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<strong>ulmerleben</strong><br />
Ausgabe Mai 2017<br />
Wohn- und Lebensgeschichten<br />
Wer wohnt denn da?<br />
Wir haben in Ulmer<br />
Wohnzimmer geblickt.<br />
Do it yourself<br />
Günstig wohnen mit<br />
selbstgemachten Möbeln.<br />
Wohnpsychologie<br />
Zeig uns, wie du wohnst und<br />
wir sagen dir, wer du bist.<br />
Smart Home<br />
Wie lebt es sich im<br />
intelligenten Zuhause?<br />
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Editorial · 3<br />
Editorial<br />
Das<br />
<strong>ulmerleben</strong>-Team. Foto: Lars Schwerdtfeger<br />
Eine Stadt wie Ulm bietet je nach Blickwinkel unzählige spannende<br />
Lebensgeschichten. Wir erzählen dreizehn von ihnen. <br />
Irgendwann glauben wir unsere Stadt<br />
zu kennen. Jeder Winkel kommt uns bekannt<br />
vor, an jedem Haus sind wir schon<br />
so oft vorbeigegangen. Wir kennen die<br />
Menschen, die in ihr wohnen. In jeder<br />
Gasse haben wir so viel erlebt.<br />
Je länger wir dort leben, umso kleiner<br />
wird das Universum Stadt. Wirklich?<br />
Oder verlieren wir nur den Blick für das<br />
Detail, das Neue und Unerwartete? Vielleicht<br />
müssen wir nur den Blickwinkel<br />
ändern.<br />
Wir glauben: Eine Stadt ist<br />
nie auserzählt.<br />
Wir haben genauer hingesehen und<br />
versucht, das Leben in Ulm neu zu entdecken.<br />
Wir haben in Wohnzimmer geblickt<br />
(Sag uns, wie du wohnst und wir<br />
sagen dir, wer du bist, Seite 14), uns über<br />
die Zukunft unserer Stadt unterhalten (Interview<br />
mit Baubürgermeister von Winning,<br />
Seite 22) und die Perspektive auf<br />
das Leben in Ulm bewusst gewechselt<br />
(Wie wohnt jemand, der nicht wohnt?,<br />
Seite 10).<br />
Und weil auch unsere Stadt vom Wandel<br />
lebt, haben wir besonders da genauer hingesehen,<br />
wo sich etwas entwickelt (Das<br />
Haus denkt mit, Seite 18), wo aus etwas<br />
Jahrhundertealtem etwas Neues entsteht<br />
(Gut gehalten, Altes Haus, Seite 32), wie<br />
junge Familien an günstiges Wohneigentum<br />
kommen (Gemeinschaftliches Bauen,<br />
Seite 20) und wie eine junge Wohngemeinschaft<br />
heute zueinander findet<br />
(dabei beim WG-Casting, Seite 28).<br />
Wir haben uns auf die Suche gemacht<br />
nach Ulmer Lebensgeschichten. Nach<br />
außergewöhnlichen Wohnmodellen und<br />
interessanten Menschen, die das Lebensgefühl<br />
der Stadt prägen.<br />
Ulm ist alles: spannend, kurios, fortschrittlich,<br />
geschichtsträchtig, laut und<br />
leise. Auf den folgenden Seiten zeigen<br />
wir euch, was das Ulmer Leben ausmacht.<br />
Erlebt mit uns Ulm.<br />
Euer <strong>ulmerleben</strong>-Team<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG<br />
Frauenstr. 77, 89073 Ulm<br />
Team<br />
Lea Rosenauer, Katharina Polzer,<br />
Lena Stapp, Melina Höller, Mona Weingart<br />
Anastasia Scherer, Simon Schlösser<br />
Redaktion<br />
Matthias Jedele, Pia Reiser, David Nau,<br />
Igor Steinle, Bianca Frieß, Kristina Betz,<br />
Rebecca Jacob, Alexander Kern<br />
ViSdP Ulrich Becker<br />
Gestaltung<br />
Isabella Hass<br />
Anzeigen<br />
Andreas Simmet (verantwortlich)<br />
Druck<br />
Schirmer Medien GmbH & Co. KG<br />
Boschstraße 16<br />
89079 Ulm-Donautal<br />
Auflage<br />
4 000 Exemplare<br />
Kontakt<br />
<strong>ulmerleben</strong>@swp.de<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 3 25.04.2017 17:44:49
Wohnpsychologie<br />
Fachmann Uwe Linke analysiert Fotos von<br />
zwei Neu-Ulmer Wohnungen und zieht<br />
daraus Rückschlüsse auf die Bewohner.<br />
Obdachlos<br />
Fast einen Monat lang lebte Benni Koch<br />
in Ulm auf der Straße. Der 32-Jährige<br />
erzählt von seinen Erlebnissen.<br />
Gemeinschaftliches Bauen<br />
In Baugemeinschaften kommen junge<br />
Familien mittlerweile auch in Ulm zu<br />
günstigem Wohneigentum.<br />
Smart Home<br />
Wenn es dunkel wird, fahren die Rollläden<br />
herunter und das Licht geht an: So lebt es sich im<br />
intelligenten Zuhause von Familie Wagner.<br />
WG-Casting<br />
Die WG unseres Autors sucht einen<br />
neuen Mitbewohner und lernt dabei<br />
verschiedenste Menschen kennen.<br />
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Inhalt · 5<br />
Inhalt<br />
Interview<br />
Baubürgermeister Tim von Winning<br />
erklärt, warum es in Ulm zu wenig<br />
Wohnungen gibt und was die Stadt<br />
dagegen tut.<br />
03 Editorial<br />
06 Zahlen und Fakten<br />
08 Feng Shui<br />
10 Obdachlos<br />
11 Wer wohnt denn da?<br />
14 Wohnpsychologie<br />
18 Smart Home<br />
20 Gemeinschaftliches Bauen<br />
22 Interview mit Tim von Winning<br />
24 Do It Yourself: Wohn-Idee<br />
26 Entrümpler<br />
28 WG-Casting<br />
30 Die erste eigene Wohnung<br />
32 Kron-Apotheke vorher und nachher<br />
34 Do It Yourself: Deko-Idee<br />
Kron-Apotheke<br />
Ein fast 600 Jahre altes Haus wird fit<br />
für die Zukunft gemacht – dank Liebhabern<br />
wie Jörg Schmitz. Er hat der alten<br />
Kron-Apotheke neues Leben eingehaucht.<br />
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6 · Zahlen und Fakten<br />
Zahlen und Fakten<br />
Zu Ulm und Umgebung<br />
Pia Reiser, Rebecca Jacob<br />
Genug Platz<br />
892 Menschen leben in Ulm<br />
auf einem Quadratkilometer.<br />
Sportlich Im Stadtgebiet gibt<br />
es knapp 100 Kilometer<br />
kombinierte Rad- und Fußwege.<br />
Das entspricht etwa der<br />
Strecke Ulm – Ludwigsburg.<br />
In Berlin sind es 3 809.<br />
In München 4 920 – Rekord in<br />
Deutschland.<br />
Belesen Mehr als eine Million<br />
Mal haben die Ulmer 2015<br />
etwas aus der Bibliothek<br />
ausgeliehen.<br />
Ausgeruht 3 500 Betten warten<br />
in Ulm auf müde Touristen.<br />
Diese bleiben aber im Schnitt<br />
nur 1,5 Tage in der Stadt.<br />
Wo leben die ulmer und Neu-Ulmer?<br />
Einwohner pro Stadtteil<br />
0 – 1 000<br />
1 001 – 2 000<br />
2 001 – 4 000<br />
4 001 – 8 000<br />
8 001 – 12 000<br />
12 001 – 16 000<br />
16 001 – 20 000<br />
20 001 – 24 000<br />
Mähringen<br />
Söflingen<br />
Eselsberg<br />
Lehr<br />
Weststadt<br />
mitte<br />
Jungingen<br />
Böfingen<br />
Oststadt<br />
Stadtmitte<br />
Pfuhl<br />
Offenhausen<br />
Burlafingen<br />
Steinheim<br />
Ermingen<br />
Schwaighofen<br />
Finningen<br />
Eggingen<br />
Grimmelfingen<br />
Donautal<br />
Ludwigsfeld<br />
Reutti<br />
Einsingen<br />
Gögglingen<br />
Wiblingen<br />
Gerlenhofen<br />
Jedelhausen<br />
Hausen<br />
Holzschwang<br />
Unterweiler<br />
Quellen: Stadt Ulm, Stadt Neu-Ulm<br />
Donaustetten<br />
Stand: 31.12.2016<br />
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Zahlen und fakten · 7<br />
Wie Viel miete zahlen die Ulmer?<br />
€/m 2<br />
10<br />
Durchschnittliche Netto-Kaltmiete für eine<br />
Wohnung mit 60 Quadratmetern in mittlerer<br />
Wohnlage und mit guter Ausstattung, gebaut in<br />
der jeweils neusten Bauperiode.<br />
Ulm/neu-Ulm<br />
Reutlingen<br />
Heilbronn<br />
8<br />
6<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999 2000<br />
2001 2002<br />
2003<br />
2004 2005 2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
Jahr<br />
2016<br />
Quellen: Mietspiegel der Stadt Ulm, Stadt Heilbronn, Stadt Reutlingen<br />
Noch höher hinaus<br />
1987 entdeckte ein belgischer<br />
Astronom einen Asteroiden. Er<br />
nannte ihn „8345 Ulmerspatz“.<br />
Der Durchschnitts-Ulmer …<br />
… ist 41 Jahre alt<br />
… ist katholisch<br />
… lebt in einem 2-Personen-Haushalt<br />
… arbeitet Vollzeit im Dienstleistungsbereich<br />
… ist Deutscher<br />
… besitzt oder fährt ein Auto<br />
Frisches 89 Marktbeschicker<br />
bauen auf dem Wochenmarkt<br />
ihre Stände auf, davon 32<br />
für Obst und Gemüse, 16 für<br />
Fleisch und Wurst.<br />
Hoch hinaus 151 247 Menschen<br />
sind 2015 auf den Münsterturm<br />
gestiegen.<br />
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8 · Feng Shui<br />
Beratung ist das A und O bei „Duft und Wärme“: Inhaber Olaf Reichardt ist meist hinter dem runden Tresen zu finden. <br />
Fotos: Lars Schwerdtfeger, privat<br />
Mit Wasser zum Wohlstand<br />
Der Laden „Duft und Wärme“ in der Ulmer Frauenstraße ist nach den Prinzipien von Feng Shui<br />
eingerichtet. Ein Brunnen an der richtigen Stelle soll Reichtum bringen.<br />
Bianca Frieß<br />
Der Duft zieht auf die Straße, sobald ein<br />
Kunde die Tür öffnet. Es riecht süßlich,<br />
nach Räucherstäbchen. Darunter mischt<br />
sich ein Geruch von Zitrusöl und Minze.<br />
Wer schließlich durch die Tür tritt,<br />
steht inmitten von Regalen voll kleiner<br />
Fläschchen und Edelsteine. Von der Gewölbedecke<br />
baumeln Klangspiele, an der<br />
Wand hängen Traumfänger. In der Mitte<br />
des Ladenraums von „Duft und Wärme“<br />
in Ulm steht ein abgerundeter Tresen.<br />
Die Theke bildet den Mittelpunkt des<br />
Ladens – oder „Herzpunkt“, wie das<br />
im Geschäft genannt wird. „Wunderschön<br />
rund und aufnehmend“, sagt Karin<br />
Stein: „Schließlich ist Beratung hier der<br />
Schwerpunkt“. Die Feng-Shui-Beraterin<br />
hat bei der Einrichtung des Geschäfts<br />
geholfen. Sie hat schon mehrere Unternehmen<br />
in der Region ausgestattet, von<br />
Banken bis zu Fitnessstudios. Bei „Duft<br />
und Wärme“ ist das ganze Konzept nach<br />
den Prinzipien von Feng-Shui ausgerichtet.<br />
Da sind zum Beispiel die Farben: Die<br />
Wände sind in hellem Gelb gehalten,<br />
gerahmt von einer blauen Bordüre. Die<br />
Farben wurden extra für das Geschäft berechnet<br />
– „das hat mit der Stimmigkeit zu<br />
tun“, sagt Inhaber Olaf Reichardt.<br />
„In den Briefkasten soll<br />
nur Gutes reinfallen.“<br />
Er kennt Feng-Shui-Beraterin Stein schon<br />
lange. Als er 2010 mit seinem Geschäft<br />
in die neuen Räume in der Frauenstraße<br />
zog, hat er sie von Anfang an in die<br />
Einrichtung einbezogen. Zuvor war ein<br />
Elektroladen in dem Gebäude – „da kam<br />
das Gewölbe gar nicht zur Geltung, es<br />
war richtig vollgestopft“, sagt Reichardt.<br />
Für ihn fühlte sich der Laden nach der<br />
Feng-Shui-Behandlung ganz anders an.<br />
„Danach hatte ich das Gefühl: Das wird<br />
richtig gut hier“, sagt er. Ob die Kunden<br />
einen Unterschied merken? Die Menschen<br />
bekämen natürlich nicht mit, dass<br />
es hier einen bestimmten Stil gibt, erzählt<br />
der Inhaber: „Sie bleiben aber einfach<br />
gerne hier.“ Und auch umsatztechnisch<br />
hat sich der Umzug in die neugestalteten<br />
Räume gelohnt: Es geht stetig bergauf.<br />
Vielleicht hat dazu auch der Wandbrunnen<br />
beigetragen, der hinter dem Tresen<br />
hängt. Über eine blaue Fläche fließt Wasser,<br />
umrahmt von einem silbernen Rand.<br />
„Wasser ist wichtig für den Wohlstand“,<br />
erklärt Stein. Ausschlaggebend sei die<br />
Stelle, wo der Brunnen installiert wird.<br />
Auch die wird nach den Feng-Shui-Prinzipien<br />
berechnet, ein wichtiger Faktor<br />
