NPHM_Frühjahr 2016

GRUSSWORT | CHRISTIAN STÜCKL
© Gabriela Neeb
Liebe Musikfreundinnen und Musikfreunde,
Nach heftigem Klatschen und einer großen Hilfsbereitschaft am Münchner Hauptbahnhof, nach
Solidaritätsbekundungen auf allen Kanälen, wird über kurz oder lang Ernüchterung einziehen.
Schon jetzt ist abzusehen, dass viele in Deutschland beunruhigt sind und niemand weiß, ob
nicht morgen die Hilfsbereitschaft in Aggression umschlägt. Um so wichtiger ist es deshalb, dass
es Initiativen wie die Stiftung Kolibri gibt, die nicht darauf warten, dass der Staat die Integration
der vielen tausenden Flüchtlinge organisiert, sondern mit großem ehrenamtlichen Engagement
alles unternehmen, dass jungen Migrantinnen und Migranten und unbegleiteten Jugendlichen
der Einstieg in die neue Heimat erleichtert wird.
Dass Musik Menschen auf der ganzen Welt verbindet und dass Musik ohne die Kenntnis einer
anderen, fremden Sprache emotionale Brücken der Verständigung baut, zeigen auf wunderbare
Weise die jungen Musiker der Neuen Münchner Philharmonie. Im letzten Sommer habe ich mit
diesem jungen Orchester in Oberammergau die Oper Nabucco realisiert und ich war begeistert,
mit welch großem Engagement sie die Musik Verdis auf die Bühne gebracht haben. Diese jungen
Musikerinnen und Musiker aus vielen Ländern – von Estland über Aserbaidschan bis nach Spanien
– haben sich nun für ein Benefizkonzert zusammengefunden und spielen unentgeltlich klassische
Musik für junge Flüchtlinge. Kolibri, zusammen mit der Castringius Stiftung, der Petra-Kelly- Stiftung
und dem Referat für Bildung und Sport der Stadt München lädt über 300 Jugendliche zu diesem
Konzert ein und versucht damit, Grenzen zu überwinden und traumatisierten Menschen neue
Lebensfreude zu vermitteln.
Dafür sage ich den Musikerinnen und Musikern der Neuen Münchner Philharmonie und allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kolibri – Interkulturellen Stiftung herzlichen Dank.
Christian Stückl
Intendant des Münchner Volkstheaters