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Prof. Dr.-Ing. R. Laur - Universität Bremen

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Institut für Theoretische<br />

Elektrotechnik und Mikroelektronik<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Skript zur Vorlesung<br />

Integrierte Schaltungen I<br />

(Sommersemester)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong><br />

(Korrekturversion, April 2001)


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

1 Grundlagen integrierter Schaltungen<br />

1.1 Geschichtlicher Überblick<br />

Die moderne Mikroelektronik ermöglicht die Entwicklung komplexer und qualitativ hochwertiger<br />

elektronischer Geräte und Systeme. Die Grundbausteine stellen integrierte Schaltungen<br />

(IS) dar. Dies sind Schaltungsanordnungen, die eine Vielzahl elektronischer Funktionselemente<br />

auf einem gemeinsamen Substrat in mechanischer und elektrischer Verbindung enthalten.<br />

Im folgenden sollen lediglich monolithisch integrierte Schaltungen auf Siliziumbasis<br />

betrachtet werden. Auf der Oberfläche eines Siliziumplättchens (Chip) mit wenigen Millimetern<br />

Kantenlänge, wird mit technologischen Prozessen (Planartechnik) eine Vielzahl an Einzelkomponenten<br />

(Transistoren, Dioden, Widerständen und Kapazitäten) realisiert, die durch<br />

ein Leiterbahnsystem elektrisch miteinander verbunden sind. Die Gründe für die stürmische<br />

Entwicklung der Mikroelektronik liegen in den Vorteilen der monolithischen Integration:<br />

• Starke Miniaturisierung, dadurch eine erhebliche Reduktion von Gewicht und<br />

Volumen der Systeme und Geräte. Die kleine Geometrie der Funktionselemente<br />

und der Verbindungsleitungen ergibt eine Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit<br />

und eine Reduzierung der Verlustleistung.<br />

• Kollektive Fertigungsschritte: Es werden gleichzeitig eine große Anzahl an<br />

Schaltkreisen gefertigt. Die Herstellungskosten der einzelnen Schaltung werden<br />

damit drastisch reduziert.<br />

• Durch die Reduktion der Verbindungsstellen (Lötstellen) wird die Zuverlässigkeit<br />

des Gesamtsystems deutlich erhöht.<br />

• Der hohe Integrationsgrad ermöglicht die wirtschaftliche Realisierung<br />

komplexer Systeme hoher Funktionalität und hoher Leistungsfähigkeit.<br />

Im folgenden werden die wesentlichen Entwicklungen genannt, die zum Siegeszug der Mikroelektronik<br />

geführt haben:<br />

23.12.1947: Erster Transistor, entwickelt von W. Shockley, W. Brattain und J. Bardeen in<br />

den Bell-Laboratorien, Murray Hill (NJ). Es handelte sich um einen Germanium-Spitzentransistor.<br />

Das Wort „Transistor“ wurde aus den Begriffen „transfer“<br />

und „resistor“ zusammengesetzt (s. Abb. 1.1).<br />

1953: Erstmalige Herstellung von reinem, einkristallinem Silizium in den Laboratorien<br />

der Siemens AG.<br />

ca. 1955: Entwicklung der Planartechnologie und des Fotolitografieverfahrens.<br />

1956 Verleihung des Nobelpreises an Shockley, Bardeen und Brattain für die Entwicklung<br />

des Transistors.<br />

1959: Realisierung der ersten integrierten Schaltung in den Bell-Laboratorien von R.<br />

Noyce, J. Kilby und K. Lehovec. Das Patent beschreibt eine Schaltung mit einem<br />

Transistor und einigen Widerständen und Dioden.<br />

1960: Entwicklung des MOS-Feldeffekttransistor von M. Atalla und D. Khang.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 3 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

Abbildung 1.1: Die Erfinder des Transistors (Bardeen stehend links, Brattain rechts,<br />

Shockley sitzend und der erste Transistor.<br />

Abbildung 1.2: Integrierte Schaltung von Noyce, J. Kilby und K. Lehovec<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 4 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

ab 1960: Zunehmende Bedeutung integrierter Schaltungen, Entwicklung von standardisierten<br />

Schaltungen, Fertigung in hohen Stückzahlen. Digitaltechnik: Gatter, Flip-<br />

Flops etc., Analogtechnik: Operationsverstärker.<br />

Rasante technologische Entwicklung: Verkleinerung der Strukturen (Bauelemente),<br />

Vergrößerung der Chipfläche, ca. Verdopplung der Transistorfunktion/Chip<br />

pro Jahr. Folge: Die zunehmende Komplexität und zunehmende Spezialisierung<br />

ergaben geringere Stückzahlen und damit höhere Preise pro Schaltung.<br />

1969: Entwicklung des Ein-Chip-Mikroprozessors von H. E. Hoff (Intel Corporation):<br />

Erster universeller Digitalbaustein, der durch Software seine spezifische Funktion<br />

erhält (Zentraleinheit eines Digitalrechners auf einem Chip) und damit in großen<br />

Stückzahlen einsetzbar war. Dies war die „Initialzündung“ der Mikroelektronik,<br />

welche die folgende rasante Entwicklung ermöglichte.<br />

Der zunehmende Bedarf an Rechen- und Speicherleistung hat zur Entwicklung<br />

immer leistungsfähigerer Mikroprozessoren geführt. Gleichzeitig stieg der Bedarf<br />

an Speicher an. Die Entwicklung konnte dem Bedarf durch die ständige Verkleinerung<br />

der minimalen Strukturabmessungen und die Vergrößerung der Chipfläche<br />

folgen. G.E. Moore sagte bereits Anfang der siebziger Jahre eine Vervierfachung<br />

des Integrationsgrades (Bauelemente/Chip) alle 3 Jahre voraus. Diese Vorhersage<br />

wurde von der Praxis bisher gut bestätigt. In Abbildung 1.3 ist die Entwicklung<br />

des Integrationsgrades am Beispiel marktführender Speicher- und Mikroprozessorprodukte<br />

dargestellt.<br />

2000: Nobelpreis für Jack Kilby<br />

Number of Transistors per Chip<br />

1G<br />

100M<br />

10M<br />

1M<br />

100K<br />

10K<br />

1K<br />

1K<br />

4004<br />

4K<br />

8080<br />

16K<br />

8085<br />

256K<br />

1M<br />

80286<br />

68000<br />

8086<br />

68020<br />

64K<br />

80386<br />

Pentium Pro<br />

MPU and Cache<br />

Memory Chip<br />

P7?<br />

4M<br />

Pentium Pro<br />

MPU Only<br />

80486 Pentium<br />

LSI Logic<br />

IBM Gate Array<br />

Gate<br />

Microprocessor/Logic<br />

Memory (DRAM)<br />

70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00<br />

Abbildung 1.3: Entwicklung des Integrationsgrades integrierter Schaltungen<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 5 - ITEM<br />

Year<br />

16M<br />

64M<br />

256M<br />

1G<br />

P8?


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

Die steigenden Integrationsgrade haben zu der in Tabelle 1.1 angeführten formalen Einteilung<br />

geführt.<br />

Bezeichnung Chipfläche/ mm 2 Transistoren/Chip<br />

SSI (Small Scale Integration) ≈ 1 mm 2 < 10 2<br />

MSI (Medium Scale Integration) < 10 mm 2 < 10 3<br />

LSI (Large Scale Integration) < 20 mm 2 < 10 5<br />

VLSI (Very Large Scale Integration) < 100 mm 2 ≈ 10 6<br />

ULSI (Ultra Large Scale Integration) > 100 mm 2 >> 10 6<br />

Tabelle 1.1: Grobe Einteilung des Integrationsgrades<br />

Charakteristiken mikroelektronischer Schaltungen sind:<br />

• minimale Strukturabmessungen<br />

• Anzahl Transistoren/Chip<br />

• Chipfläche<br />

• Schaltzeiten/Grenzfrequenzen<br />

• Leistungsverbrauch/Grundschaltung<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 6 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

Abbildung 1.4: Chipfoto einer integrierten Schaltung (INTEL 8080)<br />

1.2 Integrierte Strukturen - Fotolithografie<br />

Auf dem in Abbildung 1.4 abgebildeten Chip sind Strukturen zu erkennen, die über metallische<br />

Leiterbahnen verbunden sind. Diese Strukturen bilden die einzelnen Elemente der integrierten<br />

Schaltung, wie z.B. Transistoren, Dioden und Widerstände. Am Rand sind die Bondflecken<br />

zu erkennen, über die eine Verbindung zu den Anschlüssen des Gehäuses erfolgt.<br />

In der Abbildung 1.5, die einen Ausschnitt aus einer integrierten Schaltung zeigt, kann man<br />

die Realisierung einzelner Schaltungselemente durch strukturierte p- und n- Zonen auf dem<br />

Chip erkennen. Mit Hilfe der Fotolithografie werden die Strukturen von einer Fotomaske auf<br />

die Halbleiterscheibe übertragen. In Abbildung 1.6 ist beispielhaft dargestellt, wie Fenster in<br />

einer SiO2-Schicht erzeugt werden können. Nach der Oxidation der Si-Oberfläche (a) wird<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 7 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

mit einer Lackschleuder ein Tropfen Fotolack auf der rotierenden Scheibe verteilt. Dabei entsteht<br />

eine dünne und gleichmäßige Fotolackschicht (b). Im Anschluß daran wird der Fotolack<br />

durch eine Maske hindurch mit ultraviolettem Licht belichtet (c). Der Fotolack wird entwikkelt.<br />

Dabei werden die belichteten (Positivlack) oder alternativ die unbelichteten (Negativlack)<br />

Fotolackflächen entfernt. Durch die Fotolackfenster hindurch wird die SiO2-Schicht<br />

weggeätzt (e). Zum Schluß wird der Fotolack entfernt und die Scheibe gereinigt. Die Struktur<br />

der SiO2-Schicht entspricht jetzt derjenigen der Fotomaske und kann jetzt z.B. als Maskierung<br />

bei der Diffusion von Dotierungsstoffen dienen. Dieser Prozeß wiederholt sich bei der Herstellung<br />

von integrierten Schaltungen mehrfach.<br />

T1<br />

T2<br />

Ausgang Q Versorgungs-<br />

R1 spannung<br />

���� ����� ����<br />

���� ��� � � ����<br />

���� ��� � � ����<br />

���� ��� ����� �� ����<br />

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��<br />

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����<br />

���<br />

�� �� ���� �<br />

����<br />

���<br />

�� ��� ��<br />

�� ��<br />

�� ��<br />

��<br />

T1<br />

p<br />

T2 p p<br />

+<br />

n -<br />

n - ���<br />

�� ��<br />

Q U (+)<br />

�� �� ��<br />

�� �<br />

�� n p � �� ��<br />

��<br />

R1<br />

R2<br />

+ n +<br />

Kontaktierungsflecken<br />

o<br />

n<br />

�<br />

+<br />

E E'<br />

n-Insel<br />

�������������� ���<br />

��������������<br />

n ���<br />

+<br />

E B C SiO Al<br />

2<br />

n +<br />

n +<br />

p + p p<br />

p +<br />

n +<br />

n -<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

R2<br />

Kontaktfenster<br />

p-Isolationsring<br />

Transistor Widerstand<br />

Abbildung 1.5: Ausschnitt aus einer integrierten Schaltung<br />

n -<br />

p-Substrat<br />

p +<br />

Schnitt E-E'<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 8 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

In Abbildung 1.7 sind die einzelnen Prozeßschritte zur Herstellung einer IS am Beispiel eines<br />

npn-Transistors dargestellt. Abbildung 1.8 faßt die Herstellungsschritte bis zur Montage im<br />

Gehäuse mit Kontaktierung zusammen.<br />

�����<br />

�����<br />

�������� ��������� �����������<br />

�����<br />

���������������������������������������<br />

����<br />

����<br />

SiO2 (z.B.1µm dick) Fotolack (z.B. 0,5µm dick)<br />

Si<br />

�������� ��������� �����������<br />

�����<br />

UV-Licht<br />

���������������������������������������<br />

���������������������������������������<br />

�����}<br />

�����<br />

���������������������������������������<br />

a) b) c)<br />

"Fotolackmaske" Fenster in der SiO2-Schicht<br />

d) e) f)<br />

a) Oxidierte Si-Scheibe<br />

b) Fotolack aufgebracht<br />

c) Justieren und Belichten (Kontaktkopie)<br />

d) Fotolack entwickelt (Fotolackmaske)<br />

e) SiO2-Schicht geätzt<br />

Fotolack- und Ätzprozeß (mit Positiv-Lack)<br />

f) Fotolack entfernt (Kontaktfenster oder SiO2-Maske für Diffusion)<br />

SiO 2<br />

�����<br />

Glasträger<br />

Maske<br />

FotoemulssionoderChromschicht<br />

Abbildung 1.6: Fotolithografie am Beispiel der Fenstererzeugung in einer SiO2 -Schicht<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 9 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

��������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������<br />

p -<br />

SiO2<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��� �<br />

��� ��� ���<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��� �����<br />

����� �������������������������������������������������������������������������� ���<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��<br />

As<br />

n +<br />

p<br />

��������<br />

-<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

�������������<br />

���������<br />

p +<br />

������������<br />

B<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

� ��<br />

������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

��<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

B<br />

n -<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�� �<br />

��� �����<br />

��������������������������<br />

p<br />

p + p +<br />

��������������������������<br />

n -<br />

�������������<br />

�������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��<br />

�������������<br />

�������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

������������<br />

�������������<br />

���<br />

�� ��<br />

������������<br />

�<br />

��������������������������<br />

��������<br />

���<br />

P<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

��������������������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

p n+ n+<br />

p + p +<br />

�������������<br />

�������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��<br />

�������������<br />

�������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

������������<br />

������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

���<br />

�� ��<br />

������������<br />

�<br />

���������������������������� �������� �n+<br />

�� n+<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

� ��<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

�������������<br />

������������<br />

���<br />

�� �� �<br />

��������������������������<br />

B E C<br />

p�������<br />

��<br />

n+ �� n+<br />

������������<br />

n +<br />

n +<br />

n +<br />

n +<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

�����������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������������������������<br />

��<br />

�������������<br />

�������������<br />

�������������������������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������������������������<br />

n -<br />

n -<br />

p -<br />

p +<br />

p -<br />

p -<br />

p -<br />

� Al<br />

p<br />

p + p +<br />

n -<br />

n +<br />

p -<br />

p + p +<br />

n +<br />

n -<br />

p -<br />

Thermische Oxidation der polierten Substratscheibe<br />

Maske für Subkollektoren ("buried layer")<br />

Diffusion von Arsen (oder Antimon), Abnahme des SiO2<br />

Epitaxie, anschließend Oxidation<br />

Maske für Isolationsringe<br />

Diffusion von Bor, Oxidation während der Nachdiffusion<br />

Basis- (und Widerstands-) Maske<br />

Diffusion von Bor, Oxidation während der Nachdiffusion<br />

Emitter- Maske (einschließlich Kollektorkontaktzonen)<br />

Diffusion von Phosphor (oder Arsen), Oxidation während<br />

der Nachdiffusion<br />

Kontaktfenster - Maske<br />

Aufdampfen von Aluminium (ganzflächig)<br />

Metallisierungs - Maske<br />

Tempern der Aluminium - Strukturen<br />

Abbildung 1.7: Prozeßfolge bei der Herstellung einer integrierten Schaltung<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 10 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

a) Herstellung einer Fotomaske aus der Maskenvorlage<br />

b) Einbau einer IS in ein Flachgehäuse<br />

c) Arbeitsschritte bei der Nagelkopfkontaktierung (Bonding)<br />

Abbildung 1.8: Übersicht über die Herstellungsschritte einer IS<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 11 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

1.3 Physikalische Grundlagen, die Halbleitergrundgleichungen<br />

Ausgehend von den vollständigen Maxwellschen Gleichungen<br />

�<br />

� dB<br />

rotE<br />

= − , (1.1)<br />

dt<br />

�<br />

� � dD<br />

rotH<br />

= J + , (1.2)<br />

dt<br />

divD = ρ<br />

�<br />

, divB = 0 , (1.3)<br />

�<br />

� � � �<br />

D = ε ⋅ E , B = µ ⋅ H , (1.4)<br />

ergibt sich unter Vernachlässigung des magnetischen Feldes im Halbleiter<br />

rotE = 0 und damit . (1.5)<br />

�<br />

E = −gradΨ<br />

�<br />

Die Divergenz von (1.2) liefert die Kontinuitätsgleichung des Gesamtstroms<br />

�<br />

divJ<br />

+<br />

d<br />

dt<br />

� � dρ<br />

divD<br />

= divJ<br />

+ = 0 . (1.6)<br />

dt<br />

Aus (1.4) mit (1.5) ergibt sich die Poisson-Gleichung<br />

divD = div(<br />

−ε<br />

gradΨ)<br />

= ρ<br />

�<br />

und mit ε = const.<br />

(1.7)<br />

ρ<br />

∆Ψ = − . (1.8)<br />

ε<br />

Für die Raumladungsdichte im Halbleiter gilt<br />

N N n p q − + − ⋅ = ρ )<br />

( D A<br />

(1.9)<br />

(q: Einheitsladung n: Elektronendichte, p: Löcherdichte, ND: Donatordichte, NA: Akzeptordichte)<br />

und damit<br />

( D A).<br />

N N n p<br />

ρ q<br />

∆Ψ = − = − − + −<br />

ε ε<br />

(1.10)<br />

Die Gesamtstromdichte ergibt sich als Summe von Elektronen- und Löcherstromdichte. Beide<br />

setzen sich jeweils aus einem Feldstromanteil (<strong>Dr</strong>iftstrom) und einem Diffusionsstromanteil<br />

zusammen (Transportgleichungen):<br />

�<br />

J n = −q<br />

⋅ ( µ n ⋅ n ⋅ grad Ψ − Dn<br />

⋅ grad n)<br />

, (1.11a)<br />

�<br />

= −q<br />

⋅ µ ⋅ p ⋅ gradΨ<br />

+ D ⋅ grad , (1.11b)<br />

( p)<br />

J p<br />

p<br />

p<br />

(µn, µp : Beweglichkeiten; Dn, Dp: Diffusionskonstanten)<br />

� � �<br />

J = Jn + J p.<br />

(1.12)<br />

(1.12) eingesetzt in (1.6) ergibt<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 12 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

Mit<br />

folgt<br />

� � dρ<br />

divJ p + divJ<br />

n + = 0 . (1.13)<br />

dt<br />

∂ρ ⎛ dp dn ⎞<br />

= q ⋅⎜<br />

− ⎟−<br />

q ⋅<br />

∂t<br />

⎝ dt dt ⎠���<br />

( G − R)<br />

+ q ⋅(<br />

G − R<br />

�� �����<br />

Löcher<br />

Elektronen<br />

(G: Generationsrate, R: Rekombinationsrate).<br />

� ∂n<br />

divJ<br />

n − q ⋅ + q ⋅<br />

������<br />

∂t<br />

����� Elektronen<br />

� ∂p<br />

p<br />

������<br />

∂t<br />

����� ( G − R)<br />

+ divJ<br />

+ q ⋅ − q ⋅(<br />

G − R)<br />

= 0<br />

Löcher<br />

) (1.14)<br />

. (1.15)<br />

Die Kontinuität wird für beide Trägerarten separat vorausgesetzt (detailliertes Gleichgewicht):<br />

�<br />

divJ<br />

n<br />

�<br />

divJ<br />

p<br />

∂n<br />

− q ⋅ + q ⋅<br />

∂t<br />

∂p<br />

+ q ⋅ − q ⋅<br />

∂t<br />

Im stationären Fall gilt zudem<br />

∂n<br />

∂p<br />

= 0 und = 0.<br />

∂t<br />

∂t<br />

( G − R)<br />

,<br />

( G − R)<br />

.<br />

( G − R)<br />

=<br />

0,<br />

( G − R)<br />

= 0.<br />

Daraus folgen dann die sog. Bilanzgleichungen:<br />

�<br />

divJ<br />

n = −q<br />

⋅<br />

�<br />

divJ<br />

= + q ⋅<br />

p<br />

(1.16)<br />

(1.17)<br />

Zusammenfassung der Halbleitergrundgleichungen im stationären Fall für ε = const:<br />

Poisson-Gleichung: ( D A).<br />

N N n p<br />

ρ q<br />

∆Ψ = − = − − + −<br />

ε ε<br />

(1.10)<br />

Bilanzgleichungen:<br />

�<br />

�<br />

divJ p = q(<br />

G − R)<br />

, divJ n = −q(<br />

G − R)<br />

. (1.17)<br />

�<br />

Transportgleichungen: J n = −q<br />

⋅ ( µ n ⋅ n ⋅ grad Ψ − Dn<br />

⋅ grad n)<br />

, (1.11a)<br />

�<br />

= −q<br />

⋅ ( µ ⋅ p ⋅ gradΨ<br />

+ D ⋅ grad p)<br />

, (1.11b)<br />

J p<br />

p<br />

p<br />

Da die Trägerdichten in der Regel um viele Größenordnungen variieren, ist es sinnvoll, die<br />

Grundgleichungen statt in Trägerdichten in Quasifermipotentialen zu formulieren. Mit den<br />

folgenden Gleichungen ergeben sich die Quasifermipotentiale Φn,Φp aus den Trägerdichten<br />

unter Voraussetzung der Gültigkeit der Boltzmannstatistik:<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 13 - ITEM


Kapitel 1: Grundlagen integrierter Schaltungen Integrierte Schaltungen I<br />

⎛ 1<br />

p = n ⋅exp<br />

⎜ i ⋅<br />

⎝ uT<br />

⎛ 1<br />

n = n ⋅exp<br />

⎜ i ⋅<br />

⎝ uT<br />

( Φ − Ψ)<br />

p<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟,<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( Ψ − Φ ) ⎟.<br />

n<br />

(ni : intrinsische Dichte, uT =kT/q: Temperaturspannung, 26 mV bei 20 O C)<br />

Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt<br />

Φ<br />

n<br />

= Φ<br />

p<br />

= Φ<br />

(ΦF : Fermipotential)<br />

F<br />

.<br />

(1.18)<br />

Diffusionskonstante und Beweglichkeit der Träger sind durch die Einstein-Relation miteinander<br />

verknüpft:<br />

D<br />

D<br />

p<br />

n<br />

= u<br />

= u<br />

T<br />

T<br />

⋅ µ ,<br />

⋅ µ .<br />

n<br />

p<br />

Eingesetzt in die Transportgleichungen ergibt sich für die Löcher:<br />

�<br />

J<br />

p<br />

(1.19)<br />

⎛ Φ p − Ψ ⎞<br />

= −q<br />

⋅ µ p ⋅ p ⋅ gradΨ<br />

− q ⋅ µ p ⋅ ni<br />

⋅ exp⎜<br />

⎟<br />

⎜ ( grad p grad )<br />

u ⎟<br />

⋅ Φ − Ψ . (1.20)<br />

T<br />

��<br />

�� ⎝�����⎠<br />

p<br />

�������������������<br />

= −q⋅D<br />

⋅grad<br />

p<br />

Entsprechendes gilt für die Elektronen. Beide Gleichungen lassen sich vereinfachen zu:<br />

�<br />

J p = −q<br />

⋅ µ p ⋅ p ⋅ gradΦ<br />

p,<br />

�<br />

(1.21)<br />

J = + q ⋅ µ ⋅ n ⋅ gradΦ<br />

.<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Die Trägerströme sind demnach proportional zur Trägerdichte multipliziert mit dem Gradienten<br />

des jeweiligen Quasifermipotentials. Daraus ist für Majoritätsträger bei niedriger Injektion<br />

(d.h. Majoritätsträgerdichte >> Minoritätsträgerdichte) zu folgern, daß das Quasifermipotential<br />

der Majoritätsträger näherungsweise räumlich konstant und gleich dem Fermipotential ist.<br />

Mit (1.10) und (1.11a,b) ergeben sich drei partielle Differentialgleichungen in den Variablen<br />

Ψ, n, p bzw. Ψ, φn, φp. Diese können, unter geeigneten Randbedingungen, numerisch oder<br />

unter vereinfachenden Annahmen analytisch gelöst werden. Die Teilchenströme und der Gesamtstrom<br />

ergeben sich dann mit den Gleichungen (1.11) und (1.12) oder (1.21) und (1.12).<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 14 - ITEM<br />

p


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

2 Die pn-Diode<br />

Dioden sind Bauelemente, bei denen jeweils zwei aneinandergrenzende Gebiete mit entgegengesetzter<br />

Dotierung kontaktiert sind. Sie sind durch einen pn-Übergang (Grenzschicht<br />

zwischen den beiden unterschiedlich dotierten Gebieten) gekennzeichnet. Im folgenden wird<br />

von einer eindimensionalen Struktur ausgegangen, d.h. die Dotierungsdichte ist lediglich eine<br />

Funktion einer Koordinate.<br />

2.1 Der pn-Übergang im thermodynamischen Gleichgewicht<br />

Der Konzentrationsunterschied der Ladungsträger am pn-Übergang führt zur Diffusion der<br />

Ladungsträger über den pn-Übergang hinweg. Der dadurch verursachte Transport von Ladungen<br />

ergibt ein elektrisches Feld in der Umgebung des pn-Übergangs. Wegen des elektrischen<br />

Feldes entsteht eine von freien Ladungsträgern entblößte Schicht in der Umgebung des pn-<br />

Übergangs. Die ortsfesten ionisierten Dotierungsatome bilden eine Raumladungszone (RLZ).<br />

Im Gleichgewichtszustand wird der Diffusionsstrom der Ladungsträger durch einen entgegengesetzt<br />

gleich großen <strong>Dr</strong>iftstrom des entsprechenden Ladungsträgertyps kompensiert. Der<br />

pn-Übergang ist stromlos. Für den Löcherstrom ergibt sich damit aus (1.11b) für eindimensionale<br />

Betrachtung<br />

dp<br />

p = q(<br />

µ p pE − D ) = 0 . (2.1)<br />

dx<br />

J p<br />

Unter Verwendung der Einstein-Relation (1.19) folgt daraus<br />

Dp<br />

Edx =<br />

µ<br />

p<br />

dp<br />

p<br />

=<br />

kT<br />

q<br />

dp<br />

p<br />

. (2.2)<br />

Die Potentialdifferenz über die Raumladungsschicht ergibt sich damit zu<br />

V<br />

D<br />

Mit p = N ,<br />

p0<br />

A<br />

xn<br />

pn<br />

0<br />

kT dp kT p0<br />

∫ Edx = − = ln . (2.3)<br />

q p q p<br />

x<br />

p<br />

n0<br />

= − ∫<br />

p<br />

p<br />

n0<br />

n0<br />

p 0<br />

2 2<br />

ni<br />

ni<br />

= = folgt<br />

n N<br />

D<br />

p<br />

k T NA ND<br />

VD<br />

=<br />

q ni<br />

⋅ ⋅<br />

⋅ ln . (2.4)<br />

2<br />

17 −3<br />

10 −3<br />

Beispiel: = N = 10 cm , n ( Si,<br />

27°<br />

C)<br />

≈1,<br />

5⋅10<br />

cm , ⇒ V ≈ 0,<br />

84V<br />

N D A<br />

i<br />

D<br />

Diese Potentialdifferenz wird als Diffusionsspannung bezeichnet. Das n-Gebiet liegt dabei<br />

gegenüber dem p-Gebiet auf höherem (positivem) Potential. Außen ist diese Potentialdifferenz<br />

nicht meßbar, da sie durch eine entgegengesetzt wirkende Potentialdifferenz an den Kontakten<br />

kompensiert wird. Entsprechende Ergebnisse werden erzielt, wenn in (2.1) die Elektronenstromgleichung<br />

verwendet wird.<br />

Das elektrische Feld in der Raumladungszone läßt sich ebenso durch Integration der Poisson-<br />

Gleichung (1.10) berechnen. Dabei wird vorausgesetzt, daß die freien Ladungsträger in der<br />

RLZ vernachlässigbar sind. Im n-Gebiet der RLZ finden sich positive, ortsfeste Donatorionen<br />

der Dichte ND. Im p-Gebiet sind dies entsprechend Akzeptorionen der Dichte NA. Unter der<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 14 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