ist die Himmelsrichtung. Die optimale<br />
Stelle für den Brunnen wird als „Wasserdrache“<br />
bezeichnet und soll Reichtum<br />
aktivieren.<br />
Reichardts Laden ist nicht nur nach Feng<br />
Shui eingerichtet, er verkauft auch einige<br />
Utensilien der aus China stammenden<br />
Lehre. Da ist zum Beispiel ein Lineal, das<br />
in verschiedene Abschnitte eingeteilt ist.<br />
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Feng shui · 9<br />
Einige sind rot, diese Maße sind positiv.<br />
Die übrigen sollen negative Auswirkungen<br />
haben. „Viele Chinesen legen Wert<br />
darauf, dass die Maße gut sind“, erklärt<br />
Stein. Das wichtigste ist der Briefkasten,<br />
der nur positive Maße haben soll – „denn<br />
da soll nur Gutes reinfallen.“ Wie bei<br />
„Duft und Wärme“ die Nachfrage nach<br />
den Feng-Shui-Utensilien ist? „Es kommen<br />
immer wieder Leute, die sich sowas<br />
zulegen“, sagt Reichardt.<br />
Der Laden ist nicht nur auf die Kunden<br />
abgestimmt, sondern auch auf den Inhaber<br />
persönlich – und auf seine Mitarbeiter.<br />
„So sind sie einfach gerne da“, sagt<br />
Reichardt: „Und wer sich wohlfühlt, der<br />
leistet was.“ Auch er selbst denkt trotz<br />
seiner 66 Jahre noch nicht ans Aufhören:<br />
Zehn weitere Jahre sind auf jeden Fall<br />
noch geplant. „Und vielleicht werden<br />
auch noch 20 daraus.“<br />
Feng-Shui-Tipps Für die Wohnung<br />
Ein zentraler Satz bei Feng Shui lautet: „Sind die Räume vital,<br />
sind auch die Menschen vital.“ Und wie wird eine Wohnung<br />
besonders energiereich? Feng-Shui-Beraterin Karin Stein gibt<br />
einige Tipps, die für jedes Zuhause gelten.<br />
Ein einladender Eingangsbereich „Am besten begrüßt man sich selbst mit Blumen“, rät<br />
Stein. Denn der Eingang eines Hauses habe etwas mit dem Lebensweg zu tun. „Ist er vollgestellt,<br />
verstopft man sich auch sein Weiterkommen im Leben.“<br />
Das Schlafzimmer „Das ist der wichtigste Raum im Haus, davon hängt das ganze Leben ab“,<br />
sagt die Feng-Shui-Beraterin. Nur, weil niemand anders in das Schlafzimmer schaut, sollte<br />
man es auf keinen Fall stiefmütterlich behandeln.<br />
Das Bett Das Kopfende des Betts sollte immer an einer festen Wand stehen, die Füße sollten<br />
nicht zur Tür zeigen. „Man trägt nur Tote mit den Füßen voraus hinaus“, erklärt Stein.<br />
Der Herzpunkt „Es ist gut, wenn man sich zu Hause einen Herzpunkt schafft“, rät die Beraterin.<br />
Das kann ein schöner Platz im Wohnbereich sein, wo man die Dinge hinstellt, die einem<br />
wichtig sind – etwa Familienbilder oder Mitbringsel aus dem Urlaub.<br />
Wegwerfen Es ist wichtig, sich auch von Dingen zu trennen. Denn wenn in den Regalen kein<br />
Platz für Neues bleibt, lebt man in der Vergangenheit. „Freiraum ist die Zukunft“, sagt Stein.<br />
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10 · Obdachlos<br />
Auf Platte<br />
Ein Obdachloser schläft vor dem Ulmer Theater.<br />
Foto: Matthias Kessler<br />
Fast einen Monat lang lebte Benni<br />
Koch in Ulm auf der Straße. Das<br />
Schlimmste war nicht die Kälte,<br />
sondern die Einsamkeit.<br />
<br />
David Nau<br />
Benni Koch sitzt auf einem abgewetzten<br />
Sofa im Aufnahmehaus der Caritas<br />
in der Ulmer Michelsbergstraße. Hier ist<br />
es zumindest warm und trocken, es gibt<br />
zwei Mahlzeiten am Tag und ein Bett.<br />
Wenn er von seinen Erlebnissen im Januar<br />
erzählt, dann nestelt er nervös an<br />
seinen Fingern, dreht sich eine Zigarette<br />
nach der anderen. Benni heißt eigentlich<br />
anders und möchte seinen Namen nicht<br />
gedruckt sehen. Von seiner Zeit auf der<br />
Straße möchte er aber trotzdem erzählen.<br />
Im Januar nämlich hatte Benni keine<br />
Wohnung, keinen trockenen und warmen<br />
Platz zum Schlafen. „Ich hab‘ Platte gemacht“,<br />
sagt Benni und muss lachen.<br />
Das sage man so, wenn man auf der Straße<br />
lebe. Mitten in Ulm, da wo tagsüber<br />
die Spaziergänger entlang schlendern,<br />
schlief Benni: Im Alten Friedhof, der<br />
heute ein Park ist. Sein Lager schlug er<br />
neben dem Seniorenstift Curanum auf.<br />
Aus im Boden eingelassenen Gittern<br />
strömte die warme Abluft der Heizungsanlage<br />
und sorgte für wenigstens ein<br />
bisschen Wärme. In der kältesten Nacht<br />
sei die Temperatur auf minus zehn Grad<br />
gefallen. Mit Winterjacke, Jeans und<br />
mehreren Pullovern lag Benni in zwei<br />
Schlafsäcken. „Es war trotzdem arschkalt.“<br />
Warum er auf der Straße gelandet ist,<br />
weiß Benni nicht so genau. Mehrere Umstände<br />
kamen zusammen. Er berichtet<br />
von den Wendepunkten seines Lebens.<br />
Aufgewachsen ist der heute 32-Jährige in<br />
Neu-Ulm, nach Grund- und Hauptschule<br />
begann er eine Ausbildung zum Maler.<br />
Immer wieder schmiss er die Lehre hin.<br />
Mit 17 zog er mit seiner Freundin zusammen,<br />
vier Jahre später wurde sie schwanger.<br />
„Gewollt“, wie er sagt.<br />
„Manche Vermieter haben<br />
gesagt, sie wollen lieber<br />
einen Hartz-IV-Empfänger.“<br />
Zehn Monate nach der Geburt seines<br />
Sohnes dann der Schicksalsschlag: Seine<br />
Freundin stirbt bei einem Autounfall.<br />
„Plötzlich war ich mit 21 Jahren alleinerziehender<br />
Vater“, sagt Benni. Die ehemalige<br />
gemeinsame Wohnung konnte er<br />
sich nicht mehr leisten, mit seinem Sohn<br />
zog er zurück zu seiner Mutter. Mit einem<br />
Gehalt von rund 1000 Euro netto<br />
fand er keine neue Wohnung. „Manche<br />
Vermieter haben mir gesagt, sie wollen<br />
lieber einen Hartz-IV-Empfänger, da sei<br />
die Miete durch das Amt gesichert“, sagt<br />
er empört. Er rutschte auf die schiefe<br />
Bahn, landete im Gefängnis, sein Sohn<br />
blieb bei der Oma. Nach seiner Entlassung<br />
nahm ihn ein Freund auf, nach einigen<br />
Monaten hatten beide die Schnauze<br />
voll – und Benni landete auf der Straße.<br />
Die Kälte, sagt er, sei dort nicht das<br />
Schlimmste gewesen. „Am meisten hat<br />
mir die Einsamkeit zu schaffen gemacht.“<br />
Nirgends habe er so viel nachgedacht wie<br />
in seinen Nächten auf den Ulmer Straßen.<br />
„Mehr als im Gefängnis“, sagt Benni.<br />
Wegen Horrorgeschichten über Obdachlose,<br />
die nachts angepinkelt oder sogar<br />
angezündet wurden, kaufte er sich ein<br />
Pfefferspray. „Ich hatte riesig Schiss.“<br />
Gebraucht hat er es nicht. Er erlebte<br />
manchmal sogar schöne Momente. „Man<br />
freut sich über Kleinigkeiten: Einen Hinweis<br />
auf eine Anlaufstelle, einen Euro<br />
oder einen Kaffee.“<br />
Jörg Riehemann, Leiter der Wohnungslosenhilfe<br />
der Caritas, bot ihm einen der<br />
zwölf Plätze im Aufnahmehaus an und<br />
holte Benni nach wenigen Wochen von<br />
der Straße. So viel Glück hat längst nicht<br />
jeder. „Wir haben im Moment zu wenige<br />
Plätze“, sagt Riehemann. Die Warteliste<br />
ist lang. Riehemann geht im Moment<br />
von etwa 250 Wohnungslosen in Ulm<br />
aus. Das Hauptproblem sei der Mangel<br />
an günstigem Wohnraum. „20 Jahre lang<br />
gab es keinen echten sozialen Wohnungsbau<br />
mehr“, sagt er. Er hofft, dass bei der<br />
geplanten Wohnungsbauoffensive auch<br />
Sozialwohnungen herausspringen.<br />
Benni kann sich im Aufnahmehaus nun<br />
seiner weiteren Lebensplanung widmen.<br />
Gemeinsam mit den Sozialarbeitern ist er<br />
momentan auf der Suche nach einer Arbeitsstelle,<br />
danach möchte er eine Wohnung<br />
finden. „Damit ich endlich wieder<br />
mit meinem Sohn zusammenleben<br />
kann“, sagt Benni.<br />
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Wer wohnt denn da? · 11<br />
Wer wohnt<br />
denn da?<br />
Manche Häuser in der Ulmer Altstadt<br />
sind so besonders, dass man<br />
sich unwillkürlich fragt: Wer wohnt<br />
denn da? Wir durften die Bewohner<br />
kennenlernen und in ihre Wohnzimmer<br />
blicken.<br />
<br />
Rebecca Jacob, Bianca Frieß<br />
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Schmal,<br />
aber Oho<br />
Fünfeinhalb Meter – so schmal ist das Haus von Bettina<br />
Gans und Andreas Hildenbrand. Das 500 Jahre alte<br />
Schmuckstück im Fischerviertel fordert die Familie vor<br />
allem beim Möbelkauf: „Wir müssen alles genau ausmessen<br />
und überlegen, ob wir das überhaupt nach oben<br />
bekommen“, erzählt Bettina Gans. Ihr Vater hat das<br />
denkmalgeschützte Haus zusammen mit einem Architekten<br />
renoviert – in zehnjähriger aufwändiger Arbeit.<br />
Schlaf- und Esszimmer, Bad, Küche und das Kinderzimmer<br />
von Tochter Mia verteilen sich auf sieben Stockwerke<br />
und rund 140 Quadratmeter Wohnfläche. Bettina<br />
Gans hat eine Leidenschaft für außergewöhnliches<br />
Design: Eine Deckenlampe aus umgekehrten Teetassen<br />
hängt im Esszimmer, in der Diele steht eine Vitrine, die<br />
ihr Vater aus einer alten Holztür gefertigt hat.<br />
Einen Garten gibt es nicht, dafür können Fußgänger von<br />
der Fischergasse aus direkt in den Innenhof blicken.<br />
Den hat Bettina Gans mit Pflanzen, bunten Fähnchen<br />
und einem Spielhaus für die fünfjährige Mia liebevoll<br />
hergerichtet. Weil sie so ein gutes Händchen für Deko<br />
hat, denken manche Leute, bei dem Haus handle es<br />
sich um ein Geschäft und möchten etwas kaufen. Die<br />
mangelnde Privatsphäre ist für das Paar kein Problem:<br />
„Man gewöhnt sich dran“, sagt Andreas Hildenbrand,<br />
„es passieren auch lustige Sachen: Einmal habe ich hier<br />
gegrillt, plötzlich kam ein Tourist vorbei und schrie ‚Es<br />
brennt!‘“<br />
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12 · Wer Wohnt denn da?<br />
Ein Häuschen im<br />
Graben<br />
Im Sommer spielt sich das Leben von Katrin Wolfinger<br />
vor der Haustür ab. Hier steht ein großer Esstisch, daneben<br />
pflanzt die 48-Jährige Kräuter und Rosen an. „Mein<br />
Gärtchen liegt mir schon ganz arg am Herzen“, sagt sie.<br />
Vor mehr als 10 Jahren ist sie mit ihrer Tochter Angelina<br />
in das kleine Haus im Ulmer Frauengraben eingezogen<br />
– und möchte am liebsten nie wieder weg. „Ich bin so<br />
richtig angekommen, ich liebe das hier wirklich“, sagt<br />
sie: „Es ist was Besonderes, hier wohnen zu dürfen.“<br />
Die 80 Quadratmeter Wohnfläche sind schlicht eingerichtet.<br />
Im Wohnzimmer steht eine graue Couch, die<br />
Küche ist offen. Geheizt wird mit einem Kachelofen.<br />
In diesem Frühjahr wurde ein bisschen renoviert, denn<br />
Kater Keks hat die Tapete von den Wänden gekratzt.<br />
Ob Katrin Wolfinger einen Lieblingsplatz im Haus hat?<br />
„Die Badewanne“, sagt sie sofort: „Hier kann ich richtig<br />
schön abschalten.“<br />
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wer Wohnt denn da? · 13<br />
Fotos: Matthias Kessler, Volkmar Könneke<br />
661 Jahre auf<br />
dem Giebel<br />
Anna Schimansky ist 20 Jahre alt – das Haus, in dem<br />
sie wohnt, hat stolze 661 Jahre auf dem Giebel. Davon<br />
