Heimzeit_68

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Ausgabe <strong>68</strong> HEIMZEITBrücke Seite 14 Was trägt Frau im Frühling? Herr Frank Lassig mit seinem ModeMobil Die Firma Mode mobil war wieder bei uns zu Gast und hat ihre neue Kollektion vorgestellt. Einige Bewohnerinnen haben die Gelegenheit genutzt, um sich als Model zu qualifizieren und die Fotos beweisen, alle sind sehr geeignet. (PP) Unsere Mitarbeiterin Claudia Schindewolf hat im Februar 2017 eine sechsmonatige berufsbegleitende Fachweiterbildung zur Demenzexpertin am Erwin- Stauss-Institut in Bremen erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren ganz herzlich und freuen uns zusammen mit ihr sehr über Weiterbildung zur Demenzexpertin Erfolgreicher Abschluss nach sechs Monaten diesen zusätzlichen Qualifikationsbaustein, mit dem sie ihre bereits abgeschlossenen Weiterbildungen zur Pflegeberaterin und Casemanagerin sinnvoll ergänzt. Ihre Expertise stellt Claudia Schindewolf nicht nur der DiaCom Altenhilfe zur Verfügung, sie engagiert sich darüber hinaus auch für die Alzheimer- Gesellschaft Werra-Meißner e.V.
Ausgabe <strong>68</strong> HEIMZEITBrücke Seite 15 Frühling beginnt mit Geraschel solange ich zurückdenken kann, jedenfalls in meiner Familie ! Im Februar, wenn mittags endlich die Eisblumen von den Fenstern getaut waren, die gleißende Helligkeit der Wintersonne fast waagerecht hereinkam und sich die Schatten der Blumen auf den Fensterbänken wie Scherenschnitte auf der gegenüberliegenden Wand abzeichneten, wurde ich jene Unruhe gewahr, die herankommenden Veränderungen vorausgeht. Schon mit den ersten Schneeglöckchen kam Bewegung ins Haus. Mutter stand stundenlang draußen am Ufer im schneidenden Ostwind und pflückte tausende dieser ersten Frühlingsboten in eine große Schüssel, die dann auf dem Tisch im Wohnzimmer entleert wurde. Darauf verschwand sie erneut in der Kälte und kam nach einiger Zeit mit einem Bündel Buchsbaumzweigen wieder herein, und wir begannen unverzüglich, Sträußchen für die hiesigen Blumengeschäfte zu binden. Großmutter schnitt den Buchsbaum auf entsprechende Länge, ich musste jeweils 25 Schneeglöckchen abzählen, und Mutter band die Sträußchen dann zusammen. So vergingen Stunden, und wir saßen immer noch, wenn die frühe Dämmerung hereinbrach, zählten, banden und sangen dazu, und manchmal schwiegen wir auch und hingen unseren Gedanken nach. Ich machte diese Arbeit zwar ganz gern, aber nicht immer. Oft hätte ich viel lieber gespielt, doch Mutter sagte dann: „Erst wird die Arbeit gemacht! Da beißt die Maus keinen Faden ab!“ Die Maus biss überhaupt niemals einen Faden bei uns ab, und man tat gut daran, das – was Mutter bestimmte – sofort zu tun, umso eher hatte man wieder seine Ruhe. Wir waren „Kleine Leute“. Dass es uns trotzdem ganz gut ging, lag an unser aller Fleiß und der Mentalität, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun einmal waren und das Beste draus zu machen, obwohl wir manchmal viel lieber etwas anderes getan hätten. Nachdem die Schneeglöckchenkampagne durch war, begann die Zeit der Körbchen, Schüsselchen und Tütchen, in denen sich die Sämereien für das neue Gartenjahr befanden, und es wurde verlesen, gesiebt und die Spreu herausgeblasen, denn die meisten dieser Samen waren im Vorjahr selbst gezogen und geerntet. Mutter machte Keimproben, indem sie eine kleine Menge jeder Sorte auf ein altes Leintuch aussäte, das sie vorher angefeuchtet hatte. Diese Rollen lagen dann wochenlang auf der Fensterbank in der Sonne und müffelten vor sich hin. Ab und zu wurde ein Tuch entfaltet und kontrolliert, und wenn dann die Keimlinge wie kleine weiße Würmchen in den Stoff gewachsen waren, war die Welt in Ordnung. Ich habe noch immer jenen seltsamen stockigen Geruch dieser Tücher in Erinnerung. Am schlimmsten rochen die mit dem Zwiebel- oder Lauchsamen. Doch oft stanken mir nicht nur diese Tücher, sondern auch die anderen Vorbereitungen, weil sie mit einem unglaublichen Durcheinander verbunden waren und ich nahm mir vor: Wenn ich mal groß bin, d a s mache ich anders! Inzwischen bin nicht nur ich, auch meine Kinder sind schon groß. Nichts ist so geblieben, wie es damals im Haus am Fluss war, außer dieser eigenartigen Unruhe, die mich immer wieder im Februar befällt. Ich bin nicht so geworden, wie Mutter war! Ich bin viel schlimmer! Zwar finden die Vorbereitungen auf das neue Gartenjahr nicht mehr auf dem Fensterbrett statt, dafür habe ich nun einen Wintergarten und ein kleines Gewächshäuschen, aber die Körbchen, Schüsselchen und Gläschen, in denen die Schätze des Vorjahres der neuen Saison entgegendämmern, werden jedes Jahr mehr, und ich kann die vielen Tütchen mit den meistens übertriebenen Versprechungen gar nicht oft genug ansehen und beschnuppern. Nur ist das, was mich so unruhig und ungeduldig macht, nicht mehr – wie damals – der Kampf ums tägliche Brot, sondern eine tiefe Verbundenheit zu allem, was grünt und blüht. Im Sommer, wenn die Tage wärmer und länger sind, sitze ich abends bis in die Dunkelheit draußen zwischen meinen Blumen und ruhe mich von den Arbeiten im Garten aus. Manchmal kommen Schmetterlinge zu Besuch! Dann sehe ich ihnen zu und bin glücklich! Hin und wieder klingelt noch spät abends das Telefon und eins meiner Kinder sagt: Entschuldige, dass ich jetzt erst anrufe, aber ich komme eben erst aus dem Garten! Margret Westhoff 1986
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