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Mittelstandsmagazin 01-2017

Neue Wege im Mittelstand: Einzelhandel geht online | E-Government: Deutschland verpasst den Anschluss | Handwerk stärken: Zurück zum Meister | "Digitales Entwicklungsland: Jens Spahn im Interview

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MIt:TITEL<br />

Foto: fotolia<br />

gen. „Amazon ist für uns auch ein wichtiges Vertriebs-Werkzeug.<br />

Wir müssten Millionenbeträge in<br />

Suchmaschinenmarketing investieren, um auch nur<br />

ansatzweise an die Reichweite von Amazon heranzukommen“,<br />

sagt der Betriebswirt. Doch der Unternehmer<br />

hat nicht immer nur positive Erfahrungen<br />

mit Amazon gemacht. „Besonders neue rechtliche<br />

Regelungen fordern uns zeitweise heraus. Da<br />

haben wir nur begrenzt Einfluss, weil alle Händler<br />

die Artikelbeschreibungen modifizieren können“,<br />

sagt Breiter. Zudem gebe es Wettbewerber, die die<br />

Preise drücken würden. Dieser Rahmenbedingungen<br />

sollte man sich bewusst sein, so Breiter. Um<br />

darauf zu reagieren, hat sich das Unternehmen<br />

eine Sortimentsstrategie überlegt und pflegt gute<br />

Beziehungen zu seinen Lieferanten. „Auf Preiskämpfe<br />

lassen wir uns nicht ein“, sagt Breiter.<br />

Das Münchner Hutgeschäft gibt es bereits seit<br />

1863. Es ist ein klassisches Familienunternehmen.<br />

Trotzdem hat sich die Familie Breiter an digitalen<br />

Veränderungen orientiert. In den 1990er-Jahren<br />

startete das Unternehmen mit einem Onlineshop,<br />

der aber nach einigen Jahren schließen musste.<br />

Zu früh sei es damals gewesen, sagt Breiter. Nur<br />

eine Domain zu kaufen, sei damals so aufwendig<br />

wie der Abschluss eines Mietvertrags gewesen.<br />

Ähnlich lief es mit der Administration des Shops.<br />

Heute verfolgt er mit seiner sogenannten Multi-Channel-Strategie<br />

(mehrere Vertriebswege)<br />

konkrete Ziele: „Wir wollen unseren Kunden einen<br />

Mehrwert bieten. Sie können sich also schon im<br />

Internet über unsere Produkte informieren, sich<br />

am Telefon von einer Hutmachermeisterin beraten<br />

lassen und dann zu uns ins Geschäft kommen, um<br />

den passenden Hut zu finden.“ Sich eine genaue<br />

Strategie hinter dem Online-Vertrieb zu überlegen,<br />

empfiehlt Breiter auch Einzelhändlern, die bisher<br />

nur stationär verkaufen. Ein Onlineshop könne nie<br />

nur nebenbei laufen.<br />

Produkte über viele Kanäle verkaufen<br />

Als Amazon noch nicht in aller Munde war, eröffnete<br />

der Lederwarenhändler Joachim Stoll mit<br />

koffer24 seinen ersten Onlineshop. Bereits 1998<br />

konnten seine Kunden Taschen und Koffer auch<br />

über das Internet bei ihm bestellen. Dabei hat sich<br />

Stoll immer an folgendem Grundsatz orientiert:<br />

„Der Kunde entscheidet, welche Form er wählt und<br />

wie er einkauft.“ Die „Reise des Kunden“ sei keine<br />

gerade Linie mehr, sondern „eher ein Wollknäuel.“<br />

Stoll: „Es gibt so viele Möglichkeiten, sich über ein<br />

Produkt zu informieren und es dann letztlich zu<br />

kaufen.“ Das Smartphone ist in diesem Kontext das<br />

entscheidende Vehikel. Denn Kunden informieren<br />

Nachgehakt<br />

Streit um Amazon<br />

Einzelhändler und Verbände werfen Amazon immer<br />

wieder fehlende Produkthaftung und unzureichende<br />

Mehrwertsteuerzahlung vor. <strong>Mittelstandsmagazin</strong>-<br />

Reporterin Katharina-Luise Kittler hat bei Amazon<br />

nachgehakt und den Online-Riesen mit den Vorwürfen<br />

konfrontiert. Die Antworten gab Amazon-Sprecher<br />

Christian Blum.<br />

Wie kommt Amazon den individuellen Mehrwertsteuer-Vorgaben,<br />

die in den jeweiligen Ländern<br />

unterschiedlich geregelt sind, nach?<br />

Christian Blum: Amazon-Händler sind eigenständige<br />

Unternehmen und verantwortlich dafür, ihre steuerrechtlichen<br />

Pflichten zu erfüllen. Wir stellen Tools und<br />

Informationen zur Verfügung, um Verkäufer bei der Einhaltung<br />

dieser Pflichten zu unterstützen aber wir haben<br />

keine Befugnis, ihre Steuerangelegenheiten zu überprüfen.<br />

Mit den Behörden arbeiten wir weiterhin wie bisher<br />

im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zusammen.<br />

Wie steht Amazon zur Produkthaftung?<br />

Die Sicherheit unserer Kunden hat für Amazon höchste<br />

Priorität. Entscheidend für die Teilnahme an Amazon<br />

Marketplace ist daher, dass Händler Amazon-Kunden<br />

ein gutes und sicheres Einkaufserlebnis bieten. Selbstverständlich<br />

dürfen bei Amazon nur Produkte angeboten<br />

werden, die in der EU erlaubt sind und gehandelt<br />

werden dürfen. Die Verantwortlichkeit für die Rechtmäßigkeit<br />

des Angebots liegt beim jeweiligen Anbieter<br />

– dazu sind Marketplace-Verkäufer per Teilnahmebedingungen<br />

verpflichtet.<br />

Was passiert, wenn sich einer nicht daran hält?<br />

Erlangen wir Kenntnis darüber, dass verbotene Produkte<br />

gelistet werden, was gegen unsere Teilnahmebedingungen<br />

verstößt, entfernen wir die entsprechenden Produkte<br />

umgehend und ergreifen gegebenenfalls weitere<br />

Maßnahmen gegenüber den Verkäufern.<br />

<strong>Mittelstandsmagazin</strong> <strong>01</strong>|17 13

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