Ausstellung Web(neu)
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DIE<br />
ZUKUNFT IN<br />
SCHULE UND BERUF<br />
Konzepte, Perspektiven und Anregungen<br />
Die Frage nach der Zukunft von Schule<br />
und Beruf schließt die Frage ein, was<br />
bisher geschah und wie. So werden in<br />
dieser <strong>Ausstellung</strong> sowohl Blicke in die<br />
zwar schwieriger zu folgen, doch gibt<br />
es unterdessen Ansätze, die sowohl<br />
konzeptuell als auch technologisch zukunftsweisend<br />
<strong>neu</strong>e Wege gehen.<br />
nähere Zukunft gewagt, als auch einige<br />
ausgewählte Aspekte beleuchtet, die<br />
beispielhaft illustrieren, welche Bewegungen<br />
und Gegenbewegungen den Weg<br />
in die Zukunft stets begleiten.<br />
Jeder <strong>Ausstellung</strong>stafel haben wir einen<br />
QR-Code beigefügt, der zu den <strong>Web</strong>seiten<br />
der <strong>Ausstellung</strong> auf unserer Homepage<br />
www.erfolg-im-beruf.de führt. Dort<br />
Etwa die industriellen Produktions- und<br />
Arbeitsbedingungen, deren <strong>neu</strong>modische<br />
Zählung von Industrie 1.0 bis 4.0<br />
sehr anschaulich deutlich macht, wie<br />
kann man sich jede Tafel noch mal online<br />
anschauen. Außerdem finden sich<br />
dort weiterführende Links und Literaturtipps<br />
zum Thema sowie die ausführlichen<br />
Quellenangaben.<br />
die technologische Entwicklung Zäsuren<br />
immer auch im Leben der Menschen<br />
markiert. Ebenso die Schule öffnet sich<br />
der digitalen Welt. Der raschen Innovationsfolge<br />
des Marktes ist als Schule<br />
Idee und Umsetzung:<br />
IfT Institut für Talententwicklung GmbH<br />
Bildrechte:<br />
© Peter Baldus 2016<br />
1
LUTHER<br />
Sondertafel<br />
500 Jahre Reformation<br />
UND DIE SCHULPFLICHT<br />
Für SchülerInnen ist es manchmal eine<br />
zwiespältige Information: Luthers Wirken<br />
hat maßgeblich dazu beigetragen,<br />
die Schulpflicht bei uns einzuführen.<br />
zu lesen ist, geht es um »Kinder«, also<br />
um Jungen und Mädchen. Im Herzogtum<br />
Pfalz-Zweibrücken wird 1592 die<br />
weltweit erste allgemeine Schulpflicht<br />
für beide Geschlechter eingeführt.<br />
Während der Reformation (1517-1648)<br />
werden in den evangelisch-lutherischen<br />
Gebieten viele Kloster- und Lateinschulen<br />
der Katholiken aufgelöst. Luther erkennt<br />
früh, dass diese Lücke geschlossen<br />
werden muss und streitet dafür: »Wie<br />
will denn nun Vernunft und sonderliche<br />
christliche Liebe das leiden, daß [Kinder]<br />
ungezogen aufwachsen und den<br />
anderen Kindern Gift und Geschmeiße<br />
sein, damit zuletzt eine ganze Stadt verderbet?«<br />
Und so stellt er die Forderung<br />
auf: »Darum will es hier dem Rat und<br />
der Obrigkeit gebühren, die allergrößte<br />
Sorge und Fleiß auf das junge Volk zu<br />
haben.« (Martin Luther, 1524) Und wie<br />
Bis dann aber eine Schulpflicht kommt,<br />
die an unsere erinnert, sollte es noch bis<br />
ins 20. Jahrhundert dauern. Erst 1919<br />
wird eine allgemeine, deutschlandweite<br />
Schulpflicht eingeführt. Heute wie damals<br />
ist das Ziel, die Bildung zu heben<br />
und die Jugend nicht »ungezogen aufwachsen«<br />
zu lassen. Nachdem inzwischen<br />
über die Schulpflicht weitgehend<br />
Einigkeit herrscht, sind es die Schulinhalte,<br />
über die nun gestritten wird. Hast<br />
Du schon mal überlegt, was gut ist, was<br />
fehlt, was zuviel ist? Denk drüber nach!<br />
Bildrechte:<br />
© Privatbesitz<br />
© Unbekannt
COMPUTER 1984 – AUFSTIEG DER<br />
VIERTEN KULTURTECHNIK<br />
Anfang der 1980er Jahre wird der Computer<br />
ein großes Thema: Nicht nur in Forschung<br />
und Wirtschaft, sondern auch zu<br />
Hause hält nun der Personal Computer<br />
(PC) Einzug. 1982 wird der Commodore<br />
64 auf den Markt gebracht und das<br />
Time Magazine benennt keinen »Man<br />
lernt – und zwar nicht zu Hause, sondern<br />
an der Schule« (Der Spiegel 47/1984).<br />
Schließlich habe diese Medienkompetenz<br />
den »gleichen Rang wie das Lesen,<br />
Schreiben und Rechnen«, denn zu »diesen<br />
drei herkömmlichen ›Kulturtechniken‹<br />
komme nun diese <strong>neu</strong>e, vierte«.<br />
of the Year«, sondern kürt den PC zur<br />