merkt die Studentin der Biochemie wenig: „Ich liebe<br />
diese Wohnung so richtig doll“, schwärmt sie.<br />
Gebürtig kommt sie aus Niedersachsen – und wollte<br />
nach dem Abi so weit von zu Hause weg wie möglich.<br />
„Ich kannte mich am Anfang gar nicht aus und bin dann<br />
nach Lonsee gezogen – das war ein Alptraum.“ Seit<br />
einem Jahr wohnt Anna in der Herdbruckerstraße und<br />
fühlt sich endlich angekommen: „Seit ich hier wohne, ist<br />
Ulm mein Zuhause und nicht mehr Niedersachsen.“<br />
Das kleine Zimmer hält die 20-Jährige minimalistisch<br />
und ordentlich: Weiße Holzmöbel, ein Schaukelstuhl, in<br />
einer Nische ein Papiersonnenschirm und ein Schaf-Fell<br />
auf dem Boden. Durch die Fenster dringt oft der Lärm<br />
der Innenstadt: „Da unten zieht das Leben vorbei, ich<br />
finde es angenehm, das zu hören.“<br />
Ulmer Getränke Vertrieb GmbH I Veitsbrunnenweg 3-8 I 89073 Ulm I Tel: 0731 164 0<br />
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14 · Wohnpsychologie<br />
Die Wohnung als<br />
Spiegel der Seele<br />
Uwe Linke ist Wohnpsychologe. Er berät Menschen und Unternehmen,<br />
wie sie Räume einrichten können, damit sie wirklich zu ihnen passen.<br />
Denn die Persönlichkeit eines Menschen und seine Einrichtung hängen<br />
eng miteinander zusammen. <br />
Pia Reiser<br />
<br />
Herr Linke, wie viel kann denn eine<br />
Wohnung über einen Menschen<br />
aussagen?<br />
Allgemein sagt die Einrichtung viel über<br />
die Gefühle der Bewohner und deren<br />
Umgang damit aus; die Prioritäten und<br />
Leidenschaften im Leben und vor allem<br />
auch die Sehnsüchte. Ein Wohnpsychologe<br />
untersucht, ob die Ausstrahlung des<br />
Menschen mit seiner Einrichtung übereinstimmt<br />
und ob möglicherweise eine<br />
Kompensation vorliegt. Kompensieren<br />
ist ein gewöhnlicher Vorgang, den alle<br />
Menschen machen, wenn wir beispielsweise<br />
eine Eigenschaft an uns nicht mögen.<br />
Dann zeigen wir nach außen das Gegenteil<br />
davon.<br />
Woran erkennen Sie, dass ein<br />
Mensch etwas kompensiert?<br />
Foto: Stephan Glathe<br />
Wenn sich jemand zum Beispiel nach<br />
außen als ein weltoffener, kommunikativer<br />
Mensch gibt, ich aber in seiner<br />
Wohnung das Gegenteil sehe: Es<br />
ist dunkel, eng und die Wohnung hat<br />
kleine Fenster, es gibt nichts, was<br />
andere Menschen einladen würde.<br />
Eine helle Wohnung spricht also für<br />
einen weltoffenen Charakter?<br />
Es ist schwierig, aufgrund nur eines<br />
Merkmals eine Aussage zu treffen. Außerdem<br />
kann man sich die Größe seiner<br />
Fenster nicht immer aussuchen. Hoch<br />
emotionale Menschen gehen meist intensiver<br />
mit Farben um, wobei das nicht<br />
heißt, dass jemand nicht lebhaft ist, wenn<br />
er in einer Wohnung ohne viel Farbe lebt.<br />
Man muss sich immer das Gesamtbild<br />
ansehen.<br />
Wie schafft man eine Wohnung, in<br />
der man sich wohlfühlt?<br />
Genau mit diesem Anliegen kommen<br />
Menschen zu mir. Ich arbeite dabei mit<br />
einer von mir entwickelten Farb- und<br />
Materialcollage, die erstaunlich treffsichere<br />
Aussagen über Eigenschaften und<br />
oft unbewusste Absichten macht. Ich lasse<br />
die Menschen aus Farben und Materialien<br />
wie Stoff, Hölzer oder Gläser eine<br />
Collage legen, ohne dass es eine Fragestellung<br />
gibt. Einfach so, dass es den<br />
Menschen gefällt. Diese Collage macht<br />
eine Aussage über die Weltsicht desjenigen,<br />
der sie gelegt hat. Wenn ich weiß,<br />
wer ich bin und was mich mich geborgen<br />
fühlen lässt, ist es nur noch eine Übersetzung<br />
in konkrete Raum-, Farb- und<br />
Lichtplanung.<br />
Warum hat man nach einer Trennung<br />
das Bedürfnis, seine Wohnung<br />
umzuräumen?<br />
Eine Trennung läuft selten ohne Verletzung<br />
ab. Sich zu trennen ist immer ein<br />
Scheitern in der Beziehung. Und das ist<br />
eine Frustration. Wir versuchen dann,<br />
uns abzulenken. Das geht vor dem Fernseher,<br />
beim Sport, aber auch beim Verändern<br />
der Wohnung. Das funktioniert aber<br />
nur zum Teil, denn die Seele ist noch<br />
nicht verheilt. Aber es hilft.<br />
Was sagt es aus, wenn jemand<br />
dauernd seine Wohnung umräumt?<br />
Manchmal ist das nur der Spaß der Veränderung<br />
und des sich Ausprobierens.<br />
Grundsätzlich kann man sagen, dass<br />
Frauen veränderungslustiger sind als<br />
Männer. Wie oft ändert schon ein Mann<br />
seine Frisur? Nur wenn ihm die Haare<br />
ausfallen. Wenn jemand Spaß daran hat,<br />
die Wohnung zum Beispiel nach den<br />
Jahreszeiten oder dem Kirchenjahr zu<br />
dekorieren, dann sind es meist die Frauen.<br />
Wenn jedoch jemand ständig nur um<br />
des Veränderns willen etwas verändert,<br />
dann ist das ein relativ sicheres Indiz für<br />
eine innere Unruhe, die mit einer Unzufriedenheit<br />
verknüpft ist. Man versucht,<br />
durch eine äußere Veränderung auch etwas<br />
in seinem Inneren zu verändern.<br />
Und funktioniert das?<br />
Die Umgebung kann dazu beitragen, sich<br />
wohlzufühlen. In manchen Schlafzimmern<br />
stehen ja nicht nur Betten, sondern<br />
auch Schränke, Bügeleisen und Bücherstapel.<br />
Statt einen Raum für Intimität,<br />
Ruhe und Erholung zu haben, ist er vollgestopft<br />
mit Arbeit, die schreit: Mach<br />
was mit mir! Das kann unzufrieden machen.<br />
Eine äußere Änderung kann helfen,<br />
aber das Beste ist immer, wenn dabei Innen<br />
und Außen zusammenspielen.<br />
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Wohnpsychologie · 15<br />
Tobias Ligmann<br />
Silvia Scherer<br />
Zwei WohnungeN, Zwei Menschen<br />
Fotos: Matthias Kessler, Volkmar Könneke<br />
Uwe Linke hat sich Fotos von zwei Neu-Ulmer Wohnungen angesehen und daraus<br />
Rückschlüsse auf die Bewohner gezogen. Lag er mit seinen Vermutungen richtig?<br />
Das sagt Uwe Linke:<br />
Neubeginn, Tatkraft und Lebendigkeit spielen bei dem Bewohner<br />
eine große Rolle. Darauf weist die Farbwahl hin:<br />
dieses spezielle Grün mit einem hohen Gelbanteil, ein Frühlingsgrün.<br />
Die vielen Filme deuten darauf hin, dass der Bewohner<br />
noch viel erleben will und ein wenig von der idealen Welt<br />
träumt. Er wünscht sich den Mut, selbst große Geschichten<br />
erleben zu können wie die Menschen in den Filmen. Ich vermute,<br />
er ist verspielt und eher jugendlich als erwachsen. Darauf<br />
komme ich, weil ich drei Monitore auf seinem Schreibtisch<br />
und Comic-Motive entdeckt habe. Ich denke, er ist zwar viel in<br />
Kontakt mit anderen, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt<br />
der Vertrautheit oder Intimität.<br />
Das sagt Uwe Linke:<br />
Natur und Naturerleben spielen eine große Rolle. Zum<br />
Beispiel das Thema Afrika im Schlafzimmer: Das ist die<br />
wilde, unverfälschte Natur und spricht für Aktivität und Echtheit.<br />
Ich habe den Käfig gesehen, die Beziehung zu Tieren ist<br />
immer eine Verbundenheit ohne Sprache: Die Bewohnerin<br />
kümmert sich gerne. Sie kann Gefühle zeigen, aber ihr Kern<br />
ist verletzbar. Der Wunsch nach Gelassenheit spielt eine Rolle,<br />
das hat damit zu tun, mit Leere umgehen zu können: Nicht<br />
der ganze Raum muss gefüllt werden. Ich erkenne auch leicht<br />
nostalgische Ideale. Früher war nicht alles gut, aber es kommt<br />
ihr im Nachhinein schöner vor. Sie orientiert sich an den guten,<br />
alten, echten Werten.<br />
Das sagt Tobias Ligmann:<br />
Das sagt Silvia Scherer:<br />
27, Einzelhandelskaufmann, lebt allein auf 33 Quadratmetern 33, unterrichtet Ergotherapie und lebt zusammen mit Hamster Benny<br />
Etwas Neues probiere ich schon gerne aus und ich habe<br />
Lust, die Welt zu erkunden. Nicht nur, was man kennt, sondern<br />
vielleicht auch ein ehemaliges Kriegsgebiet oder Hiroshima.<br />
Das wäre echt cool, kostet aber auch Geld. Ich würde<br />
sagen, ich bin teils jugendlich, teils erwachsen. Die Monitore<br />
brauche ich zum Beispiel für meinen<br />
Nebenjob, die Comics habe ich<br />
dagegen mit 13 oder 14 gesammelt<br />
und will sie einfach nicht<br />
hergeben. Dass ich Menschen nur<br />
bis zu einem gewissen Punkt an<br />
mich heranlasse, stimmt. Es<br />
müssen nicht alle alles von<br />
mir wissen.<br />
Ich bin schon der totale Outdoor-Mensch, fahre gern Rad,<br />
gehe klettern. Bei meinen Reisen ging es immer um Natur,<br />
ob auf den Galapagosinseln oder in Neuseeland. Ich unterrichte<br />
seit neun Jahren therapeutisches Reiten. Der Ansatz<br />
dabei ist genau das: eine Verbundenheit ohne Sprache. Zum<br />
Thema Berührbarkeit: Man muss in meinem Beruf auch Nähe<br />
zulassen können, um sich in Situationen hineinzuversetzen.<br />
Und jeder, der Gefühle zulässt, macht sich auch verletzbar. Ich<br />
denke schon, dass ich ein gelassener Mensch bin. Nicht ganz<br />
so anfreunden kann ich mich mit den nostalgischen<br />
Idealen. Vielleicht meint Herr Linke<br />
meine Reiseerinnerungen. Ich verbinde<br />
damit gute Zeiten, aber es<br />
kann schon sein, dass<br />
ich mir das Wetter<br />
schöner rede, als<br />
es war.<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 15 25.04.2017 17:46:20
16 · Anzeige <br />
Bist du fit für die<br />
Highlights in Ulm?<br />
Der Sommer steht unmittelbar<br />
vor der Tür und nun gilt es,<br />
schnell fit zu werden für die<br />
Sonnenseiten Ulms. Ob für das<br />
„sunbathing“ am Donauufer,<br />
das Beachvolleyball spielen an<br />
einem der vielen Baggerseen in<br />
der Region oder den schönen<br />
Sommerabend im Biergarten.<br />
Ulm zeigt sich vor allem zur aktuellen<br />
Jahreszeit von seiner schönsten<br />
Seite und dazu gehört viel mehr als<br />
nur den größten Kirchturm der Welt<br />
zu besitzen. Das Highlight des „Ulmer<br />
Sommers“ stellt traditionell das<br />
Schwörwochenende mit dem Nabada<br />
am Schwörmontag dar (21.07.-24.07.).<br />
Wenn die ganze Stadt auf den Beinen<br />
ist und man vor lauter Schlauch- und<br />
Mottobooten das Wasser der Donau<br />
nicht mehr erkennen kann. Und im<br />
September wartet dann auch wieder<br />
der Einsteinlauf (17.09.) auf viele Teilnehmer,<br />
welche auf verschiedenen Distanzen<br />
durch ganz Ulm unterwegs sind.<br />
Wahrscheinlich willst auch Du sowohl<br />
beim Baden als auch im Biergarten eine<br />
gute Figur abgeben, doch du fragst dich,<br />
wie du den Lernstress, die Freizeit und<br />
den Sport unter einen Hut bekommen<br />
sollst? Du willst den Ulmer Sommer<br />
also in vollen Zügen genießen können<br />
mit Sixpack, Bikinifigur & Co?<br />
Dann bist du bei Bodynumber1 genau<br />
richtig! In nur 15 Minuten konzentriertem<br />
Ganzkörpertraining pro Woche<br />
Beim Training unterstützt dich ein erfahrener Trainer.<br />
machen wir dich fit für den Sommer!<br />
Durch dieses effektive Muskeltraining<br />
werden schon in kürzester Zeit<br />
