Kritisches Handbuch zur Aufrüstung und Einsatzorientierung der Bundeswehr
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Die B<strong>und</strong>eswehr als Krisenhelfer?<br />
Die B<strong>und</strong>eswehr wurde im Inland mehr <strong>und</strong> mehr als<br />
Krisenhelfer ins Spiel gebracht, auch um auf diese<br />
Weise um Zustimmung zu ihrer Existenz zu werben<br />
<strong>und</strong> ihr Legitimität zu verschaffen. Zum Teil besser<br />
ausgerüstet als das Technische Hilfswerk (THW), hat<br />
sie vor allem größere Schadensereignisse wie z.B.<br />
das Elbehochwasser medial genutzt, um ihren Nutzen<br />
herauszustellen. Um ihre Rolle bei <strong>der</strong>artigen Einsätzen<br />
zu optimieren, arbeitet die B<strong>und</strong>eswehr verstärkt<br />
mit zivilen staatlichen Einrichtungen zusammen. Der<br />
Oberbegriff, mit dem die B<strong>und</strong>eswehr diese Stellen<br />
bezeichnet, ist dabei kennzeichnend: „Behörden <strong>und</strong><br />
Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS).<br />
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Als sensible Ziele in Deutschland, <strong>der</strong>en Beschädigung<br />
zu Katastrophenfällen führen könnte, hat man<br />
die so genannte „kritische Infrastruktur“ identifi ziert,<br />
also solche Infrastrukturen, die als Voraussetzungen<br />
für eine funktionierende Wirtschaft <strong>und</strong> Verteidigung<br />
gelten können. Gemeint sind damit Kraftwerke, bestimmte<br />
Straßen o<strong>der</strong> Stromtrassen, Bahnhöfe <strong>und</strong><br />
Gleisstrecken etc. Seit ihrer organisatorischen Reform<br />
dient innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr das „Kommando territoriale<br />
Aufgaben“ als Schnittstelle zwischen zivilen<br />
<strong>und</strong> militärischen Belangen. Das Kommando organisiert<br />
die Feldjäger, die ABC-Abwehr, die Propaganda<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, betreibt die Truppenübungsplätze<br />
<strong>und</strong> führt den Befehl über die Reservisten. Die zivilmilitärische<br />
Zusammenarbeit baut dabei auf ehemaligen<br />
B<strong>und</strong>eswehrsoldaten auf, die an verschiedenen<br />
zivilen Stellen die Zusammenarbeit zwischen den<br />
regionalen zivilen Bemühungen <strong>und</strong> den militärischen<br />
Stellen koordinieren. Die militärische Seite stellt dabei<br />
wenn nötig Personal <strong>und</strong> Material <strong>zur</strong> Verfügung, das<br />
die Kräfte des THW o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinden unterstützt.<br />
Dazu sind in den letzten Jahren die Reservisten in Regionale<br />
Sicherungs-Unterstützungskompanien (RSU)<br />
zusammengefasst worden. Die RSU umfassen <strong>der</strong>zeit<br />
ca. 10.000 Reservisten, die regelmäßig geschult <strong>und</strong><br />
trainiert werden, um im Bedarfsfall auch die Sicherung<br />
<strong>der</strong> kritischen Infrastruktur übernehmen zu können.<br />
Das Aufgabenspektrum ist nicht nur angewachsen,<br />
son<strong>der</strong>n es wurde auch dahingehend geän<strong>der</strong>t, dass<br />
nicht <strong>der</strong> Kriegsfall zum Einsatz <strong>der</strong> Reservisten führt,<br />
son<strong>der</strong>n sie als ständige Hilfstruppe herangezogen<br />
werden können. Die in den Landeskommandos eingesetzten<br />
Reservisten verteilen sich auf alle Ebenen<br />
<strong>der</strong> zivilen staatlichen Verwaltung <strong>und</strong> sichern so auch<br />
den Informationsfluss aus den regionalen zivilen Verwaltungen<br />
in die Spitze <strong>der</strong> militärischen Hierarchie.<br />
Flüchtlingshilfe<br />
Ein aktueller Fall, in dem die B<strong>und</strong>eswehr sich öffentlichkeitswirksam<br />
als Helfer in <strong>der</strong> Not präsentiert, ist<br />
die Versorgung <strong>der</strong> nach Deutschland gekommenen<br />
Kriegsflüchtlinge. Nachdem die Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Kommunen seit Jahren ihrer chronischen<br />
Unterfinanzierung zum Opfer gefallen sind, haben<br />
viele Gemeinden die Hilfe <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr dankbar<br />
annehmen müssen. Ministerin von <strong>der</strong> Leyen hat die<br />
Möglichkeit, auf diesem Wege praktisch kostenlos<br />
Werbung für die B<strong>und</strong>eswehr zu machen <strong>und</strong> die Soldatinnen<br />
<strong>und</strong> Soldaten in einen weiteren Einsatz zu<br />
bringen, gern wahrgenommen.<br />
Bis zu 9.000 Soldatinnen <strong>und</strong> Soldaten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />
sowie Zivilbeschäftigte waren zu Spitzenzeiten<br />
pro Tag im November vergangenen Jahres im Einsatz.<br />
Mit Stand Ende Juli 2016 unterstützten nach Ministeriumsangaben<br />
noch r<strong>und</strong> 830 militärische <strong>und</strong> zivile Beschäftigte<br />
die Flüchtlingshilfe. Wann definitiv Schluss<br />
ist, darauf will sich Generalmajor Klaus von Heimen-