170427_Campuls_web
Das kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit
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campuls<br />
Das kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit<br />
Von Studierenden für alle: Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />
Ausgabe Sommersemester 2017/1<br />
»Aufgrund von<br />
§ 9 i.V.m. § 11 der Gaststättenverordnung<br />
für Baden-Württemberg i.d.F. vom<br />
18.02.1991 (GBl. S. 195), zuletzt<br />
geändert durch Verordnung vom 10.11.2009 (GBl. S. 671),<br />
und § 18 des Gaststättengesetzes i.d.F. vom<br />
20.11.1998 (BGBl.I, S. 3419), zuletzt geändert durch Artikel<br />
10 des Gesetzes vom 07.09.2007 (BGBl. I S. 2246)<br />
i.V.m. dem Landesgaststättengesetz vom<br />
10.11.2009 (GBl. Nr. 19, S. 628) erlässt<br />
der Gemeinderat der Stadt Konstanz<br />
am 25.06.2015<br />
folgende<br />
Rechtsverordnung:«<br />
S. 08<br />
Konstanz:<br />
Studentenstadt?!<br />
– Ein Doppelinterview<br />
mit<br />
dem Konstanzer<br />
OB und dem<br />
Co-Vorsitzenden<br />
des AStA<br />
S. 16<br />
Zurück in die<br />
Uni-Steinzeit?!<br />
– Urheberrechtsstreit<br />
der Unis<br />
mit der VG Wort<br />
S. 28<br />
Das Schnetztorstüble<br />
in Konstanz<br />
– Die <strong>Campuls</strong><br />
blickt für euch<br />
hinter die Kulissen<br />
einer Kultkneipe
2<br />
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3<br />
Editorial<br />
T: Helmut Baumgartl T: Marc-Julien Heinsch<br />
Liebe Studierende, liebe Konstanzerinnen<br />
und Konstanzer,<br />
„inmitten der Schwierigkeiten liegt die<br />
Möglichkeit“ sagte einst Albert Einstein. Und<br />
natürlich gibt es Schwierigkeiten, wenn in<br />
einer Stadt unterschiedliche Lebenswelten,<br />
Bedürfnisse und Wünsche aufeinandertreffen<br />
– von Studierenden und Alteingesessenen,<br />
jungen Familien und Touristen, Berufstätigen<br />
und Senioren, Schülern und Einzelhändlern,<br />
Gastronomen und sozial Benachteiligten.<br />
Doch inmitten der Schwierigkeiten liegt auch<br />
die Möglichkeit, voneinander zu profitieren und<br />
sich gemeinsam für ein lebendiges und vielfältiges<br />
Konstanz einzusetzen.<br />
Ein gutes Beispiel ist unser Programm<br />
„Wohnen für Hilfe“: Konstanzer Bürgerinnen und<br />
Bürger bieten jungen Menschen bezahlbaren<br />
Wohnraum an und erhalten im Gegenzug Unterstützung<br />
im Alltag. Mit unseren 13 Wohnanlagen<br />
in ganz Konstanz bieten wir Studierenden<br />
darüber hinaus 2.355 bezahlbare Zimmer.<br />
Gleichzeitig ist Seezeit einer der größten<br />
Gastronomiebetriebe am Bodensee: In unseren<br />
Mensen bereiten wir jedes Jahr rund eine<br />
Million Mahlzeiten zu. Dabei können wir uns<br />
noch so sehr anstrengen: Wir schreiben im<br />
Mensabereich immer rote Zahlen, beim Wohnen<br />
gerade so die berühmte schwarze Null. Wie<br />
übrigens jedes Studierendenwerk in Deutschland.<br />
Deshalb sind wir auf Semesterbeiträge<br />
und zusätzliche Mittel vom Land angewiesen.<br />
Doch das Wirtschaften ohne Gewinnerzielungsabsicht<br />
ermöglicht es uns, einen wichtigen<br />
Beitrag zur „Studentenstadt“ Konstanz zu<br />
leisten: In einer attraktiven und somit auch<br />
teuren Stadt<br />
unterstützen wir Studierende mit bezahlbarem<br />
Wohnraum, günstigen Mahlzeiten und einem<br />
umfassenden Beratungs- und Betreuungsangebot.<br />
Wir alle, Studierende, Bürger/innen,<br />
Hochschulen und Seezeit, hängen wie in einem<br />
großen Räderwerk zusammen und brauchen uns<br />
gegenseitig bei unserer Aufgabenerfüllung. Sie<br />
können uns enorm dabei helfen. Geben Sie uns<br />
ein ehrliches Feedback, damit wir stets besser<br />
werden können. Oder werden Sie Teil von<br />
Seezeit und tragen Sie als eine/r von mehr als<br />
200 Mitarbeiter/innen dazu bei, die Studierendenwelt<br />
zu verbessern! Wir freuen uns,<br />
zusammen mit den Studierenden ein großes<br />
Zahnräderpaar in Konstanz zu sein und gemeinsam<br />
diese tolle Stadt weiter zu prägen.<br />
Liebe Leser,<br />
in Konstanz existieren zwei Welten. So<br />
zumindest mein Eindruck nach bald vier Jahren<br />
in der Gegend.<br />
Die eine Welt ist die der zugezogenen<br />
Universitätsangehörigen. Die andere die der<br />
alteingesessenen Konschdanzer. Diese beiden<br />
Welten führen eine Parallelexistenz. Das ist<br />
zum einen wohl durch die relativ junge<br />
Universität am Bodensee zu erklären, die ihr<br />
abgeschiedenes Dasein auf dem Gießberg<br />
fristet. Zum anderen aber mit den Bologna-<br />
Reformen. Bachelor in drei Jahren Regelstudienzeit,<br />
davon noch ein Semester im<br />
europäischen Ausland und dann ab nach Berlin<br />
oder Hamburg. Da bleibt Konstanz oft nur der<br />
Charakter des akademischen Sprungbretts<br />
mit Alpenpanorama. In der knapp bemessenen<br />
Zeit der meisten Bachelorstudenten bleibt bei<br />
Seminaren, Hochschulgruppen, Sport und Nebenjob<br />
nur in seltenen Fällen noch Zeit für<br />
Engagement in den politischen Prozessen der<br />
Stadt. Auf der anderen Seite steht die Stadt<br />
Konstanz, die durch Schweizer Einkaufs- und<br />
zahlreiche weitere Touristen eine weitaus<br />
zahlungskräftigere<br />
Klientel zu bedienen hat als die<br />
Studenten an Uni und HTWG.<br />
Täuscht mein Eindruck oder muss sich etwas<br />
ändern in der Universitätsstadt Konstanz?<br />
Darüber diskutieren wir in dieser Ausgabe mit<br />
Oberbürgermeister Uli Burchardt und Marco<br />
Radojevic, der beim AStA und der Linken aktiv<br />
ist. Dazu gibt es die wichtigsten Fakten zum<br />
Biberbefall in Konstanz, wir werfen wieder<br />
einen Blick in den Elfenbeinturm der Forschung<br />
und schauen, was die Region in Sachen<br />
Upcycling zu bieten hat. Und das ist noch lang<br />
nicht alles, poliert also schon mal eure<br />
Monokel und viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Im Namen der ganzen <strong>Campuls</strong>redaktion,<br />
Euer Marc-Julien Heinsch<br />
Ihr Helmut Baumgartl<br />
Geschäftsführer Seezeit<br />
Studierendenwerk Bodensee
4<br />
Die Redaktion dieser Ausgabe<br />
: Nicolai Eckert: Redakteur & Fotograf<br />
: Theresa Gielnik: Fotografin<br />
: Ilka Glückselig: Redakteurin<br />
: Marc-Julien Heinsch: Chefredakteur<br />
: Phillip Horch: Redakteur<br />
: Julia Horn: Redakteurin<br />
: Victoria Jung: Gestalterin & Fotografin<br />
: Laura Kerling: Redakteurin<br />
: Julia Kohushölter: stellv. Chefredakteurin<br />
: Maja Lisewski: Redakteurin<br />
: Felix Lorenz: Redakteur<br />
: Lea Luttenberger: Redakteurin<br />
: Alisa Ritter: Redakteurin<br />
: Lena Teetz: Lektorin<br />
: Caroline Weigele: Illustratorin<br />
: Arne Wylezol: Fotograf<br />
Impressum<br />
Legende<br />
Herausgeber<br />
Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />
Jochen Mink<br />
T: Text<br />
F: Foto<br />
I: Illustration<br />
Kontakt<br />
Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />
Universitätsstraße 10<br />
78464 Konstanz<br />
campuls@seezeit.com<br />
www.seezeit.com/campuls<br />
Facebook<br />
SeezeitStudierendenwerk-<br />
Bodensee<br />
Chefredakteur V.I.S.d.P<br />
Marc-Julien Heinsch<br />
Anzeigen<br />
Marina Filipczyk<br />
marina.filipczyk@seezeit.com<br />
Art Direction und Layout<br />
Victoria Jung<br />
www.victoriajung.de<br />
mail@victoriajung.de<br />
Cover<br />
„Die Sperrzeitverordnung“ von<br />
Caroline Weigele und Victoria Jung<br />
in Bezug zu www.konstanz.de/<br />
rathaus/02168/02218/02220/index.html<br />
Schrift<br />
Prophet Medium<br />
Suisse<br />
Druck<br />
Druckerei Fabian GmbH<br />
Richtigstellung<br />
Der Artikel der letzten<br />
Ausgabe auf Seite<br />
28 zum Horstklub wurde<br />
fälschlicherweise<br />
Julia Kohushölter<br />
zugeschrieben.<br />
Tatsächlich hat ihn unser<br />
Autor Phillip Horch<br />
geschrieben.<br />
Wir bitten die Fehlinformation<br />
zu entschuldigen.
5<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung<br />
Seezeit informiert<br />
03<br />
04<br />
06<br />
Editorial<br />
Redaktion, Impressum & Inhaltsverzeichnis<br />
Die Statistik: Neue Mitbewohner am See<br />
20<br />
21<br />
Seezeit-Jobs:<br />
Strandbar-Staff gesucht<br />
Kleine Gesten in großen Angelegenheiten:<br />
Nachhaltiger Kaffee bei Seezeit<br />
Politik<br />
23<br />
Finanzielle Fördermöglichkeiten<br />
von Seezeit: Wenn’s mal wieder brennt<br />
07<br />
08<br />
Einem -ismus auf der Spur: Pluralismus<br />
Konstanz – Studentenstadt?!<br />
Ein Doppelinterview mit Uli Burchardt<br />
und Marco Radojevic<br />
23<br />
UniCard: Alles, was man zum Studieren<br />
braucht, in einer Karte<br />
Kultur<br />
14<br />
16<br />
18<br />
Hochschulleben<br />
Ein Blick in den Elfenbeinturm:<br />
Durch das Smartphone vereint?<br />
Unis gegen VG Wort:<br />
von einem Vertrag, den keiner will<br />
Protest oder Politikverdrossenheit?<br />
-Zwei Ansichten<br />
24<br />
25<br />
28<br />
30<br />
Tipp-Seite von Julia Horn<br />
Upcycling-Projekte rund um Konstanz<br />
Gesichter sehen, Menschen kennen:<br />
das Schnetztorstüble<br />
Schluss<br />
Kolumne von Marc-Julien Heinsch<br />
ZGH 0088/45 · 09/16 · Foto: peterheck.de<br />
Der AOK-Studenten-Service.<br />
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AOK Baden-Württemberg
6<br />
Die Statistik: Neue Mitbewohner am See<br />
T: Ilka Glückselig I: Caroline Weigele<br />
Neuer Mitbewohner am See: Dieses Mal<br />
beschäftigt sich die Statistik mit Fakten<br />
rund um den Biber, der nach Jahren der<br />
Abwesenheit wieder nach Konstanz<br />
zurückkehrt.<br />
Ein ausgewachsener<br />
Biber wiegt<br />
zwischen<br />
20 und 35 kg<br />
und<br />
erreicht eine Länge<br />
von<br />
70-100 cm.<br />
2008<br />
lebten insgesamt ca.<br />
1.000<br />
Biber in Baden-Württemberg.<br />
2017<br />
sind es rund<br />
3.500<br />
und damit mehr als<br />
dreimal so viele Tiere.<br />
Fast<br />
130 Jahre<br />
lang war der Biber in<br />
Baden-Württemberg<br />
ausgerottet<br />
– seit ca.<br />
30 Jahren<br />
kehrt er über die<br />
Schweiz und Bayern zurück und<br />
seit etwa<br />
fünf bis acht Jahren<br />
lebt er nun auch wieder in<br />
Konstanz.<br />
Die<br />
vier Schneidezähne<br />
eines ausgewachsenen Bibers<br />
haben eine Länge von<br />
30-35 mm.<br />
Biber benötigen für ihre<br />
Ansiedlung eine Uferlänge von<br />
mindestens einem Kilometer.<br />
Im Konstanzer Raum lässt<br />
sich der Nager vor allem im<br />
Wollmatinger Ried<br />
und im Tägermoos nieder.<br />
Bäume mit einem<br />
Durchmesser von<br />
bis zu<br />
einem Meter<br />
können von dem<br />
Biber gefällt<br />
werden.<br />
Vor allem Landwirte haben<br />
ihre Konflikte mit den<br />
Bibern,die durch den Bau<br />
von Dämmen häufig Wasserschäden<br />
anrichten.<br />
Bis 2018<br />
soll deshalb ein<br />
Bibermanagement-Plan<br />
für Baden-Württemberg<br />
ausgearbeitet werden mit<br />
längerfristigen Maßnahmen<br />
zum Umgang mit den Nagern.
7<br />
Einem -ismus auf der Spur: Pluralismus<br />
T: Lea Luttenberger I: Caroline Weigele<br />
„Spieglein, Spieglein an der Wand,<br />
wer ist der schönste Mensch im<br />
ganzen Land?“ Pluralismus ist, wenn<br />
der Schneewittchen-Spiegel in<br />
Deutschland nicht nur weiße,<br />
christliche (oder atheistische),<br />
heterosexuelle Menschen zeigt. Wir<br />
leben in einer Gesellschaft im<br />
Wandel, in der Kulturen sich<br />
vermischen, Lebensläufe flexibler<br />
werden, unterschiedliche Meinungen,<br />
Wünsche und Ziele Seite an<br />
Seite leben. Pluralismus ist eines der<br />
Geschenke der Demokratie an uns<br />
und kann nur aufgrund herrschender<br />
Menschenrechte wie Meinungsfreiheit<br />
und Gleichberechtigung<br />
funktionieren. Soweit die Definition.<br />
Politik<br />
Risiken und Nebenwirkungen? Dieses Bild einer pluralistischen<br />
Gesellschaft bleibt leider doch vielfach nur ein<br />
Märchen, eine politische Theorie.<br />
Laut der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung (BPB) führt Pluralismus notwendigerweise<br />
zu Konflikten.<br />
Weshalb das wohl so ist – notwendigerweise? Ich werde<br />
gewarnt vor Entwurzelung und Kulturverlust, wenn plötzlich<br />
zu viele Menschen mit anderen Gedanken, Wünschen und<br />
Vorlieben kommen. Ist mir sonnenklar, dass ich Angst vor<br />
anderen Meinungen haben muss, die mir meine Sicherheit<br />
und Mehrheit rauben. Woher weiß ich denn noch, was richtig<br />
und was falsch ist, wenn ich dafür nicht mehr von allen<br />
Seiten Bestätigung bekomme? Wie soll ich mich verhalten,<br />
wenn ich ein Argument bringe und mir jemand widerspricht<br />
und ich mich dann plötzlich rechtfertigen muss? Dabei hatte<br />
ich doch alles schon zu Ende gedacht. Da muss ich mich ja<br />
verteidigen. Ein Kausalschluss: Pluralismus führt zu Konflikten,<br />
denn, wem widersprochen wird, der fühlt sich<br />
persönlich angegriffen. Aus Angst vor dem Unbekannten?<br />
Schuld an diesen Konflikten bin selbstverständlich nicht ich<br />
selbst, sondern diese Anderen, Unbekannten, die mich mit<br />
ihren eigenen Gedanken aus meinem sicheren Nest vertreiben.<br />
Ich weiß wovon ich spreche, denn diese Anderen „sind<br />
nicht alle gleich, doch fast alle gewaltbereit“, um den<br />
deutschen Rapper Alligatoah zu zitieren. Noch ein Kausalschluss:<br />
Je mehr Diversität, desto mehr solcher Verallgemeinerungen<br />
und desto mehr Konflikte folgen – aus Unwissenheit<br />
und Bequemlichkeit. Pluralismus ist auch die Aufgabe,<br />
sich die Zeit zu nehmen, Menschen einzeln statt in Gruppen<br />
kennenzulernen.<br />
Statt zu entwurzeln und Konflikte zu fördern könnte<br />
Pluralismus doch auch festigen in den Meinungen, die man<br />
hat und Kompromisse schaffen. Oder nicht? Entwicklung<br />
kann nur aus Veränderung folgen, Erkenntnis nur durch<br />
Inspiration: Auch das zu hinterfragen, was absolut scheint,<br />
ist notwendig, um voranzukommen und nicht in der Vergangenheit<br />
stecken zu bleiben. Es mag unbequem sein, sich<br />
einzugestehen, dass die eigenen Gedanken und Überzeugungen<br />
manchmal doch nicht die einzig wahren sind. Es mag<br />
unbequem sein, nicht der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit<br />
zu sein.<br />
Pluralismus ist eine neue Herausforderung für die<br />
Gesellschaft, die jedoch zu einer Chance werden kann, an<br />
sich selbst zu wachsen. Dafür müssen wir nur lernen, uns als<br />
einen kleinen Teil eines großen Ganzen zu begreifen. Es<br />
dreht sich nicht nur um uns, sondern auch um Andere. Wir<br />
können nicht alle der tollste und wichtigste Mensch im Land<br />
sein. Das zu erkennen ist vielleicht nicht angenehm, aber es<br />
kann doch auch bereichernd sein: Denn dann können wir<br />
nicht nur uns selbst, sondern auch Andere im Spiegel an der<br />
Wand sehen, der uns zeigt, wer alles toll und wichtig ist.