sichtbare Erfolge erzielt! Dabei wird<br />
komplett auf große Geräteparks und<br />
Gewichte verzichtet. Du fragst dich,<br />
wie das gehen kann? Bereits seit 2009<br />
setzen wir von Bodynumber1 auf die<br />
Elektrische-Muskel-Stimulation (kurz<br />
EMS), welche schon seit vielen Jahren<br />
in der Reha, der Physiotherapie und der<br />
Raumfahrt eingesetzt wird.<br />
Du wirst bei uns aber natürlich nicht<br />
beim Training allein gelassen. Ein Personal-Trainer<br />
aus einem Team aus aktiven<br />
und ehemaligen Leistungssportlern<br />
ist immer an deiner Seite und achtet sowohl<br />
auf die richtige Körperhaltung, als<br />
auch auf die korrekte Ausführung der<br />
Übungen, welche individuell auf deine<br />
Trainingsziele zugeschnitten sind. In<br />
Absprache mit Dir regelt der Personal-Trainer<br />
über die elektrische Reizstärke,<br />
wie stark die „Muskelspannung“<br />
sein soll. Die Kombination dieser Trainingsmethode<br />
mit einer persönlichen<br />
Betreuung führt zu denselben Trainingseffekten<br />
wie beim Krafttraining<br />
im Fitnessstudio, nur mit deutlich weniger<br />
Zeitaufwand. Doch kommen natürlich<br />
auch die anderen Säulen einer<br />
gesunden Lebensweise nicht zu kurz.<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 16 25.04.2017 17:46:21
17<br />
Zweimal wöchentlich besteht die Möglichkeit<br />
kostenlos am Lauftreff teilzunehmen,<br />
welcher von einem unserer erfahrenen<br />
Personal Trainer geleitet wird,<br />
um auch effektiv etwas für die Ausdauer<br />
zu tun. Oder Du lässt in einem individuellen<br />
Coaching deine bisherige<br />
Ernährungsweise durchleuchten, um<br />
auch das Ziel „Abnehmen“ schneller<br />
erreichen zu können. Ulm hat vor allem<br />
im Sommer ein beeindruckendes Stadtleben,<br />
wieso sollte man also die schönste<br />
Zeit des Jahres mit langem Schwitzen<br />
im Fitnessstudio verschwenden, wenn<br />
15 Minuten wöchentlich reichen? Am<br />
besten gleich mal selber testen! Dein<br />
Bodynumber1-Trainerteam freut sich<br />
auf den Besuch!<br />
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3 Filialen in Ulm, 1 in Ehingen<br />
In den drei Filialen im Raum Ulm und<br />
einer Filiale in Ehingen kannst du dich<br />
mit unserem Angebot, 3x EMS-Personaltraining<br />
für 33 €, vom Training bei<br />
Bodynumber1 überzeugen lassen.<br />
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In unserer jüngsten Ulmer Filiale, in<br />
der Olgastraße beim Theater, kannst<br />
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Augsburgerstraße 1<br />
0731-8022270<br />
Filiale Söflingen<br />
Neue Gasse 20<br />
0731-49216624<br />
Filiale Ulm<br />
Olgastraße 83<br />
0731-93810727<br />
Filiale Ehingen<br />
Hauptstraße 21<br />
07391-7800586<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 17 25.04.2017 17:46:22
18 · Smart Home<br />
Das Haus<br />
denkt mit<br />
Familie Wagner aus Holzschwang<br />
lebt in einem Smart Home. Der<br />
Backofen meldet sich auf dem<br />
Handy, wenn das Essen fertig ist.<br />
Bianca Frieß Über eine App kann Dennis Wagner die Technik steuern.<br />
Es klingelt an der Haustür. Gleichzeitig<br />
poppt auf dem Smartphone ein Live-<br />
Video auf, das den Besucher vor der Tür<br />
zeigt. Dennis Wagner tippt kurz auf sein<br />
Handy, es summt, und das Türschloss<br />
entriegelt sich. Der Besucher tritt ein – in<br />
ein so genanntes Smart Home im Neu-<br />
Ulmer Stadtteil Holzschwang. Vor gut einem<br />
Jahr sind Dennis Wagner und seine<br />
Frau Verena in den Neubau eingezogen.<br />
„Seitdem fühlen wir uns sehr wohl hier“,<br />
sagt er. Der 34-Jährige würde sein Haus<br />
zwar nicht gerade als „High-End“-Gebäude<br />
bezeichnen. Die Geräte erledigen<br />
aber einiges von alleine.<br />
Die Rollläden sind zum Beispiel komplett<br />
automatisiert. Geht die Sonne am Abend<br />
unter, fahren sie nach unten. Dafür zieht<br />
ein eigener Haus-Server aus dem Internet<br />
Daten über den Sonnenuntergang zur<br />
jeweiligen Jahreszeit. Im Sommer regeln<br />
die Rollläden auch die automatische Beschattung<br />
im Haus: Je nachdem, wann<br />
die Sonne in welchen Raum scheint, gehen<br />
die Jalousien zu. „Man kommt im<br />
Sommer von der Arbeit heim und es ist<br />
schön kühl im Haus“, sagt Wagner.<br />
Über eine App kann er die Geräte steuern.<br />
Wagner zeigt auf sein Tablet, hier ist<br />
ein Grundriss aller Zimmer zu sehen. In<br />
jedem Raum steht eine Soll-Temperatur,<br />
die er selbst bestimmt. 22 Grad sollen es<br />
zum Beispiel im Wohnzimmer sein.<br />
„Wir leben in einer Zeit,<br />
in der das dazu gehört,<br />
wenn man neu baut.“<br />
Heizkörper sind in dem intelligenten<br />
Haus allerdings nirgends zu finden –<br />
stattdessen gibt es an jeder Decke ein<br />
kleines Gerät, das einem Rauchmelder<br />
ähnelt. Damit regelt die Heizung, eine so<br />
genannte Luftwärmepumpe, die Temperatur<br />
von ganz alleine. „Die Luft zirkuliert<br />
im ganzen Haus“, erklärt Wagner.<br />
Ist es in einem Zimmer zu warm, wird<br />
die Luft eingesogen und zum Heizen der<br />
anderen Räume verwendet. Gleichzeitig<br />
zieht die Heizung auch frische Luft von<br />
draußen herein.<br />
Wieso die Wagners sich für ein Smart<br />
Home entschieden haben? „Das war für<br />
mich gar keine Option, dass das nicht ins<br />
Haus reinkommt“, sagt Dennis Wagner:<br />
„Wir leben in einer Zeit, in der das dazugehört,<br />
wenn man neu baut.“ Damit<br />
gehört er zu den technischen Vorreitern<br />
in Deutschland: Laut einer Studie des<br />
Marktforschungsinstituts Dr. Grieger &<br />
Cie. nutzten im vergangenen Jahr 30 Prozent<br />
der rund 1 000 befragten Haushalte<br />
Smart-Home-Anwendungen.<br />
Die Wagners haben ihr Haus von Weber-Haus<br />
bauen lassen, einer Baufirma<br />
mit Hauptsitz in Rheinau-Linx in<br />
der Nähe von Offenburg. Wie teuer die<br />
einzelnen intelligenten Komponenten<br />
an dem Haus waren, ist allerdings nicht<br />
eindeutig zu sagen: „Einzelkomponenten<br />
sind schwer zu bepreisen, weil das immer<br />
vom Gesamtpaket abhängt“, heißt es von<br />
Weber-Haus. Für die Erweiterung mit<br />
„My Home Control“, also der Steuerung<br />
über die App, sind ungefähr 3 000 bis<br />
5 000 Euro anzusetzen.<br />
Dabei gibt es für die Wagners noch einige<br />
Möglichkeiten aufzurüsten. Zum<br />
Beispiel mit einer Wetterstation und verschiedenen<br />
Sensoren. Dann beschatten<br />
die Rollläden je nachdem, wie stark die<br />
Sonneneinstrahlung auf ein bestimmtes<br />
Fenster gerade ist. „Das ist vermutlich<br />
noch ein bisschen genauer als mit den<br />
Daten aus dem Internet“, sagt Wagner.<br />
Die meisten Endgeräte funktionieren im<br />
Haus nur herkömmlich auf Knopfdruck –<br />
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smart home · 19<br />
Am Backofen stellt er ein, was er backen möchte.<br />
bis auf den intelligenten Backofen. Der<br />
weiß von selbst, wann der Kuchen fertig<br />
ist. Wagner macht es vor: An einem Display<br />
stellt er ein, dass er einen Kuchen<br />
in einer Form backen möchte. Ein Sensor<br />
im Ofen misst die Restfeuchtigkeit und<br />
meldet, wenn der Teig fertig gebacken<br />
ist. Der Ofen geht dann automatisch aus.<br />
Gleichzeitig bekommt Wagner aber auch<br />
eine Benachrichtigung auf sein Handy.<br />
„Das ist praktisch, wenn wir gerade im<br />
Garten unterwegs sind“, sagt er: Dann<br />
kann er den Kuchen gleich zum Abkühlen<br />
aus dem Ofen holen. Waschmaschine<br />
und Trockner sind bislang noch nicht mit<br />
dem Hausserver verbunden. „Sollte eines<br />
davon mal kaputtgehen, wird es aber<br />
auch was Smarteres geben“, sagt Wagner.<br />
Die Waschmaschine soll dann zum<br />
Beispiel nur laufen, wenn die Photovoltaik-Anlage<br />
auf dem Dach gerade Strom<br />
produziert.<br />
Besonders abends nutzt Wagner gerne<br />
seine selbst erstellten Programme für das<br />
Haus, die sich auf Smartphone und Tablet<br />
einstellen lassen. Da gibt es zum Beispiel<br />
eine Szene namens „Sofa“. Wählt er diesen<br />
Menüpunkt aus, fahren die Rollläden<br />
ein Stück nach unten, die Steckdosen im<br />
Wohnzimmer werden angeschaltet und<br />
die Vitrine wird beleuchtet. Es gibt auch<br />
ein Programm namens „Gute Nacht“:<br />
Dann fahren die Rollläden ganz nach<br />
unten, die Lichter im Erdgeschoss gehen<br />
aus – stattdessen wird der Weg hinauf ins<br />
Schlafzimmer beleuchtet.<br />
Ob er auch Nachteile in der technischen<br />
Ausstattung sieht? Wagner schüttelt den<br />
Kopf: „Alles, was das Leben erleichtert<br />
und technifiziert, finde ich genial“, sagt<br />
er. Auch in Sachen Datenschutz hat er<br />
keine Bedenken – obwohl der Server<br />
viele Daten produziert und speichert.<br />
Die Verbraucherzentrale warnt, dass die<br />
Daten auch missbraucht werden können.<br />
Die Experten raten zur Vorsicht. „Aber<br />
solange man nichts zu verbergen hat, gibt<br />
es nichts zu befürchten“, meint Wagner.<br />
Bis jetzt hat es auch noch keine Ausfälle<br />
gegeben, die Technik funktioniert<br />
einwandfrei. Und falls der Server doch<br />
einmal ausfällt – dann lassen sich alle<br />
Geräte auch ganz altmodisch per Hand<br />
bedienen.<br />
Die Wagners haben ihr Haus in Holzschwang<br />
neu bauen lassen.<br />
Vom Sofa aus kann auch die Beleuchtung<br />
eingestellt werden.<br />
Fotos: Bianca Frieß<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 19 25.04.2017 17:46:39
20 · gemeinschaftliches Bauen<br />
Gemeinsam, aber einzeln<br />
13 verschiedene Bauherren, 13 verschiedene Wünsche: die Baugemeinschaft im Lettenwald. Foto: Igor Steinle<br />
Langsam aber sicher kommen Baugemeinschaften auch in Ulm an. Junge Familien kommen so zu günstigen<br />
Preisen an Wohneigentum. Dafür müssen sie allerdings viele Kompromisse eingehen. <br />
Igor Steinle<br />
„Darf ich etwas dazu sagen?“, fragt einer<br />
in die Runde. Es gibt viel Redebedarf an<br />
diesem Mittwochabend im Architekturbüro<br />
von Anette Weinreich und Roberto<br />
Carnevale. Ein Beamer wirft die Tagesordnungspunkte<br />
an die Wand: Über Fassaden<br />
muss man sprechen, Rechnungen<br />
müssen beglichen, Beschlüsse gefasst<br />
werden. Außer den beiden Architekten<br />
sitzen drei Frauen und vier Männer im<br />
Besprechungsraum. Sie wollen fünf Häuser<br />
bauen. Gemeinsam.<br />
Langsam aber sicher kommt das Konzept<br />
der Baugemeinschaft auch in Ulm<br />
an. In anderen Städten wie Tübingen<br />
und Freiburg schließen sich Bauwillige<br />
schon lange zu Baugruppen zusammen.<br />
Sie bauen gemeinsam Reihenhäuser oder<br />
größere Gebäude, die sie dann in Eigentumswohnungen<br />
aufteilen. Weil Grunderwerbssteuer,<br />
Notar- und Architektenkosten<br />
geteilt werden, kann man so eine<br />
Menge Geld sparen. Zudem bekommt<br />
