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Kritisches Handbuch zur Aufrüstung und Einsatzorientierung der Bundeswehr

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Die Zusammenarbeit mit Frankreich erstreckt sich auf<br />

verschiedene Fel<strong>der</strong>. Zum einen ist Paris aus Kostengründen<br />

bereit, deutsche Truppen in Missionen auf dem<br />

afrikanischen Kontinent einzubinden, wo Berlin bislang<br />

über wenig Erfahrungen <strong>und</strong> verhältnismäßig wenig<br />

Einfluss verfügt. Bedeutsamer noch ist die Zusammenarbeit<br />

im Rüstungsbereich. So entschied von <strong>der</strong> Leyen<br />

sich mit über 200 Millionen Euro an einem französischen<br />

Militärsatellitenprogramm zu beteiligen. Überlegt<br />

wird, eine mo<strong>der</strong>nisierte Version des Kampfpanzers<br />

Leopard-2 zusammen mit französischen Partnern zu<br />

entwickeln. Der deutsche Panzerbauer KMW fusionierte<br />

jüngst mit dem französischen Rüstungsunternehmen<br />

Nexter. Den Zuschlag für den Bau einer eigenen europäischen<br />

Kampfdrohne erhält ein deutsch-französischitalienisches<br />

Konsortium.<br />

All das stellt keinen Fortschritt dar. Europa bzw. einzelne<br />

europäische Staaten <strong>und</strong> Rüstungsfirmen aus Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

werden für die B<strong>und</strong>esregierung an dem<br />

Punkt interessant, wo die eigenen Ressourcen nicht<br />

ausreichen. Kleinere europäische Staaten sollen sich<br />

nach dem Wunsch <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung an Deutschland<br />

anlehnen, das die Rolle einer „Rahmennation“<br />

einnehmen kann. Ursula von <strong>der</strong> Leyen nennt das „Führen<br />

aus <strong>der</strong> Mitte“. Das soll den Eindruck vermitteln:<br />

Deutschlands Ambitionen würden in Europa eingehegt.<br />

In Wirklichkeit geht es darum, die eigene Macht über<br />

das Zusammenwirken mit an<strong>der</strong>en zu hebeln <strong>und</strong> so zu<br />

verstärken.<br />

Rüstungsexporte <strong>und</strong> die „Merkel-Doktrin“<br />

Deutschland ist einer <strong>der</strong> größten Rüstungsexporteure<br />

weltweit. Nur die USA <strong>und</strong> Russland haben<br />

über die vergangenen Jahre mehr Kriegswaffen <strong>und</strong><br />

sonstige Rüstungsgüter in die Welt verkauft als die<br />

68<br />

B<strong>und</strong>esrepublik. Dies ist ein Problem für die SPD,<br />

<strong>der</strong>en Anhänger mehrheitlich eine restriktive Waffenexportpolitik<br />

befürworten. 2013 wurde <strong>der</strong> SPD-Vorsitzende<br />

Sigmar Gabriel zum B<strong>und</strong>eswirtschaftsminister<br />

ernannt <strong>und</strong> ist seitdem verantwortlich für die<br />

Genehmigung von Waffen- <strong>und</strong> Rüstungsexporten. Er<br />

bemühte sich den Eindruck zu erwecken, unter seiner<br />

Führung würden die Exporte gedrosselt. Ein Blick auf<br />

die Fakten zeigt jedoch das Gegenteil. Im Jahr 2015<br />

hat das Wirtschaftsministerium Ausfuhrgenehmigungen<br />

in Höhe von 12,82 Milliarden Euro erteilt. 110<br />

Niemals zuvor lag <strong>der</strong> Wert höher. Im ersten Halbjahr<br />

2016 wurden Einzelausfuhrgenehmigungen im Wert<br />

von 4,03 Milliarden Euro erteilt, was nochmal einer<br />

deutlichen Steigerung gegenüber dem ersten Halbjahr<br />

2015 entspricht. 111<br />

Hinter den nackten Zahlen verbirgt sich dabei eine<br />

Reihe von Exportgeschäften, die nicht mehr mit einer<br />

vorgeblich restriktiven Genehmigungspraxis vereinbar<br />

sind. So durften Saudi-Arabien, Katar <strong>und</strong> Ägypten<br />

seit März 2015 Rüstungsgüter aus <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

beziehen, obwohl die drei Län<strong>der</strong> von diesem Zeitpunkt<br />

an militärisch in den jemenitischen Bürgerkrieg<br />

eingegriffen hatten. Die B<strong>und</strong>esregierung genehmigte<br />

seit Beginn dieser militärischen Intervention unter<br />

an<strong>der</strong>em den Export von Bauteilen <strong>der</strong> Militärflugzeuge<br />

<strong>der</strong> Typen Tornado <strong>und</strong> Eurofighter nach Saudi-Arabien,<br />

dessen Luftwaffe über Monate Ziele im Jemen<br />

bombardiert hat. Kampfpanzer <strong>und</strong> Haubitzen wurden<br />

an Katar geliefert, ein U-Boot <strong>und</strong> sonstige Marinetechnik<br />

ging an Ägypten.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung ist jedoch nicht nur Genehmigungsstelle,<br />

son<strong>der</strong>n beför<strong>der</strong>t den Rüstungsexport<br />

auch aktiv. Sie sichert Rüstungsexporte mit Hilfe von<br />

Hermes-Bürgschaften ab, verkauft eigene Rüstungsgüter<br />

aus den Überschussbeständen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr,

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