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Energiewendeatlas Deutschland 2030

Sonne, Wind, Biomasse und Co. - Strom, Wärme und Verkehr - Netze, Speicher und Effizienz - Die Energielandschaft in Deutschland erlebt derzeit einen grundlegenden Wandel. Wie diese im Jahr 2030 aussehen könnte uns wo man bereits einen Blick in die Zukunft werfen kann, zeigt der "Energiewendeatlas Deutschland 2030".

Sonne, Wind, Biomasse und Co. - Strom, Wärme und Verkehr - Netze, Speicher und Effizienz - Die Energielandschaft in Deutschland erlebt derzeit einen grundlegenden Wandel. Wie diese im Jahr 2030 aussehen könnte uns wo man bereits einen Blick in die Zukunft werfen kann, zeigt der "Energiewendeatlas Deutschland 2030".

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74 VERKEHRSWENDE POWER-TO-MOBILITY<br />

POWER-TO-MOBILITY VERKEHRSWENDE 75<br />

VERKNÜPFUNG VON ERNERUERBAREM STROMSEKTOR UND VERKEHRSSEKTOR<br />

BEISPIEL DRESDEN:<br />

POWER-TO-LIQUID – DIE REVOLUTION DER<br />

KRAFTSTOFFHERSTELLUNG<br />

Das Dresdner Energietechnikunternehmen sunfire GmbH<br />

hat in seiner Power-to-Liquid-(PtL) Demonstrationsanlage<br />

im März 2015 erstmals synthetischen Kraftstoff aus Wasser<br />

und CO 2<br />

produziert.<br />

Für die Produktion des flüssigen Energieträgers setzt<br />

sunfire Ökostrom, Wasser und Kohlendioxid ein, das unmittelbar<br />

aus der Umgebungsluft gewonnen wird. Herzstück<br />

der Demonstrationsanlage ist die Hochtemperatur-Elektrolyse,<br />

in der das zu Dampf erhitzte Wasser in<br />

seine Bestandteile gespalten wird: Sauerstoff und Wasserstoff.<br />

Letzterer reagiert anschließend mit CO 2<br />

zu einem<br />

Synthesegas, das in Kohlenwasserstoffe umgewandelt<br />

wird. Aus dem dabei entstehenden Rohprodukt (das so<br />

genannte „Blue Crude“) kann mittels einer Standard-Raffination<br />

Kerosin, Diesel, Benzin und andere petrochemische<br />

Produkte gewonnen werden.<br />

Da für die Dampferzeugung Abwärme aus dem Prozess genutzt<br />

wird, ist die Herstellung mit einem Systemwirkungsgrad<br />

von 70 Prozent besonders effizient.<br />

Die so genannten PtL-Kraftstoffe sind klimafreundlich und<br />

ressourcenschonend und können zukünftig einen wichtigen<br />

Beitrag leisten, die Treibhausemissionen im Verkehrssektor<br />

zu reduzieren. Doch das innovative Verfahren hat noch<br />

einen weiteren Vorteil: Mit seiner Hilfe kann Wasserstoff<br />

erzeugt werden (siehe: Infokasten), aber auch umgekehrt<br />

(„reversibel“) mit einer Brennstoffzelle Strom und Wärme<br />

produziert werden. So können z.B. erneuerbare Brenn- und<br />

Kraftstoffe genutzt werden, um Strom flexibel für das öffentliche<br />

Stromnetz bereitzustellen.<br />

Ingenieure der sunfire GmbH zapfen die ersten glasklaren Liter des „Blue Crude“.<br />

Das Forschungsprojekt wird mit 6,4 Mio. Euro vom<br />

Bundesforschungsministerium unterstützt.<br />

BEISPIEL ALLENDORF:<br />

MILLIONEN KLEINER HELFER IM EINSATZ FÜR DIE VERKEHRSWENDE<br />

BEISPIEL PRENZLAU:<br />

PKW-FLOTTE KLIMANEUTRAL AUF DIE STRASSE SCHICKEN –<br />

MIT INNOVATIONEN „MADE IN GERMANY“<br />

2011 ging das erste Hybridkraftwerk weltweit nahe Prenzlau<br />

(Bundesland Brandenburg) in Betrieb. Das „Kraftwerk<br />

Uckermark“ der Firma Enertrag erzeugt seitdem mithilfe<br />

von Windstrom klimaneutralen Wasserstoff. Herzstück der<br />

Anlage ist ein 50-kW-Druck-Elektrolyseur, der über ein<br />

Mittelspannungskabel direkt mit drei 2-MW-Windenergieanlagen<br />

verbunden ist. Dabei dient der Elektrolyseur quasi<br />

als Energieregler: Bei einem Überangebot von Windstrom<br />

in der Region wird dieser für den Elektrolyseprozess genutzt.<br />

Der dabei erzeugte Wasserstoff wird dann in drei<br />

Druckbehältern mit einem Fassungsvermögen von insgesamt<br />

1.350 kg gespeichert und als Kraftstoff an Wasserstofftankstellen<br />

geliefert.<br />

Erzeugen die Windenergieanlagen hingegen nicht genug<br />

Strom, kann der gespeicherte Wasserstoff mit Biogas vermischt<br />

in einem Blockheizkraftwerk genutzt werden. Dabei<br />

wird nicht nur Strom erzeugt, sondern auch Wärme. Diese<br />

wird in das Nahwärmenetz der Stadt Prenzlau eingespeist<br />

und versorgt rund 80 Einfamilienhäuser.<br />

Drei Container und eine Biomethananlage bilden die<br />

Power-to-Gas-Anlage in Allendorf (Hessen), die seit<br />

2015 ins Gasnetz einspeist. Während in bisherigen Power-to-Gas-Projekten<br />

(siehe S. 70) die Methanisierung auf<br />

chemisch-katalytischem Weg erfolgte, hat MicrobEnergy,<br />

ein Unternehmen der Viessmann Group, ein biologisches<br />

Verfahren entwickelt. Dabei werden das in einer Biogasanlage<br />

anfallende CO2 und extern zugegebener Wasserstoff in<br />

Methan umgewandelt, das chemisch mit Erdgas identisch<br />

ist. Diese Methanisierung „erledigen“ Millionen hochspezialisierter<br />

Mikroorganismen: Sie nehmen den in Flüssigkeit<br />

gelösten Wasserstoff und das CO2 durch ihre Zellwand auf<br />

und „verdauen“ beides zu Methan – übrig bleibt bei diesem<br />

Prozess lediglich noch Wasser.<br />

Die Millionen kleiner Helfer erhalten die Energie, die sie<br />

selbst zum Überleben brauchen, durch den Umwandlungsprozess<br />

von Wasserstoff und CO2. Durch die Kopplung<br />

des Verfahrens mit vorhandenen Biogas- und Klärgasanlagen<br />

als CO2-Quelle können die Investitionskosten für<br />

Power-to-Gas-Anlagen deutlich gesenkt werden, da an<br />

den Standorten Transformatoren, Strom- und Gasnetzanschlüsse<br />

oftmals bereits vorhanden sind. So kann das<br />

innovative und vielfach ausgezeichnete biologische Umwandlungsverfahren<br />

zur Dekarbonisierung des bestehenden<br />

Erdgasnetzes sowie der Energiewende im Mobilitätssektor<br />

beitragen.<br />

Die Biomethananlage in Allendorf setzt innovative Maßstäbe.

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