man bei Bauträgern und Handwerkern<br />
wegen der größeren Menge bessere Angebote.<br />
Die baden-württembergische<br />
Architek tenkammer schätzt, dass man<br />
auf diese Weise bis zu 20 Prozent unter<br />
den orts üblichen Preisen bauen kann.<br />
„VIELE HIRNE SEHEN<br />
MEHR ALS EINS.“<br />
Für eine Baugemeinschaft haben Weinreich<br />
und Carnevale ein Mehrfamilienhaus<br />
für 2 700 Euro pro Quad ratmeter<br />
Wohnfläche gebaut, berichtet Weinreich<br />
nicht ohne Stolz. Sonst sind Preise von<br />
mehr als 4 000 Euro keine Ausnahme.<br />
Wegen der unterschiedlichen Wünsche<br />
der 13 Bau herren hat das Wohnhaus<br />
verschieden große Balkone. Nicht uncharmant<br />
im ansonsten gleich förmigen<br />
Böfinger Neubauquartier Let tenwald,<br />
wo sich ein weißer Wohnwürfel neben<br />
den anderen reiht. „Die Ulmer ha ben<br />
schon immer so gebaut“, erklärt Roberto<br />
Carnevale seinen Auftraggebern den<br />
bauhausähnlichen HfG-Stil. „Das ist aber<br />
auch ihre Sparsamkeit.“<br />
Sparsamkeit spielt bei der jungen Baugemeinschaft<br />
im Architekturbüro, die<br />
meisten sind in den 30ern oder frühen<br />
40ern, eine unter geordnete Rolle. „Man<br />
bekommt ja sonst kein Grundstück“, erklärt<br />
eine Baudame ihre Motivation, in<br />
Gemeinschaft zu bau en. 3 100 Bewerber<br />
auf Bauplätze gibt es laut Liegenschaftsamt<br />
momentan in Ulm. Die Baugruppe<br />
will im Lettenwald eine Reihenhauskette<br />
bauen: die „Lette-Ket te“. Gleich gegenüber<br />
des Mehrfamili enhauses der anderen<br />
Baugemeinschaft. Die Bauwilligen<br />
sind größtenteils über Mundpropaganda<br />
auf die Gruppe ge stoßen, viele hatten zuvor<br />
noch nicht von gemeinschaftlichem<br />
Bauen gehört.<br />
Interessenten, die in die Baugemeinschaft<br />
wollen, schaut sich Anette Weinreich<br />
zuvor ganz genau an. Das Gefühl<br />
muss stimmen. „Man muss ein paar<br />
hundert Entschlüs se gemeinsam fällen,<br />
bevor das Haus steht“, sagt sie. Während<br />
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Gemeinschaftliches Bauen · 21<br />
der Sitzung am Abend kommen schon<br />
einige zusammen: Eine Steinreihe mehr<br />
im Wohnzimmer? – „Dann steigen aber<br />
die Kosten.“ Stich wege zu den Gärten?<br />
– „Dann werden die Gärten ja noch kleiner.“<br />
Und so weiter. „Da kommt es darauf<br />
an, dass die Gruppe funktioniert.“<br />
Deswegen castet sie Bau willige auch<br />
mal zwei Stunden lang und prüft sie auf<br />
ihre Kompromissfähigkeit. „Man muss<br />
zusammenpassen“, erklärt Weinreich ihr<br />
Vorgehen.<br />
Ein weiterer Vorteil gemeinschaftlichen<br />
Bauens: „Man weiß, wer rechts und links<br />
von einem wohnt, das ist sehr positiv“,<br />
findet eine der Baudamen. Die Mehrfamilienhaus-Gruppe<br />
etwa ist sichtlich<br />
stolz auf ihr Projekt, sie dokumentiert jeden<br />
Schritt in einem Blog. „Es schweißt<br />
einfach zusammen, wenn man gemeinsam<br />
baut“, sagt Roberto Carnevale. Hinzu<br />
kommt: „Viele Hirne sehen mehr als<br />
nur eins“, wie ein Auftraggeber findet.<br />
Der Architekt muss sich dabei auch als<br />
Moderator verstehen: Wie in politischen<br />
Gremien gibt sich auch eine Baugruppe<br />
eine Satzung, in der Prozedere und Abstimmungsquoren<br />
genau festgelegt sind.<br />
Sitzungen werden wortgetreu protokolliert.<br />
„Wir hatten bei dem Mehrfamilienhaus<br />
Abstimmungsrunden bis nachts<br />
um zwei“, erinnert sich Weinreich. Ihre<br />
politische Erfahrung kommt ihr natürlich<br />
entgegen: Die Architektin ist Mitglied der<br />
Grünen und sitzt im Ulmer Gemeinderat.<br />
Sie findet: Unter Oberbürgermeister Ivo<br />
Gönner ist das Thema nur mit spitzen<br />
Fingern angefasst worden. „Puppenstubenarchitektur<br />
wie in Tübingen brauchen<br />
wir hier nicht“, habe der OB gesagt. Auf<br />
Anfrage teilt die Ulmer Liegenschaftsverwaltung<br />
allerdings mit, man halte seit<br />
fast zehn Jahren bereits Grundstücke für<br />
Baugemeinschaften vor. Die Nachfrage<br />
sei aber „sehr zurückhaltend“. Weinreich<br />
ist trotzdem überzeugt: Mit dem neuen<br />
OB Gunter Czisch und vor allem Baubürgermeister<br />
Tim von Winning, der aus<br />
Tübingen, der Geburtsstadt der Baugemeinschaft,<br />
nach Ulm gekommen ist, hat<br />
sich der Wind gedreht.<br />
„VIELE DENKEN, MAN MÜSSE<br />
ZUSAMMEN DUSCHEN.“<br />
Der Besprechungstisch im Rathausbüro<br />
des Baubürgermeisters hat eine Stadtkarte<br />
Ulms als Oberfläche. Vor ihr sitzt<br />
Tim von Winning. „Sie muss ständig<br />
geändert werden“, sagt er. Es wird viel<br />
gebaut in Ulm. Von Winning selbst hat in<br />
Tübingen gebaut. In einer Gemeinschaft,<br />
für 2 600 Euro pro Quadratmeter. „Und<br />
dort ist der Markt noch umkämpfter.“ Da<br />
er bekanntermaßen ein Amt in Ulm angenommen<br />
hat, konnte er das Haus mit<br />
seiner Familie nicht mehr beziehen. Dafür<br />
will er das Baugruppen-Modell nun<br />
an der Donau bekannter machen. Auch,<br />
weil es eine Möglichkeit ist, günstigen<br />
Wohnraum in der Stadt zu schaffen. „Wir<br />
haben vor, das Modell bei den Flächen,<br />
die wir in den nächsten Jahren angehen,<br />
stärker zu pushen.“<br />
Von Winning kam 2015 nach Ulm. Dort<br />
ist er Stadtplaner gewe sen. „Baugruppen<br />
sind in Tübingen ein relevanter Teil<br />
der Stadtentwicklung“, sagt er. Mit etwa<br />
200 Projekten zwischen zwei und 40<br />
Wohnungen zählt die schwä bische Studentenstadt<br />
genauso viele Bau gruppen<br />
wie Berlin. In Ulm sind es vier. „Jeder<br />
kennt in Tübingen jemanden, der schon<br />
mal in einer Baugemeinschaft mit gebaut<br />
und jetzt ein schönes Haus hat“, weiß von<br />
Winning. Am Neckar denke man sich:<br />
„Fünf meiner Freunde haben für 2 500<br />
Euro den Qua dratmeter gebaut, wieso<br />
sollte ich dem Bauträger 4 500 bezahlen?“<br />
Er versteht nicht, warum gemeinschaftliches<br />
Bauen noch immer nicht<br />
richtig angekommen ist in Ulm. „Das ist<br />
eine Stadt, in der viele Kaufleute wohnen.<br />
Geld spielt hier eine Rolle“, sagt er.<br />
Weinreich hat eine Erklärung dafür: „Die<br />
Ulmer Mentalität hat eine ganz andere<br />
Historie.“ Während in Tübingen erstmal<br />
ein Grundstück gekauft und dann untereinander<br />
aufgeteilt wird, habe in Ulm jeder<br />
Angst, dass der andere ihn über den Tisch<br />
zieht. Vor allem, weil Baugemeinschaften<br />
in der Regel als Gesellschaft bürgerlichen<br />
Rechts geführt werden. Das heißt:<br />
Fällt eines der Mitglieder finanziell aus,<br />
haften die restlichen gemeinsam für seine<br />
Verbindlichkeiten.<br />
Tim von Winning glaubt, dass die Zurückhaltung<br />
der Ulmer allerdings eher<br />
in falschen Vorstellungen über Baugruppen<br />
begründet liegt: „Viele hier denken,<br />
wenn man das Wort Baugemeinschaft in<br />
den Mund nimmt, man müsse zusammen<br />
duschen oder so.“ Dabei habe jeder seine<br />
eigene Wohnung und nach dem Bau sei<br />
es eine ganz normale Eigentümergemeinschaft,<br />
einfach nur ein bisschen günstiger<br />
in der Herstellung. Er hält inne. „Oder:<br />
erheblich günstiger.“<br />
Architektin Anette Weinreich plant Baugemeinschafts-Projekte. Interessenten castet sie sorgfältig auf ihre Eignung. <br />
Fotos: Volkmar Könneke, Matthias Kessler<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 21 25.04.2017 17:46:58
22 · Interview<br />
„Ulm ist eine Tigerstadt“<br />
Die Donaustadt ist ein begehrtes Pflaster. Jeder, der hier eine Wohnung sucht, weiß deswegen: Es gibt zu<br />
wenige. Baubürgermeister Tim von Winning erklärt, warum das so ist und was die Stadt dagegen tut.<br />
<br />
Igor Steinle, David Nau<br />
Herr von Winning, wie lange haben<br />
Sie gebraucht, bis Sie eine Wohnung<br />
gefunden haben?<br />
Es war unsere erste. Wir haben danach<br />
noch ein paar andere angeschaut, aber die<br />
erste war die schönste und von der Lage<br />
her so überzeugend, dass wir gesagt haben,<br />
da bleiben wir.<br />
Andere Familien haben gerade große<br />
Schwierigkeiten, Wohnungen in Ulm<br />
zu finden.<br />
Ulm ist eine Tigerstadt. Eine kleine, aber<br />
stark wachsende Stadt mit großen Zukunftsperspektiven<br />
und das merkt man:<br />
Hier wollen viele Leute hin.<br />
Wieso hat man darauf nicht früher<br />
reagiert?<br />
Wenn die Nachfrage nicht groß ist, dann<br />
baut man nicht. Früher hat Ulm Einwohner<br />
an das Umland verloren. Anfang der<br />
2000er bis 2010 gab es nach den Anstrengungen<br />
am Eselsberg verhältnismäßig<br />
wenig Wohnungsbau, viel Einfamilienhausbebauung.<br />
Da wurden 200 bis 300<br />
Wohneinheiten pro Jahr fertiggestellt.<br />
Vergangenes Jahr waren es rund 600.<br />
Schaffen Sie dieses Jahr die angepeilten<br />
700 Wohnungen?<br />
Dieses Jahr werden es weniger sein. Spätestens<br />
übernächstes Jahr können wir dafür<br />
aber deutlich mehr als 700 erreichen.<br />
Das liegt daran, dass wir unter anderem<br />
mit dem Safranberg, dem Egginger Weg<br />
oben am Kuhberg und der Hindenburgkaserne<br />
drei große Gebiete bearbeiten.<br />
Werden bei jetzt schon 2 000 Interessenten<br />
auf der UWS-Warteliste<br />
nicht viel mehr als die bis 2022 geplanten<br />
3 500 Wohnungen benötigt?<br />
Vor allem, wenn die Neubaustrecke<br />
nach Stuttgart einmal fertig ist?<br />
Die Zahl muss man sich genau anschauen.<br />
Da sind Leute zum Teil doppelt auf<br />
der Liste und auch viele dabei, die Wohnungen<br />
abgelehnt haben, weil sie ihnen<br />
nicht gefallen haben. Es ist unheimlich<br />
schwierig zu prognostizieren, wie viele<br />
Leute in fünf Jahren hier eine Wohnung<br />
brauchen werden. Ich gehe davon aus,<br />
dass die Neubaustrecke etwas verändern<br />
wird. Ich glaube aber auch, dass wir mehr<br />
Wohnungen nicht schaffen werden. 3500<br />
Wohnungen sind eine ganz gute Größe,<br />
um die Anzahl einerseits deutlich zu erhöhen<br />
und andererseits den Markt nicht<br />
zu überfordern.<br />
Wenn Sie nicht mehr Wohnungen<br />
schaffen können, wegen der Neubaustrecke<br />
aber noch mehr Leute in<br />
die Stadt strömen, werden die Mieten<br />
weiter steigen.<br />
Es wird in Ulm wahrscheinlich noch<br />
Mietzuwachs geben, ja. Das ist aber<br />
nicht nur schlimm. Wir haben ja jedes<br />
Jahr auch eine bestimmte Inflation,<br />
auch wenn sie in den letzten Jahren etwas<br />
niedriger ausgefallen ist. Das heißt,<br />
auch die Mieten müssen steigen, sonst<br />
gibt es niemanden, der in Wohnungsbau<br />
investiert. Wenn man mal eine andere<br />
Rechnung aufmacht, ist Wohnen auch<br />
gar nicht so teuer. Vor 60 Jahren hat man<br />
ungefähr ein Drittel seines Nettoeinkom-<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 22 25.04.2017 17:47:03
Interview mit Winning · 23<br />
mens für Wohnen aufgewendet, jetzt ist<br />
es immer noch ein Drittel. Nur hatte damals<br />
