EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft
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Kunst als Therapie und Prävention<br />
Schwerpunktthema<br />
“Wir sind in unserer Arbeit davonueberzeugt, dass eine kuenstlerisch gestaltete<br />
Umwelt <strong>der</strong> Lebensqualitaet dient.” (Anneliese Geesen) + Die 17-jaehrige<br />
Suedkoreanerin Hye-Jin Kim spielte im <strong>Lazarus</strong> Wohn- und Pflegeverbund Berlin<br />
Die Malerei ist (k)ein<br />
asthetisches Unterfangen<br />
In unserem Arbeitsbereich<br />
„Wohnen und Pflege im<br />
Alter“ ist Kunst alltäglich<br />
spürbar. Wir gestalten (o<strong>der</strong> lassen<br />
gestalten) künstlerisch interessante<br />
Wohnbereiche, Farben und Formen<br />
werden sehr bewusst und<br />
auch zielgerichtet eingesetzt. Wir<br />
sind in unserer Arbeit davon überzeugt,<br />
dass eine künstlerisch gestaltete<br />
Umwelt <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
dient.<br />
Beschäftigungsangebote für die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner<br />
unter Anleitung von Therapeuten<br />
(Musiktherapeuten, Kunsttherapeuten,<br />
Ergotherapeuten), aber<br />
auch Künstlern münden in gestalteter<br />
Form häufig in Darstellung<br />
o<strong>der</strong> Ausstellung. Theatervorführungen,<br />
Bauchtanz von und für<br />
Senioren, gemeinsames Musikmachen,<br />
Malen von Bil<strong>der</strong>n,<br />
Töpfern … sind nur einige aufgezählte<br />
Formen <strong>der</strong> künstlerischen<br />
Gestaltung. Die Kunstwerke sind<br />
zu großen Teilen auch <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
zugänglich.<br />
Inzwischen ist es in unseren Einrichtungen<br />
selbstverständlich geworden,<br />
dass namhafte Künstler<br />
dort ausstellen. Eine Vernissage im<br />
eigenen Wohnbereich zum Beispiel<br />
ermöglicht es auch alten und<br />
pflegebedürftigen Menschen immer<br />
wie<strong>der</strong> einen Zugang zur Kunst zu<br />
finden. Kunst in <strong>der</strong> Pflege wird<br />
von uns immer als eine Kombination<br />
von Therapie und gestalterischer<br />
Betätigung verstanden. Nicht<br />
das Ergebnis ist entscheidend, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> ‘Weg ist das Ziel’.<br />
Ein Zitat von Picasso drückt unsere<br />
Haltung im Umgang mit Kunst<br />
(auch) im Bereich von Pflege sehr<br />
gut aus: „Die Malerei ist kein<br />
ästhetisches Unterfangen. Sie ist<br />
ein Weg, indem wir unserem<br />
Schrecken wie auch unseren Sehnsüchten<br />
Gestalt geben“.<br />
Anneliese Geesen<br />
Abteilungsleiterin Alten- und<br />
Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
Junge Musiker spielen<br />
für alte Menschen<br />
Auf den ersten<br />
Blick wirkt<br />
Hye-Jin Kim aus<br />
Südkorea recht<br />
schüchtern. Doch<br />
kaum greift die<br />
17-Jährige in die<br />
Tasten am Flügel,<br />
geht sie voll aus sich heraus:<br />
Virtuos trägt die junge Pianistin<br />
Werke von Czerny bis Chopin,<br />
von Ravel bis Schumann vor. Mit<br />
ihrem Vortrag im gläsernen Festsaal<br />
des <strong>Lazarus</strong> Wohn- und Pflegeverbunds<br />
in Berlin-Wedding<br />
zieht sie die Zuhörer gut eine<br />
Stunde in ihren Bann.<br />
Die Konzerte <strong>der</strong> jungen südkoreanischen<br />
Künstlerinnen und<br />
Künstler an jedem letzten Dienstag<br />
im Monat sind inzwischen zu<br />
einer guten Tradition geworden.<br />
Mit <strong>der</strong> Veranstaltungsreihe soll<br />
den alten und pflegebedürftigen<br />
Menschen, die das Haus nicht<br />
