Virtuos komponiert! - Gürzenich Orchester
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Revolution in drei Sätzen<br />
César Francks Sinfonie dMoll<br />
Paris, Conservatoire, 17. Februar 1889. Soeben hatte die Premiere<br />
von César Francks dMollSinfonie stattgefunden. Ambroise<br />
Thomas, der ehrwürdige Direktor des Konservatoriums, war konsterniert:<br />
»Was ist das für eine dMollSinfonie, bei der das erste<br />
Thema im neunten Takt nach des, im zehnten nach ces, im einundzwanzigsten<br />
nach fis, im fünfundzwanzigsten nach c, im neununddreißigsten<br />
nach es, im neunundvierzigsten nach f moduliert?«<br />
Eine andere Autorität erklärte Francks Schüler Vincent d’Indy mit<br />
freundlicher Herablassung: »Das soll eine Sinfonie sein? Aber<br />
mein Herr, haben Sie jemals ein Englischhorn in einer Sinfonie<br />
gehört? Nennen Sie mir eine einzige Sinfonie von Haydn oder<br />
Beethoven mit einem Englischhorn. Sehen Sie, die Musik Ihres<br />
Franck mag sein, was sie will, aber jedenfalls keine Sinfonie!«<br />
Der Komponist des »Faust« schließlich, Charles Gounod, nannte<br />
Francks Werk schlicht ein »bis zum Dogma getriebenes Bekenntnis<br />
zur Impotenz.« Da hatte man sich nun in Frankreich jahrzehntelang<br />
kaum um die Sinfonie gekümmert, und dann kam solch<br />
ein Neutöner daher, der radikal mit den althergebrachten Formvorstellungen<br />
aufräumte! Noch dazu handelte es sich nicht etwa<br />
um einen »jungen Wilden«, sondern um einen Konservatoriumsprofessor<br />
und Organisten im reifen Alter.<br />
Ähnlich wie bei seinem Zeitgenosse Anton Bruckner, mit dem ihn<br />
viele Gemeinsamkeiten verbinden, handelte es sich bei César<br />
Franck nämlich um den klassischen Fall eines Spätentwicklers.<br />
Seine Frühwerke aus den 30er und 40erJahren waren in erster<br />
Linie pianistisches <strong>Virtuos</strong>enfutter für die eigene Konzertlaufbahn.<br />
Doch zeigen sich schon im Klaviertrio fisMoll op. 1 persönliche<br />
Charakterzüge in der zyklischen Anordnung der Themen.