»Machine of the Year«. 1984 wird Apples<br />
»Macintosh« zum ersten Shootingstar<br />
unter den Heimcomputern.<br />
Die Zukunft wird 1984 unterschiedlich<br />
beschrieben: So seien Computer »ein<br />
unkindliches, ein unphilosophisches und<br />
ein unpolitisches Instrument«, sagen<br />
So wird der Computer an der Schule<br />
ebenfalls zu einem vieldiskutierten Thema.<br />
Informatikunterricht gibt es zwar vereinzelt<br />
seit 1972, aber erst nun beginnt<br />
der Computer die Menschen tatsächlich<br />
Kritiker. Ein »ausgezeichnetes Mittel gegen<br />
Oberflächlichkeit, gegen zu schnelle<br />
Verallgemeinerungen (…) und gegen<br />
leeres Schwätzen«, sagen Befürworter.<br />
Was sagt ihr?<br />
in ihrem Privatleben zu berühren. Daher<br />
ist ein Ziel, dass »die gesamte deutsche<br />
Jugend den Umgang mit Computern<br />
Bildrechte:<br />
© Traci Lawson / flickr.com<br />
© Der Spiegel (1984) / Nr. 47, Jg. 38<br />
2
CALLIOPE MINI – PROGRAMMIEREN<br />
AB DEM GRUNDSCHULALTER<br />
Ein Mikroprozessor auf einer Platine<br />
soll Kindern ab dem Grundschulalter die<br />
Grundlagen des Programmierens spielerisch<br />
beibringen. Auf dem nationalen<br />
programmierbare Knöpfe, Sensoren,<br />
einen USB- sowie Bluetooth-Anschluss,<br />
Lautsprecher, einen Prozessor, Grove-<br />
Connectoren und einen Motoranschluss.<br />
IT-Gipfel der Bundesregierung im November<br />
2016 wurde der Kleinstcomputer<br />
einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Vom programmierten Spiel bis hin zu einem<br />
fahrenden Roboter ist vieles möglich.<br />
Die Programme lassen sich aus<br />
Die digitale Welt nutzen und verstehen<br />
Bausteinen im Editor auf dem PC oder<br />
in der App auf dem Smartphone schreiben<br />
und auf den Mikroprozessor ziehen.<br />
Kinder sollen sich souverän in der digitalen<br />
Welt bewegen können und die<br />
Technologie dahinter verstehen, so wie<br />
es in den Vor- und Grundschulen des Silicon<br />
Valleys schon lange zum Standard<br />
gehört. Geplant ist, dass SchülerInnen<br />
deutschlandweit ab der dritten Klasse<br />
mit dem Calliope mini ausgestattet<br />
werden. Das Board enthält Lämpchen,<br />
Im Vergleich zu Schulbüchern sind die<br />
Anschaffungskosten mit 10 bis 15 Euro<br />
noch recht niedrig, eine fundierte Aus-<br />
und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie<br />
Zeit im Lehrplan vorausgesetzt.<br />
Bildrechte:<br />
© Calliope gGmbH<br />
© Pressefoto GoogleWatchBlog<br />
3
DIGITALE DIDAKTIK<br />
IN DER DIGITALEN WELT<br />
aber zugleich spielerische und kreative<br />
Vermittlungsmöglichkeiten von Lerninhalten,<br />
individuellen Lernwegen, die<br />
Vernetzung mit außerschulischen Lernorten<br />
und selbstbestimmtes Arbeiten.<br />
Die Zeiten, als Textverarbeitung, Excel<br />
und PowerPoint als Computerkompetenzen<br />
ausreichten, sind vorbei.<br />
Die Digitalisierung der Schulen wird heute<br />
auf breiter Front forciert. Beispielsweise<br />
die Gelder des sogenannten Digitalpakts<br />
sollen einen »Sprung nach vorn<br />
in der digitalen Bildung« ermöglichen<br />
(BMBF PM 117/2016). Zugleich bietet<br />
die digitale und zunehmend auch die<br />
virtuelle Welt <strong>neu</strong>e Chancen und Perspektiven<br />
in der pädagogischen Arbeit<br />
im Unterricht.<br />
Schon 2013 war der Punkt erreicht, an<br />
dem über 90 Prozent der Jugendlichen<br />
Eine Aufgabe, an der nicht mehr vorbeizukommen<br />
ist<br />
Smartphonebesitzer waren. So ist die<br />
Die Bundeszentrale für Politische Bildung<br />
greift hier das Schlagwort »Digitale<br />
Didaktik« auf: In einer Welt, die zunehmend<br />
über Software, Algorithmen,<br />
digitale Welt auch eine faktische Lebenswelt<br />
der Jugend. Ist das Ziel, die SchülerInnen<br />
dort abzuholen, wo sie stehen,<br />
ist die Einbindung des Digitalen in die<br />
Lehrinhalte der Schule eine Aufgabe, an<br />
der nicht mehr vorbeizukommen ist.<br />
Mikrochips und die Vernetzung der Dinge<br />
operiert, ist Medien- und Technologiekompetenz<br />
unabdingbar, ermöglicht<br />
Bildrechte:<br />
© Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
© Federico Feroldi / flickr.com<br />
4
WILLKOMMEN IN DER NEUEN<br />
DEMOKRATIE DES WISSENS!<br />