Voraussetzung, daß sich als Potentialdifferenz über die RLZ die Diffusionsspannung (2.4)<br />

ergibt, folgt für die Ausdehnung der RLZ:<br />

ρ(x)<br />

E(x)<br />

V(x)<br />

x = x + x =<br />

d n p<br />

2⋅ ε N + N<br />

⋅<br />

q N ⋅ N<br />

A D<br />

A D<br />

⋅V<br />

p-Material n-Material<br />

-x p<br />

-Q<br />

RLZ<br />

+Q<br />

E D<br />

D<br />

x n<br />

U D<br />

. (2.5)<br />

Abbildung 2.1: Der pn-Übergang im thermodynamischen Gleichgewicht<br />

2.1.1 Einseitig abrupte Übergänge<br />

Von einseitig abrupten Übergängen wird gesprochen, wenn die Donatordichte sehr viel größer<br />

als die Akzeptordichte ist oder umgekehrt. Sie bilden ein geeignetes Modell insbesondere<br />

für diffundierte Übergänge und werden auch als p + n- oder pn + -Übergänge bezeichnet.<br />

Für einseitig abrupte pn-Übergänge gilt:<br />

2 ⋅ ε 1<br />

mit NA >> ND: xd ≈ xn<br />

= ⋅ ⋅V<br />

D . (2.6)<br />

q N<br />

D<br />

Dies bedeutet, daß sich die RLZ hauptsächlich in das n-Gebiet ausbreitet.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 15 -<br />

ITEM<br />

V D<br />

x<br />

x<br />

x


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

2 ⋅ ε 1<br />

mit NA > ND bzw. N = NA, wenn NA 0 und die Sperrichtung Vpn < 0. Der Strom in Flußrichtung ist um<br />

mehrere Größenordnungen größer als der Fluß in Sperrichtung und steigt mit steigender Flußspannung<br />

exponentiell an.<br />

2.2.1 Diode in Flußrichtung<br />

Wirkt die äußere Spannung der Diffusionsspannung entgegen (Flußrichtung, Pluspol der äußeren<br />

Spannungsquelle am p-Kontakt, Vpn > 0), verringert sich der <strong>Dr</strong>iftstrom und es überwiegt<br />

der Diffusionsstrom. Es ergibt sich ein positiver Nettostrom vom p-Kontakt zum n-<br />

Kontakt. Der resultierende Nettostrom ist dabei um Größenordnungen kleiner als Diffusions-<br />

oder <strong>Dr</strong>iftstrom, d.h. beide Stromanteile weichen nur wenig voneinander ab und kompensieren<br />

sich immer noch näherungsweise, wie im Fall des thermodynamischen Gleichgewichts.<br />

Es gilt weiterhin näherungsweise (2.1)<br />

und entsprechend:<br />

dp<br />

p = q(<br />

µ p pE − D ) ≈ 0<br />

(2.9a)<br />

dx<br />

J p<br />

dp<br />

n = −q(<br />

µ nnE<br />

+ D ) ≈ 0<br />

(2.9b)<br />

dx<br />

J n<br />

Man kann dies anschaulich überprüfen, indem man aus dem Trägergradienten über die RLZ<br />

die Diffusionsstromdichte abschätzt, die sich in einer Größenordnung von mehreren 10<br />

kA/cm² ergibt, einem Wert, der um Größenordnungen über einem realistischen Wert der Nettostromdichte<br />

liegt. (2.9) kann entsprechend wie (2.1) integriert werden und es ergibt sich für<br />

die Potentialdifferenz über die RLZ entsprechend zu (2.3)<br />

kT pp0<br />

VD − Vpn = ln<br />

q p (x ) . (2.10)<br />

n n<br />

Vpn ist dabei die außen angelegte Spannung, wobei vorausgesetzt wird, daß sie vollständig<br />

über die RLZ abfällt. Unter der Voraussetzung niedriger Injektion bleibt die Majoritätsträgerdichte<br />

pp0 unverändert, während sich die Minoritätsträgerdichte am Rand der RLZ verändert.<br />

(2.10) gelöst nach der Minoritätsträgerdichte liefert<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 16 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

− qV qV<br />

D<br />

pn(<br />

xn)<br />

= p p0<br />

exp( ) exp(<br />

kT kt<br />

und mit (2.3)<br />

− qV D p<br />

exp( ) =<br />

kT p<br />

n0<br />

p0<br />

pn<br />

)<br />

, (2.11)<br />

qVpn<br />

pn<br />

( xn)<br />

= pn0<br />

exp( ) . (2.12)<br />

kT<br />

Entsprechend gilt für die Elektronen<br />

qV pn<br />

n p ( x p ) = n p0<br />

exp( ) . (2.13)<br />

kt<br />

Durch die äußere Spannung in Flußrichtung werden demnach die Minoritätsträgerdichten am<br />

Rand der RLZ angehoben. Man spricht davon, daß Minoritätsträger über die RLZ injiziert<br />

werden. An den Kontakten bleibt die Minoritätsträgerdichte konstant. Es bildet sich demnach<br />

ein Diffusionsgefälle der Minoritätsträgerdichten vom Rand der RLZ zum Kontakt aus. Die<br />

überschüssigen Minoritätsträger rekombinieren auf ihrem Weg zum Kontakt. Die Dichtestörung<br />

der Minoritätsträger nimmt exponentiell mit der Diffusionslänge Lp innerhalb einiger<br />

Diffusionslängen auf den Gleichgewichtswert ab, wenn der Abstand des Kontakts von der<br />

RLZ wesentlich größer als die Diffusionslänge ist:<br />

typisch:<br />

L = D τ , τp – Lebensdauer der Löcher im n-Gebiet (2.14a)<br />

p<br />

p<br />

p<br />

, L ≈ einige<br />

Lp n<br />

Mit Gleichung 2.12 folgt<br />

p<br />

p<br />

10µ<br />

m<br />

xn<br />

− x<br />

x)<br />

− pn0<br />

= ( pn<br />

( xn<br />

) − pn<br />

) ⋅exp(<br />

) . (2.14b)<br />

L<br />

n ( 0<br />

p<br />

qV pn xn<br />

− x<br />

x)<br />

− pn0<br />

= pn<br />

(exp −1)<br />

⋅exp(<br />

) ; x > xn > 0. (2.15)<br />

kT<br />

L<br />

n ( 0<br />

Entsprechend gilt für die Elektronen im p-Gebiet:<br />

n<br />

qVpn<br />

x + x p<br />

x)<br />

− n p0<br />

= n p (exp −1)<br />

⋅exp(<br />

) ; x < -xp < 0. (2.16)<br />

kT<br />

L<br />

p ( 0<br />

Der Minoritätsträgerstrom ist bei niedriger Injektion ein reiner Diffusionsstrom der aus dem<br />

Gradienten der Minoritätsträgerdichte (2.15, 2.16) berechnet werden kann:<br />

J<br />

p<br />

dpn<br />

= −qDp<br />

,<br />

dx<br />

p<br />

n<br />

dn p<br />

J n = qDn<br />

. (2.17)<br />

dx<br />

Am Rand der Raumladungszone (xn, -xp) ergeben sich mit (2.14 – 2.17) jeweils die Minoritätsträgerströme<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 17 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

qDp<br />

pn0<br />

qVpn<br />

J p ( xn<br />

) = (exp −1)<br />

, (2.18)<br />

L kT<br />

p<br />

qDnn<br />

p0<br />

qVpn<br />

J n ( −x<br />

p ) = (exp −1)<br />

. (2.19)<br />

L kT<br />

n<br />

Die Minoritätsträgerströme werden in Richtung zu den Kontakten aufgrund der Rekombination<br />

durch Majoritätsträgerströme ersetzt. Der insgesamt über den pn-Übergang fließende<br />

Strom, der gleichzeitig der Strom über die Kontakte ist, ergibt sich als Summe beider Minoritätsträgerströme<br />

(2.18, 2.19)<br />

Dp<br />

pn0<br />

Dnn<br />

p0<br />

qVpn<br />

J = J p ( xn<br />

) + J n ( −x<br />

p ) = q(<br />

+ )(exp −1)<br />

. (2.20)<br />

L L kT<br />

p<br />

Bei der Herleitung von (2.14) wurde davon ausgegangen, daß der Abstand zwischen RLZ und<br />

Kontakt erheblich größer als die Diffusionslänge ist (wp,n >>Lp,n, lange Diode). Ist dies nicht<br />

der Fall, ist die Rekombination zwischen RLZ und Kontakt vernachlässigbar. Der Minoritätsträgerstrom<br />

ist dann über die Strecke wp,n konstant und die Minoritätsträgerdichte fällt linear<br />

vom Rand der RLZ bis zum Kontakt auf den Wert 0 ab. Ist beispielsweise das n-Gebiet kurz<br />

gegenüber der Diffusionslänge Lp, so ist in (2.20) Lp durch die Länge des n-Gebiets wn zu<br />

ersetzen. Bei einer kurzen Diode erhöht sich dementsprechend der Diffusionsstrom einer Ladungsträgerart.<br />

Abbildung 2.2 zeigt im oberen Bild die Stromdichte J und symbolisch die Rekombination der<br />

injizierten Minoritätsträger innerhalb einiger Diffusionslängen vom Rand der RLZ. Im Bild<br />

darunter wird die Anhebung der Minoritätsträgerdichten an den Grenzen der RLZ durch Injektion<br />

dargestellt. Die injizierten Minoritätsträger diffundieren in das Bahngebiet hinein und<br />

rekombinieren dabei mit den jeweiligen Majoritätsträgern. Die zur Rekombination, z.B. im<br />

n-Gebiet benötigten Majoritätsträger werden zunächst aus dem Reservoir des n-Gebietes entnommen,<br />

aus Neutralitätsgründen durch einen Elektronenstrom Jn vom n-Gebietsende jedoch<br />

sofort nachgeliefert. Im n-Gebiet ändert sich entlang des Ortes das Verhältnis von Minoritätsträgerstrom<br />

IP zum Majoritätsträgerstrom kontinuierlich. Die Gesamtstromdichte J bleibt über<br />

die Länge der Diode aus Kontinuitätsgründen konstant.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 18 -<br />

ITEM<br />

n


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

I<br />

n<br />

p<br />

In Ip I<br />

0<br />

p p0<br />

n p0<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

p n<br />

Diffusion,<br />

Rekombination<br />

I n<br />

n p<br />

+<br />

V PN > 0V<br />

Abbildung 2.2: pn-Diode mit angelegter Flußspannung<br />

-x p<br />

x n<br />

p n<br />

I<br />

I p<br />

n n0<br />

Diffusion,<br />

Rekombination<br />

2.2.2 Diode in Sperrichtung<br />

Wirkt die äußere Spannung in Richtung der Diffusionsspannung (Sperrichtung, Minuspol der<br />

äußeren Spannungsquelle am p-Kontakt, Vpn < 0), überwiegt der <strong>Dr</strong>iftstrom den Diffusionsstrom.<br />

Da der <strong>Dr</strong>iftstrom ein Minoritätsträgerstrom ist, ist der Nettostrom in Sperrichtung um<br />

Größenordnungen kleiner als der Diffusionsstrom und geht bereits für kleine Sperrspannungen<br />

in die Begrenzung (Sperrsättigungsstrom), da der Vorrat an Minoritätsträgern erschöpft.<br />

Es gelten weiterhin die Gleichungen 2.12 und 2.13, da <strong>Dr</strong>ift- und Diffusionsstrom nur wenig<br />

voneinander abweichen. Wegen des negativen Vorzeichens von Vpn werden jetzt allerdings<br />

die Minoritätsträgerdichten an den Rändern der RLZ abgesenkt. Die Gleichungen 2.18 bis<br />

2.20 für die Minoritätsträgerströme und für den Gesamtstrom gelten weiterhin identisch.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 19 -<br />

ITEM<br />

J<br />

p n0<br />

x<br />

X


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

I<br />

n<br />

p<br />

In, Ip<br />

0<br />

I<br />

pp0<br />

np0<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

p n<br />

Diffusion,<br />

Generation<br />

np<br />

+<br />

VPN < 0V<br />

-xp<br />

RLZ<br />

Abbildung 2.3: pn-Diode mit angelegter Sperrspannung<br />

xn<br />

pn<br />

J<br />

Diffusion,<br />

Generation<br />

2.3 Die ideale Diode (Shockley-Gleichung)<br />

Gleichung 2.21 beschreibt die Gesamtstromdichte in der Diode in Fluß- und Sperrichtung.<br />

Der Diodenstrom ergibt sich durch Multiplikation mit der Querschnittsfläche A der Diode:<br />

V pn ⎛ ⎞<br />

⎜ VT<br />

I = ⋅ −1<br />

⎟<br />

D IS<br />

e<br />

(2.21)<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 20 -<br />

ITEM<br />

Ip<br />

In<br />

nn0<br />

p n0<br />

x<br />

x


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

mit I q A D D<br />

p<br />

L L n<br />

⎛ p<br />

⎞<br />

n<br />

S = ⋅ ⋅ ⎜ ⋅ n + ⋅ ⎟<br />

0 p0<br />

⎟ , Sperrsättigungsstrom und (2.21a)<br />

⎝ p<br />

n ⎠<br />

kT<br />

VT = , Temperaturspannung. (2.21b)<br />

q<br />

In Abbildung 2.4 wird die Kennlinie der idealen Diode dargestellt. Im Sperrbereich (unteres<br />

Diagramm) wird für geringe Sperrspannungen der konstante Sperrsättigungsstrom erreicht.<br />

Im Flußbereich steigt der Strom oberhalb einer Schwellenspannung (ca. 0,7 V bei Silizium)<br />

exponentiell an.<br />

I D/A<br />

I D<br />

0.04<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

5 10 16<br />

I D/A<br />

5 10 16<br />

1 10 15<br />

1.5 10 15<br />

Abbildung 2.4: Kennlinie der idealen Diode<br />

+<br />

V PN<br />

0<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9<br />

0<br />

V PN/V<br />

1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0.2<br />

V PN/V<br />

2.4 Dynamisches Verhalten der Diode<br />

Das dynamische Verhalten der Diode wird durch die in und im Bereich der RLZ gespeicherte<br />

Ladung bestimmt. Üblicherweise werden die Effekte der Ladungsspeicherung modellhaft<br />

durch Kapazitäten beschrieben.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 21 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

2.4.1 Sperrschichtladung, Sperrschichtkapazität<br />

Die außen angelegte Spannung wird (teilweise) durch die Variation der Breite der RLZ kompensiert.<br />

In Sperrichtung verbreitert sich die RLZ. In Flußrichtung wird die RLZ schmaler. In<br />

Flußrichtung gilt dies, solange die außen angelegte Flußspannung deutlich geringer als die<br />

Diffusionsspannung ist. Bei höheren Flußspannungen und damit höheren Diodenströmen treten<br />

resistive Effekte auf, die dafür verantwortlich sind, daß die an der RLZ anliegende Spannung<br />

geringer als die Diffusionsspannung bleibt. Mit der o.a. Näherung eines einseitig abrupten<br />

pn-Übergangs (2.8) ergibt sich die Breite der RLZ zu<br />

x<br />

d<br />

≈<br />

2 ⋅ ε V<br />

⋅<br />

q<br />

D<br />

− V<br />

N<br />

pn<br />

. (2.22)<br />

Die RLZ dehnt sich im wesentlichen in das niedrig dotierte Gebiet aus. Die pro Flächeneinheit<br />

gespeicherte Ladung Q’ ergibt sich damit zu<br />

Q'= q ⋅ N ⋅ xd<br />

= 2ε<br />

⋅ q ⋅ N ⋅(<br />

VD<br />

−V<br />

pn ) . (2.23)<br />

Im hochdotierten Gebiet ist die entsprechende Ladung mit umgekehrten Vorzeichen gespeichert.<br />

Für die auf die Flächeneinheit bezogene Kapazität der RLZ (Sperrschichtkapazität)<br />

folgt<br />

C'<br />

J<br />

dQ'<br />

∂<br />

= =<br />

dV dV<br />

pn<br />

pn<br />

( q ⋅ N ⋅ x )<br />

d<br />

=<br />

ε ⋅q<br />

⋅ N<br />

2⋅<br />

( V −V<br />

)<br />

D<br />

pn<br />

=<br />

ε ⋅q<br />

⋅ N<br />

⋅<br />

2⋅V<br />

D<br />

1<br />

V<br />

1−<br />

V<br />

pn<br />

D<br />

. (2.23a)<br />

Durch Multiplikation mit der Querschnittsfläche A ergibt sich die Sperrschichtkapazität<br />

C<br />

J<br />

mit C<br />

1<br />

= C J 0 ⋅ , (2.23b)<br />

V pn<br />

1 −<br />

V<br />

J 0<br />

= A⋅<br />

D<br />

ε ⋅ q ⋅ N<br />

2⋅V<br />

typisch: CJ 0 ≈ 0,<br />

2 2<br />

D<br />

fF<br />

µ m<br />

( Sperrschichtkapazität im spannungslosen Zustand).<br />

Üblicherweise wird ein etwas modifiziertes Modell der Sperrschichtkapazität verwendet:<br />

C<br />

j<br />

⎡ V<br />

= C ⋅ 1−<br />

⎣<br />

⎤<br />

− p<br />

PN<br />

j0<br />

⎢<br />

V<br />

⎥ . (2.24)<br />

D<br />

⎦<br />

Die Koeffizienten p (0.3 .. 0.5) und C werden durch Messungen bestimmt.<br />

j0<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 22 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

Cj0<br />

Cj<br />

0<br />

Abbildung 2.5: Sperrschichtkapazität in Abhängigkeit von der angelegten Spannung<br />

Abbildung 2.5 zeigt qualitativ den Verlauf der Sperrschichtkapazität in Abhängigkeit von der<br />

Diodenspannung. Mit zunehmender Sperrspannung wird die Sperrschichtkapazität wegen der<br />

zunehmende Weite der RLZ reduziert. In Flußrichtung ergibt sich theoretisch ein Pol bei<br />

Vpn=VD. Dieser wird geeignet vermieden (gestrichelter Verlauf).<br />

2.4.2 Diffusionsladung, Diffusionskapazität<br />

Die Gleichungen 2.15 und 2.16 zeigen den Verlauf der durch Injektion erzeugten Dichtestörung<br />

der Minoritätsträger.<br />

Vpn<br />

xn<br />

− x<br />

x'<br />

∆ pn ( x)<br />

= pn<br />

( x)<br />

− pn0<br />

= pn0<br />

(exp −1)<br />

⋅ exp( ) = ∆p(<br />

xn<br />

) ⋅ exp( ) (2.25)<br />

V<br />

L<br />

L<br />

mit x’ = x - xn.<br />

T<br />

Die gespeicherten Minoritätsträger ergeben mit (2.18) die pro Flächeneinheit gespeicherte<br />

Ladung:<br />

∞<br />

∆Q′ p = q∫<br />

x<br />

n<br />

VD<br />

p<br />

T<br />

VPN<br />

Vpn<br />

L<br />

∆p(<br />

x′<br />

) dx′<br />

= q ⋅ Lp<br />

⋅ pn0<br />

⋅(exp<br />

−1)<br />

= J p ( xn<br />

) ⋅<br />

V<br />

D<br />

2<br />

p<br />

p<br />

p<br />

. (2.26)<br />

Mit (2.14a) und durch Multiplikation mit der Querschnittsfläche A ergibt sich daraus<br />

∞<br />

∆Qp = Aq∫<br />

x<br />

n<br />

∆p<br />

′<br />

′<br />

pn<br />

( x ) dx<br />

= Aq ⋅ Lp<br />

⋅ pn0<br />

⋅(exp<br />

−1)<br />

= I p ( xn<br />

) ⋅τ<br />

p.<br />

VT<br />

Entsprechend gilt für die Elektronenüberschußladung im p-Gebiet<br />

V<br />

(2.27a)<br />

∆Qn<br />

= In<br />

( xp<br />

) ⋅τ<br />

n.<br />

. (2.27b)<br />

Die gesamte gespeicherte Diffusionsladung ergibt sich aus der Summe der Minoritätsträgerladungen<br />

Vpn<br />

∆ QD = In<br />

( xp<br />

) ⋅τ<br />

n.<br />

+ I p(<br />

xn)<br />

⋅τ<br />

p.<br />

= I ⋅τ<br />

t = IS(exp<br />

−1)<br />

⋅τ<br />

t.<br />

(2.28)<br />

V<br />

Die gespeicherte Diffusionsladung ist demnach proportional zum Diodenstrom. τt ist die sog.<br />

Transitzeit, d.h. diejenige Zeit, die die gespeicherte Minoritätsträgerladung benötigt, um die<br />

Diode zu „durchqueren“. Die Diffusionsladung kann ebenso durch eine spannungsabhängige<br />

Diffusionskapazität CD beschrieben werden:<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 23 -<br />

ITEM<br />

T


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

d∆Q<br />

I<br />

⋅τ<br />

D S t pn<br />

CD = = exp = τ t ⋅ = τ t<br />

dVpn<br />

VT<br />

VT<br />

dVpn<br />

V<br />

dI<br />

⋅ g . (2.29)<br />

2.5 Reale Dioden<br />

Die Kennlinien realer Dioden weichen wesentlich von derjenigen der idealen Diode ab. Die<br />

wesentlichen Effekte, die zu einer Abweichung vom idealen Modell führen sind:<br />

• Generation in der RLZ: In Sperrichtung führt die Generation in der RLZ zu einem<br />

gegenüber dem idealen Diffusionsstrom deutlich erhöhten Sperrsättigungsstrom.<br />

• Rekombination in der RLZ: In Flußrichtung rekombinieren Ladungsträger in der<br />

RLZ. Aus der Theorie ergibt sich für diese Rekombinationsströme:<br />

Vpn<br />

J r ≈ J r0<br />

⋅exp(<br />

)<br />

(2.30)<br />

2V<br />

T<br />

0<br />

Für niedrige Diodenströme übersteigen die Rekombinationsströme die aus der<br />

idealen Theorie erhaltenen Diffusionsströme. Für höhere Ströme dominiert wieder<br />

der ideale Diodenstrom. Häufig wird Gleichung 2.21 daher folgendermaßen modifiziert:<br />

U pn ⎛ ⎞<br />

⎜ n⋅VT<br />

I = I ⋅ −1⎟<br />

S e , 1 ≤ n ≤ 2 . (2.31)<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

• Hochinjektions-, Hochstromeffekte: Diese Effekte treten auf, wenn bei hohen<br />

Flußspannungen die injizierten Minoritätsträgerdichten in die Größenordnung der<br />

Majoritätsträgerdichten gelangen. Diese Effekte können ebenfalls mit einer nichtidealen<br />

Diodengleichung entsprechend (2.31) modelliert werden.<br />

• Parasitäre Widerstände der Bahngebiete: Diese werden als Widerstände, die evtl.<br />

stromabhängig sind, dem Diodenmodell an den Klemmen zugefügt.<br />

• Durchbruch mit starkem Stromanstieg bei hohen Sperrspannungen: Bei hochdodierten<br />

Dioden ergibt sich der Durchbruch bei niedrigen Spannungen (10V).<br />

• Einflüsse der mehrdimensionalen Struktur.<br />

• Oberflächeneffekte (Leckströme, Rekombination), etc.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 24 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

2.6 Großsignalmodell der Diode<br />

Ein einfaches Großsignalmodell der Diode ist in Abbildung 2.6 als Ersatzschaltbild dargestellt.<br />

Das Diodensymbol repräsentiert die ideale Diode. CJ und CD stellen die Sperrschicht-<br />

bzw. die Diffusionskapazität dar, die dementsprechend spannungsabhängig sind. RB repräsentiert<br />

die ohmschen Verluste in den Bahngebieten (Bahnwiderstand).<br />

V pn<br />

I d<br />

R B<br />

C J(V pn) C D(V pn)<br />

Abbildung 2.6: Großsignalersatzschaltbild der Diode<br />

2.7 Kleinsignalmodell der Diode<br />

Bei der Untersuchung des Kleinsignalverhaltens elektronischer Bauelemente wird davon ausgegangen,<br />

daß die elektrischen Klemmengrößen als Überlagerung einer zeitunabhängigen<br />

Größe I’, V’ mit einer zeitabhängigen Größe i(t), v(t) betrachtet werden können. Dabei wird<br />

vorausgesetzt, daß die Amplituden der zeitabhängigen Größen erheblich kleiner als die<br />

Gleichgrößen sind, so daß die nichtlinearen Elementgleichungen in einer Reihe entwickelt<br />

werden können, die nach dem linearen Glied abgebrochen werden kann.<br />

V ( t ) = V '+<br />

v(<br />

t)<br />

, v


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

g<br />

0<br />

I<br />

V '<br />

=<br />

d<br />

S VT<br />

⋅ e<br />

(2.34)<br />

V<br />

T<br />

ergibt. Für hinreichend hohe Spannung in Flußrichtung (V‘d >> VT) gilt vereinfachend<br />

I<br />

D<br />

V '<br />

V '<br />

d<br />

d<br />

= I<br />

VT<br />

⋅(<br />

e −1)<br />

≈ I<br />

VT<br />

⋅e<br />

. (2.35)<br />

Hierdurch ergibt sich für (2.34) einfach<br />

g<br />

S<br />

I'<br />

S<br />

d<br />

0 ≈ . (2.36)<br />

VT<br />

Der Vorteil der Kleinsignalrechnung besteht darin, daß Verfahren der linearen Wechselstromrechnung<br />

eingesetzt werden können, wenn die Kleinsignalersatzschaltbilder der nichtlinearen<br />

Bauelemente im Arbeitspunkt bekannt sind. Abbildung 2.7 zeigt das Kleinsignalersatzschaltbild<br />

einer Diode.<br />

g 0(V') C j(V') C D(V')<br />

Abbildung 2.7: Kleinsignalersatzschaltbild der Diode<br />

r b<br />

2.8 Temperaturabhängigkeit des Diodenstroms<br />

Die Temperaturabhängigkeit der Diode ergibt sich aus (2.21). Einerseits ist die Temperaturspannung<br />

VT proportional zu T, andererseits ist der Sättigungsstrom IS stark über die Minoritätsträgerdichten<br />

np0, pn0 von der Temperatur abhängig. Mit<br />

n<br />

I<br />

p0<br />

S<br />

2<br />

ni<br />

= , p<br />

N<br />

A<br />

n0<br />

2<br />

ni<br />

= gilt (2.37)<br />

N<br />

D<br />

− E<br />

2<br />

g<br />

( T ) ∝ ni<br />

( T ) ∝ exp( ).<br />

(2.38)<br />

kT<br />

Zusammengefaßt folgt aus (2.21) in Flußrichtung mit hinreichend hoher Flußspannung:<br />

− E g qV pn<br />

I(<br />

T ) ∝ exp( ) exp( ) , (2.39)<br />

kT kT<br />

wobei die geringe Temperaturabhängigkeit des Bandabstands Eg unberücksichtigt bleiben soll.<br />

Aus (2.39) kann bestimmt werden, welche Änderung der Flußspannung ∆Vpn einer Änderung<br />

der Temperatur ∆T äquivalent ist:<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 26 -<br />

ITEM


Kapitel 2: Diode Integrierte Schaltungen I<br />

dI<br />

dT<br />

∆V<br />

∆T<br />

dI<br />

∆ T = ∆Vpn<br />

,<br />

dV<br />

pn<br />

=<br />

dI<br />

dT<br />

dI<br />

dV<br />

pn<br />

pn<br />

=<br />

E<br />

q<br />

g<br />

−V<br />

T<br />

pn<br />

1,<br />

73mV<br />

≈ . (2.40)<br />

K<br />

Der angegebene Näherungswert von ca. 1,73 mV/K ergibt sich bei 300K, Vpn = 0,6V mit einem<br />

Bandabstand von 1,12eV.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 27 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

3 Bipolarer Transistor<br />

Der bipolare Transistor wurde 1947 von Bardeen, Brattain und Shockley entwickelt, und er<br />

hat zunächst die Entwicklung der Elektronik bestimmt. Inzwischen ist die Bedeutung der bipolaren<br />

