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105 Augsburg - City-Nord 15.02.2017

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Seite 2 Mittwoch, 15.Februar 2017 38 Jahre<br />

STADTZEITUNG<br />

DIE SEITE 2<br />

Eine Stimme<br />

für Roma und Sinti<br />

ENGAGEMENT / Der Regionalverband der <strong>Augsburg</strong>er Sintiund Roma feiert<br />

seine Gründung.Fortsetzung vonSeite 1<br />

... sprechen.Das istesfür keinen<br />

vonuns,auchwenn wirmit<br />

dem Thema aufgewachsen<br />

sind“, erzählt Reinhardt. „Aber<br />

es ist wichtig, denn es gibt<br />

kaum noch Zeitzeugen, die aus<br />

erster Hand berichtenkönnen.“<br />

So befasst sich auch das<br />

nächste große Ziel des Verbandesmit<br />

demThemaHolocaust:<br />

Halle 116 im Sheridan-Park,die<br />

als Zwangsarbeiterbaracke, als<br />

Außenlager des Konzentrationslagers<br />

Dachau genutzt wurde,soll<br />

zu einem Dokumentations-und<br />

Bildungshausund damit<br />

zu einem Erinnerungsort<br />

werden. „Wir werden immer<br />

wieder von Lehrern angesprochen,<br />

dass das Thema auch für<br />

die Schüler interessant wäre.<br />

Und wir brauchen dafür keine<br />

Geschichtsbücher, wir können<br />

unsere eigene Geschichte erzählen“,<br />

sagt Reinhardt. Die Jugend<br />

über die schrecklichen<br />

Gräueltaten zu informieren,<br />

liegt der Sinta besonders am<br />

Herzen. „Die Kinder sollen so<br />

etwas nicht erleben müssen“,<br />

Mit dem Fischerholzist für Marcella Reinhardtein StückKultur verloren gegangen.<br />

Umso wichtiger ist esfür sie, dass sich in<strong>Augsburg</strong> nun ein Verband<br />

für die Belange der Sintiund Roma einsetzt. Foto:David Libossek<br />

wünscht sie sich. „Das ist auch<br />

heute nicht selbstverständlich.<br />

In einer Zeit, in der so viele<br />

Menschen durch Kriege ausihrer<br />

Heimat vertrieben werden<br />

und Parteien wie die NPD und<br />

AfD wieder mehr Zulauf erfahren.“<br />

Reinhardt setzt sich schon<br />

seit 2003 für die Belange der<br />

Sinti und Roma ein. Zunächst<br />

arbeitete sie ehrenamtlich für<br />

den Landesverband Nürnberg,<br />

später in <strong>Augsburg</strong>.Ihr Engagement<br />

ist auch heute noch ehrenamtlich,<br />

ebenso wie das der<br />

anderen Mitglieder. Der Bezirk<br />

Schwaben,der für diefinanzielle<br />

Unterstützung zuständig wäre,<br />

hat bislang keine Förderung<br />

bewilligt. Nichtsdestotrotz<br />

empfindet Reinhardt die Zusammenarbeit<br />

mit der Politik<br />

als sehr gut. Vorallem das Amt<br />

für Migration, Interkultur und<br />

Vielfalt in <strong>Augsburg</strong> habe sie<br />

sehr unterstützt, berichtet sie.<br />

Ebenso wie Oberbürgermeister<br />

Kurt Gribl.Dieser wird während<br />

der Eröffnungsfeier amFreitag<br />

die Vorstellung des Verbandes<br />

übernehmen. Die rund 600 eingeladenen<br />

Gäste erwartet außerdem<br />

einmusikalisches Rahmenprogramm.<br />

• Die Eröffnungsfeier des Regionalverbandes<br />

findet am Freitag<br />

ab 17 Uhr imOberen Fletz des<br />

Rathausesstatt.<br />

Die „Pelz-Ermittler“ zeigen an einem Schal, dass nicht jedervermeintliche Kunstfaser-Bommel auch wirklich künstlichist.Indiesem<br />

Fall waren sie aus Waschbärfell.Eine entsprechende Kennzeichnung fehlt. Foto: Jasmin Leib<br />

Dem Echtpelzauf derSpur<br />

AKTIVISTEN / Tierschützer klären in der <strong>Augsburg</strong>er Innenstadt über die<br />