»Weshalb verlieren [sie] zusehends das<br />
Interesse an dem, was das Sprachrohr<br />
sagt? Weil angesichts eines wachsenden,<br />
überall zugänglichen Wissensangebots<br />
von unübersehbaren Ausmaßen<br />
ein punktuelles und besonderes Angebot<br />
lächerlich wird.« (Michel Serres 2013)<br />
Findet dieser Wandel, den der französische<br />
Philosoph beschreibt, tatsächlich<br />
statt? Doch was braucht es in dieser<br />
<strong>neu</strong>en Demokratie des Wissens? Und<br />
wie wird die Institution Schule dadurch<br />
beeinflusst?<br />
Social-Media-Kanäle zu verfügen, sondern<br />
auch zielgerichtet mit dem Internet<br />
zu arbeiten. Zur Medienkompetenz<br />
hält das Bundesbildungsministerium<br />
2016 fest, diese werde »heute bereits<br />
neben Lesen, Schreiben und Rechnen<br />
als ›vierte Kulturtechnik‹ bezeichnet<br />
(…) und ist eine entscheidende Schlüsselqualifikation<br />
des 21. Jahrhunderts.«<br />
(BMBF: »Digitale Medien in der beruflichen<br />
Bildung«). Dies muss Teil eines<br />
Unterrichts sein, der sich immer mehr<br />
vom Frontalunterricht wegorientiert.<br />
How to use the internet<br />
Verwandelt sich die klassische Lehrkraft<br />
dadurch in eine Lernbegleitung? Nein.<br />
Ein wichtiges Schlagwort in diesem Zusammenhang<br />
ist die Recherche- bzw.<br />
Informationskompetenz. Lehrkräfte sowie<br />
SchülerInnen müssen sicher und<br />
Am wahrscheinlichsten ist, dass die<br />
pädagogische Funktion einer Lehrkraft<br />
immer mehr in den Vordergrund rückt,<br />
viel eher als die des Sprachrohrs.<br />
selbstbewusst mit dem Informationsfluss<br />
des Internets umgehen können. Das bedeutet<br />
nicht nur über das Knowhow der<br />
Bildrechte:<br />
© Jwyg / flickr.com<br />
© monkeybusinessimage / iStock<br />
5
GOOGLE EXPEDITIONS –<br />
LERNINHALTE IN 3D<br />
Der Weltkonzern Google hat den Anspruch,<br />
das Leben von Millionen von<br />
Menschen zu verbessern. Auch der Bildungsbereich<br />
soll davon profitieren. Mit<br />
Google Expeditions wird Virtual Reality<br />
in die Schulen gebracht, Lerninhalte<br />
werden in 3D erlebbar.<br />
startet die Lehrkraft die App auf einem<br />
Smartphone oder Tablet. Mit dieser App<br />
wird gesteuert, was die SchülerInnen sehen:<br />
Die Chinesische Mauer, das Great<br />
Barrier Reef oder eine Erkundungstour<br />
im Weltall werden zum 3D-Erlebnis, eine<br />
virtuelle Reise durch den menschlichen<br />
Körper erweckt Biologieunterricht zum<br />
Ein Spaziergang zur Chinesischen<br />
Leben.<br />
Mauer<br />
Googles Geschäftsführer Sundar Pichai<br />
Nach Testphasen in den USA, Kanada<br />
und Schweden möchte Google auch in<br />
die deutschen Klassenzimmer vorstoßen<br />
und das Projekt bekannter machen. Das<br />
Konzept ist einfach: Die SchülerInnen<br />
bekommen eine kostengünstige Virtual-<br />
Reality-Brille aus Pappe – das Google<br />
Cardboard – und schieben ihr Smartphone<br />
in die Vorrichtung. Anschließend<br />
möchte zusammen mit der Stiftung Lesen<br />
die Inhalte von Google Expeditions in<br />
den kommenden Jahren auf die Lernziele<br />
der deutschen SchülerInnen abstimmen.<br />
Ein virtueller Schulausflug könnte somit<br />
zum festen Bestandteil des Unterrichts<br />
werden.<br />
Bildrechte:<br />
© Stefan Höderath / Google Arts & Culture<br />
© othree / flickr.com<br />
6
3. Grou<br />
DIE SCHULE IN DER<br />
CLOUD<br />
Quick Start<br />
[Self-Organised L<br />
Ende der Neunzigerjahre legte Sugata<br />
Mitra mit seinem Experiment »Hole in the<br />
www.theschoolinthecloud.org<br />
Wall« den Grundstein für die Schule in<br />
der Cloud. Damals bewies er, dass sich<br />
Kinder mit Internetzugang bis zu einem<br />
gewissen Grad autodidaktisch Wissen<br />
aneignen können. Daraus entwickelte<br />
benötigen. Eine SOLE-Schulstunde beginnt<br />
mit einer Big Question (z. B. »Was<br />
A Guide<br />
ist das größte Tier der Welt?«), anschließend<br />
recherchieren die SchülerInnen<br />
gruppenweise online, um am Ende die<br />
Ergebnisse untereinander zu diskutieren.<br />
Die Lehrkraft bleibt dabei immer<br />
im Hintergrund.<br />
Mitra das Self Organized Learning Environment,<br />
kurz SOLE.<br />
Zur Schule in the Cloud wird es, wenn<br />
