Herbst zu berücksichtigen.<br />
Die Neubewertung der WHO ist alamierend<br />
<strong>und</strong> macht deutlich: Feinstaub,<br />
Methan <strong>und</strong> Ozon gefährden<br />
noch immer die Ges<strong>und</strong>heit h<strong>und</strong>erttausender<br />
EU-Bürger. Ferner sind<br />
sie für wesentlich mehr Krankheiten<br />
verantwortlich, als bisher bekannt<br />
ist. So verursachen die Luftschadstoffe<br />
neben Lungen- <strong>und</strong> Herzkreislauferkrankungen<br />
auch Arteriosklerose,<br />
Fehlentwicklungen des Nervensystems,<br />
erhöhen das Diabetesrisiko<br />
insbesondere bei Kindern <strong>und</strong><br />
können Geburten beeinträchtigen.<br />
Derzeit sind europaweit über 80 Prozent<br />
der Bevölkerung ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />
Feinstaubkonzentrationen<br />
ausgesetzt. Deshalb empfiehlt<br />
die WHO dringend, zusätzliche<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Luftqualität in Europa zu ergreifen<br />
<strong>und</strong> kündigt an, der EU in den kommenden<br />
zwei Jahren konkrete Gesetzesvorschläge<br />
zur Luftreinhaltung<br />
zu präsentieren.<br />
q<br />
938<br />
(26,1%)<br />
260<br />
( 7,3 %)<br />
78<br />
( 2,3 %)<br />
11<br />
( 0,3 %)<br />
<strong>und</strong> Sonstiges<br />
826<br />
( 23,1%)<br />
Biomasse bei der Umwandlung in<br />
Wärme ihre „carbon footprints“ hinterlassen.<br />
Das ist ganz einfach das<br />
Ergebnis physikalisch-chemischer<br />
Voränge. Denn genau genommen,<br />
sind alle diese <strong>Energie</strong>träger gespeicherte<br />
Sonnenenergie, mit dem<br />
Unterschied, dass bei Erdöl <strong>und</strong><br />
Erdgas die Speicherung vor Jahrmillionen<br />
erfolgte. Und damit sind<br />
sie nicht mehr erneuerbar. Biomasse,<br />
das ist Holz, regeneriert sich im<br />
Jahresgang. Dabei wird mit dem<br />
Betriebsstoffwechsel das Kohlendioxid<br />
aus der Atmosphäre aufgenommen,<br />
das bei der Umwandlung in<br />
Wärme, also bei der Verbrennung,<br />
wieder an die Atmosphäre abgegeben<br />
wird.<br />
q<br />
Haushalte in 1.000<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 7
Raumwärme<br />
Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />
Holzheizung<br />
Dem Ruf nach Umstellung der Heizungssysteme in Österreich von Öl auf Biomasse<br />
erteilen umweltmedizinische Gutachter eine klare Abfuhr. Klimaschutz darf nicht vor<br />
Ges<strong>und</strong>heit gestellt werden!<br />
Im Jahr 2003 erstellte auf Initiative<br />
von „ÄrztInnen für eine ges<strong>und</strong>e<br />
<strong>Umwelt</strong>“ die Medizinische Universität<br />
Wien <strong>und</strong> das Institut für industrielle<br />
Ökologie für Tirol ein Emissionsszenario<br />
„Holz“ für Feinstaub<br />
PM10 mit einer Abschätzung der<br />
Immisionsveränderung <strong>und</strong> der ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Auswirkungen bis<br />
zum Jahr 2015. Anlass war der Plan<br />
der Tiroler Landesregirung, die<br />
Heizölkessel gegen Biomasseheizungen<br />
zu ersetzen.<br />
<strong>Umwelt</strong>medizinisch wurde das<br />
Szenario „Holz“ trotz seiner hohen<br />
Kohlendioxid-Reduktion am ungünstigen<br />
beurteilt, weil die damit<br />
verb<strong>und</strong>ene Feinstaub- <strong>und</strong> Stickoxidbelastung<br />
schon bald zu beträchtlichen<br />
Anstiegen der Morbidität<br />
<strong>und</strong> Mortalität führen würden.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kommen <strong>Umwelt</strong>mediziner aus<br />
Wien bei der Abschätzung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Auswirkungen unterschiedlicher<br />
Emissionsszenarien<br />
auf die Stickoxid- <strong>und</strong> PM10-Feinstaubbelastung<br />
in Oberösterreich.<br />
Würden nämlich alle in Betrieb befindlichen<br />
Ölheizungen im kleinen<br />
Leistungsbereich bis r<strong>und</strong> 20kW<br />
durch Holzheizungn ohne zusätzlich<br />
emissionsmindernde Maßnahmen<br />
ersetzt, hätte das auch zahlreiche<br />
Erkankungs- <strong>und</strong> vorzeitige Todesfälle<br />
durch die erhöhten Schadstoffemissionen<br />
zur Folge.<br />
In einer Studie des Instituts für<br />
Feuerungs- <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />
der Universität Stuttgart wurden die<br />
Staubemissionen sowie die gasförmigen<br />
Emissionen von Heizkesseln<br />
im kleinen Leistungsbereich unter-<br />
Hausbrand<br />
Heizöl EL<br />
Erdgas<br />
Erneuerbare<br />
Kohlendioxid<br />
Anteil %<br />
10<br />
6,8<br />
0<br />
Stickoxid<br />
Anteil %<br />
1<br />
8<br />
86<br />
Gesamtstaub<br />
Anteil %<br />
0<br />
0<br />
92<br />
Feinstaub<br />
Anteil %<br />
Im Szenario „Holz“ gehen in 2015 zwar die Kohlendioxid-Emissionswerte gegenüber dem Jahr 2003<br />
zurück, die Emissionen von Stickoxid <strong>und</strong> Feinstaub steigen allerdings im Gegenzug deutlich an.<br />
Hausbrand<br />
Heizöl EL<br />
Erdgas<br />
Erneuerbare<br />
Kohlendioxid<br />
Anteil %<br />
12,2<br />
9,3<br />
12,6<br />
0<br />
0<br />
92<br />
sucht, die mit verschiedenen Brennstoffen<br />
(Heizöl EL, Erdgas, Pellets)<br />
im stationären Betrieb bei Nennwertleistungen<br />
<strong>und</strong> mit verschiedenen<br />
realitätsnahen Wärmebedarfprofilen<br />
betrieben werden.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass die<br />
Staubemissionen bei der Ölfeuerung<br />
auf einem sehr niedrigen Niveau<br />
liegen <strong>und</strong> ein Einfluss der<br />
Betriebsweise nicht erkennbar ist.<br />
Beim Pelletskessel liegen die Gesamtstaubemissionen<br />
im günstigsten<br />
Fall um den Faktor 430 höher<br />
als beim Ölkessel mit Heizöl EL<br />
schwefelarm.<br />
q<br />
Internationale <strong>Energie</strong> Agentur zeichnet<br />
österreichische Mineralölwirtschaft aus<br />
Die Internationale <strong>Energie</strong> Agentur<br />
(IEA) hat in ihrem Bericht<br />
„Energy Provider – Delivered Energy<br />
Efficiency“ die Förderaktion „Heizen<br />
mit Öl“ der österreichischen Mineralölwirtschaft<br />
ausgezeichnet. Die<br />
Förderinitiative moderner Öl-Brennwerttechnik<br />
dient in dem Bericht als<br />
Case Study. Damit empfiehlt die Internationale<br />
<strong>Energie</strong> Agentur diese<br />
Stickoxid<br />
mg/kWh<br />
0<br />
48<br />
262<br />
Gesamtstaub<br />
mg/kWh<br />
0,10<br />
0,034<br />
74<br />
Feinstaub<br />
mg/kWh<br />
0,02<br />
0,002<br />
Wesentliche Staubquelle sind beim Heizöl Schwefelsäuretröpfchen, die jedoch bei schwefelarmem<br />
Heizöl in vergleichbarer Größenordnung wie bei Erdgas liegen.<br />
74<br />
Initiative als Vorbild für <strong>Energie</strong>effizienzmaßnahmen.<br />
Es ist die einzige<br />
Maßnahme in Österreich!<br />
Mineralölwirtschaft ist<br />
Vorbild bei <strong>Energie</strong>effizienz<br />
Österreichs Mineralölwirtschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Energie</strong>handel sind Musterschüler<br />
in Sachen <strong>Energie</strong>einsparung <strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Effizienzsteigerung. Im Sinne<br />
8 ENERGIE VISION 2+3/2013
Raumwärme<br />
der EU-Effizienz-Richtlinie unterzeichneten<br />
die Fachverbände der<br />
österreichischen Mineralölwirtschaft<br />
<strong>und</strong> des <strong>Energie</strong>handels gemeinsam<br />
mit dem Wirtschaftsministerium<br />
am 24. November 2009 eine freiwillige<br />
Vereinbarung, dass bis 2016 im<br />
Räumwärmebereich bei Heizöl<br />
2.100 Gigawattst<strong>und</strong>en <strong>Energie</strong> eingespart<br />
werden. Die Einsparziele<br />
sollen einerseits durch Verwendung<br />
von schwefelfreiem Heizöl extraleicht,<br />
dem umweltfre<strong>und</strong>lichsten<br />
Heizöl in Europa, <strong>und</strong> andererseits<br />
durch eine b<strong>und</strong>esweite Förderaktion<br />
für den Umstieg von alten Ölheizungsanlagen<br />
auf moderne Öl-<br />
Martin Reichard, Geschäftsführer der Heizen mit Öl-<br />
Gesellschaft mbH <strong>und</strong> verantwortlich für die<br />
operative Abwicklung der Förderaktion freut sich<br />
über die große Anerkennung durch die IEA.<br />
Brennwerttechnik erreicht werden.<br />
Die vorläufige Zwischenbilanz zeigt<br />
ein sehr erfreuliches Ergebnis. Bis<br />
jetzt wurden 24.000 Förderanträge<br />
für die Umstellung alter Ölkessel auf<br />
moderne <strong>und</strong> hocheffiziente Brennwertgeräte<br />
gestellt, hierfür von der<br />
Mineralölwirtschaft 45 Millionen<br />
Euro an Förderung ausbezahlt <strong>und</strong><br />
damit 976 Gigawatt <strong>Energie</strong> oder<br />
236.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.<br />
Bis zum Jahr 2016 rechnen die<br />
Fachverbände in Summe mit bis zu<br />
60.000 Anträgen <strong>und</strong> einem Gesamtfördervolumen<br />
von 130 Millionen<br />
Euro, was einer volkswirtschaftlichen<br />
Wertschöpfung von r<strong>und</strong> 500<br />
Millionen Euro entspricht. q<br />
Wir fördern Erdgas. Und die Zukunft von Deutschland.<br />
Erdgas nimmt eine zunehmend wichtige Rolle in unserer <strong>Energie</strong>versorgung ein. Deutschland verfügt über enorme Erdgasvorkommen. Dieses<br />
Potenzial kann über Jahrzehnte unsere Versorgungssicherheit stärken. Derzeit fördern wir jedoch nur 12 % des benötigten Erdgases selbst.<br />
ExxonMobil engagiert sich für die Suche <strong>und</strong> Förderung von heimischem Erdgas. Nicht nur, weil es ökologisch vernünftig ist, sondern auch, um<br />
eine bezahlbare <strong>Energie</strong>versorgung <strong>und</strong> die Wirtschaft zu fördern.<br />
Die Suche <strong>und</strong> Förderung von Erdgas betrifft uns alle. Wir von ExxonMobil stehen zu unserer Verantwortung, auch im Dialog<br />
<strong>und</strong> bei der Information. Wir stehen für Fortschritt durch Transparenz.<br />
Überzeugen Sie sich unter www.erdgassuche-in-deutschland.de<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 9
Markt & Branche<br />
Doppler gibt Gas<br />
Im österreichischen Tankstellengebäude knistern die Balken. Zum ruinösen Wettbewerb<br />
unter den Marktteilnehmern kocht auch die Politik ihr eigenes Süppchen <strong>und</strong> bringt damit<br />
