Drache_(Mythologie)
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<strong>Drache</strong> (<strong>Mythologie</strong>)<br />
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />
Ein <strong>Drache</strong> (lateinisch draco, altgriechisch drákōn „Schlange“;<br />
eigentlich: „der starr Blickende“; bei den Griechen und Römern die<br />
Bezeichnung für jede ungiftige größere Schlangenart) ist ein<br />
schlangenartiges Mischwesen der <strong>Mythologie</strong>, in dem sich<br />
Eigenschaften von Reptilien, Vögeln und Raubtieren in<br />
unterschiedlichen Variationen miteinander verbinden. Häufig ist er<br />
geflügelt, mit Adlerklauen oder Löwenpranken ausgestattet und speit<br />
Feuer. Der <strong>Drache</strong> ist als Fabelwesen aus Mythen, Sagen, Legenden und<br />
Märchen vieler Kulturen bekannt; bis in die Neuzeit wurde er als<br />
wirklich existierendes Tier angesehen.<br />
In orientalischen und westlichen Schöpfungsmythen ist der <strong>Drache</strong> ein<br />
Sinnbild des Chaos, ein gott und menschenfeindliches Ungeheuer, das<br />
die fruchtbringenden Wasser zurückhält und Sonne und Mond zu<br />
verschlingen droht. Es muss von einem Helden oder einer Gottheit im<br />
Kampf überwunden und getötet werden, damit die Welt entstehen oder<br />
weiterbestehen kann (siehe <strong>Drache</strong>ntöter). Dagegen ist der ostasiatische<br />
<strong>Drache</strong> ein zwiespältiges Wesen mit überwiegend positiven<br />
Eigenschaften: Regen und Glücksbringer und Symbol der Fruchtbarkeit<br />
und der kaiserlichen Macht. [1]<br />
Der babylonische <strong>Drache</strong> Mušḫuššu<br />
(Relief aus glasierten Ziegeln am<br />
IschtarTor, um 600 v. Chr.)<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Beschreibung des <strong>Drache</strong>nmythos<br />
1.1 Aussehen und Attribute<br />
1.2 Ikonografie<br />
1.3 Literarische Motive<br />
1.4 <strong>Drache</strong>nkampf<br />
1.5 <strong>Drache</strong>nhort<br />
2 Verbreitung von <strong>Drache</strong>nmythen<br />
2.1 Klassische <strong>Drache</strong>n<br />
2.1.1 Vorderer Orient<br />
2.1.2 Bibel<br />
2.1.3 Griechische und römische Antike<br />
2.1.4 Christliches Mittelalter<br />
2.1.5 Frühe Naturwissenschaft<br />
2.1.6 Märchen und Sage<br />
2.1.7 Ostasien<br />
2.1.8 Amerika<br />
2.1.9 Islam<br />
2.2 <strong>Drache</strong>n in der Moderne<br />
2.2.1 <strong>Drache</strong>n und Saurier<br />
2.2.2 FantasyKultur<br />
2.2.3 Kinderliteratur und Zeichentrickserien<br />
2.2.4 Moderne Symbolik und Werbung<br />
3 Erklärungen<br />
3.1 Naturgeschichtliche Ursprungshypothesen<br />
3.2 Mythologische Deutung<br />
Der heilige Georg im Kampf mit dem<br />
<strong>Drache</strong>n (Paolo Uccello um 1470)
3.3 Psychologische Deutung<br />
4 Siehe auch<br />
5 Literatur<br />
6 Weblinks<br />
7 Einzelnachweise<br />
Beschreibung des <strong>Drache</strong>nmythos<br />
Aussehen und Attribute<br />
Erzählungen und Bilder von <strong>Drache</strong>n sind in vielen Kulturen und<br />
Epochen bekannt, entsprechend mannigfaltig sind seine<br />
Erscheinungsformen. Grundsätzlich handelt es sich um ein Mischwesen,<br />
das sich aus mehreren realen Tieren zusammensetzt, doch werden die<br />
mehrköpfigen Schlangen der antiken <strong>Mythologie</strong>n ebenfalls als <strong>Drache</strong>n<br />
betitelt. Die Schlangenanteile sind bei den meisten <strong>Drache</strong>n<br />
vorherrschend. Der Körper ist meist geschuppt. Der Kopf – oder die<br />
Köpfe, oft sind es drei oder sieben – stammt von einem Krokodil, einem<br />
Löwen, einem Panther oder einem Wolf. Die Füße sind Tatzen von<br />
Raubkatzen oder Adlerklauen. Meist besitzt der <strong>Drache</strong> vier; es gibt<br />
aber auch zweifüßige Formen wie die Wyvern und schlangenartige<br />
Mischwesen ohne Füße. Diese werden in Typologien als Kriech<br />
<strong>Drache</strong>n den Flug<strong>Drache</strong>n gegenübergestellt. Die Flügel des <strong>Drache</strong>n erinnern an Greifvögel oder<br />
Heiliger Georg, Wandgemälde am<br />
Schwabentor, Freiburg, Fritz Geiges.<br />
Fledermäuse. Verbreitete Elemente sind eine gespaltene Zunge, ein scharfer, durchdringender Blick, der feurige<br />
Schlund und ein giftiger Atem. Die Abgrenzung zu anderen mythischen Wesen ist nicht immer klar erkennbar.<br />
Besonders Schlangenmythen weisen viele Gemeinsamkeiten zu <strong>Drache</strong>nerzählungen auf, und vom Basilisken<br />
entlehnt ist die in manchen Erzählungen geschilderte Herkunft des <strong>Drache</strong>n aus einem Hahnenei. Der<br />
chinesische <strong>Drache</strong> vereint in sich die Merkmale von neun verschiedenen Tieren: Neben einem Schlangenhals<br />
besitzt er den Kopf eines Kamels, die Hörner eines Rehbocks, die Ohren einer Kuh, den Hinterleib einer<br />
Muschel, die Schuppen eines Fisches, die Klauen eines Adlers, die Augen des Teufels und die Tatzen des<br />
Tigers. Der westliche <strong>Drache</strong> ist meist von furchterregender Gestalt und Größe; als Sinnbild des Teufels<br />
bestimmt die Hässlichkeit seine Erscheinung. In seiner klassischen Form ist er allen vier Elementen zugehörig:<br />
Er kann fliegen, schwimmen, kriechen und Feuer speien. [2]<br />
Ikonografie<br />
Der antike <strong>Drache</strong> war vor allem ein Schreckbild und ein Herrschaftssymbol. Das römische Heer übernahm die<br />
Dracostandarte als Feldzeichen von den Parthern oder Dakern. [3] Die purpurne <strong>Drache</strong>nfahne stand dem Kaiser<br />
zu; sie wurde ihm in der Schlacht und bei Feierlichkeiten vorangetragen. Das Mittelalter führte diese Symbolik<br />
auf Fahnen, Wappen, Schildern und Helmen fort. Als Kaisertier diente der <strong>Drache</strong> noch Maximilian I., und mit<br />
der Thronbesteigung des Hauses Tudor gelangte der goldene <strong>Drache</strong> in das Wappen von Wales. [4]<br />
Der eigenständige Bildtypus des geflügelten, feuerspeienden <strong>Drache</strong>n in klarer Abgrenzung von der Schlange<br />
setzte sich in Europa erst in der Karolingerzeit durch. In der bildenden Kunst und Emblematik des christlichen<br />
Mittelalters erscheint er vor allem als Verkörperung des Teufels oder Dämons. Er dient aber auch als Symbol<br />
von Wachsamkeit, Logik, Dialektik, Klugheit und Stärke; in Bauplastik und Buchmalerei finden sich auch rein<br />
ornamentale Darstellungen. Ab dem Hochmittelalter ist das vorherrschende Motiv der christlichen<br />
<strong>Drache</strong>ndarstellungen der Kampf gegen das Böse und die Erbsünde. Populäre <strong>Drache</strong>ntöter sind der Heilige<br />
Georg und Erzengel Michael, manchmal erscheint auch Christus selbst als Sieger über die Bestie. Zuweilen tritt<br />
die Schlange aus dem Paradies in <strong>Drache</strong>ngestalt auf, die Bilder des Jüngsten Gerichts zeigen die Hölle als<br />
<strong>Drache</strong>nschlund. Die dämonische Variante ist das <strong>Drache</strong>nbild, das in der Gegenwart die FantasyKultur<br />
übernahm.