jeder pro Person nur die Hälfte der<br />
Wohnfläche. Das heißt, wir haben heute<br />
prozentual am Einkommen die gleichen<br />
Aufwendungen für Wohnen wie damals,<br />
aber für fast die doppelte Fläche.<br />
Sehen Sie dabei nicht die Gefahr,<br />
dass Ulm gentrifiziert wird?<br />
Ich glaube, dass Gentrifizierung nicht<br />
etwas grundsätzlich Schlechtes ist. Quartiere<br />
haben ein Lebensalter. In saniertem<br />
Zustand bewohnen sie eher Menschen<br />
mit höherem Einkommen, und am Ende<br />
der Lebenszeit Menschen mit niedrigerem<br />
Einkommen. Das war schon immer<br />
so. In den Gründerzeitvierteln, die jetzt<br />
klassische Gentrifizierungs-Stadtteile<br />
sind, lagen in den 60er Jahren die Billigstwohnungen,<br />
die die Studenten besetzt<br />
haben und andere abreißen wollten,<br />
weil sie etwas schönes Neues bauen<br />
wollten. Trotzdem gibt es die Aufgabe,<br />
abzusichern, dass ein Quartier sich nicht<br />
vollständig in ein segregiertes Besserverdienenden-Quartier<br />
verändert. Das ist<br />
aber wahnsinnig schwer.<br />
Wie wollen Sie dem trotzdem entgegenwirken?<br />
Ich halte viel davon, in den Neubauquartieren<br />
Anteile von gefördertem Wohnungsbau<br />
zwingend miteinzustreuen.<br />
Das Segment wirft weniger Gewinn ab,<br />
deswegen ist es für die Bauträger uninteressanter.<br />
Da muss man das richtige Maß<br />
finden, wir peilen eine Größenordnung<br />
von 30 Prozent an. In Bestandsquartieren<br />
ist es dagegen viel schwieriger.<br />
Zur Person<br />
Tim von Winning (47) ist Architekt und<br />
Stadtplaner. Von 2002 bis 2005 begleitete<br />
er als Projektsteuerer in Ulm die<br />
Entwicklung von Ikea und der Neuen<br />
Mitte. Danach wurde er Stadtplaner in<br />
Erlangen und wechselte von dort 2007<br />
nach Tübingen. Seit 2015 ist er Baubürgermeister<br />
von Ulm. Er ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Sollte man diesem Trend nicht auch<br />
mit mehr Genossenschafts-Wohnungen<br />
entgegenwirken?<br />
Wir schauen schon darauf, dass wir den<br />
Anteil kontinuierlich erhöhen. 7 000 von<br />
60 000 Wohnungen in Ulm gehören der<br />
städtischen Wohnungsbaugesellschaft<br />
UWS. Das ist nicht wenig, das sind mehr<br />
als zehn Prozent. Um diesen Schnitt zu<br />
halten, müsste die UWS bei 700 neuen<br />
Wohnungen im Jahr also mindestens 70<br />
selber bauen. Das ist für eine solche Gesellschaft<br />
ein großer Aufwand, hat in den<br />
vergangenen Jahren aber immer ungefähr<br />
geklappt.<br />
Die 700 Wohnungen jährlich sollen ja<br />
vor allem durch Nachverdichtung<br />
entstehen.<br />
Innenentwicklung. (grinst)<br />
Na gut, Innenentwicklung. Viele<br />
Ulmer sind trotzdem nicht begeistert,<br />
wenn ihr grüner Innenhof weiter<br />
innenentwickelt wird.<br />
Wir haben eine Verpflichtung gegenüber<br />
den nächsten Generationen: Wir müssen<br />
versuchen, so wenig wie möglich zusätzlichen<br />
Naturraum in Anspruch zu nehmen.<br />
Das ist aber nur der eine Teil.<br />
Und der andere Teil?<br />
Wir haben in Deutschland ein Infrastrukturproblem.<br />
Ulm ist derzeit eigentlich<br />
schuldenfrei. Es gibt aber einen erheblichen<br />
Teil an verdeckten Schulden, der<br />
immer größer wird. Unsere Straßen und<br />
Brücken haben einen Wert von rund<br />
600 Millionen Euro. Eine Straße hält im<br />
Durchschnitt 60 Jahre, dann ist sie kaputt<br />
und wir müssen die gesamten Kosten<br />
nochmal investieren. Wir müssten<br />
also eigentlich jedes Jahr zehn Millionen<br />
Euro in die Straßen stecken, die schon<br />
vorhanden sind, nur damit das bestehen<br />
bleibt, was wir jetzt haben. Das machen<br />
wir aber nicht. Wir stecken weniger rein.<br />
Und was wir weniger reinstecken, müssen<br />
dann ihr oder eine Generation später<br />
nachholen.<br />
Wie viel Geld wird momentan in die<br />
Infrastruktur gesteckt?<br />
Wir müssen in den nächsten zehn Jahren<br />
fünf bis sieben Millionen Euro pro<br />
Jahr allein in Brücken stecken, nur damit<br />
sie nicht zusammenbrechen. Deswegen<br />
bin ich ganz sicher, dass Städte, die es<br />
schaffen, den Anteil ihrer Ausgaben an<br />
Infrastruktur niedrig zu halten, in Zukunft<br />
erfolgreicher sein werden, weil sie<br />
Spielraum haben für anderes. Jede Innenentwicklung,<br />
die wir an bestehender<br />
Infrastruktur machen, verbessert also die<br />
Möglichkeiten der nächsten Generationen,<br />
noch etwas Anderes zu tun als nur<br />
Straßen zu unterhalten.<br />
Wo werden trotzdem neue<br />
Stadtteile entstehen?<br />
Wir sind im Moment dabei die Kohlplatte<br />
vorzubereiten. Das ist eine größere<br />
Fläche hinter Söflingen, die bereits im<br />
Eigentum der Stadt ist. Es geht um wirklich<br />
viele Menschen: 3000, 4000 Wohnungen.<br />
Das wird ein neuer Stadtteil.<br />
Es gibt noch eine Platte, die gerade<br />
wieder in Mode kommt: „Modulares<br />
Bauen“ mit vorgefertigten Bauteilen.<br />
Eine Option für die neuen Viertel?<br />
Modulares Bauen ist inzwischen sehr<br />
weit gediehen. Wenn Sie die Wohnungen<br />
gesehen haben, die wir für die geflüchteten<br />
Menschen in Böfingen und in<br />
Wiblingen gebaut haben: Das sind sehr<br />
attraktive Häuser geworden. Das ist ein<br />
Segment, das durchaus eine Rolle spielen<br />
kann.<br />
<br />
Fotos: Matthias Kessler<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 23 25.04.2017 17:47:09
24 · do it yourself: Wohn-idee<br />
diy: COUCHTISCH AUS MASSIVHOLZ<br />
<br />
Kristina Betz<br />
Was ihr braucht<br />
<br />
Eine Holzplatte aus Eiche<br />
<br />
Vier “Haarklammer”-Tischbeine aus Stahl<br />
<br />
Holzbeize für dunkles Holz<br />
<br />
Lack (seidenmatt)<br />
<br />
Pinsel<br />
<br />
Akkuschrauber- und Bohrer<br />
<br />
Schrauben<br />
<br />
Fräsmaschine<br />
<br />
Stemmeisen<br />
<br />
Schleifgerät und Schleifpapier<br />
(Körnung: 100 & 180)<br />
1<br />
Bei einer unbehandelten<br />
Holzplatte zunächst alle losen<br />
Teile entfernen. Rinde,<br />
Splitter und raue Stellen<br />
dazu einfach mit dem<br />
Stemmeisen abkratzen.<br />
Nun mit dem Fräsgerät eine<br />
Kerbe fräsen oder mit dem<br />
Stemmeisen die Kerbe von<br />
Hand einschlagen. Mit einer<br />
Wasserwaage prüfen, ob<br />
die Kerbe gerade ist, sonst<br />
wackelt der Tisch später.<br />
5<br />
2<br />
3<br />
Das Holz dann mit einer Bürste säubern, so<br />
dass keine Splitter oder losen Teile mehr<br />
auf dem Holz liegen. Danach die Platte mit<br />
einem Schleifgerät und Schleifpapier mit einer<br />
Körnung von 100 schleifen, dann nochmal<br />
mit einer Körnung von 180 behandeln.<br />
Jetzt sind die geglätteten Stellen heller als<br />
der Rest. Mit Beize werden sie wieder nachgedunkelt.<br />
Die hellen Stellen einfach damit<br />
bepinseln und trocknen lassen.<br />
4<br />
Anzeichnen, wo die Füße<br />
später befestigt werden<br />
sollen.<br />
6<br />
7<br />
Da Eiche sehr massiv<br />
und hart ist, muss man<br />
jetzt vorbohren. Danach<br />
erst mit den Schrauben<br />
und am besten einem<br />
Akkuschrauber die Beine<br />
am Holz befestigen.<br />
Zum Schluss kommt der wichtigste<br />
Schritt: das Versiegeln des Holzes. Ein<br />
Lack in seidenmatter Optik sieht natürlich<br />
aus. Eine Alternative bietet Wachs,<br />
das ist natürlicher, allerdings schützt es<br />
das Holz nicht so gut.<br />
<br />
Fotos: Kristina Betz<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 24 25.04.2017 17:47:14
1_1ANZ_182x262_AZUBIMAGAZIN_SWP_04_2017.qxp_Layout 1 04.04.17 12:45 Seite 1<br />
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26 · Entrümpler<br />
Die etwas andere Schatzsuche<br />
Ein Arbeitsalltag im Chaos: Robert Luketic entrümpelt marode Häuser und Messie-Wohnungen.<br />
Zwischen Schrott und Sperrmüll hofft er immer wieder auf den großen Fund.<br />
Alexander Kern<br />
Ein Montagmorgen, wie man ihn sich<br />
vorstellt: Schwarze Wolken hängen am<br />
Himmel, Nieselregen tröpfelt auf die<br />
Straße – Vorzeichen für einen kalten,<br />
nassen Frühjahrstag. Während sich der<br />
Großteil der Stadt noch im Tiefschlaf befindet,<br />
ist Robert Luketic, der Geschäftsführer<br />
des Trödelhauses Ulm, schon seit<br />
4.30 Uhr auf den Beinen. Sein Auftrag:<br />
Das Reihenhaus einer Seniorin in einem<br />
Ulmer Stadtteil entrümpeln. „Mal schauen,<br />
was uns heute erwartet“, sagt der<br />
47-Jährige und öffnet die Haustür. Im<br />
Wohnzimmer steigt direkt ein modriger<br />
Geruch in die Nase – normal bei Entrümpelungen,<br />
erklärt Luketic. Im tristen<br />
Raum, dessen Decke nicht höher als zwei<br />
Meter ist, bröckelt der Putz herunter. Die<br />
Atmosphäre passt zum grauen Regentag.<br />
Zwischen dunkelbraunen Möbelstücken<br />
bringen einzig bunte Salzteigfigürchen<br />
und Porzellanteller an den Wänden Farbe<br />
ins Zimmer.<br />
„Acht Jahre als<br />
Entrümpler – das geht<br />
gehörig auf den Körper.“<br />
„Das könnt ihr schon in den Müllcontainer<br />
räumen“, sagt Luketic zu seinen<br />
beiden Angestellten und deutet auf eine<br />
morsche Eckbank sowie zwei Wohnzimmerschränke.<br />
Am Ende des Tages wird<br />
das Trio rund zweieinhalb Tonnen Müll<br />
und Sperrmöbel aus dem Haus geschleppt<br />
haben. 1800 Euro gibt es für die besenreine<br />
Entrümpelung im dreistöckigen Haus.<br />
Das Honorar ist für Luketic allerdings<br />
zweitrangig. „Ich bin ein Schatzjäger“,<br />
erklärt er, während er sich durch seine<br />
langen, vom Regen durchnässten Haare<br />
fährt und mit den Augen den Wohn- und<br />
Essbereich scannt. Luketic ist auf der<br />
Suche nach Antiquitäten: „Gerade ältere<br />
Menschen hinterlassen oft interessante<br />
Bücher, Gemälde oder Möbelstücke.“<br />
Manches bringe richtig Geld. Beispielsweise<br />
ein Ölgemälde des expressionistischen<br />
Künstlers Josef Scharl – Luketics<br />
wertvollster Fund. „Ich wollte das blasse,<br />
staubige Ding schon wegschmeißen“,<br />
erinnert er sich. „Aber meine Frau hatte<br />
eine Vorahnung und ließ es schätzen.“<br />
Für 21 000 Euro wurde das Gemälde<br />
schließlich bei einer Auktion versteigert.<br />
Eine derartige Kostbarkeit ist heute nicht<br />
in Sicht. Auch im zweiten Stock geht der<br />
Robert Luketic (rechts) sucht mit seinem Mitarbeiter Dirk Schuumann jeden Winkel nach Antiquitäten ab.<br />
Fotos: Matthias Kessler<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 26 25.04.2017 17:47:20
Robert Luketic entrümpelt seit acht Jahren Wohnungen und Häuser in und um Ulm. Das Auftragshonorar liegt meist zwischen 1 500 und 2 500 Euro.<br />
Schatzjäger leer aus. Im Schlafzimmer<br />
befindet sich nichts außer einem alten<br />
Bett mit schmutziger Matratze. Im Raum<br />
nebenan finden die Entrümpler eine Box<br />
mit Christbaumkugeln und einen Heizlüfter.<br />
„Das kann alles raus in den Müll“,<br />
sagt Luketic und klemmt sich die Matratze<br />