noch mehr Unruhe in den Markt. Kurt Belyus von <strong>Energie</strong> Vision sprach mit Dr. Bernd<br />
Zierhut, Geschäftsführer der Doppler-Gruppe, über diese Entwicklung <strong>und</strong> auch über den<br />
Ankauf des kompletten Flüssiggasgeschäftes von BP Austria.<br />
Kurt Belyus: Herr Dr. Zierhut, in die heimische<br />
Tankstellenlandschaft ist ziemlich Bewegung gekommen.<br />
Ist in Österreich aufgr<strong>und</strong> der angespannten<br />
Margensituation kein gutes Geld mehr zu<br />
verdienen?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Ja, es tut sich Einiges im österreichischen<br />
Tankstellenmarkt, der heute ein besonders wettbewerbsintensiver<br />
<strong>und</strong> kaum noch rentabler Markt ist.<br />
Diese angespannten Verdienstmöglichkeiten führen<br />
auch dazu, dass sich viele Marken, insbesondere internationale<br />
Marken wie Esso, Aral <strong>und</strong> Mobil sukzessive<br />
aus Österreich zurückgezogen haben.<br />
Kurt Belyus: Wo liegen die Gründe für die wirtschaftliche<br />
Schieflage im Tankstellengeschäft?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Das ist das Ergebnis eines ruinösen<br />
Preiskampfes an der Pumpeninsel. Hintergr<strong>und</strong> dieses<br />
verstärkten Preiskampfes ist der Ausbau des Tankautomatennetzes<br />
einerseits durch bestehende aber auch<br />
neu eintretende Marktteilnehmer sowie einem zu dichten<br />
Tankstellennetz in Österreich im Vergleich zu den<br />
Nachbarländern. In den letzten Jahren kam es kaum<br />
zu Schließungen von Tankstellen. Aufgr<strong>und</strong> der gegenwärtigen<br />
Marktsituation bin ich jedoch überzeugt, dass<br />
mittelfristig ein Drittel der derzeitigen Tankstellen aus<br />
dem Markt verschwinden wird.<br />
Kurt Belyus: Wenn ich mir den vom Wirtschaftsministerium<br />
wöchentlich veröffentlichen Benzinpreismonitor<br />
ansehe, so liegen die Kraftstoffpreise in<br />
Österreich stets deutlich unter dem europäischen<br />
Schnitt. Trotzdem wird Ihre Branche immer wieder<br />
in die Tagespolitik hineingezogen, mit dem Argument,<br />
es wird ganz einfach zu viel verdient. Ist das<br />
nicht ein Widerspruch zur gelebten Realität?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Realität ist, dass im ersten Quartal<br />
des heurigen Jahres mit großer Wahrscheinlichkeit alle<br />
etablierten Mineralölunternehmen einen negativen Deckungsbeitrag<br />
im Tankstellengeschäft erwirtschaftet haben.<br />
Das liegt aber nicht nur an dem heftigen Wettbewerb<br />
der Marktteilnehmer untereinander, sondern auch<br />
an der Einmischung der Politik in das Marktgeschehen,<br />
wodurch der ruinöse Wettbewerb noch weiter angeheizt<br />
wird. Stichwort: Spritpreiskorridor!<br />
Kurt Belyus: Was ist der Spritpreiskorridor <strong>und</strong><br />
was hat der für wirtschaftliche Folgen für das Tankstellengeschäft.<br />
Dr. Bernd Zierhut: Dieser Spritpreiskorridor soll – so<br />
der Wirtschaftsminister – den „Preiswucher“ während<br />
reisestarker Wochenenden verhindern, indem die Spritpreise<br />
an der Pumpe in dieser Zeit unverändert bleiben<br />
müssen. Das Problem dabei ist, dass die Branche zu<br />
Tagesnotierungen am Spotmarkt den Kraftstoff einkauft,<br />
allfällige Preisschwankungen durch die Preisbindung<br />
in diesem Zeitraum jedoch nicht weitergeben<br />
darf. Für diesen Zeitraum ist das Treibstoff verkaufen<br />
daher ein Glücksvertrag.<br />
Kurt Belyus: Die Doppler-Gruppe hat kürzlich das<br />
gesamte Flüssiggasgeschäft von BP aufgekauft.<br />
Was war der Gr<strong>und</strong> für diesen Deal. Ist denn kein<br />
organisches Wachstum im angestammten Mineralölbereich<br />
mehr möglich?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Die Doppler-Gruppe hat als Mineralölunternehmen<br />
in den letzten Jahren ein großes Tankstellennetz<br />
mit „Turmöl“ als Leitmarke aufgebaut <strong>und</strong><br />
wird jetzt verstärkt in die Qualität dieser Anlagen investieren.<br />
Dazu zählt zum Beispiel der weitere Ausbau der<br />
Spar Express-Märkte an unseren Tankstellen. Es sei<br />
denn, die Politik verhindert diese Investitionen in der<br />
Zukunft. Und dem heftigen Preiskampf begegnen wir<br />
mit unseren Turmöl quick-Tankstellen, das sind Automatentankstellen,<br />
an denen sowohl mit Bargeld als<br />
auch unbar bezahlt werden kann. Das gibt es sonst an<br />
keinen anderen Automatenstationen!<br />
Was das BP Flüssiggasgeschäft betrifft, es wurde übrigens<br />
schon seit dem Frühjahr 2012 zum Verkauf angeboten,<br />
so glaube ich, dass dieses sehr gut in unser<br />
Portfolio passt. Flaschengas für Industrie, Gewerbe<br />
<strong>und</strong> Privatk<strong>und</strong>en haben wir immer schon verkauft.<br />
Und Gas als Kraftstoff, also Erdgas <strong>und</strong> Flüssiggas<br />
verkaufen wir schon an 14 Tankstellen. Darunter sind<br />
10 ENERGIE VISION 2+3/2013
Markt & Branche<br />
© Stefanie Starz<br />
zwei so genannte „Multy Energy-Tankstellen“ mit Benzin,<br />
Diesel, Erdgas, Flüssiggas <strong>und</strong> jeweils einer Tanksäule<br />
für batteriebetriebene Elektroautos.<br />
Kurt Belyus: Werden Sie weitere Flüssiggastankstellen<br />
bauen?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Ja, das Flüssiggas-Tankstellennetz<br />
wird ausgeweitet, denn wir wissen, dass in Deutschland,<br />
Tschechien <strong>und</strong> im polnischen Markt viele mit<br />
Flüssiggas betriebene Autos gibt, die dann entlang der<br />
Transitrouten durch Österreich fahren <strong>und</strong> Flüssiggas<br />
nachtanken müssen. Was die heimische Nachfrage betrifft,<br />
so glauben wir nicht an einem österreichweiten<br />
Tankstellenboom für Flüssiggas.<br />
Kurt Belyus: Haben Sie mit dem Flüssigasgeschäft<br />
der BP auch die Markenrechte übernommen?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Nein, wir haben die Markenrechte<br />
nicht gekauft. Unser Flüssiggasgeschäft wird als „dopgas“<br />
vermarktet. Ich glaube, dass wir damit auch erfolgreicher<br />
sein können als es die BP war, die ja das Gas<br />
nur über BP Tankstellen anbieten konnte. Wir stellen<br />
„dopgas“ allen Mineralölgesellschaften zur Verfügung.<br />
Doppler gibt Gas<br />
Absatzmenge Flaschengas<br />
in Tonnen<br />
142<br />
Erdgas<br />
Autogas<br />
60<br />
163<br />
268<br />
172<br />
Absatzmenge Erdgas <strong>und</strong> Flüssiggas<br />
im Tankstellengeschäft in Tonnen<br />
487 490<br />
185 188<br />
14<br />
179<br />
232<br />
568 597<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Quelle: Doppler | Grafik: derAuer.at<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 11
Markt & Branche<br />
„Der ruinöse<br />
Wettbewerb<br />
im Tankstellen<br />
geschäft<br />
wird auch<br />
durch die<br />
Einmischung<br />
der Politik in<br />
das Marktgeschehen<br />
angeheizt.“<br />
Kurt Belyus: Zum Handel mit Mineralölprodukten<br />
ist jetzt auch das Flüssiggasgeschäft<br />
dazugekommen. Zum umfassenden<br />
<strong>Energie</strong>dienstleister fehlen nur noch feste<br />
Brennstoffe wie Pellets <strong>und</strong> – wie auch<br />
schon Branchenkollegen in Bayern – der<br />
Handel mit Ökostrom. Ist das auch in Ihrer<br />
Unternehmensstrategie angedacht?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Pellets haben zwar bereits<br />
einen großen Anteil am Wärmemarkt eingenommen,<br />
sind jedoch nicht in unserem Portfolio.<br />
Ebenso skeptisch sehen wir den Handel mit<br />
Ökostrom. Wir werden also in nächster Zukunft<br />
nicht in diese Geschäftsbereiche einsteigen.<br />
„Wir glauben<br />
nicht an<br />
einen österreichweiten<br />
Tankstellenboom<br />
für<br />
Flüssiggas.“<br />
„Mittelfristig<br />
werden wir<br />
nur noch<br />
Turmöl-Tankstellen<br />
haben,<br />
denn die<br />
internationalen<br />
Marken<br />
haben zum<br />
Teil schon<br />
ihren Glanz<br />
<strong>und</strong> ihre K<strong>und</strong>enaffinität<br />
verloren.“<br />
Kurt Belyus: Von den r<strong>und</strong> 200 Tankstellen<br />
laufen 125 unter der Marke Turmöl. Der Rest<br />
trägt das BP-Logo. Planen Sie das gesamte<br />
Tankstellennetz auf Turmöl umzustellen?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Wir fahren derzeit eine<br />
Zweimarken-Politik. Einmal Turmöl <strong>und</strong> einmal<br />
BP. Mittelfristig wird es jedoch nur noch<br />
eine Marke, nämlich Turmöl, geben, denn internationale<br />
Marken haben ja zum Teil schon<br />
ihren Glanz <strong>und</strong> ihre K<strong>und</strong>enaffinität verloren.<br />
Kurt Belyus: In welche Richung geht die<br />
Reise im Tankstellengeschäft: Liegt der<br />
Trend im umfassenden Dienstleistungsangebot<br />
also an dem „Mehrwert“ für den<br />
K<strong>und</strong>en oder werden die Preise den Wettbewerb<br />
bestimmen?<br />
Franz Josef Doppler (re) <strong>und</strong> Dr. Bernd Zierhut<br />
mit ihrer neuen Flüssiggasmarke „dopgas“.<br />
Dr. Bernd Zierhut: Wir unterscheiden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
zwischen zwei Tankstellenkategorien.<br />
Die einen, die 7 Tage 24 St<strong>und</strong>en lang offen<br />
halten <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en weit über den Verkauf<br />
von Kraftstoffen hinausgehende Dienstleistungen<br />
anbieten <strong>und</strong> diese schnell <strong>und</strong> zu<br />
moderaten Konditionen. Das sind, um nur einige<br />
Beispiele zu nennen, die Spar Express-<br />
Märkte mit r<strong>und</strong> 1600 Artikeln zu Sparmarkt-<br />
Preisen. Dann die Zusammenarbeit mit der<br />
österreichischen Post <strong>und</strong> Bawag-PSK an 9<br />
Tankstellenstandorten <strong>und</strong> die Kooperation<br />
mit dem Hermes-Paketdienstleister. Getestet<br />
werden derzeit auch Bankautomaten mit Ein<strong>und</strong><br />
Auszahlungsfunktionen <strong>und</strong> die Vermittlung<br />
von Kleiderreinigungen. Das Gegenstück<br />
zu diesen Dienstleisungszentren sind die unbemannten<br />
Turmöl quick-Tankautomaten.<br />
Dort werden Super 95 <strong>und</strong> Diesel zum unschlagbar<br />