Obwohl es auch in Ostasien verschiedene Typen gibt, ist die Darstellung<br />
des klassischen chinesischen <strong>Drache</strong>n Long stark formalisiert. Auf<br />
zeremoniellen Gewändern zeigte seine Farbe und die Anzahl der Klauen<br />
den Rang des Trägers an. Der gelbe <strong>Drache</strong> mit fünf Klauen blieb<br />
ausschließlich dem Kaiser selbst vorbehalten. Ein besonderes Attribut<br />
des chinesischen <strong>Drache</strong>n ist ein Spielzeug: Zu dem Papierdrachen der<br />
chinesischen Feste in New York gehört ein roter Ball, auf Keramik ist<br />
seit der MingZeit der <strong>Drache</strong> verbreitet, der eine Perle jagt. Die<br />
Bedeutung des kostbaren Schmuckstücks ist nicht geklärt. Sie könnte<br />
den Mond oder die Vollkommenheit symbolisieren. [5]<br />
Literarische Motive<br />
Von allen Elementen wird der <strong>Drache</strong> am häufigsten mit dem Wasser in<br />
Verbindung gebracht. Der ostasiatische <strong>Drache</strong> bringt den Regen und<br />
garantiert die Fruchtbarkeit der Felder, die antiken <strong>Drache</strong>n sind häufig<br />
Meeresungeheuer. In Märchen und Sagen tritt das wasserhütende Untier<br />
auf: Es bewacht die einzige Quelle oder den Fluss, der als<br />
Nahrungsgrundlage dient, und ist verantwortlich für<br />
Überschwemmungen und Dürrekatastrophen. Im Märchen fordert die<br />
Karolingische Panzerreiterei mit einer<br />
Dracostandarte (Psalterium Aureum,<br />
Illustration zu Feldzug des Joab,<br />
9. Jahrhundert)<br />
Bestie regelmäßig Menschenopfer. Die Rettung des Opfers, vorzugsweise einer Jungfrau und Königstochter,<br />
sichert dem Sieger ein Königreich. In Höhlen hausende Erd<strong>Drache</strong>n bewachen Schätze. Dieses Motiv, das seit<br />
der Antike bekannt ist, steht möglicherweise im Zusammenhang mit dem Totenglauben. Noch in Volkssagen<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts sind es oft Verstorbene, die in <strong>Drache</strong>ngestalt ihre Hinterlassenschaften vor dem<br />
Zugriff der Lebenden sichern. Als chthonische Gestalt weist den <strong>Drache</strong>n auch seine Verbindung zu Schlangen<br />
aus. Der <strong>Drache</strong> ist die Vergrößerung der Schlange ins GroteskPhantastische. [6]<br />
<strong>Drache</strong>nkampf<br />
Der <strong>Drache</strong>nkampf ist der häufigste mit dem <strong>Drache</strong>n verbundene literarische Topos. Dabei lassen sich mehrere<br />
Typen von Erzählungen unterscheiden, etwa nach dem Stand des Helden oder dem Schauplatz (konkret oder<br />
undefiniert). In der Antike überwiegt der heroische Kampf, als <strong>Drache</strong>ntöter treten Götter oder mächtige<br />
Helden auf. Der christlichlegendäre <strong>Drache</strong>nkampf, der in der Hauptsache der biblischen Tradition entstammt,<br />
schildert die Auseinandersetzung der Heiligen mit dem Bösen, der <strong>Drache</strong> dient dabei als Allegorie.<br />
Ausschlaggebend ist hier nicht Körperkraft oder Geschicklichkeit, sondern der Glaube; oft verhilft schon ein<br />
Gebet zum Sieg. Auch andere Untiere wie riesige Wildschweine können die Funktion des <strong>Drache</strong>n<br />
übernehmen. Einen weiteren Typus bildet der ritterlichadlige <strong>Drache</strong>ntöter, der den <strong>Drache</strong>n im Zweikampf<br />
erschlägt. Zwar verfügen diese Heldenfiguren meist über Stärke, Mut und hohe Moral, müssen jedoch aufgrund<br />
der körperlichen Überlegenheit des <strong>Drache</strong>n oft auch auf eine List zurückgreifen. Im bürgerlichbäuerlichen<br />
Bereich der Märchen und Sagen werden die bedrohlichen Untiere oft überlistet, vergiftet oder verzaubert. Hier<br />
zählt nur das Resultat. Die Plage muss beseitigt werden, die Eigenschaften des <strong>Drache</strong>ntöters sind<br />
nebensächlich. Bis in die Gegenwart wird das Bild des <strong>Drache</strong>n verwendet, um die Auseinandersetzung von<br />
Gut und Böse darzustellen, den Gegner zu dämonisieren und den Sieger als übermächtigen Helden erscheinen<br />
zu lassen. [2]<br />
<strong>Drache</strong>nhort<br />
Ein <strong>Drache</strong>nhort ist eine Ansammlung von Schätzen in der Obhut eines meist feuerspeienden <strong>Drache</strong>n. Solche<br />
Horte finden sich in Märchen, Legenden, Erzählungen, Sagen und in der modernen FantasyLiteratur, wie<br />
beispielsweise in dem Roman Der Hobbit von J. R. R. Tolkien. Meistens liegt der <strong>Drache</strong>nhort in einer Höhle,<br />
in der er von dem <strong>Drache</strong>n argwöhnisch bewacht wird. In einigen Legenden bricht ein <strong>Drache</strong>ntöter auf, um<br />
den Bewacher zu erschlagen und den Schatz an sich zu bringen. Manche dieser Schätze sind fluchbeladen und<br />
bringen Unglück über den Helden: Etwa das Niflungenerbe in der altnordischen Edda, das den Vatermörder
Fafnir in einen Lindwurm verwandelt. In der Völsunga saga ist es ein Goldschatz, der sich in einem Otterfell<br />
befindet, welches aufgestellt und zusätzlich nochmals mit Gold bedeckt werden muss, bis nichts mehr von dem<br />
Otter sichtbar ist. Im Beowulf befinden sich in einem solchen Hort goldenes Geschirr, Banner, Helme und<br />
Ringe. [7]<br />
Verbreitung von <strong>Drache</strong>nmythen<br />
Klassische <strong>Drache</strong>n<br />
Vorderer Orient<br />
Die ältesten sumerischen Darstellungen von <strong>Drache</strong>n<br />
finden sich auf Rollsiegeln aus der UrukZeit. Sie<br />
gehören zu den Mischwesen, die in einer Vielzahl im<br />
Bilderrepertoire des alten Orients vertreten sind. Die<br />
älteste schriftliche Erwähnung eines <strong>Drache</strong>n findet<br />
sich in der KešTempelHymne [8] von ca. 2600 v. Chr.<br />
Es lassen sich zwei drachenartige Grundtypen<br />
identifizieren: Schlangendrachen (Ende des<br />
4. Jahrtausends v. Chr.), die mindestens zum Teil einer<br />
Schlange ähneln, und Löwendrachen, die zumeist aus<br />
Schlangendrachen und Löwenadler auf einem<br />
sumerischen Rollsiegel (UrukZeit um 3000 v. Chr.)<br />
Elementen von Löwen und Vögeln zusammengesetzt sind (Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr.). Wie alle<br />
Mischwesen sind die altorientalischen <strong>Drache</strong>n weder Götter noch Dämonen, sondern gehören zu einer eigenen<br />
Klasse übernatürlicher Wesen, deren Namen und Gestalt auf einen Zusammenhang mit dem Tierreich oder mit<br />
den Naturgewalten hinweisen. Sie sind nicht eindeutig negativ besetzt. Es gibt Ausnahmen, wie die feindlichen<br />
vielköpfigen Schlangen, die der frühdynastischen Zeit entstammen. In der Regel treten die frühen <strong>Drache</strong>n in<br />
Text und Bild als mächtige, manchmal gefährliche, manchmal aber auch beschützende Wesen auf.<br />
Die <strong>Drache</strong>n stehen zunächst in loser Verbindung mit Gottheiten. In der AkkadZeit werden sie den Göttern als<br />
Diener beigesellt, manchmal sind es Rebellen und besiegte Gegner. Auf Siegeln aus der Zeit um 2500 v. Chr.<br />
erscheint das Motiv des <strong>Drache</strong>nkampfes, das aber erst Jahrhunderte später in mythologischen Erzählungen<br />
überliefert ist. Als <strong>Drache</strong>ntöter treten in mesopotamischen Texten des späten 3. Jahrtausends zunächst lokale<br />
Götter auf. Vereinigt werden die Traditionen um 2100 v. Chr. im AnzuMythos: Der Kriegergott Ninurta aus<br />
Nippur siegt über den Löwenadler Anzu, der die Schicksalstafeln gestohlen hat, und löst in der Folge Enlil als<br />
obersten Gott des sumerischakkadischen Pantheons ab. Die Ninurta<strong>Mythologie</strong> verbreitete sich im<br />
1. Jahrtausend mit dem Aufstieg des assyrischen Reiches im ganzen Vorderen Orient; als Nimrod fand er<br />
Eingang in die biblische Überlieferung. Während der AnzuMythos den Generationswechsel in der<br />
Götterhierarchie zum Thema hat, beschreibt ein zweiter orientalischer Typus den Kampf des Wettergottes mit<br />
der Urgewalt des Meeres, symbolisiert durch die gehörnte Meeresschlange. Dieses Motiv findet sich im<br />
hethitischen IlluyankaMythos, der um 1700 v. Chr. entstand, in dem um 1600 v. Chr. niedergeschriebenen<br />
ugaritischen BaalZyklus und in dem Kampf Marduks, des babylonischen Hauptgottes, gegen die<br />
Meeresgottheit Tiamat. Im Gefolge der Tiamat befinden sich wilde Schlangendrachen (ušumgallē nadrūti), die<br />
Schlange Basmu und der <strong>Drache</strong> Mušḫušḫu. Die facettenreichen altorientalischen Mythen schufen ein Bild des<br />
<strong>Drache</strong>n, das bis heute sichtbar ist, denn sie flossen in die Texte des Alten Testaments ein. Der <strong>Drache</strong> der<br />
christlichen Tradition hat im alten Vorderen Orient seinen Ursprung. [9]<br />
Bibel<br />
Die hebräische Bibel benutzt das Wort tannîn für Landschlangen und schlangenartige Meeresdrachen. Daneben<br />
kennt sie mit Leviathan und Rahab zwei individuelle, besonders gefährliche Schlangendrachen. Beide kommen<br />
aus dem Meer, und in beiden lebt die vorderasiatische Erzähltradition fort. Leviathan ist mit Litanu, dem<br />
