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Kritisches Handbuch zur Aufrüstung und Einsatzorientierung der Bundeswehr

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ging sie dazu über, die in Mali <strong>und</strong> dessen Nachbarstaaten<br />

stationierten Truppen nachhaltig zu verstärken<br />

<strong>und</strong> in eine regionale Daueroperation zu überführen.<br />

Sie lud ihre europäischen Verbündeten ein, allen voran<br />

Deutschland, einen Teil <strong>der</strong> Lasten zu übernehmen.<br />

Das ließ sich die Regierung in Berlin nicht zweimal<br />

sagen: Bislang war Westafrika vor allem <strong>der</strong> Hinterhof<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. An<strong>der</strong>s als<br />

Berlin verfügt Paris in Westafrika über enge politischwirtschaftliche<br />

Beziehungen, über Militärbasen, <strong>und</strong><br />

darüber hinaus über „afrikaerprobte“ Streitkräfte. Im<br />

französischen Windschatten eine deutsche Militärpräsenz<br />

südlich <strong>der</strong> Sahara aufzubauen, stellte eine<br />

einmalige Gelegenheit dar. So bildet Mali heute für die<br />

B<strong>und</strong>esregierung den „Schwerpunkt des deutschen<br />

sicherheitspolitischen Engagements in Afrika.“ 62<br />

Und so begann eine Arbeitsteilung in Mali: Die französischen<br />

Truppen stellen die Speerspitze <strong>der</strong> Kampfoperationen<br />

in eigener Regie, am 11. Januar 2013 mit<br />

<strong>der</strong> Opération Serval. Serval ging in die frankzösische<br />

Anti-Terror-Mission Opération Barkhane über, die heute<br />

in mehreren Staaten <strong>der</strong> Sahel-Zone aktiv ist.<br />

Die EU-Außenminister beschlossen am 17. Januar<br />

2013 die Ausbildungs- <strong>und</strong> Beratungsmission EUTM<br />

MALI zum Aufbau <strong>der</strong> malischen Streitkräfte. Die<br />

B<strong>und</strong>eswehr ist maßgeblich an dieser Mission beteiligt.<br />

Das Hauptquartier von EUTM MALI befindet<br />

sich in Bamako, die Ausbildung selbst fand lange Zeit<br />

ausschließlich im 60 Kilometer entfernten Koulikoro<br />

statt, abseits aller Kampfhandlungen. Das Mandat <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>eswehr, zunächst strikt auf den ruhigen Süden<br />

des Landes begrenzt, wurde 2015 ausgeweitet <strong>und</strong><br />

lässt seitdem gr<strong>und</strong>sätzlich auch Beratungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungstätigkeiten im spannungsreichen Norden<br />

des Landes zu, zum Beispiel in Gao <strong>und</strong> Timbuktu. Die<br />

aktuelle Personalobergrenze <strong>der</strong> deutschen Streitkräfte<br />

innerhalb <strong>der</strong> Mission EUTM MALI liegt bei 300.<br />

Im Rahmen von EUTM MALI werden malische Gefechtsverbände<br />

ausgebildet. Nach einem zwölfwöchigen<br />

Lehrgang werden sie für neun Monate in den<br />

Norden verlegt, für den Krieg gegen Aufständische.<br />

Als die ersten Ausbildungsgänge abgeschlossen waren,<br />

fühlte sich im Mai 2014 <strong>der</strong> damalige malische<br />

Premierminister ermutigt, einen Angriff gegen die von<br />

Tuareg <strong>und</strong> Arabern gehaltene Wüstenstadt Kidal zu<br />

starten. Das zerstörte nicht nur den Friedensprozess,<br />

son<strong>der</strong>n endete auch in einem Fiasko für die Armee.<br />

Der Angriff scheiterte. Über 80 malische Soldaten<br />

ließen dabei ihr Leben.<br />

Neben französischen Kampftruppen <strong>und</strong> europäischer<br />

Ausbildungsmission gibt es in Mali internationale<br />

Truppen im Rahmen <strong>der</strong> UN-Blauhelmmission MINUS-<br />

MA. Auch daran beteiligt sich die B<strong>und</strong>eswehr. Dem<br />

ursprünglichen Mandat zufolge soll MINUSMA die<br />

Einhaltung eines Friedensabkommens überwachen,<br />

das die malische Regierung mit loyalen <strong>und</strong> aufständischen<br />

Tuareg-Gruppen aushandelte <strong>und</strong> das 2015<br />

in Algier unterzeichnet wurde. Das Problem dabei: Es<br />

gibt gar keinen Frieden, <strong>der</strong> zu überwachen wäre. Zum<br />

einen haben bei weitem nicht alle Konfliktparteien<br />

unterzeichnet. Zum an<strong>der</strong>en schleppt sich die Umsetzung<br />

des Abkommens über Monate <strong>und</strong> Jahre hin. Immer<br />

wie<strong>der</strong> kommt es zwischen regierungstreuen <strong>und</strong><br />

aufständischen Tuareg zu bewaffneten Spannungen.<br />

In deutschen Medien wird regelmäßig wie<strong>der</strong>holt,<br />

dass es sich bei MINUSMA um eine <strong>der</strong> gefährlichsten<br />

UN-Missionen handele, dass bereits über 70 Blauhelmsoldaten<br />

tödlichen Anschlägen durch bewaffnete<br />

Gruppen wie Ansar Din o<strong>der</strong> Al-Qa’ida im islamischen<br />

Maghreb (AQMI) zum Opfer gefallen sind. Was selten<br />

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