günstigen Preisen angeboten. Dies<br />
geht deshalb, da kein Personaleinsatz erforderlich<br />
ist <strong>und</strong> damit ein wesentlicher Kostenfaktor<br />
wegfällt. Was uns von den Mitbewerbern<br />
noch unterscheidet ist, dass unsere<br />
K<strong>und</strong>en – wie schon zuvor einmal erwähnt –<br />
bei Turmöl quick-Tankstellen entweder bar<br />
oder mit Karte zahlen können.<br />
Kurt Belyus: Welchen Stellenwert hat denn<br />
das Shopgeschäft in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit<br />
der Tankstelle ganz allgemein<br />
<strong>und</strong> welche Impulse bringen die Spar<br />
Express-Märkte?<br />
Dr. Bernd Zierhut: Es besteht kein Zweifel,<br />
dass ein gut gehender Shop das wirtschaftliche<br />
Ergebnis an der Tankstelle positiv beeinflusst.<br />
Das bestätigen uns auch die Ergebnisse<br />
in den derzeit 41 Spar Express-Märkten in<br />
unserem Tankstellennetz. So liegt die so genannte<br />
Shop-Ratio, das ist das Verhältnis<br />
zwischen Shopumsatz <strong>und</strong> Kraftstoffabsatz in<br />
den Spar Express-Märkten sechsmal höher<br />
als bei Standardshops.<br />
q<br />
Die Doppler-Gruppe mit der Zentrale in Wels ist als eigentümergeführtes<br />
Unternehmen der größte unabhängige <strong>und</strong> private Tankstellenbetreiber<br />
Österreichs. Die Geschäftsfelder umfassen Mineralöle<br />
(Tankstellen <strong>und</strong> Großhandel), Gas <strong>und</strong> Immobilien.<br />
12 ENERGIE VISION 2+3/2013
Sektorale <strong>Energie</strong>daten<br />
Österreich in PJ<br />
1990 2010 1990-2010<br />
Gesamtendenergieverbrauch 766,5 1.119,2 +46%<br />
Endenergieverbrauch<br />
Privathaushalte<br />
Endenergieverbrauch<br />
Dienstleistung<br />
Endenergieverbrauch Öl für<br />
Privathaushalte<br />
Endenergieverbrauch Öl für<br />
Dienstleistungsbereich<br />
243,5 287,1 +18%<br />
73,1 121,6 +66%<br />
71,8 57,9 -20%<br />
16,7 11,7 -30%<br />
400 PJ 800 PJ<br />
2
730.000 Haushalte<br />
2.233.843 t Heizölabsatz<br />
738.700 Haushalte<br />
1.722.787 t Heizölabsatz<br />
Verbrauch<br />
pro Haushalt:<br />
3.499<br />
Liter<br />
Verbrauch<br />
pro Haushalt:<br />
2.726<br />
Liter<br />
1990 2010<br />
3
<strong>Energie</strong>träger im<br />
Raumwärmemarkt<br />
Lager<br />
beim K<strong>und</strong>en<br />
Gesetzliche <strong>und</strong><br />
strategische Bevorratung<br />
Lager beim<br />
<strong>Energie</strong>händler<br />
Heizöl (HL, HEL) H (> 10 Jahre) H H<br />
Erdgas<br />
Biomasse H (1 – 3 Jahre) H<br />
Fernwärme<br />
H<br />
Strom<br />
4
<strong>Energie</strong>träger im<br />
Raumwärmemarkt<br />
MwSt-Satz<br />
MÖSt <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>abgabe<br />
Mio. €<br />
MwSt Auf kommen<br />
Mio €<br />
Gesamt-<br />
Aufkommen Mio.€<br />
Steueranteil<br />
in Prozent<br />
Heizöl (HL, HEL) 20% 215,9 238,5 454,4 43,0%<br />
Erdgas 20% 122,5 176,4 298,9 28,3%<br />
Biomasse
Heizöl EL Erdgas Pellets Brennholz Fernwärme<br />
Brennstoffbedarf in kWh 15.625 17.344 17.857 20.000 15.306<br />
Verbrauchsgeb<strong>und</strong>ene Kosten in € /Jahr (Brennstoffkosten, Transport) 1.622 1.237 992 820 1.374<br />
Kapitalgeb<strong>und</strong>ene Kosten in € Installation, Anschlussgebühren,<br />
Wärmeerzeuger, Entsorgung<br />
9.075 11.875 21.000 16.575 13.375<br />
Betriebsgeb. Kosten in €/Jahr 220 215 370 450 112<br />
Gesamtkosten in €/Jahr 2.558 2.322 3.008 2.539 2.278<br />
Gesamtkosten €/kWh 0,15 0,13 0,16 0,12 0,14<br />
6
Freiwillige Vereinbarung zwischen den Fachverbänden der<br />
Mineralölindustrie <strong>und</strong> des <strong>Energie</strong>handels sowie dem<br />
BMWFJ über Maßnahmen zur Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz.<br />
In dieser verpflichten sich die Mitgliedsunternehmen zur<br />
Einsparung von 2.100 GWh bis 31.12.2016. Dieses Einsparungsziel<br />
basiert auf dem vom B<strong>und</strong> beauftragten<br />
<strong>und</strong> von der AEA erarbeiteten Bewertungsverfahren.<br />
<strong>Energie</strong>einsparungen seit 2009<br />
2.100 GWh/<br />
7,56 PJ<br />
771 GWh<br />
(2,77 PJ)<br />
Wertschöpfung seit 2009 80 Mio. €<br />
Sicherung von Arbeitsplätzen in r<strong>und</strong> 4000 Unternehmen 20.000<br />
Steueraufkommen (MÖST + UST für HEL, HL)<br />
~460 Mio.€<br />
7
EMISSIONEN<br />
CO CO<br />
NOx NOx<br />
8<br />
Staub TSP<br />
SO2<br />
CO<br />
CO<br />
NOx<br />
NOx<br />
Staub Staub TSP TSP<br />
SO2 SO2<br />
CO2<br />
Staub TSP Staub TSP<br />
SO2<br />
SO2<br />
CO2 CO2<br />
Österreich - NOx 2009<br />
Kleinverbraucher<br />
187.320 t<br />
23.330 t<br />
CO2<br />
Ölkessel-<br />
Bestand<br />
2.848 t/Jahr<br />
CO2<br />
Umstellung<br />
auf BW-<br />
Ölkessel<br />
1.898 t/Jahr<br />
Umstellung<br />
auf<br />
Pelletskessel<br />
12.328 t/Jahr<br />
Österreich - PM10 2009<br />
35.140 t<br />
Ölkessel-<br />
Bestand<br />
164 t/Jahr<br />
Kleinverbraucher<br />
9.100 t<br />
Umstellung<br />
auf BW-<br />
Ölkessel<br />
2 t/Jahr<br />
Umstellung<br />
auf<br />
Pelletskessel<br />
1938 t/Jahr
Mobilität<br />
Landzeit baut neuen Gourmet-Tempel<br />
Nach der Schließung der Autobahnstation Großram durch die Asfinag baut der<br />
Qualitätsmarktführer auf Österreichs Autobahnen ein neues Flaggschiff österreichischer<br />
Gastlichtkeit. Im Gespräch mit Kurt Belyus von <strong>Energie</strong> Vision informiert<br />
Landzeit-Chef Wolfgang Rosenberger über sein neues Projekt <strong>und</strong> gibt auch einen<br />
kleinen Einblick in die Qualitäts-Philosophie seines Unternehmens.<br />
Kurt Belyus: Herr Rosenberger, Großram war einer<br />
der ersten Autobahnstationen auf der Westautobahn<br />
A1. Nun hat die Asfinag diesen Standort, das heißt<br />
Ihr Rasthaus <strong>und</strong> die OMV Tankstelle, geschlossen.<br />
Wenige Kilometer westwärts, am Autobahnknoten<br />
Steinhäusl, bauen Sie einen neuen „Gourmet-Tempel“.<br />
Was werden Sie an diesem neuen Standort anbieten<br />
<strong>und</strong> wann wird er eröffnet?<br />
Wolfgang Rosenberger: Zuerst etwas Gr<strong>und</strong>sätzliches.<br />
Landzeit steht für zwei Gastronomiekonzepte, dem<br />
Gourmet Markt-Restaurant <strong>und</strong> dem à la carte-Bedienungsrestaurant.<br />
Das à la carte-Restaurant zeichnet<br />
sich durch eine Auswahl an regionalen <strong>und</strong> saisonalen<br />
Speisen aus. Das Besondere am Gourmet Markt-Restaurant<br />
ist, dass sämtliche Speisen – auch Desserts –<br />
vor den Augen des Gastes zubereitet werden.<br />
In Steinhäusl entstehen ein Gourmet Markt-Restaurant<br />
<strong>und</strong> zwei à la carte-Bedienungsrestaurants – darunter<br />
ein Kinderrestaurant mit à la carte-Bedienung.<br />
Hier wurde bei der Planung <strong>und</strong> Einrichtung auf spezielle<br />
Gr<strong>und</strong>sätze für Kinderbetreuung, Spielausstattung,<br />
Ergonomie <strong>und</strong> Servicestandards geachtet.<br />
Es gibt in Steinhäusl auch eine Novität in unserem<br />
Gastronomieangebot: Wir realisieren dort das neue Restaurantkonzept<br />
„Ess-Bar“. Hier servieren wir regionale,<br />
österreichische Pfannengerichte <strong>und</strong> saisonale Rezepturen<br />
für mehr Lebensfreude <strong>und</strong> Genuss. Platz nehmen<br />
<strong>und</strong> sich bereits beim Zusehen der Zubereitung<br />
hauseigener Rezepte auf den Genuss freuen! Gäste<br />
erleben mit allen Sinnen im Küchenambiente die kreative<br />
kulinarische Welt von Landzeit. Neu ist auch die Relax-Lounge<br />
mit Massagesessel <strong>und</strong> Visualisierungsbrille<br />
für Chauffeure.<br />
Und was die Eröffnung der Autobahnstation betrifft,<br />
so ist die OMV-Tankstelle schon in Betrieb. Das Rasthaus<br />
wird aufgr<strong>und</strong> seiner Größe – es umfasst einen<br />
Gastronomiebereich mit 400 Sitzen, einen Shop, ein<br />
Seminarzentrum mit acht Räumen sowie ein Hotel mit<br />
40 Zimmern – voraussichtlich 2014 den Reisenden für<br />
einen Einkehrschwung bei Landzeit zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Landzeit-Chef Wolfgang Rosenberger: „Arbeit muss einfach Freude<br />
<strong>und</strong> Genuss bereiten <strong>und</strong> das spürt man bei den Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern im Service <strong>und</strong> in der Küche“<br />
Kurt Belyus: Landzeit ist Spezialist für Reisende<br />
<strong>und</strong> ihre Bedürfnisse. Was wollen die Gäste heute<br />
<strong>und</strong> wie schaut der Gästemix bei Landzeit aus?<br />
Wolfgang Rosenberger: Der Gästewunsch ist unterschiedlich.<br />
So möchte ein Vertreter oder Berufsfahrer<br />
während der Arbeit nur ein einfaches Tagesgericht essen,<br />
im Urlaub allerdings gönnt sich die gleiche Person<br />
eben etwas Besonderes. Es gibt ganz klar einen steigenden<br />
Bedarf an kulinarischen Spezialitäten, das<br />
sehe ich in unseren Statistiken. So entfallen 20 Prozent<br />
des Umsatzes bereits auf die hausgemachten Spezialitäten.<br />
Und was den Gästemix betrifft, so kommen<br />
60 Prozent aus Österreich, 40 Prozent sind Touristen<br />
aus anderen Ländern.<br />
Kurt Belyus: Warum sind Ihre Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter so motiviert? Diese Motivation spürt man<br />
förmlich – vor allem im Service <strong>und</strong> in der Küche.<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 21
Mobilität<br />
Wolfgang Rosenberger: Wenn Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter ihre Arbeit verrichten, schlägt ihr Herz dafür.<br />
Wir setzen uns gerne mit ges<strong>und</strong>en Lebensmitteln auseinander,<br />
wir befassen uns mit vernünftiger Ernährung.<br />
Die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter müssen sich aufrichtig<br />
auf den Gast freuen. Landzeit ist eine Frage der<br />
Identifikation mit einer Philosophie <strong>und</strong> Lebenseinstellung.<br />
Die Menschen sollten nicht nur wegen des Geldes<br />
bei Landzeit arbeiten. Unser Unternehmen muss<br />
bei ihrem Berufswunsch erste Wahl sein. Sie werden<br />
auch eingeladen, am Landzeit-Konzept mitzuarbeiten.<br />