Kinder an bildungsfernen Orten allein<br />
Die Lehrkraft gibt Impulse für den Lernprozess<br />
durch Internetzugang und eine/-n E-<br />
MediatorIn Zugang zu Bildung bekommen<br />
und durch zielgerichtete Impulse<br />
In einer SOLE-Lernumgebung soll die<br />
Lehrkraft eine moderierende Rolle einnehmen<br />
und durch gezielt gesetzte Impulse<br />
selbstständiges Lernen anregen.<br />
Mitra ist überzeugt, dass Kinder über<br />
1. Ask a<br />
selbst lernen. Des Weiteren dient die<br />
Plattform ›School in the Cloud‹ dem<br />
Erfahrungsaustausch von Lehrkräften<br />
und e-MediatorInnen weltweit. Ist das<br />
die Zukunft der Schule?<br />
natürlichen Wissensdurst und Neugier<br />
verfügen und dafür nur genug Raum<br />
Bildrechte:<br />
© Sugata Mitra / School in the Cloud (2015)<br />
© Embajada de los Estados Unidos de Uruguay / flickr.com<br />
2. Students freely<br />
collaborate and investigate<br />
discus<br />
7
GEFÄLLT MIR? SOCIAL MEDIA<br />
AN DEUTSCHEN SCHULEN<br />
Längst sind die Grenzen des privaten<br />
Media-Krisenstrategie kann im Ernstfall<br />
helfen, mit einem Problem umzugehen<br />
und einen kühlen Kopf zu bewahren.<br />
und öffentlichen Bereichs verschwommen.<br />
Das macht auch vor der Institution<br />
Schule nicht Halt: Es wird geteilt,<br />
kommentiert und bewertet, Schule und<br />
Lehrkraft geraten schnell in den öffentlichen<br />
Fokus. Oft sogar, ohne sich darüber<br />
bewusst zu sein.<br />
Doch Social Media birgt nicht nur Gefahren,<br />
sondern auch Chancen. Die <strong>neu</strong>en<br />
Medien bieten die Möglichkeit, Informationen<br />
zu clustern und zugänglich zu machen.<br />
Twitter zur Vernetzung zwischen<br />
Das Phänomen Cybermobbing (be-)trifft<br />
Lehrkräfte und SchülerInnen gleichermaßen<br />
und wird zu einem immer größer<br />
werdenden Problem. Doch wie darauf<br />
reagieren? Handy- und Internetverbot<br />
an Schulen?<br />
Fachleuten etwa oder die digitale Bereitstellung<br />
von Inhalten für SchülerInnen.<br />
Zwangsläufig muss sich jede Schule irgendwann<br />
mit der eigenen Beziehung zu<br />
Social Media auseinandersetzen, denn<br />
die Online-Community teilt, kommentiert<br />
und bewertet ohnehin.<br />
Versteht sich die Schule als handelnder<br />
Akteur, kann unmittelbar in Diskussionen<br />
eingegriffen werden. Eine Social-<br />
Bildrechte:<br />
© Jason Howie / flickr.com<br />
© NEC Corporation of America with Creative Commons license<br />
8
CHANCEN FÜR<br />
HEUTE UND MORGEN<br />
Als die Computer Anfang der 1980er<br />
Jahre eingeführt wurden, hieß es, »vermutlich<br />
erst in einigen Jahren werden<br />
die Roboter den Computern folgen«<br />
(Der Spiegel 47/1984). Auf die Roboter<br />
müssen wir immer noch warten,<br />
aber an vielen Schulen hat die Zukunft<br />
über die Entscheidung hinweghelfen,<br />
welche Wege die SchülerInnen Richtung<br />
Zukunft einschlagen werden. Zwar gibt<br />
es technische Hilfestellungen, etwa die<br />
App »What’sMeBot« der Arbeitsagentur,<br />
die helfen soll herauszufinden, was beruflich<br />
»typisch ich« ist.<br />
schon begonnen. Die moderne Technik<br />
ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein<br />
Weg, die Jugend fit für eine <strong>neu</strong>e Welt<br />
zu machen. So ist der gekonnte Umgang<br />
mit Computern heute schon eine<br />
Solche Initiativen sind sinnvoll, um die<br />
Jugend grundsätzlich an den Gedanken<br />
der Berufswahl zu führen. Eine Entscheidung<br />
abzunehmen vermögen sie nicht.<br />
Einstiegsvoraussetzung bei zahlreichen<br />
Berufen, und ein Studium ohne PC geradezu<br />
unmöglich.<br />
Daher bedarf es bei aller Technikbegeisterung<br />
weiterhin und gerade in der<br />
Digitales Lernen ist an der Schule längst<br />
keine Spielerei mit einem überbewerteten<br />
Freizeitinstrument mehr, sondern<br />
eine substantielle Vorbereitung auf die<br />
Anforderungen des Berufslebens. Dennoch<br />
kann alle moderne Technik nicht<br />
Zukunft auch die Schulung der individuellen<br />
Urteilskraft. Gespräche, Praxiserfahrungen<br />
und gut in den Unterricht<br />
eingebettete Lerneinheiten sind (noch)<br />
durch keine 3D-Brille zu ersetzen.<br />
Bildrechte:<br />
© Pixabay<br />
© US Department of Education<br />