Technologie, verglichen mit der MOS-Technologie, reduziert. Unabhängig davon haben<br />

bipolare Technologien oder gemischte Technologien (z.B. BiCMOS) auch heute noch<br />

eine Bedeutung. Dies ist insbesondere in den spezifischen Vorteilen bipolarer Transistoren<br />

gegenüber MOS-Transistoren, wie höhere Verstärkung und besondere Eignung zur Leistungsverstärkung,<br />

begründet.<br />

3.1 Aufbau und Wirkungsweise<br />

Bipolare Transistoren sind gekennzeichnet durch zwei eng benachbarte pn-Übergänge. Die<br />

drei sich ergebenden Schichten sind jeweils kontaktiert. Es ergeben sich zwei Realisierungsmöglichkeiten<br />

als npn- bzw. pnp-Transistoren, die in Abbildung 3.1 als symbolische Schichtstruktur<br />

und mit ihrem Schaltsymbol dargestellt sind.<br />

B<br />

n<br />

p<br />

n<br />

C<br />

E<br />

npn<br />

Abbildung 3.1: npn- und pnp-Bipolartransistoren<br />

B<br />

n - Epitaxie<br />

C<br />

E<br />

Basis Emitter Kollektor<br />

p<br />

n + -Burried Layer<br />

B<br />

p - Substrat<br />

p<br />

n<br />

p<br />

C<br />

E<br />

pnp<br />

Abbildung 3.2: Querschnitt durch einen integrierten Bipolartransistor<br />

n +<br />

I C<br />

B<br />

C<br />

E<br />

p + - Isolation<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 28 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Abbildung 3.2 zeigt beispielhaft einen Schnitt durch einen integrierten npn-Transistor. Eine<br />

einige Mikrometer dicke schwach n-dotierte Schicht wird durch epitaktisches Wachstum auf<br />

einem p-dotierten Substrat erzeugt. Durch tiefe p+-Dotierung wird eine n-dotierte Insel erzeugt,<br />

die den Kollektor des Transistors bildet. Zwischen Substrat und n-Insel wird eine<br />

hochdotierte vergrabene Schicht (burried layer) erzeugt, die den Widerstand zum Kollektor-<br />

Kontakt verringert. Eine p-dotierte Basisdiffusion wird von einer hochdotierten n-Diffusion<br />

gefolgt. Es bildet sich eine vertikale npn-Struktur. Gleichzeitig mit dem Emitter wird die<br />

hochdotierte Kontaktdiffusion für den Kollektor erzeugt, die für einen sperrfreien Kollektorkontakt<br />

sorgt. Emitter, Basis und Kollektor werden durch Öffnungen in der Siliziumdioxidschicht<br />

mit Aluminium kontaktiert.<br />

Die Aufsicht auf den bipolaren Transistor (Abbildung 3.3) zeigt die n-Insel in welcher der<br />

Transistor realisiert ist mit umgebenden n-Inseln, die durch p-dotierte Isolationsdiffusionen<br />

(Isolationsgräben) voneinander getrennt sind. Werden die Isolationsgräben auf das niedrigste<br />

Potential des Chips gelegt, sind die Inseln durch gesperrte pn-Übergänge elektrisch isoliert.<br />

Man erkennt Basis und Emitter sowie den hochdotierten n-Kollektorkontakt. Schwarz gekennzeichnete<br />

Kontaktöffnungen sorgen für die Kontaktierung der Transistoranschlüsse mit<br />

den Leiterbahnen aus Aluminium, die für eine elektrische Verbindung der Elemente miteinander<br />

sorgen.<br />

n +<br />

Emitter<br />

Basis<br />

Abbildung 3.3: Aufsicht auf Bipolartransistor<br />

p<br />

Isolation<br />

n +<br />

Verdrahtung<br />

Kollektor<br />

In Abbildung 3.2 ist gestrichelt das für die Transistorfunktion wesentliche Raumgebiet gekennzeichnet.<br />

Es handelt sich um eine vertikale n+pn - n+-Struktur, die in Abbildung 3.4 symbolisch<br />

dargestellt ist. Man beachte, daß sich Basis- und Kollektorkontakt an der Oberfläche<br />

befinden. Der hochdotierte Burried-Layer dient der niederohmigen Verbindung des internen<br />

Kollektors zum Kollektorkontakt. Bei der Untersuchung der grundsätzlichen Transistorfunktion<br />

an der eindimensionalen Struktur wird die hochdotierte n-Schicht in Abbildung 3.5 zunächst<br />

außer acht gelassen.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 29 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Abbildung 3.4: Eindimensionale Darstellung der Transistorstruktur<br />

I E<br />

n +<br />

n +<br />

p<br />

E<br />

n -<br />

n +<br />

C<br />

V CE<br />

p<br />

x<br />

I B<br />

V BE>0 V BC0), die Basis-<br />

Kollektor-Strecke in Sperrichtung (VBC


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

I = 1 − ) ⋅ I χ<br />

C<br />

B<br />

( 1<br />

B1<br />

B2<br />

nE<br />

, (3.4)<br />

I = I + I = χ + χ ) ⋅ I , (3.5)<br />

E<br />

C<br />

B<br />

( 1 2<br />

nE<br />

nE<br />

I = −I<br />

− I = − 1+<br />

χ ) ⋅ I . (3.6)<br />

( 2<br />

Das Verhältnis von Kollektorstrom zu Basisstrom wird als Stromverstärkung βF, mit<br />

β<br />

F<br />

I<br />

=<br />

I<br />

C<br />

B<br />

1−<br />

χ<br />

≈<br />

χ + χ<br />

1<br />

1 >><br />

2<br />

1<br />

(3.7)<br />

bezeichnet. Der Kollektorstrom ist erheblich größer als der steuernde Basisstrom. Für integrierte<br />

Transistoren liegt βF in der Regel zwischen 50 und 200.<br />

Das Verhältnis von Kollektorstrom zu Emitterstrom wird als Stromverstärkung αF, mit<br />

α<br />

F<br />

=<br />

I<br />

I<br />

C<br />

E<br />

1−<br />

χ<br />

≈<br />

1+<br />

χ<br />

1 <<br />

bezeichnet. Zwischen αF und βF gilt damit der Zusammenhang<br />

β<br />

F<br />

α F =<br />

1−<br />

α<br />

F<br />

,<br />

2<br />

1<br />

(3.8)<br />

β F α F = . (3.9)<br />

β + 1<br />

F<br />

3.2 Das Ebers-Moll-Modell<br />

Das Ebers-Moll-Modell liefert einen einfachen Zusammenhang zwischen Klemmenströmen<br />

und Klemmenspannungen des bipolaren Transistors. Es war das erste Modell, das in der<br />

Schaltungssimulation eingesetzt wurde und stellt ein heuristisches Modell mit geringer physikalischer<br />

Relevanz dar.<br />

Es wird wieder von der eindimensionalen Transistorstruktur in Abbildung 3.5 ausgegangen.<br />

Unter Annahme niedriger Injektion in der Basis ist der Löcherstrom in der Basis vernachlässigbar.<br />

dp<br />

p = qµ<br />

p pEx<br />

− qD ≈ 0 . (3.10)<br />

dx<br />

J p<br />

Gleichung 3.10 ergibt, unter Verwendung der Einstein-Relation<br />

D<br />

µ<br />

p<br />

p<br />

k ⋅T<br />

= = VT<br />

q<br />

für die elektrische Feldstärke in der Basis<br />

E<br />

x<br />

dp<br />

qDp<br />

dx VT<br />

= =<br />

qµ<br />

p p<br />

p<br />

dp<br />

dx<br />

Damit folgt für den Elektronenstrom in der Basis:<br />

J<br />

n<br />

(3.11)<br />

. (3.12)<br />

( n ⋅ p)<br />

dn VT<br />

dp dn qDn<br />

d<br />

= qµ<br />

nnE<br />

x + qDn<br />

= qµ<br />

nn<br />

+ qDn<br />

= ⋅<br />

(3.13)<br />

dx p dx dx p dx<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 31 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

bzw.<br />

( n⋅<br />

p)<br />

d<br />

= qD ⋅ . (3.14)<br />

dx<br />

pJ n n<br />

Die Basisweite xB ist erheblich geringer als die Diffusionslänge der Elektronen, so daß die<br />

Rekombination in der Basis vernachlässigbar und der Elektronenstrom konstant ist. Gleichung<br />

3.14 kann dann über die Basisweite integriert werden und es ergibt sich:<br />

x<br />

J n<br />

B<br />

0<br />

B<br />

xB<br />

∫ pdx = qDn<br />

⋅ ( n p)<br />

= qD [ n(<br />

x ) p(<br />

x ) n(<br />

0)<br />

p(<br />

0)<br />

0 n B ⋅ − ⋅ ]. (3.15)<br />

Die gesamte Ladung der Majoritätsträger in der Basis wird als Basisladung<br />

Q<br />

B<br />

= q ⋅ A ⋅<br />

xB<br />

∫<br />

0<br />

pdx<br />

(3.16)<br />

bezeichnet. Das Ebers-Moll-Modell gilt lediglich für niedrige Injektion. Hierbei ist die Majoritätsträgerdichte<br />

lediglich von der Dotierungsdichte abhängig und es gilt:<br />

Q<br />

B<br />

qA ⋅<br />

x<br />

B<br />

= ∫ 0<br />

pdx = qAN<br />

G<br />

x<br />

, N N dx ≈ N x . (3.16a)<br />

G<br />

NG wird als Gummel-Zahl bezeichnet. Sie liegt für Si bei 10 12 .. 10 13 cm -2 und ist maßgeblich<br />

für die Stromverstärkung der Transistoren.<br />

Aus (3.15) ergibt sich damit der sog. Transferstrom In zu<br />

2<br />

2<br />

q ⋅ Dn<br />

⋅ A<br />

I n = −AJ<br />

n = − [ n(<br />

xB<br />

) ⋅ p(<br />

xB<br />

) − n(<br />

0)<br />

⋅ p(<br />

0)<br />

]. (3.17)<br />

Q<br />

B<br />

Das Minuszeichen wird gewählt, weil In den wesentlichen Anteil des Kollektorstroms darstellt<br />

und dieser positiv in negativer x-Richtung gezählt wird.<br />

BC<br />

2<br />

BC<br />

Mit ( xB<br />

) ⋅ p(<br />

xB<br />

) = n0<br />

( xB<br />

) ⋅ p0<br />

( xB<br />

) ⋅ ⎢exp(<br />

) −1⎥<br />

= ni<br />

⋅ ⎢exp(<br />

) −1⎥<br />

⎣ VT<br />

⎦ ⎣ VT<br />

⎦<br />

B<br />

= ∫ 0<br />

⎡ V ⎤ ⎡ V ⎤<br />

n (3.18)<br />

⎡ V ⎤ ⎡ V ⎤<br />

n (3.19)<br />

BE<br />

2<br />

BE<br />

und ( 0)<br />

⋅ p(<br />

0)<br />

= n0<br />

( 0)<br />

⋅ p0<br />

( 0)<br />

⋅ ⎢exp(<br />

) −1⎥<br />

= ni<br />

⋅ ⎢exp(<br />

) −1⎥<br />

⎣ VT<br />

⎦ ⎣ VT<br />

⎦<br />

ergibt sich der Transferstrom zu<br />

wobei<br />

⎡ V<br />

⎤<br />

BE VBC<br />

I n = I S ⎢exp(<br />

) − exp( ) ⎥ , (3.20)<br />

⎣ VT<br />

VT<br />

⎦<br />

I<br />

q<br />

⋅ D<br />

⋅ n<br />

⋅ A<br />

2 2 2<br />

S = n i<br />

QB<br />

gilt. (3.20a)<br />

Der Transferstrom kann in zwei Anteile I1 und I2 aufgespalten werden:<br />

I = I − I<br />

1<br />

2<br />

AB<br />

AB<br />

B<br />

(3.21)<br />

⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤<br />

BE<br />

mit I ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

1 = I S ⋅ exp −1⎥<br />

(3.21a)<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 32 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

⎡ ⎛V<br />

⎤<br />

BC ⎞<br />

und I ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

2 = I S ⋅ exp −1⎥<br />

. (3.21b)<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

Die Rekombination in den Bahngebieten von Emitter und Kollektor sowie in der Basis wird<br />

durch ideale Diodenströme dargestellt:<br />

⎡ ⎛V<br />

BE ⎞ ⎤<br />

IB1f= I0E⋅⎢exp<br />

⎜ ⎟ − 1⎥<br />

, (3.22a)<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

⎡ ⎛V<br />

BC ⎞ ⎤<br />

IB1r= I0C⋅⎢exp<br />

⎜ ⎟ − 1⎥<br />

. (3.22b)<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

Zusammenfassend resultiert das folgende Ersatzschaltbild des Ebers-Moll-Modells, das als<br />

Transportmodell bezeichnet wird, da der Transferstrom im Vordergrund steht.<br />

E<br />

I E<br />

V BE<br />

I 1<br />

I 2<br />

I B1f<br />

I B<br />

B<br />

I 1<br />

I 2<br />

I B1r<br />

Abbildung 3.6: Stationäres Transportmodell nach Ebers-Moll<br />

Für die Klemmenströme ergibt sich:<br />

I C<br />

V BC<br />

⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤ ⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤<br />

I = −I<br />

+ I − I = −<br />

1 (3.23a)<br />

E<br />

1<br />

2<br />

B1<br />

f<br />

BE<br />

BC<br />

( I ) ⎢ ⎜<br />

⎟ ⎥ + ⋅ ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

S + I 0E<br />

⋅ exp −1<br />

I S exp − ⎥<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦ ⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤ ⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤<br />

I = I − I − I = −<br />

1 (3.23b)<br />

C<br />

1<br />

2<br />

B1r<br />

BC<br />

BE<br />

( I ) ⎢ ⎜<br />

⎟ ⎥ + ⋅ ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

S + I 0C<br />

⋅ exp −1<br />

I S exp − ⎥<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦ ⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

Die Gleichungen 3.23 können folgendermaßen geschrieben werden:<br />

I =− I + α ⋅I<br />

E F R<br />

I = α ⋅I − I<br />

C F F R<br />

R<br />

C<br />

(3.24)<br />

mit<br />

⎡ ⎛V<br />

BE ⎞ ⎤<br />

IF = IES<br />

⋅⎢exp⎜<br />

⎟ − 1 ⎥ ,<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

(3.24a)<br />

⎡ ⎛V<br />

BC ⎞ ⎤<br />

IR = ICS<br />

⋅⎢exp⎜<br />

⎟ − 1 ⎥ ,<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

(3.24b)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 33 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

ICS = I S + I 0C<br />

I ES = I S + I 0E<br />

I = α I = α<br />

S<br />

F<br />

ES<br />

,<br />

, (3.24c)<br />

R<br />

I<br />

CS<br />

. (3.24d)<br />

Aus (3.24) folgt das Ersatzschaltbild in Abbildung 3.7, das als Injektionsmodell bezeichnet<br />

wird, da es die Ladungsträgerinjektion an den pn-Übergängen in den Vordergrund stellt. Wegen<br />

der Reziprozitätsbeziehung (3.24d) sind lediglich 3 der 4 Parameter des Modells unabhängig<br />

zu bestimmen.<br />

E<br />

I E<br />

V BE<br />

I F<br />

α R IR<br />

⋅ αF F<br />

IB Abbildung 3.7: Injektionsmodell nach Ebers-Moll<br />

B<br />

Ein weiteres Ersatzschaltbild, das besonders für die häufig verwendete Emittergrundschaltung<br />

geeignet ist, ergibt sich durch Umrechnung aus dem Injektionsmodell:<br />

mit<br />

I<br />

I<br />

β<br />

β<br />

C<br />

B<br />

F<br />

R<br />

= β ⋅ I − ( β<br />

= I<br />

f<br />

F<br />

f<br />

+ I<br />

α F =<br />

1−<br />

α<br />

α R =<br />

1−<br />

α<br />

r<br />

F<br />

R<br />

,<br />

R<br />

+ 1)<br />

⋅ I<br />

r<br />

,<br />

I R<br />

⋅ I<br />

V BC<br />

I C<br />

C<br />

(3.25)<br />

, (3.25b)<br />

, (3.25c)<br />

⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤<br />

I = α 1 , (3.25d)<br />

f<br />

BE<br />

( 1−<br />

) ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

F ⋅ I ES ⋅ exp − ⎥<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

⎡ ⎛V<br />

⎞ ⎤<br />

I = α 1 . (3.25e)<br />

r<br />

BC<br />

( 1−<br />

) ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

R ⋅ ICS<br />

⋅ exp − ⎥<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 34 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

E<br />

I E<br />

V BE<br />

I f<br />

R I ⋅ β<br />

F I ⋅ β<br />

Abbildung 3.8: Injektionsmodell in Emitterschaltung<br />

Am Beispiel des Injektionsmodells (Abbildung 3.8) sollen die unterschiedlichen Betriebszustände<br />

des Transistors untersucht werden. Abbildung 3.9 zeigt jeweils die zugehörigen Minoritätsträgerverteilungen:<br />

r<br />

f<br />

I B<br />

B<br />

• Transistor gesperrt: VBE < 0, VBC < 0 ⇒ If≈0, Ir ≈ 0, bis auf geringe Sperrströme<br />

fließt kein Klemmenstrom. Abbildung 3.9a zeigt die abgesenkten Minoritätsträgerdichten<br />

an beiden pn-Übergängen.<br />

• Aktiver Vorwärtsbetrieb: VBE > 0, VBC < 0 ⇒ If >> Ir<br />

I<br />

I<br />

C<br />

B<br />

≈<br />

α<br />

F<br />

⋅ I<br />

f<br />

= β<br />

=<br />

α<br />

F<br />

( 1−α<br />

F ) ⋅ I f 1−α<br />

F<br />

⎛V<br />

⎞ BE<br />

I ≈ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

C α F I ES exp .<br />

⎝ VT<br />

⎠<br />

F<br />

Ir<br />

> 100 (typisch),<br />

Abbildung 3.9b zeigt die Injektion am Emitter-Übergang, das typische Diffusionsdreieck<br />

in der Basis und die Absenkung der Minoritätsträger am gesperrten Kollektorübergang.<br />

• Sättigung: VBE > VBC > 0 ⇒ VCE > 0, (typisch: VCE = 0 .. einige 100 mV)<br />

Beide pn-Übergänge leiten und injizieren Elektronen in die Basis. Abbildung 3.9c<br />

zeigt die Injektion an beiden pn-Übergängen. Wegen der hohen Minoritätsträgerdichte<br />

in der Basis fließt ein hoher Basisstrom (Rekombinationsstrom). Wird VCE<br />

erhöht, wird entsprechend VBC erniedrigt. Die Injektion am Kollektorübergang verringert<br />

sich und die Diffusion der Elektronen zum Kollektorübergang wird stark erhöht.<br />

Der Kollektorstrom steigt steil mit der Erhöhung von VCE an. Wird VCE verringert,<br />

wird die Steigung des Diffusionsdreiecks in der Basis geringer, bis sich das<br />

Vorzeichen der Steigung und damit die Richtung des Kollektorstroms umkehrt. Offensichtlich<br />

wird der Kollektorstrom nicht wie im aktiven Betrieb vom Basisstrom<br />

bestimmt und es gilt IC/IB < βF.<br />

Verglichen mit dem aktiven Betrieb ist der Transistor mit Basisstrom übersteuert.<br />

Die Kollektor-Emitterspannung, die sich in Sättigung für ein bestimmtes Verhältnis<br />

von Kollektor- zu Bassisstrom IC/IB = k < βF ergibt, wird als Sättigungsspannung<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 35 -<br />

ITEM<br />

V BC<br />

I C<br />

C


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

VCE,sat(k) bezeichnet. Abbildung 3.10 zeigt den Kollektorstrom in der Sättigung in<br />

Abhängigkeit von der Kollektor-Emitterspannung für einen konstanten Basisstrom.<br />

Die in der Basis gespeicherte Minoritätsträgerladung muß ausgeräumt werden, wenn<br />

der Transistor wieder in den aktiven Zustand gelangen soll. Die hierfür benötigte<br />

„Entladezeit“ begrenzt die Schaltgeschwindigkeit des Transistors.<br />

• Aktiver inverser Betrieb: VBE 0 ⇒ If


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

I C<br />

V CE,sat<br />

β FI B<br />

kI B, k


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

E<br />

R E<br />

I f<br />

β R ⋅ I<br />

β F ⋅ I<br />

r<br />

f<br />

B<br />

Ir<br />

CBE CBC<br />

CJE<br />

R B<br />

CJC<br />

Abbildung 3.11: Dynamisches Injektionsmodell in Emitterschaltung<br />

3.4 Gummel-Poon-Modell<br />

Das Gummel-Poon-Modell ist ein physikalisch realistisches Modell, das inhärent Effekte enthält,<br />

die im EM-Modell nicht enthalten sind. Das Ebers-Moll-Modell berücksichtigt lediglich<br />

Rekombination in der Basis und den Bahngebieten. Das Gummel-Poon-Modell wird zusätzlich<br />

um die Rekombination in den Raumladungsgebieten erweitert. Zur Beschreibung der zusätzlichen<br />

Basisströme IB2 wird heuristisch der Strom eines nichtidealen pn-Übergangs verwendet:<br />

I<br />

I<br />

B2<br />

f<br />

B2r<br />

= I<br />

= I<br />

Bf<br />

Br<br />

⎡ ⎛ ⎞ ⎤⎫<br />

⎢exp⎜<br />

VBE<br />

⋅<br />

⎟ −1<br />

⎪<br />

⎜ ⎟<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

⎝ m f ⋅VT<br />

⎠ ⎥⎦<br />

⎪<br />

⎬ 1 ≤ m f , mr<br />

< 2<br />

⎡ ⎛ V ⎞ ⎤ ⎪<br />

BC ⋅ ⎢exp<br />

⎜<br />

⎟ −1⎥<br />

⎪<br />

⎣ ⎝ mr<br />

⋅VT<br />

⎠ ⎦ ⎭<br />

R C<br />

C<br />

(3.29)<br />

Entsprechend wie beim EM-Modell wird der Transferstrom zwischen Emitter und Kollektor<br />

angesetzt:<br />

⎡ ⎛V<br />

BE ⎞ ⎛V<br />

BC ⎞⎤<br />

In = IS<br />

⋅⎢exp⎜<br />

⎟ − exp ⎜ ⎟⎥<br />

(3.30)<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

mit I<br />

S<br />

q ⋅Dn ⋅ni ⋅A<br />

=<br />

Q<br />

2 2 2<br />

B<br />

. (3.30a)<br />

Während beim Ebers-Moll-Modell die Basisladung QB als konstant betrachtet wird, ist diese<br />

beim Gummel-Poon-Modell variabel. Wegen der erforderlichen Quasineutralität der Bahngebiete<br />

müssen injizierte Minoritätsträger durch Majoritätsträger neutralisiert werden. Eine Injektion<br />

von Minoritätsträgern in die Basis erhöht demnach auch die Majoritätsträgerladung<br />

und damit die Basisladung. Die Sperrschichtladungen beeinflussen ebenfalls die Basisladung.<br />

Es wird von folgendem Ansatz für die Basisladung ausgegangen:<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 38 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Q<br />

B<br />

x<br />

B<br />

= q ⋅ A⋅<br />

∫ N ABdx<br />

+ QBE<br />

+ QBC<br />

+ QJE<br />

+ QJC<br />

. (3.31)<br />

�����<br />

�����<br />

0 � �����<br />

� Diffusionslad.<br />

Sperrschichtlad.<br />

Akzeptoren<br />

Die Diffusionsladungen ergeben sich aus (3.27). Statt der Beziehungen für die Sperrschichtladungen<br />

in (3.26) wird ein vereinfachter Ansatz<br />

QJE C JE ⋅<br />

= V ,<br />

QJC C JC ⋅<br />

BE<br />

= V<br />

(3.32)<br />

BC<br />

gewählt. Die Sperrschichtkapazitäten werden dabei geeignet über den interessierenden Spannungsbereich<br />

gemittelt. Die Basisladung ist spannungsabhängig und mit<br />

Q<br />

( V<br />

= 0,<br />

V<br />

B0<br />

= QB<br />

BE BC<br />

kann (3.30a) geschrieben werden als:<br />

I<br />

=<br />

0)<br />

(3.33)<br />

2<br />

2<br />

q ⋅ Dn<br />

⋅ni<br />

⋅ A QB0<br />

S = = I S 0 ⋅ . (3.34)<br />

QB<br />

QB<br />

Damit folgt für die Basisladung:<br />

Q<br />

⎛ ⎞<br />

⎛ ⎞<br />

B0<br />

VBE<br />

QB0<br />

VBC<br />

Q = + ⋅ + ⋅ ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟ + JC ⋅ + ⋅ ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

B QB0<br />

C JE VBE<br />

τ F I S 0 exp C VBC<br />

τ R I S 0 exp . (3.35)<br />

QB<br />

⎝ VT<br />

⎠<br />

QB<br />

⎝ VT<br />

⎠<br />

Mit q<br />

B<br />

Q<br />

=<br />

Q<br />

B<br />

B0<br />

folgt:<br />

C JE 1 τ F ⋅ I S 0 ⎛VBE<br />

⎞ C JC 1 τ F ⋅ I S 0 ⎛V<br />

qB = 1+<br />

⋅VBE<br />

+ ⋅ ⋅exp<br />

⎜<br />

⎟ + ⋅VBC<br />

+ ⋅ ⋅exp<br />

⎜<br />

QB0<br />

QB0<br />

qB<br />

⎝ VT<br />

⎠ QB0<br />

QB0<br />

qB<br />

⎝ V<br />

Mit der Einführung der Early-Spannungen<br />

V<br />

B0<br />

ear<br />

C JE<br />

BC<br />

T<br />

⎞<br />

⎟ . (3.36)<br />

⎠<br />

Q<br />

QB0 = und V =<br />

(3.37)<br />

eaf<br />

C JC<br />

ergibt sich für die relative Basisladung:<br />

VBE<br />

VBC<br />

1 τ F ⋅ I S 0 ⎛VBE<br />

⎞ 1 τ R ⋅ I S 0 ⎛V<br />

qB = 1+<br />

+ + ⋅ ⋅exp<br />

⎜<br />

⎟ + ⋅ ⋅exp<br />

⎜<br />

Vear<br />

Veaf<br />

QB0<br />

qB<br />

⎝ VT<br />

⎠ QB0<br />

qB<br />

⎝ V<br />

BC<br />

T<br />

⎞<br />

⎟ . (3.38)<br />

⎠<br />

Die Modellparameter Veaf, Vear, QB0, τF, τR und IS0 werden üblicherweise meßtechnisch bestimmt.<br />