8<br />
„Die Stadt wäre eine andere,<br />
wenn es die Hochschulen nicht gäbe.“<br />
Oberbürgermeister Ulrich „Uli“<br />
Burchardt und der stellvertretende<br />
Vorsitzende des AStA,<br />
Marco Radojevic, diskutieren<br />
im Gespräch mit CAMPULS,<br />
was Konstanz seinen Studierenden<br />
bietet. Wo gibt es<br />
Handlungsbedarf, wohin<br />
strebt die Stadt?<br />
Ist Konstanz aus Ihrer Sicht<br />
eine „Studentenstadt“?<br />
Burchardt: Absolut. Konstanz hat<br />
rund 65.000 Wahlberechtigte und etwa<br />
17.000 Studierende. Das heißt, fast ein<br />
Drittel der Wahlberechtigten sind<br />
Studierende.<br />
Und das allein zeichnet für Sie<br />
eine „Studentenstadt“ aus?<br />
Burchardt: Nein, nicht das allein.<br />
Aber es zeigt: Das muss eine Studentenstadt<br />
sein. Was zeichnet eine Studentenstadt<br />
aus? Nun – dass ständig viele<br />
junge Leute dazukommen, aber auch<br />
gehen. Dass also eine hohe Fluktuation<br />
besteht. Eine interessante Zahl, die ich<br />
im Kopf habe, sind die 50 Prozent der<br />
stellv. Vorsitzender des AStA, Marco Radojevic<br />
Konstanzer Bevölkerung, die bei der<br />
OB-Wahl 2012 keinen anderen Oberbürgermeister<br />
als meinen Vorgänger, Horst<br />
Frank, kannten…<br />
… Horst Frank, Ihr Amtsvorgänger<br />
von den Grünen, war von 1996 bis 2012<br />
im Amt…<br />
Burchardt: Das heißt also, dass die<br />
Hälfte der Bevölkerung entweder<br />
jünger als 16 war oder in den letzten 16<br />
Jahren nach Konstanz kam. Und das ist<br />
natürlich etwas, das eine Stadt enorm<br />
prägt. Auch wenn das in der Innenansicht<br />
viele nicht sehen, weil sie denken,<br />
da lebt der alte Konstanzer Klüngel. Die<br />
Stadt wäre eine andere, wenn es die<br />
Hochschulen nicht gäbe.<br />
Radojevic: Ich denke, es wäre<br />
verfehlt, zu sagen, Konstanz sei keine<br />
Studentenstadt. Hier leben sehr viele<br />
Studierende und die prägen in Teilen die<br />
Stadtgesellschaft. Versteht man unter<br />
„Studentenstadt“ aber mehr als die<br />
bloße Anwesenheit einer gewissen Zahl<br />
an Studierenden, also die intensive<br />
Durchdringung des Stadtlebens durch<br />
die Hochschulen, dann fällt im Vergleich<br />
zu klassischen Universitätsstandorten<br />
wie Freiburg, Heidelberg oder Tübingen<br />
auf, dass es hier deutlich weniger<br />
originäre studentische Kultur gibt. Das<br />
mag daran liegen, dass die Universität<br />
Konstanz eine verhältnismäßig junge<br />
Universität ist…<br />
… die Universität Konstanz wurde<br />
1966 als Reformuniversität gegründet, die<br />
Uni Heidelberg beispielsweise 1386…<br />
Radojevic: Klassische studentische<br />
Kneipen sind in diesen Städten teilweise<br />
über Jahrhunderte etabliert. Hier gibt es<br />
zahlreiche tolle Weinstuben. Die sind<br />
aber nun eher Teile der klassischen<br />
Konstanzer Bürgerkultur. Schaut man<br />
sich die Etablissements an, in die man<br />
abends geht und weiß, dass man dort<br />
mehrheitlich auf Studierende trifft, dann<br />
sieht die Zahl schon wesentlich geringer<br />
aus. Ich sehe Konstanz in diesem Sinne<br />
noch eher als eine „Studenten-Entwicklungsstadt“.<br />
Aber da kann man in den<br />
nächsten Jahrzehnten sicher noch<br />
einiges verwirklichen.<br />
Je länger man hier in Konstanz<br />
lebt, desto mehr verfestigt<br />
sich der Eindruck, dass<br />
alteingesessene Konstanzer<br />
und Studierende in großen<br />
Teilen eher eine Parallelexistenz<br />
als ein Zusammenleben<br />
fristen. Viele Studierende<br />
haben den Eindruck, dass sich<br />
die Stadt zu wenig um sie<br />
kümmert. Teilen Sie diesen<br />
Eindruck?<br />
Burchhardt: Ich war oft an der Uni<br />
und habe das Gespräch gesucht. Im<br />
Grunde wurde immer dasselbe gesagt.<br />
Konstanz kann nicht das gleiche sein<br />
wie Heidelberg, wo eine Uni seit<br />
Jahrhunderten die Stadt prägt. In<br />
Konstanz wurde die Uni als Campus-Uni<br />
außerhalb der Stadt gegründet.<br />
Dabei hat man sich etwas gedacht. Auch<br />
viel Richtiges. Wir wollen es anders<br />
machen, wir schaffen die Institute ab<br />
und verringern die unbändige Macht der<br />
Professoren. Es gibt hier auch kaum<br />
Verbindungen, die in anderen Städten<br />
ganze Stadtviertel prägen. Das ist hier<br />
völlig anders. Die Kehrseite ist aber<br />
eben die räumliche Entfernung. Es gibt<br />
ein Leben an der Uni und ein Leben in<br />
der Stadt. Für die HTWG gilt das<br />
natürlich nicht. Da ist gefühlt also eine<br />
Distanz.<br />
Und was entgegnen Sie dem<br />
Gefühl, nicht genügend<br />
beachtet zu werden?<br />
Burchardt: Diese Wahrnehmung ist<br />
definitiv nicht gerechtfertigt. Wir<br />
kümmern uns von Wohnbau über Busse
9<br />
T: Marc-Julien Heinsch und Julia Kohushölter<br />
F: Nicolai Eckert<br />
Bürgermeister Ulrich Burchhardt<br />
Politik<br />
bis zum kulturellen Angebot um die<br />
Studis und versuchen, das Richtige zu<br />
tun. Wir, damit meine ich Verwaltung<br />
und Gemeinderat, versuchen, das zu<br />
tun. Wenn ich von Studierendenseite<br />
diesen Vorwurf höre, dann kommt von<br />
mir die unbequeme Standardantwort:<br />
Dann geht in die Politik. Wenn es<br />
politischen Handlungsbedarf gibt,<br />
organisiert euch, macht eine Liste und<br />
lasst euch aufstellen. Dann habt ihr eine<br />
Chance, eine wirklich einflussreiche<br />
Fraktion im Gemeinderat zu stellen.<br />
Wenn die Studis entgegnen, dass sie<br />
dafür keine Zeit hätten, dann kann ich<br />
das leider nicht akzeptieren. Die Zeit<br />
für dieses politische Engagement<br />
schneidet sich jeder aus den Rippen.<br />
Wenn Sie 2020 wieder<br />
OB-Wahlkampf machen,<br />
rechnen Sie dann überhaupt<br />
mit der Wählergruppe der<br />
Studierenden? Oder glauben<br />
Sie, dass die ihre potenzielle<br />
politische Macht nicht<br />
ausspielen werden?<br />
Burchardt: Ich habe mich schon<br />
beim letzten Wahlkampf an die Studierenden<br />
gewandt und werde das, so die<br />
Konstanzer wollen, in einem kommenden<br />
Wahlkampf wieder tun. Ich denke,<br />
dass ich aufgrund meines Hintergrundes,<br />
meines Charakters und meines<br />
Alters guten Kontakt zur Lebenswirklichkeit<br />
der Studis habe. Ich bin in<br />
gutem und ständigem Austausch mit<br />
den Hochschulen. Ich weiß, dass ich<br />
nicht jeden Wunsch erfüllen kann. Ich<br />
denke aber, eines habe ich versprochen<br />
und auch gehalten. Und zwar: Wir<br />
kümmern uns, wo wir können und sind<br />
jederzeit ansprechbar.<br />
Aber ist es eine Wählergruppe,<br />
die Sie als entscheidend für<br />
Ihre Wiederwahl ansehen?<br />
Burchardt: So taktisch denke ich<br />
nicht. Es sind 17.000 Menschen, die in<br />
dieser Stadt leben, ja. Aber die Studierenden<br />
sind keine homogene Gruppe.<br />
Auch sie bestehen aus vielen verschiedenen<br />
Gruppen. Viele interessieren sich<br />
auch gar nicht für Kommunalpolitik,<br />
weil sie eben nur drei Jahre hierbleiben.<br />
Radojevic: Für mich war es sehr<br />
glücklich, dass ich 2012 nach Konstanz<br />
kam und direkt die OB-Wahl mit ihren<br />
unterschiedlichen politischen Angeboten<br />
mitbekam. Aufgrund von acht Jahren<br />
Amtszeit bekommen Generationen von<br />
Studis eine OB-Wahl gar nicht mit. Das<br />
Problem, wenn Herr Burchardt dazu<br />
aufruft, dass sich Studis engagieren<br />
sollen, ist für mich die Strukturierung<br />
unserer Studiengänge. Wahlrechtlich ist<br />
es schwierig, sich als Studierender in den<br />
Gemeinderat wählen zu lassen. Aufgrund<br />
der Ortsgebundenheit nimmt man damit<br />
nämlich in Kauf, nie ein Erasmus oder ein<br />
Praktikum außerhalb von Konstanz<br />
machen zu können. Das ist ein Problem,<br />
wofür das Wahlrecht und nicht die Stadt<br />
Konstanz zuständig ist. Aber ich denke,<br />
es erklärt, warum kaum Studis im<br />
Gemeinderat sitzen. Und damit gehen<br />
originär studentische Interessen in Teilen<br />
eben unter.<br />
Burchardt: Wenn Sie eine Initiative<br />
zur Änderung des Wahlrechts starten,<br />
unterschreibe ich Ihnen die. Daran darf<br />
es nicht scheitern.<br />
Radojevic: Ja, allerdings sind das<br />
sehr langfristige Prozesse, die weit unten<br />
auf der landespolitischen Agenda<br />
stehen. Konstanz wird aber auch nicht<br />
primär mit seiner Universität verbunden.<br />
Zuerst denkt man an den Bodensee und<br />
„Da ist es schön“. Dann gibt es die<br />
konkreten Probleme wie Mietpreise,<br />
Wohnraum und Sperrstunde in einer<br />
Studentenstadt, die in meinen Augen<br />
nicht gelöst sind und der Zuschreibung<br />
„Studentenstadt“ entgegenwirken. Da<br />
könnte die Stadt mehr tun. Die Stadt<br />
müsste sich ein klareres Profil als<br />
Universitätsstadt geben. Ich glaube, dass<br />
Konstanz da ein Stück weit janusköpfig<br />
ist. Zum einen Tourismusstadt, zum<br />
anderen Einkaufsstadt, Wirtschaftsstandort<br />
und dann noch Wohnort. Zwischen<br />
diesen Rollen gibt es Konflikte und ich<br />
habe das Gefühl, dass diese Konflikte oft<br />
zu Ungunsten der Universitätsstadt<br />
ausgehen.
