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Blut ist Leben - Klinikum Stuttgart

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Medizin live<br />

Reine Sauerstoffträger:<br />

Rote <strong>Blut</strong>körperchen<br />

werden<br />

filtriert, um alle<br />

Verunreinigungen<br />

zu entfernen<br />

8 <strong>Klinikum</strong> live 1 2011<br />

N<br />

ur wenige Minuten dauert es, bis der<br />

Beutel voll <strong>ist</strong>. Der Spender – ein Mann<br />

um die 40 – liegt entspannt auf der<br />

Liege, während seine zweijährige Tochter<br />

neben ihm sitzt und zuschaut, wie<br />

die rote Flüssigkeit durch die Schläuche fließt. „Da sitzt<br />

ja schon unser Nachwuchs“, sagt Dr. Beate Luz und<br />

lacht. Der junge Vater gehört zu den Dauerspendern,<br />

die mehrfach im Jahr ins Zentralinstitut für Transfusionsmedizin<br />

und <strong>Blut</strong>spendedienst am Katharinenhospital<br />

kommen. „Viele unserer treuesten Spender<br />

waren tatsächlich schon als Kinder mit ihren Eltern<br />

hier“, erzählt die Ärztliche Direktorin. Sie muss es wissen.<br />

Seit 1991 <strong>ist</strong> die heute 49-Jährige im Institut tätig,<br />

seit Jahresbeginn <strong>ist</strong> sie offiziell die Institutsleiterin.<br />

<strong>Blut</strong>spenden kann fast jeder – zumindest wenn er oder<br />

sie zwischen 18 und 68 Jahre alt, gesund und mindestens<br />

50 Kilogramm schwer <strong>ist</strong>. Zum standardisierten<br />

Ablauf einer Spende gehört immer ein Gespräch mit<br />

einem Arzt und die Untersuchung des <strong>Blut</strong>es. „Das <strong>ist</strong><br />

ein kleiner Gesundheitscheck für alle unsere Dauerspender“,<br />

sagt Dr. Luz. Jede Spende wird unter anderem<br />

auf Infektionen wie HIV, Hepatitis B und C getestet,<br />

bevor sie für weitere Zwecke verwendet werden<br />

darf. „Die Sicherheitsbestimmungen sind sehr hoch,<br />

das Risiko eines infektiösen <strong>Blut</strong>präparats liegt in<br />

Deutschland bei etwa eins zu einer Million.“ Die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Verwechslung im Verarbeitungsprozess<br />

wird durch einen Barcode, der ständig mitgeführt<br />

wird, praktisch ausgeschlossen.<br />

Bevor aus einer Spende ein <strong>Blut</strong>produkt wird, sind viele<br />

Schritte notwendig. Zunächst werden die einzelnen<br />

<strong>Blut</strong>bestandteile durch Zentrifugieren in rote <strong>Blut</strong>körperchen<br />

(Erythrozyten), Plasma und weiße <strong>Blut</strong>körperchen<br />

aufgetrennt. Mit speziellen Abpressapparaten<br />

werden die einzelnen <strong>Blut</strong>bestandteile getrennt und<br />

dann gesondert weiterverarbeitet. „Die einzelnen Präparate<br />

haben eine ganz unterschiedliche <strong>Leben</strong>sdauer,<br />

müssen bei ganz unterschiedlichen Temperaturen gelagert<br />

werden und werden zu unterschiedlichen Zwecken<br />

verwendet“, sagt Dr. Luz.<br />

<strong>Blut</strong>produkte als Arzneimittel<br />

„Weiße <strong>Blut</strong>körperchen zum Beispiel sind häufig für<br />

Nebenwirkungen bei Transfusionen verantwortlich, sie<br />

müssen deshalb abgetrennt werden“, erklärt sie. Diese<br />

so genannten Leukozyten befinden sich nach dem<br />

Zentrifugieren zusammen mit den <strong>Blut</strong>plättchen<br />

(Thrombozyten) in der Grenzschicht zwischen Erythrozyten<br />

und Plasma. Die Schicht wird auch Buffy-Coat<br />

genannt.<br />

Durch weiteres Zentrifugieren können aus dem Buffy-<br />

Coat Thrombozytenkonzentrate hergestellt werden.<br />

„Viele wissen gar nicht, dass wir offiziell ein Institut zur<br />

Arzneimittelherstellung sind. Unsere Produkte sind<br />

zugelassene Arzneimittel“, sagt Dr. Luz. Ein Beispiel:<br />

Neben <strong>Blut</strong>verlust bei Operationen können auch Medikamente<br />

oder andere Erkrankungen zu einem Mangel<br />

an Thrombozyten führen, der durch Gabe von Thrombozytenpräparaten<br />

ausgeglichen werden kann. Die<br />

Konzentrate werden bei Raumtemperatur vier Tage<br />

lang aufbewahrt.<br />

Das <strong>Blut</strong>plasma dagegen wird schockgefroren und<br />

dann für mindestens vier Monate bei minus 30 Grad<br />

gelagert. Die so genannte Quarantänelagerung reduziert<br />

das Infektionsrisiko weiter, denn erst, wenn beim<br />

Spender nach mindestens vier Monaten in einer erneuten<br />

Untersuchung weiterhin kein Hinweis auf eine<br />

Infektionskrankheit gefunden wurde, kann das Plasma<br />

zur Transfusion weitergegeben werden. Es kann dann<br />

noch weitere neun Monate verwendet werden. Wenn<br />

die Spender nicht wiederkommen und die zweite<br />

Untersuchung daher nicht möglich <strong>ist</strong>, geht das Plasma<br />

an die Pharmaindustrie, die daraus einzelne Bestand

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