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Kritisches Handbuch zur Aufrüstung und Einsatzorientierung der Bundeswehr

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Die B<strong>und</strong>eswehr als Krisenhelfer?<br />

Die B<strong>und</strong>eswehr wurde im Inland mehr <strong>und</strong> mehr als<br />

Krisenhelfer ins Spiel gebracht, auch um auf diese<br />

Weise um Zustimmung zu ihrer Existenz zu werben<br />

<strong>und</strong> ihr Legitimität zu verschaffen. Zum Teil besser<br />

ausgerüstet als das Technische Hilfswerk (THW), hat<br />

sie vor allem größere Schadensereignisse wie z.B.<br />

das Elbehochwasser medial genutzt, um ihren Nutzen<br />

herauszustellen. Um ihre Rolle bei <strong>der</strong>artigen Einsätzen<br />

zu optimieren, arbeitet die B<strong>und</strong>eswehr verstärkt<br />

mit zivilen staatlichen Einrichtungen zusammen. Der<br />

Oberbegriff, mit dem die B<strong>und</strong>eswehr diese Stellen<br />

bezeichnet, ist dabei kennzeichnend: „Behörden <strong>und</strong><br />

Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS).<br />

74<br />

Als sensible Ziele in Deutschland, <strong>der</strong>en Beschädigung<br />

zu Katastrophenfällen führen könnte, hat man<br />

die so genannte „kritische Infrastruktur“ identifi ziert,<br />

also solche Infrastrukturen, die als Voraussetzungen<br />

für eine funktionierende Wirtschaft <strong>und</strong> Verteidigung<br />

gelten können. Gemeint sind damit Kraftwerke, bestimmte<br />

Straßen o<strong>der</strong> Stromtrassen, Bahnhöfe <strong>und</strong><br />

Gleisstrecken etc. Seit ihrer organisatorischen Reform<br />

dient innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr das „Kommando territoriale<br />

Aufgaben“ als Schnittstelle zwischen zivilen<br />

<strong>und</strong> militärischen Belangen. Das Kommando organisiert<br />

die Feldjäger, die ABC-Abwehr, die Propaganda<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, betreibt die Truppenübungsplätze<br />

<strong>und</strong> führt den Befehl über die Reservisten. Die zivilmilitärische<br />

Zusammenarbeit baut dabei auf ehemaligen<br />

B<strong>und</strong>eswehrsoldaten auf, die an verschiedenen<br />

zivilen Stellen die Zusammenarbeit zwischen den<br />

regionalen zivilen Bemühungen <strong>und</strong> den militärischen<br />

Stellen koordinieren. Die militärische Seite stellt dabei<br />

wenn nötig Personal <strong>und</strong> Material <strong>zur</strong> Verfügung, das<br />

die Kräfte des THW o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinden unterstützt.<br />

Dazu sind in den letzten Jahren die Reservisten in Regionale<br />

Sicherungs-Unterstützungskompanien (RSU)<br />

zusammengefasst worden. Die RSU umfassen <strong>der</strong>zeit<br />

ca. 10.000 Reservisten, die regelmäßig geschult <strong>und</strong><br />

trainiert werden, um im Bedarfsfall auch die Sicherung<br />

<strong>der</strong> kritischen Infrastruktur übernehmen zu können.<br />

Das Aufgabenspektrum ist nicht nur angewachsen,<br />

son<strong>der</strong>n es wurde auch dahingehend geän<strong>der</strong>t, dass<br />

nicht <strong>der</strong> Kriegsfall zum Einsatz <strong>der</strong> Reservisten führt,<br />

son<strong>der</strong>n sie als ständige Hilfstruppe herangezogen<br />

werden können. Die in den Landeskommandos eingesetzten<br />

Reservisten verteilen sich auf alle Ebenen<br />

<strong>der</strong> zivilen staatlichen Verwaltung <strong>und</strong> sichern so auch<br />

den Informationsfluss aus den regionalen zivilen Verwaltungen<br />

in die Spitze <strong>der</strong> militärischen Hierarchie.<br />

Flüchtlingshilfe<br />

Ein aktueller Fall, in dem die B<strong>und</strong>eswehr sich öffentlichkeitswirksam<br />

als Helfer in <strong>der</strong> Not präsentiert, ist<br />

die Versorgung <strong>der</strong> nach Deutschland gekommenen<br />

Kriegsflüchtlinge. Nachdem die Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Kommunen seit Jahren ihrer chronischen<br />

Unterfinanzierung zum Opfer gefallen sind, haben<br />

viele Gemeinden die Hilfe <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr dankbar<br />

annehmen müssen. Ministerin von <strong>der</strong> Leyen hat die<br />

Möglichkeit, auf diesem Wege praktisch kostenlos<br />

Werbung für die B<strong>und</strong>eswehr zu machen <strong>und</strong> die Soldatinnen<br />

<strong>und</strong> Soldaten in einen weiteren Einsatz zu<br />

bringen, gern wahrgenommen.<br />

Bis zu 9.000 Soldatinnen <strong>und</strong> Soldaten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />

sowie Zivilbeschäftigte waren zu Spitzenzeiten<br />

pro Tag im November vergangenen Jahres im Einsatz.<br />

Mit Stand Ende Juli 2016 unterstützten nach Ministeriumsangaben<br />

noch r<strong>und</strong> 830 militärische <strong>und</strong> zivile Beschäftigte<br />

die Flüchtlingshilfe. Wann definitiv Schluss<br />

ist, darauf will sich Generalmajor Klaus von Heimen-

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