gfwmTHEMEN12Mrz2017Gatekeeper
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eine Fachpublikation der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V.<br />
Ausgabe 12 – März 2017<br />
F. Fuchs, T. Scheel: Veränderungsbereitschaft in Organisationen<br />
Zentralität als Maß für die Wichtigkeit im Netzwerk<br />
Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, die Zentralität zu ermitteln: Die einfachste von<br />
der Berechnung her ist die Grad-Zentralität (Degree-Centrality). Sie geht von der Anzahl<br />
der direkten Verbindungen eines Knotens zu anderen aus. In unserem Netzwerk<br />
finden wir einen maximalen Wert von 44 (Optimismus, Nr. 14) und einen minimalen<br />
von 2 (Führungsspanne, Nr. 59). Das heißt, dass die persönliche Ressource Optimismus<br />
in direkter Beziehung zu 44 anderen Faktoren steht, wohingegen die Führungsspanne<br />
nur mit zwei Faktoren direkt „benachbart“ ist und damit relativ bedeutungslos<br />
für das Gesamtnetzwerk bleibt.<br />
Ein weiterer Ansatz geht davon aus, wie lange beispielsweise eine Information von einem<br />
bestimmten Knoten aus braucht, um zu einem bestimmten anderen zu kommen<br />
und über wie viele Zwischenstationen dies mindestens erfolgen muss. Ein gutes Beispiel<br />
dafür ist das bekannte „Small World Phänomen“, nach welchem jeder Mensch<br />
mit jedem anderen über maximal sechs „Handschläge“ verbunden sein soll. (4) Für<br />
die Knoten in einem sozialen Netzwerk ist es nun interessant zu wissen, wie die Summe<br />
dieser Wege zu allen anderen Knoten gestaltet ist. Die betreffende Kennzahl wird<br />
als Nähe-Zentralität (Closeness-Centrality) bezeichnet. Je „näher“ also ein Knoten<br />
an allen anderen ist, desto leichter erreicht ihn eine Information und desto höher ist<br />
dann auch seine Zentralität. Bezogen auf unsere Fragestellung sagt die Nähe-Zentralität<br />
etwas darüber aus, wie schnell sich die Wirkung, die von einem Faktor ausgeht,<br />
im restlichen Netzwerk ausbreitet.<br />
Eine dritte Möglichkeit beschreibt nun die Zwischen-Zentralität (Betweenness-Centrality).<br />
Im alten russischen Reich musste man von beinahe jedem Ort aus über Moskau<br />
reisen, um an einen anderen Ort des Reiches zu gelangen. Moskau hatte daher<br />
im Netzwerk der russischen Verkehrsverbindungen einen beispielhaft hohen Wert<br />
von Zwischen-Zentralität. In sozialen Netzwerken – vor allem in Unternehmen – haben<br />
Akteure (Individuen oder Organisationseinheiten) mit einer hohen Betweenness<br />
oft die Möglichkeit als Gatekeeper zu agieren und daher finden wir über die Zwischen-<br />
Zentralität sowohl destruktive Komponenten, wie Leistungsengpässe oder Informationsbroker,<br />
als auch die wichtigen Drehscheiben für eine organisationsintern gut<br />
funktionierende Kommunikation.<br />
In unserem Netzwerk der Veränderung würde ein hoher Wert für die Zwischen-Zentralität<br />
etwas darüber aussagen, wie wichtig dieser Faktor für das reibungslose Funktionieren<br />
des Gesamtnetzwerkes ist.<br />
(4) 1929 formulierte der ungarischen Schriftsteller<br />
Karinthy in einer Kurzgeschichte die<br />
Behauptung, dass es möglich sei, über fünf<br />
Personen zwei beliebige Menschen miteinander<br />
in Verbindung zu bringen. 1967<br />
startete Stanley Milgram eine Reihe von<br />
Experimenten um diese Behauptung auch<br />
empirisch zu untermauern. Bewiesen wurde<br />
sie schließlich 2008 durch die Microsoft-<br />
Wissenschaftler Leskovec und Horwitz, die<br />
ein Netzwerk von 180 Millionen Messenger<br />
Nutzern auswerteten.<br />
Jede dieser drei Betrachtungsweisen der Zentralität liefert ein etwas anderes Ranking<br />
für die einzelnen Faktoren. Um eine allgemeine Aussage treffen zu können, wurde<br />
in der Tabelle 2 nachstehende „Hitliste“ erstellt. Dabei wurde untersucht, welche<br />
Faktoren unter den ersten 15 in jeder der drei Varianten vertreten sind, deren jeweilige<br />
Ränge summiert und die Faktoren gereiht.<br />
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Tabelle 2: Faktoren,<br />
die in jeder der drei<br />
Zentralitätsauswertungen<br />
unter den 15<br />
höchstgereihten sind.<br />
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