9
LUTHER<br />
Sondertafel<br />
500 Jahre Reformation<br />
UND DER BERUF<br />
Die Reformation feiert 2017 ihren 500.<br />
»Geburtstag« mit Luthers 95 Thesen,<br />
die er an die Schlosskirchentür in Wittenberg<br />
nagelte.<br />
»Arbeit« und »work« kann auch meinen,<br />
ein Baumhaus zu bauen. Im »Beruf« dagegen<br />
steckt die »Berufung« und der<br />
»Ruf«, den man hört und dem man folgt.<br />
Luther dachte erstmal ganz christlich<br />
und wollte damit sagen, dass jede Arbeit<br />
auch als »Gottesdienst« verstanden<br />
werden solle – und sie dann gut sei.<br />
Der christliche Hintergedanke ist weitgehend<br />
vergessen. Was bleibt ist die<br />
Im Beruf steckt Berufung<br />
Verknüpfung des »Berufs« mit Vorstellungen<br />
für »persönlichen Sinn, für Interessen,<br />
Wertvorstellungen und Ziele«.<br />
Von Luther haben wir unser Verständnis<br />
des Wortes »Beruf« erhalten. Zum Beispiel<br />
der »job« im Englischen ist einfach<br />
eine bezahlte Tätigkeit, »occupation«<br />
Umso wichtiger ist es, sich bei der Berufswahl<br />
genau zu befragen. Alle wollen<br />
gute Arbeit haben, aber alle haben<br />
unterschiedliche Bedürfnisse.<br />
wörtlich das, wodurch man besetzt ist.<br />
Ist der Beruf das große Ziel oder Mittel<br />
zu einem anderen Ziel? Was fordert ein<br />
Beruf und was bietet er? Finde es heraus!<br />
Bildrechte:<br />
© Gerard Dou (1671) / Henner Menz: Die Dresdener Gemäldegalerie (1962)<br />
© Hieronymus Bosch (um 1500) / Wikimedia Commons
IN VIER SCHRITTEN<br />
ZUR DIGITALISIERUNG<br />
Industrie 1.0<br />
letztlich aus Furcht vor (sozialistischen)<br />
Den Beginn des modernen Arbeitslebens,<br />
Arbeiterprotesten gegen ihre Arbeitsbedingungen.<br />
wie wir es noch heute kennen, markiert<br />
die Epoche der Industrialisierung. Schon<br />
Industrie 2.0<br />
früher in England hat sich spätestens<br />
im 19. Jahrhundert die Produktion von<br />
Hand- auf maschinelle Arbeit verlagert:<br />
Die Dampfmaschine beginnt ihren Siegeszug.<br />
Waren werden günstiger, aber<br />
alte Arbeitsplätze gehen verloren. Die<br />
<strong>neu</strong>e Arbeit in den Fabriken ist hart,<br />
aber für viele die einzige Lösung, Geld<br />
zum Broterwerb zu verdienen. Kinderarbeit<br />
gehört zur Tagesordnung. Dieses<br />
Leben stößt sowohl Protest an (siehe<br />
Tafel 11: Luddismus) als auch den Willen<br />
zur Veränderung. Die eigene Armut und<br />
Not erscheint nicht mehr gottgewollt,<br />
sondern vom Fabrikbesitzer, der daran<br />
Der Autobauer Henry Ford führt 1913<br />
erstmals das Fließband in die Fabrikarbeit<br />
ein und steht damit symbolisch<br />
für die Beschleunigung der Welt. Radio,<br />
Telegramm und Telefon ermöglichen<br />
Kommunikation fast ohne Zeitverlust,<br />
Automobile mit brandaktuellem Verbrennungsmotor<br />
revolutionieren den<br />
Verkehr. Elektrotechnik und Maschinenbau,<br />
chemische und pharmazeutische<br />
Forschung lösen die Schwerindustrie als<br />
Hauptmotor der Wirtschaft ab. Wie es<br />
weitergeht, erfahrt ihr auf den nächsten<br />
Tafeln.<br />
durchaus etwas ändern könnte. Viele<br />
Sozialprogramme wie die Kranken-, Unfall-<br />
und Rentenversicherung entstehen<br />
Bildrechte:<br />
© Unbekannt<br />
10
DIE ZUKUNFT DER ARBEIT<br />
VON GESTERN SCHON MORGEN<br />
Jeder soziale Wandel bringt Unruhe mit<br />
sich, und kaum ein Wandel ist so tiefgreifend<br />
wie jener der Digitalisierung.<br />
Grund genug, mal einen Blick auf die<br />
Arbeitskämpfe gegen die Zukunft in der<br />
Vergangenheit zu werfen.<br />
der Abgehängten der Moderne, die in<br />
der <strong>neu</strong>en Arbeitswelt scheinbar nicht<br />
mehr gebraucht werden. Ein Phänomen,<br />
das man 200 Jahre später in der »digitalen<br />
Revolution« wieder beobachten<br />
kann?<br />
Zum Beispiel die Luddisten. Sie kommen<br />
zu ihrem Namen aufgrund des fiktiven<br />
Anführers Ned Ludd. Sie sind eine soziale<br />
Bewegung im England des frühen<br />
Die Konflikte der Luddisten werden auch<br />
in Liedern und Gedichten verarbeitet,<br />
wie dieser Ausschnitt einer anklagenden<br />
Ode von Lord Byron zeigt:<br />
19. Jahrhunderts, die sich gegen die Mechanisierung<br />
ihrer Arbeit, insbesondere<br />