Widersacher Baals, verwandt, der Name Rahab hat wohl mesopotamische Wurzeln. Im Alten Testament tritt der<br />
Gott Jahwe in die Fußstapfen der orientalischen Wettergötter, zerschmettert den <strong>Drache</strong>n, zähmt das Meer
(Habakuk, 3,5) und wird damit zum Begründer der kosmischen<br />
Ordnung. [10] Auch der ägyptische Pharao als der Feind Gottes wird<br />
mit einem <strong>Drache</strong>n (tannîn) verglichen (Buch Ezechiel, 32:2b–8):<br />
„Du bist gleich wie ein Löwe unter den Heiden und wie ein<br />
Meerdrache und springst in deinen Strömen und rührst das Wasser<br />
auf mit deinen Füßen und machst seine Ströme trüb.“<br />
Der biblische <strong>Drache</strong>nmythos gibt die altorientalischen Vorbilder<br />
aber nicht nur wieder, er entwickelt sie weiter. Der <strong>Drache</strong>nkampf ist<br />
nicht mehr nur eine Tat des Anfangs, sondern wird auch zu einer Tat<br />
des Endes. Bereits das Buch Daniel schildert Visionen endzeitlicher<br />
Löwendrachen, und die Offenbarung des Johannes lässt den Erzengel<br />
Michael mit dem großen feuerroten, siebenköpfigen<br />
Schlangendrachen kämpfen. Michael siegt im Himmelskampf, und<br />
„[…] es wurde hinausgeworfen der große <strong>Drache</strong>, die alte<br />
Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt<br />
verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel<br />
wurden mit ihm dahin geworfen.“<br />
– Offenbarung des Johannes, 12, 9<br />
Kampf des Erzengels Michael mit dem<br />
<strong>Drache</strong>n (Miniatur von Jean Fouquet aus<br />
seinem Stundenbuch des Étienne<br />
Chevalier, um 1450)<br />
In den Bildern der JohannesApokalypse wird der <strong>Drache</strong> endgültig<br />
zum personifizierten Bösen, der nach seinem Sturz vom Himmel für<br />
alle Gewalt verantwortlich zeichnet. Seine Vernichtung fällt mit dem Ende der Welt zusammen. [9]<br />
Griechische und römische Antike<br />
Bei den griechischen <strong>Drache</strong>n (drakos) überwiegt der<br />
Schlangenaspekt. Die Ungeheuer der griechischen <strong>Mythologie</strong><br />
kommen aus dem Meer oder hausen in Höhlen. Sie sind oft<br />
mehrköpfig, riesig und hässlich, besitzen einen scharfen Blick und<br />
einen feurigen Atem, haben aber selten Flügel. Bekannte griechische<br />
<strong>Drache</strong>n sind der hundertköpfige Typhon, die neunköpfige Hydra,<br />
der Schlangengott Ophioneus und Python, Wächter des Orakels von<br />
Delphi. Ladon bewacht die goldenen Äpfel der Hesperiden, und auch<br />
in der Argonautensage taucht das Motiv des Bewachers auf. In dieser<br />
Version des Mythos ist es nicht nötig, die Bestie im Kampf zu töten.<br />
Bevor Iason das Goldene Vlies raubt, wird der <strong>Drache</strong> von Medea<br />
eingeschläfert. Aus der griechischen Sage stammt die Konstellation<br />
von <strong>Drache</strong>, Held und der schönen Prinzessin, die dem Untier<br />
Das Seeungeheuer Ketos auf dem<br />
Gemälde Perseus befreit Andromeda<br />
(Piero di Cosimo, um 1515)<br />
geopfert werden soll. Die Rettung Andromedas vor dem Seeungeheuer Ketos durch Perseus ist seit der Antike<br />
ein beliebtes Motiv in der Kunst.<br />
Die Antike hat das <strong>Drache</strong>nbild nachfolgender Epochen um etliche Facetten bereichert. Von den Griechen und<br />
Römern übernahm Europa das Wort „<strong>Drache</strong>“. Das griechische „drácōn“ („der starr Blickende“, zu gr.<br />
„dérkomai“ „ich sehe“) ist als Lehnwort über das Lateinische „draco“ in die europäischen Sprachen gelangt:<br />
Als „trahho“ beispielsweise in das Althochdeutsche, als „dragon“ in das Englische und Französische, als<br />
„drake“ in das Schwedische. Auf die griechische Astronomie geht die Bezeichnung des gleichnamigen<br />
Sternbildes zurück, und auch die europäische <strong>Drache</strong>nSymbolik zeigt antiken Einfluss. Die Dracostandarte,<br />
ursprünglich ein dakisches oder sarmatisches Feldzeichen, übernahmen die germanischen und slawischen<br />
Stämme der Völkerwanderungszeit vom römischen Heer. Das furchterregende Untier ist hier kein Feind,<br />
sondern ein Symbol der eigenen Stärke, das den Gegner einschüchtern soll. [11]<br />
Christliches Mittelalter
Das christliche Mittelalter hält die starke Verbindung zwischen<br />
<strong>Drache</strong>n und Teufel aufrecht. Auf Bildern von Exorzismen fahren die<br />
Teufel in Form kleiner <strong>Drache</strong>n aus dem Mund des Besessenen<br />
heraus, Dämonen in <strong>Drache</strong>ngestalt zieren Taufbecken und<br />
Wasserspeier gotischer Kathedralen. Die allegorische Bildersprache<br />
der Bibel übernehmen die Heiligenlegenden. An die 30 Gegner hat<br />
der <strong>Drache</strong> allein in der Legenda aurea, insgesamt sind um die<br />
60 <strong>Drache</strong>nheilige bekannt. Das Untier steht für die Qualen der<br />
Blutzeugen in den Märtyrerakten, in den Viten der<br />
frühmittelalterlichen Glaubensboten personifiziert der <strong>Drache</strong> das<br />
Heidentum, die Sünde, später die Ketzerei. Er wird nicht immer im<br />
Kampf getötet. Der Sieg über ihn ist ein mit Gottes Hilfe vollzogenes<br />
Wunder, es genügt auch das Zeichen des Kreuzes oder ein Gebet, um<br />
ihn zu verscheuchen. Drei <strong>Drache</strong>nheilige rangieren im<br />
Hochmittelalter unter den 14 Nothelfern: Margareta von Antiochia,<br />
die den <strong>Drache</strong>n mit dem Kreuzzeichen abwehrte, Cyriakus, der<br />
einer Kaisertochter den Teufel austrieb, und Georg. Er wird der<br />
populärste aller heiligen <strong>Drache</strong>ntöter; sein Lanzenkampf gegen die<br />
Bestie wird bis heute in zahllosen Darstellungen weltweit verbreitet.<br />
Die Wappenbilder deutscher Städte, die den <strong>Drache</strong>n als gemeine<br />
Figur zeigen, sind überwiegend von Georgslegenden abgeleitet, und<br />
viele Volksbräuche und <strong>Drache</strong>nfeste lassen sich darauf<br />
zurückführen. Bekannt sind zum Beispiel der Further <strong>Drache</strong>nstich<br />
und in Belgien die Ducasse de Mons. Ein spektakuläres Fest ist der<br />
katalanische Feuerlauf Correfoc, bei dem feuerspeiende <strong>Drache</strong>n und<br />
Teufel durch die Straßen ziehen. Das Fest hat möglicherweise<br />
vorchristlichen Ursprung, ist aber seit dem Mittelalter mit dem<br />
katalanischen Landespatron St. Georg verknüpft. In Metz war es<br />
dagegen der Legende nach Bischof Clemens, der den im<br />
Amphitheater hausenden <strong>Drache</strong>n Graoully vertrieben und an seiner<br />
Stola aus der Stadt geführt hatte. Bis ins 19. Jahrhundert wurde eine<br />
Darstellung des <strong>Drache</strong>n durch die Straßen getragen und von den<br />
Kindern der Stadt geschlagen. [12]<br />
Detail der Skulptur Hl. Georg im Kampf<br />
mit dem <strong>Drache</strong>n (Tilman<br />
Riemenschneider, um 1495)<br />
Knaufkrone und Knaufstange eines<br />
Wikingerschwertes im JellingStil<br />
(Nachbildung eines Fundes in Busdorf im<br />
WikingerMuseum Haithabu)<br />
Eine herausragende Stellung nimmt der <strong>Drache</strong> in der ornamentalen<br />
Bildkunst der Wikingerzeit ein. <strong>Drache</strong>nköpfe verzieren<br />
Runensteine, Fibeln, Waffen und Kirchen. „Dreki“ ist in der<br />
Wikingerzeit eine verbreitete Schiffstypenbezeichnung; als bildliches<br />
Motiv am Bug ist der <strong>Drache</strong> allerdings entgegen modernen<br />
Adaptationen archäologisch nicht nachgewiesen. In der germanischen Literatur ist der <strong>Drache</strong> vom<br />
8. Jahrhundert bis in die Neuzeit gut belegt, besonders in der Heldendichtung, vereinzelt auch in den<br />
Der Tatzelwurm aus Ulisse Aldrovandis<br />
Serpentum et Draconum historia (1640)<br />
altnordischen Skalden. Das altenglische Epos Beowulf erwähnt einige Male kriechende oder fliegende <strong>Drache</strong>n,<br />
die unter anderem als Hüter von Schätzen fungieren. In altskandinavischen Quellen schützen sie vor feindlichen<br />
Geistern. Das germanische Wort Lindwurm ist ein Pleonasmus: Sowohl das altisländische linnr als auch der<br />
wurm bezeichnen eine Schlange, und auch die Beschreibungen der Lindwürmer sind eher schlangen als<br />
drachenähnlich. Die Germanen übernahmen später nicht nur die Bezeichnung, sondern auch die Vorstellung des<br />
fliegenden Ungetüms. Der lintdrache des Nibelungenliedes zeigt die Verschmelzung beider<br />
Glaubensvorstellungen an. In die mittelalterlichen germanischen Quellen fließen auch Vorstellungen der<br />
nordischen <strong>Mythologie</strong> ein, wie die Midgardschlange oder Fafnir, ein habgieriger Vatermörder in<br />
<strong>Drache</strong>ngestalt, von dessen Schicksal die Edda und die VölsungaSaga berichten. Der Neid<strong>Drache</strong> Nidhöggr,<br />
der an der Weltenesche nagt, ist dagegen eher auf christliche Visionsliteratur zurückzuführen. Die Beziehungen<br />
zwischen nichtchristlichem und christlichem Erbe sind im Einzelnen ungewiss.