unter den Arm. Vor dem Haus füllt<br />
sich der zehn Kubikmeter große Container<br />
nach und nach mit allerlei Ramsch.<br />
Als Luketic die Matratze wegwirft, hält er<br />
sich den Rücken. Erst neulich hatte er einen<br />
Bandscheibenvorfall. Luketic: „Acht<br />
Jahre als Entrümpler – das geht gehörig<br />
auf den Körper. Wir sind eben die meiste<br />
Zeit nur mit Schleppen beschäftigt.“<br />
Auch mental sei es oftmals eine große<br />
Belastung. Vor allem, wenn ein Auftrag<br />
in einer Messie-Wohnung ansteht.<br />
An seinen schlimmsten Fall kann sich<br />
Luketic noch gut erinnern: „Als wir im<br />
Wohnzimmer standen traute ich meinen<br />
Augen nicht: Da lag ein Mann zwischen<br />
meterhohen Müllbergen. Maden krabbelten<br />
auf ihm herum. Ich musste den Notarzt<br />
alarmieren, der den Mann anschließend<br />
auf die Quarantänestation brachte.“<br />
Erst danach konnten die Entrümpler mit<br />
ihrer eigentlichen Arbeit beginnen. Im<br />
Bad sei es am schlimmsten gewesen:<br />
„Im Klo türmten sich die Fäkalien. Wir<br />
mussten sie in Müllsäcke schaufeln und<br />
entsorgen“, erinnert sich Luketic.<br />
„Das Schlimmste ist, wenn<br />
man den Geruch mit nach<br />
Hause nimmt.“<br />
Dirk Schuumann, einer von Luketics<br />
Mitarbeitern, erklärt: „Das Schlimmste<br />
ist, wenn man den Geruch, der in der<br />
Arbeitskleidung bleibt, mit nach Hause<br />
nimmt.“ Er ergänzt: „Wäschewaschen<br />
ist nach jedem Arbeitstag Pflicht. Sonst<br />
denkt man abends im Bett noch an die<br />
widerlichen Erlebnisse des Tages.“ Die<br />
Männer sind sich allerdings einig: „Die<br />
Aufregung, wenn man verwaiste Wohnungen<br />
auf den Kopf stellt, überwiegt<br />
den Ekel vor potenziellen Messie-Häusern.“<br />
Daher freut sich Luketic auch auf die<br />
letzte Etappe des Tages: den Keller.<br />
Mit einer Taschenlampe in der Hand<br />
steigt er die Steintreppen hinab. Verbirgt<br />
sich hinter der Kellertür doch noch<br />
eine Kostbarkeit, die ihm den Tag versüßen<br />
würde? Der Schatzjäger leuchtet<br />
ein Holzregal ab. „Hier haben wir doch<br />
etwas Schönes“, lacht Schuumann und<br />
zieht ein Einmachglas hervor. Der Inhalt:<br />
rote Paprikas. Plötzlich hören die<br />
beiden ein leichtes Trippeln und Kratzen<br />
aus der Kellerecke: Mäuse. „Wir sollten<br />
hier schnell alles wegräumen und uns<br />
gut schützen“, sagt Luketic. Denn Mäuse<br />
können Krankheiten wie Typhus oder<br />
das Hanta-Virus übertragen.<br />
Gesagt, getan. Gegen 16 Uhr ist die dreiköpfige<br />
Truppe mit der besenreinen Entrümpelung<br />
fertig. Die Männer wischen<br />
sich den Schweiß von der Stirn. Luketic<br />
ist enttäuscht. Denn außer einem Porzellan-Service<br />
und ein paar alten Bastkörben<br />
konnte der Antiquitätenhändler dieses<br />
Mal nichts ergattern. Dennoch hofft<br />
er, dass er die Objekte für ein paar Euro<br />
im Trödelhaus verkaufen kann. „Reich<br />
wird man in dieser Branche in neun von<br />
zehn Fällen nicht“, sagt Luketic. Doch<br />
er kann sich nicht vorstellen, in seinem<br />
Leben je etwas anderes zu tun: „Dazu ist<br />
meine Neugier zu groß. Ich denke jetzt<br />
schon daran, was mich wohl im nächsten<br />
Haus erwartet.“<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 27 25.04.2017 17:47:33
28 · wg-casting<br />
Kam ohne seinen Vater und überzeugte: Sönke ist der Neue in der WG.<br />
Foto: David Nau<br />
Mit Papa zum wg-casting<br />
Bei der Suche nach einem neuen Mitbewohner hat unser Autor Einiges erlebt. Beim Kreuzverhör am Küchentisch<br />
konnte längst nicht jeder Bewerber überzeugen.<br />
David Nau<br />
Düüü-di, düüü-di. Es klingelt an der Tür,<br />
bereits zum neunten Mal in zwei Tagen.<br />
Langsam ist ein Ende der vielen Bewerber<br />
und der vielen gleichen Fragen in<br />
Sicht.<br />
Durch die Sprechanlage hören wir, dass<br />
dort unten vor der Haustüre Nicolas<br />
steht. Aus seiner Bewerbung ist bei uns<br />
nicht viel hängen geblieben. Nur, dass er<br />
bald an der Hochschule Fahrzeugtechnik<br />
studieren wird und mit 19 Jahren einer<br />
der jüngsten Bewerber ist. Ich öffne die<br />
Tür, davor steht Nicolas, unauffällige Jacke<br />
und bunt kariertes Hemd. Am Handgelenk<br />
blitzt eine silberne Uhr. Aber da<br />
steht nicht nur Nicolas, sondern da steht<br />
auch Klaus. Klaus sieht aus wie ein Mittfünfziger,<br />
das Haar ist bereits angegraut,<br />
ebenso der Schnauzbart. „Hallo, ich<br />
bin der Vater“, sagt Klaus. Peinliches<br />
Schweigen. Damit haben weder meine<br />
drei Mitbewohner noch ich gerechnet.<br />
Um der Peinlichkeit entgegen zu wirken,<br />
gehen wir zu „Business as Usual“ über:<br />
Wohnung zeigen.<br />
Plötzlich steht<br />
klaus vor der tür.<br />
Es geht flott durch den langgezogenen<br />
Flur, links zweigen die Gemeinschaftszimmer<br />
ab: Küche, Abstellkammer mit<br />
dem Bierkühlschrank, das erste Bad, das<br />
Klo, das zweite Bad. Ganz am Ende des<br />
über zehn Meter langen Flures ist das<br />
Ziel erreicht: Das freie WG-Zimmer. Nicolas<br />
möchte es gerne haben. Zumindest<br />
steht das in seiner Bewerbung, die er uns<br />
vorab geschickt hat. Klaus interessiert<br />
sich vor allem für die Fakten. Die Größe?<br />
Elf oder zwölf Quadratmeter, genauer<br />
wissen wir es nicht. Die Miete? 240 Euro<br />
im Monat. „Ist da auch alles drin?“, fragt<br />
Klaus misstrauisch. Internet, Strom, Heizung,<br />
Wasser, Müll, Rundfunkgebühren<br />
- alles mit drin.<br />
Nach der Wohnungsbesichtigung geht<br />
es in die Küche. Sie ist extra sauber<br />
geputzt, schließlich zählt der erste Eindruck.<br />
Klaus hat derweil genug gesehen<br />
und überlässt seinen Sohn alleine seinem<br />
Schicksal. Das Kennenlern-Gespräch,<br />
das wir am Küchentisch mit allen Bewerbern<br />
führen, wirkt beinahe wie ein<br />
Kreuzverhör: Die vier möglichen neuen<br />
Mitbewohner sitzen einem Bewerber gegenüber.<br />
Man stellt sich vor, betet seinen<br />
bisherigen Lebenslauf herunter. Hängen<br />
bleibt nicht viel. Wenn überhaupt, dann<br />
kleine und interessante Details. Nicolas<br />
will im Sommer zu einem BMW-<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 28 25.04.2017 17:47:35
wg-Casting · 29<br />
Syndikat fahren, da treffen sich passionierte<br />
BWM-Fahrer. Insgesamt hinterlässt<br />
er einen guten Eindruck, erzählt von<br />
sich und wartet nicht nur auf Fragen von<br />
uns. Er würde ganz gut in unsere WG<br />
passen.<br />
Selbstverständlich ist das nicht. Kurz<br />
zuvor sitzt Jonas in unserer Küche und<br />
soll von sich selbst erzählen. Wir erfahren,<br />
dass er bald ein Studium der Medizintechnik<br />
beginnt und viel Sport macht.<br />
„Tischtennis und Bouldern“, sagt er.<br />
Mehr erfahren wir nicht. Während wir<br />
berichten, wie es uns in die Stadt verschlagen<br />
hat, hat es Jonas nämlich die<br />
Sprache verschlagen. Er sagt nichts mehr<br />
und fragt nichts mehr. Nur, dass er zum<br />
Monatsanfang einziehen könnte. Wohl<br />
eher nicht.<br />
Dass Ulm sehr groß sein kann, erfahren<br />
wir beim nächsten Bewerber. Denn ganz<br />
überraschend klingelt es nicht an der Tür,<br />
sondern auf dem Handy meines Mitbewohners,<br />
der das Casting organisiert. Am<br />
Telefon ist Alex, laut Bewerbung aus der<br />
Stuttgarter Gegend.<br />
Falsche Straße?<br />
Ulm ist eben groß.<br />
Er steht vor unserem Haus und findet<br />
das Klingelschild nicht. Sagt er zumindest.<br />
Denn beim Blick aus dem Fenster<br />
sehen wir: Vor dem Haus steht niemand.<br />
Irgendwann bemerkt Alex, dass er nicht<br />
im Staufenring, sondern im Zollernring<br />
steht. Wir sind gnädig und empfangen<br />
ihn in einer Casting-Pause wenig später<br />
trotzdem.<br />
Auch wenn Alex der Orientierungssinn<br />
fehlt, hat er doch Sinn für Humor. Um<br />
den zu testen haben wir ei-nen Fragebogen<br />
vorbereitet. 14 Fragen, jeweils mit<br />
eher augenzwinkernd gemeinten Antwortmöglichkeiten.<br />
Woher bekommst du<br />
dein Geld? Alex kreuzt an: „Regelmäßige<br />
Banküberfälle, manchmal klau ich<br />
auch Omis die Handtasche“. Auch der<br />
gemeinhin als kontrovers bekannten Frage<br />
nach dem Huhn oder dem Ei weicht er<br />
geschickt aus: Das Brathähnchen sei zuerst<br />
da gewesen, steht auf dem Fragebogen.<br />
Test bestanden. Außerdem würde er<br />
einen Fensterputzer der Marke Kärcher<br />
mit eingebautem Dreckwasser-Sauger<br />
in den WG-Haushalt mit einbringen. Ein<br />
weiteres starkes Argument.<br />
Am Ende entscheiden wir uns aber für<br />
einen ganz anderen Kandidaten: Sönke,<br />
21. Gelernter KFZ-Mechatroniker. Er<br />
kommt nach Ulm zum Studieren: Fahrzeugtechnik<br />
an der Hochschule. Dem<br />
Fragebogen lässt sich entnehmen, dass<br />
„Knigge“ sein zweiter Vorname ist und<br />
dass er sich selbst als recht ordentlich<br />
einschätzt. Und tatsächlich: Seit er eingezogen<br />
ist, hat die Küche eindeutig mehrere<br />
Level an Sauberkeit zugenommen.<br />
Und nett ist er auch noch. Wir haben<br />
wohl alles richtig gemacht.<br />
GESCHÄFTSSTELLE<br />
Fischergasse 16<br />
89073 Ulm<br />
Tel. 0731 627 62<br />
info@mieterverein-ulm.de<br />
Mieterverein<br />
Ulm / Neu-Ulm<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 29 25.04.2017 17:47:36
30 · Die erste eigene Wohnung<br />
Die erste eigene<br />
Wohnung<br />
Im Mietvertrag werden die Rechte und Pflichten von Mieter und Vermieter geregelt. Worauf man als Mieter<br />
achten sollten – und das vor Unterschrift und Einzug.<br />
Matthias Jedele<br />
Tipp 1<br />
Es gilt „Schwarz auf Weiß“<br />
Alle Personen, die in die Wohnung einziehen, sollten auch im<br />
Mietvertrag stehen. Denn nur, wer im Vertrag steht und ihn<br />
unterschrieben hat, ist auch Mieter mit allen dazugehörigen<br />
Rechten und Pflichten. Kinder sind zwar keine Vertragspartner,<br />
werden aber im Mietvertrag genannt, da dies für die spätere<br />
Nebenkostenabrechnung für den Vermieter wichtig ist. Wer<br />
ohne Zustimmung seines Vermieters weitere Personen in die<br />
Mietwohnung ziehen lässt, riskiert eine Abmahnung oder im<br />
schlimmsten Fall eine Kündigung.<br />
Tipp 2<br />
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser<br />
Der Mieter sollte die Wohnungsgröße entsprechend den Angaben<br />
im Mietvertrag überprüfen. Bisher hat der Bundesgerichtshof<br />
(BGH) die Aufassung vertreten, dass eine Wohnung bis<br />
zu zehn Prozent kleiner sein darf, als im Mietvertrag angegeben.<br />
Doch daran scheint der BGH nicht mehr bedingungslos<br />
festzuhalten (Az: VIII ZR 266/14).<br />
Tipp 3<br />
Miete: Vergleichen lohnt sich<br />
In den meisten Städten gibt es einen Mietspiegel, der zum Vergleich<br />
herangezogen werden kann. Oft hilft auch eine kurze<br />
Recherche in der örtlichen Tageszeitung oder im Internet, um<br />
