SAS 2017
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8<br />
Aikido<br />
Neben dem regelmäßigen Trainingsbetrieb<br />
unserer Sparte nehmen unser Mitglieder<br />
auch immer wieder an besonderen<br />
Fortbildungen bei Aikido Meistern<br />
teil. Dieses Jahr möchten wir unseren<br />
Lesern einen kurzen Eindruck davon<br />
vermitteln.<br />
Uchi Deshi (Hausschüler)<br />
Für alle Nicht-Kampfsportler will ich zuerst<br />
einmal den Begriff erklären. Traditionell<br />
unterschied ein Meister (Sensei)<br />
zwischen Soto Deshi, den äußeren<br />
Schülern und Uchi Deshi, den inneren<br />
Schülern. Erstere wohnten zu Hause<br />
und kamen nur zu den Unterrichtsstunden<br />
ins Dojo (Trainingshalle). Die Uchi<br />
Deshi hingegen wohnen bei ihrem Meister<br />
und übernahmen im Gegenzug für<br />
Kost, Logis und Unterricht sämtliche<br />
häusliche Arbeiten, wie putzen, kochen<br />
und bedienen. Durch diese Rundumbetreuung<br />
erhielten sie natürlich auch einen<br />
viel tieferen Einblick in die Geheimnisse<br />
und Hintergründe der jeweiligen<br />
Kampfkunst. Heutzutage muss man sich<br />
nicht mehr versklaven um Uchi Deshi zu<br />
werden. Die meisten großen Meister<br />
bieten diese Intensivseminare wochenweise<br />
an.<br />
Uchi Deshi bei Daniel Toutain<br />
Einige Waldkraiburger Aikidoka haben<br />
bei einem französischen Lehrer in Belgien<br />
ihren Horizont erweitert. Dort gibt es<br />
ein Dojo, mit einer anliegenden Wohnung<br />
für bis zu 16 Personen am Rande<br />
einer kleineren Stadt. Nach dem die<br />
Zweibettzimmer zugeteilt waren, bekamen<br />
wir den Trainingsplan und die Verhaltensregeln<br />
für die kommende Woche.<br />
Diese Dojo-Regeln muten vielleicht etwas<br />
sonderbar an, sollen aber dazu<br />
dienen möglichst viele positive Erfahrungen<br />
mit nach Hause zu nehmen. So<br />
ist es erwünscht, dass alle häuslichen<br />
Arbeiten wie kochen, putzen oder einkaufen<br />
in der Gruppe erledigt werden.<br />
Ebenso sind die Mahlzeiten von allen<br />
zusammen und ohne Handybenutzung<br />
einzunehmen. Alkoholkonsum und<br />
Schlafmangel sollen vermieden werden.<br />
Okay – na gut. Der Trainingsplan lässt<br />
einige von uns auch erst einmal schlucken.<br />
Der Tag beginnt, vor dem Frühstück,<br />
um 6.30 Uhr mit einer halben<br />
Stunde Meditation. Gleich im Anschluss<br />
werden eine Stunde lang Grundübungen<br />
mit den Waffen – Stock und Schwert –<br />
gemacht. Jetzt ist erst mal 90 Minuten<br />
lang Pause, um sich um 9.30 Uhr auf<br />
dem Freilufttrainingsgelände zu treffen.<br />
Nach 1,5 Stunden Waffentraining geht<br />
es wieder ins Dojo um noch einmal 1,5<br />
Stunden Körpertechniken zu trainieren.<br />
Der Vormittag endet um 13.00 Uhr nach<br />
einer halben Stunde Yoga. Der Nachmittag<br />
ist frei (dazu aber später mehr). Am<br />
Abend kommen dann die Soto Deshi für<br />
ihr reguläres Training. Nun, wir sind<br />
gespannt. Der erste Tag beginnt um 6<br />
Uhr. Aufstehen ist für die meisten von<br />
uns eine ziemliche Quälerei. Im Dojo<br />
wird dann erst einmal die Tür nach<br />
draußen aufgemacht, und diese bleibt<br />
auch offen. Vermutlich damit man während<br />
der Meditation nicht einschläft. Bei<br />
den Waffenübungen kommt man dann<br />
aber bald ins Schwitzen und ist auch<br />
schnell hellwach. Zum Glück ist jetzt die<br />
Pause. Aber Moment mal, 90 Minuten<br />
zum Umziehen, Frühstück machen,<br />
Tisch decken, frühstücken und wieder<br />
umziehen ist gar nicht mal so lang. Also<br />
keine Erholung. Das anschließende<br />
Training ist super und vergeht auch wie<br />
im Flug, aber sich nach 3 Stunden noch<br />
einmal für etwas völlig Neues, nämlich<br />
die Yoga-Übungen, zu motivieren ist<br />
schon mühsam. Ein Uhr und wir sind<br />
erst einmal völlig fertig, aber Moment<br />
mal, sollte man Mittag nicht etwas essen?<br />
Also schnell unter die Dusche,<br />
Tisch decken und essen.<br />
Jetzt hat man frei – oder etwa nicht?<br />
Wer geht einkaufen, wer kocht wann das<br />
Abendessen und wann werden das Dojo<br />
und die Wohnung geputzt? Außerdem<br />
wird erwartet, dass in den Freistunden<br />
das Gelernte vom Vormittag nachbereitet<br />
und geübt wird. Nachdem diese Arbeiten<br />
eingeteilt sind, merkt man, dass<br />
so ein freier Nachmittag ziemlich kurz<br />
ist, um alles zu erledigen. Schon steht<br />
das Abendtraining an und nach dem<br />
Essen so gegen 9 – 10 Uhr gehen die<br />
Meisten freiwillig ins Bett, man muss ja<br />
schließlich um 6.00 Uhr wieder aufstehen.<br />
So vergeht die Woche wie im Flug<br />
und am Tag vor der Abreise müssen wir<br />
alle feststellen, dass uns sehr wehmütig<br />
ums Herz ist. Die Meditation in der Früh<br />
ist plötzlich ganz wunderbar um zu sich<br />
selbst zu finden. Das Frühstück<br />
schmeckt viel besser wenn man sich<br />
vorher schon bewegt hat. Man kennt die<br />
anderen Aikidoka und wird das gemeinsame<br />
fachsimpeln vermissen oder auch,<br />
dass immer jemand für ein interessantes<br />
Gespräch da ist. In dieser Woche voller<br />
Anstrengungen und positivem Stress ist<br />
es uns allen gelungen absolut abzuschalten,<br />
die Welt um uns herum zu<br />
vergessen und nur für unser Hobby zu<br />
leben. Also im Endeffekt alles was man<br />
sich von einer Woche Urlaub erhofft.<br />
Ansprechpartner: Spartenleiter Alexander Markowsky Tel. 08638/949406<br />
aikido@vfl-waldkraiburg.de<br />
www.aikido-waldkraiburg.de