Herkunftvon Pelzen auf. Undzeigendie Tückenbeim Einkaufen.<br />

<strong>Augsburg</strong>. Die „Pelz-Ermittler“<br />

waren am Montag in der <strong>Augsburg</strong>er<br />

Innenstadt und informierten<br />

Passanten über Kunstund<br />

Echtpelz sowie die Methodender<br />

Pelzindustrie.<br />

Die Tierschutzaktivisten des<br />

Deutschen Tierschutzbüros<br />

zeigten aneinem Beispiel, wie<br />

auch unabsichtlichEchtpelzgekauft<br />

werden könne: Ein Schal<br />

seizwarlautEtikett zu 100 Prozent<br />

ausAcryl,dochwie sich im<br />

Labortest zeigt, sind die beiden<br />

Bommel amSchal keineswegs<br />

aus Kunstfasern, sondern aus<br />

Waschbärfell gemacht.<br />

Ein großes Problemstellt laut<br />

Tierschützerin Jennifer Schöpf<br />

die fehlende Deklarationspflicht<br />

inDeutschland dar. Viele<br />

Verbraucher wüssten oftmals<br />

nicht, dass es sich bei dem erworbenen<br />

ProduktumEchtpelz<br />

handle.Sie orientiertensicham<br />

Preis,dochkönne Kunstpelzsogar<br />

teurer als echter sein. Zudem<br />

sei eine erforderliche Bezeichnung<br />

häufig nicht an dem<br />

Produkt angebracht. „Verbraucher<br />

werden hier nicht umfassend<br />

aufgeklärt, deswegen gehen<br />

die Pelz-Ermittlerauf Streife<br />

und helfen bei der Aufklärung“,<br />

erläutert Schöpf die Beweggründe<br />

der Aktivisten.<br />

Das erklärte Ziel der Tierschützer:<br />

„Tierqual darf zukünftig<br />

nicht mehr mit dem Kauf<br />

von Pelzprodukten bewusst<br />

oder unbewusst unterstützt<br />

werden.“ (oh)<br />

Die Übermacht der CSU<br />

STADTRAT/Die zwei CSM-Stadträte Rolf Rieblinger und DimitriosTsantilaskehren zurück zur Union.Die Fraktion derCSM wurde aufgelöst.<br />