in den Textilfabriken, wehren. So wenden<br />
sie sich einerseits »gegen den Einsatz<br />
von Maschinen überhaupt« (George<br />
Rudé). In diesen Protesten steckt also<br />
eine grundsätzliche Technologiefeindlichkeit<br />
und Ablehnung des Modernen.<br />
Diese <strong>neu</strong>en Technologien machen die<br />
Luddisten andererseits auch für Arbeitsplatzverluste<br />
und damit für soziales Elend<br />
in den industrialisierten Regionen verantwortlich.<br />
Es sind also auch Proteste<br />
Diese Verbrecher, die <strong>Web</strong>er, sind geworden<br />
ganz stur / Bitten um Beistand<br />
aus Barmherzigkeit / Also erhängt sie<br />
in Gruppen, um jede Manufaktur […] /<br />
Manche Menschen dachten ganz sicher<br />
es war ein Schock / Als die Hungersnot<br />
rief und die Armut ächzte / Daß ein Leben<br />
geringer geachtet wird als ein Sock’<br />
/ Und das Brechen der [<strong>Web</strong>stuhl-]Rahmen<br />
das Brechen der Knochen brachte.<br />
Bildrechte:<br />
© Tony Fischer / flickr.com<br />
© Wikimedia Commons<br />
© Peter Jackson / bookpalace.org<br />
1311
AUTOMATISIERT EUCH!<br />
DER NEUE STUMPFSINN?<br />
»Automation« oder »Automatisierung« ist<br />
eines der Stichworte der 1960er Jahre,<br />
wie heute die »Digitalisierung«. In dieser<br />
Zeit erreichte die elektrische, »analoge«<br />
Beschleunigung eine Grenze, die<br />
mithilfe von Computervorläufern überwunden<br />
werden soll: Mit der »computergestützten<br />
numerischen Steuerung«<br />
beginnt die Industrie 3.0.<br />
zeigen sich zwei Seiten einer Medaille:<br />
Die ermüdenden, oft nur eine Bewegung<br />
umfassenden Fabriktätigkeiten stehen<br />
in der Kritik, den Menschen abzustumpfen<br />
und unkreativ zu machen. Wenn der<br />
Mensch aber diese Arbeit verliert und<br />
keine andere findet, ist ihm oder ihr<br />
auch nicht geholfen. So werden durch<br />
Automation zwar Arbeitsbedingungen<br />
verbessert, zugleich aber »einige der<br />
am höchsten eingestuften Arbeitsvorgänge<br />
und Aufsichtsfunktionen (…) dem<br />
Elektronenrechner übertragen« (Walter<br />
Buckingham 1961).<br />
Diese als sprunghafte Leistungssteigerung<br />
wahrgenommene Veränderung<br />
stellt die Menschen vor ähnliche Fragen<br />
wie die Luddisten um 1800. Ganze Berufe<br />
werden von Automaten und automatisierten<br />
Maschinen übernommen.<br />
Das kann man deuten als Befreiung von<br />
»mechanisch stumpfsinniger Arbeit«,<br />
was »Grundlage eines reicheren und<br />
schöneren Lebens« sei. Aber es bestehe<br />
die Gefahr, dass mit der Automation<br />
»Arbeitslosigkeit, Elend und Not«<br />
(Wolfgang Möhler 1961) entsteht. Hier<br />
Auch hier eröffnet der Wandel also Chancen<br />
und Risiken. Schließlich sind mit<br />
der Automation zwar Jobs verloren gegangen,<br />
doch auch ganze Berufszweige<br />
<strong>neu</strong> entstanden, wie beispielsweise in<br />
der IT-Branche.<br />
Bildrechte:<br />
© Wolfgang Möhler: Überall Automatisierung. Berlin (DDR) 1961<br />
12
FRAUENARBEIT –<br />
DAS BISSCHEN HAUSHALT...<br />
Wer im 21. Jahrhundert über arbeitende<br />
Frauen nachdenkt, mag über vieles<br />
nachdenken, aber nicht über die Tatsache,<br />
dass Frauen arbeiten.<br />
ist die Rolle der Frauen in der Volkswirtschaft<br />
genauso kläglich wie zuvor: Sie<br />
sitzen an der Schreibmaschine und am<br />
Fließband, aber fast nie in den Sesseln<br />
des Managements.« (Virginia Novarra<br />
1982) Tatsächlich ist es 2004, als Karin<br />
Dorrepaal die erste Frau im Vorstand<br />
eines DAX-Unternehmens wird. Die Geschäftsführerin<br />
von facebook, Sheryl<br />
Sandberg (im Bild unten), ist dort die<br />
erste Frau im operativen Management<br />
und setzt sich mit ihrer Stiftung ›Lean<br />
in‹ für die Förderung und Vernetzung<br />
von Frauen in der Wirtschaft ein.<br />
Dabei sind die Zeiten nicht lange her,<br />
als dies gar nicht so selbstverständlich<br />
war. Bis hinein in die späten 1950er<br />
Jahre hat der Ehemann das sogenannte<br />
»Letztentscheidungsrecht«, d. h. die<br />
Frau bedarf seiner Einwilligung, wenn<br />
sie z. B. ein Konto eröffnen oder einen<br />
Beruf ergreifen möchte. Und es darf der<br />
Mann seiner Frau auch gegen ihren Willen<br />
den Beruf kündigen. Erst ab 1969<br />