Im Hochmittelalter wird der <strong>Drache</strong> ein beliebter Gegner der Ritter in der Heldenepik und im höfischen Roman.<br />
In der Artustradition, besonders aber in dem Sagenkreis um Dietrich von Bern ist ein <strong>Drache</strong>nkampf fast schon<br />
obligatorischer Bestandteil eines heroischen Lebenslaufes. Mit dem Sieg rettet der Held eine Jungfrau oder ein<br />
ganzes Land, erwirbt einen Schatz oder stellt einfach seinen Mut unter Beweis. Die besonderen Eigenschaften<br />
des Unterlegenen gehen oft auf den Sieger über: Das Bad im <strong>Drache</strong>nblut macht Siegfried unverwundbar,<br />
andere Helden verspeisen deswegen das <strong>Drache</strong>nherz. [13]<br />
Frühe Naturwissenschaft<br />
Eine Synthese antiker und christlicher Traditionen ist in den<br />
Ansichten der mittelalterlichen Gelehrten über den <strong>Drache</strong>n zu<br />
beobachten. Bereits Plinius der Ältere schrieb Teilen des<br />
<strong>Drache</strong>nkörpers eine medizinische Wirkung zu, Solinus, Isidor,<br />
Cassiodor und andere ordneten die Bestie in das Tierreich ein. Die<br />
mittelalterlichen Naturforscher waren, angesichts der Fülle biblischer<br />
Belegstellen, erst recht von der realen Existenz der Untiere<br />
überzeugt. „Mit Ausnahme seines Fettes ist nichts von seinem<br />
Fleische und den Knochen für Heilzwecke verwendbar“, schrieb<br />
Hildegard von Bingen in ihrer Naturlehre. Von <strong>Drache</strong>n wurde<br />
geglaubt, dass sie etwa aus den Leibern erschlagener Menschen auf<br />
Schlachtfeldern entstehen konnten, ähnlich wie etwa Maden aus<br />
Tierkadavern „entstehen“. [14]<br />
Großer <strong>Drache</strong> von der Insel Rhodus (aus<br />
Athanasius Kirchers Mundus<br />
Subterraneus, 1665)<br />
Detaillierte Systematiken der verschiedenen <strong>Drache</strong>narten stellten<br />
die Forscher der Frühen Neuzeit auf: Conrad Gesner in seinem<br />
Schlangenbuch von 1587, Athanasius Kircher im Mundus<br />
Subterraneus von 1665 oder Ulisse Aldrovandi in dem Werk<br />
„Serpentum et Draconum historia“ von 1640. Bis weit in die Neuzeit<br />
blieben <strong>Drache</strong>n ein Teil der belebten Natur, für deren Existenz es<br />
auch scheinbar Beweise gab. Für frühe naturwissenschaftliche<br />
Sammlungen und Naturalienkabinette erwarben die Gelehrten<br />
Fundstücke aus fernen Ländern, die aus getrockneten Rochen,<br />
Krokodilen, Fledermäusen und Echsen zusammengestellt waren – im<br />
heutigen Sinne Fälschungen, im Verständnis der frühneuzeitlichen<br />
Gelehrtenkultur „Rekonstruktionen“, die die Entdeckung eines<br />
„echten“ <strong>Drache</strong>n lediglich vorwegnahmen. Noch Zedlers Universal<br />
Lexikon meinte, der <strong>Drache</strong> sei:<br />
Der <strong>Drache</strong> Ouroboros in dem<br />
alchemistischen Werk De Lapide<br />
Philosophico (herausgegeben von Lucas<br />
Jennis, 1625)<br />
„[…] eine ungeheure grosse Schlange, die sich in abgelegenen<br />
Wüsteneyen, Bergen und SteinKlüfften aufzuhalten pfleget, und Menschen und Vieh grossen<br />
Schaden zufüget. Man findet ihrer vielerley Gestalten und Arten; denn etliche sind geflügelt,<br />
andere nicht; etliche haben zwey, andere vier Füsse, Kopff und Schwantz aber ist SchlangenArt.“<br />
– Grosses vollständiges UniversalLexicon Aller Wissenschafften und Künste [15]<br />
Erst die modernen Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert verwarfen die meisten dieser Vorstellungen, es gab<br />
aber auch früh schon kritische Stimmen. Bereits Bernhard von Clairvaux lehnte es ab, an <strong>Drache</strong>n zu glauben,<br />
und Albertus Magnus hielt die Berichte über fliegende, feuerspeiende Wesen für Beobachtungen von Kometen.<br />
Die Alchemie verwendete den <strong>Drache</strong>n lediglich als Symbol: Ouroboros, der sich in den eigenen Schwanz beißt<br />
und allmählich selbst auffrisst, stand für die Prima materia, den Ausgangsstoff zur Herstellung des Steins der<br />
Weisen. Die moderne Zoologie schloss den <strong>Drache</strong>n seit Carl von Linné aus ihrer Systematik aus, doch<br />
außerhalb des streng wissenschaftlichen Diskurses blieb er weitaus hartnäckiger „real“ als viele andere<br />
mythologische Wesen. Die Jagd nach Saurier<strong>Drache</strong>n (siehe unten) war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
ein ernsthaft betriebenes Geschäft. [16]
Märchen und Sage<br />
Der <strong>Drache</strong> ist eines der verbreitetsten Motive im europäischen Märchen. In dem wohl häufigsten Typ von<br />
<strong>Drache</strong>nmärchen, dem „<strong>Drache</strong>ntöter“ (AaTh 300), tritt das Ungetüm als übernatürlicher Gegner auf. Als Held<br />
stellt sich ihm oft ein einfacher Mann entgegen: Der Sieger über die Bestie kann ein Schneider, ein Sterngucker<br />
oder ein Dieb sein. Entsprechend ist der Sieg nicht immer mit Waffengewalt zu gewinnen, sondern bedarf einer<br />
List oder eines Zaubers. Als Helfer treten wohlgesinnte Tiere oder kluge Menschen auf. Mit dem Mythos und<br />
der Heldensage ist das Märchen eng verwandt, was in den <strong>Drache</strong>nmärchen besonders deutlich zum Vorschein<br />
kommt. Die Motive stimmen bis in die Details überein: Oft muss eine Jungfrau gerettet, ein Schatz gewonnen<br />
oder die <strong>Drache</strong>nzunge herausgeschnitten werden, damit der Held einen Beweis erhält, dass er selbst und nicht<br />
ein Nebenbuhler das Untier erlegt hat.<br />
Neben dem <strong>Drache</strong>ntöter gibt es noch eine Reihe weiterer Märchentypen, in denen der <strong>Drache</strong> eine Rolle spielt.<br />
Weit verbreitet ist die Erzählung vom Tiergemahl: Der Held ist hier in ein Tier, oft einen <strong>Drache</strong>n, verwandelt.<br />
Die Braut muss den Zauber brechen und den Helden durch Liebe und Standhaftigkeit erlösen. Die Vermischung<br />
von <strong>Drache</strong>n und Menschen tritt in osteuropäischen Märchen häufiger auf. Der slawische <strong>Drache</strong> ist zuweilen<br />
ein halbmenschlicher Held, der reiten kann und mit ritterlichen Waffen kämpft, und der nur noch durch seine<br />
Flügel als <strong>Drache</strong> erkennbar ist.<br />
Bei den <strong>Drache</strong>nsagen sind zwei Typen zu unterscheiden. Zum einen ätiologische Erzählungen, die schildern,<br />
wie ein Ort zu seinem Namen kam; zu diesen gehört die Geschichte von Tarasque, auf den die südfranzösische<br />
Stadt Tarascon ihren Namen zurückführt, oder die Sage vom Wawel<strong>Drache</strong>n, nach dem der WawelHügel in<br />
Krakau benannt ist. Der zweite Typus sind Erklärungssagen, die besondere Naturerscheinungen (zum Beispiel<br />
„Fußabdrücke“ im Fels) der Einwirkung von <strong>Drache</strong>n zuschreiben. Im Bereich der Sage sind die<br />
„Augenzeugenberichte“ angesiedelt, die beispielsweise den alpenländischen Tatzelwurm bekannt gemacht<br />
haben – noch den Chronisten der Renaissance galt der Alpendrache, dem viele Alpenbewohner begegnet sein<br />
wollten, als real existierendes Tier. Die europäischen <strong>Drache</strong>nsagen zeichnen sich gegenüber dem Märchen<br />
allgemein durch eine größere Realitätsnähe aus. Ort und Zeit des Geschehens sind immer angegeben: Die<br />
lokalen <strong>Drache</strong>ngeschichten konservieren den Stolz der Bewohner, etwas „Besonderes“ zu sein. Und es gibt<br />
nicht immer ein HappyEnd. Der Sieg über den <strong>Drache</strong>n kann den Helden auch das Leben kosten. [17]<br />
Ostasien<br />
Die ältesten ostasiatischen Darstellungen drachenähnlicher<br />
Mischwesen stammen aus dem chinesischen Raum. Die<br />
neolithischen Kulturen am gelben Fluss hinterließen Objekte aus<br />
Muscheln und Jade, die Schlangen mit Schweinen und anderen<br />
Tieren kombinieren. Ab der ShangDynastie (15. bis 11. Jahrhundert<br />
v. Chr.) symbolisierte der <strong>Drache</strong> die königliche Macht, und die Han<br />
Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) legte seine Form fest. Der<br />
chinesische <strong>Drache</strong> Long ist der wichtigste Ursprung fernöstlicher<br />
<strong>Drache</strong>nvorstellungen: Seit der SongDynastie (10. Jahrhundert)<br />
übernahm der Buddhismus das Mischwesen und verbreitete es im<br />
gesamten ostasiatischen Raum.<br />
Einer der <strong>Drache</strong>n auf der Neun<strong>Drache</strong>n<br />
Wand im BeihaiPark in Peking (glasierte<br />
Kacheln, 1756)<br />
Der chinesische <strong>Drache</strong> hat eine positivere Bedeutung als sein<br />
westliches Gegenstück. Er steht für den Frühling, das Wasser und<br />
den Regen. Da er die Merkmale von neun verschiedenen Tieren in sich vereint, ist er nach chinesischer<br />
Zahlenmystik dem Yang, dem aktiven Prinzip, zugeordnet. Ferner vertritt er eine der fünf traditionellen Arten<br />
von Lebewesen, die Schuppentiere, und im chinesischen Tierkreis ist er das fünfte unter zwölf Tieren.<br />
Zusammen mit dem Phönix (fenghuang), der Schildkröte (gui) und dem Einhorn (qilin) zählt der chinesische<br />
<strong>Drache</strong> zu den mythischen „vier Wundertieren“ (siling), [18] die dem chinesischen WeltSchöpfer Pangu halfen.