10
11<br />
Politik<br />
Burchardt: Natürlich gehen alle Prozesse immer wieder<br />
zu Ungunsten irgendeiner bestimmten Gruppe aus. Konstanz<br />
ist auf dem Sprung zur Großstadt. Dieser Prozess ist für eine<br />
Stadt schwieriger als wenn sie von 180.000 auf 200.000<br />
Einwohner wächst. Es beginnen Urbanität und Anonymität<br />
zu entstehen und es beginnen sich große Einflussgruppen zu<br />
bilden. Janusköpfigkeit finde ich da einen zu negativen<br />
Begriff. Vielmehr muss eine Stadt wie Konstanz eben sehr<br />
viel können. Da sind die Studierenden, da ist das Konstanzer<br />
Bürgertum, Leute, die soziale Schwierigkeiten haben, Leute,<br />
die hier leben, aber in der Schweiz arbeiten und auch Leute,<br />
die hier arbeiten, aber keine Wohnung finden und deshalb<br />
pendeln. Und die alle müssen wir mitnehmen. Nehmen wir<br />
nun die Sperrstunde als Beispiel. Ich gestehe jedem zu, dass<br />
er die ganze Nacht feiert. Find ich cool, wäre ich am liebsten<br />
dabei. Aber städtebaulich verfolgen wir das Ideal einer<br />
europäischen Stadt mit einer lebendigen Innenstadt. In<br />
jedem Quartier soll sowohl gelebt, als auch Geld verdient<br />
werden und beide Interessen sollen vereinbar sein. Es sollen<br />
Reiche, Arme, Studis und Asylbewerber vermischt werden.<br />
Wir wollen keine Quartiere für die einen und für die anderen.<br />
Es stehen bei der Sperrstunde also das legitime Interesse<br />
Party gegen das legitime Interesse Ruhe für Anwohner.<br />
Deshalb gibt es keine politische Mehrheit, die ganze Stadt<br />
sperrstundenfrei zu machen.<br />
Wie würden Sie die Situation im Stadtkern denn<br />
aktuell beschreiben?<br />
Burchardt: Party ist rechtsrheinisch, Fachwerk, Weinstube<br />
und Einkaufen sind linksrheinisch.<br />
Aber das ist doch gerade nicht durchmischt.<br />
Burchardt: Doch. Linksrheinisch wohnen 20.000 Menschen<br />
aus allen Schichten. Diese Mischung wollen wir. So<br />
lebt die Stadt.<br />
Radojevic: Die Konflikte auf rechtsrheinischer Seite, die sie<br />
durch den Partycharakter hat, könnte man aber doch gerade<br />
dadurch entschärfen, dass man die Regelung in der Altstadt<br />
lockert. Gerade am Wochenende. Unter der Woche bin ich mit<br />
Ihnen einig, dass man da nicht bis fünf Uhr morgens unterwegs<br />
sein kann.<br />
Burchardt: Das unterscheidet sich eben auch nach<br />
Lebensphasen und weniger nach Gruppen. Wer in der<br />
Fußgängerzone wohnt und studiert, hat eben noch kein<br />
Problem mit nächtlichen Kneipengängern. Dann ist das<br />
Studium vorbei, man ist berufstätig und das erste Kind<br />
kommt und plötzlich ist nächtlicher Lärm ein großes<br />
Ärgernis.<br />
Wie sehen Sie die langfristige Perspektive für<br />
Studierende in Konstanz? Will man sie nach dem<br />
Studium überhaupt hier halten oder muss man sich<br />
mit dem Sprungbrettcharakter der Stadt abfinden?<br />
Burchardt: Diese Frage dreht sich vor allem um Arbeitsplätze.<br />
Wir müssen besser darin werden, einen Teil davon zu<br />
binden, was hier an Potenzial und Engagement mit den<br />
Studierenden reinkommt. Wirtschaftsmäßig haben wir<br />
einige „Hidden Champions“, 4.200 Unternehmen und so<br />
viele sozialversicherungspflichtig Beschäftige wie noch nie.<br />
Aber wir müssen als Stadt weiter versuchen, die Region um<br />
Konstanz, die Metropolregion Zürich, Friedrichshafen und<br />
so weiter zu vernetzen. Es soll eine Region sein, in der es<br />
zukunfts- und arbeitsmäßig viel gibt. Ich kann Ihnen sagen,<br />
dass die Digitalwirtschaft händeringend nach Arbeitskräften<br />
sucht. Wir haben hier keinen Arbeitsstellenmangel, wir<br />
haben Vollbeschäftigung.<br />
Radojevic: Ich denke man wird nicht verhindern können,<br />
dass ein gewisser Teil der Hochschulabsolventen die Stadt<br />
wieder verlässt. Die Frage ist, bietet die Stadt dann aber jungen<br />
Familien und Menschen zwischen 30 und 40 genug? Und diese<br />
Frage beantworten viele mit nein. Klar gibt es das Handlungsprogramm<br />
Wohnen, aber für mein Empfinden hätte dieses<br />
Programm auch sechs oder sieben Jahre früher gut getan.<br />
Bis 2030 sollen durch das Handlungsprogramm<br />
5.300 bezahlbare Wohnungen entstehen. Für junge<br />
Familien ist das aber noch sehr weit hin. In der<br />
Altersgruppe der 30- bis 40-jährigen verlassen<br />
aktuell mehr Menschen Konstanz als hierher ziehen.<br />
Radojevic: Warum – das muss man allerdings Herrn<br />
Burchardts Vorgänger fragen – wurde das Programm nicht<br />
früher aufgelegt, wenn die Stadt durch die Hochschulen<br />
boomt?<br />
Nicht nur gibt es kurzfristig zu wenig Wohnraum.<br />
Oftmals ist bestehender Wohnraum auch einfach zu<br />
teuer oder steht als Ferien- oder Zweitwohnung<br />
nicht als Wohnraum zur Verfügung.<br />
Burchardt: Wir als Stadt haben uns klar positioniert zum<br />
Thema Zweitwohnungen, Zweckentfremdung und Mietpreisbremse.<br />
Aber wir sind ein freies Land mit starkem Eigentumsbegriff.<br />
Ich denke, dass es richtig ist, dass wir als Stadt<br />
nicht einfach kommen können und Wohnraum beschlagnahmen.<br />
Das geht nur in Notfällen und einen solchen – Stichwort<br />
Studis in Turnhallen – hatten wir in meiner Amtszeit noch<br />
nicht. Der Geschäftsführer unserer Wohnungsbaugesellschaft<br />
sagt richtigerweise: Es schläft noch keiner unter der<br />
Brücke. Die Lage ist sehr angespannt, aber es gibt keinen<br />
solchen Notfall. Die Logik hinter der Problematik ist, dass<br />
alle in die Stadt wollen. Die Stadt investiert in Kultur, in<br />
öffentlichen Raum und, und, und. Dadurch wird die Stadt<br />
immer attraktiver und immer mehr Leute wollen die Attraktivität<br />
des urbanen Umfelds. Und das treibt den Preis. Das ist<br />
hier wie in München ein Problem. Und bei den Preisen pro<br />
Quadratmeter liegen wir hinter München und Frankfurt auf<br />
Platz drei.<br />
Radojevic: Ich glaube, es tut Ihrer Popularität nicht gut,<br />
Konstanz und München – was die Mietpreise angeht – in einem<br />
Atemzug zu nennen.<br />
Aber so monokausal kann man das doch nicht<br />
sehen. Konstanz ist nicht München.<br />
Und gerade Studierende, die wegen der Uni<br />
hierherkommen, leiden unter den hohen Preisen.<br />
Konstanz ist von der Urbanität wiederum aber doch<br />
weder mit Frankfurt noch mit München zu vergleichen.<br />
Burchardt: Konstanz hat das gleiche Problem wie jede<br />
andere attraktive Universitätsstadt im Südwesten. Die vielen<br />
jungen Leute bringen Kultur, Engagement und Zukunftsperspektive<br />
mit. Ein Glaube an eine bessere Zukunft, der die<br />
Entwicklung der Preise nun mal treibt. Am schwersten haben<br />
es aber nicht die Studis. Die rütteln sich eher in den Wohnungsmarkt<br />
rein. Junge, einkommensschwache Familien<br />
haben es viel schwerer. Gekniffen ist in Konstanz, wer sich<br />
bewegt oder neu dazukommt. Dieser Entwicklung wollen wir<br />
als Stadt gegenwirken. Dafür stehen wir mit beiden Füßen<br />
auf dem Gas, um zu bauen, zu bauen und nochmal zu bauen.<br />
Wir sind Nummer eins im sozialen Wohnungsbau in Baden-Württemberg.<br />
Diese Menschen, die jungen Familien,<br />
verlieren wir trotzdem nach ein oder zwei Jahren, wenn sie<br />
eine größere Wohnung für die Kinder brauchen. Dem<br />
versuchen wir gerecht zu werden. Wir sagen jedem Investor,
12<br />
Die Fragen stellten Julia Kohushölter und Marc-Julien Heinsch<br />
dass er 30 Prozent sozialen Wohnraum<br />
bauen muss oder nicht in Konstanz<br />
baut. Wir haben Glück, dass alle in<br />
Konstanz bauen wollen und wir setzen<br />
knallhart unsere Vorstellungen um.<br />
Radojevic: Warum kam das Handlungsprogramm<br />
Wohnen nicht früher?<br />
Burchardt: Das kann ich nicht<br />
beurteilen. Im Jahr nach meiner Wahl,<br />
2013, haben wir das Programm angeschoben.<br />
2009 ging es los mit dem<br />
starken Wachstum. Konstanz hat<br />
damals alles für die Innenentwicklung<br />
der Stadt getan, aber keine Reserven<br />
aufgebaut. Das Problem haben wir jetzt<br />
noch. Zwischen Schweiz, Naturschutzgebiet<br />
und See ist wenig Platz.<br />
Noch wächst die Stadt. Aber<br />
Uni und HTWG haben ihre<br />
Kapazitätsgrenze ausgereizt.<br />
Kann die Stadt weiterwachsen,<br />
wenn die Hochschulen nicht<br />
größer werden?<br />
Burchardt: Die Stadt wächst trotzdem<br />
weiter. Das Wachstum der Stadt<br />
resultiert ganz sicher nicht nur aus den<br />
Studierenden. Die Konstanzer haben im<br />
deutschen Vergleich eine große Lebenszufriedenheit<br />
und sind zufrieden mit<br />
beispielsweise der Integration. Das ist<br />
ein guter Indikator dafür, wie lebenswert<br />
Konstanz ist. Deshalb gehe ich<br />
davon aus, dass die Stadt weiterwächst.<br />
In der Natur wie in der Städteplanung<br />
gibt es keine Stabilität und keinen<br />
Stillstand. Es heißt also entweder<br />
bergauf oder bergab. Das Wachstum<br />
bringt seine Schmerzen mit sich. Wir<br />
müssen Fläche erschließen und Infrastruktur<br />
schaffen. Das kostet alles Geld<br />
und manch einer mag sich wünschen,<br />
dass es langsamer ginge. Aber viel<br />
brutaler ist der Schrumpfungsprozess.<br />
Der passiert nicht sukzessive, sondern<br />
Schubweise. Schwimmbad zu, Schule<br />
zu, Attraktivität nimmt immer weiter ab<br />
und die jungen Leute verlassen die<br />
Stadt. Das kann man an vielen Orten in<br />
Deutschland beobachten, aber hier<br />
nicht. Um unsere Probleme beneiden<br />
mich wohl 98,5 Prozent der deutschen<br />
Oberbürgermeister.<br />
Studierende haben an uns<br />
herangetragen, dass sie mit<br />
dem kulturellen Angebot in<br />
der Stadt unzufrieden sind.<br />
Radojevic: Sehr interessant ist hier<br />
der Horstklub, der nach Kreuzlingen und<br />
eben nicht nach Konstanz gegangen ist.<br />
In Konstanz, so habe ich gehört, war es<br />
wohl zu schwer, einen passenden Ort zu<br />
finden, weil im Zweifel die Interessen der<br />
Anwohner höher gewichtet wurden.<br />
Burchardt: Dem muss ich nachgehen.<br />
Davon habe ich damals nichts<br />
gehört. Zur Kultur allgemein: kann<br />
bestimmt besser werden. Aber wir<br />
haben das Gute-Zeit- und das Campus-Festival,<br />
das Kulturticket und so<br />
weiter. In den letzten 15 Jahren haben<br />
wir eine tolle Entwicklung, was die<br />
Kultur in der Stadt angeht. Vielleicht<br />
sind wir noch weit weg von dem, was<br />
möglich wäre. Aber ich denke, die<br />
Entwicklung ist trotzdem großartig,<br />
zum Beispiel, was das Nachtleben<br />
angeht. Ich bin aber absolut offen für<br />
weitere Anregungen und Vorschläge.<br />
Wir tun aber auch viel, und es würde<br />
mich freuen, wenn die Studis uns das<br />
zugestehen würden.<br />
Anderes Problem: Öffentlicher<br />
Nahverkehr, speziell in der<br />
Nacht.<br />
Buchardt: Wir investieren gut vier<br />
Millionen im Jahr in die Busverbindungen.<br />
Für die Anbindung der Teilorte<br />
haben wir durch die Linie 4/13, 13/4<br />
schon viel gemacht. Wir werden aber<br />
bei den Stadtwerken nochmal nachhören,<br />
wo es Nachholbedarf gibt. Ich<br />
hätte aber auch gerne einen Seehas, der<br />
24 Stunden fährt. Immer wenn ich das<br />
sage, sagen die Betreiber und manche<br />
Kollegen: Wenn ihr das zahlt... Es kann<br />
nicht sein, dass die Stadt Konstanz das<br />
alleine zahlt, aber das braucht noch viel<br />
Überzeugungsarbeit. Die Kosten müsste<br />
der ganze Landkreis mittragen. Das<br />
möchte ich in dieser Legislaturperiode<br />
gerne noch bewegen. Wir müssen bei<br />
unserer speziellen topographischen<br />
Lage auf den öffentlichen Verkehr<br />
setzen und auf die B33. Eine Verknüpfung<br />
in den Westen hinein also. Das<br />
hilft uns, das hilft aber auch Radolfzell,<br />
Singen, Engen und so weiter.<br />
Wir sind gespannt, ob der<br />
24-Stunden-Seehas kommt.
13<br />
Zu den Interviewpartnern<br />
Ulrich Burchardt<br />
Ulrich „Uli“ Burchardt ist seit dem 10. September 2012<br />
Oberbürgermeister der Stadt Konstanz. Er ist CDU-Mitglied,<br />
trat aber als parteiloser Kandidat an, wo er den<br />
Grünen Horst Frank nach 16 Jahren auf dem Posten des<br />
Oberbürgermeisters ablöste. Der 46-jährige ist gebürtiger<br />
Konstanzer und studierter Forstwirt. Nach dem<br />
Studium rückte er beim Handelsunternehmen Manufactum<br />
in eine Führungsposition vor, bevor er sich als<br />
Unternehmensberater selbstständig machte und an der<br />
HTWG Konstanz einen Lehrauftrag für Marketing<br />
annahm. 2012 veröffentlichte Burchardt ein Buch über die<br />
Arbeitsweise seines früheren Arbeitgebers Manufactum.<br />
Als Oberbürgermeister ist er noch bis mindestens 2020<br />
im Amt, wo er Vorsitzender des Gemeinderates, Leiter<br />
der Stadtverwaltung, Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
Stadtwerke und WOBAK sowie Mitglied im Verwaltungsrat<br />
der Sparkasse Bodensee in Personalunion ist. In<br />
Burchardts Amtszeit fallen ein langfristig aufgelegtes<br />
Programm zum Wohnungsbau, Verkehrskonzepte zur<br />
Entlastung der Altstadt und mehr Fahrradfreundlichkeit.<br />
Bereits umgesetzt wurden beispielsweise das Bodenseeforum,<br />
der Bau einer Gemeinschaftsschule, die Schließung<br />
des Hauptzolls und der Ausbau des Glasfasernetzwerkes<br />
im Stadtgebiet. Auf der anderen Seite fielen aber<br />
auch die aufgeheizten Debatten um die Pappeln im<br />
Tägermoos und die Kommerzialisierung der Altstadt<br />
(Scala-Kino-Debatte) in Burchardts bisherige Amtszeit.<br />
Marco Radojevic<br />
Der 26-jährige Marco Radojevic hat momentan einen<br />
von zwei Sitzen der Partei DIE LINKE im Kreistag inne. 2010<br />
trat er der Partei bei und wurde 2013 zum Direktkandidaten<br />
im Wahlkreis Konstanz nominiert. Er ist Mitglied im Kreisvorstand<br />
der LINKEN und einer der Landessprecher der<br />
reformorientierten Parteiströmung „Forum Demokratischer<br />
Sozialismus“. Seine politischen Schwerpunkte liegen in der<br />
Sozialpolitik, Bildungspolitik, der Demokratie und Bürgerrechte.<br />
In Göppingen aufgewachsen, studiert Radojevic seit<br />
2011 Politik- und Verwaltungswissenschaften an der<br />
Universität Konstanz. Mit der politischen Hochschulgruppe<br />
„Grüne Offene Linke Liste“ (GOLL) zog er 2013 in das<br />
Studierendenparlament der Universität ein. Aktuell ist er<br />
stellvertretender Vorsitzender des AStA der Uni Konstanz.<br />
Zu seinen konkreten studentisch-politischen Anliegen<br />
zählen unter anderem die Wohnsituation für Studierende in<br />
Konstanz, kulturelle Angebote, Infrastruktur und das<br />
allgemeine Zusammenleben in Konstanz bzw. die Schaffung<br />
von Frei- und Begegnungsräumen.<br />
Auf einen frischen Start ins Sommersemester!<br />