sind verheiratete Frauen voll geschäftsfähig<br />
und bis 1977 darf die Frau nur<br />
berufstätig sein, soweit dies mit ihren<br />
Pflichten in Ehe und Familie vereinbar<br />
ist. Noch 1982 liest man in der Debatte<br />
über Frauenarbeit: »Trotz aller Lippenbekenntnisse<br />
zur Gleichberechtigung<br />
Frauenförderung und -quote, Equal Pay<br />
Day, Girls‘Day & Co. machen jedoch<br />
auch deutlich: Bis heute müssen Frauen<br />
härter um berufliche Anerkennung<br />
kämpfen als ihre männlichen Kollegen.<br />
Bildrechte:<br />
© Unbekannt<br />
© Sheryl Sandberg / Lean In<br />
13
WAS IST<br />
ARBEITEN 4.0?<br />
Die Digitalisierung stellt die Arbeitswelt<br />
gleichermaßen vor Herausforderungen<br />
und Chancen. Ist man digital vernetzt,<br />
kann das auch den Arbeitsalltag verändern<br />
und deutlich flexibler gestalten. Im<br />
Dialogprojekt »Arbeiten 4.0« setzte sich<br />
das Bundesarbeitsministerium von 2015<br />
bis 2016 mit diesen <strong>neu</strong>en Rahmenbedingungen<br />
auseinander und prüfte die<br />
ROWE, sprengt die traditionellen Vorstellungen<br />
von Arbeitszeit und -ort. MitarbeiterInnen<br />
arbeiten wann und wo<br />
sie möchten. Es zählt nur, dass die vereinbarten<br />
Ziele erreicht werden. Deutschen<br />
Gewerkschaften wird es bei solchen<br />
Konzepten grausen, ist doch der<br />
ArbeitnehmerInnenschutz weniger klar<br />
definiert und als solcher eingegrenzt.<br />
Vereinbarkeit mit dem Arbeitszeitgesetz.<br />
Ein weiterer, wenngleich milderer Ansatz<br />
Arbeit ist kein Ort, an den man geht,<br />
sondern etwas, das man tut<br />
ist die Umstellung auf eine Wochenarbeitszeit.<br />
Dabei hätte man als MitarbeiterIn<br />
die Möglichkeit, die Arbeitszeit<br />
Damit folgt die Bundesregierung einem<br />
Trend, der schon seit Jahren diskutiert<br />
wird. So wurde in den USA vor mehr<br />
am Tag flexibel zu gestalten, jedoch mit<br />
einer wöchentlichen Deckelung von beispielsweise<br />
40 Stunden.<br />
als zehn Jahren ein Arbeitskonzept entwickelt,<br />
das revolutionär sein sollte.<br />
Results-Only Work Environment, kurz<br />
Bildrechte:<br />
© Pixabay<br />
© Lia Leslie / morguefile.com<br />
14
SMART WORKSPACES –<br />
EINE ZUKUNFT DER BÜROS<br />
Im Wettbewerb um gut ausgebildete<br />
junge Fachkräfte sind sich immer mehr<br />
Unternehmen den <strong>neu</strong>en Vorstellungen<br />
Flexibilität wird beispielsweise bei Microsoft<br />
schon seit einigen Jahren groß<br />
geschrieben: 1998 führte Microsoft<br />
Deutschland bereits die Vertrauensarbeitszeit<br />
ein, 2014 den Vertrauensarbeitsort.<br />
MitarbeiterInnen können selbst<br />
entscheiden, ob sie im Homeoffice, von<br />
unterwegs oder im Büro arbeiten möchten.<br />
Im September 2016 bezog Microsoft<br />
Deutschland dann seine <strong>neu</strong>e Unternehmenszentrale<br />
in München, die gemeinsam<br />
mit dem Fraunhofer Institut<br />
für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
entwickelt wurde.<br />
der Generationen X, Y und Z bewusst.<br />
Die Arbeit passt sich dem Privatleben<br />
an, nicht andersrum.<br />
Im <strong>neu</strong>en Gebäude gibt es keine eigenen<br />
Schreibtische mehr, falls ein Arbeitsplatz<br />
genutzt wird, muss er am Ende des Tages<br />
<strong>neu</strong>tral hinterlassen werden. Des<br />
Weiteren gibt es für jeden Arbeitsprozess<br />
den passenden Bereich: Der Think<br />
Space als bibliotheksartiger Rückzugsort,<br />
der Accomplish Space für Einzelarbeit<br />
am Schreibtisch und der Share &<br />
Discuss Space für Teamarbeit. Eine Arbeitsumgebung,<br />
die sich dem steigenden<br />
Wunsch nach Flexibilität anpasst.<br />
Bildrechte:<br />
© Microsoft<br />
15
MASCHINEN<br />
AN DIE MACHT?<br />
Ein Bärenroboter, der SeniorInnen trägt<br />
könnte eventuell bald in Japan zum Normalfall<br />
werden. Das Forschungsinstitut<br />
RIKEN reagiert mit einem humanoiden<br />
und Kundenkontakt haben soll. Pepper<br />
kann Mimik und Stimme erkennen, darauf<br />
reagieren und beispielsweise als<br />
Verkaufshelfer zum Einsatz kommen.<br />
Roboter auf den demographischen Wandel.<br />
Der Pflegeassistent soll den PflegerInnen<br />
beim Heben der PatientInnen<br />