Der <strong>Drache</strong> der chinesischen Volkserzählungen besitzt magische<br />
Fähigkeiten und ist überaus langlebig: Jahrtausende kann es dauern,<br />
bis er seine endgültige Größe erreicht. Als Kaisertier hat er fünf<br />
Klauen und ist von gelber Farbe, ansonsten hat er nur vier Klauen,<br />
wie zum Beispiel in der Flagge Bhutans. Das Duo <strong>Drache</strong> und<br />
Phönix repräsentieren seit der Zeit der streitenden Reiche den Kaiser<br />
und die Kaiserin. Dem gebieterischen und beschützenden <strong>Drache</strong>n<br />
der <strong>Mythologie</strong> steht aber auch der unheilbringende <strong>Drache</strong> der<br />
chinesischen Volksmärchen gegenüber. So ist der <strong>Drache</strong> in China<br />
kein durchweg positives, sondern ein ambivalentes Wesen.<br />
Der <strong>Drache</strong> spielt eine große Rolle in der chinesischen Kunst und<br />
Kultur: Es gibt Skulpturen aus Granit, Holz oder Jade,<br />
Tuschezeichnungen, Lackarbeiten, Stickerei, Porzellan und<br />
Indonesisches Fahrrad in <strong>Drache</strong>nform<br />
(2004)<br />
Keramikfiguren. <strong>Drache</strong>nmythen und Rituale sind schriftlich bereits im IGingBuch aus dem 11. Jahrhundert<br />
v. Chr. überliefert, und die Frühlings und Herbstannalen schildern <strong>Drache</strong>nzeremonien, die Regen herbeirufen<br />
sollten. Auf die PräHanZeit geht das <strong>Drache</strong>nbootfest in seiner heutigen Form zurück, <strong>Drache</strong>ntänze und<br />
Prozessionen gehören auch zum chinesischen Neujahrsfest und zum Laternenfest. Das Feng Shui berücksichtigt<br />
den <strong>Drache</strong>n beim Häuserbau, Gartengestaltung und Landschaftsplanung, und die chinesische Medizin kennt<br />
Rezepte aus <strong>Drache</strong>nknochen, zähnen oder <strong>Drache</strong>nspeichel; Ausgangsstoffe dafür sind zum Beispiel Fossilien<br />
oder Reptilienhäute.<br />
Der thailändische Mangkon, die <strong>Drache</strong>n in Tibet, Vietnam, Korea, Bhutan oder Japan haben chinesische<br />
Wurzeln, die sich mit lokalen Traditionen vermischt haben. Einige Elemente fernöstlicher <strong>Drache</strong>nkulte lassen<br />
daneben auch Parallelen mit den Nagas erkennen, den Schlangengottheiten der indischen <strong>Mythologie</strong>. So<br />
verfügen die <strong>Drache</strong>n aus japanischen und koreanischen Mythen oft über eine Fähigkeit zur Metamorphose: Sie<br />
können sich in Menschen verwandeln, und Menschen können als <strong>Drache</strong>n wiedergeboren werden. Die<br />
Hochachtung vor den Herrschern über das Wasser brachte es mit sich, dass der Tennō eine Abstammung vom<br />
<strong>Drache</strong>nkönig Ryūjin für sich in Anspruch nahm. Ebenso führten die koreanischen Könige ihre Ahnenreihe auf<br />
<strong>Drache</strong>ngottheiten zurück. Eine besonders starke lokale Überlieferung hat das <strong>Drache</strong>nbild in Indonesien<br />
geprägt: hier ist das Fabelwesen im Gegensatz zu China weiblich und beschützt die Felder zur Erntezeit vor<br />
Mäusen. Über Kinderwiegen werden <strong>Drache</strong>nbilder aufgehängt, um dem Nachwuchs einen ruhigen Schlaf zu<br />
sichern. [19]<br />
Amerika<br />
Mischwesen mit Schlangenanteilen sind auch den <strong>Mythologie</strong>n Süd,<br />
Mittel und Nordamerikas nicht fremd. Am bekanntesten ist die<br />
Amphithere oder gefiederte Schlange, eine Erscheinungsform, die<br />
beispielsweise der mesoamerikanische Gott Quetzalcoatl annimmt,<br />
doch es gibt auch andere Typen. In Nord und Südamerika ist die<br />
doppelköpfige Schlange verbreitet; neben den beiden Köpfen – an<br />
jedem Ende einer – trägt sie zuweilen auch in der Mitte einen dritten,<br />
menschlichen Kopf. Chile kannte die FuchsSchlange „guruvilu“, die<br />
Andenbewohner „amaro“, eine Mischung aus Schlange und einem<br />
katzenartigen Raubtier. Regengott Tlaloc konnte die Gestalt eines<br />
Mischwesens aus Schlange und Jaguar annehmen, und auch das<br />
Feuerelement ist im Schlangenkult Amerikas vertreten: Die<br />
Feuerschlange Xiuhcoatl war bei den Azteken für Dürre und<br />
Missernten verantwortlich. Detailuntersuchungen widmeten sich<br />
insbesondere den Göttern und Fabelwesen der Olmeken. Ein<br />
Mischwesen mit Anteilen von Kaiman, Igel, Jaguar, Mensch und<br />
Der Gott Quetzalcoatl als gefiederte<br />
Schlange im aztekischen Codex<br />
TellerianoRemensis (16. Jahrhundert)<br />
Schlange findet sich in großer Zahl auf Steinmonumenten und Keramik, die beispielsweise in San Lorenzo<br />
Tenochtitlan, Las Bocas und Tlapacoya gefunden wurden. Eine Einordnung dieses Wesens in einen
mythologischen Zusammenhang ist jedoch unmöglich, da Schriftzeugnisse fehlen. Die amerikanischen und die<br />
ostasiatischen <strong>Drache</strong>ndarstellungen zeigen viele Ähnlichkeiten. Das <strong>Drache</strong>nmotiv diente daher auch als<br />
Argumentationshilfe für Versuche, transpazifische Beziehungen zwischen China und dem präkolumbianischen<br />
Amerika zu finden. Einen allgemein anerkannten Beweis dafür gibt es jedoch bis heute nicht. [20]<br />
Islam<br />
(تنين) Arabische Wörterbücher bezeichnen den <strong>Drache</strong>n als tinnīn<br />
oder ṯuʿbān ,(ثعبان) die gängige persische Bezeichnung ist Aždahā<br />
Er ist im allgemeinen Land, oft Höhlenbewohner, und er .(اژدها)<br />
verkörpert wie der westliche <strong>Drache</strong> das Böse. Die Bilder von<br />
<strong>Drache</strong>n in der islamischen Kultur vereinen westliche und östliche<br />
Elemente zu einem eigenständigen Stil. In ihnen ist vorislamischpersischer,<br />
indischer, griechischer, jüdischer und chinesischer<br />
Einfluss spürbar.<br />
In der mittelalterlichen arabischen Welt ist der <strong>Drache</strong> ein<br />
verbreitetes astronomisches und astrologisches Symbol. In<br />
Schlangengestalt erscheint er bereits im Kitab Suwar alKawakib<br />
athThabita („Buch von der Gestalt der Fixsterne“, um 1000 n. Chr.),<br />
wo AlSufi das gleichnamige Sternbild illustriert. Auf die indischen<br />
Nagas geht die Vorstellung zurück, ein riesiger <strong>Drache</strong> lagere am<br />
Himmel, wo sein Kopf und Schwanz den oberen und unteren<br />
Knotenpunkt des Mondes bilden. Der Himmelsdrache wurde für<br />
Sonnen und Mondfinsternisse sowie Kometen verantwortlich<br />
gemacht.<br />
Trotz der vorwiegend „westlichen“ Ausrichtung auf den Typ des<br />
unheilvollen <strong>Drache</strong>n zeigen islamische Bilder seit der mongolischen<br />
Expansion im 13. Jahrhundert unverkennbar chinesischen Einfluss.<br />
Der <strong>Drache</strong>, der Schwertgriffe, Bucheinbände, Teppiche und<br />
Porzellan verziert, ist eine lange, wellenförmige Kreatur mit Fühlern<br />
und Backenbart. Miniaturen in Manuskripten des 14. bis<br />
17. Jahrhunderts aus Persien, Türkei und dem Mogulreich liefern<br />
zahlreiche Beispiele dieses Typs.<br />
Der persische Großkönig Bahrām Gūr<br />
kämpft mit einem <strong>Drache</strong>n (Miniatur aus<br />
Schāhnāme, dem „Buch der Könige“,<br />
1371)<br />
In der islamischen Literatur überwiegt der traditionelle <strong>Drache</strong>nkampf. Viele <strong>Drache</strong>ngeschichten überliefert<br />
Schāhnāme, das Buch der Könige, das um das Jahr 1000 entstand. Als <strong>Drache</strong>ntöter treten mythische Helden<br />
und historische Persönlichkeiten auf: Der legendäre Held Rostam, Großkönig Bahram Gur oder Alexander der<br />
Große. Eine der Hauptfiguren des Schāhnāme ist der mythische <strong>Drache</strong>nkönig Zahhak oder Dhohhak, der vom<br />
Helden Firaidun nach tausendjähriger Herrschaft besiegt wird. Die persischen Geschichten wurzeln in Mythen<br />
der Veda und AvestaZeit, haben aber eine starke historische Komponente. Sie beziehen sich auf den Kampf<br />
gegen Fremdherrschaft und zeitgenössische religiöse Auseinandersetzungen. Ein ganz anderer Typus des<br />
<strong>Drache</strong>n findet sich in den Qisas alanbiyāʾ („Prophetenerzählungen“). Bei dem Propheten handelt es sich um<br />
Mose; die Bestie ist sein Stab. Wird der Stab auf den Boden geworfen, verwandelt er sich in einen <strong>Drache</strong>n und<br />
hilft dem Propheten im Kampf gegen allerlei Gegner. Das Untier ist in den Qisas eine furchterregende<br />
Hilfskraft auf der richtigen Seite. [21]<br />
<strong>Drache</strong>n in der Moderne<br />
<strong>Drache</strong>n und Saurier
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die neue Wissenschaft der<br />
Paläontologie die Saurier entdeckte, erhielt der <strong>Drache</strong>nmythos eine<br />
neue Facette. Christen erklärten sich die fossilen Funde als Überreste<br />
vorsintflutlicher Tiere, die auf der Arche keinen Platz gefunden<br />
hätten. Doch auch die tatsächliche Existenz der riesigen Ungeheuer,<br />
von denen die Bibel spricht, schien bewiesen. 1840 erschien The<br />
book of the great sea Dragons. Sein Autor, der Fossiliensammler<br />