Dann sind sie auch von der Philosophie überzeugt. Ein<br />
fixer Bestandteil in unserem Unternehmen ist auch die<br />
Weiterbildung. Kurz – Arbeit muss einfach Freude machen<br />
<strong>und</strong> Genuss bereiten – <strong>und</strong> das spürt man – wie<br />
Sie festgestellt haben – bei den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern im Service <strong>und</strong> in der Küche.<br />
Kurt Belyus: Wie erreichen Sie den bekannt hohen<br />
Qualitätsstandard bei Ihren Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern an den unterschiedlichen Standorten<br />
in Österreich?<br />
Der Landzeit-Kaffee wird in der hauseigenen Rösterei täglich<br />
frisch geröstet <strong>und</strong> hat einen bittersüßen Geschmack.<br />
Landzeit lässt Rindersteaks in seiner Fleischreiferei reifen, bevor<br />
sie am Holzofengrill rare, medium oder à point gegrillt werden.<br />
Wolfgang Rosenberger: Ein Sprichwort sagt, dass Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter das beste Kapital in einem<br />
Unternehmen sind. Dem stimme ich zu, ergänze<br />
jedoch, dass nur das richtige Team das beste Kapital<br />
ist. Deshalb ist es ganz wichtig, wer bei uns aufgenommen<br />
wird. Es gibt viele Voraussetzungen, die man einfach<br />
nicht schulen kann, die quasi eine „Bringschuld“<br />
darstellen. Zum Beispiel die Fre<strong>und</strong>lichkeit, der Wille<br />
zum Erfolg, die Bereitschaft, sich mit den Unternehmenszielen<br />
zu identifizieren. Das heißt ganz einfach,<br />
die Arbeit gerne tun, mit dem Herzen dabei zu sein.<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> Fachschulungen werden von Landzeit<br />
regelmäßig <strong>und</strong> zentral angeboten. Ich fasse das<br />
mit dem Begriff „continuing education“ zusammen. Hier<br />
lautet der Gr<strong>und</strong>satz: „Jeder Tag, an dem eine Mitarbeiterin<br />
oder ein Mitarbeiter nichts gelernt hat, ist ein<br />
verlorener Tag.“<br />
22 ENERGIE VISION 2+3/2013
Mobilität<br />
Der neue Landzeit-Standort Steinhäusl – das Investitionsvolumen liegt bei r<strong>und</strong> 21 Millionen Euro – wird voraussichtlich 2014 eröffnet.<br />
Kurt Belyus: Gute Konzepte finden auch immer<br />
wieder Nachahmer. Wie reagiert Landzeit?<br />
Wolfgang Rosenberger: Benchmarking führt zur Gleichmacherei<br />
<strong>und</strong> macht das Angebot uninteressant. Neues<br />
<strong>und</strong> Besonderes zu bieten, führt zu Umsatzwachstum.<br />
Wir konzentrieren uns auf uns selbst. Ich frage mich immer<br />
wieder, wie ein Unternehmen langfristig erfolgreich<br />
sein kann. Natürlich kommt es auf die richtige Positionierung<br />
an. Gleichzeitig hat Landzeit ein enormes Potenzial<br />
an Kreativität <strong>und</strong> Innovationen, sodass wir unsere<br />
Gäste immer wieder mit etwas Neuem überraschen<br />
können. Ich denke dabei unter anderem an unsere<br />
hauseigene Fleischreiferei, Lachsräucherei, Gelateria,<br />
Naturteigbäckerei oder unsere Landzeit Kaffeerösterei.<br />
Und ganz ehrlich gesagt, freut sich doch ein jeder darüber,<br />
wenn er Vorreiter für eine gute Sache ist <strong>und</strong> diese<br />
auch kopiert wird. Schmunzeln musste ich dennoch, als<br />
sogar einer unser Slogans „Unterwegs genießen“ bei einem<br />
Mitbewerber im K<strong>und</strong>enmagazin aufgetaucht ist.<br />
Kurt Belyus: Zum Abschluss noch ein „delikates“<br />
Thema, das schon Gerichte, Top-Manager <strong>und</strong> leitende<br />
Funktionäre der Wirtschaftskammer in Österreich<br />
beschäftigt hat. Es geht um die Gebühr für<br />
die Benützung der WC-Anlagen.<br />
Wolfgang Rosenberger: Ich habe Verständnis dafür, dass<br />
man sich mit diesem Thema bei vielen Tankstellen, Buffets, in<br />
Restaurants, Shops <strong>und</strong> bei anderen Konzepten beschäftigt.<br />
Landzeit hat sich immer dafür eingesetzt, dass Gäste unsere<br />
Toiletten gratis benützen können. Daran wird sich auch künftig<br />
nichts ändern. Mit dieser Geste stellt Landzeit einmal mehr<br />
seine Gastfre<strong>und</strong>schaft unter Beweis.<br />
q<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 23
© Wien Tourismus<br />
Strategien für die<br />
Stadt von morgen<br />
Im April 2011 wurde die österreichische Technologieplattform „Smart Cities<br />
Austria“ gegründet. Damit soll ein engagierter Beitrag zur Erreichung der<br />
für Europa festgelegten energie- <strong>und</strong> technologiepolitischen Zielsetzungen<br />
geleistet werden. Auch wenn der Begriff „Stadt“ in Österreich durch die<br />
Kleinräumlichkeit der Natur- <strong>und</strong> Kulturlandschaft heterogen geprägt <strong>und</strong><br />
nicht eindeutig definiert ist. Anlässlich des vom österreichischen Infrastrukturministerium<br />
veranstalten Fachforums „Highlight der <strong>Energie</strong>forschung“<br />
sprach Kurt Belyus von <strong>Energie</strong> Vision mit Herrn Dipl. Ing. Marc<br />
H. Hall, <strong>Energie</strong>vorstand der Wiener Stadtwerke, über die energetischen Besonderheiten<br />
für eine nachhaltige Stadtentwicklung am Beispiel von Wien.<br />
<strong>Energie</strong> Vision: Herr Vorstandsdirektor, Städte sind aktuell<br />
<strong>und</strong> historisch gesehen der wichtigste Entstehungs<strong>und</strong><br />
Anwendungsort von neuen Technologien. Wird die<br />
weltweit erkennbare Urbanisierung der Bevölkerung<br />
auch ein zentrales Thema für unsere ökologisch <strong>und</strong> sichere<br />
<strong>Energie</strong>versorgung sein, denn auch in Österreich<br />
leben fast schon zwei Drittel der Bevölkerung in den Ballungszentren,<br />
den „urban regions“?<br />
Marc Hall: Die Weltbevölkerung nimmt zu <strong>und</strong> die Urbanisierung<br />
ist in vollem Gange. Dazu vier Zahlen zur Zukunft von<br />
Ballungsräumen: 2/50/75/80 – Städte nehmen zwei Prozent<br />
der Erdoberfläche ein, beherbergen aber 50 Prozent der Bevölkerung.<br />
Diese verbraucht 75 Prozent der <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> produziert<br />
80 Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen. Der Großraum<br />
Wien wächst ebenfalls <strong>und</strong> bietet daher einem <strong>Energie</strong>dienstleister<br />
positive demografische Rahmenbedingunen. Mit<br />
24 ENERGIE VISION 2+3/2013
Smart City<br />
dem Wachstum der Städte <strong>und</strong> ihrem <strong>Energie</strong>hunger<br />
erleben wir derzeit aber auch eine der größten<br />
Herausforderungen für das <strong>Energie</strong>system. Städte<br />
haben den höchsten <strong>Energie</strong>verbrauch pro Fläche,<br />
das heißt die höchste <strong>Energie</strong>dichte, aber die geringsten<br />
Ressourcen an Wasser, Biomasse <strong>und</strong><br />
auch an Fläche etwa für Windkraft oder Photovoltik.<br />
Gleichzeitg schlummert hier auch das größte<br />
Potenzial für eine effiziente <strong>Energie</strong>erneuerung.<br />
Urbane Ballungsräume bieten aufgr<strong>und</strong> der Konzentration<br />
der Sektoren <strong>und</strong> der vielfältigen Bedürfnisse<br />
einen ideal Platz für Experimente von<br />
ganzheitlichen Lösungen. Wien ist mit seinen<br />
„smart city“-Projekten <strong>und</strong> der Seestadt Aspern auf<br />
einem guten Weg, innovative Konzepte zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> zur Anwendung zu bringen. Und das ist<br />
auch gut so, denn eines ist klar: Die <strong>Energie</strong>wende<br />
wird sich in den Ballungszentren entscheiden.<br />
Bedarf es aufgr<strong>und</strong> dieser Entwicklung nicht<br />
der Implementierung systemintegrativer Lösungen?<br />
Wie gesagt, Ballungsräume haben einen enormen<br />
<strong>Energie</strong>bedarf, zentriert auf einer relativ kleinen<br />
Fläche. Daher ist es auch nicht überraschend,<br />
dass drei Viertel des <strong>Energie</strong>verbrauchs <strong>und</strong> der<br />
Kohlendioxid-Emissionen in der EU aus den Städten<br />
stammen. Das wird sich im Zuge der fortschreitenden<br />
Urbanisierung noch verstärken.<br />
Gleichzeitig ist die zunehmende Verstädterung<br />
auch eine große Chance für innovative Lösungen<br />
<strong>und</strong> neue Technologien. So stellt sich die Stadt als<br />
ideales Anwendunggebiet für systemintegrative Lösungen<br />
dar. Aus der Not wird eine Tugend. Städte<br />
drängen die Menschen geradezu, die <strong>Energie</strong>wende<br />
ganzheitlich <strong>und</strong> systemisch zu denken. Gleichzeitig<br />
schaffen smarte <strong>Energie</strong>lösungen Jobs, beflügeln<br />
damit das Wachstum <strong>und</strong> helfen dem Wirtschaftsstandort.<br />
Auch das wird künftig die Aufgabe<br />
einer „smart city“ sein. Innovationen hervorzubringen<br />
<strong>und</strong> junges <strong>und</strong> kreatives Unternehmertum zu<br />
fördern.<br />
Das Attribut „smart“ wird heute in vielen Lebensbereichen<br />
verwendet <strong>und</strong> steht als Synonym<br />
für intelligent. Was macht nun eine „intelligente<br />
Stadt“ oder anders ausgedrückt eine<br />
„smart city“ aus?<br />
„Smart“ steht in diesem Fall in erster Linie für kluge<br />
Vernetzung <strong>und</strong> Steuerung. Wien wächst beispielsweise<br />
um r<strong>und</strong> 15.000 bis 20.000 Menschen<br />
jährlich. Das bedeutet einen höheren <strong>Energie</strong>bedarf<br />
sowie eine steigende Mobilitätsnachfrage.<br />
Eine außergewöhnlich lebenswerte <strong>und</strong> moderne<br />
Metropole wie Wien braucht dafür besonders intelligente<br />
Antworten, um ihren hohen Standard zu<br />
halten <strong>und</strong> weiter zu optimieren. Die Wiener Stadtwerke<br />
kooperieren eng mit der Stadt Wien <strong>und</strong><br />
zahlreichen Partner, um zukunftsfähige, umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
sowie systemische Mobilitäts- <strong>und</strong><br />
<strong>Energie</strong>lösungen zu entwickeln. Es geht hier aber<br />
nicht bloß um Zukunftsvisionen <strong>und</strong> Gedankenspiele,<br />
sondern um gelebte Praxis – in der Seestadt<br />
Aspern etwa, wo wir ganz konkrete Projekte<br />
umsetzen werden.<br />
Wien hat in vielerlei Beziehungen eine besondere<br />