Die Lösung der quadratischen Gleichung für qB ergibt:<br />

mit<br />

q<br />

B<br />

2<br />

q1 q1<br />

= + + q<br />

2 4<br />

V V<br />

q +<br />

2<br />

(3.39)<br />

BE BC<br />

1 = 1+<br />

, (3.39a)<br />

Vear<br />

Veaf<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 39 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

q<br />

I<br />

2<br />

I ⎡ S 0 ⎛ VBE<br />

⎞⎤<br />

I ⎡ S 0 ⎛V<br />

BC ⎞⎤<br />

= ⋅⎢exp⎜<br />

⎟⎥<br />

+ ⋅⎢exp<br />

⎜ ⎟⎥<br />

, (3.39b)<br />

IKF<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

IKR<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

Q<br />

B0<br />

KF = ,<br />

τ F<br />

I<br />

Q<br />

B0<br />

KR = : Knieströme (3.39c)<br />

τ R<br />

Zusammenfassung der Gleichungen des Gummel-Poon-Modells:<br />

Transfer-Strom :<br />

I ⎡ S ⎛V<br />

BE ⎞ ⎛V<br />

BC ⎞⎤<br />

0<br />

In= I1 − I2<br />

= ⋅⎢exp⎜<br />

⎟ − exp ⎜ ⎟⎥<br />

,<br />

qB<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

(3.40)<br />

Basisstrom: I = I + I , (3.41)<br />

B B1 B2<br />

Rekombination in den Bahngebieten und in der Basis:<br />

I<br />

B1<br />

⎛ ⎡ VBE<br />

V ⎞<br />

BC<br />

I I<br />

I ⎜<br />

⎛ ⎞⎤<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

1 2<br />

= 0E<br />

⋅ exp exp ⎟ = I B1<br />

f + I B1r<br />

= −<br />

⎜ ⎢ ⎜ ⎢ ⎥<br />

V ⎟<br />

⎟⎥<br />

+ ⎜<br />

T V ⎟<br />

, (3.41a)<br />

⎟<br />

⎝ ⎣ ⎝ ⎠⎦<br />

⎣ ⎝ T ⎠⎦<br />

⎠<br />

β F β R<br />

Rekombination in den Raumladungsgebieten:<br />

relative Basisladung: q<br />

mit<br />

Knieströme:<br />

=<br />

⎡<br />

⋅<br />

⎛<br />

⎜<br />

V ⎞⎤<br />

⎟<br />

⎡ ⎛<br />

⎜<br />

V ⎞⎤<br />

⎟<br />

, (3.41b)<br />

⎢⎣<br />

⎝ ⎠⎥⎦<br />

⎣ ⎝ ⎠⎦<br />

BE<br />

BC<br />

I B2<br />

I Bf ⎢exp<br />

+ I Br ⋅ exp = I B2<br />

f + I<br />

⎜<br />

⎥ ⎢<br />

⎥<br />

B2r<br />

m f ⋅V<br />

⎟<br />

⎜<br />

T<br />

mr<br />

⋅V<br />

⎟<br />

T<br />

B<br />

V V<br />

q +<br />

2<br />

q1 q1<br />

= + + q<br />

2 4<br />

2<br />

(3.42)<br />

BE BC<br />

1 = 1+<br />

, (3.42a)<br />

Vear<br />

Veaf<br />

q<br />

I<br />

2<br />

I ⎡ S 0 ⎛ VBE<br />

⎞⎤<br />

I ⎡ S 0 ⎛V<br />

BC ⎞⎤<br />

= ⋅⎢exp⎜<br />

⎟⎥<br />

+ ⋅⎢exp<br />

⎜ ⎟⎥<br />

, (3.42b)<br />

IKF<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

IKR<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

Q<br />

B0<br />

KF = ,<br />

τ F<br />

I<br />

Q 0<br />

ear<br />

C<br />

Q<br />

B0<br />

KR = , (3.43)<br />

τ F<br />

Q 0<br />

B<br />

B<br />

Early-Spannungen: V = , V eaf = , (3.44)<br />

JE C JC<br />

Diffusionsladungen:<br />

QBE = τ F ⋅I1,<br />

= ⋅I<br />

, (3.45)<br />

QBC τ R 2<br />

Sperrschichtladungen (durch Integration Q = CdV aus 3.26):<br />

Q<br />

JE<br />

1<br />

=<br />

1−<br />

p<br />

E<br />

⋅ C<br />

jE0<br />

⋅V<br />

DE<br />

∫<br />

⎡ ⎛ V<br />

⋅ ⎢1<br />

− ⎜<br />

⎜1−<br />

⎢⎣<br />

⎝ V<br />

BE<br />

DE<br />

1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

p<br />

− E<br />

⎤<br />

⎥ ,<br />

⎥⎦<br />

(3.46a)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 40 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Q<br />

JC<br />

1<br />

=<br />

1−<br />

p<br />

C<br />

⋅ C<br />

jC0<br />

⋅V<br />

DC<br />

⎡ ⎛ V<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎜<br />

⎜1−<br />

⎢⎣<br />

⎝ V<br />

BC<br />

DC<br />

1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

p<br />

− C<br />

⎤<br />

⎥ .<br />

⎥⎦<br />

(3.46b)<br />

Das resultierende dynamische Gummel-Poon-Modell ist in Abbildung 3.12 als Ersatzschaltbild<br />

dargestellt. Neben den konstanten Bahnwiderständen für Emitter und Kollektor ist ein<br />

arbeitspunktabhängiger Basisbahnwiderstand eingefügt, der den Einfluß der Basisladung auf<br />

die Leitfähigkeit der Basis berücksichtigt:<br />

E<br />

R<br />

B0<br />

B = . (3.47)<br />

QJC<br />

+ QJE<br />

+ QBC<br />

+ QBE<br />

1+<br />

R E<br />

R<br />

Q<br />

B0<br />

I 2<br />

I1<br />

CBE CBC<br />

CJE<br />

B<br />

R B<br />

I1<br />

I 2<br />

I I B1<br />

f<br />

B1r<br />

I B2<br />

f<br />

Abbildung 3.12: Dynamisches Gummel-Poon-Modell<br />

Im folgenden werden für den aktiven Vorwärtsbetrieb (VBE > 0, VBC < 0) Kollektor- und Basisstrom<br />

untersucht. Für diesen Betriebsfall gilt:<br />

I<br />

1<br />

I B 2 r<br />

CJC<br />

I ⎡ S 0 ⎛V<br />

BE ⎞⎤<br />

= ⋅⎢exp<br />

⎜ ⎟⎥<br />

>> I2<br />

, IB1f >> IB1r IB2f >> IB2r<br />

qB<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠⎦<br />

Im Fall niedriger Injektion gilt (z.B. VBE < 0.7V):<br />

q1<br />

4<br />

2<br />

⎡ ⎛V<br />

BE ⎞ ⎤<br />

>> q2 ⇒ qB ≈ q1 ≈ 1 ⇒ I1 ≈ IS0<br />

⋅ ⎢exp<br />

⎜ ⎟ ⎥ .<br />

⎣ ⎝ VT<br />

⎠ ⎦<br />

Dazu überwiegt die Rekombination in den RLZ: IB2F >> IB1F.<br />

Im Fall hoher Injektion (z.B. VBE > 0.7V)gilt:<br />

⎡ ⎛ VBE<br />

⋅ ⎢exp<br />

⎜<br />

⎣ ⎝ 2⋅V<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎟⎥<br />

⎠⎦<br />

2<br />

1 I S0<br />


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

⇒ I<br />

1<br />

≈<br />

I<br />

S 0<br />

⋅<br />

I<br />

KF<br />

⎡ ⎛ VBE<br />

⋅ ⎢exp<br />

⎜<br />

⎣ ⎝ 2⋅V<br />

T<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎟⎥<br />

.<br />

⎠⎦<br />

Die Rekombination in der Basis und in den Bahngebieten überwiegt die Rekombination in<br />

den RLZ: IB1F >> IB2F.<br />

Abbildung 3.13 stellt Kollektor- und Basisstrom in logarithmischer Darstellung als sog.<br />

Gummel-Plot dar. Oberhalb des Kniestroms ist die Steigung des Kollektorstroms wegen mF ≈<br />

2 etwa halbiert. Bei niedriger Injektion dominiert im Basisstrom die Rekombination in der<br />

RLZ mit einer geringeren Steigung des Stromes verglichen mit der Rekombination in der Basis<br />

bei hoher Injektion.<br />

log I B, I C<br />

Abbildung 3.13: Gummel-Plot<br />

I KF<br />

⎡ ⎛V<br />

I ≈ ⋅⎢<br />

⎜<br />

1 IS<br />

0 exp<br />

⎣ ⎝ V<br />

BE<br />

T<br />

I B2f<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎟⎥<br />

⎠⎦<br />

Rek. in RLZ<br />

I C<br />

⎡ ⎛ V ⎞⎤<br />

BE<br />

I1 ≈ IS0 ⋅ IKF<br />

⋅⎢exp⎜<br />

⎟⎥<br />

⎣ ⎝ 2⋅V<br />

T ⎠⎦<br />

I B<br />

I B1f<br />

Rek. in Basis und<br />

Bahngebieten<br />

In Abbildung 3.14 ist der daraus abgeleitete Verlauf der Kleinsignal-Stromverstärkung<br />

dI<br />

C β f = für VCB=const<br />

dI B<br />

dargestellt. Für niedrigen Kollektorstrom steigt die Stromverstärkung an, erreicht ein Maximum<br />

und fällt bei hohem Kollektorstrom wieder ab. Dies ist das typische Verhalten der<br />

Stromverstärkung bipolarer Transistoren, das vom GP-Modell wegen seiner physikalischen<br />

Begründung beschrieben wird.<br />

dI<br />

dI<br />

C<br />

B<br />

niedrige<br />

Injektion<br />

hohe<br />

Injektion<br />

Abbildung 3.14: Stromverstärkung des Gummel-Poon-Modells<br />

V BE<br />

log I C<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 42 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

3.5 Nichtideale Effekte<br />

3.5.1 Early-Effekt (Basisweitenmodulation)<br />

Im aktiven Vorwärtsbetrieb wird die Basisladung durch die Sperrschichtladung des gesperrten<br />

Kollektorübergangs mit steigender Sperrspannung reduziert. Dieser Effekt ist im Gummel-<br />

Poon-Modell implizit enthalten. Unter Annahme niedriger Injektion (q2 ≈ 0) ergibt sich für die<br />

bezogene Basisladung nach (3.42) bei hinreichend hohen Kollektor-Emitterspannung:<br />

V V<br />

qB ≈ 1−<br />

V V<br />

BC<br />

CE<br />

1 − ≈ . (3.48)<br />

eaf<br />

eaf<br />

Für den Transferstrom und damit für den Kollektorstrom gilt damit näherungsweise<br />

I S 0 VBE<br />

I S 0 VBE<br />

VBE<br />

VCE<br />

I C ≈ I n ≈ ⋅ exp( ) ≈ ⋅ exp( ) ≈ I S 0 ⋅ exp( ) ⋅ ( 1+<br />

) . (3.49)<br />

q<br />

V<br />

B VT<br />

CE V<br />

1<br />

T<br />

VT<br />

V<br />

−<br />

eaf<br />

V<br />

eaf<br />

Abbildung 3.15 zeigt den Einfluß des Raumladungsgebiets des Kollektorübergangs auf die<br />

Basisladung. Der mit der Kollektor-Emitterspannung steigende Gradient der Minoritätsträgerdichte<br />

führt zu einem Anstieg des Kollektorstroms mit VCE und damit zu einem endlichen<br />

Ausgangsleitwert:<br />

g<br />

CE<br />

(3.49a)<br />

dI<br />

=<br />

dV<br />

C<br />

CE<br />

= I<br />

V<br />

V<br />

1+<br />

V<br />

CE<br />

BE<br />

eaf<br />

C<br />

S 0 ⋅ exp( ) ⋅<br />

= , für V CE


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

n B<br />

V CE<br />

x B<br />

x<br />

-V eaf<br />

Abbildung 3.15: Early-Effekt, endlicher Ausgangsleitwert<br />

Mit n ≈ p folgt damit<br />

n<br />

p<br />

( 0)<br />

I C<br />

V CE<br />

VBE<br />

≈ ni<br />

⋅ exp( ) , (3.51)<br />

2 ⋅V<br />

T<br />

d.h. die Minoritätsträgerdichte nimmt in Hochinjektion weniger stark als bei niedriger Injektion<br />

zu. Dieser Hochinjektionseffekt ist im Gummel-Poon-Modell enthalten (vgl. Abbildung<br />

3.13) und führt zu einem deutlichen Abfall der Stromverstärkung bei hohen Kollektorströmen<br />

(vgl. Abbildung 3.14).<br />

Abbildung 3.16 zeigt das typische Dotierungsprofil eines integrierten Transistors. Die niedrige<br />

Dotierung des Kollektors dient einer hohen Abbruchsspannung und einer niedrigen Sperrschichtkapazität<br />

des Kollektorübergangs. Bei hohem Kollektorstrom kann ein beträchtlicher<br />

Teil der Kollektor-Basisspannung am niedrig dotierten und damit hochohmigen Kollektor abfallen,<br />

so daß am metallurgischen CB-Übergang die Potentialschwelle abgebaut wird. Die<br />

quasi-neutrale Basis erweitert sich in das Kollektorgebiet hinein, mit der entsprechenden Erhöhung<br />

der Basisladung. Der Effekt wird als Basis-Erweiterung (Base-Push-Out) oder als<br />

Quasi-Sättigung bezeichnet und führt zu einer weiteren Reduzierung der Stromverstärkung<br />

bei hohen Kollektorströmen. Der Effekt ist zusätzlich in der Regel vom Kirk-Effekt überlagert,<br />

auf den nicht näher eingegangen werden soll.<br />

3.5.3 Emitter-Crowding<br />

Der Basisstrom fließt vom Basiskontakt lateral unter den Emitter zur aktiven Basis (vgl.<br />

Abbildung 3.17). Durch den ohmschen Spannungsabfall in der Basis, wird die Flußspannung<br />

am BE-Übergang zum Zentrum des Emitters hin verringert. Daraus resultiert, daß die Injektion<br />

zu den Emitterkanten verdrängt wird. Die verfügbare Emitterfläche wird ineffizient genutzt<br />

und es kann zu lokalen thermischen Überlastungen (Hot Spots) kommen. Abhilfe kann<br />

eine beidseitige Basiskontaktierung bringen. Bei Transistoren für hohe Ströme werden Basis<br />

und Emitter kammartig miteinander verschränkt (s. Abbildung 3.18).<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 44 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

N D, N A<br />

Emitter<br />

Basis<br />

Kollektor<br />

Burried Layer<br />

Abbildung 3.16: Dotierungsprofil eines integrierten npn-Transistors<br />

Abbildung 3.17: Emitter-Crowding<br />

E<br />

B<br />

B E<br />

Abbildung 3.18: Kammartige Emitterstruktur zur Reduzierung des Emitter-Crowdings<br />

3.5.4 Kollektor-Basis-Abbruch<br />

Mit steigender Spannung am CB-Übergang weitet sich die Raumladungsschicht auch in die<br />

Basis aus. Bei modernen integrierten Transistoren mit extrem kurzer Basis kann dies dazu<br />

führen, daß die RLZ des CB-Übergangs die RLZ des BE-Übergangs erreicht. Bei weiterem<br />

Anstieg der CB-Sperrspannung wird die Potentialschwelle des BE-Übergangs abgebaut. Es<br />

kommt zu einer starken Erhöhung der Injektion und damit zu einem steilen Anstieg des Kol-<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 45 -<br />

ITEM<br />

J B<br />

x


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

lektorstroms. Dieser sog. Punch-Through-Effekt führt nicht zu bleibenden Schäden, wenn es<br />

nicht zu einer thermischen Überlastung kommt.<br />

Hohe Feldstärken in der RLZ des CB-Übergangs ergeben hohe Trägergeschwindigkeiten und<br />

führen zu Ladungsträgermultiplikation durch Stoßionisation. Bei hinreichend hoher Sperrspannung<br />

und hinreichendem Strom kann es zu einem lawinenartigen Stromanstieg (Avalanche-Abbruch)<br />

am CB-Übergang kommen. Abbildung 3.19 zeigt die Restströme (Sperrströme)<br />

für offenen Emitter (ICB0) und offene Basis (ICE0). ICB0 ist der Sperrstrom des CB-Übergangs.<br />

Im Fall der offenen Basis (rechtes Bild) steuern die hierdurch in die Basis gelangenden Löcher<br />

die Basis an. Die Basis wird gegenüber dem Emitter positiv. Ein Strom ICE0 wird als<br />

Elektronenstrom vom Emitter in die Basis injiziert, der mit der Stromverstärkung α multipliziert<br />

am Kollektorübergang erscheint. Damit gilt:<br />

I = I + α⋅I<br />

CE0<br />

CB0<br />

CE0<br />

I<br />

1−α<br />

CB0<br />

ICE0 = ≈ β ⋅<br />

I<br />

CB0<br />

, (3.52)<br />

. (3.53)<br />

Der Reststrom ICE0 ist damit um den Faktor β größer als ICB0 (vgl. Abbildung 3.20).<br />

E<br />

B<br />

I CB0<br />

Abbildung 3.19: Restströme<br />

V CB<br />

I CB0<br />

C<br />

E<br />

I CE0<br />

B<br />

V CE<br />

ICB0 αICE0 Durch Trägermultiplikation steigt der Reststrom ICB0 bei der Abbruchspannung BVCB0 sehr<br />

steil an. Wegen des höheren Reststroms ICE0 bei offener Basis steigt dieser bei der deutlich<br />

geringeren Abbruchspannung BVCE0 (vgl. Abbildung 3.20) stark an. Dabei gilt:<br />

BV ≈ β ⋅ BV mit n ≈ 3..<br />

5 . (3.54)<br />

n<br />

CB0<br />

CE0<br />

Der Avalanche-Abbruch verursacht keine bleibenden Schäden, wenn es nicht zu einer thermischen<br />

Überlastung kommt.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 46 -<br />

ITEM<br />

I CE0<br />

C


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

I CE0<br />

I CB0<br />

I C<br />

offene Basis<br />

BV CE0<br />

Abbildung 3.20: Restströme und Abbruchspannungen<br />

offener Emitter<br />

BV CB0<br />

3.6 Kleinsignalmodell des bipolaren Transistors<br />

Die Kleinsignalanalyse elektronischer Schaltungen setzt voraus, daß sich jede elektrische<br />

Größe aus einem Gleichanteil (I‘, U‘) und einem Wechselanteil (i, u) zusammensetzt:<br />

Dabei gilt:<br />

I ( t)<br />

= I'+<br />

i , U ( t ) = U '+<br />

u . (3.55)<br />

i


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

mit<br />

v BE<br />

B<br />

i = g ⋅v<br />

+ g ⋅v<br />

C<br />

g<br />

g<br />

g<br />

g<br />

BE<br />

CE<br />

m<br />

mr<br />

m<br />

BE<br />

CE<br />

CE<br />

, (3.59b)<br />

∂I<br />

B = ( )',<br />

Eingangsleitwert (3.59c)<br />

∂V<br />

BE<br />

∂IC<br />

= ( )',<br />

Ausgangsleitwert (3.59d)<br />

∂V<br />

CE<br />

∂IC<br />

= ( )' , Übertragungsleitwert (3.59e)<br />

∂V<br />

BE<br />

∂I<br />

B = ( )'.<br />

inverser Übertragungsleitwert (3.59f)<br />

∂V<br />

i B<br />

g BE<br />

CE<br />

g mrv CE<br />

g mv BE<br />

Abbildung 3.21: Kleinsignalmodell für niedrige Frequenzen<br />

g CE<br />

i C C<br />

Die Zweitorgleichungen (3.59) können durch das Kleinsignalmodell in Abbildung 3.21 repräsentiert<br />

werden, das allerdings in dieser Form nur für niedrige Frequenzen gilt. Im aktiven<br />

Vorwärtsbetrieb (V BE > 0 , VCE > 0 ) kann der inverse Übertragungsleitwert g mr in der Regel<br />

vernachlässigt werden.<br />

Soll das Kleinsignalmodell für höhere Frequenzen gültig sein, werden Sperrschicht- und Diffusionskapazitäten<br />

der pn-Übergänge hinzugefügt. In Abbildung 3.22 sind zusätzlich die<br />

Bahnwiderstände berücksichtigt. In der Regel gilt rE<br />

≈ 0 . Im Vorwärtsbetrieb gilt:<br />

C C + C , . C C ≈<br />

BE = DE JE BC JC<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 48 -<br />

ITEM<br />

v CE


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

B<br />

i B<br />

r B<br />

v BE<br />

B'<br />

v' BE v'CE<br />

g BE<br />

C BE<br />

C BC<br />

E<br />

g mv' BE<br />

Abbildung 3.22: Vollständiges Kleinsignalmodell im aktiven Vorwärtsbetrieb<br />

E'<br />

r E<br />

g CE<br />

C'<br />

r C<br />

v CE<br />

i C C<br />

Im folgenden sollen beispielhaft die Kleinsignalparameter im aktiven Vorwärtsbetrieb gemäß<br />

Ebers-Moll-Modell bestimmt werden. Zusätzlich soll der Early-Effekt berücksichtigt werden.<br />

Wegen ≈ 0 und V > 0,<br />

5V<br />

>> v gilt mit (3.25):<br />

I R<br />

BE<br />

T<br />

I' C ≈βF ⋅ I'<br />

B ,<br />

⎟ ⎛V<br />

' ⎞ BE<br />

I'<br />

≈ − ⋅ ≈ − ⋅ ⋅ ⎜<br />

B ( 1 α F ) I F ( 1 α F ) I ES exp , (3.60)<br />

⎝ vT<br />

⎠<br />

g<br />

g<br />

BE<br />

m<br />

∂I'<br />

=<br />

∂V<br />

'<br />

∂I'<br />

=<br />

∂V<br />

'<br />

C<br />

B<br />

BE<br />

BE<br />

( 1−α<br />

F ) ⋅ I<br />

≈<br />

v<br />

≈<br />

T<br />

∂I'<br />

Mit (3.49) gilt für den Ausgangsleitwert mit<br />

g<br />

CE<br />

dI'<br />

=<br />

dV '<br />

C<br />

CE<br />

ES<br />

⎛V<br />

'<br />

⋅exp<br />

⎜<br />

⎝ v<br />

β<br />

⋅ I'<br />

BE<br />

T<br />

⎞ I'<br />

⎟ ≈<br />

⎠ v<br />

I'<br />

T<br />

B<br />

, (3.61)<br />

B F B C<br />

β F ⋅ ≈ ≈ . (3.62)<br />

∂V<br />

'BE<br />

vT<br />

vT<br />

I'C<br />

≈<br />

V ' + V<br />

CE<br />

eaf<br />

≈ g<br />

g<br />

m<br />

I'<br />

C<br />

m ≈ :<br />

vT<br />

V '<br />

CE<br />

vT<br />

+ V<br />

eaf<br />

. (3.63)<br />

Für ' = 5mA,<br />

β = 150 , = 200V<br />

folgen typische Werte für die Kleinsignalparameter<br />

I C<br />

(3.61) bis (3.63) zu<br />

g<br />

g<br />

g<br />

m<br />

BE<br />

CE<br />

F<br />

V eaf<br />

I'<br />

C ≈ ≈187mS<br />

,<br />

v<br />

T<br />

g<br />

≈<br />

β<br />

m<br />

F<br />

≈1,<br />

2mS<br />

,<br />

vT<br />

≈ gm<br />

≈ 24µ<br />

S .<br />

V ' + V<br />

CE<br />

eaf<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 49 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

3.6.1 Erstellen von Kleinsignal-Ersatzschaltbildern elektronischer Schaltungen<br />

Werden in den Schaltbildern elektronischer Schaltungen die Schaltsymbole der Bauelemente<br />

durch das im Arbeitspunkt gültige Kleinsignalmodell des jeweiligen Bauelements ersetzt, entsteht<br />

ein Kleinsignal-Ersatzschaltbild (KSE) der Schaltung. Im folgenden werden für einige<br />

Zweipole beispielhaft die Kleinsignalmodelle hergeleitet.<br />

Das Kleinsignalmodell der idealen Diode in Flußrichtung ergab sich in Kap. 2.7 als Leitwert<br />

g mit<br />

0<br />

I'<br />

D<br />

iD = g 0 ⋅v<br />

D ≈ ⋅<br />

vT<br />

v<br />

D<br />

.<br />

Für lineare Zweipole ergeben sich die entsprechenden Beschreibungen wie für den Großsignalfall.<br />

Für das Beispiel der linearen Kapazität C gilt:<br />

i<br />

C<br />

dV<br />

= C ⋅<br />

dt<br />

Für die ideale Gleichspannungsquelle gilt<br />

V Q Q<br />

vQ<br />

C<br />

' + v = V<br />

= 0.<br />

0<br />

d(<br />

V 'C<br />

+ vC<br />

) dvC<br />

= C ⋅<br />

= C ⋅ .<br />

dt dt<br />

und damit<br />

Das Kleinsignalmodell der idealen Gleichspannungquelle ist damit ein Kurzschluß. Entsprechend<br />

ergibt sich als Kleinsignalmodell einer idealen Gleichstromquelle ein leerlaufender<br />

Zweig.<br />

In Abbildung 3.24 ist das Kleinsignal-Ersatzschaltbild des Verstärkers in Abbildung 3.23 dargestellt.<br />

v i<br />

C B<br />

R B1<br />

R B2<br />

RC CC Abbildung 3.23: Schaltbild eines gegengekoppelten Verstärkers in Emitterschaltung<br />

R E<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 50 -<br />

ITEM<br />

v o<br />

R L<br />

V b


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

v i<br />

C B<br />

v BE<br />

B<br />

C BE<br />

C BC<br />

g mv BE<br />

RB1 RB2 gBE gCE RC RL Abbildung 3.24: Kleinsignal-Ersatzschaltbild des Verstärkers<br />

3.6.2 Frequenzverhalten der Stromverstärkung des bipolaren Transistors<br />

Das Frequenzverhalten des bipolaren Transistors wird im allgemeinen durch das Verhalten<br />

der Kurzschluß-Stromverstärkung im aktuellen Arbeitspunkt charakterisiert. Abbildung 3.25<br />

iC<br />

zeigt links eine Meßschaltung zur Bestimmung der Kurzschluß-Stromverstärkung β = im<br />

iB<br />

aktiven Betriebszustand. Rechts ist das zugehörige Kleinsignal-Ersatzschaltbild der Schaltung<br />

dargestellt, wobei die Bahnwiderstände des Transistors unberücksichtigt bleiben. Der Ausgangsleitwert<br />

entfällt wegen des Kurzschlusses am Ausgang. Gemäß Ersatzschaltbild ergibt<br />

sich für Kollektor- und Basisstrom<br />

I' B+i B<br />

i B = v BE ⋅[<br />

g BE + jω(<br />

C BE + C BC )] , (3.64)<br />

iC = v BE ⋅[<br />

g m − jωC<br />

BC ] (3.65)<br />

i C<br />

V' CE<br />

i B<br />

E<br />

v BE<br />

Abbildung 3.25: Bestimmung der Kurzschluß-Stromverstärkung<br />

und damit für die Stromverstärkung<br />

R E<br />

g BE<br />

C<br />

C BE<br />

C BC<br />

C C<br />

i C<br />

g mv BE<br />

iC<br />

( jω)<br />

g m − jωC<br />

BC<br />

g m<br />

β ( jω)<br />

= =<br />

≈<br />

(3.66)<br />

i ( jω)<br />

g + jω(<br />

C + C ) g + jω(<br />

C + C )<br />

B<br />

BE<br />

BE<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 51 -<br />

ITEM<br />

BC<br />

BE<br />

BE<br />

BC<br />

v o


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

unter Vernachlässigung des kapazitiven Terms im Zähler gegenüber dem Übertragungsleitwert.<br />

Setzt man die Gültigkeit der Ebers-Moll-Beziehungen voraus, dann gilt mit (3.61) und<br />

(3.62)<br />

und es folgt<br />

g ≈β ⋅ g<br />

m<br />

F<br />

BE<br />

β<br />

(3.67)<br />

β F<br />

β F<br />

β ( jω)<br />

≈<br />

= . (3.68)<br />

β F<br />

ω<br />

1+<br />

jω<br />

( CBE<br />

+ CBC<br />

) 1+<br />

j<br />

g<br />

ω<br />

m<br />

Die Stromverstärkung zeigt ein typisches Tiefpaßverhalten mit der 3dB-Grenzfrequenz<br />

ω β<br />

gm<br />

f β = =<br />

(3.69)<br />

2π 2π<br />

⋅ β F ⋅ ( CBE<br />

+ CBC<br />

)<br />

Statt der 3dB-Grenzfrequenz wird in der Regel die Transitfrequenz fT zur Charakterisierung<br />

der Frequenzabhängigkeit verwendet. Die Transitfrequenz ist die Frequenz, bei der die<br />

Stromverstärkung dem Betrag nach 1 wird. Sie ergibt sich damit aus (3.68) zu<br />

gm<br />

fT ≈<br />

= β F ⋅ f<br />

2π<br />

⋅ ( C + C )<br />

BE<br />

BC<br />

β<br />

. (3.70)<br />

Abbildung 3.26 zeigt die Frequenzabhängigkeit der Kleinsignal-Stromverstärkung.<br />

Die Transitfrequenz f T ist vom Arbeitspunkt abhängig. Da vom aktiven Betrieb in Vorwärtsrichtung<br />

ausgegangen wird, setzt sich die Basis-Emitterkapazität aus Diffusions- und Sperrschichtkapazität<br />

zusammen, während die Basis-Kollektorkapazität lediglich aus der Sperrschichtkapazität<br />

besteht:<br />

C + C = C + C + C<br />

BE<br />

BC<br />

DBE<br />

JBE<br />

JBC<br />

. (3.71)<br />

Wie im Fall der Diode (2.28) ist die Diffusionsladung (Überschuß-Minoritätsträgerladung)<br />

proportional zum Kollektorstrom<br />

100<br />

|β(jω)|<br />

10<br />

1<br />

∆Q= τ ⋅ I<br />

DBE<br />

F<br />

C<br />

f β<br />

. (3.72)<br />

3dB<br />

Abbildung 3.26: Frequenzabhängigkeit der Kleinsignal-Stromverstärkung<br />

β F<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 52 -<br />

ITEM<br />

f T<br />

f


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

τ F wird als Transitzeit im Vorwärtsbetrieb bezeichnet, und gibt die Zeit an, die die Signalausbreitung<br />

von der Erregung am Basis-Emitterübergang bis zum Kollektorrand der Basis benötigt.<br />