Thomas Hawkins, setzte die biblischen Meeresdrachen mit dem<br />
Ichthyosaurus und dem Plesiosaurus gleich; das Vorbild für den<br />
geflügelten <strong>Drache</strong>n fand er im Pterodaktylus. Wenn aber die Saurier<br />
lange genug überlebt haben, um als <strong>Drache</strong>n Eingang in mythische<br />
Erzählungen zu finden, dann könnten sie in der Gegenwart immer<br />
noch existieren, so der folgerichtige Schluss. Die Suche nach<br />
MegalosaurusModell im Londoner<br />
CrystalPalacePark (Benjamin<br />
Waterhouse Hawkins, 1854)<br />
rezenten Riesenechsen wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum ernsthaften Geschäft, beflügelt nicht<br />
zuletzt durch den großen Erfolg von Arthur Conan Doyles Roman The Lost World von 1912. Carl Hagenbeck<br />
ließ in Rhodesien nach einem riesigen Tier suchen, das seine Gewährsleute als „Halb Elefant, halb <strong>Drache</strong>“<br />
schilderten, und das er als Brontosaurus zu identifizieren glaubte.<br />
Während die Paläontologie also dazu beitrug, den <strong>Drache</strong>nglauben zu festigen und in die Moderne zu<br />
übertragen, wirkte der alte Mythos auch in die umgekehrte Richtung. Die frühen Modelle und Illustrationen der<br />
Saurier, allen voran die populären Darstellungen des Briten Benjamin Waterhouse Hawkins, waren ebenso wie<br />
die heutigen auf Interpretationen der Funde angewiesen, und die traditionelle Vorstellung des <strong>Drache</strong>n ging in<br />
diese Deutungen ein. So soll Hawkins für seine Rekonstruktion eines Flugsauriers eigens den 1847<br />
ausgegrabenen Pterodactylus giganteus ausgewählt haben, der mit einer Flügelweite von 4,90 Metern der<br />
<strong>Drache</strong>nvorstellung nahekam. Der damals bekanntere, bereits von Georges Cuvier beschriebene Pterodactylus<br />
war dagegen kaum größer als ein Spatz. [22]<br />
FantasyKultur<br />
Die Figur des <strong>Drache</strong>n erlebt in der FantasyKultur eine Renaissance.<br />
J. R. R. Tolkien benutzte für seinen Smaug das traditionelle Motiv<br />
des Schatzhüters, und auch in neueren Fantasyromanen und<br />
Rollenspielen, Filmen und Musicals nehmen die Autoren Anleihen<br />
bei Märchen, Heldenepen und Volksballaden. Die traditionelle<br />
Bedeutung des <strong>Drache</strong>n wird jedoch häufig aufgebrochen.<br />
Fantasydrachen sind nicht einheitlich „gut“ oder „böse“. In einigen<br />
Rollenspielen – beispielsweise Dungeons and Dragons – nehmen<br />
<strong>Drache</strong>n beide Seiten ein. In anderen – wie Gothic II, Bethesdas<br />
Skyrim oder Guild Wars 2 – muss man die <strong>Drache</strong>n töten, um die<br />
Welt zu retten oder ein Unglück abzuwenden. In Anne McCaffreys<br />
ScienceFictionRomanen kämpfen sie gar an der Seite von<br />
Menschen gegen gemeinsame Feinde. <strong>Drache</strong>n in der FantasyKultur<br />
verfügen meistens über Eigenschaften wie Echsenähnlichkeit,<br />
Flugfähigkeit, Feueratem oder ähnliche Fähigkeiten, Größe,<br />
Fantasy<strong>Drache</strong>n auf einem kroatischen<br />
Graffito (2008)<br />
Intelligenz und magische Begabung. Grundsätzlich sind sie mit etwas Magischem verbunden, einer Aufgabe<br />
oder einer Geschichte, und oft besitzen sie Weisheit. Die düstere Ästhetik der Fantasybilder enthält auch ein<br />
Element der Faszination: Fantasydrachen sind gleichzeitig schrecklich und schön, edel und furchterregend.<br />
Auffallend ist, dass in den meisten Spielen der <strong>Drache</strong> zu bekämpfen oder zu finden ist, aber selten, wie in<br />
Spyro, selbst zu spielen. Als neueres Element zu den überlieferten Bedeutungsmöglichkeiten des <strong>Drache</strong>n tritt<br />
der „freundliche <strong>Drache</strong>“ auf. Dabei werden <strong>Drache</strong>n als Stilmittel genutzt, um den guten Kern im Bösen oder<br />
äußerlich Gewaltigen darzustellen; Beispiele hierfür sind etwa Eragon, Dragonheart oder <strong>Drache</strong>nzähmen leicht<br />
gemacht. [23]<br />
Kinderliteratur und Zeichentrickserien
Endgültig in sein Gegenteil verkehrt wird das <strong>Drache</strong>nsymbol in modernen Kinderbüchern: Hier ist der <strong>Drache</strong><br />
ein niedliches, freundliches und zahmes Wesen. Den Anfang machte bereits der britische Schriftsteller Kenneth<br />
Grahame mit seinem Werk Der <strong>Drache</strong>, der nicht kämpfen wollte von 1898, einem Antikriegsbuch, das alte<br />
Feindbilder aufbrechen und der positiven Einstellung zu Krieg und Gewalt etwas entgegensetzen wollte. In<br />
deutschsprachiger Kinderliteratur wurde die Figur erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär. Einer der Vorreiter<br />
der <strong>Drache</strong>nwelle war Michael Ende: In seiner JimKnopfReihe von 1960 bis 1962 tritt der hilfsbereite<br />
Halbdrache Nepomuk noch neben stinkenden, lauten „echten“ <strong>Drache</strong>n auf.<br />
Ab den 1970ern erschienen zahllose <strong>Drache</strong>nbücher und Zeichentrickfilme. Surrealistisch wirken die anfangs<br />
degenerierten Wiener <strong>Drache</strong>n Martin und Georg in Helmut Zenkers Kinderromanen vom <strong>Drache</strong>n Martin.<br />
Bekannt sind auch Max Kruses Halbdinosaurier Urmel aus dem Eis, Peter Maffays grüner Tabaluga, die<br />
<strong>Drache</strong>n des Österreichers Franz Sales Sklenitzka oder der kleine Grisu, der eigentlich Feuerwehrmann werden<br />
will und doch zuweilen ungewollt seine Umgebung in Brand steckt. „Die kleinen Lerndrachen“ sind die<br />
Namensgeber einer Reihe von Lernbüchern aus dem Ernst Klett Verlag. [24] Weite Verbreitung finden auch die<br />
Geschichten aus der Reihe „Der kleine <strong>Drache</strong> Kokosnuss“ von Ingo Siegner. Die Fabelwesen in den<br />
Kinderbüchern haben nun gar keine negativen Eigenschaften mehr; sie sind durch und durch lieb und tun keiner<br />
Fliege etwas zuleide, außer aus Versehen. An der Entschärfung der alten Schreckbilder wird durchaus auch<br />
Kritik geübt. Das alte Sinnbild des Teufels würde so seiner Funktion beraubt, bei der Bewältigung des Bösen in<br />
der Wirklichkeit zu helfen. [25]<br />
Moderne Symbolik und Werbung<br />
Die Symbolkraft des <strong>Drache</strong>n ist in der Gegenwart<br />
ungebrochen, trotz der Vielfalt an Typen und<br />
Bedeutungsnuancen, die sich in der jahrtausendelangen<br />
Entwicklung des Mythos herausgebildet haben. Als<br />
beinahe weltweit bekanntes Fabelwesen mit hohem<br />
Wiedererkennungswert wird er in der Werbebranche<br />
als Markenzeichen genutzt. Einigen Städten, Ländern<br />
und Fußballvereinen dient der <strong>Drache</strong> als Wappentier,<br />
einigen Vereinen, Clubs und Institutionen als<br />
Abzeichen. Von den traditionellen Bedeutungen ist im<br />
modernen Zusammenhang das Element der Kraft und<br />
Stärke ausschlaggebend. Auf Produkten aus Wales Mia Tinderflame, eine FantasyDrachin. (2012)<br />
wirbt ein roter <strong>Drache</strong> mit dem Stolz auf das alte<br />
Nationalsymbol, und für die Macht Chinas ist der <strong>Drache</strong> eine allgemein verständliche Metapher.<br />
Die Bösartigkeit hat der <strong>Drache</strong> auch in den westlichen Industrieländern weitgehend eingebüßt. Der<br />
Bedeutungswandel erklärt sich einerseits mit dem Einfluss der FantasyKultur und der Kinderliteratur. Das<br />
<strong>Drache</strong>nlogo eines Hustenbonbons etwa zeigt ein possierliches buntes Tierchen, das lächelnd eine Frucht<br />
anbietet. Andererseits sind im globalen Marketing spezifische Anforderungen zu erfüllen. Werbekampagnen, in<br />
denen böse <strong>Drache</strong>n auftreten, sind im weltweiten Maßstab nicht durchsetzbar. So musste 2004 der<br />
Sportartikelhersteller Nike eine Kampagne in China abbrechen, in der Basketballstar LeBron James als<br />
<strong>Drache</strong>nkämpfer auftrat. Der Sieg über Chinas Nationalsymbol wurde dort als Provokation empfunden. [26]<br />
Erklärungen<br />
Naturgeschichtliche Ursprungshypothesen<br />
Eine Reihe von Theorien versucht, die Entstehung der <strong>Drache</strong>nfigur auf reale Naturerscheinungen<br />
zurückzuführen. Obwohl in seriöser Forschung schon früh abgelehnt, wird bis heute in pseudo und<br />
populärwissenschaftlichen Darstellungen die Frage erörtert, ob und unter welchen Umständen bei Menschen<br />
eine Erinnerung an Saurier entstanden sein könnte. Auch heutige Tierarten wie der indonesische Komodowaran
oder die ebenfalls südasiatischen Arten des Gemeinen Flugdrachen und der Kragenechse werden als Ursprung<br />
des <strong>Drache</strong>nmythos diskutiert, und die – wissenschaftlich allerdings nicht anerkannte – Kryptozoologie betreibt<br />
die Suche nach weiteren, noch unentdeckten Tierarten, die als Vorbilder gedient haben sollen.<br />
Eine andere Hypothese nimmt an, dass der <strong>Drache</strong>nmythos auf Fossilienfunde zurückzuführen sei. Zwar haben<br />
in Höhlen gefundene Skelettreste vorzeitlicher Tiere, etwa von Höhlenbären und Wollnashörnern, nachweislich<br />
