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Neue Szene Augsburg 2017-02

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48 Gerilltes<br />

BONOBO<br />

MIGRATION<br />

(Ninja Tune/ RTD)<br />

Ehrlich gesagt dachte ich mir beim<br />

ersten flüchtigen Hören, was für<br />

ein durchschnittlicher 0815-Ambient-Fahrstuhl-Sound.<br />

Später jedoch,<br />

als ich mich doch noch mal<br />

auf das Teil eingelassen habe, hat<br />

mich Simon Green aka Bonobo mit<br />

auf seine Reise genommen. Und die<br />

führt in minimalistische Soundlandschaften<br />

im Cinemascope-Format<br />

mit Samples from all over. Für das<br />

Genre hat Simon ein wirklich sehr<br />

abwechslungsreiches und vor allem<br />

auch emotionales Werk geschaffen,<br />

das man fast schon ein zeitloses<br />

Meisterwerk nennen kann. „Migration“<br />

ist nicht nur ein Album für die<br />

Freunde elektronischer Musik, auch<br />

Leute, die normalerweise nicht auf<br />

den Sound stehen, werden es mehr<br />

als gut finden. (cs)<br />

<br />

DJANGO 3000<br />

IM STURM<br />

(Südpolrecords/Soulfood)<br />

Das neue Album der Djangos geht<br />

gleich stürmisch und zackig los.<br />

Was anderes hat auch keiner erwartet.<br />

Natürlich verbindet man<br />

mit den vier Jungs aus dem Chiemgau<br />

immer noch das Gypsy-Balkan-<br />

Ding, das sie auch bedienen, doch<br />

immer weniger und das ist gut so,<br />

da es auf Dauer doch zu einspurig<br />

ist. Die Jungs sind mittlerweile<br />

rumgekommen in der Welt und haben<br />

alles aufgesaugt, was ihnen so<br />

in die Ohren kam. „Im Sturm“ ist<br />

deswegen ein buntes und kurzweiliges<br />

Album geworden, mit Songs<br />

zum Anschieben und Runterkommen,<br />

nicht jeder davon ist ein<br />

Highlight, aber man kann ja nicht<br />

alles haben. Sehr stimmig und einfach<br />

auf den Punkt produziert hat<br />

das Ganze übrigens Olaf Opal. (cs)<br />

<br />

PICTURES<br />

PROMISE<br />

(Virgin Records/Universal)<br />

Erst dachte ich, die Band kommt<br />

aus England, keine Frage. Doch<br />

weit gefehlt, Pictures kommen aus<br />

Berlin und Westdeutschland (ich<br />

wusste gar nicht, dass es diesen Begriff<br />

noch gibt). Gleich mal vorweg:<br />

„Promise“ ist ein wirklich schönes<br />

Album geworden. Je öfter ich das<br />

Teil höre, umso besser gefällt es<br />

mir. Jeder der dreizehn Songs bleibt<br />

im Ohr hängen und wirkt wie eine<br />

kleine Perle, aneinandergereiht wird<br />

eine hübsche Kette daraus, die man<br />

sich gerne umhängt. Vom Songwriting<br />

und den Gesangsharmonien her<br />

kommen die Jungs den Beatles verdammt<br />

nahe. Und beim Cover denke<br />

ich an Hugo vom „Club der roten<br />

Bänder“. Zum Abschluss auch noch<br />

Respekt, denn „Promise“ ist das Debütalbum<br />

der Pictures. (cs)<br />

<br />

THE XX<br />

I SEE YOU<br />

(Young Turks/Beggars Banquet)<br />

Der Musikexpress jubelt. Nicht nur<br />

Album des Monats, nein, die Londoner<br />

Formation wird gleich zu den<br />

wichtigsten Bands des Jahrzehnts<br />

geadelt. Okay, weltweit 2,7 Millionen<br />

verkaufte Tonträger sind<br />

definitiv eine Ansage, aber noch<br />

lange kein Qualitätssiegel. Keine<br />

Ahnung, ob sich die Musikredaktion<br />

bei „I See You“ da reihenweise<br />

Valium reingepfiffen hat,<br />

ich für meinen Teil habe auch nach<br />

mehrmaligen Reinhören nur eines<br />

empfunden: gepflegte Langeweile.<br />

Und schlimmer, je länger der Hörprozess<br />

fortschreitet, desto mehr<br />

geht mir dieses weinerliche Gitarren-Dream-Pop-Gewinsel<br />

auf den<br />

Geist. (ws)<br />

<br />

ALBUM DES MONATS<br />

Junge, Junge, in den Schuhen hätte ich nicht stecken wollen, nach so<br />

einer Jahrhundertplatte wie „Schick Schock“ einen Nachfolger hinlegen<br />

zu müssen. Der Wiener Vierer zeigt sich, oder ist es vielleicht<br />

sogar, jedoch vollkommen unbeeindruckt und hat mit den im Voraus<br />

veröffentlichten Singles und Videos schon deutliche Za-Za-Zeichen ge-<br />

setzt. Bilderbuch schalten einen Gang runter und die Heizung rauf und<br />

streicheln ihre herausragenden Qualitäten: Die Mischung aus Schmäh,<br />

(Selbst-)Ironie, augenzwinkerndem Eklektizismus und, pardon, dem<br />

sexysten Sound seit Prince, treibt einem dermaßen vehement das Grinsen<br />

ins Gesicht, als hätte es Norbert Hofer nie gegeben. Vielleicht gibt<br />

es den ja auch gar nicht. Egal. Zwei Jahre nach dem letzten Knüller<br />

schmuggelt sich „Magic Life“ wieder in Hirn und Herz, Bibliothek und<br />

Bett, Disko und Dachboden. Scheiße, wo soll das eigentlich noch<br />

hinführen? Für mich zurzeit eine der deutschsprachigen<br />

Bands überhaupt. (flo)<br />

<br />

LIEBLINGS-CDS<br />

TIPP<br />

DER<br />

REDAKTION<br />

BILDERBUCH<br />

MAGIC LIFE<br />

(Maschin Records/Universal)<br />

BONOBO – Migration (cs)<br />

BILDERBUCH – Magic Life (flo)

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