Aus (3.72) ergibt sich die Diffusionskapazität zu<br />

d∆Q<br />

dI<br />

= τ τ g<br />

(3.73)<br />

DBE<br />

C<br />

C DBE = F ⋅ = F ⋅<br />

dVBE<br />

dVBE<br />

und (3.70) ergibt mit der Ebers-Moll-Näherung<br />

f<br />

T<br />

F<br />

T<br />

IC<br />

JBE<br />

m<br />

I<br />

g m ≈<br />

v<br />

1 1<br />

≈ ⋅<br />

. (3.74)<br />

2π<br />

v<br />

τ + ⋅ (C + C JBC)<br />

Mit steigendem Kollektorstrom steigt die Transitfrequenz zunächst steil an und erreicht mit<br />

1<br />

f T , max = (3.75)<br />

2π⋅τF<br />

ihren Maximalwert, wie dies in Abbildung 3.27 dargestellt ist. Der in dieser Abbildung gezeigte<br />

Abfall der Transitfrequenz bei hohen Kollektorströmen liegt an der Zunahme der Transitzeit<br />

τ bei hoher Injektion z.B. auf Grund der Basiserweiterung.<br />

F<br />

Transistoren für Hochfrequenzanwendungen sollten möglichst kleinflächig zur Minimierung<br />

der Kapazitäten sein. Eine kurze Basis minimiert die Transitzeit. Sie sollten in einem Arbeitspunkt<br />

betrieben werden, der gemäß Abbildung 3.27 eine maximale Transitfrequenz gewährleistet.<br />

f T<br />

C<br />

T<br />

f T,max<br />

Abbildung 3.27: Arbeitspunktabhängigkeit der Transitfrequenz<br />

3.7 Großsignal-Schaltverhalten des bipolaren Transistors<br />

Das Schaltverhalten wird durch die Speicherung von Überschußladungen insbesondere im<br />

Zustand der Sättigung bestimmt. Abbildung 3.28 zeigt die beispielhaft untersuchte Schaltung.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 53 -<br />

ITEM<br />

I C


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

V B<br />

i C<br />

I Csat<br />

0,9<br />

0,1<br />

i B<br />

R B<br />

R C<br />

i C<br />

V C<br />

t A<br />

V B<br />

t d t r ts t f<br />

Abbildung 3.28: Untersuchung des Schaltverhaltens<br />

Für t < 0 ist der Transistor gesperrt. Für 0 < t < tA wird VB hinreichend positiv, so daß der<br />

Transistor in die Sättigung gerät. Nach dem Schaltaugenblick wird zunächst die Weite der<br />

RLZ am BE-Übergang reduziert, d.h. die Sperrschichtkapazität wird umgeladen. Der Emitter<br />

beginnt dann zu injizieren, und der Kollektorstrom beginnt wegen des Gradients der Elektronendichte<br />

in der Basis zu fließen. Die Zeitdifferenz bis zum Erreichen von 10% des endgültigen<br />

Stromes wird als Verzögerungszeit (t d , „delay-time“) bezeichnet. Der Basisstrom baut<br />

die Basisladung auf. Der ansteigende Gradient der Elektronendichte in der Basis führt zu einem<br />

weiteren Anstieg des Kollektorstroms. Die Zeitdauer bis zum Erreichen von 90% des<br />

endgültigen Kollektorstroms wird als Anstiegszeit ( tr<br />

, rise-time) bezeichnet. Der Kollektorstrom<br />

verursacht am Widerstand R einen Spannungsabfall, der die Kollektor-<br />

C<br />

Emitterspannung reduziert. Wird V BC > 0 beginnt die Injektion von Elektronen aus dem Kollektor<br />

in die Basis. Der Transistor gerät in Sättigung. Der Anstieg des Kollektorstroms wird<br />

reduziert und der Kollektorstrom erreicht den Maximalwert I Csat . Der positive Basisstrom<br />

liefert Löcher, die für die Rekombination der Überschußladungen erforderlich sind und hält<br />

damit die Überschußladungen aufrecht.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 54 -<br />

ITEM<br />

t A<br />

t<br />

t


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Minoritätsträgerdichten<br />

Emitter Basis Kollektor<br />

Q nB<br />

Q nBS<br />

Abbildung 3.29: Minoritätsträgerdichten in der Sättigung<br />

Q pCS<br />

Abbildung 3.29 zeigt die Minoritätsträgerdichten in den drei Transistorgebieten. Q ist die<br />

Elektronendichte in der Basis im aktiven Betrieb. Q stellt die zusätzliche Elektronendichte<br />

in der Sättigung dar. Q ist die zusätzliche Löcherdichte in der Sättigung im Kollektor. Ent-<br />

pCS<br />

sprechendes gilt für die Löcherdichte im Emitter, wobei diese wegen der hohen Emitterdotierung<br />

eine geringe Rolle spielt.<br />

Zum Zeitpunkt t = t A wird V B negativ. Der Basisstrom kehrt sein Vorzeichen um, indem überschüssige<br />

Löcher aus der Basis ausgeräumt werden. Wegen der Quasineutralität reduziert<br />

dies die Elektronendichte, ohne daß sich der Gradient der Elektronendichte und damit der<br />

Kollektorstrom wesentlich ändert, da zunächst die Ladung Q nBS abgebaut wird. Beide pn-<br />

Übergänge verbleiben zunächst in Flußrichtung und injizieren weiter Elektronen in die Basis.<br />

Nach Abbau der Ladung Q nBS gelangt der CB-Übergang in Sperrichtung. Wird jetzt die Elektronendichte<br />

in der Basis weiter abgebaut, verringern sich der Dichtegradient und damit der<br />

Kollektorstrom deutlich. Der Zeitraum t S in dem der Kollektorstrom auf 90% seines Maximalwertes<br />

reduziert wird, wird als Speicherzeit bezeichnet. Es ist dies die Zeit, die zum Ausräumen<br />

der in der Sättigung zusätzlich gespeicherten Ladungsträger erforderlich ist. Im folgenden<br />

sinkt der Kollektorstrom in der sog. Abfallzeit (t , fall-time) auf 10% seines Maxi-<br />

malwertes. Nach Ausräumen der Überschußladungen und Aufladen der Sperrschichtkapazität<br />

am Emitter ist der Transistor gesperrt.<br />

Offensichtlich ist die Speicherzeit und damit die Sättigung des Transistors für die Dauer des<br />

Schaltvorgangs verantwortlich. Wird die Sättigung vermieden, entfällt die Speicherzeit.<br />

Abbildung 3.30 zeigt, wie mit Hilfe einer Schottky-Diode die Sättigung eines Transistors<br />

vermieden wird. Bei der Schottky-Diode handelt es sich um einen Metall-Halbleiterübergang<br />

mit einer Flußspannung von etwa 0,3 V. Damit begrenzt die Schottky-Diode VBC auf 0,3V, so<br />

daß die Flußspannung des BC-Übergang des Transistors auf diesen Wert begrenzt wird und<br />

der Transistor nicht in Sättigung gelangen kann.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 55 -<br />

ITEM<br />

nBS<br />

f<br />

x<br />

nB


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

B<br />

Abbildung 3.30: Transistor mit Schottky-Diode zur Vermeidung der Sättigung<br />

3.8 Integrierte pnp-Transistoren<br />

Die Herstellungsprozesse für bipolare Integrierte Schaltungen sind so optimiert, daß npn-<br />

Transistoren mit optimalen Eigenschaften entstehen. npn-Transistoren werden wegen der höheren<br />

Beweglichkeit der Elektronen bevorzugt. Werden pnp-Transistoren in einem Schaltkreis<br />

benötigt, sind diese an die Erfordernisse der Standardtechnologie anzupassen. Sie sind<br />

deshalb nur suboptimal zu realisieren.<br />

Grundsätzlich können zwei Typen von pnp-Transistoren realisiert werden. Abbildung 3.31<br />

zeigt einen Substrattransistor. Die p-Basisdiffusion des Standardprozesses dient als Emitter.<br />

Die Basis wird durch die n-Epitaxieschicht und der Kollektor wird durch das p-Substrat gebildet.<br />

Da sämtliche pnp-Substrattransistoren eines IC’s ein gemeinsames Kollektorpotential<br />

besitzen, können diese nur in speziellen Fällen, z.B. als Emitterfolger, verwendet werden.<br />

Wegen der langen Basis, gebildet durch das Substrat, sind Stromverstärkung und Transitfrequenz<br />

des Substrattransistors begrenzt (z.B. β < 100 , < 10MHz<br />

).<br />

Für unbeschränkten Einsatz eignet sich lediglich der laterale pnp-Transistor, der in<br />

Abbildung 3.32 dargestellt ist. Emitter und Kollektor werden jeweils durch eine p-<br />

Basisdiffusion des Standardprozesses gebildet, die möglichst nah nebeneinander plaziert werden.<br />

Die Basis wird durch die n-Epitaxieschicht gebildet. Der Stromfluß des Transistoreffekts<br />

ist parallel zur Oberfläche (lateral) gerichtet. Der Kollektor umgibt den Emitter in der Regel<br />

ringförmig, um den Verlust an injiziertem Strom durch Diffusion und Rekombination zu vermindern.<br />

Wegen des begrenzten Minimalabstands benachbarter p-Diffusionen ist die Basisweite<br />

deutlich höher als bei npn-Transistoren. Die Stromverstärkung ist dadurch deutlich<br />

niedriger als bei npn-Transistoren. Werte von β = 20 sind durchaus üblich.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 56 -<br />

ITEM<br />

f T<br />

C<br />

E


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

p - Substrat<br />

Abbildung 3.31: pnp-Substrattransistor<br />

p<br />

Kollektor<br />

Emitter<br />

Emitter<br />

n +<br />

Basis<br />

Kollektor<br />

p p p<br />

Basisweite<br />

Abbildung 3.32: Lateraler pnp-Transistor<br />

n + -Burried Layer<br />

p - Substrat<br />

p<br />

n - Epitaxie<br />

n - Epitaxie<br />

Basis<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 57 -<br />

ITEM<br />

n +


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

3.9 Passive Komponenten in bipolaren Schaltungen<br />

Passive Komponenten in integrierten Schaltungen sind nur begrenzt verfügbar. Spulen werden<br />

nur in Sonderfällen realisiert. Sie können in der Regel nur mit extrem niedrigen Induktivitäten<br />

von einigen nH als planare Spulen realisiert werden, oder sie werden in Additivtechnik auf<br />

der Oberfläche des Chips realisiert. Im allgemeinen wird ihre Funktion durch Transistorschaltungen<br />

nachgebildet.<br />

3.9.1 pn-Diode<br />

Integrierte Dioden (siehe Abbildung 3.33) werden in den meisten Fällen mit den Prozeßschritten<br />

der npn-Transistoren hergestellt. Bei der abgebildeten pn-Diode sind Basis und Kollektor<br />

der Transistorstruktur kurzgeschlossen.<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

E B C<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

����������������������������������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

����� �����<br />

�����������������������<br />

����������������������������������������<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

Abbildung 3.33: Integrierte pn-Diode<br />

p +<br />

��� +<br />

n p<br />

����������������������������������������<br />

n +<br />

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

p -<br />

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

n +<br />

n -<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

SiO 2<br />

p +<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

3.9.2 Schottky-Diode<br />

Die Schottky-Diode wird durch einen gleichrichtenden Metall-Halbleiter-Kontakt gebildet.<br />

Bei integrierten Schaltungen wird in der Regel die n-dotierte Epitaxieschicht als<br />

Halbleitermaterial und das für die Leiterbahnen gebräuchliche Aluminium als Metallkontakt<br />

verwendet. So können zusätzliche Prozeßschritte vermieden werden. Vorteilhaft sind die<br />

niedrige Schwellenspannung (z.B. 0,4V) und die geringe Diffusionskapazität des Metall-<br />

Halbleiterkontakts. Letztere führt zu sehr schnellen Schaltzeiten, die nur durch die Sperrschichtkapazität<br />

bestimmt werden.<br />

In untenstehender Abbildung ist die Ausführungsform einer isolierten Schottky-Diode dargestellt.<br />

Einer der beiden Metall-Halbleiter-Kontakte ist als sperrfreier niederohmiger Kontakt<br />

ausgeführt, damit nicht zwei gegeneinander geschaltete Dioden auftreten. Der niederohmige<br />

+<br />

Kontakt läßt sich durch eine n -Zone unter der Metallschicht realisieren.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 58 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

������������������������<br />

������������������������<br />

������������������������<br />

������������������������<br />

�������������<br />

������������� ���� ��<br />

������������������������<br />

p +<br />

Schottky-<br />

Kontakt<br />

������������������������<br />

�������������<br />

�������������<br />

������������������������<br />

Abbildung 3.34: Isolierte Schottky-Diode<br />

n -<br />

n +<br />

A K<br />

r 1<br />

RLZ<br />

�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

������������������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

�������������<br />

������������<br />

�������������<br />

������������������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

p -<br />

r 2<br />

�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

n +<br />

r 3<br />

sperrfreier<br />

Kontakt<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������ ����<br />

�����������������������<br />

p +<br />

�����������������������<br />

������������<br />

������������<br />

�����������������������<br />

tiefe Kontaktdiffusion<br />

3.9.3 Widerstände<br />

Die Eigenschaften der integrierten Widerstände sind davon abhängig, welche der verfügbaren<br />

Schichten als Widerstandskörper verwendet wird. Die Widerstände werden jeweils in einer<br />

eigenen Isolationsinsel realisiert, um sie von der Umgebung zu isolieren. Der realisierbare<br />

Widerstand hängt vom Schichtwiderstand der verwendeten Widerstandsschicht ab. Der<br />

Schichtwiderstand gibt den ohmschen Widerstand einer quadratischen Widerstandsbahn zwischen<br />

zwei gegenüberliegenden Seiten an. Er ist abhängig von der Schichtdicke und dem Dotierungsprofil<br />

der Schicht. Bei homogener Dotierung, wie im Fall der Epitaxieschicht, ergibt<br />

sich der Schichtwiderstand R � aus der Schichtdicke δ und dem spezifischen Widerstand ρ der<br />

Schicht zu R � = ρ/δ. Bei inhomogener Dotierung ist der Schichtwiderstand als charakteristischer<br />

technologischer Parameter in der Einheit Ω/� (Ohm per Square) verfügbar. Aus dem<br />

Schichtwiderstand ergibt sich der ohmsche Widerstand einer Widerstandsbahn der Länge l<br />

und der Breite w zu<br />

R = R � l/w. (3.76)<br />

Zur Realisierung hoher Widerstandswerte wird die Widerstandsbahn mäanderförmig gefaltet.<br />

Dies in Verbindung mit dem Flächenbedarf der Isolationsinsel macht die Realisierung hoher<br />

Widerstandswerte sehr flächenaufwendig. Wo dies möglich ist, werden Widerstände in integrierten<br />

Schaltungen vermieden und durch Transistoren oder Schaltungen aus Transistoren<br />

ersetzt.<br />

Abbildung 3.35 zeigt die Struktur eines Widerstandes, wobei die Basisdiffusion als Widerstandsschicht<br />

benutzt wird. Der mit Iso bezeichnete Kontakt zur Isolationsinsel wird mit dem<br />

auf höherem Potential liegenden Widerstandskontakt oder mit dem höchsten Potential der<br />

Schaltung verbunden, um die Widerstandsbahn zu isolieren. Der gesperrte pn-Übergang zwischen<br />

Widerstandsbahn und n-Epitaxie ergibt eine längs der Widerstandsbahn verteilte Sperrschichtkapazität.<br />

Bei höheren Frequenzen muß der Frequenzgang des so entstehenden verteilten<br />

RC-Gliedes berücksichtigt werden. Bei einem typischen Schichtwiderstand der Basisdiffusion<br />

von 100 bis 200 Ω/� lassen sich Widerstände von einigen 10 Ω bis zu einigen 10 kΩ<br />

realisieren. Nachteilig ist der relativ hohe Temperaturkoeffizient von 1000 bis 2000 ppm/°C.<br />

Die absolute Toleranz der Widerstände liegt bei etwa ±20% während die relative Toleranz<br />

(Matching) zwischen benachbarten Widerständen im Bereich von 1% liegt.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 59 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Iso<br />

n +<br />

p<br />

n + -Burried Layer<br />

p - Substrat<br />

R<br />

n - Epitaxie<br />

Abbildung 3.35: Diffundierter Widerstand realisiert mit der Basisdiffusion<br />

Werden höhere Widerstandswerte erforderlich, kann die Basisdiffusion durch eine sie überdeckende<br />

Emitterdiffusion eingeengt werden. Ein derartiger Pinch-Widerstand ist in<br />

Abbildung 3.36 dargestellt. Der Schichtwiderstand eines derartigen Pinch-Widerstands liegt<br />

bei einigen kΩ/�. Absolute und relative Toleranz verschlechtern sich auf etwa 50% bzw.<br />

10%. Pinchwiderstände werden demnach nur für wenig präzise Widerstände mit hohen Widerstandswerten<br />

bei niedrigem Flächenaufwand eingesetzt.<br />

Iso<br />

n +<br />

p<br />

n + -Burried Layer<br />

p - Substrat<br />

Abbildung 3.36: Basis-Pinch-Widerstand<br />

R<br />

n +<br />

n - Epitaxie<br />

Weitere Widerstände werden mit der Emitterdiffusion mit geringem Schichtwiderstand (2-<br />

10Ω/�), als Epitaxiewiderstand mit hohem Schichtwiderstand (2-5kΩ/�) oder als Epitaxie-<br />

Pinch-Widerstand mit weiter erhöhtem Schichtwiderstand (4-10kΩ/�) realisiert. Relativ präzise<br />

Widerstände mit etwa 3% absoluter und weniger als 1% relativer Toleranz lassen sich mit<br />

ionenimplantierten Schichten (0,1-1kΩ/�) herstellen.<br />

3.9.4 Kondensatoren<br />

Die Verwendung von integrierten Kondensatoren wird in der Regel vermieden, da diese sehr<br />

flächenaufwendig werden, wenn ihre Kapazität den Wert von einigen 10 fF überschreitet. Unter<br />

Ausnutzung des Miller-Effekts können derartig kleine Kondensatoren jedoch z.B. zur<br />

Kompensation von Operationsverstärkern verwendet werden.<br />

Grundsätzlich kann die Sperrschichtkapazität von pn-Übergängen genutzt werden. Nachteilig<br />

ist hierbei die Nichtlinearität der Kapazität. Der Basis-Emitter-Übergang hat zudem eine relativ<br />

niedrige Abbruchspannung von ca. 6V. Der Basis-Kollektorübergang hat eine deutlich hö-<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 60 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

here Abbruchspannung, dafür ist die Sperrschichtkapazität erheblich geringer. Moderne bipolare<br />

Technologien bieten die Realisierung von Kapazitäten als MOS-Struktur an. Auf Kosten<br />

eines zusätzlichen Prozeßschritts wird ein Gateoxid von z.B. 50 nm Dicke erzeugt. Damit lassen<br />

sich lineare Kapazitäten von ca. 0,7 fF/µm 2 mit einer Durchbruchspannung größer als<br />

50V realisieren. Abbildung 3.37 zeigt die Struktur einer derartigen Gate-Kapazität. Die Elektroden<br />

des Kondensators werden durch die Emitterdotierung und durch die Aluminiumschicht<br />

gebildet. Das dünne Gateoxid bildet entsprechend das Dielektrikum.<br />

Oxid<br />

dünnes Gateoxid<br />

Abbildung 3.37: Gate-Kapazität<br />

C<br />

n + -Burried Layer<br />

p - Substrat<br />

n +<br />

n - Epitaxie<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 61 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

3.10 Parameter eines 0,8µm-BiCMOS-Prozesses<br />

In den folgenden Tabellen werden exemplarisch und auszugsweise Transistorparameter eines<br />

Bipolarprozesses mit 10 µm Epitaxiedicke (20V-Prozess) angegeben. Sie sollen in den folgenden<br />

Kapiteln die Möglichkeit bieten, den Einfluß dieser Parameter realistisch abzuschätzen.<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

Stromverstärkung β 200<br />

F<br />

Inverse Stromverstärkung β 2<br />

R<br />

Early-Spannung V 90 V<br />

EAF<br />

Sättigungsstrom, Emitter I S<br />

1,<br />

8<br />

−15<br />

⋅ 10 A<br />

Abbruchspannung BV 25 V<br />

CE0<br />

Abbruchspannung BV 50 V<br />

CB0<br />

Abbruchspannung BV 7 V<br />

EB0<br />

Transitzeit vorwärts τ 0,25 ns<br />

F<br />

Transitzeit rückwärts τ 200 ns<br />

R<br />

Basisbahnwiderstand r 200 B<br />

Ω<br />

Kollektorbahnwiderstand (Sättigung) r 75 C<br />

Ω<br />

Basis-Emitter-Sperrschichtkapazität C 1,2 pF<br />

JE0<br />

Basis-Kollektor-Sperrschichtkapazität C 0,6 pF<br />

JC0<br />

Kollektor-Substrat-Sperrschichtkapazität C 3 pF<br />

JCS 0<br />

Tabelle 3.1: NPN-Transistor mit 500 µm 2 Emitterfläche<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 62 -<br />

ITEM


Kapitel 3: Bipolarer Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

Stromverstärkung β 20<br />

F<br />

Inverse Stromverstärkung β 2<br />

R<br />

Early-Spannung V 50 V<br />

EAF<br />

Sättigungsstrom, Emitter I S<br />

−15<br />

⋅ 10 A<br />

Abbruchspannung BV 30 V<br />

CE0<br />

Abbruchspannung BV 50 V<br />

CB0<br />

Abbruchspannung BV 50 V<br />

EB0<br />

Transitzeit vorwärts τ 20 ns<br />

F<br />

Transitzeit rückwärts τ 2000 ns<br />

R<br />

Basisbahnwiderstand r 150 B<br />

Ω<br />

Kollektorbahnwiderstand (Sättigung) r 75 C<br />

Ω<br />

Basis-Emitter-Sperrschichtkapazität C 0,6 pF<br />

JE0<br />

Basis-Kollektor-Sperrschichtkapazität C 2 pF<br />

JC0<br />

Kollektor-Substrat-Sperrschichtkapazität C 3,5 pF<br />

JCS 0<br />

Tabelle 3.2: Lateraler pnp-Transistor<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 63 -<br />

ITEM<br />

2


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

4 MOS – Feldeffekttransistor (MOSFET)<br />

Die Abkürzung MOS steht für Metal-Oxide-Semiconductor und bezeichnet die Schichtenfolge,<br />

welche die Funktionalität des MOS-Transistors bestimmt. Das Gate, früher aus Metall<br />

(Aluminium), wird heute bei hochintegrierten Schaltungen aus hochdotiertem polykristallinem<br />

Silizium (Polysilizium) gebildet. Zwischen Gate und Substrat befindet sich eine dünne<br />

Oxidschicht, die das Gate vom Substrat isoliert. Unterhalb des Gates bildet sich ein leitfähiger<br />

Kanal, dessen Leitfähigkeit von der Feldstärke im Gateoxid bestimmt wird (daher: Feldeffekttransistor).<br />

Der MOS-Transistor bietet im Zusammenhang mit höchstintegrierten digitalen Schaltungen<br />

einige Vorteile gegenüber dem bipolaren Transistor:<br />

• Niedriger Flächenbedarf,<br />

• Inhärente Selbstisolation der Transistoren,<br />

• Wenige („einfache“) Prozeßschritte,<br />

• Leistungslose Steuerung im stationären Fall,<br />

• Möglichkeit spezieller Schaltungstechniken (z.B. dynamische Schaltungen),<br />

• Geringe Verlustleistung.<br />

Die Vorteile der Bipolartechnik werden bei der BiCMOS-Technik (Bipolar Complementary<br />

MOS) durch die zusätzliche Realisierung von bipolaren Transistoren ausgenutzt:<br />

• Höhere Verstärkung,<br />

• Höhere Schaltungsgeschwindigkeit (bei einigen Schaltungstechniken),<br />

• Höhere Ausgangs-/Treiberleistungen.<br />

4.1 Prinzipieller Aufbau und Wirkungsweise von MOS-Transistoren<br />

Beim MOS-Transistor handelt es sich im Gegensatz zum stromgesteuerten Bipolartransistor<br />

um ein spannungsgesteuertes Bauelement. Desweiteren ist am Transistoreffekt nur eine Ladungsträgerart<br />

beteiligt (unipolarer Transistor). Daraus folgt, daß man grundsätzlich zwischen<br />

zwei Polaritätstypen von MOS-Transistoren unterscheidet. Beim NMOS-Typ beruht die Transistorfunktion<br />

auf Elektronen als Ladungsträger. Die Löcher bilden beim PMOS-Typ die<br />

funktionsbestimmenden Ladungsträger.<br />

Abbildung 4.1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines NMOS-Transistors. In vertikaler Richtung<br />

wird die Funktion durch die MOS-Schichtenstruktur, die einen Kondensator (MOS-<br />

Kondensator) bildet, bestimmt. Das Gate, in der Regel als hochdotierte Polysiliziumschicht<br />

realisiert, bildet die obere „Platte“ des Kondensators, während die Oberfläche des Halbleitersubstrats,<br />

das an der Unterseite kontaktiert ist (Bulk-Anschluß), die zweite „Kondensatorplatte“<br />

darstellt. Die extrem dünne Gateoxidschicht bildet das Dielektrikum des Kondensators.<br />

Das Gate überdeckt zwei hoch n-dotierte Schichten (Source und <strong>Dr</strong>ain). Zwischen diesen bildet<br />

sich, abhängig vom Potential des Gates, ein n-leitfähiger Kanal, dessen Leitfähigkeit vom<br />

elektrischen Feld in der Oxidschicht bestimmt wird. Der Stromfluß zwischen Source und Gate<br />

wird damit durch das Gatepotential gesteuert. Beim p-Kanal-Transistor (PMOS) sind die Dotierungsverhältnisse<br />

entsprechend invertiert.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 64 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

V SB<br />

Source<br />

V GS<br />

p-Substrat<br />

SiO 2<br />

Gate<br />

V DS<br />

Bulk<br />

<strong>Dr</strong>ain<br />

n + n +<br />

n-leitender Kanal<br />

Abbildung 4.1: Funktionelle Struktur eines NMOS-Transistors<br />

Die Funktion wird durch die Gate-Source-Spannung VGS in Relation zur Schwellenspannung<br />

VTS bestimmt. Erreicht die Gate-Source-Spannung die Schwellenspannung, bildet sich der<br />

Kanal.<br />

NMOS-Transistor:<br />

GS TS V V < : Keine leitende Verbindung zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain,<br />

Transistor gesperrt,<br />

V V ≥ : n-leitender Kanal zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain.<br />

GS<br />

TS<br />

PMOS-Transistor:<br />

V V > : . 0 = I<br />

GS<br />

GS<br />

TS<br />

TS<br />

D<br />

V V ≤ : p-leitender Kanal zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain.<br />

Für beide Polaritäten des MOS-Transistors wird unterschieden, ob der Kanal bei VGS=0 existiert<br />

(Anreicherungstransistor, Enhancement-Transistor) oder nicht existiert (Verarmungstransistor,<br />

Depletion-Transistor). Damit ergeben sich die in Abbildung 4.2 dargestellten 4<br />

Transistortypen.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 65 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

NMOS<br />

G<br />

S D<br />

n + n +<br />

S<br />

n-Kanal<br />

p-Substrat<br />

B<br />

Kanal existiert für V GS > V TS<br />

PMOS<br />

G<br />

p + p +<br />

p-Kanal<br />

n-Substrat<br />

B<br />

Kanal existiert für V GS < V TS<br />

Abbildung 4.2: MOS-Transistortypen<br />

D<br />

Selbstsperrender<br />

(Enhancement)<br />

Transistor<br />

G<br />

V TS > 0V<br />

G<br />

G B G<br />

V TS < 0V<br />

Selbstleitender<br />

(Depletion)<br />

Transistor<br />

D D<br />

B<br />

S S<br />

V TS < 0V<br />

D D<br />

S S<br />

V TS > 0V<br />

Im oberen Teil der Abbildung 4.3 ist ein nicht maßstabsgerechter Querschnitt durch einen<br />