einzelne <strong>Drache</strong>nsagen beeinflusst, den Mythos selbst können die Fossilienfunde aber nicht erklären. Die<br />
moderne Naturwissenschaft beschäftigt sich nicht mehr mit <strong>Drache</strong>n als möglichen Lebewesen innerhalb der<br />
Biosystematik. [27]<br />
Mythologische Deutung<br />
In den kosmogonischen Mythen Europas und des Vorderen Orients überwiegt die Vorstellung des <strong>Drache</strong>n als<br />
Symbol des Chaos, der Finsternis und der menschenfeindlichen Mächte. Die Mythenforschung des<br />
19. Jahrhunderts setzte den <strong>Drache</strong>n daher in engen Zusammenhang mit dem Mond; die „Vernichtung“ und das<br />
Wiedererscheinen des Mondes spiegele sich im <strong>Drache</strong>nmythos wider, so die Auffassung des Indologen Ernst<br />
Siecke. Die Deutung des <strong>Drache</strong>n als Symbol für den Widerstreit der Naturkräfte, den Wechsel der Jahreszeiten<br />
und den Sieg des Sommers über den Winter gehört ebenfalls zu den „lunaren“ Erklärungsversuchen der frühen<br />
mythologischen Forschung. Im 20. Jahrhundert erkannte eine neuere Forschergeneration, vertreten zum<br />
Beispiel durch den Franzosen Georges Dumézil, den Niederländer Jan de Vries und den Rumänen Mircea<br />
Eliade, im <strong>Drache</strong>nkampf eine Parallele zu den Initiationsriten. Der Kampf wird in dieser Erklärung der<br />
Initiationsprüfung gleichgesetzt: So wie der Held den <strong>Drache</strong>n besiegen muss, so muss der Initiand eine<br />
Prüfung bestehen, um in eine neue Stufe seines Lebenszyklus eintreten zu können. Die Begegnung mit einem<br />
bedrohlichen Wesen, ein rituelles Verschlungenwerden und eine anschließende „Wiedergeburt“ sind häufige<br />
Bestandteile von Initiationsritualen. De Vries sah darüber hinaus im <strong>Drache</strong>nkampf einen Widerhall der<br />
Schöpfungstat. Ebenso wie die Initiation sei der Kampf mit der Bestie eine Nachahmung der<br />
Schöpfungsereignisse. Der Kampf ist es, der den <strong>Drache</strong>n am deutlichsten von der mythischen Schlange<br />
unterscheidet. Im Gegensatz zu ihr vereint das Mischwesen in sich die gefährlichsten Merkmale verschiedener<br />
Tiere und menschenfeindlichen Elemente. Der <strong>Drache</strong> wird damit zum perfekten Gegner. Calvert Watkins<br />
versucht, den <strong>Drache</strong>nkampf als Bestandteil einer IndoEuropäischen Poetik zu beschreiben. [28]<br />
Die <strong>Drache</strong>nvorstellung Ostasiens war in sehr früher Zeit möglicherweise mit dem Totemismus verbunden,<br />
wobei der <strong>Drache</strong> ein Kompositum verschiedener Totemtiere darstellen soll. In Fernost wurde er einerseits zum<br />
Symbol der kaiserlichen Herrschaft, andererseits zu einer Wassergottheit. Zeremonien, bei denen <strong>Drache</strong>n um<br />
Regen angefleht werden, weisen ihn geradezu als Regengott aus; wie das Rind steht der <strong>Drache</strong> im<br />
Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitskult. Die Verbindung mit dem Wasser ist allen <strong>Drache</strong>nmythen<br />
gemeinsam. Eine Synthese „westlicher“ und „östlicher“ Vorstellungen stellt Rüdiger Vossen vor: Die<br />
Wunschbilder „Bändigung des Wassers, Bitten um ausreichenden Regen und um Fruchtbarkeit für Felder und<br />
Menschen“ sind nach seiner Auffassung Bindeglieder der <strong>Drache</strong>nmythen verschiedener Kulturen. [29]<br />
Psychologische Deutung<br />
In der von Carl Gustav Jung (1875–1961) gegründeten Analytischen Psychologie gilt der <strong>Drache</strong> als<br />
Ausprägung des negativen Aspekts des sogenannten Mutterarchetyps. Er symbolisiert den Aspekt der<br />
zerstörenden und verschlingenden Mutter. Soweit der <strong>Drache</strong> erlegt werden muss, um die Hand einer Prinzessin<br />
zu gewinnen, wird er auch als Form des Schattenarchetyps interpretiert, der die in der Prinzessin personifizierte<br />
Anima gefangen hält. Der Schattenarchetyp steht für die negativen, sozial unerwünschten und daher<br />
unterdrückten Züge der Persönlichkeit, für jenen Teil des „Ich“, der wegen gesellschaftsfeindlicher Tendenzen<br />
in das Unbewusste abgeschoben wird. Die Anima, für Jung der „Archetyp des Lebens“ schlechthin, ist eine<br />
Qualität im Unbewussten des Mannes, eine „weibliche Seite“ in seinem psychischen Apparat. Nach dieser<br />
Ansicht symbolisiert der <strong>Drache</strong>nkampf also die Auseinandersetzung zwischen zwei Teilen der Persönlichkeit<br />
des Mannes.
Andere tiefenpsychologische und psychoanalytische Deutungen sehen im <strong>Drache</strong>n eine Verkörperung der<br />
feindlichen Kräfte, die das Selbst an seiner Befreiung hindern; eine Imago des übermächtigen Vaters, ein<br />
Symbol von Macht und Herrschaft und eine Sanktionsfigur von Tabus. Der <strong>Drache</strong>nkampf ist in<br />
psychologischer Sicht ein Symbol für den Kampf mit dem Bösen in und außerhalb der eigenen Person. [30]<br />
Siehe auch<br />
Liste von <strong>Drache</strong>norten<br />
Liste von Fabelwesen<br />
Literatur<br />
Eintrag: <strong>Drache</strong>. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3, Artemis, München/Zürich 1986, ISBN 37608<br />
89034, Spalte 1339–1346 (verschiedene Autoren).<br />
Ulyssis Aldrovandi: Serpentum, et draconum historiae libri duo. Ferronio, Bologna 1640 (italienisch).<br />
Ditte Bandini, Giovanni Bandini: Das <strong>Drache</strong>nbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix,<br />
Wiesbaden 2005, ISBN 3865390234 (ethnologischpopulärwissenschaftliche Darstellung von<br />
<strong>Drache</strong>nmythen von der Antike bis zur Moderne).<br />
Wilhelm Bölsche: <strong>Drache</strong>n. Sage und Naturwissenschaft. Eine volkstümliche Darstellung. Kosmos,<br />
Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart 1929.<br />
Sheila R. Canby: <strong>Drache</strong>n. In: John Cherry (Hrsg.): Fabeltiere. Von <strong>Drache</strong>n, Einhörnern und anderen<br />
mythischen Wesen. Reclam, Stuttgart 1997, ISBN 3150104297, S. 19–67 (Abhandlung über<br />
<strong>Drache</strong>nmotive in Kunst und Literatur).<br />
Sigrid Früh (Hrsg.): Märchen vom <strong>Drache</strong>n. Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3596113806<br />
(Sammlung von <strong>Drache</strong>nmärchen aus Frankreich, Irland, Schottland, Dänemark, Deutschland, Serbien,<br />
Siebenbürgen, Russland und der Schweiz, mit Nachwort der Herausgeberin).<br />
Joachim Gierlichs: <strong>Drache</strong>, Phönix, Doppeladler. Fabelwesen in der islamischen Kunst (= Bilderheft der<br />
Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Heft 75–76). Gebrüder Mann, Berlin 1993.<br />
Zeev Gourarier, Philippe Hoch, Patrick Absalon (Hrsg.): <strong>Drache</strong>n. Im zoologischen Garten der<br />
<strong>Mythologie</strong>. Editions serpenoise, Metz 2005, ISBN 2876926741 (Begleitbuch zur Ausstellung<br />
<strong>Drache</strong>n des Conseil general de la Moselle und des Museum national d’histoire naturelle, in der Burg<br />
Malbrouck, 16. April bis 31. Oktober 2005, und im Nationalmuseum für Naturgeschichte Paris 2006).<br />
Wolfgang Hierse: Das Ausschneiden der <strong>Drache</strong>nzunge und der Roman von Tristan. Tübingen 1969<br />
(Doktorarbeit).<br />
Balaji Mundkur: The Cult of the Serpent. An Interdisciplinary Survey of Its Manifestations and Origins.<br />
Suny, New York 1983 (englisch).<br />
Reinhold Merkelbach: <strong>Drache</strong>. In: Theodor Klauser (Hrsg.): Reallexikon für Antike und Christentum.<br />
Band 4. Anton Hiersemann, Stuttgart 1959, S. 226–250.<br />
Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, de<br />
Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3110082012, S. 788–820.<br />
Bernd Schmelz, Rüdiger Vossen (Hrsg.): Auf <strong>Drache</strong>nspuren. Ein Buch zum <strong>Drache</strong>nprojekt des<br />
Hamburgischen Museums für Völkerkunde. Holos, Bonn 1995, ISBN 386097453X.<br />
Hans Schöpf: Fabeltiere. Akademische Druck u. Verlagsanstalt, Graz 1988, ISBN 3201014362<br />
(historische Darstellung mit Schwerpunkt auf Sage, Märchen und Volksglauben).<br />
Jacqueline Simpson: Fifty British Dragon Tales. An Analysis. In: Folklore. Band 89, Nr. 1, 1978, S. 79–<br />
93 (englisch).<br />
Jacqueline Simpson: British Dragons. Folklore Society, 2001, ISBN 1840225076 (englisch;<br />
erstveröffentlicht 1980).<br />
Cornelius Steckner: Phantastische Belege oder phantastische Lebensräume? Fabelwesen in<br />
frühneuzeitlichen Naturalienkabinetten und Museen. In: HansKonrad Schmutz: Phantastische<br />
Lebensräume, Phantome und Phantasmen. Basilisken, Marburg an der Lahn 1997, ISBN 3925347453,<br />
S. 33–76.<br />
Sandra Unerman: Dragons in TwentiethCentury Fiction. In: Folklore. Band 113, Nr. 1, 2002, S. 94–101<br />
(englisch).<br />
Elizabeth Douglas Van Buren: The Dragon in Ancient Mesopotamia. In: Orientalia. Band 15, 1946, S. 1–<br />
45 (englisch).