Markus Höck<br />

<strong>Augsburg</strong>. Das Stühle rücken<br />

im <strong>Augsburg</strong>er Stadtrat geht<br />

munter weiter: Die beiden<br />

Stadträte Rolf Rieblinger und<br />

Dimitrios Tsantilas haben vorige<br />

Wocheder CSMden Rücken<br />

gekehrt und sind in dieCSU zurückgekehrt.<br />

Als Folge verliert<br />

die CSM ihren Fraktionsstatus<br />

und die CSU-Fraktion schwillt<br />

auf26Mitglieder an.<br />

Die Machtverhältnisse im<br />

Stadtrat sind klar verteilt. Die<br />

CSU hat in Koalition mit der<br />

SPD und Kooperation mit den<br />

Grünen bisher bereits eine erdrückende<br />

Mehrheit von44der<br />

insgesamt60Stimmenauf ihrer<br />

Seite –zuzüglich der Stimme<br />

des Oberbürgermeisters Kurt<br />

Gribl sowie der Stimme des<br />

FDP-Stadtrats Markus Arnold,<br />

der inder CSU-Fraktion hospitiert.<br />

Nun kommen mit dem<br />

Wechsel der beiden Stadträte<br />

Rieblinger und Tsantilas noch<br />

zwei dazu.<br />

Schon zuvor hatte die CSU<br />

von einer Abspaltung profitiert.<br />

Stadtrat Marc Zander hattesich<br />

von der AfD getrennt und war<br />

in die CSU eingetreten. „Die<br />

CSU-Fraktion ist stärker als je<br />

zuvor, steht geschlossendaund<br />

ist ideal für die zweite Halbzeit<br />

aufgestellt“, erklärt der am<br />

Dienstag im Amt bestätigte<br />

Fraktionsvorsitzende Bernd<br />

Kränzle. 2011 hatten sich sechs<br />

CSU-Stadträte unter Führung<br />

des damaligenKämmerersHermann<br />

Weber aus der Fraktion<br />

und Partei verabschiedet und<br />

die „Neue Christlich-Soziale<br />

Mitte“ (CSM) gegründet. Bei<br />

der Wahl 2014 brachtedie CSM<br />

immerhin drei Kandidaten in<br />

den Stadtrat.<br />

Auslöser für den Bruch mit<br />

der CSU imJahr 2011 waren<br />

Claudia Eberle vertritt nun allein die CSM im Stadtrat.<br />

persönliche Auseinandersetzungen<br />

innerhalb der Fraktion.<br />

Im Zentrum des Streits stand<br />

Ex-Stadtrat Tobias Schley, der<br />

zurWahl 2014 nichtmehrangetreten<br />

ist. Das dürfte dem<br />

73-jährigen Rieblingerund dem<br />

61-jährigen Tsantilas die Entscheidung<br />

deutlich leichter gemacht<br />

haben, zumal insbesondere<br />

Rieblinger dem Vernehmen<br />

nach große Sehnsucht<br />

nach der CSU verspürte. Politisch<br />

stand die CSM ohnehin<br />

fast immer zum Kurs von OB<br />

Kurt Gribl.<br />

Während der Wechsel für die<br />

CSU lediglich die VorrangstellungimStadtrat<br />

zementiert, hat<br />

er für die CSM harte Konsequenzen.<br />

Da nunClaudiaEberle<br />

allein den Verein als Stadträtin<br />

vertritt, gibt es keine CSM-<br />

Fraktion mehr. „Ich war überrascht<br />

und bin enttäuscht“,<br />

kommentiert die Stadträtin den<br />

Weggangder Kollegen.<br />

Neben dem Verlust einiger<br />

Privilegien verliert die CSM vor<br />

allem ihre Sitze in den Ausschüssen,<br />

diese wiederum gehen<br />

an die CSU. Damit stärkt<br />

Foto: pm<br />

die Union auch in den vorberatenden<br />

Gremien ihre Position<br />

aufsechs derinsgesamt13Sitze<br />

in jedem Ausschuss.<br />

Doch schon regt sich Widerstand.<br />

Die Ausschussgemeinschaft<br />

Freie Wähler, Die Linke,<br />

ÖDP und Polit-WG stellt einen<br />

Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung<br />

der städtischen<br />

Kollegien: Ausschüsse sollen<br />

künftig wieder mit nur zwölf<br />

Mitgliedern besetzt werden.<br />

„Der 13. Sitz war 2014 nur eingeführt<br />

worden, umauch der<br />

CSMeinenSitzzuermöglichen.<br />

Der Grund dafür ist nun mit<br />

dem Übertritt zweier Stadträte<br />

der CSM zur CSU entfallen.<br />

Gleichzeitig würde diese Reduzierung<br />

der Ausschussmitglieder<br />

die Stadt finanziell entlasten<br />

und somit zur Haushaltskonsolidierung<br />

beitragen“, begründet<br />

Otto Hutter (Linkspartei)<br />

den Antrag der Ausschussgemeinschaft.<br />

Unklar ist noch, wie esmit<br />

Claudia Eberle weitergeht. Als<br />

Einzelkämpferin wird sieesungleich<br />

schwerer haben im<br />

Stadtrat. Ein Anschluss andie<br />

Fraktion von Pro<strong>Augsburg</strong> wäre<br />

aber durchaus vorstellbar,<br />

zumal deren Vorsitzende Beate<br />

Schabert-Zeidler ebenfalls eine<br />

CSU-Abtrünnige ist wie Eberle<br />

selbst. „Ich lege mich noch<br />

nicht fest, aber selbstverständlich<br />

gibt es zu Pro<strong>Augsburg</strong> eine<br />

inhaltliche und auch persönlicheNähe“,<br />

erklärtEberle.<br />

Kommentar<br />

Markus Höck<br />

Derandere<br />

Blickwinkel fehlt<br />

AuchwennsichimMachtgefüge<br />

des <strong>Augsburg</strong>er Stadtrats kaum<br />

etwas verändert, der Wechsel<br />

von Rolf Rieblinger und Dimitrios<br />

Tsantilas lenkt die Aufmerksamkeit<br />

auf ein grundsätzliches<br />

Problem der aktuellen<br />

Wahlperiode: Im Rathausfehlen<br />

starke Gegenpositionen und alternative<br />

Blickwinkel. Dem<br />

Über-Bündnis Schwarz-Rot-<br />

Grün steht lediglich noch die<br />

Fraktion Pro <strong>Augsburg</strong> und die<br />

Ausschussgemeinschaft ausFreien<br />

Wählern, Linke, Polit-WG<br />

und ÖDP gegenüber. Ansonsten<br />

sind es die Einzelkämpfer Claudia<br />

Eberle (CSM) und Peter<br />

Grab (WSA) sowie das Duo der<br />

AfD, die den Kurs der Regierungskoalition<br />

wohl oder übel<br />

mitgehen müssen. Die Schwäche<br />

der Opposition ist zum einen<br />

provoziert durch politisch<br />

geschicktes Agieren vonOBKurt<br />

Gribl. Er hatte etwa den CSU-<br />

Abtrünnigen Hermann Weber<br />

aus der Kommunalpolitik als<br />

Stadtdirektor indie Verwaltung<br />

geholt und so das Nichtregierungs-Lager<br />

einer starken Figur<br />

beraubt.<br />

Doch die Opposition hat auch<br />

selbst Schuld. Die Stadträte<br />

scheinen nicht inder Lage, gemeinsam<br />

aneinem Strang zu<br />

ziehen und den hin und wieder<br />

nötigen Widerstand gegen die<br />

Koalition gemeinsam vorzubringen.<br />

So fehlt zu oft der nötige<br />

Druck, um die Regierung in<br />

eine öffentliche Diskussion zu<br />

zwingen. Jüngstes Beispiel dafür<br />

ist der Streit um die Plakatierung<br />

für Veranstaltungen. Leidtragende<br />

sind letztendlich die<br />

<strong>Augsburg</strong>er, denen durch die<br />

schwache Opposition ein Stück<br />

politische Teilnahme verloren<br />

geht.<br />

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