NMOS-Transistor, hergestellt in der sog. LOCOS-Technologie, dargestellt. LOCOS steht als<br />

Abkürzung für „Local Oxidation“, dem Verfahren, mit dem das etwa 0,5 µm dicke Feldoxid<br />

realisiert wird. Transistorgebiete werden durch Fenster im Feldoxid definiert. Das Gateoxid<br />

ist mit 20 bis 50 nm erheblich dünner als das Feldoxid. Nach Abscheidung und Strukturierung<br />

einer Polysiliziumschicht, die als Gatelektrode und teilweise als Leiterbahn verwendet wird,<br />

werden die Source- und <strong>Dr</strong>aingebiete dotiert. Dabei dienen die Gateelektrode und das Feldoxid<br />

als Maske für die Diffusion oder die Ionenimplantation. Mit der Dotierung von Source<br />

und <strong>Dr</strong>ain wird die Polysiliziumschicht hoch n-dotiert. Bei diesem Verfahren ist die „Selbstjustierung“<br />

von Source und <strong>Dr</strong>ain durch die natürliche Maskierung von Vorteil. Die metallischen<br />

Leiterbahnen werden von den Gateelektroden und den Polysilizium-Leiterbahnen durch<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 66 -<br />

ITEM<br />

B<br />

B


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

eine Phosphor-Glasschicht isoliert. Die Kontaktierung zu Source, <strong>Dr</strong>ain oder Gate erfolgt<br />

durch Kontaktfenster in dieser Schicht. Nach Abscheidung einer weiteren Glasschicht kann<br />

eine zusätzliche Leiterbahnebene realisiert werden. Das dicke Feldoxid hat die Aufgabe, unerwünschte<br />

Kanäle unter Leiterbahnen zu verhindern. Durch eine hoch p-dotierte Schicht<br />

unter dem Feldoxid (channel-stopper) wird eine Kanalbildung zusätzlich verhindert.<br />

Gate Gateoxid<br />

Source <strong>Dr</strong>ain<br />

Feldoxid Feldoxid<br />

n + n +<br />

p-Substrat<br />

Source Gate<br />

<strong>Dr</strong>ain<br />

w<br />

Abbildung 4.3: NMOS-Transistor, Querschnitt und Aufsicht<br />

l<br />

p + Channel-Stopper<br />

Der untere Teil von Abbildung 4.3 zeigt eine Aufsicht mit den Gate-Abmessungen des Transistors.<br />

Die Gatelänge l ergibt sich aus dem Abstand von Source- und <strong>Dr</strong>ain-Diffusion. Sie ist<br />

durch die Unterdiffusion unter das Gate geringer als die Maskenlänge des Gates. Die Gateweite<br />

w ist durch die Weite von Source- und <strong>Dr</strong>ain-Diffusion vorgegeben.<br />

4.2 Die MOS-Kapazität<br />

Im folgenden soll anhand einer zweidimensionalen MOS-Struktur (MOS-Kapazität)<br />

grundsätzlich die Entstehung eines leitfähigen Kanals erläutert werden. Dies soll beispielhaft<br />

am NMOS-Transistor geschehen, daher ist in Abbildung 4.4 eine MOS-Struktur mit pdotiertem<br />

Substrat dargestellt.<br />

a) Flachbandzustand<br />

Das Bänderdiagramm in Abbildung 4.4 zeigt den Fall mit feldfreiem Substrat. Das Band verläuft<br />

ohne Bandverbiegung und man spricht vom sog. Flachbandzustand. Im Halbleiter treten<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 67 -<br />

ITEM<br />

I D


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

demnach keine Potentialunterschiede auf. Das elektrische Potential an der Halbleiteroberfläche<br />

ΨS ist gleich dem Potential am Bulk-Kontakt. Die Majoritätsträgerdichte ist im ganzen<br />

Substrat konstant und es gilt an der Si-Oberfläche:<br />

p<br />

s<br />

⎛φ F − ΨS<br />

⎞<br />

= n ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

i exp , ΨS = 0 , (4.1)<br />

⎝ VT<br />

⎠<br />

⎛φ<br />

F ⎞<br />

p s = ni<br />

⋅ exp<br />

⎜ = p p0<br />

V ⎟ . (4.2)<br />

⎝ T ⎠<br />

V FB<br />

G<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

������<br />

������<br />

������<br />

������<br />

������<br />

t ox<br />

V GB=V FB<br />

Poly-Si Oxid p-Silizium<br />

Φ FM<br />

Ψ S<br />

Leitungsband<br />

Valenzband<br />

Φ F : Fermipotential<br />

Ψ L<br />

Ψ<br />

ΦF Ψ V<br />

Abbildung 4.4: MOS-Kapazität im Flachbandzustand<br />

Im allgemeinen ist die Flachbandspannung VFB, d.h. die Spannung, die an die MOS-Kapazität<br />

zur Erzeugung des Flachbandzustands angelegt werden muß, ungleich Null. Einerseits existiert<br />

ein Kontaktpotential zwischen dem Substrat und dem hochdotierten Polysilizium des<br />

Gates, das der Diffusionsspannung entspricht. Andererseits befinden sich ortsfeste Ladungen<br />

an der Grenze zwischen Gateoxid und Silizium und im Gateoxid, die durch die Herstellungsprozesse<br />

bedingt sind. Wird die Flachbandspannung an den Klemmen angelegt, werden diese<br />

Effekte so kompensiert, daß das Substrat feldfrei wird. Das Gateoxid ist in diesem Fall nicht<br />

feldfrei, d.h. es existiert eine Potentialdifferenz zwischen Gate und Siliziumoberfläche. Im<br />

folgenden soll die Ursache der Flachbandspannung nicht näher untersucht werden. Sie soll als<br />

technologisch bedingter Parameter angesehen werden, die u.a. die Schwellenspannung des<br />

MOS-Transistors bestimmt.<br />

b) Anreicherung<br />

Abbildung 4.5 zeigt die Situation, wenn die Gate-Spannung gegenüber dem Flachbandfall<br />

verringert wird (VGB


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

negativer als das Potential am Bulkkontakt, das als Bezugspotential gewählt ist: ΨS < 0. Die<br />

Löcherdichte ist gegenüber dem Flachbandfall angehoben:<br />

⎛ φF<br />

− Ψ ⎞ S<br />

p S = ni<br />

⋅ exp<br />

⎜ > p p<br />

v ⎟<br />

⎝ T ⎠<br />

0<br />

. (4.3)<br />

Die MOS-Struktur verhält sich wie die Kapazität eines Plattenkondensators mit dem Plattenabstand<br />

t<br />

ox<br />

ε0⋅ε C′<br />

=<br />

t<br />

ox<br />

ox<br />

= C′<br />

ox<br />

Cox ′ : flächenspezifische Oxidkapazität, t ox : Dicke der Oxidschicht<br />

G<br />

�������<br />

���<br />

�������<br />

���<br />

�������<br />

�������<br />

���<br />

�������<br />

���<br />

�������<br />

���<br />

V GB VFB), werden die<br />

Majoritätsträger (Löcher) vom positiven Gate abgestoßen. Es entsteht eine Verarmungsschicht,<br />

die lediglich ionisierte Akzeptorionen enthält. Das Oberflächenpotential wird gegenüber<br />

dem Flachbandzustand angehoben. Abbildung 4.6 zeigt die Situation der Verarmung der<br />

Oberfläche mit der Löcherdichte:<br />

⎛φ F − ΨS<br />

⎞<br />

p S = ni<br />

⋅ exp<br />

⎜ < p p0<br />

v ⎟ . (4.5)<br />

⎝ T ⎠<br />

Die entstehende Verarmungsschicht kann entsprechend der Raumladungszone eines abrupten<br />

pn-Übergangs behandelt werden. Oxidkapazität und die Kapazität der Verarmungsschicht<br />

sind in Serie geschaltet. Für die MOS-Struktur ergibt sich die Gesamtkapazität pro Fläche zu:<br />

′ =<br />

′ + 1<br />

C<br />

1 1<br />

C C′<br />

ox si<br />

=<br />

1<br />

tox xd<br />

+<br />

ε ⋅ε<br />

ε ⋅ε<br />

0 ox 0<br />

si<br />

. (4.6)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 69 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

G<br />

t OX<br />

�������<br />

�������<br />

������� ���<br />

���<br />

�������<br />

�������<br />

���<br />

�������<br />

���<br />

V GB > V FB<br />

x d<br />

RLZ<br />

Abbildung 4.6: MOS-Kapazität bei Verarmung<br />

d) Schwache Inversion<br />

Bei weiterer Erhöhung der Gate-Spannung steigt das Potential der Oberfläche weiter an.<br />

Abbildung 4.7 zeigt die Situation für ΨS > φF. An der Oberfläche liegt das Fermipotential<br />

näher am Leitfähigkeitsband als am Valenzband. Der Halbleiter wird an der Oberfläche nleitend.<br />

Es kommt zu einer Anhäufung von Minoritätsträgern (Elektronen) an der Halbleiteroberfläche.<br />

Die Minoritätsträgerkonzentration übersteigt die Majoritätsträgerkonzentration.<br />

Man bezeichnet dies als (schwache) Inversion.<br />

⎛φ − Ψ ⎞<br />

exp ⎜ ⎟ ni<br />

, (4.7)<br />

⎝ ⎠<br />

F S<br />

p S = ni<br />

⋅ ⎜ <<br />

v ⎟<br />

T<br />

⎛ Ψ − φ ⎞<br />

exp ⎜ ⎟ pS<br />

. (4.8)<br />

⎝ ⎠<br />

S F<br />

n S = ni<br />

⋅ ⎜ > ni<br />

><br />

v ⎟<br />

T<br />

G<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

���<br />

V GB > V FB<br />

Inversionsschicht<br />

Abbildung 4.7: MOS-Kapazität bei schwacher Inversion<br />

e) Starke Inversion<br />

Gilt bei weiterer Erhöhung der Gate-Spannung Ψ > 2φ<br />

so folgt<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 70 -<br />

ITEM<br />

S<br />

F<br />

B<br />

B


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

⎛ ΨS<br />

−φ<br />

F ⎞ φ F<br />

n S = ni<br />

⋅exp<br />

⎜ > ni<br />

⋅exp<br />

> p p0<br />

v ⎟<br />

. (4.9)<br />

⎝ T ⎠ vT<br />

Die Dichte der Minoritätsträger (Elektronen) an der Oberfläche wird damit größer als die<br />

Dichte der Majoritätsträger tief im Substrat. An der Oberfläche existiert eine hochleitfähige<br />

Inversionsschicht. Dieser Zustand an der Oberfläche wird als starke Inversion bezeichnet.<br />

Die Gate-Spannung, bei der der Zustand der starken Inversion erreicht wird, wird als Schwellenspannung<br />

VT bezeichnet:<br />

T GB ( S 2 F ). (4.10)<br />

V V Φ = Ψ =<br />

Gate und Inversionsschicht wirken wie Platten eines Plattenkondensators. Die gemessene<br />

Kapazität entspricht wieder der Oxidkapazität. Die Elektronen der Inversionsschicht sind Minoritätsträger<br />

und müssen aus thermischer Generation bereitgestellt werden. Der Aufbau der<br />

Inversionsschicht benötigt daher eine endliche Zeit (z.B. einige ms).<br />

G<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

V GB<br />

Inversionsschicht<br />

RLZ<br />

Abbildung 4.8: MOS-Kapazität bei starker Inversion<br />

Abbildung 4.9 zeigt den Verlauf der Kapazität der MOS-Struktur in Abhängigkeit von VGB<br />

für niedrige und hohe Frequenzen. Bei hohen Frequenzen kann die Bildung der Inversionsschicht<br />

dem Signal nicht folgen, so daß die Kapazität nicht wieder auf den Wert der Oxidkapazität<br />

ansteigt. MOS-Strukturen sind wegen ihrer Spannungsabhängigkeit nur unter Einschränkung<br />

als „Kondensatoren“ einsetzbar.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 71 -<br />

ITEM<br />

B


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

C' OX<br />

C' i<br />

C<br />

Anreicherung Verarmung<br />

V FB<br />

Inversion<br />

niedrige Frequenz<br />

V TH<br />

hohe Frequenz<br />

Abbildung 4.9: Kleinsignal-Kapazität der MOS-Struktur als Funktion von VGB<br />

Im Gegensatz zur MOS-Kapazität bilden beim MOS-Transistor die hochdotierten Gebiete<br />

von Source und <strong>Dr</strong>ain Quellen von Minoritätsträgern zum Aufbau der Inversionsschicht (vgl.<br />

Abbildung 4.10). Der Transistoreffekt existiert daher bis zu hohen Frequenzen.<br />

n +<br />

SiO2<br />

��������<br />

��������<br />

Inversionsschicht<br />

Abbildung 4.10: Source-Gebiet als Quelle von Minoritätsträgern<br />

4.3 Die Schwellenspannung<br />

4.3.1 Schwellenspannung der MOS-Kapazität<br />

Im folgenden soll wieder das Beispiel des NMOS-Transistors betrachtet werden. Es wird daher<br />

wieder von einer MOS-Struktur mit p-dotiertem Substrat ausgegangen. Die<br />

Schwellenspannung kennzeichnet das Gatepotential bei dem starke Inversion einsetzt.<br />

Abbildung 4.11 zeigt die Ladungen im Fall der starken Inversion ohne Berücksichtigung der<br />

Oxidladung. Q’n bezeichnet die Ladung der Inversionsschicht pro Flächeneinheit.<br />

Entsprechend bezeichnet Q’D die Ladung in der Verarmungsschicht und Q’G die Ladung des<br />

Gate.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 72 -<br />

ITEM<br />

V GB


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

G<br />

Q' G<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

��������<br />

Q' n<br />

��������<br />

���<br />

Q' D<br />

V ox V GB<br />

Abbildung 4.11: Ladungen bei starker Inversion<br />

Im Flachbandzustand VGB = VFB ist das Silizium feldfrei und die Inversionsladung sowie die<br />

Verarmungsladung verschwinden. Aufgrund von Oxidladungen und Kontaktpotential ist das<br />

Oxid nicht feldfrei (Vox ≠ 0) und das Gate ist geladen.<br />

Für VGB ≠ VFB entsteht eine zusätzliche Ladung ∆Q’G und entsprechende Gegenladungen an<br />

der Siliziumoberfläche:<br />

∆Q'<br />

= −Q'<br />

−Q'<br />

G<br />

n<br />

Für diese zusätzliche Ladung gilt der Zusammenhang<br />

∆Q' = C'<br />

⋅∆V<br />

G<br />

ox<br />

ox<br />

D<br />

. (4.11)<br />

. (4.12)<br />

∆Vox ist die Spannungsänderung über dem Oxid gegenüber dem Flachbandfall<br />

∆V<br />

= V − V − Ψ<br />

ox<br />

womit für die zusätzliche Gate-Ladung gilt:<br />

GB<br />

FB<br />

S<br />

, (4.13)<br />

∆Q'G<br />

= C'ox⋅(<br />

VGB<br />

−VFB<br />

− ΨS<br />

). (4.14)<br />

Nach Voraussetzung setzt die starke Inversion bei<br />

Ψ = 2⋅φ<br />

S<br />

F<br />

ein. Das dafür erforderliche Gatepotential wird als Schwellenspannung<br />

B<br />

(4.15)<br />

T GB ( S 2 F ) (4.16)<br />

V V Φ = Ψ =<br />

bezeichnet. Beim Einsetzen der starken Inversion wird in erster Näherung angenommen, daß<br />

die Inversionsladung vernachlässigbar ist: Q n '≈ 0 . Die Depletionladung erreicht ihr Maximum<br />

und bleibt mit zunehmender Inversion konstant, da das elektrische Feld durch die Inversionsladung<br />

abgeschirmt wird. Die Depletionladung ergibt sich aus der Theorie des einseitig<br />

abrupten pn-Übergangs (vgl. 2.23) zu:<br />

Q = Q'<br />

( Ψ = 2Φ<br />

) = − 2ε<br />

q ⋅ N ⋅ 2Φ<br />

= −γ<br />

⋅C'<br />

⋅ 2Φ<br />

, (4.17)<br />

'D 0<br />

D<br />

S<br />

F<br />

Si<br />

2ε Siq<br />

⋅ N A<br />

mit γ =<br />

(4.18)<br />

C'<br />

ox<br />

als dem sog. Substratfaktor. Dabei ergibt sich 2ΦF als Potentialdifferenz an der RLZ.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 73 -<br />

ITEM<br />

A<br />

F<br />

ox<br />

F


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Durch Einsetzen der Gleichungen 4.11 und 4.15 bis 4.17 in Gleichung 4.14 folgt für die<br />

Schwellenspannung:<br />

V V Φ ⋅ + Φ + = 2 γ 2 . (4.19)<br />

T<br />

FB<br />

F<br />

Dabei sind VFB, 2ΦF und γ technologieabhängige Parameter.<br />

F<br />

Das Verschwinden der Inversionsladung unterhalb der Schwellenspannung ist ein stark vereinfachendes<br />

aber angemessenes Modell. Es gilt<br />

Q'<br />

n<br />

~ n<br />

S<br />

Ψ S ~ exp( ).<br />

(4.20)<br />

v<br />

T<br />

Unterhalb der Schwellenspannung, d.h. für ΨS < 2ΦF verschwindet die Inversionsladung exponentiell<br />

mit ΨS (schwache Inversion). MOS-Transistoren, die im sog. Subthreshold-<br />

Betrieb betrieben werden, nutzen die geringe Inversionsladung und bieten eine besonders<br />

hohe Verstärkung. Oberhalb der Schwellenspannung wächst die Inversionsladung exponentiell<br />

mit ΨS. Das vereinfachte Modell, das natürlich den Subthreshold-Bereich nicht beschreibt,<br />

lautet damit:<br />

ΨS < 2Φ F : Q'n<br />

≈ 0,<br />

ΨS > 2Φ F + einige v T : Q n beliebig groß.<br />

'<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 74 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

4.3.2 Schwellenspannung des NMOS-Transistors<br />

Abbildung 4.12 zeigt einen Querschnitt durch einen NMOS-Transistor mit Klemmenspannungen.<br />

Damit die pn-Übergänge der Source- und <strong>Dr</strong>ain-Diffusion gesperrt sind, muß gelten:<br />

VSB<br />

≥ 0, V DB = VDS<br />

+ VSB<br />

≥ 0 .<br />

Source und <strong>Dr</strong>ain dienen als Quellen für Elektronen in der Inversionsschicht.<br />

y<br />

��<br />

x<br />

S<br />

n +<br />

V SB<br />

V GS<br />

I C<br />

G<br />

B<br />

Q D<br />

V DS<br />

n +<br />

D<br />

I D<br />

p-Substrat<br />

Abbildung 4.12: Querschnitt eines n-Kanal MOS-Transistors<br />

Zunächst sei angenommen, daß Source, <strong>Dr</strong>ain und Bulk auf gleichem Potential liegen<br />

(V DS = 0, VSB<br />

= 0 ). In diesem Fall ist der Halbleiter im thermodynamischen Gleichgewicht,<br />

und es ergibt sich die entsprechende Situation wie bei der MOS-Kapazität (Kap. 4.2, 4.3).<br />

Abhängig von der Gate-Source-Spannung V in Relation zur Flachbandspannung V und<br />

GS FB<br />

zur Schwellenspannung V T bildet sich unterhalb des Gates eine RLZ und eine Inversionsschicht.<br />

Die vom Gate erzeugte RLZ geht in die RLZ von Source- und <strong>Dr</strong>aingebiet über. Die<br />

Inversionsschicht bildet eine leitfähige Verbindung (Kanal) zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain. Bei<br />

Anlegen einer Spannung zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain fließt ein Kanalstrom I und damit ein<br />

<strong>Dr</strong>ainstrom I D . Die Gate-Source-Spannung beeinflußt die Ladungsträgerdichte und damit die<br />

Leitfähigkeit des Kanals. Das bedeutet, daß der <strong>Dr</strong>ainstrom von der Gate-Source-Spannung<br />

gesteuert wird.<br />

Entgegen der Situation bei der MOS-Kapazität kann die Potentialdifferenz zwischen Kanal<br />

und Bulk über die Klemmenspannung V verändert werden. V wird immer so gewählt, daß<br />

SB SB<br />

die pn-Übergänge von Source und <strong>Dr</strong>ain in Sperrichtung betrieben werden (V ≥ 0 ,<br />

VDB<br />

≥ 0 ). Bei ansteigender Source-Bulk-Spannung wird sich die Raumladungszone unterhalb<br />

des Kanals ebenso erweitern, wie die Raumladungszonen der pn-Übergänge von Source und<br />

<strong>Dr</strong>ain. Die Spannung VSB<br />

fällt also zusätzlich an der Verarmungsschicht unterhalb der Inversionsschicht<br />

ab und vergrößert deren Ladung Q’D gegenüber (4.17) auf:<br />

Q' ( V ) = −γ<br />

⋅C'<br />

⋅ V + 2Φ<br />

. (4.21)<br />

D<br />

SB<br />

ox<br />

SB<br />

F<br />

Die höhere Ladung in der Verarmungsschicht erfordert eine entsprechend höhere Gateladung<br />

und damit eine höhere Gate-Source-Spannung, um den gleichen Inversionseffekt zu erhalten.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 75 -<br />

ITEM<br />

C<br />

SB


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Dies entspricht einer Erhöhung der Schwellenspannung, die sich entsprechend (4.19) wie<br />

folgt ergibt:<br />

V<br />

TS<br />

= V<br />

= V<br />

FB<br />

FB<br />

+ 2 ⋅φ<br />

+ γ ⋅<br />

F<br />

F<br />

+ 2 ⋅φ<br />

+ γ ⋅<br />

V<br />

2 ⋅φ<br />

F<br />

SB<br />

+ 2 ⋅φ<br />

+ γ ⋅<br />

V<br />

F<br />

SB<br />

+ 2 ⋅φ<br />

F<br />

− γ ⋅<br />

2 ⋅φ<br />

F<br />

(4.22)<br />

VTS bezeichnet die Schwellenspannung für VSB ≠0. VT0 bezeichnet im folgenden die<br />

Schwellenspannung für VSB = 0.<br />

V = V + γ ⋅ ( V + 2 ⋅φ<br />

− 2 ⋅φ<br />

)<br />

(4.23)<br />

TS<br />

T 0 SB F<br />

F<br />

mit V T 0 = VFB + 2 ⋅φ<br />

F + γ ⋅ 2 ⋅φ<br />

F . (4.24)<br />

Überschreitet die Gate-Source-Spannung die Schwellenspannung ist die zusätzlich erzeugte<br />

Gate-Ladung gleich dem Betrag der Inversionsladung, da die Verarmungsladung wegen der<br />

Abschirmung durch die Inversionsschicht unverändert bleibt. Diese Ladung lädt die Oxidkapazität<br />

und es gilt demnach:<br />

∆Q'<br />

= Q'<br />

( V > V ) − Q'<br />

( V = V ) = −Q'<br />

G<br />

G<br />

GS<br />

TS<br />

Q'n = C'ox⋅(<br />

VGS<br />

−VTS<br />

).<br />

G<br />

GS<br />

TS<br />

n<br />

, (4.25)<br />

(4.26)<br />

4.4 Kanalstrom am Beispiel des NMOS-Transistors<br />

Im folgenden soll davon ausgegangen werden, daß die Oxiddicke gegenüber Länge und Weite<br />

des Gates vernachlässigbar ist (tOX


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Durch Trennung der Variablen kann (4.30) über die Kanallänge integriert werden:<br />

l<br />

∫<br />

0<br />

I<br />

C<br />

dx<br />

VDS<br />

= −w⋅<br />

µ n ⋅C'<br />

ox⋅<br />

∫<br />

0<br />

[ V<br />

GS<br />

−V<br />

TS<br />

−V<br />

KS<br />

] ⋅dV<br />

KS<br />

, (4.31)<br />

2<br />

VDS<br />

I C ⋅ l = −w<br />

⋅ µ n ⋅C'<br />

ox⋅[(<br />

VGS<br />

−VTS<br />

) ⋅VDS<br />

− ] . (4.32)<br />

2<br />

Gemäß Abbildung 4.12 ist der <strong>Dr</strong>ainstrom dem Kanalstrom entgegengesetzt gerichtet, so daß<br />

sich für den <strong>Dr</strong>ainstrom ergibt:<br />

2<br />

w ⎡<br />

V ⎤ DS<br />

I ′<br />

D = ⋅ µ n ⋅C<br />

ox ⎢(<br />

VGS<br />

−VTS<br />

) ⋅VDS<br />

− ⎥ , (4.33)<br />

l ⎣<br />

2 ⎦<br />

Nach (4.29) verschwindet die Inversionsladung für<br />

V ≥ V −V<br />

KS<br />

GS<br />

TS<br />

. (4.34)<br />

Bei leitfähigem Kanal und V DS > 0 nimmt das Kanalpotential in Richtung <strong>Dr</strong>ain zu. Wird am<br />

Punkt x‘ die Bedingung (4.34) erfüllt, verschwindet für x ≥ x'<br />

der Kanal (s.<br />

Abbildung 4.13). Die Spannung V DS −VK<br />

(x')<br />

fällt an der Raumladungsschicht zwischen Kanalende<br />

und <strong>Dr</strong>ain ab. Die Elektronen des Kanals sind „Minoritätsträger“ an der<br />

Raumladungsschicht und werden durch das elektrische Feld in Richtung <strong>Dr</strong>ain transportiert,<br />

so daß weiterhin ein <strong>Dr</strong>ainstrom fließt. Am Kanal liegt statt VDS<br />

die reduzierte Spannung<br />

V ( x')<br />

−V<br />

= V −V<br />

< V , so daß für den <strong>Dr</strong>ainstrom nach (4.33) gilt:<br />

K<br />

S<br />

GS<br />

I<br />

D<br />

TS<br />

DS<br />

( V −V<br />

)<br />

2<br />

w<br />

GS TS<br />

= I Dsat = ⋅ µ n ⋅C<br />

′ ox ⋅<br />

(4.35)<br />

l<br />

2<br />

Das Verschwinden des Kanals an der Stelle x‘ wird als Pinch-Off-Effekt oder als Sättigung<br />

bezeichnet. Die Sättigung tritt ein, wenn die <strong>Dr</strong>ain-Source-Spannung die Sättigungsspannung<br />

V = V − V<br />

Dsat<br />

GS<br />

TS<br />

(4.36)<br />

übersteigt. In diesem Fall ist gemäß (4.35) der Sättigungsstrom I Dsat unabhängig von der<br />

<strong>Dr</strong>ain-Source-Spannung.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 77 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

��<br />

S<br />

n +<br />

Abbildung 4.13: Pinch-Off-Effekt<br />

G<br />

x x'<br />

B<br />

V DS >0<br />

n + n + n +<br />

E<br />

V K (x')=V Dsat<br />

l<br />

V DS -V Dsat<br />

RLZ<br />

Zusammengefaßt ergibt sich folgendes Modell für den stationären <strong>Dr</strong>ainstrom des NMOS-<br />

Transistors:<br />

1<br />

Substratfaktor: γ = ⋅ 2⋅<br />

ε Si ⋅ q ⋅ N A<br />

C'<br />

Schwellenspannung: V = V + γ ⋅ ( V + 2 ⋅φ<br />

− 2 ⋅φ<br />

)<br />

TS<br />

ox<br />

D<br />

(4.37)<br />

T 0 SB F<br />

F (4.38)<br />

Sättigungsspannung: V = V −V<br />

(4.39)<br />

Dsat<br />

GS<br />

w w<br />

Verstärkungsfaktor: β n = ⋅ µ n ⋅C'<br />

ox = kn<br />

(4.40)<br />

l<br />

l<br />

GS<br />

TS<br />

TS<br />

mit kn = µ n ⋅C'<br />

ox<br />

(4.40a)<br />

V V < : Transistor gesperrt, . (4.41)<br />

0 = I<br />

V V ≥ : Transistor leitet<br />

GS<br />

TS<br />

V V ≤<br />

DS<br />

V V ><br />

DS<br />

Dsat<br />

Dsat<br />

D<br />

: Triodenbereich<br />

2<br />

⎡<br />

V ⎤ DS<br />

I D = β ⋅ ⎢(<br />

VGS<br />

− VTS<br />

) ⋅V<br />

DS − ⎥<br />

(4.42a)<br />

⎢⎣<br />

2 ⎥⎦<br />

: Sättigung<br />

β<br />

I D = I Dsat = ⋅ −<br />

2<br />

2 ( VGS<br />

VTS<br />

) (4.42b)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 78 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

w<br />

Der Schaltungsentwickler kann lediglich das Verhältnis von Weite zu Länge ( ) in (4.40)<br />

l<br />

variieren. Alle weiteren Parameter des Modells sind technologisch bedingt und können beim<br />