Marinus Willem de Visser: The dragon in China and Japan. Müller, Amsterdam 1913 (englisch; online<br />
(http://archive.org/details/cu31924021444728) auf archive.org).<br />
Weblinks<br />
Commons: <strong>Drache</strong>n (dragons) (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Dragons?uselang=de) –<br />
Bilder und Mediendateien<br />
Bernhard Scheid: Tiergötter und Götterboten, Teil 1 – Imaginäre Tiere: <strong>Drache</strong>n und Schlangen. (http://w<br />
ww.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen:Imaginaere_Tiere) In: Religion in Japan: Ein WebHandbuch.<br />
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kultur und Geistesgeschichte Asiens,<br />
24. August 2014, abgerufen am 19. September 2014.<br />
Homepage: Landestormuseum – <strong>Drache</strong>nmuseum. (http://www.landestormuseum.de/) Stadt Furth im<br />
Wald, abgerufen am 19. September 2014.<br />
Homepage: <strong>Drache</strong>nkosmos.de. (http://www.drachenkosmos.de/homeframe.htm) Private Webseite, 2009,<br />
abgerufen am 19. September 2014 (multimediale & wissenschaftliche Präsentation mit ethnologischer<br />
Bildergalerie und Aufsätzen).<br />
J. Georg Friebe: Das <strong>Drache</strong>nBestiar. (http://bestiarium.net/select.html) Private Webseite, 2007,<br />
abgerufen am 19. September 2014 (deutsch und englisch).<br />
Homepage: <strong>Drache</strong>nWiki. (http://de.drachen.wikia.com/wiki/<strong>Drache</strong>n_Wiki) Wikia, abgerufen am<br />
2. Juli 2015.<br />
Wiktionary: <strong>Drache</strong> – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />
Wikiquote: <strong>Drache</strong> – Zitate<br />
Portal: <strong>Mythologie</strong> – Übersicht zu WikipediaInhalten zum Thema <strong>Mythologie</strong><br />
Einzelnachweise<br />
1. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, ISBN 3110082012, S. 788–789.<br />
2. Hans Schöpf: Fabeltiere. 1988, S. 27–64; Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In:<br />
Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter, Berlin/New York 1981, S. 790; Sheila R. Canby: <strong>Drache</strong>n.<br />
S. 42–46. John Cherry: Fabeltiere. S. 36–37.<br />
3. Eintrag: <strong>Drache</strong>. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3, Spalte 1345.<br />
4. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 810–811.<br />
5. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 809–812; Eintrag: <strong>Drache</strong>. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3, Salte 1339–<br />
1346; Sheila R. Canby: <strong>Drache</strong>n. In: John Cherry: Fabeltiere. S. 33–42.<br />
6. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 791–794.<br />
7. Rudolf Simek: Mittelerde – Tolkien und die germanische <strong>Mythologie</strong>. <strong>Drache</strong> und <strong>Drache</strong>nhort. Beck,<br />
München 2005, ISBN 3406528376, S. 133–139.<br />
8. KešTempelHymne. (http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgibin/etcsl.cgi?text=c.4.80.2&display=Crit&charenc=<br />
&lineid=c4802.F.78#c4802.F.78) Zeile 78 mit Erwähnung eines <strong>Drache</strong>n in Keilschrift (um 2600 v. Chr.;<br />
englische Übersetzung (http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgibin/etcsl.cgi?text=t.4.80.2&display=Crit&charenc<br />
=&lineid=t4802.p13#t4802.p13)).<br />
9. Christoph Uehlinger: <strong>Drache</strong>n und <strong>Drache</strong>nkämpfe im Alten Vorderen Orient und in der Bibel. In: Auf<br />
<strong>Drache</strong>nspuren. 1995, S. 55–101; Franciscus Antonius Maria Wiggermann: Mischwesen. A. In: Dietz<br />
Otto Edzard u. a.: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 8, de Gruyter,<br />
Berlin 1997, ISBN 3110148099, S. 222–245 (englisch; Teilansichten (https://books.google.de/books?id<br />
=O1yFrziMgYC&pg=PA224#v=onepage) in der GoogleBuchsuche).<br />
10. John Day: God’s Conflict with the Dragon and the Sea. Echoes of a Canaanite Myth in the Old<br />
Testament. Cambridge University Press, Cambridge 1985.<br />
11. Patrick Absalon: Ladon, Hydra und Python: <strong>Drache</strong>n und Riesenschlangen der griechischen <strong>Mythologie</strong><br />
(und ihre Nachkommen in der Kunst). In: <strong>Drache</strong>n. Im zoologischen Garten der <strong>Mythologie</strong>, S. 37–58.
Markus Jöckel: Woher kommt das Wort <strong>Drache</strong>? In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S. 25–31.<br />
12. Jo Farb Hernandez: Forms of tradition in contemporary Spain. University Press of Mississippi, 2005,<br />
ohne Seitenzahlen.<br />
13. JeanPierre Mohen: <strong>Drache</strong>n, Dämonen und Dreki. In: <strong>Drache</strong>n. Im zoologischen Garten der <strong>Mythologie</strong>.<br />
S. 63–68; Ludwig Rohner: <strong>Drache</strong>nheilige. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren. S. 147–157; Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>,<br />
<strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter, Berlin/New York 1981,<br />
S. 795–797; Eintrag: <strong>Drache</strong>. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3, Spalte 1339–1346; Eintrag: <strong>Drache</strong>.<br />
In: Lexikon der germanischen <strong>Mythologie</strong>. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1995, S. 75–76.<br />
14. Jacqueline Simpson: British Dragons. The Folklore Society, 2001, ISBN 1840225076, S. 44.<br />
15. <strong>Drache</strong>. (http://www.zedlerlexikon.de/index.html?c=blaettern&bandnummer=7&seitenzahl=712) In:<br />
Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges UniversalLexicon Aller Wissenschafften und Künste.<br />
Band 7, Leipzig 1734, Spalte 1374.<br />
16. Ditte Bandini, Giovanni Bandini: Das <strong>Drache</strong>nbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix,<br />
Wiesbaden 2005, S. 185–189; Ludwig Rohner: Der Kampf um den <strong>Drache</strong>n. Hypothesen und<br />
Spekulationen in der Drakologie. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren. S. 158–167; Cornelius Steckner: Phantastische<br />
Belege oder Phantastische Lebensräume? S. 51–63.<br />
17. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 798–805; Sigrid Früh: Der <strong>Drache</strong> im Märchen. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren. S.<br />
168–173; Sigrid Früh: Märchen vom <strong>Drache</strong>n. S. 129–140; Jacqueline Simpson: Fifty British Dragon<br />
Tales. An Analysis. S. 79–93 (englisch).<br />
18. Wolfgang Münke: <strong>Mythologie</strong> der chinesischen Antike. Mit Ausblick auf spätere Entwicklungen. S. 48.<br />
19. Knut Edl. v. Hofmann: Der <strong>Drache</strong> in Ostasien: China – Korea – Japan. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S. 32–<br />
47. Erna Katwinto und Dani Purwandari: Der <strong>Drache</strong> in der <strong>Mythologie</strong> indonesischer Ethnien. In:<br />
<strong>Drache</strong>n. Im zoologischen Garten der <strong>Mythologie</strong>, S. 151–166. Xiaohong Li: Das Reich des <strong>Drache</strong>n.<br />
Die Entstehung eines Fabelwesens in China. Ebda, S. 167–190. Sheila R. Canby: <strong>Drache</strong>n. In: John<br />
Cherry: Fabeltiere, S. 42–46.<br />
20. Bernd Schmelz: <strong>Drache</strong>n in Amerika. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S. 48–54. Balaji Mundkur: The cult of the<br />
serpent: an interdisciplinary survey of its manifestations and origins, S. 143.<br />
21. Hakim Raffat: Der <strong>Drache</strong> im islamischen Kulturkreis und seine Vorläufer. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S.<br />
119–128. Frank Blis: <strong>Drache</strong>n in Afrika und im islamischen Vorderen Orient. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S.<br />
129–146. Sheila R. Canby: <strong>Drache</strong>n. In: John Cherry: Fabeltiere, S. 19–67.<br />
22. Michael Meurger: <strong>Drache</strong>n und Saurier. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren, S. 174–181.<br />
23. Ditte Bandini, Giovanni Bandini: Das <strong>Drache</strong>nbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix,<br />
Wiesbaden 2005, S. 216–231; Sandra Unerman: Dragons in TwentiethCentury Fiction. S. 94–101.<br />
24. Übersicht: Die kleinen Lerndrachen. Spielerisch lernen mit Erfolg. (https://web.archive.org/web/2014080<br />
6211401/http://www.klett.de/lehrwerk/diekleinenlerndrachen) (Memento vom 6. August 2014 im<br />
Internet Archive) Ernst Klett Verlag, 2013, abgerufen am 20. Januar 2014.<br />
25. Ditte Bandini, Giovanni Bandini: Das <strong>Drache</strong>nbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix,<br />
Wiesbaden 2005, S. 206–215.<br />
26. Ditte Bandini, Giovanni Bandini: Das <strong>Drache</strong>nbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix,<br />
Wiesbaden 2005, S. 232–237; Doug Newsom: Bridging the gaps in global communication. Wiley<br />
Blackwell, 2006, S. 128; Hanne SeelmannHolzmann: Der rote <strong>Drache</strong> ist kein Schmusetier. Strategien<br />
für langfristigen Erfolg in China. Redline Wirtschaft, 2006, S. 101.<br />
27. Karl Shuker: <strong>Drache</strong>n. S. 10; Wilhelm Bölsche: <strong>Drache</strong>n. S. 40 ff.; beschreibt die SaurierHypothesen<br />
des 19. Jahrhunderts: Wolfgang Hierse: Das Ausschneiden der <strong>Drache</strong>nzunge. S. 17–22.<br />
28. Calvert Watkins: How to Kill a Dragon. Aspects of IndoEuropean Poetics. Oxford University Press,<br />
New York/Oxford 1995, S. ??.<br />
29. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 812–813; Elisabeth Grohs: Initiation. In: Hubert Cancik u. a. (Hrsg.):<br />
Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Band 3, Stuttgart 1993, S. 238–249; Knut Edler<br />
von Hofmann: Der <strong>Drache</strong> in Ostasien: China – Korea – Japan. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren. S. 32–47;<br />
Rüdiger Vossen: <strong>Drache</strong>n und mythische Schlangen im Kulturvergleich. In: Auf <strong>Drache</strong>nspuren. S. 10–<br />
24; Walter Burkert: Mythisches Denken. In: Hans Poser (Hrsg.): Philosophie und Mythos. Ein<br />
Kolloquium. Gruyter, Berlin 1979, S. 28.<br />
30. Lutz Röhrich: <strong>Drache</strong>, <strong>Drache</strong>nkampf, <strong>Drache</strong>ntöter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 3, Gruyter,<br />
Berlin/New York 1981, S. 813–815.<br />
Normdaten (Sachbegriff): GND: 40128647 | LCCN: sh85039287
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