Simeonkirche - kiz-hamburg.de
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Mit <strong>de</strong>n Erwartungen ist das<br />
so eine Sache. Vor allem zu<br />
Weihnachten tauchen sie<br />
beson<strong>de</strong>rs massiv und äußerst vielgestaltig<br />
auf. Ohne sie wür<strong>de</strong> uns etwas<br />
Wichtiges fehlen. Doch manche<br />
Erwartungen liegen wie eine dunkle<br />
Wolke über <strong>de</strong>m Fest, wer<strong>de</strong>n zu unerfüllbaren<br />
Ansprüchen. So ist das bei<br />
meiner Freundin Isabell. „Am ersten<br />
Weihnachtstag erwarten uns meine Eltern<br />
zur Gans und die Schwiegereltern<br />
zur Ente. Weil das nicht geht, wechseln<br />
wir von Mal zu Mal. So wird je<strong>de</strong>s<br />
Jahr die Erwartung eines Elternpaares<br />
enttäuscht, dass die Kin<strong>de</strong>r doch bitte<br />
am ersten und nicht erst am viel weniger<br />
wichtigen zweiten Weihnachtstag<br />
zu Besuch kommen.“ Isabell steht mit<br />
ihrem Problem nicht allein. Erwartungen<br />
können ganz schön Druck machen.<br />
Und Weihnachten ist für viele ein Fest<br />
<strong>de</strong>r enttäuschten Erwartungen.<br />
Darum hat ein Bekannter von mir<br />
vor Jahren beschlossen: „Ich will in<br />
Zukunft überhaupt gar keine Erwartungen<br />
mehr haben und auch keine<br />
erfüllen, vor allem nicht zu irgendwelchen<br />
Feiertagen.“ Ich habe ihm nie<br />
richtig geglaubt, dass das geht, <strong>de</strong>nn<br />
dieser Mann ist zwar manchmal ra-<br />
Zugegeben – die Frage ist ziemlich<br />
dämlich. Aber ich frag’<br />
Sie mal trotz<strong>de</strong>m: Wissen Sie<br />
schon, was Sie am 18. Dezember um<br />
18.12 Uhr machen? Sehr wahrscheinlich<br />
wissen Sie das nicht in dieser<br />
manchmal ganz schön hektischen Zeit.<br />
Allerdings: Was wir (alle!) von <strong>de</strong>r<br />
kirchenzeitung am 18.12. um 18.12<br />
Uhr vorhaben, das steht seit langem<br />
fest: wir backen. Kekse. Nicht in <strong>de</strong>r<br />
Redaktion, son<strong>de</strong>rn bei unseren Mitstreitern<br />
Sandro und Grit daheim. Das<br />
tun wir je<strong>de</strong>s Jahr. Immer am 18.12. ab<br />
18.12 Uhr. Dieses Jahr fällt <strong>de</strong>r 18. auf<br />
einen Sonnabend. Macht nix, wir backen<br />
trotz<strong>de</strong>m.<br />
Die Zutaten? Sind alle da. Wir sie-<br />
Gott kommt an<strong>de</strong>rs<br />
als erwartet<br />
von Dorothea Ned<strong>de</strong>rmeyer,<br />
Pastorin <strong>de</strong>r Osterkirche<br />
dikal in seinen Entschlüssen, aber im<br />
Grun<strong>de</strong> doch ein Freund <strong>de</strong>s Lebens<br />
und <strong>de</strong>r Menschen, mehr Optimist als<br />
Zyniker. Gut, die Geschenke sind in<br />
dieser Familie immer schon eher maßvoll<br />
gewesen, am Heiligabend gab es<br />
immer schon Kartoffelsuppe. Aber am<br />
ersten Feiertag zaubert die Hausfrau<br />
gern ein beson<strong>de</strong>rs gutes Essen und<br />
wenn am zweiten Feiertag nachmittags<br />
die Mütter vorbeikommen (die Väter<br />
sind schon gestorben), wird nach <strong>de</strong>m<br />
Kaffeetrinken Doppelkopf gespielt bis<br />
zur Erschöpfung. „Weihnachten war<br />
wie<strong>de</strong>r schön“, ist Jahr für Jahr sein<br />
zufrie<strong>de</strong>nes Fazit. Und das alles ohne<br />
Erwartungen?!<br />
Vielleicht ist es so, dass es die allzu<br />
konkreten Erwartungen sind, die <strong>de</strong>r<br />
Freu<strong>de</strong> eher im Wege stehen. Vielleicht<br />
ist es so, dass die Erwartung<br />
die Verheißung braucht, um vor lauter<br />
Vorfreu<strong>de</strong> vibrieren zu können. Im<br />
christlichen Sinne sprechen wir von<br />
Erwartung im Zusammenhang mit<br />