Schaltungsentwurf nicht beeinflußt werden. k ist der Verstärkungsfaktor des Prozesses und<br />

w<br />

ergibt sich gemäß (4.40) als Verstärkungsfaktor eines quadratischen Transistors mit = 1.<br />

l<br />

n<br />

4.5 Kanallängenmodulation<br />

Die Modellgleichungen (4.37 – 4.42) beschreiben weitgehend idealisiert das stationäre Verhalten<br />

des MOS-Transistors. Eine besonders auffallende Abweichung gegenüber gemessenen<br />

Kennlinien zeigt sich deutlich in Abbildung 4.15 in der Sättigung. Während die Modellgleichung<br />

(4.42b) einen von V unabhängigen Sättigungsstrom voraussagt, zeigt die Abbildung<br />

DS<br />

einen linearen Anstieg des Stromes in der Sättigung mit V . In Abbildung 4.13 erkennt man,<br />

daß an der RLZ zwischen <strong>Dr</strong>ain und Kanalende die Spannung V DS −VDsat<br />

= VDS<br />

− ( VGS<br />

−VTS<br />

)<br />

abfällt. Wird V erhöht, erweitert sich die RLZ und die Kanallänge l wird entsprechend redu-<br />

DS<br />

ziert. Bei Erhöhung von V bleibt die Spannung am Kanal unverändert die Sättigungsspan-<br />

DS<br />

nung VDsat<br />

. Wird der Kanal vereinfachend als ohmscher Leiter angesehen, ergibt sich für den<br />

<strong>Dr</strong>ainstrom bei Kanalverkürzung ∆l<br />

: ( ) ) 1 (<br />

β<br />

2<br />

I DS = I Dsat ( 1+<br />

λ ⋅V<br />

DS ) = ⋅ VGS<br />

−VTS<br />

⋅ + λ ⋅V<br />

DS . (4.44)<br />

2<br />

− 1<br />

λ<br />

Abbildung 4.14: Ausgangskennlinie unter der Berücksichtigung der Kanallängenmodulation<br />

In Abbildung 4.14 ist der Verlauf der Ausgangskennlinie in der Sättigung gemäß (4.44) dargestellt.<br />

Extrapoliert man den linearen Bereich der Kennlinie, ergibt sich bei V = − 1<br />

DS der<br />

λ<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 79 -<br />

ITEM<br />

I D<br />

DS<br />

V DS


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Schnittpunkt mit der VDS -Achse.<br />

λ<br />

1 entspricht damit der Early-Spannung beim bipolaren<br />

Transistor. Der Parameter λ ist offensichtlich von der Kanallänge abhängig, da sich die Ver-<br />

kürzung des Kanals durch die Erweiterung der drainseitigen RLZ bei kurzen Kanälen stärker<br />

auswirkt.<br />

4.6 Kennlinienfelder<br />

Abbildung 4.15 zeigt das Ausgangskennlinienfeld I D = f ( VDS<br />

) eines NMOS-Transistors erzeugt<br />

vom Simulationsprogramm SPICE. Die einzelnen Ausgangskennlinien sind am rechten<br />

Rand durch die zugehörige Gatespannung V GS gekennzeichnet. Die gestrichelte Kurve trennt<br />

den Triodenbereich vom Sättigungsbereich. Im Triodenbereich ist der <strong>Dr</strong>ainstrom nach (4.41)<br />

quadratisch von der <strong>Dr</strong>ainspannung und linear von der Gatespannung abhängig. In der Sättigung<br />

hängt der <strong>Dr</strong>ainstrom nach (4.44) quadratisch von der Gatespannung ab und steigt, aufgrund<br />

der Kanalverkürzung, linear mit der <strong>Dr</strong>ainspannung an. Dieser Effekt entspricht dem<br />

Early-Effekt des bipolaren Transistors.<br />

Triodenbereich<br />

Sättigung<br />

Abbildung 4.15: Ausgangskennlinien eines NMOS-Transistors<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 80 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Sättigung<br />

Triodengebiet<br />

Abbildung 4.16: Übertragungskennlinien eines NMOS-Transistors<br />

Abbildung 4.16 zeigt die Übertragungskennlinien I D = f ( VGS<br />

) eines NMOS-Transistors. Die<br />

einzelnen Übertragungskennlinien sind am rechten Rand durch die zugehörige <strong>Dr</strong>ainspannung<br />

VDS<br />

gekennzeichnet. Der quadratische Verlauf zeigt nach (4.42) das Verhalten in der Sättigung,<br />

während sich nach (4.41) im Triodengebiet ein linearer Verlauf ergibt.<br />

4.7 Verarmungstransistoren<br />

Bei den bisher behandelten NMOS-Transistoren wurde von einer positiven Schwellenspannung<br />

ausgegangen. Diese Transistoren benötigen zum Aufbau einer Inversionsschicht eine<br />

positive Gate-Spannung größer als die Schwellenspannung. Sie werden als „Anreicherungstransistoren“<br />

(„Enhancement-Transistoren“) bezeichnet. Als weitere Bezeichnung wird<br />

„selbst-sperrend“ („normally-off“) verwendet, weil Sie ohne außen angelegte Gate-Spannung<br />

nicht leiten.<br />

Die Schwellenspannung der MOS-Transistoren kann durch Ionenimplantation im Kanalbereich<br />

relativ beliebig eingestellt werden. Werden Donatoren eingebracht, kann die Schwellenspannung<br />

negativ werden. Es entstehen „selbst-leitende“ („normally-on“) Transistoren, weil<br />

sie ohne äußere Gate-Spannung (Kurzschluß zwischen Source und Gate) einen leitenden Kanal<br />

besitzen. Sie werden als „Verarmungstransistoren“ („Depletion-Transistoren“) bezeichnet,<br />

da im NMOS-Fall der Kanal durch Anlegen einer negativen Gatespannung an Trägern verarmt.<br />

Depletion-Transistoren werden in der NMOS-Technik mit kurzgeschlossenem Gate als<br />

Lastwiderstände („Depletion-Load“) verwendet.<br />

Grundsätzlich werden Verarmungstransistoren entsprechend wie Anreicherungstransistoren<br />

modelliert (4.37-4.42, 4.44). Dabei wird lediglich die Schwellenspannung V T 0 negativ. Auf<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 81 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

die notwendige Modifikation des Modells bei tief eindringender Dotierung mit Donatoren<br />

(vergrabener Kanal) soll hier nicht näher eingegangen werden.<br />

4.8 P-Kanal-Transistoren<br />

Bei P-Kanal-Transistoren sind die Vorzeichen der Dotierungen invertiert (s. Abbildung 4.2).<br />

In Kapitel 4.13 wird erläutert, wie auf einem einheitlichen Substrat sowohl NMOS- als auch<br />

PMOS-Transistoren in CMOS-Technik realisiert werden. Für PMOS-Transistoren ergeben<br />

sich identische Modellgleichungen (4.37-4.42, 4.44) wie für NMOS-Transistoren, wenn die<br />

Vorzeichen aller elektrischen Größen (Spannungen, Ströme, Ladungen) invertiert werden.<br />

Damit gilt<br />

I = −I<br />

−V<br />

, −V<br />

, −V<br />

, −V<br />

) (4.45)<br />

D,<br />

PMOS<br />

D,<br />

NMOS ( GS , PMOS DS , PMOS SB,<br />

PMOS TS , PMOS<br />

mit V = V − γ ⋅ ( −V<br />

+ 2 ⋅φ<br />

− 2 ⋅φ<br />

)<br />

TS , PMOS<br />

4.9 Nichtideale Effekte<br />

T 0,<br />

PMOS<br />

SB,<br />

PMOS<br />

4.9.1 Kurzkanaleffekt<br />

Unter den Kanalenden wird die Depletion-Ladung teilweise durch die RLZ der Source- und<br />

<strong>Dr</strong>ainübergänge gebildet (vgl. Abbildung 4.12). Dieser Teil der Depletionladung, wird nicht<br />

von der Gate-Spannung beeinflußt und hat demnach keinen Einfluß auf die Schwellenspannung.<br />

Die Schwellenspannung V T 0 wird damit entsprechend reduziert. Mit Abnahme der Kanallänge<br />

wird der Anteil der nicht vom Gate beeinflußten Depletionladung relativ größer, so<br />

daß die Schwellenspannung stärker abnimmt. Der Substratfaktor γ nimmt ebenso mit abnehmender<br />

Länge ab, weil der Einfluß der Substratspannung auf die Depletionladung, die die<br />

Schwellenspannung bestimmt, abnimmt. Die Abhängigkeit der Schwellenspannung von der<br />

Kanallänge zeigt beispielhaft Abbildung 4.17. In der Regel werden zur Berücksichtigung des<br />

Kurzkanaleffekts einfache heuristische Modelle der folgenden Form verwendet:<br />

⎛1 1 ⎞<br />

= ( l0<br />

) + ⎜ − ⎟ ⋅ l T<br />

(4.46a)<br />

⎝ ⎠<br />

V T 0 ( l)<br />

VT<br />

0 ⎜ α ,<br />

l l ⎟<br />

0<br />

=<br />

⎛1 1 ⎞<br />

−<br />

(4.46b)<br />

⎝ ⎠<br />

() l γ ( l0<br />

) + ⎜ ⎟ ⋅α<br />

l γ<br />

γ ⎜<br />

,<br />

l l ⎟<br />

0<br />

0,8<br />

0,2<br />

V T0 [V]<br />

0,5 1 2<br />

F<br />

F<br />

l [µm]<br />

Abbildung 4.17: Schwellenspannung in Abhängigkeit von der Kanallänge l<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 82 -<br />

ITEM<br />

.


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

4.9.2 Effekt schmaler Kanäle<br />

Abbildung 4.18 zeigt einen Querschnitt eines MOS-Transistors in Richtung der Kanalweite.<br />

Der Stromfluß ist demnach senkrecht zur Bildebene. Entgegen der eindimensionalen Theorie<br />

weitet die Depletion-Ladung sich auch lateral unter das Feldoxid aus. Diese zusätzliche Depletionladung<br />

erhöht die Schwellenspannung (s. Abbildung 4.19). Der Anteil der zusätzlichen<br />

Ladung wird relativ größer, wenn die Weite des Kanals abnimmt. Ein entsprechendes Verhalten<br />

zeigt der Substratfaktor. Wie für den Kurzkanaleffekt lassen sich heuristische Modelle<br />

entsprechend (4.45, 4.46) angeben.<br />

Abbildung 4.18: Zum Effekt schmaler Kanäle<br />

0,2<br />

0,1<br />

∆V T0 [V]<br />

Gate<br />

w<br />

1 2 3<br />

W [µm]<br />

Abbildung 4.19: Variation Schwellenspannung in Abhängigkeit von der Kanalweite<br />

4.9.3 Beweglichkeitsreduktion<br />

Wegen der zusätzlichen Kristallfehler wird die Beweglichkeit der Ladungsträger an der Oberfläche<br />

zum Gateoxid reduziert. Die Beweglichkeitsreduktion wird stärker, wenn die Ladungsträger<br />

aufgrund einer hohen Gatespannung und daraus resultierender hoher vertikaler Feldstärke<br />

zur Oberfläche hingezogen werden. Eine einfache Beschreibung dieses Effekts liefert<br />

folgendes Modell für die Beweglichkeit:<br />

µ n0<br />

µ n =<br />

. (4.47)<br />

+ Θ ⋅(<br />

V −V<br />

)<br />

1 1<br />

GS<br />

To<br />

4<br />

Für hohe <strong>Dr</strong>iftfeldstärken ( > 10 v cm ) wird die <strong>Dr</strong>iftgeschwindigkeit der Elektronen begrenzt<br />

(Geschwindigkeitssättigung). Die maximale Geschwindigkeit von Elektronen im<br />

7<br />

Bulkmaterial beträgt etwa v ≈10<br />

cm s . Ein einfaches heuristisches Modell für die Ge-<br />

n,<br />

max<br />

schwindigkeitssättigung ergibt sich mit<br />

µ<br />

n0<br />

µ n =<br />

. (4.48)<br />

1+<br />

Θ2<br />

⋅ VDx<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 83 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Dabei gilt<br />

V<br />

Dx<br />

⎧V<br />

= ⎨<br />

⎩V<br />

DS<br />

Dsat<br />

fürV<br />

fürV<br />

DS<br />

DS<br />

≤ V<br />

> V<br />

Dsat<br />

Dsat<br />

Beide Effekte werden häufig zusammengefaßt mit<br />

GS<br />

T 0<br />

⎫<br />

⎬ . (4.48a)<br />

⎭<br />

β 0<br />

β =<br />

. (4.49)<br />

1+<br />

Θ ⋅(<br />

V −V<br />

) + Θ ⋅ V<br />

1<br />

2<br />

Dx<br />

4.9.4 Temperatureffekte<br />

Das Verhalten von MOS-Transistoren wird wesentlich von der Temperatur beeinflußt. Ein<br />

Grund hierfür ist die Temperaturabhängigkeit der effektiven Beweglichkeit µ . Es wird oftmals<br />

die folgende Näherung verwendet:<br />

T<br />

µ ( T) = µ ( T ) ⋅<br />

T<br />

⎛ ⎞<br />

0 ⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

0<br />

−α<br />

mit T0: Raumtemperatur (300 K), T: Temperatur in K,<br />

α ≈<br />

1<br />

, 5..<br />

2.<br />

(4.50)<br />

Eine Temperaturerhöhung um 100 �<br />

C bewirkt somit eine Verringerung der Beweglichkeit und<br />

damit auch des <strong>Dr</strong>ainstroms um etwa 40%.<br />

Die Schwellenspannung weist ebenfalls eine Temperaturabhängigkeit auf:<br />

( ) = T 0 ( 0 ) ( 0 ) T<br />

V T V T + T −T<br />

⋅α<br />

, (4.51)<br />

α<br />

α<br />

T 0<br />

Tn<br />

Tp<br />

≈ −1...<br />

− 3mV<br />

/ K<br />

≈ + 1 ... + 3mV<br />

/ K<br />

für NMOS Si-Gate-Transistoren,<br />

für PMOS Si-Gate-Transistoren.<br />

Beim NMOS-Transistor nimmt demnach mit steigender Temperatur der <strong>Dr</strong>ainstrom wegen<br />

der Abnahme der Beweglichkeit zu und gleichzeitig, wegen der Abnahme der Schwellenspannung,<br />

zu. Bei niedrigen Gatespannungen dominiert die Schwellenspannung, der <strong>Dr</strong>ainstrom<br />

nimmt also zu. Bei hohen Gatespannungen dominiert die Beweglichkeit, der <strong>Dr</strong>ainstrom<br />

nimmt damit ab. Bei mittleren Gatespannungen kompensieren sich beide Effekte.<br />

4.9.5 Schwache Inversion<br />

Nach der bisherigen Theorie verschwindet der <strong>Dr</strong>ainstrom des NMOS-Transistors, wenn die<br />

Gatespannung kleiner oder gleich der Schwellenspannung ist. Tatsächlich wird entsprechend<br />

Abbildung 4.20 ein geringer Strom gemessen, der in der schwachen Inversion der Si-<br />

Oberfläche unterhalb des Gates begründet ist und der als Subthreshold-Strom bezeichnet<br />

wird.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 84 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

I D<br />

Abbildung 4.20: Subthreshold-Strom<br />

V T0<br />

Bei kleiner <strong>Dr</strong>ain-Source-Spannung kann unter der Annahme, daß das Oberflächenpotential<br />

nahezu der Bedingung starker Inversion genügt ( ΨS ≈ 2⋅<br />

Φ F ) die Poisson-Gleichung unterhalb<br />

des Gates eindimensional gelöst werden. Es ergibt sich folgende Beziehung für die ortsabhängige<br />

Inversionsladung im Kanal, in gewisser Entsprechung zu (4.29):<br />

1 2⋅εSi<br />

⋅q⋅NAVG−VTS −VK(<br />

x)<br />

Q' n( x) =− vT<br />

⋅ ⋅exp(<br />

)<br />

(4.52)<br />

2 2⋅Φ<br />

ξ ⋅v<br />

F T<br />

1 2⋅<br />

ε Si ⋅q<br />

⋅ N A<br />

mit ξ = 1+<br />

⋅<br />

. (4.52a)<br />

2C'<br />

2⋅<br />

Φ<br />

ox<br />

F<br />

Wegen der niedrigen Trägerdichte bei schwacher Inversion überwiegt der Diffusionsstrom<br />

den <strong>Dr</strong>iftstrom, da letzterer proportional der Trägerdichte ist. Da der Kanalstrom wegen der<br />

vernachlässigten Rekombination divergenzfrei ist, ist der Dichtegradient der Inversionsladung<br />

im Kanal konstant und es gilt:<br />

dQ'<br />

dx<br />

n<br />

Q'<br />

=<br />

n<br />

( V<br />

K<br />

= VS<br />

) − Q'n<br />

( V<br />

l<br />

K<br />

= V<br />

D<br />

) Q'<br />

=<br />

n<br />

V GS<br />

( V ⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

K = VS<br />

) VDS<br />

⎢1−<br />

exp ⎜<br />

⎜−<br />

⎟<br />

⎟⎥<br />

. (4.53)<br />

l ⎣ ⎝ ξ ⋅vT<br />

⎠⎦<br />

Aus (4.53) erhält man den Diffusionsstrom, wenn der Diffusionskoeffizient mit der Einsteinrelation<br />

durch die Beweglichkeit µ n ersetzt wird. Damit folgt für den <strong>Dr</strong>ainstrom in schwacher<br />

Inversion (Subthreshold-Strom):<br />

I<br />

D<br />

2<br />

w v<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

T 2⋅<br />

ε Si ⋅q<br />

⋅ N A VGS<br />

−VTS<br />

VDS<br />

= ⋅<br />

⋅<br />

⋅ ⎢ − ⎜<br />

⎜−<br />

⎟<br />

, ST kn<br />

exp( ) 1 exp ⎥ . (4.54)<br />

l 2C'ox<br />

2⋅<br />

Φ F ξ ⋅vT<br />

⎣ ⎝ ξ ⋅vT<br />

⎠⎦<br />

1 2⋅<br />

ε Si ⋅q<br />

⋅ N A<br />

mit ξ = 1+<br />

⋅<br />

. (4.54a)<br />

2C'<br />

2⋅<br />

Φ<br />

ox<br />

F<br />

Der Faktor ξ liegt größenordnungsmäßig zwischen 1 und 2, so daß der Subthreshold-Strom<br />

für VDS > 100mV unabhängig von V DS wird. Die exponentielle Abhängigkeit des Subthreshold-Stroms<br />

von der Gate-Source-Spannung zeigt Abbildung 4.21 für unterschiedliche Substratspannungen.<br />

Etwa 60 mV Änderung der Gate-Source-Spannung ergibt eine Änderung des<br />

Subthreshold-Stroms um eine Größenordnung. Beim Entwurf digitaler Schaltungen muß be-<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 85 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

rücksichtigt werden, daß aufgrund des Subthreshold-Stroms im Aus-Zustand nicht unzulässig<br />

hohe Leckströme entstehen.<br />

10 -5<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

10 -8<br />

10 -9<br />

10 -10<br />

Abbildung 4.21: Subthreshold-Strom<br />

I D,ST/A<br />

0 1 3<br />

1 2 3<br />

V SB/V<br />

V GS/V<br />

4.9.6 MOSFET-Abbruch<br />

Durchbruch des Gate-Oxids: Bei Überschreiten der Durchbruchfeldstärke des Gate-Oxids<br />

6<br />

von etwa 6 ⋅10<br />

V/cm wird das Gateoxid und damit der Transistor bleibend geschädigt. Wegen<br />

möglicher Defekte im Oxid, die die Durchbruchfeldstärke reduzieren, wird mit einem<br />

6<br />

Sicherheitsfaktor von etwa 3 gerechnet, so daß 2 ⋅10<br />

V/cm zulässig sind. Dies ergibt bei einem<br />

Gateoxid von 50 nm Dicke eine zulässige Gatespannung von 10 V.<br />

Avalanche-Abbruch: Bei hoher <strong>Dr</strong>ain-Source-Spannung kann es zur Avalanche-Generation<br />

in der Raumladungszone am <strong>Dr</strong>ain kommen. Die dabei entstehenden und in das Substrat injizierten<br />

Löcher können das Potential des Substrats in der Nähe des Source-Übergangs so anheben,<br />

daß der Source-Übergang Elektronen in das Substrat injiziert. Die Wirkung des lateralen<br />

npn-Transistors, der durch die beiden benachbarten n-Gebiete von Source und <strong>Dr</strong>ain gebildet<br />

wird, kann den Abbruch-Effekt zusätzlich verstärken.<br />

Punch-Through: Bei kurzen Transistoren ( < 1µ<br />

m ) weitet sich die RLZ des <strong>Dr</strong>ain-Übergangs<br />

bei hohen <strong>Dr</strong>ain-Source-Spannungen über die gesamte Kanallänge aus. Bei Berührung mit der<br />

RLZ des Source-Übergangs wird die Barriere zwischen Source und <strong>Dr</strong>ain vollständig abgebaut,<br />

und es treten sehr hohe Ströme zwischen <strong>Dr</strong>ain und Source auf.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 86 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

4.10 Dynamisches Großsignalmodell des MOS-Transistors<br />

Das Großsignalmodell wird der Übersichtlichkeit halber im folgenden hierarchisch aufgebaut.<br />

Das Gate-Kanal-Modell beschreibt die eigentliche Transistorfunktion der Bildung und<br />

Steuerung des Kanalstroms und der damit verbundenen Ladungen bzw. Kapazitäten. Das Gatemodell<br />

wird in ein äußeres Modell eingebettet, das die parasitäre Wirkung der Source- und<br />

<strong>Dr</strong>aingebiete beschreibt. Im äußeren Modell (s. Abbildung 4.22) sind folgende Effekte berücksichtigt:<br />

CGSO, CGDO<br />

CSSA , CDSA<br />

CSSL , CDSL<br />

DS, DD<br />

RS, RD<br />

Überlappkapazitäten zwischen Gate und Source- bzw. <strong>Dr</strong>aingebiet<br />

Sperrschichtkapazität pro Bodenfläche von Source- und <strong>Dr</strong>aingebiet<br />

Sperrschichtkapazität pro Länge des Umfangs von Source und <strong>Dr</strong>ain<br />

pn-Übergang von Source und <strong>Dr</strong>ain (Sperrströme)<br />

Bahnwiderstand von Source und <strong>Dr</strong>ain<br />

Die Sperrschichtkapazitäten von Source und <strong>Dr</strong>ain werden in einen Boden- und einen<br />

Umfanganteil aufgeteilt. Hierdurch werden die unterschiedlichen Kapazitätswerte, die durch<br />

die inhomogene Dotierung verursacht sind, berücksichtigt.<br />

D S<br />

C SSL<br />

R S<br />

S<br />

C GSO<br />

S'<br />

G<br />

B<br />

CGDO<br />

C SSA C DSA<br />

Abbildung 4.22: Äußeres Modell mit parasitären Effekten<br />

Gate-Kanal-Modell<br />

Das Gate-Kanal-Modell (Abbildung 4.23) beschreibt den <strong>Dr</strong>ainstrom gemäß der quasistationären<br />

Theorie aus Gleichung (4.37) und folgende. Gate-, Kanal- und Depletionladungen sind<br />

arbeitspunktabhängig und werden als spannungsabhängige Kapazitäten beschrieben.<br />

Abbildung 4.24 zeigt qualitativ die Abhängigkeit der Kapazitäten von der Gate-Source-<br />

Spannung für konstante <strong>Dr</strong>ain-Source-Spannung. Für VGS < VFB ist der Transistor gesperrt<br />

und im Anreicherungszustand. In diesem Fall ist lediglich die Gate-Bulk-Kapazität CGB = Cox<br />

wirksam. Im Sättigungsbereich (0 < VGS - VT0 < VDS) ist eine Inversionsschicht vorhanden,<br />

die mit Source leitend verbunden ist. Es sind nun die Kapazitäten CGS und CSB wirksam. Im<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 87 -<br />

ITEM<br />

D'<br />

D<br />

R D<br />

C DSL<br />

D D


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Triodenbereich ist der Kanal auch mit <strong>Dr</strong>ain leitend verbunden. Somit treten die zusätzlichen<br />

Kapazitäten CGD und CDB auf.<br />

S'<br />

C GS<br />

C SB<br />

C GB<br />

Abbildung 4.23: Das Gate-Kanal-Modell<br />

C OX<br />

C<br />

C GB<br />

G<br />

I D(V GS',V DS',V SB')<br />

B<br />

C DB<br />

C GD<br />

S D S D S D<br />

C C SB<br />

SB CDB Akkumulation<br />

V FB<br />

Sperrbereich Sättigungsbereich Triodenbereich<br />

Verarmung<br />

C GB<br />

Inversion<br />

V TS<br />

C GS<br />

C SB<br />

C GS<br />

C GS<br />

V TS + V DS<br />

Abbildung 4.24: Spannungsabhängigkeiten der Kapazitäten des Gate-Kanal-Modells<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 88 -<br />

ITEM<br />

C GD<br />

D'<br />

C DB<br />

CGD<br />

V GS


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

4.11 Kleinsignal-Ersatzschaltbild des MOS-Transistors<br />

Für hinreichend niedrige Frequenzen ergibt sich das Kleinsignalmodell des MOS-Transistors<br />

aus der Reihenentwicklung des stationären <strong>Dr</strong>ainstroms nach dem Gate-Kanalmodell. Die<br />

Vorgehensweise ist entsprechend wie beim Kleinsignalmodell des Bipolartransistors in Kapitel<br />

3.8.<br />

mit<br />

i = g ⋅v<br />

+ g ⋅v<br />

+ g ⋅V<br />

D<br />

g<br />

g<br />

g<br />

m<br />

mB<br />

DS<br />

m<br />

GS<br />

mB<br />

BS<br />

DS<br />

DS<br />

, (4.55)<br />

∂I<br />

D<br />

= ( )' , Übertragungsleitwert (Steilheit), (4.55a)<br />

∂V<br />

GS<br />

∂I<br />

D ∂I<br />

D<br />

= ( )'=<br />

−(<br />

)' , Substratsteilheit, (4.55b)<br />

∂V<br />

∂V<br />

BS<br />

SB<br />

∂I<br />

D<br />

= ( )',<br />

Ausgangsleitwert. (4.55c)<br />

∂V<br />

DS<br />

Soll das Kleinsignalmodell für höhere Frequenzen gültig sein, werden Sperrschichtkapazitäten,<br />

parasitäre Kapazitäten, Gatekapazitäten und Bahnwiderstände des äußeren Modells und<br />

des Gate-Kanalmodells hinzugefügt. Die nichtlinearen Kapazitäten werden dabei jeweils<br />

durch ihren Wert im Arbeitspunkt ersetzt. Abbildung 4.25 zeigt das vollständige Kleinsignalmodell<br />

des MOS-Transistors. Zur Vereinfachung sind in der Abbildung parallelgeschaltete<br />

Kapazitäten zusammengefaßt.<br />

Für Kleinsignalanwendungen wird der MOS-Transistor in der Regel im Sättigungsbereich<br />

betrieben. Es soll daher lediglich das Kleinsignalmodell im Sättigungsbereich untersucht werden.<br />

Unter Berücksichtigung der Kanallängenmodulation ergibt sich der <strong>Dr</strong>ainstrom gemäß<br />