Das Bier vom See.<br />
www.ruppaner.de
14<br />
Ein Blick in den Elfenbeinturm:<br />
Durch das Smartphone vereint?<br />
Jeder kennt es: Man steht an<br />
einer Bushaltestelle und um<br />
einen herum werden etliche<br />
Smartphones gezückt. Die<br />
Menschen starren auf ihre<br />
Bildschirme und die Welt<br />
scheint sich plötzlich in<br />
diesem kleinen Kästchen<br />
abzuspielen.<br />
Wenn man ehrlich ist, tut man selbst<br />
das gleiche. Das Leben spielt mittlerweile<br />
im Smartphone. Heutzutage<br />
kommt man in vielen Alltagssituationen<br />
nicht mehr ohne es aus, in kürzester<br />
Zeit ist es zum wichtigsten Begleiter<br />
vieler Menschen geworden. Kaum<br />
jemand geht noch ohne WhatsApp,<br />
Signal oder Snapchat durchs Leben.<br />
„Der Tod des persönlichen Austauschs“,<br />
sagen da die einen. „Eine<br />
Errungenschaft, die ganz neue Möglichkeiten<br />
sozialer Beziehungen<br />
eröffnet“, sagen die anderen. Doch was<br />
bedeutet das Smartphone wirklich für<br />
uns und unsere Gemeinschaft?<br />
Antworten auf diese Frage versuchen<br />
Prof. Isabell Otto und ihre<br />
Mitarbeiter/-innen zu geben. In ihrem<br />
Projekt „Smartphone-Gemeinschaften.<br />
Teilhabe als Versprechen und Zumutung“<br />
untersuchen Prof. Otto und ihr<br />
Team, bestehend aus einer wissenschaftlichen<br />
und drei studentischen<br />
Mitarbeiter/-innen, welche Rolle das<br />
Smartphone für die Vorgänge der<br />
Gemeinschaftsbildung spielt. Das<br />
Projekt findet im Rahmen der Forschungsgruppe<br />
„Mediale Teilhabe.<br />
Partizipation zwischen Anspruch und<br />
Inanspruchnahme“ statt, zusammen mit<br />
Wissenschaftlern aus Konstanz,<br />
Hamburg, Lüneburg und Zürich. Der<br />
Fokus bei Prof. Ottos Team liegt auf<br />
der Frage, wie die Vorgänge der<br />
Gemeinschaftsbildung aus den Praktiken<br />
der Smartphone-User hervorgehen,<br />
und wie sie schlussendlich auf Displays<br />
sichtbar werden. Es geht dabei nicht<br />
nur um die klassischen Messenger oder<br />
Social Media Apps, sondern auch um<br />
Spiele wie Pokémon Go oder Ingress.<br />
„Bei solchen Apps hängt die Gemeinschaftsbildung<br />
mit meiner Nutzungsweise<br />
der App zusammen, die eben<br />
auch anzeigt, ob und wie andere User<br />
mit mir in Verbindung stehen, auf mich<br />
reagieren, dasselbe Spielziel verfolgen,<br />
meine Nachrichten lesen oder beantworten“,<br />
so Otto. Zur Untersuchung des<br />
Forschungsthemas wurden Fallstudien<br />
zu WhatsApp, Snapchat, Pokémon Go<br />
und Ingress erstellt.<br />
„Smartphone und User sind<br />
eng miteinander verflochten<br />
und aus dieser engen Bindung<br />
gehen die Beziehungen zu<br />
anderen Smartphone-Usern<br />
hervor“,<br />
beschreibt Otto den Leitgedanken<br />
des Projekts. Allerdings seien Smartphone-Gemeinschaften<br />
dabei weder als<br />
soziale Gebilde zu sehen, noch sind sie<br />
empirisch greifbar. Vielmehr prägen<br />
und begleiteten sie die Praktiken der<br />
User und entstehen wiederum aus<br />
selbigen. Einerseits als Wunschvorstellungen,<br />
an denen sich der Smartphone-Gebrauch<br />
orientieren kann:<br />
Smartphone-Gemeinschaften bergen<br />
das Versprechen, dabei zu sein, viele<br />
Freunde zu haben, an einer – vielleicht<br />
sogar weltweiten – Community teilhaben<br />
zu können. In einer Zeit, in der sich<br />
Menschen über Follower-Zahlen,<br />
Facebook-Freunde und Likes definieren,<br />
dürfte eine solche Vorstellung für<br />
jeden nachvollziehbar sein. Andererseits<br />
ist da auch noch die Kehrseite der<br />
Medaille, der Preis, den man für die<br />
Teilhabe an dieser Gemeinschaft<br />
bezahlen muss. Ständige Erreichbarkeit,<br />
sofortige Antwort auf Nachrichten,<br />
die Preisgabe privater Daten oder<br />
auch mögliche Überwachung durch<br />
Dritte. In den Fallstudien hat sich<br />
herausgestellt, dass Smartphone-Gemeinschaften<br />
aus „raumzeitlichen<br />
Medienprozessen“ hervorgehen. Durch<br />
die GPS-Funktion wird das Smartphone<br />
zum ortsgebundenen Gerät. Für viele<br />
Smartphone-Gemeinschaften ist es also<br />
von entscheidender Bedeutung, wo sich<br />
der User befindet. Ein Beispiel für eine<br />
solche Ortsgebundenheit des Users ist<br />
z.B. Jodel. In den untersuchten Apps<br />
sind Pokémon Go und Ingress „raumgebundene<br />
Apps“. Gleichzeitig spielt<br />
die zeitliche Komponente eine Rolle.<br />
Schaue ich nicht regelmäßig auf mein<br />
Smartphone, verpasse ich vielleicht die<br />
neusten Snapchat-Stories anderer User,<br />
denen ich folge.<br />
„Am Ende aber sind Smartphone-Gemeinschaften<br />
keine<br />
Einheiten im Hier und Jetzt,<br />
sondern stets aufgeschoben<br />
und nie ganz eingelöst oder<br />
‚verwirklicht’“,<br />
schlussfolgert Prof. Otto aus ihren<br />
bisherigen Beobachtungen. Wer trifft<br />
sich schon regelmäßig im „real life“<br />
mit seinen Gegnern aus Pokémon Go,<br />
oder mit seinen Snapchat-Followern?<br />
Allerdings vermutet Prof. Otto, dass<br />
gerade hier der Reiz dieser besonderen<br />
Art der Gemeinschaft liegt.<br />
Die Besonderheit des Smartphones<br />
sieht Otto in der Allgegenwärtigkeit im<br />
Alltag, die nicht immer bewusst<br />
wahrgenommen wird. Bei genauem<br />
Hinsehen, mit Hilfe der Fallstudien,<br />
entdecke man oft Überraschendes und<br />
sogar Befremdliches im Verhalten der<br />
User. Außerdem fasziniert sie der<br />
Einblick in eine Art von Gemeinschaftsbildung,<br />
die für „Nicht-Teilhabende“<br />
auf den ersten Blick unverständlich<br />
ist. Als Beispiel nennt sie Snapchat,<br />
eine App, die Austausch durch flüchtige,<br />
oft gefilterte oder zusätzlich<br />
animierte Bild-Nachrichten schafft.<br />
Gerade die Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
der Bilder ermöglichen ganz neue<br />
Spielformen der Selbstpräsentation und<br />
-darstellung in Gemeinschaften.<br />
Relevant wird das Thema auch<br />
durch die Bedeutung des Smartphones<br />
für Gesellschaft und Politik. In Wahlkampfzeiten<br />
wird der Besitz eines<br />
Smartphones als selbstverständlich<br />
genommen, so dass Wahlwerbung<br />
persönlich an jeden User adressiert<br />
werden kann. In Sachen „Flüchtlingskrise“<br />
ist das Smartphone einer der<br />
wichtigsten Gegenstände für viele<br />
Flüchtende. Zum einen, um Kontakt zur<br />
Familie im Heimatland zu halten, zum<br />
anderen, um sich zum Beispiel mit<br />
Fluchthelfern abzusprechen. Auch der<br />
„Arabische Frühling“ wäre ohne<br />
Austausch und Verabredungen über das<br />
Smartphone kaum möglich gewesen.<br />
Dass sich diese Liste fast unendlich<br />
fortführen ließe, unterstreicht nicht nur<br />
die Wichtigkeit des Smartphones an<br />
sich, sondern auch die Wichtigkeit des<br />
Forschungsprojekts.<br />
„Wir versuchen, die Imaginationen<br />
und Wünsche herauszuarbeiten,<br />
die die Teilhabe an<br />
Smartphone-Gemeinschaften<br />
leiten.“<br />
Durch die Erforschung der Gebrauchsweisen<br />
von Smartphones könne<br />
ein Beitrag dazu geleistet werden, die<br />
Bedeutung des Geräts besser zu<br />
verstehen. Gleichermaßen soll Störungen,<br />
Problematiken und Zumutungen<br />
auf die Spur gekommen werden, die mit<br />
der Smartphone-Gemeinschaftsbildung<br />
einhergehen. Gerade hier werden<br />
Fragen untersucht, die sich einige<br />
Menschen bereits gestellt haben<br />
werden. Was, wenn der Akku in einem<br />
entscheidenden Spielzug unterwegs leer<br />
ist oder das Gerät kein Netz mehr hat?<br />
Was passiert, wenn Mitteilungen aus<br />
verschiedenen Apps gleichzeitig nach<br />
einer Antwort verlangen oder wenn das<br />
Smartphone gerade als Kamera benutzt<br />
wird und plötzlich ein Anruf reinkommt?<br />
„Ebenso wie das Gerät bleibt<br />
die Gemeinschaftsbildung<br />
gerade durch ihre Störungen<br />
stets in Bewegung“,<br />
sagt Professor Otto mit Blick auf<br />
die Wichtigkeit dieses Teilbereichs.<br />
Man kann erahnen, dass die Forschungsergebnisse<br />
von Prof. Otto und<br />
ihrem Team wichtige Erkenntnisse für<br />
das Leben in einer „neuen“ sozialen<br />
Welt liefern werden. Eine neue Welt, in<br />
der das Smartphone viel mehr ist als<br />
nur ein technisches Hilfsmittel.
15<br />
T: Felix Lorenz F: Arne Wylezol<br />
Prof. Isabell Otto<br />
Hochschulleben
16<br />
Rückschritt für den digitalen Fortschritt<br />
– von einem Vertrag, den keiner will<br />
T: Julia Horn F: Nicolai Eckert<br />
Das Leben der heutigen Studierenden<br />
ist unkompliziert. Jedenfalls<br />
was die Beschaffung von<br />
Lehrmaterialien angeht. Umso<br />
größer der Aufschrei im November<br />
2016: die Nutzung von<br />
Moodle und ILIAS steht auf der<br />
Kippe. Was dahinter steckt und<br />
wie eine Lösung aussehen könnte:<br />
Die Bibliothek ist voll, fast alle<br />
Stühle sind besetzt. Zu hören ist neben<br />
gelegentlichem Flüstern vor allem das<br />
Kratzen von Stiften auf Papier und die<br />
Tastaturgeräusche zahlreicher Laptops.<br />
Auf den Bildschirmen zu sehen sind<br />
Texte, Artikel, Vorlesungsfolien. Wer<br />
nicht digital liest, hat meist bereits<br />
ausgedruckte Seiten vor sich liegen. Im<br />
Kopierraum rattern die Geräte, Studierende<br />
holen Druckaufträge ab, die sie<br />
per Intranet verschickt haben.<br />
Uni-Alltag, wie er seit einigen<br />
Jahren an Hochschulen und Universitäten<br />
Realität und Standard ist. Auch sie<br />
sind im digitalen Zeitalter angekommen.<br />
Nicht mehr wegzudenken: die<br />
elektronische Bereitstellung von<br />
Lehrmaterialien.<br />
Online-Lernplattformen wie Moodle<br />
oder ILIAS sorgen für einen unkomplizierten<br />
und schnellen Ablauf – Vorlesungsfolien,<br />
Literaturlisten, Artikel,<br />
Texte und Übungen werden für Kursmitglieder<br />
online zur Verfügung<br />
gestellt. Die zugelassenen Nutzer<br />
können diese Dokumente öffnen,<br />
herunterladen und ausdrucken. Sowohl<br />
für Lehrende als auch Studierende sind<br />
sie unverzichtbar geworden. „Die<br />
Arbeitsweise ist heute einfach digital<br />
und das wird sich in der Zukunft<br />
natürlich noch verstärken“, erklärt<br />
Oliver Kohl-Frey, stellvertretender<br />
Direktor des Kommunikations-,<br />
Informations-, und Medienzentrums<br />
(KIM) der Universität Konstanz.<br />
Ganz so selbstverständlich, wie eine<br />
solche Nutzung heutzutage erscheint,<br />
ist sie aber nicht. Was vielen erst durch<br />
eine drohende Änderung der bisherigen<br />
Regelung bewusst wird: Als geistiges<br />
Eigentum eines Autors unterliegen<br />
Schriftwerke dem Urheberrechtsgesetz<br />
und genießen somit einen besonderen<br />
Schutz. Werden beispielsweise Auszüge<br />
aus Fachwerken im Rahmen von<br />
Lehrveranstaltungen digital genutzt,<br />
greift eine sogenannte Schrankenregelung<br />
des Urheberrechtsgesetzes, der<br />
Paragraph 52a. Dieser macht es<br />
möglich, dass Lehrende und Studierende<br />
auf Teile der geschützten Werke<br />
Zugriff haben dürfen. Eine elektronische<br />
Bereitstellung ist somit legal.<br />
„Das bedeutet hier also eine<br />
Lockerung, es geht gewissermaßen eine<br />
Schranke auf“, erläutert Kohl-Frey. Kleine Teile eines Werkes bis 12 Prozent und<br />
maximal 100 Seiten sowie Werke geringen Umfangs bis 25 Seiten dürfen genutzt<br />
werden. Ebenfalls erlaubt sind Artikel aus Zeitschriften und Zeitungen. Das<br />
Ganze ist dabei an bestimmte Voraussetzungen geknüpft: ein fest abgegrenzter<br />
Personenkreis und die festgelegte Dauer einer Lehrveranstaltung oder eines<br />
Forschungsprojekts. Außerdem ist die Verfolgung kommerzieller Zwecke untersagt.<br />
Mit Hinblick auf die aktuelle Diskussion besonders wichtig ist, dass urheberrechtlich<br />
geschützte Schriftwerke angemessen vergütet werden müssen. Das ist<br />
gesetzlich vorgeschrieben. Derzeit wird dies für die Werke, die unter §52a UrhG<br />
fallen, mit einer Pauschalzahlung geregelt. Diese zahlen die Hochschulen an die<br />
Verwertungsgesellschaft Wort. Die VG Wort, die sich selbst als „nicht gewinnorientierten<br />
Verein“ beschreibt, gibt das Geld an Autoren und Verlage weiter.<br />
Vergleichbar mit der GEMA für Musiker und Labels kümmert sie sich um die<br />
Rechte und Vergütungsansprüche der Urheber.<br />
So weit, so gut. „Wir sind mit dieser Regelung die letzten Jahre eigentlich gut<br />
gefahren“, findet Kohl-Frey.<br />
Das sieht die VG Wort jedoch anders. Sie vertritt seit geraumer Zeit die<br />
Auffassung, dass die bisherige Pauschalvergütung unangemessen ist.<br />
Ihr Vorwurf: Es kann nicht nachvollzogen werden, wie oft die einzelnen Texte<br />
tatsächlich verwendet werden. Eine auf die Autoren individuell angepasste<br />
Auszahlung sei so nicht möglich. „Das wird als Ungerechtigkeit im System<br />
bemängelt“, erklärt Kohl-Frey.<br />
Der Lösungsansatz der VG Wort besteht in einer Einzelerfassung und -abrechnung<br />
der genutzten Werke. Dies würde neben Mehrkosten aber vor allem einen<br />
enormen Arbeitsaufwand für Hochschulen und Universitäten bedeuten. Trotzdem<br />
zieht die VG Wort mir ihrer Forderung bis vor den Bundesgerichtshof. Die<br />
Entscheidung des BGH vom 20. März 2013 fällt zugunsten der Verwertungsgesellschaft<br />
aus: eine Einzelmeldung jedes genutzten Schriftwerkes sei vertretbar und<br />
sachgerecht.<br />
Das Urteil des BGH wurde vor vier Jahren gefällt. Was es zum Rollen<br />
bringen sollte, war 2013 noch nicht in vollem Ausmaß klar.<br />
Fest steht, dass es die Verhandlungen der VG Wort mit der KMK, der Kultusministerkonferenz,<br />
stark beeinflusst hat. Aufgabe der Kultusminister der Länder<br />
war es, mit der VG Wort einen neuen Rahmenvertrag für das Jahr 2017 auszuhandeln.<br />
Dabei sollte auch das Urteil des BGH einbezogen werden. Die KMK, unter<br />
anderem auch für die Qualitätssicherung der Lehre zuständig, agierte dabei<br />
stellvertretend für die Hochschulen. Dabei hatte sie jedoch keine leichte Stellung.<br />
„Die VG Wort hat sich nicht viel von ihrem Standpunkt wegbewegt, der natürlich<br />
vom BGH-Urteil gestützt wurde“, meint Kohl-Frey dazu.<br />
Und so entsteht im Herbst 2016 ein Ergebnis, das für Furore sorgt: ein<br />
Rahmenvertrag, den keine einzige Universität oder Hochschule in ganz<br />
Deutschland unterschrieben hat.<br />
Wie bereits erwähnt, ist es vor allem der enorme Mehraufwand durch die<br />
Einzelmeldungen, der bei den Universitäten auf erhebliche Ablehnung stößt. Laut<br />
Vertrag müssten alle verwendeten Texte, Textausschnitte und Artikel, die unter<br />
§52a des Urheberrechtsgesetzes fallen, erfasst und vergütet werden. Professoren<br />