mehr verlassen können, ein ganz<br />
beson<strong>der</strong>er Kunstgenuss geboten<br />
werden. Bei den Klaviervirtuosen<br />
handelt es sich um einen engen<br />
Kreis von jungen Talenten, die<br />
bereits an anspruchsvollen Wettbewerben<br />
in aller Welt teilgenommen<br />
und viele Preise errungen haben.<br />
Ausgewählt wurden sie von <strong>der</strong><br />
südkoreanischen Pianistin Mi-<br />
Kyung Kim, die auch Vize-Präsidentin<br />
<strong>der</strong> „International Piano<br />
Academy Lake Como“ im italienischen<br />
Dongo ist.<br />
Dorthin fahren sie regelmäßig für<br />
ein paar Wochen, um sich von erstklassigen<br />
weltbekannten Pianisten<br />
unterrichten zu lassen. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>der</strong> Piano-<br />
Akademie und dem <strong>Lazarus</strong><br />
Wohn- und Pflegeverbund soll in<br />
den kommenden Monaten fortgesetzt<br />
und ausgebaut werden.<br />
Beson<strong>der</strong>s sexuell missbrauchte Menschen sind immer wie<strong>der</strong> gezwungen eine Trennung<br />
zwischen Rationalitaet und Emotionalitaet zu vollziehen<br />
Kunst als Moglichkeit den Kop .. f zu<br />
verlassen und<br />
zu spuren<br />
..<br />
den<br />
Bauch<br />
Ich weiss es .. selbst nicht.<br />
Trauer druckt<br />
..<br />
mich nie<strong>der</strong>.<br />
Fuhle<br />
..<br />
mich unendlich<br />
Anzeige<br />
16 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 17<br />
Sigrid Richter-Unger, Referentin für<br />
Beratungsstellen<br />
In den Beratungsstellen <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wollen<br />
die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter den Ratsuchenden<br />
angemessen helfen. Sie stützen sich<br />
daher auf vielfältige therapeutische<br />
und beraterische Ansätze.<br />
Für viele Menschen sind gestalterische<br />
Elemente ein wichtiges Medium<br />
und sie verstehen die Welt<br />
eher durch „Greifen“ als nur durch<br />
Sprache. In <strong>der</strong> Beratungsstelle<br />
“Kind im Zentrum“ nutzen wir bei<br />
<strong>der</strong> Therapie mit Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen z.B. die Bücher „Gefühle<br />
sind wie Farben“ o<strong>der</strong> „Seelenvogel“,<br />
um durch Malen eines<br />
Seelenvogels mit vielen Taschen,<br />
Schubladen und Tresoren den Gefühlen<br />
einen Ausdruck zu geben.<br />
Kunsttherapeutische Elemente sor-<br />
gen dafür, dass nonverbales Mitteilen<br />
möglich ist und die Kin<strong>der</strong>,<br />
Jugendlichen o<strong>der</strong> auch Erwachsenen<br />
für eine Weile den Kopf verlassen<br />
und ihren Bauch spüren<br />
können. Beson<strong>der</strong>s Menschen, die<br />
sexuellen Missbrauch erfahren<br />
haben, sind immer wie<strong>der</strong> gezwungen<br />
eine Trennung zwischen<br />
Kopf (Rationalität) und Bauch<br />
(Emotionalität) zu vollziehen.<br />
Kunsttherapeutische Elemente bilden<br />
eine wichtige Brücke zwischen<br />
diesen Bereichen. In unseren<br />
Beratungsstellen gibt es zwar keine<br />
speziell ausgebildeten KunsttherapeutInnen,<br />
aber unsere Berater-<br />
Innen und Therapeuten haben sich<br />
in diesen Bereichen fortgebildet<br />
und beziehen künstlerische Ansätze<br />
in ihr Angebot mit ein.<br />
Klein sein<br />
immer kleiner<br />
sich unsichtbar machen.<br />
Es hat mich ja eh niemand gesehen.<br />
Wer ich bin?<br />
allein.<br />
Das Bild stammt von einer betroffenen Jugendlichen,<br />
das Gedicht von Anett Kühlcke, Kunsttherapeutin<br />
in <strong>der</strong> „myrrha”