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* Augsbürger<br />
66<br />
Barmann<br />
ROBERT MASCHEK<br />
Abschlussball - Hotel 3 Mohren: “Hier hast du 50 Mark, Junge. Jetzt geh mal<br />
mit deiner Tanzpartnerin an die Bar und bestell euch was Ordentliches!” Ein<br />
Angebot des Vaters, das der Sohn nicht ablehnen kann. An diesem Abend<br />
bestellt der junge Robert Maschek seinen ersten richtigen Drink: “Brandy<br />
Alexander” – ein Schlüsselerlebnis. Den Grundstein für die jahrzehntelange<br />
Gastrokarriere legt <strong>Augsburg</strong>s Barkeeper-Legende als Schüler - durch eine<br />
eher unorthodoxe Ausbildung im elterlichen Lotto-Toto-Laden in Göggingen:<br />
Freitagnachmittags schiebt die Aushilfskraft Fabrikarbeitern ihren Jägermeister<br />
über den Tresen und lernt nebenbei Kopfrechnen. Er zapft Bier<br />
– mal auf Hochzeiten, mal im “Zeughaus”-Biergarten – und hilft im “Paulaner<br />
Bräustüberl” am Predigerberg aus. Dann funkt die Staatsmacht dazwischen:<br />
Die Teilnahme am Verweigerungskurs im “Thing” erweist sich als<br />
vergebens. Mascheks Antrag auf Wehrdienstverweigerung wird als “nicht<br />
überzeugend” abgelehnt und ehe er sich versieht, lernt er 15 Monate lang als<br />
Gebirgsjäger in Mittenwald körperliche Grenzen kennen. Zurück in <strong>Augsburg</strong><br />
fährt der leidenschaftliche Musiksammler dann mehrgleisig: Ab 1988 reicht<br />
er im Oberhauser Kultclub “Bootleg” Bier über den Tresen, mixt Londrinks<br />
und Cocktails. Parallel dazu rezensiert der freischaffende Autor Konzerte<br />
und Tonträger, führt Musikerinterviews jenseits des Mainstreams und legt<br />
seine favorisierten Undergroundbands auf. Als der Laden aufgeben muss,<br />
verschlägt es “Captain James T.”, wie der Bekanntenkreis ihn damals in Anlehnung<br />
an Star Trek wegen seines spacigen Festival-Outfits tauft, zunächst<br />
ins “Liliom”. “Vega” (heute: “Alte Liebe”) und “Kerosin” (heute: “Bungalow”)<br />
sind die nächsten Stationen seiner beruflichen Vita, die im Juli 1995 um eine<br />
Vollzeitstelle als Barchef im “Eickmanns” ergänzt wird, dem er bis zu dessen<br />
Schließung treu bleibt. Mit einer Vorliebe für hochwertigste Grundzutaten<br />
und raffinierte Rezepturen jenseits kurzlebiger Trends stellt er seine eigene<br />
Barkarte zusammen und lernt Etikette, Anforderungen, aber auch Grenzen<br />
des Bartender-Jobs kennen: “Ein guter Barmann muss sich in Anwesenheit<br />
von Gästen stets professionell verhalten. Er muss eloquent sein, zügig und<br />
korrekt arbeiten, sich merken können, was ein Stammgast trinkt oder einer<br />
Person den Drink empfehlen können, der zu ihr passt. Psychologe zu sein<br />
ist allerdings nicht mein Job!” Als das gediegene Kaffeehaus nach gut acht<br />
Jahren seine Pforte schließt, heuert Maschek im “Capitol” am Moritzplatz an,<br />
um dort fortan den Barbetrieb auszubauen. Seit einem kurzen Intermezzo im<br />
“Kaffeehaus im Thalia” hat der seit 1989 fest liierte Handy- und Internetverweigerer<br />
im “Anna” seine Heimat gefunden. Dort kredenzt das Barkeeper-Urgestein<br />
Eigenkreationen und Klassiker - und das auf unbestimmte Zeit: “Ich<br />
werde Manhattans und Martinis rühren, bis ich den Löffel abgebe!” (Text &<br />
Foto: Fabian Schreyer)