Gottes Verheißungen. „Weil Gott in<br />
tiefster Nacht erschienen, kann unsere<br />
Nacht nicht traurig sein“, heißt es<br />
in einem mo<strong>de</strong>rnen Weihnachtslied.<br />
Gott erscheint, er kommt zu uns Menschen,<br />
in unsere unmittelbare Nähe.<br />
DAS GEISTLICHE WORT<br />
Die kirchenzeitung stellt keine Werbung im rechtlichen Sinne dar<br />
Er lässt uns so nah an sich heran, wie<br />
ein kleines Kind, das uns seine Arme<br />
entgegenstreckt, wenn wir uns über<br />
sein Bett beugen. Ein Kind, dass noch<br />
voller Vertrauen ist und ohne die Abwehrstrategien,<br />
die wir im Laufe unseres<br />
Lebens, manchmal aus gutem<br />
Grund, manchmal aus schmerzvoller<br />
Erfahrung, gegen an<strong>de</strong>re Menschen<br />
entwickeln.<br />
Gott kommt uns nahe. Gott ist uns<br />
nahe gekommen. In Bethlehem. Doch<br />
wir sollten nicht vergessen, dass schon<br />
dieser Anfang die Erwartungen <strong>de</strong>r<br />
damaligen Menschen ganz an<strong>de</strong>rs erfüllt<br />
hat als gedacht. Ja, sie warteten<br />
auf <strong>de</strong>n von Gott versprochenen Weltenretter.<br />
Aber sie konnten sich <strong>de</strong>n<br />
Gesandten Gottes nur als mächtigen<br />
Herrscher vorstellen, nicht als schutzloses<br />
Kind in <strong>de</strong>r Krippe. Gott kommt<br />
an<strong>de</strong>rs als erwartet. Heilung geschieht<br />
an<strong>de</strong>rs als erwartet. Diese Erfahrung<br />
zieht sich durch die ganze Bibel. Diese<br />
Erfahrung machen Menschen auf ihrem<br />
Glaubensweg immer wie<strong>de</strong>r. Gott<br />
kommt an<strong>de</strong>rs als erwartet.<br />
Dafür ist Weihnachten ein kraftvolles<br />
Zeichen. Ohne die Verheißung eines<br />
kommen<strong>de</strong>n Retters und Erlösers,<br />
eines Weltenwen<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>r Hass und<br />
Tod durch die Liebe besiegen wird,<br />
hätte die Menschheit die Ankunft Gottes<br />
in <strong>de</strong>r Welt nicht verstehen können.<br />
Verheißung und Erwartung gehören<br />
zusammen. Weil Gott angekommen<br />
ist unter uns, „erwarten wir getrost<br />
was kommen mag. Gott ist bei uns am<br />
Abend und am Morgen und ganz gewiss<br />
an je<strong>de</strong>m neuen Tag.“<br />
Gedanken beim Zeitungmachen<br />
Wir backen – ab 18.12 Uhr!<br />
ben, kneten, rollen aus, stechen aus.<br />
Wir belegen alle vorhan<strong>de</strong>nen Bleche,<br />
schieben sie in <strong>de</strong>n vorgeheizten<br />
Ofen, stellen <strong>de</strong>n Küchenwecker. Dann<br />
kommt das Warten. Die einen erzählen<br />
sich was, erklären sich gegenseitig ihre<br />
Rezepte (auch die Herren!). An<strong>de</strong>re<br />
bereiten die nächste Ladung Teig vor,<br />
damit nach <strong>de</strong>m Klingeln gleich das<br />
nächste Blech in <strong>de</strong>n Ofen kann.<br />
Glauben Sie mir: von uns allen fällt<br />
dann langsam die Hektik <strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit<br />
ab. Wenn wir uns nie<strong>de</strong>rlassen,<br />
die frischen Kekse reihum durch-<br />
probieren, bei Punsch, Saft o<strong>de</strong>r Wasser<br />
das vergangene Jahr und unsere Arbeit<br />
noch einmal an uns vorbeiziehen lassen,<br />
dann spüren wir die Ruhe, die nun<br />
einmal zu Weihnachten gehört.<br />
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />
wünschen wir Ruhe, besinnliche Festtage<br />
und ein glückhaftes<br />
Jahr 2011. Zum<br />
1. Februar mel<strong>de</strong>n wir<br />
uns mit <strong>de</strong>r nächsten<br />
kirchenzeitung wie<strong>de</strong>r<br />
bei Ihnen!<br />
Winni Kehrer<br />
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