Gleichung 4.44 zu<br />

β<br />

I DS = ⋅ GS TS λ ⋅<br />

2<br />

2 ( V −V<br />

) ⋅ ( 1+<br />

V )<br />

Daraus folgt für die Kleinsignalparameter:<br />

DS<br />

∂I<br />

( (4.56)<br />

( VGS<br />

−VTS<br />

) ( 1+<br />

λ ⋅VDS<br />

) ≈ β ( VGS<br />

−VTS<br />

) = I D<br />

D<br />

g m = )'=<br />

β 2β<br />

⋅<br />

∂VGS<br />

∂I<br />

∂I<br />

∂V<br />

γ<br />

= ( )'=<br />

( )'⋅(<br />

)'<br />

χ (4.57)<br />

.<br />

( VGS<br />

−VTS<br />

) = g m<br />

D<br />

D TS<br />

g mB<br />

≈ β<br />

⋅<br />

∂VBS<br />

∂VTS<br />

∂VBS<br />

2 ⋅ VSB<br />

+ 2Φ<br />

F<br />

DS<br />

D<br />

mit<br />

χ =<br />

2 ⋅<br />

γ<br />

V + 2Φ<br />

SB<br />

g = λ ⋅ I<br />

(4.58)<br />

Gleichung 4.57 zeigt, daß das Bulk-Potential ebenso wie das Gate-Potential den <strong>Dr</strong>ain-Strom<br />

steuert, wobei der Faktor χ im Bereich größenordnungsmäßig um 0,1 liegt. Bei integrierten<br />

Schaltungen kann die Ansteuerung über den Bulk-Kontakt, der auch als Back-Gate bezeichnet<br />

wird, wegen des gemeinsamen Bulk-Kontakts aller Transistoren nicht genutzt werden. In<br />

der Regel liegt Bulk auf einem festen Potential. Liegt Source ebenfalls auf festem Potential,<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 89 -<br />

ITEM<br />

F


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

ist g unwirksam. Ist das Source-Potential jedoch wie z.B. beim Sourcefolger variabel, kann<br />

g mB<br />

mB<br />

nicht vernachlässigt werden.<br />

G<br />

v' GS<br />

C GD<br />

C GS<br />

g mv' GS<br />

D<br />

S<br />

r D<br />

g mbv' BS<br />

Abbildung 4.25: Kleinsignal-Ersatzschaltbild des MOS-Transistors<br />

4.12 Frequenzverhalten des MOS-Transistors<br />

Zunächst soll die Transitzeit untersucht werden, das ist die Zeit, die ein Ladungspaket für die<br />

Strecke von <strong>Dr</strong>ain nach Source im Kanal benötigt. Dies entspricht der Signallaufzeit im Kanal.<br />

Unter der Annahme, daß sich die Ladungsträger im Kanal mit der maximalen <strong>Dr</strong>iftge-<br />

7<br />

schwindigkeit ≈ 10 cm s bewegen, ergibt sich für die Transitzeit eines Transistors mit<br />

v sat<br />

einer Kanallänge l = 1µ<br />

m : τ t = l vsat<br />

≈ 10 ps . Dies entspricht einer maximalen Signalfrequenz<br />

von etwa 100 GHz, einem Wert, der erheblich über den gemessenen Grenzfrequenzen<br />

liegt. Offensichtlich hat die Transitzeit keinen Einfluß auf das Frequenzverhalten. Dieses wird<br />

vielmehr durch die Ladezeit der Kapazitäten bestimmt.<br />

Entsprechend wie beim Bipolartransistor (vgl. Kap. 3.6.2) wird die Transitfrequenz als die<br />

Frequenz bestimmt, bei der die Kurzschlußstromverstärkung betragsmäßig zu 1 wird.<br />

Abbildung 4.26 zeigt das aus Abbildung 4.25 abgeleitete Kleinsignalersatzschaltbild. Dabei<br />

wurden die Bahnwiderstände und die Substratkapazitäten vernachlässigt. Der Ausgangsleitwert<br />

g DS ist wegen des Kurzschlusses unwirksam. Eingangs- und Kurzschlußstrom ergeben<br />

sich damit zu<br />

I = jω<br />

( C + C ) ⋅V<br />

,<br />

i<br />

GS<br />

I = g ⋅V<br />

.<br />

k<br />

m<br />

Die Bedingung für die Transitfrequenz lautet<br />

GS<br />

GD<br />

GS<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 90 -<br />

ITEM<br />

r S<br />

g DS<br />

C DB<br />

C SB<br />

v' BS<br />

B


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

I<br />

I<br />

k<br />

i<br />

=<br />

j2π<br />

⋅ f<br />

T<br />

g<br />

m<br />

⋅ ( C<br />

⋅V<br />

GS<br />

GS<br />

+ C<br />

Damit ergibt sich die Transitfrequenz zu<br />

f<br />

T<br />

G<br />

GD<br />

) ⋅V<br />

GS<br />

= 1<br />

g m<br />

= . (4.59)<br />

2π ⋅ ( CGS<br />

+ CGD<br />

)<br />

V GS<br />

I i<br />

C GD<br />

C GS gmV GS<br />

Abbildung 4.26: Kleinsignalersatzschaltbild zur Bestimmung der Transitfrequenz<br />

In der Regel kann die Gate-<strong>Dr</strong>ain-Kapazität gegenüber der Gate-Source-Kapazität vernachlässigt<br />

werden. Wird die Gate-Source-Kapazität mit der Oxidkapazität abgeschätzt<br />

CGS ox<br />

≈ C '⋅w<br />

⋅l<br />

ergibt sich mit (4.56) und mit (4.40)<br />

f<br />

T<br />

β ⋅ ( VGS<br />

−VTS<br />

) µ n ⋅ ( VGS<br />

−V<br />

≈<br />

=<br />

2<br />

2π<br />

⋅C<br />

'⋅w<br />

⋅l<br />

2π<br />

⋅l<br />

ox<br />

TS<br />

I k<br />

(4.60)<br />

)<br />

. (4.61)<br />

Die Transitfrequenz ist demnach umgekehrt proportional zum Quadrat der Kanallänge. Für<br />

hochfrequente Anwendungen sollten daher minimal kurze Transistoren verwendet werden.<br />

2<br />

Bei einer mittleren Elektronenbeweglichkeit µ ≈ 400cm<br />

Vs ergibt sich für einen Transistor<br />

n<br />

der Gatelänge l = 2µ<br />

m bei einer effektiven Gatespannung V − = 1V<br />

eine abgeschätzte<br />

Transitfrequenz fT ≈ 1,<br />

6GHz<br />

. Dieser Wert liegt um Größenordnungen unter dem Wert der<br />

Grenzfrequenz, die aus der Transitzeit abgeleitet wurde.<br />

4.13 CMOS-Technologie<br />

Historisch gesehen wurden digitale MOS-Schaltungen zunächst in PMOS-Schaltungstechnik<br />

realisiert. Der Grund lag darin, daß mit Aluminium-Gates keine positiven Schwellenspannungen<br />

realisiert werden konnten. Mit der möglichen Realisierung von Poly-Silizium-Gates wurde<br />

dieser Nachteil behoben. Die PMOS-Schaltungstechnik wurde, wegen der höheren<br />

Grenzfrequenz von NMOS-Transistoren, durch die NMOS-Schaltungstechnik abgelöst. Heute<br />

hat sich, wegen ihrer inhärenten Vorteile (geringe Verlustleistung, hoher Störabstand, etc.),<br />

die CMOS-Schaltungstechnik weitgehend durchgesetzt. Der überwiegende Marktanteil<br />

digitaler Schaltungen wird in CMOS-Technik angeboten. CMOS steht dabei für<br />

„Complementary MOS“, ein Hinweis darauf, daß beide Polaritäten der MOS-Transistoren<br />

eingesetzt werden.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 91 -<br />

ITEM<br />

GS<br />

V TS


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Geht man, wie im Fall der NMOS-Technik, von einem p-dotierten Substrat aus, so erfordert<br />

die Realisierung von PMOS-Transistoren n-dotierte Gebiete (n-Wannen), die mit einer zusätzlichen<br />

Wannen-Diffusion eingebracht werden. Abbildung 4.27 zeigt symbolisch im Querschnitt<br />

die n-Wannen-Realisierung einer CMOS-Schaltung. Das p-Substrat ist über eine p + -<br />

Diffusion mit dem niedrigsten Potential der Schaltung (VSS) verbunden und liefert damit ein<br />

festes Bulk-Potential für die NMOS-Transistoren. Die n-Wanne ist über eine n + -Diffusion mit<br />

dem höchsten Potential der Schaltung (VDD), als festes Bulk-Potential für die PMOS-<br />

Transistoren der Wanne, verbunden.<br />

V DD<br />

S<br />

����������������������<br />

����������������������<br />

����������������������<br />

����������������������<br />

V I<br />

V O<br />

G G<br />

D D S<br />

���������������������<br />

���������������������<br />

���������������������<br />

n+ p+ p+ n+ n+ p+<br />

PMOS-Transistor<br />

n-Wanne<br />

p-Substrat<br />

���������������������<br />

NMOS-Transistor<br />

Abbildung 4.27: n-Wannen-Realisierung einer CMOS-Schaltung<br />

Die n-Wannen-Realisierung hat den Nachteil, daß die Beweglichkeit der Löcher im Kanal der<br />

PMOS-Transistoren durch die zusätzliche Wannen-Dotierung verringert wird. Wegen der<br />

gegenüber den Elektronen niedrigeren Beweglichkeit der Löcher, wird das Ungleichgewicht<br />

der Schaltgeschwindigkeit zwischen NMOS- und PMOS-Transistoren hierdurch zusätzlich<br />

vergrößert. Günstiger ist in dieser Hinsicht die p-Wannen-Realisierung, wie sie in Abbildung<br />

4.28 dargestellt ist. Es gibt eine Vielzahl weiterer Realisierungen von CMOS-Schaltungen.<br />

Beispiele hierfür sind u.a.:<br />

- Doppelwannen-Prozeß, bei dem sowohl p- als auch n-Wannen realisiert werden,<br />

- Dielektrische Isolierung der Wannen durch oxidgefüllte Gräben, Trench-Isolation,<br />

- Getrennte p- und n-dotierte Gebiete auf isolierendem Substrat, SOI: Silicon on Insulator),<br />

etc.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 92 -<br />

ITEM<br />

V SS


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

V SS<br />

S<br />

V I<br />

V O<br />

G G<br />

D D S<br />

����������������������<br />

���������������������� ���������������������<br />

���������������������<br />

���������������������<br />

����������������������<br />

p+ n+ n+ p+<br />

p+<br />

NMOS-Transistor<br />

p-Wanne<br />

n-Substrat<br />

PMOS-Transistor<br />

Abbildung 4.28: p-Wannen-Realisierung einer CMOS-Schaltung<br />

4.13.1 Latch-Up-Effekt<br />

Ein grundsätzliches Problem der CMOS-Technik war der sogenannte „Latch-Up-Effekt“, der<br />

heute weitgehend durch Schutzmaßnahmen beherrscht wird. Abbildung 4.29 zeigt am Beispiel<br />

eines p-Wannen-Prozeß, daß an den Wannengrenzen parasitäre Bipolartransistoren entstehen,<br />

die zu einer Vierschichtstruktur (Thyristorstruktur) verschaltet sind. In der p-Wanne<br />

entsteht ein vertikaler npn-Transistor. Der Emitter wird durch eine Source- oder <strong>Dr</strong>aindiffusion<br />

gebildet. Die Wanne bildet die Basis, die über den Bahnwiderstand Rw mit dem Substratanschluß<br />

der Wanne, d.h. mit VDD verbunden ist. Der Kollektor wird duch das Substrat gebildet,<br />

das gleichzeitig Basis des pnp-Transistors ist. Am Wannenrand bildet sich im Substrat ein<br />

lateraler pnp-Transistor. Der Emitter wird hierbei von einer Source- oder <strong>Dr</strong>aindiffusion gebildet.<br />

Die Basis ist über den Bahnwiderstand RS mit dem Substratkontakt, d.h. mit VSS verbunden.<br />

Der Kollektor wird durch die p-Wanne gebildet, die gleichzeitig die Basis des npn-<br />

Transistors darstellt. Abbildung 4.30 zeigt schematisch die Verschaltung der beiden parasitären<br />

Transistoren zu einer Thyristorstruktur.<br />

Im normalen Betriebszustand sind beide Transistoren gesperrt. Durch dynamische Vorgänge<br />

können Spannungsabfälle an den Bahnwiderständen entstehen, die dazu führen, daß die Basis-Emitterstrecke<br />

des jeweiligen Transistors leitfähig wird. Der Kollektorstrom dieses Transistors<br />

steuert die Basis des anderen Transistors an, der wiederum die Basisansteuerung des<br />

ersten Transistors erhöht. Erfüllt das Produkt der Stromverstärkungen der beiden Transistoren<br />

die Bedingung β npn ⋅ β pnp > 1 tritt Mittkopplung ein. Der Thyristor schaltet ein und hält sich<br />

selbst. Es fließt ein Kurzschlußstrom zwischen VDD<br />

und VSS der zu einer Fehlfunktion der<br />

Schaltung oder zur thermischen Zerstörung der Schaltung führen kann. Der Latch-Up-Effekt<br />

kann beispielsweise ausgelöst werden durch hohe Verschiebungsströme, bewirkt durch<br />

schnelle Spannungsänderungen an Signalknoten, Injektion von Ladungsträgern durch Überschreiten<br />

der Betriebsspannung an Eingangsknoten, Ladungsträgergeneration durch Strahlung,<br />

u.a.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 93 -<br />

ITEM<br />

n+<br />

V DD


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Abbildung 4.29: Latch-Up-Effekt<br />

RS<br />

Substrate<br />

n-Source<br />

VDD<br />

T 2<br />

V SS<br />

T 1<br />

p-Source<br />

p-Well<br />

Abbildung 4.30: Schematische Darstellung des parasitären Thyristors<br />

Die Maßnahmen zur Vermeidung des Latch-Up-Effekts bestehen in einer Reduzierung der<br />

Bahnwiderstände und der Stromverstärkungen der Transistoren. Letzteres wird ideal erreicht,<br />

wenn die Wannenränder dielektrisch isoliert werden (Trench-Isolation oder SOI). Eine Reduktion<br />

der Stromverstärkungen wird erreicht, wenn die Transistoren hinreichend weit entfernt<br />

von den Wannenrändern plaziert werden. Durch p + -Schutzringe um die Transistoren in<br />

der p-Wanne wird die Injektion von Elektronen zum n-Substrat oder zur n-Wanne reduziert,<br />

womit die Stromverstärkung der parasitären npn-Transistoren reduziert wird. Zusätzlich wird<br />

der Bahnwiderstand der Wanne reduziert, wenn der Schutzring häufig mit der Versorgungsleitung<br />

VSS kontaktiert wird. Abbildung 4.31 zeigt einen Schutzring um einen symbolisch<br />

dargestellten NMOS-Transistor. Entsprechende komplementäre Schutzringe können um die<br />

PMOS-Transistoren angeordnet werden. Alle derartigen Maßnahmen erhöhen den Flächenaufwand<br />

oder machen eine komplexere Herstellungstechnologie erforderlich. Heutige CMOS-<br />

Schaltungen sind durch derartige Maßnahmen weitgehend gegen den Latch-up-Effekt gesichert.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 94 -<br />

ITEM<br />

R W


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

p +<br />

p-Wanne<br />

Poly<br />

n + n +<br />

n-Substrat<br />

Abbildung 4.31: Schutzring zur Vermeidung des Latch-up-Effektes<br />

4.13.2 Bipolartransistoren in CMOS<br />

Bei der Betrachtung des Latch-Up-Effekts wurden parasitäre bipolare Transistoren festgestellt,<br />

die natürlich gezielt eingesetzt werden können. Bei einem n-Substrat bildet die p-<br />

Wanne die Basis eines npn-Transistors, dessen Emitter von einer Source- oder <strong>Dr</strong>aindiffusion<br />

gebildet wird. Entsprechend ergeben sich pnp-Transistoren bei n-Wannen in einem p-<br />

Substrat. Alle so realisierten Transistoren haben einen gemeinsamen Kollektor, der vom Substrat<br />

gebildet wird. Die Stromverstärkung dieser Transistoren ist wegen der großen Basisweite<br />

begrenzt. Sie können jedoch effizient für Band-Gap-Referenzschaltungen oder für Ausgangsstufen<br />

höherer Leistung genutzt werden.<br />

4.14 BiCMOS-Technologie<br />

CMOS-Schaltungen sind sehr kompakt, bieten jedoch, verglichen mit bipolaren Schaltungen,<br />

geringere Ausgangsleistungen, niedrigere Taktfrequenzen und geringere Grenzfrequenzen.<br />

Bipolare Schaltungen sind dagegen sehr flächenaufwendig. Eine Kombination aus beiden<br />

Techniken erfordert ein deutlich komplexeres Herstellungsverfahren, bietet allerdings auch<br />

die Nutzung sämtlicher Vorteile. Diese Technik wird als BiCMOS (Bipolar-CMOS) bezeichnet.<br />

In der Regel wird ein existierender CMOS-Prozeß durch Prozeßschritte ergänzt, die eine<br />

Realisierung von npn-Transistoren ermöglicht. Abbildung 4.32 zeigt lediglich beispielhaft<br />

und symbolisch eine BiCMOS-Schaltung realisiert in einem Doppelwannenprozeß. PMOS-<br />

und Bipolartransistoren werden in n-Wannen realisiert, die mit einem Burried-Layer versehen<br />

sind. Die NMOS-Transistoren werden entsprechend in p-Wannen realisiert. Moderne BiC-<br />

MOS-Prozesse nutzen flache, ionen-implantierte Bipolartransistoren, Oxidisolation, etc.<br />

BiCMOS-Schaltungen bieten insbesondere attraktive Lösungen, wenn Schaltungen analoge<br />

und digitale Schaltungsteile besitzen.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 95 -<br />

ITEM<br />

V SS


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

S D D<br />

S<br />

���������������������<br />

��������������������� ����������������������<br />

����������������������<br />

���������������������<br />

����������������������<br />

p+ p+ n+ n+<br />

n-Wanne<br />

p-Wanne<br />

Abbildung 4.32: BiCMOS-Struktur<br />

n + -Burried-Layer<br />

p - -Substrat<br />

B E<br />

C<br />

p n+<br />

n-Wanne<br />

n+<br />

4.15 Passive Komponenten in MOS-Schaltungen<br />

Für Induktivitäten ergeben sich die bereits in Kapitel 3.9 erwähnten starken Restriktionen wie<br />

bei bipolaren Technologien. Wegen der fehlenden Isolationsdiffusion sind pn-Dioden lediglich<br />

als Substratdioden mit der Source/<strong>Dr</strong>ain-Diffusion realisierbar, die damit immer mit VDD<br />

oder VSS verknüpft sind.<br />

4.15.1 Widerstände<br />

Diffundierte Widerstände können mit der Source-/<strong>Dr</strong>aindiffusion jeweils für NMOS oder<br />

PMOS realisiert werden. Diese entsprechen den diffundierten Widerständen in der bipolaren<br />

Technik (Kap. 3.9).<br />

Moderne MOS-Techniken verfügen über mindestens eine Polysiliziumschicht mit Schichtwiderständen<br />

im Bereich von 20 bis 80Ω/�. Die absolute Abweichung ist wegen der Prozeßtoleranzen<br />

verhältnismäßig groß. Die relativen Toleranzen entsprechen etwa denen der diffundierten<br />

Widerstände.<br />

Die Wannen können wegen ihrer geringen Dotierung als Widerstände mit hohem Schichtwiderstand<br />

(≈10kΩ/�) verwendet werden. Nachteilig ist die hohe Toleranz und der relativ hohe<br />

Temperaturkoeffizient.<br />

MOS-Transistoren können Widerstände ersetzen. Der Schichtwiderstand ist dann allerdings<br />

von der Gatespannung abhängig. Nachteilig ist die Nichtlinearität.<br />

4.15.2 Kondensatoren<br />

In der MOS-Technik spielen Kapazitäten eine wesentlich bedeutendere Rolle als in der Bipolartechnik.<br />

Wegen der hohen Eingangsimpedanz von MOS-Transistoren können Ladungen,<br />

die auf Kondensatoren gespeichert sind, nahezu ohne Ladungsverlust abgetastet werden. Dies<br />

ergibt Schaltungstechniken, die in bipolarer Technik nicht realisierbar sind. Beispiele dafür<br />

sind dynamische Schaltungen und die dazugehörenden dynamischen Speicher. Hier wird die<br />

Information auf Kapazitäten als Ladung gespeichert. Ein weiteres Beispiel hierfür sind Schalter-Kondensator-Schaltungen<br />

(Switch-Capacitor, SC-Schaltungen), bei denen Kondensatoren<br />

die traditionellen Aufgaben von Widerständen übernehmen. In diesen Fällen genügen sehr<br />

kleine Kapazitäten von einigen 10 fF, die entsprechend wenig flächenaufwendig sind. Oft<br />

reichen die sog. Knotenkapazitäten, das sind parasitäre Kapazitäten von Leitungen und die<br />

Gatekapazitäten der folgenden Transistoren.<br />

Moderne CMOS-Technologien verfügen über zwei Polysilizium-Schichten, die durch eine<br />

Oxidschicht getrennt sind, deren Dicke mit der des Gateoxids vergleichbar ist. Der Kapazitätsbelag<br />

dieser Poly-Poly-Kondensatoren, deren Struktur in Abbildung 4.33 dargestellt ist,<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 96 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

beträgt 1 bis 2 fF/µm 2 bei einer Durchbruchspannung von 30 bis 50V. Problematisch bei dieser<br />

Struktur sind die parasitären Kapazitäten der Elektroden. Die parasitäre Kapazität der<br />

Elektrode „Poly1“, die im wesentlichen zum Substrat wirkt, kann bis zu 30% der erwünschten<br />

Kapazität betragen. Die absolute Toleranz beträgt bis zu 30% und resultiert aus der Variation<br />

der Oxiddicke. Die relative Toleranz ist sehr gering und liegt unterhalb von 1%.<br />

Poly1<br />

Abbildung 4.33: Poly-Poly-Kondensator<br />

C<br />

Steht lediglich eine Polyschicht zur Verfügung, können andere kapazitive Strukturen mit einer<br />

zusätzlichen Maske erzeugt werden. Gatekondensatoren wie im bipolaren Fall (vgl. Kap.<br />

3.9) sind ohne Zusatzaufwand nicht möglich, da die Source-/<strong>Dr</strong>aindiffusion durch die Polyschicht<br />

maskiert wird. Entweder wird mit einer zusätzlichen Maske eine hochdotierte n- oder<br />

p-Schicht unter der Polyelektrode erzeugt. Dies resultiert in einer Struktur die den<br />

Gatekondensatoren entspricht. Alternativ wird mit einer zusätzlichen Maske eine dünne<br />

Oxidschicht zwischen Poly und der Metallisierung erzeugt. Dies ergibt Kapazitäten mit<br />

vergleichbaren Eigenschaften wie die der Poly-Poly-Kondensatoren.<br />

Zuletzt können MOS-Transistoren als Kondensatoren verwendet werden. Wegen der Variation<br />

des Oberflächenpotentials mit der Gatespannung ist die Kapazität stark spannungsabhängig,<br />

d.h., daß diese Kondensatoren nur in unkritischen Fällen eingesetzt werden können.<br />

4.16 Parameter eines 0,8µm-CMOS-Prozesses<br />

In den folgenden Tabellen werden exemplarisch und auszugsweise Parameter eines modernen<br />

n-Wannen-CMOS-Prozesses mit einer minimalen Gatelänge von 0,8µm angegeben (Stand<br />

1998). Sie sollen in den folgenden Kapiteln die Möglichkeit bieten, den Einfluß dieser<br />

Parameter realistisch abzuschätzen.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 97 -<br />

ITEM<br />

SiO 2<br />

Poly1


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

15<br />

Substratdotierung ND, NA 25⋅ 10<br />

−3<br />

cm<br />

Dicke des Gateoxids t 16 nm<br />

ox<br />

Abbruchspannung des Gateoxids BV 14 V<br />

ox<br />

Dicke des Feldoxids t 0,5 µ m<br />

Fox<br />

Tiefe des n + pn-Übergangs x 0,4 µ m<br />

Jn<br />

Schichtwiderstand n + R 25 n<br />

Ω/�<br />

Tiefe des p + pn-Übergangs x 0,4 µ m<br />

Jnp<br />

Schichtwiderstand p + R 40 p<br />

Ω/�<br />

Tiefe des pn-Übergangs der n-Wanne x 3,5 µ m<br />

JWn<br />

Schichtwiderstand n-Wanne R 1,2 nWell<br />

kΩ/�<br />

Dicke Poly1 t 0,4 µ m<br />

Poly1<br />

Schichtwiderstand Poly1 R 23 Poly1<br />

Ω/�<br />

Zulässige Stromdichte Poly1 J 0,6 Poly1<br />

mA µ m<br />

Dicke Poly2 t 0,28 µ m<br />

Poly2<br />

Schichtwiderstand Poly2 R 27 Poly<br />

Ω/�<br />

Zulässige Stromdichte Poly2 J 0,45 Poly2<br />

mA µ m<br />

Oxiddicke zwischen Poly1 und Poly2 t 20 nm<br />

Pox<br />

Abbruchspannung des Oxids zwischen Poly1 und Poly2 BV 30 V<br />

Pox<br />

Dicke Metall1 t 0,6 µ m<br />

Met1<br />

Schichtwiderstand Metall1 R 0,07 Met1<br />

Ω/�<br />

Zulässige Stromdichte Metall1 J 0,9 Met1<br />

mA µ m<br />

Dicke Metall2 t 1 µ m<br />

Met2<br />

Schichtwiderstand Metall2 R 0,04 Met2<br />

Ω/�<br />

Zulässige Stromdichte Metall2 J 1,5 Met2<br />

mA µ m<br />

Tabelle 4.1: Technologische Parameter<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 98 -<br />

ITEM


Kapitel 4: MOS-Transistor Integrierte Schaltungen I<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

Schwellenspannung für w/l = 20/20 V 0,8 V<br />

T 020 / 20N<br />

Temperaturkoeffizient der Schwellenspannung TC -1,4 mV/K<br />

VT 0 N<br />

Verstärkungsfaktor n k 100 2<br />

µ A V<br />

Substratfaktor γ 0,7 n<br />

V<br />

Tabelle 4.2: Elektrische Parameter des NMOS-Transistors<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

Schwellenspannung für w/l = 20/20 V -0,75 V<br />

T 020 / 20P<br />

Temperaturkoeffizient der Schwellenspannung TC 1,78 mV/K<br />

VT 0 P<br />

Verstärkungsfaktor p k 36 2<br />

µ A V<br />

Substratfaktor γ 0,45 p<br />

V<br />

Tabelle 4.3: Elektrische Parameter des PMOS-Transistors<br />

Parameter Symbol Wert Einheit<br />

Gateoxid ox C 2,2 2<br />

fF µ m<br />

Gate-S-/D-Überlappkapazität C 0,35 GSD0<br />

fF µ m<br />

n-S/D-Diffusion, Flächenanteil der Sperrschichtkapazität Jn0<br />

2<br />

C 0,29 fF µ m<br />

n-S/D-Diffusion, Peripherieanteil der Sperrschichtkapazität C 0,23 Jnsw0<br />

fF µ m<br />

p-S/D-Diffusion, Flächenanteil der Sperrschichtkapazität Jp0<br />

2<br />

C 0,49 fF µ m<br />

p-S/D-Diffusion, Peripherieanteil der Sperrschichtkapazität C 0,21 Jpsw0<br />

fF µ m<br />

2<br />

Poly über Feldoxid, Flächenanteil C 0,07 PFox<br />

fF µ m<br />

Poly über Feldoxid, Peripherieanteil C 0,05 PFoxp<br />

fF µ m<br />

2<br />

Metall1 über Poly1, Flächenanteil C 0,05 MP<br />

fF µ m<br />

2<br />

Poly2 über Poly1, Flächenanteil C 1,8 Pox<br />

fF µ m<br />

2<br />

Poly2 über Poly1, Peripherieanteil C 0,2 Poxp<br />

fF µ m<br />

Tabelle 4.4: Kapazitätsbeläge<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-<strong>Ing</strong>. R. <strong>Laur</strong> - 99 -<br />

ITEM

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