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48 Gerilltes<br />
BONOBO<br />
MIGRATION<br />
(Ninja Tune/ RTD)<br />
Ehrlich gesagt dachte ich mir beim<br />
ersten flüchtigen Hören, was für<br />
ein durchschnittlicher 0815-Ambient-Fahrstuhl-Sound.<br />
Später jedoch,<br />
als ich mich doch noch mal<br />
auf das Teil eingelassen habe, hat<br />
mich Simon Green aka Bonobo mit<br />
auf seine Reise genommen. Und die<br />
führt in minimalistische Soundlandschaften<br />
im Cinemascope-Format<br />
mit Samples from all over. Für das<br />
Genre hat Simon ein wirklich sehr<br />
abwechslungsreiches und vor allem<br />
auch emotionales Werk geschaffen,<br />
das man fast schon ein zeitloses<br />
Meisterwerk nennen kann. „Migration“<br />
ist nicht nur ein Album für die<br />
Freunde elektronischer Musik, auch<br />
Leute, die normalerweise nicht auf<br />
den Sound stehen, werden es mehr<br />
als gut finden. (cs)<br />
<br />
DJANGO 3000<br />
IM STURM<br />
(Südpolrecords/Soulfood)<br />
Das neue Album der Djangos geht<br />
gleich stürmisch und zackig los.<br />
Was anderes hat auch keiner erwartet.<br />
Natürlich verbindet man<br />
mit den vier Jungs aus dem Chiemgau<br />
immer noch das Gypsy-Balkan-<br />
Ding, das sie auch bedienen, doch<br />
immer weniger und das ist gut so,<br />
da es auf Dauer doch zu einspurig<br />
ist. Die Jungs sind mittlerweile<br />
rumgekommen in der Welt und haben<br />
alles aufgesaugt, was ihnen so<br />
in die Ohren kam. „Im Sturm“ ist<br />
deswegen ein buntes und kurzweiliges<br />
Album geworden, mit Songs<br />
zum Anschieben und Runterkommen,<br />
nicht jeder davon ist ein<br />
Highlight, aber man kann ja nicht<br />
alles haben. Sehr stimmig und einfach<br />
auf den Punkt produziert hat<br />
das Ganze übrigens Olaf Opal. (cs)<br />
<br />
PICTURES<br />
PROMISE<br />
(Virgin Records/Universal)<br />
Erst dachte ich, die Band kommt<br />
aus England, keine Frage. Doch<br />
weit gefehlt, Pictures kommen aus<br />
Berlin und Westdeutschland (ich<br />
wusste gar nicht, dass es diesen Begriff<br />
noch gibt). Gleich mal vorweg:<br />
„Promise“ ist ein wirklich schönes<br />
Album geworden. Je öfter ich das<br />
Teil höre, umso besser gefällt es<br />
mir. Jeder der dreizehn Songs bleibt<br />
im Ohr hängen und wirkt wie eine<br />
kleine Perle, aneinandergereiht wird<br />
eine hübsche Kette daraus, die man<br />
sich gerne umhängt. Vom Songwriting<br />
und den Gesangsharmonien her<br />
kommen die Jungs den Beatles verdammt<br />
nahe. Und beim Cover denke<br />
ich an Hugo vom „Club der roten<br />
Bänder“. Zum Abschluss auch noch<br />
Respekt, denn „Promise“ ist das Debütalbum<br />
der Pictures. (cs)<br />
<br />
THE XX<br />
I SEE YOU<br />
(Young Turks/Beggars Banquet)<br />
Der Musikexpress jubelt. Nicht nur<br />
Album des Monats, nein, die Londoner<br />
Formation wird gleich zu den<br />
wichtigsten Bands des Jahrzehnts<br />
geadelt. Okay, weltweit 2,7 Millionen<br />
verkaufte Tonträger sind<br />
definitiv eine Ansage, aber noch<br />
lange kein Qualitätssiegel. Keine<br />
Ahnung, ob sich die Musikredaktion<br />
bei „I See You“ da reihenweise<br />
Valium reingepfiffen hat,<br />
ich für meinen Teil habe auch nach<br />
mehrmaligen Reinhören nur eines<br />
empfunden: gepflegte Langeweile.<br />
Und schlimmer, je länger der Hörprozess<br />
fortschreitet, desto mehr<br />
geht mir dieses weinerliche Gitarren-Dream-Pop-Gewinsel<br />
auf den<br />
Geist. (ws)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
Junge, Junge, in den Schuhen hätte ich nicht stecken wollen, nach so<br />
einer Jahrhundertplatte wie „Schick Schock“ einen Nachfolger hinlegen<br />
zu müssen. Der Wiener Vierer zeigt sich, oder ist es vielleicht<br />
sogar, jedoch vollkommen unbeeindruckt und hat mit den im Voraus<br />
veröffentlichten Singles und Videos schon deutliche Za-Za-Zeichen ge-<br />
setzt. Bilderbuch schalten einen Gang runter und die Heizung rauf und<br />
streicheln ihre herausragenden Qualitäten: Die Mischung aus Schmäh,<br />
(Selbst-)Ironie, augenzwinkerndem Eklektizismus und, pardon, dem<br />
sexysten Sound seit Prince, treibt einem dermaßen vehement das Grinsen<br />
ins Gesicht, als hätte es Norbert Hofer nie gegeben. Vielleicht gibt<br />
es den ja auch gar nicht. Egal. Zwei Jahre nach dem letzten Knüller<br />
schmuggelt sich „Magic Life“ wieder in Hirn und Herz, Bibliothek und<br />
Bett, Disko und Dachboden. Scheiße, wo soll das eigentlich noch<br />
hinführen? Für mich zurzeit eine der deutschsprachigen<br />
Bands überhaupt. (flo)<br />
<br />
LIEBLINGS-CDS<br />
TIPP<br />
DER<br />
REDAKTION<br />
BILDERBUCH<br />
MAGIC LIFE<br />
(Maschin Records/Universal)<br />
BONOBO – Migration (cs)<br />
BILDERBUCH – Magic Life (flo)