Stellung. Es ist nicht nur der geopolitisch<br />
interessante Standort. Wien ist B<strong>und</strong>eshauptstadt<br />
von Österreich, eigenständiges B<strong>und</strong>esland<br />
<strong>und</strong> erreichte 2012 zum vierten Mal in Folge<br />
Platz 1 im „Quality of Living Survey“ der<br />
Mercer Consulting Group. Ist Wien globaler<br />
Benchmark auch im <strong>Energie</strong>bereich, oder erst<br />
auf dem Weg zu einer „smart city“?<br />
Wir haben eine internationale Vorreiterrolle. Wien<br />
ist laut dem Ranking des international renommierten<br />
Branchenblatts co.exist bereits heute weltweit<br />
die Nummer 1 der „smart cities“. Wien ist eine der<br />
grünsten Metropolen. Dafür waren der Ausbau von<br />
erneuerbarer <strong>Energie</strong>, die hohe Lebensqualität <strong>und</strong><br />
die gute Erreichbarkeit <strong>und</strong> starke Nutzung der Öffis<br />
ausschlaggebend. Um Wien in Richtung „smart<br />
city“ weiterzuentwickeln, müssen wir alle gut funktionierenden<br />
Maßnahmen bei Verkehr <strong>und</strong> <strong>Energie</strong><br />
weiter fortführen <strong>und</strong> verbessern. Wichtig ist vor allem<br />
der effiziente Umgang mit <strong>Energie</strong> beispielsweise<br />
durch die kombinierte Erzeugung von Strom<br />
<strong>und</strong> Wärme, durch neue Speichertechnologien, intelligentes<br />
<strong>Energie</strong>managemnt in Gebäuden bzw.<br />
im Netzbereich durch „smart meter“ <strong>und</strong> „smart<br />
grids“. Denn nur ein intelligentes Stromsysem, ein<br />
„smart grid“ kann die Steuerun der immer flexibleren<br />
<strong>Energie</strong>produtkion effizient <strong>und</strong> sicher übernehmen<br />
<strong>und</strong> den optimalen Einsatz der erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n sicherstellen. Die neuen intelligenten<br />
Stromzähler werden Teil dieser intelligenten Netze<br />
sein <strong>und</strong> sind somit ein wichtiger Schritt im „smartcity-Prozess“.<br />
Es wird immer wieder gepredigt, dass weniger<br />
Endenergie verbraucht werden soll, was zu einer<br />
Einschränkung des Lebensstandards führen<br />
kann. Ließen sich <strong>Energie</strong>einsparungen<br />
auch mit klugen Effizienzmaßnahmen<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 25
Smart City<br />
erreichen, <strong>und</strong> zwar in allen Bereichen der<br />
<strong>Energie</strong>-Prozesskette? Nur beim Endverbraucher<br />
den Sparstift anzusetzen halte ich für wenig<br />
ideenreich, ja eigentlich für unfair.<br />
„Mit dem<br />
Wachstum<br />
der Städte<br />
<strong>und</strong> ihrem<br />
<strong>Energie</strong>hunger<br />
erleben<br />
wir derzeit<br />
eine der<br />
größten Herausforderungen<br />
für das<br />
<strong>Energie</strong>system.“<br />
„Wien hat<br />
weltweit die<br />
höchste Lebensqualität<br />
<strong>und</strong> erreichte<br />
2012 zum<br />
vierten Mal in<br />
Folge Platz 1<br />
im Quality of<br />
Living Survey.“<br />
Ich war noch nie Anhänger der Selbstgeißelungs<strong>und</strong><br />
Verzichtsideologie. Komfort, Wohlstand <strong>und</strong><br />
Fortschritt bei gleichzeitiger Schonung der natürlichen<br />
Ressourcen muss möglich sein. Die effiziente<br />
Nutzung von <strong>Energie</strong> darf keinesfalls mit <strong>Energie</strong>sparen<br />
gleichgesetzt werden. Ich muss nicht bei<br />
Eiseskälte eingehüllt in dicken Pullovern frierend<br />
im ungeheizten Raum sitzen. Das hemmt möglicherweise<br />
meine Kreativität <strong>und</strong> ermöglicht nicht<br />
den bestmöglichen Einsatz meiner vorhandenen<br />
<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Innovationskraft. Aber genau darum<br />
geht es: um die beste, die effizienteste Nutzung<br />
der vorhandenen Ressourcen. Das bedeute die<br />
Verfolgung eines ganzheitlichen Ansatzes, die Inklusion<br />
aller Sektoren <strong>und</strong> eine intelligente Steuerung.<br />
Kurz: eine effiziente Nutzung der <strong>Energie</strong>träger<br />
bei Gewinnung, Umwandlung, Übertragung,<br />
(Ende-)Nutzung <strong>und</strong> beim Transport. Die Kraft-<br />
Wärmekopplung mit Wirkungsgraden von bis zu 86<br />
Prozent bei unserem Kraftwerk Donaustadt III ist<br />
ein Vorzeigemodell. Intelligente Stromnetze –<br />
„smard grids“ – wiederum beziehen in die Steuerung<br />
die Verbraucher sowie dezentrale Erzeugungs-<br />
<strong>und</strong> Speicherorte mit ein. Zusätzlich ist<br />
<strong>Energie</strong>effizienz als neues Geschäftsfeld bei den<br />
<strong>Energie</strong>betreibern aufzubauen <strong>und</strong> bis auf die<br />
Kleink<strong>und</strong>enebene zu etablieren. Wir haben hier<br />
bereits etwa im Bereich „Smart-Home“-Lösungen<br />
ein eigenes Produkt entwickelt. Mit „Easy Home<br />
Control“ können K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en Raumtemperatur,<br />
Beleuchtungskörper sowie Eletrogeräte<br />
einfach über Internet oder Smartphone steuern<br />
<strong>und</strong> auf diese Weise jederzeit <strong>und</strong> von jedem Ort<br />
aus den <strong>Energie</strong>verbrauch optimieren. Damit spart<br />
der K<strong>und</strong>e <strong>Energie</strong>kosten <strong>und</strong> der Versorger lukriert<br />
Erträge aus der von ihm angebotenen Dienstleistung.<br />
Uns wird suggeriert , dass <strong>Energie</strong> gleichbedeutend<br />
mit Strom ist, Wird denn <strong>Energie</strong> nicht<br />
auch für die Raumwärme <strong>und</strong> den Transportbereich<br />
benötigt?<br />
Man spricht von <strong>Energie</strong>wende <strong>und</strong> meint eine<br />
Stromerzeugunswende. So geht es in Deutschland<br />
in erster Linie um einen Ausstieg aus der Atomnkraft<br />
<strong>und</strong> einer Erhöhung des Anteils von erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong> bei der Stromerzeugung. Ginge man<br />
nach der deutschen Definition, hätte Österreich die<br />
<strong>Energie</strong>vorstand der Wiener Stadtwerke Dipl. Ing. Marc H. Hall:<br />
„Ballungsräume haben einen enormen <strong>Energie</strong>bedarf, zentriert<br />
auf einer relativ kleinen Fläche.“<br />
<strong>Energie</strong>wende bereits erfüllt. Aber Österreich kann<br />
sich nicht zurücklehnen. Auch wir benötigen eine<br />
<strong>Energie</strong>wende, aber eine mit einem ganzheitlichen<br />
Blick. Von einer reinen Stromerzeugungswende<br />
haben wir wenig. So entfällt in Österreich vom<br />
Endenergieverbrauch nur 20 Prozent auf den<br />
Stromsektor. Wir sollten uns verstärkt auf die restlichen<br />
80 Prozent konzentrieren. Das ist der Wärme-<br />
<strong>und</strong> Mobilitätsbereich. Die Kunst liegt in systemischen<br />
Ansätzen <strong>und</strong> der Forcierung von Effizienz.<br />
Effizienz hat viele Vorteile. Es sollte nicht vergessen<br />
werden, dass es ja auch um die Leistbarkeit<br />
von <strong>Energie</strong> geht. Somit ist der Wettlauf um<br />
mehr Effizienz auch ein Wettlauf um die Bezahlbarkeit<br />
von <strong>Energie</strong>. Kostentreibende Elementewie<br />
die Knappheit natürlicher Ressourcen <strong>und</strong> die Investition<br />
in neue Hochleistungstechnologien müssen<br />
durch Effizenz ausgeglichen, wenn nicht überkompensiert<br />
werden. Der Nutzen von <strong>Energie</strong><br />
muss beim Anwender nicht zwangsläufig teurer<br />
werden. Wenn wir das in Österreich schaffen, hätten<br />
wir eine kleine <strong>Energie</strong>revolution gestartet.<br />
Die Wiener Stadtwerke sind das größte kommunale<br />
Infrastrukturunternehmen <strong>und</strong> somit<br />
auch größter <strong>Energie</strong>dienstleister in Österreich.<br />
© Wien <strong>Energie</strong><br />
26 ENERGIE VISION 2+3/2013
Smart City<br />
„Mit den<br />
Wiener Linien<br />
haben<br />
wir den<br />
zentralen<br />
Elektromobilitätsanbieter<br />
in unserer<br />
Stadt.<br />
So sind wir<br />
schon seit<br />
vielen Jahren<br />
elektrisch<br />
unterwegs.“<br />
Welche Sektoren umfasst der <strong>Energie</strong>bereich,<br />
wie hoch ist deren Beitrag zur <strong>Energie</strong>versorgung<br />
in Wien <strong>und</strong> welche Möglichkeiten sehen<br />
Sie in Zukunft, den Anteil an erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>trägern im <strong>Energie</strong>mix auszuweiten?<br />
In Wien wird der gesamtheitliche Ansatz bereits<br />
gelebt. Die Stromerzeugung stammt zu einem hohen<br />
Anteil aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern sowie<br />
aus hocheffizienten Kraft-Wärmekopplungsanlagen<br />
mit Wirkungsgraden von bis zu 86 Prozent. Punkto<br />
Stromerzeugung haben wir in Österreich ideale<br />
Verhältnisse. Viel erneuerbare Elektrizität durch<br />
die Wasserkraft, aber auch einen ges<strong>und</strong>en Ausgleich<br />
durch die flexiblen KWK, die in Zeiten der<br />
Wasserknappheit oder des Überschusses aushelfen<br />
können. Auch im Bereich der Wärme wird ein<br />
Anteil von 36 Prozent am Wiener Wärmemarkt<br />
durch Fernwärme abgedeckt. Im Mobilitätsbereich<br />
wiederum konnte der öffentliche Verkehr seinen<br />
Anteil im Modal Split auf 39 Prozent zulegen.<br />
Noch eine Frage zum Transportbereich, bekanntlich<br />
ein Sorgenkind, wenn es um Treibhausgasemissionen<br />
geht. Die EU setzt auf Elektromobilität.<br />
Die Ziele in Deutschland <strong>und</strong> Österreich<br />
sind sehr engagiert. Derzeit wachsen<br />
aber nur die von den öffentlichen Stellen stark<br />
subventionieren „Leuchttürme der Elektromobilität“!<br />
<strong>und</strong> nicht die Zulassungszahlen der E-<br />
Mobile. Welche Bedeutung hat die Elektromobiltät<br />
für eine Weltmetropole wie unsere B<strong>und</strong>eshauptstadt<br />
Wien?<br />
Die Wiener Stadtwerke tun sich in der Beantwortung<br />
Ihrer Frage vergleichsweise leicht, da wir mit<br />
den Wiener Linien den zentralen Elektromobiltiätsanbieter<br />
schlechthin haben. Mit U-Bahn <strong>und</strong> Bim<br />
sind die Wienerinnen <strong>und</strong> Wiener seit vielen Jahren<br />
elektrisch unterwegs. Aber es geht noch mehr:<br />