und Dozenten wären verpflichtet, jede einzelne Nutzung mittels einer Eingabemaske<br />
zu dokumentieren. Dabei sollten neben bibliographischen Angaben zu den<br />
Dokumenten, wie Titel und Umfang, auch die Kursteilnehmerzahlen gemeldet<br />
werden. Es müsste außerdem vorher geprüft werden, ob das Werk bereits in<br />
digitaler Form in der Bibliothek vorliegt. Dann würde eine Meldung nämlich<br />
entfallen. Ebenfalls relevant wäre, ob der Text überhaupt unter §52a fällt, was beispielsweise<br />
bei frei lizensierten Dokumenten nicht der Fall ist. Auch sogenannte<br />
gemeinfreie Werke von Autoren, die schon über 70 Jahre tot sind, zählen nicht zu<br />
den meldepflichtigen Schriftwerken.<br />
Zusätzlich im Rahmenvertrag enthalten wären sogenannte Prüfrechte. Die VG<br />
Wort dürfte die Meldungen auf Korrektheit und Vollständigkeit prüfen. Hinzu<br />
kämen vorrangige Verlagsangebote: Würden Verlage den Hochschulen Texte<br />
anbieten, dann müssten diese Angebote angenommen werden, auch wenn dadurch<br />
höhere Kosten als bei einer Einzelabrechnung entständen.<br />
Ein Pilotprojekt an der Universität Osnabrück verdeutlicht die Schwierigkeiten,<br />
die mit einem solchen Vertrag auf Lehrende und Studierende zukommen<br />
würden. In einer Zusammenfassung der Ergebnisse ist von 65 Stunden die Rede,<br />
die allein in die reinen Meldevorgänge investiert werden mussten. Außerdem<br />
waren 25 Prozent einer qualifizierten Vollzeitstelle notwendig, um Lehrende zu
17<br />
Hochschulleben<br />
beraten. Denn oft fiel den zuständigen<br />
Dozenten und Professoren eine korrekte<br />
Einordnung der hochzuladenden<br />
Dokumente schwer. Berechnungen der<br />
Universität Konstanz belegen diese<br />
Zahl. „Eine halbe bis dreiviertel Stelle<br />
wäre dafür auf jeden Fall nötig“,<br />
bestätigt Kohl-Frey.<br />
Ein mögliches Folgeproblem der<br />
Klassifikationsschwierigkeiten ist, dass<br />
viele Dozenten auf die digitale Bereitstellung<br />
gänzlich verzichten könnten.<br />
Dieser Fall ist in Osnabrück eingetreten.<br />
Von 4.000 erwarteten Texten im<br />
Wintersemester 2014/15, in dem das<br />
Projekt durchgeführt wurde, wurden<br />
nur 1.000 von den Lehrenden digital<br />
zur Verfügung gestellt. Das entspricht<br />
lediglich einem Viertel.<br />
Leidtragende waren die<br />
Osnabrücker Studierenden,<br />
die sich ihre Literatur selbst<br />
beschaffen mussten.<br />
Über 60 Prozent gaben an, dass sich<br />
der Aufwand hierfür stark oder sogar<br />
sehr stark erhöht hat.<br />
Was den Hochschulen und Universitäten<br />
ebenfalls bitter aufstößt: Die<br />
Einnahmen, die die VG Wort durch eine<br />
Einzelerfassung und -vergütung<br />
machen würde, stehen in keinem<br />
Verhältnis zu dem Aufwand, der dafür<br />
betrieben werden müsste. Etwa 5.000<br />
Euro kamen im Rahmen des Pilotprojekts<br />
für die erfolgten Meldungen<br />
zusammen. Diese ergeben sich aus der<br />
Berechnung von 0,8 Cent pro Seite und<br />
pro Teilnehmer. Dem gegenüber stehen<br />
laut Ergebnissen des Projekts in<br />
Osnabrück über 20.000 Euro, die die<br />
Universität für Support, Personal und<br />
technische Umsetzung aufbringen<br />
müsste. Und auch im Vergleich zu den<br />
bisherigen Pauschalvergütungen wären<br />
die Einnahmen der VG Wort durch die<br />
Neuregelung nicht wesentlich höher.<br />
„Dass eine Vergütung an die Autoren<br />
erfolgen soll, ist unstrittig. Es geht uns<br />
viel mehr um die Frage, wie man diese<br />
eigentlich bescheidene Summe mit<br />
einem möglichst geringen Verwaltungsaufwand<br />
der VG Wort als der Vertretung<br />
der Autoren zukommen lässt“, betont<br />
Kohl-Frey. Die Forderungen seien<br />
schlichtweg unverhältnismäßig.<br />
Zu diesem Schluss kommt auch die<br />
Hochschulrektorenkonferenz, die alle<br />
staatlichen und staatlich anerkannten<br />
Universitäten und Hochschulen in<br />
Deutschland vertritt. In einer Pressemitteilung<br />
der HRK vom 13. Oktober<br />
2016 heißt es hierzu: „Es steht zu<br />
befürchten, dass die digitale Lehre an<br />
den Hochschulen durch die geänderten<br />
Rahmenbedingungen stark beeinträchtigt<br />
wird“.<br />
Einen Tag später geben bayerische<br />
und baden-württembergische Universitäten<br />
in einer Sitzung in München<br />
bekannt, dass sie dem Rahmenvertrag<br />
nicht beitreten werden. Andere Hochschulen<br />
und ganze Bundesländer tun es<br />
ihnen gleich.<br />
stellv. Direktor des KIM, Oliver Kohl-Frey<br />
Auch der Senat der Universität Konstanz beschließt einstimmig, den<br />
Rahmenvertrag zwischen KMK und VG Wort nicht zu unterschreiben.<br />
Die Vertreter der Studierendenschaft unterstützen ihre Hochschulen und<br />
Universitäten. Trotz schwerwiegender Folgen bei einem Nichtbeitritt: Ab 2017<br />
hätten Schriftwerke nach §52a UrhG nicht mehr in elektronischer Form bereitgestellt<br />
werden dürfen.<br />
„Das hätte drei Schritte zurück in die Hochschulsteinzeit bedeutet“,<br />
macht Kohl-Frey deutlich. An den Kopierern Schlange stehen, statt kurzes<br />
Einloggen und vergriffene Kopiervorlagen an Stelle einfacher Downloads. Die<br />
Leidtragenden wären auch hier vor allem die Studierenden gewesen. „Trotzdem<br />
standen sie hinter uns wie eine Wand und nicht hinter der VG Wort“, stellt<br />
Kohl-Frey mit Erleichterung fest.<br />
Einige tausend Unterschriften und ablehnende Stellungnahmen später beugt<br />
sich die VG Wort dem politischen Druck. Sie stimmt einem Aufschub bis zum 30.<br />
September 2017 zu. Bis dahin darf weiterhin pauschal abgerechnet werden. Eine<br />
gemeinsame Arbeitsgruppe aus VG Wort, HRK und KMK arbeitet derzeit an einer<br />
Einigung, die bis zum Wintersemester 2017/18 stehen soll.<br />
Ebenfalls reagiert hat das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.<br />
Im Februar 2017 stellt der zuständige Minister Heiko Maas einen Referentenentwurf<br />
vor, der das Urheberrecht an die aktuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft<br />
angleichen soll. Bisherige Regelungen würden damit gelockert<br />
werden, es wären zum Beispiel bis zu 25 Prozent eines Werkes zur digitalen<br />
Nutzung freigeben. Zwar müsste immer noch angemessen an die Verwertungsgesellschaften<br />
vergütet werden, jedoch wäre dies auf Basis von Pauschalen zulässig.<br />
Der Entwurf beinhaltet außerdem eine Absage an Prüfrechte und vorrangige<br />
Verlagsangebote.<br />
Das freut die Universitäten natürlich, die HRK begrüßt den Referentenentwurf<br />
nachdrücklich. In einer Mail der Universität Konstanz wird dazu Petra Hätscher<br />
zitiert, Direktorin des KIM der Universität Konstanz: „Eine Überarbeitung des<br />
Urheberrechts ist aus Sicht der Universität Konstanz dringend notwendig, um die<br />
Arbeitsfähigkeit in Bildung und Wissenschaft zu gewährleisten.“<br />
Des einen Freud, des anderen Leid: Verlage und der Börsenverein des<br />
Deutschen Buchhandels laufen gegen den Entwurf Sturm.<br />
Auf der Webseite publikationsfreiheit.de wird dazu aufgerufen, mit einer<br />
Unterschrift gegen den Entwurf die Rechte von Autoren zu unterstützen. Bisher<br />
haben über 5.000 Menschen unterschrieben, darunter auch über 1.000 Professoren<br />
und Hochschullehrer. Auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl. Eric<br />
Steinhauer, Jurist und Abteilungsleiter an der Uni-Bibliothek der Fernuniversität<br />
Hagen, hat sich die Unterzeichner genauer angesehen. Das Ergebnis ist aufschlussreich:<br />
84 Prozent der Professoren, die unterschrieben haben, waren älter<br />
als 50 Jahre. Die jüngere Generation ist in den Unterschriften so gut wie nicht<br />
präsent. Und gerade sie betrifft die ganze Problematik am meisten.<br />
„Meine Ideallösung wäre, dass das neue Urheberrechtsgesetz bis zur<br />
Sommerpause in Berlin verabschiedet wird“,<br />
macht Kohl-Frey deutlich. Diese beginnt im Juli. Das ist ein straffer Zeitplan.<br />
„Falls das nicht funktioniert, würde ich mir eine Einigung zwischen VG Wort,<br />
KMK und HRK wünschen, die eine möglichst zeitlich unbefristete Pauschalvergütung<br />
beinhaltet“. Damit würde der drohende Mehraufwand für Einzelmeldungen<br />
entfallen und alles in gewohnten Bahnen weiterlaufen. Dieser Wunsch dürfte auch<br />
den Studierenden entsprechen – denn sie sind es, die schlussendlich die Folgen<br />
tragen.
18<br />
Warum wir protestieren sollten:<br />
ein Plädoyer, auf die Straße zu gehen<br />
T: Phillip Horch I: Caroline Weigele<br />
Gerade im akademischen<br />
Betrieb, speziell in der<br />
geisteswissenschaftlichen<br />
Sektion und vor allem in<br />
Denkrichtungen, in denen oft<br />
und gerne das Präfix „Meta-“<br />
in Verbindung mit bedeutungsschwangeren<br />
Fachtermini<br />
und viel zu langen Schachtelsätzen<br />
verwendet wird,<br />
muss man bisweilen aufpassen,<br />
dass man nicht den Bezug<br />
zur Realität verliert.<br />
Kurzum: Es gibt Probleme in der<br />
Gesellschaft, die sich bedingt bis<br />
überhaupt nicht auf der Metaebene<br />
lösen lassen. Und deshalb müssen wir<br />
protestieren!<br />
Die Uni sollte nicht voller Menschen<br />
sein, die zu allem ja und danke sagen.<br />
Zwischen ECTS, Referat, Exposé und<br />
Examen ist es bisweilen schwierig,<br />
einen Schritt zurückzutreten. Der<br />
nötige Schritt ist, das ganze Treiben<br />
kritisch zu hinterfragen und sich das<br />
wohl wichtigste zu bilden: eine eigene<br />
Meinung.<br />
Die kritische Reflexion der<br />
Institution, deren Regeln man<br />
folgt, ist schon eine kleine<br />
Form von Protest.<br />
Sie zu formulieren und einem<br />
Publikum zu unterbreiten ist ein<br />
notwendiges demokratisches Mittel,<br />
das genutzt werden sollte. Protestieren<br />
heißt ja nicht nur Steine werfen und<br />
Parolen schreien. Protestieren heißt<br />
„öffentlich bezeugen, zum Zeugen<br />
anrufen“. Und darum geht es letztendlich:<br />
Öffentliche Meinung bilden und<br />
Meinung öffentlich bilden. Das erfordert<br />
Eigenengagement. Bildung<br />
bedeutet allzu oft, dass man zwar lernt,<br />
auf welche Art(en) und Weise(n) man<br />
Und deswegen müssen wir protestieren.<br />
Wenn Demokratie tatsächlich die<br />
beste unter den schlechten Staatsformen<br />
ist, müssen wir diese von innen<br />
heraus schützen – indem wir einen ihrer<br />
Grundgedanken verinnerlichen und uns<br />
den Mund nicht verbieten<br />
lassen.<br />
denken kann. Aber dass man aus<br />
eigenem Antrieb nachdenken muss,<br />
wird in all dieser Denkerei oft vergessen.<br />
Doch bevor sich dieser Text in die<br />
eigene Prämisse beißt, werfen wir einen<br />
Blick auf die Straße. Dort findet<br />
nämlich Politik statt. Und wenn<br />
Asylheime brennen, die polierten<br />
Glatzen ihre Fahnen schwenken und<br />
gegen das „System“ protestieren, sollte<br />
nicht mehr viel nachgedacht werden<br />
müssen. Da sollten Studenten doch,<br />
trotz Abgabefristen und Finanzierungsengpässen,<br />
Farbe bekennen. Weg vom<br />
Schreibtisch, rein in die Demo. Denn<br />
wenn keiner darauf aufmerksam macht,<br />
dass es so nicht geht, dann denken alle,<br />
dass es so in Ordnung ist. Die andere<br />
Option ist Wegschauen. Und die ist<br />
gefährlich. Dass dieses Wegschauen –<br />
von jenen, die sich gern als intellektuell<br />
bezeichnen – die demokratischen<br />
Strukturen ganz schnell ins Wanken<br />
bringen kann, muss nicht weiter<br />
bewiesen werden, ein Blick in die<br />
Geschichtsbücher genügt.
19<br />
Warum wir nicht rebellieren:<br />
Begründung eines Symptoms<br />
T: Nicolai Eckert I: Caroline Weigele<br />
Wir, Studierende der ersten<br />
Hälfte des 21. Jahrhunderts,<br />
was haben wir bisher vollbracht?<br />
Warum studieren wir<br />
nur? Und warum verbringen<br />
wir unsere freie Zeit in<br />
Kneipen und vor Bildschirmen,<br />
vor denen wir so oder so<br />
sitzen? Wo bleibt unsere<br />
Revolution?<br />
Das sind Fragen, die sich der<br />
Student von heute stellen sollte – so<br />
vermutlich die Gedanken der heute in<br />
die Jahre gekommenen 68er. Ja, die<br />
haben alles richtig gemacht, sich gegen<br />
ihre Elterngeneration aufgelehnt und<br />
der modernen Gesellschaft durch ihre<br />
Protestbewegung gewinnbringende<br />
Vorteile eingebracht, auf deren Basis<br />
sich die heutige Studierendenschaft in<br />
Sattheit suhlt. Zu partizipieren, das ist<br />
das Mantra, das an jeden Bürger und<br />
jede Bürgerin, egal ob alt oder jung,<br />
herangetragen wird. Aber wie partizipieren?<br />
In der Politik? Unser Land wird<br />
geführt von einer demokratischen<br />
Institution: ein zwanghaft aufrechterhaltenes<br />
Konstrukt, das Diskurs<br />
simuliert. So scheint es zumindest, zu<br />
Zeiten der großen Koalition, für deren<br />
Existenz die Wählerschaft verantwortlich<br />
ist. Wie sieht die Alternative aus?<br />
Eine braune abgestandene Suppe, deren<br />
Argumentation nicht ernst zu nehmen<br />
ist, ein lila Bonbon, das sich redlich<br />
bemüht, wahrgenommen und nicht von<br />
der Masse der Alternativlosigkeit<br />
verschluckt zu werden, sowie eine<br />
ehemals grüne Wiese, die, verwelkt,<br />
schon ganz gelb geworden ist. Oh, da<br />
ist die Politikverdrossenheit vorprogrammiert,<br />
denn als partizipierender<br />
Teil einer Masse bleibt das Individuum<br />
handlungsunfähig. Im Rückschluss gilt<br />
es daher, das eigene Selbst zu kultivieren,<br />
seinen Weg zu gehen und sein<br />
eigenes Glück zu suchen. Ein Jahr<br />
Australien nach dem Abitur, ein<br />
aussichtsreiches Studium im Anschluss,<br />
Freundschaften und soziales Engagement:<br />
das klingt schön und ist glücklicherweise<br />
einfacher als im politischen<br />
Diskurs gegen die Wand der Bürokratie<br />
zu fahren.<br />
Der Gesellschaft wird durch<br />
andere Mittel ihr Tribut<br />
gezollt.<br />
Es ist angesagt, auf Fleisch zu<br />
verzichten, bei Rock Your Life! bessere<br />
Bildungsvoraussetzungen zu schaffen<br />
oder beim DRK mit im Rettungswagen<br />
Hochschulleben<br />
zu fahren. Da bleibt nicht viel Zeit,<br />
neben dem Studium und dem Erasmus-Jahr<br />
eine Revolution anzuzetteln.<br />
Das Engagement und die Selbstverwirklichung<br />
pushen das Ego, dem ein enorm<br />
hoher Stellenwert zugesprochen wird.<br />
Was dem Protest im Wege steht ist also<br />
der latente Narzissmus unserer Generation,<br />
oder die Sattheit, die einen träge<br />
werden lässt. Das ist keine Ausrede,<br />
sondern ein Symptom, das Symptom<br />
eines gesunden Individualismus, das<br />
allerdings gerne leichtfertig verurteilt<br />
wird. Aber das ist irrelevant, darum<br />
wird sich nicht gekümmert und deshalb<br />
rebellieren wir (noch) nicht.