entlasten. Sensible Sensoren verhindern,<br />
dass die Getragenen verletzt werden.<br />
Besonders in der Autoindustrie werden<br />
schon jetzt Roboter in der Produktion<br />
eingesetzt. Der Trend geht immer mehr<br />
zur Automatisierung – werden die Roboter<br />
die Menschen langfristig ersetzen?<br />
Ist mein Beruf automatisierbar?<br />
Viel eher verlagern sich Arbeitsplätze<br />
lediglich in andere Bereiche, Roboter<br />
Lange wird es nicht mehr dauern, bis<br />
wir in unserem alltäglichen Leben von<br />
Robotern begleitet werden. So hat das<br />
französische Unternehmen Aldebaran<br />
Robotics Pepper entwickelt, ein Roboter,<br />
der im Dienstleistungsbereich eingesetzt<br />
wirken dann unterstützend. Eine vollständige<br />
Automatisierung der Berufe ist<br />
nur in 15 Prozent der Fälle überhaupt<br />
möglich.<br />
Bildrechte:<br />
© RIKEN<br />
© Audi AG<br />
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WELT OHNE ARBEIT –<br />
UTOPIE ODER DYSTOPIE?<br />
Vielerorts heißt es, dass Menschen sich<br />
in unserer heutigen Leistungsgesellschaft<br />
vor allem über ihren Job definieren. Lernt<br />
man eine Person kennen, ist die Frage<br />
nach dem Namen meist dicht gefolgt<br />
den Raum zur individuellen Entwicklung<br />
nehmen. Stürzt Langzeitarbeitslosigkeit<br />
viele in Depressionen, nehmen sie manche<br />
als Anstoß zur Selbstverwirklichung<br />
und beruflichen Neuorientierung.<br />
von der Frage nach der Arbeitsstelle.<br />
Wenn wir so auf unsere Arbeit fixiert<br />
sind, wie sähe dann eine Welt gänzlich<br />
ohne Arbeit aus? Ist diese Vorstellung<br />
eine Utopie – oder gar eine Dystopie?<br />
Ein wichtiger Faktor ist dabei die finanzielle<br />
Situation. Im Frühjahr 2016 wurde<br />
das bedingungslose Grundeinkommen<br />
im Schweizer Referendum abgelehnt,<br />
»Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel<br />
für sich selbst hat, ist ein Sklave.«<br />
Friedrich Nietzsche<br />
doch das Modell wird weiterhin international<br />
diskutiert. Sollte es tatsächlich<br />
in einem Staat zur Einführung kommen,<br />
würde die Arbeitswelt und der Arbeitsbegriff<br />
umfassend umstrukturiert und<br />
Die Soziologie der Arbeit ist sehr komplex.<br />
Bietet uns Arbeit einerseits Stabilität und<br />
Sicherheit, kann sie uns gegebenenfalls<br />
<strong>neu</strong> gedacht.<br />
Bildrechte:<br />
© Film „Metropolis“ (1927)<br />
© wallpaperandphoto.com<br />
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VON DIGITALEN NOMADEN<br />
UND CROWDWORKERN<br />
Immer mehr Menschen entscheiden sich<br />
für ein Leben als moderner Vagabund.<br />
Aus dieser Idee hat sich eine ganze Community<br />
entwickelt, die sich gegenseitig<br />
unterstützt und zusammen reist. Bleibt<br />
man länger an einem Ort, kann man sich<br />
auch in einem Coworking-Space einmieten<br />
und es für eine bestimmte Zeit als<br />
sein Büro nutzen.<br />
Digitale Nomaden haben kein festes<br />
Arbeitsverhältnis und sind den Großteil<br />
des Jahres in der Welt unterwegs. Sie<br />
haben einen computerbasierten Beruf,<br />
beispielsweise als Grafikdesigner, und<br />
benötigen für ihre Arbeit nur eine stabile<br />
Internetverbindung und ihren Laptop.<br />
Aufträge werden über Kontakte oder<br />
Ausschreibungen auf Homepages wie<br />
jovoto generiert, sodass der digitale<br />
Nomade letztendlich in einem Café in<br />
Kapstadt seine Arbeit erledigen kann.<br />
Ein ähnliches Konzept ist das Crowdworking<br />
bei Plattformen wie beispielsweise<br />
Crowd Guru oder Clickworker.<br />
Unternehmen lagern kleinere Arbeiten<br />
aus, etwa das Einsortieren von Kleidung<br />
in Kategorien der <strong>Web</strong>präsenz, und die<br />
Crowdarbeiter erledigen diese Arbeit. Für<br />
Unternehmen hat das mehrere Vorteile:<br />
Sie können ohne Investition outsourcen<br />
und haben stets die größte Auswahl an<br />
jungen Arbeitskräften. Die Crowdworker<br />
wiederum arbeiten nach Bedarf –<br />
wo und wann sie möchten. Mehr als ein<br />
kleines Zubrot lässt sich damit jedoch<br />
nicht verdienen.<br />
Bildrechte:<br />
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© Steven Zwerink / flickr.com<br />
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