Der ausgezeichnete Modal Split des Öffi-Verkehrs<br />
in Wien soll weiterhin ausgebaut <strong>und</strong> durch sinnvolle<br />
Mobilitätsangebote ergänzt werden.<br />
Echt teuflisch: Gruppenreisen für Individualisten!<br />
Das Leben besteht bekanntlich aus Widersprüchen <strong>und</strong> zahlreichen<br />
ungelösten Fragen: Wozu lebe ich? Was will ich?<br />
Wohin? Und wie? Einerseits Individuum, andererseits – seit<br />
den Frühzeiten der Menschheitsgeschichte – Teil einer Gruppe.<br />
So ist er eben gebaut, der Homo Errectus. Und wo tritt diese<br />
teuflische Zerrissenheit deutlicher zutage als bei der Planung<br />
des nächsten Urlaubs.<br />
Man will in den Ferien ja meistens etwas ganz Außergewöhnliches<br />
erleben, mit dem man nach der Rückkehr ordentlich<br />
Eindruck schinden kann. Weshalb tut man sich das sonst an?<br />
Doch teuflischer weise sind die wirklich besonderen Reiseziele<br />
vergleichsweise rar, ziemlich ungemütlich, nicht ganz<br />
ungefährlich <strong>und</strong> meist nur aufwendig zu erreichen. Individuell<br />
wäre es zweifellos – aber wer will schon, sagen wir,<br />
im Stammesgebiet der Hawf an der jemenitisch-omanischen<br />
Grenze entlangwandern? Man könnte für diese Reise mehr<br />
Zeit aufwenden müssen, als geplant…<br />
Bleibt also die Gruppenreise, am besten all-inclusive. Bequem<br />
zu erreichende Destination, Vollversorgung <strong>und</strong> Sonnenschein-Garantie.<br />
Allerdings trifft man dort in der Regel die<br />
gleichen Leutchen, über die man sich auch daheim ständig<br />
aufregt. Und zwar gleich scharenweise! Unvereinbare Gegensätze?<br />
Alles Bullshit: Ein Reiseveranstalter aus Ostösterreich<br />
hat den Widerspruch in Wohlgefallen aufgelöst <strong>und</strong> preist seine<br />
„Gruppenreisen für Individualisten“ – unter anderem auch<br />
in den Nahen <strong>und</strong> Mittleren Osten. Ein Kampfeinsatz in der<br />
Badehose, sozusagen.<br />
Da kann man sich bewegen wie einst Peter O´Toole als<br />
Lawrence von Arabien, allein im heißen Wüstensand,<br />
die extreme Natur <strong>und</strong> der Mensch. Andererseits hat man<br />
jemanden zum Händchenhalten <strong>und</strong> Nach-vorne-Schieben,<br />
wenn plötzlich einige Land Rover, Modell Defender, heranschaukeln<br />
– <strong>und</strong> man nicht weiß wer drinsitzt.<br />
Wahrscheinlich aber führen Gruppenreisen für Individualisten<br />
dazu, dass sämtliche Teilnehmer am Programm herumnörgeln,<br />
weil sie lieber was anderes machen wollen als der Rest<br />
der Truppe, sich aber allein nicht trauen. Es sei denn, sie<br />
sind so individuell, dass sie alle anderen einfach übersehen.<br />
Man ist dann sozusagen gemeinsam einsam, insgesamt aber<br />
verdammt glücklich ...<br />
... meint davon überzeugt Ihr Diabolo<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 27
International<br />
OMV: Großes Investment<br />
in die Petrochemie sowie<br />
im Upstream-Bereich<br />
Haben Sie sich schon einmal mit Acrylnitrilbutadienstyrol<br />
die Zeit vertrieben? Bestimmt! Nur kennen Sie<br />
es unter einem anderen Namen. Es handelt sich nämlich<br />
um die bekannten Lego-Bausteine. Und wer liefert<br />
die Gr<strong>und</strong>stoffe dafür? Die petrochemische Industrie!<br />
Die OMV wird mit einem Investment<br />
von 230 Millionen Euro am<br />
petrochemichen Standort der Raffinerie<br />
Schwechat die bestehende<br />
Butadien-Produktion ausbauen <strong>und</strong><br />
in der Raffinerie Burghausen eine<br />
neue Butadien-Anlage errichten. Mit<br />
dieser Investitionsentscheidung reagiert<br />
die OMV auf den globalen<br />
Wandel der Raffineriebranche, wo<br />
neben Erdölprodukten wie Diesel,<br />
Heizöl oder Benzin petrochemische<br />
Erdölderivate eine zunehmende<br />
Rolle spielen werden.<br />
Die Inbetriebnahme der Erweiterung<br />
der Butadien-Anlage in Schwechat<br />
wird Mitte Juni 2014 sein. Der<br />
Neubau in Burghausen wird im<br />
zweiten Quartal 2015 die Produktion<br />
aufnehmen.<br />
Butadien ist ein gasförmiger, ungesättigter<br />
Kohlenwasserstoff, der im<br />
petrochemischen Teil einer Raffinerie<br />
aus dem Nebenprodukt der Ethylenanlage<br />
im sogenannten Crack-<br />
Verfahren hergestellt wird. Es ist ein<br />
wichtiger Gr<strong>und</strong>stoff für die Kunststoffindustrie,<br />
der nur schwer durch<br />
andere Materialien ersetzt werden<br />
kann.<br />
Anwendung findet das Gas bei<br />
der Herstellung von Reifen (Synthesekautschuk).<br />
Hier trägt es in Kombination<br />
mit anderen Werkstoffen zu<br />
Eigenschaften wie guter Bodenhaftung<br />
bei allen Witterungsbedingungen,<br />
hoher Laufleistung, geringeren<br />
Abrollgeräuschen, weniger Gewicht<br />
<strong>und</strong> weniger Rollwiderstand bei. Gerade<br />
diese Faktoren liefern bei der<br />
Manfred Leitner, OMV Vorstandsdirektor Raffinerien<br />
& Marketing: „Wir investieren in die Anlagen,<br />
um die Integrationsvorteile unserer<br />
Standorte Burghausen <strong>und</strong> Schwechat in der<br />
Petrochemie auszubauen.“<br />
Sicherheit <strong>und</strong> bei der Senkung des<br />
Kraftstoffverbrauchs einen nennenswerten<br />
Beitrag. Weiters spielt<br />
Butadien eine wesentliche Rolle in<br />
der Kunststoffverarbeitung wie zum<br />
Beispiel für die Erzeugung der eingangs<br />
erwähnten Lego-Steine, die<br />
im Rohform farblose bis graue Feststoffe<br />
mit einer hohen Oberflächenhärte<br />
sind <strong>und</strong> später unterschiedlich<br />
eingefärbt werden. q<br />
Explorationsvereinbarung mit der<br />
Abu Dhabi National Oil Company<br />
Ende Juni dieses Jahres unterzeichneten<br />
die Abu Dhabi National<br />
Oil Company (ADNOC) <strong>und</strong> die<br />
OMV East Abu Dhabi Explorations<br />
GmbH, eine Tochtergesellschaft der<br />
OMV Aktiengesellschaft, eine Explorationsvereinbarung.<br />
Gegenstand<br />
dieses Abkommens ist die<br />
Untersuchung von Öl- <strong>und</strong> Gasvorkommen<br />
im Osten von Abu Dhabi.<br />
Dabei wird ein hochmodernes Explorationsprogramm<br />
in Angriff genommen,<br />
das eine Seismik-Studie<br />
<strong>und</strong> Explorationsbohrungen beinhaltet.<br />
Sollten sich das Explorationsprogramm<br />
als erfolgreich erweisen,<br />
beabsichtigen die beiden Gesellschaften<br />
die potenziellen F<strong>und</strong>e im<br />
Einklang mit den Gesetzen von Abu<br />
Dhabi gemeinsam zu erschließen.<br />
Die OMV East Abu Dhabi Exploration<br />
GmbH wurde im Jahr 2007<br />
gegründet mit der Aufgabe, neue<br />
Geschäftsmöglichkeiten zu ergründen<br />
<strong>und</strong> die laufenden Aktivitäten im<br />
Nahen Osten zu koordinieren. Für<br />
die OMV von Vorteil ist die Beteiligung<br />
der International Petroleum<br />
Investment Company (IPIC) mit<br />
24,9 Prozent an der OMV, denn Eigentümer<br />
diese Investmentgesellschaft<br />
ist die Abu Dhabi National Oil<br />
Company (ADNOC), mit der die<br />
OMV die Explorationsvereinbarung<br />
für Erdöl <strong>und</strong> Erdgasvorkommen<br />
abgeschlossen hat.<br />
q<br />
28 ENERGIE VISION 2+3/2013
International<br />
Österreich verstärkt die<br />
Wirtschaftsbeziehungen<br />
mit den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten<br />
Anfang Juni diese Jahres empfing<br />
Wirtschaftsminister<br />
Reinhold Mitterlehner den Außenminister<br />
der Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten zu einem Arbeitsgespräch<br />
in Wien. Ziel dabei war, trotz der<br />
schwierigen weltwirtschaftlichen<br />
Lage die Handelsbeziehungen der<br />
beiden Länder noch mehr zu verstärken.<br />
„Die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate sind“, so der Wirtschaftsminister,<br />
„die wichtigste Exportdestination<br />
im Nahen Osten“. Im<br />
Jahr 2012 hat der Warenhandel<br />
zwischen Österreich <strong>und</strong> den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten mit einem<br />
Gesamtvolumen von 702 Millionen<br />
Euro, damit einem Plus von 19<br />
Prozent zum Vorjahr, ein neues Re-<br />
© BM EFJ<br />
Shakehands zwischen Österreichs Wirtschaftsminister<br />
Reinhold Mitterlehner <strong>und</strong> VAR Außenminister<br />
Abdallah bin Zayed l-Nahyan.<br />
kordhoch erreicht. Dabei beliefen<br />
sich die österreichischen<br />
Exporte auf 580 Millionen<br />
Euro <strong>und</strong> die Importe<br />
auf 122 Millionen Euro.<br />
In Bezug auf Investitionen<br />
war Österreich im Jahr<br />
2012 mit einer Summe von<br />
einer Milliarde Euro in den<br />
VAR präsent. Einer der prominentesten<br />
Investoren in<br />
den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten ist die OMV/Borealis-Gruppe,<br />
die gemeinsam mit der<br />
Abu Dhabi Polymeres Ltd (Borouge)<br />
die führenden Anbieter von innovativen,<br />
hochwertigen Kunststoffen<br />
sind. Zu den weiteren namhaften<br />
Investoren zählen die Technologieunternehmen<br />
Hoerbiger, Schoeller<br />
Bleckmann, Waagner Biro <strong>und</strong> der<br />
Flugzeugkomponentenhersteller<br />
FACC.<br />
q<br />
Finale Entscheidung für die Entwicklung<br />
des Aasta Hansteen Gasfelds in Norwegen<br />
In Verfolgung der im September<br />
2011 in Istanbul präsentierten Strategie<br />
„Profitables Wachstum“ wird<br />
der Bereich Exploration & Produktion<br />
über die nächsten Jahre hinweg<br />
einen deutlich größeren Stellenwert<br />
im OMV Konzern einnehmen, während<br />
der Anteil von Raffinerien <strong>und</strong><br />
Marketing am Gesamtportfolio reduziert<br />
wird.<br />
Eines der bedeutendsten Projekte<br />
im Upstream-Bereich ist die Entwicklung<br />
des Aasta Hansteen Gasfelds<br />
sowie der Bau einer neuen<br />
Pipeline-Infrastruktur. Dabei soll die<br />
bisher größte <strong>und</strong> Norwegens erste<br />
schwimmende Spar-Förderplattform<br />
zum Einsatz kommen. Das Konsortium<br />
umfasst den Betriebsführer<br />
Statoil mit 75 Prozent Beteiligung,<br />
die ConocoPhillips mit 10 <strong>und</strong> die<br />
OMV mit 15 Prozent. Der Produktionsstart<br />
ist im Laufe des Jahres<br />
2017 geplant.<br />
