Evangelikale und die Mystik - Auszug
Die unterschätzte Gefahr - Ein leitfaden zur Orientierung
Die unterschätzte Gefahr - Ein leitfaden zur Orientierung
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<strong>Evangelikale</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Mystik</strong> · Teil 1<br />
auf ein immer größeres Interesse unter Christen. Ein nicht geringer<br />
Teil von Protestanten <strong>und</strong> Katholiken hat seit Langem im Zuge des<br />
ökumenischen <strong>und</strong> interreligiösen Dialogs Methoden <strong>und</strong> Philosophien<br />
in ihr Glaubensgut übernommen, <strong>die</strong> den Religionen des<br />
Ostens sowie anderer Philosophien entliehen wurden. Die beiden<br />
großen volkskirchlichen Konfessionen bieten ihren Angehörigen<br />
mittlerweile alles an, was <strong>die</strong> Bibel eben nicht zu bieten hat <strong>und</strong><br />
was man mit Fug <strong>und</strong> Recht als unbiblisch bezeichnen muss. Von<br />
Zen-Buddhismus über Meditationspraktiken verschiedener Religionen<br />
bis hin zum Sufismus <strong>und</strong> New Age wird auf dem frommen<br />
Markt alles angeboten, was das »christliche« Herz begehrt.<br />
Die Zunahme mystischer Strömungen unter <strong>Evangelikale</strong>n –<br />
eine erstaunliche wie erschütternde Entwicklung zugleich – muss<br />
allerdings mit großer Sorge betrachtet werden. <strong>Evangelikale</strong>, auch<br />
<strong>die</strong>jenigen im protestantischen Hauptstrom, galten lange als Verfechter<br />
rechtgläubiger bibeltreuer Lehre. Dass unter <strong>Evangelikale</strong>n<br />
ein neues Interesse an der <strong>Mystik</strong> der Wüstenväter <strong>und</strong> der katholischen<br />
<strong>Mystik</strong>er der mittelalterlichen Kirche erwacht ist <strong>und</strong> dass<br />
ferner viele <strong>Evangelikale</strong> mystische Praktiken als neue Wege der<br />
Erbauung beschreiten, ist schon bedenklich genug. Noch besorgniserregender<br />
ist allerdings, wie man in evangelikalen Kreisen beobachten<br />
kann, dass es längst zu einem Dammbruch gekommen<br />
ist <strong>und</strong> mittlerweile mystische Methoden um sich greifen, <strong>die</strong> noch<br />
vor Jahrzehnten als nicht schriftgemäß verworfen wurden <strong>und</strong> als<br />
unvereinbar mit dem Begriff »evangelikal« galten.<br />
<strong>Mystik</strong>: katholisch, fernöstlich <strong>und</strong> charismatisch<br />
Der Begriff »<strong>Mystik</strong>« hat im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte<br />
ohne<strong>die</strong>s eine inhaltliche Erweiterung erfahren. Während man bis<br />
in <strong>die</strong> 1970er Jahre in christlichen Kreisen unter <strong>Mystik</strong> vor allem<br />
<strong>die</strong> katholische <strong>Mystik</strong> verstand, werden heute viele auf innerliche<br />
Erfahrungen abzielende Methoden dem Bereich der <strong>Mystik</strong> zugerechnet.<br />
Diese Begriffserweiterung erlaubt es, nicht nur an <strong>die</strong> katholischen<br />
<strong>Mystik</strong>er zu denken, sondern auch an <strong>die</strong> zahlreichen<br />
kontemplativen Gebetsarten (Stillegebet, Atemgebet, Jesus-Gebet,<br />
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