20<br />
Seezeit-Jobs: Strandbar-Staff gesucht<br />
T: Maja Lisewski F: Strandbar<br />
Sand, Palmen und der Seerhein. Man kann sich<br />
schlechtere Aussichten bei der Arbeit vorstellen.<br />
Eine der beliebtesten Bars im Konstanzer Nachtleben<br />
sucht wieder Verstärkung.<br />
Die Sommersaison steht vor der Tür, die Liegestühle<br />
werden wieder rausgekramt, die gelb-grüne Bar im charmanten<br />
Budenstil wird auf die Gästeströme in den warmen<br />
Monaten vorbereitet. Die Strandbar befindet sich gleich<br />
neben der HTWG Konstanz und lockt mit den ersten<br />
Sonnenstrahlen und wärmeren Temperaturen ihre Gäste an<br />
den Seerhein und in die Liegestühle. In dieser Open-Air-<br />
Atmosphäre verpflegen Mitarbeiter der Strandbar die Gäste<br />
mit Cocktails, Bier und Wein. Erfahrungen in der Gastronomie<br />
sind daher von Vorteil, aber kein Muss. Ein „Muss“<br />
dagegen ist es, offen zu sein, Spaß am Umgang mit studentischer<br />
Klientel zu haben und sich den Stress in hitzigen<br />
Situationen nicht zu Kopf steigen zu lassen. Was André<br />
Sälzer, Leiter der Strandbar, am wichtigsten ist, sind<br />
gewissenhafte, freundliche und vor allem selbstständig<br />
arbeitende neue Mitglieder für das aus Studierenden<br />
bestehende Team. Wer nicht direkt im Trubel sein möchte,<br />
kann beim Auf- und Abbau im Strandbar-Betrieb sein Geld<br />
verdienen. Auch hier werden stets helfende Hände<br />
gebraucht, um Liegestühle, Sonnenschirme und Kissen an<br />
Ort und Stelle zu bringen.<br />
Wer also Zeit und Lust hat, zwei- bis dreimal in der<br />
Woche während der Sommermonate hinter der Bar zu stehen<br />
und abends mit etwas Sand in den Schuhen nach Hause zu<br />
gehen, meldet sich mit entsprechenden Unterlagen bei<br />
andre@strandbar-konstanz.de<br />
P.S.: Die Winterzeit lässt sich mit Jobangeboten von<br />
Seezeit im Campus-Café oder Mensabetrieb überbrücken.
21<br />
Kleine Gesten in großen Angelegenheiten:<br />
Nachhaltiger Kaffee bei Seezeit<br />
T: Maja Lisewski F: Seezeit<br />
Man sieht sie immer öfter in der Universität und an<br />
der HTWG: grau, orange, schwarz. Die KeepCups<br />
vom Seezeit Studierendenwerk Bodensee stehen als<br />
nachhaltige Alternative zum Einwegbecher im<br />
Mittelpunkt der Umwelt-Initiative rund um das<br />
beliebteste Heißgetränk.<br />
Mal ausgedehnter, mal hastiger – die Kaffeepause ist für<br />
die meisten Studierenden ein herbeigesehnter Moment beim<br />
alltäglichen Rotieren in der Uni oder Hochschule. Doch in<br />
der Eile bekommt das Kaffeetrinken mit dem Einwegbecher<br />
oft einen bitteren Beigeschmack. Mit Plastikdeckel und<br />
-stäbchen gilt der Einwegbecher als größere Umweltverschmutzung<br />
als die bereits stellenweise abgeschaffte<br />
Plastiktüte – denn recycelt werden kann aufgrund der<br />
Plastikbeschichtung tatsächlich nur jeder 400. Becher. Das<br />
wären bei den 300.000 Einwegbechern, die Seezeit jährlich<br />
verkauft, gerade mal ernüchternde 750 Stück. Und das alles<br />
für eine durchschnittliche Nutzungsspanne von 15 Minuten.<br />
Auf den weltweiten Konsum gerechnet werden für<br />
die Produktion von Einwegbechern jährlich 293<br />
Millionen kWh benötigt, 5,7 Milliarden Liter Wasser<br />
verbraucht und 9,4 Millionen Bäume gefällt.<br />
Um diesem unnötigen Verbrauch entgegenzuwirken,<br />
bietet Seezeit seit Beginn dieses Jahres die KeepCups an. Mit<br />
einer Lebensdauer von 1.000 Getränken stellt der KeepCup<br />
eine umweltbewusste Alternative dar – und zwar für jeden<br />
Tag. Rund 1.000 von 3.000 Bechern wurden zum Einführungspreis<br />
von 5 Euro bereits verkauft. Der Fokus auf ein<br />
nachhaltiges Angebot reicht jedoch darüber hinaus: Es geht<br />
nicht nur darum, wie man sein Getränk bestellt, sondern<br />
auch darum, was für eins. Mit biologisch angebautem<br />
Fair-Trade-Kaffee der Firma Café Manos aus Mittel- und<br />
Zentralamerika, Bio-Milch, fair gehandeltem Bio-Tee und<br />
Bio-Kakao wird ein ganzheitliches Rundum-Paket angeboten.<br />
Der Verkauf von Fair-Trade-Produkten verfolgt das Ziel,<br />
neben verbesserten Herstellungsbedingungen und Löhnen<br />
auch gleichzeitig einen Entwicklungsbeitrag zu leisten. So<br />
werden laut der deutschen Fair-Trade-Organisation finanzielle<br />
Stabilität der Kleinbauern sowie der Schutz der natürlichen<br />
Ressourcen beim umweltfreundlichen Anbau unterstützt.<br />
Um in Sachen Klimaschutz und Ressourcenschonung<br />
einen Schritt weiter zu gehen, entstand Anfang dieses Jahres<br />
die Zusammenarbeit von Seezeit und Climate Fair To Go.<br />
Denn manchmal geht es nicht anders und das Getränk wird<br />
zum Mitnehmen im Einwegbecher bestellt. Selbst in diesem<br />
Fall soll mit den Climate Fair Cent der Kauf zum Klimaschutz<br />
beitragen: Für den entstehenden Umweltnachteil wird<br />
der zusätzliche Beitrag von 10 „Climate Fair Cent“ als<br />
Spende erhoben. 3.000 Euro wurden so in den ersten zwei<br />
Monaten eingenommen. Mit diesen Beträgen werden ausgewählte<br />
Projekte des Konstanzer Bürgerfonds für Klimaschutz<br />
und nachhaltige Entwicklung unterstützt. Welchen Projekten<br />
genau das Geld zugute kommt, können Konstanzer Studierende<br />
auf der Internetseite von www.klimaschutzplus.org<br />
mitbestimmen oder auch Empfänger vorschlagen.<br />
Wer noch mehr Nutzen vom Kaffee bei Seezeit haben<br />
möchte und einen grünen Daumen hat, der kann ab März den<br />
Kaffeesatz aus dem CampusCafé als kostenloses Düngemittel<br />
abholen. Und so schließt sich wohl der Kreis. Es sind die<br />
kleinen und bewussten Entscheidungen in unserem Alltag,<br />
die einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.<br />
Vielleicht bietet ja die nächste Kaffeepause die beste Gelegenheit<br />
dazu.<br />
Der Klimapartner von Seezeit Studierendenwerk<br />
Bodensee: www.climatefair2go.de.<br />
Für Klimaschutz-Projekte abstimmen oder Vorschläge<br />
einbringen: www.klimaschutzplus.org/K+TT-list.php#85<br />
Seezeit
22<br />
campus<br />
festival<br />
9. & 10. juni 2017<br />
uni-wald konstanz<br />
Die orsons<br />
bosse • ok kid<br />
Moonbootica<br />
feat. südwestdeutsche philharmonie<br />
das lumpenpack • giant rooks<br />
redensart • Dobré<br />
the Sound monkeys • Uni-bigband<br />
elektrostage<br />
Poetry Slam<br />
SWR3-Aftershow
23<br />
Finanzielle Fördermöglichkeiten von Seezeit:<br />
Wenn’s mal wieder brennt<br />
T: Phillip Horch I: Caroline Weigele<br />
Geld ist ein leidiges Thema. Vor allem als Student. Der<br />
Mietspiegel liegt bei weitem außerhalb des finanziellen<br />
Horizonts, der Semesterbeitrag will bezahlt werden – wenn<br />
dann noch die Nebenkostenabrechnung kommt, kann es<br />
schon mal eng werden. In ganz akuten wirtschaftlichen<br />
Notsituationen kann man sich an Seezeit wenden.<br />
Nothilfe von Seezeit<br />
Wenn ihr nachweislich nicht gänzlich Schuld an eurer<br />
finanziellen Misere tragt und bisher erfolgreich studiert<br />
habt, könnt ihr mit bis zu 300 Euro monatlich unterstützt<br />
werden. Getragen werden die Kosten dafür von Seezeit. Im<br />
vergangenen Jahr förderten der Verein der Ehemaligen der<br />
Universität Konstanz e.V. (VEUK) sowie der Rotary Club<br />
Studierende. Dauerhaft geht das leider nicht, doch immerhin<br />
bis zu drei Monate. Ihr müsst dazu lediglich einen Antrag<br />
ausfüllen, eure Notlage beschreiben und einige Nachweise<br />
zum Einkommen erbringen. Das bringt ihr dann alles<br />
persönlich bei der Sozialberatung von Seezeit vorbei. Ein<br />
Gremium entscheidet dann letztlich darüber, ob ihr unterstützt<br />
werdet oder nicht.<br />
Bisherige Förderungen<br />
Die Gründe, um für eine Förderung in Frage zu kommen,<br />
können individuell abweichen. Im vergangenen Jahr waren<br />
das z.B. erhöhte medizinische Kosten, Wegfall des Nebenjobs<br />
in der Prüfungsphase, die Geburt eines Kindes oder<br />
Probleme mit der Anrechnung von Kursen der ausländischen<br />
Heimatuniversität. Insgesamt wurden im letzten Jahr 21<br />
Anträge bewilligt. Die Rückmeldungen zur Nothilfe sind<br />
durchweg positiv – so konnten durch die finanzielle Entlastung<br />
bessere Abschlussarbeiten verfasst werden, da die<br />
Studierenden nicht mehr nebenher arbeiten mussten.<br />
Härtefonds & Freitisch<br />
Eine weitere Möglichkeit der finanziellen Unterstützung<br />
ist der Härtefonds. Dabei handelt es sich um ein zinsloses<br />
Darlehen von insgesamt bis zu 2.000 Euro, das in Notlagen<br />
Hilfe bieten kann, meist zum Studienende. Wenn außerdem<br />
der Magen knurrt, kann man bei Seezeit einen Freitisch<br />
beantragen. Seit vielen Jahren fördert die Universitätsgesellschaft<br />
e.V. dadurch bedürftige Studierende der Uni Konstanz.<br />
Wenn man nachweist, dass man ungenügend finanzielle<br />
Mittel hat, stellt man einen Antrag in der Sozialberatung.<br />
Wird dieser bewilligt, kann man in der Seezeit Mensa<br />
kostenlos zu Mittag essen.<br />
Mehr Infos unter: www.seezeit.com/geld/<br />
finanzierungshilfen/<br />
UniCard: Alles, was man zum<br />
Studieren braucht, in einer Karte<br />
Seezeit<br />
Der neue Studierendenausweis ist da! Die größten<br />
Neuerungen sind wohl, dass ab jetzt ein Bild integriert wird<br />
und das Ganze jetzt praktischerweise als UniCard bezeichnet<br />
wird. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass man von nun an<br />
mit den Ausweisen sowohl in der Mensa als auch an den<br />
Kopierern bezahlen kann – die alte Mensakarte wird also<br />
überflüssig. Außerdem ist geplant, dass man mit den<br />
UniCards bald auch die Bibliotheksschränke auf B4 und N6<br />
öffnen kann. Bücher ausleihen kann man mit der neuen<br />
Karte nach wie vor. Die kommenden Erstis werden diesen<br />
Wechsel naturgemäß nicht wahrnehmen. Für alle anderen<br />
gilt: Im Laufe des Semesters könnt ihr eure alten Ausweise<br />
gegen neue austauschen.<br />
Die alten Karten können dafür selbstverständlich zurückgegeben<br />
werden – euer Restguthaben und euren Pfand<br />
bekommt ihr dann ausgezahlt. Was dabei allerdings zu<br />
beachten ist: Wenn ihr noch Kopierguthaben auf euren<br />
Karten habt, müsst ihr euch selbiges im Canon Center<br />
ausbezahlen lassen. Es handelt sich nämlich beim Kopierund<br />
Mensaguthaben um zwei unterschiedliche Konten.<br />
Mehr Infos unter: www.uni.kn/unicard
24<br />
Tipp-Seite<br />
T: Julia Horn I: Caroline Weigele<br />
Lust auf Elektro?<br />
Oder doch lieber Jazz?<br />
Bella Italia im<br />
Bildungsturm<br />
Heilige Bohne!<br />
Ehrenamt gesucht?<br />
Für alle mit großen<br />
Plänen<br />
Der Mai bietet<br />
beides! Beim<br />
GuteZeit-Festival<br />
am 27. Mai kommen<br />
Anhänger der<br />
elektronischen<br />
Musik im Bodenseeforum<br />
voll auf<br />
ihre Kosten<br />
– Early Bird<br />
Tickets sind<br />
bereits ausverkauft.<br />
Für alle La La<br />
Land-Inspirierten<br />
empfiehlt sich<br />
Jazz Downtown am<br />
6. Mai: Über 20<br />
Bands jazzen in<br />
Kneipen und Lokalen<br />
in der<br />
Altstadt, die<br />
After-Show-Party<br />
steigt im K9.<br />
Auf eine „italienische<br />
Reise“<br />
werden alle mitgenommen,<br />
die<br />
sich die gleichnamige<br />
Fotoausstellung<br />
im BildungsTURM<br />
ansehen – dabei<br />
wird nicht nur<br />
von Stadt zu<br />
Stadt gereist,<br />
sondern auch<br />
zurück ins 19.<br />
Jahrhundert. Zur<br />
Vernissage laden<br />
die Professoren<br />
Bernd Stiegler<br />
und Felix Thürlemann<br />
sowie alle<br />
Studierenden des<br />
Projektseminars<br />
am 29. April ein.<br />
Besonders toll:<br />
die Genre-Aufnahmen<br />
von Neapel!<br />
Frisch belegte<br />
Sandwiches mit<br />
hausgemachten<br />
Cremes, Crêpes<br />
und Frühstück<br />
gibt es seit<br />
Anfang des Jahres<br />
im „Holy Bean“<br />
am Petershauser<br />
Bahnhof – das<br />
Fazit: Lecker!<br />
Eine schicke<br />
Sitztreppe à la<br />
Il Boccone gibt<br />
es auch.<br />
Dann ist das<br />
Mentorenprogramm<br />
„Balu und Du“<br />
genau das Richtige:<br />
Studierende<br />
betreuen als Balu<br />
ihr persönliches<br />
Mogli: ein Kind<br />
aus schwierigen<br />
Verhältnissen,<br />
ein Treffen pro<br />
Woche, ein Jahr<br />
lang – eine gute<br />
Sache für beide.<br />
Kleine Motivationshilfe:<br />
Neun<br />
ECTS springen<br />
dabei auch heraus.<br />
Ob zur Verbesserung<br />
der Lehre,<br />
im kulturellen<br />
oder sozialen<br />
Bereich: für<br />
studentische<br />
Projekte gibt es<br />
an der Uni vielfältige<br />
Fördermöglichkeiten.<br />
Dazu gehören<br />
zum Beispiel die<br />
Fördertöpfe der<br />
Fachschaftskonferenz<br />
und des<br />
Studierendenparlaments,<br />
die<br />
Unterstützung<br />
durch den Verein<br />
der Ehemaligen<br />
oder auch eine<br />
Zusammenarbeit<br />
mit einem<br />
AStA-Referat.<br />
Einfach mal<br />
anfragen!