Im westlichen Teil des Schwarzen<br />
Meeres haben OMV als Betriebsführer<br />
gemeinsm mit Total <strong>und</strong><br />
der spanischen Repsol die Beschaffungsphase<br />
für das Offshore-Seismik-Programm<br />
im Explorationsblock<br />
1-21 Han-Asparuh abgeschlossen<br />
<strong>und</strong> werden demnächst die 3D-<br />
Seismik-Kampagne für zwei Erk<strong>und</strong>ungsbohrunen<br />
starten. Der Explorationsblock<br />
befindet sich im Tiefwasser<br />
vor der Küste Bulgariens<br />
<strong>und</strong> erstreckt sich über eine Fläche<br />
von 14.220 Quadratkilometern mit<br />
Wassertiefen von bis zu 2.200 Metern.<br />
Ein weiterer Meilenstein in der<br />
Explorationsstrategie von OMV sind<br />
die Aktivitäten in der Region Kurdistan<br />
im Irak, wo in Bina Bawi ein<br />
erweiterter Bohrungstest mit einer<br />
Erstkapazität von 5000 Fass Öläquivalent<br />
pro Tag durchgefüht wurde.<br />
Im Bereich Raffinerien <strong>und</strong> Marketing<br />
trennte sich OMV im Frühjar<br />
2013 von Tochtergesellschaften in<br />
Kroatien <strong>und</strong> Bosnien-Herzogewina<br />
<strong>und</strong> von der österreichischen Lagermanagementgesellschaft.<br />
Jüngster<br />
Deal ist der Verkauf der gesamten<br />
Schmierstoffsparte einschließlich<br />
der Marke Bixxol an die russische<br />
Lukoil.<br />
q<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 29
<strong>Energie</strong><br />
The Future of Energy<br />
Mit welchen Technologien <strong>und</strong> Innovationen können wir<br />
uns den Herausforderungen der <strong>Energie</strong>zukunft stellen?<br />
Die spannende Antworten darauf gab Siemens beim diesjährigen<br />
Infotag „The Future of Energy“ in den Räumen der<br />
Aula der Wissenschaften in Wien.<br />
Der Einladung von Siemens waren<br />
r<strong>und</strong> 400 Gäste gefolgt. Experten<br />
aus Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Geschäfspartner<br />
aus dem In- <strong>und</strong> Ausland.<br />
Das Rahmenprogramm umfasste Keynotes,<br />
Präsentationen, eine Podiumsdiskussion,<br />
Product Specials <strong>und</strong> die<br />
Siemens Portfolio Exhibition. Der Fokus<br />
der gesamten Veranstaltung lag immer<br />
wieder auf dem Motto „The Future of<br />
Energy“, das aus unterschiedlichsten<br />
Perspektiven beleuchtet wurde.<br />
Alexander Kainer von Roland Berger<br />
Consulting betonte in seiner Keynote<br />
zur <strong>Energie</strong>wende in Europa, dass diese<br />
die Wirtschaft die nächsten 30 oder<br />
40 Jahre begleiten wird. Laut Kainer<br />
sind drei Faktoren für eine erfolgreiche<br />
<strong>Energie</strong>wende relevant: „Eine richtige<br />
Balance zwischen Regulierung <strong>und</strong><br />
Wettbewerb, politischer Mut <strong>und</strong> eine<br />
Netzinfrastruktur, die es schafft, die zentral<br />
oder dezentral erzeugte <strong>Energie</strong> aus<br />
Erneuerbaren zu verteilen.“<br />
Dass (<strong>Energie</strong>-)Effizienz nicht nur zur<br />
erfolgreichen Bewältigung der <strong>Energie</strong>wende<br />
essenziell ist, bewies Al Peasland<br />
von Red Bull Racing in seiner Keynote<br />
„Power and Efficiency delivering Success<br />
on Track“. Seit der Gründung von Infiniti<br />
Red Bull Racing ist Siemens PLM Software<br />
Partner für die digitale Produktentwicklung.<br />
Die Übereinstimmung der Anforderungen<br />
des Red Bull Racing Teams<br />
mit den branchenführenden Software-<br />
Lösungen von Siemens, definieren seit<br />
2005 eine für beide Seiten erfolgreiche<br />
Partnerschaft.<br />
Bei der Podiumsdiskussion wurde vor<br />
allem die Zukunft des europäischen<br />
Stromnetzes angesprochen. Mit einem<br />
kritischen Blick auf die Aspkete Resourceneffizienz,<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Klimaschutz.<br />
Das Fazit von Univ. Professor<br />
Dr. Stefan Schleicher, Universität Graz:<br />
Dr. Eveline Steinberger-Kern, Head of Energy<br />
CEE: „Wir von Siemens haben das <strong>Energie</strong>system<br />
analysiert <strong>und</strong> bieten Entscheidungsträgern immer<br />
wieder unser Wissen an, um darauf aufmerksam<br />
zu machen, wo der Weg hingehen könnte <strong>und</strong> wie<br />
die <strong>Energie</strong>zukunft funktionieren kann.“<br />
„Ein <strong>Energie</strong>system, das dem Klima gut<br />
tut, sieht nicht anders aus als ein <strong>Energie</strong>system,<br />
dass alle unsere Bedürfnisse<br />
nach Wohlstand, Mobilität etc. erfüllt. Im<br />
Hintergr<strong>und</strong> geht es nur eben viel effizienter<br />
mit den vorhandenen Ressourcen<br />
um.“<br />
Eine weitere Entwicklung, die sich in<br />
Hinblick auf die <strong>Energie</strong>wende abzeichnet,<br />
skizzierte Robert Tesch, der die<br />
Siemens-Division für Smart Grids in<br />
CEE leitet: „Der größte Trend, den wir<br />
derzeit in dem Bereich sehen, ist die<br />
Datenvielfalt. Durch die Analyse dieser<br />
Daten entstehen aber jetzt ganz neue<br />
Möglichkeiten, aus denen die Netzbetreiber<br />
großen Nutzen für sich ableiten<br />
können. Das Stichwort dazu ist Big Data<br />
Analytics.“<br />
Abgeschlossen wurde der heurige<br />
Siemens Info-Tag mit einer Einladung<br />
aller Teilnehmer zu einem gemütlichen<br />
Zusammensein im Palais Niederösterreich<br />
in Wien.<br />
q<br />
30 ENERGIE VISION 2+3/2013<br />
© Fotos: Siemens
OMV<br />
Die vielfältige Welt der OMV<br />
Wir leben <strong>und</strong> brauchen Vielfalt. Das macht uns stark <strong>und</strong> kommt bei uns<br />
aus drei Zentren: Österreich, Rumänien <strong>und</strong> der Türkei. Unsere r<strong>und</strong> 29.000<br />
Mitarbeiter stammen aus 60 Nationen. So entwickeln wir den besten Mix<br />
in unseren Teams für die Tätigkeit in knapp 30 Ländern.
Mobilität<br />
Die Zukunft fährt<br />
auch elektrisch<br />
„Die Zukunft fährt elektrisch“ – so kündigte die Europäische Union das<br />
Zeitalter der Elektromobilität an. Gemeint war der in Autobatterien gespeicherte<br />
Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne oder Wind als umweltfre<strong>und</strong>lichster<br />
<strong>und</strong> unendlich zur Verfügung stehender Kraftstoff.<br />
Die Zukunft zeigt jedoch in eine<br />
andere Richtung. Nicht das batteriebetriebene<br />
Elektroauto wird den<br />
Mobilitätsmix in Zukunft maßgeblich<br />
gestalten, sondern die Brennstoffzelle<br />
als elektrochemischer <strong>Energie</strong>wandler,<br />
in dem Wasserstoff <strong>und</strong><br />
Sauerstoff kontrolliert <strong>und</strong> ohne Verbrennungsflamme<br />
zu Wasser reagieren<br />
<strong>und</strong> dabei Strom <strong>und</strong> Wärme<br />
erzeugen. Die Bedeutung von<br />
Wasserstoff als unerschöpflicher<br />
<strong>Energie</strong>träger ist übrigens nicht neu.<br />
Schon Jules Verne hat das erkannt<br />
<strong>und</strong> in seinem Science Fiction Roman<br />
„20.000 Meilen unter dem<br />
Meer“ festgeschrieben.<br />
Warum Wasserstoff?<br />
Wasserstoff ist zwar das häufigste<br />
Element des Universums, auf der<br />
Erde ist der Massenanteil jedoch<br />
geringer. Er liegt zudem fast nie rein,<br />
sondern überwiegend chemisch geb<strong>und</strong>en<br />
vor. Der größte Teil des irdischen<br />
Wasserstoffs findet sich im<br />
Wasser. Weitere Quellen sind Erdöl,<br />
Erdgas <strong>und</strong> viele Mineralien.<br />
Warum Brennstoffzelle?<br />
Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor,<br />
der auf einem thermodynamischen<br />
Prinzip basiert, also Wärme<br />
in Bewegung umsetzt, wandelt die<br />
Brennstoffzelle den Wasserstoff direkt<br />
in elektrische <strong>Energie</strong> um, mit<br />
der dann ein Elektromotor betrieben<br />
werden kann. Alle Brennstoffzellen-<br />
Fahrzeuge sind somit Elektrofahrzeuge<br />
<strong>und</strong> noch dazu hoch effizient.<br />
Sie weisen weit weniger <strong>Energie</strong>verluste<br />
auf als konventionelle Motoren<br />
<strong>und</strong> haben heute schon einen doppelt<br />
so hohen Wirkungsgrad wie<br />
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.<br />
Ein Brennstoffzellen-Fahrzeug, das<br />
mit Wasserstoff betrieben wird, fährt<br />
außerdem lokal emissionsfrei, denn<br />
durch die kontrollierte Reaktion von<br />
Wasserstoff <strong>und</strong> Sauerstoff entstehen<br />
außer Strom lediglich Wärme<br />
<strong>und</strong> Wasser.<br />
Batterie vs. Brennstoffzelle<br />
In den letzten Jahren gab es bei der<br />
Entwicklung von Wasserstofff-Fahrzeugen<br />
große Fortschritte. Fahrzeuge,<br />
die mit einem Elektromotor <strong>und</strong><br />
einer Brennstoffzelle (die den Motor<br />
mit Strom versorgt) ausgestattet<br />
sind, wurden immer effizienter <strong>und</strong><br />
gleichzeitig wurden die Brennstoffzellen<br />
immer kleiner. Im Ergebnis<br />
H2 <strong>Mobility</strong>-Initiative zum<br />
Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur<br />
in Deutschland<br />
haben die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
nun eine Reichweite<br />
von über 700 Kilometern.<br />
Die hohe <strong>Energie</strong>dichte <strong>und</strong> die<br />
kurzen Betankungszeiten für Wasserstoff<br />
machen Brennstoffzellen<br />
besonders für Langstreckenfahrten<br />
<strong>und</strong> größere Fahrzeuge interessant.<br />
Dies wurde im Rahmen verschiedener<br />
nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />
Projekte im öffentlichen Personennahvekehr<br />
nachgewiesen, bei denen<br />
Flotten von wasserstoffbetriebenen<br />
Autos <strong>und</strong> Bussen zum Einsatz<br />
kamen.<br />
Zwar wurden auch Fortschritte<br />
bei batteriebetriebenen elektrischen<br />
Fahrzeugen erzielt, die Batteriekapazitäten<br />
eignen sich aber nur für<br />
kleinere Fahrzeuge. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
geringen Reichweite sind sie bestenfalls<br />
für Kurzstrecken geeignet.<br />
Im September 2009 unterzeichneten<br />
in Berlin Vertreter führender<br />
Industrieunternehmen, wie OMV,<br />
Shell, Total, Daimler, Linde etc. im<br />
Beisein das damaligen deutschen<br />