Preise zu vergleichen. Die Miete in einem Neubau kann über<br />
dem ortsüblichen Schnitt liegen. Bei einer Inklusivmiete sind<br />
alle Nebenkosten im Gesamtbetrag enthalten. Zusätzliche Kosten<br />
fallen nicht an. Im Normalfall werden die Nebenkosten aber<br />
separat abgerechnet. Hier sollte der Mieter überprüfen, ob die<br />
Vorauszahlung realistisch ist oder ob diese zu hoch oder zu<br />
niedrig angesetzt wurde. Wenn möglich, lässt man sich am besten<br />
die Nebenkostenabrechnung vom Vormieter zeigen. Wichtig:<br />
In der Regel gilt eine Kündigungsfrist von drei Monaten<br />
und die Höhe der Mietkaution darf nicht mehr als drei Monatskaltmieten<br />
betragen.<br />
<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 30 25.04.2017 17:47:41
Die erste eigene Wohnung · 31<br />
Tipp 4<br />
Augen auf bei der Wohnungsübergabe<br />
Nachdem der Mietvertrag unterschrieben wurde, kommt es zur<br />
Wohnungsübergabe. Im sogenannten Übergabeprotokoll wird<br />
alles aufgeschrieben. Hier ist es wichtig die Augen offen zu<br />
halten und gegebenenfalls etwas penibler zu sein. Denn alles,<br />
was nicht als Mangel im Protokoll notiert wurde, kann einem<br />
beim Auszug angekreidet werden, und plötzlich ist von der<br />
Kaution nicht mehr viel oder gar nichts mehr übrig. Es ist daher<br />
ratsam jeden noch so kleinen Schaden aufzunehmen und alle<br />
Geräte (Spülungen, Heizungen, Wasserhähne, Schubladen) auf<br />
ihre Funktionalität zu überprüfen. Des Weiteren ist es wichtig,<br />
eventuell entstandene Schäden sofort dem Vermieter zu melden.<br />
Stichwort Kleinreparaturklausel: Bei kleineren Reparaturen<br />
kann der Vermieter gegebenenfalls verlangen, dass der<br />
Mieter die Kosten übernimmt. Da „klein“ aber relativ ist, sollte<br />
im Mietvertrag eine entsprechende Klausel mit Obergrenzen<br />
für einzelne Reparaturen und Aufwendungen pro Jahr enthalten<br />
sein.<br />
Tipp 5<br />
An- und Ummelden nicht vergessen<br />
Nach dem Umzug muss sich der Mieter bei der zuständigen<br />
Meldebehörde seines neuen Wohnorts anmelden. Man benötigt<br />
dafür einen gültigen Personalausweis und eine schriftliche<br />
Bescheinigung des Wohnungsgebers, dass man an der neuen<br />
Adresse wohnt. Diese Wohnungsgeberbestätigung ist laut Bundesmeldegesetz<br />
seit dem 1. November 2015 Pflicht.<br />
ab 18 im alleingang<br />
Wer unter 18 Jahre alt ist, kann in der Regel nur mit<br />
Zustimmung der Eltern von zu Hause ausziehen.<br />
Bis zum 18. Lebensjahr haben die Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht<br />
und sind für den Nachwuchs verantwortlich.<br />
Jugendliche sollten daher die Eltern bei ihren Auszugsplänen<br />
mit ins Boot holen – da ein Alleingang spätestens am Mietvertrag<br />
scheitern könnte: Denn der ist bei Minderjährigen nur gültig,<br />
wenn die Eltern mit unterschreiben.<br />
Tapetenwechsel geplant?<br />
Wir haben über 2.400 Wohnungen<br />
Die ulmer heimstätte stellt ihren 5.600 Mitgliedern<br />
über 2.400 eigene Wohnungen zur Verfügung.<br />
Wer hier mietet, genießt alle Vorteile des genossenschaftlichen<br />
Wohnens – mit lebenslangem Wohnrecht,<br />
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<strong>ulmerleben</strong>_Layout_gesamt.indd 31 25.04.2017 17:47:42
32 · Kron-apotheke vorher und nachher<br />
Die Kron-Apotheke vor<br />
der Sanierung.<br />
Eineinhalb Jahre später sieht<br />
das 600 Jahre alte Gebäude<br />
so aus.<br />
<br />
Fotos: Stadt Ulm<br />
Gut gehalten,<br />
Altes Haus<br />
Ein Jahrhunderte altes Gebäude und<br />
ein Stück Sozialgeschichte wird dank<br />
Liebhabern wie Jörg Schmitz fit für die<br />
Zukunft gemacht. So wird aus einem<br />
altem Gemäuer eine städtebauliche<br />
Perle.<br />
Kristina Betz<br />
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Kron-apotheke Vorher und nachher · 33<br />
Um zehn Uhr am Abend kam der Anruf<br />
des Ulmer Apothekers Hans-Joachim<br />
Schönemann. Er habe Jörg Schmitz´<br />
glänzende Augen bei dessen Besuch in<br />
der Postgasse 31 gesehen. Eigentlich begutachtete<br />
dieser nur aus Gefälligkeit das<br />
marode Dach des 1465 erbauten Gebäudes,<br />
um Besitzer Schönemann dazu zu<br />
beraten.<br />
Doch Schönemann und Schmitz verbindet<br />
etwas, das haben die beiden Männer<br />
schnell gemerkt: die Leidenschaft für<br />
das knapp 600 Jahre alte Haus, vielen<br />
Ulmern als die alte Kron-Apotheke bekannt.<br />
Schönemann wolle ihn fragen, ob<br />
er es kaufen möchte.<br />
Stille. „Erst konnte ich gar nichts sagen“,<br />
erzählt Jörg Schmitz heute und blickt mit<br />
nostalgischer Miene auf das etwas schiefe<br />
Gebäude an der Ecke der Postgasse.<br />
Asymmetrisch und kaum zu übersehen<br />
ragt es aus der Gasse hervor. Die einzelnen<br />
Geschosse sehen wie zufällig aufeinander<br />
gestapelt aus. Für den Liebhaber<br />
ein Denkmal mit Charme, Charakter und<br />
Geschichte.<br />
„Man kann so etwas<br />
nicht suchen, man wird<br />
hingeführt.“<br />
Schmitz hat ja gesagt. Ohne darüber<br />
nachzudenken. „Das sind Entscheidungen,<br />
die gehen nicht durch den Kopf, die<br />
sind intuitiv“, sagt der 55-Jährige, der<br />
bei der Stadt Ulm als Stadtbildpfleger<br />
arbeitet und schon von Berufswegen einen<br />
Sinn für Architektur hat. „Manchmal<br />
muss man sich von seinen fünf Sinnen<br />
treiben lassen.“<br />
Dabei ist die Bauart nicht der Grund,<br />
weshalb sich Schmitz so kopfüber in die<br />
Sanierung eines mehrere Jahrhunderte<br />
alten Hauses gestürzt hat. Das Interesse<br />
geht tiefer: „Diese Häuser sind für mich<br />
beseelt“, sagt Schmitz, als spräche er<br />
über einen lieb gewonnenen Menschen<br />
und nicht über aufeinander gestapelten<br />
Stein und Beton.<br />
Das Haus und viele weitere in der Ulmer<br />
Innenstadt sind ein Stück Sozialgeschichte.<br />
„Bauen im Bestand“ nennt sich<br />
sowohl der Erhalt alter Gebäude als auch<br />
deren Sanierung, Modernisierung oder<br />
energetische Aufrüstung. Kurz: Bauen<br />
im Bestand umreißt all das, was ein altes<br />
Haus fit für die Zukunft macht. Und so<br />
mancher Bruchbude eine neue Chance<br />
als städtebauliche Perle verschafft.<br />
Da das im 15. Jahrhundert errichtete Gebäude<br />
unter Denkmalschutz steht, gibt es<br />
Fördergelder von Land, Bund sowie Stiftungen<br />
der Denkmalpflege. Dennoch ist<br />
die Renovierung eines solchen Gebäudes<br />
ein Risiko.<br />
Schmitz investierte eineinhalb Jahre Zeit<br />
in die Renovierung. Wie viel Geld in den<br />
sanierten Mauern, den grün lackierten<br />
Fensterläden und den restaurierten Fachwerk-Balken<br />
steckt, möchte Schmitz für<br />
sich behalten. Er verrät nur so viel: „Ein<br />
Objekt zur Gewinnmaximierung ist es<br />
nicht.“<br />
Mit Blick auf das, was sich getan hat,<br />
ist zu erahnen, wie viel es gewesen sein<br />
muss: Das Fachwerk im Inneren wurde<br />
aufwändig restauriert. Die alten Fenster<br />
blieben als Relikt erhalten, innen wurden<br />
neue Fenster nach modernsten Standards<br />
eingebaut. Auch alte, knarzende Dielenböden,<br />
Balken, zersetzt vom Holzwurm<br />
und nackte Steinwände beließ Schmitz<br />
bewusst im Urzustand. Das alles transportiert<br />
die lange Geschichte des Hauses.<br />
„Da ist Leben drin, da wurde gewohnt,<br />
gearbeitet, da wurden Kinder gezeugt“,<br />
redet sich der Besitzer in Enthusiasmus.<br />
Nach dem Bau 1465 lebte eine Tuchmacherfamilie<br />
in dem Haus. Unten wurde<br />
gewebt, oben gewohnt.<br />
Bereut hat Schmitz den Kauf und die Sanierung<br />
„keine einzelne Sekunde“, „weil<br />
es nur Freude ist“, wie er ergänzt. Keinen<br />
Meter kann Schmitz durch das dreistöckige<br />
Haus gehen, ohne zu erzählen.<br />
Über die 700 Jahre alten Fliesen an der<br />
Wand, die er beim Sanieren im Boden<br />
gefunden hat und die bereits damals als<br />
eine Art Recyclingmaterial für den Bau<br />
des Hauses verwendet wurden. Über die<br />
originale Farbe der Balken im Innern, deren<br />
Farbe mühevoll mit einem Skalpell<br />
freigelegt wurde. Über das schräge Dach,<br />
das das Haus zur Straße und zum Platz<br />
ausrichtet und das so viel über die Kultur<br />
und das Leben im Mittelalter aussagt.<br />
Über die vom Holzwurm ganz löchrigen<br />
Dielen und die kleinen Spion-Fenster,<br />
durch die man heimlich den Frauengraben<br />
überblicken kann.<br />
Nicht nur die alte Kron-Apotheke besteht<br />
dank Liebhabern wie Schmitz weiter.<br />
Auch ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />
in der Büchsengasse 12 trägt ein Stück<br />
Ulmer Sozialgeschichte fort in die Zukunft.<br />
Dort saniert Schmitz gerade zum<br />
zweiten Mal ein echtes Urgestein. Weitere<br />
Projekte sind nicht ausgeschlossen. So<br />
eine Sanierung mit Leidenschaft sei fast<br />
schon schicksalhaft, sagt Schmitz und<br />
eine Symbiose aus der richtigen Zeit und<br />
dem richtigen Ort. „Man kann so etwas<br />
nicht suchen. Man wird hingeführt.“<br />
Vorher: Bis 2008 wurden Arzneien in den<br />
Räumen der Kron-Apotheke verkauft.<br />
Nachher: Ins sanierte Erdgeschoss zog ein<br />
Hörgeräte-Geschäft ein. <br />
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34 · do it yourself: Deko-Idee<br />
DIY: ROLLENDE<br />
OBSTKISTE<br />
Was Ihr Braucht<br />
<br />
Eine robuste<br />
Obstkiste<br />
<br />
Schlossschrauben<br />
(M 5 x 25)<br />
<br />
Bohrer (5,5 oder 6er)<br />
<br />
Muttern<br />
<br />
Bolzenschneider<br />
<br />
Unterlegscheiben<br />
<br />
Weißer Mattlack<br />
<br />
Pinsel<br />
<br />
Vier Rollen<br />
<br />
Zwei Stück Leder<br />
Schraubt jetzt die Rollen mit den Schlossschrauben,<br />
den Unterlegscheiben und<br />
den Muttern an. Wenn etwas von der<br />
Schraube übersteht, könnt ihr das mit<br />
einem Bolzenschneider abknipsen.<br />
<br />
Kristina Betz<br />
Streicht die Obstkiste weiß. Am besten<br />
in zwei Lagen. Wenn ihr sie mit einem<br />
etwas groberen Pinsel streicht, sieht sie<br />
etwas verbrauchter aus, entsprechend<br />
dem „Shabby Chic“-Stil.<br />
Legt die Rollen zur Probe auf die Kiste<br />
und zeichnet die Bohrstellen an. Bohrt<br />
dann die Löcher (mit einem 5,5 oder<br />
6er Aufsatz) vor.<br />
Befestigt nun noch auf beiden Seiten<br />
der Kiste die Lederstreifen, ebenfalls mit<br />
je zwei Schlosschrauben. Noch besser<br />
funktioniert das, wenn ihr den Lederstreifen<br />
vorher locht.<br />
Fotos: Kristina Betz<br />
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Genießen<br />
ist einfach.<br />
Wenn man seine Zeit den<br />
wichtigen Dingen im<br />
Leben widmet. Um Ihre<br />
finanziellen Ziele und<br />
Wünsche kümmern wir<br />
uns in der Zwischenzeit.<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
Wenn´s um Geld geht<br />
sparkasse-ulm.de<br />
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