25<br />
Stichwort: Wegwerfgesellschaft<br />
Ein Einblick in lokale Upcycling-Projekte<br />
Die Aufwertung scheinbar<br />
nutzloser Textilien und<br />
anderer Materialien liegt im<br />
Trend. Upcycling ist schon<br />
lange kein Randphänomen<br />
mehr.<br />
Die Ästhetik spielt eine zunehmend<br />
größere Rolle bei der Verwandlung<br />
alter oder ungebrauchter Materialien.<br />
Mit Sicherheit könnte despektierlich<br />
gefragt werden, ob die Auseinandersetzung<br />
mit Upcycling nicht die gewissenserleichternde<br />
Wohlstandbeschäftigung<br />
westlicher Mittelständer mit erhöhtem<br />
Individualanspruch ist. Doch hinter der<br />
Idee des Upcyclings, welcher sich<br />
manche Kreative verschrieben haben,<br />
steckt mehr als die reine äußere Hülle<br />
des Produkts preisgibt.<br />
„Wenn man in den Supermarkt<br />
geht, gibt es trotz des Upcycling-Trends<br />
immer noch viele<br />
Menschen, die Plastiktüten<br />
kaufen.<br />
Hierbei fallen, auch hier in Konstanz,<br />
Unmengen an Plastikabfällen an,<br />
die in der weiteren Verarbeitung<br />
verbrannt oder geschmolzen werden<br />
müssen und somit unnötig Schadstoffe<br />
erzeugen. Um diese Abfälle zu reduzieren,<br />
haben Sabine und ich uns überlegt,<br />
ob wir es schaffen können, Taschen zu<br />
entwerfen, die mehr Wertigkeit haben<br />
als der herkömmliche Jutebeutel, der<br />
meistens zerknüllt zu Hause liegen<br />
bleibt.“ Michael Speichert und Sabine<br />
Kohlöffel gründeten vor Kurzem das<br />
Label ‚upcraft’. ‚upcraft’ ist eines von<br />
zwei Upcycling-Labels in der Region,<br />
dessen Ideen und Visionen hier skizziert<br />
werden sollen: Zum einen zwei<br />
junge, design-orientierte Studierende,<br />
zum anderen der Wohlfahrtsverband<br />
Caritas mit dem deutschlandweiten<br />
Upcycling-Label ‚EiNZIGWARE’ – dass<br />
diese Trennung keineswegs eine<br />
Gegenüberstellung ist, ergibt sich aus<br />
dem beidseitigen, ganzheitlichen<br />
Interesse und Anspruch der Projekte.<br />
Upcraft: Sabine Kohlöffel<br />
und Michael Speichert<br />
Website<br />
www.upcraft.de<br />
Facebook<br />
upcyclingmeetscraftsmanship<br />
Instagram<br />
upcraft_the_label<br />
Kultur<br />
Upcraft<br />
‚upcraft’ steht für ‚Upcycling meets<br />
Craftsmanship’. Im Rahmen ihrer<br />
Bachelor-Thesis entwickelten Speichert<br />
und Kohlöffel das Konzept, aus<br />
übriggebliebenen Stoffresten namhafter<br />
Textilhersteller eigene Taschen zu<br />
entwerfen. Kohlöffel arbeitete vor<br />
ihrem Studium bereits für Designer wie<br />
Vivienne Westwood in London, ist<br />
Schneidereimeisterin und beschäftigte<br />
sich schon vor der gemeinsamen<br />
Bachelor-Thesis mit Upcycling. Aus<br />
verschiedenen (Metall-)Teilen fertigte<br />
sie Ketten, die nun unter anderem als<br />
Henkel für die ‚upcraft’-Taschen im<br />
Einsatz sind. Speichert begann sein<br />
Studium des Kommunikationsdesigns<br />
in Sydney, wo er gleichzeitig als<br />
Grafikdesigner für ein australisches<br />
Fashion Label arbeitete.
26<br />
T: Julia Kohushölter<br />
Im dritten Semester kam er nach<br />
Konstanz, wo ihm Sabine Kohlöffel<br />
schnell eine gute Freundin wurde. Im<br />
Praxissemester skypten die beiden<br />
regelmäßig miteinander und zwischen<br />
Kopenhagen und New York entwickelten<br />
sie die Idee eines Upcycling Labels,<br />
mit dem Fokus auf der Produktion von<br />
hochwertigen Taschen für den täglichen<br />
Gebrauch. Ausschlaggebend war ein<br />
alter, verbrauchter Jutebeutel, den<br />
Speichert tagtäglich mit sich durch New<br />
York trug. „So hat die Ideenfindung<br />
quasi angefangen.<br />
Uns war schnell klar, dass wir die<br />
Thesis zusammen machen wollen, weil<br />
wir uns in verschiedenen Bereichen<br />
ergänzen. Sabine ist sehr gut im<br />
handwerklichen Bereich und ich habe<br />
meine Stärken im digitalen Bereich, da<br />
ich dort meine Erfahrungen aus dem<br />
Praktikum einsetzen kann.“<br />
Im Rahmen der Bachelor-Thesis<br />
produzierten sie 21 Taschen und circa<br />
50 Ketten. Bisher gibt es die Taschen in<br />
drei Ausführungen. Das Design ist<br />
minimalistisch, der Fokus liegt auf den<br />
hochwertigen Textilien. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Upcycling-Projekten<br />
sind die Materialien der ‚upcraft’-Taschen<br />
zum größten Teil unbenutzt. Was<br />
jedoch keinesfalls dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />
widerspricht, dem sich<br />
auch ‚upcraft’ verschrieben hat:<br />
Die Stoffe sind Restmaterialien<br />
großer Firmen, die die beiden<br />
kontaktieren.<br />
Teilweise zum Entwurf von Prototypen<br />
bestellt, landen unbenutzte Stoffmengen<br />
im Müll. „Wir leben in einer<br />
Wegwerfgesellschaft“, resümiert<br />
Speichert. Mit ‚upcraft’ wollen sie ihren<br />
Teil zu einer Gegenbewegung beitragen,<br />
die Nachhaltigkeit mit modernem,<br />
fortschrittlichen Design, hochwertiger<br />
Verarbeitung und individuellen Produkten<br />
verbindet.<br />
Ihre Zielgruppe sind Menschen,<br />
denen diese Symbiose wichtig ist. Bald<br />
soll die offizielle Website starten, über<br />
die sie ihre Taschen anbieten werden.<br />
EiNZIGWARE<br />
Die Freiburger Agentur qu-int.<br />
entwarf 2015 für die Caritas das Label<br />
‚EiNZIGWARE’. Produziert werden<br />
auch hier Unikate.<br />
Auf der gemeinsamen Homepage<br />
finden die verschiedenen Caritas-Einrichtungen<br />
bundesweit zusammen, hier<br />
präsentieren die jeweiligen Niederlassungen<br />
ihre neusten Schöpfungen – von<br />
Möbeln über Taschen bis hin zu<br />
Schmuck und vielem mehr.<br />
Das Besondere an EiNZIGWARE ist<br />
die Integration durch Arbeit: In der<br />
Konstanzer Niederlassung, dem<br />
Seewerk III, finden Menschen mit<br />
psychischen Problemen eine Arbeitsstelle.<br />
Vor einigen Monaten kam zu der<br />
laufenden Wäscherei und den bewährten<br />
Montagegruppen eine Nähstube<br />
hinzu – samt einer Verantwortlichen, im<br />
EiNZIGWARE-Sprech ‚Warenmeisterin’<br />
genannt.<br />
Zum Interview-Termin drapierten<br />
der Standortleiter Sebastian Sohn sowie<br />
die Warenmeisterin Ivanna Stoljar<br />
einige der Upcycling-Arbeiten auf<br />
einem großen Tisch. Sichtlich stolz<br />
sitzt Stoljar dahinter und präsentiert<br />
unterschiedlichste Fabrikate. Ihre<br />
Energie und Leidenschaft ist förmlich<br />
greifbar. Die vielen bunten Unikate<br />
reichen von Taschen bis zu kleinen<br />
Stoffhasen und -bären. Die neuste<br />
Kreation entwickelte Stoljar noch am<br />
selben Morgen: Ein kleines Mäppchen<br />
für Visitenkarten.<br />
Benutzt werden unter anderem alte<br />
Kleidungstücke aus den Second-Hand<br />
-Kaufhäusern der Region, genannt<br />
‚Fairkauf’.<br />
Seit der Gründung der Nähstube im<br />
Seewerk findet sie zunehmend Anklang<br />
bei den Mitarbeitenden. Anfangs<br />
herrschten Zweifel darüber, ob die<br />
Mitarbeitenden die motorischen<br />
Fähigkeiten bzw. die nötige Konzentration<br />
aufrechterhalten könnten um kleinteilige<br />
Näh- und Strickarbeiten durchzuführen<br />
– doch Frau Stoljars Elan<br />
belehrte sie allesamt eines Besseren.<br />
Ihr Talent erbte sie von ihrer Mutter<br />
– vor sechs Jahren kam Stoljar aus der<br />
Ukraine nach Deutschland, doch ihre<br />
Wurzeln schenkten ihr die künstlerische<br />
Gabe, aus alten Stoffresten und<br />
vielem mehr wunderschöne Einzelstücke<br />
herzustellen.<br />
Von ihrer Erfahrung profitieren<br />
die Mitarbeitenden und<br />
kreieren kleinere und größere<br />
Unikate,<br />
von denen erste Teile 2018 in einer<br />
Ausstellung auf der Insel Mainau zu<br />
sehen sein sollen.<br />
Denn dort, im Barockschloss, findet<br />
noch jährlich die Frühlingsausstellung<br />
statt, die neben Arbeiten lokaler<br />
Künstler auch die Möbel eines Projekts<br />
beinhaltet, das bereits vor dem Label<br />
EiNZIGWARE entstand: CreAktiv.<br />
CreAktiv<br />
Seit dem Start des Upcycling-Projekts<br />
im Jahr 2008 ist Heide Riedle die<br />
künstlerische Anleiterin. Das Ziel von<br />
CreAktiv war von Anfang an speziell<br />
die Betreuung arbeitsloser Menschen<br />
und ihre Integration in den ersten<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Auch CreAktiv ist eng mit Fairkauf<br />
verbunden: Möbeln aus Spenden oder<br />
Haushaltsauflösungen nimmt sich das<br />
Team von CreAktiv an. Sie schleifen,<br />
streichen, reparieren und verbessern<br />
Möbel, die andernfalls im Schrott<br />
gelandet wären. Vom Endresultat der<br />
jährlichen Ausstellung ist nicht nur die<br />
Gräfin Diana Bernadotte begeistert:<br />
„Das finde ich auf der Mainau<br />
immer schön, dass die<br />
Menschen dort im Publikum<br />
sind und mitbekommen, wie<br />
gut ihre Möbel ankommen.<br />
Das tut der Seele gut und das tut<br />
den Menschen gut. Es werden Barrieren<br />
abgebaut, Berührungsängste. Es sind<br />
nicht ‚die Arbeitslosen’ oder ‚die<br />
Behinderten’, es sind behinderte<br />
Menschen, arbeitslose Menschen, es<br />
sind alles Menschen!“, so Frau Riedle.<br />
Etwas zu erschaffen, das öffentlich<br />
auf äußerst positive Resonanz stößt,<br />
steigere das Selbstwertgefühl. Zwischen<br />
sechs und acht Menschen sind momentan<br />
in einer Schreinerwerkstatt im<br />
Fairkauf Singen angestellt – mal mit<br />
mehr, mal ganz ohne jegliche Vorkenntnisse.<br />
Jeden Tag wird dort<br />
gearbeitet, jede Person im eigenen<br />
Tempo: „Wir hatten auch schon<br />
jemanden, der konnte nicht stehen. Er<br />
hatte zwei Beinprothesen und saß dann<br />
und hat geschliffen. Wir finden immer<br />
eine Möglichkeit, sich einzubringen“.<br />
Während der Ausstellung können<br />
die Möbel direkt vor Ort gekauft<br />
werden, später vor allem im Fairkauf in<br />
Singen. Die Preise sind äußerst moderat,<br />
das Material ist Vollholz (kein<br />
Pressspan) und viele der Möbel wurden<br />
nach dem Abschleifen weiß lasiert. Für<br />
Riedle, aber auch für die Nähwerkstatt<br />
im Seewerk ist es wichtig zu betonen,<br />
dass in den Second-Hand-Kaufhäusern<br />
von Fairkauf jeder einkaufen kann.<br />
Studierende können hier nicht nur<br />
Kleidung und Mobiliar sämtlicher Art<br />
spenden, sondern auch liebevoll<br />
überarbeitete Möbel, Deko-Objekte und<br />
vieles mehr erwerben.<br />
Ein Laden in Konstanz ist in<br />
Planung. In diesem sollen – genau wie<br />
in der Ausstellung auf der Mainau –<br />
aufgewertete Möbel mit Dekorationsund<br />
Gebrauchselementen künftig<br />
langfristig zusammenkommen.<br />
Nach Interviews mit vier Verantwortlichen<br />
unterschiedlicher<br />
Upcycling-Projekte der Region<br />
lässt sich eines festhalten:<br />
Die vielen kreativen Köpfe hinter<br />
hiesigen Projekten stehen für mehr<br />
Verantwortung. Verantwortung, die sich<br />
durch die kreative und hochwertige<br />
Aufwertung ansonsten vergeudeter<br />
Materialien auszeichnet, durch den<br />
Extraaufwand, durch den sie an diese<br />
Stoffe gelangen und dabei ihr eigenes<br />
Bewusstsein für den Massenkonsum<br />
schärfen.<br />
Sie stehen dadurch auch für mehr<br />
Nachhaltigkeit, für die Langlebigkeit<br />
ihrer Produkte, für die Wertschätzung<br />
nicht nur des Endresultats, sondern der<br />
gesamten Produktionskette.<br />
Mit ihren Upcycling-Produkten<br />
wollen sie mehr: Sie geben ihren<br />
Produkten und Textilien einen Mehrwert,<br />
geben Menschen sinnvolle<br />
Beschäftigung und erschaffen dabei<br />
Einzelstücke in Zeiten der viel beschimpften<br />
Wegwerfgesellschaft.