B<strong>und</strong>esministers für Verkehr, Bau<br />
<strong>und</strong> Stadtentwicklung, Wolfgang<br />
Tiefensee, ein Memorandum of Understanding.<br />
Ziel dabei war, Möglichkeiten<br />
für den kommerziellen<br />
Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur<br />
zur Versorgung mit Wasserstoff<br />
in Deutschland zu prüfen,<br />
um die Serienfertigung von Elektrofahrzeugen<br />
mit Brennstoffzelle voranzutreiben<br />
(H2-<strong>Mobility</strong>-Initiative).<br />
Mit der langfristigen <strong>und</strong> umfassenden<br />
Unterstützung durch das Nationale<br />
Innovationsprogramm Wasserstoff-<br />
<strong>und</strong> Brennstoffzellentechnologie<br />
(NIP), einer strategische Allianz<br />
von B<strong>und</strong>, Industrie <strong>und</strong> Wissen-<br />
32 ENERGIE VISION 2+3/2013
Der integrierte österreichische Öl-<strong>und</strong> Gaskonzern OMV zeigt in Deutschland Flagge. Bereits im<br />
Jahr 2009 wurde die erste öffentiche Wasserstofftankstelle im B<strong>und</strong>esland Baden-Württemberg<br />
am Stuttgarter Flughafen eröffnet.<br />
schaft, ist es nun gelungen, wesentliche<br />
Produkte aus dem Technologiefeld<br />
Wasserstoff <strong>und</strong> Brennstoffzelle<br />
technisch <strong>und</strong> aus Sicht des<br />
K<strong>und</strong>enkomforts marktfähig zu machen.<br />
Dazu zählen wasserstoffbetriebene<br />
Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
<strong>und</strong> die dafür notwendige Betankungsinfrastruktur<br />
sowie Brennstoffzellen<br />
für die Hausenergieversorgung.<br />
Die Koordination hierfür erfolgte<br />
<strong>und</strong> erfolgt weiterhin durch die b<strong>und</strong>eseigene<br />
NOW GmbH (Nationale<br />
Organisation Wasserstoff- <strong>und</strong><br />
Brennstoffzellentechnologie), deren<br />
vorrangige Aufgabe es ist, Projekte<br />
zu initiieren bzw. zu evaluieren <strong>und</strong><br />
auf sinnvolle Weise zu bündeln. So<br />
zum Beispiel nach geographischen<br />
<strong>und</strong>/oder thematischen Gesichtspunkten,<br />
um damit möglichst viel<br />
Synergie-Effekte nutzbar zu machen.<br />
Darüber hinaus nimmt die<br />
NOW Querschnittsaufgaben wahr.<br />
Dazu zählen Themen wie Produktionstechnologie,<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />
Kommunikation an der<br />
Schnittstelle von Politik, Industrie<br />
<strong>und</strong> Wissenschaft sowie Öffentlichkeitsarbeit,<br />
um die allgemeine Wahrnehmung<br />
der Technologie <strong>und</strong> ihrer<br />
Produkte zu steigern.<br />
Die Realisierung von konkreten<br />
Demonstrationsprojekten der Elektromobilität<br />
erfolgt dann im Rahmen<br />
der Clean Energy Partnership, das<br />
ist ein Zusammenschluss von sechzehn<br />
führenden Unternehmen mit<br />
dem Ziel, Wasserstoff als „Kraftstoff<br />
der Zukunft“ zu etablieren.<br />
Deutschland ist<br />
weltweiter Leitmarkt für<br />
Wasserstofftechnologie<br />
In Deutschland umfasst das Netz an<br />
öffentlich zugängigen Wasserstofftankstellen<br />
derzeit 20 Standorte.<br />
Geplant sind bis zum Jahr 2015<br />
insgesamt 50 Anlagen. An öffentliche<br />
Fördergeldern stehen aus dem<br />
Nationalen Innovationsprogramm<br />
für Wasserstoff- <strong>und</strong> Brennstoffzellentechnologie<br />
insgesamt 1,4 Milliarden<br />
Euro bereit. Aufgeteilt je zur<br />
Hälfte auf die deutsche B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> der Industrie.<br />
OMV-Wasserstoff-Initiative<br />
Die erste öffentliche Wasserstofftankstelle<br />
im Land Baden-Württemberg<br />
wurde 2009 in Stuttgart in Betrieb<br />
genommen. Im Rahmen einer<br />
Public Private Partnership gibt diese<br />
Anlage einen wichtigen Impuls für<br />
ein Wasserstoff-Versorgungsnetz<br />
Deutschlands B<strong>und</strong>esverkehrsminister Peter<br />
Ramsauer: „Elektrofahrzeuge mit Wasserstoff-<br />
Brennstoffzelle fahren ohne schädliche Emissionen.<br />
Sie besitzen zudem eine hohe Reichweite<br />
<strong>und</strong> können innerhalb von Minuten aufgetankt<br />
werden. Bei ihrer Entwicklung ist<br />
Deutschland innerhalb Europas <strong>und</strong> auch<br />
weltweit Leitmarkt.“<br />
<strong>und</strong> somit den Einsatz lokal emissionsfreier<br />
Elektrofahrzeuge auf Basis<br />
der Brennstoffzellentechnologie.<br />
Ab 12. Oktober 2012 verfügt neben<br />
den Großstädten Berlin, Los<br />
Angeles <strong>und</strong> Tokio auch Wien über<br />
eine öffentliche Wasserstofftankstelle.<br />
Ebenso können dort konventionelle<br />
Kraftstoffe wie Benzin <strong>und</strong><br />
Diesel gezapft werden können. Die<br />
Versorgung der Tankstelle mit Wasserstoff<br />
erfolgt durch die nahe OMV<br />
Raffinerie Schwechat, wo prozessbedingt<br />
jährlich r<strong>und</strong> 100.000 Tonnen<br />
Wasserstoff erzeugt werden. q<br />
© BM VBS<br />
ENERGIE VISION 2+3/2013 33
Mobilität<br />
Bio-Raffinerie Pischelsdorf<br />
Bei der Herstellung von Fruchtzubereitungen für<br />
die Molkereiindustrie liegt der Agrana-Konzern<br />
weltweit an der Spitze. Im Stärkesegment ist das<br />
Unternehmen Europa meister. Und der Bioethanol-<br />
Produktionsstandort Pischelsdorf ist jetzt mit der<br />
Inbetriebnahme der Weizenstärkeanlage einer der<br />
modernsten Bio-Raffinerien in Europa.<br />
Kurz zusammengefaßt könnte<br />
man die Bioethanolerzeugung in<br />
Pischelsdorf so beschreiben, dass<br />
durch Gärung kohlehydrathaltige<br />
Biomasse in einen Kraftstoff mit einem<br />
Alkoholgehalt von mindestens<br />
99 Volumsprozent <strong>und</strong> de facto<br />
wasserfrei umgewandelt wird. Bei<br />
Agrana wird dieser Biokraftstoff vorwiegend<br />
aus stärkehaltigen Getreidearten<br />
wie Weizen <strong>und</strong> Mais, sowie<br />
Zuckerrübendicksaft, somit ausschließlich<br />
aus heimischen Pflanzen,<br />
hergestellt. Bioethanol wird aktuell<br />
in Österreich im Rahmen der<br />
gesetzlichen Substitutionsverpflichtung<br />
bereits zu fünf Prozent dem<br />
Benzin beigemischt. In einem der<br />
Bioethanolproduktion nachgelagerten<br />
Prozess werden die anfallenden<br />
Mit der Errichtung der Weizenstärkeanlage setzt<br />
Agrana-Generaldirektor Dipl.Ing. Johann Marihart einen<br />
bedeutenden Schritt bei Ressourceneffizienz,<br />
das heißt 100 Prozent Rohstoffnutzung.<br />
Reststoffe, das<br />
ist die sogenannte<br />
Schlempe,<br />
gemischt, getrocknet, pelettiert<br />
<strong>und</strong> in erster Linie als wertvolles Eiweißfuttermittel<br />
mit hohem Mineralstoff<br />
unter dem Namen ActiProt vermarktet.<br />
Mitte Juni dieses Jahres eröffneten<br />
Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat die<br />
neue Weizenstärkeanlage, in der<br />
jährlich aus r<strong>und</strong> 250.000 Tonnen<br />
Getreide die Produkte Weizenstärke,<br />
Weizengluten <strong>und</strong> Weizenkleie gewonnen<br />
werden, die als wertvolle<br />
Rohstoffe in der Papier-, Lebensmittel-<br />
<strong>und</strong> Futtermittelindustrie zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Ein weiters Highlight in Pischelsdorf<br />
ist die Kooperation mit dem Industriegaskonzern<br />
Air Liquide, der<br />
das bei der Verarbeitung der Biomasse<br />
freigesetzte Kohlendioxid<br />
abnimmt <strong>und</strong> damit einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Treibhausgasreduzierung<br />
leistet.<br />
Mit r<strong>und</strong> 8.500 Mitarbeitern an 56<br />
Produktionsstandorten auf allen<br />
Kontinenten hat sich Agrana unter<br />
der Führung von Johann Marihart in<br />
25 Jahren von einem ausschließlich<br />
österreichischen Konzern zu einem<br />
global tätigen Unternehmen erfolgreich<br />
entwickelt.<br />
q<br />
Wave strömte von Wien bis Zürich<br />
In der Zeit vom 28. Juni bis 7. Juli<br />
war Wave, das eigentlich für „World<br />
Advanced Vehicle Expedition“ steht,<br />
von Wien bis Zürich unterwegs. Es<br />
ist die größte Elektroauto-Rallye der<br />
Welt, das mit der Tour aufzeigen<br />
möchte, dass von erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>trägern angetriebene Autos<br />
längst eine zuverlässige, saubere<br />
<strong>und</strong> preiswerte Form der Mobilität<br />
darstellen. Wave-Koordinator ist der<br />
Schweizer Solarpionier Louis Palmer,<br />
der als erster Mensch in einem<br />
solar betriebenen Fahrzeug 2008<br />
die Erde umr<strong>und</strong>ete. Bei der Wave<br />
werden die Vehikel auch einem ordentlichen<br />
Härtetest unterzogen.<br />
Beurteilt werden die Eletkrofahrzeuge<br />
nicht nur nach der Geschwindigkeit,<br />
sondern auch in bestimmten<br />
vorgegebenen Kategorien wie Slalomfahren,<br />
Komfort oder Ökobilanz<br />
an zehn Etappenorten.<br />
Start war am 28. Juni in Eichgraben<br />
bei Wien. Dann ging es nach<br />
einem kurzen „<strong>Energie</strong>-Stop“ für<br />
Mensch <strong>und</strong> Maschine in der Österreichzentrale<br />
des internationalen<br />
Technologiekonzerns PhoenixContac<br />
mit Empfang durch den Geschäftsführer<br />
Mag. Thomas Lutzky<br />
weiter quer durch die Donaumetropole.<br />
Ganze 10 Tage lang fuhren die<br />
Teams dann mit 40 unterschiedlichsten<br />
Elektrofahrzeugen aus zehn<br />
Ländern die Strecke von Wien über<br />
Ungarn, Kärnten, Slowenien <strong>und</strong> die<br />
Großglockner Hochalpenstraße bis<br />
ins Engadin <strong>und</strong> durch die Rheintaler<br />
<strong>Energie</strong>städte nach Zürich. Bei<br />
einem Tagespensum von 130 bis<br />
260 Kilometern legten sie so r<strong>und</strong><br />
1800 Kilometer zurück. Teilgenommen<br />
haben Sportwagen, federleichte<br />
Eigenentwicklungen, alltagstaugliche<br />
Serienfahrzeuge, Dreiräder<br />
zum Mitstrampeln <strong>und</strong> blitzschnelle<br />
Motorräder.<br />
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Wir verbrauchen so viel <strong>Energie</strong>,<br />
als hätten wir vier Erden.<br />
Wir haben aber nur einen Planeten.<br />
Design: Auer Grafik
H 2<br />
<strong>Energie</strong> aus Sonne <strong>und</strong> Wasser.<br />
Design: Auer Grafik