NPHM_Frühjahr 2016
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WERKEINFÜHRUNG<br />
setzt sich die Durchführung fort. Die Reprise ist gegenüber der Exposition<br />
stark verkürzt. Zuletzt leitet ein lang gehaltener Zweiklang der<br />
ersten Violinen in den zweiten Satz über.<br />
Dieser zweite Satz ist mit Langsam, versunken, zart überschrieben.<br />
Zu einer weichen Grundierung der Streicher stellt das Cello die weitgespannte<br />
Liedmelodie vor. Die erste Oboe tritt hinzu mit einem<br />
Seitenthema, das an den Choral Wer nur den lieben Gott lässt walten<br />
erinnert. Der zweite Oboist greift zum Englischhorn, und das Soloinstrument<br />
interagiert mit den beiden Holzbläsern. Auf dem Höhepunkt<br />
zitieren die ersten Violinen in Oktaven die Liedmelodie vom Anfang des<br />
Satzes. Daran schließt sich eine kammermusikalische Gruppenkadenz<br />
an, die das Solocello gemeinsam mit den vierfach unterteilten ersten<br />
Violinen gestaltet. „Gleichsam ein weiter, schattenhafter Klang“ schreibt<br />
der Komponist über diesen Abschnitt. Zuletzt bleibt nur das Soloinstrument<br />
übrig, und zu einem weiten Glissando in höchster Lage erklingen<br />
glockenartig die hängenden Becken. Dann greift das Solocello die<br />
Liedmelodie mit einigen Erweiterungen wieder auf. Lange Trillerketten<br />
in der ersten Violine führen den Satz zum Abschluss. Die Überleitung<br />
zum Finale besteht aus tremolierenden Akkorden des Streichorchesters<br />
und Flageolett-Pizzicati des Soloinstruments.<br />
Der dritte und letzte Satz trägt die Bezeichnung Mäßig schnell, kantig<br />
heiter. Der schnelle 6/8-Takt mit häufigen punktierten Rhythmen erinnert<br />
an eine Gigue. Das Solocello beginnt allein mit dem ausgedehnten<br />
Thema, das sogleich von den Violinen aufgegriffen wird, im weiteren<br />
Verlauf jedoch nur noch in Ausschnitten wiederkehrt. Dennoch lässt sich<br />
eine Rondo-Struktur ausmachen. Über weite Strecken tritt ein Violinsolo<br />
des Konzertmeisters gleichberechtigt neben das Solocello. Wenn die<br />
Solovioline nach einer Generalpause erstmals auftritt, spielt sie eine<br />
rhythmisch veränderte, in der Tonfolge aber klar erkennbare Variante<br />
des Dies Irae-Themas aus dem ersten Satz. Auch das Cello lässt sich mit<br />
diesem Thema hören. Wieder gibt es in der Mitte des Satzes eine Kadenz<br />
des Solocellos, diesmal von kräftigen Paukenschlägen angekündigt. Bald<br />
nach dem Ende der Kadenz erklingt ein ruhiges, leises Thema mit der<br />
Vortragsanweisung geisterhaft. Hier verlangt der Komponist, dass die<br />
Solovioline mit Tonwolf zu spielen ist. Ein Tonwolf, auch Hoteldämpfer<br />
genannt, besteht aus Metall und wird wie ein gewöhnliches Sordino<br />
auf den Steg gesteckt, reduziert den Klang aber noch weit stärker. Da<br />
die vorgeschriebene Lautstärke aber bis zum Forte reicht, muss der<br />
Konzertmeister mit äußerster Kraft spielen. Zuletzt bringen mehrere<br />
energische Passagen das Concert zu seinem wirkungsvollen Abschluss.