27<br />
F: oben von Theresa Gielnik, unten von CreAktiv<br />
Einzigware: Ivanna Stoljar<br />
EINZIGWARE<br />
Website<br />
www.einzigware.de<br />
Adresse<br />
Fairkauf Konstanz<br />
Gartenstr. 48<br />
78462 Konstanz<br />
CreAktiv<br />
Adresse<br />
Fairkauf Singen<br />
Im Haselbusch 16<br />
78224 Singen<br />
CreAktiv: Heide Riedle<br />
Mehr zur Frühlingsausstellung<br />
auf der Insel Mainau 2016:<br />
www.mainau.de/de/event-detail<br />
/fruehlingsausstellung-2016.html<br />
Kultur
28<br />
F: oben von Victoria Jung, unten von Nicolai Eckert<br />
T: Ilka Glückselig<br />
Wirt Michael Fröhlich („Mischa“)
29<br />
Gesichter sehen, Menschen kennen<br />
Kultur<br />
Im Konstanzer Schnetztorstüble kennen sich die<br />
Gäste. Doch wie reagieren die Besucher auf Studenten<br />
in ihren heiligen Hallen? Die <strong>Campuls</strong> blickt für<br />
euch hinter den Tresen einer traditionellen Konstanzer<br />
Kneipe und spricht mit dem Besitzer des<br />
Schnetztorstübles, Michael Fröhlich, über das<br />
Tagesgeschäft, seine Erfahrungen mit den Gästen<br />
und darüber, was ihm nach all den Jahren im<br />
Wirtshaus-Geschäft täglich Freude bei der Arbeit<br />
bereitet.<br />
Ein Blick durch die Fenster in den Innenraum des<br />
Schnetztorstübles macht deutlich: die Kneipe ist randvoll.<br />
Beim Eintreten läuft Hotel California von den Eagles.<br />
Rauchfäden sch<strong>web</strong>en in der Luft. Es ist Montagabend und<br />
die Stimmung ist gut. Die Barhocker an den Tresen sind<br />
allesamt besetzt und auch an den wenigen Tischen sitzen<br />
Gäste – ausschließlich Männer. Der Besitzer Michael<br />
Fröhlich kommt auf uns zu und begrüßt uns herzlich. Auch<br />
die restlichen Gäste heißen uns willkommen. „Von der<br />
Uni-Zeitung, aha. Ein Artikel über uns, sehr schön!“ Studentische<br />
Gäste sind hier keine Alltäglichkeit und fallen auf.<br />
Während wir auf Mischa waren, wie Herr Fröhlich genannt<br />
wird, bestellen die Herumsitzenden fleißig Bier. Rothaus,<br />
Maisel und Alpirsbacher werden im Schnetztorstüble<br />
ausgeschenkt. Ein Gast am Tresen setzt lautstark zu Beschwerden<br />
an. Über welche Ungerechtigkeit er sich tatsächlich<br />
aufregt, ist schwer entzifferbar, da seine Artikulation<br />
nach beträchtlicher Menge Alkohol nicht mehr recht funktionieren<br />
mag und seine Stimme zittrig ist. Vermutlich wird er<br />
seit einigen Stunden an derselben Stelle gesessen haben,<br />
stets ein Glas Bier vor sich. Für seine betrunkene Kontroverse<br />
scheint sich jedoch im Stüble niemand zu interessieren.<br />
Die Atmosphäre bleibt entspannt. Mit vereinzeltem Schmunzeln<br />
oder einem beruhigenden „Jetzt reicht es aber mal<br />
langsam“ wird versucht, den Störenfried zu besänftigen.<br />
Mischas Frau, die sich um den Service kümmert, gibt ihm<br />
schließlich einen ordentlichen Rüffel. Von ihr wird er heute<br />
Abend keinen Alkohol mehr bekommen. „Schlägereien gibt<br />
es schon auch, aber kommen selten vor“, erklärt Mischa.<br />
Wenn sich ein Gast nicht anständig benimmt fliegt er raus,<br />
so der Wirt. Jener Gast verlässt dieses Mal jedoch freiwillig<br />
das Lokal, torkelt vor der Tür noch etwas herum und tritt<br />
dann den Heimweg an.<br />
Seit rund 50 Jahren ist das Schnetztorstüble nun eine<br />
Anlaufstelle für Freunde der Bierkultur. In den 60er Jahren<br />
gegründet und bereits von einigen Pächtern geführt, ist<br />
Mischa seit 2009 Besitzer. Als ehemaliger Inhaber des<br />
Hardrock Nachtlokals „Easy“ sowie der Bierstube zur Laube<br />
bis vor zwei Jahren kennt er sich im Konstanzer Kneipengeschäft<br />
gut aus. Probleme mit der Stadt hatte Mischa noch<br />
nie. Ohne Ruhetag ist der Laden täglich von 9-1 Uhr und am<br />
Wochenende bis 3 Uhr geöffnet – Mischa liebt seine Arbeit.<br />
Im Schnetztorstüble setzt er vor allem auf Sport und gute<br />
Musik. Hauptsächlich Fußball, aber auch Formel 1 oder<br />
Wintersport laufen im Stüble. „Samstagnachmittags, wenn<br />
Bundesliga läuft, ist der Laden knackevoll“, erklärt ein<br />
Stammgast. Wenn er die Gäste mit Gläsern vor der Tür<br />
stehen sieht, weiß er bereits Bescheid.<br />
Politische Zwischenrufe, derbe Witze oder ein<br />
gerauntes „Ha, im Brigantinus habe ich Hausverbot!“<br />
– im Schnetztorstüble herrscht rustikales Treiben.<br />
Doch wer sind die Gäste der Kneipe? Was führt sie<br />
regelmäßig an diesen Ort?<br />
„Zu 70-80% lebst du von Stammkunden, das ist ganz<br />
klar“, erklärt Mischa. Er kennt seine Gäste und ihre Macken<br />
und weiß, wie sie reagieren und wann Schluss sein sollte mit<br />
dem Trinken. „Er hier, der lange Harald*“, Mischa zeigt auf<br />
einen sehr hochgewachsenen Mann am Tisch schräg gegenüber,<br />
„ihn kenne ich seit gut 35 Jahren, er war schon Stammgast<br />
bei mir im Easy. Der Harald wohnt zwei Straßen weiter<br />
und ihn kann ich unbedarft heimgehen lassen – der kommt<br />
immer heim! Ab und zu fliegt er zwar mal vom Barhocker<br />
und hat sich sogar einmal die Schulter gebrochen. Aber er<br />
kam immer zu Hause an.“<br />
Nach einem langen Arbeitstag oder wenn es noch nicht<br />
heim gehen soll, treffen sich die bekannten Gesichter bei<br />
Mischa im Laden. „Man respektiert sich hier gegenseitig.<br />
Wir sind wie eine Familie“, berichtet ein Gast und zieht<br />
genüsslich an seiner Zigarette. Er und ein weiterer Mann<br />
sitzen mit am Tisch und pflichten Mischas Antworten<br />
tatkräftig bei. „Die Stammgäste kennen den Laden fast<br />
besser als ich“, bekennt der Wirt. „Einige kommen schon<br />
seit den Gründungsjahren hierher“. Eine gute Beziehung zu<br />
seinen Besuchern liegt Mischa besonders am Herzen. Der<br />
Mann strahlt eine Ruhe aus – als Kneipenbesitzer hat er<br />
schon einiges gesehen. Eine enge Bindung zu seinen Gästen<br />
erklärt Mischa gleichzeitig als Garant für einen gut laufenden<br />
Laden. Zwischen den Fragen macht er ein paar Witze mit<br />
den beiden Männern am Tisch. „Die Arbeit macht einfach<br />
Spaß!“ Zu einer festen Tradition gehört im Schnetztorstüble<br />
seit geraumer Zeit die donnerstägliche Skat-Runde. In einer<br />
festen Gruppe spielen die Stammgäste bis in die Nacht<br />
hinein. An diesem einen Abend in der Woche kocht Mischas<br />
Frau, denn an den restlichen Tagen wird nur flüssige<br />
Nahrung angeboten.<br />
Wie reagiert die eingespielte Gruppe im Stüble auf<br />
Studenten? Gutes Bier, Spielautomaten und Fußball<br />
ziehen auch jüngere Gäste an. „Mit Studenten passt<br />
es einwandfrei“, so Mischa. „Schon in der Bierstube<br />
lief das super“ und er erhält einstimmiges Nicken<br />
von der ringsum sitzenden Kundschaft.<br />
Die Altersspanne schätzt er ganz grob zwischen 20 und<br />
80 Jahren ein. Im Stüble trinken Jung und Alt zusammen.<br />
Gerne hätte der Wirt auch wieder eine studentische Servicekraft<br />
und berichtet von einer Soziologie-Studentin, die zehn<br />
Jahre für ihn gearbeitet habe und noch heute gelegentlich im<br />
Stüble vorbeischaue. „Mit Studenten habe ich gute Erfahrungen<br />
gemacht.“ Er habe auch schon Ausschreibungen rausgeschickt,<br />
aber keine Rückmeldungen erhalten. „Es ist schade,<br />
aber die jungen Leute wollen lieber in diesen Schicki-Micki-Lokalen<br />
arbeiten wie im Deli oder im Brigantinus“, stellt<br />
Mischa fest. Gewiss geht es im Stüble ruppiger zu. Mit<br />
zunehmender Stunde steigt auch die Geräuschkulisse. Die<br />
eigene Stimme muss mitziehen, um nicht in dem Gegröle<br />
unterzugehen.<br />
Vom Tresen aus ruft ihm seine Frau etwas zu und kurz<br />
widmet der Wirt ihr seine volle Aufmerksamkeit. Auf die<br />
Frage, was ihn an seinem Job fasziniere und ihn täglich neu<br />
ermutige weiterzumachen nennt er „die Vielfalt der Menschen,<br />
mit denen man zu tun hat. Es gibt natürlich auch<br />
Leute, die dir nicht so gelegen sind, aber die kannst du ja<br />
hinaus bugsieren“. Mischa hat ein nettes Team, arbeitet mit<br />
seiner Frau zusammen und ist alles in allem sehr zufrieden.<br />
„Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, aber bei uns überwiegen<br />
die Hochs“, erklärt er. Schon viele Freundschaften seien<br />
über die Jahre entstanden und so macht Mischa mitunter<br />
auch Krankenbesuche bei seinen Stammkunden. „Na, habt<br />
ihr jetzt verstanden, worum es hier geht, warum wir so gerne<br />
und oft wiederkommen?“, fragt einer der beiden Männer am<br />
Tisch. Es sind die bekannten Gesichter, die Menschen<br />
dahinter und das Vertraute, die zum Zurückkehren beitragen.<br />
Und die Geselligkeit, die Liebe zum Bier und die gute<br />
Stimmung, wenn zum Beispiel der favorisierte Fußballverein<br />
gewonnen hat. Wer die Atmosphäre im Schnetztorstüble<br />
selbst miterleben will, kommt um einen Besuch nicht herum.<br />
Sich ein eigenes Bild von einer der ältesten Konstanzer<br />
Kneipen zu machen ist sicher eine Erfahrung wert. Auf<br />
qualmige Luft, und „schlechte“ Witze (vor allem als Frau)<br />
sollte man zwar gefasst sein, aber es wird ein spaßiger<br />
Abend werden. „Kommt gerne wieder und bringt nächstes<br />
Mal eure Kollegen mit“, ruft Harald uns beim Hinausgehen<br />
zu.<br />
* Name von der Redaktion geändert
30<br />
Zwei Seelen<br />
T: Kolumne von Marc-Julien Heinsch<br />
I: Caroline Weigele<br />
-<br />
Meine Generation wächst mit<br />
Überfluss in allen Lebensbereichen<br />
auf. Alles muss sofort<br />
verfügbar und am besten perfekt<br />
sein. Das führt dazu, dass die<br />
kleinen Dinge nicht mehr<br />
geschätzt werden und meine<br />
Altersgenossen und ich nicht<br />
mehr bereit sind, für das<br />
Alltägliche zu kämpfen.<br />
So zumindest die Diagnose einer 77<br />
Jahre alten Dame. Ich traf sie im Rahmen<br />
einer Recherche. Wir sprachen über die<br />
großen Themen: Liebe, Beziehung und<br />
überhaupt das, was man in der Rückschau<br />
ein gelungenes Leben nennen würde. Und<br />
dann meine Frage: Was ist der zentrale<br />
Unterschied zwischen unseren Generationen?<br />
Ihre Antwort traf präzise wie ein<br />
Leberhaken.<br />
Hatte sie Recht? Ist sie Kind einer<br />
guten alten Zeit, von der meine Altersgenossen<br />
und ich ausgeschlossen sind?<br />
Einer Zeit frei von „digitalem ADHS“ und<br />
der Maximierung des „Du verpasst gerade<br />
etwas Gigantisches du Trottel“-Gefühls?<br />
Diese gute alte Zeit – ein Begriff, bei dem<br />
man immer skeptisch werden sollte<br />
– bedeutete die nicht auch fixe Schichtzugehörigkeit,<br />
starre Geschlechterrollen<br />
und einen vorgezeichneten Lebensweg?<br />
Was hätte das für mein Leben bedeutet?<br />
Nun, zunächst einmal: Arbeiterkind, also<br />
selbst auch Arbeiter in der Autofabrik,<br />
die meine Heimatstadt überwuchert wie<br />
ein riesiges, stahlgraues Krebsgeschwür.<br />
SPD-Wähler qua Geburt, liberale Ansichten,<br />
aber kein Bildungshaushalt – Akademiker<br />
im Familienkreis? Eher nicht.<br />
Mann, also mit Mitte 20 Ehemann und<br />
Vater. Ein Haus kaufen, nur ein paar<br />
Straßen vom Elternhaus entfernt. Die<br />
eigenen Kinder besuchen dieselbe Schule<br />
wie man selbst und die eigenen Eltern<br />
davor. Schließlich alt werden, sterben<br />
und in dem Grab beerdigt werden, in dem<br />
man die eigenen Eltern und die ihre<br />
Eltern davor beerdigt haben.<br />
In Goethes Faust heißt es: „Zwei<br />
Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die<br />
eine will sich von der andern trennen.“<br />
Einerseits spüre ich die Anziehung, die<br />
solche Beschaulichkeit auf mich ausübt.<br />
Heimat, Familie, Altbekanntes, wohlig<br />
Warmes, in das man sich einkuscheln<br />
kann und an dem man sich nicht aufreiben<br />
muss. Der erdige Geruch von Ursprünglichkeit<br />
und der Drang, an einem<br />
Ort Wurzeln zu schlagen, wie ein kluger<br />
alter Baum. Und dann ist da mein<br />
Seelenteil, der kotzen möchte, ob des<br />
Muffs dieser – vor allem anderen – alten<br />
und verklärten Zeit. Dieser Teil meines<br />
Ichs ist getrieben von dem Wunsch,<br />
einmal möglichst weit weg von jenem<br />
Familiengrab seine Ruhe zu finden. Nun<br />
ist aber beides da. Mein innerer Kulturkritiker<br />
liegt im ewigen Clinch mit meinem<br />
progressiven Utopisten-Ich. Und mit<br />
diesem inneren Zwist bin ich nicht allein.<br />
Katastrophale Gegenwartsdiagnosen<br />
ziehen sich durch alle Epochen menschlicher<br />
Geistesgeschichte ebenso wie das<br />
andere Extrem, die Verurteilung der<br />
Vergangenheit und der sture, weil als<br />
einzig möglicher erachtete Blick nach<br />
vorn. Die Klage über eine „Welt aus den<br />
Fugen“ (Frank-Walter Steinmeier) aber<br />
wird zur Zeit viel zu häufig und zu<br />
leichtfertig wiedergekäut und nimmt so<br />
überhand. Wir sollten nicht den Fehler<br />
machen, aus einem Gefühl der Haltlosigkeit<br />
zu schließen, dass wir das Rad der<br />
Zeit zurückdrehen und angeblich identitäts-<br />
und damit orientierungsstiftende<br />
Ordnungen wiederherstellen könnten und<br />
sollten.<br />
Für mich liegt der elementare Unterschied<br />
zwischen meiner Generation und<br />
der Generation der erwähnten älteren<br />
Dame darin, dass wir heute alle scheinbaren<br />
Wahrheiten in Frage stellen können.<br />
Das ist anstrengend, vielleicht anstrengender<br />
als sich an feste Welt-, Werte- und<br />
Rollenbilder zu halten. Dennoch lohnt es<br />
sich, dergestalt mündig zu sein und dieses<br />
Leben anzunehmen.<br />
Was fehlt uns dann aber, dass wir uns<br />
in einer aus dem Lot geratenen Welt<br />
wähnen? Woran es uns mangelt, und hier<br />
wage ich nun selbst eine Art kulturkritische<br />
Zeitdiagnose, ist keine alte Wahrheit<br />
im neuen Gewand, sondern ein Narrativ.<br />
Eines, das unserem Leben einen<br />
größeren Sinn verleiht als das bloße mehr<br />
und mehr im Leben als Konsument und<br />
Selbstoptimierer. In der Bewegung des<br />
Freischwimmens haben viele Generationen<br />
über die Jahre die beinahe totale<br />
Freiheit mit all ihren Licht- und Schattenseiten<br />
errungen. Dabei war es notwendig,<br />
verstärkt nach uns selbst zu schauen, und<br />
wir haben es als Teil unseres Lebens<br />
akzeptiert, ständig an uns zu arbeiten.<br />
Nun, da wir meinen, in diesem<br />
Prozess etwas Essentielles verloren zu<br />
haben, und beginnen, nach der guten<br />
alten Zeit zu lechzen, brauchen wir ein in<br />
die Zukunft gerichtetes Narrativ. Ohne ein<br />
solches sehe ich die Gefahr, dass die<br />
reaktionäre Seele in uns allen die Oberhand<br />
gewinnen könnte. Dieses Narrativ<br />
wird uns aber niemand ausformuliert<br />
vorlegen. Auch nicht Martin Schulz. Wir<br />
müssen es selbst schreiben. Wir sind jung<br />
und haben es in der Hand.
Seezeit hilft<br />
BAföG-Amt<br />
Gustav-Schwab-Straße 5<br />
78467 Konstanz<br />
Tel +49 7531 - 88 7265<br />
Fax +49 7531 - 88 7299<br />
bafoeg@seezeit.com<br />
Mo - Do 9.00 - 12.00<br />
+ 13.00 - 15.30 Uhr<br />
Service Center<br />
Erste Hilfe zu allen Seezeit-Themen.<br />
Uni Konstanz, Ebene A 5<br />
Tel +49 7531 - 88 7400<br />
Fax +49 7531 - 88 7444<br />
servicecenter@seezeit.com<br />
Mo - Do 9.00 - 15.30 Uhr<br />
Fr 9.00 - 13.30 Uhr<br />
Studentisches Wohnen<br />
Uni Konstanz, Ebene K 3<br />
studentisches.wohnen@seezeit.com<br />
Mo - Do 9.00 - 12.00<br />
+ 13.00 - 15.00 Uhr<br />
Fr 9.00 - 12.00 Uhr<br />
Sozialberatung<br />
PBS<br />
Für Fragen zu Studienfinanzierung,<br />
Studium mit Kind und barrierefreiem<br />
Studieren.<br />
Uni Konstanz, K 401<br />
Tel +49 7531 - 88 7305,<br />
vormittags erreichbar.<br />
sozialberatung@seezeit.com<br />
Sprechzeiten:<br />
Mo 9.30 - 11.30 Uhr im Service Center<br />
Di 9.30 - 11.30 Uhr in K 401,<br />
sowie nach Absprache.<br />
Psychotherapeutische Beratungsstelle<br />
für Hilfe & Beratung bei Krisen im Studium,<br />
psychischen und seelischen Problemen.<br />
Uni Konstanz, Ebene K 3, K 313 - 315<br />
Tel +49 7531 - 88 7310<br />
pbs@seezeit.com<br />
Anmeldezeiten:<br />
Mo + Mi + Fr 11.00 - 12.00 Uhr<br />
HTWG Konstanz<br />
Seitenanbau Gebäude G<br />
Tel +49 7531 - 88 7310/ -11<br />
tina.scheu@seezeit.com<br />
Anmeldezeiten:<br />
Mo + Mi + Fr 11.00 - 12.00 Uhr<br />
Sprechzeiten:<br />
Mi 17.00 - 18.00 Uhr<br />
Seezeit
32<br />
Wir kümmern uns.<br />
Sie suchen ein Zimmer oder einen Nebenjob?<br />
Sie haben Fragen zu BAföG oder Kinderbetreuung?<br />
Sie brauchen psychotherapeutische Beratung<br />
oder Hilfe bei der Studienfinanzierung?<br />
Oder Sie wollen einfach nur wissen,<br />
was es heute in der Mensa gibt?<br />
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