COMPACT-Geschichte
Beschreibung der Deutschen Geschichte
Beschreibung der Deutschen Geschichte
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<strong>COMPACT</strong><strong>Geschichte</strong><br />
Geburtsstunde<br />
des armen Michel<br />
_ 6. Kapitel<br />
Der Dreißigjährige Krieg treibt Deutschland in seine schlimmste<br />
Katastrophe. Land und Leute scheinen dem Untergang geweiht – sie<br />
werden zum Spielball ausländischer Interessen. Doch es keimt<br />
auch Hoffnung.<br />
Im Rathaus zu Münster in Westfalen unterschrieben<br />
am 24. Oktober 1648 nach mehrjährigen Verhandlungen<br />
die Gesandten der katholischen deutschen<br />
Reichsstände und Frankreichs einen Friedensvertrag.<br />
Gleiches geschah in Osnabrück mit den<br />
protestantischen Ständen und den Schweden. Dieser<br />
Westfälische Frieden legte Zeugnis ab, dass der<br />
Dreißigjährige Krieg infolge allgemeiner Erschöpfung<br />
sämtlicher Parteien gestorben war. Wo es in<br />
Deutschland noch Kirchenglocken gab, läuteten sie<br />
über verbrannten Städten und verwüsteten Fluren.<br />
Das längste Völkermorden in der <strong>Geschichte</strong> Europas<br />
war zu Ende. Und nur die allgelehrtesten Professoren<br />
sahen sich 1648 in der Lage zu erklären, wie und<br />
warum alles drei Jahrzehnte zuvor begonnen hatte,<br />
weshalb das ehemals so wohlhabende Deutsche<br />
Reich zur gestaltlosen Trümmerwüste geronnen war.<br />
Drei-Groschenmünze mit Wallensteinporträt<br />
aus dem Jahre 1629.<br />
Foto: Hermann Junghans, Wikimedia,<br />
CC BY-SA 3.0 DE<br />
Als an einem milden Maivormittag des Jahres<br />
1618 zwei kaiserliche Beamte aus den Fenstern des<br />
Prager Hradschin stürzten, herausgeworfen «nach<br />
altböhmischer Sitte» von einer zorn- und weintrunkenen<br />
Rotte evangelischer Adliger, begann das blutige<br />
Drama. Die herabgefallenen Räte landeten<br />
zwar weitgehend unversehrt auf einem Misthaufen,<br />
aber die provokatorische Tat der böhmischen<br />
Standesherren zog ihre Kreise. Der Prager Fenstersturz<br />
wurde zum Funken, welcher angehäuften politischen<br />
Sprengstoff explodieren ließ. Und mitten<br />
auf dem Pulverfass saßen die Deutschen.<br />
Niemand wusste genau, warum<br />
dieser Krieg ausbrach.<br />
Europa war durch die Reformation mittlerweile<br />
in zwei Lager gespalten: die spanisch-habsburgisch-katholische<br />
und die niederländisch-schwedisch-evangelische<br />
Partei. Während allmählich<br />
herangewachsene Nationalstaaten wie Frankreich,<br />
Spanien, Schweden, England sich mehr oder weniger<br />
eindeutig zu einer der feindlichen Fraktionen<br />
bekannten, ging im zersplitterten Deutschland die<br />
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde<br />
Heidelberg 1693 durch französische<br />
Truppen zerstört. Holzstich nach<br />
einem Gemälde von Feodor Dietz<br />
(1813–1870) aus dem Jahr 1857.<br />
Bild: picture-alliance / akg-images<br />
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